Experimente der Schauvorlesung - Uni Oldenburg€¦ · 25 mg Safranin werden in 40 ml Ethanol...
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8.1 Die Experimente der Schauvorlesung
Versuch 1: „Feuerzeug des Chemikers“
Sicherheitshinweis:
Kaliumpermanganat ist brandfördernd ist gesundheitsschädlich. Das Tragen einer
Schutzbrille und von Handschuhen ist erforderlich. Die verwendeten Mengen sind
der Größe des Klassenraumes anzupassen oder der Versuch ist unter dem Abzug
durchzuführen, da die stark exotherme Reaktion von einer kräftigen
Rauchentwicklung begleitet wird.
Chemikalien:
Kaliumpermanganat KMnO4 (5 g)
Glycerin C3H5(OH)3 (2 mL)
Geräte:
Isoplanplatte (ca. 30 X 30 cm) oder ein altes Backblech, Reibschale mit Pistill,
Spatel, Erlenmeyerkolben (250 mL), Pasteurpipette.
Durchführung:
5 g Kaliumpermanganat werden in der Reibschale möglichst fein verrieben und
dann kegelförmig auf die Isoplanplatte gegeben. Anschließend werden ca. 2 mL
Glycerin auf das Kaliumpermangat gegeben.
Beobachtung:
Nach kurzer Zeit zeigt sich eine äußerst schwache, dann aber rasch steigernde
Rauchentwicklung, welche von einem heftigen Funkensprühen begleitet wird.
Anhang Die Experimente der Schauvorlesung
Auswertung:
Glycerin reagiert mit Kaliumpermanganat unter starker Wärmeentwicklung, die die
anfangs nur zögernd verlaufende Umsetzung stark beschleunigt. Während dabei
Glycerin in Kohlenstoffdioxid, Kaliumcarbonat und Wasserdampf übergeht, wird
Kaliumpermanganat zu einem Gemisch von Kaliummanganat(IV), Braunstein und
Mangan(III)-oxid reduziert:
C3H5(OH)3 + KMnO4 → CO2/K2CO3/H2O/K2MnO4/MnO2/Mn2O3
Entsorgung:
Die Verbrennungsrückstände werden in Wasser gegeben und mit Natriumcarbonat
versetzt. Man trennt durch Sedimentieren und Dekantieren, entsorgt den Feststoff
im chemischen Sondermüll und die Flüssigkeit über das Abwasser.
Literatur:
- Hollemann-Wiberg.: Lehrbuch der anorganischen Chemie, Walter der Gruyter,
Berlin, 1995.
- Kreißl et. al.: Feuer und Flamme – Schall und Rauch, WILLEY-VCH, Weinheim,
2003.
Anhang Die Experimente der Schauvorlesung
Versuch 2: „Herstellen von Kunststoff“ oder Herstel lung eines
Polyurethanschaumes
Sicherheitshinweis:
Der Versuch muss so durchgeführt werden, dass kein Desmophen® bzw. Desmodur®
auf die Haut gelangt. Sollte dies trotzdem geschehen, so ist sofort die betreffende
Hautstelle unter fließendem Wasser intensiv abzuspülen.
Geräte/Chemikalien
Einweg-Kunststoffbecher (durchsichtig, 0,5 L), Holzstab, Desmodur® (p,p-
Diisocyanatodiphenylmethan im Gemisch mit Isomeren und Homologen),
Desmophen®/Aktivator-Gemisch
Versuchsdurchführung:
In einen Einweg-Kunststoffbecher gibt man zuerst ca. 30 g Desmophen®/Aktivator-
Gemisch und dann ca. 50 g Desmodur®. Diese Mischung wird mit einem Holzstab so
lange gerührt, bis eine Reaktion einsetzt.
Beobachtung:
Zu Beginn der Reaktion setzt eine Gasentwicklung ein. Nach einiger setzt entsteht ein
weißlich/gelber Schaum, wobei eine sehr große Volumenzunahme zu beobachten ist
Anhang Die Experimente der Schauvorlesung
Auswertung:
Die Reaktion erfolgt nach dem Mechanismus der Polyaddition. Es werden
Monomere, die mindestens zwei funktionelle Gruppen besitzen, unter Übertragung
von Protonen zu Polymeren verknüpft.
Nach der Anlagerung der Hydroxylgruppe eines Alkoholmoleküls an das
Kohlenstoffatom einer Isocyanatgruppe wird je ein Proton vom Alkhohl- zum
Isocyanatmonomer übertragen:
Abb.: Schema einer Polyaddition zu Polyurethanen
Da Isocyanate mit Wasser (welches dem Aktivator-Gemisch zugesetzt ist) zu
Kohlenstoffdioxid reagieren, wird ein „Aufblähen“ der Polymermasse erreicht:
R-NCO + H2O → R-NH2 + CO2
Entsorgung:
Die Polyurethanschaum-Reste können dem Restmüll zugefügt werden.
Literatur:
- Müller, M.: Kunststoffe aus Makromolekülen. (veröffentlicht durch die BAYER AG)
Leverkusen, 2001.
+ +R OHHO O C N R1 N C O R OHHO
zweiwertigerAlkohol (Diol)
Diisocyanat zweiwertigerAlkohol (Diol)
OR
O N N OR
O
O
R1
O
N N OR
O
O
R1
O
H H H H
Urethan-Gruppe
Anhang Die Experimente der Schauvorlesung
Versuch 3: „Bilder in der Schale“ oder Safranin in Ethanol
Geräte und Chemikalien
Petrischale, 25 mg Safranin (7-Diamino-2,8-dimethyl-5-phenyl-phenaziniumchlorid),
40 ml Ethanol, 2 ml Hydroxyaceton, 4 ml Natronlauge (l
mol2c = )
Durchführung
25 mg Safranin werden in 40 ml Ethanol gelöst und mit 2 ml Hydroxyaceton sowie
mit 4 ml 2M Natronlauge versetzt. Die Lösung wird in eine Petrischale transferiert
und stehen gelassen.
Beobachtung
Nach einiger Zeit beginnen sich in der roten Lösung heller Stellen zu bilden. Sind
diese „hellen Stellen“ groß genug, beginnen sich wiederum dunklere, „rote Stellen“
in diesen hellen Zonen zu bilden. Es entwickelt sich eine geordnete Struktur:
Auswertung
Das Hydroxyaceton reagiert zuerst mit dem Ethanolat-Ion und liefert dabei zwei
Elektronen, die das Safranin im nächsten Schritt reduzieren:
Anhang Die Experimente der Schauvorlesung
H3C
C C
O H
H
OH + 2 C2H5O-
H3C
O
O
H
+ 2 C2H5OH
Das Safranin wird in der Lösung reduziert. Der eindiffundierende Luftsauerstoff
oxidiert es wieder in die ursprüngliche Form zurück.
N
N
N
HN
H2N NH2
CH3
H2N NH3
CH3
2 e-
Es stellt sich nun die Frage, wie es zu dieser Musterbildung kommt:
Den Ausgangspunkt für die Deutung der Musterbildung stellt die einsetzende
Oxidation des Farbstoffes durch eindiffundierenden Sauerstoff dar. Die entstehende
mikroskopisch dünne Schicht des oxidierten Farbstoffes wird durch äußere
Luftströmungen gestört. Durch den Einfluss dieser zufälligen Fluktuationen wird eine
Strömung auf der Oberfläche initiiert, die auf die Ausbildung von Gradienten in der
Oberflächenspannung zurückzuführen ist und dauerhaft bestehen bleibt. Die
Bildung des Gradienten kann auf zwei Ursachen zurückgeführt werden:
Anhang Die Experimente der Schauvorlesung
Es besteht die Annahme, dass einerseits die oxidierte Form des jeweiligen
Farbstoffes der Lösung eine höhere Oberflächenspannung verleiht als die reduzierte
Form. Anderseits zeigen Messungen, dass es sich bei der Oxidation des Safranins
um exotherme Vorgänge handelt. Die freigesetzte Reaktionswärme führt zur
Verstärkung des Oberflächenspannungsgradienten, weil die Oberflächenspannung
stark temperaturabhängig ist. Die Verstärkung des Gradienten beruht darauf, dass
die Bewegung der wärmeren Bereiche mit relativ geringer Oberflächenspannung zu
kälteren Bereichen mit höherer Oberflächenspannung gerichtet ist. Dies erklärt auch
das beobachtbare Auseinanderspreiten der sich verfärbenden Bereiche auf der
Oberfläche:
Die Pfeile stellen die Richtung des Gradienten der Oberflächenspannung dar!
Literatur:
- Kunz, H.; Waehler, S.; Ducci, M.; Oetken, M.: Das mephistophelische
Entropiekonzept - Einbindung strukturbildender Prozesse in den Unterricht.
CHEMKON 4 (2000), S. 185 – 192.
Anhang Die Experimente der Schauvorlesung
Versuch 4: „Vernichten von Müll“ oder Styropor® in Aceton
Chemikalien:
Aceton (150 mL). Styropor®
Geräte:
Magnetrührer mit Rührkern, Becherglas (1000 mL)
Versuchsdurchführung:
Man befüllt das auf dem Magnetrührer stehende Becherglas mit ca. 150 mL Aceton.
Unter Rühren gibt man nun eine große Menge Styropor hinzu.
Beobachtung:
Das Styropor löst sich sehr schnell auf:
Anhang Die Experimente der Schauvorlesung
Auswertung:
Bei Styropor handelt es sich um Styrol-Polymerisate, die bei der Herstellung durch
Treibmittel aufgeschäumt werden. Aceton löst als polares Lösungsmittel Styropor
auf, indem es die beim Aufschäumen entstandenen zwischenmolekularen
Bindungen zerstört.
Entsorgung:
Die Lösung wird im Behälter für halogenfreie organische Lösungsmittel entsorgt.
Literatur:
- Roesky et. al., Chemische Kabinettstücke, VCH, Weimheim, 1996.
Anhang Die Experimente der Schauvorlesung
Versuch 5: Löschen eines Fett- bzw. Wachsbrandes
Sicherheitshinweis:
Der Versuch ist in Räumen ausschließlich mit nur sehr geringen Wachsmengen
durchzuführen.
Geräte und Chemikalien:
Gasbrenner, Feuerzeug, Dreifuss mit Tondreieck, Abdeckplatte (z.B. Metalldeckel
vom Marmeladenglas), Tiegelzange, Spritzflasche (mit Wasser gefüllt)
Durchführung:
Aus dem Teelicht wird zunächst der Docht präpariert. Anschießend wird die
Wachsmenge halbiert und zurück in das Metallgefäß gegeben. Danach wird das so
vorbereitete Teelicht auf das Tondreieck gestellt und mit dem Brenner kräftig erhitzt.
Man erhitzt so lange, bis sich das Wachs nach beginnender Dampfentwicklung
selbstständig entzündet. Danach entfernt man den Brenner und spritzt mehrmals
aus sicherer (!) Entfernung (ca. 2 Meter) mit der Spritzflasche auf die Flammen.
Am Ende kann das Feuer durch Abdecken mit einem Metalldeckel gelöscht werden.
Beobachtung:
Aus den Flammen des gemächlich brennenden Wachses erwickelt sich nach der
Zugabe des Wassers ein großer Feuerball:
Anhang Die Experimente der Schauvorlesung
Auswertung:
Die Temperatur des brennenden Wachses liegt deutlich über der Siedetemperatur
von Wasser (100°C), sodass das Wasser schlagartig v erdampft, sobald es mit dem
brennenden Fett in Berührung kommt. Dabei nimmt das Wasser das ca. 1700-fache
Volumen ein und reißt bei dem schlagartigen Verdampfen heiße Wachs-Tropfen mit,
die dann an der sauerstoffhaltigen Luft in einem großen Feuerball verbrennen.
Literatur:
- Kreißl et. al.: Feuer und Flamme – Schall und Rauch, WILLEY-VCH, Weinheim,
2003.
Anhang Die Experimente der Schauvorlesung
Versuch 6: „Untersuchung von Flüssigkeiten“
Geräte und Chemikalien:
3 Bechergläser (250 mL), Salzsäure (c(HCl) = 1 mol/L), Natronlauge (c(NaOH) = 1
mol/L), dest. Wasser, Universalindikator
Durchführung:
In je eines der Bechergläser gibt man ca. 150 mL verdünnte Salzsäure, verdünnte
Natronlauge und destilliertes Wasser. Anschließend gibt man in jedes der
Bechergläser ca. 2 mL Universalindikator
Beobachtung:
Nach Zugabe des Universalindikators lassen sich die folgenden Farbumschläge
beobachten:
Farbe vor der Zugabe: Farbe nach Zugabe:
Salzsäure farblos rot
dest. Wasser farblos gelb-grün
Natronlauge farblos blau
Anhang Die Experimente der Schauvorlesung
Auswertung:
Der Universalindikator zeigt charakteristische Farben bei der Anwesenheit von
sauren (rot), basischen (blau) und neutralen (gelb-grün) Lösungen.
Auf eine ausführliche Beschreibung der Wirkungsweise von Säure-Base-Indikatoren
wird an dieser Stelle verzichtet.
Entsorgung:
Die Lösungen können verdünnt in das Abwasser gegeben werden.
Literatur:
- Roesky et. al., Chemische Kabinettstücke, VCH, Weimheim, 1996.
Anhang Die Experimente der Schauvorlesung
Versuch 7: „Untersuchung von Luftballons“
Chemikalien:
Wasserstoff, Kohlenstoffdioxid, Stickstoff
Geräte:
Luftballons, dünne Schnur, langer Zeigestab mit Kerze
Durchführung:
Jeweils 1 Luftballon wird mit Wasserstoff, Stickstoff und Kohlenstoffdioxid
aufgeblasen und anschließend verknotet. Anschließend nimmt man alle drei Ballons
in die Hände und lässt sie aus einer Höhe von ca. 2 Meter „fallen“.
Beobachtung:
Der mit Wasserstoff gefüllte Ballon steigt nach oben, während die übrigen Ballons
zu Boden fallen, wobei der mit Kohlenstoffdioxid gefüllte Ballon schneller fällt als der
mit Stickstoff befüllt
Auswertung:
Kohlenstoffdioxid ist deutlich schwerer als Luft (Dichte CO2: 1,9 g/L, Dichte von Luft:
1,29 g/L). Aus diesem Grunde fällt der mit Kohlenstoffdioxid befüllte Ballon am
schnellsten zu Boden. Stickstoff hat annährend die gleiche Dichte wie Luft (Dichte
von Stickstoff: 1,25 g/L). Aufgrund des Eigengewichtes des Luftballons fällt auch
dieser zu Boden. Wasserstoff hingegen hat eine Dichte von 0,089 g/L und ist daher
deutlich leichter aus Luft. Aus diesem Grund steigt der Ballon unter die Decke des
Raumes.
Anmerkung:
Die vorbereiteten Luftballons können für den nächsten Versuch verwendet werden.
Literatur:
- Hollemann-Wiberg.: Lehrbuch der anorganischen Chemie, Walter der Gruyter,
Berlin, 1995.
Anhang Die Experimente der Schauvorlesung
Versuch 8: „Entzünden von Luftballons“
Sicherheitshinweis:
Das Tragen eines Gehörschuttes wird empfohlen. Wasserstoff ist ein
hochentzündliches Gas, welches mit Luft (Explosionsgrenzen in Luft 4-75 Vol.%)
explosionsartig reagieren kann. Die Zuschauer sind vor dem Experiment auf den
lauten Knall hinzuweisen.
Chemikalien:
Wasserstoff, Kohlenstoffdioxid, Stickstoff
Geräte:
Luftballons, dünne Schnur, langer Zeigestab mit Kerze
Durchführung:
Jeweils 1 Luftballon wird mit Wasserstoff, Stickstoff und Kohlenstoffdioxid
aufgeblasen und anschließend verknotet. Danach wird der Wasserstoffballon mit
einer dünnen Schnur befestigt, sodass er nicht die Raumdecke berührt. Danach
werden die Ballons der Reihe nach durch Berühren mit der an einem langen
Zeigestab befestigten Kerze entzündet.
Beobachtung:
Der Wasserstoffballon explodiert mit einem dumpfen Knall und einem gelben
Leuchten. Bei den mit Kohlenstoffdioxid und Stickstoff befüllten Ballons ist nur das
„Platzen“ des Ballons zu beobachten.
Auswertung:
Während die Gase Kohlenstoffdioxid und Stickstoff nicht brennbar sind, setzen sich
Wasserstoff und Sauerstoff (aus der Luft) in einer stark exothermen Reaktion zu
Wasser um:
2 H2 (g) + O2 (g) → 2 H2O (g) ∆H = -241,8 kJ/mol
Literatur:
- Hollemann-Wiberg.: Lehrbuch der anorganischen Chemie, Walter der Gruyter,
Berlin, 1995.
- Kreißl et. al.: Feuer und Flamme – Schall und Rauch, WILLEY-VCH, Weinheim,
2003.
Anhang Die Experimente der Schauvorlesung
Versuch 9: „Die knallende Cola-Dose“
Sicherheitshinweis:
Das Tragen eines Gehörschuttes wird empfohlen. Wasserstoff ist ein
hochentzündliches Gas, welches mit Luft (Explosionsgrenzen in Luft 4-75 Vol.%)
explosionsartig reagieren kann. Die Zuschauer sind vor dem Experiment auf den
lauten Knall hinzuweisen.
Geräte und Chemikalien:
leere Cola-Dose (Volumen: 330 mL), Eisennagel, Feuerzeug, Wasserstoff
Durchführung:
In den Boden einer leeren Cola-Dosa bohrt man mit dem Eisennagel ein ca. 3-4 mm
großes Loch. Nun füllt man die Dose, mit der Seite der Ausgussöffnung nach unten,
mit Wasserstoff und stellt sie anschließend mit dem Rand auf den Eisennagel,
sodass sie leicht geneigt auf dem nicht brennbaren Experimentiertisch steht. Der
aus dem Loch ausströmende Wasserstoff wird nun entzündet. Es ist bei
abgedunkeltem Raum zu kontrollieren, ob der Wasserstoff mit bläulicher Flamme
brennt.
Beobachtung:
Nach einiger Zeit beginnt die Dose zu „singen“. Es ertönt ein langsam immer tiefer
werdender Ton, der die anschließende Explosion ankündigt. Im Moment der
Explosion ist ein heller Feuerschein zu sehen und die Dose springt ca. 2 Meter
hoch.
Auswertung:
Anfangs entweicht der leichtere Wasserstoff durch die kleine Öffnung in der
Oberseite der Dose und verbrennt zu Wasser, während gleichzeitig Luft von unten
durch den Spat zwischen Experimentiertisch und Dosenrand nachströmt. Letzteres
verursacht das „Singen“, wobei sich der Ton durch die zunehmende Dichte des
Gasgemisches im Inneren der Dose langsam verändert. Gegen Ende des
Versuches verringert sich die Strömungsgeschwindigkeit des Wasserstoffs durch
das kleine Loch soweit, dass die Flamme zurückschlägt und das mittlerweile in der
Dose entstandene Wasserstoff-Luft-Gemisch entzündet:
Anhang Die Experimente der Schauvorlesung
2 H2 (g) + O2 (g) → 2 H2O (g) ∆H = -241,8 kJ/mol
Literatur:
- Hollemann-Wiberg.: Lehrbuch der anorganischen Chemie, Walter der Gruyter,
Berlin, 1995.
- Kreißl et. al.: Feuer und Flamme – Schall und Rauch, WILLEY-VCH, Weinheim,
2003.
Anhang Die Experimente der Schauvorlesung
Versuch 10: „Das brummende Gummibärchen“
Sicherheitshinweis:
Kaliumchlorat ist brandfördernd und gesundheitsschädlich. Das Tragen von
Schutzbrille und Handschuhen ist dringend erforderlich.
Chemikalien:
Kaliumchlorat KClO3 (10 g), Gummibärchen (z.B. Haribo® Goldbären)
Geräte:
Bunsenbrenner, Stativ mit Muffe und Klammer, großes Reagenzglas (vorzugsweise
Duran®, ca. 20 cm lang, Durchmesser ca. 3 cm)
Durchführung:
In einem leicht schräg eingespannten Reagenzglas erhitzt man rund 10 g
Kaliumchlorat bis zum Schmelzen. Unmittelbar danach gibt man 1 (!)
Gummibärchen hinzu.
Anhang Die Experimente der Schauvorlesung
Beobachtung:
Das Gummibärchen verbrennt sofort unter heftigem Tanzen mit einer bläulich-
violetten Farbe. Begleitet wird der Vorgang von einem kräftigem Brummen und
Zischen sowie einer kräftigen Gasentwicklung:
Anhang Die Experimente der Schauvorlesung
Auswertung:
Ab 400°C disproportioniert Kaliumchlorat zu Kaliumc hlorid und Kaliumperchlorat,
welches dann selbst sehr rasch in Sauerstoff und Kaliumchlorid zerfällt:
4 KClO3 → 3 KClO4 + KCl
3 KClO4 → 6 O2 + 3 KCl
Deshalb sollte man das Gummibärchen unmittelbar nach dem Schmelzen des
Kaliumchlorats zugeben, da bei längerem Warten der Sauerstoff nahezu vollständig
freigesetzt und für den eigentlichen Versuch nicht mehr verfügbar ist.
Bei der Reaktion des Kaliumchlorats mit dem Gummibärchen wird die Gelatine
(Polypeptid) unter Feuererscheinung zu Kohlenstoffdioxid und Wasser oxidiert. Die
bei der Verbrennung entstehenden Gase, Kohlenstoffdioxid, Stickoxide und
Wasserdampf, reißen das Gummibärchen periodisch mit sich und verursachen so
den Tanzeffekt.
Anmerkung:
Alternativ kann dieser Versuch auch mit Kaliumnitrat (KNO3) durchgeführt werden.
Entsorgung:
Stark verdünnt mit Wasser können die Reste über das Abwasser entsorgt werden.
Anhang Die Experimente der Schauvorlesung
Literatur:
- Hollemann-Wiberg.: Lehrbuch der anorganischen Chemie, Walter der Gruyter,
Berlin, 1995.
- Kreißl et. al.: Feuer und Flamme – Schall und Rauch, WILLEY-VCH, Weinheim,
2003.
Versuch 11: „Löschen der Kerze“
Geräte und Chemikalien:
2 Bechergläser (1000 mL), Teelicht, Kohlenstoffdioxid
Anhang Die Experimente der Schauvorlesung
Durchführung:
Man füllt ein Becherglas mit Kohlenstoffdioxid. Durch langsames Umkippen (als
wenn es eine Flüssigkeit wäre) füllt man das CO2 in das andere Becherglas um, auf
dessen Boden sich ein brennendes Teelicht befindet.
Beobachtung:
Nach kurzer Zeit erlischt die Kerze.
Auswertung:
Kohlenstoffdioxid ist deutlich schwerer als Luft (Dichte CO2: 1,9 g/L, Dichte von Luft:
1,29 g/L) und verdrängt auf diesem Grund u. a. den in der Luft befindlichen
Sauerstoff, sodass die Flamme erlischt.
Literatur:
- Hollemann-Wiberg.: Lehrbuch der anorganischen Chemie, Walter der Gruyter,
Berlin, 1995.
- Kreißl et. al.: Feuer und Flamme – Schall und Rauch, WILLEY-VCH, Weinheim,
2003.
Anhang Die Experimente der Schauvorlesung
Versuch 12: „Die Batterie“
Geräte und Chemikalien:
Kupfersulftat-Lösung (c(CuSO4) = 1mol/l), Kupferblech, Zinksulfat-Lösung (c(ZnSO4)
= 1mol/l), Zinkblech, Becherglas (250 mL), Tonzelle, Kleinelektromotor, Kabel
Anhang Die Experimente der Schauvorlesung
Durchführung:
In das Becherglas gibt man die Zinksulfat-Lösung und stellt das Zinkblech hinein.
Eine Tonzelle, die mit Kupfersulfat-Lösung gefüllt ist und in die das Kupferblech
eintaucht, wird ebenfalls in das Becherglas gestellt. Man verbindet das Zinkblech mit
dem Kupferblech elektrisch leitend und schaltet den Kleinelektromotor in den
Stromkreis
Versuchsaufbau zum Daniell-Element
Beobachtung:
Der Kleinelektromotor dreht sich.
Auswertung:
Es findet die folgende Redoxreaktion statt:
Zn (s) + Cu2+ (aq) → Zn2+ (aq) + Cu (s)
Die Oxidation des Zinks findet an der Anode (Minuspol) statt:
Zn (s) → Zn2+ (aq) + 2 e-
Die Reduktion des Kupfers erfolgt an der Kathode (Pluspol):
Cu2+ (aq) + 2 e- → Cu (s)
Anhang Die Experimente der Schauvorlesung
Der Stromfluss findet dahingehend statt, dass Elektronen von der Zinkelektrode
(Anode / Minuspol) zur Kupferelektrode (Kathode / Pluspol) fließen und dabei den
Elektromotor antreiben.
Eine Versuchsanordnung, bei der Oxidation und Reduktion räumlich getrennt
ablaufen, bezeichnet man als galvanisches Element (galvanische Zelle). Die
vorliegende Zink/Kupfer-Zelle wird Daniell-Element genannt. Sie wurde 1835 von
John Frederick Daniell, einem englischen Chemiker, erfunden und bis zur Erfindung
der Trockenbatterie als kleine elektrochemische Energiequelle verwendet.
Literatur:
- Jansen et. al., Elektrochemie, Aulis Verlag Deubner & CO KG; Köln, 1994.
Versuch 13: „Elefantenzahnpasta“
Geräte:
Anhang Die Experimente der Schauvorlesung
Hoher Standzylinder (Volumen ca. 1000 mL), zwei Bechergläser (100 mL),
Messzylinder (50 mL)
Chemikalien:
Kaliumiodid (7,5 g), dest. Wasser (7,5 mL), Geschirrspülmittel (5 mL), Wasserstoff-
peroxid (30%ig, 35 mL)
Durchführung:
In den Standzylinder gibt man 5 mL eines handelsüblichen Geschirrspülmittels. In
eines der beiden Bechergläser gibt man nun 35 mL Wasserstoffperoxid und im
anderen Becherglas bereitet man eine wässrige Kaliumiodidlösung vor, indem man
7,5 g Kaliumiodid in 7,5 mL dest. Wasser löst.
Zur Vorführung gibt man rasch die Inhalte beider Bechergläser in den Standzylinder
mit dem Geschirrspülmittel.
Beobachtung:
Nach kurzer Zeit setzt eine heftige Schaumbildung ein und eine zylindrische
Schaumsäule steigt im Standzylinder hoch.
Anhang Die Experimente der Schauvorlesung
Auswertung:
Der Zerfall von Wasserstoffperoxid in Wasser und Sauerstoff wird durch die
Iodidionen katalysiert. Da die katalytische Zersetzung des Wasserstoffperoxid stark
exotherm verläuft, bilden sich als Zersetzungsprodukte Sauerstoff und
Wasserdampf. Die in den Spülmitteln enthaltenden Detergentien nehmen unter
Bildung einer voluminösen, zähen, weißgelben Schaummasse die gasförmigen
Produkte auf und erzeugen somit die großen Schaummengen.
Die katalytische Zersetzung von Wasserstoffperoxid durch Iodidionen stellt ein
Beispiel einer homogenen Katalyse in einer wässrigen Lösung dar, für die man den
folgenden vereinfachten Reaktionsmechanismus angeben kann:
Daneben laufen aber noch eine Reihe von weiteren Nebenreaktionen, wie die
Oxidation von Iodidionen zu elementarem Iod, ab. Dieses verursacht die anfänglich
zu beobachtende Braunfärbung sowie die weißgelbe Farbe des Schaumes.
Anhang Die Experimente der Schauvorlesung
Entsorgung:
Der Schaum kann stark verdünnt über das Abwasser entsorgt werden.
Literatur:
Brandl, Trickkiste Chemie, Bayrischer Schulbuchverlag, München, 1998.
Versuch 14: „Brausetablette auflösen“
Geräte und Chemikalien:
Anhang Die Experimente der Schauvorlesung
Pneumatische Wanne, Messzylinder (500 mL), Gummistopfen, Stativmaterial,
Leitungswasser, Brausetabletten (z.B. Mulivitamintabletten)
Durchführung:
In eine mit Wasser gefüllte pneumatische Wanne wird kopfüber ein mit Wasser
gefüllter und mit einem Gummistopfen verschlossener Messzylinder getaucht und
dann an einem Stativ befestigt. Anschließend wird der Gummistopfen entfernt.
Danach wird eine Brausetablette unter den Messzylinder gelegt, die Gasentwicklung
abgewartet und das entstehende Gasvolumen gemessen. Danach wird eine weitere
Brausetablette unter den Messzylinder gelegt, ebenfalls die Reaktion abgewartet
und das Gasvolumen abgemessen.
Beobachtung:
Anhang Die Experimente der Schauvorlesung
Nach der Reaktion der ersten Brausetablette kann ein Gasvolumen von ca. 110 mL
festgestellt werden. Nach der zweiten Brausetablette ist ein Gasvolumen von ca.
400 mL auszumachen.
Auswertung:
Die Brausetabletten setzen beim Auflösen Kohlenstoffdioxid frei. Dieses löst sich
zum Teil in Wasser des Messzylinders. Der ungelöste Teil bleibt als Gasvolumen im
Messzylinder zurück. Durch das Hinzugeben der zweiten Brausetablette bildet sich
wiederum Kohlenstoffdioxid. Da das Wasser im Messzylinder bereits annährend mit
Kohlenstoffdioxid gesättigt ist, kann sich kein weiters Gas mehr lösen. Dadurch
vergrößert sich das Gasvolumen im Messzylinder sehr rasch, bis sich fast nur noch
Kohlendioxid in diesem befindet.
Literatur:
- van der Veer et. al., Die Löslichkeit von Kohlendioxid in Wasser – ein verblüffendes
Experiment, CHEMKON 2 (1994), S. 83 – 84.
Anhang Die Experimente der Schauvorlesung