Experimenteller Vergleich: „Selbstschneidendes … · Zeitraum der Projektarbeit: 01.04.2012 bis...
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Masterthesis
Experimenteller Vergleich:
„Selbstschneidendes Implantat vs. Implantat mit Gewindevorschnitt“
Dr. med. dent. Rita Stoltenburg
Berlin
STEINBEIS -HOCHSCHULE BERLIN
in Zusammenarbeit mit
Deutsche Gesellschaft für Implantologie e. V.
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Master of Science in Oral Implantology (M.Sc.) Jahrgang 2013
Experimenteller Vergleich:
„Selbstschneidendes Implantat vs. Implantat mit Gewindevorschnitt“
Verfasser:
Dr. med. dent. Rita Stoltenburg
Zeitraum der Projektarbeit: 01.04.2012 bis 30.07.2013
Betreuer Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Hendrik Terheyden
Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Kassel
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Inhaltsverzeichnis
INHALTSVERZEICHNIS..................................................................................................................... 3
VERZEICHNIS DER ABKÜRZUNGEN ............................................................................................. 5
1. EINLEITUNG UND FRAGESTELLUNG ....................................................................................... 6
1.1. HISTORIE DER SELBSTSCHNEIDENDEN IMPLANTATSYSTEME .......................................................... 8 1.2. DIE KNOCHENQUALITÄT.................................................................................................................... 9 1.3. DER PERIIMPLANTÄRE KNOCHENKONTAKT .................................................................................... 10 1.4. DIE DREHMOMENTMESSUNG .......................................................................................................... 11 1.5. FRAGESTELLUNGEN UND HYPOTHESE ........................................................................................... 13 2.1. VORUNTERSUCHUNGEN ZU MATERIALIEN UND METHODEN .......................................................... 14
2.1.1. Auswahl der Implantatsysteme ........................................................................................... 14 2.1.2. Instrumentarium für die Implantatinsertion ....................................................................... 17 2.1.3. Auswahl und Vorbereitung der Knochenstücke ............................................................... 19 2.1.4. Vorversuche zur Implantation und Explantation .............................................................. 20 2.1.5. Darstellung der Schnittmuster ............................................................................................ 23
2.2. KLINISCHE METHODEN ................................................................................................................... 28 2.2.1. Versuchsmodell .................................................................................................................... 28 2.2.2. Versuchsplanung .................................................................................................................. 31 2.2.3. Versuchsdurchführung ......................................................................................................... 31 2.2.3.1. Probebohrungen ................................................................................................................ 31 2.2.3.2. Hauptversuche ................................................................................................................... 36
2.3. MATHEMATISCH-STATISTISCHE METHODEN .................................................................................. 39
3. ERGEBNISSE ............................................................................................................................... 41
3.1. BESTIMMUNG DER AUSDREHMOMENTE ..................................................................................... 41 3.1.1. Ausdrehmomente der General Implants Implantate ........................................................ 41 3.1.1.1. Statistische Bewertung der Versuchsreihe General Implants .................................... 42 3.1.1.2. Quantifizierung der Abweichung des Drehmoments .................................................... 43 3.1.1.3. Grafische Darstellung der Versuchsreihe General Implants ....................................... 45 3.1.2. Ausdrehmomente der Schütz-Dental Implantate ............................................................. 46 3.1.2.1. Statistische Bewertung der Versuchsreihe Schütz Dental .......................................... 47 3.1.2.2. Quantifizierung der Abweichung des Drehmoments .................................................... 48 3.1.2.3. Grafische Darstellung der Versuchsreihe Schütz Dental ............................................ 49
3.2. DARSTELLUNG DER SCHNITTMUSTER ............................................................................................ 50 3.3. HERSTELLER-FIRMEN ..................................................................................................................... 53
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4. DISKUSSION ................................................................................................................................. 54
4.1. DISKUSSION DES STUDIENDESIGNS ............................................................................................... 54 4.2. METHODENKRITIK ........................................................................................................................... 55
4.2.1. Darstellung der Schnittmuster ............................................................................................ 55 4.2.2. Modellkasten vs. optimale Laborbedingungen ................................................................. 55 4.2.3. Vergleichbare Versuchsbedingungen ................................................................................ 56 4.2.4. Explantation und letzte Erweiterungsbohrung .................................................................. 57 4.2.5. Schlussfolgerungen aus den Probebohrungen ................................................................ 59
4.3. DISKUSSION DER ERGEBNISSE ...................................................................................................... 60 4.3.1. Konstruktionsprinzip und Insertionstechnik ...................................................................... 60 4.3.2. Hersteller-Besonderheiten und Gewindedesign .............................................................. 61
4.4. SCHLUSSFOLGERUNGEN ................................................................................................................ 63
ZUSAMMENFASSUNG .................................................................................................................... 65
SUMMARY ......................................................................................................................................... 66
ANHANG A: QUELLENVERZEICHNIS .......................................................................................... 67
ANHANG B: BAUANLEITUNG IM MODELLKASTEN ................................................................. 71
ANHANG C: BOHRPROTOKOLL FÜR DIE VORVERSUCHE FA. SCHÜTZ DENTAL ........... 74
ANHANG D: VERSUCHE MIT IMPLANTATEN DER FA. GENERAL IMPLANTS ..................... 75
ANHANG E: SPEZIFISCHES BOHRPROTOKOLL FA. GENERAL IMPLANTS ...................... 76
ANHANG F: SPEZIFISCHES BOHRPROTOKOLL FA. SCHÜTZ DENTAL .............................. 77
ANHANG G: QUANTILE DER T-VERTEILUNG ............................................................................ 78
ANHANG H: NACHWEIS FREMDER BILDDARSTELLUNGEN ................................................. 79
DANKSAGUNG ................................................................................................................................. 80
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Verzeichnis der Abkürzungen
DVT Digitale Volumentomographie
HKM Hochleistungsmikromotor von HKM
KI klassische Implantate mit Gewindevorschnitt
Ncm Newton cm
SKD Schneidekantendistanz
SSI selbstschneidende Implantate
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1. Einleitung und Fragestellung
„Aller Anfang ist schwer“, so bezeichne ich heute meinen Einstieg in die orale
Implantologie. Vor allem aber, sich für das „richtige“ Implantatsystem mit den jeweils
unterschiedlichen Implantattypen zu entscheiden, sehe ich als außerordentlich
verantwortungsvolle Aufgabe, um einen entsprechenden Langzeiterfolg dieser
Therapie zu gewährleisten.
52)Terheyden (2011) sieht den lebenslangen Zahnersatz als Herausforderung an die
Zahnärzte und Kieferchirurgen und gleichzeitig die Implantologie als einen
Innovationsmotor für die gesamte zahnmedizinische Versorgung.
Seit 2007 arbeite ich fast ausschließlich mit dem IMPLA-System der Fa. Schütz
Dental. Vor allem stelle ich Unterschiede im Behandlungsergebnis meiner eigenen
Patientenfälle zwischen den zylindrischen selbstschneidenden Implantaten und den
konischen Schraubenimplantaten mit Gewindevorschnitt fest. Bei Verwenden der
selbstschneidenden Implantate habe ich subjektiv die Empfindung, dass eine höhere
Primärstabilität vorliegt. Diese Beobachtung ist unabhängig davon, in welchen
Knochendichten ich implantiere und unabhängig davon, welche Implantatdurchmesser
oder –längen ich verwende. Ob sich diese subjektive Empfindung auch tatsächlich
nachweisen lässt und inwiefern die höhere Primärstabilität auch als kritisch zu
beurteilen ist, veranlasste mich, Untersuchungen diesbezüglich durchzuführen.
Letztendlich sollen die bei dieser experimentellen Studie gewonnenen Erkenntnisse
dazu beitragen, die geeignetste Therapie für den Patienten einzusetzen, was den
finanziellen Aufwand, chirurgischen Ablauf und zeitlichen Faktor betrifft.
Der Erfolg der Implantatsysteme wird durch das Implantatdesign und die
mechanische Art der Insertion bestimmt. Mit entsprechenden mikro- und
makroretentiven Oberflächenstrukturen werden auch im Knochen mit geringerer
Dichte sehr gute Ergebnisse erzielt.
In der Vergangenheit experimentierte man mit den unterschiedlichsten Formen
hinsichtlich des Makrodesigns. Heute haben sich neben den Implantaten mit
Gewindevorschnitt („KI“) auch die selbstschneidenden Implantate („SSI“)
durchgesetzt.
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Bei selbstschneidenden Implantaten handelt es sich in aller Regel um sogenannte
Schraubenimplantate mit einer Gewindeschneide. Drei oder mehr stufenartige
Einschnitte unterbrechen das gleichmäßig angeordnete Rillenrelief in ihrem
Gewindeverlauf und bilden zusätzlich das Knochenspanreservoir.
Bild 1
Mit dem Eindrehen des Implantates in den Knochen wird somit gleichzeitig auch das
Gewinde geschnitten. Durch den engen Kontakt zwischen Knochengewebe und
Implantatoberfläche hat das Implantat auch im Knochen geringerer Dichte schon beim
Einsetzen eine hohe Primärstabilität.
Wären Kriterien für die hohe Primärstabilität selbstschneidender Implantate
experimentell nachweisbar, so könnten diese von klinischer Bedeutung sein. Ein
Hauptanliegen der meisten Patienten besteht darin, das funktionelle und psychische
Trauma zu minimieren und dennoch eine dauerhafte Versorgung auf höchstem
mechanischem und ästhetischem Niveau zu gewährleisten.
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1.1. Historie der selbstschneidenden Implantatsysteme
Die dentale Implantologie mit einer 50-jährigen Historie existiert heute als klinisch und
wissenschaftlich gesichertes Behandlungskonzept weltweit mit mehr als 200
Implantatsystemen auf dem Markt. Dieser Markt bietet eine Vielzahl von
Produktentwicklungen, indem ständig neue Erkenntnisse und Trends aufgegriffen
werden. Zur Anwendung kommen fast ausschließlich rotationssymmetrische
Implantate aus reinem Titan. Vor allem haben sich die enossalen
Schraubenimplantate mit einer rauen Oberfläche in der Implantologie durchgesetzt.
Seit den Arbeiten von 53)Thomas und Cook (1985) haben zahlreiche Studien belegen
können, dass die Stabilität des Implantat-Knochen-Verbundes mit zunehmender
Rauheit der Oberfläche steigt. Speziell untersuchten sie die Unterschiede zwischen
glatten und rauen Implantatoberflächen und stellten fest, dass die erzielten Mittelwerte
der maximalen Ausdrehmomente für die rauen Implantate über denen der glatten
Implantate liegen 13)Buser et al. (1998), 56)Wilke et al. (1998), 40)Li et al. (2002).
Die Geschichte von Innovationen in der Dentalimplantologie schaut auf 25 Jahre
zurück. Die Historie beginnt 1982, als Dr. Niznick das Core-Vent–Implantatsystem auf
den Markt brachte und er damit ein Konzept für vereinfachte chirurgische Eingriffe und
prothetische Anwendungsmöglichkeiten entwickelte. Einen Meilenstein für das
moderne Implantatdesign entwickelte er 1986 mit dem selbstschneidenden Screw-
Vent Implantat und dessen innerer Verbindung über ein Sechskant-Gewinde.
Von Straumann wurde das selbstschneidende Tapered Effect (TE) Implantat für die
Sofortimplantation entwickelt. Dieses Implantat ist eine Kombination aus einem
konischen Halsteil und einer zylindrischen Wurzelregion. Die Produktpalette wurde
2007 um ein weiteres Implantat vergrößert. Es handelte sich dabei um das
sogenannte Straumann Bone Level Implantat.
Die Fa. Schütz Dental entwickelte ab 1993 das IMPLA-System. Die geringe Steigung
der Gewindegeometrie der selbstschneidenden Implantate (SSI), die nach den
klassischen Implantaten mit Gewindevorschnitt (KI) auf den Markt eingeführt wurden,
garantiert eine gleichmäßig hohe Vorspannung im Knochen und damit eine sehr hohe
Primärstabilität. Die schmale polierte Implantatschulter beugt periimplantären
Knocheneinbrüchen vor. Darüber hinaus bedeutet diese Formgestaltung der
Implantatschulter zum Knochen, dass eine Versorgung auf höchstem ästhetischem
Niveau möglich ist, ohne die biologische Breite zu verletzen.
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In der Praxis hat Schütz Dental einen festen Platz unter den bekannten Herstellern
wie z.B. Straumann, Camlog, Astra oder Nobel Biocare gefunden.
Im Vergleich zu den Formen der Schraubenimplantate stehen auch die Erfahrungen
bei der Osteosynthese. 27)Heidemann, Terheyden und Gerlach (2001) führten
in-vivo-Untersuchungen zum Schrauben-Knochen-Kontakt von Drill-Free-Schrauben
und herkömmlichen selbstschneidenden Schrauben durch. Im Ergebnis stand der
Nachweis, dass die Drill-Free-Schrauben einen signifikant messbar höheren
Schrauben-Knochen-Kontakt aufweisen als herkömmliche selbstschneidende
Schrauben. Angesichts dessen, dass durchmesserreduzierte Implantate an
Bedeutung gewinnen, wäre ein Einsatz von Drill-Free-Schrauben sicher eine denkbare
Variante.
1.2. Die Knochenqualität
Für eine erfolgreiche Verankerung enossaler Implantate sind neben einem
ausreichenden Knochenangebot die Dichte des Knochens und damit seine Qualität
von entscheidender Bedeutung.
Die äußere Schicht des Knochens wird von der Kortikalis gebildet. Die dichte Struktur
der Kortikalis kommt durch die spezielle Architektur der Kompakta zustande. Sie
ermöglicht vor allem Druck- und Zugkräfte aufzunehmen.
Der Differenzierung der Kieferknochen nach 39)Lekholm und Zarb (1985) wird das
Verhältnis von kortikalen und spongiösen Knochenanteilen zugrunde gelegt. Dieses
Klassifikationsschema wird heute als Standardbewertung angesehen. Die Unterteilung
beinhaltet im Oberkiefer hauptsächlich die Qualitätsklasse 3 und 4 mit niedriger Dichte
und im Unterkiefer die Qualitätsklasse 1 und 2 mit hoher Dichte.
Eine weitere Klassifizierung erfolgte von 45)Misch (1990). Er teilte die
Knochenqualitäten D1-D4 topographisch ein. Seine Untersuchungen beziehen sich auf
den D2-Knochen. Diesen fand er in der anterioren und posterioren Mandibula sowie
in der anterioren Maxilla. Darüber hinaus beschrieb er die implantologische Wertigkeit
und Problematik aus praktisch-klinischer Sicht. Vor allem wies er auf die
intermittierende Tiefenbohrung bei der Implantatinsertion im kompakten und
spongiösen Knochen hin.
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19)Engels interpretierte 2003 die vier Knochenklassen D1-D4 anhand von
Hounsfield-Einheiten und definierte die jeweiligen Implantateinheilzeiten.
Die klinische Bestimmung der Klassifikation erfolgt prinzipiell intraoperativ durch den
Implantologen. Bei der Aufbereitung des Implantatbettes geht man davon aus, dass
lediglich der Bohrwiderstand von Knochentypen D1 und D4 eindeutig differenziert
werden kann. Bei den am häufigsten auftretenden Knochenqualitäten mittlerer Dichte
ist eine Aussage bzw. Einschätzung während der Implantation nicht möglich 54) Trisi
und Rao (1999).
Studien von 16)Cochran (2006) belegen, dass die Knochenqualität und -quantität einen
starken Einfluss auf die Primärstabilität haben. Bei dichtem Knochen ist der primäre
Kontakt zwischen Knochen und Implantat größer ist als bei Knochen mit geringerer
Dichte und damit niedrigerer Qualität. Das wiederum hat Auswirkungen auf die
Stabilität und damit auf eine signifikant höhere Überlebensrate in den ersten drei bis
vier Wochen.
Auch Untersuchungen von 15)Chiapasco (2004) zeigen, dass eine Knochenqualität der
Klasse eins bis drei nach 39)Lekholm und Zarb (1985) ein wichtiger Faktor für den
Erfolg von sofortbelasteten Implantaten ist.
1.3. Der periimplantäre Knochenkontakt
9)Brånemark et al. zeigten erstmals 1969 in tierexperimentellen Studien die Integration
des Implantates in den Knochen auf. Der periimplantäre Knochenkontakt ist dabei
eine besonders gewünschte Form der Fremdkörperreaktion bei der enossalen
Implantologie. Schließlich charakterisierte er 1977 die direkte Knochenanlagerung auf
einer Implantatoberfläche. Mit dem Ziel der Vitalerhaltung des periimplantären
Knochens ist vor allem eine äußerst atraumatische Operationstechnik notwendig 1o)Brånemark (1977).
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Er definierte den Begriff der Osseointegration als den Verbund zwischen
Knochengewebe und Implantatoberfläche ohne dazwischenliegendes Bindegewebe.
Dieses Phänomen der kraft- und formschlüssigen Verbindung wird auch als
funktionelle Ankylose bezeichnet 50)Schroeder et al. (1978).
Untersuchungen über den periimplantären Knochenkontakt hinsichtlich Haltekraft und
Primärstabilität eines Implantates hängen maßgeblich von zwei Faktoren ab 30)Hughes
und Jordan (1972): die Scherfestigkeit des Knochens und die Gewindegeometrie.
Dabei kann die Gewindegeometrie durch das Design des Gewindes optimiert werden.
Dies wird bestätigt durch Studien von 5)Berzins et al. (1997), 59)You et al. (1994). Diese
stellten fest, dass weder Länge noch Durchmesser der Gewinde die Haltekraft
signifikant beeinflussen. Die Haltekraft im Knochen wurde maßgeblich durch das
Design des Gewindes selbstschneidender Implantate beeinflusst.
Auch 3)Baumgart et al. untersuchten 1993 Implantate mit drei oder mehr um die
Zirkumferenz der Spitze abgestuften Gewindeschneiden. Diese ermöglichten einen
optimalen initialen Beginn des Gewindeschneidens bei der Insertion.
Beim korrekt inserierten Implantat sollen die Schneidenuten entsprechend der
Differenz zwischen Vorbohrungs- und Implantatvolumen dem Volumen der
Knochenspäne entsprechen. Dadurch kann ein schnellerer Formschluss des
Knochens um das Implantat erreicht werden 1)Aisikainen (1992).
Auch 24)Grössner-Schreiber und Terheyden (2004) haben sich eingehend mit den
Formen und Oberflächen enossaler Implantate auseinandergesetzt. Nach ihren
Studien müssen enossale Implantate „abschnittsweise“ an die jeweiligen
gewebespezifischen Anforderungen angepasst werden, d.h. sie müssen eine Art
„Hybriddesign“ aufweisen.
1.4. Die Drehmomentmessung Das Drehmoment wird definiert als Vektorprodukt von Radius mal Kraft 49)Schmid et
al. (2002). Die primäre mechanische Stabilität des Implantates wird während der
Umbauvorgänge „Remodelling“ des Knochens 46)Misch et al. (2003) ständig reduziert,
während die Sekundärstabilität, d.h. die biologische Verankerung des Implantates, in
diesem Zeitraum immer mehr an Bedeutung gewinnt 23)Fröhlich (2004).
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Bei der Implantatinsertion wird das Eindrehmoment bzw. mechanisch korrekt
„Eindreh-Drehmoment“ notwendig, um das Implantat in die präparierte Knochenkavität
zu versenken. Die dafür verwendete Einheit sind Ncm, wobei die Werte heutzutage
bei der Insertion von mindestens 30 Ncm liegen 32)Johansson und Strid (1994).
Auch aus den Untersuchungsergebnissen von 59)You et al. (1994) lässt sich ableiten,
dass bei kontinuierlicher Insertion eine präzisere Drehmomentbestimmung möglich ist.
Durch manuelle Insertion mit der Ratsche wurden Werte ermittelt, die deutlich über
denjenigen der kontinuierlichen maschinellen Insertion liegen. Beim Vergleich
zwischen den zylindrischen vs. konischen Implantaten betrug die Differenz bis zu 15%.
Auch beim Insertionsmoment von Kortikalisschrauben zylindrischer vs. konischer
Grundform beträgt diese Differenz bis zu 13%.
49)Schmid et al. (2002) und 28)Hering et al. (1989) kamen zu dem Ergebnis, dass bei
kontinuierlicher maschineller Implantatinsertion die Drehmomentwerte um 15-20%
niedriger liegen als bei der diskontinuierlichen manuellen Insertion. Diese Diskontinuität
beim manuellen Eindrehen per Ratsche ist durch die intermittierend auftretende
Haftreibungskomponente zu erklären (Haftreibung > Gleitreibung).
Je höher die Knochendichte, desto höher ist das Drehmoment. Bislang ist jedoch
ungeklärt, welche konkreten Drehmomentwerte in Abhängigkeit einzelner
Implantatsysteme für eine ausreichende Primärstabilität verwendet werden müssen.
Des Weiteren ist ungeklärt, welche Drehmomente exakt erzielt werden müssen, um
eine prothetische Sofortbelastung zu ermöglichen 2)Al-Nawas et al. (2008).
Von 26)Heidemann et al. (1998) und 7)Boyle et al. (1993) sowie 8)Boyle et al. (1993)
konnten größere Streuungswerte bei dickerer Kortikalis festgestellt werden.
Die Ausdrehmomente waren insgesamt etwas höher als die Eindrehmomente.
Vergleichbare Werte sind in der Literatur in der Studie von 12)Büchter et al. (2005)
beschrieben. Sie verglichen die Ausdrehmomente zweier Minischrauben in
Abhängigkeit der Dauer und Höhe der Kraftapplikation.
Auch Titan-SLA-Implantate sind hinsichtlich der Feststellung, dass sich bei steigender
Kortikalisstärke im Gegensatz zu den Eindrehmomenten höhere Ausdrehmomente
ergeben, tierexperimentell bereits ausgiebig untersucht 13)Buser et al. (1998), 14)Buser
et al. (1999), 56)Wilke et al. (1998), 40)Li et al. (2002) und in den vergangenen Jahren
erfolgreich klinisch eingesetzt worden.
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51)Sullivan et al. (1996) führten ebenfalls klinische Untersuchungen zum Ausdrehtest
durch. Bei dieser Methode wird während der Implantatfreilegung – entgegen der
ursprünglichen Eindrehrichtung – ein Drehmoment von bis zu 20 Ncm auf das
Implantat ausgeübt. Osseointegrierte Implantate können diesem Drehmoment
widerstehen, während nicht osseointegrierte Implantate sich aufgrund der
bindegewebigen fibrösen Umwachsung herausdrehen lassen.
Andere Autoren beschreiben wiederum, dass die Löse- bzw. Ausdrehmomente
geeignete Werte sind, um die Festigkeit des Verbundes zwischen Knochen und
Implantat zu charakterisieren. Das maximale Ausdrehmoment wird als der höchste
Punkt einer Drehmoment-Winkel-Kurve bezeichnet. Ab diesem absolut eindeutig
nachweisbaren Punkt ist das Implantat vollständig aus dem Verbund mit dem
umgebenden Gewebe gelöst.
1.5. Fragestellungen und Hypothese Ob konische oder zylindrische, ob geätzte oder gestrahlte, ob selbstschneidende oder
Implantate mit Gewindevorschnitt – einerseits ergibt sich beim alltäglichen
Implantieren der Wunsch einer schnellen Osseointegration, andererseits treten immer
wieder Implantatverluste auf. Um den funktionellen Ansprüchen gerecht zu werden
sowie die Verlustraten zu minimieren, ist eine ausreichende Primärstabilität
unerlässlich.
In der vorliegenden Studie soll die Hypothese
„Das selbstschneidende Implantat hat eine höhere Primärstabilität als das Implantat mit Gewindevorschnitt“
untersucht werden.
1. Experimentell soll nachgewiesen werden, ob bei den selbstschneidenden
Implantaten (SSI) im Gegensatz zu den Implantaten mit Gewindevorschnitt (KI)
beim Explantieren eine höhere Ausdrehkraft erforderlich ist.
2. Desweiteren sollen mögliche Ursachen für die unterschiedlichen Ausdrehmomente
diskutiert werden.
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2. Materialien und Methoden
2.1. Voruntersuchungen zu Materialien und Methoden
2.1.1. Auswahl der Implantatsysteme
Die Fa. Schütz Dental in Rosbach (D) bietet als Hersteller die folgenden Implantate
„klassisch“-KI und „selbstschneidend“-SSI an (Bild 2a/b).
Der Unterschied zwischen beiden Systemen ist, dass beim SSI das durchgängige
Gewinde bis zur Implantatschulter reicht. Auch das Knochenspanreservoir gestaltet
sich beim SSI schmaler und länger im Gegensatz zum KI, bei dem es breiter und
kürzer angelegt ist.
Bild 2a: IMPLA Dual Surface
Das klassische IMPLA-Implantat gestaltet sich mit einer 2-Zonen-Oberfläche, ist im
Halsbereich 0,5 mm poliert und im übrigen Bereich mit einer gestrahlt-geätzten
Oberfläche versehen.
Bild 2b: IMPLA Cylindrical
Die zylindrische Grundform wird durch synchrone Gewindegänge bis zur
Implantatschulter ergänzt.
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Bildlich zu erkennen bestehen deutliche Unterschiede im Makro-Design der
Implantate, so dass die Primärstabilität der Implantattypen nicht vergleichbar ist. Aus
dem Grunde wurde die Fa. Schütz Dental gebeten, für diese spezielle Studie
formkongruente Implantate (selbstschneidend und nicht selbstschneidend)
einschließlich der dafür erforderlichen Bohrprotokolle für die Hauptversuche zur
Verfügung zu stellen.
Bis zur Bereitstellung der formkongruenten Implantate kamen für die Probeversuche
zur Schnittmusterdarstellung die handelsüblichen zylindrischen und konischen
Implantate zum Einsatz (Bild 2a/b, S.15).
Da zu diesem Zeitpunkt die Fa. General Implants kurzfristig formkongruente
Implantate der gewünschten Bauart liefern konnte, wurden diese für Probebohrungen
hinsichtlich erster Messungen der Ausdrehmomente verwendet (Bild 3).
Bild 3
Die Implantate der Fa. General Implants wurden mit einer Größe von 5,0x13,0 mm
angefertigt. Formkongruenz bedeutet auch bei diesen Implantaten gleiche Länge,
gleicher Durchmesser sowie gleiches Rillenprofil. Der einzige Unterschied besteht in
der Selbstschneide und dem Knochenspanreservoir. Der entsprechende
Gewindeschneider wurde für das klassische Implantat speziell für diese Versuchsserie
angefertigt.
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Nach den Probebohrungen wurden die Hauptversuche durchgeführt. Für diese
Experimente standen einerseits die formkongruenten Implantate der Fa. General
Implants (Bild 3, S.16) und andererseits die für diese Studie inzwischen speziell
angefertigten formkongruenten Implantate der Fa. Schütz Dental zur Verfügung
(Bild 4a).
Implantate der Fa. Schütz Dental
Bild 4a: SSI (oben) / KI (unten)
Bild 4b: Gewindeschneider / Einbringhilfe
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2.1.2. Instrumentarium für die Implantatinsertion
Die Implantate wurden mittels chirurgischem Motor implantiert und anschließend
ebenfalls maschinell explantiert.
Chirurgischer Motor HKM SURGI SET BASIC Hersteller: Matysiak Medical GmbH, Tarmstedt (D)
Bild 5
Die Entscheidung für den chirurgischen Motor zur Messung der Ausdrehmomente
wurde aus folgenden Gründen getroffen:
1. Die Skalierung der Ratsche mit je 10 Ncm ist für diese Untersuchungen zu grob.
Der chirurgische Motor bietet hingegen eine stufenlose Drehmoment-Regelung.
2. Mit dem chirurgischen Motor ist eine kontinuierliche Implantatinsertion
gewährleistet. Dadurch werden eventuelle Verfälschungen der Messergebnisse
durch das diskontinuierliche Einbringen der Implantate mit der Ratsche vermieden 59)You et al. (1994), 49)Schmid et al. (2002) und 28)Hering et al. (1989).
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Die manuelle Einbringung mit der Ratsche erfolgte erst zu jenem Zeitpunkt, als
aufgrund der Kortikalishärte eine Dekompression unumgänglich wurde.
Bild 6
Dabei handelt es sich um eine Ratsche mit Spiralfeder und Knickmechanismus mit
der Option der Richtungsänderung und Drehmomenteinstellung. Für alle Versuche
ließ sich dadurch das Drehmoment für 10, 20 und 30 Ncm fest einstellen.
Als weiteres Instrumentarium diente ein handelsüblicher Gelenkschraubstock, um die
Knochenstücke zu fixieren und in eine optimale Arbeitsposition zu bringen.
Bild 7
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2.1.3. Auswahl und Vorbereitung der Knochenstücke In den ersten Untersuchungen wurden verschiedene Knochenmaterialien für die
Versuchsreihe ausgesucht und vorbereitet:
1. Röhrenknochen aus der Schweinehinterkeule,
2. Schweinekiefer und Kieferwinkel
3. mittlere Fragmente vom Schweineschädel.
Umfangreiche Studien wurden durch 20)Foley, Frost et al. (1989) über in-vitro
Auszugsversuche mit selbstschneidenden und nicht selbstschneidenden Schrauben
ebenfalls an Schweinerippen durchgeführt. 21)Foley, Frost et al. untersuchten u.a. 1990 die retentive Kraft verschiedener
Schraubensysteme nach wiederholtem Einsetzen in dasselbe Schraubenloch mittels
uniaxialer Auszugsversuche aus der Schweinerippe.
57)Wittenberg et al. testeten gleichfalls 1991 Schrauben in Schweinerippen auf
uniaxiale Auszugsfestigkeit und Vierpunktbiegefestigkeit und verglichen diese mit
konventionellen Systemen. Aber auch 7)Boyle et al. untersuchten 1993 das Eindreh-Drehmoment, Durchdreh -
Drehmoment und den uniaxialen Auszug von verschiedenen Schraubensystemen mit
Schweinerippe.
Schweinerippen wurden u.a. zur Simulation der Regio interforaminalis des
menschlichen Unterkiefers herangezogen. Kortikalisdicken von 1 bis 4 mm konnten
dabei für die Versuche verwendet werden 47)Rudderman, Mullen (1992), 59)YOU et al.
(1994).
Für diese Studie wurden weder Schweinerippenknochen, noch Röhren- und
Kieferwinkelknochen verwendet, weil in ihren Abmessungen nicht genügend
Knochenmaterial für die Implantate zur Verfügung stand.
Hinsichtlich der für die Implantation notwendigen Knochensubstanz hat sich ergeben,
dass eventuelle die Schädelfragmente den gewünschten Anforderungen genügen
könnten. Sie ließen sich zudem problemlos auf handliche, quaderförmige Stücke
passender Größe zuschneiden.
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Um eine Vergleichbarkeit dieser Knochen mit den menschlichen Kieferknochen zu
überprüfen, wurde durch unser Röntgeninstitut MESANTIS Berlin eine entsprechende
Versuchsreihe hinsichtlich der Knochendichte durchgeführt.
Die Auswertung des Röntgeninstitutes ergab, dass die Schädelknochen vom Schwein
in ihrer Härte dem menschlichen Kieferknochen vergleichbar sind.
Die nachfolgende Ausmessung ist ein Beispiel für die Dichtebestimmung eines
Knochenfragmentes aus dem Schweineschädel.
Bild 8a: Fragment D (Quader klein), mittlere Dichte
Bild 8b: Dichtemessungen zu Fragment D (Quader klein), mittlere Dichte
2.1.4. Vorversuche zur Implantation und Explantation
Die ersten Vorversuche wurden mit handelsüblichen, d.h. „nicht formkongruenten“
Implantaten der Fa. Schütz Dental am Schädelknochen durchgeführt (Bild 2a/b,
S.15). Für diese Implantate kam das entsprechende Bohrprotokoll (Anhang C) zur
Anwendung.
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Dabei trat folgendes Problem
Trotz Knochendichte „mittel
weder die Implantate mit Gewindevorschnitt, noch die
manuell oder maschinell mit einem Eindrehmoment von 30 Ncm und mehr inserieren
(Bild 9a).
Mit nicht mehr messbaren Eindrehmomenten
Implantattypen zwar inseriert
Auch ein weiterer Versuch mit einem konischen Schütz
dementsprechenden Gewindevorschnitt führte zum Misserfolg, da auch dieses
Implantat nicht mit 30 Ncm und mehr zu inserieren war.
Die Ursache liegt vermutlich
Knochenmaterials in einer formalinhaltigen Lösung bis zur experimentellen
Weiterverarbeitung scheidet als Grund dafür aus, weil
Frischknochen zu keinem besseren Ergebnis
Dabei trat folgendes Problem auf:
Knochendichte „mittel-gering“ des Schädelknochens vom Schwein
it Gewindevorschnitt, noch die selbstschneidenden
maschinell mit einem Eindrehmoment von 30 Ncm und mehr inserieren
Bild 9a
Bild 9b
Mit nicht mehr messbaren Eindrehmomenten mittels Ratsche konnten letztlich beide
inseriert (Bild 9b), aber nicht mehr messbar explantiert werden.
in weiterer Versuch mit einem konischen Schütz-Implantat (4,2x13
dementsprechenden Gewindevorschnitt führte zum Misserfolg, da auch dieses
tat nicht mit 30 Ncm und mehr zu inserieren war.
ich in der zu großen Knochenhärte. Die Aufbewahrung
Knochenmaterials in einer formalinhaltigen Lösung bis zur experimentellen
scheidet als Grund dafür aus, weil auch Versuche mit
nem besseren Ergebnis führten.
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vom Schwein konnte man
selbstschneidenden Implantate
maschinell mit einem Eindrehmoment von 30 Ncm und mehr inserieren
letztlich beide
xplantiert werden.
Implantat (4,2x13 mm) und
dementsprechenden Gewindevorschnitt führte zum Misserfolg, da auch dieses
. Die Aufbewahrung des
Knochenmaterials in einer formalinhaltigen Lösung bis zur experimentellen
Versuche mit
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-
Hinsichtlich der Auswahl eines geeigneteren Knochenmaterials mit geringerer Dichte
als Schweineschädel oder Schweinekieferwinkel wurde deshalb Knochen von
Rinderbrustrippen ausgewählt. Zudem haben die Rinderbrustrippen einen dem
menschlichen Kieferknochen vergleichbaren Anteil von kortikalem und spongiösem
Knochengewebe. Im Unterschied zur Rippe vom Schwein zeigte sich die Kortikalis des Rindes breiter
und die Knochenbälkchen der Spongiosa schwammiger als die Spongiosa des
Schweineknochens. Diese waren in Höhe und Breite ausreichend dimensioniert, so
dass genügend Platz zum Implantieren vorlag. Derartige Knochenmodelle dienten im
experimentellen Teil auch den Untersuchungen von 58)Yasin (2012).
Mit diesen Knochen wurden letztendlich in weiteren Versuchsreihen Probebohrungen
(Punkt 2.2.3.1.) und Hauptversuche (Punkt 2.2.3.2.) durchgeführt.
Die nachfolgende Ausmessung ist ein Beispiel für die Dichtebestimmung der Knochen
der Rinderbrustrippen durch das Röntgeninstitut MESANTIS Berlin.
Bild 10a: Fragment (Rinderrippe), geringe-mittlere Dichte
Bild 10b: Dichtemessungen zu Fragment (Rinderrippe), geringe-mittlere Dichte
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2.1.5. Darstellung der Schnittmuster
Bei den folgenden Vorversuchen ging es darum, weitere Erfahrungen für die
Versuchsdurchführung und -dokumentation zu sammeln.
Es sollte die Technik zur Darstellung der Schnittmuster erprobt werden. Dafür wurden
die Schädelknochen vom Schwein und die klassischen Schraubenimplantate
verwendet (Bild 11).
Bild 11
Folgende Methoden zur Sichtbarmachung des Gewindeschnittes wurden
durchgeführt:
Vor der Explantation:
Röntgenaufnahmen des Implantat-Knochen-Kontaktes
analog der tagtäglich in der Praxis durchgeführten Einzelfilmaufnahmen
Mittels Röntgenfilmaufnahmen konnten bereits in Studien Knochendefekte in ihrer
Begrenzung und Form durch inserierte Implantate dargestellt werden.
Das radiologische Erscheinungsbild von Defekten im Knochen ist umso klarer, je
besser dabei die Defekte begrenzt sind 6)Bianchi et al. (1991).
Da sich die Zahnfilmaufnahmen vor und nach der Explantation als nicht
aussagekräftig hinsichtlich des Implantat-Knochen-Kontaktes zeigten, wurden die
weiteren Versuche auf die Auswahl der Abformmaterialien fokussiert.
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-
Nach der Explantation:
Verschiedene Abformmaterialien wurden nach dem Explantieren der Implantate mit
dem Lentulo in die Bohrlöcher eingebracht.
Verwendet wurden:
a) Pattern Resin, ein irreversibel starres Kaltpolymerisat
b) Impregum, ein irreversibel elastisches zähflüssiges Material
c) Aquasil Ultra, ein irreversibel elastisches dünnfließendes Material
Anschließend erfolgte durch Ausdrehen der Materialrohlinge die Darstellung der
Schnittmuster des jeweiligen Bohrloches. Über eine intraorale Kamera mit einer
6-20fachen Vergrößerung konnten die Rohlinge und Schnittmuster miteinander
verglichen und bewertet werden:
1. Versuch:
Größtes Bohrloch mit 5,5 mm Durchmesser und dünnfließendem elastischen
Material „Aquasil Ultra“ – mittelmäßig ausgeprägte Darstellung der Implantat-Rillen
Bild 12a Bild 12b
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2. Versuch: Mittleres Bohrloch mit 4,5 mm Durchmesser und starrem Abformmaterial
„Pattern Resin“- schlechte Darstellung der Implantat-Rillen
Bild 13a Bild 13b
In diesem Versuch wurde das „Pattern Resin“ (rot) unter Fetten des
Bohrloches mit ausgestrichener Vaseline eingebracht. Dadurch konnte zwar der
Rohling entfernt, aber die Abformschärfe nicht dargestellt werden.
3. Versuch: Bestückt wurden alle drei Bohrlöcher mit den drei unterschiedlichen Materialien,
„Aquasil Ultra“, „Pattern Resin“ und einem zweiten elastischen zähflüssigeren
Material „Impregum“ für das kleinste Bohrloch mit dem Durchmesser 3,6 mm.
Bild 14a Bild 14b
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Es konnte festgestellt werden, dass das zähe Abformmaterial „Impregum“
(blau) der geeignetste Werkstoff zur Darstellung der Schnittmuster ist. Es stellt sich
unter extremsten Bedingungen (Bild 14b, S.26/ Bild15), d.h. kleinster Durchmesser
des Bohrloches, wesentlich präziser dar als das elastische dünnfließende Material
„Aquasil Ultra“ (gelb), welches in das mittelgroße und größte Bohrloch (Bild12b, S.25/
Bild15) appliziert wurde.
Bild 15
4. Versuch:
Im vierten Versuch wurde “Pattern Resin“ ohne Vaseline eingefüllt. Dadurch wurde
jedoch ein Entfernen des Rohlings unmöglich. Selbst nach vorsichtigem Abpräparieren
der Knochenwand ist eine Relief- bzw. Schnittmusterdarstellung nicht gelungen.
Bild 16
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Die Darstellung des Implantat-Profils mit dem starren Material „Pattern Resin“ stellt
sich in beiden Versuchen jeweils als ungeeignet dar (Bild13b, S.26 / Bild16, S.27).
Als Ergebnis der Voruntersuchungen kann man diesbezüglich feststellen, dass die
Abformmasse unter möglichst optimalen Bedingungen eingefüllt werden sollte. Das für
die Abformung am besten geeignete Material „Impregum“ musste deshalb für eine
Versuchsreihe mit einem möglichst großen Implantatdurchmesser und einer
entsprechenden –länge verwendet werden. Der Grund dafür ist, dass das „Impregum“
in einem zu dünnen Bohrloch nicht unbeschädigt entfernt werden konnte (Bild 15,
S.27).
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2.2. Klinische Methoden
2.2.1. Versuchsmodell
Die Implantate sollten in dieser Studie unter realitätsnahen Bedingungen inseriert
werden. Für diesen Zweck wird das Modell einer Mundhöhle simuliert.
Die modellhafte Rekonstruktion der Mundhöhle erfolgte bei maximaler Mundöffnung.
1. Modell von Oberkiefer und Unterkiefer im einartikulierten Zustand unter funktionsanalytischen Bedingungen
Bild 17a
2. Messung der SKD bei maximaler Mundöffnung als „VERTIKALE“
Bild 17b
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3. Messung der Mundwinkeldistanz unter maximaler Dehnung als „HORIZONTALE“
Bild 17c
Die Maße der Mundhöhle wurden anhand durchschnittlich ermittelter Messwerte
von 10 Patienten wie folgt erstellt:
Tabelle 1: SKD bei maximaler Mundöffnung
Zahn Freiheit
insgesamt Zahn zu Zahn + Zahn unten + Zahnfleisch 7 34 28 3 3
6 38 30 5 3
5 40 31 7 2
4 45 34 9 2
3 47 36 9 2
2 53 42 9 2
1 53 44 9 1
Die Ausmessungen ergaben:
- Der Mundraum ist relativ klein und nur ca. 50 mm tief.
- Der eigentliche Mundraum ist nur ca. 70 mm breit.
- Der rechte und linke Wangenbereich wurde mit jeweils ca. 20 mm zugerechnet.
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Im unteren Bereich des Modells ist ein ca. 50 mm hoher Raum vorgesehen. In diesem
Raum können durch Spannvorrichtungen (kleine Schraubzwingen) die für die
Implantation verwendeten Knochenfragmente positioniert werden. Durch die
Anbringung der Schraubzwingen ist es möglich, die Knochenfragmente je nach
Aufgabenstellung für die vorgesehene Implantatposition zu fixieren.
Auf Basis dieser Voruntersuchungen wurde eine Konstruktionsunterlage zur
Simulation der Mundhöhle in Form eines kastenförmigen Mundhöhlenmodells
entwickelt (Anhang B).
Folgende Fotos veranschaulichen das Arbeiten im Modellkasten bei der Positionierung
der Knochenfragmente und der Insertion mit dem chirurgischen Motor.
Bild 18a: Modellkasten Bild 18b: Positionierung
Bild 18c: Insertion
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2.2.2. Versuchsplanung Durch die Versuchsplanung sollte sichergestellt werden, die zu verifizierende
Vermutung bezüglich der unterschiedlichen Primärstabilität (selbstschneidendes
Implantat vs. klassisches Implantat) in den Versuchsergebnissen darzustellen.
Alle Versuche wurden für den Unterkiefer simuliert und sollten unter der möglichst
schwierigen Situation, d.h. im Prämolaren- bis Molarenbereich im III. Quadranten und
unter der Bedingung des Vorhandenseins eines zahnlosen Unterkiefers sowie eines
vollbezahnten Oberkiefers durchgeführt werden.
Dabei wurden folgende Versuchsgruppen gebildet:
1. klassisches Implantat vs. selbstschneidendes Implantat 2. Implantate der Fa. Schütz Dental vs. Fa. General Implants
Zur Erlangung einer ausreichenden statistischen Sicherheit wurden 15 Versuche je
Serie durchgeführt.
Aus Gründen der präziseren Drehmomentsteuerung und –messung mit Hilfe des
chirurgischen Motors wurde die maschinelle der manuellen Einbringung vorgezogen.
Dadurch ergaben sich jeweils 30 Einzelversuche je Implantat-Hersteller.
2.2.3. Versuchsdurchführung
2.2.3.1. Probebohrungen Für die Probebohrungen wurden die Implantate der Fa. General Implants verwendet.
Als erstes wurde das Knochenstück einer Rinderrippe vermessen und über eine
Fläche von 5x5 cm in 10 mögliche Implantatbohrungen eingeteilt.
Die Abstände zwischen den Bohrungen betrugen jeweils 7 mm, um Verfälschungen
der Messwerte durch zu nahes Aneinanderreihen der Insertionen zu vermeiden.
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Die Bohrlöcher für das SSI und das KI wurden in einer Reihe untereinander und jeweils
gegenüberliegend positioniert, um ein Verwechseln zwischen beiden
Implantatsystemen auszuschließen. Das verwendete Knochenmaterial war somit
vergleichbar.
Bild 19a Bild 19b
In diesen Abbildungen ist das Volumen des zur Implantation vorgesehenen
Knochenstückes einer Rinderbrustrippe zu erkennen. Man sieht deutlich die äußere
Kompakta und die innen gelegene Spongiosa.
Die Versuchsdurchführungen wurden unter mundhöhlensimulierten Bedingungen im
Versuchsmodell realisiert.
Bild 20a Bild 20b
Die Implantatbohrungen erfolgten für die SSI und KI entsprechend Tabelle 2, S. 35.
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Nach Ankörnen der Knochenoberfläche mit dem Rosenbohrer erfolgt eine
Richtungs- und Tiefenorientierung als Pilotbohrung. Mit Erweiterungsbohrern erfolgte
die Aufbereitung des Implantatbettes auf die entsprechende Länge und Breite.
Für beide Implantattypen SSI und KI waren die Bohrungen bis zur letzten Erweiterung
mit einem Durchmesser von 4,4 mm identisch. Um Spannungsspitzen im Bereich der
Kortikalis zu verhindern, wurde eine Bettfräsung vorgenommen (Bild 21).
Bild 21
Für das nicht selbstschneidende Implantat erfolgte zusätzlich der entsprechende
Gewindevorschnitt. Danach wurden beide Implantattypen mit dem chirurgischen Motor
bei 50 U/min und 30 Ncm eingebracht.
Die vollständige Insertion war nicht möglich. Alle Implantate dieser Versuchsreihe
waren mit 2-3 Gewinderillen noch freistehend.
Bild 22
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Die weitere Einbringung erfolgte deshalb bis zum Implantathals mit dem
Drehmomentschlüssel.
In der folgenden Tabelle sind die einzelnen Arbeitsschritte zusammengefasst:
Tabelle 2: Bohrprotokoll Fa. General Implants
selbstschneidendes Implantat klassisches Implantat mit Gewindevorschnitt
Pilotbohrung 2,0 mm
Erweiterungsbohrung 2,75 mm
Erweiterungsbohrung 3,9 mm
Erweiterungsbohrung 4,4 mm
Bettfräsung 4,6 mm
Gewindeschnitt 5 mm manuell mit Ratsche
Einbringung mit chirurgischen Motor 50 U/min / Drehmoment 30 Ncm
Einbringung bis zum Implantathals mit dem Drehmomentschlüssel
Unter diesen Bedingungen war eine Explantation mit einem Drehmoment von max.
65 Ncm nicht möglich. Es wurde deshalb +zusätzlich eine Dekompression mit der
Ratsche notwendig.
Um die Auswirkungen der Dekompression auf die Ausdrehmomente zu überprüfen,
wurden folgende Varianten der Dekompressionsstärke untersucht:
A) Probebohrungen mit geringer Dekompression
Dekompression um 1 x 360° mit der Ratsche
Reimplantation maschinell mit 10 Ncm bei 50 Umdrehungen pro Minute
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Die Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst. Tabelle 3: Messung des min. Ausdrehmoments (in Ncm) Dekompression 1 x 360o Versuch-Nr. selbstschneidende
Implantate klassische Implantate
1/2 Nicht möglich 35
3/4 40 25
5/6 Nicht möglich 25
7/8 40 28
9/10 45 23
Bereits diese ersten Versuche lassen erkennen, dass die Explantation der SSI
teilweise nicht möglich war.
B) Probebohrungen mit moderater Dekompression
Dekompression um 2 x 360° mit der Ratsche
Reimplantation maschinell mit 10 Ncm bei 50 Umdrehungen pro Minute
Die Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst.
Tabelle 4: Messung des min. Ausdrehmoments (in Ncm) Dekompression 2 x 360o Versuch-Nr. selbstschneidende
Implantate klassische Implantate
1/2 35 10
3/4 35 15
5/6 45 20
7/8 40 15
9/10 35 10
Auch diese Vorversuche verdeutlichen, dass für die Explantation der SSI ein deutlich
höheres Ausdrehmoment erforderlich notwendig ist.
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C) Probebohrungen mit starker Dekompression
Dekompression um 3 x 360° mit der Ratsche
Reimplantation maschinell mit 10 Ncm bei 50 Umdrehungen pro Minute
Die Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst.
Tab 5: Messung des min. Ausdrehmoments (in Ncm) Dekompression 3 x 360o
Versuch-Nr. selbstschneidende Implantate
klassische Implantate
1/2 15 10
3/4 15 10
5/6 18 15
7/8 14 15
9/10 13 5
Hier zeigt sich eindeutig, dass eine solch starke Dekompression kontraproduktiv ist.
Bei beiden Implantattypen lassen die geringen Ausdrehmomente eine ungenügende
Stabilität des Implantates im Knochen vermuten.
2.2.3.2. Hauptversuche
Die Hauptversuche wurden wie folgt durchgeführt:
Die Herangehensweise für die Implantate der Fa. General Implants ist analog dem
Bohrprotokoll der Vorversuche im Anhang E beschrieben.
Bei den Implantaten der Fa. Schütz Dental wurden im Gegensatz zu den Vorversuchen
die Hauptversuche mit formkongruenten Implantaten durchgeführt. Die für diese
Versuche speziell bereitgestellten Vor- und Erweiterungsbohrer einschließlich
Bettfräser und Gewindeschneider sind im Anhang F tabellarisch zusammengestellt.
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Die Dekompression wurde festgelegt auf einheitlich 2x360° nach der ersten Insertion.
Die detaillierte Beschreibung ist ebenfalls den Anhängen E und F zu entnehmen.
Aus den Vorversuchen lässt sich ableiten, dass eventuell „erschwerte
Insertionsbedingungen“ durch die Insertion in einer simulierten Mundhöhle keine
signifikanten Auswirkungen auf die Ausdrehmomente der beiden Implantattypen
erwarten lassen.
Allenfalls führen „günstigere“ Insertionsbedingungen, d.h. Versuchsdurchführung
außerhalb der Mundhöhle zu einem höheren Ausdrehmoment bei den klassischen
Implantaten, weil Störfaktoren beim Einbringen der Implantate nach dem Gewindevor-
schnitt weitgehend entfallen.
Aus diesem Grunde wurden die Hauptversuche unter identischen Laborbedingungen in
einem handelsüblichen Schraubstock (Bild 7, S.19) durchgeführt. Der Schraubstock
war durch seine Saugfüße auf der Arbeitsebene fest positionierbar und stellte somit
eine ideale Arbeitsbedingung dar.
Das in dieser Versuchsserie verwendete Knochenstück hatte eine Abmessung von
6x10cm und konnte für 30 Implantatbohrungen eingeteilt werden. Für alle 30
Implantatpositionen wurde der Knochen wie folgt vorbereitet:
1. Pilot- und Vorbohrung nach Ankörnen über Bohrschablone (Bild 23a)
2. Erste Erweiterungsbohrung (Bild23b)
3. Differenzierte Erweiterungsbohrungen, Bettfräsung, Gewindevorschnitt
(Bild 23c) und weitere Maßnahmen (Bohrprotokolle Anhang E und F)
Bild 23a Bild 23b Bild 23c
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-
Reihenfolge der jeweiligen Versuche (Bild 24):
1. Bohrloch 2. Bohrloch 3. Bohrloch 4. Bohrloch 5. Bohrloch
6. Bohrloch
SSI KI SSI KI SSI
KI
Insertionsverlauf
Bild 24
Alle weiteren Versuchsreihen wurden analog dieser ersten Versuchsreihe durchgeführt
und sind anhand der Fotoserie im Anhang D nachvollziehbar.
Wie bereits erwähnt, wurde eine Dekompression von zwei vollständigen Umdrehungen
pro Implantat notwendig, um letztlich die Explantation mit dem chirurgischen Motor für
alle 30 Implantate durchführen zu können.
Um das Ausdrehmoment zu ermitteln, wurde maschinell mit einem Drehmoment ab
5 Ncm begonnen. Jedes weitere Drehmoment wurde stufenweise in Schritten von
5 Ncm erhöht, bis sich das Implantat ausdrehte.
Das war dann das minimale Ausdrehmoment dieses Versuchs.
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2.3. Mathematisch-statistische Methoden
Im mathematisch-statistischen Kontext ist die Hypothese „Das selbstschneidende
Implantat hat eine höhere Primärstabilität als das Implantat mit Gewindevorschnitt“
durch die aus den Versuchen abgeleitete Nullhypothese:
„Die durchschnittlichen Ausdrehmomente der Implantattypen SSI und KI sind
signifikant voneinander verschieden“ zu verifizieren.
Es ist eine geeignete Test-Statistik auszuwählen sowie das Signifikanzniveau
festzulegen, dem die Aussagen standhalten sollen. Aus den Ergebnissen des
Signifikanztests wird der p-Wert abgeleitet.
Zum Vorgehen:
Beide Ausdrehmomente sind unbekannt, deshalb soll durch entsprechende
Versuchsreihen dieser Nachweis geführt werden. Man geht davon aus, dass die in den
Versuchen gemessenen Werte quantifizierte Hinweise auf den tatsächlichen Wert
geben.
Je mehr Versuche man unter gleichen Bedingungen durchführen kann, desto eher wird
man einen Mittelwert erreichen, der dem tatsächlichen Mittelwert nahekommt.
In der vorliegenden Problematik ist die Anzahl der möglichen Versuche eingeschränkt.
Es sind nicht nur Zeit- und Kostengründe, sondern bei Verwendung natürlichen
Knochenmaterials auch die Problematik, weitgehend identisches Material für die
vergleichenden Versuche zu nutzen. Aus diesem Grunde wurde die Versuchsreihe auf
ein Knochenstück beschränkt. Dieses ermöglichte eine Anzahl von jeweils
2x15 Implantatbohrungen.
Die mathematische Statistik hält Verfahren bereit, mit denen die in den Versuchsreihen
ermittelten Ergebnisse bewertet werden können. Insbesondere wird untersucht, ob die
erzielten Messwerte gesicherte Aussagen zulassen. Gerade bei einer relativ geringen
Anzahl von Versuchen könnten zufällige Schwankungsbreiten vorliegen. Dies gilt es
auszuschließen.
Für derartige Signifikanz-Tests bietet sich der sogenannte „Zwei-Stichproben-t-Test“ an 48)Sachs (2004). Er prüft anhand der Mittelwerte zweier Stichproben die Hypothese, ob
die Mittelwerte beider Grundgesamtheiten einander gleich sind (sog. „Nullhypothese“).
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-
Unter „Grundgesamtheit“ versteht man die Menge aller theoretisch möglichen
Versuche, die unter gleichen Bedingungen durchgeführt werden könnten.
Kann diese Nullhypothese, d.h. die Gleichheit der Mittelwerte beider
Grundgesamtheiten, mit hoher Sicherheitswahrscheinlichkeit abgelehnt werden, wird
von signifikant verschiedenen mittleren Ausdrehmomenten bei SSI und KI
ausgegangen.
Die zulässige Anwendung des Verfahrens und damit die hypothetische Interpretation
der Ergebnisse hängen von bestimmten Voraussetzungen und Annahmen ab.
1. Normalverteilung
Es wird angenommen, dass die Versuchsergebnisse „normalverteilt“ sind.
Diese Annahme wird in der Praxis oft getroffen.
Normalverteilung bedeutet, dass die Messwerte um den wirklichen Wert herum
symmetrisch schwanken. Im Mittel wird der wirkliche Wert erreicht und
Messwerte um den Mittelwert sind wahrscheinlicher als Werte mit größerer
Entfernung 48)Sachs (2004).
2. Gleiche Standardabweichung
Der t-Test unterstellt die Annahme, dass bei beiden Versuchsreihen die
Standardabweichungen der Messwerte um den „wahren“ Wert in etwa gleich
sind. Die Standardabweichung lässt sich berechnen und diese Annahme somit
prüfen.
Für den Fall ungleicher Standardabweichungen ist alternativ zum t-Test der
sogenannte „Welch-Test“ anzuwenden 48)Sachs (2004) sowie 41)Lohninger
(2011).
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-
3. Ergebnisse
3.1. Bestimmung der Ausdrehmomente
3.1.1. Ausdrehmomente der General Implants Implantate Bei dieser Versuchsreihe wurden die formkongruenten Implantate der Fa. General
Implants verwendet.
In der folgenden Tabelle sind die Ausdrehmomente der SSI und KI sowie die sich
daraus ergebende Mittelwerte und Standardabweichungen dargestellt.
Tabelle 6: Messung des min. Ausdrehmoments (in Ncm) Implantate der Fa. General Implants
Versuch-Nr.
selbstschneidende Implantate
klassische Implantate
1/2 35 20
3/4 25 15
5/6 20 15
7/8 25 15
9/10 20 20
11/12 35 20
13/14 30 20
15/16 30 15
17/18 25 15
19/20 20 15
21/22 20 15
23/24 25 15
25/26 25 15
27/28 25 15
29/30 25 10
Mittelwert 25,67 16,00
Standard- abweichung 4,95 2,80
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-
3.1.1.1. Statistische Bewertung der Versuchsreihe General Implants
Zur Anwendung kommt der Welch-Test. Beide Versuchsreihen werden auf
Abweichungen des Mittelwertes untersucht. Die Voraussetzungen für den Welch-Test
sind analog derer für den t-Test, allerdings ohne die Annahme gleicher
Standardabweichungen. Von der Ungleichheit muss nach der Berechnung der Werte
aus beiden Versuchsreihen (Tabelle 6, S.42) ausgegangen werden.
Der t-Wert für den Signifikanztest berechnet sich wie folgt:
Darin sind X die Stichprobenmittelwerte der SSI und Y die der KI.
Für die vorliegenden Messwerte ergibt sich
= , − , − ∆ , + , = ,
(Formel 1)
„ “ steht hier für die Annahme einer quantifizierten Abweichung der Mittelwerte.
Dies wird im Punkt 3.1.1.2. weiter untersucht. Hier ist = 0.
In Abweichung zum t-Test sind wegen der Unsicherheiten bei den Varianzen den
Versuchsreihen die Freiheitsgrade entsprechend zu modifizieren.
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-
Aus den Messwerten berechnet sich:
= , + , , + , = , Für eine konservative Bewertung wird der Ergebniswert auf 22 abgerundet.
In der Tabelle der t-Quantile (Anhang G) lässt sich die statistische Sicherheit der
Aussage überprüfen:
Dieser Test-Wert liegt bei 2,819 (22 Freiheitsgrade, Sicherheit 0,995). Auf Grund des
höheren ermittelten t-Wertes von 6,58 > 2,819 kann die Hypothese gleicher
Mittelwerte auf dem Signifikanzniveau von 99,5% abgelehnt werden.
Ergebnis der statistischen Analyse: Es liegt ein signifikanter Unterschied der Ausdrehmomente von SSI und KI vor.
Die statistische Sicherheit für die Nullhypothese gleicher Ausdrehmomente liegt bei
p<0,005 und ist damit abzulehnen.
3.1.1.2. Quantifizierung der Abweichung des Drehmoments
Der Welch-Test bietet nicht nur die Möglichkeit auf die qualitative Abweichung der
mittleren Ausdrehmomente zu testen, sondern auch gegen eine Schätzung der
tatsächlichen mittleren Abweichung zu prüfen.
Aus den Ergebnissen der Versuchsreihe lässt sich auch eine quantifizierte Aussage
über eine gesicherte statistische Abweichung der mittleren Ausdrehmomente treffen:
In der Formel 1 auf S. 43 wird mit wird variiert, um die Grenzen einer statistisch
gesicherten Aussage mit 99,5% Sicherheit zu prüfen.
Das entsprechende t-Quantil bei 22 Freiheitsgraden und 99,5% Sicherheit ist 2,819
(Anlage G).
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-
Für die verschiedenen Werte berechnet sich aus den Messdaten:
= , − , − , + , = = 3 T = 4,54 > 2,819 = 4 T = 3,86 > 2,819 = 5 T = 3,18 > 2,819 = 6 T = 2,50 > 2,819 = 7 T = 1,81 < 2,819
Ergebnis der statistischen Analyse auf eine quantifizierbare Abweichung:
Nullhypothese: „Die Ausdrehmomente der SSI sind um 5 Ncm größer gegenüber den
Ausdrehmomenten der KI“.
Wegen T=3,18 > 2,819 liegt ein signifikanter Unterschied der Ausdrehmomente über
5 Ncm vor.
Die statistische Sicherheit für die Nullhypothese einer Abweichung von weniger als
5 Ncm liegt bei p<0,005 und ist damit abzulehnen.
Seite - 45-
-
3.1.1.3. Grafische Darstellung der Versuchsreihe General Implants
In der grafischen Darstellung ergibt sich folgendes Bild
Aus dieser grafischen Darstellung lässt sich ein Überblick über die voneinander
abweichenden Ausdrehmomente gewinnen.
Noch eindrucksvoller zeigt sich die Darstellung der prozentualen Abweichungen der
gemessenen Ausdrehmomente.
Die Ausdrehmomente bei den Selbstschneidenden Implantaten sind zwischen
30 – 150 Prozent größer als bei den Implantaten mit Gewindevorschnitt.
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3.1.2. Ausdrehmomente der Schütz-Dental Implantate
In der folgenden Tabelle sind die Ausdrehmomente der SSI und KI sowie die sich
daraus ergebende Mittelwerte und Standardabweichungen dargestellt.
Tabelle 7: Messung des min. Ausdrehmoments (in Ncm) Implantate der Fa. Schütz Dental
Versuch-Nr.
selbstschneidende Implantate
klassische Implantate
1/2 40 15
3/4 40 20
5/6 40 15
7/8 35 15
9/10 30 10
11/12 50 15
13/14 35 20
15/16 40 20
17/18 45 20
19/20 40 15
21/22 40 10
23/24 45 15
25/26 35 10
27/28 40 10
29/30 40 10
Mittelwert 39,67 14,67 Standard-
abweichung 4,81 3,99
Die Versuchsreihe zeigt ähnlich der Reihe „General Implants“, dass die SSI im
Durchschnitt ein deutlich höheres Ausdrehmoment aufweisen.
Seite - 47-
-
3.1.2.1. Statistische Bewertung der Versuchsreihe Schütz Dental
Wie bei der Versuchsreihe General Implants ist auch für Schütz Dental die Hypothese
zu verifizieren: „Es liegt ein signifikanter Unterschied der Ausdrehmomente von SSI
und KI vor“.
Die Differenzen der geschätzten Standardabweichungen (Tabelle 7, S.47) lassen auch
hier die Annahme einer Gleichverteilung nicht zu, obwohl die Differenzen nicht so groß
sind, wie bei der Testreihe mit den Implantaten der Fa. General Implants.
Um den bisherigen Weg einer konservativen Schätzung nicht zu verlassen, wird auch
für diese Reihe der Welch-Test herangezogen.
Berechnungsergebnisse des Welch-Tests:
Der t-Wert für den Signifikanztest berechnet sich aus den Messdaten wie folgt:
= , − , − ∆ , + , = ,
(Formel 2)
„ “ steht hier für die Annahme einer quantifizierten Abweichung der Mittelwerte. Dies
wird im Punkt 3.1.2.2. weiter untersucht. Hier ist = 0.
Die entsprechenden Freiheitsgrade berechnen sich wie folgt:
= , + , , + , = , Für eine konservative Bewertung wird der Ergebniswert auf 27 abgerundet.
In der Tabelle der t-Quantile (Anhang G) lässt sich die statistische Sicherheit der
Aussage überprüfen:
Seite - 48-
-
Dieser Test-Wert liegt bei 2,771 (27 Freiheitsgrade, Sicherheit 0,995). Auf Grund des
höheren ermittelten t-Wertes von 15,49 > 2,771 wird die Hypothese gleicher Mittelwerte
auf dem Signifikanzniveau von 99,5% abgelehnt.
Ergebnis der statistischen Analyse:
Es liegt ein signifikanter Unterschied der Ausdrehmomente von SSI und KI vor.
Die statistische Sicherheit für die Nullhypothese gleicher Ausdrehmomente liegt bei
p<0,005 und ist damit abzulehnen.
3.1.2.2. Quantifizierung der Abweichung des Drehmoments
Aus den Ergebnissen der Versuchsreihe soll auch hier eine quantifizierte Aussage
über eine gesicherte statistische Abweichung der mittleren Ausdrehmomente treffen:
In der Formel 2 auf S. 48 wird mit wird variiert, um die Grenzen einer statistisch
gesicherten Aussage mit 99,5% Sicherheit zu prüfen.
Das entsprechende t-Quantil bei 27 Freiheitsgraden und 99,5% Sicherheit ist 2,771
(Anlage G).
= , − , − ∆ , + , = = 17 T = 4,96 > 2,771 = 18 T = 4,34 > 2,771 = 19 T = 3,72 > 2,771 = 20 T = 3,10 > 2,771 = 21 T = 2,48 > 2,771 = 22 T = 1,86 < 2,771
Ergebnis der statistischen Analyse auf eine quantifizierbare Abweichung:
Nullhypothese: „Die Ausdrehmomente der SSI sind um 20 Ncm größer
gegenüber den Ausdrehmomenten der KI“.
Wegen T=3,10 > 2,771 liegt ein signifikanter Unterschied der Ausdrehmomente über
20 Ncm vor. Die statistische Sicherheit für die Nullhypothese einer Abweichung von
weniger als 20 Ncm liegt bei p<0,005 und ist damit abzulehnen.
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-
3.1.2.3. Grafische Darstellung der Versuchsreihe Schütz Dental
In der grafischen Darstellung ergibt sich folgendes Bild:
Diese Grafik gibt zusätzlich einen intuitiven Überblick über die mathematisch-
statistischen Aussagen hinaus. Deutlich sind die voneinander abweichenden
Ausdrehmomente zu erkennen.
Noch überzeugender wird die Darstellung der prozentualen Abweichungen der
gemessenen Ausdrehmomente.
Die Ausdrehmomente bei den Selbstschneidenden Implantaten sind zwischen
75–300 Prozent größer als bei den Implantaten mit Gewindevorschnitt.
-
3.2. Darstellung der Schnittmuster
Um herauszufinden, ob Knochen und Implantat nach Insertio
Implantattypen exakt miteinander verbunden sind, wurden nach Explantation die
entstandenen Schnittmuster von SSI und KI sichtbar gemacht. Es
Vermutung nachgewiesen werden, dass sich das klassische Implan
das vorgeschnittene Knochenrelief eindreht.
Für die Darstellung der Schnittmuster
(Bild 25a). Danach erfolgte d
ergaben sich durch die Bohrloc
Darstellung der Schnittmuster
Um herauszufinden, ob Knochen und Implantat nach Insertion der verschiedenen
tattypen exakt miteinander verbunden sind, wurden nach Explantation die
denen Schnittmuster von SSI und KI sichtbar gemacht. Es konnte
Vermutung nachgewiesen werden, dass sich das klassische Implantat nicht prä
das vorgeschnittene Knochenrelief eindreht.
ür die Darstellung der Schnittmuster wurden die Bohrlöcher mit Impregum
Danach erfolgte das Entfernen der Impregumrohlinge. Weitere Ergebnisse
die Bohrlochtrennung mit der Diamantscheibe (Bild 2
Bild 25a
Bild 25b
Seite - 50-
n der verschiedenen
tattypen exakt miteinander verbunden sind, wurden nach Explantation die
konnte damit die
tat nicht präzise in
mit Impregum aufgefüllt
. Weitere Ergebnisse
5b).
-
Die abgeformten Impregumrohlinge zeigen deutlich die Unterschiede im
Schnittmusterrelief beider Implantat
Negativabformungen 6-fache Vergröße
Negativabformungen 20-fache Vergrößerung(links KI und rechts SSI)
Durch diese Schnittmusterdarstellung wurde nachgewiesen, dass beim Einbringen
des klassischen Implantates
ausgeschlagen wird.
Die abgeformten Impregumrohlinge zeigen deutlich die Unterschiede im
lief beider Implantattypen (Bild 26a/b).
Bild 26a
fache Vergrößerung (links KI und rechts SSI)
Bild 26b
fache Vergrößerung des unteren Drittels
Schnittmusterdarstellung wurde nachgewiesen, dass beim Einbringen
Implantates der Gewindevorschnitt stark beschädigt und der Knochen
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Die abgeformten Impregumrohlinge zeigen deutlich die Unterschiede im
Schnittmusterdarstellung wurde nachgewiesen, dass beim Einbringen
der Gewindevorschnitt stark beschädigt und der Knochen
-
Die Inspektion der unversehrten Bohrlöcher nach Explantation lässt
deutlichen Unterschiede erkennen.
Knochenrelief lässt lediglich Rückschlüsse auf den Kompressionsteil beider
Implantattypen zu. Die Ausprä
letztendlich tiefer gelegenen spongi
nicht zu erkennen.
Bild 27: links SSI und rechts KI
Auch die halbseitige Trennung der Bohrlöcher
das Schnittmuster beim SSI deut
Gewindevorschnitt. Ähnlich wie im Bild 2
Kompressionsrelief der Implantate erkennbar
Bild 28a: SSI
Die Inspektion der unversehrten Bohrlöcher nach Explantation lässt hingegen
chen Unterschiede erkennen. Das im kortikalen Anteil eingeschnittene
ochenrelief lässt lediglich Rückschlüsse auf den Kompressionsteil beider
Implantattypen zu. Die Ausprägung der Schnittmuster beider Implantattypen in dem
nen spongiösen Knochenteil ist in dieser Darstellung (Bild 27)
Bild 27: links SSI und rechts KI
Auch die halbseitige Trennung der Bohrlöcher (Bild 28a/b) gibt keinen Hinweis
ter beim SSI deutlich präziser ausfällt als beim Implantat mit
ch wie im Bild 27 ist lediglich im kortikalen
lief der Implantate erkennbar.
a: SSI Bild 28b: KI
Seite - 52-
hingegen keine
Das im kortikalen Anteil eingeschnittene
ochenrelief lässt lediglich Rückschlüsse auf den Kompressionsteil beider
gung der Schnittmuster beider Implantattypen in dem
in dieser Darstellung (Bild 27)
gibt keinen Hinweis, dass
lich präziser ausfällt als beim Implantat mit
Bereich das
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-
3.3. Hersteller-Firmen
Die Ergebnisse der Versuchsdurchführung basieren auf unabhängige Versuchsreihen
mit formkongruenten Implantaten zweier unterschiedlicher Hersteller.
Die Hauptversuche wurden dementsprechend in zwei Gruppen wie folgt eingeteilt:
Die eine Versuchsserie erfolgte mit den Implantaten der Fa. General Implants und die
zweite Versuchsserie mit den Implantaten der Fa. Schütz Dental.
Die Untersuchungen zeigen dem Grunde nach die gleichen Ergebnisse, obwohl das
Makro-Design der Implantate jeweils spezifische Besonderheiten aufweist. Die
jeweilige Formkongruenz der selbstschneidenden und klassischen Implantatformen
war jedoch bei beiden Herstellern sichergestellt. Dies war für die Vergleichbarkeit der
Messwerte je Hersteller unabdingbar.
Letztendlich konnte damit nachgewiesen werden, dass die erzielten qualitativen
Aussagen hinsichtlich der Ausdrehmomente nicht auf einen speziellen Hersteller
beschränkt sind.
Die statistischen Auswertungen insbesondere die Tests auf Quantifizierung der
Abweichung der Drehmomente (Punkt 3.1.1.2. und Punkt 3.1.2.2.) stellen sich bei den
Herstellern unterschiedlich dar.
Zusammenfassend ergibt sich folgende Übersicht:
Schütz Dental General Implants
Implantattyp SSI KI SSI KI
Mittelwert in Ncm 39,67 14,67 25,67 16,00
Statistisch gesicherte Abweichung SSI > KI in Ncm 20 5
Dies sind lediglich die Ergebnisse der jeweiligen Messreihen im Vergleich SSI vs. KI
formkongruenter Implantate. Ein Vergleich zwischen beiden Herstellern ist auf Grund
unterschiedlicher Implantatformen und –abmessungen nicht möglich und war auch
nicht Ziel der Studie.
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-
4. Diskussion
4.1. Diskussion des Studiendesigns
Die vorliegende Studie wurde mit dem Ziel durchgeführt, selbstschneidende Implantate
und Implantate mit Gewindevorschnitt hinsichtlich ihrer Primärstabilität miteinander zu
vergleichen. Als Kriterium diente die Messung der Ausdrehmomente durch
in-vitro-Versuche.
Mit diesen Versuchsserien ist nachgewiesen, dass sich das zu untersuchende
Verbundsystem „Implantat-Knochen“ eindeutig zu Gunsten der SSI gegenüber den
klassischen Implantaten unterscheidet. Die Auswertung aller Versuche ergibt, dass die
SSI prinzipiell höhere minimale Ausdrehmomente aufweisen im Gegensatz zu den
Implantaten mit Gewindevorschnitt.
Die Hypothese „das selbstschneidende Implantat hat eine höhere Primärstabilität als
das Implantat mit Gewindevorschnitt“ bezieht sich auf die mechanische Implantat-
Knochenbindung und wird durch die Untersuchungsergebnisse der gemessenen
Ausdrehmomente eindeutig belegt.
Das einerseits positive Ergebnis einer höheren Primärstabilität ist andererseits in der
Praxis auch kritisch zu hinterfragen.
Diesbezüglich wurde durch 4)Bähr (1993) bei der Osteosynthese im Gesichtsbereich
auf eine vergleichbare Problematik hingewiesen. Aus klinischer Sicht ergaben sich im
dünnen Knochen höhere Retentionswerte für selbstschneidende Schrauben. In
dickerem Knochen schien aber ein Gewindevorschnitt indiziert, um das Einbringen zu
erleichtern und Schraubenfrakturen zu vermeiden.
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4.2. Methodenkritik
4.2.1. Darstellung der Schnittmuster
In dieser Arbeit wurde die Einflussgröße „Gewindevorschnitt“ genauer betrachtet und
anhand der Schnittmuster untersucht. Die verschiedenen Formen der Schnittmuster
sind im Punkt 3.2. dargestellt.
Letztlich konnte nur bei der Bewertung der Negativabformungen mit Impregum ein
belastbarer Nachweis über die unterschiedliche Schnittmusterdarstellung geführt
werden. Sowohl die Inspektion der unversehrten Bohrlöcher als auch die Betrachtung
nach deren Trennschnitt führte zu keinem aussagekräftigen Ergebnis. Die Ursache
dafür liegt in dem verwendeten Knochenmaterial mit einem relativ hohen spongiösen
Anteil (Bild 19b, S.33). Für den realitätsnahen Vergleich beider Implantatsysteme war
jedoch ein solches Knochenmaterial erforderlich.
Eine genauere Aufschlüsselung der Schnittmuster wäre sicher über das
DVT-Verfahren darstellbar. Eine Wiedergabe in axialer, frontaler und sagittaler Ebene
würde letztendlich eine wesentlich präzisere Analyse der Knochenstrukturen zwischen
den beiden Implantattypen ergeben.
Den Einsatzbereich der digitalen Volumentomographie, der eine dreidimensionale
Darstellung ohne Überlagerungen und Verzerrungen erlaubt, untersuchten 44)Mengel et
al. (2006) in ihren Studien. 43)Mengel et. al. (2005) verglichen aber auch periimplantäre
Defekte auf intraoralen Röntgenbildern, Panoramaschicht-, Computertomographie-
sowie digitalen Volumentomographie-Aufnahmen. Sie stellten fest, dass die
Aufnahmen der Volumentomographie am besten sind.
4.2.2. Modellkasten vs. optimale Laborbedingungen
Die Ergebnisse der Vorversuche unter mundhöhlensimulierten Bedingungen im
Modellkasten (Tabelle 3-5, S.36/37) ließen die Unterschiede zwischen SSI und KI
erkennen. Die Untersuchungen der Schnittmuster (Punkt 3.2.) ergaben, dass sich die
klassischen Implantate nicht exakt in die vorgeschnittenen Gewinde inserieren lassen.
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-
Im Ergebnis dieser Untersuchungen wurden für die SSI höhere Ausdrehmomente
gemessen. Um auszuschließen, dass das ausgeschlagene Schnittmusterrelief der KI
Ergebnis der erschwerten Insertionsbedingungen im Modellkasten ist, wurden weitere
Probeversuche unter Laborbedingungen im Schraubstock durchgeführt. Es konnte
festgestellt werden, dass die unter den Laborbedingungen inserierten Implantate
hinsichtlich der Schnittmuster und der gemessenen Ausdrehmomente dem Grunde
nach den Ergebnissen aus den Versuchen im Modellkasten entsprachen.
Die Ergebnisdiskussion zeigt insgesamt, dass die Unterschiede zwischen SSI und KI
systembedingt sind. Eine Versuchsdurchführung in der simulierten Mundhöhle
(im Modellkasten) würde die Unterschiede zwischen SSI und KI nur noch verstärken.
Aus diesem Grunde wurden die Hauptversuche unter Laborbedingungen
durchgeführt.
4.2.3. Vergleichbare Versuchsbedingungen
Für die Verwertbarkeit der Ergebnisse war es wichtig sicherzustellen, dass für jeweils
beide Versuchsreihen (SSI und KI) identische Versuchsbedingungen geschaffen
wurden.
Dies wurde folgendermaßen sichergestellt:
1. Durch die Insertion der Implantate im Schraubstock wurden manuelle
Unwägbarkeiten weitestgehend vermieden, im Gegensatz zum Handling unter
mundhöhlensimulierten Bedingen (im Modellkasten).
2. Ein Versuchspaar setzte sich aus einem SSI und einem KI zusammen. Für die
Versuche standen insgesamt 10 Implantat-Paare der Fa. Schütz Dental und
5 Paare der Fa. General Implants zur Verfügung. Diese Versuchspaare wur-
den für die Versuchsreihen nicht verändert, so dass die Implantate eines Paa-
res immer die gleiche Anzahl von bereits durchgeführten Vorversuchen hatten.
Dadurch war es möglich, den potenziellen Einflussfaktor „Abnutzung“ auszu-
schließen.
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3. Je Versuchspaar wurden unmittelbar nebeneinanderliegende Positionen für die
Implantate verwendet, um Abweichungen in der Knochenqualität möglichst
auszuschließen (Bild 29a/b)
Bild 29a Bild 29b
Unterschiedlich waren lediglich
- der lege artis vorgeschriebene Gewindevorschnitt bei den KI
- und die funktional bedingte unterschiedliche Gewindestruktur
(Knochenspanreservoir bei SSI).
4.2.4. Explantation und letzte Erweiterungsbohrung
Schon bei den Vorversuchen ergaben sich Probleme bei der Explantation. Die SSI
waren nach Insertion praktisch nicht explantierbar.
Um zu untersuchen, unter welchen Bedingungen die Implantate mit messbaren
Drehmomenten wieder entfernt werden können, waren umfangreiche Probebohrungen
notwendig.
Experimentell konnte nachgewiesen werden, dass durch partielle Dekompression und
Reimplantation ein Messen der Ausdrehmomente überhaupt erst möglich war. Im
Versuch wurde deshalb nach der Insertion die optimale Dekompression ermittelt.
Das Dekomprimieren um 2x360° kam somit für die Hauptversuche zur Anwendung.
Die im Rahmen der vorliegenden Studie ermittelten Ausdrehmomente zeigen damit
Grenzen bei der Implantatsetzung, vor allem bei den SSI. So wie die Stabilität des
Implantates im Knochen eine wichtige Rolle spielt, ist die bei der Insertion
entstehende Knochenkompression nicht zu unterschätzen.
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Die Probleme bei der Durchführung dieser Studie deuten auf erhebliche Spannungen
im Knochen beim Einbringen sowohl der SSI als auch der Implantate mit
Gewindevorschnitt hin.
Letztendlich lässt sich auch unter diesem Kriterium vermuten, dass die
Knochensubstanz durch die SSI ohne Dekompression viel zu stark beansprucht wird.
Wünschenswert wäre deshalb eine Insertionsmethode, bei der diese Implantate ohne
jegliche Dekompressionen inseriert werden können.
Auf Grund der Ergebnisse liegt der Gedanke vor, dass eventuell die Spanne zwischen
dem letzten Erweiterungsbohrer und dem Durchmesser des Implantates zu groß ist,
um eine Insertion bzw. Explantation mit vertretbaren Drehmomenten zu ermöglichen.
Denkbar wäre, die letzte Erweiterungsbohrung abhängig von der Dichte des
Knochenmaterials durchzuführen. Das würde bedeuten, dass je nach Knochendichte
„hart, mittel bis gering oder weich“ eventuell drei verschieden dimensionierte letzte
Erweiterungsbohrer vor der Insertion eingesetzt werden sollten. Dies wiederum würde
ermöglichen, die Implantate mit weniger Spannung in den Knochen einzubringen. Eine
Dekompression und einhergehende Irritation des Knochengewebes wären dadurch
vermeidbar.
Die Spannungsverteilung im Alveolarknochen durch sofortbelastete Straumann®-
Implantate untersuchten u.a. 18)Ding et al. (2009). Das Ergebnis war, dass sich eine
Längen- und Breitenzunahme insofern positiv auswirkte, indem dies zu verringerten
Spannungs- und Verzerrungswerten im kortikalen Knochen führte. 29)Himmlova et al. stellten 2004 ähnliche Ergebnisse fest. Sie schlussfolgerten, dass
eine Zunahme des Implantatdurchmessers die Spannungswerte stärker vermindert als
die Zunahme der Implantatlänge.
Bezüglich der Spannungswerte im kortikalen Knochen konnten auch 25)Hasan et al.
(2011) nachweisen, dass je kürzer das Implantat ist, desto größer ist die auftretende
Spannung. Ähnlich verhielt es sich mit dem Durchmesser: Je schmaler das Implantat,
desto größer die Spannung. Bei den Spannungswerten kamen sie zu vergleichbaren
Ergebnissen. Betrachtet wurden die auftretenden Spannungen im Knochen. Diese
verringerten sich bei einer Zunahme der Länge und gleichbleibender Breite.
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4.2.5. Schlussfolgerungen aus den Probebohrungen Aufgrund der Probebohrungen mit unterschiedlicher Dekompression wurde
herausgefunden, welche Dekompression nach Insertion der SSI sinnvoll ist. Es sollte
einerseits keine zu hohe Spannung zwischen Implantat und Knochen verursacht und
andererseits aber eine ausreichende Festigkeit des Implantat-Sitzes erzielt werden.
Als Messgröße diente in allen Fällen das minimale Ausdrehmoment mit dem
chirurgischen Motor.
Bei dem verwendeten Knochenmaterial und den zur Verfügung gestellten Implantaten
erwies sich eine Dekompression von 2x360° für die SSI als optimal.
Diese Erfahrung hatte letztendlich Einfluss auf die beiden Hauptversuchsserien mit
a) Implantaten der Fa. General Implants
b) Implantaten der Fa. Schütz Dental
In Studien anderer Wissenschaftler wurde ebenfalls festgestellt, dass zum Schluss
einer Implantation ein extremer Anstieg des Insertionsmoments zu verzeichnen ist, bis
die korrekte Insertionstiefe erreicht wird 30)Hughes, Jordan (1972), 33)Jordan, Hughes
(1978), sowie 17)Daftari et al. (1994). 42)Matthias u.a. (2002) untersuchten Schraubensysteme von Brånemark, Frialit und
HaTi hinsichtlich des Drehmoments während der Insertion. Auch sie stellten fest, dass
vor Erreichen der korrekten Insertionstiefe das Drehmoment deutlich ansteigt. Am
Ende der Insertion war ein entsprechend hohes Drehmoment messbar.
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4.3. Diskussion der Ergebnisse Durch den Gewindevorschnitt für das klassische Implantat wird ein größerer
Knochendefekt hervorgerufen als beim selbstschneidenden Implantat. Das bleibt nicht
ohne Einfluss auf die gemessenen Ausdrehmomente.
Die in dieser Studie durchgeführte Messung der Ausdrehmomente unter
Laborbedingungen spiegelt die klinische Situation nicht umfassend wieder, da sowohl
andere mechanische Einflüsse, z.B. das Auftreten von Scherkräften, als auch die
Gewebsreaktion des Knochens sowie eine gewisse Handlingerfahrung
unberücksichtigt bleiben. Ein Implantat sollte einerseits hinsichtlich des Handlings unkompliziert und mit einem
messbaren Drehmoment inseriert werden können. Andererseits sollte ein Implantat ein
Maximum an Primär- und Sekundärstabilität haben 34)Kohn (1992), 3)Baumgart et al.
(1993). Dabei spielt wiederum die Grundform des Implantates eine wesentliche Rolle.
Zahlreiche Studien von 34)Kohn (1992) belegen, dass bei zylindrisch geformten
selbstschneidenden und nicht selbstschneidenden Implantaten der gesamte
Gewindegang bei der Insertion durchlaufen wird. Dies führt zwar zu einer bis zu 100%
längeren Insertionszeit, aber er stellte auch fest, dass zylindrische Formen bis zum
Halsbereich zur Verminderung von Spannungsspitzen im Bereich der Kortikalis führen
(Euroimplantat, Brånemark, Frialit-2).
Diese Grundform besitzen sowohl die Schütz- als auch die General-Implantate.
4.3.1. Konstruktionsprinzip und Insertionstechnik Es ist anzunehmen, dass das Gewindedesign einen maßgeblichen Einfluss auf die
Ausdrehmomente ausübt. Bezugnehmend auf die in dieser Studie erzielten
Untersuchungsergebnisse spielt demnach die Feinkonstruktion der Gewinderillen eine
wichtige Rolle. Während das SSI mit den stufenartigen Gewinderillen eine
Schneidfunktion hat, handelt es sich beim klassischen Implantat um glatte
Gewinderillen, die eher eine Gleitfunktion bei der Insertion bewirken.
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Beurteilt man die Ergebnisse der vorliegenden Studie, so zeigt sich, dass die
Ausdrehmomente der SSI deutlich höher liegen als für die Implantate mit
Gewindevorschnitt. Inwiefern die Schneidfunktion bei den SSI und die Gleiteigenschaft
bei den KI Vor- und Nachteile auf die biologische Funktion des Knochens haben, wäre
sicher wert zu untersuchen. Die höheren Ausdrehmomente bei den SSI, die somit auch
eine hohe Kompression der Knochensubstanz vermuten lassen, wäre durchaus kritisch
zu beurteilen. Die Folge könnten letztendlich Knochennekrosen, Knochenabbau,
Implantatfreilegung einhergehend mit Periimplantitis bis hin zum Implantatverlust sein.
Deshalb sollten die SSI eher im Knochen geringerer Dichte wie z.B. im spongiösen
Knochen des Oberkiefers Anwendung finden.
Darüber hinaus unterscheiden sich beide Implantattypen hinsichtlich der
Insertionstechnik.
Bei den SSI verbleibt freigelegtes Knochenmaterial in der Implantatmulde bzw. im
Knochenspanreservoir. Dadurch wird ein zusätzlicher Druck im Sinne von Festigkeit
auf die Verbindung Implantat-Knochen ausgeübt.
Bei den klassischen Implantaten muss hingegen ein Gewinde in den Knochen
geschnitten werden. Dabei wird überflüssiges Knochenmaterial beim Herausdrehen
des Gewindeschneiders extrahiert, was mit eine Ursache für die niedrigeren
Ausdrehmomente sein könnte.
Die Erkenntnis, dass das SSI eine höhere Primärstabilität hat als das klassische
Implantat, ist also immer in Relation einer individuellen knochenschonenden
Implantatsetzung zu sehen.
4.3.2. Hersteller-Besonderheiten und Gewindedesign
Obwohl in den Versuchsreihen nachgewiesen werden konnte, dass signifikante
Unterschiede der Ausdrehmomente zwischen SSI und KI vorliegen, unterscheiden sich
diese der Höhe nach jedoch von Hersteller zu Hersteller. In den Ausdrehmomenten der
Implantate mit Gewindevorschnitt sind beide Hersteller etwa gleichwertig. Erhebliche
Unterschiede bestehen jedoch bei den Ausdrehmomenten der SSI.
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Einerseits liegen eher Kriterien vor, die für geringere Ausdrehmomente der
Schütz-Implantate sprechen:
1. Durchmesser: Schütz: 4,5 mm vs. General: 5,0 mm
2. Mikro-Design: Schütz: Metall, Hochglanz vs. General: 2 x gestrahlt mit Zirkonoxid
Andererseits ist das Makro-Design der SSI recht unterschiedlich:
1. Anordnung der Schneiden: Schütz: 3 senkrecht verlaufende Schneiden, General: 6 schräg verlaufende Schneiden
2. Länge der Schneiden: Schütz: 2/3 des Implantatkörpers, langes Kompressionsgewinde General: 4/5 des Implantatkörpers, kurzes Kompressionsgewinde
Aufgrund dieser Kriterien liegt die Vermutung nahe, dass das Makro-Design eine
entscheidende Rolle bei der Höhe des zu erwartenden Ausdrehmoments spielt. Ob die
Anordnung der Schneiden eher weniger ausschlaggebend ist als vielmehr die Länge
der Schneiden und damit die Länge des Kompressionsgewindes müsste durch
entsprechende Versuchsreihen untersucht werden.
Dass die Implantatgeometrie bzw. das Gewindedesign eine wichtige Rolle spielt, um
auftretende Kräfte aufzunehmen, wurde auch in den Studien von 11)Brunski (1999)
nachgewiesen. Eine weitere Funktion der Gewinde ist die Oberflächenvergrößerung
und damit die Erhöhung der Primärstabilität 22)Frandsen et al. (1984), 31)Ivanoff et al.
(1997). 55)Weßling stellte bei seinen Drehmomentuntersuchungen 1997 eine Überlegenheit der
Mini-Schraube gegenüber der Würzburg-Schraube vor allem in Knochenmaterial mit
mittelstarker Kortikalis (>1,2 mm) fest. Er führte dieses auf die unterschiedliche
Steigung der Schraubengewinde zurück.
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4.4. Schlussfolgerungen
Schlussfolgernd kann festgestellt werden:
1. Das gewonnene Datenmaterial aus den Versuchsreihen ist von Menge und
Qualität her ausreichend, um die Fragestellung der Hypothese zu untersuchen
und statistisch gesicherte Aussagen zu treffen.
2. Die Hypothese „das selbstschneidende Implantat hat eine höhere Primärstabilität
als das Implantat mit Gewindevorschnitt“ kann mit einer statistischen Signifikanz
von (p<0,005) angenommen werden.
3. Während die Ausdrehmomente für die SSI der Fa. Schütz bei 39,67 Ncm liegen,
wurden für die Implantate mit Gewindevorschnitt 14,67 Ncm gemessen.
Bei der Fa. General Implants stehen den SSI mit 25,67 Ncm die KI mit 16,00 Ncm
gegenüber.
Klinische Bedeutung der Ergebnisse:
Wenn man davon ausgeht, dass ein höheres Ausdrehmoment des Implantates auf
eine festere Implantat-Knochenbindung und damit eine höhere Primärstabilität
schließen lässt, so wäre dies ein wichtiger klinischer Aspekt hinsichtlich einer
schnelleren prothetischen Versorgung, sprich Sofortbelastung der SSI.
Diesbezüglich sind die SSI für die Praxis zu empfehlen, jedoch unter der
Voraussetzung einer kritischen Erweiterung des Bohrprotokolls und dessen
Anwendung entsprechend der Knochendichte.
Die damit einhergehende Patientenzufriedenheit wäre dann sicher eine
Rechtfertigung des finanziell höheren Aufwandes für das SSI, zumindest aber eine
alternative Entscheidungsgrundlage zwischen den verschiedenen
Implantatsystemen.
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Dabei ist die Sofortbelastung keine neue Erfindung, denn schon Ledermann beschrieb
1979 die erfolgreiche Anwendung von vier interforaminal gesetzten Implantaten,
welche mittels einer Stegkonstruktion verblockt wurden 36)Ledermann (1979), 37)Ledermann (1983), 38)Ledermann (1986).
Von besonderer Bedeutung für die Sofortbelastung sind:
Primärstabilität, Mikrobewegung sowie Knochenqualität und -quantität. Die
Primärstabilität ist die Festigkeit eines Implantates unmittelbar nach der Insertion. Sie
wurde gemessen anhand des Ausdrehmoments.
In den Anfängen der Implantologie wurde die Ansicht vertreten, dass jegliche
Belastungen des Implantates in der Einheilphase zu vermeiden sind, da ansonsten
eine bindegewebige Einkapselung mit anschließendem Implantatverlust droht. 35)Larsson et al. (1994) beschrieben aufgrund langjähriger Erfahrungen aus der
Kieferchirurgie, dass Sofortbelastung bei Defekten im Unterkiefer mittels
Rekonstruktionsplatten möglich ist.
Das klassische Implantatprotokoll mit einer Einheilzeit von drei Monaten im Unterkiefer
und sechs Monaten im Oberkiefer basierte auf rein empirischen Überlegungen von
Brånemark, als er 1969 Reaktionsphänomene von Titan im Hart- und Weichgewebe
untersuchte. Den Begriff der Osseointegration prägten 9)Brånemark et al. (1969) sowie 10)Brånemark et al. (1977). Klinische, biologische und mechanische Aspekte, wie
Implantatdesign oder Oberflächenmorphologie, blieben unberücksichtigt. Somit waren
die Patienten für die Dauer der Implantateinheilung auf provisorische Lösungen
angewiesen. Durch die erfolgreiche Entwicklung der Sofortbelastung konnte die ge-
samte Behandlungsdauer signifikant reduziert werden.
Insofern tragen unsere Ergebnisse dazu bei, die besondere Eignung der SSI für die
Sofortbelastung herauszustellen.
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Zusammenfassung
Als Hypothese dieser Arbeit wurde durch eine experimentelle Studie untersucht, ob
selbstschneidende Implantate (SSI) eine höhere Primärstabilität aufweisen als
Implantate mit Gewindevorschnitt (KI).
MATERIAL UND METHODEN: Zum Vergleich wurden formkongruente Implantate der
Typen „selbstschneidend“ und „mit Gewindevorschnitt“ der Firmen Schütz Dental sowie
General Implants verwendet. Für die Versuche dienten Rinderbrustrippen, die laut
röntgenologischer Dichtemessung dem menschlichen Kiefer vergleichbare
Eigenschaften aufweisen. Unter Laborbedingungen wurden 4 Versuchsreihen mit je 15
Implantationen durchgeführt. Danach erfolgte die maschinelle Explantation und die
Messung der minimal notwendigen Ausdrehmomente.
ERGEBNISSE: Die Ausdrehmomente der SSI sind signifikant höher (p<0,005) als bei
den KI. Darüber hinaus lassen sich die Abweichungen in den Ausdrehmomenten SSI
vs. KI mit hoher Signifikanz (p<0,005) quantifizieren: Fa. Schütz Dental >20 Ncm und
Fa. General >5 Ncm.
SCHLUSSFOLGERUNGEN: Die Hypothese „das selbstschneidende Implantat hat eine
höhere Primärstabilität als das Implantat mit Gewindevorschnitt“ bezieht sich auf die
mechanische Implantat-Knochenbindung und wird durch die Untersuchungsergebnisse
der gemessenen Ausdrehmomente signifikant (p<0,005) belegt. Die Untersuchungen
der Schnittmuster verdeutlichen, dass durch den Gewindevorschnitt beim KI ein
größerer Knochendefekt hervorgerufen wird als beim SSI. Das könnte eine Ursache für
diese Ergebnisse sein. Bei dem verwendeten Knochenmaterial und den zur Verfügung
gestellten Implantaten erwies sich eine Dekompression von 2 x 360° für die SSI als
unumgänglich. Diese Tatsache lässt vermuten, dass eventuell die Spanne zwischen
dem letzten Erweiterungsbohrer und dem Durchmesser des Implantates zu groß ist.
Es ergab sich bei den SSI als Zufallsergebnis, dass die Länge des
Kompressionsgewindes und der Schneide einen maßgeblichen Einfluss auf die
Ausdrehmomente haben.
KLINISCHE BEWERTUNG: Die höhere Primärstabilität der SSI ist ein wichtiger
klinischer Aspekt hinsichtlich der schnelleren prothetischen Versorgung, sprich
Sofortbelastung der SSI. Die klinische Auswertung der Versuchsdurchführung legt
allerdings auch nahe, dass bei den SSI eine enorm hohe Knochenspannung während
der Insertion verursacht wird.
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Summary
As hypothesis of this work it was examined by an experimental study if self-tapping
implants (SSI) give a higher primary stability than traditional screw implants (KI).
MATERIAL AND METHODS: For a comparison form-congruent implants of the types
self-tapping and traditional screw implants of the firms Schütz Dental and General
Implants have been adjusted. For the trials beef-breast strips were given. Their X-ray
pictures show similar characteristic features as comparable human jaws. Under
laboratory conditions four trial series, every trial with 15 implantations, were made.
After the implantation a mechanical explantation and a measurement of minimum
required untwisting torsional moments was realised.
RESULTS: The untwisting torsional moments of SSI are significantly higher (p<0,005)
than in KI. The difference in untwisting torsional moments SSI vs. KI with high
significance (p<0,005) is quantified: Schütz Dental > 20 Ncm and General Implants
> 5 Ncm.
CONCLUSIONS: The hypothesis that the self-tapping implant has a higher primary
stability than the traditional screw implant in regard to implant-bone connection is
proved significantly through the test results of measured untwisting torsional moments
(p<0,005). The examination of cutting patterns shows that through the thread former in
preparation of the implantation of the KI a bigger bone defect appears than in SSI.
This can be a reason for this result. Among the used bone material and the provided
implants a decompression of 2 x 360° was proved inevitable for the SSI for a
measurable explantation. This fact leads to think that the difference between the last
extension drill and the diameter of the implant is possibly too large. It appeared that in
SSI as random results the length of the compression thread and of its edges a
significant influence on the untwisting moments is given.
CLINICAL ASSESSMENT: The higher primary stability of SSI is an important clinical
aspect concerning a more rapid prosthetic therapy, with respect to immediate stress of
SSI. The clinical evaluation of experiments makes it more clear that in SSI an
enormous pressures on the bones during the insertion takes place.
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Anhang A: Quellenverzeichnis
1. Aisikainen P: Behandlung von periimplantären Problemen der ITI-Implantate. Z Stomatol 89 (1992):433–438
2. Al-Nawas B, Klein MO, Gotz H, Vaterod J, Duschner H, Grotz KA, Kann PH. Dental implantation: ultrasound transmission velocity to evaluate critical bone quality--an animal model. Ultraschall Med 29 (2008): 302-307
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Anhang B: Bauanleitung im Modellkasten
Bauanleitung „Vogelkasten“
Seitenansicht
57 mm
ca 96 mm
Ca 2
7 m
m
ca 50 mm
Mutter o.ä. zur Aufnahme einer Gewindestange mit Knebel oder so, um als eine Art Schraubzwinge zu dienen, um unterhalb des winkligen Vogelkastens das zuBohrende Knochenmaterial zu fixieren.
Ca 46 mmCa 50 mm
Knochenstück (schematisch)
Höhendarstellung des Mundraumesaufgrund des Kieferwinkels
Simulation Ebene bezahnter Oberkiefer
Simulation Knochen-Ebene unbezahnter Unterkiefer
Variabel positionierbaresKnochenmaterial
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Vorderansicht
ca 140 mm
ca 4
6 m
mca
50
mm
ca 70 mm
Die Gewindestangen müssen so lang sein, dass sie Ca. 100 mm in den Raum hineinragen, damit der Knochen an beliebiger Position innerhalb der Mundöffnung fixiert werden kann.
ca 5
0 m
mca 35 mm ca 35 mm
Mundeingangsbereich unter beidseitigmaximal gedehntem Wangenbereich
Wange links maximal distal gedehnt.Wange rechts
maximal distal gedehnt.
Simulation derMaximalen Mundöffnung
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Draufsicht
Fixierung Beispiel 1
ca 9
6 m
mca
46
mm
Positionierungsmöglichkeit des Knochenmaterials im III. Quadranten.
Positionierung des Knochens linksseitig
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Anhang C: Bohrprotokoll für die Vorversuche Fa. Schütz Dental
Selbstschneidendes Implantat Klassisches Implantat mit Gewindevorschnitt
Pilotbohrung 1,8 mm
Vorbohrung 2,0 mm
Erweiterungsbohrung 3,0 mm Erweiterungsbohrung 3,15 mm
Erweiterungsbohrung 3,7 mm
Erweiterungsbohrung 3,9 mm
Bettfräsung 4,25 mm Bettfräsung 4,2 mm
Gewindeschnitt für 4,2 mm
Einbringung mit chirurgischen Motor, Drehmoment 30 Ncm
Einbringung bis zum Implantathals mit dem Drehmomentschlüssel
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Anhang D: Versuche mit Implantaten der Fa. General Implants
2. Versuchsserie Teil Insertion 2. Versuchsserie Teil Explantation
3. Versuchsserie Teil Dekompression
4. Versuchsserie 5. Versuchsserie
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Anhang E: Spezifisches Bohrprotokoll Fa. General Implants
selbstschneidendes Implantat 5,0 mm Durchmesser
klassisches Implantat mit Gewindevorschnitt 5,0 mm Durchmesser
Pilotbohrung 2,0 mm
Vorbohrung 2,75 mm
Erweiterungsbohrung 3,9 mm
Erweiterungsbohrung 4,4 mm
Bettfräsung 4,6 mm Gewindeschnitt für 5,0 mm manuell
Einbringung mit chirurgischen Motor 50 U/min / Drehmoment 30 Ncm Einbringung bis zum Implantathals
mit dem Drehmomentschlüssel Dekompression um 2 x 360°
mit der Ratsche Reimplantation maschinell mit 10 Ncm
bei 50 Umdrehungen pro Minute Im folgenden Bild sind die Erweiterungsbohrer und der Bettfräser dargestellt:
2,75 mm 3,9 mm 4,4 mm 4,6 mm .
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Anhang F: Spezifisches Bohrprotokoll Fa. Schütz Dental
selbstschneidendes Implantat 4,5 mm Durchmesser
klassisches Implantat mit Gewindevorschnitt 4,5 mm Durchmesser
Pilotbohrung 1,8 mm
Vorbohrung 2,0 mm
Erweiterungsbohrung 3,0 mm
Erweiterungsbohrung 3,7 mm
Erweiterungsbohrung 3,9 mm
Bettfräsung 4,25 mm Gewindeschnitt für 4,5 mm manuell
Einbringung mit chirurgischen Motor 50 U/min / Drehmoment 30 Ncm
Einbringung bis zum Implantathals mit dem Drehmomentschlüssel
Dekompression um 2 x 360° mit der Ratsche
Reimplantation maschinell mit 10 Ncm bei 50 Umdrehungen pro Minute
Im folgenden Bild sind die 3 Erweiterungsbohrer und der Bettfräser dargestellt:
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Anhang G: Quantile der t-Verteilung Quelle: Tabellenwerk Statistik Achim Klenke, Institut für Mathematik, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
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Anhang H: Nachweis fremder Bilddarstellungen
Bild 1 Schütz Dental GmbH
Bild 2a/2b Schütz Dental GmbH
Bild 5 Matysiak Medical GmbH HKM
Bild 6 Schütz Dental GmbH
Bild 8b MESANTIS Berlin
Bild 10a/10b MESANTIS Berlin
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Danksagung
Für die gemeinsame Entwicklung dieses interessanten Themas und die hilfreiche
Unterstützung bis zur Fertigstellung dieser Masterthesis möchte ich vor allem Herrn
Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Hendrik Terheyden, Chefarzt im Rot-Kreuz-Krankenhaus
in Kassel, danken.
Ein großer Dank für die Strukturierung dieser Masterthesis und die statistische
Aufarbeitung und Auswertung der Versuchsergebnisse gilt Mathematiker Herrn
Dr. Bernd Grahl.
Mein besonderer Dank gilt aber auch Herrn Hans-Jürgen Lichtenberg (t), Mitarbeiter
der Fa. Schütz Dental. Er bemühte sich vehement bei der Fa., dass letztendlich
ausreichend selbstschneidende Implantate sowie Implantate mit Gewindevorschnitt
und dessen Zubehör für die Versuchsserien bereitgestellt werden konnten.
Darüber hinaus möchte ich mich ebenfalls bei Herrn Matthias Manthee der
Fa. Implamant bedanken. Er veranlasste, dass die Fa. General Implants
aufgeschlossen und uneigennützig die entsprechenden Implantate und dessen
Zubehör für die Vor- und Hauptversuche zur Verfügung stellte.
Der experimentelle Teil hinsichtlich der Knochenauswertung wurde unter anderem
durch das Röntgeninstitut MESANTIS in Berlin durchgeführt Ich bedanke mich
deshalb für die wertvolle Unterstützung bei Herrn Prof. Dr. Axel Bumann.
Mein aufrichtiger Dank gilt meinem Vater, Herrn Konrad Köhler, der als
Werkzeugmacher einen mundhöhlensimulierten Modellkasten für die Versuche
konstruierte und anfertigte.
Vor allem aber möchte ich mich für die Hilfsbereitschaft und Mitarbeit bei meinen eige-
nen Praxisangestellten bei der Durchführung der Versuche bedanken.