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Explant test of skin and peritoneum of the neonatal ratas predictive test for the compatibility of localantiinfectives in wounds and body cavities

Summary. In vitro culture of peritoneal explants of neo-natal rats after previous application of agents simulatingwound antisepsis is a sensitive screening method for thedetermination of the tissue compatibility of local woundantiinfectives. Two test models are differentiated: (1)separated peritoneal explants as a model for chronic ordeep wounds and (2) peritoneum in situ in the experi-mental animal with subsequent extraction and cultiva-tion of the explants. Considering the present state ofknowledge the following conclusions can be drawn re-garding antisepsis of wounds: Lavasept (0.1 %) may beclassified as the agent of choice for deep and chronicwounds, for drip-suck irrigation and for antiinfective la-vage of body cavities inclusively for peritoneal lavage(0,05 %). Taurolidin is antiseptically effective in longterm application ( > 6 h), and because of its antitoxic ef-fect as well as lack of cytotoxicity it is especially suitablefor peritoneal lavage. Betaisodona solution is very wellsuited for superficial contaminated wounds and can beused in a dilution of 1 : 10 for short-term rinsing ofdeep wounds, including body cavities but not for perito-neal lavage. Ethanol causes no inhibition of explantgrowth and therefore retains its importance in woundantisepsis.

Key words: Antiseptics ± Explant test ± Tissue compati-bility ± Wound antisepsis.

Zusammenfassung. Als sensitive Screeningmethode zurErmittlung der Gewebeverträglichkeit lokaler Wundan-tiinfektiva eignet sich die Kultivierung von Peritone-alexplantaten neonataler Ratten in vitro nach vorheri-ger Substanzeinwirkung zur Simulierung der Wundanti-septik. Es werden 2 Prüfmodelle unterschieden: (1) se-parierte Peritonealexplantate als Modell für chronischebzw. tiefe Wunden und (2) Peritoneum in situ am Ver-suchstier mit anschlieûender Explantatgewinnung und

-kultivierung. Unter Berücksichtigung des aktuellenWissensstandes lassen sich folgende Schluûfolgerungenzur Wundantiseptik ableiten: Lavasept� ist 0,1 %ig alsWirkstoff der Wahl für tiefe bzw. chronische Wunden,zur Spül-Saug-Drainage und zur antiinfektiven Lavagevon Körperhöhlen einschlieûlich Bauchhöhle (0,05 %)einzuordnen. Bei Langzeitanwendung ( > 6 Std) istauch Taurolidin antiseptisch effektiv und durch seineantitoxische Wirkung sowie fehlende Cytotoxizität spe-ziell zur Peritonealspülung prädestiniert. Betaisodo-na�-Lösung ist für oberflächliche kontaminierte Wun-den geeignet, kann aber 1 : 10 verdünnt auch zur kurzfri-stigen Spülung tiefer Wunden einschlieûlich Körper-höhlen mit Ausnahme der Bauchhöhle angewendetwerden. Ethanol verursacht keine Explantathemmungund hat daher nach wie vor seine Bedeutung in Wund-antiseptika.

Schlüsselwörter: Antiseptika ± Explantationstest ± Ge-webeverträglichkeit ± Wundantiseptik.

Antiseptika, neuerdings nach ihrem Indikationsbereichals lokale Antiinfektiva bezeichnet [14], müssen unterder Voraussetzung ihrer antimikrobiellen Wirksamkeitausreichend gewebeverträglich sein.

Mit der Zielsetzung der Reduktion von Tierversu-chen [7] zur Prüfung der Wundverträglichkeit sollte eineinfach handhabbarer In-vitro-Test zur Voraussage derGewebeverträglichkeit lokaler Antiinfektiva für Wun-den bzw. zur Spülung von Körperhöhlen (z. B. Peritone-um, Mediastinum, Pleura, Bronchien, Nebenhöhlen)entwickelt werden. Anstelle des von Kallenberger et al.[10] mit Herzmuskelgewebe durchgeführten Explanta-tionstests werden als für die Wundantiseptik relevanteGewebe Haut und Peritoneum neonataler Ratten ein-gesetzt, nachdem in Vorversuchen deren Explantierbar-keit bestätigt werden konnte [16].

Klinik und ForschungÓ Springer-Verlag 1998

Chirurg (1998) 69: 840±845

Explantationstest mit Haut und Peritoneum der neonatalen Ratteals Voraussagetest zur Verträglichkeit lokaler Antiinfektivafür Wunden und KörperhöhlenA. Kramer1, V. Adrian1, P. Rudolph1, S. Wurster1 und H. Lippert2

1 Institut für Hygiene und Umweltmedizin (Direktor: Prof. Dr. A. Kramer) der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald2 Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäûchirurgie (Direktor: Prof. Dr. H. Lippert) der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

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Material und Methoden

Prüfsubstanzen

± Betaisodona�-Lösung [Mundipharma GmbH, Wirkstoff Poly(1-vinyl-2-pyrrolidon)-Iod-Komplex]± Chlorhexidindigluconat 2% (Laborherstellung durch Mundi-pharma GmbH)± absolutes Ethanol (Laborchemie Apolda bzw. Baker)± Lavasept�-Konzentrat [Fresenius AG, Wirkstoff Poly(hexame-thylenbiguanid)]± Octenisept� [Schülke & Mayr GmbH, Wirkstoff: 1,1�-Decame-thylenbis-(1,4-dihydro-4-(octylimino)-pyridin) in Kombinationmit Phenoxyethanol]± Polymyxin B ¹Pfizerª (Pfizer GmbH)± 2-Propanol (Merck AG)± Ringer-Lösung (Fresenius AG)± Skinsept� mucosa (Henkel Hygiene GmbH, Wirkstoffe: Chlor-hexidindigluconat, H2O2 und Ethanol)± Taurolin� Ringer 0,5% und Taurolin 2% (Thomae GmbH)

Versuchsdurchführung

Modell zur Prüfung von Wundantiseptika für tiefe bzw. chronischeschlecht heilende Wunden einschlieûlich Spül-Saug-Drainage:Bauchhaut und Peritoneum wurden in 1 mm � 1 mm groûe Stückezerschnitten, für die Dauer der Applikationszeit in der jeweiligenPrüflösung bzw. Ringer-Lösung (jeweils 1 ml für 12 Explantate) in-kubiert und dreimal in Ringer-Lösung gewaschen. Anschlieûendwurden die Gewebeteile in Nährmedium [MEM + 50% Jungrin-derserum + 1% Antibioticalösung (Penicillin und Streptomycin,Biochrom KG)], das auch für die Kultivierung benutzt wurde, fürmaximal 60 min zwischengelagert.

Modell zur Prüfung von Lösungen zur Körperhöhlenlavage: DieBauchdecke der Tiere wurde eröffnet und die zu prüfende Lösungbzw. Ringer-Lösung auf das unversehrte Peritoneum appliziert (s.oben). Nach der entsprechenden Einwirkungszeit wurde das Peri-toneum mit einer Pinzette vorsichtig leicht angehoben, ein jeweilsgleiches Areal herausgetrennt, gewaschen, zerteilt (s. oben) undkultiviert.

Kultivierung: Die Explantate wurden in 24-well-Kulturschalen(Costar) kultiviert. In jede Vertiefung kamen zwei Tropfen Medium(s. oben), ein Gewebestück wurde hineingelegt und nochmals vor-sichtig ein Tropfen Medium hinzugefügt. Nach 24 Std Inkubationbei 37�C in einer Gasatmosphäre von 95% Luft und 5% CO2 imCO2-Inkubator (Nunc, CNW 300TVBA) wurden 0,2 ml Mediumpro Explantat hinzugefügt; zu diesem Zeitpunkt hafteten die Ex-plantate fest am Kulturgefäûboden und die ersten Zellen waren be-reits ausgewachsen. Daran schloû sich eine 9tägige Kultivierung an.

Auswertung: Am 10. Tag wurden die kultivierten Explantate mitRinger-Lösung gespült, 10 min mit absolutem Ethanol fixiert und5 min mit Hämalaun (Merck) gefärbt. Die Auswachszone wurdebei 10 facher Vergröûerung stereomikroskopisch durch Auflegender Kulturschalen auf Millimeterpapier ermittelt. Die Wachstums-fläche (mm2) wurde pro mm2 Ausgangsgewebe berechnet. Bewer-tet wurden:

Explantationsrate [%] =

Zahl der behandelten Explantate mit WachstumZahl der Kontrollexplantate mit Wachstum

× 100

Wachstumsrate [%] =

Zellwachstumsfl�ache aus behandelten ExplantatenZellwachstumsfl�ache aus Kontrollexplantaten

× 100

Die statistische Auswertung erfolgte mit Hilfe des U-Tests nachMann und Whitney.

Ergebnisse

Modell für tiefe bzw. schlecht heilende chronischeWunden

Die günstigsten Resultate wurden mit Lavasept� 0,2bzw. 0,1 %ig Taurolin� Ringer 0,5 % und Taurolin 2 %sowie mit Betaisodona�-Lösung unverdünnt erzielt.Nach 5- und 1minütiger Einwirkung ergaben sich zwi-schen der Anwendung von Betaisodona�-Lösung undLavasept� 0,2 %ig keine Unterschiede hinsichtlich derExplantationsrate aus Haut- und Peritoneumexplanta-ten. Die Wachstumsrate war dagegen bei beiden Einwir-kungszeiten und Geweben mit Betaisodona�-Lösungund Taurolin 2% signifikant geringer als nach Behand-lung mit Lavasept� 0,2%. Bei 30minütiger Expositionwurde die bessere Gewebeverträglichkeit von Lava-sept� im Vergleich zu PVP-Iod auch anhand der Ex-plantationsrate der Peritoneumstücke deutlich (Tabel-le 1). Als ebenfalls gut verträglich während 1minütigerAnwendung erwiesen sich am Peritoneum 70- und80%iges Ethanol, während 60%iges Isopropanol dieWachstumsrate um etwa die Hälfte verringerte (Tabel-le 1). Taurolin� Ringer 0,5 % führte zu keiner Beein-trächtigung der Explantation (Tabelle 1). Chlorhexidin-digluconat, 0,5 %ig, unterdrückte jegliches Zellwachs-tum. In der üblicherweise bereits unter der zur Wundan-tiseptik liegenden Konzentration von 0,05 % verminder-te dieser Wirkstoff das Wachstum um nahezu die Hälfte.Bei gleicher Einwirkungszeit von Skinsept� mucosa, das0,3 % Chlorhexidindigluconat enthält, wuchsen ausetwa einem Drittel der Explantate Zellen aus (Tabel-le 1). Bei Octenisept� war selbst nach nur 30 s Einwir-kung kein nennenswertes Zellwachstum zu beobachten(Tabelle 1). Stellvertretend für systemische Antiinfekti-va wurde das Antibioticum Polymyxin, das 1 %ig zurWundspülung verwendet wird, geprüft. Seine Gewebe-toxizität korrelierte mit der Einwirkungszeit. Währendnach 1 min aus allen behandelten Gewebestücken Zel-len auswuchsen, war das Wachstum nach 5minütigerEinwirkung nahezu vollständig unterdrückt (Tabelle 1).

Körperhöhlenmodell

Peritoneum reagierte erwartungsgemäû empfindlicherals Bauchhaut. Nach 20minütiger Exposition mit Beta-isodona�-Lösung bzw. Lavasept� waren sowohl Explan-tations- als auch Wachstumsrate um nahezu die Hälftereduziert. Durch Octenisept� wurde das Wachstumkomplett unterdrückt (Tabelle 2). Bei Verkürzung derEinwirkungszeit auf 5 min lieû sich für Lavasept� einebessere Gewebeverträglichkeit nachweisen. Die Wachs-tumsraten nach zeitgleicher Behandlung mit Betaisodo-na�-Lösung und mit 0,3% Chlorhexidindigluconat la-gen niedriger (Tabelle 2). Nach 1minütiger Einwirkungwaren für Betaisodona�-Lösung, Lavasept�, Skinsept�

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mucosa und 0,3%iges Chlorhexidindigluconat Explan-tationsraten von 100% und für Octenisept� von 86%zu verzeichnen. In bezug auf die Wachstumsraten unter-schied sich nur die von Octenisept� signifikant von dervon Lavasept� (Tabelle 2).

Diskussion

Bedeutung des Prüfmodells als Voraussagetest

Zur Ermittlung der Verträglichkeit lokaler Antiinfekti-va für den Indikationsbereich der Wundantiseptik bzw.antiseptischen Lavage von Körperhöhlen bedarf es ei-

nes abgestuften Prüfvorgehens, bevor die klinische Prü-fung am Menschen begonnen werden kann. Die im Me-thodikteil vorgenommene Modellbildung erscheint fürein Screening zur orientierenden Voraussage der Wund-verträglichkeit u.E. vertretbar, wenn man die In-vitro-Ergebnisse mit tierexperimentellen und klinischen Be-funden vergleicht:

± Betaisodona�-Lösung wird seit Jahrzehnten erfolg-reich zur kurzfristigen Behandlung (1±4 Tage) ober-flächlicher Wunden (traumatisch oder operativ) einge-setzt und hat hierbei den Vorteil des im Vergleich zu La-vasept� rascheren Wirkungseintritts [32]. Die gute Ver-träglichkeit von Lavasept� im Wundmodell, wie sie ins-besondere bei längerer Exposition zum Ausdruckkommt, findet ihre Bestätigung bei einem Vergleich mitBetaisodona�-Lösung an experimentellen Wundenbeim Meerschweinchen [10] und stimmt mit klinischenErfahrungen überein [5, 11, 13, 18, 24, 35]. Auch im Phy-totoxizitätstest an Kresse-Samen war Lavasept� Beta-isodona�-Lösung an Verträglichkeit signifikant überle-gen [19]. Bei vorgesehener Anwendung auf stark bluten-den Wunden ist die höhere In-vitro-Wirksamkeit vonLavasept� ab 20% Blutbelastung im Vergleich zu Beta-isodona�-Lösung als ein weiterer Vorteil anzusehen [32].

± Auch im In-vitro-Modell zur Körperhöhlenspülung istLavasept� der Betaisodona�-Lösung an Verträglichkeitüberlegen. Das steht in Übereinstimmung zu tierexperi-mentellen Befunden, wonach durch Betaisodona�-Lö-sung bei Anwendung zur Peritoneallavage Fettgewebe-nekrosen induziert wurden [9], während Lavasept� zurPeritoneallavage am Menschen erfolgreich angewendetwird [34]. Weniger empfindliche Körperhöhlen wurdenmit 1 : 10 verdünnter Betaisodona�-Lösung mit klinisch

A. Kramer et al.: Explantationstest mit Haut und Peritoneum der neonatalen Ratte842

Tabelle 1. Zellwachstum aus Explantaten von Haut und Perito-neum neonataler Ratten nach Wirkstoffeinwirkung auf die Ex-plantate (Modell für tiefe bzw. schlecht heilende chronische Wun-den)

Präparat(Einwirkungszeit)

ZahlderExplant.

Explanta-tionsratea

[%]

Wachs-tumsratea

[%]

Haut (5 min)Betaisodona�-Lösung unv. 72 81,3 39,5*0,2 % Lavasept� 48 100 78,4

Haut (1 min)Betaisodona�-Lösung unv. 96 87,7 47,3*0,2 % Lavasept� 72 95,5 76,6Octenisept� unv. 24 40,9 2,7*

Peritoneum (30 min)Betaisodona�-Lösung unv. 48 49,4 25,70,2 % Lavasept� 96 96,9 24,20,1 % Lavasept� 48 100 24,70,05% Lavasept� 48 100 48,1Octenisept� unv. 24 0 0

Peritoneum (5 min)Betaisodona�-Lösung unv. 96 98,9 42,4*0,2 % Lavasept� 120 99,2 62,710% Octenisept� 48 16,7 einzelne

Zellen1% Polymyxin B 24 25,0 3,7*Skinsept� mucosa unv. 28 0 0

Peritoneum (2 min)60% Isopropanol 24 44,3 14,5

Peritoneum (1 min)Betaisodona�-Lösung unv. 120 100 62,5*0,5 % Chlorhexidindigluconat 24 0 00,05% Chlorhexidindigluconat 47 91,5 59,180% Ethanol 24 95,8 71,070% Ethanol 48 100 73,50,2 % Lavasept� 120 98,0 77,40,1 % Lavasept� 24 100 71,060% Isopropanol 48 81,3 49,5*1% Polymyxin B 24 100 35,5*Skinsept� mucosa unv. 28 35,9 3,2*Taurolin� Ringer 0,5% 12 100 103,6Taurolin� 2% 47 97,9 50,0

Peritoneum (30 s)10% Octenisept� 24 0 0a Jeweilige Kontrollen (Ringer) = 100%* Signifikant verschieden gegenüber 0,2 % Lavasept bei gleicherEinwirkungszeit (U-Test), p < 0,05unv. = unverdünnt

Tabelle 2. Zellwachstum aus Peritonealexplantaten neonatalerRatten nach Wirkstoffapplikation auf das Peritoneum (Körper-höhlenmodell)

Präparat(Einwirkungszeit)

ZahlderExplant.

Explanta-tionsratea

[%]

Wachs-tumsratea

[%]

(20 min)Betaisodona unv. 48 75 (95)b 29,0 (96)b

0,2 % Lavasept 48 90 (100)b 32,3 (102)b

(5 min)Betaisodona unv. 24 83 29,7*0,3 % Chlorhexidindigluconat 24 100 38,1*0,2 % Lavasept 48 91 84,7

(1 min)Betaisodona unv. 72 96 67,60,3 % Chlorhexidindigluconat 24 100 93,30,2 % Lavasept 72 100 86,5Octenisept unv. 24 86 24,9*Skinsept mucosa unv. 24 100 100a Jeweilige Kontrollen (Ringer) = 100%* Signifikant verschieden gegenüber 0,2 % Lavasept bei gleicherEinwirkungszeit (U-Test), p < 0,05unv. = unverdünntb Wachstum und Flächenausdehnung (x

_) von Bauchhautexplanta-

ten

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günstigen Ergebnissen gespült [8, 22, 30], was in Über-einstimmung zu den In-vitro- und ebenso zu tierexperi-mentellen Befunden steht [23].

± Auf Grund der Ergebnisse im Wundmodell kommtChlorhexidin bestenfalls für eine kurzfristige Anwen-dung auf Wunden in Betracht, da selbst in 0,05 %igerKonzentration die Toxizität für kultivierte humane epi-dermale Zellen und Mikroorganismen in einem kombi-nierten Assay identisch war [4]. Die höhere Cytotoxizi-tät von Chlorhexidin im Vergleich zu Betaisodona�-Lö-sung findet ihre Bestätigung in tierexperimentellen Mo-dellen [3, 21].

Zwischen Haut- und Peritonealexplantaten ist kein si-gnifikanter Unterschied in der Sensitivität auf Prüfsub-stanzeinflüsse feststellbar. Insofern erscheint es in Fort-führung der Untersuchungen und im Interesse einerweiteren Einsparung von Tieren sinnvoll, von demsel-ben Tier zur Prüfung der Wundverträglichkeit Hautex-plantate und für das Körperhöhlenmodell Peritoneumeinzusetzen.

Als Grundlage für eine Einordnung von Ergebnissendes Explantationstests erscheint folgende Betrachtungs-weise logisch:

± Präparate bzw. Wirkstoffe, die sich in geeigneten Ver-dünnungen durch eine vergleichbare Verträglichkeitund Wirksamkeit wie Lavasept� 0,1 %ig auszeichnen,kommen für eine Anwendung auf schlecht heilendenProblemwunden in Betracht.

± Für eine kurzfristige Anwendung auf oberflächlichenWunden sollte die Verträglichkeit von Betaisodona�-Lösung unverdünnt als Vergleichsstandard erreicht wer-den.

± Bei Kombination mit wundheilungsfördernden Zusät-zen können auch Wirkstoffe wie Chlorhexidin kurzfri-stig angewendet werden [15], sind jedoch nicht alsWundantiinfektiva der Wahl einzuordnen. Im Unter-schied dazu ist sowohl für Chlorhexidin als auch fürOctenidin die Anwendung auf Schleimhäuten effektivund ohne cytotoxische Risiken.

Schluûfolgerungen zum Indikationsbereichpraxisrelevanter antiseptischer Wirkstoffebzw. Präparate

Bei gleichzeitiger Berücksichtigung tierexperimentellerund klinischer Ergebnisse lassen sich folgende Empfeh-lungen ableiten:

± Lavasept� ist als Wirkstoff der Wahl zur antiinfektivenWundbehandlung akuter und chronischer Wunden ein-schlieûlich Anwendung zur Spül-Saug-Drainage undzur antiinfektiven Lavage von Körperhöhlen einzuord-nen. Bei der Anwendung ist zu berücksichtigen, daûdie im quantitativen Suspensionstest geforderte Keim-zahlverminderung um 5 log-Stufen in Abhängigkeit

vom Prüfkeim erst nach 10±25 min erreicht wird [32].Zur Lavage und wiederholten Anwendung auf Wundenist 0,1 % Lavasept�, zur Peritoneallavage 0,05% Lava-sept� in Ringer-Lösung effektiv und verträglich. Initialkann bei verschmutzten und stark vereiterten Wundenmit 0,2 % Lavasept� begonnen werden.

± Taurolidin weist insofern eine Besonderheit im Ver-gleich zu anderen Antiinfektiva auf, als es auf Grundseines Wirkungsmechanismus einer langsamen Formal-dehydabspaltung [26] in vitro die erforderliche bacte-riocide Wirksamkeit (Reduktionsfaktor > 5 log) erstnach Einwirkungszeiten zwischen 6 und 24 Std entfaltet[29]. Damit ist eine antiseptische Effektivität nur beiLangzeitapplikation, z. B. bei kontinuierlicher Spül-Saug-Drainage der lavagebedürftigen Peritonitis, alsMonotherapie oder in Kombination mit antimikrobiel-len Chemotherapeutica erreichbar. Taurolidin wird auf-grund der geringen Molekülgröûe rasch resorbiert, wor-aus eine Wirksamkeit auch in der Tela subserosa resul-tiert. Zusätzlich zur antiseptischen Wirksamkeit [31]gilt als eigentlicher Angriffspunkt von Taurolidin derProteinanteil des Protein-Lipopolysaccharid-Komple-xes von Bakterien und Pilzen. Die Zellwandanteile wer-den chemisch vernetzt, so daû eine Freisetzung von Sep-sismediatoren (TNF-alpha, Interleukin-1) reduziertwerden soll. Experimentell konnte gezeigt werden, daûdie intraperitoneale oder systemische Gabe von Tauro-lidin sowohl die sepsisinduzierten Serumspiegel vonTNF-alpha und Interleukin-1 senkt als auch die Überle-bensrate nach Peritonitisinduktion signifikant erhöht [1,2, 25, 27, 33]. Toxische Wirkungen einer Behandlung mitTaurolin�2 %-Lösung sind bisher nicht beschrieben[20]. In Übereinstimmung dazu waren bei Prüfung inder Monolayerzellkultur mit humanen Amnionzellen,einem weitaus empfindlicheren Prüfmodell als der Ex-plantationstest [17], selbst bei komplettem Ersatz desZellkulturmediums (MEM) durch Taurolin�2%-Lö-sung keinerlei cytotoxische Wirkungen im Vergleichzur Kontrolle feststellbar. Im Explantationstest wurdeTaurolin� Ringer 0,5 % komplett toleriert (tendentiellsogar geringe Wachstumsförderung).

± Betaisodona�-Lösung ist auf Grund ihrer raschen So-fortwirkung und der in vitro nachgewiesenen Inhibitionvon Entzündungsmediatoren (Expression bakteriellerExotoxine, Hemmung überschieûender Mediatorfrei-setzung, Verringerung humaner Immuneffektorzellen,Inaktivierung gewebezerstörender Enzyme [12]) alsWirkstoff der Wahl für oberflächliche Wunden anzuse-hen, kann aber auch zur kurzfristigen Spülung tieferWunden einschlieûlich Körperhöhlen (z. B. bei Pleura-empyem), in diesem Fall 1 : 10 verdünnt, mit guten Re-sultaten angewendet werden [6, 22, 30]. Allerdings sindbei Iodophoren die bekannten Anwendungseinschrän-kungen bzw. Kontraindikationen zu beachten.

± Ethanol kann prinzipiell auf Wunden angewendetwerden (z. B. stützen die In-vitro-Befunde seine An-wendung zur Nabelschnurantiseptik), wird dafür ausAkzeptanzgründen (Brennen) jedoch nur im Ausnah-

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mefall in Betracht kommen. Isopropanol ist nicht alsBestandteil lokaler Wundantiinfektiva zu empfehlen.

± Polymyxin wurde im Modell für tiefe bzw. chronischeschlecht heilende Wunden nicht so gut toleriert wie La-vasept�, Taurolin�, Ethanol oder Betaisodona�. Damitwird zugleich unterstrichen, daû moderne lokale Antiin-fektiva Antibiotica nicht nur bzgl. ihrer mikrobiocidenWirkungsweise und fehlenden mikrobiellen Resistenz-entwicklung überlegen sind, sondern diese auch an Ver-träglichkeit übertreffen können. Diese Untersuchungenwerden mit weiteren Antibiotica fortgeführt.

± Der ausgeprägten In-vitro-Toxizität von Octenisept�

scheinen klinische Erfahrungsberichte einer antisepti-schen Primärversorgung von Schürf-, Biû- und Schnitt-wunden, der Anwendung 1 : 1 verdünnter Lösung beischwerer Verbrennung sowie 1 : 5 verdünnter Lösungzur Abdominalspülung zu widersprechen [28]. Zur wei-teren Abklärung sind u. E. placebokontrollierte Dop-pelblindstudien unerläûlich. Solange diese nicht vorlie-gen, ist die therapeutische Anwendung auf chronischenund schlecht heilenden Wunden nicht zu verantworten.

± Chlorhexidin ist tendenziell etwas verträglicher alsOctenisept� und kurzfristig auf oberflächlichen Wun-den anwendbar. Sofern dieser Wirkstoff mit geeignetencytoprotektiven Zusätzen kombiniert wird ± z. B. mitHeilbuttleberöl [15] oder mit Milchsäure und H2O2 wieim Präparat Skinsept� mucosa ±, kann die Verträglich-keit verbessert werden (vgl. Tabelle 2). Hierzu ist einegenauere Abklärung bei längeren Einwirkzeiten erfor-derlich.

Der Vollständigkeit halber soll darauf hingewiesen wer-den, daû Farbstoffe, quecksilberorganische Verbindun-gen, Tosylchloramidnatrium und Quats sowohl wegenunzureichender Wirksamkeit als auch aus toxikologi-schen Gründen als ungeeignet für eine Wundantiseptikeinzuordnen sind.

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A. Kramer et al.: Explantationstest mit Haut und Peritoneum der neonatalen Ratte844

Page 6: Explantationstest mit Haut und Peritoneum der neonatalen Ratte als Voraussagetest zur Verträglichkeit lokaler Antiinfektiva für Wunden und Körperhöhlen

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Prof. Dr. A. KramerInstitut für Hygiene und Umweltmedizinder Ernst-Moritz-Arndt-UniversitätHainstraûe 26D-17487 Greifswald

A. Kramer et al.: Explantationstest mit Haut und Peritoneum der neonatalen Ratte 845

Buchbesprechungen

Management of Extracranial Cerebrovas-cular Disease. Hrsg.: K. D. Calligaro, D. A.De Laurentis, W.H. Baker. Hagerstown:Lippincott-Raven. 240 S., ISBN 0-397-51655-X, $ 109.25.

Unter der Mitarbeit von 38 US-amerikani-schen Autoren wurde ein informatives undübersichtlich gestaltetes Büchlein auf denMarkt gebracht, das die Kluft zwischen Ori-ginalarbeiten und umfangreichen Lehrbü-chern schlieût.

Das Buch gliedert sich in drei Teile: InTeil I werden Arbeiten zur Kostenredukti-on in der Carotischirurgie, zur Carotischir-urgie ohne präoperative Angiographie, zurEffektivität einer Thrombocyten-funktions-hemmenden medikamentösen Therapie so-wie zur Abschätzung des kardialen Risikosvorgelegt.

Der zweite Teil befaût sich mit den der-zeitigen Indikationen zur Carotisrekon-struktion unter besonderer Berücksichti-gung der asymptomatischen Carotisstenose,der Simultanoperation von Carotis-TEAund Coronarbypass und der Frage, zu wel-chem Zeitpunkt nach einem bereits stattge-habten Schlaganfall eine Operation sicherdurchgeführt werden kann. In einem weite-ren Kapitel wird zu möglichen Indikationeneiner interventionellen Therapie (PTA/Stent) Stellung genommen.

Der dritte Teil ist am umfangreichstenmit ca. 100 S. und befaût sich mit Fragender chirurgischen Technik. Hier finden sichu.a. Arbeiten zur operativen Technik beider Aortendissektion im Bereich des Aor-tenbogens, der Patch-Plastik nach Carotis-TEA, zum Glomustumor und zu der Frage,ob bei Mehrgefäûerkrankungen das Risiko

der elektiven Carotis-TEA erhöht ist. Wei-tere Themen umfassen die Regionalanaes-thesie, das selektive Shunting, den Stellen-wert des transkraniellen Dopplers und diechirurgische Therapie der vertebrobasilä-ren Insuffizienz.

Alle Arbeiten sind übersichtlich gestal-tet, gut illustriert und mit einem ausführli-chen Literaturverzeichnis versehen. Selbst-verständlich kann in einem Büchlein vonca. 200 S. nicht das gesamte Thema der ce-rebrovasculären Insuffizienz und seinerchirurgischen Therapie umfassend abge-handelt werden. So fehlt im Kapitel zurchirurgischen Technik eine Arbeit zurTechnik der Carotis-TEA (konventionelleTEA, Eversions-TEA) und eine Arbeitzum Stellenwert der intraoperativen Kon-trollverfahren (Angiographie, Duplex-So-nographie). Im zweiten Teil fehlt eine Über-sichtsarbeit zur Indikation bei der sympto-matischen Carotisstenose, möglicherweisewird dieses jedoch als Allgemeinwissen vor-ausgesetzt. Insgesamt ein sehr gelungenes,handliches Büchlein, das allen Gefäûchirur-gen und sonstigen ¹cerebrovasculär Interes-siertenª sehr empfohlen werden kann.

H.-H. Eckstein (Heidelberg)

Fortschritte beim kolorektalen Karzinom.Hrsg.: H. J. Buhr, C.-T.Germer. Heidelberg:Barth, Hüthig 1998. 2 CD-ROM mitBooklet, (ISBN 3-335-00548-1), DM 98,±.

Dieses Buch präsentiert sich als Multime-diapaket. Es handelt sich dabei um eineAufzeichnung der Vorträge vom 21. Sympo-sium ¹Aktuelle Chirurgie in Berlinª aus

dem Jahr 1996. Der Zuhörer bekommt si-multan die Vorträge mit den gezeigten Dia-positiven präsentiert.

Durch die Auswahl der Referate unddie thematische Gliederung gelang es, einumfassendes Bild des aktuellen Standesder Wissenschaft zum Thema ¹kolorektalesKarzinomª aufzuzeichnen. So werden mo-derne Untersuchungstechniken und neueOperationsmethoden in eine schlüssige Sy-stematik eingegliedert und bewertet. ImAbschnitt ¹Multimodale Therapiekonzep-teª wird der zunehmenden Bedeutung in-terdisziplinärer Zusammenarbeit Rech-nung getragen.

Die benutzerfreundliche Aufmachungdes Programms mit einem ausführlichen In-haltsverzeichnis gestattet ein schnelles Auf-finden des gesuchten Themas mit den Ori-ginalbildern und der zugehörigen Tonse-quenz. Das Fehlen der Diskussionsbeiträgeund einer zusammenfassenden und kom-mentierenden Wertung zwingt den Leserzu einer eigenen Meinung.

Insgesamt handelt es sich um eine neueund damit ungewohnte Lektüre. Sie gestal-tet sich etwas zeitintensiv und erforderthohe Konzentration durch die sich wieder-holenden Begrüûungsformeln und die teil-weise mäûige Tonqualität. Die Zukunftwird zeigen, inwiefern derartige Medienauf dem Markt Fuû fassen können.

W. Hohenberger (Erlangen)