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Examensarbete Magisternivå Vom Basteln und dem Spiel mit dem Leser Intertextuelle Referenzen in Lutz Seilers Roman Kruso Intertextual and intermedial references in the novel Kruso by L. Seiler Författare: Dörte Frantz Handledare: Maren Eckart Examinator: Anneli Fjordevik Ämne/huvudområde: Tyska Kurskod: TY3010 Poäng: 15 Ventilerings-/examinationsdatum: 2016-01-15 Vid Högskolan Dalarna har du möjlighet att publicera ditt examensarbete i fulltext i DiVA. Publiceringen sker Open Access, vilket innebär att arbetet blir fritt tillgängligt att läsa och ladda ned på nätet. Du ökar därmed spridningen och synligheten av ditt examensarbete. Open Access är på väg att bli norm för att sprida vetenskaplig information på nätet. Högskolan Dalarna rekommenderar såväl forskare som studenter att publicera sina arbeten Open Access. Jag/vi medger publicering i fulltext (fritt tillgänglig på nätet, Open Access): Ja X Nej Högskolan Dalarna SE-791 88 Falun Tel 023-77 80 00

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Examensarbete

Magisternivå

Vom Basteln und dem Spiel mit dem Leser – Intertextuelle Referenzen in Lutz Seilers Roman Kruso Intertextual and intermedial references in the novel Kruso by L. Seiler

Författare: Dörte Frantz

Handledare: Maren Eckart

Examinator: Anneli Fjordevik

Ämne/huvudområde: Tyska

Kurskod: TY3010

Poäng: 15

Ventilerings-/examinationsdatum: 2016-01-15

Vid Högskolan Dalarna har du möjlighet att publicera ditt examensarbete i fulltext i DiVA.

Publiceringen sker Open Access, vilket innebär att arbetet blir fritt tillgängligt att läsa och ladda

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Abstract: The subject of this thesis is to examine intertextual and intermedial references in the novel Kruso by Lutz Seiler, a German writer and winner of the German book prize 2014, in order to classify them according to their quality and position in the novel, and to analyze their meaning.

Julia Kristeva´s concepts of intertextuality, but mainly Gérard Genette´s five types of transtextuality as well as his inventory of paratextual elements provide the theoretical framework for this study. In addition, the analysis refers to theories about faction-epics by Bo Jansson.

The findings of this study indicate that Seiler´s novel consists of a tremendous multiplicity and variety regarding intertextual and intermedial references. Furthermore, it is the practice of plagiarism that dominates the references. A vast majority of the intertextual and intermedial references was found in the actual text of the novel, whereas only a minority is placed in the paratext. A few references can be regarded as explicit references according to the underlying hypothesis that claims the chapter “Dank” to be an internal bibliography in the novel. Finally, two types of meanings are identified. On the one hand, intertextual and intermedial references have an impact on the generic contract. On the other hand, these references function as part of a creative process during which an author creates a new text by investing old forms with new meanings.

Nyckelord: Intertextualität, Intermedialität, Transtextualität, Paratextualität, Metatextualität, Hypertextualtität, Architextualität, Paratext, Peritext, Epitext, Gattungsvertrag, relationale Lektüre, Faction-Erzählungen, Faction-Epik, Robinsonade, Bildungsroman, Entwicklungsroman, Postmoderne Literatur

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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung ............................................................................................................................... 1

Ziel der Arbeit und Begründung .............................................................................................................................................. 2 Material .......................................................................................................................................................................................... 2 Theorie und Methode .................................................................................................................................................................. 3 Terminologie ................................................................................................................................................................................. 5

2. Die Analyse des Materials .................................................................................................... 20

Umfang der intertextuellen und intermedialen Referenzen im Werk............................................................................ 20 Formen der intertextuellen und intermedialen Referenzen im Werk ............................................................................ 24 Platzierung der intertextuellen und intermedialen Referenzen im Werk ...................................................................... 27 Grad an Explizitheit der Referenzen im Werk .................................................................................................................... 29 Bedeutung besonders relevanter Referenzen im Werk ..................................................................................................... 33

3. Zusammenfassende Diskussion ............................................................................................ 41

4. Literaturverzeichnis .............................................................................................................. 45

Primärliteratur ............................................................................................................................................................................. 45 Sekundärliteratur ........................................................................................................................................................................ 45

Anhang 1 – Korpus: Belege für Intertextualität und Intermedialität ....................................... 51

Anhang 2 – Schutzumschlag .................................................................................................... 89

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Dörte Frantz

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1

1. Einleitung

Sowieso sind meiner Meinung nach in jedem Buch fast alle Bücher. Ich weiß nicht, ob mich einer versteht. Ich

meine, um ein Buch zu schreiben, muβ einer ein paar Tausend Stück andere gelesen haben. Ich kann´s mir

jedenfalls nicht anders vorstellen. Sagen wir: dreitausend. Und jedes davon hat einer verfaβt, der selber

dreitausend gelesen hat. Kein Mensch weiß, wieviel Bücher es gibt. Aber bei dieser einfachen Rechnung kommen

schon …zig Milliarden und das mal zwei raus.1

Diese Worte, die Ulrich Plenzdorf seinem Ich-Erzähler Edgar Wibeau im Roman Die neuen

Leiden des jungen W. in den Mund gelegt hat, beschreiben im Grunde eine wichtige

Eigenschaft literarischer Texte, die darin besteht, dass jeder literarische Text Spuren von

anderen Texten aufweist. Plenzdorfs jugendlicher Romanheld unternimmt hier nichts

Geringeres als den Versuch, den vieldeutigen und damit vieldiskutierten Begriff der

Intertextualität auf seine eigene, bestechend pragmatische Weise auszuloten. Tatsächlich

umfasst der Intertextualitätsbegriff ein komplexes Gebilde unterschiedlicher Theorien, deren

Kern die Einsicht darin bildet, dass kein literarischer Text in einem Vakuum, sondern immer

in einem spezifischen Kontext entsteht, was mehr oder weniger deutliche Spuren anderer

Texte hinterlässt.

Im Rahmen dieser Arbeit möchte ich mich auf eine literarische Spurensuche begeben, um auf

diese Weise Einblick in Aufbau und Funktion des Referenzapparates eines literarischen

Werkes zu erhalten. Den Gegenstand meiner Untersuchungen bildet dabei der im Herbst 2014

erschienene und im selben Jahr mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnete Debütroman

Kruso des bisher vor allem als Lyriker in Erscheinung getretenen Schriftstellers Lutz Seiler.

Dank der medialen Berichterstattung im deutschsprachigen Raum anlässlich der

Preisverleihung war ich auf Seilers Werk aufmerksam geworden, das ich schließlich zur

Lektüre erwarb, nicht zuletzt aufgrund der starken Assoziationen, die der Titel des Romans an

den gleichlautenden Abenteuerroman von Daniel Defoe weckte. Sehr reizvoll erschien mir

zudem, dass dieses Buch als Werk eines ostdeutschen Schriftstellers beworben wurde, der die

Handlung der Geschichte in das Wendejahr 1989 auf die idyllische Ostseeinsel Hiddensee

verortete. Weil ich selbst in der DDR aufgewachsen bin und die Insel Hiddensee in meiner

Jugend als Urlaubsinsel kennen und lieben gelernt habe, eröffnete sich mir hiermit eine ganz

eigene, persönliche Lesart.

1 Plenzdorf 1973, S. 32-33

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Ziel der Arbeit und Begründung

Ziel dieser Arbeit ist es, Lutz Seilers Kruso auf das Vorhandensein intertextueller und

intermedialer Referenzen zu untersuchen. Die Ergebnisse dieser Untersuchung in Form von

verschiedenen intertextuellen und intermedialen Referenzen werden ferner hinsichtlich ihrer

Beschaffenheit, ihrer Platzierung im Werk und ihrer Bedeutung analysiert.

Im Einzelnen soll diese Untersuchung Einsichten darüber verschaffen,

in welchem Umfang intertextuelle und intermediale Referenzen im Werk vorhanden

sind und inwieweit diese inhaltliche Übereinstimmungen aufweisen.

welche Formen intertextuelle und intermediale Referenzen in Kruso annehmen.

an welchen Stellen in Seilers Werk intertextuelle und intermediale Referenzen

auftreten.

inwiefern intertextuelle und intermediale Referenzen explizit im Werk in Erscheinung

treten.

welche Bedeutung besonders relevanten Referenzen in Seilers Kruso zukommt, nicht

zuletzt aufgrund ihrer Beschaffenheit und Platzierung sowie ihres Grades an

Explizitheit.

Material

Den Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit bildet die vom Suhrkamp Verlag 2014

herausgegebene Erstausgabe des Romans Kruso von Lutz Seiler. Dieses Buch, das in

gebundener Form (s.g. Hardcover) vorliegt, ist mit einem Schutzumschlag versehen, dessen

Abbildung diesem Aufsatz zur Verdeutlichung anhängt (Anhang 2), da er als Peritext im

Rahmen dieser Untersuchung ebenfalls auf intertextuelle und intermediale Referenzen

analysiert wird.

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Theorie und Methode

Die nachfolgende Analyse stützt sich im Wesentlichen auf die von Gérard Genette in seinem

Werk Palimpseste. Die Literatur auf zweiter Stufe, Erste Auflage 1993, entwickelte

Typisierung von intertextuellen Beziehungen, bei Genette als transtextuelle Beziehungen

bezeichnet, sowie den ebenfalls von ihm entwickelten Begriff des Paratextes, formuliert in

seinem Werk Paratexte. Das Buch vom Beiwerk des Buches, Erste Auflage 2001. Genettes

fünf Typen transtextueller Beziehungen sowie sein Begriffsapparat einschließlich seines

Analysemodells zum Paratext bilden dabei die Grundlage dieser Untersuchung, weshalb sie

im nachfolgenden Kapitel Terminologie einer begrifflichen Definition unterzogen werden.

Zudem bedarf es einer Auslotung der für diese Arbeit grundlegenden literarischen Begriffe

Intertextualität und Intermedialität, was ebenfalls im nächsten Kapitel erfolgen wird.

Ein weiteres theoretisches Modell, das für diese Analyse verwendet wird und im folgenden

Kapitel zu definieren ist, stellt das literarische Genre Faction-Erzählungen bzw. Faction-Epik

dar, wie es von Bo G Jansson in dessen Werk Episkt Dubbelspel erörtert wurde.

Schließlich besteht die Notwendigkeit, die ebenfalls für diese Untersuchung relevanten

Begriffe Postmoderne Literatur, Robinsonade und Bildungs- bzw. Entwicklungsroman im

Folgenden näher zu erläutern.

Die Analyse des Romans Kruso von Lutz Seiler erfolgt, wie im vorangegangenen Kapitel

aufgeführt, anhand der gebundenen Erstausgabe des Buches. In einem ersten Schritt wird

dazu Seilers Text auf das Vorhandensein intertextueller und intermedialer Referenzen

untersucht. Zusätzlich werden mehrere im Internet zugängliche Rezensionen renommierter

deutschsprachiger Zeitungen, Zeitschriften und sonstiger Medien, die zum Zeitpunkt der

Veröffentlichung der Erstausgabe im Herbst 2014 erschienen sind, herangezogen. Es werden

allerdings nur Rezensionen berücksichtigt, die im Internet veröffentlicht wurden von Medien,

deren literarische Kompetenz im deutschsprachigen Kulturraum allgemein anerkannt ist,

darunter die deutsche Wochenzeitung Zeit, die Schweizer Tageszeitung Neue Zürcher Zeitung

und das Resort Buchkritik des Deutschlandradio Kultur. Die Lektüre der Rezensionen dient

dabei dazu, einerseits das Auffinden intertextueller und intermedialer Referenzen in Seilers

Text zu inspirieren und andererseits potentielle Belege für Intertextualität und Intermedialität

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in Kruso zu verifizieren. Darüber hinaus werden auch weitere Internetquellen, wie z.B.

Wikipedia, zur Verifizierung potentieller Referenzen herangezogen, obwohl diese Quellen nur

begrenzt überprüfbar sind. Die eingeschränkte Zuverlässigkeit der weiteren Onlinequellen

wird hier jedoch billigend in Kauf genommen, weil die Alternative in Form einer

Verifizierung durch Einsichtnahme in gedruckte Quellen im Rahmen dieser Untersuchung zu

aufwendig wäre.

Die Ergebnisse der vorwiegend quantitativen Untersuchung in Form von Belegen für

Intertextualität und Intermedialität in Seilers Werk werden zu einem Korpus

zusammengefasst und dieser Arbeit als Anlage (Anhang 1) beigefügt. In einem zweiten

Schritt wird dann das Korpusmaterial einer hauptsächlich qualitativen Analyse unterzogen,

dies vor allem im Hinblick auf die formelle Ausgestaltung und Platzierung der Referenzen.

Weil es den Rahmen dieser Arbeit bei weitem übersteigen würde, sämtliche aufgefundenen

Referenzen detailliert zu untersuchen, bilden nur diejenigen Referenzen den Gegenstand der

qualitativen Analyse, die mehrfach in Seilers Werk auftreten und/oder in mehreren

Rezensionen erwähnt werden, oder sich anderweitig auszeichnen und folglich besonders

relevant zu sein scheinen.

Ein Aspekt der qualitativen Untersuchung besteht darin, den Grad an Explizitheit der

intertextuellen und intermedialen Referenzen zu ermitteln. Dabei sieht eine Hypothese dieser

Arbeit vor, dass es sich beim letzten Kapitel in Seilers Kruso, namens Dank, um eine Art von

Quellenverzeichnis handelt. Auf dieser Prämisse gründet sich die Entscheidung, alle

Referenzen, die im Kapitel Dank verzeichnet sind, als explizit2 im Sinne dieser Untersuchung

zu betrachten. Demgegenüber stellen diejenigen der im Werk aufgefundenen Referenzen, die

nicht in diesem Kapitel aufgeführt sind, implizite Referenzen dar.

Die Ergebnisse aus quantitativer und qualitativer Analyse werden schließlich Aufschlüsse

darüber ermöglichen, welche Funktionen besonders relevanten Referenzen in Seilers Werk

zukommen. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass diese Arbeit keinen Anspruch auf

Vollständigkeit erheben kann, da aufgrund der Vielzahl und Vielfalt der in Seilers Roman

2 An dieser Stelle sei erwähnt, dass es auch andere Kriterien zur Bestimmung des Grades an Explizitheit der Referenzen gäbe, von denen hier aber vor allem aus Gründen der inhaltlichen Begrenzung dieser Arbeit abgesehen werden muss. Beispielsweise könnte man auch die typographische Beschaffenheit der einzelnen Referenzen dahingehend untersuchen, inwiefern diese durch Kursivstil oder Anführungszeichen besonders („explizit“) hervorgehoben oder einfach in den Fließtext ohne optische Markierung eingebettet sind.

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identifizierten intertextuellen und intermedialen Referenzen davon auszugehen ist, dass das

Werk weitere Referenzen enthält. Zudem sei erwähnt, dass es sich bei dieser Arbeit um eine

textnahe Untersuchung handelt, im Rahmen derer auch Überlegungen zur Autorintention

angestellt werden. Demgegenüber kann in dieser Analyse aus Platzgründen weder auf

narratologische Aspekte, noch auf Fragen zum avisierten Leser eingegangen werden.

Eine weitere Hypothese dieser Untersuchung besteht darin, dass die inhaltliche und formelle

Ausgestaltung der intertextuellen und intermedialen Referenzen sowie deren Platzierung im

Werk Einfluss auf den Grad an Fiktionalität haben, die einem Werk vom Autor zugeschrieben

und vom Leser wahrgenommen wird. Aus dieser Prämisse folgt die Annahme, dass die

Beschaffenheit und Platzierung intertextueller und intermedialer Referenzen letztlich auch die

Ausprägung der Textgattung beeinflusst.

Terminologie

Intertextualität und Intermedialität

Der Begriff der Intertextualität, der auf die Literaturwissenschaftlerin Julia Kristeva

zurückgeht, bezeichnet im weitesten Sinne das Phänomen, dass Texte miteinander in

Beziehung stehen, wodurch Bedeutung entsteht. Prinzipiell geht man davon aus, dass kein

Text aus dem Nichts entsteht, sondern dass jeder Text Spuren anderer Texte enthält.3 Wie bei

Berndt und Tonger-Erk4 deutlich wird, ist Intertextualität ein äußerst vieldeutiger Begriff, der

je nach Wahl der Literaturtheorie (z.B. Strukturalismus vs. Poststrukturalismus), des

Textbegriffs (eng vs. weit) und nicht zuletzt der Textebene (Mikrostruktur vs. Makrostruktur)

teilweise erheblich variieren kann. Wendet man den Intertextualitätsbegriff auf literarische

Texte an, liegt dem ein verhältnismäßig enger Textbegriff zugrunde. Dabei ist ein literarischer

Text dadurch gekennzeichnet, dass er eine Vielzahl intertextueller Beziehungen eingeht und

nicht zuletzt deshalb über eine besonders komplexe Bedeutung verfügt. Aufgrund seiner

Komplexität ist davon auszugehen, dass der Prozess der Bedeutungsentstehung literarischer

Texte nicht unerheblich vom (literarischen) Bildungshorizont sowohl des Autors als auch des

Lesers literarischer Werke beeinflusst wird.

Erweitert man den Textbegriff dergestalt, dass er neben schriftlichen, literarischen Texten

auch gesprochene Texte und darüber hinaus von der Sprache entkoppelte auditive und

3 Berndt/Tonger-Erk 2013, S. 34 4 Berndt/Tonger-Erk 2013, S. 7-16

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visuelle Medien umfasst, sofern sie über eine komplexe Bedeutung verfügen, bezeichnet man

die Beziehungen zwischen Texten verschiedener Medien stattdessen als Intermedialität.5 Mit

Hilfe der Intermedialität kann man folglich Beziehungen zwischen Texten unterschiedlicher

Medialität, nämlich zwischen Text und Bild, Text und Film sowie Text und Musik, und die

Bedeutung, die als Resultat aus Text- und Medienbezug entsteht, beschreiben.6 Eine

eingehendere Definition des Intermedialitätsbegriffes ist für die Zwecke dieser Untersuchung

nicht erforderlich, sondern es genügt lediglich die hier dargestellte Abgrenzung vom

Intertextualitätsbegriff.

Um die Phänomene von Text-Text-Beziehungen beschreiben zu können, erfordert es neben

einer geeigneten Terminologie auch eines Theorierahmens. Wie bereits vorstehend

angedeutet, ist der Begriff der Intertextualität jedoch vieldeutig. Dazu kommt, dass es eine

Vielzahl konkurrierender Terminologien gibt und eines einheitlichen Theorierahmens

entbehrt. Folglich legen Berndt und Tonger-Erk7 nahe, dass es statt der einen viele

rivalisierende Intertextualitätstheorien gibt. Für die Praxis bedeutet dies nun, diejenige

Intertextualitätstheorie auszuwählen, die am besten den Anforderungen der jeweiligen

Textanalyse genügt. Den theoretischen Rahmen dieser Arbeit bildet Gérard Genettes

fünfstufige Taxonomie zur Beschreibung von Text-Text-Beziehungen, die von ihm als

Transtextualität bezeichnet werden. Mit Hilfe von Genettes Analysemodel, das im Folgenden

näher beleuchtet wird, ist eine Analyse der intertextuellen Beziehungen auf sämtlichen

Ebenen des Textes, von der Mikro- bis zur Makrostruktur, möglich.

Transtextualität

Nach Genette sind alle literarischen Texte dadurch gekennzeichnet, dass sie in expliziter oder

impliziter Beziehung zu anderen Texten stehen. Diese Text-Text-Beziehungen, von Genette

als Transtextualität bezeichnet, treten in fünf verschiedenen Formen auf, die jedoch mehr

oder weniger eng miteinander in Verbindung stehen und sich gegenseitig überschneiden.

Deshalb geht Genette davon aus, dass die fünf Formen der Transtextualität nur relative

Abstufungen ein und desselben Phänomens sind, die sich hinsichtlich ihres Grades an

Abstraktion, Implikation und Globalität unterscheiden. Für diese Arbeit bedeutet dies, dass es

im Einzelfall schwierig sein kann, eine genaue Grenze zwischen den fünf Formen der

5 Berndt/Tonger-Erk 2013, S. 9 6 Berndt/Tonger-Erk 2013, S. 157 7 Berndt/Tonger-Erk 2013, S. 7-16

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Transtextualität zu ziehen. An dieser Stelle sei auch darauf hingewiesen, dass Genette selbst

seine Typologie für unvollständig, provisorisch und damit veränderlich hält, was ihn bereits

mehrfach zu begrifflichen Anpassungen veranlasst hat.8

Die erste Form der Transtextualität, die sich von den übrigen vier Formen dadurch

unterscheidet, dass sie das geringste Maß an Abstraktion, Implikation und Globalität aufweist,

wird von Genette als Intertextualität bezeichnet. Unter Intertextualität versteht Genette „die

effektive Präsenz eines Textes in einem anderen Text“9, wobei dies in Form eines Zitats, eines

Plagiats oder einer Anspielung erfolgt. Während es sich bei einem Plagiat im Prinzip um ein

wörtliches Zitat handelt, dass jedoch nicht als solches kenntlich gemacht wird, versteht man

unter einer Anspielung den eher impliziten Verweis auf einen anderen Text, dessen Deutung

einen literarisch geschulten Leser voraussetzt.10

Genettes Intertextualitätsbegriff bildet einen

Aspekt in der überwiegend quantitativen Analyse dieser Arbeit, mittels derer ein Überblick

über die Vielfalt der in Seilers Werk enthaltenen intertextuellen und intermedialen Referenzen

gewonnen werden soll.

Die zweite Form der Transtextualität wird von Genette als Paratextualität bezeichnet. Hiermit

meint er die Beziehungen, die zwischen dem eigentlichen Text und seinem Paratext bestehen,

worunter solche Elemente verstanden werden, die zwar Teil desselben literarischen Werkes

sind, sich aber außerhalb des eigentlichen Textes befinden. So zählen beispielsweise der Titel,

aber auch Vor- und Nachworte, sowie Fußnoten, Illustrationen und der Umschlag zum

Paratext, dessen Funktion im Wesentlichen darin besteht, auf den Leser, genauer gesagt

dessen Rezeption eines Werkes, einzuwirken. Insbesondere der Titel, bei dem es sich laut

Genette um das wichtigste Element des Paratextes handelt, weckt beim Leser Erwartungen

hinsichtlich der Gattung, der das jeweilige Werk angehört, was Genette in Anlehnung an

Philippe Lejeune als Gattungsvertrag bezeichnet.11

Genette misst dem Paratext eine hohe

Bedeutung bei und widmet ihm daher eine separate Abhandlung,12

deren wesentliche Thesen

im Anschluss an die Darstellung aller fünf Typen der Transtextualität näher erläutert werden.

Im Rahmen der qualitativen Analyse von Seilers Werk Kruso bilden die einzelnen Elemente

des Paratextes einen wichtigen Untersuchungsgegenstand.

8 Genette 1993, S. 9-18, 526 9 Genette 1993, S. 10 10 Genette 1993, S. 10-11 11 Genette 1993, S. 11-13 12 Genette 2001

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Der dritte Typ der Transtextualität nach Genette ist die Metatextualität. Dieser Begriff

bezeichnet die Beziehungen zwischen einem Text und einem weiteren, zumeist theoretischen

Text, dem sogenannten Metatext. Dabei setzt sich der Metatext in der Regel kritisch mit dem

anderen Text auseinander und stellt damit einen Kommentar zu diesem Text dar.13

Nach

diesem Verständnis fallen beispielsweise Äußerungen der Literaturkritik in Form von

Rezensionen und Interpretationen in die Kategorie der Metatexte. Für die überwiegend

quantitativ geprägte Analyse von Seilers Werk, deren Ziel es ist, einen Überblick über die

Vielzahl der enthaltenen intertextuellen und intermedialen Referenzen zu erlangen, werden

mehrere Metatexte in Form von Rezensionen unterschiedlicher Organe der kanonischen

Literaturkritik herangezogen.

An dieser Stelle sei erwähnt, dass Genette den Begriff des Metatextes sehr kurz und allgemein

definiert,14

wodurch sich verschiedene Möglichkeiten der Interpretation eröffnen. So deuten

Berndt und Tonger-Erk den Metatext dergestalt, dass dieser auch – gleich einem Paratext –

Teil desselben Werkes sein kann, wie der Text, auf den er sich kommentierend bezieht. Dabei

kommt dem Metatext die Aufgabe zu, „eine Vorhersage über einen Text und dessen Wirkung

bzw. Bedeutung zu machen.“15

Entsprechend dieser Auslegung zählen auch selbstreferentielle

Kommentare in einem literarischen Werk zur Kategorie der Metatexte. Ein Aspekt der

qualitativen Analyse in dieser Arbeit wird deshalb darauf abzielen, Seilers Werk auf das

Vorhandensein von Metatexten in Form von selbstreferentiellen Kommentaren zu

untersuchen.

Die vierte Form der Transtextualität nach Genette ist die Hypertextualität. Darunter versteht

man die strukturelle und inhaltliche Beziehung zwischen einem Hypertext und einem

Hypotext, wobei es sich beim Hypertext zumeist um ein literarisches Werk handelt, das aus

dem Hypotext abgeleitet ist und damit einen Text „zweiten Grades“16

darstellt. Diese

Ableitung kann grundsätzlich in zwei verschiedenen Ausprägungen erfolgen, nämlich

entweder als einfache oder direkte Transformation oder als indirekte Transformation, auch

Nachahmung oder Imitation genannt.17

Genette vereinfacht den Unterschied zwischen beiden

13 Genette 1993, S. 13 14 Genette 1993, S. 13 15 Berndt/Tonger-Erk 2013, S. 118-119 16 Genette 1993, S. 15 17 Genette 1993, S. 14-16

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9

Kategorien dergestalt, dass er die Transformation als einfache und direkte Ableitung

bezeichnet, mit der man „dasselbe anders sagen“ kann, während die Nachahmung eine

komplexere Form der Ableitung ist, mit der man „etwas anderes auf dieselbe Weise sagen“18

kann. Laut Genette werden Hypertexte sechs verschiedener Gattungen unterschieden, wobei

Hypertextualität in Form einer Transformation die Textformen Parodie, Travestie und

Transposition bedingt, während Hypertextualität in Form einer Nachahmung die Textformen

Pastiche, Persiflage und Nachbildung hervorbringt.19

Genette geht davon aus, dass jedes literarische Werk ein Hypertext ist, was im Prinzip mit

Kristevas Intertextualitätsbegriff korrespondiert, demzufolge kein literarischer Text in einem

Vakuum entsteht, sondern mit anderen Texten in Beziehung steht.20

Laut Genette spielt

Hypertextualität vor allem in der Epoche der Moderne bzw. Postmoderne eine besondere

Rolle, da mit Hilfe hypertextueller Verfahren an frühere literarische Epochen angeknüpft

wird. Überhaupt sieht er die Hypertextualität als ein äußerst kreatives Spiel an, im Rahmen

dessen alte Werke, die durch eine im Prinzip endliche Anzahl literarischer Formen

gekennzeichnet sind, zu neuen, komplexeren Werken zusammengebastelt werden, deren

Bedeutung dann den Sinn der ursprünglichen Texte kontaminieren und pervertieren kann.

Hypertextualität stellt somit einen sich unablässig vollziehenden zirkulären Prozess dar,

dessen Produkte in Form der Hypertexte dem Leser eine relationale Lektüre abverlangen, die

wiederum ein gewisses Maß an Verspieltheit auch auf Seiten des Lesers voraussetzt. Nur

wenn die Hypertextualität vom Leser erkannt wird, kann sich ihm auch die Vieldeutigkeit

eines Textes erschließen.21

Genette geht in seinem Modell der Hypertextualität vereinfachend

davon aus, dass sich jeder Hypertext aus nur einem Hypotext ableitet.22

In dieser Arbeit wird

ein möglicher Hypotext einer relationalen Lektüre dahingehend unterzogen, inwiefern dieser

strukturelle und inhaltliche Beziehungen zu Seilers Werk unterhält.

Der fünfte und damit letzte Typ in Genettes Taxonomie transtextueller Beziehungen wird

Architextualität genannt. Im Gegensatz zum eingangs beschriebenen ersten Typ, der

Intertextualität, zeichnet sich diese Form der Transtextualität durch ein Höchstmaß an

Abstraktion, Implikation und Globalität aus. Bei der Architextualität handelt es sich um eine

18 Genette 1993, S. 17 19 Genette 1993, S. 44 20 Genette 1993, S. 20 21 Genette 1993, S. 526-535 22 Gentett 1993, S. 20

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strukturelle Beziehung, die ein Text zu seinem sogenannten Architext unterhält. Darunter

versteht man die einem Text innewohnende Kombination aus Merkmalen und Strukturen, die

diesen Text in Beziehung zu einer bestimmten Textsorte und Gattung setzt. Genette weist an

dieser Stelle allerdings darauf hin, dass Gattungsbegriffe historischen Schwankungen

unterliegen. Wie bereits in einem vorangegangenen Abschnitt erläutert, können auch

paratextuelle Elemente, wie z.B. der Titel eines literarischen Werkes, dem Leser Hinweise zur

Gattungszugehörigkeit geben und damit die Rezeption des Werkes steuern. Es obliegt

allerdings dem Leser, die implizite Beziehung zwischen einem Text und seinem Architext zu

bestimmen und damit Textsorte und Gattung eines Werkes zu definieren, wobei die letztere

unter Umständen sogar im Widerspruch zu der durch den Paratext beanspruchten

Gattungszugehörigkeit des Textes stehen kann. Zusammenfassend wirkt also auch die

Architextualität analog der Paratextualität auf die Erwartungshaltung des Lesers und damit die

Rezeption eines Werkes ein.23

Im Rahmen dieser Arbeit wird Seilers Kruso auch im Hinblick

auf den unterliegenden Architext analysiert. Das Ergebnis dieser Analyse wird dann mit der

vom Paratext proklamierten Textgattung verglichen. Im folgenden Abschnitt werden nun die

für diese Untersuchung relevanten Charakteristika des Paratextes beleuchtet.

Paratext

Laut Genette bestehen literarische Werke nicht nur aus einem Text, sondern verfügen darüber

hinaus auch über ein Beiwerk, den sogenannten Paratext, dessen Aufgabe im Wesentlichen

darin besteht, den eigentlichen Text zu präsentieren und damit auf dessen Rezeption durch

den Leser einzuwirken. Dabei muss man sich den Paratext nicht als einen vom Text deutlich

abgegrenzten, zusammenhängenden Teil vorstellen. Vielmehr handelt es sich dabei um eine

Vielzahl von Diskursen und Praktiken, die mehr oder weniger vom Autor verantwortet

werden und folglich Ausdruck der Autorintention sind. Paratextuelle Elemente unterscheiden

sich entsprechend ihrer räumlichen, zeitlichen, stofflichen, pragmatischen und funktionalen

Eigenschaften, wobei vor allem deren räumliche, stoffliche und funktionale Charakteristika

relevant für diese Arbeit sind und daher im Folgenden näher erläutert werden. 24

Genette unterteilt den Paratext entsprechend seiner räumlichen Situierung in Peritext und

Epitext. Beim Peritext handelt es sich um die Elemente, die im unmittelbaren Umfeld des

Textes stehen, also „innerhalb ein und desselben Bandes, wie der Titel oder das Vorwort,

23 Genette 1993, S. 13-14 24 Genette 2001, S. 9-21

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mitunter in den Zwischenräumen des Textes, wie die Kapitelüberschriften oder manche

Anmerkungen“25

. Der Epitext sieht demgegenüber diejenigen Elemente vor, die sich im

mittelbaren Umfeld des Textes befinden, genauer gesagt „alle Mitteilungen, die zumindest

ursprünglich außerhalb des Textes angesiedelt sind: im Allgemeinen in einem der Medien

(Interviews, Gespräche) oder unter dem Schutz privater Kommunikation (Briefwechsel,

Tagebücher oder ähnliches)“26

.

Im Rahmen dieser Arbeit spielen ausschließlich peritextuelle Elemente eine Rolle, deren

Funktionen und räumliche Situierung im nachfolgenden Abschnitt dargelegt werden. Im

Hinblick auf seine stofflichen Eigenschaften kann der Paratext vereinfachend aus verbalen

Elementen, wie dem Autorennamen oder dem Werktitel, oder aus nicht-verbalen Elementen,

wie z.B. Illustrationen, bestehen.27

Schließlich zeichnet sich der funktionale Charakter

paratextueller Elemente dadurch aus, dass jeder Elementtyp im Prinzip über ein gewisses

Repertoire verfügt. Dabei kann das jeweilige paratextuelle Element auch mehrere Funktionen

gleichzeitig ausüben, die unter Umständen sogar in Widerspruch zueinander stehen.28

Eine

detaillierte Untersuchung der funktionalen Komposition des gesamten Paratextes würde eine

induktive Analyse erfordern, die jedoch im Rahmen dieser Arbeit nicht geleistet werden kann.

Stattdessen zielt die qualitative Analyse von Seilers Werk darauf ab zu ergründen, inwieweit

die Komposition der paratextuellen Elemente stimmig ist, oder aber Diskrepanzen aufweist,

und was diese in einem solchen Fall zu bedeuten haben.

Nach Genette lassen sich peritextuelle Elemente zehn verschiedenen Kategorien zuordnen. Im

Einzelnen handelt es sich dabei um den verlegerischen Peritext, den Autorennamen, den Titel,

den Waschzettel, Widmungen, Motti, das Vorwort, andere Vorworte, Zwischentitel und

Anmerkungen. Im Folgenden werden wesentliche Merkmale der peritextuellen Elemente

erläutert, und zwar in dem Maß, in dem sie für diese Arbeit von Belang sind.

Der verlegerische Peritext, der üblicherweise vom Verleger oder Verlag verantwortet wird,

besteht aus dem äußerlichen Peritext in Form von Umschlag einschließlich Umschlagrücken,

Titelseite und Zubehör sowie der materiellen Realisierung des Werkes, die sich u.a. durch die

Wahl des Formats, des Papiers und der Schrift manifestiert. Während die vier Umschlagseiten

25 Genette 2001, S. 12 26 Genette 2001, ib. 27 Genette 2001, S. 14-15 28 Genette 2001, S. 18-20

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und der Buchrücken vor allem verlegerische und auktoriale Angaben geben sollen, zielt der

Schutzumschlag darauf ab, die Aufmerksamkeit des Lesers gerade kurzfristig auf sich zu

ziehen, was u.a. auch durch die Gattungsangabe erfolgt. Zum Titel zählen u.a. sogenannte

Vorsatzblätter, die meistens nicht bedruckt sind, ein sogenannter Schmutztitel, der den evtl.

abgekürzten Titel des Werkes aufführt, mehrere Seiten, die unterschiedliche verlegerische

Angaben enthalten können, sowie die eigentliche Titelseite. Genettes Ausführungen zum Titel

und dessen Zubehör sind sehr detailliert und spezifisch - so verortet er beispielsweise die

Widmung auf den Schmutztitel – , erheben aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit und

allgemeine Gültigkeit, sondern geben lediglich die am häufigsten auftretende Ausprägung

wieder.29

Der Name des Autors ist Bestandteil sowohl des Epitextes als auch des Peritextes. Im

Gegensatz zum Epitext, in dem der Autorenname recht häufig auftauchen kann, erscheint er

jedoch im Peritext sparsam und ausschließlich vor Beginn des eigentlichen Textes, nämlich

auf dem Titel, den vorderen Umschlagseiten, ggf. dem Umschlagrücken sowie auf dem

Schutzumschlag. Während die Nennung des Autorennamens auf dem Titelblatt eher

zurückhaltend ausfällt, da sie im Prinzip einen Ausdruck gesetzlicher Erfordernisse darstellt,

dient der auf dem Umschlag und vor allem dem Schutzumschlag aufgeführte Name des

Autors hauptsächlich der Vermarktung des Werkes und fällt daher oft sehr großzügig aus.

Hervorzuheben ist an dieser Stelle, dass der Autorenname in Abhängigkeit von der jeweiligen

Gattung des Werkes eine mehr oder weniger große Rolle für den Gattungsvertrag spielt, der

wiederum aus dem Zusammenspiel der Beziehungen zwischen Text und Paratext entsteht. So

hat der Autorenname in der fiktionalen Literatur üblicherweise keine konstituierende

Funktion, während er für die Gattung der Autobiographie den sogenannten

autobiographischen Pakt begründet.30

Ein weiteres peritextuelles Element stellt der Titel des Werkes dar. Genette unterscheidet hier

eigentlich drei Begriffe, nämlich Titel, Untertitel und Gattungsangabe, wobei die beiden

erstgenannten formal definiert sind, während der dritte funktional definiert ist. Was seine

räumliche Situierung angeht, erscheint der Titel gleich mehrfach, und zwar üblicherweise auf

der Umschlagseite eins, dem Umschlagrücken, dem Titelblatt und dem Schmutztitel. Zudem

kann er mehrere Funktionen haben, nämlich eine Bezeichnungs- oder

29 Genette 2001, S. 22-40 30 Genette 2001, S. 41-57

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Identifizierungsfunktion, eine deskriptive Funktion, eine konnotative Funktion, eine

Verführungsfunktion sowie schließlich die Gattungsangabe. Dabei ist nur die erste Funktion

obligatorisch.31

Auch beim Waschzettel handelt es sich um ein Element des Peritextes. Man versteht darunter

einen kurzen Text, „der durch ein Resümee oder jedes andere Mittel auf meistens lobende

Weise das Werk beschreibt, auf das er sich bezieht“32

. Anzutreffen ist der Waschzettel in

zeitgenössischen Werken auf dem Umschlag oder Schutzumschlag, weshalb er auch

Klappentext genannt wird. Dabei kann er bei der Neuauflage eines Werkes durch eine

überarbeitete oder komplett neue Version ersetzt werden.33

Die von Genette Widmungen genannten peritextuellen Elemente bezeichnen gleich zwei

unterschiedliche Praktiken, nämlich einerseits die Widmung eines Exemplars und andererseits

die Zueignung eines Werkes an eine Person oder eine Gruppe von Personen. Widmungen sind

im Allgemeinen zu Beginn eines Buches, häufig auf der rechten Seite nach dem Titelblatt,

angebracht und erscheinen vor allem in der Originalausgabe eines Werkes. Der Zueigner ist

meist der Autor, kann aber im Fall von Werkübersetzungen auch der Übersetzer sein. Ferner

unterscheidet man einen privaten von einem öffentlichen Adressaten einer Zueignung, wobei

der Charakter der Beziehung zwischen Zueigner und Adressaten Grundlage der

Unterscheidung ist.34

Der Zueigner beabsichtigt, mit seiner Zueignung einerseits den

Zueignungsadressaten, andererseits den Leser anzusprechen, da es sich laut Genette bei

diesem Vorgang um eine „(aufrichtige oder unaufrichtige) Zurschaustellung einer (wie auch

immer gearteten) Beziehung zwischen dem Autor und irgendeiner Person, Gruppe oder

Entität“ handelt.35

Ein anderes peritextuelles Element ist das Motto, bei dem es sich laut Genette um ein Zitat

handelt, das einem Werk oder einem Abschnitt des Werkes vorangestellt ist und dessen

Bedeutung sich dem Leser erst nach vollständiger Lektüre des Werkes erschließt. Eine

häufige Form ist dabei das Einleitungsmotto, das am Anfang eines Werkes zwischen

Zueignung und Vorwort zumeist auf der rechten Seite steht und sich in einer für den Leser

31 Genette 2001, S. 58-102 32 Genette 2001, S. 103 33 Genette 2001, S. 103-114 34 Genette 2001, S. 115-133 35 Genette 2001, S. 132

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offenen Beziehung zum Text des Werkes befindet. Beim Motto unterscheidet man den

Zitierten, d.h. den wirklichen Verfasser des Zitats, nämlich zumeist einen Autor, der nicht mit

dem Autoren des Werkes identisch ist, vom Adressanten des Mottos, womit derjenige gemeint

ist, der das Zitat ausgewählt hat, was der Autor, aber unter Umständen auch der Ich-Erzähler

sein kann. Motti werden häufig unter Nennung des Zitierten, aber ohne Quellenangabe

angeführt, wobei sie in Anführungszeichen, kursiv oder in Antiqua präsentiert werden

können. Genette macht nun vier Funktionen aus, die einem Motto zukommen. Die erste

Funktion ist dabei direkt und beinhaltet einen Kommentar bzw. eine Verdeutlichung des

Titels. Die zweite Funktion ist am stärksten kanonisch und stellt einen Kommentar zum Text

dar, der die Bedeutung des Textes präzisiert oder hervorhebt. Die dritte Funktion besteht

darin, dass der Name des zitierten Autors quasi eine indirekte Bürgschaft für den Text abgibt.

Schließlich beinhaltet die vierte Funktion, einem Werk durch das bloße Vorhandensein eines

Mottos ein gewisses Maß an Kultur bzw. Intellektualität zuzuschreiben, was auch als Motto-

Effekt bezeichnet wird und zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine Mottoschwemme

veranlasste.36

Auch das Vorwort wird von Genette zum Peritext gezählt. Dabei versteht er unter diesem

Begriff „alle Arten von auktorialen oder allographen Texten (seien sie einleitend oder

ausleitend), die aus einem Diskurs bestehen, der anlässlich des nachgestellten oder

vorangestellten Textes produziert wurde“37

. Folglich umfasst Genettes Begriff neben dem

Vorwort auch das Nachwort, das er als eine Variante des Vorwortes betrachtet. Zudem

können längere Zueignungen sowie der Waschzettel als Vorwort fungieren, das im Übrigen

nicht obligatorisch ist. Im Hinblick auf den Adressanten unterscheidet Genette verschiedene

Typen von Vorworten, wobei er gleichzeitig einräumt, dass es in der Praxis schwierig sein

kann, den genauen Vorwortadressanten auszumachen. So gibt es denn ein auktoriales oder

autographes Vorwort, bei dem der angebliche Autor Adressant des Textes ist, ein aktoriales

Vorwort, dessen Adressant eine Figur der Handlung ist, und ein allographes Vorwort, das

einer dritten Person zugeschrieben wird. Ferner bezeichnet Genette ein Vorwort als

authentisch, wenn es einer wirklichen Person zugeschrieben werden kann und dies durch alle

sonstigen paratextuellen Signale gestützt wird. Ein fiktives Vorwort wird demgegenüber einer

imaginären Person zugeschrieben, wobei es sich bei der Zuschreibung um ein Manöver

handelt, „das sich durch eine Art ansteckenden Spieltrieb aus der fiktiven Zuschreibung des

36 Genette 2001, S. 141-156 37 Genette 2001, S. 157

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Textes herleitet“38

. Ein Vorwort ist schließlich apokryph, wenn es fälschlich einer wirklichen

Person zugeschrieben wird. Grundsätzlich weist Genette darauf hin, dass sich vor allem

romanhafte Texte durch einen Fiktionsvertrag auszeichnen, der in unterschiedlichen

Elementen des Paratextes, darunter dem Vorwort, auf teilweise widersprüchliche Weise

manifestiert sein kann. Es obliegt dabei dem Leser, die einzelnen paratextuellen Elemente

sowie die Gesamtheit des Werkes hinsichtlich des Grades an Fiktionalität zu deuten.39

Genette verdeutlicht ferner, dass auktoriale Vorworte entweder authentisch oder fiktiv sein

können. Hinsichtlich des authentischen auktorialen Vorwortes unterscheidet Genette zwei

Typen. Dabei handelt es sich einerseits um den bejahenden Typus, der dadurch

gekennzeichnet ist, dass sich der wirkliche Autor im Vorwort für seinen Text verantwortlich

zeigt, was sowohl explizit, z.B. in Form einer Signatur, oder implizit erfolgen kann.

Andererseits handelt es sich um den verneinenden Typus, bei dem ebenfalls Identität

zwischen dem tatsächlichen Autor des Textes und dem Adressanten des Vorwortes vorliegt,

während das Vorwort jedoch durch einen fiktionalen Diskurs gekennzeichnet ist, in dem der

wirkliche Autor behauptet, nicht Adressant des Textes zu sein. Aufgrund seiner fiktionalen

Verleugnung des Textes tendiert das verneinende authentische auktoriale Vorwort eher zur

Fiktion. Ferner unterteilt Genette auch das fiktive auktoriale Vorwort in zwei Gruppen wie

folgt: So unterscheidet er zwischen einem fiktiven auktorialen Vorwort einerseits, dessen

Adressant mit dem angeblichen Autor identisch ist, und einem fiktiven aktorialen Vorwort,

dessen Adressant eine Figur im Werk ist, die nicht mit dem Erzähler identisch ist.40

Wie Genette ausführlich darlegt, lassen sich Vorworte auch im Hinblick auf ihre Funktionen

unterscheiden, wobei die unterschiedlichen funktionalen Typen durch Ort, Zeitpunkt und

Beschaffenheit des Adressanten bestimmt werden. Dabei macht Genette sechs grundlegende

funktionale Typen von Vorworten wie folgt aus: das auktoriale Originalvorwort, das

auktoriale Originalnachwort, das nachträgliche auktoriale Vor- oder Nachwort, das späte

Vor- oder Nachwort, das authentische allographe und aktoriale Vorwort und schließlich das

fiktionale Vorwort. Die hauptsächliche Funktion des bejahenden auktorialen

Originalvorwortes ist, „eine gute Lektüre des Textes zu gewährleisten“41

. Dazu liefert es dem

potentiellen Leser Argumente dafür, warum, vor allem aber wie der Text zu lesen ist. Ferner

38 Genette 2001, S. 183 39 Genette 2001, S. 157-189 40 Genette 2001, S. 173-187 41 Genette 2001, S. 191

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kann das Originalvorwort auch über die Entstehung des Werkes informieren. Diese

Informationen können u.a. im Fall von Fiktionen mit historischem Stoff auch in Form von

Quellenangaben erfolgen. Dabei können diese Quellenangaben auch die Form einer

Danksagung annehmen, wobei dieser dann neben der Informationsfunktion noch die Funktion

zukommt, das Werk in den Augen des Lesers aufzuwerten. 42

Anstelle eines Vorwortes, in dem der Autor mit einem potentiellen, noch uninformierten

Leser vor dessen erwarteter Lektüre eines Werkes kommuniziert, bietet das Nachwort bzw.

der Epilog dem Autor die Möglichkeit, mit dem durch die Lektüre des Werkes informierten

tatsächlichen Leser quasi auf Augenhöhe zu kommunizieren und diesem dadurch eine

„logischere und tiefgehendere Lektüre“43

zu ermöglichen. Gemäß Genette sind

Originalnachworte dennoch ein relativ seltenes Phänomen, was er darauf zurückführt, dass sie

für den Autor und aus pragmatischer Sicht weniger wirksam sind, da die dem Vorwort

zugeschriebenen Hauptfunktionen, nämlich den Leser zur Lektüre zu bewegen und ihn durch

die Lektüre zu führen, hier außer Kraft gesetzt sind.44

Im Gegensatz zum bejahenden auktorialen Vorwort besteht nun die Hauptfunktion des

verneinenden auktorialen Vorwortes sowie aller sonstigen fiktionalen Vorworte bzw.

Nachworte laut Genette darin, eine offenkundig falsche Zuschreibung des Textes

vorzunehmen, was auch als fiktionale oder spielerische Funktionsweise bezeichnet wird, mit

deren Hilfe sich Fiktion als solche inszeniert.45

Ein weiteres peritextuelles Element stellen Zwischentitel dar, bei denen es sich nach Genette

um Titel handelt, die „innerhalb des Textes oder zumindest des Buches stehen“46

und Teile,

Kapitel oder Absätze eines zusammenhängenden Werkes bezeichnen. Dabei richten sie sich

im Gegensatz zum eigentlichen Werktitel nicht an ein umfassendes Publikum, das durchaus

über den Kreis der Leser hinausgehen kann, sondern lediglich an den Leser, der sich bereits

mit dem Werk im Rahmen einer oberflächlichen oder vertiefenden Lektüre beschäftigt hat.

Ferner zeichnen sich Zwischentitel dadurch aus, dass sie im Gegensatz zum Werktitel keine

unbedingte Voraussetzung für die Existenz eines Textes, sondern durchaus entbehrlich sind.

42 Genette 2001, S. 190-227 43 Genette 2001, S. 229 44 Genette 2001, S. 228-230 45 Genette 2001, S. 265-267, 279-280 46 Genette 2001, S. 281

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So wird beispielsweise die literarische Gattung des authentischen oder fiktiven Tagebuches

dadurch charakterisiert, dass statt Zwischentiteln eine eher mechanische Unterteilung des

Textes in Form von Datumsangaben erfolgt. Darüber hinaus unterteilt Genette Zwischentitel

entsprechend ihrer Funktionsweise in thematische, rhematische oder gemischte Typen. Die

zeitgenössische narrative Fiktion kennt auch stumme Unterteilungen, die auf Zwischentitel

oder Nummern verzichten und stattdessen durch Seitenwechsel, Zwischenräume oder

Sternchen markiert werden. Des Weiteren macht Genette drei Anbringungsorte für

Zwischentitel wie folgt aus: zu Beginn eines Abschnittes, als Kolumnentitel oder im

Inhaltsverzeichnis. Dabei können sowohl Kolumnentitel als auch die Auflistung der

Zwischentitel im Inhaltsverzeichnis von einem spielerischen Hinzufügen oder Weglassen

gekennzeichnet sein.47

Schließlich zählt Genette auch Anmerkungen zum Peritext, wobei er einschränkend darauf

hinweist, dass es sich bei dieser Kategorie um einen Sammelbegriff von Elementen handelt,

denen aufgrund ihrer Nähe zum Text „eigentlich keine selbstständige Bedeutung zukommt“48

.

Er definiert folglich Anmerkungen als Aussagen, die mindestens ein Wort umfassen, sich auf

ein Detail des Textes beziehen und entweder auf dieses referieren oder in dessen Umgebung

vermerkt sind. In Abgrenzung vom Vorwort, das einen eher globalen Charakter hat, zeichnet

sich die Anmerkung durch ihren lokalen Charakter aus. Dennoch stehen die im Vorwort

geführten Diskurse mit denen des Anmerkungsapparates in enger Beziehung im Hinblick auf

Kontinuität und Homogenität. Anmerkungen können z.B. durch Ziffern indiziert, als

Marginalien oder am Kapitelende aufgeführt werden. Die Beschaffenheit möglicher

Adressanten der Anmerkungen stimmt im Wesentlichen mit der des Vorwortes überein,

woraus funktionale Übereinstimmungen zwischen Vorwort und Anmerkungen resultieren. Im

Unterschied zum Vorwort sehen die Anmerkungen jedoch eher eine fakultative Lektüre vor

und richten sich nur an die Leser, die sich bewusst auf diese Verzweigung des Textes

einlassen wollen und können. Auktoriale Anmerkungen können als Ergänzung, Abschweifung

oder Kommentare fungieren und bewirken oft Nuancierungs- und Dämpfungseffekte.

Auktionale Anmerkungen zu fiktionalen Werken weisen einen diskursiven Charakter auf und

stellen damit einen Bruch in der Aussageform dar, weshalb sie eindeutig dem Paratext

zugerechnet werden können. Schließlich tragen fiktionale Anmerkungen, unter denen Genette

47 Genette 2001, S. 281-303 48 Genette 2001, S. 304

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„Anmerkungen zu einem fiktionalen oder nicht-fiktionalen Text, deren Adressant selbst

einigermaßen fiktional ist“49

, versteht, zur Fiktion eines Textes bei.50

Im Folgenden werden abschließend nähere Erläuterungen zu einigen literarischen Gattungen

und Epochen gegeben, die für diese Untersuchung relevant sind. Dabei handelt es sich im

Einzelnen um die Begriffe Faction-Erzählungen bzw. Faction-Epik, Postmoderne Literatur,

Bildungs- bzw. Entwicklungsroman und Robinsonade.

Faction-Erzählungen bzw. Faction-Epik

Bo G. Jansson bezeichnet dieses Genre als Faction-Erzählungen bzw. Faction-Epik (meine

Übersetzung) und versteht darunter narrative Texte, die unterhaltsam und spannend gleich

einem Roman sind, von historisch verbürgten Personen und Ereignissen handeln, aber zudem

widersprüchliche Signale hinsichtlich ihres Grades an Fiktionalität an den Leser senden.51

Dabei geben diese Texte nicht nur ein historisches Geschehen wieder, oft mit Hilfe einer

Vielzahl kleiner und zumeist unbedeutender Details, sondern gestalten dieses auch dramatisch

einfühlsam und lassen es dadurch lebendig werden.52

Jansson geht in seiner Definition der Faction-Epik von einem weiten Textbegriff aus, da diese

Gattung drei Hauptformen, im Einzelnen Dokudrama, Dramadokumentation und Dokusoap,

und folglich neben dem literarischen Text auch die Medien Film und Fernsehen umfasst.

Faction-Erzählungen zeichnen sich also durch eine bewusste Ambivalenz zwischen Fiktion

und Nicht-Fiktion aus, wobei Paratext und eigentlicher Text miteinander um den jeweiligen

Grad an Fiktion und Nicht-Fiktion verhandeln. Beispielsweise kann ein und derselbe Text

textinterne Eigenschaften, wie Fokalisierung, ausführlichen Dialog und inneren Monolog,

enthalten, die charakteristischerweise mit Fiktion in Verbindung gebracht werden, und

gleichzeitig über peritextuelle Elemente in Form von fotografischen Illustrationen oder

Referenzen zu anderen Texten oder Dokumenten verfügen, die normalerweise als nicht-fiktiv

wahrgenommen werden.53

An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass der Schwerpunkt

dieser Arbeit auf der Analyse des Paratextes des zu untersuchenden Werkes liegen wird,

49 Genette 2001, S. 324 50 Genette 2001, S. 304-327 51 Jansson 2006, S. 44 52 Jansson 2006, S. 44-45, 211-213 53 Jansson 2006, S. 9-12, 42-43

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während textinterne Faktoren, wie z.B. Erzählinstanz oder Erzählperspektive, aus

Platzgründen nicht berücksichtigt werden können.

Ein Text an sich ist weder fiktiv oder nicht-fiktiv, sondern der Grad an Fiktion ist ein

Ausdruck der Schriftstellerintention und der Art der Lektüre durch den Leser. Während man

bei einer nicht-fiktiven Lektüre einen Text als eine Abfolge von Aussagen auffasst, deren

Wahrheitsgehalt mit der tatsächlichen Wirklichkeit abgeglichen wird, zeichnet sich eine

fiktive Lektüre demgegenüber dadurch aus, das der Text als Aufforderung verstanden wird,

den Inhalt des Textes unabhängig von der tatsächlichen Wirklichkeit für wahr zu halten. Vor

allem mithilfe des Paratextes kann nun der Autor die Art der Lektüre durch den Leser

beeinflussen, durch eine bewusste Fehlindexierung sogar manipulieren. Jansson verdeutlicht

dieses Phänomen, indem er die Verwirrung beschreibt, die 1719 beim Erscheinen von Daniel

Defoes Robinson Crusoe entstand, und zwar erst als Reaktion darauf, dass dieses Werk auf

dem Titelblatt als Autobiographie beworben wurde, und dann kurze Zeit später, als eine

enttäuschte Leserschaft das Werk als Roman und damit als unwahr und den Autor

dementsprechend als Lügner überführte.54

Postmoderne Literatur

Dieser Begriff bezeichnet zeitgenössische literarische Werke, für die es allerdings

unterschiedliche, in Teilen sogar gegensätzliche Definitionsansätze gibt. Entsprechend eines

Ansatzes zeichnet sich die Postmoderne Literatur durch das Nebeneinander von Elite- und

Massenkultur sowie eine Pluralität der Formen aus, was eine „ironisch gebrochene

Intertextualität“ sowie die „Wiederverwendung traditioneller Formen“ bedingt. Ein anderer

Definitionsansatz schreibt der Postmodernen Literatur Merkmale der Moderne zu, nämlich

z.B. „Selbstreferenzialität der Literatur“ sowie die „Beteiligung des Lesers am Prozess der

Bedeutungsproduktion“. Gemäß einem weiteren Ansatz ist die Postmoderne Literatur jedoch

gerade dadurch gekennzeichnet, dass sie sich von der Moderne abwendet. Im Rahmen dieser

Arbeit werden nun die beiden erstgenannten Definitionsansätze zugrunde gelegt.55

54 Jansson 2006, S. 9-42 55 Metzler 2007, S. 603

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Bildungs- bzw. Entwicklungsroman

Dabei handelt es sich um ein literarisches Genre, dessen Wurzeln in der Klassik liegen.56

Die

Begriffe Bildung und Entwicklung werden in der Gegenwart zumeist synonym verwendet. Im

Bildungs- bzw. Entwicklungsroman, der in Form einer fiktionalen Biographie verfasst ist,

bildet der Held seine Individualität in enger Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit aus, d.h.

vor einem bestimmten zeitgeschichtlichen Hintergrund und in einem konkreten räumlichen

Umfeld. Der anfangs jugendliche Held entwickelt dabei im Verlauf unterschiedlicher

krisenhafter Ereignisse eine gestärkte Ich-Identität.57

Robinsonade

Auch bei diesem Begriff handelt es sich um eine Romangattung. Sie weist Ähnlichkeiten mit

den Genres Utopie, Abenteuerroman und Reisebericht auf. Dabei stellt die Robinsonade eine

literarische Bearbeitung des von Daniel Defoe 1719 verfassten Reise- und Abenteuerromans

The Life and Strange Surprising Adventures of Robinson Crusoe dar. In dieser literarischen

Vorlage wird der Erlebnisbericht eines Ich-Erzählers, der nach einem Schiffbruch auf einer

einsamen Insel um sein Überleben kämpfen muss, in Form eines fiktiven Tagebuches

geschildert.58

2. Die Analyse des Materials

In diesem Kapitel wird das Werk Kruso des Schriftstellers Lutz Seiler im Hinblick auf die

darin enthaltenen intertextuellen und intermedialen Referenzen, deren Beschaffenheit,

Platzierung im Werk und die daraus resultierende Bedeutung analysiert. Die Untersuchung,

die sowohl quantitative als auch qualitative Analysemetoden umfasst, ist dabei entlang der

fünf eingangs formulierten Fragestellungen aufgebaut.

Umfang der intertextuellen und intermedialen Referenzen im Werk

Im Rahmen dieser Analyse, die überwiegend quantitativ ausgeprägt ist, geht es im

Wesentlichen darum, einen Überblick über die Vielzahl der in Seilers Werk enthaltenen

intertextuellen und intermedialen Referenzen zu erhalten. Dazu werden sowohl die

Erstausgabe des eigentlichen Werkes als auch mehrere im Internet verfügbare

literaturtheoretische Rezensionen, die zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung von Kruso

56 Wucherpfennig 2010, S. 101 57 Metzler 2007, S. 88-89 58 Metzler 2007, S. 656

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erschienen sind und die nach Genette eine Form von Metatexten59

darstellen, auf das

Vorhandensein entsprechender Referenzen untersucht. Grundlage der Analyse bildet Genettes

Modell der Transtextualität, genauer genommen deren erste Form, die Intertextualität. Dabei

werden Kruso und die vorerwähnten Metatexte dahingehend analysiert, ob sie Belege für die

„effektive Präsenz“60

anderer Texte in Form von Zitaten, Plagiaten oder Verweisen enthalten.

Da dieser Arbeit neben Genettes Theorierahmen auch ein weiter Textbegriff im Sinne der

Intermedialität nach Berndt/Tonger-Erk61

zugrunde liegt, werden in der Analyse Belege für

sowohl Text-Text-Beziehungen als auch Text-Bild-, Text-Film- und Text-Musik-

Beziehungen erfasst, wobei die letzteren im Rahmen dieser Untersuchung nicht nur Musik,

sondern auch Töne im weiteren Sinne einbeziehen, und zu einem Korpus zusammengestellt.

Dieser Korpus umfasst dementsprechend die Gesamtheit aller aufgefundenen intertextuellen,

intermedialen und sonstigen Referenzen in Seilers Kruso. Infolge des Umfangs und der

Komplexität des Korpus ist dieser nicht Teil des Fließtextes, sondern wird als Anhang 1 dieser

Arbeit beigefügt. Die jeweiligen Belege für Intertextualität und Intermedialität sind dazu in

einer Tabelle zusammengefasst und nach verschiedenen Kriterien sortiert.

Erstens werden die aufgefundenen Belege entsprechend der Medialität der ihnen zugrunde

liegenden Beziehungen in intertextuelle (Text-Text), intermediale (Text-Bild, Text-Film oder

Text-Musik) und sonstige Referenzen aufgeteilt, wobei die letztere Kategorie ein

Sammelbegriff für Belege ist, deren Zuordnung zu einer bestimmten Medialität nicht

eindeutig möglich ist und deren Erläuterung im Rahmen der qualitativen Analyse erfolgen

wird. Jede dieser drei Kategorien umfasst ferner mehrere Unterkategorien, im Rahmen derer

die einzelnen Belege wiederum entsprechend inhaltlicher Kriterien zu Gruppen

zusammengefasst sind. Zweitens werden die Belege hinsichtlich ihres Fundortes

unterschieden in Referenzen, die im Werk Kruso von Lutz Seiler aufgefunden wurden, und

solche, die in Rezensionen erwähnt werden.

Die einzelnen Belege sind zudem wörtlich wiedergegeben und mit Seitenangabe (Kruso) bzw.

Quellenangabe (Metatexte) versehen. Schließlich informieren weitere Kennzeichnungen u.a.

59 Genette 1993, S. 13 60 Genette 1993, S. 10 61 Berndt/Tonger-Erk 2013, S. 9

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darüber, an welchen Stellen die jeweiligen Referenzen aufgefunden wurden, was jedoch

Gegenstand der qualitativen Analyse ist, die in den folgenden vier Abschnitten erläutert wird.

Im Folgenden werden nun sämtliche Kategorien und Unterkategorien des Korpus aufgeführt

und zudem Angaben zur Anzahl der jeweiligen inhaltlichen Sammelbegriffe und der

einzelnen Belege pro Gruppe bzw. Kategorie gemacht, was aus Gründen der Übersichtlichkeit

in tabellarischer Form erfolgt. Dabei sei darauf hingewiesen, dass nicht alle Belege wörtlich

im Korpus wiedergegeben sind, sondern ähnliche Referenzen teilweise durch mehrere

Seitenangaben in derselben Klammer gekennzeichnet werden, hier aber in die Gesamtanzahl

einfließen. Zudem gibt es mehrere Belege, die gleichzeitig Formen der Intertextualität und

Intermedialität darstellen. Beispielsweise referiert der Satz „Außerdem Camus, der braune

Reclam-Band mit der Pest.“62

sowohl an einen Text, nämlich Albert Camus´ Roman Die Pest,

als auch an das Bild eines Reclam-Bandes mit braunem Einband. Derartige doppeldeutige

Belege werden hier jedoch nur einfach gezählt.

Kategorien entspr.

inhaltlicher Kriterien

Fundort: Kruso von Lutz Seiler Fundort: Rezensionen

Intertextualität – nach Gattungen und/oder Motiven –

9 Kategorien 21+6+3+0+1+1+0+5+16=53

(gesamt)

7+0+2+1+1+3+4+5+6=29 (gesamt)

Intertextualität – nach Schriftstellern –

37 Kategorien 1+4+1+2+1+1+1+1+3+1+1+3+0+1+

1+0+1+1+1+1+1+1+2+1+2+2+2+2+

1+5+1+15+4+1+1+2+0=69 (gesamt)

0+1+1+0+0+0+0+0+1+0+0+0+1+1+

1+1+1+0+0+0+0+0+0+0+2+2+0+0+

0+1+0+2+0+0+0+0+1=16 (gesamt)

46 Kategorien (gesamt) 122 Belege (gesamt) 45 Belege (gesamt)

Intermedialität – Text-Bild –

7 Kategorien 0+1+1+1+1+1+1=6 (gesamt) 1+0+0+0+1+0+0=2 (gesamt)

Intermedialität – Text-Film –

8 Kategorien 1+1+1+1+1+1+1+1=8 (gesamt) 0+0+2+0+0+0+0+0=2 (gesamt)

Intermedialität – Text-Musik (Ton) –

13 Kategorien 1+1+1+2+2+1+1+2+1+

2+1+1+14=30 (gesamt)

keine

28 Kategorien (gesamt) 44 Belege (gesamt) 4 Belege (gesamt)

sonstige Referenzen: Referenzen an reale Personen

5 Kategorien 1+1+1+0+0=3 (gesamt) 0+0+0+2+2=4 (gesamt)

sonstige Referenzen: Referenzen an Philosophen/religiöse Gurus

9 Kategorien 1+1+0+1+1+1+1+1+1=8 (gesamt) 1+1+1+1+0+0+1+0+0=5 (gesamt)

sonstige Referenzen: sprachliche Referenzen an DDR-Alltag

6 Kategorien 12+8+4+11+2+7=44 (gesamt) keine

sonstige Referenzen: Pseudozitate, nicht verifizierbare Zitate

2 Kategorien 4+5=9 (gesamt) keine

sonstige Referenzen: Selbstreferenzen (Metatext)

1 Kategorie 19 (gesamt) keine

23 Kategorien (gesamt) 83 Belege (gesamt) 9 Belege (gesamt)

97 Kategorien (insges.) 249 Belege (insgesamt) 58 Belege (insgesamt)

Tabelle 1 – Anzahl der Belege für Intertextualität und Intermedialität nach Kategorien und Gruppen

62 Seiler 2014, S. 301

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Auffallend ist die relativ hohe Anzahl von 249 Belegen insgesamt, darunter 122 Belege für

Intertextualität, verteilt auf insgesamt 46 Kategorien, und 44 Belege für Intermedialität,

verteilt auf insgesamt 28 Kategorien, die im Werk Kruso aufgefunden wurden. Eine nähere

Erläuterung der sonstigen Referenzen erfolgt im Rahmen der qualitativen Analyse im

folgenden Abschnitt. Zu beachten ist, dass es sich bei den meisten der in den Rezensionen

aufgefundenen Belege um Dubletten der Belege aus Kruso handelt, allerdings mit einigen

Ausnahmen. So konnten für fünf intertextuelle Referenzen, darunter Referenzen an die

Schriftsteller Wolfgang Hilbig, Uwe Johnson und Peter Weiss, die in den untersuchten

Rezensionen aufgeführt sind, keine ausdrücklichen Belege in Kruso gefunden werden.

Umgekehrt wurden bei der Analyse des Werkes Kruso mehrere Belege für Intertextualität und

Intermedialität, z.B. Referenzen an eine Reihe von Schriftstellern, gefunden, die durch die

untersuchten Rezensionen nicht gestützt werden. Hierbei sei jedoch darauf hingewiesen, dass

aus Gründen der Hantierbarkeit dieser Untersuchung lediglich dreizehn Rezensionen

herangezogen werden konnten, was nur einer kleinen Auswahl aller existierenden

Rezensionen entspricht.

Schließlich zeichnen sich vier Gruppen von Referenzen durch eine außergewöhnlich hohe

Anzahl an Belegen aus. Dabei handelt es sich im Einzelnen um drei Gruppen von

intertextuellen Referenzen, nämlich Robinsonade/Schiffbruch-Referenzen mit 21 Belegen,

Bibel-Referenzen mit 16 Belegen, und Referenzen an den Schriftsteller Georg Trakl mit 15

Belegen, sowie um die Gruppe der intermedialen Referenzen an den Deutschlandfunk mit 14

Belegen, was auf eine besondere Bedeutung dieser Referenzen für Seilers Werk schließen

lässt.

Zusammenfassend legen die Ergebnisse der überwiegend quantitativ ausgerichteten Analyse

nahe, dass Seilers Werk eine Vielzahl und Vielfalt an intertextuellen und intermedialen

Referenzen enthält, was sich in der hohen Anzahl von sowohl aufgefundenen Belegen als

auch ermittelten Kategorien entsprechend inhaltlicher Kriterien zeigt.

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Formen der intertextuellen und intermedialen Referenzen im Werk

Mit Hilfe einer qualitativen Analyse soll im Folgenden ergründet werden, welche Formen die

unterschiedlichen Belege für Intertextualität und Intermedialität im Werk Kruso annehmen.

Hierbei wird wiederum Genettes Analysemodel der Intertextualität63

zugrunde gelegt. Dies

bedeutet konkret, dass die einzelnen im Korpus (siehe Anhang 1) aufgelisteten Belege

dahingehend analysiert werden, inwieweit es sich bei ihnen um Zitate, also die mehr oder

wenige wörtliche Wiedergabe anderer Texte, um Plagiate, d.h. die im Wesentlichen wörtliche

Wiedergabe anderer Texte ohne ausdrückliche Kenntlichmachung, oder um Anspielungen,

also eher implizite Verweise auf andere Texte, handelt. Laut Genette zeichnen sich Zitate

zudem dadurch aus, dass sie mit Anführungszeichen und „mit oder ohne genaue

Quellenangabe“64

versehen sind. Auch in dieser Analyse wird dabei von einem weiten

Textbegriff im Sinne der Intermedialität nach Berndt/Tonger-Erk65

ausgegangen, was

bedingt, dass Referenzen sowohl in Form einzelner Wörter bis hin zu zusammenhängenden

Texten als auch in Form von Bildern, Filmen und Musik bis hin zu Tönen im Allgemeinen

berücksichtigt werden.

Die Ergebnisse der Analyse des Korpusmaterials werden aus Gründen der Übersichtlichkeit in

Form einer Tabelle im Folgenden zusammengefasst. Dabei wird die Anzahl der in Seilers

Werk aufgefundenen Zitate, Plagiate und Anspielungen – nach Kategorien sortiert –

aufgelistet:

63 Genette 1993, S. 10 64 Genette 1993, S. 10 65 Berndt/Tonger-Erk 2013, S. 9

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Zitate davon: nicht verifiziert

bzw. Pseudozitate

Plagiate Anspielungen

Intertextualität – nach Gattungen und/oder Motiven – 53 Belege

3 0 34 16

Intertextualität – nach Schriftstellern – 69 Belege

15 4 (davon 3 Pseudozitate) 52 2

18 (gesamt) 86 (gesamt) 18 (gesamt)

Intermedialität – Text-Bild – 6 Belege

1 0 4 1

Intermedialität – Text-Film – 8 Belege

1 1 6 1

Intermedialität – Text-Musik (Ton) – 30 Belege

11 5 18 1

13 (gesamt) 28 (gesamt) 3 (gesamt)

sonstige Referenzen: Referenzen an reale Personen 3 Belege

0 2 1

sonstige Referenzen: Referenzen an Philosophen/religiöse Gurus 8 Belege

0 6 2

sonstige Referenzen: sprachliche Referenzen an DDR-Alltag 44 Belege

0 44 0

sonstige Referenzen: Pseudozitate, nicht verifizierbare Zitate 9 Belege

7 7 (davon Pseudozitate: 3) 1 1

sonstige Referenzen: Selbstreferenzen (Metatext) 19 Belege

0 0 19

7 (gesamt) 53 (gesamt) 23 (gesamt)

38 (insgesamt) 167 (insgesamt) 44 (insgesamt)

Tabelle 2 - Anzahl Zitate, Plagiate und Anspielungen nach Kategorien

Wie sich auf den ersten Blick erkennen lässt, scheint es sich bei der Mehrzahl der Belege für

Intertextualität und Intermedialität in Seilers Werk um Plagiate zu handeln, auf jeden Fall

entsprechend einer engen Deutung von Genettes Begriffsapparat. So sind 167 der insgesamt

249 Belege des Korpus Plagiate, darunter 86 Belege der insgesamt 122 intertextuellen Belege

und 28 der insgesamt 44 intermedialen Belege. Im Korpus sind übrigens nur wenige Belege

ausdrücklich als Plagiate markiert; vielmehr handelt es sich auch bei allen nicht explizit

gekennzeichneten Belegen um Plagiate, wobei viele dieser Belege eine Form von

„Namedropping“ darstellen, z.B. in Form der Wiedergabe eines Schriftstellernamens in der

Kategorie Intertextualität – nach Schriftstellern oder eines Produktnamens in der Kategorie

Sonstige Referenzen – sprachliche Referenzen an den DDR-Alltag.

Die Zuordnung zu den drei Formen der Intertextualität ist dabei nicht unproblematisch, weil

viele Belege in dieser Untersuchung nur deshalb als Plagiate gerechnet wurden, da sie nicht

ausdrücklich mit Anführungszeichen in Seilers Werk gekennzeichnet sind. Einige dieser

Belege, die nämlich statt mit Anführungszeichen kursiv hervorgehoben sind, könnten aber bei

großzügiger Deutung von Genettes Intertextualitätsbegrif durchaus als Zitate berücksichtigt

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werden. Zudem ist zu beachten, dass mehrere der Belege, die im Rahmen dieser Arbeit als

Zitate gerechnet wurden, Teil von direkter Rede sind und daher per se in Anführungszeichen

stehen. Auf jeden Fall macht diese Analyse auch deutlich, dass der Referenzapparat in Kruso

nicht konsequent ist, was sicherlich mit der Gattung dieses Werks zu tun hat, wie in einem

späteren Abschnitt erläutert wird.

Nur zwei der insgesamt 38 als Zitate ermittelten Belege für Intertextualität und Intermedialität

in Seilers Werk sind übrigens mit einer Quellenangabe versehen, die in unmittelbarer

räumlicher Nähe zum jeweiligen Zitat steht. Hierbei handelt es sich einerseits um das Motto

in Kruso: „››Um jedoch auf meinen neuen Gefährten zurückzukommen, so gefiel mir dieser

außerordentlich.‹‹ Daniel Defoe, Robinson Crusoe“66

und andererseits um die

„Umschlagabbildung: Seekartenausschnitt vom Standort des Leuchtturms Dornbusch,

Hiddensee © Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH)“67

. An dieser Stelle wird

auf die vierte der insgesamt fünf Fragestellungen dieser Untersuchung verwiesen, deren

Analyse Gegenstand des übernächsten Abschnitts ist. Im Rahmen dieser Analyse wird zu

ermitteln sein, inwiefern intertextuelle und intermediale Referenzen in Kruso explizit sind in

dem Sinne, dass sie ausdrücklich im Kapitel Dank aufgeführt werden. Entsprechend einer

dieser Arbeit zugrunde liegenden Hypothese handelt es sich bei diesem Kapitel um eine Art

von Quellenverzeichnis, das sich allerdings nicht in unmittelbarer räumlicher Nähe zu den

jeweils aufgeführten Referenzen befindet, da es als letztes Kapitel am Schluss des Werkes

steht.

Wie bereits im vorangegangenen Abschnitt bemerkt wurde, umfasst der Belegkorpus (siehe

Anhang 1) neben den intertextuellen und intermedialen Referenzen auch eine Reihe von

sonstigen Referenzen. Hierbei handelt es sich um drei Belege für Referenzen an reale

Personen, von denen zwei als Plagiate und eine als Anspielung gewertet werden, um acht

Belege für Referenzen an Philosophen oder religiöse Gurus, von denen sechs Plagiate und

zwei Anspielungen sind, sowie um 44 Belege für sprachliche Referenzen an den DDR-Alltag

in Form von Marken, Produkten, Abkürzungen, Institutionen, Abläufen und sonstigen

sprachlichen Besonderheiten, die ausnahmslos den Plagiaten zugerechnet werden. Ferner gibt

es eine Kategorie, Sonstige Referenzen, in denen neun Belege gesammelt sind, bei denen es

sich um sieben Zitate oder Pseudozitate, ein Plagiat und eine Anspielung handelt, die nicht

66 Seiler 2014, S. 7 67 Seiler 2014, Schutzumschlag/Klappentext

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durch Recherche im Internet oder in sonstigen Sekundärmedien verifiziert werden konnten.

Schließlich umfasst der Korpus eine letzte Kategorie, bei der es sich um Selbstreferenzen im

Sinne eines Metatextes handelt. Diese Kategorie wird eingehender im nächsten Abschnitt

erläutert.

Zusammenfassend kann konstatiert werden, dass im Rahmen dieser qualitativen Analyse das

Plagiat als häufigste Form der in Seilers Werk aufgefundenen Referenzen für Intertextualität

und Intermedialität identifiziert wurde, auch wenn die formelle Zuordnung nicht ganz

unproblematisch ist, was nicht zuletzt auf die inkonsequente Gestaltung des

Referenzapparates zurückzuführen ist.

Platzierung der intertextuellen und intermedialen Referenzen im Werk

Im Rahmen einer weiteren qualitativen Analyse soll im Folgenden untersucht werden, an

welchen Stellen in Kruso intertextuelle und intermediale Referenzen auftreten. Den

theoretischen Hintergrund dieser Fragestellung bilden Genettes zweite Form der

Transtextualität, die sogenannte Paratextualität,68

seine Ausführungen zum Paratext,69

wobei

die Erläuterungen zum Peritext70

von besonderer Relevanz für diese Arbeit sind, sowie die

Interpretation von Genettes Begriff der Metatextualität nach Berndt/Tonger-Erk,71

der zufolge

auch selbstreferentielle Kommentare in literarischen Werken Metatexten darstellen.

Wie im dieser Arbeit beigefügten Korpus (Anhang 1) zu ersehen ist, wurden die im Werk

aufgefundenen Belege intertextueller, intermedialer und sonstiger Referenzen dahingehend

gekennzeichnet, an welcher der zehn von Genette definierten Stellen im Peritext sie sich

befinden. Im Umkehrschluss sind alle Belege, die keine derartige Markierung aufweisen,

nicht Teil des Peritextes, und damit auch nicht des Paratexes, sondern wurden stattdessen im

eigentlichen Text aufgefunden. Aus Gründen der Übersichtlichkeit werden die Ergebnisse

dieser Analyse in der folgenden Tabelle zusammengefasst:

68 Genette 1993, S. 10-11 69 Genette 2001, S. 9-21 70 Genette 2001, S. 12 71 Berndt/Tonger-Erk 2013, S. 118-119

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Lfd.

Nr.

Element des Peritextes nach Genette72

Anzahl der Belege Kategorien

1 verlegerischer Peritext 1 Intermedialität (Umschlaggestaltung)

2 Name des Autors -

3 Titel 1 Intertextualität

4 Waschzettel -

5 Widmungen 1 sonstige Referenzen (reale Person)

6 Motto 1 Intertextualität

7 Vorwort -

8 andere Vorworte (Nachwort, Epilog) 8 Intertextualität (6 Belege)

Intermedialität (2 Belege)

9 Zwischentitel 11 Intertextualität (9 Belege)

Intermedialität (2 Belege)

10 Anmerkungen -

gesamt 23

Tabelle 3 - Platzierung intertextueller, intermedialer und sonstiger Referenzen im Peritext

Wie der Tabelle zu entnehmen ist, wurden lediglich 23 Belege für intertextuelle, intermediale

und sonstige Referenzen im Peritext, und somit folglich im Paratext des Werkes Kruso,

aufgefunden. Die überwiegende Mehrzahl aller Belege, nämlich 226 Belege, wurde somit

nicht im Paratext, sondern im eigentlichen Text von Seilers Werk ermittelt. Zudem wird

deutlich, dass es sich bei siebzehn und damit den meisten dieser 23 Belege um Belege für

Intertextualität handelt, während nur fünf Belege für Intermedialität und lediglich ein Beleg

für sonstige Referenzen aufgefunden wurden. An vier Positionen des Peritextes wurden

jedoch keinerlei Belege für Intertextualität, Intermedialität oder sonstige Referenzen

aufgefunden.

Die Entscheidung darüber, an welcher Stelle in Kruso sich die aufgefundenen intertextuellen,

intermedialen und sonstigen Referenzen genau befinden, ist allerdings nicht unproblematisch.

Einerseits beruht dies auf der Tatsache, dass Genettes Definitionen des verlegerischen

Peritextes73

Überschneidungen mit seinen Definitionen des Titels, der Widmung und der

Motti aufweisen. In dieser Untersuchung wurde nun bewusst nur die Umschlaggestaltung als

einziger Beleg, in diesem Fall in Form einer intermedialen Referenz, dem verlegerischen

Peritext zugerechnet, während jeweils ein Beleg ausdrücklich als dem Titel, der Widmung,

hier in Form einer Zueignung, und den Motti zugehörend ausgewiesen wird. Dabei handelt es

sich im Einzelnen um jeweils eine intertextuelle Referenz, die im Titel und im Motto des

Werkes aufgefunden wurde. Demgegenüber ist die in der Widmung ermittelte Referenz eine

sonstige Referenz in Form einer realen Person.

72 Genette 2001 73 Genette 2001, S. 22-40

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Andererseits wurde die Analyse dadurch erschwert, dass das erste Kapitel in Seilers Werk,

Kleiner Mond, durchaus als Vorwort im Sinne von Genettes Definition74

aufgefasst werden

könnte, vor allem infolge seiner exponierten Lage im Werk. So befindet sich zwischen diesem

und dem folgenden Kapitel eine leere Seite, die auch im Inhaltsverzeichnis durch eine

Leerzeile abgebildet ist. Allerdings spricht gegen die Deutung als Vorwort, dass der Inhalt

dieses Kapitels offensichtlich keinen diskursiven Charakter hat, weshalb die in diesem Kapitel

aufgefundenen sonstigen Referenzen in Form von sprachlichen Referenzen an den DDR-

Alltag auch nicht separat ausgewiesen wurden.

Schließlich enthält der Belegkorpus (Anhang 1) die Kategorie Selbstreferenzen/Metatexte.

Zusätzlich ist eine intertextuelle Referenz an den Schriftsteller Georg Trakl gleichzeitig als

Metatext gekennzeichnet. Bei diesen Belegen handelt es sich nun um Referenzen, die im

Sinne von Berndt/Tonger-Erks75

Deutung des Metatextualitätsbegriffes nach Genette

selbstreferentielle Kommentare in Seilers Werk darstellen, wie z.B. „Edgar Bendler hatte

beschlossen, zu verschwinden, ein Satz wie aus einem Roman.“76

. Analog diesem Beispiel

kommentiert der Erzähler in diesen Referenzen den Prozess des Erzählens bzw. Schreibens,

weshalb diese Referenzen im Sinne von selbstreferentiellen Kommentaren zum eigentlichen

literarischen Werk, Seilers Kruso, gewertet werden können.

Zusammenfassend haben die Ergebnisse dieser qualitativen Analyse deutlich gemacht, dass

lediglich eine Minderheit aller im Werk aufgefundenen, und zwar hauptsächlich

intertextuelle, Referenzen, im Peritext und folglich im Paratext von Seilers Kruso platziert

ist, während die Mehrzahl der aufgefundenen Referenzen im eigentlichen Text steht. Zudem

konnten Referenzen im Werk ermittelt werden, die selbstreferentiellen Charakter haben und

damit Metatexte darstellen.

Grad an Explizitheit der Referenzen im Werk

Mit Hilfe der folgenden Analyse soll ein Einblick darin verschafft werden, welche der in

Seilers Werk enthaltenen intertextuellen, intermedialen und sonstigen Referenzen explizit in

Erscheinung treten. Grundlage dieser Untersuchung bilden Genettes theoretische

74 Genette 2001, S. 157 75 Berndt/Tonger-Erk 2013, S. 118-119 76 Seiler 2014, S. 26

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Erläuterungen zur Intertextualität77

sowie zur Paratextualität mit einem Schwerpunkt auf den

peritextuellen Elementen Vorwort und andere Vorworte.78

Wie bereits erwähnt, liegt dieser Arbeit die Hypothese zugrunde, dass es sich beim Kapitel

Dank79

um eine Art von Quellenverzeichnis handelt, welches sich allerdings im Gegensatz zu

den im ersten Abschnitt behandelten Quellenangaben nicht in unmittelbarer räumlicher Nähe

zu den jeweiligen Referenzen befindet, sondern stattdessen am Schluss des Werkes steht. Die

Hypothese wird dabei vor allem durch Genettes Definition des Vorwortes sowie der anderen

Vorworte gestützt. So schreibt Genette dem Vorwort u. a. eine Informationsfunktion zu, die

auch die Angabe von Quellen beinhalten kann. Dabei räumt er ergänzend ein, dass als

Sonderfall dieser Quellenangaben unter Umständen „Danksagungen an Personen und

Institutionen […], die dem Autor bei der Vorbereitung, Abfassung und Herstellung eines

Buches verschiedentlich geholfen haben“80

, angesehen werden können. Aufgrund der

Platzierung des Kapitels Dank am Schluss des Werkes ist nun davon auszugehen, dass es sich

dabei nicht um ein Vorwort im eigentlichen Sinne, sondern stattdessen eher um eine Art

Nachwort, also eine Unterform des peritextuellen Elementes andere Vorworte, handelt.

Als Konsequenz dieser Hypothese, der zufolge die Danksagung als eine Art von

Quellenverzeichnis funktioniert, resultiert nun die Entscheidung, diejenigen der im Werk

aufgefundenen Referenzen, die ausdrücklich im Kapitel Dank aufgeführt sind, als explizit im

Sinne dieser Untersuchung zu betrachten. Im Umkehrschluss werden Referenzen, die nicht in

diesem Kapitel aufgeführt sind, im Rahmen dieser Arbeit als implizit aufgefasst. Im

Folgenden wird nun der Inhalt des Kapitels Dank, der sich auf Texte im weitesten Sinne

bezieht, auf Übereinstimmungen mit den im Korpus (siehe Anhang 1) zusammengestellten

Belegen für intertextuelle, intermediale und sonstige Referenzen verglichen. Dabei werden

Danksagungen an natürliche Personen nicht berücksichtigt. Das Ergebnis dieses Vergleiches

wird aus Gründen der Übersichtlichkeit in tabellarischer Form präsentiert:

77 Genette 1993, S. 10 78 Genette 2001, 157 f., 228 f. 79 Seiler 2014, S. 480-481 80 Genette 2001, S. 205

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Lfd.

Nr.

Bestandteile des Kapitels Dank81

Belege im Korpus

(Anhang 1)

Kommentare

1 Dokumentationen Ûber die Ostsee in

die Freiheit und Hinter dem

Horizont liegt die Freiheit von

Christine Vogt-Müller und Bodo

Müller

S. 439 (Epilog, Plagiat)

2 Flugtrute Østersøen von Jesper

Clemmensen

S. 475 (Epilog, Plagiat)

3 László F. Földényis Überlegungen

zu Perspektiven der Freiheit in

Europa nach 1989

keine Belege Perspektiven der Freiheit ist

als Werk in deutscher

Übersetzung nicht verifi-

zierbar!82

4 Gedicht Melopee des flämischen

Dichters Paul van Ostaijen in der

Übertragung von Klaus Reicherts

S. 91 (Zwischentitel, Plagiat)

S. 96-97, 248,289 (Zitate)

5 verstreute Zitate aus Robinson

Crusoe von Daniel Defoe in der

Übersetzung Anna Tuhtens in

Ausgabe des Verlags Philipp Reclam

jun. Leipzig 1950

S. 7 (Motto, Zitat) Zitat in Anna Tuhtens

Übersetzung nicht

verifizierbar; Abweichung:

„Um jedoch auf meinen neuen

Gefährten zurückzukommen,

so gefiel mir dieser derselbe

außeror-dentlich.“

keine sonstigen Zitate

auffindbar!

6 Antonin Artaud wird in

Nachdichtung Elena Kapraliks

wiedergegeben

S. 108 (Plagiat)

S. 205 (2 Zitate: 1 nicht verif.)

S. 238 (Pseudozitat)

7 Verse aus Georg Trakl enstammen

dem von Franz Fühmann

herausgegebenen Band Von

Feuerschlünden. Erfahrungen mit

Georg Trakls Gedicht, Hinstorff

Verlag 1984

insgesamt 15 Belege für

Referenzen, darunter:

4 Zitate (S. 173,274,292,414),

2 Zwischentitel (S. 15, 129),

1 Plagiat (S. 467, Epilog)

intressant:

genaue Quellenangabe im

Dank!

8 aus „Edgars Beständen“ Zeilen von:

Jürgen Becker keine Belege

Friedrich Nietzsche S. 219, 362 (Zitat)

Gottfried Benn keine Belege

Peter Huchel S. 345 (Zitat)

9 in „einzelnen Sätzen werden zitiert“:

Fjodor Dostojewski S. 195 (Plagiat)

S. 242 (Zwischentitel, Plagiat)

S. 248 (Plagiat)

Marguerite Duras keine Belege

Don DeLillo keine Belege

Thomas Morus S. 258 (Zitat)

Das Alte Testament insgesamt 16 Belege für

Referenzen

Keine Unterscheidung in Altes

und Neues Testament

Nachrichten und Wetterberichte des

Deutschlandfunks

insgesamt 14 Belege für

Referenzen

Zitate sind im Prinzip nicht

verifizierbar, da kein Zugang

zum Tonarchiv erfolgte

17 Positionen (gesamt) 12 Positionen belegt

(gesamt)

davon: 5 Positionen nicht

belegt (gesamt)

Tabelle 4 - Vergleich Dank mit aufgefundenen intertextuellen, intermedialen und sonstigen Referenzen 81 Seiler 2014, S. 480-481 82 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/L%C3%A1szl%C3%B3_F._F%C3%B6ld%C3%A9nyi, eingesehen am 05.01.2016

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Die Auswertung der Tabelle zeigt, dass es grundsätzlich mehr Übereinstimmungen als

Abweichungen zwischen den im Kapitel Dank aufgeführten Quellen und den im Werk

aufgefundenen intertextuellen, intermedialen und sonstigen Referenzen gibt. Konkret können

Übereinstimmungen zwischen den in Kruso aufgefundenen Referenzen mit zwölf der in der

Danksagung aufgeführten Quellen festgestellt werden, die folglich als explizite Referenzen im

Sinne dieser Untersuchung betrachtet werden. Darunter befinden sich beispielsweise

Referenzen, die den vier größten Gruppen von Referenzen, die im Rahmen der quantitativen

Analyse im ersten Abschnitt ermittelt wurden, angehören, nämlich Referenzen an Daniel

Defoes Robinson Crusoe, die Bibel bzw. Das Alte Testament, Georg Trakl sowie an den

Deutschlandfunk. Demgegenüber lassen sich für lediglich fünf der im Dank aufgeführten

Quellen keine Referenzen in Seilers Werk finden, und zwar weder für Földényis

Überlegungen zu Perspektiven der Freiheit, Jürgen Becker, Gottfried Benn, Marguerite

Duras, noch zu Don DeLillo.

Was die Tabelle allerdings nicht verdeutlicht ist, dass es sehr viele der im Werk

aufgefundenen intertextuellen, intermedialen und sonstigen Referenzen gibt, für die im Dank

keine Quellenangaben aufgeführt sind, was diese damit zu impliziten Referenzen im Sinne

dieser Arbeit macht. Wie jedoch ein Blick auf die im ersten Abschnitt enthaltene Tabelle 1

zeigt, wurden im Rahmen der quantitativen Analyse insgesamt 97 unterschiedliche

Kategorien festgestellt, zu denen sämtliche im Werk aufgefundenen Referenzen zugeordnet

werden können. Nach Abzug der im Rahmen dieser qualitativen Untersuchung ermittelten

zwölf expliziten Referenzen verbleiben 85 Kategorien, deren Referenzen somit impliziten

Charakter im Sinne dieser Untersuchung haben.

Zu den impliziten Referenzen gehören beispielsweise die Anspielung in Form des Namens

einer Hauptfigur, Ed, an die Hauptfigur Edgar Wibeau in Die neuen Leiden des jungen W. von

Ulrich Plenzdorf und das Plagiat „eine Abhandlung über Faust in Italien von Paola Del

Zoppo“83

. Die letztere Referenz stellt sich zudem als fehlerhaft heraus, da diese Abhandlung

erst 2009, und somit zehn Jahre, nachdem sich die Handlung im Werk zugetragen haben soll,

und zudem lediglich in italienischer Originalsprache84

veröffentlicht wurde. Es gibt aber auch

Belege für Zitate, die in Seilers Werk aufgefunden wurden, aber nicht als Quelle im Dank

83 Seiler 2014, S. 296 84 Irisnews, http://irisnews.net/paola-del-zoppo/, eingesehen am 02.01.2016

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verzeichnet sind, darunter ein mit Anführungszeichen markierter Auszug aus dem Gedicht

Kirschblüte bei der Nacht85

des Dichters Barthold Heinrich Brockes.

Ferner ist noch anzumerken, dass sich unter den expliziten Referenzen auch solche befinden,

die im Rahmen der im zweiten Abschnitt vorgenommenen qualitativen Analyse als Plagiate

identifiziert wurden, da sie entsprechend Genettes Definition86

zwar wörtlich wiedergegeben,

aber nicht mit Anführungszeichen markiert sind. Hinsichtlich der ebenfalls expliziten

Referenzen an den Deutschlandfunk zeigt sich zudem deutlich, dass Seiler bei der

typografischen Ausgestaltung seines Referenzapparates inkonsequent ist, da einige der

aufgefundenen Belege für intermediale Referenzen mit Anführungszeichen hervorgehoben

werden, während andere kursiv geschrieben sind.

Schließlich deuten die Ergebnisse dieser qualitativen Untersuchung darauf hin, dass die

Danksagung in Seilers Werk ein selektives und unvollständiges Quellenverzeichnis darstellt,

was allerdings mit der Inkonsequenz, die hinsichtlich der Ausprägung des Referenzapparates

im Werk festgestellt wurde, in Verbindung zu stehen scheint. Nähere Betrachtungen hierzu

werden im anschließenden letzten Abschnitt angestellt.

Zusammenfassend hat sich im Rahmen dieser qualitativen Analyse gezeigt, dass es zwar

zwölf explizite Referenzen gibt, dass aber die Mehrzahl aller in Seilers Werk aufgefundenen

Referenzen impliziten Charakter im Sinne dieser Arbeit hat.

Bedeutung besonders relevanter Referenzen im Werk

Im Rahmen dieser abschließenden qualitativen Analyse soll Klarheit in die Frage nach der

Bedeutung besonders relevanter intertextueller, intermedialer und sonstiger Referenzen in

Seilers Kruso gebracht werden, die ihnen nicht zuletzt infolge ihrer Beschaffenheit und

Platzierung sowie ihres Grades an Explizitheit zukommt. Diese Untersuchung stützt sich

dabei vor allem auf den zweiten, vierten und fünften Typ in Genettes Modell der

Transtextualität, und zwar im Einzelnen die Paratextualität,87

Hypertextualität88

und

85 Seiler 2014, S. 19 86 Genette 1993, S. 10 87 Genette 1993, S. 11-13 88 Genette 1993, S. 15

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Architextualität.89

Daneben gründet sich diese Analyse auch in gewissem Maß auf den

Begriff der Faction-Erzählungen bzw. Faction-Epik, so wie er bei Jansson90

erörtert ist.

Der Begriff der Paratextualität wird insofern von Bedeutung sein, als mehrere Elemente des

Paratextes, genauer gesagt des Peritextes, eine wichtige Rolle beim sogenannten

Gattungsvertrag,91

d. h. der Verhandlung zwischen Autor und Leser um die Gattung des

jeweiligen literarischen Werkes, spielen. Der Begriff der Hypertextualität ermöglicht

demgegenüber, die Vieldeutigkeit92

eines Werkes zu erkennen, indem der einem literarischen

Werk zugrunde liegende Hypotext mit Hilfe einer sogenannten relationale Lektüre ermittelt

wird. Schließlich dient auch der Begriff der Architextualität – in Ergänzung zur

Paratextualität – dazu, Hinweise über die Gattungszugehörigkeit eines literarischen Textes zu

deuten, indem der diesem Text zugrunde liegende Architext93

hergeleitet wird.

Ermittlung eines Hypotextes

Im Rahmen einer relationalen Lektüre wird im Folgenden analysiert, inwiefern ein Text einen

möglichen Hypotext zu Seilers Werk darstellt. Grundsätzlich kommen gleich mehrere Texte

für eine derartige Lektüre in Frage, z.B. Ulrich Plenzdorfs Die neuen Leiden des jungen W.,

Uwe Tellkamps Der Turm. Geschichte aus einem versunkenen Land oder Christoph Heins

Der Tangospieler. Um aber den Rahmen dieser Untersuchung nicht zu überschreiten, wird die

relationale Lektüre auf nur einen Text begrenzt. Angesichts seiner bereits nachgewiesenen

namentlichen und inhaltlichen Nähe, die vor allem durch eine Vielzahl entsprechender Belege

für intertextuelle, intermediale und sonstige Referenzen im Korpus (siehe Anhang 1)

dokumentiert wurde, bietet sich hierfür Daniel Defoes Robinson Crusoe an. Im Folgenden

werden wesentliche Erkenntnisse der vergleichenden Lektüre zwischen Seilers Kruso und

Defoes Werk in Form einer Tabelle stichpunktartig aufgeführt:

89 Genette 1993, S. 13-14 90 Jansson 2006, S. 44 91 Genette 1993, S. 11-13 92 Genette 1993, S. 526-535 93 Genette 1993, S. 13-14

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Robinson Crusoe

Kruso

Romantitel = Anspielung an Robinson Crusoe

obwohl die Hauptfigur Edgar Bendler (=Freitag) ist

(S. 80, 105)

Vorwort: „Um jedoch auf meinen neuen Gefährten

zurückzukommen, so gefiel mir dieser

außerordentlich.“ = Zitat aus Robinson Crusoe (S.7)

Tagebuchstil: Ich-Erzähler Robinson Crusoe

(ab s. 21)

Referenzen an Tagebuchstil: ab Kapitel Das

Tagebuch (S. 62): Einträge in kleinen Hermes-

Kalender von Ich-Erzähler Ed (Edgar Bendler)

Literarische Perspektive:

Ich-Erzähler Robinson Crusoe Literarische Perspektiven:

Er-Erzähler, Hauptfigur: Edgar Bendler (S. 108),

Ich-Erzähler Ed bei Kalendereinträgen und Epilog

Kruso ist Nebenfigur; Ed=Freitag ist Hauptfigur

-> Perspektivverschiebung

Motiv:

Ausblendung des Weltgeschehens zugunsten einer

Perspektive auf das Individuum

Politische Wende 1989 in der DDR wird auch nahezu

ausgeblendet zugunsten einer individuellen

Perspektive (S. 244, 284-285)

Motiv:

Insel „Die Insel der Verzweiflung“ (S. 21)

Insel als Zufluchtsort/Schutz (S. 32-33, 164-165)

-> Umkehrung der emotionalen Bedeutung des

Inselmotives

Motiv:

Mensch in Notlage zum Äußersten fähig/Betonung

von körperlicher Anstrengung, Arbeit (S. 10, 24, 34)

-> Bildungs-/Entwicklungsroman

Ed (und nahezu die gesamte Mannschaft im Klausner)

wird vom „Kopfarbeiter“ zum „Malocher“ im

Abwasch (S. 79-80)

Motiv:

Bedeutung von geistiger Bildung sowie von Literatur

(S. 19/20)

Ed und Kollegen haben Hochschulabschluss/-

erfahrung; viele literarische Referenzen und Zitate

Motiv:

Geld wertlos außerhalb der Zivilisation (S. 16. 50)

Geld steht im Prinzip nicht zur Verfügung, stattdessen

Naturalien (Essen, Wein usw.)

Motiv:

Verteidigung (gegen Bestien und Kannibalen)

(S. 17, 66)

-> Umkehrung des Verteidigungsmotives:

Verteidigung gegen übermächtigen Staat durch innere

Emigration

(statt Kannibalen Soldaten, die die eigenen Landsleute

bei der Flucht erschießen!)

Motiv:

Gefahr beim Stranden auf der Insel (S.21)

Gefährliche Anreise (Hotelszene in Stralsund, S. 30)

Motiv:

Flucht als Rettung vor Einsamkeit (S. 58)

Flucht als Rettung vor totalitärem Staat,

Referenzen an Fluchtversuche z.B.im Nachwort

(ab S. 437)

Motiv:

Fernglas (S. 47) zum Schutz Crusoes

Fernglas als Instrument der Sehnsucht für den Blick

nach Moen (S. 122-123)

Motiv:

Freiheit – Unfreiheit (S. 59)

Inszenierte Freiheit im Klausner inmitten von

staatlicher Unfreiheit

Motiv:

Rhythmus/Rutinen wichtig (S. 23)

Täglich wiederkehrende Rutinen im Klausner

(S. 61, 80)

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Motiv:

Unterschiedliche Ansiedelungen Crusoes: „die Burg,

den Landsitz (meine sogenannte Villa) und die

Anlagen im Walde“ (S. 46)

Krusos weit verzweigtes Netz aus

Übernachtungsplätzen (S. 164-175)

Motiv:

Männerbeziehung

Herr/Lehrmeister vs. Diener/Schüler, Freund (S. 52,

54)

Liebe (S. 56)

Männerbeziehung Kruso – Ed enthält

dementsprechende Elemente, z.B Blutsbrüderschaft

(S. 319)

Motiv:

Untertanen: Crusoe erhält „förmlichen Reichtum an

Untertanen“ (S. 66)

Crusoe instruiert neue Inselbewohner (S. 78)

Nebenfigur Kruso „herrscht“ über „Gestrandete“ =

Untertanen durch „Vergabe“

Motiv:

Rettung durch Schiff (S. 77)

Panzerkreuzer holt totkranken Kruso ab (S. 420-422)

Tabelle 5 - Ergebnisse der relationalen Lektüre zwischen Kruso und Robinson Crusoe

Wie aus der Tabelle hervorgeht, weist Seilers Werk nicht nur namentliche Ähnlichkeiten mit

Robinson Crusoe auf, sondern zeigt zudem auch mehrere Übereinstimmungen hinsichtlich

von Motiven. Allerdings werden auch einige wesentliche Unterschiede zwischen den Werken

deutlich, die sich z.B. in der Verschiebung der Erzählerperspektive und in der Umkehrung

einiger Motive äußern. Aufgrund der unter Beweis gestellten Ähnlichkeiten kann jedoch

davon ausgegangen werden, dass Robinson Crusoe einen Hypotext zu Seilers Werk darstellt,

was damit Kruso zum Hypertext macht.

Unter Berücksichtigung von Genettes Analyseapparat kann der Hypertext Kruso als Produkt

einer indirekten Transformation, auch Nachahmung oder Imitation94

genannt, betrachtet

werden. Ausschlaggebend hierfür ist die Feststellung, dass Seiler in seinem Werk, dem

Hypertext, „etwas anderes auf dieselbe Weise“95

als im Hypotext sagt, was sich darin

manifestiert, dass Kruso einen anderen Helden, nämlich Ed, hat, und dass sich die Handlung

an einem anderen Ort und in einer anderen Zeit abspielt. Zudem lässt die Vielzahl und

Vielfalt der in Seilers Werk aufgefundenen und in den vorstehenden Abschnitten analysierten

Referenzen vermuten, dass es neben Defoes Werk noch weitere Hypotexte gibt, was

wiederum die Annahme bestärkt, dass es sich bei Kruso um das Produkt einer indirekten

Transformation handelt. Obwohl Genettes Kategorisierung teilweise schwer nachvollziehbar

ist, was nicht zuletzt daran liegt, dass er unterstellt, dass jedem Hypertext genau nur ein

Hypotext zugrunde liegt,96

kann wohl davon ausgegangen werden, dass diese Art der

94 Genette 1993, S. 14-16 95 Genette 1993, S. 17 96 Genette 1993, S. 20

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indirekten Transformation spielerisch motiviert ist. Tatsächlich soll im Folgenden gezeigt

werden, dass Seiler ein hohes Maß an spielerischer Kreativität an den Tag legt.

Ermittlung der Textgattung

Bei dieser Analyse geht es in aller Kürze darum herauszufinden, welche Textgattung durch

den dem Werk zugrunde liegenden Architext und die peritextuellen Elemente impliziert wird.

Gemäß Genette97

können dabei die Signale, die vom Paratext ausgehen, durchaus im

Widerspruch zu denen des Architextes stehen. Genette verdeutlicht dazu, dass die

Architextualität, also die „taxonomische Zugehörigkeit eines Textes [bestenfalls in einem

paratextuellen Hinweis] zum Ausdruck kommen kommt“98

, z.B. in Form eines Titels oder

Untertitels. Seilers Kruso verfügt über die Gattungsbezeichnung Roman im Titel99

und ist

zudem als bester deutschsprachiger Roman des Jahres vom Börsenverein des deutschen

Buchhandels mit dem Deutschen Buchpreis 2014 ausgezeichnet worden.100

Insofern kann

davon ausgegangen werden, dass es sich bei dem zugrunde liegenden Architext um die

fiktionale Textgattung Roman handelt.

Im Gegensatz dazu sendet der Waschzettel101

des Werkes Signale, die Seilers Werk eher in

die Nähe zu nicht-fiktionalen Texten rücken sollen, indem er „[d]ie einzigartige Recherche,

die diesem Buch zugrunde liegt, […]“102

, proklamiert. Die grafische Umschlaggestaltung

verstärkt diese Signale noch, was hauptsächlich auf die Wirkung der intermedialen Referenz

in Form eines Seekartenausschnittes103

zurückzuführen ist, bei der es sich um ein Zitat mit

ausdrücklicher Quellenangabe handelt.

Demgegenüber lenkt das Motto104

in Seilers Werk, bei dem es sich um ein mit Quellenangabe

versehenes Zitat aus dem ermittelten Hypotext, Robinson Crusoe, handelt, den Blick zurück

in Richtung eines fiktionalen Textes.

97 Genette 1993, S. 13-14 98 Genette 1993, S. 12 99 Seiler 2014, S. 3 (Titel) 100 Deutscher Buchpreis, http://www.deutscher-buchpreis.de/news/eintrag/lutz-seiler-erhaelt-den-deutschen-buchpreis-2014-fuer-seinen-roman-kruso/, eingesehen am 07.03.2015. 101 Genette 2001, S. 103-114 102 Seiler 2014, Schutzumschlag (Klappentext auf der linken Innenseite) 103 Seiler 2014, Schutzumschlag (Umschlaggestaltung) 104 Genette 2001, S. 141-156

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Wie in einem vorangegangenen Abschnitt dargestellt, wird im Rahmen dieser Arbeit davon

ausgegangen, das optisch durch Leerseite bzw. Leerzeile hervorgehobene erste Kapitel aus

inhaltlichen Gründen nicht als Vorwort im Sinne Genettes105

zu werten. Allerdings weist

Kruso bei genauerer Betrachtung zwei Nachworte106

auf, die sich noch dazu im Hinblick auf

die von ihnen ausgehenden Gattungssignale unterscheiden. So handelt es sich beim Epilog /

Abteilung Verschwunden107

um ein Nachwort, dass durch seinen Untertitel Edgars Bericht

eindeutig seinen fiktionalen Charakter ausdrückt. Allerdings können zwei Unterschiede in der

Funktion dieses Nachwortes ausgemacht werden. So stellt der Epilog einerseits ein fiktives

aktoriales Nachwort108

in Bezug auf den Großteil des Textes in Seilers Kruso dar, da sein

Adressant, Edgar, eine Figur im Werk ist, die nicht mit dem Erzähler identisch ist. Anderseits

funktioniert der Epilog aber auch als fiktives auktoriales Vorwort,109

nämlich im Verhältnis zu

den Tagebucheinträgen in Seilers Werk,110

die eine Referenz an das als Hypotext identifizierte

Werk Robinson Crusoe und damit das Resultat einer indirekten Transformation darstellen. Ed,

der Adressant des Nachwortes ist dabei mit dem angeblichen Autor der Tagebucheinträge

identisch.

Neben dem Epilog kann auch das Kapitel Dank, das im vorangegangenen Abschnitt

Gegenstand näherer Betrachtungen war, als eine Form von Nachwort gedeutet werden.

Allerdings erweckt dieses infolge seiner aufgezeigten Funktion als Quellenverzeichnis sowie

infolge der enthaltenen Danksagungen an reale Personen zumindest den Eindruck eines

authentischen111

Charakters. Damit signalisiert es aber, im Gegensatz zum fiktionalen

Nachwort, einen nicht-fiktionalen Eindruck und steht damit in Kontrast zu den mit der

Gattung Roman in Verbindung gebrachten Gepflogenheiten, die beispielsweise keinerlei

Quellenangaben vorsehen.

Schließlich weisen die Zwischentitel112

in Seilers Werk erneut in Richtung Fiktion, was nicht

zuletzt daran liegt, dass mehrere dieser peritextuellen Elemente Referenzen in Form von

Plagiaten an die Bibel sowie an mehrere Schriftsteller von Prosa- bzw. fiktionalen

literarischen Texten sind.

105 Genette 2001, S. 157 106 Genette 2001, S. 228-230 107 Seiler 2014, S. 435-476 108 Genette 2001, S. 173-187 109 Genette 2001, ib. 110 Seiler 2014, S. 61 f. 111 Genette 2001, S. 173-187 112 Genette 2001, S. 282-303

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Wie diese Analyse zeigt, senden Architext und Paratext in Gestalt der peritextuellen Elemente

teilweise widersprüchliche Signale hinsichtlich der Gattungszugehörigkeit des Werkes, indem

sie den Text wechselweise in Richtung Fiktion und Nicht-Fiktion verorten. Zu einem großen

Teil ist dies auf die Beschaffenheit und Platzierung der in Seilers Kruso aufgeführten

intertextuellen, intermedialen und sonstigen Referenzen zurückzuführen, womit eine Funktion

dieser Referenzen im Werk analysiert ist, die damit auch eine der eingangs gestellten

Hypothesen bestärkt. Dieser Hypothese zufolge wurde nämlich angenommen, dass die

inhaltliche und formelle Ausgestaltung der Referenzen sowie deren Platzierung im Werk

Einfluss auf den Grad an Fiktionalität haben, die einem Werk vom Autor zugeschrieben und

vom Leser wahrgenommen wird. Damit legte diese Hypothese nahe, dass die Beschaffenheit

und Platzierung intertextueller und intermedialer Referenzen letztlich auch die Ausprägung

der Textgattung beeinflusst, was im Verlauf dieser Untersuchung aufgezeigt werden konnte.

Aufgrund der widersprüchlichen Signale hinsichtlich seines Grades an Fiktionalität erweckt

nun das Werk Kruso den Eindruck, dass es sich dabei um eine Mischung aus Fiktion und

Nicht-Fiktion handelt. Texte, die derart widersprüchliche Signale hinsichtlich ihres fiktionalen

Charakters aussenden, werden von Janssen der Gattung der Faction-Erzählungen bzw.

Faction-Epik113

zugeordnet.

Neben der analysierten Funktion der in Kruso enthaltenen intertextuellen und intermedialen

Referenzen, die also darin besteht, widersprüchliche Signale hinsichtlich des Grades an

Fiktionalität im Werk auszusenden bzw. zu verstärken und damit die Gattungszugehörigkeit

des Werkes zumindest mitzubestimmen, kommt den intertextuellen, intermedialen und

sonstigen Referenzen wenigstens noch eine weitere Funktion zu. Diese ergibt sich aus der

spielerischen Kreativität, die bereits vorstehend Lutz Seiler zugeschrieben wurde. Im

Folgenden werden daher Belege für den „Spieltrieb“ des Autors aufgeführt, die sich auf die

Verwendung des Referenzapparates zurückführen lassen.

Wie sich in der vorwiegend quantitativen Analyse gezeigt hat, zeichnet sich der

Referenzapparat des Werkes durch eine Vielzahl und Vielfalt von intertextuellen,

intermedialen und sonstigen Referenzen aus. Die weitere qualitative Untersuchung hat zudem

zu Tage gebracht, dass diese Referenzen eine große Formenvielfalt aufweisen, wobei Plagiate 113 Jansson 2006, S. 44-45, 212-213

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überwiegen. Als weiterer Ausdruck der Spielfreude des Autors darf auch gewertet werden,

dass der Referenzapparat des Werkes vor allem hinsichtlich seiner typografischen

Ausgestaltung recht inkonsequent ist, und dass das werkeigene Quellenverzeichnis selektiv

und unvollständig ist. Schließlich leisten auch die sonstigen Referenzen, gerade in Form der

selbstreferentiellen Referenzen und Metatexte, ein Übriges, den spielerischen Eindruck des

Werkes noch zu verstärken.

Abschließend seien noch einige Referenzen erwähnt, die in besonderer Weise bei der Analyse

hervorgetreten sind. Dazu gehört unbedingt die Paola Del Zoppo zugeschriebene Abhandlung

über Faust in Italien,114

die als „fehlerhafte“ intertextuelle Referenz insofern überführt wurde,

als diese Schrift erst 2009 und bisher nicht auf Deutsch erschienen ist und damit unmöglich

von der Hauptfigur Ed bereits 1989 gelesen werden konnte. Dazu gehört des Weiteren eine

intertextuelle Referenz an einen ominösen Autor mit Namen Gennadi Vorsterberg,115

der auch

nach eingehender Recherche nicht verifiziert werden kann, sondern vermutlich eine reine

Erfindung des Autors darstellt.

Ferner zählt hierher auch eine sonstige Referenz, die aus Gründen der Übersichtlichkeit in der

Kategorie sprachliche Referenzen an den DDR-Alltag – weitere Marken im Korpus (Anhang

1) aufgeführt wurde. Dabei handelt es sich um eine Referenz an einen „NIVEA-

Wasserball“116

, ein typisches Produkt Westdeutschlands, der von der Hauptfigur Ed

verwendet wird, obwohl ansonsten ausnahmslos DDR-Produkte zur Anwendung gelangen.

Diese Referenz, die bezeichnenderweise dem Kapitel Die Aufgabe des Ostens entstammt,

steht damit in einer spannungsgeladenen, im Prinzip intertextuellen Beziehung zu der am

Beginn des Werkes aufgeführten Referenz an „Florena-Creme“117

, dem Nivea-Creme

vergleichbaren DDR-Produkt.

Daneben zeugt auch die folgende Referenz, die sowohl eine intertextuelle als auch eine

selbstreferentielle Referenz darstellt, vom Spieltrieb des Autors, indem der Erzähler sogar den

literaturtheoretischen Begriff der Transformation gebraucht: „Drei Strophen, dann hatte Ed es

114 Seiler 2014, S. 296 115 Seiler 2014, S. 217 116 Seiler 2014, S. 407 117 Seiler 2014, S. 9

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begriffen: Das war nicht Trakl, das war Kruso. Krusos Ton, der aus Trakl etwas Eigenes

machte, eigene Worte, eigene Gedanken, eine ungeheuerliche Transformation.“118

.

Nicht zuletzt sei hier auch noch der kreative Reiseruf aufgeführt, mit dem der Erzähler Ed

seinen Freund Kruso ausrufen lässt,119

der im Prinzip einer direkten Transformation des

unmittelbar vor dieser Referenz wiedergegebenen Reiserufs des Deutschlandradios entspricht.

Wie diese Analyse gezeigt hat, besteht somit die zweite Funktion der Referenzen in Seilers

Werk darin, dass sie Elemente eines kreativen Bastel- und Spielprozesses sind, den der Autor

durch die Produktion eines vieldeutigen Werkes angestoßen hat, den aber der Leser, u.a.

durch eine relationale Lektüre weiterführen muss, um sich die Vieldeutigkeit120

des Textes

erschließen zu können.

In diesem Sinne deuten auch mehrere der analysierten Rezensionen Seilers einfallsreichen

Schöpfungsprozess. So konstatiert z.B. Cammann in der Zeit, dass Lutz Seiler „[t]atsächlich

[…] ein neues spezielles Amalgam gelungen [ist]“121

, während Böttiger im Deutschlandradio

Kultur bemerkt, dass „es […] in diesem Roman ein dichtes Netz von lyrischen Verweisen

[gibt], die Seilers Beschäftigung mit Poesie auf neue Weise weiterführen“122

.

3. Zusammenfassende Diskussion

Ziel dieser Arbeit war es, Lutz Seilers Werk Kruso auf das Vorhandensein intertextueller und

intermedialer Referenzen zu untersuchen und die Ergebnisse dieser Analyse in Form von

verschiedenen intertextuellen und intermedialen Referenzen hinsichtlich ihrer Beschaffenheit,

ihrer Platzierung im Werk und ihrer Bedeutung zu untersuchen.

Den theoretischen Rahmen dieser Untersuchung bildeten dabei sowohl Kristevas

Intertextualitätsbegriff als auch der Begriff der Intermedialität. Genettes fünfstufige

Taxonomi der Transtextualität sowie seine Einteilung des Paratextes spielten eine besonders

wichtige Rolle. Daneben flossen auch Janssons Theorien über die Gattung der Faction-

Erzählungen in die Arbeit ein.

118 Seiler 2014, S. 188 119 Seiler 2014, S. 295 120 Genette 1993, S. 526-535 121 Cammann, http://www.zeit.de/2014/35/lutz-seiler-kruso-hiddensee/komplettansicht, eingesehen am 07.03.2015 122 Böttiger, http://www.deutschlandradiokultur.de/roman-robinsonade-auf-hiddensee.950.de.html?dram:article_id=296013, eingesehen am 07.03.2015

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Im Einzelnen wurden fünf Fragestellungen formuliert, deren Beantwortung im Rahmen von

quantitativen und qualitativen Analysen ermöglicht werden sollte. So wurde erstens

untersucht, in welchem Umfang Seilers Werk intertextuelle und intermediale Referenzen

aufweist und inwieweit diese inhaltliche Übereinstimmungen zeigen.

Dabei wurde deutlich, dass Seilers Werk eine Vielzahl und Vielfalt an intertextuellen und

intermedialen Referenzen enthält, was sich vor allem in der hohen Anzahl von sowohl

aufgefundenen Belegen als auch ermittelten Kategorien entsprechend inhaltlicher Kriterien

zeigt.

Zweitens sollte analysiert werden, welche Formen intertextuelle und intermediale Referenzen

in Seilers Kruso annehmen.

Im Rahmen einer qualitativen Analyse ergab sich, dass das Plagiat die häufigste Form der in

Seilers Werk aufgefundenen Referenzen für Intertextualität und Intermedialität ausmacht,

auch wenn die formelle Zuordnung nicht ganz unproblematisch ist, was nicht zuletzt auf die

inkonsequente Gestaltung des Referenzapparates in Kruso zurückzuführen ist.

Drittens sollte herausgefunden werden, an welchen Stellen in Seilers Werk intertextuelle und

intermediale Referenzen auftreten.

Eine weitere qualitative Analyse machte deutlich, dass lediglich eine Minderheit aller im

Werk aufgefundenen, und zwar hauptsächlich intertextuelle, Referenzen, im Peritext und

folglich im Paratext von Seilers Kruso platziert ist. Zudem wurden Referenzen im Werk

ermittelt, die selbstreferentiellen Charakter haben und damit Metatexte darstellen.

Viertens sollte untersucht werden, inwiefern intertextuelle und intermediale Referenzen

explizit im Werk in Erscheinung treten.

Im Rahmen dieser qualitativen Analyse konnte aufgezeigt werden, dass es zwar zwölf

explizite Referenzen gibt, dass aber die Mehrzahl aller in Seilers Werk aufgefundenen

Referenzen impliziten Charakter im Sinne dieser Arbeit hat. Zudem wurde eine eingangs

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formulierte Hypothese, der zufolge das Kapitel Dank ein Quellenverzeichnis darstellt,

bestätigt werden

Fünftens schließlich galt es zu analysieren, welche Bedeutung besonders relevanten

Referenzen in Seilers Kruso zukommt, nicht zuletzt aufgrund ihrer Beschaffenheit und

Platzierung sowie ihres Grades an Explizitheit.

Diese Analyse legte im Wesentlichen zwei Funktionen der in Kruso enthaltenen

intertextuellen und intermedialen Referenzen offen. Dabei besteht die eine Funktion darin,

widersprüchliche Signale hinsichtlich des Grades an Fiktionalität im Werk auszusenden bzw.

zu verstärken und damit die Gattungszugehörigkeit des Werkes zumindest mitzubestimmen.

Die andere Funktion der Referenzen in Seilers Werk besteht hingegen darin, dass sie

Elemente eines kreativen Bastel- und Spielprozesses sind, den der Autor durch die Produktion

eines vieldeutigen Werkes in Gang gesetzt hat, den aber der Leser, u.a. durch eine relationale

Lektüre weiterführen muss, um sich die Vieldeutigkeit des Textes erschließen zu können. Es

gelang dabei auch, die zweite der eingangs formulierten Hypothesen zu bestärken, der zufolge

die Ausprägung und Platzierung der Referenzen im Werk Einfluss auf den Grad der

Fiktionalität eines Werks und damit letztlich auf die Gattungsausgestaltung haben.

Aufgrund der erforderlichen Beschränkungen hinsichtlich des Gesamtumfanges dieser Arbeit

konnten mehrere Fragestellungen nicht behandelt oder nur oberflächlich berührt werden.

Einige dieser Probleme könnten daher den Gegenstand künftiger Untersuchungen bilden, z.B.

eine vertiefende Analyse des Referenzapparates in Lutz Seilers Kruso unter Berücksichtigung

anderer Kriterien zur Bestimmung des Grades an Explizitheit der Referenzen und/oder unter

Berücksichtigung eines umfangreicheren Materials in Form von zusätzlichen Metatexten

(=Rezensionen) und auch von Epitext (z.B. Interviews und Kommentare des Autors) und/oder

unter Berücksichtigung narratologischer Aspekte.

Wenn diese Analyse mit wenigen Worten zusammengefasst werden soll, so geschieht dies am

besten erneut mit den Worten Edgar Wibeaus in Ulrich Plenzdorfs Roman Die neuen Leiden

des jungen W., die bereits am Anfang der Arbeit zitiert wurden: „Ich meine, um ein Buch zu

schreiben, muß einer ein paar Tausend Stück andere gelesen haben.“123

. Auf wen trifft diese

Aussage besser zu als auf Lutz Seiler, den Autor des Werkes Kruso, der durch die spielerische 123 Plenzdorf 1973, S. 32-33

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Gestaltung seines Referenzapparates einen Beweis dafür erbracht hat, dass er, wenn auch

vielleicht nicht „ein paar Tausend“, so doch zumindest viele Hundert Bücher gelesen haben

muss!

Und damit schließt sich der kreative Bastel- und Spielprozess, dessen Offenlegung ein

wesentliches Anliegen dieser Arbeit war.

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4. Literaturverzeichnis

Primärliteratur

Seiler, Lutz (2014): Kruso. Berlin: Suhrkamp Verlag.

Sekundärliteratur

Gedruckte Werke

Berndt, Frauke u. Tonger-Erk, Lily (2013): Intertextualität. Eine Einführung. Grundlagen der

Germanistik 53. Berlin: Erich Schmidt Verlag GmbH & Co. KG.

Burdorf, Dieter, Christoph Fasbender und Burkhard Moennighoff (Hrsg.)(2007): Metzler

Lexikon Literatur. Begriffe und Definitionen. 3., völlig neu bearbeitete Auflage, Stuttgart ·

Weimar: Verlag J.B. Metzler.

Defoe, Daniel (1719): Robinson Crusoe. Übers.: Reisinger, Hans. Lizenz Manesse. Stuttgart:

Phillipp Reclam jun. GmbH & Co.

Defoe, Daniel (1719): Robinson Crusoe. Übers.: Tuhten, Anna. Gekürzte Ausgabe: Lamey,

Bernhard. Stuttgart: Phillipp Reclam jun. GmbH & Co.

Genette, Gérard (1993): Palimpseste. Die Literatur auf zweiter Stufe. Frankfurt am Main:

edition suhrkamp 1683, Suhrkamp Verlag.

(Titel der Originalausgabe: Palimpsestes. La littérature au second degré. (1982) Éditions du

Seuil, Paris.)

Genette, Gérard (2001): Paratexte. Das Buch vom Beiwerk des Buches. Frankfurt am Main:

suhrkamp taschenbuch wissenschaft 1510, Suhrkamp Verlag, 5. Auflage 2014.

(Titel der Originalausgabe: Seuils. (1987) Édition du Seuil, Paris.)

Hein, Christoph (1989): Der Tangospieler. Berlin: Aufbau Taschenbuch Verlag, 2. Auflage

1995.

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Jansson, Bo G (2006): Episkt Dubbelspel. Om faktionsberättelser i film, litteratur och tv.

Uppsala: Hallgren & Fallgren Studieförlag AB.

Plenzdorf, Ulrich (1973): Die neuen Leiden des jungen W. Frankfurt am Main: Suhrkamp

Verlag.

Tellkamp, Uwe (2008): Der Turm. Geschichte aus einem versunkenen Land. Frankfurt am

Main: Suhrkamp Verlag.

Wucherpfennig, Wolf (2010): Deutsche Literaturgeschichte. Von den Anfängen bis zur

Gegenwart. Stuttgart · Leipzig: Ernst Klett Verlag.

Internetquellen

Bibliographisches Institut GmbH (2015): Duden – Die deutsche Rechtschreibung, online:

http://www.duden.de/, eingesehen am 30.12.2015

Bibliotheca Augustana: online: https://www.hs-

augsburg.de/~harsch/germanica/Chronologie/20Jh/Trakl/tra_seb1.html, eingesehen am

02.01.2016

Böttiger, Helmut (10.09.2014): Deutscher Buchpreis. Selten ein so starker Favorit. In: ZEIT

ONLINE: http://www.zeit.de/kultur/literatur/2014-09/deutscher-buchpreis-shortlist-

kommentar, eingesehen am 17.01.2016.

Böttiger, Helmut (30.08.2014): Robinsonade auf Hiddensee. Auf: Deutschlandradio Kultur –

Buchkritik. online: http://www.deutschlandradiokultur.de/roman-robinsonade-auf-

hiddensee.950.de.html?dram:article_id=296013, eingesehen am 17.01.2016.

Bucheli, Roman (03.10.2014): Das Geisterschiff an der Steilküste. In: Neue Zürcher Zeitung.

online: http://www.nzz.ch/feuilleton/buecherherbst/das-geisterschiff-an-der-steilkueste-

1.18395043, eingesehen am 17.01.2016.

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Cammann, Alexander (06.09.2014): Die letzte Instanz ist das Ohr. In: ZEIT ONLINE:

http://www.zeit.de/2014/35/lutz-seiler-kruso-hiddensee/komplettansicht, eingesehen am

17.01.2016.

Deutscher Buchpreis (06.10.2014): Lutz Seiler erhält den Deutschen Buchpreis 2014 für

seinen Roman (Die Begründung der Jury). Auf: Deutscher Buchpreis online:

http://www.deutscher-buchpreis.de/news/eintrag/lutz-seiler-erhaelt-den-deutschen-buchpreis-

2014-fuer-seinen-roman-kruso/, eingesehen am 17.01.2016.

Deutsches Historisches Museum – Objektdatenbank online: http://www.dhm.de, eingesehen

am 30.12.2015

Frankfurter Neue Presse (fnp): online: http://www.fnp.de/lokales/frankfurt/Ein-Prosit-auf-

Lutz-Seiler;art675,1066676, eingesehen am 05.01.2016

Garten-Literatur.de: online: http://www.garten-literatur.de/Leselaube/trakl_sonja.htm,

eingesehen am 02.01.2016

Germanstories: online: http://germanstories.vcu.edu/struwwel/kaspar.html, eingesehen am

02.01.2016

Groenewold, Peter: Café Deutschland. Ein deutsch-niederländisches Blog online: http://cafe-

deutschland.blogspot.se/2014/10/warum-ziehen-der-mond-und-der-mann.html, eingesehen

am 01.01.2016

Hiddensee-Kultur: online: http://www.hiddensee-kultur.de/1961_punk.php, eingesehen am

02.01.2016

Inge.borg: online: http://ingeb.org/Lieder/jugender.html, eingesehen am 02.01.2016

Irisnews: online: http://irisnews.net/paola-del-zoppo/, eingesehen am 02.01.2016

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Jäger, Lorenz (11.09.2014): Lutz Seilers Roman „Kruso“. Du wohnst im Geräusch. In: FAZ.

Frankfurter Allgemeine. Online:

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/belletristik/rezension-lutz-seilers-

roman-kruso-13148371.html, eingesehen am 17.01.2016.

Jandl, Paul (11.09.2014): Dieser Wende-Roman muss den Buchpreis gewinnen! In: Die Welt.

Online: http://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article132110552/Dieser-Wende-Roman-

muss-den-Buchpreis-gewinnen.html, eingesehen am 17.01.2016.

Konrad-Adenauer-Stiftung: online: http://www.kas.de/akademie/de/events/33813/,

eingesehen am 02.01.2016

Laudenbach, Peter (04.09.1996): Müller: Artaud ist der Ernstfall. In: Berliner Zeitung. online:

http://www.berliner-zeitung.de/archiv/grenzen-der-buehnenkunst-gesprengt---zum-100–

geburtstag-des-franzoesischen-theatermanns-mueller–artaud-ist-der-

ernstfall,10810590,9174600.html, eingesehen am 02.01.2016

MDR: Die Spur der Ahnen. Online: http://www.mdr.de/ahnen/flucht-ueber-die-ostsee100_zc-

45cbc914_zs-06d00e19.html, eingesehen am 02.01.2016

Müller, Lothar (06.10.2014): DDR-Aussteigerroman „Kruso“: Lutz Seiler gewinnt Deutschen

Buchpreis. In: Süddeutsche.de. online: http://www.sueddeutsche.de/kultur/ddr-

aussteigerroman-kruso-lutz-seiler-gewinnt-deutschen-buchpreis-1.2161873, eingesehen am

17.01.2016.

Müller, Magnus: mumag.de – Gedichtsammlung. Online:

http://www.mumag.de/gedichte/nie_f04.html, eingesehen am 01.01.2016

Ott, Karl-Heinz (2012): Jean-Jacques Rousseau: Lieber ohne mich. In: der Freitag. Kultur.

online: https://www.Freitag.de/autoren/der-Freitag/jean-jacques-rousseau-lieber-ohne-mich,

eingesehen am 01.01.2016

Projekt Gutenberg-DE: online: http://gutenberg.spiegel.de/impressum, eingesehen am

01.01.2016

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Scheck, Dennis (14.12.2014 – Sendetermin): Lutz Seiler: Kruso. Auf: Das Erste. Druckfrisch.

Neue Bücher mit Denis Scheck. Online: http://www.daserste.de/information/wissen-

kultur/druckfrisch/sendung/lutz-seiler-kruso100.html; eingesehen am 17.01.2016.

Schmitt, Axel (2005): Totengespräche. Heiner Müllers Re-Visionen Sophokleischer Texte. In:

Literaturkritik.de Rezensionsforum, Nr. 11 November 2005. Online:

http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=8688&ausgabe=200511;

eingesehen am 02.01.2016

Schmitter, Elke (2014): Der proletarische Zauberberg. In: Der Spiegel 36/2014. Hamburg.

Online: http://magazin.spiegel.de/EpubDelivery/spiegel/pdf/128977631, eingesehen am

17.01.2016.

Schröder, Christoph (08.10.2014): Roman über ein Utopia in Seepferdchenform. In: taz. Die

Tageszeitung. Berlin. Online:

http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=ku&dig=2014%2F10%2F08%2Fa0098&c

Hash=1bc81eaf3c8faad4d49587c3e8c04679, eingesehen am 17.01.2016.

Schröder, Christoph (16.09.2014): Roman über die Wendezeit. Utopia in Seepferdchenform.

In: taz. Die Tageszeitung. Berlin. Online: http://taz.de/Roman-ueber-die-Wendezeit/!146021/,

eingesehen am 17.01.2016.

Stadtgeschichtliches Museum Leipzig – Objektdatenbank online:

http://museum.zib.de/sgml_internet/sgml.php?seite=&db=0, eingesehen am 01.01.2016

Traub, Ulrike (2010): Theater der Nacktheit. Zum Bedeutungswandel entblößter Körper auf

der Bühne seit 1900. Bielefeld: Transcript Verlag. Online:

https://books.google.de/books?id=_5LJBAAAQBAJ&pg=PA260&lpg=PA260&dq=da+wo+e

s+nach+scheisse+riecht+riecht+es+nach+leben&source=bl&ots=mRbhidedYC&sig=MoObl

Na_oehjIOInlxpOCLx9sdc&hl=sv&sa=X&ved=0ahUKEwiJmfuvhYvKAhWFfiwKHQlZCP

4Q6AEILDAC#v=onepage&q=da%20wo%20es%20nach%20scheisse%20riecht%20riecht%

20es%20nach%20leben&f=false, eingesehen am 01.01.2016

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Verdofsky, Jürgen (05.09.2014): Dort drüben liegt Møn. In: Frankfurter Rundschau. Online:

http://www.fr-online.de/literatur/lutz-seiler–kruso–dort-drueben-liegt-m-

n,1472266,28331620,view,printVersion.html, eingesehen am 17.01.2016.

Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Hauptseite, eingesehen am 01.01.2016

WomenWeb.de:

http://www.womenweb.de/vorlagen/userarticle.asp?selectiontype=4&editoruserid=919837&a

rticleid=172008, eingesehen am 01.01.2016

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Anhang 1 – Korpus: Belege für Intertextualität und Intermedialität

Belege für Intertextualität und Intermedialität

Kategorien entsprechend inhaltlicher

Kriterien

Fundort:

Kruso von Lutz Seiler

(mit Seitenangabe und Kennzeichnung

der Fundstelle im Peritext)

Fundort:

Rezensionen

(Quellenangaben in Klammern und,

sofern möglich, wörtliche Wiedergabe)

Intertextualität

– nach Gattungen und/oder Motiven –

Robinsonade, Schiffbruch

Romantitel Kruso (Titel,

Anspielung an Daniel

Defoes Robinson Crusoe)

„››Um jedoch auf meinen

neuen Gefährten

zurückzukommen, so gefiel

mir dieser außerordentlich.‹‹

Daniel Defoe, Robinson

Crusoe (S. 7, Motto, Zitat)

„Alles, was er verstand, war

das Wort ››Klausner‹‹, und

dann ››Crusoe, Crusoe - - ‹‹,

als würde Ed eine geheime

Botschaft übermittelt.

Wahrscheinlicher war, dass

der Mann ihn verspotten

wollte mit der alten

Geschichte vom

Schiffbruch.“ (S. 35, auch S.

51)

Kapitel Kruso (S. 66-75;

Zwischentitel, Anspielung)

„››Vergessen wir nicht, dass

wir alle auf irgendeine Weise

Schiffbrüchige sind…‹‹“(S.

85: Direktor des Klausner,

Anspielung)

„Freitag bekam sein

Ziegenfell.“ (S. 105)

„Schon von daher lag seine

Nähe zu Kruso auf der Hand,

ein Freitag an der Seite

Robinsons,…“ (S. 108)

Ed = Freitag, Robinson-

Crusoe-Analogie

(Quelle: Schröder/taz)

Kruso wird für Ed was

Robinson Crusoe für Freitag

war: väterlicher Freund und

Lehrer

(Bucheli/NZZ)

Es ist in erster Linie eine

Robinsonade; Ed = Freitag,

Schülerfigur in Robinson

Crusoe

(Böttiger/Deutschlandradio)

packende Robinsonade,

persönlicher und historischer

Schiffbruch

(Deutscher Buchpreis)

schöne alte

Abenteuergeschichten wie

Schatzinsel und Flusspiraten

vom Mississippi spielen

herein (Jäger/FAZ)

mit Robinson aus Daniel

Defoes Roman ist dieser

Kruso und sein Freitag, der

Ich-Erzähler Ed, nur entfernt

verwandt

(Müller/SZ)

DDR-Robinsonade; Kruso =

en wahrer Crusoe; Edgar

Bendler wird sein Insel-

Freitag

(Jandl/Die Welt)

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Kapitel Die Schiffbrüchigen I

(S. 122-137, Zwischentitel,

Anspielung) und Die

Schiffbrüchigen II (S. 233-

237, Zwischentitel,

Anspielung)

„Eine Weile beobachteten sie

die Gäste, die Kruso unsere

Obdachlosen, meist aber

auch nur die Schiffbrüchigen

nannte.“ (S. 125,

Anspielung)

„[…]Robinson träumt von

Freitag und Freitag

erscheint.“ (S. 360, auch S.

373, 389, 425)

Abenteuerroman, Märchen,

Sagen

Referenzen an:

Der Seewolf von Jack

London (Schiff Ghost)124

,

Die Schatzinsel von Robert

Louis Stevenson (Schiff

Hispaniola)125

,

Robinson Crusoe von Daniel

Defoe,

Die Flusspiraten des

Mississippi von Friedrich

Gerstäcker126

,

Alexander Selkirk =

schottischer Abenteurer, gilt

als Vorbild für Robinson

Crusoe127

,

Peter Serrano und Mosquito-

William: nicht

verifizierbar!,

Meuterei auf der Bounty =

Verfilmungen128

Wolf Larsen und Humphrey

van Weyden = Figuren aus

Seewolf von Jack London129

;

„Man brauchte nur ein paar

Worte auszutauschen und das

Ganze war ein Märchen,

kaum weniger abenteuerlich

als eine Fahrt auf der Ghost

oder der Hispaniola. […]

Warum sollte er nicht – […]

– dort wieder ansetzen

können, wo die großen

Vierteiler über Crusoe und

Seewolf zu Ende gegangen

waren, dort, in jenen Tagen?

Bevor die Schatzinsel und die

Geschichten über Alexander

Selkirk und Peter Serrano,

über Mosquito-William und

die Flusspiraten des

Mississippi und all die

anderen Legenden der

Kindheit […].“ (S. 60)

„Sie erinnerte ihn an die

Hosen der Matrosen auf der

››Bounty‹‹, an die Hosen

Wolf Larsens und van

Weydens zum Beispiel.“ (S.

149: Zitat, auch Text-Film)

124 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Seewolf, eingesehen am 01.01.2016 125 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Schatzinsel, eingesehen am 01.01.2016 126 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Flu%C3%9Fpiraten_des_Mississippi, eingesehen am 01.01.2016 127 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_Selkirk, eingesehen am 01.01.2016 128 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Meuterei_auf_der_Bounty, eingesehen am 01.01.2016

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„››So war es seit Hithin und

Högin und König Hedin von

Hedinsey…‹‹ Während

Kruso auf die schicksalhafte

Rolle ihres Eilands in den

Sagen des Nordens verwies,

fingerte er Stück für Stück

des knittrigen Packpapiers

aus seinem Brustbeutel

hervor, ››… die Edda also,

aber auch das Gudrunslied,

wo die Könige…‹‹“ (S. 261,

Referenzen an u.a. Edda130

und Kudrunlied131

)

„Sein Löffel berührte Krusos

Mund, und der Sesam öffnete

sich.“ (S. 410, Anspielung

an: Zauberformel „Sesam,

öffne dich!“ aus Ali Baba

und die vierzig Räuber132

)

„Brüderchen, was machst du,

schläfst du oder wachst du?“

(S.411, Anspielung an:

„König, was machst du?

Schläfst du oder wachst du?

aus dem Märchen Die drei

Männlein im Walde der

Brüder Grimm133

)

„Sie sagte: ››Ich esse meine

Suppe nicht‹‹ und lachte.“ (S.

424, Plagiat: Der

Struwelpeter134

)

Insel Hiddensee als

literarischer Ort/Mythos

Hiddensee

„Versteck im See, geheime

See, Hiddensee… Er kannte

die Geschichten. Ein

unablässiges Raunen

umspülte das Eiland.“ (S. 32)

Vergleich mit Der

Tangospieler von Christoph

Hein: handelt von Historiker,

der auf Hiddensee im

Klausner als Kellner arbeitet

(Schröder/taz;Verdofsky/FR)

129 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Seewolf, eingesehen am 01.01.2016 130 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Edda, eingesehen am 02.01.2016 131 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Kudrun, eingesehen am 01.01.2016 132 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Ali_Baba, eingesehen am 03.01.2016 133 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Die_drei_M%C3%A4nnlein_im_Walde, eingesehen am 03.01.2016 134 Germanstories, http://germanstories.vcu.edu/struwwel/kaspar.html, eingesehen am 02.01.2016

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„Sicher, er hatte Experten

gehörte, die behaupteten,

dass Hiddensee im Grunde

schon außerhalb läge,

exterritorial, eine Insel der

Seligen, der Träumer und

Traumtänzer, der

Gescheiterten und

Ausgestoßenen. Andere

nannten sie das Capri des

Nordens, auf Jahrzehnte

ausgebucht.“ (S. 33)

„Am Ende aller Reden schien

Hiddensee ein schmales

Stück Land von mythischem

Glanz, der letzte, der einzige

Ort, eine Insel, die immer

weiter hinaustrieb, außer

Sichtweite geriet – […].“ (S.

34)

Vergleich mit Der Turm von

Uwe Tellkamp: in einem

Kapitel macht das gesamte

Personal gleichzeitig auf

Hiddensee Urlaub;

Kulturlandschaft =

Hiddensee-Mythos

(Cammann/Zeit)

Ort an der Ostsee als

literarischer Ort

Vergleich mit Ostseeorten in

wegweisenden Romanen von

Thomas Mann: Lübeck,

Günter Grass: Danzig, Walter

Kempowski: Rostock

(Cammann/Zeit)

Fluchtschilderung Epilog Abteilung

Verschwunden (S. 437-476:

Bericht über

Ostseeflüchtlinge, Epilog –

andere Vorworte)

Vergleich mit Der Stand der

Dinge von Gregor Sander,

handelt von Seeflüchtling

(Verdofsky/FR)

Utopie „In Utopia würde drei

Stunden gearbeitet am

Vormittag, dann zwei

Stunden Pause, für

››literarische Studien‹‹, so

stand es bei Thomas Morus,

Kruso hatte es ihm

vorgelesen.“ (S. 258: Zitat)

Hiddensee = langgestrecktes

Utopia in Seepferdchenform

(Schröder/taz;)

Utopia von Thomas Morus;

Freiheit in Diktatur/Wie ist

Freiheit möglich?;

Vergleich mit „Staat“ nach

Stefan George

(Cammann/Zeit)

das Utopia von Thomas

Morus

(Jandl/Die Welt)

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Wenderoman/Roman über

Zeitenwende

Der proletarische Zauberberg

= Kruso das erste würdige

Gegenstück der deutschen

Literatur zu Thomas Manns

Zauberberg

(Schmitter/Der Spiegel)

ein Endzeitroman der

besonderen Art, ein Buch

über die letzten Monate der

DDR

(Schröder/taz)

Roman erzählt von der

deutschen Wende, ohne die

entscheidenden Ereignisse in

den Blick zu nehmen

(Bucheli/NZZ)

kein Wenderoman

(Jäger/FAZ)

Bildungs-

/Entwicklungsroman

Entwicklung eines

Dichters/Entstehung eines

Autors; Name der Figur Ed =

Anspielung an Edgar

Wibeau in Die neuen Leiden

des jungen W. von Ulrich

Plenzdorf

„In seiner Lebensverwirrung

hatte er einen

unvergleichlichen Lehrer

gefunden.“ (S. 80: Ed über

Kruso, Anspielung)

„Dabei ging es in der Regel

nur um die täglichen

Unterweisungen Eds, des

neuen Abwäschers und

Heizers.“ (S. 108,

Anspielung)

„…es handelte sich um eine

weitere Unterweisung, […],

diesmal aber war es eine

entscheidende

Unterweisung,…“ (S. 126;

auch: S. 181, Anspielungen)

Ed = Echo auf Plenzdorfs

Edgar Wibeau

(Schröder/taz)

Ed erlebt seinen eigenen

Bildungsroman

(Böttiger/Deutschlandradio)

Entwicklungsroman eines

Dichters

(Deutscher Buchpreis)

Geschichte der Entstehung

eines Autors

(Müller/SZ)

das große Thema dieses

deutschen Bildungsromans

(Schmitter/Der Spiegel)

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„Während ihrer Streifzüge

wurde Ed von Kruso

eingeweiht in die schwarzen

Quartiere und ihre Details…“

(S. 171-172, Anspielung)

Bibel „[…], und irgendwann wird

sich auch der Klausner,

unsere Arche, auf den Weg

machen, […].“ (S. 47)

„Jeden Morgen um sieben

Uhr war die Tafel komplett

eingedeckt. Zwölf Teller, je

fünf an den Längsseiten,

zwei an den Stirnseiten.“ (S.

80, Referenz an Abendmahl/

12 Jünger, Anspielung)

„Das Auf und Ab seiner

weichen, auf Kopfhöhe

erhobenen Hand und ihr

Weiterrücken im Halbkreis

von Stuhl zu Stuhl erinnerte

Ed an die Erteilung des

Segens.“ (S. 85)

„Ohne weiteres drückte er

seinen Kopf ins Becken fürs

Grobe. Ed schreckte zurück,

wich aus, aber Kruso hatte

die Kraft, sein Griff war

unerbittlich.“ (S. 136:

Anspielung: Taufe)

Kapitel Der Gral (S. 137,

Zwischentitel)

„An Grit begriff Ed seine

Rolle; er war ein Mitglied

der legendären Arche Kruso,

die Grit aufgenommen

hatte.“ (S. 240)

„››Ist das Wasser so gut?‹‹,

fragte Ed, als wäre er ein

Friseur. Oder ein Geistlicher

– bei seiner ersten Taufe,

fuhr es Ed durch den Kopf,

sinnloserweise.“ (S. 264)

12 Angestellte des Klausners

= 12 Jünger

(Schröder/taz;Cammann/Zeit)

gemeinsames Mahl der

Zwölf, aber in der Früh, nicht

am Abend

(Verdofsky/FR)

die Jünger beim letzten

Abendmahl

(Jandl/Die Welt)

auf der Insel Gestrandete =

Pilger: das klingt biblisch, ist

aber esoterisch; Roman ruft

literarische und biblische

Referenzsysteme nur

andeutungsweise auf

(Bucheli/NZZ)

Gaststätte Klausner = Arche

Noah

(Böttiger/Deutschlandradio)

Roman von

alttestamentarischer Wucht;

die Jünger beim letzten

Abendmahl

(Jandl/Die Welt)

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„Das Mädchen musste sich

nochmals drehen, den Kopf

direkt unter den Hahn und

die Stirn auf den eisernen

Grund des Beckens legen,

wie zum Gebet.“ (S. 265)

„Aus jedem Haar ein Pilz,

aus jeder Waschung eine

Suppe, Taufe, Wiedergeburt,

phantasierte Ed, […].“ (S.

265)

„All diese Schiffbrüchigen

waren Pilger, Pilger auf

Pilgerschaft […].“ (S. 265)

„Eine Sekunde später erhob

sich Kruso feierlich und

vollführte mit der Hand eine

behütende Geste über dem

Schachtisch, die einer

Segnung glich […].“ (S. 370)

„Kruso saß sehr gerade, ein

Heiliger, dachte Ed, der

seinem Stammplatz in der

Ewigkeit entgegensah.“ (S.

377)

Kapitel Exodus (S. 336-346,

Zwischentitel)

„Obwohl Ed voller Sorge

war (eine stetig wachsende

Sorge seit dem Tag, da Mona

und Cavallo sie verlassen

und der Exodus begonnen

hatte), […].“ (S. 378)

„Für einen unsinnigen

Moment der Gedanke, sein

Gefährte könnte

eingeschlossen sein in einem

der Fässer – Jona auf dem

Weg ins Meer.“ (S. 384)

Kapitel Auferstehung (S.

422-434, Zwischentitel)

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Intertextualität

– nach Schriftstellern –

Peter Altenberg (1859-1919),

österreichischer

Schriftsteller135

Referenzen an Werke

Fechsung, Nachfechsung und

Märchen des Lebens

„Er trat näher und erkannte

die Reste einiger Titel von

Anton Kuh und Peter

Altenberg, Fechsung,

Nachfechsung und Märchen

des Lebens.“ (S. 379)

Antonin Artaud (1896-1948),

französischer Schauspieler,

Dramatiker, Regisseur,

Zeichner, Dichter und

Theater-Theoretiker136

„Rimbaud hat mir heute ein

Buch gezeigt und daraus

vorgelesen, es heißt ››Das

Theater der Grausamkeit‹‹,

ein Westbuch.“ (S. 108: Eds

Tagebucheintrag)

„Die Bücher trugen Titel wie

Schluß mit dem Gottesgericht

oder Van Gogh, der

Selbstmörder durch die

Gesellschaft. Ed musste

zugeben, dass ihn Rimbauds

Lesungen Artauds ratlos

machten, […]. ››Da, wo es

nach Scheiße riecht, / riecht

es nach Leben.‹‹ […] ››Es

gibt im Leben / etwas

besonders Verführerisches

für / den Menschen / und

dieses Etwas ist, mit Recht

/DIE KACKA.‹‹ (S. 205,

Zitate: 1. Zitat aus Theater

der Grausamkeit137

, 2. Zitat

nicht verifiziert!)

„Noch stärker als die Texte

beeindruckten Ed allerdings

die Fotografien des Autors

im Anhang (von einem

Fotografen namens Georges

Pastier) – er hatte noch nie

einen Mann ohne Lippen

gesehen.“ (S. 205,

Anspielung, auch Text-

Bild)

Antonin Artauds Theater der

Grausamkeit

(Jandl/Die Welt)

135 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Altenberg, eingesehen am 02.01.2016 136 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Antonin_Artaud, eingesehen am 02.01.2016 137 Traub 2010, S. 260

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„››Das Hirn aus dem Kopf‹‹ -

vielleicht war das sogar ein

Zitat von Artaud.“ (S. 238,

Pseudo-Zitat: nicht

verifiziert)

Rudolf Borchardt (1877-

1945), deutscher

Schriftsteller, Lyriker,

Übersetzer und Redner138

„[…]››Du kannst das alles

retten, reinigen, bergen,

trocknen – jedes Geräusch ist

eine Höhle, ist eine Sprache,

Ed. Du verstehst das, denn

du wohnst im Geräusch.‹‹“

(S. 216; Plagiat: nicht

direkt verifizierbar)

„Ich habe nichts als

Rauschen“, schrieb Rudolf

Borchardt, gut und gerne

könnte dies das Motto des

Romans sein. „Du wohnst im

Geräusch“, sagt Kruso

einmal zu Edgar.

(Jäger/FAZ)

Barthold Heinrich Brockes

(1680-1747), deutscher

Schriftsteller und Dichter der

frühen deutschen

Aufklärung139

„Die halbe Nacht hatte Ed

gelesen, für das Brockes-

Seminar von Dr. Z.: ››Indem

ich nun bald hin, bald her /

Im Schatten dieses Baumes

gehe…‹‹“ (S. 19, Zitat:

„Kirschblüte bei der

Nacht“140

)

„Plötzlich hatte seine Stimme

versagt, stattdessen das

Summen in seinem Schädel,

Brockes, Eichendorff und

immer wieder Trakl, der am

unerbittlichsten tönte mit

seinen Versen aus Laub und

Braun, weshalb Ed sich an

den Kopf fassen musste.“ (S.

29-30)

Albert Camus (1913-1960),

französischer Schriftsteller

und Philosoph141

Referenz an Die Pest

„Außerdem Camus, der

braune Reclam-Band mit der

Pest. Nichts Verbotenes, kein

Westbuch.“ (S. 301, auch

Text-Bild)

138 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Borchardt, eingesehen am 02.01.2016 139 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Barthold_Heinrich_Brockes, eingesehen am 01.01.2016 140 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Barthold_Heinrich_Brockes, eingesehen am 01.01.2016 141 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Albert_Camus, eingesehen am 02.01.2016

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Hanns Cibulka (1920-2004),

deutscher Schriftsteller

(Lyriker, Erzähler und

Tagebuchautor)142

„Nicht wenige haben hier auf

der Insel ihre Werke

geschöpft, große Namen,

weiß Gott, ich nenne nur

Lummitsch, Cibulka, Pludra

und natürlich Gerhard

Hauptmann und Joachim

Ringelnatz, Geistesgrößen

vergangener Zeiten, Vertreter

des bürgerlichen

Humanismus.“ (S. 401-402)

Jesper Clemmensen,

dänischer Regisseur und

Schriftsteller143

„Das Museum habe den

Verfasser des soeben

erschienenen Buches

Flugtrute Østersøen, Jesper

Clemmensen, damit

beauftragt, Gegenstände,

Namen und andere Tatsachen

zu erkunden.“ (S. 475,

Epilog – andere Vorworte)

Paola Del Zoppo (*1975)

Abhandlung Faust in Italien

von 2009144

(!): fehlerhafte

Referenz?!

„Dazu eine Abhandlung über

Faust in Italien von Paola

Del Zoppo und Goethes

Italienische Reise.“ (S. 296)

Fjodor Michailowitsch

Dostojewski (1821-1881),

einer der bedeutendsten

russischen Schriftsteller145

„[…] ››Ich meine, du weißt,

wie in Schuld und Sühne.‹‹“

(S. 195)

Kapitel Dostojewski (S. 242-

250, Zwischentitel)

„››Dostojewski‹‹, stöhnte

Cavallo, ››er ist jetzt bei

Dostojewski…‹‹“ (S. 248)

Dostojewski

(Jandl/Die Welt)

142 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Hanns_Cibulka, eingesehen am 02.01.2016 143 MDR, http://www.mdr.de/ahnen/flucht-ueber-die-ostsee100_zc-45cbc914_zs-06d00e19.html, eingesehen am 02.01.2016 144 Irisnews, http://irisnews.net/paola-del-zoppo/, eingesehen am 02.01.2016 145 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Fjodor_Michailowitsch_Dostojewski, eingesehen am 01.01.2016

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Joseph von Eichendoff

(1788-1857), Lyriker und

Schriftsteller der deutschen

Romantik146

„Plötzlich hatte seine Stimme

versagt, stattdessen das

Summen in seinem Schädel,

Brockes, Eichendorff und

immer wieder Trakl, der am

unerbittlichsten tönte mit

seinen Versen aus Laub und

Braun, weshalb Ed sich an

den Kopf fassen musste.“ (S.

29-30)

Carlo Emilio Gadda (1893-

1973), italienischer Ingenieur

und Schriftsteller147

„Chris hat mir im Abwasch

geholfen, einfach so, und

Cavallo hat mir ein Buch ins

Nest gelegt (Carlo Emilio

Gadda), er nennt sich jetzt

Edgardo.“ (S. 187, Eds

Tagebucheintrag)

Gerhart Hauptmann (1862-

1946), deutscher Dramatiker

und Schriftsteller; Komödie

Schluck und Jau (1900)148

„Der Naturalist Gerhart

Hauptmann hatte behauptet,

auf der Insel hießen alle

Menschen Schluck und Jau,

eigentlich gäbe es nur diese

beiden Familien: Schluck

und Jau.“ (S. 37, Ed;

Anspielung an Komödie)

„Im Schaukasten des

Gerhart-Hauptmann-Hauses

hing ein Hauptmanngedicht.“

(S. 120, auch Text-Bild)

„Nicht wenige haben hier auf

der Insel ihre Werke

geschöpft, große Namen,

weiß Gott, ich nenne nur

Lummitsch, Cibulka, Pludra

und natürlich Gerhard

Hauptmann und Joachim

Ringelnatz, Geistesgrößen

vergangener Zeiten, Vertreter

des bürgerlichen

Humanismus.“ (S. 401-402)

Wolfgang Hilbig Im Text finden sich

Referenzen an Wolfgang

Hilbig

(Verdofsky/PR)

146 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_von_Eichendorff, eingesehen am 01.01.2016 147 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Carlo_Emilio_Gadda; eingesehen am 01.01.2016 148 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Gerhart_Hauptmann, eingesehen am 01.01.2016

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Peter Huchel (1903-1981),

deutscher Lyriker und

Redakteur149

aus Gedicht Oktoberlicht“

wird hier zitiert150

„››Oktober, und die letzte

Honigbirne / hat nun zum

Fallen ihr Gewicht.‹‹ In der

Übermüdung meldeten sich

seine Bestände zurück, […].“

(S. 345, Zitat)

Peter Huchel klingt herein

(Jäger/FAZ)

Hans Henny Jahnn (1894-

1959), Schriftsteller,

politischer Publizist,

Orgelbauer und

Musikverleger151

Referenz an Roman Die

Nacht aus Blei152

„Das Buch trug den Titel Die

Nacht aus Blei; es war

dieselbe bleierne Dunkelheit,

die sich in diesen Minuten

über den Versammlungsplatz

senkte.“ (S. 222)

hin zu Hans Henny Jahnns

Fluss ohne Ufer, dem Seilers

Roman vielleicht mehr

verdankt als nur ein paar

Erlösungsfantasien

(Jandl/Die Welt)

Uwe Johnson Im Text finden sich

Referenzen an Uwe Johnson

(Verdofsky/PR)

Franz Kafka (1883-1924),

deutschsprachiger

Schriftsteller153

Referenz an Die

Verwandlung von 1915

Kapitel Die Verwandlung

(S. 206-213, Zwischentitel)

Nur mühsam lässt sich der

Vergleich mit Kafka

vermeiden.

(Jäger/FAZ)

Heinrich von Kleist (1777-

1811), deutscher Dramatiker,

Erzähler, Lyriker und

Publizist154

„[…] es war ihr Physikum,

bestehend aus Sätzen von

Musil oder Kleist, an denen

nicht wenige verzweifelt und

gescheitert waren.“ (S. 99)

Rainer Kirsch (1934-2015),

deutscher Schriftsteller und

Lyriker155

„An Stelle des

Hauptmanngedichts hing die

Ankündigung einer Lesung

des Schriftstellers Rainer

Kirsch hinter dem Glas; sein

neuer Band wurde

vorgestellt.“ (S. 315, auch

Text-Bild)

Anton Kuh (1890-1941),

österreichisch-jüdischer

Journalist, Essayist, Erzähler

und Redner156

„Er trat näher und erkannte

die Rester einiger Titel von

Anton Kuh und Peter

Altenberg, Fechsung,

Nachfechsung und Märchen

des Lebens.“ (S. 379)

149 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Huchel, eingesehen am 01.01.2016 150 WomenWeb.de, http://www.womenweb.de/vorlagen/userarticle.asp?selectiontype=4&editoruserid=919837&articleid=172008, eingesehen am 01.01.2016, eingesehen am 01.01.2016 151 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Henny_Jahnn, eingesehen am 02.01.2016 152 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Nacht_aus_Blei, eingesehen am 02.01.2016 153 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Kafka, eingesehen am 02.01.2016 154 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_von_Kleist, eingesehen am 01.01.2016 155 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Rainer_Kirsch; eingesehen am 02.01.2016 156 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Anton_Kuh, eingesehen am 02.01.2016

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Uwe Lummitsch (1956-

1988), deutscher Dichter157

„Nicht wenige haben hier auf

der Insel ihre Werke

geschöpft, große Namen,

weiß Gott, ich nenne nur

Lummitsch, Cibulka, Pludra

und natürlich Gerhard

Hauptmann und Joachim

Ringelnatz, […].“ (S. 401-

402)

Bodo Müller und Christine

Vogt-Müller

Referenz zu Über die Ostsee

in die Freiheit (1992)158

Ein paar Tage später, bei

einem meiner ziellosen

Streifzüge durch die

Regalreihen der

Stadtbibliothek, las ich den

Titel: Über die Ostsee in die

Freiheit, der meeresgraue

Umschlag mit dem Untertitel

Dramatische

Fluchtgeschichten.“ (S. 439,

Epilog – andere Vorworte)

Heiner Müller (1929-1995),

einer der wichtigsten

deutschsprachigen

Dramatiker der zweiten

Hälfte des 20.

Jahrhunderts159

„Eine vergleichbare

Physiognomie, wenn auch

nicht in dieser allerletzten

Gestalt, war Ed bisher nur

von Fotos des berühmten und

bei den Esskaas, die Bücher

lasen, hochgeschätzten

Autors Heiner Müller in

Erinnerung, der – Rimbaud

zitierte es allenthalben –

gesagt haben sollte: ››Artaud,

die Sprache der Qual!‹‹ […],

stattdessen zitierte er noch

einmal Müller: ››Artauds

Texte, auf den Trümmern

Europas gelesen, werden sie

klassisch sein.‹‹“ (S. 206,

auch Text-Bild, Zitate: Zitat

1: Titel eines Textes von

Müller160

, Zitat 2:

verifizierter Ausspruch

Müllers161

157 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Uwe_Lummitsch, eingesehen am 02.01.2016 158 Konrad-Adenauer-Stiftung, http://www.kas.de/akademie/de/events/33813/, eingesehen am 02.01.2016 159 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Heiner_M%C3%BCller, eingesehen am 02.01.2016 160 Schmitt, http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=8688&ausgabe=200511, eingesehen am 02.01.2016 161 Laudenbach, http://www.berliner-zeitung.de/archiv/grenzen-der-buehnenkunst-gesprengt---zum-100--geburtstag-des-franzoesischen-theatermanns-mueller--artaud-ist-der-ernstfall,10810590,9174600.html, eingesehen am 02.01.2016

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Robert Musil (1880-1942),

österreichischer Schriftsteller

und Theaterkritiker162

„[…] es war ihr Physikum,

bestehend aus Sätzen von

Musil oder Kleist, an denen

nicht wenige verzweifelt und

gescheitert waren.“ (S. 99)

Friedrich Nietzsche (1844-

1900), Philosoph und

Dichter163

aus Herbstgedicht wird hier

zitiert164

„››Dies ist der Herbst, der –

bricht dir noch das Herz…‹‹

Seine Auswendigbestände

meldeten sich, aber der

Name des Autors war im

entfallen, und auch der Rest

des Gedichts lag im Nebel.“

(S. 362, auch S. 219: Zitat)

Nietzsche mit einem

Herbstgedicht klingt herein

(Jäger/FAZ)

kurz angebunden „an den

Pflock des Augenblicks“, wie

es bei Nietzsche heiβt

(Schmitter/Der Spiegel)

Novalis, eigentlich: Friedrich

von Hardenberg (1772-

1801), deutscher

Schriftsteller der

Frühromantik und

Philosoph165

aus Hymnen an die Nacht

zitiert166

„In seiner Familie (im

deutschen Zweig, so fuhr

Henri fort) gebe es eine

entferne Verwandtschaft mit

Friedrich von Hardenberg.

[…], und ohne weiteres

begann er ein paar Worte aus

den Hymnen zu zitieren:

››Hast auch du ein Gefallen

an uns, dunkle Nacht? Was

hältst du unter deinem

Mantel…‹‹“ (S. 461, Epilog

– andere Vorworte, Zitat)

„››Bei Novalis sind die Toten

die Guten, Herr Bendler!‹‹“

(S. 465, Epilog – andere

Vorworte)

Protagonist Edgar hat inniges

Verhältnis zur Dichtung von

Novalis

(Jäger/FAZ)

Novalis

(Jandl/Die Zeit)

Fernando Pessoa (1888-

1935), portugiesischer

Dichter und Schriftsteller167

„Der Mann trug ein weißes

Hemd und eine runde

schwarze Brille, viel mehr

war nicht zu erkennen von

ihm; er sah aus wie Fernando

Pessoa.“ (S. 389, auch Text-

Bild)

162 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Musil, eingesehen am 01.01.2016 163 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Nietzsche, eingesehen am 01.01.2016 164 mumag, http://www.mumag.de/gedichte/nie_f04.html, eingesehen am 01.01.2016 165 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Novalis, eingesehen am 01.01.2016 166 Projekt Gutenberg, http://gutenberg.spiegel.de/buch/hymnen-an-die-nacht-5237/2, eingesehen am 01.01.2016 167 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Fernando_Pessoa, eingesehen am 01.01.2016

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„››Mache dich auf, geh nach

Ninive …‹‹ Der Pessoa-

Mann hatte wieder zu

sprechen begonnen.“ (S. 390,

Pseudozitat: nicht

verifizierbar)

Benno Pludra (1925-2014),

deutscher Schriftsteller168

„Unter den übriggebliebenen

erkannte er Benno Pludra,

Lütt Matten und die weiße

Muschel.“ (S. 301)

„Nicht wenige haben hier auf

der Insel ihre Werke

geschöpft, große Namen,

weiß Gott, ich nenne nur

Lummitsch, Cibulka, Pludra

und natürlich Gerhard

Hauptmann und Joachim

Ringelnatz, Geistesgrößen

vergangener Zeiten, Vertreter

des bürgerlichen

Humanismus.“ (S. 401-402)

Rainer Maria Rilke (1875-

1926), Lyriker deutscher

Sprache169

„Ein Gesicht wie Rilke,

langgezogen, dicke Augen

und Schnauzbart, wie fast

alle hier.“ (S. 64, Eds

Tagebucheintrag, auch Text-

Bild!)

Arthur Rimbaud (1854-

1891), französischer

Dichter170

„[…] in seinem Schädel

polterten die Bestände: Das

Trunkene Schiff in der freien

Nachdichtung Paul

Zechs…››Rimbaud!‹‹, rief es

noch einmal aus dem Inneren

des Klausners, und Ed

begriff, dass der Kellner mit

dem Schnauzbart gemeint

war.“ (S. 45)

„Noch einmal spielte sein

Schädel ein paar Zeilen des

Trunkenen Schiffes; das

Summen der Bestände.“ (S.

75)

Arthur Rimbaud, Autor des

Trunkenen Schiffs

(Jandl/Die Welt)

168 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Benno_Pludra, eingesehen am 02.01.2016 169 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Rainer_Maria_Rilke, eingesehen am 01.01.2016 170 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Arthur_Rimbaud, eingesehen am 02.01.2016

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„Und hier, vom gleichen

akademischen Grad, sein

Freund Rimbaud, unser

Philosoph – hab schon fast

vergessen, wie du wirklich

heißt, mein Lieber, einmal

geheißen hast, meine ich…“

(S. 85)

„Es handelte sich um die

schlechte Reproduktion eines

Jugendfotos, aus einer

Zeitschrift gerissen und auf

Pappe geklebt. Am Tag

seines Dienstantritts hatte

Rimbaud das Bild auf der

Kasse platziert und sich

damit seinen Namen

erworben.“ (S. 91, auch

Referenz: Text-Bild)

„Allein diese von den

Esskaas an fünf Abenden in

der Woche zelebrierte

››Opposition der Tresen‹‹

(ein Wort Rimbauds) enthielt

einen Begriff von politscher

Bedeutung.“ (S. 165,

Pseudozitat: nicht

verifizierbar!)

Joachim Ringelnatz (1883-

1934), deutscher

Schriftsteller, Kabarettist und

Maler171

„Nicht wenige haben hier auf

der Insel ihre Werke

geschöpft, große Namen,

weiß Gott, ich nenne nur

Lummitsch, Cibulka, Pludra

und natürlich Gerhard

Hauptmann und Joachim

Ringelnatz, Geistesgrößen

vergangener Zeiten, Vertreter

des bürgerlichen

Humanismus.“ (S. 401-402)

171 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Joachim_Ringelnatz, eingesehen am 02.01.2016

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Georg Trakl (1887-1914),

österreichischer Dichter des

Expressionismus mit starken

Einflüssen des

Symbolismus172

Kapitel Trakl und Trakl

vorgetragen (S. 15-19 und

129-137, Zwischentitel)

„Plötzlich hatte seine Stimme

versagt, stattdessen das

Summen in seinem Schädel,

Brockes, Eichendorff und

immer wieder Trakl, der am

unerbittlichsten tönte mit

seinen Versen aus Laub und

Braun, weshalb Ed sich an

den Kopf fassen musste.“ (S.

29-30)

„Ohne ein einziges Mal zu

stocken, sagte er Georg

Trakls Gedicht Die

Verfluchten auf, dann das

Gedicht Psalm. Zweite

Fassung. Dann das Gedicht

Sonja, das er schon sehr

immer sehr gemocht, und

dann Unterwegs, wieder ein

langes Gedicht, […] aber

schließlich wollte er auch

noch O das Wohnen und Die

blaue Nacht …“ (S. 136)

„Er überflog die erste Zeile,

und augenblicklich wusste er

es: Er hatte Trakl

vorgetragen.“ (S. 138, auch

S. 29-30, 410)

„Die Bestände dröhnten.

Trakl trat auf, seine

bäurische Gestalt, sein

großes, infantiles Gesicht.“

(S. 148, auch: Text-Bild)

Protagonist Edgar hat inniges

Verhältnis zur Dichtung von

Georg Trakl

(Jäger/FAZ)

Kruso = Fan des Lyrikers

Georg Trakl; Trakl-Dissertant

Edgar Bendler

(Jandl/Die Welt)

172 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Trakl, eingesehen am 01.01.2016

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68

„››… das alte Gerät / Der

Väter. / Dieses erschüttert die

Brust des Fremdlings …‹‹,

hatte es plötzlich getönt aus

Eds Beständen.“ (S. 173:

Zitat: Georg Trakl Anif173

)

„Drei Strophen, dann hatte

Ed es begriffen: Das war

nicht Trakl, das war Kruso.

Krusos Ton, der aus Trakl

etwas Eigenes machte,

eigene Worte, eigene

Gedanken, eine

ungeheuerliche

Transformation.“ (S. 188,

auch Metatext!)

„Sie hatten sich Trakls Sonja

vorgetragen, […].“ (S. 214)

„››Alle Straßen münden in

schwarze Verwesung‹‹ […].“

(S. 274, Zitat: aus Gedicht

Grodek174

)

„Er hatte auch andere

Freunde, Reste seiner

Bestände zum Beispiel,

mutige Helfer, die ihm, ja,

wie immer, etwas flüstern

wollten. Einen Rat, eine Idee,

noch in letzter Sekunde.

››Und leise greift in seinen

Mund die Hand Der Toten.

Sonja lächelt sanft und schön

…‹‹“ (S. 392, Zitat: Die

Verfluchten175

)

173 Projekt Gutenberg, http://gutenberg.spiegel.de/buch/georg-trakl-gedichte-5445/30, eingesehen am 02.01.2016 174 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Grodek, eingesehen am 02.01.2016 175 Bibliotheca Augustana, https://www.hs-augsburg.de/~harsch/germanica/Chronologie/20Jh/Trakl/tra_seb1.html, eingesehen am 02.01.2016

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69

„Dann umfasste Ed ihn noch

fester und summte das

Gedicht. ››Abend kehrt in

alten Garten; Sonjas Leben,

blaue Stille. Wilder Vögel

Wanderfahrten …‹‹“ S. 414,

Zitat: Sonja176

)

„Nicht nur Novalis, auch bei

Trakl waren die Toten die

Guten – in diesem

Augenblick begriff ich es.

Trakl war nicht nur ein

Trauma, er war auch eine

Sehnsucht gewesen.“ (S. 467,

Epilog = andere Vorworte)

Paul van Ostaijen (1896-

1928), belgischer Dichter

und Groteskenschreiber177

Gedicht Melopee wird hier

zitiert178

Kapitel Warum ziehen der

Mond und der Mann (S. 91-

100, Zwischentitel)

„Ed tauchte die Hände in

sein Becken, um sich einen

Teller zu greifen, als der

Chor anhob:

››Am Hochried vorbei, am

Niedermoor vorbei, zieht das

Boot nach dem Meer. Zieht

mit dem ziehenden Mond das

Boot nach dem Meer…‹‹

[…] ››So sind sie Gefährten

zum Meer, das Boot, der

Mond und der Mann…‹‹

[…] ››Warum ziehen der

Mond und der Mann zu zweit

so bereit nach dem Meer, so

bereit nach dem Meer!‹‹ […]

Es entsprach nur der Würde

des Gedichts, das sie

gemeinsam vorgetragen

hatten, offensichtlich eine

Art Hymne des Klausners,

››unser Heiliges‹‹, wie Kruso

es später noch öfter erklärte.“

(S. 96-97, auch S. 248, 289:

Zitat)

176 Garten-Literatur, http://www.garten-literatur.de/Leselaube/trakl_sonja.htm, eingesehen am 02.01.2016 177 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_van_Ostaijen, eingesehen am 01.01.2016 178 Groenewold, http://cafe-deutschland.blogspot.se/2014/10/warum-ziehen-der-mond-und-der-mann.html, eingesehen am 01.01.2016

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70

Jules Verne (1828-1904),

französischer Schriftsteller179

„Ed fiel eine Broschüre mit

der Geschichte der

Zoologischen Station Neapel

zu. Der Umschlag zeigte eine

Villa am Golf von Neapel,

mit Kanälen, die vom Wasser

her direkt in die

unterirdischen Gewölbe des

Gebäudes reichten – wie von

Jules Verne erdacht.“ S. 296,

auch Text-Bild)

August Heinrich Hoffmann

von Fallersleben (1798-

1874), Dichter und Verfasser

der Nationalhymne180

„Die Nationalhymne war

unsäglich schön, und wie zur

Feier rief sie das Verbotene

herbei, den alten,

sehnsuchtskranken Text von

Deutschland über allem,

Musik und Text schienen

untrennbar zu sein. […] Wie

der Dichter August Heinrich

Hoffmann von Fallersleben

auf einer ehemals englischen

Insel gesessen […].“ (S. 346,

Plagiat: aus der

Nationalhymne)

Johann Wolfgang von

Goethe (1749-1832), einer

der bedeutendsten

Repräsentanten

deutschsprachiger

Dichtung181

„Dazu eine Abhandlung über

Faust in Italien von Paola

Del Zoppo und Goethes

Italienische Reise.“ (S. 296)

„Den ganzen Tag, gesessen

und gebaut, Häuser Brücken,

Straßen, bis am Abend die

Erwachsenen kamen und

seine Sandburg bewunderten,

die riesig war und über alles

verfügte, was die Welt im

Innersten zusammenhielt:

[…].“ (S. 387: Plagiat:

Faust. Der Tragödie Erster

Teil182

)

179 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Jules_Verne, eingesehen am 02.01.2016 180 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/August_Heinrich_Hoffmann_von_Fallersleben, eingesehen am 02.01.2016 181 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Wolfgang_von_Goethe, eingesehen am 02.01.2016 182 Projekt Gutenberg, http://gutenberg.spiegel.de/buch/-3664/4, eingesehen am 02.01.2016

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Peter Weiss die Utopien egalitärer und auf

Freundschaft beruhender

Gesellschaften, wie sie in

Peter Weiss` Groβroman

Ästhetik des Widerstand“

entworfen werden

(Jandl/Die Welt)

Intermedialität

– nach Medium –

Text-Bild:

Arnold Böcklin das politische und

allgemeinmenschliche

Abendrot, in das die Szenerie

getaucht ist, wäre eines

Théodore Géricault oder

eines Arnold Böcklin würdig

(Jandl/Die Welt)

Pierre Bonnard (1867-1947),

französischer Maler des Post-

Impressionismus183

„Sie ist unserer eigenen Seele

verwandt, ergänzte Ed, wie

man es sehen kann in den

Bildern von Bonnard zum

Beispiel.“ (S. 249)

Sandro Botticelli (1445-

1510), italienischer Maler

und Zeichner der frühen

Renaissance184

Referenz an berühmtes Bild

Geburt der Venus

„Aus jedem Haar ein Pilz,

aus jeder Waschung eine

Suppe, Taufe, Wiedergeburt,

phantasierte Ed, […], um

Heike etwas Schaum aus

dem Nacken zu spülen. […]

Wie Aphrodite entstieg

Heike dem Abwasch.“ (S.

265, Anspielung)

Leonardo da Vinci (1452-

1519), italienischer Maler,

Bildhauer, Architekt,

Anatom, Mechaniker,

Ingenieur und

Naturphilosoph185

Referenz an berühmtes

Gemälde Das Abendmahl

„In einer zweiten Gruppe,

praktisch übereck, den alten

Besatzungen gegenüber,

hingen die Bilder berühmter

Gäste, von denen Ed nur

Billy Wilder und Thomas

Mann sofort erkannte, dann

entdeckte er noch Lotte

Lenya. Neben ihr eine

winzige Reproduktion des

Abendmahls von Leonardo.“

(S. 86, auch Text-Foto)

183 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Pierre_Bonnard, eingesehen am 01.01.2016 184 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Sandro_Botticelli, eingesehen am 02.01.2016 185 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Leonardo_da_Vinci, eingesehen am 02.01.2016

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72

Théodore Géricault (1791-

1824), französischer Maler

und Vertreter der

Romantik186

„Ich hatte Bilder von

Géricault vor Augen, […].“

(S. 450: Epilog – andere

Vorworte)

nur ein Schritt zum Inbild der

Schiffbrüchigen, wie es

Théodore Géricault mit

seinem Floβ der Medusa

gemalt hat

(Jandl/Die Welt)

Ivo Hauptmann (1886-1973),

deutscher Maler, ältester

Sohn von Gerhard

Hauptmann187

„Im Schaukasten des

Gerhart-Hauptmann-Hauses

hing ein Hauptmanngedicht.

Daneben ein Aquarell von

Ivo Hauptmann.“ (S. 120)

Umschlaggestaltung:

Seekarte

„Umschlagabbildung:

Seekartenausschnitt vom

Standort des Leuchtturms

Dornbusch, Hiddensee ©

Bundesamt für Seeschifffahrt

und Hydrographie (BSH)“

(siehe: Anlage 2,

verlegerischer Peritext:

Schutzumschlag, Zitat)

Text-Film:

Inselkino: Referenz an

mehrere in der DDR gedrehte

Spielfilme

„››Irgendwann wollte C. ins

Inselkino. An jedem

Nachmittag läuft dort Lütt

Matten und die weiße

Muschel, am Abend Einer

trage des anderen Last und

als Spätvorstellung Bis daß

der Tod euch scheidet.‹‹“ (S.

208)

Das Klondike-Fieber, Teil 2

des ZDF-

Abenteuervierteilers von

1975188

„Er dachte an Klondike-

Fieber, an den Mann in der

Wüste aus Schnee, dem es in

letzter Sekunde gelungen

war, ein Feuer zu entzünden,

mit seinem letzten Streich-

holz, aber dann…“ (S. 38)

Panzerkreuzer:

Referenz an Sergej

Eisensteins Stummfilm

Panzerkreuzer Potemkin von

1925189

„Im ersten Moment war kein

Boot zu entdecken, nur der

Panzerkreuzer, riesig im

Nebel, […].“ (S. 420,

Anspielung, auch Text-

Film)

Panzerkreuzer Aurora 1917,

Petrograd/Oktoberrevolution

(Camman/Zeit)

fährt als Deus ex Machina ein

russischer Panzerkreuzer auf

(Verdofsky/FR)

186 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Th%C3%A9odore_G%C3%A9ricault, eingesehen am 02.01.2016 187 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Ivo_Hauptmann, eingesehen am 01.01.2016 188 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Lockruf_des_Goldes, eingesehen am 01.01.2016 189 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Panzerkreuzer_Potemkin, eingesehen am 02.01.2016

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73

Unser Sandmännchen =

DDR-Kinderprogramm

„… - Kreuzspinne und

Kreuzschnabel!“ (S. 73,

Zitat: (berühmter Ausruf von

Herrn Fuchs aus Herr Fuchs

und Frau Elster190

)

Fleisch, Thriller von

Regisseur Rainer Erler aus

dem Jahr 1979191

„Seltsamerweise fiel ihm

Fleisch ein, ein

westdeutscher Film, wenn er

sich richtig erinnerte, der

trotzdem in die Kinos

gekommen war.“ (S. 285)

Film über Max Ernst,

Referenz nicht verifizierbar!

„8. Januar: Ein Film über

Max Ernst im Filmclub 66.

Was sich ihm eingeprägt

hatte, waren die Bilder vom

Hausbau in der Wüste, Sonne

und Holz, das eigene Haus,

wie der Maler es plante und

baute und sich so eine Höhle

schuf für seine Arbeit, weitab

von allem, ungestört. […].“

(S. 307)

Verfilmung des Romans Der

letzte Mohikaner von James

Fenimore Cooper192

„Ed dachte an Bilder in

einem Film, er war jetzt

selbst in einem Film. Er war

die Hauptfigur, der letzte

Mohikaner.“ (S. 394)

Film des NDR über die

Ostseefluchten

„Knapp zwanzig Jahre später

sah ich, wie ein Mann auf

eine weite leere Wiese zeigte

und sagte: ››Hier liegen

überall die Toten begraben.‹‹

Es war ein Film des

Norddeutschen Rundfunks

über die Ostseefluchten.“ (S.

447, Epilog – andere

Vorworte, Zitat: nicht

verifizierbar!)

Text – Musik:

Russisches Kampflied

Partisanen von Amur

„Rimbaud und das

Tresenehepaar haben

Kampflieder gesungen,

durchs Gebirge, durch die

Steppe zog…“ (S. 156, Eds

Tagebucheintrag: Plagiat193

)

190 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Herr_Fuchs_und_Frau_Elster, eingesehen am 01.01.2016 191 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Fleisch_(1979), eingesehen am 02.01.2016 192 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Der_letzte_Mohikaner_(1992), eingesehen am 02.01.2016 193 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Partisanen_vom_Amur, eingesehen am 02.01.2016

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74

Orchestermusik „Vom Friedhofstor an spielte

ein kleines Orchester ››Treue

Kameraden‹‹.“ (S. 198,

Plagiat: vermutlich Der gute

Kamerad194

)

Unser Sandmännchen =

Kinderprogramm195

„››Sandmann, lieber

Sandmann…‹‹ (S. 208,

Zitat: Auszug aus

Erkennungsmelodie von

Unser Sandmännchen)

Musical Evita:

Zitat aus Lied von Julie

Covington von 1977: Don´t

cry for me Argentina196

„[…] oder ››Don´t cry for me

Argentina‹‹, Schlagertexte

von den Magnettonbändern

seiner Eltern.“ (S. 219, Zitat)

„Aber da lag Ed schon auf

dem Teppich, mit

ausgebreiteten Armen, in

Erwartung der außerirdischen

Stimme einer Sängerin

namens Julie Covington.“ (S.

332)

Musikgruppe Feeling B:

Zitat aus Song: Mix mir

einen Drink197

„Ed verstand in kaum. Meist

schien es um einen Drink zu

gehen, den jemand für ihn

mixen sollte, ››Mix mir einen

Drink, der mich woanders

hinbringt‹‹, es war mehr ein

Krächzen und Quäken, ohne

Rhythmus, ohne Melodie.“

(S. 221, Zitat)

„Das Lied schien bekannt.

[…] ››Ju-gend voran, Ju-

gend pack an, brich dir sel-

ber die Baa-haahan, kein

Zwang und kein Drill, der

eigene Will, bestimme dein

Leben fortaa-haahan…‹‹“ (S.

223, Anspielung an DDR-

Jugendlied Bau auf198

)

194 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Der_gute_Kamerad, eingesehen am 02.01.2016 195 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Unser_Sandm%C3%A4nnchen, eingesehen am 02.01.2016 196 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Don%E2%80%99t_Cry_for_Me_Argentina, eingesehen am 02.01.2016 197 Hiddensee-Kultur, http://www.hiddensee-kultur.de/1961_punk.php, eingesehen am 02.01.2016 198 inge.borg, http://ingeb.org/Lieder/jugender.html, eingesehen am 02.01.2016

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Traumzauberbaum =

Geschichtenliederproduktion

von Reinhard Lakomy und

Monika Ehrhardt199

„Manche sagen auch

Traumzauberbaum.“ (S. 225)

Ein Schiff wird kommen:

deutsche Version des

Schlagers Ta pedia tou Pirea

von Manos Hadjidakis aus

dem Jahr 1960200

„Ein Schiff wird kommen,

dachte Ed.“ (S. 263)

Blowin´ in the Wind:

Folksong von Bob Dylan von

1962201

„Ein blonder Gitarrist mit

nach hinten gekämmten

Haaren, Eisverkäufer der

››Heiderose‹‹, setzte sich

neben Heike und begann mit

Blowin´ in the Wind.“ (S.

272, auch S. 273)

Freiheit, die ich meine:

- die mein Herz erfüllt von

Max von Schenkendorf

(1783–1817) oder

- ist kein Schattenbild von

Christian Heinrich Zeller

(1779–1860)

Beide Lieder werden nach

der 1818 entstandenen

Melodie von Karl August

Groos gesungen.202

„››Freiheit, die ich meine‹‹,

schepperte es aus der Tiefe

des Essgeschirrs an seiner

Seite, […].“ (S. 273, Zitat)

Pjotr Iljitsch Tschaikowski

(1840-1893), russischer

Komponist203

Kapitel Tschaikowski (S.

290-295, Zwischentitel)

„Während Viola

Tschaikowski spielte,

schmierte Cavallo Brote,

kochte Eier und wusch

Äpfel.“ (S. 294)

Brüder, zur Sonne, zur

Freiheit: deutsche

Nachdichtung eines

russischen Arbeiterliedes204

„››Brüder, zur Sonne, zur

Freiheit‹‹, mahnte Kruso,

dann ein unverständliches

Gemurmel. Tatsächlich

stimmte er das Lied an, leise,

fast unhörbar. Brüder zum

Lichte empor.“ (S. 320,

Plagiat)

199 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Traumzauberbaum, eingesehen am 02.01.2016 200 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Ein_Schiff_wird_kommen, eingesehen am 02.01.2016 201 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Blowin%E2%80%99_in_the_Wind, eingesehen am 02.01.2016 202 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Freiheit,_die_ich_meine, eingesehen am 02.01.2016 203 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Pjotr_Iljitsch_Tschaikowski, eingesehen am 02.01.2016 204 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Br%C3%BCder,_zur_Sonne,_zur_Freiheit, eingesehen am 02.01.2016

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Schlager/Seemansslied

Draußen auf der Mole:

Zitat?: nicht verifizierbar!

„››Draußen auf der Mole

schauten sie aufs weite Meer,

draußen auf der Mole warn

die Herzen sehnsuchtsschwer

…‹‹“. (S. 432, Zitat: nicht

verifizierbar!)

Deutschlandfunk Kapitel Deutschlandfunk (S.

346-348, Zwischentitel)

„Aus der unteren Etage

kamen Radiogeräusche,

Stimmen, manchmal Musik,

[…]. Vor Mitternacht Haydn,

eigentlich schön und

rätselhaft in seinem zittrigen

Klang, aber dann war es

wieder zu laut auf dem Flur.“

(S. 65)

„Derart verstümmelt,

empfing Viola nur noch

Deutschlandfunk […].“ (S.

110)

„Am Ende das Wetter,

Wasserstände,

Windgeschwindigkeiten. Es

gab Suchmeldungen und

Reiserufe, und auch eine

Sturmwarnung brauchte

keine besondere Betonung.

››Bundeswirtschaftsminister

Haussmann hat seine

Warnung wiederholt, die

Arbeitszeit zu verkürzen. Die

Bevölkerung in der

Bundesrepublik soll von

Tiefflügen entlastet werden.

Hören Sie nun die

Meldungen im Einzelnen.‹‹“

(S. 111, Zitat: nicht

verifizierbar!)

„Viola spielte Haydn, ein

Konzert, und Kruso redete

mit Ed.“ (S. 136)

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77

„Um Mitternacht Viola.

››Zum Tagesausklang hören

Sie die Nationalhymne‹‹“ (S.

186, Zitat: nicht

verifizierbar!)

„Erst dann, nach und nach,

tauchte Viola wieder auf, das

››Konzert am Abend‹‹, später

die Stimme des

Nachrichtensprechers, […].“

(S. 228, Zitat)

„Den Nachrichten folgte das

››Nachtradio‹‹. Ein neuer

Bericht über Flüchtlinge in

Ungarn, tägliche Fluchten

über die Grenze, […].“ (S.

229, Zitat)

„Ed hörte das Konzert zu

Ende. Vladimir Horowitz am

Klavier. Dann die

Programmvorschau, dann die

Hymne, dann die 0-Uhr-

Nachrichten und ein

Reiseruf: ››Herr Dorgelow,

zur Zeit vermutlich

unterwegs im Raum

Hamburg mit einem grünen

VW Käfer, amtliches

Kennzeichen HH PN 365,

wird dringend gebeten, zu

Hause anzurufen.‹‹“ (S. 295,

Zitat: nicht verifizierbar!)

Es ist sieben Minuten vor

Mitternacht. Wie ein

Märchen brachte Viola das

Programm des kommenden

Tages.[…] So weit die

Programmvorschau.

Deutschlandfunk. Zum

Tagesausklang die

Nationalhymne. Um null Uhr

melden wir uns wieder mit –

Nachrichten.“ (S. 346, auch

S. 233 und 292, Plagiat:

nicht verifizierbar!)

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78

„0 Uhr. Deutschlandfunk –

die Nachrichten. Die

Perestroika in der UdSSR

kann nach den Worten des

Staats- und Parteichefs

Gorbatschow nicht länger

als Revolution von oben

bezeichnet werden. Einfache

Lösungen für enorme

Probleme zu versprechen

hieße, das Volk zu täuschen.

Disziplin sei mehr denn je

notwendig.“ (S. 347, Plagiat:

nicht verifizierbar!)

„Dann verschlief er das

Opernkonzert, beginnend mit

dem Vorspiel ››Morgen-

dämmerung an der Moskwa‹‹

von Modest Mussorgski,

dann eine Motette Monte-

verdis für acht Stimmen.

Kurz vor fünf Uhr erklangen

noch einmal die sieben Töne

der wunderbaren Spieluhr. Es

war das Sendezeichen. Oder

die Außerirdischen, dreimal

hintereinander. Im

Halbschlaf die Presseschau.

Ab und zu irdische

Volksmusik. Die Schneefall-

grenze war auf 1500 Meter

gesunken. Die Menschen, die

wegmachen wollen, glauben

der Führung nicht mehr.“ (S.

348, Zitat: nicht

verifizierbar!)

sonstige Referenzen

Referenzen an reale Personen:

Charlotta Seiler Brylla, Lutz

Seilers Ehefrau205

„Für Charlotta“ (S. 6,

Widmung (Zueignung),

Anspielung)

Wolfgang Lippi Lippert,

einer der beliebtesten

Unterhaltungskünstler der

DDR206

„Einige, von denen es hieß,

sie seien berühmt, darunter

ein großer dünner Mann mit

Brille, den man Lippi nannte

und aus dem Fernsehen

kannte.“ (S. 267)

205 fnp, http://www.fnp.de/lokales/frankfurt/Ein-Prosit-auf-Lutz-Seiler;art675,1066676, eingesehen am 05.01.2016 206 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Lippert, eingesehen am 02.01.2016

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79

Dieter Quaster Hertrampf,

Gitarrist und Sänger,

Gründungsmitglied der

DDR-Rockband Puhdys207

„Neben ihm ein anderer

Mann, der trotz der Hitze

eine Lederjacke trug mit

geflochtenen Schulterstücken

und von Fans begeistert mit

››He, Quaster!‹‹ angerufen

wurde.“ (S. 267)

Aljoscha Rompe (DDR-

Punkband Feeling B) konkretes Vorbild für Kruso-

Figur

(Cammann/Zeit)

spielt im Roman eine Rolle

(Böttiger/Deutschlandradio)

Robert Rompe (Aljoschas

Stiefvater, Physiker und

Wissenschaftsfunktionär)

Vorlage für Figur des

Röntgenstrahlen-Forschers

Rommstedt

(Böttiger/Deutschlandradio),

Vorlage für Krusos Stiefvater

(Cammann/Zeit)

Referenzen an Philosophen/ religiöse Gurus:

François Noël Babeuf,

genannt Gracchus Babeuf

Babeuf (1760-1797),

Journalist und

linksrevolutionärer

französischer Agitator

während der ersten

französischen Revolution208

„Kruso zeigte ihm Bücher.

Die Sammlung von

höchstens zwanzig Titeln

nannte er seine

››Bibliothek‹‹. Darunter

Autoren wie Lew Schestow

und Gennadi Vorsterberg,

von denen Ed nie gehört

hatte, und andere wie

Babeuf, Bloch, Castaneda.“

(S. 217)

Kruso predigt seinen Adepten

von Gracchus Babeuf, dem

ersten radikalen

Gleichmacher der

Französischen Revolution

(Jäger/FAZ)

Ernst Bloch (1858-1985-

1977), deutscher

Philosoph209

„Kruso zeigte ihm Bücher.

Die Sammlung von

höchstens zwanzig Titeln

nannte er seine

››Bibliothek‹‹. Darunter

Autoren wie Lew Schestow

und Gennadi Vorsterberg,

von denen Ed nie gehört

hatte, und andere wie

Babeuf, Bloch, Castaneda.“

(S. 217)

Kruso predigt seinen Adepten

von Ernst Bloch, dem

utopischen Philosophen

(Jäger/FAZ)

207 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Dieter_Hertrampf, eingesehen am 02.01.2016 208 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Fran%C3%A7ois_No%C3%ABl_Babeuf, eingesehen am 01.01.2016 209 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Bloch, eingesehen am 01.01.2016

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Hans Blumenberg

(Philosoph)

Kruso = gleichnishafte

Erzählung über „Lebenszeit

und Weltzeit“, wie der

Philosoph Hans Blumenberg

die Spannung zwischen dem

historischen Geschehen und

der persönlichen Erfahrung

nennt

(Schmitter/Der Spiegel)

Carlos Castaneda (1925-

1998), US-amerikanischer

Anthropologe und

Schriftsteller210

„Kruso zeigte ihm Bücher.

Die Sammlung von

höchstens zwanzig Titeln

nannte er seine

››Bibliothek‹‹. Darunter

Autoren wie Lew Schestow

und Gennadi Vorsterberg,

von denen Ed nie gehört

hatte, und andere wie

Babeuf, Bloch, Castaneda.“

(S. 217)

Kruso predigt seinen Adepten

von Carlos Castaneda, der

Wege der Bewusstseinser-

weiterung aus angeblich

indianischen Quellen vortrug

(Jäger/FAZ)

Rosa Luxemburg (1871-

1919), einflussreiche

Vertreterin der europäischen

Arbeiterbewegung, des

Marxismus, Antimilitarismus

und proletarischen

Internationalismus211

„››Die Freiheit…‹‹, flüsterte

Ed in das Becken, ››die

Freiheit ist immer auch …‹‹,

nein, das war falsch, ››die

Freiheit ist anders …‹‹, nein.

››Die Freiheit des anderen ist

– die Freiheit?‹‹ Es war

jämmerlich. Er brachte den

Satz nicht zustande, den Satz,

den hier wahrscheinlich jeder

wusste, wissen musste,

Luxemburg, London,

ausweisen, ausreisen […].“

(S. 278, Anspielung an

Zitat: „Freiheit ist immer

Freiheit des anders

Denkenden."212

)

210 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Carlos_Castaneda, eingesehen am 01.01.2016 211 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Rosa_Luxemburg, eingesehen am 02.01.2016 212 ib.

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Jean-Jaques Rousseau (1712-

1778), französischsprachiger

Genfer Schriftsteller,

Philosoph, Pädagoge,

Naturforscher und

Komponist der Aufklärung213

„Die Insel ist das Versteck,

die Insel ist der Ort, wo sie

zu sich kommen, wo man

zurückkehrt in sich selbst,

das heißt zur Natur, zur

Stimme des Herzens, wie

Rousseau es sagt.“ (S. 175

Anspielung: „Zurück zur

Natur!“, denkt man sofort,

wenn der Name Rousseau

fällt. Nur dass sich dieser

Ausruf in den Schriften des

1712 in Genf geborenen

Philosophen nirgends findet,

zumindest nicht wörtlich. 214

)

Leo Isaakowitsch Schestow

(1866-1938), russischer,

jüdischer Philosoph des

Existentialismus215

„Kruso zeigte ihm Bücher.

Die Sammlung von

höchstens zwanzig Titeln

nannte er seine

››Bibliothek‹‹. Darunter

Autoren wie Lew Schestow

und Gennadi Vorsterberg,

von denen Ed nie gehört

hatte, und andere wie

Babeuf, Bloch, Castaneda.“

(S. 217)

Kruso predigt seinen Adepten

die Lehren des religiösen

Existentialisten Leo

Schestow

(Jäger/FAZ)

Rudolf Steiner (1861–1925):

Philosophie der Freiheit –

Grundzüge einer modernen

Weltanschauung – seelische

Beobachtungsresultate nach

naturwissenschaftlicher

Methode = philosophisches

Hauptwerk von 1893216

„Von seiner Philosophie der

Freiheit gewannen dabei die

wenigsten einen Begriff.“ (S.

168)

Gennadi Vorsterberg

(nicht verifizierbar!)

„Kruso zeigte ihm Bücher.

Die Sammlung von

höchstens zwanzig Titeln

nannte er seine

››Bibliothek‹‹. Darunter

Autoren wie Lew Schestow

und Gennadi Vorsterberg,

von denen Ed nie gehört

hatte, […]“ (S. 217)

213 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Jean-Jacques_Rousseau, eingesehen am 01.01.2016 214 Ott, https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/jean-jacques-rousseau-lieber-ohne-mich, eingesehen am 01.01.2016 215 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Leo_Isaakowitsch_Schestow, eingesehen am 01.01.2016 216 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Philosophie_der_Freiheit, eingesehen am 01.01.2016

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(sprachliche) Referenzen an DDR-Alltag:

z.B. Marken, Produkte, Abkürzungen, Institutionen, Abläufe, Sprache

Marken, z.B.:

Exlepäng = Haarpflegemittel,

in der DDR hergestellt217

„Krombachs Exlepäng. Er

nahm eine frische Flasche

aus dem Schrank, der

Beipackzettel fiel ihm in die

Hand. Es ist nie zu spät, aber

auch nie zu früh…Pflege und

Nahrung, wie jeder Boden,

der Frucht bringen

soll…erfrischt und

verjüngt… Der Name

Exlepäng garantiert weit

über ein halbes Jahrhundert

für Qualität und Wirkung.“

(S. 408, kursiv = Plagiat,

nicht verifizierbar!)

Marken, z.B.

Gelonida =

Schmerztabletten, in der

DDR hergestellt218

„Er gab Zucker und zwei

Gelonida dazu, die er neben

einem Fläschchen Jodtinktur

und ein paar ergrauten

Kompressen in Krombachs

Rotkreuzkasten gefunden

hatte.“ (S. 408)

weitere Marken: Florena-Creme (S. 9:

Gesichtscreme)

→ Spiel mit: NIVEA-

Wasserball (S. 407: Kapitel

Die Aufgabe des Ostens!)

Mitropa (S. 10:

Bahnhofsrestaurant)

Rügener Badejunge (S. 18:

Camembert)

Echt Foto-Postkarten von

Bild und Heimat

Reichenbach (S. 52)

Mifa-Fahrrad (S. 55:

Minifahrrad)

Stralsunder (S. 128: Bier)

Rosenthaler Kadarka (S.

245: Rotwein)

Goldkrone (S. 245:

Weinbrand)

Ikarus (S. 275: Autobus)

Produkte:

Dederonbeutel (S. 10)

Soljanka (S. 11)

217 Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, http://museum.zib.de/sgml_internet/sgml.php?seite=5&fld_0=z0061213, eingesehen am 01.01.2016 218 DHM, http://www.dhm.de/datenbank/dhm.php?seite=5&fld_0=AK200046, eingesehen am 30.12.2015

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Pressspanplatten (S. 55)

Mehrfruchtmarmelade (S.

83)

Südfrüchte (S. 122:

importiertes Obst)

B 56/B 100 (S. 219, 331:

tschechische Tonbandgeräte)

echter Bohnenkaffee (S. 321)

Abkürzungen: NSW (S. 18:

Nichtsozialistisches

Wirtschaftsgebiet219

)

Esskaas (S. 49: Saisonkräfte)

Persoplatten, Persofrühstück

(S. 83: Personal~)

VEB (S. 349: Volkseigener

Betrieb)

Institutionen, z.B.

Samisdat = im Selbstverlag

erschienene [verbotene]

Literatur in der UdSSR220

„[…], Blätter des

sogenannten Samisdats, die

in den größeren Städten seit

Jahren wie Pilze aus dem

Boden schossen.“ (S. 142)

weitere Institutionen: zentrale Vergabe (S. 24: bei

Wohnungsvergabe)

Zentrale Wohnraumlenkung

(S. 25)

Altstoffhandel (S. 60)

anerkannte Vertreter der

Arbeiterklasse (S. 113)

Russenstädtchen Nr. 7 (S.

191: Unterkunft der

sowjetischen Armee in der

DDR)

Helden der Arbeit (S. 246)

Kollektiv (S. 293: Team)

Betriebsferienheim (S. 293)

FDGB-Hotel (S. 329: Hotel

der Gewerkschaft)

Jungpioniere (S. 383:

Jugendorganisation)

Abläufe Schlüsselkind (S. 26: Kinder

mit eigenem

Wohnungsschlüssel)

Kaderakte (S. 293:

Personalakte)

219 Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Nichtsozialistisches_Wirtschaftsgebiet, eingesehen am 02.01.2016 220 Duden, http://www.duden.de/rechtschreibung/Samisdat, eingesehen am 30.12.2015

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sonstige sprachliche

Besonderheiten

z.B. Name Mike (S. 57)

z.B. Spitznamen für

alkoholische Getränke

Blauer Würger (S. 159),

Kali, Kiwi (S. 220, 245)

z.B. Bezeichnung für

Klebeband: Gänsehausband

(S. 244)

z.B. Jugendsprache Kunden

(S. 275), urst (S. 277)

sonstige Referenzen:

Pseudozitat: Quelle = Eds

Vater

„››Die Natur ist kein

Zuckerschlecken, jawoll‹‹,

murmelte Ed; er imitierte die

Stimme seines Vaters und

musste kichern dabei.“ (S.

41: Pseudozitat)

Anspielung: nicht

verifizierbar!

„Aus den

Auswendigbeständen

summten ein paar Verse

herüber, in denen es hieß, die

kleine schlappe Ostseewelle

ahme das Flüstern der Toten

nach.“ (S. 40, Anspielung:

nicht verifizierbar!)

Zitat: nicht verifizierbar! „[…]››flach wie ein

Hundegaumen‹‹, dachte Ed

oder flüsterten seine

Bestände.“ (S. 123: Zitat?:

nicht verifizierbar!)

Plagiat: nicht verifizierbar! „Wie nur durch Nähe etwas

ein Wesen wird. Wie durch

einen Spiegel tritt der neue

Freund ins Zimmer. Ed

wusste nicht genau, was er

mit diesem Satz anfangen

sollte, das Denken fiel

schwer so nah am Meer.“ (S.

146, Plagiat: nicht

verifizierbar!)

Zitat: nicht verifizierbar! „››Das Maß der Freiheit.‹‹

Ed zuckte zusammen. Der

letzte Satz war nicht von

Kruso gekommen.“ (S. 163,

Zitat?: nicht verifizierbar!

Pseudozitat „››Die Geschlechtstiere der

Honigbiene…‹‹ Kruso

schluckte und begann erneut.

[…].“ (S. 341, Pseudozitat)

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Pseudozitat „Über dem Eingang zum

Pfarrhaus hing ein Plakat mit

den Worten ››Die

Reformation geht weiter‹‹.

Ed hielt an und las den

Aushang im Schaukasten der

Gemeinde. In einem

››Offenen Brief‹‹ forderten

die Insulaner einen ››Prozess

der Erneuerung‹‹.“ (S. 379-

380, Pseudozitate, auch

Text-Bild)

Zitat: nicht verifizierbar!

„Die schmutzig gelbe Ti-

telseite des Fernsprechbuchs

(eine Ausgabe von 1986) war

mit gestrichelten Linien

überzogen, […]. Auf Seite 1

hatte man ››Signale zur War-

nung‹‹ aufgelistet. […] ››Im

Interesse der gegenseitigen

Rücksichtnahme und besse-

ren Erreichbarkeit: FASSE

DICH KURZ!‹‹ war fett

gedruckt.“ (S. 413, Zitat:

nicht verifizierbar!, auch

Text-Bild)

Pseudozitat „Im Verlauf der

Herbstwochen hatte sich

Wulf D. Wätjen vom

Kirchenrat in Kopenhagen

noch einmal gemeldet. ››Es

tut mir immer noch sehr leid,

dass ich Ihnen bei Ihrer

Recherche nicht mehr helfen

konnte …‹‹, so begann

seinen Mail, und ich muss

zugeben, dass ich gerührt

war von diesem Satz.“ (S.

475, Epilog – andere

Vorworte: Pseudozitat)

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Selbstreferenzen (Metatext)

„Edgar Bendler hatte

beschlossen, zu

verschwinden, ein Satz wie

aus einem Roman.“ (S. 26)

„Ed misstraute diesen

Namen, Schluck und Jau, das

klang unglaubwürdig,

erfunden. Ja, in der Literatur

war es möglich, aber nicht im

Leben.“ (S. 37)

„[…], er sah nur Bestände,

die ihm drohten; irgendwo in

einer Ecke seines vernebelten

Schädels lauerte die

Auswendigkraft mit ihrer

Unersättlichkeit.“ (S. 131,

auch S. 185, 189, 257, 283,

345)

„››Mach es wie die Erzähler.

Wenn sie sich etwas vom

Leib halten müssen,

benutzten sie einfach eine

andere Person – er, du, sie,

es.‹‹“ (S. 209-210, Fuchs an

Ed)

„››In gewissem Sinne waren

sie wie Leser. Sie kannten

nicht nur meine Schokolade

oder die schmutzige Wäsche

in meinem Schrank aus dem

Effeff, sie kannten auch

meine Briefe nach Hause und

auch meine euphorischen

Versuche, Gedichte zu

verfassen, Wort für Wort…‹‹

››Du hast deine Leser

erschlagen.‹‹“ (S. 211, Ed

und Fuchs)

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„Auch er, dachte Ed, alle

warten. Alexander

Krusowitsch, unterwegs im

Raum Sehnsucht mit einer

großen leuchtenden Verk-

ündigung, amtliches Kenn-

zeichen unbekannt, wird

gebeten, sich unverzüglich

mit seiner Familie in

Verbindung zu setzen. Ich

wiederhole…“ (S. 295,

Anspielung an Reiseruf des

Deutschlandfunks S. 295

s.o.)

„Alles, was er tat, geschah

im Sinne dieser Geschichte,

als sei er allein

verantwortlich dafür, dass sie

irgendwann einmal erzählt

werden konnte.“ (S. 378)

„Alle Umstände gelten als

geklärt, und so schwer es mir

auch fällt, damit

abzuschließen, sie gehören

nicht in diesen Bericht.“ (S.

437, auch S. 440, 441,

Epilog – andere Vorworte)

„Die Quelle berührte mich

am Arm, und mein Blick fiel

auf das Schild an seiner

Brust: ein Name, an den ich

mich nicht mehr erinnern

kann, darunter die

Bezeichnung Konsulent.“ (S.

459, Epilog – andere

Vorworte)

„Keine Ahnung, woher Henri

Madsen (Henri oder Hendrik,

Madsen der Mattson, die

Anspannung war einfach zu

groß, um alles genau zu

verstehen) so plötzlich

gekommen sein konnte,

[…].“ (S. 460, Epilog –

andere Vorworte)

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„Auch mein Bericht verrät,

wie wenig ich für all das

geeignet, wie wenig ich der

Aufgabe gewachsen war. Ein

Bericht voller

nebensächlicher Details,

dazu Gefühle und Gedanken,

wo es nur um Fakten gehen

sollte.“ (S. 472, Epilog –

andere Vorworte)

„Keine Ahnung, wie das, was

folgte, Teil irgendeines

Berichts werden kann. Als

ich in diesen Tagen noch

einmal mein Kopenhagen-

Notizbuch zur Hand nahm,

hielt ich es für

wahrscheinlicher, dass

irgendwer dort

eingeschrieben hatte, […],

aber nicht ich. Jemand hatte

das notiert, mit hastiger

Schrift, über einige Seiten,

genau so:

- Fuß in Schuh, faulig. […]“

(S. 467, Epilog – andere

Vorworte)

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Anhang 2 – Schutzumschlag