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Exkursion zum Tag der Natur am 11. Juni 2017 zum Hochrain-Riedel (Neues aus dem Wasenmoos Nr. 57 und Bericht an die Exkursions-Interessierten) Überblick über die Veranstaltung (Medienbericht): Naturbeobachtungen in der Gegend vom Pass Thurn (Gemeinde Mittersill) Eine der 6 Pinzgauer Veranstaltungen zum Tag der Natur lief unter dem Titel „Nasses Moor und Trockenhang“. Dazu eingeladen haben ÖBF Forstbetrieb Pinzgau, Biotopschutzgruppe Pinzgau des Naturschutzbundes und Moorverein Wasenmoos. Abb. 1: Die TeilnehmerInnen der Exkursion vor der Kulisse der Hohen Tauern (Bild: Feri Robl ©) Am 11. Juni 2017 trafen sich 12 Interessierte an der Pass Thurn Straße und wanderten zwischen bunten Wiesen nach Hochrain-Reith. Das westlich davon gelegene lang gestreckte Moor gewährt schöne Einblicke. Es soll bald in die mit dem RAMSAR- Prädikat ausgezeichnete Moorlandschaft am Pass Thurn eingegliedert werden. Nach dem Betrachten von Sonnentau, Fieberklee, Schachtelhalm und anderen Pflanzen mit „nassen Füßen“ erstieg die Gruppe den Hochrain-Riedel und wendete sich jenen auf trockenem Fels zu, wie Hauswurz, Fett- henne oder Katzenpfötchen. Besonders schützenswert sind die unterschiedlichen Arten von Wildrosen am Südhang. Abschließend wurde an Hand des Franziszeischen Katasters von ca. 1830 auf einen alten am Riedel gelegenen Bauernhof hingewiesen, von dem heute nur die Geländemulden, eine Brechelstube (für das Brecheln von Flachs) sowie der verbliebene Bestand des Obstgartens erhalten sind. Die fachkundige Begleitung erfolgte durch Feri Robl, Maria Enzinger und Wolf Kunnert, in den vogelkund- lichen Belangen informierte uns der Hobby-Ornithologe Christoph Ritsch, der im Zuge der Wanderung 32 verschiedene Vogelarten feststellen konnte. Am 19. Juni 2016 hatten wir bereits einmal vor, den Hochrain-Riedel und seine Umgebung zu erkunden, damals trafen sich 10 Naturbegeisterte bei widrigen Wetterverhältnissen. Trotzdem ließen sich 34 Vogelarten sehen oder hören und wir konnten viele Pflanzenbeobachtungen machen. Einzig die Besonderheiten des Hochrain- Riedels waren nicht möglich zu zeigen, doch dies holten wir heuer bei strahlender Sonne nach.

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Exkursion zum Tag der Natur am 11. Juni 2017 zum Hochrain-Riedel (Neues aus dem Wasenmoos Nr. 57 und Bericht an die Exkursions-Interessierten)

Überblick über die Veranstaltung (Medienbericht):

Naturbeobachtungen in der Gegend vom Pass Thurn (Gemeinde Mittersill)

Eine der 6 Pinzgauer Veranstaltungen zum Tag der Natur lief unter dem Titel „Nasses Moor und Trockenhang“.

Dazu eingeladen haben ÖBF Forstbetrieb Pinzgau, Biotopschutzgruppe Pinzgau des Naturschutzbundes

und Moorverein Wasenmoos.

Abb. 1: Die TeilnehmerInnen der Exkursion vor der Kulisse der Hohen Tauern (Bild: Feri Robl ©)

Am 11. Juni 2017 trafen sich 12 Interessierte an der Pass Thurn Straße und wanderten zwischen bunten Wiesen

nach Hochrain-Reith. Das westlich davon gelegene lang gestreckte Moor gewährt schöne Einblicke. Es soll bald

in die mit dem RAMSAR- Prädikat ausgezeichnete Moorlandschaft am Pass Thurn eingegliedert werden.

Nach dem Betrachten von Sonnentau, Fieberklee, Schachtelhalm und anderen Pflanzen mit „nassen Füßen“

erstieg die Gruppe den Hochrain-Riedel und wendete sich jenen auf trockenem Fels zu, wie Hauswurz, Fett-

henne oder Katzenpfötchen. Besonders schützenswert sind die unterschiedlichen Arten von Wildrosen am

Südhang.

Abschließend wurde an Hand des Franziszeischen Katasters von ca. 1830 auf einen alten am Riedel gelegenen

Bauernhof hingewiesen, von dem heute nur die Geländemulden, eine Brechelstube (für das Brecheln von

Flachs) sowie der verbliebene Bestand des Obstgartens erhalten sind.

Die fachkundige Begleitung erfolgte durch Feri Robl, Maria Enzinger und Wolf Kunnert, in den vogelkund-

lichen Belangen informierte uns der Hobby-Ornithologe Christoph Ritsch, der im Zuge der Wanderung 32

verschiedene Vogelarten feststellen konnte.

Am 19. Juni 2016 hatten wir bereits einmal vor, den Hochrain-Riedel und seine Umgebung zu erkunden, damals

trafen sich 10 Naturbegeisterte bei widrigen Wetterverhältnissen. Trotzdem ließen sich 34 Vogelarten sehen

oder hören und wir konnten viele Pflanzenbeobachtungen machen. Einzig die Besonderheiten des Hochrain-

Riedels waren nicht möglich zu zeigen, doch dies holten wir heuer bei strahlender Sonne nach.

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Unser Weg führte wie im Vorjahr vom Treffpunkt an der Pass Thurn Straße an die Südseite des Hochrain-

Riedels und an seiner Ostflanke zum Moor von Hochrain-Reith. Wir folgten diesem über eine Länge von etwa

600 m nach Westen, um dann, anders als im Vorjahr, auf einem Waldsteig an seine Südseite zu gelangen.

Entlang dem Waldrand und über einen ausgemähten Wiesenstreifen erstiegen wir den Riedel, erkundeten seine

Südflanke und kehrten schließlich zu seinem Südfuß zurück (Abb. 2).

Abb. 2: Plan des Gebietes mit unserer Wegstrecke (blau, Steige und Wiesenpfade punktiert) und den von der Biotop-

kartierung (2001) ausgewiesenen Flächen (rot = geschützt nach§ 24 Salzburger Naturschutzgesetz, dunkelgrün = besondere

Flächen, aber ohne Schutz, .hellgrün: Wald). (Quelle: SAGIS)

Geologisch gesehen befinden wir uns grob gesprochen in den Schieferalpen der Grauwackenzone mit ihrem

sanfteren Gelände und blicken über die Salzach nach Süden in die Zentralalpen mit den meist schroffen Formen

(Abb. 1). Genau betrachtet beginnt die Grauwackenzone erst etwas weiter nördlich, unser Exkursionsraum liegt

in der Uttendorfer Schuppenzone, einer Scherzone zwischen den großen Einheiten. Jedenfalls haben spätestens

die eiszeitlichen Gletscher in Richtung des Gesteinsstreichens (hier meist WNW-OSO) in weicheren Gesteinen

Mulden als Voraussetzung für die Moorbildung und bei härteren Gesteinen felsige Rücken geschaffen. Im Fall

des Hochrain-Riedels sind es harte Grüngesteine, die hier anstehen.

Im Folgenden werden ausgewählte Pflanzen und Tiere der Wiesen, des

Wegrandes, des Waldes, des Moores und des Riedels besprochen. Dann

wird die Anlage des ehemaligen Bauernhofes erläutert und werden die

Vogelbeobachtungen zusammengefasst.

Kleine Auswahl an Wiesenpflanzen

Das Nickende Leimkraut Silene nutans (Nelkengew. Caryophyllacea)

wächst auf trockenen Magerrasen und auch auf Felsfluren. Wir haben es

sowohl in der Wiese als auch an den Felsen am Riedel gesehen. Die

nach unten geneigten Blüten entfalten sich erst abends und verbreiten

dann einen Hyazinthenduft, um Nachtfalter anzulocken.

Abb. 3: Nickendes Leimkraut, behaarter Stängel, nach unten geneigte Blüten

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Vogelwicke Vicia cracca (Abb. 4) (Schmetterlingsblütler

Fabiaceae), Unterscheidung zur Zaunwicke kursiv:

violette Blüten zu 10-30 auf lang gestielten Trauben, ein-

fach gefiederte Blätter mit 6-12 Fiederpaaren, verzweigte

Endranken. Name: Samen von Vögeln gerne gefressen.

Zaunwicke Vicia sepium (Abb. 5)

Blüten braunviolett, zu nur 2-5 auf sehr kurz gestielten

Trauben, Blätter mit meist etwas weniger Fiederpaaren

(4-7). Name: rankt sich gerne an anderen Pflanzen und

Zäunen hoch.

Abb. 4 (oben links): Vogelwicke, Bildnachweis: Gregory Phillips

Abb. 5 (oben rechts): Zaunwicke, Bildnachweis: Freddy Krüger,

beide Bilder entnommen aus: https://commons.wikimedia.org

Abb. 6 (unten): Ziestblättrige Teufelskralle, Blütenstand im unteren

Teil bereits abgeblüht (Wasenmoos, Ende Juni)

Die Ziestblättrige Teufelskralle Phyteuma betonicifolium (Abb. 6) ist ein

Glockenblumengewächs Campanulaceae mit ährig zylindrischem

Blütenstand. Sie meidet Kalk und kommt auf mageren Böden von

Wiesen, Weiden, Gebüschen in Höhen über 1000m vor.

Auch diesen Wiesenpflanzen haben wir Beachtung geschenkt: den

Korbblütlern Magerwiesen-Margerite Leucanthemum vulgare, Gold-

Pippau Crepis aurea, Arnika Arnica montana, der heuer im Gebiet in

größerer Dichte zu sehen ist, dem Knöterichgewächs Wiesen-Knöterich

Bistorta officinalis oder dem Magerkeitsanzeiger Mittleres Zittergras

Briza media.

Ein paar Pflanzen am Wegrand, einem Saumbiotop

Als Sträucher säumen Berberitzen Berberis vulgaris und vor allem Wildrosenarten Rosa sp. den Weg der Alten

Pass Thurn Straße.

Ausgewählte krautige Pflanzen: Der Hain-Gilbweiderich Lysimachia nemorum besiedelt gerne feuchte, etwas

schattige Stellen des Wegrandes. Von der nahe verwandten Art des Pfennigkrautes L. nummularia unterscheidet

er sich durch die dreieckig bespitzten Laubblättchen. Auffällig ist der kriechend bis aufsteigende Wuchs

(Abb. 7). Nur wenige wissen, dass die Gattung in die Familie der Primelgewächse Primulaceae eingereiht wird.

Die Blutwurz Potentilla erecta, das Rosengewächs mit nur 4 Kronblättern, gilt als Magerkeitszeiger auf meist

feuchten Standorten und fand sich in der Wiese, hier am Saum und später im Moor. Der Feld-Thymian zeigt

trockene und sonnige Stellen des Wegsaumes an. Ein breiteres Spektrum der Standorte nimmt der Echte

Leuenzahn = Rauer Löwenzahn Leontodon hispidus ein. Wir fanden vor allem seine grundständigen Rosetten

mit den buchtig gezähnten Blättern (Abb. 8).

Das Kleine Habichtkraut = Kl. Mausohr Hieracium pilosella (Abb. 9) ist ähnlich dem ebenfalls im Gebiet vor-

kommenden Öhrchen-Habichtskraut = Öhrchen-Mausohr H. lactucella, welches 2-5-köpfig ist.

Abb. 7 (links): Hain-Gilbweiderich (Bärenfilz-Weg oberhalb vom Wasenmoos)

Abb. 8 (Mitte): Blattrosette vom Echten Leuenzahn

Abb. 9 (rechts): Kleines Habichtskraut, Farbtafel aus Kops Jan, Flora Batava

(1800), entnommen aus: http://www.biolib.de/

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Das Kleine Mausohr ist nur einköpfig. Der Stängel ist blattlos oder trägt 1-2 schuppenförmige Blättchen. Die

eiförmig-lanzettlichen Blätter bilden eine Grundrosette, von der lange Ausläufer ausgehen. Die Laubblätter sind

unterseits weißfilzig und ähneln (angeblich) Mäuseohren. Bei Trockenheit erfolgt Einrollung, wobei die weiße,

Licht reflektierende Unterseite nach außen weist und dadurch eine stärkere Erwärmung verhindert.

In der Wiese, aber auch am Wegrand zu finden: der Echte Ehrenpreis Veronica officinalis und der Gemeine

Augentrost Euphhrasia rostkoviana.

Das Moor bei Hochrein-Reith

Das in die eiszeitlich ausgeformte Mulde eingebettete Moor wird hauptsächlich durch den Wassereintritt von

den Nordhängen her gespeist, Rinnsale und Durchströmugen nehmen rasch die Streichrichtung des Beckens an.

Maria Enzinger beschreibt die Besonderheit des Moores in dem von ihr ausgearbeiteten Pflegeplan (2001) so:

Nieder- und Übergangsmoorbereiche sind eng miteinander verzahnt, Anklänge zum Hochmoor sind erkennbar.

Die Moorfläche zeigt bezüglich ihrer Vegetationszusammensetzung sehr große Heterogenität: Davallseggen-

moor, Schnabelseggensumpf, Schlammschachtelhalm-Fieberkleesumpf und Blasenbinsensumpf mit Schlamm-

Segge liegen nebeneinander. Die Entwicklung von Davallseggenmooren verweist auf Kalkeinsprengungen im

Untergrund bzw. auf Basenanreicherung im durchströmenden Wasser. Teilweise kommt die Grau-Erle stärker

auf, auch etliche Fichten stocken im Moor, zwei Grauerlenbestände sind integriert (Spechtbäume, Nisthöhle für

Kleinspecht). Der Moorkomplex verfügt über eine große Artenvielfalt mit zahlreichen Rote-Liste-Arten:

Traunsteiners Knabenkraut, Breitblättriges Knabenkraut, Sumpf-Drachenwurz, Blasenbinse, Sumpf-Läusekraut,

Alpen-Haarbinse.

Der Moorkomplex ist ein für Insekten hochdynamischer Lebensraum, beispielsweise ist der Fieberkleesumpf

ein idealer Bereich für Libellen wie Kleine Moosjungfer und Arktische Smaragdlibelle. Zahlreiche

Sumpfschrecken sind anzutreffen und diverse Schmetterlingsarten nutzen das Moor als Habitat: Hochmoor-

gelbling, Wandergelbling, Tagpfauenauge, Distelfalter, Kaisermantel. Die Fläche bietet in Verbindung mit dem

angrenzenden Wald auch Vogelarten wie Spechten und dem Wiesen-Pieper einen geeigneten Lebensraum.

Aufgrund der Besonderheiten wurde der Antrag an die RAMSAR-Kommission (Gland, Schweiz) gestellt, das

Moor zusammen mit ein paar weiteren Flächen in das bestehende RAMSAR-Gebiet „Moore am Pass Thurn“

aufzunehmen, mit einem Ergebnis ist demnächst zu rechnen.

Zwei Links mit Grundinformationen zur RAMSAR-Konvention: http://www.umweltbundesamt.at/umwelt/naturschutz/naturrecht/int_konventionen/ramsar/

http://unesco.de/wissenschaft/biosphaerenreservate/biologische-vielfalt/ramsar.html

5 ausgewählte Pflanzen vom nördlichen Einblick ins Moor:

Der Rundblättrige Sonnentau Drosera rotundifolia (Sonnentaugewächse Droseraceae) ist eine Rosettenpflanze,

deren Einzelblätter drüsige Tentakel tragen (Abb. 10). Die Sekrete glänzen in der Sonne wie Tautropfen

(Name!). Insekten, die das „Wasser“ aufnehmen wollen, bleiben am klebrigen Saft hängen und werden

innerhalb weniger Stunden von den Tentakeln und dem Blatt eingeschlossen und verdaut. Fleisch fressende

Pflanzen gleichen so den Nährsalzmangel des Bodens aus.

Die Echte Moosbeere = Gewöhnliche Moosbeere Vaccinium oxycoccos (Abb. 11) ist ein Heidekrautgewächs

Ericaceae, verwandt mit Heidelbeere oder Preiselbeere. Dass im Pinzgau oder in Tirol die Heidelbeere als

„Moosbeere“ bezeichnet wird, sorgt manchmal für Verwirrung. Mit seinen bis 80cm langen Ästchen bildet die

Moosbeere oft ansehnliche Polster zwischen den Torfmoosen.

Abb. 10 (links): Rundblättriger Sonnentau (Wasenmoos)

Abb. 11 (Mitte): Echte Moosbeere in Blüte (Kapruner Moor)

Abb. 12 (rechts): Traunsteiner Orchidee (Wasenmoos)

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Die Traunsteiner Orchidee Dactylorhiza traunsteineri (Abb. 12) ist eine der 10 in Österreich vorkommenden

Arten der Gattung Fingerwurz innerhalb der Familie der Orchideen Orchidaceae. Die seltene Art wurde erst-

mals 1830 vom Tiroler Apotheker Joseph Traunsteiner am Schwarzsee bei Kitzbühel beschrieben. Die Orchidee

fällt durch ihre wenigblütigen (5-15) purpurnen Blütenstände, den nach oben purpurn überlaufenen Stängel und

die schlanken 3-5 Blätter auf. Klingt klar, die Zuordnung ist aber vor allem wegen der möglichen Hybriden

nicht immer leicht.

Größere Flächen im Moor nehmen Schlamm-Schachtelhalm und Fieberklee ein. Beiden gemeinsam sind die

hohlen Stängel zur besseren Durchlüftung der „nassen Füße“.

Der Schlamm-Schachtelhalm = Teich-Schachtelhalm Equisetum fluviatile (Schachtelhalmgewächse

Equisetaceae) ist wie auch seine Verwandten leicht bestimmbar: Stängel fein gerillt, weite Zentralhöhle (im

Querschnitt zu sehen), Blattscheiden mit 10-30 dunklen, schmal weiß-hautrandigen Zähnchen (Abb. 13).

Der Fieberklee Menyanthes trifoliata gehört zu der den Enziangewächsen nahestehenden Familie der

Fieberkleegewächse Menyanthaceae. In seinem deutschen Namen kommen die Verwendung als Fieber

senkendes Mittel und die kleeähnliche Ausbildung der Blätter zum Ausdruck. Die bartartigen Fransen der

weißen Kronblätter halten unerwünschte Insekten fern, die Bestäubung erfolgt hauptsächlich durch Hummeln.

Abb. 13 (links): Schlamm-Schachtelhalm mit Sporenbehältern (Bild aus 2006)

Abb. 14 (Mitte): Fieberklee (Wasenmoos)

Abb. 15 (oben rechts): Trollblume, Blütenkopf und ein Blatt (Haidler Asen)

Abb. 16 (Mitte rechts): Rauhaariger Kälberkropf, Blüten (Wasenmoos)

Abb. 17 (unten rechts): Breitblättrige Fingerwurz, Ausschnitt des Blütenstandes

3 ausgewählte Pflanzen vom südlichen Einblick ins Moor:

Trollblume und Rauhaariger Kälberkropf bestimmten hier das Bild der

Feuchtwiese im Übergang zwischen Moor und Wald.

Die Trollblume Trollius europaeus hat wie viele Hahnenfußgewächse

Ranunculaceae handförmig geteilte Blätter (Abb. 15). Das Besondere

sind die Blüten mit bis 15 kugelig zusammenneigenden buttergelben

Blättern, welche die kleinen Nektarblätter sowie die zahlreichen

Staubgefäße und Fruchtknoten ziemlich fest umschließen. Kleine

Fliegen und Käfer suchen den Weg ins Innere des geschützten Hohl-

raumes und führen dort die Bestäubung durch. Ein paar Arten von

Blumenfliegen (Fam. Anthomyiidae) legen dann gleich auch ihre Eier

ab.

Der Rauhaarige Kälberkropf Chaerophyllum hirsutum zählt zu den

Doldenblütlern Apiaceae, deren Feldbestimmung nicht immer einfach

ist. Ein Detail soll uns bei der Bestimmung dieser Pflanze helfen: die oft

rosa gefärbten Kronblättchen sind herzförmig und bewimpert (Abb. 16).

Nördlich dieser Randzone fielen im Südteil des Moores zahlreich blü-

hende Orchideen auf. Zum überwiegenden Teil handelte es sich um die

Breitblättrige Fingerwurz, eine weitere Art der Gattung Dactylorhiza

(Abb. 17). Sie ist eine der Arten, die mit der Traunsteiner Orchidee

Hybriden bildet. Die Blütenstände sind dicht und vielblütig, die Lippen

der Einzelblüten weisen ein auffälliges Schleifenmuster auf. Der Stängel

ist dick und oben kantig. Weitere Merkmale sind zu beachten, um eine

sichere Bestimmung zu erreichen.

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Zwei ausgewählte Tierbeobachtungen vom Moorrand:

Die Plattbauch-Libelle Libellula depressa (Abb. 18) fliegt unter den ersten Libellen des Jahres. Während der

Hinterleib der Männchen an der Oberseite hell blau gefärbt ist, zeigen sich die Weibchen in gelblich braunem

Kleid. Beiden gemeinsam sind deutlich gelbe Flecken an den Rändern der Hinterleibs-Segmente.

Der Vierpunktige Ameisen-Sackkäfer Clytra quadripunctata (Abb. 19) fliegt heuer auffallend stark, auch wir

konnten ein Exemplar einfangen. Der Blattkäfer (Fam. Chrysomelidae) ernährt sich von Blättern der Birken,

Weiden und anderer Laubbäume. Die Entwicklung der Larven erfolgt in Ameisenbauten, vorzugsweise der

Roten Waldameise Formica rufa. Die mit einer Hülle versehenen Eier werden vom Weibchen in der Nähe von

Ameisenbauten fallen gelassen und von den Ameisen in ihren Bau getragen. Die dort schlüpfenden Larven

wandeln die mitgegebene Hülle zu einem Sack um, den sie fortan als Schutzhülle tragen und während der 2-4

Jahre Larvenzeit immer wieder vergrößern. Die Larvennahrung besteht aus den Resten toter Tiere und

gelegentlich auch aus Ameiseneiern.

Abb. 18 (links):

Plattbauch Männchen

(Wasenmoos)

Abb. 19 (rechts):

Ameisen-Sackkäfer

(Wasenmoos)

Eine Pflanze vom Wald

Das Einblütige Wintergrün = Moosauge Moneses uniflora

(Wintergrüngewächse Pyrolaceae). Die Pflanze bleibt, mehrere Jahre mit

einem Wurzelstock und wintergrünen (Name! -eigentlich immergrünen)

Blättern überdauernd, krautig. Von der grundständigen Blattrosette aus

entwickelt sie auf einem 5-10cm hohen Stängel eine einzige im

Verhältnis zur Pflanze große Blüte (Name!) mit flach ausgebreiteten

Kronblättern, s-förmig gebogenen Staubgefäßen und einer auffälligen

Narbe am Ende eines langen Griffels (Abb. 20). Die nickende Blüte

duftet wie Maiglöckchen. Die Pflanze wächst bei uns im Fichtenwald

meist an moosigen Stellen (Name!).

Heißt sie im Tirolischen „Gschamigs Moidle“, weil sie sich so selten

zeigt?

Abb. 20:Einblütiges Wintergrün

(Wald beim Geier Bichl, Moorgebiet am Pass Thurn)

Eine Pflanze vom Waldrand

Der Wald-Wachtelweizen Melampyrum sylvaticum ist ein Sommerwurz-

gewächs Orobanchaceae und wie die meisten Vertreter dieser Familie

ein Halbschmarotzer. Er zapft die Wurzeln von Fichten und Heidel-

beeren an. Er ist dem Wiesen-Wachtelweizen M. pratense wohl ähnlich,

aber durch die gedrungen, kleineren und dottergelben Blüten doch gut

unterscheidbar (Abb. 21).

Abb. 21: Wachtelweizen, Blütenvergleich

im Bild rechts Wald-Wachtelweizen, links Wiesen-Wachtelweizen

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Der Felsenbereich am Hochrain-Riedel

Bereits 2008 hat uns Hans Sonderegger diesen schönen Platz mit seiner besonderen Flora gezeigt und wie er es

getan hat, erscheint es auch weiterhin wichtig, mit den Bauern, die den Riedel bewirtschaften, im Gespräch zu

bleiben.

Entsprechend der Südauslage gibt es in den oberen Hangbereichen vielfach sonnige und trockene, aber auch

feucht-schattige Felspartien. Die den Fels liebenden Pflanzen siedeln sich nach ihren jeweiligen Ansprüchen an.

Wir haben ein paar Arten gesehen, für sie und ein paar weitere dieses Platzes sollen nun vereinfacht ihre

Ansprüche dargestellt werden (Zeigerwerte nach Landolt u.a.):

Name Familie Licht Feucht Reakt Nährst

Nickendes Leimkraut Silene nutans Nelkengewächse 3 2 3 2

Felsen-Leimkraut Silene rupestris (Abb. 22) 4 1+ 2 2

Katzenpfötchen Antennaria dioica (Abb. 23) Korbblütler 4 2 2 2

Spinnweb-Hauswurz Sempervivum arachnoideum Dickblattgewächse 5 1 2 1

Berg-Hauswurz Sempervivum montanum (Abb. 24) 5 2 2 2

Alpen-Mauerpfeffer Sedum alpestre 5 2 w+ 3 2

Einjähriger Mauerpfeffer Sedum annuum 5 1+ w+ 2 2

Dunkler Mauerpfeffer Sedum atratum 5 3 w+ 5 1

Dickblättr. Mauerpfeffer Sedum dasyphyllum 4 1+ w+ 3 2

Große Fetthenne Sedum telephium maximum 4 2 w+ 3 3

Mauer-Streifenfarn Asplenium ruta-muarium Streifenfarngewächse 4 2 5 2

Nordischer Streifenfarn Asplenium septentrionale 4 1+ 2 1

Schwarzstiel-Streifenfarn Asplenium trichomanes 3 2 2 2

Grün-Streifenfarn Asplenium viride 2 3+ 5 2

Alpen-Heckenrose Rosa pendulina Rosengewächse 3 3+ w 4 3

Hundsrose Rosa canina 3 2+ 3 3

Erläuterung der Zeigerwerte:

Licht: 1 sehr schattig, 2 schattig, 3 halbschattig, 4 hell, 5 sehr hell

Feuchte: 1 sehr trocken, 1+ trocken, 2 mäßig trocken, 2+ frisch, 3 mäßig feucht, 3+ feucht… 5 unter Wasser

w Feuchtigkeit mäßig wechselnd, w+ Feuchtigkeit stark wechselnd

Reaktion: 1 stark sauer, 2 sauer, 3 schwach sauer bis neutral, 4 neutral bis schwach basisch, 5 basisch

Nährstoffe: 1 sehr nährstoffarm, 2 nährstoffarm, 3 mäßig arm-reich, 4 nährstoffreich, 5 sehr reich-überdüngt

Dazu ein Link: https://www.infoflora.ch/de/ Pflanzenbeschreibungen mit Angaben der Standortansprüche

Das Felsen-Leimkraut (Abb. 22) wird seinem Namen nicht gerecht, die oberirdischen Teile sind nicht wie bei

vielen Silene-Arten drüsig klebrig behaart.

Das Gewöhnliche Katzenpfötchen wird auch Zweihäusiges Katzenpfötchen genannt, die ab dem 2. Jahr

blühfähige krautige Pflanze trägt ihre eingeschlechtigen Blüten in den rispigen Blütenköpfen getrennter

Individuen. Die Wahl des deutschen Namens bedarf keiner Erläuterung. Unser Katzenpfötchen (Abb. 23) ist

weiblich, die Hüllblätter der Köpfe sind deutlich rosa, bei den männlichen Exemplaren wären sie gelblich.

Unter den Dickblattgewächsen Crassulaceae konnten wir beide Arten der Hauswurz sehen, allerdings noch

ohne Blüten (Abb. 24).

Abb. 22: Felsen-Leimkraut Abb. 23: Weibliches Katzenpfötchen Abb. 24: Berg-Hauswurz in Blüte (2016)

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Vier Tage vor unserer Exkursion konnte die unter den Wildrosen als

erste blühende Alpen-Heckenrose noch in ihrer Pracht fotografisch fest-

gehalten werden (Abb.25), dann blieb die Suche nach den rosafarbenen,

nach innen heller werdenden Kronblättern ergebnislos. Für uns machte

eine Hunds-Rose ihre ersten Blüten auf, 1-2 Wochen später sollten auch

die anderen der etwa 6 Rosenarten, so auch die Wein-Rose Rosa rubi-

ginosa (Abb. 26) nachziehen.

Abb. 25 (oben): Blüte der Alpen-Heckenrose

Abb. 26 (Mitte): Wein-Rose in Vollblüte (Ende Juni 2008)

Abb. 27 (unten): Guter Heinrich

Am Riedel beobachtete Insekten:

Die Sichtung eines Segelfalters Iphiclides podalirius war von seiner

Biologie her nicht zu erwarten, aber zweifelsfrei gegeben. Die Beobach-

tung von Großem Wiesenvögelchen Coenonympha tullia und Baum-

weißling Aporia crataegi darf hingegen als „normal“ eigestuft werden.

Die Blaugrüne Mosaikjungfer Aeshna cyanea (Männchen) würde man

zwar eher im Moor vermuten, ihre Jagdflüge sind aber oft sehr ausge-

dehnt.

Die Spuren vom alten Bauernhof am Riedel

Am Riedel stand einst ein Bauernhof, der mindestens auf das 16. Jahr-

hundert zurückgeht und lange Zeit im Besitz der Familie Rieder stand.

Im Gasthof Hohe Brücke haben wir vom Wirt erfahren, dass er ein

direkter Nachkomme der Hofbesitzer ist. Bis in die 1970-er Jahre waren

Hof und Stallgebäude als Bruchbude erhalten (Abb.26), den Standort des

Paarhofes konnten wir an den Geländemulden erahnen. 50m weiter

östlich steht noch das Brechelhaus (Abb. 27) mit dem Ofenraum zum

Trocknen von Lein (= Flachs), der für das Brecheln mürbe gemacht

werden musste. Die Karte aus dem Franziszeischen Kataster um 1830

(Abb. 28, nächste Seite) zeigt den hohen Anteil an Ackerland. Trotz

schwieriger Anbauverhältnisse wurden diese Flächen einst vermutlich

mit Getreide, Kartoffeln, Bohnen, Rüben, Lein, Hanf… bestellt, das

Ausmaß der Eigenversorgung war beträchtlich.

So überrascht es auch nicht, dass an und unterhalb der Kante zum Süd-

hang noch die Zeugen eines Obstgartens stehen: Ribisel und Stachel-

beere, Birne, Apfel und Kirsche. Auch Eschen, Ahorn, Wacholder oder

die Wild-rosen hatten ihren Nutzen. Ob wohl der am noch erkennbaren

alten Weg zum Hof stehende Gute Heinrich Blitum bonus-henricus

(Gänsefußgewächse Chenopodiaceae) als Wildspinat verwendet wurde?

Abb. 26 (links): Hochrain von Osten (Foto: Hans Enzinger, 1970)

Abb. 27 (rechts): das bis heute erhaltene Brechelhaus

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Abb. 28: Lageplan des ehemaligen Bauernhofes am Hochrain-Riedel (Ackerland in rosa dargestellt)

Zum Schluss noch die von Christoph Ritsch erstellten Vogellisten von den Exkursionen 2016 und 2017:

19. Juni 2016 Regen 11. Juni 2017 Sonne 19. Juni 2016 Regen 11. Juni 2017 Sonne

Amsel Amsel Misteldrossel -

Bachstelze Bachstelze Mönchsgrasmücke Mönchsgrasmücke

- Baumpieper Neuntöter Neuntöter

Bluthänfling Bluthänfling - Rabenkrähe

Buchfink Buchfink Rauchschwalbe -

Buntspecht Buntspecht Rotkehlchen Rotkehlchen

Eichelhäher Eichelhäher - Schwarzspecht

- Erlenzeisig Singdrossel -

Gebirgsstelze - - Star

Gimpel Gimpel Stieglitz Stieglitz

Goldammer Goldammer - Sumpfmeise

Grauschnäpper - Tannenhäher -

Grünfink Grünfink Tannenmeise Tannenmeise

Hausrotschwanz Hausrotschwanz Wacholderdrossel Wacholderdrossel

Heckenbraunelle - - Waldbaumläufer

Kleiber Kleiber Weidenmeise -

Kohlmeise Kohlmeise Wintergoldhähnchen Wintergoldhähnchen

Kolkrabe Kolkrabe Zaunkönig Zaunkönig

Kuckuck Kuckuck Zilpzalp Zilpzalp

Mauersegler Mauersegler Summe 33 Summe 32

Mäusebussard Mäusebussard gesamt 41 Arten

Zusammenstellung und Fotos (außer beim Bild anders angegeben) Wolf Kunnert, Moorverein Wasenmoos,

im Juli 2017