Exit Through the Gift Shop Seminararbeitvon Till Rippmann
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„EXIT THROUGH THE GIFT SHOP“
Kunstdokumentation oder dokumentiertes Kunstwerk?
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Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. „Exit Through the Gift shop“- Synopsis
3. Street Art, Stil und Anonymität -einige Grundsätze
4. Kunst und ihre hinreichenden Bedingungen
4.1. Institutionell
4.2. Absicht macht Kunst
4.3. Wirkung ist Kunst
5. Was ist ein Künstler?
6. Portrait Banksy
7. Portrait Thierry Guetta
8. Mr. Brainwash
9. Das Für und Wider des Films in Sequenzen
9.1. Banksy über Mr. Brainwash
10. Banksys Intrige und Gestaltwandel
11. Fazit
12. Literatur
13. Filmische Quellen
14. Internetquellen
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1. Einleitung
Das vorliegende Papier beschäftigt sich mit dem neu erschienen Film: „Exit Through the Gift
shop“
Die zu behandelnde These stellt auf einer ersten Ebene die Frage: Ist dies eine Dokumentation
über Kunst oder ein dokumentiertes Kunstwerk? Unter Abschnitt 4 werden die für diese
Arbeit hinreichenden Bedingungen artikuliert, die einen Gegenstand als Kunst kategorisieren
lassen. Anhand dieser Bedingungen wird untersucht ob diese vorliegende Dokumentation als
eben solche zu gelten hat, oder ob es sich um ein kreiertes Kunstwerk handelt dessen
Entfaltung erst mit der Veröffentlichung des Films geschieht. Der Film selbst ist als Kunst zu
kategorisieren wenn nachgewiesen werden kann, dass sein primärer Anspruch nicht in derobjektiven Darstellung einer Kultur oder eines Geschehnisses liegt, sondern der Inhalt des
Films eine (spezifische) Reflexion Impliziert und eine Wirkung beabsichtigt.
Auf einer zweiten Ebene wird die folgende These behandelt:
Banksy transformiert sich für diese „Dokumentation“ vom anonymen Künstler Banksy zum
bekannten Künstler „Mr.Brainwash“.
Durch diesen Prozess geht er zwar wie viele Streetart Künstler vor ihm den Schritt an dieÖffentlichkeit was ihm einen breiteren Zugang zu eben dieser Öffentlichkeit verschafft,
andererseits gelingt es ihm auf diesem Weg seine wahre Identität geheim zu halten. Banksy
führt so ein ungeahntes Meisterstück auf, mittels dessen er sich selbst der Welt auf bisher
unerreichte Weise bekannt macht, aber gleichzeitig den Mythos um seine Person und Identität
weiter verstärkt.
2. „Exit Through the Gift shop“-Synopsis
Auf der Homepage dieser kontroversen Dokumentation findet sich eingangs die folgende
Beschreibung des Films:
„This is the inside story of Street Art - a brutal and revealing account of what happens when
fame, money and vandalism collide. Exit Through the Gift Shop follows an eccentric shop-
keeper turned amateur film-maker as he attempts to capture many of the world's most
infamous vandals on camera, only to have a British stencil artist named Banksy turn the
camcorder back on its owner with wildly unexpected results. One of the most provocative
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films about art ever made, Exit Through the Gift Shop is a fascinating study of low-level
criminality,comradeship and incompetence. By turns shocking, hilarious and absurd, this is
an enthralling modern-day fairytale... with bolt cutters.“1
Diese Umschreibung könnte kaum treffender sein, sie bezieht sich jedoch nur auf das im Film
dargestellte. Was für diese Untersuchung als auch für die Street Art Szene weltweit relevant
ist, ist nicht der effektive Film oder die erzählte Geschichte, sondern vielmehr die von diesem
Film gelieferten Implikationen. Es stellt sich hier die Frage ob dieser Film selbst ein
Kunstobjekt ist, welches den weltweiten „Hype“ sowie dessen Diskussion, als beabsichtigte
Wirkung hatte.
Der Film handelt durchaus von einem gewissen Thierry Guetta, der heute als internationalerfolgreicher Street-Art- Künstler seinen Lebensunterhalt bestreitet.
3. Street Art, Stil und Anonymität -einige Grundsätze
Wie der Name schon sagt ist Street Art als Kunst auf der Strasse zu bezeichnen und findet
hierhin auch eine umfassende Definition. Street Art ist die grösste Gegenkulturelle Bewegung
seit „Punk“.2 Ursprünglich aus der Graffiti Bewegung der frühen Achtziger entstanden,
wurde diese Kunst-Richtung durch eine Anzahl an Faktoren erweitert. Wo Graffiti seine
Anfänge in der schieren und praktikabelsten Art ein Gebiet zu markieren fand, begannen
Streetart-Künstler diesen Aspekt als „Public-Relations“ Element zu nutzen um sich selbst
einen höheren Bekanntheitsgrad zu verschaffen. Das Erfolgs-Konzept eines Streetart-
Künstlers, wie es auch im untersuchten Film dargestellt wird, basiert auf einfachen Prinzipien:
1. Erkennbarkeit: der Auftritt eines Streetart-Künstlers, soll möglichst klar erkennbarer,
individueller, sein. Erkennbarkeit wird vornehmlich durch Originalität gewährleistet,
diese kann sich allerdings in allen möglichen Formen und Aspekten der Kunstformzum Ausdruck bringen. Da sich Stile nicht an Schulen oder einem hergebrachten
Kunstbegriff orientieren, gewinnt dieser Aspekt im Bereich der Streetart eine enorme
Bedeutung.
1http://www.banksyfilm.com/synopsis.html?reload
2
Zitat Banksy in: Exit Through the gift shop. 08:48
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2. Verbreitung: Je verbreiteter (Lokal oder weltweit) die leicht identifizierbare (oder
zuordenbare) Arbeit des einzelnen Künstlers vorzufinden ist, umso grösser die
Wahrscheinlichkeit eines relevanten Bekanntheitsgrads.
3. Innovation: Wie in der „kommerziellen“ oder anerkannten Kunstwelt, ist Innovation
massgebend in Bezug auf die Anerkennung die ein einzelner Künstler geniesst. Im
Bereich der Streetart
Ein Streetart- Künstler lebt von der Anonymität, denn wäre er nicht anonym wäre dies wohl
statt einer der billigsten (bezogen auf Material- Verschleiss), die teuerste. Die klassische
Ausübung dieser Kunst beruht auf dem Verzieren urbaner Flächen. Anders formuliert das
Verschandeln öffentlichen Raums, oder auch privaten Raums der öffentlich sichtbar ist.Street-Artists ziehen ihr Glaubwürdigkeit aus dem absoluten Altruismus mit welchem sie ihre
Projekte verfolgen nach dem Motto: „ Er liebt seine Projekt so, dass er nebst den Kosten zur
Herstellung seiner Kunst auch das beträchtliche Risiko auf sich nimmt geschnappt zu werden,
was wiederum Mehrkosten verursachen würde“.
4. Kunst und ihre hinreichenden Bedingungen
Spätestens seit dem Aufkommen von Pop Art ist Kunst nicht per se über den Wortstamm
„Können“ zu definieren. Kunst ist kein schlichtes Handwerk mehr, sie ist vielmehr ein
Zusammenspiel aus Wirkung Präsentation und der Absicht des Künstlers. Unter dieser, sehr
weitläufigen Definition lässt sich Street Art eher nachvollziehen, zumal diese Kunstform sich
den gängigen Interpretationen des Kunstbegriffs eher entzieht. Um den vorliegenden Stoff
ausserhalb einer Kunsthistorischen Analyse behandeln zu können, sind Definitionen
notwendig, die die Diskussion des Gegenstandes ausserhalb der klassischen Kunstbegriffe
behandelbar machen. Die folgenden hinreichenden Bedingungen zur Definition eines
Gegenstands als Kunst, seien daher in ihrer bewusst gewählten Weitläufigkeit, als Grundlage
dieses Papiers festgehalten. Kunst wird dementsprechend auf den folgenden Seiten unter
diesen auch einzeln als hinreichend anzunehmenden Aspekten definiert:
4.1. Institutionell
Alles was in einer Ausstellung präsentiert wird (und dort als Kunst ausgestellt wird), ist
Kunst. Jeglicher institutionelle Rahmen der Kunst eine Plattform oder ein Forum bietet,
definiert das ausgestellte resp. von dieser Institution präsentierte Objekt und dessen zugrunde
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liegende Idee als Kunst. Hier ist zu bemerken, dass weder Banksy noch Mr. Brainwash jemals
im Rahmen einer kommerziell aktiven Galerie ausstellten. Alle öffentlich zugänglichen und
gleichzeitig legalen Präsentationen ihrer Kunst fanden in spezifisch zu diesem Zweck
organisierten Räumlichkeiten statt. Was in diesen Räumlichkeiten stattfand, wurde aber alsAusstellung von Kunst (engl. „Art Show“) bezeichnet. Insofern genügen die hier betrachteten,
als auch die im Film erwähnten Ausstellung diesem institutionellen Anspruch.
4.2. Absicht macht Kunst
Alles was mit der Absicht hergestellt wurde Kunst zu schaffen, gilt auch als Kunst. Ein
freigelassenes Huhn kann Kunst sein, wenn der Zweck der Freilassung Kunst ist.
4.3. Wirkung ist Kunst
Alles was beabsichtigt eine Wirkung zu haben, also auf einer metaphysischen Ebene
Gedanken hervorruft, Abneigung, Zustimmung, Bewunderung oder sonstige Empfindungen
regt, gilt als Kunst. Jedes Objekt, Bild oder Ton das über seine schiere Funktion hinaus eine
philosophische, psychologische, moralische oder persönliche Bedeutung für den Betrachter
hat und gemäss dem Künstler haben soll, ist Kunst.
5. Was ist ein Künstler?
Als Künstler gilt in diesem Papier jener der einen Input X zu einem Output Y verwandelt,
wobei Y einer der genannten hinreichenden Bedingungen genügen muss. Also diejenige
Person, die einen Input X in einen Output Y transformiert der entweder unter institutionellen
Aspekten, seiner Absicht, oder seiner Wirkung nach Kunst ist.
6. Portrait Banksy
Banksy ist vermutlich (nach eigenen Angaben) 1974 geboren und lebt in Bristol
(UK).Obwohl Banksy sehr vorsichtig und akribisch darauf bedacht ist seinen wirklichen
(bürgerlichen) Namen vor den Massenmedien geheim zu halten, bestehen diverse Thesen zu
eben diesem Geheimnis. Vermutlich ist Banksys bürgerlicher Name Robert Banks.3 Banksys
Technik basiert auf klassischem Graffiti, nur werden diverse „Street- Art“- Techniken genutzt
wie Schablonen, Kleister, Pinsel, und Stifte als auch dreidimensionale Objekte oder
3
http://www.briansewell.com/artist/b-artist/banksy/banksy-biography.html
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Installationen. Obwohl Banksy sich selbst weniger als Künstler denn als Kulturaktivist
versteht, ist seine Arbeit als Kunst zu bezeichnen.4 Banksys Ausdruck bezieht sich
vornehmlich auf die Dissonanz zwischen den Massenmedien und der eigenen
Kulturauffassung des Künstlers. Mit dieser generellen Herangehensweise als auch der ihrentsprechenden Wahl seines Auftritts, sorgt Banksy mit wachsendem Bekanntheitsgrad für
Kontroverse. So meinen einige in seiner Arbeit die Stimme der urbanen Bevölkerung zu
erkennen und danken Banksy für die Verschönerung des weitgehend grauen urbanen
Dschungels. Andere wiederum, sehen in Banksys „Kunst“ kaum mehr als organisierten
Vandalismus.5 Letztere Perspektive legitimiert sich nebst der reinen Rechtslage (ungefragt
Bilder auf fremde Wände malen ist nach wie vor illegal) auch mit der Aussage dass Banksy
eine politische Minderheit vertritt und somit keinen Anspruch auf die von ihm „zeitweiseannektierte“ Fläche hat.
Besonders störend wird Banksy Unternehmung wohl von jenen Firmen empfunden, deren
Plakate verfremdet werden so, dass die Aussagen dieser „geschändeten“ Plakate plötzlich in
einem sozialpolitischen Umfeld anzusiedeln sind. Für eine Firma die für Kosmetik oder
andere schlichte Konsumgüter wirbt, ist dies natürlich nicht besonders erstrebenswert.
Banksy wird nachgesagt, nebst Arbeiten für wohltätige Organisationen, auch mit Puma
zusammengearbeitet zu haben. Weder die eine noch die andere Zusammenarbeit ist
nachweisbar, nicht zuletzt aufgrund Banksys nach wie vor bestehender Anonymität. Wohl
mitunter durch eben diese Anonymität hat Banksy im Verlauf seines Schaffens eine weltweite
und ungemein grosse Anhängerschafft hinter sich vereint. Er kombiniert seine extravaganten
Arbeiten mit einer strengen Mystifizierung seiner Person. Banksy ist somit keine
Privatperson, kein kunstschaffender Bürger, Banksy ist kein Mensch. Banksy ist ein Ideal, ein
Super-Villain für die Kunstszene, ein Krimineller mit Intellektuellen Motiven. Diese
Kategorie gegenkulturellen Ruhms bringt natürlich ihr Schattenseite mit sich: So wurden
während einer Banksy Ausstellung 2004, ausserhalb der Galerie Stickers verteilt, die Banksy
als „Sell-Out“ bezeichneten. An diesem Beispiel zeigt sich der schmale Grat zwischen
Gegenkultur und Kommerz, der von besonders erfolgreichen Streetart-Künstlern gemeistert
werden muss um ihre Authentizität zu schützen.
4Vgl. Pkt. 4
5
http://www.briansewell.com/artist/b-artist/banksy/banksy-biography.html
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Banksys Arbeit bezieht sich stark auf die Massenmedien und spielt mit Wirkung und
Institutionen, genauer, mit den institutionalisierten Vorstellungen der Menschen, weiss
Banksy meisterhaft umzugehen.
Einer der grossartigsten Streiche Banksys, beinhaltete das Aufhängen eigener Bilder imbritischen Nationalmuseum oder das Bemalen der palästinensischen Seite der West Bank
Barriere. Ebenfalls veröffentlichte Banksy eine Reihe an selbstpublizierten Büchern wie sein
letztes 2005 erschienenes Werk „Wall and Piece“.
Banksys Werk wird generell von stark ironischen Elementen begleitet. Banksy nimmt sich
gerne bekannte Figuren oder Personen und abstrahiert diese gewissermassen in entgegen
gesetzter Richtung. So werden Soldaten zu Friedenskämpfern, Polizisten zu Homosexuellen
Liebhabern und Affen zu den zukünftigenRegenten des Planeten. Banksy versteht es, die
Vorstellungen, die fixierten Konzepte der
Menschen in Frage zu stellen oder durch
raffiniert angebrachte Pervertierung des
bekannten, dasjenige hervor zu zeichnen das
sich eben hinter dem Bekannten und wie üblich
assoziierten Bild befindet.
Als Beispiel sei hier der Ausspruch: „One
Nation under CCTV“ (vgl. Bild) herangezogen.
Dieser Ausspruch ist eine pervertierte Form des
„Pledge of Alliance“ welcher allmorgendlich
(und bei diversen anderen Gelegenheiten) von den amerikanischen Kongressmitgliedern auf
die Flagge geschworen wird und im Original: “One Nation under God“ geschrieben wird.
Durch die Umformung weist Banksy auf die wirklichen Verhältnisse in seinem oder anderen
Ländern hin. 6 Dieses Beispiel fügt sich konsistent in Banksy Gesamtwerk ein, welches auf
dramatische Weise Kunst und Weltpolitik vereint gleichzeitig von raffiniertem Humor und
einer Spur Zynismus bestimmt wird.
7. Portrait Thierry Guetta
6
http://en.wikipedia.org/wiki/Pledge_of_Allegiance
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Thierry Guetta ist der bürgerliche Name von Mr. Brainwash. Die behandelte Dokumentation
ist ein Zusammenschnitt aus dem Filmmaterial das Thierry innert 20 Jahren
zusammengetragen hat. Der zweifache Familienvater war zu Beginn seiner Dokumentation
ein französischer Einwanderer der sich im schönen Kalifornien eine Existenz alsKleiderverkäufer aufgebaut hatte. Eines Tages (so die hier untersuchte Dokumentation) wurde
Thierry von dem alles andere ausblendenden Bedürfniss ergriffen, alles zu filmen was im
sprichwörtlich vor die Nase kam. Diese Eigenschaft machte ihn Jahre später enorm interessant
für Kulturaktivisten wie Shephard Fairey oder eben Banksy. Ein weiterer relevanter
Entwicklungsschritt auf dem Weg vom Kleiderverkäufer zum Streetartist, war ein recht
zufälliger: Thierrys Cousin, so fand der passionierte Hobbyfilmer eines Tages heraus, ist der
mittlerweile weltweit bekannte Street-Artist „Space Invader“. Space Invaders Technik unterschied sich zumindest damals von allen anderen bekannten Künstlern aus dem Genre, er
verwendete keine Schablonen oder Farbe sondern Mosaiksteinchen die er zu Figuren aus
dem gleichnamigen Amiga-Spiel arrangierte. Thierry war fasziniert von der Arbeit seines
Cousins und verfolgte ihn fernerhin auf all seinen nächtlichen Streifzügen im Namen der
Kunst.
8. Mr. Brainwash
Mister Brainwash ist an und für sich ein Kollateral-Produkt der Dokumentation. Derjenige der
Banksy, Shephard Fairey, Space Invader und alle anderen auftauchenden Grössen im Film
verfolgt, beschliesst an einem gewissen Punkt selbst
zum Künstler zu werden. Thierry Guetta setzt,
gemäss dem Film, seine gewonnenen Erfahrungen
zusammen und beschliesst nach dem genau
gleichen Konzept eine Karriere als Streetart-
Künstler zu verfolgen, wie es seine Idole respektive
die von ihm Begleiteten vormachten. Die ganze
Angelegenheit entwickelt sich schrittweise, in zwei
Schritten um genau zu sein. In einem ersten Schritt lässt sich Thierry von einem Künstler ein
Logo illustrieren, welches ihn selbst abstrahiert zeigt, eine Kamera haltend (vgl. Abbildung).
Aus diesem Logo lässt er eine Reihe an Aufklebern fertigen, die er bei jeder sich bietenden
Gelegenheit an die Wände oder sonstige Objekte klebt. Die nächste Stufe ereignet sich aber
aus einer ganz spezifischen Konstellation, die für das vorliegende Papier von einiger Relevanz
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ist. Ab Minute Zweiundfünfzig im Film wird dieser Prozess dargestellt und läuft wie folgt ab:
Banksy stellt Thierry zur Rede zumal er den damaligen Zeitpunkt für den geeignetsten hält
eine Dokumentation über diese, bis dahin nahezu vollständig im gesellschaftlichen Schatten
stattfindende Kultur zu fertigen. Thierrys auf diese Aufforderung folgendes Produkt (einneunzigminütiger Zusammenschnitt willkürlich gewählter Filmsequenzen, mit dem Titel
„Life remote control“) entsprach aber nicht mal ansatzweise den Erwartungen. Also bat
Banksy Thierry um dessen Materialien als dass er selbst einen Film daraus
zusammenschneiden würde. Um Thierry in dieser Zeit abzulenken schlägt im Banksy vor,
doch selbst ein wenig Kunst zu machen, ein paar Poster aufzuhängen, vielleicht ein kleine
Ausstellung zu organisieren. Dieser Plan nimmt dann aber enorme Ausmasse an. Thierry
macht eine gigantische Kunstausstellung unter dem Namen Mr. Brainwash. Die Ausstellungist grösser als alle die Banksy je für sich selbst organisierte. Thierry ist alleine natürlich total
überlastet, er braucht Hilfe von Banksys Kontakten. Thierry fertigt auch keines der Werke
selbst an, sondern beauftragt Kunststudenten damit seine Visionen umzusetzen. An diesem
Punkt wird ersichtlich weshalb ein derart breiter Kunstbegriff vonnöten ist um Guettas Arbeit
überhaupt als solche bezeichnen zu können. Thierry Guetta arbeitet lediglich mit den drei
genannten hinreichenden Bedingungen für Kunst: Er hat die Absicht (kommuniziert diese an
jemanden der dieser Gestalt verleiht), er schafft die Institution (In Form einer Ausstellung)
und er erzielt Wirkung (In Form eines Massenansturms und etlichen verkauften Objekten).
Somit ist dargelegt dass Thierry Guettas Arbeit oder Output als Kunst zu bezeichnen ist. Auf
die Frage angesprochen wie alles so gekommen sei, meint Thierry Guetta lediglich (Zitat):
„Like what i say, im playing chess…i dont know how to play chess but Life is a chess game
to me“7
9. Das Für und Wider des Films in Sequenzen
Im Folgenden werden einzelne Sequenzen des Films beobachtet und versucht für die These
dieses Papiers relevante Aussagen und Abläufe zu extrahieren. Grundsätzlich soll hierbei
untersucht werden, ob diese Dokumentation eben eine Dokumentation ist, also eine möglichst
authentische Darstellung eines realen kulturellen Umstands, Zusammenhangs,- oder
Hintergrunds. Sollte es sich bei dem untersuchten Werk effektiv um eine ebensolche
Dokumentation handeln, so wäre von jeglichen impliziten Motiven neben eben der
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Banksy (2010) „Exit through the Gift shop“ Min:00:53:00.
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Dokumentation schlechthin abzusehen, zumal eine Dokumentation eben möglichst wertfrei
dokumentiert, gegenüber einem Kunstobjekt, welches eben auf eine Wirkung abzielt.
Obwohl diese Frage nach Inkonsistenzen alleine nicht die Quelle für die Beantwortung der
These liefern kann, ist es doch hilfreich festzustellen dass die im Film verkaufte Geschichteeinige mehr oder minder relevante Inkonsistenzen aufweist. Unter diesem Aspekt gilt es zu
definieren welche Geschichte uns der Film glauben machen will und welche er in Tat und
Wahrheit erzählt.
9.1. Banksy über Mr. Brainwash
Banksys Position zum vorliegenden Film und dementsprechend gegenüber Thierry Guetta ist
wechselhaft. Einerseits gibt er als Grund für den Fokuswechsel des Films an, dass es sich beiMr. Brainwash um die eigentlich interessantere Person handle als bei ihm selbst. Diese
Aussage bringt schon eine Reihe an Fragen mit sich, wie beispielweise: „Warum kommt
Mr.Brainwashs Name nicht im Titel vor?“ oder weshalb nimmt Banksy, der allgemein eher
als Aufmerksamkeits- Avers einzustufen ist, die ganze Arbeit auf sich, einen Film von diesen
Ausmassen zu produzieren um den Werdegang eines anderen Künstlers zu portraitieren?
Während der zweiundfünfzigsten Minute rekapituliert Banksy die genaue Situation in welcher
er Thierry dazu aufgefordert hat diesen Film zu machen. Dieser Moment war nach Banksys
Aussage eben derjenige, in welchem Street- Art zum kommerziellen Gut wurde. Genau eben
jenen Moment wählt Banksy um durch diese Dokumentation, genauer durch Thierry Guetta,
auf die wirklichen Beweggründe und Hintergründe dieser kulturellen Bewegung aufmerksam
zu machen. Er möchte Thierry motivieren die moralischen Vorstellungen und Motivationen
einer Gegenkultur öffentlich zugänglich machen, deren stärkster Vertreter Banksy selbst ist.
Die an diesem Punkt formulierten moralischen Grundpfeiler dieser Kultur sind nach Banksy
eher durch die Abwesenheit gewisser Motivationen definiert. Namentlich dürfen weder Ruhm
Geld oder „The Hype“ die Gründe für diese Tätigkeit liefern.8 Banksy selbst formuliert seine
Einschätzung des Kunstmarktes, wie er bisher besteht in seinem 2005 erschienen Buch „Wall
and Piece“ folgendermassen:
„The Art we look at is made by only a select few. A small group create, promote , purchase,
exhibit an d decide the success of Art . Only a few hundred People in the world have any real
8
Banksy (2010) „Exit Through The Gift Shop“00: 52:00.
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say. When you go to an Art Gallery you are simply a tourist looking at the trophy cabinet of a
few millionaires.“9
Im Verlauf des Films liefert Banksy selbstverständlich eine Reihe an Gründen, die einenähere Beziehung zwischen ihm und Thierry Guetta rechtfertigen. Ein Beispiel für diesen im
Film präsentierten Aufbau der Freundschaft, liefert die Szene die sich mit dem Vorfall in
Disneyland beschäftigt. Die Szene beschreibt ein kleines Attentat auf die Erlebnisbahn
„Mount Rushmore“. Banksy hatte sich anlässlich des Jubiläums der Anschläge vom elften
September 2001 zum Ziel gesetzt, eine aufblasbare Gummipuppe als Guantanamo- Sträfling
zu verkleiden und an einem geschätzten Aussichtspunkt zu positionieren. Die Aktion fliegt
auf, Thierry wird von den Sicherheitsleuten in Gewahrsam genommen und verhört, währendBanksy die Flucht gelingt. Thierry führt die Geschichte weiter aus und erzählt wie er während
dem Verhör heroisch die Daten von der Kamera gelöscht habe, so dass es den Disney-
Sicherheitsleuten nicht möglich war Banksy für diese Tat zu belangen oder auch schon zu
identifizieren. Banksy gibt an, dies sei für ihn ein bindender Augenblick gewesen, da seit
diesem Vorfall Thierry sein absolutes Vertrauen gewonnen und auch verdient habe. Fraglich
ist allerdings wie es möglich ist, dass diese Aktion in der Dokumentation vorkommt obwohl
das entsprechende Material ja von Thierry gelöscht worden sei. In der Dokumentation ist zu
sehen wie Banksy die Puppe aufbläst und positioniert. Banksy, dem dieser Umstand in der
Nachbearbeitung wohl aufgefallen war, verweist auf einen Trick von Thierry, der die
Kassette mit den entsprechenden Daten in seine Socke gestopft habe, doch welche Daten
wurden dann von Thierry gelöscht? Warum erzählt uns Thierry eine andere Geschichte?
Wie auch immer die wahren Begebenheiten ausgesehen haben mögen, Die Geschichte kann
sich entsprechend der Aussagen von Banksy und Thierry Guetta, schlichtweg nicht so
zugetragen haben wie von der Dokumentation behauptet.10
Nebst dem grosszügigen Raum der für Vermutungen geschaffen wird- festzustellen ist an
diesem Punkt lediglich: Thierry Guetta hat eine Funktion für Banksy, die verbleibende Frage
ist: Welche Funktion erfüllt Thierry Guetta für Banksy?
10. Banksys Intrige und Gestaltwandel
9 Banksy (2005) „wall and piece“ S.151
10
Banksy- Film „Exit Through the gift shop“ 42:45
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Die wohl mitunter hervorstechendsten Bestandteile von Banksys Geschichte sind die Lücken,
die Unsummen kleiner Puzzleteile die sich der öffentlichen Kenntnis entziehen. Zu diesen
„Lücken“ gehören unter anderen sein Gesicht, sein Name, Details über sein Umfeld, deren
Gesichter und Namen, kurzum Banksys Identität als Mensch. In einer von „Berühmtheit“
besessenen Gesellschaft, vollbrachte er das nahezu unmögliche: Er erschuf (sich) eine
universelle wiedererkennbare Marke, ohne jedoch seine eigene Identität preis zu geben. 11
Banksy ist ein politischer Künstler. In seiner Kunst sind Krieg, Frieden und die Gesellschaft
in ihren mannigfaltigen Aspekten Thema. Banksys Kunst beabsichtigt zu wirken, zu
provozieren, Gedanken zu bewegen. Banksy hat, nach eigener Aussage, nicht den Anspruch
Millionen zu verdienen oder sein Gesicht in die Zeitungen zu bringen. Banksys Kunst ist ihrer
Wirkung Mittel und so sich selbst Zweck. Dieser Charakterzug kann allen aktiven Streetart-Künstlern alleine aufgrund der Illegalität der Prozedur getrost angerechnet werden. Genauer
ist es wohl so dass die Bekanntmachung der Identität, für die meisten Künstler dieses Sektors
mit polizeilichen Anzeigen statt mit Fanpost und mit Reinigungskosten mehr denn mit
finanziellen Zuwendungen, gekoppelt sein dürfte.
Banksys moralische Vorstellungen bezüglich dieses Gegenstands, werden im selben
Augenblick kundgetan, in welchem der Anstoss geliefert wird den Film überhaupt zu machen.
Die Motivation bestand laut Banksy vornehmlich darin, der Welt zu zeigen um was es bei
dieser Kunstform wirklich geht und um was eben nicht. Siehe da: Der Film tut genau das.
Wird Peter von Matts struktureller Aufriss der Intrige auf Banksys Verhalten angewendet, so
werden unter dieser Charakteristika des Künstlers einzelne Elemente einer Intrige sichtbar:
Banksys Film ist die Planungsphase einer gross angelegten Intrige, die eben diese, seine
ideologische Aussage zum Ziel hat.
Der Zuschauer wird somit zum Zeuge der Planungsphase dieser Intrige gemacht.12 Banksy
formuliert klar die Notsituation, die in der Vergänglichkeit von Streetart zu finden ist. 13 Eine
Lösung für dieses Problem sieht er in der filmischen Dokumentation des Gegenstands. Weiter
beklagt er sich über das Missverständnis, welches seiner Kultur entgegengebracht wird.14 Wie
11 Wright, Steve (2007) S.1
12Von Matt, Peter (2006) S.34
13 „Exit through the Gift shop“ Min:00:13:00
14
„Exit through the Gift shop“ Min:00:52:00
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Odysseus beschliesst sich Banksy also zu verkleiden15 und startet eine Intrige die der (Kunst-)
Gesellschaft ihre eigene Ignoranz vor Augen führen soll. Die Verkleidung die Banksy wählt
ist Mr. Brainwash. Wer den Film gesehen hat, hat jetzt allen Grund zu widersprechen. Der
Film zeigt eindeutig dass Thierry Guetta Mr. Brainwash ist. Mr. Brainwash ist einmittlerweile etablierter Künstler der an allen Ecken und Enden der Welt ausgestellt wird. Man
sieht Thierry im Film gar Poster aufhängen und eine Show auf die Beine stellen. Die
Begründung für diese These findet sich zwischen den Zeilen des Films. Banksy ist die
Intelektuelle Quelle des Projekts Mr. Brainwash. Durch Banksy (und dessen Konsorten wie
Shephard Fairey, Space Invader etc.) wurde Thierry die Technik als auch die Aussichten
aufgezeigt, welche Streetart ermöglichten und von ihr ausgingen. Thierry selbst macht keine
Kunst in dem er etwas bildet, zeichnet oder malt (von gelegentlichen Klecksern malabgesehen), er hat eine Vorstellung und erteilt Aufträge an Hilfskräfte diese umzusetzen. Wie
auch schon bei seiner Arbeit als Kleiderverkäufer, ist also der Verkauf sein zentrales
Anliegen, nicht der qualitative Anspruch an das Objekt.
Mr. Brainwash hat keine originalen Absichten mit seiner Kunst, er kopiert was er bei anderen
Künstlern mitbekam, vornehmlich jedoch Banksy. Dieser ideologische Unterschied zu seinem
Mentor tritt im Film massgeblich und beabsichtigt zutage, zumal sich Thierry nur ein einziges
Mal auf einer metaphysischen Ebene zu Mr. Brainwash äussert, dort sagt er (Zitat):
„…everything that i do, i just brainwash your Face, thats why i call myself Mr. Brainwash16
Der wohl entscheidende Punkt ist jedoch die Quelle des Erfolgs von Mr Brainwash: Die
Nutzung der Namen Banksy und Shephard Fairey, deren gutgemeinte und weit verbreitete
Zitate zu Thierrys Kunst, sowohl als auch deren Mailinglisten und sonstigen
Propagandakanälen. Es wird ersichtlich, dass es kein Element an Mr. Brainwashs Kunst gibt,
die ihren Ursprung nicht bei Banksy und dessen Konsorten findet. Banksy nutzt also
gewissermassen Thierry Guettas Körper um einen Künstler zu erschaffen, der WiederumTeil
eines (grösseren) medialen Kunstwerks ist. Dieses mediale Kunstwerk ist schliesslich zu
zeigen, wie substanzlos die Wahrnehmung von Kunst in ihrem eigenen Markt ist.
15Von Matt, Peter (2006) S.41
16
Exit through the Gift shop“ Min:01:00:20
5/17/2018 Exit Through the Gift Shop Seminararbeitvon Till Rippmann - slidepdf.com
http://slidepdf.com/reader/full/exit-through-the-gift-shop-seminararbeitvon-till-rippmann 15/16
Exit Through the gift shop- Kunstdokumentation oder dokumentiertes Kunstwerk? Eine Seminararbeit von Till Rippmann im
Kurs: „Shapeshifting: Formwandler in Literatur und Film“ von Henry Taylor im HS 2010
15
11. Fazit
Dieser Film ist ein Kunstwerk mit Bezug auf allen drei Genannten hinreichenden
Bedingungen für Kunst.
1. Er erzielt eine konkrete, der beabsichtigten Thematik entsprechende Wirkung auf metaphysischer Ebene. Das Projekt (so Banksy in der 52ten Minute des Films) war
notwendig um die Werte der Szene zu transportieren. Um eben diese Werte zu
transportieren wird der Öffentlichkeit ihre Manipulierbarkeit vorgeführt.
2. Er wurde mit einer Absicht geschaffen diese Diskussion herbeizuführen, wäre eine
andere Absicht hinter dem Film gestanden hätte er sich nicht mit dem Aufstieg von
Mr. Brainwash beschäftigt, sondern ausschliesslich mit Banksy und dessen
Konsorten.3. In seiner Form genügt dieser Film den Ansprüchen einer institutionellen
Bedingung für Kunst.
„Exit Through the gift shop“ mag dokumentarische Aspekte haben. Die Machart und der
Umstand, dass effektiv eine gewisse Aufklärung über die Streetart-Szene stattfindet, lassen
dieses Attribut zu. Allerdings ist der Film mehr als eben eine schiere Dokumentation und
kann daher nicht abschliessend zu einer solchen erklärt werden. Banksy macht klar, dass er
jeden zum Künstler machen kann, solange er den richtigen Input in die Person investiert und
die Betrachter glauben lässt eine richtigen Künstler vor Augen zu haben. 17 Der Kunstmarkt
ist, gemäss Banksy, dermassen substanzlos dass er ausschliesslich auf generierten „Hypes“
beruht, die eigentliche Kultur als auch die Aussage der Kunst sind nebensächlich.
Um diesen Beweis zu führen, macht Banksy uns zum Zeugen seiner Intrige, die im Moment
da der Film erscheint, bereits ihren Höhepunkt passiert hat. In diesem Augenblick hat die
grosse Intrige also schon stattgefunden und keiner hat sie bemerkt. Um ihre Existenz zu
beweisen und somit seinen Standpunkt abschliessend zu transportieren, muss uns Banksy an
seiner Planszene teilhaben lassen. Diese Planszene einer gross angelegten Intrige ist „Exit
Through The Gift Shop“.
12. Literatur
17
Von Matt, Peter (2006) S.33
5/17/2018 Exit Through the Gift Shop Seminararbeitvon Till Rippmann - slidepdf.com
http://slidepdf.com/reader/full/exit-through-the-gift-shop-seminararbeitvon-till-rippmann 16/16
Exit Through the gift shop- Kunstdokumentation oder dokumentiertes Kunstwerk? Eine Seminararbeit von Till Rippmann im
Kurs: „Shapeshifting: Formwandler in Literatur und Film“ von Henry Taylor im HS 2010
16
Banksy: „Wall and Piece“ London: Century Verlag. 2005.
Manco, Tristan: “Stencil Graffitti“ London: Thames and Hudson. 2006
Nedo, Kito : „ Die Spassguerilla-Banksy der geheimste Star der Street-Art Szene“ in Art
Kunstmagazin Nr.4 Jahrgang 2007.
Schmidt Christian: „ Streetart Zeichen Der Zeit“ in: Klitzke, Katrin. Schmid Christian (Hrsg.).
„Streetart : Legenden Zur Strasse“ Berlin. Archiv der Jugendkulturen Verlag KG. 2009
Von Matt, Peter: „Die Intrige- Theorie und Praxis der Hinterlist“ München: Carl HnaserVerlag. 2006
Wright, Steve: „Banksys Bristol: Home sweet Home“. Bath: Tangent Books. 2007
13. Filmische Quellen
Banksy,: „EXIT THROUGH THE GIFT SHOP“ London: Paranoid Pictures. 2010
14. Internetquellen
http://www.briansewell.com/artist/b-artist/banksy/banksy-biography.html
http://www.banksyfilm.com/synopsis.html?reload
http://en.wikipedia.org/wiki/Pledge_of_Allegiance
http://www.mrbrainwash.com/press/In_the_Press.html
http://www.laweekly.com/2008-06-12/art-books/mr-brainwash-bombs-l-a/