Exotismus · 30 - Das Goethezeitportal: Home · Exotismus · 30 Das Boudoir im chinesischen Stil...

2
Exotismus · 30 Das Boudoir im chinesischen Stil aus dem Hohenheimer Garten (s. Nr. 136) Schon seit langer Zeit gab es in Europa durch Fernhan- del importierte einzelne Kunstwerke fremder Kultur- kreise. Die Kreuzfahrer und insbesondere der veneziani- sche Handel brachten Objekte des vorderen Orients und der muslimischen Kunst nach Europa. Einen weiteren Schub im goût orientale bedeutete der Sieg über die Türken. Zunächst waren das Wunderobjekte für fürstli- che Sammlungen. Im 18. Jahrhundert mit seiner aufklä- rerischen Offenheit steigerte sich dies Interesse zu akti- ver Adaptation: chinesische Kabinette, reich dekoriert mit Porzellan und authentischen oder nachempfunde- nen Seidentapeten, ebenso Rokoko-Möbel mit chinesi- schen oder japanischen Lackmalereien gehörten in na- hezu jedes Schloß. Die China- und Orientmode erreichte dann ab Mitte des 18. Jahrhunderts (s. S. 24) auch die dekorative (Garten-)Architektur. Neben das künstleri- sche Interesse an den exotischen Welten trat aber auch das an der Lebensweise der fernen Völker, ein Beispiel ist die Nr. 11. 11 (Farbtafel 2) Schäfer, F. Der Weltumsegler oder Reise durch alle fünf Theile der Erde 4 Bände. 374, 342, 400, 276 S. mit insgesamt 32 kolor. Kupfertafeln und 2 gefalt. kolor. Karten. Hld. d. Zt. gr. 8° 1801–1806. Berlin (Oehmigke d.J.) Ein orientalischer und ein Entwurf im chinesischen Stil aus dem Neuen Ideenmagazin (Nr. 134)

Transcript of Exotismus · 30 - Das Goethezeitportal: Home · Exotismus · 30 Das Boudoir im chinesischen Stil...

Exotismus · 30

Das Boudoir im chinesischen Stil aus demHohenheimer Garten (s. Nr. 136)

Schon seit langer Zeit gab es in Europa durch Fernhan-del importierte einzelne Kunstwerke fremder Kultur-kreise. Die Kreuzfahrer und insbesondere der veneziani-sche Handel brachten Objekte des vorderen Orients undder muslimischen Kunst nach Europa. Einen weiterenSchub im goût orientale bedeutete der Sieg über dieTürken. Zunächst waren das Wunderobjekte für fürstli-che Sammlungen. Im 18. Jahrhundert mit seiner aufklä-rerischen Offenheit steigerte sich dies Interesse zu akti-ver Adaptation: chinesische Kabinette, reich dekoriertmit Porzellan und authentischen oder nachempfunde-nen Seidentapeten, ebenso Rokoko-Möbel mit chinesi-schen oder japanischen Lackmalereien gehörten in na-hezu jedes Schloß. Die China- und Orientmode erreichtedann ab Mitte des 18. Jahrhunderts (s. S. 24) auch diedekorative (Garten-)Architektur. Neben das künstleri-sche Interesse an den exotischen Welten trat aber auchdas an der Lebensweise der fernen Völker, ein Beispielist die Nr. 11.

11 (Farbtafel 2)Schäfer, F.Der Weltumsegleroder Reise durch alle fünf Theile der Erde4 Bände. 374, 342, 400, 276 S. mit insgesamt 32 kolor.Kupfertafeln und 2 gefalt. kolor. Karten. Hld. d. Zt. gr. 8°1801–1806. Berlin (Oehmigke d.J.)

Ein orientalischer und ein Entwurf im chinesischenStil aus dem Neuen Ideenmagazin (Nr. 134)

31 · Exotismus

12

14

12Zeyher und Roemer, G. (Hrsg)Beschreibung der Gartenanlagen zu Schwetzingen96 S. plus 96 S. Anhang (Verzeichnis sämtl. Bäume, Glas-und Treibhauspflanzen des Schwetzinger Gartens) 6 ko-lor. Kupferansichten, davon eine als Frontispiz und zweigefalzte Pläne. Hld. d. Zt. kl 8°1809. Mannheim (H. Benderische Buchhdlg.)

Neben den üblichen Parkelementen der Zeit wie Tempel-chen, Grotten, römische Ruinen etc. wurde in Schwetzin-gen die damals größte Moschee West-Europas gebaut –allerdings nicht für den Kultus, sondern für verspielteFeste des Mannheimer Hofes. Heute, über 200 Jahrenach ihrer Erbauung, steht sie der muslimischen Ge-meinde Mannheims zur Verfügung.

13HafisDer Diwan von Mohammed Schemsed-din HafisAus dem Persischen … von Joseph v. Hammer 2. Theil(IV) 574 S. Hln. kl. 8°1813. Stuttgard und Tübingen (J. G. Cotta)

Johann Friedrich Cotta schenkte Goethe 1813 ein Exem-plar der Hafis-Übersetzung von Joseph v. Hammer undgab so den Anstoß zu Goethes Divan, einem wunderba-ren Amalgam von Östlichem und Westlichem. Goethewürdigte Hammer im prosaischen Anhang des Divan:„Wie viel ich diesem würdigen Mann schuldig geworden,beweist mein Büchlein in allen seinen Teilen... Möge manmit meiner Benutzung dieses Werkes einigermaßen zu-frieden seyn und die Absicht erkennen auch diejenigenanzulocken, welche diesen gehäuften Schatz auf ihremLebenswege vielleicht weit zur Seite gelassen hätten.“ Bis in die Überschriften der Bücher des Divan nimmtGoethe Elemente aus Hafis direkt auf.

14Goethe (Joh. Wolfg. v.)West-oestlicher Divan556 S. mit gestoch. Doppeltitel v. Ermer. Hld. 8°1819. Stuttgard (Cotta)Expl. mit dem originalen Titel auf S. 9., Kartonblatt zu-sätzlich beigebunden