Exit Through the Gift Shop Seminararbeitvon Till Rippmann

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 Exit Through the gift shop- Kunstdokumentation oder dokumentiertes Kunstwerk? Eine Seminararbeit von Till Rippmann im Kurs: „Shapeshifti ng: Formwandler in Literatur und Film“ von Henry Taylor im HS 2010 1 „EXIT THROUGH THE GIFT SHOP“  Kunstdokumentation oder dokumentiert es Kunstwerk?

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Exit Through the gift shop- Kunstdokumentation oder dokumentiertes Kunstwerk? Eine Seminararbeit von Till Rippmann im

Kurs: „Shapeshifting: Formwandler in Literatur und Film“ von Henry Taylor im HS 2010 

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„EXIT THROUGH THE GIFT SHOP“ 

Kunstdokumentation oder dokumentiertes Kunstwerk?

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Inhaltsverzeichnis

1.  Einleitung

2.  „Exit Through the Gift shop“- Synopsis

3.  Street Art, Stil und Anonymität -einige Grundsätze

4.  Kunst und ihre hinreichenden Bedingungen

4.1. Institutionell

4.2. Absicht macht Kunst

4.3. Wirkung ist Kunst

5.  Was ist ein Künstler?

6.  Portrait Banksy

7.  Portrait Thierry Guetta

8.  Mr. Brainwash

9.  Das Für und Wider des Films in Sequenzen

9.1. Banksy über Mr. Brainwash

10.  Banksys Intrige und Gestaltwandel

11.  Fazit

12.  Literatur

13.  Filmische Quellen

14.  Internetquellen

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1.  Einleitung

Das vorliegende Papier beschäftigt sich mit dem neu erschienen Film: „Exit Through the Gift

shop“ 

Die zu behandelnde These stellt auf einer ersten Ebene die Frage: Ist dies eine Dokumentation

über Kunst oder ein dokumentiertes Kunstwerk? Unter Abschnitt 4 werden die für diese

Arbeit hinreichenden Bedingungen artikuliert, die einen Gegenstand als Kunst kategorisieren

lassen. Anhand dieser Bedingungen wird untersucht ob diese vorliegende Dokumentation als

eben solche zu gelten hat, oder ob es sich um ein kreiertes Kunstwerk handelt dessen

Entfaltung erst mit der Veröffentlichung des Films geschieht. Der Film selbst ist als Kunst zu

kategorisieren wenn nachgewiesen werden kann, dass sein primärer Anspruch nicht in derobjektiven Darstellung einer Kultur oder eines Geschehnisses liegt, sondern der Inhalt des

Films eine (spezifische) Reflexion Impliziert und eine Wirkung beabsichtigt.

Auf einer zweiten Ebene wird die folgende These behandelt:

 Banksy transformiert sich für diese „Dokumentation“ vom anonymen Künstler Banksy zum

bekannten Künstler „Mr.Brainwash“.

Durch diesen Prozess geht er zwar wie viele Streetart Künstler vor ihm den Schritt an dieÖffentlichkeit was ihm einen breiteren Zugang zu eben dieser Öffentlichkeit verschafft,

andererseits gelingt es ihm auf diesem Weg seine wahre Identität geheim zu halten. Banksy

führt so ein ungeahntes Meisterstück auf, mittels dessen er sich selbst der Welt auf bisher

unerreichte Weise bekannt macht, aber gleichzeitig den Mythos um seine Person und Identität

weiter verstärkt.

2.  „Exit Through the Gift shop“-Synopsis

Auf der Homepage dieser kontroversen Dokumentation findet sich eingangs die folgende

Beschreibung des Films:

„This is the inside story of Street Art - a brutal and revealing account of what happens when

 fame, money and vandalism collide. Exit Through the Gift Shop follows an eccentric shop-

keeper turned amateur film-maker as he attempts to capture many of the world's most 

infamous vandals on camera, only to have a British stencil artist named Banksy turn the

camcorder back on its owner with wildly unexpected results. One of the most provocative

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 films about art ever made, Exit Through the Gift Shop is a fascinating study of low-level

criminality,comradeship and incompetence. By turns shocking, hilarious and absurd, this is

an enthralling modern-day fairytale... with bolt cutters.“1 

Diese Umschreibung könnte kaum treffender sein, sie bezieht sich jedoch nur auf das im Film

dargestellte. Was für diese Untersuchung als auch für die Street Art Szene weltweit relevant

ist, ist nicht der effektive Film oder die erzählte Geschichte, sondern vielmehr die von diesem

Film gelieferten Implikationen. Es stellt sich hier die Frage ob dieser Film selbst ein

Kunstobjekt ist, welches den weltweiten „Hype“ sowie dessen Diskussion, als beabsichtigte

Wirkung hatte.

Der Film handelt durchaus von einem gewissen Thierry Guetta, der heute als internationalerfolgreicher Street-Art- Künstler seinen Lebensunterhalt bestreitet.

3.  Street Art, Stil und Anonymität -einige Grundsätze

Wie der Name schon sagt ist Street Art als Kunst auf der Strasse zu bezeichnen und findet

hierhin auch eine umfassende Definition. Street Art ist die grösste Gegenkulturelle Bewegung

seit „Punk“.2 Ursprünglich aus der Graffiti Bewegung der frühen Achtziger entstanden,

wurde diese Kunst-Richtung durch eine Anzahl an Faktoren erweitert. Wo Graffiti seine

Anfänge in der schieren und praktikabelsten Art ein Gebiet zu markieren fand, begannen

Streetart-Künstler diesen Aspekt als „Public-Relations“ Element zu nutzen um sich selbst

einen höheren Bekanntheitsgrad zu verschaffen. Das Erfolgs-Konzept eines Streetart-

Künstlers, wie es auch im untersuchten Film dargestellt wird, basiert auf einfachen Prinzipien:

1.  Erkennbarkeit: der Auftritt eines Streetart-Künstlers, soll möglichst klar erkennbarer,

individueller, sein. Erkennbarkeit wird vornehmlich durch Originalität gewährleistet,

diese kann sich allerdings in allen möglichen Formen und Aspekten der Kunstformzum Ausdruck bringen. Da sich Stile nicht an Schulen oder einem hergebrachten

Kunstbegriff orientieren, gewinnt dieser Aspekt im Bereich der Streetart eine enorme

Bedeutung.

1http://www.banksyfilm.com/synopsis.html?reload

2

Zitat Banksy in: Exit Through the gift shop. 08:48 

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2.  Verbreitung: Je verbreiteter (Lokal oder weltweit) die leicht identifizierbare (oder

zuordenbare) Arbeit des einzelnen Künstlers vorzufinden ist, umso grösser die

Wahrscheinlichkeit eines relevanten Bekanntheitsgrads.

3.  Innovation: Wie in der „kommerziellen“ oder anerkannten Kunstwelt, ist Innovation

massgebend in Bezug auf die Anerkennung die ein einzelner Künstler geniesst. Im

Bereich der Streetart

Ein Streetart- Künstler lebt von der Anonymität, denn wäre er nicht anonym wäre dies wohl

statt einer der billigsten (bezogen auf Material- Verschleiss), die teuerste. Die klassische

Ausübung dieser Kunst beruht auf dem Verzieren urbaner Flächen. Anders formuliert das

Verschandeln öffentlichen Raums, oder auch privaten Raums der öffentlich sichtbar ist.Street-Artists ziehen ihr Glaubwürdigkeit aus dem absoluten Altruismus mit welchem sie ihre

Projekte verfolgen nach dem Motto: „ Er liebt seine Projekt so, dass er nebst den Kosten zur 

Herstellung seiner Kunst auch das beträchtliche Risiko auf sich nimmt geschnappt zu werden,

was wiederum Mehrkosten verursachen würde“. 

4.  Kunst und ihre hinreichenden Bedingungen

Spätestens seit dem Aufkommen von Pop Art ist Kunst nicht per se über den Wortstamm

„Können“ zu definieren. Kunst ist kein schlichtes Handwerk mehr, sie ist vielmehr ein

Zusammenspiel aus Wirkung Präsentation und der Absicht des Künstlers. Unter dieser, sehr

weitläufigen Definition lässt sich Street Art eher nachvollziehen, zumal diese Kunstform sich

den gängigen Interpretationen des Kunstbegriffs eher entzieht. Um den vorliegenden Stoff 

ausserhalb einer Kunsthistorischen Analyse behandeln zu können, sind Definitionen

notwendig, die die Diskussion des Gegenstandes ausserhalb der klassischen Kunstbegriffe

behandelbar machen. Die folgenden hinreichenden Bedingungen zur Definition eines

Gegenstands als Kunst, seien daher in ihrer bewusst gewählten Weitläufigkeit, als Grundlage

dieses Papiers festgehalten. Kunst wird dementsprechend auf den folgenden Seiten unter

diesen auch einzeln als hinreichend anzunehmenden Aspekten definiert:

4.1.  Institutionell

Alles was in einer Ausstellung präsentiert wird (und dort als Kunst ausgestellt wird), ist

Kunst. Jeglicher institutionelle Rahmen der Kunst eine Plattform oder ein Forum bietet,

definiert das ausgestellte resp. von dieser Institution präsentierte Objekt und dessen zugrunde

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liegende Idee als Kunst. Hier ist zu bemerken, dass weder Banksy noch Mr. Brainwash jemals

im Rahmen einer kommerziell aktiven Galerie ausstellten. Alle öffentlich zugänglichen und

gleichzeitig legalen Präsentationen ihrer Kunst fanden in spezifisch zu diesem Zweck

organisierten Räumlichkeiten statt. Was in diesen Räumlichkeiten stattfand, wurde aber alsAusstellung von Kunst (engl. „Art Show“) bezeichnet. Insofern genügen die hier betrachteten,

als auch die im Film erwähnten Ausstellung diesem institutionellen Anspruch.

4.2.  Absicht macht Kunst

Alles was mit der Absicht hergestellt wurde Kunst zu schaffen, gilt auch als Kunst. Ein

freigelassenes Huhn kann Kunst sein, wenn der Zweck der Freilassung Kunst ist.

4.3.  Wirkung ist Kunst

Alles was beabsichtigt eine Wirkung zu haben, also auf einer metaphysischen Ebene

Gedanken hervorruft, Abneigung, Zustimmung, Bewunderung oder sonstige Empfindungen

regt, gilt als Kunst. Jedes Objekt, Bild oder Ton das über seine schiere Funktion hinaus eine

philosophische, psychologische, moralische oder persönliche Bedeutung für den Betrachter

hat und gemäss dem Künstler haben soll, ist Kunst.

5.  Was ist ein Künstler?

Als Künstler gilt in diesem Papier jener der einen Input X zu einem Output Y verwandelt,

wobei Y einer der genannten hinreichenden Bedingungen genügen muss. Also diejenige

Person, die einen Input X in einen Output Y transformiert der entweder unter institutionellen

Aspekten, seiner Absicht, oder seiner Wirkung nach Kunst ist.

6.  Portrait Banksy

Banksy ist vermutlich (nach eigenen Angaben) 1974 geboren und lebt in Bristol

(UK).Obwohl Banksy sehr vorsichtig und akribisch darauf bedacht ist seinen wirklichen

(bürgerlichen) Namen vor den Massenmedien geheim zu halten, bestehen diverse Thesen zu

eben diesem Geheimnis. Vermutlich ist Banksys bürgerlicher Name Robert Banks.3 Banksys

Technik basiert auf klassischem Graffiti, nur werden diverse „Street- Art“- Techniken genutzt

wie Schablonen, Kleister, Pinsel, und Stifte als auch dreidimensionale Objekte oder

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http://www.briansewell.com/artist/b-artist/banksy/banksy-biography.html

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Installationen. Obwohl Banksy sich selbst weniger als Künstler denn als Kulturaktivist

versteht, ist seine Arbeit als Kunst zu bezeichnen.4 Banksys Ausdruck bezieht sich

vornehmlich auf die Dissonanz zwischen den Massenmedien und der eigenen

Kulturauffassung des Künstlers. Mit dieser generellen Herangehensweise als auch der ihrentsprechenden Wahl seines Auftritts, sorgt Banksy mit wachsendem Bekanntheitsgrad für

Kontroverse. So meinen einige in seiner Arbeit die Stimme der urbanen Bevölkerung zu

erkennen und danken Banksy für die Verschönerung des weitgehend grauen urbanen

Dschungels. Andere wiederum, sehen in Banksys „Kunst“ kaum mehr als organisierten

Vandalismus.5 Letztere Perspektive legitimiert sich nebst der reinen Rechtslage (ungefragt

Bilder auf fremde Wände malen ist nach wie vor illegal) auch mit der Aussage dass Banksy

eine politische Minderheit vertritt und somit keinen Anspruch auf die von ihm „zeitweiseannektierte“ Fläche hat.

Besonders störend wird Banksy Unternehmung wohl von jenen Firmen empfunden, deren

Plakate verfremdet werden so, dass die Aussagen dieser „geschändeten“ Plakate plötzlich in

einem sozialpolitischen Umfeld anzusiedeln sind. Für eine Firma die für Kosmetik oder

andere schlichte Konsumgüter wirbt, ist dies natürlich nicht besonders erstrebenswert.

Banksy wird nachgesagt, nebst Arbeiten für wohltätige Organisationen, auch mit Puma

zusammengearbeitet zu haben. Weder die eine noch die andere Zusammenarbeit ist

nachweisbar, nicht zuletzt aufgrund Banksys nach wie vor bestehender Anonymität. Wohl

mitunter durch eben diese Anonymität hat Banksy im Verlauf seines Schaffens eine weltweite

und ungemein grosse Anhängerschafft hinter sich vereint. Er kombiniert seine extravaganten

Arbeiten mit einer strengen Mystifizierung seiner Person. Banksy ist somit keine

Privatperson, kein kunstschaffender Bürger, Banksy ist kein Mensch. Banksy ist ein Ideal, ein

Super-Villain für die Kunstszene, ein Krimineller mit Intellektuellen Motiven. Diese

Kategorie gegenkulturellen Ruhms bringt natürlich ihr Schattenseite mit sich: So wurden

während einer Banksy Ausstellung 2004, ausserhalb der Galerie Stickers verteilt, die Banksy

als „Sell-Out“ bezeichneten. An diesem Beispiel zeigt sich der schmale Grat zwischen

Gegenkultur und Kommerz, der von besonders erfolgreichen Streetart-Künstlern gemeistert

werden muss um ihre Authentizität zu schützen.

4Vgl. Pkt. 4

5

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Banksys Arbeit bezieht sich stark auf die Massenmedien und spielt mit Wirkung und

Institutionen, genauer, mit den institutionalisierten Vorstellungen der Menschen, weiss

Banksy meisterhaft umzugehen.

Einer der grossartigsten Streiche Banksys, beinhaltete das Aufhängen eigener Bilder imbritischen Nationalmuseum oder das Bemalen der palästinensischen Seite der West Bank

Barriere. Ebenfalls veröffentlichte Banksy eine Reihe an selbstpublizierten Büchern wie sein

letztes 2005 erschienenes Werk „Wall and Piece“.

Banksys Werk wird generell von stark ironischen Elementen begleitet. Banksy nimmt sich

gerne bekannte Figuren oder Personen und abstrahiert diese gewissermassen in entgegen

gesetzter Richtung. So werden Soldaten zu Friedenskämpfern, Polizisten zu Homosexuellen

Liebhabern und Affen zu den zukünftigenRegenten des Planeten. Banksy versteht es, die

Vorstellungen, die fixierten Konzepte der

Menschen in Frage zu stellen oder durch

raffiniert angebrachte Pervertierung des

bekannten, dasjenige hervor zu zeichnen das

sich eben hinter dem Bekannten und wie üblich

assoziierten Bild befindet.

Als Beispiel sei hier der Ausspruch: „One

Nation under CCTV“ (vgl. Bild) herangezogen.

Dieser Ausspruch ist eine pervertierte Form des

„Pledge of Alliance“ welcher allmorgendlich

(und bei diversen anderen Gelegenheiten) von den amerikanischen Kongressmitgliedern auf 

die Flagge geschworen wird und im Original: “One Nation under God“ geschrieben wird.

Durch die Umformung weist Banksy auf die wirklichen Verhältnisse in seinem oder anderen

Ländern hin. 6 Dieses Beispiel fügt sich konsistent in Banksy Gesamtwerk ein, welches auf 

dramatische Weise Kunst und Weltpolitik vereint gleichzeitig von raffiniertem Humor und

einer Spur Zynismus bestimmt wird.

7.  Portrait Thierry Guetta

6

http://en.wikipedia.org/wiki/Pledge_of_Allegiance

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Thierry Guetta ist der bürgerliche Name von Mr. Brainwash. Die behandelte Dokumentation

ist ein Zusammenschnitt aus dem Filmmaterial das Thierry innert 20 Jahren

zusammengetragen hat. Der zweifache Familienvater war zu Beginn seiner Dokumentation

ein französischer Einwanderer der sich im schönen Kalifornien eine Existenz alsKleiderverkäufer aufgebaut hatte. Eines Tages (so die hier untersuchte Dokumentation) wurde

Thierry von dem alles andere ausblendenden Bedürfniss ergriffen, alles zu filmen was im

sprichwörtlich vor die Nase kam. Diese Eigenschaft machte ihn Jahre später enorm interessant

für Kulturaktivisten wie Shephard Fairey oder eben Banksy. Ein weiterer relevanter

Entwicklungsschritt auf dem Weg vom Kleiderverkäufer zum Streetartist, war ein recht

zufälliger: Thierrys Cousin, so fand der passionierte Hobbyfilmer eines Tages heraus, ist der

mittlerweile weltweit bekannte Street-Artist „Space Invader“. Space Invaders Technik unterschied sich zumindest damals von allen anderen bekannten Künstlern aus dem Genre, er

verwendete keine Schablonen oder Farbe sondern Mosaiksteinchen die er zu Figuren aus

dem gleichnamigen Amiga-Spiel arrangierte. Thierry war fasziniert von der Arbeit seines

Cousins und verfolgte ihn fernerhin auf all seinen nächtlichen Streifzügen im Namen der

Kunst.

8.  Mr. Brainwash

Mister Brainwash ist an und für sich ein Kollateral-Produkt der Dokumentation. Derjenige der

Banksy, Shephard Fairey, Space Invader und alle anderen auftauchenden Grössen im Film

verfolgt, beschliesst an einem gewissen Punkt selbst

zum Künstler zu werden. Thierry Guetta setzt,

gemäss dem Film, seine gewonnenen Erfahrungen

zusammen und beschliesst nach dem genau

gleichen Konzept eine Karriere als Streetart-

Künstler zu verfolgen, wie es seine Idole respektive

die von ihm Begleiteten vormachten. Die ganze

Angelegenheit entwickelt sich schrittweise, in zwei

Schritten um genau zu sein. In einem ersten Schritt lässt sich Thierry von einem Künstler ein

Logo illustrieren, welches ihn selbst abstrahiert zeigt, eine Kamera haltend (vgl. Abbildung).

Aus diesem Logo lässt er eine Reihe an Aufklebern fertigen, die er bei jeder sich bietenden

Gelegenheit an die Wände oder sonstige Objekte klebt. Die nächste Stufe ereignet sich aber

aus einer ganz spezifischen Konstellation, die für das vorliegende Papier von einiger Relevanz

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ist. Ab Minute Zweiundfünfzig im Film wird dieser Prozess dargestellt und läuft wie folgt ab:

Banksy stellt Thierry zur Rede zumal er den damaligen Zeitpunkt für den geeignetsten hält

eine Dokumentation über diese, bis dahin nahezu vollständig im gesellschaftlichen Schatten

stattfindende Kultur zu fertigen. Thierrys auf diese Aufforderung folgendes Produkt (einneunzigminütiger Zusammenschnitt willkürlich gewählter Filmsequenzen, mit dem Titel

„Life remote control“) entsprach aber nicht mal ansatzweise den Erwartungen. Also bat

Banksy Thierry um dessen Materialien als dass er selbst einen Film daraus

zusammenschneiden würde. Um Thierry in dieser Zeit abzulenken schlägt im Banksy vor,

doch selbst ein wenig Kunst zu machen, ein paar Poster aufzuhängen, vielleicht ein kleine

Ausstellung zu organisieren. Dieser Plan nimmt dann aber enorme Ausmasse an. Thierry

macht eine gigantische Kunstausstellung unter dem Namen Mr. Brainwash. Die Ausstellungist grösser als alle die Banksy je für sich selbst organisierte. Thierry ist alleine natürlich total

überlastet, er braucht Hilfe von Banksys Kontakten. Thierry fertigt auch keines der Werke

selbst an, sondern beauftragt Kunststudenten damit seine Visionen umzusetzen. An diesem

Punkt wird ersichtlich weshalb ein derart breiter Kunstbegriff vonnöten ist um Guettas Arbeit

überhaupt als solche bezeichnen zu können. Thierry Guetta arbeitet lediglich mit den drei

genannten hinreichenden Bedingungen für Kunst: Er hat die Absicht (kommuniziert diese an

 jemanden der dieser Gestalt verleiht), er schafft die Institution (In Form einer Ausstellung)

und er erzielt Wirkung (In Form eines Massenansturms und etlichen verkauften Objekten).

Somit ist dargelegt dass Thierry Guettas Arbeit oder Output als Kunst zu bezeichnen ist. Auf 

die Frage angesprochen wie alles so gekommen sei, meint Thierry Guetta lediglich (Zitat):

„Like what i say, im playing chess…i dont know how to play chess but Life is a chess game

to me“7  

9.  Das Für und Wider des Films in Sequenzen

Im Folgenden werden einzelne Sequenzen des Films beobachtet und versucht für die These

dieses Papiers relevante Aussagen und Abläufe zu extrahieren. Grundsätzlich soll hierbei

untersucht werden, ob diese Dokumentation eben eine Dokumentation ist, also eine möglichst

authentische Darstellung eines realen kulturellen Umstands, Zusammenhangs,- oder

Hintergrunds. Sollte es sich bei dem untersuchten Werk effektiv um eine ebensolche

Dokumentation handeln, so wäre von jeglichen impliziten Motiven neben eben der

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 Banksy (2010) „Exit through the Gift shop“ Min:00:53:00.  

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Dokumentation schlechthin abzusehen, zumal eine Dokumentation eben möglichst wertfrei

dokumentiert, gegenüber einem Kunstobjekt, welches eben auf eine Wirkung abzielt.

Obwohl diese Frage nach Inkonsistenzen alleine nicht die Quelle für die Beantwortung der

These liefern kann, ist es doch hilfreich festzustellen dass die im Film verkaufte Geschichteeinige mehr oder minder relevante Inkonsistenzen aufweist. Unter diesem Aspekt gilt es zu

definieren welche Geschichte uns der Film glauben machen will und welche er in Tat und

Wahrheit erzählt.

9.1.  Banksy über Mr. Brainwash

Banksys Position zum vorliegenden Film und dementsprechend gegenüber Thierry Guetta ist

wechselhaft. Einerseits gibt er als Grund für den Fokuswechsel des Films an, dass es sich beiMr. Brainwash um die eigentlich interessantere Person handle als bei ihm selbst. Diese

Aussage bringt schon eine Reihe an Fragen mit sich, wie beispielweise: „Warum kommt

Mr.Brainwashs Name nicht im Titel vor?“ oder weshalb nimmt Banksy, der allgemein eher

als Aufmerksamkeits- Avers einzustufen ist, die ganze Arbeit auf sich, einen Film von diesen

Ausmassen zu produzieren um den Werdegang eines anderen Künstlers zu portraitieren?

Während der zweiundfünfzigsten Minute rekapituliert Banksy die genaue Situation in welcher

er Thierry dazu aufgefordert hat diesen Film zu machen. Dieser Moment war nach Banksys

Aussage eben derjenige, in welchem Street- Art zum kommerziellen Gut wurde. Genau eben

 jenen Moment wählt Banksy um durch diese Dokumentation, genauer durch Thierry Guetta,

auf die wirklichen Beweggründe und Hintergründe dieser kulturellen Bewegung aufmerksam

zu machen. Er möchte Thierry motivieren die moralischen Vorstellungen und Motivationen

einer Gegenkultur öffentlich zugänglich machen, deren stärkster Vertreter Banksy selbst ist.

Die an diesem Punkt formulierten moralischen Grundpfeiler dieser Kultur sind nach Banksy

eher durch die Abwesenheit gewisser Motivationen definiert. Namentlich dürfen weder Ruhm

Geld oder „The Hype“ die Gründe für diese Tätigkeit liefern.8 Banksy selbst formuliert seine

Einschätzung des Kunstmarktes, wie er bisher besteht in seinem 2005 erschienen Buch „Wall

and Piece“ folgendermassen: 

„The Art we look at is made by only a select few. A small group create, promote , purchase,

exhibit an d decide the success of Art . Only a few hundred People in the world have any real

8

Banksy (2010) „Exit Through The Gift Shop“00: 52:00.

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say. When you go to an Art Gallery you are simply a tourist looking at the trophy cabinet of a

 few millionaires.“9 

Im Verlauf des Films liefert Banksy selbstverständlich eine Reihe an Gründen, die einenähere Beziehung zwischen ihm und Thierry Guetta rechtfertigen. Ein Beispiel für diesen im

Film präsentierten Aufbau der Freundschaft, liefert die Szene die sich mit dem Vorfall in

Disneyland beschäftigt. Die Szene beschreibt ein kleines Attentat auf die Erlebnisbahn

„Mount Rushmore“. Banksy hatte sich anlässlich des Jubiläums der Anschläge vom elften

September 2001 zum Ziel gesetzt, eine aufblasbare Gummipuppe als Guantanamo- Sträfling

zu verkleiden und an einem geschätzten Aussichtspunkt zu positionieren. Die Aktion fliegt

auf, Thierry wird von den Sicherheitsleuten in Gewahrsam genommen und verhört, währendBanksy die Flucht gelingt. Thierry führt die Geschichte weiter aus und erzählt wie er während

dem Verhör heroisch die Daten von der Kamera gelöscht habe, so dass es den Disney-

Sicherheitsleuten nicht möglich war Banksy für diese Tat zu belangen oder auch schon zu

identifizieren. Banksy gibt an, dies sei für ihn ein bindender Augenblick gewesen, da seit

diesem Vorfall Thierry sein absolutes Vertrauen gewonnen und auch verdient habe. Fraglich

ist allerdings wie es möglich ist, dass diese Aktion in der Dokumentation vorkommt obwohl

das entsprechende Material ja von Thierry gelöscht worden sei. In der Dokumentation ist zu

sehen wie Banksy die Puppe aufbläst und positioniert. Banksy, dem dieser Umstand in der

Nachbearbeitung wohl aufgefallen war, verweist auf einen Trick von Thierry, der die

Kassette mit den entsprechenden Daten in seine Socke gestopft habe, doch welche Daten

wurden dann von Thierry gelöscht? Warum erzählt uns Thierry eine andere Geschichte?

Wie auch immer die wahren Begebenheiten ausgesehen haben mögen, Die Geschichte kann

sich entsprechend der Aussagen von Banksy und Thierry Guetta, schlichtweg nicht so

zugetragen haben wie von der Dokumentation behauptet.10 

Nebst dem grosszügigen Raum der für Vermutungen geschaffen wird- festzustellen ist an

diesem Punkt lediglich: Thierry Guetta hat eine Funktion für Banksy, die verbleibende Frage

ist: Welche Funktion erfüllt Thierry Guetta für Banksy?

10.  Banksys Intrige und Gestaltwandel

9 Banksy (2005) „wall and piece“ S.151 

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Banksy- Film „Exit Through the gift shop“ 42:45 

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Die wohl mitunter hervorstechendsten Bestandteile von Banksys Geschichte sind die Lücken,

die Unsummen kleiner Puzzleteile die sich der öffentlichen Kenntnis entziehen. Zu diesen

„Lücken“ gehören unter anderen sein Gesicht, sein Name, Details über sein Umfeld, deren

Gesichter und Namen, kurzum Banksys Identität als Mensch. In einer von „Berühmtheit“

besessenen Gesellschaft, vollbrachte er das nahezu unmögliche: Er erschuf (sich) eine

universelle wiedererkennbare Marke, ohne jedoch seine eigene Identität preis zu geben. 11 

Banksy ist ein politischer Künstler. In seiner Kunst sind Krieg, Frieden und die Gesellschaft

in ihren mannigfaltigen Aspekten Thema. Banksys Kunst beabsichtigt zu wirken, zu

provozieren, Gedanken zu bewegen. Banksy hat, nach eigener Aussage, nicht den Anspruch

Millionen zu verdienen oder sein Gesicht in die Zeitungen zu bringen. Banksys Kunst ist ihrer

Wirkung Mittel und so sich selbst Zweck. Dieser Charakterzug kann allen aktiven Streetart-Künstlern alleine aufgrund der Illegalität der Prozedur getrost angerechnet werden. Genauer

ist es wohl so dass die Bekanntmachung der Identität, für die meisten Künstler dieses Sektors

mit polizeilichen Anzeigen statt mit Fanpost und mit Reinigungskosten mehr denn mit

finanziellen Zuwendungen, gekoppelt sein dürfte.

Banksys moralische Vorstellungen bezüglich dieses Gegenstands, werden im selben

Augenblick kundgetan, in welchem der Anstoss geliefert wird den Film überhaupt zu machen.

Die Motivation bestand laut Banksy vornehmlich darin, der Welt zu zeigen um was es bei

dieser Kunstform wirklich geht und um was eben nicht. Siehe da: Der Film tut genau das.

Wird Peter von Matts struktureller Aufriss der Intrige auf Banksys Verhalten angewendet, so

werden unter dieser Charakteristika des Künstlers einzelne Elemente einer Intrige sichtbar:

Banksys Film ist die Planungsphase einer gross angelegten Intrige, die eben diese, seine

ideologische Aussage zum Ziel hat.

Der Zuschauer wird somit zum Zeuge der Planungsphase dieser Intrige gemacht.12 Banksy

formuliert klar die Notsituation, die in der Vergänglichkeit von Streetart zu finden ist. 13 Eine

Lösung für dieses Problem sieht er in der filmischen Dokumentation des Gegenstands. Weiter

beklagt er sich über das Missverständnis, welches seiner Kultur entgegengebracht wird.14 Wie

11 Wright, Steve (2007) S.1 

12Von Matt, Peter (2006) S.34

13 „Exit through the Gift shop“ Min:00:13:00 

14

 „Exit through the Gift shop“ Min:00:52:00 

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Exit Through the gift shop- Kunstdokumentation oder dokumentiertes Kunstwerk? Eine Seminararbeit von Till Rippmann im

Kurs: „Shapeshifting: Formwandler in Literatur und Film“ von Henry Taylor im HS 2010 

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Odysseus beschliesst sich Banksy also zu verkleiden15 und startet eine Intrige die der (Kunst-)

Gesellschaft ihre eigene Ignoranz vor Augen führen soll. Die Verkleidung die Banksy wählt

ist Mr. Brainwash. Wer den Film gesehen hat, hat jetzt allen Grund zu widersprechen. Der

Film zeigt eindeutig dass Thierry Guetta Mr. Brainwash ist. Mr. Brainwash ist einmittlerweile etablierter Künstler der an allen Ecken und Enden der Welt ausgestellt wird. Man

sieht Thierry im Film gar Poster aufhängen und eine Show auf die Beine stellen. Die

Begründung für diese These findet sich zwischen den Zeilen des Films. Banksy ist die

Intelektuelle Quelle des Projekts Mr. Brainwash. Durch Banksy (und dessen Konsorten wie

Shephard Fairey, Space Invader etc.) wurde Thierry die Technik als auch die Aussichten

aufgezeigt, welche Streetart ermöglichten und von ihr ausgingen. Thierry selbst macht keine

Kunst in dem er etwas bildet, zeichnet oder malt (von gelegentlichen Klecksern malabgesehen), er hat eine Vorstellung und erteilt Aufträge an Hilfskräfte diese umzusetzen. Wie

auch schon bei seiner Arbeit als Kleiderverkäufer, ist also der Verkauf sein zentrales

Anliegen, nicht der qualitative Anspruch an das Objekt.

Mr. Brainwash hat keine originalen Absichten mit seiner Kunst, er kopiert was er bei anderen

Künstlern mitbekam, vornehmlich jedoch Banksy. Dieser ideologische Unterschied zu seinem

Mentor tritt im Film massgeblich und beabsichtigt zutage, zumal sich Thierry nur ein einziges

Mal auf einer metaphysischen Ebene zu Mr. Brainwash äussert, dort sagt er (Zitat):

„…everything that i do, i just brainwash your Face, thats why i call myself Mr. Brainwash16 

 

Der wohl entscheidende Punkt ist jedoch die Quelle des Erfolgs von Mr Brainwash: Die

Nutzung der Namen Banksy und Shephard Fairey, deren gutgemeinte und weit verbreitete

Zitate zu Thierrys Kunst, sowohl als auch deren Mailinglisten und sonstigen

Propagandakanälen. Es wird ersichtlich, dass es kein Element an Mr. Brainwashs Kunst gibt,

die ihren Ursprung nicht bei Banksy und dessen Konsorten findet. Banksy nutzt also

gewissermassen Thierry Guettas Körper um einen Künstler zu erschaffen, der WiederumTeil

eines (grösseren) medialen Kunstwerks ist. Dieses mediale Kunstwerk ist schliesslich zu

zeigen, wie substanzlos die Wahrnehmung von Kunst in ihrem eigenen Markt ist.

15Von Matt, Peter (2006) S.41

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11.  Fazit

Dieser Film ist ein Kunstwerk mit Bezug auf allen drei Genannten hinreichenden

Bedingungen für Kunst.

1.  Er erzielt eine konkrete, der beabsichtigten Thematik entsprechende Wirkung auf metaphysischer Ebene. Das Projekt (so Banksy in der 52ten Minute des Films) war

notwendig um die Werte der Szene zu transportieren. Um eben diese Werte zu

transportieren wird der Öffentlichkeit ihre Manipulierbarkeit vorgeführt.

2.  Er wurde mit einer Absicht geschaffen diese Diskussion herbeizuführen, wäre eine

andere Absicht hinter dem Film gestanden hätte er sich nicht mit dem Aufstieg von

Mr. Brainwash beschäftigt, sondern ausschliesslich mit Banksy und dessen

Konsorten.3.  In seiner Form genügt dieser Film den Ansprüchen einer institutionellen

Bedingung für Kunst.

„Exit Through the gift shop“ mag dokumentarische Aspekte haben. Die Machart und der 

Umstand, dass effektiv eine gewisse Aufklärung über die Streetart-Szene stattfindet, lassen

dieses Attribut zu. Allerdings ist der Film mehr als eben eine schiere Dokumentation und

kann daher nicht abschliessend zu einer solchen erklärt werden. Banksy macht klar, dass er

 jeden zum Künstler machen kann, solange er den richtigen Input in die Person investiert und

die Betrachter glauben lässt eine richtigen Künstler vor Augen zu haben. 17 Der Kunstmarkt

ist, gemäss Banksy, dermassen substanzlos dass er ausschliesslich auf generierten „Hypes“

beruht, die eigentliche Kultur als auch die Aussage der Kunst sind nebensächlich.

Um diesen Beweis zu führen, macht Banksy uns zum Zeugen seiner Intrige, die im Moment

da der Film erscheint, bereits ihren Höhepunkt passiert hat. In diesem Augenblick hat die

grosse Intrige also schon stattgefunden und keiner hat sie bemerkt. Um ihre Existenz zu

beweisen und somit seinen Standpunkt abschliessend zu transportieren, muss uns Banksy an

seiner Planszene teilhaben lassen. Diese Planszene einer gross angelegten Intrige ist „Exit

Through The Gift Shop“. 

12.  Literatur

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Von Matt, Peter (2006) S.33

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Banksy: „Wall and Piece“ London: Century Verlag. 2005.

Manco, Tristan: “Stencil Graffitti“ London: Thames and Hudson. 2006 

Nedo, Kito : „ Die Spassguerilla-Banksy der geheimste Star der Street-Art Szene“ in Art

Kunstmagazin Nr.4 Jahrgang 2007.

Schmidt Christian: „ Streetart Zeichen Der Zeit“ in: Klitzke, Katrin. Schmid Christian (Hrsg.).

„Streetart : Legenden Zur Strasse“ Berlin. Archiv der Jugendkulturen Verlag KG. 2009  

Von Matt, Peter: „Die Intrige- Theorie und Praxis der Hinterlist“ München: Carl HnaserVerlag. 2006

Wright, Steve: „Banksys Bristol: Home sweet Home“. Bath: Tangent Books. 2007  

13.  Filmische Quellen

Banksy,: „EXIT THROUGH THE GIFT SHOP“ London: Paranoid Pictures. 2010

14.  Internetquellen

http://www.briansewell.com/artist/b-artist/banksy/banksy-biography.html 

http://www.banksyfilm.com/synopsis.html?reload 

http://en.wikipedia.org/wiki/Pledge_of_Allegiance 

http://www.mrbrainwash.com/press/In_the_Press.html 

http://www.laweekly.com/2008-06-12/art-books/mr-brainwash-bombs-l-a/