extremadura - download.e-bookshelf.de · Valle del Jerte. Links und rechts stellen Kirschbäume...
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Reise-Taschenbuchextrem
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Noch mehr aktuelle Reisetipps von Jürgen Strohmaier und News zum Reiseziel finden Sie auf www.dumontreise.de/extremadura.
Ihre Reisekarte steckt hinten im Buch
Schon der erste Blick begeistert, wenn sich der weite Himmel über die scheinbar endlose Landschaft wölbt. In der dünn besiedelten, nahezu unberührten Natur sind mehr als 300 Vogelarten heimisch oder überwintern hier, darunter 130 000 Kraniche. Wer wäre nicht begeistert von den grünen Wiesen, knorrigen Olivenbäumen, blauen Seen, sanften Bergen, wilden Gebirgen? Und von den verschlafenen Dörfern und historischen Städten, die wie dazwischengeworfen wirken. Weitgehend unverändert blieben ihre Silhouetten, gezeichnet von den Palästen der Eroberer des 15. und 16. Jahrhunderts. Die Extremadura ist ein stilles Paradies, wie es in Europa selten geworden ist.
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P O R T U G A L
A N D A L U S I E N
S P A N I E N
E X T R E M A D U R A
K A S T I L I E N -
L A M A N C H A
KASTILIEN UND LEÓN
M A D R I D
Arroyode la Luz
Malpartidade Cáceres
Piedrabuena
Azagala
NogalesFeria
Salvatierrade los Barros
Fuente deCantos
Casas de Reina
Hornachos
Alange
Castuera
Zalameade la Serena
Medellín Don BenitoMontijo
Mialadas
Pueblade Alcocer
La Garganta
Abadía
Jarandillade la VeraYuste
Jaraiz dela Vera
GalisteoNavalmoralde la Mata
Coria
Garrovillas
Brozas
Alburquerque
Portalegre
Elvas
Reina
Azuaga
Moraleja
Alcántara
Valenciade Alcántara
Olivenza
Zafra
Llerena
Villafrancade los Barros
Almendralejo
Villanuevade la Serena
Plasencia
Badajoz
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Río Tajo
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Embalse deBorbollón
Embalse deGabriel y Galán
Río Tiétar
Embalse deGarcía de Sola
Embalse deCijara
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Río Gargál
Embalse dela Serena
Embalse deProserpina
Río Guadiana
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Embalse deAlange
Las HurdesS. 124
HervásS. 117
Parque Nacional de MonfragüeS. 88
TrujilloS. 73
GuadalupeS. 221
MontánchezS. 43
CáceresS. 45
MéridaS. 17
Monasterio de TentudíaS. 196
Jerez de los CaballerosS. 187
10 Highlights in der Extremadura 0 50 km25
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Jürgen Strohmaier
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Das Grab der Gräfin Cadillac in Beton
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Tapa
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Eigentlich Portugal
Welch’ hübsche Plätze
Halt den Lauf der Sonne an
Überflieger
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Extremadura — das stille Spanien. Mal eben drüber-fliegen über unberührte Berge und weite Eichenhaine, über uralte Städte und unentdeckte Dörfer.
Jaraiz de la Verao
Guadalupeo
Parque Nacionalde Monfragüe
Valle del Jerte
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La Siberia
Puebla de Alcocer o
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Ist hier Japan?
Scharf!Unter Geiern
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Welteroberung
Lecker Schinken
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Gigant der Extremadura
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Achtung Inquisition
Sehr, sehr einsam
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Querfeldein
In der Ruhe liegt die Kraft
Auf den ersten Blick mag die Extrema-dura etwas provinziell erscheinen. Und wahrscheinlich ist sie es auch. Aber hat das nicht auch seinen Reiz? Mal ein paar Gänge runterschalten. Planschen in einem Naturschwimmbad, eingefasst von hohen Felsen und dunklen Wäl-dern. Oder Sonnenbaden am Strand; zwar ohne Meer, doch entlang großer Seen. Wandern über Blumenwiesen, durch schier endlose Eichenhaine. Und selbst die seit 500 Jahren beinahe un-veränderten Zentren von Cáceres und Trujillo präsentieren sich in aller Stille.
Alle Vögel sind schon daMérida wird von einem Storch regiert. In den Lüften schweben Adler, Geier, Milane. 130 000 Kraniche zieht’s jeden Winter in die Eichenwälder. Und mit ihnen Tausende Birdwatcher, verstreut über das weite Land. Mit einem ge-meinsamen Treffpunkt: Regionalstraße EX-208, km 28. Warum? Gegenüber erhebt sich der »Geierfels«.
Paläste aus purem GoldWas ist denn das? Eine Festung oder ein Palast? Antwort: Beides in einem. Reich geworden waren die Pizarros und die Cortéz, jene berühmten Eroberer Amerikas. Reich geworden mit geraub-tem Gold, auf dem Rücken versklavter Völker. Ihren Wohlstand verprassten sie in der alten Heimat, z. B. durch den Bau luxuriöser Wehrburgen, die sie nebenbei vor rivalisierenden Familien schützten. Denn so ganz vom Krieg konnten sie nie so recht lassen.
Nahezu jeder größere Ort der Extremadura hat eine »Plaza Mayor«. Ein Spaziergang über diesen zentral gelegenen Platz gehört ebenso zu den allabendlichen Ritualen der Extremeños wie ein Glas Bier in der Bar. Dazu passen Oliven vor dem Abendessen.
Fundstücke — zwischen Eichenhainen, rauen Bergen und stillen Seen, Dörfern und Städten voller Historie. Spanien en miniature – nur die Touristenmassen fehlen. Zum Glück.
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Geliebtes SchweinEr hängt als Keule von der Decke der Bars und ist auch in den Gourmet-tempeln unverzichtbar: Der Jamón Ibérico. Ganz frisch und hauchdünn wird der Eichelschinken vor den Augen der Gäste aufgeschnitten. Einen solchen Schinken gibt es weltweit nicht noch mal. Sagen die Einheimischen, die ihn zum Symbol ihres Landstrichs gemacht haben. Aber genug geschrie-ben. Probieren geht über Studieren.
WehrhaftAuf dem Hügel steht die Burg, zu Fü-ßen lebten die Menschen gut geschützt vor dem portugiesischen Feind, aus dem mittlerweile der befreundete Nachbar wurde. Und aus den Befes-tigungen wurden Besuchspunkte für Urlauber. Auf einen Sprung zum
NachbarnWarum nicht mal in Portugal vor-beischauen? Die Zusammenarbeit der beiden Nachbarn ist hervorragend, die Tourismusämter im grenznahen Gebiet, ›Raya‹ genannt, machen sogar Werbung für die Gegenseite. Aller-dings: Tapa-Bars gibt’s dort keine. Und wer alles auf einmal haben will, schaut sich Olivenza an, das ist Portugal in Spanien.
Weißt du, wie viel Sternlein stehen? Am Himmel über dem Monfragüe-Park unzählige! So sauber ist dort die Luft, dass die UNESCO ihn zum Lichtschutzgebiet auserkoren hat.
Das HäppchenEiner Tapa kann kaum ein Extremeño widerstehen. Deshalb ist auch für jeden Geschmack etwas dabei – vom fetttriefenden Ausgebackenen bis zum kalorienarmen, glutenfreien Appetithappen.
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Der arme Baum, hoffentlich hält er durch. Aber Störche wissen eben, wo sich’s schön leben lässt – in der Extremadura.
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9Inhalt 2 Senkrechtstarter 4 Überflieger 6 Querfeldein
Vor Ort
Mérida und Umgebung 14
17 Mérida 27 Lieblingsort Plaza de España 34 Tour Durch Korkeichenwälder
zu einem uralten Stausee 36 Alange 38 Zugabe Der Zukunft zugewandt
Cáceres und Umgebung 40
43 Dolmen de Lácara 43 Santa Lucía del Trampal 43 Montánchez 45 Cáceres 55 Lieblingsort Klostergarten der
Iglesia de San Francisco Javier 65 Tour Kunstwelten und
archaische Landschaften
68 Malpartida de Cáceres und Los Barruecos
69 Zugabe Nonnen haben gut lachen
Trujillo und Parque Nacional de Monfragüe 70
73 Trujillo 76 Lieblingsort Plaza Mayor
in Trujillo 80 Tour Eine Kirche erzählt
Geschichte(n) 88 Parque Nacional
de Monfragüe 90 Tour Durch mediterrane
Pflanzenwelt zu 5-Sterne-Ausblicken
93 Lieblingsort Geierfelsen im Nationalpark Monfragüe
95 Zugabe Ein Schweinehirte zerstört das Inkareich
Plasencia und der Norden 96
99 Plasencia 104 Tour Ein überaus kritisches
Chorgestühl
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10 Inhalt
108 La Vera 109 Tour Auf den Spuren der Vuelta 111 Jarandilla de la Vera 112 Tour Das Ende eines deutschen
Kaisers 115 Valle del Jerte 117 Durch das Valle del Ambroz 117 Hervás 121 Tour Immer am Bergbach
entlang 124 Las Hurdes 125 Tour Zu Fuß zur Flussschleife
nach Kastilien 126 Lieblingsort Meandros del
Río Alagón 128 Tour Unberührte Natur,
abgelegene Dörfer 130 Sierra de la Gata 132 Tour Unter wilden Kastanien
auf die Passhöhe 134 Coria 138 Zugabe »Tierra sin Pan« –
Land ohne Brot
Badajoz und die Raya 140
143 Alcántara und Umgebung 146 Tour Am schönsten ist die Pause 147 Parque Natural Tajo
Interna cional 148 Valencia de Alcántara 149 Tour Auf Schmugglerpfaden ins
Nachbarland 150 Alburquerque 152 Tour Ausflug in die Steinzeit
154 Badajoz 161 Lieblingsort Plaza de la
Soledad von Badajoz 162 Tour Natur mitten in der Stadt 167 Olivenza 173 Zugabe Ein Blick von drüben
Zafra und die südlichen Sierras 174
177 Almendralejo 177 Auf dem Weg nach Zafra 178 Tour Statt Stierkampf auf zu
einer süffigen Weinprobe 180 Lieblingsort Burgruine von
Feria 181 Zafra 187 Jerez de los Caballeros 190 Fregenal de la Sierra 192 Tour Der diskrete Charme der
Aristokratie 196 Monasterio de Tentudía
Parkähnliche Landschaften aus Stein- und Korkeichen bedecken 35 % der Extremadura.
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Inhalt 11
198 Llerena 202 Tour Sturm auf die arabische
Festung 204 Tour Abenteuer Alltagsleben 207 Regina und Reina 208 Azuaga 209 Zugabe Straße frei für den
Luchs
Guadalupe und der mittlere Osten 210
213 Hornachos 214 Zalamea de la Serena 215 Castuera 216 Don Benito 216 Medellín 218 Sierras de Serena und Siberia 220 Orellana la Vieja 221 Guadalupe 226 Lieblingsort Parador
von Guadalupe 228 Tour Auf Pilgers Spuren durch
stille Berglandschaften 231 Sierra de las Villuercas 232 Los Ibores 233 Zugabe Und du heißt
Christoph!
Das Kleingedruckte 234 Reiseinfos von A bis Z 248 Sprachführer 250 Kulinarisches Lexikon
Das Magazin 254 Die iberische Wirbelsäule 257 Prozession der Kapuzenträger 260 Zu Stein gewordene Geschichte 262 Unter Geiern 266 »Wir fördern Innovation« 270 Sünden im Umweltparadies 273 Die Emanzipation von Marien
und Mönchen 276 Eine Jungfrau erobert die Welt 278 Das zählt 281 Reise durch Zeit & Raum 284 Tod in der Extremadura 286 Das große Schmatzen 290 »Zuweilen mache ich spinnerte
Dinge« 294 Leben im Naturparadies
298 Register 303 Autor & Impressum 304 Offene Fragen
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Vor
Ein hochsommerliches Vergnügen bildet das Planschen in den Naturbädern der wasserreichen Bergregionen.
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Mérida und UmgebungIn Saus und Braus — lebten die Römer im Vergnügungs-zentrum. Heute schieben sich die angesagtesten Tapa-Bars vor antike Steinbögen. Lieblingsspeise zum Glas Bier ist der dünn geschnittene iberische Schinken.
Seite 17Mérida sIn Saus und Braus sollten die römischen Veteranen in der Ex-tremadura die Friedens-zeiten erleben, also ließ Kaiser Augustus für sie eine moderne Haupt-stadt mit Vergnügungs-zentrum erbauen. Für heutige Besucher ein grandioses archäologi-sches Ensemble!
Seite 19Paseo de RomaThymian wächst am Weg, Oleander blüht rosa und der Blick fällt auf zwei ungewöhnliche Brücken. Die Flusspro-menade Paseo de Roma lädt zum Spazierenge-hen und Joggen ein.
Seite 26Plaza de EspañaDie Bars und Cafés um den zentralen städ-tischen Platz haben lange geöffnet und sind Ausgangspunkt für weitere nächtliche Un-ternehmungen. Und für den Spaziergang durch die lebendige Fußgän-gerzone.
Seite 28Casa del MitreoIm Überfluss ließ es sich schon immer angenehm leben – so auch in dem römischen Palast Casa del Mitreo: mit Boden-mosaiken, auf denen die Sonne einen Strahlen-kranz trägt und der Mond seinen runden Rücken zeigt.Ei
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Méridas Wahrzeichen ist ein Geschenk des
antiken Rom.
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Seite 28Museo Nacional de Arte RomanoEin mitreißender Museumsbau voller Masken mit offenen Mündern, Lanzenträ-gern im Kampf mit Löwen, fruchtbar-keitssteigernden und glücksbringenden Amu-letten, Glasbehälter für vergossene Tränen samt den üblichen römischen Statuen.
Seite 31Frühstücken in den BarsMit kräftiger Schwei-neleberpastete oder einer süßen Hefeteig-schnecke beginnt der Tag in den Bars von Mérida. Dazu gibt es natürlich einen aromati-schen café solo.
Seite 34Im Naturpark CornalvoAuf Schusters Rappen oder auf dem Fahrrad-sattel geht’s um einen römischen Stausee und durch Korkeichen-wälder.
Seite 36Die Thermen von AlangeIn die modernen Kur- und Wellnessanlagen wurden zwei römische Originalbäder einbezo-gen. Über steinerne Stu-fen geht’s ins heilende Wasser.
Mérida und Umgebung 15
In Mérida manch Neues! Genau, und das ist das Schöne. Zeitgenössisches neben Römischem, auch mal Modernes über Altem. Oder wild gemischt in ein und demselben Bauwerk.
Medellín
Parque Naturalde Cornalvo
Alange
Mérida
0 25 km
&
erleben
Die Extremadu-ra ist die Heimat vieler Störche. Kein Wunder, dass auch das Rathaus Méri-das von einem Storchennest bekrönt wird, in dem ein Paar lautstark mit den Schnäbeln klappert.
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Mérida ist der Inbegriff des Römischen. Mit Superlativen wie »das spanische Rom« wird die Stadt überschüttet. 1993 erfuhr sie mit der Anerkennung als Welt erbe der Menschheit die aller-höchste Würdigung. Und es ist wirklich so! Auf Schritt und Tritt stoßen Besucher in der Hauptstadt des einstigen Lusita-nien auf Geschichte. Das Römische Theater und das Nationalmuseum für Römische Kunst bilden ohne Zweifel kulturelle Highlights einer jeden Reise in die Extremadura.
Eine solche Aufmerksamkeit fand Mérida nach dem Abzug der Römer allerdings nicht immer. Das belanglose Provinznest des frühen 20. Jh. zählte gerade einmal 12 000 Einwohner. Die antiken Schätze waren, kaum zu glau-ben, unter Kichererbsenfeldern und Müllhalden verborgen. Doch so ganz in Vergessenheit geraten war die glor-reiche Geschichte nun auch wieder nicht, und 1910 begannen groß angelegte Ausgrabungsarbeiten. Seitdem wird das grandiose archäologische Ensemble neu zusammengesetzt. Stück für Stück.
Im südlich gelegenen Badeort Alan-ge kurten einst die Römer. Trinkwasser schöpften sie aus zwei Stauseen in der
Umgebung. Eine lang gezogene römi-sche Staumauer liegt mitten im Natur-park Cornalvo mit zahlreichen Posten zur Vogelbeobachtung sowie Rad- und Spazierwegen. Der Río Guadiana, an dem auch Mérida liegt, durchzieht die Gegend von Ost nach West. Wellige Weidelandschaften, die von immer-grünen Eichenhainen bestanden sind, prägen die Landschaft. Nur nach Süden hin durchbrechen vereinzelt verkarstete Felsformationen das sanfte Bild.
Die römische Extremadura
M ORIENTIERUNGInfos: http://turismomerida.orgVerkehr: Mit dem Auto ist Mérida von Badajoz, Madrid und Lissabon über die Autobahn A5 zu erreichen; aus Salamanca, Plasencia, Cáceres und Sevilla über die A66. Parken können Sie in der Tiefgarage Avenida José Fernández López und auf dem öffentlichen Parkplatz des Museo Abierto de Mérida (MAM), Calle Cabo Verde. Per Zug ist Mérida mehrmals tgl. mit Badajoz, Cáceres und Madrid sowie 1 x tgl. mit Sevilla verbunden. Häufiger sind Busverbindungen.Nach Alange geht es per Bus, der Naturpark Cornalvo ist nur mit dem eigenen Fahrzeug zu erreichen.
O
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Mérida s p E 8Es gab Streit! Was sollte Hauptstadt der 1983 neu geschaffenen autonomen Re-gion Extremadura sein? Die beiden gro-ßen Städte Badajoz und Cáceres neideten sich gegenseitig diesen Titel. Da kam ein geschichtsträchtiges Städtchen als Alter-native gerade recht, zumal es ziemlich in der Mitte der Extremadura liegt.
Avantgardistische Glaskästen ent-standen am Ufer des Río Guadiana für die neue Verwaltung. Freilich blieb die große Vergangenheit allgegenwärtig. Nahezu allen modernen Bauvorhaben gehen archäologische Ausgrabungen vo-raus. Wie auf Stelzen stehen viele Gebäu-de auf ihren römischen Fundamenten, nicht nur die erwähnten Verwaltungs-bauten. Einen spannenden Balanceakt müssen die Planer bewältigen. Denn
diese Stadt lebt nur dank ihrer Ruinen, sie lebt mit ihnen und gleichzeitig ihnen zum Trotze!
Ohne jeden Zweifel gäbe es noch al-lerlei Überraschendes dem Dunkel der Geschichte bzw. dem städtischen Unter-grund zu entreißen. Aber dafür müssten wohl die Bewohner vertrieben werden, die lieber selbst auf Schatzsuche gehen und manch eigenen Fund stolz präsen-tieren, etwa als Dekoration eines Res-taurants oder im Innenhof eines Wohn-hauses. Das Arrangement zwischen antik und neu ist gelungen. Mérida wirkt sympathisch in seiner Bescheidenheit, die nicht die Klischees einer modernen Hauptstadt bedienen will.
Leben in Saus und BrausDie Menschen vor zwei Jahrtausen-den hatten das noch anders gehalten, sie liebten Luxus und wollten ihren Prunk zeigen. Kaiser Augustus hatte
Mérida 17
Römisches auf Schritt und Tritt, und manchmal mit kurioser Geschichte. Der Tempel der Diana war eigentlich Kaiser Augustus gewidmet und im 16. Jh. setzte eine reiche Familie ihren Palast an die Säulen.
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die iberische Halbinsel endgültig dem Römischen Reich einverleibt, nachdem der erbitterte Widerstand der einhei-mischen Lusitaner und Vettonen nach zwei kriegerischen Jahrhunderten end-lich gebrochen war. Nun standen zivile Maßnahmen der Herrschaftssicherung auf der römischen Agenda. Zunächst galt es, die Veteranen der siegreichen Legionen zu versorgen.
Für sie ließ Augustus 25 v. Chr. eine komplett neue Stadt aus dem Bo-den stampfen. Klotzen statt Kleckern! Emerita Augusta, wie die Modellstadt genannt wurde, war mit allen Errun-genschaften der römischen Zivilisation gesegnet. In wenigen Jahrzehnten ent-standen kolossale Vergnügungsstätten – Theater, Amphitheater und Rennbahn. Schmucke Bäder wurden angelegt. Das Wasser kam aus Stauseen der Umgebung und lief über Aquädukte. Es entstanden Tempel, zwei Foren und Villen. So sahen sich die verdienten Veteranen mit einem genussvollen Lebensabend belohnt.
Der Kaiser als GottGleichzeitig sollte die monumentale Architektur die römische Überlegenheit auch in Friedenszeiten demonstrieren. Um die Legitimität seiner Herrschaft zu unterstreichen, zog Kaiser Augustus schließlich die ultimative Trumpfkarte und ließ sich in den Tempeln von Mérida als göttliches Wesen feiern.
Das römische Imperium basierte auf einem hoch effizienten Kommuni-kationssystem, auch und gerade in der neu geschaffenen Provinz Lusitanien, de-ren Hauptstadt Mérida bald sein sollte. Anlässlich ihrer Gründung wurde eine mächtige Brücke über den Río Guadia-na gebaut. Moderne gepflasterte Straßen führten nach Asturien, nach Andalusien, nach Lissabon und Toledo. Emerita Au-gusta war ein zentraler Verkehrsknoten-punkt auf der iberischen Halbinsel. Die Stadt hatte ihren Zenit erreicht.
Eine Stadt verfälltMit der Verbreitung des Christentums verwaisten zwar die Prachtbauten der heidnischen Spektakel, allerdings blieb Mérida auch im 5. und 6. Jh. unter der Herrschaft zunächst der Sueben und dann der Westgoten Hauptstadt. Nach langer Belagerung mussten sich diese im Jahr 713 dem arabischen Feldherrn Musa Ibn Nusayr ergeben. Der Verfall begann und der Rest der Geschichte ist schnell erzählt. Das erfolgsverwöhnte Mérida tat sich schwer mit dem Abstieg in die Regi-onalliga und zettelte Aufstände gegen die arabische Hauptstadt Córdoba an, die al-lerdings massiv niedergeschlagen wurden.
Während der Reconquista gelang dem König von León, Alfonso IX., 1230 die Einnahme der Stadt. Er übergab sie dem Santiago-Orden. Trotz eines kurzen Aufschwungs im 15. Jh. unter der Katho-lischen Königin Isabella blieb Mérida ein Schatten seiner majestätischen Vergan-genheit im Imperium romanum – und das bei aller Wertschätzung irgendwie bis heute.
FAKTENCHECK
Einwohner: 59 352 (2018), drittgrößte Stadt der Extremadura, Landkreis Tierra de Mérida – Vegas BajasBedeutung: Hauptstadt der ExtremaduraStimmung auf den ersten Blick: sympathisches AlltagstreibenStimmung auf den zweiten Blick: sympathisches Alltagstreiben inmitten römischer HinterlassenschaftenBesonderheiten: Verwaltungszentrum, Außenstelle der Universität der Extremadura; die Bauten der Römerzeit und des frühen Mittelalters sind als UNESCOWelterbe anerkannt.
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18 Mérida und Umgebung
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Stadtspaziergang
Eine Besonderheit zeichnet Mérida vor den meisten Nachbarstädten aus. Trutzig-abweisende Stadtmauern feh-len, die gesamte Stadtkulisse breitet sich vor den Augen der Ankommenden aus. Dort, jenseits des Río Guadiana, den die Römer Ana genannt hatten. Alle Sehens-würdigkeiten im Stadtgebiet sind gut zu Fuß zu erreichen.
Römischer RekordSeit über 2000 Jahren führt der weit aus-ladende Puente Romana 1 hinüber zur heutigen Plaza de Roma. Mit ihren be-achtlichen 792 m gilt sie als längste rö-mische Brücke weltweit. 60 Rundbögen überspannen den Fluss, etwa 12 m hebt sie sich über den durchschnittlichen Was-serstand. Robust wirkt sie, revolutionär war die Bauweise: Ein Betonkern wurde mit hervorstehenden Quadersteinen aus Granit verkleidet. Schmale Öffnungen zwischen den Bögen und halb runde Wel-lenbrecher vor den Pfeilern reduzieren die Wucht der anströmenden Fluten. Gleich-wohl musste der Übergang regelmäßig ausgebessert werden, denn nicht nur das winterliche Hochwasser riss Lücken. Auf-grund der strategischen Bedeutung stand der Übergang im Mittelpunkt zahlreicher kriegerischer Auseinandersetzungen, zu-letzt im Spanischen Bürgerkrieg.
Eine umfangreiche Sanierung er-folgte im 17. Jh., wofür Granitblöcke aus dem römischen Theater verwendet wurden. Halbwegs erhalten zeigt sich der stadtnahe Abschnitt unterhalb der Festung. Hier stieß die Brücke direkt auf den decumanus maximus, die römische Hauptstraße von Ost nach West. Eine Bronzestatue der römischen Wölfin er-innert an das »kleine Rom«, wie Méri-da auch liebevoll genannt wurde. Vom Brückensteg schweift der Blick hinüber zum modernen Puente Lusitania 2
flussabwärts. In strahlendem Weiß baute sie der spanische Stararchitekt Santiago Calatrava (s. S. 38).
Erholung gefällig?Ein paar Stufen führen von der Brücke zur reizenden Flusspromenade Paseo de Roma hinab. Von rosablühendem Oleander gesäumt verläuft er unter schattenspendenden Platanen zum Pu-ente Lusitania und noch ein Stückchen darüber hinaus durch die Flussauen. Wie zu römischen Zeiten wächst Thymian am Wegesrand. Familien gehen spazieren, Jogger absolvieren ihr Training. Des Nachts turteln verliebte Pärchen.
Monumentaler MachterhaltZur Kontrolle von Brücke und Fluss erhob sich eine arabische Festung über das Ufer. Zudem bot sie den maurischen Eliten und Militärführern Schutz vor lo-kalen Revolten. Mit der Alcazaba 3 von Mérida entstand 835 die erste arabische Wehranlage auf der iberischen Halbinsel. Sie gilt als wichtigste architektonische Hinterlassenschaft dieser Epoche. Die monumentale Anlage war durch 25 qua-dratische Wachtürme gesichert und von einer 550 m langen und etwa 10 m ho-hen Mauer umgeben. Zwei Portale in Form eines Hufeisens führten hinein. Unbekümmert griffen die Baumeister auf vorgefundenes Baumaterial frühe-rer Epochen zurück. So fanden für die Mauern 135 römische Grabsteine neue Verwendung. Sie lassen sich an ihren Inschriften erkennen. Den Zugang zur arabischen Zisterne bilden Säulen und Türstürze mit Pflanzenmotiven aus west-gotischer Zeit. Einen auffallend ockerfar-bigen Porticus errichtete ein Privatmann im 14. Jh. – über dem Pulverturm.
Von den Burgmauern öffnet sich der Blick über den Fluss. Kein Wunder, dass die Ritter des Santiago-Ordens diese Fes-tung nach der Rückeroberung zu ihrer Kommandozentrale machten. Im 16. Jh.
Mérida 19
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Ansehen1 Puente Romana2 Puente Lusitania3 Alcazaba4 Centro Cultural
Alcazaba5 Templo de Diana6 Foro Municipal7 Anfiteatro8 Teatro Romano9 Casa del Anfiteatro0 Circo romanoq Basílica de Santa Eulaliaw Reste der römischen
Hauptstraßee Plaza de la Constituciónr Arco de Trajanot Plaza de España z Restos Arqueológicos
de Moreríau Acueducto de Los
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de Arte Romanop Museo de Arte Visigodo
Schlafen1 Mérida Palace2 Capitolio3 MPD4 Emeritae
Essen1 Parador2 Rex Numitor3 Tábula Calda
Fortsetzung S. 22
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erbauten sie im nördlichen Bereich ein Kloster, von dem vor 100 Jahren nicht viel mehr als ein Haufen Steine übrig war. Nach aufwendiger Restaurierung wer-den aber nun erneut die Geschicke der Region von hier aus gelenkt, denn das extremenische Regierungspräsidium ist eingezogen. Bei freundlicher Bitte gestat-ten die Wachen am Haupteingang in der Calle Graciano meist einen kurzen Blick in den Klosterhof. An den Säulen im Pa-tio und den Quadern der Außenmauern lässt sich leicht erkennen, an welchen Stellen die ursprünglichen Baumateri-alien durch neue ersetzt wurden. Paseo de Roma, o. Nr., April–Sept. tgl. 9–21, Okt.–März 9–18.30 Uhr, Eintritt 6 €, mit Kombiticket 15 €
Römisches und ModernesGegenüber der Alcazaba beginnt die Calle Romero Leal. Das Eckgebäude zur Calle John Lennon, das Centro Cultural Alcazaba 4, ist ein gelungenes Beispiel für die Einbeziehung römischer Funde in die zeitgenössische Architektur. Im Erdgeschoss des Kulturzentrums sind römische Ruinen und Ausstellungen aktueller Kunst zu bestaunen, zugleich ist im Gebäude das städtische Kino un-tergebracht. C/ John Lennon, 5, Mo–Fr 8.30–15, 17–20.30 Uhr, Eintritt frei, bei Veranstal tungen länger geöffnet
Oder doch ein anderer?Nach einigen Schritten die Calle Ro-mero Leal hinab erhebt sich eine römi-sche Kultstätte, die seit dem 17. Jh. als Templo de Diana 5 bezeichnet wird. Fälschlicherweise, denn laut neueren Forschungen wurde dort nicht Diana, sondern Kaiser Augustus gehuldigt. Kurios ist die Ursache für den hervor-ragenden baulichen Zustand. Die reiche Familie Los Corbos ließ im 16. Jh. ihren Palast über dem Sockel bauen und die römischen Säulen in die Fassade inte-grieren. Inzwischen stehen diese Säulen wieder frei, weitere bei Ausgrabungen entdeckte Teile des Tempels wurden hinzugefügt.
Die rückwärtigen Abschnitte des Renaissancepalasts blieben jedoch ste-hen. Das frühere Umfeld wurde nach weiteren Grabungen rekonstruiert. Al-lerdings stört das umlaufende moder-ne Gebäude doch sehr die historische Ansicht. Geplant war es als Einkaufs-zentrum, wurde von der Bevölkerung allerdings nie angenommen. C/ Romero Leal, Ecke C/ Santa Catalina, frei zugänglich
Am MittelpunktWeiter auf der Calle Sagasta sind bald die rekonstruierten Überreste des Fo-rums Foro Municipal 6 erreicht, um das sich Tempel, Thermen und Gärten
4 Shangri-La 5 Sybarit Gastroshop6 Fusiona Gastrobar7 Entrecañas
Einkaufen1 Artesanos Roco
2 Nico Jimenez3 Joaquín Luna4 Terracota5 La Esparteria
Bewegen1 Ciclos Lusitania
Ausgehen1 Barocco2 Maruja Limón3 Jazz Bar4 Garoa Copas
Mérida Fortsetzung von Seite 21 k
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gruppierten. Entsprechend den Regeln der römischen Stadtplanung lag dieses soziale und politische Zentrum an jener Stelle, an der sich die Hauptstraße von Ost nach West (decumanus maximus) mit der Verbindung von Nord nach Süd (kardo maximus) kreuzte. Die rückwär-tige Wand der Säulenhalle, verziert mit zwei Statuen, konnte wiederaufgebaut werden. Die vorgelagerten korinthischen Säulen tragen einen breiten Fries, ge-schmückt von zwei Medaillon-Repliken. Die linke zeigt den Kopf von Medusa, Jupiter die rechte. Die Originale hängen im Römischen Nationalmuseum in un-mittelbarer Nachbarschaft (s. S. 28).C/ Sagasta, o. Nr., frei zugänglich
Brot und SpieleWas war das wieder spannend! Die 14 000 Zuschauer im Amphitheater 7 (Anfiteatro) tobten. Sie saßen gemäß ih-rem sozialen Stand auf unterschiedlichen Rängen rund um die ovale Kampfarena. Bei den tödlichen Gladiatorenkämpfen, blutigen Tierhatzen oder gefährlichen Kämpfen zwischen Mensch und Tier. Die politischen Würdenträger hatten ihre Plätze am Haupteingang, ihnen gegenüber saßen die privaten Finanziers der Spiele. Mosaike und Fresken mit re-alistischen Kampfszenen verzierten die untere Innenwand. Heute hängen auch sie im Römischen Museum Méridas.
Die unteren Ränge sind erhalten, die Steine der oberen wurden über Jahrhun-derte abgebaut. Manch eine hochwertige Marmorverkleidung fand sich später als Grabstein auf einem Friedhof wieder. Kurios sind die Löcher in den Granit-quadern, die bei genauerem Hinsehen zu entdecken sind. Es handelt sich um antike Dübellöcher zur Befestigung der Marmorplatten. Plaza Margarita Xirgu, o. Nr., April–Sept. tgl. 9–21, Okt.–März 9–18.30 Uhr, Eintritt 12 € inkl. Teatro Romano (s. u.), mit Kombiticket 15 €
Zur Erbauung gedachtDer ausgeschilderte Rundgang führt nun ins benachbarte Theater, das zur selben Zeit geplant worden war. So spannend wie die gewalttätigen Schaukämpfe fan-den die Römer die Tragödien und Ko-mödien nicht, die im Teatro Romano 8 gegeben wurden. Es fiel kleiner aus und ist doch einzigartig auf der iberischen Halbinsel, gemeinsam mit seinem Pen-dant im südfranzösischen Orange zählt es sogar zu den großartigsten römischen Theaterbauten überhaupt. Marcus Ag-rippa, Freund und Schwiegersohn von Augustus, ließ die gewaltige Anlage mit der Stadtgründung zunächst aus Holz errichten. Erst unter Kaiser Hadrian entstand im 2. Jh. der massive Bau aus Granit und Marmor. Über die Jahr-hunderte als Steinbruch missbraucht und zugeschüttet, begannen 1910 ers-te Ausgrabungen, Steine und Säulen wurden wieder zusammengesetzt. Zu neuem Leben erweckte das erste Festi-val de Teatro Clásico dieses Schmuck-stück im Sommer 1933. Damit erhielt das antike Bauwerk seine ursprüngliche Bestimmung zurück. Allerdings findet heute auf den steinernen Rängen nur noch gut ein Drittel der ursprünglich 6000 Zuschauer Platz.
Der frei stehende, nach hinten ansteigende Zuschauerraum ruht auf komplexen Gewölbeunterbauten. Die griechischen Vorbilder hatten sich aus statischen Gründen noch an einen Hügel lehnen müssen. Die Sitzreihen erheben sich halbkreisförmig um den zentralen Chorraum, aus dem die poli-tischen Würdenträger auf gepolsterten Ehrenplätzen die Spektakel verfolgten. Auf den mit Marmor verkleideten Bankreihen nahmen die weniger pri-vilegierten Zuschauer ihre Plätze ein. Unten und somit nahe der Bühne saß das Militär, auf halber Höhe die Priester und Kaufleute und ganz oben einfaches Volk und Frauen.
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Die Bühne war 60 m lang und mit Holzbrettern verkleidet, ein großes Segel schützte die Schauspieler vor der sengen-den Sonne. Sie mussten mehrere Stücke nacheinander in Szene setzen, nonstop von morgens bis abends. Als rückwärtige Begrenzung diente die 17 m hohe und 7 m breite Fassade des Bühnenhauses. Es war aus reinem Marmor errichtet, der von nachfolgenden Generationen eifrig geplündert wurde. Weitgehend original sind die zwei übereinanderste-henden Reihen korinthischer Säulen aus bläulich schimmerndem portugiesischen Marmor. Nur wer genau hinschaut, wird die jeweils dritte Säule von links und rechts als Remake des Wiederaufbaus erkennen. Der Farbton unterscheidet sich, und sie sind aus drei Teilen zu-sammengesetzt.
Ganz schön viele KöpfeIm Säulenwald verbergen sich die Repli-ken der Säulen der Fruchtbarkeitsgöt-tin Ceres, ihrer Tochter Proserpina und des Gottes Pluto, der die Schöne in die Unterwelt entführte und zur Gemahlin machte. Die Erinnerung an ihre Aben-teuer regte die Fantasie der Zuschauer schon vor Beginn der Aufführungen an. Drei Kaiserfiguren komplementieren die steinerne Szenerie. Ihre Köpfe waren auswechselbar, je nachdem, welcher Kaiser gerade regierte.
Hinter dem Bühnenhaus wurde der ursprüngliche Garten rekonstruiert. Säulengänge sind von Pflanzen umrankt, plätschernde Wasserkanäle tragen fast arabische Züge. Die Anlage diente der Erholung der Schauspieler, allgemeiner Kontemplation und kulturellen Debat-ten. Zahlreiche Originalsäulen fanden später beim Bau der großen Moschee von Córdoba eine Wiederverwendung. Fast unbeschädigt bargen Archäologen den Kopf von Augustus im zentralen Be-reich des Peristyls. Er ist im Römischen Museum zu bewundern. Gemeißelt aus
kostbarem Marmor aus Carrara sollte er die Bevölkerung auf den Kaiser einstim-men, denn das Theater war moralische Anstalt.Plaza Margarita Xirgu, o. Nr., gleiche Öffnungszeiten und Eintritt wie Anfiteatro
Komfortabel ging es zuNur einen Steinwurf entfernt vom Rö-mischen Theater wurden unter einem westgotischen Friedhof die Überreste einer weitläufigen Villa aus dem 1. bis 3. Jh. n. Chr. entdeckt: Casa del Anfitea-tro 9. Die Grabungen förderten zudem einen Teil des Aquädukts San Lázaro zutage, das Wasser in die komfortablen Thermen führte. Sie wurden mit einer ziemlich futuristischen Fußbodenhei-zung erwärmt: Heiße Luft zirkulierte in flachen Bogengängen aus Ziegelsteinen.
Neben Wandbemalungen gefallen zwei Bodenmosaike. Eines schmückt den Speisesaal und zeigt drei Männer, die barfuß Weintrauben zertreten. Das andere ist mit Meeresfischen dekoriert. Brassen, Muränen, Weißfische, Seezun-gen, Zackenbarsche oder Meeraale wa-ren begehrte Delikatessen in einer Stadt im Landesinneren und großer Luxus. Zugleich sollten sie ein gutes Lebens-umfeld schaffen, denn nach römischen Vorstellungen schützten Fische ein Haus vor negativen Einflüssen.Plaza Margarita Xirgu, o. Nr., zeitweise wegen Sanierung geschl.
Mit dem Wagen Runde um RundeDamit hat sich die römische Antike in Mérida allerdings noch längst nicht erschöpft. Nach nur zehn Fußminuten ist östlich des Stadtzentrums der Circo romano 0 erreicht. Die Pferderenn-bahn bildete gemeinsam mit Theater und Amphitheater den Dreiklang der römischen Vergnügungsstätten. Von der Terrasse des Infozentrums lässt sich die wahre Größe des Veranstaltungsorts begreifen. Elf Sitzreihen umgaben eine
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Fläche, die viermal so lang war wie ein Fußballplatz und fast doppelt so breit. Viel ist allerdings nicht mehr zu sehen, eher ein weites, reichlich staubiges Feld.
Rund 30 000 Zuschauer fasste das Stadion. Wagenrennen waren die bevor-zugte Attraktion, noch vor den blutigen Gladiatorenkämpfen und uneinholbar für die pädagogisierenden Theaterstü-cke. Sogar der berühmteste römische Wagenlenker aller Zeiten, der Lusita-ner Caius Apuleius Diocles, eine Art Sebastian Vettel der Antike, verdiente sich seine ersten Sporen in Mérida. Insgesamt sieben Runden musste er fahren, immer herum um die mit Sta-tuen geschmückte, etwa 1 m hohe und 250 m lange Mittelmauer, von der Reste erhalten blieben.Avda. Juan Carlos I, o. Nr., April–Sept. tgl. 9–21, Okt.–März 9–18.30 Uhr, Eintritt 6 €, Kombiticket 15 €
Im Ofen einer Heiligen Auf dem Rückweg in die Innenstadt führt die Avenida de Extremadura an einem Kirchlein von großer lokaler Bedeutung vorbei: Basílica de Santa Eulalia q, geweiht der hl. Eulalia, der Schutzpatronin Méridas. Angeblich demonstrierte das junge Mädchen aus gutem Hause gegen die Christenverfol-gung, wurde unter Diokletian verhaftet, gefoltert und im Jahre 304 n. Chr. bei lebendigem Leibe den Flammen an-heimgegeben. Ihre Verehrung begann im 6. Jh. nach der abgeschlossenen Chris-tianisierung der iberischen Halbinsel. Die Kapelle aus dem 17. Jh. schmiegt sich in barocker Pracht strahlend weiß an einen römischen Marstempel. Höchst originell! Der nicht gerade zimperliche Volksmund von Mérida nennt sie Horni-to de Santa Eulalia, zu Deutsch »Kleiner Ofen der Heiligen«.
Das Innere enthält mehr, als die schlichte Fassade erwarten lässt, Ausgra-bungen haben die wechselhafte Nutzung
dieses Ortes zutage gefördert. Bis ins drit-te nachchristliche Jahrhundert standen hier römische Wohnhäuser, die einem Friedhof weichen mussten, auf dem sich auch das erste Mausoleum für Eulalia befand. Im 5. Jh. wurde dieses Grabmal mit einer frühchristlichen Basilika über-baut, die jedoch nach dem Einzug der Araber im Jahr 835 zerstört wurde. Nicht aber verschwand die Erinnerung an den geheiligten Platz, weswegen die Kirche sofort nach der christlichen Reconquista errichtet wurde.
Der Ausstellungsbereich liegt im Kellergeschoss unter dem Gebäude. Stufen führen hinter einem seitlichen Nebeneingang hinab und weiter durch ein etwas verwirrendes Ruinenfeld, das illustrative Skizzen und spanische Texte zu erklären versuchen. Das Besondere aber besteht darin, dass Besucher an einigen Stellen durch einen Spalt in der Decke in die Kirche darüber schau-en können. Eine Ausstellung im Ein-gangsbereich beleuchtet anhand langer Erläuterungen, Bilddokumenten und Modellen die wechselhafte Geschichte. Avda. de Extremadura, 13, Ausgrabungsstätte: April–Sept. tgl. 9–21, Okt.–März 9–18.30 Uhr, Eintritt 6 €, mit Kombiticket 15 €, Kirche Mo–Sa 10.15–14, 15.30–18 Uhr, gegen eine Spende von 2 €
Römische FußgängerzoneDer Weg führt nun über die Rambla Mártir Santa Eulalia, die bald zur Fuß-gängerzone Calle Santa Eulalia wird. Dort, beim Bankgebäude der Caja Madrid/ Bankia (C/ Eulália, 43), ist das Originalpflaster der römischen Haupt-straße w decumanus maximus ausge-graben worden. Darüber erhebt sich ein neues Wohn- und Geschäftsgebäude. Auch die Einkaufsstraße gibt sich dem Lebensstil der Einwohner entsprechend bescheiden. Meist zweistöckige Häuser beherbergen kleine Zeitschriften-, Be-kleidungs- oder Brillenläden. Hoffent-
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lich können sie sich künftig gegenüber den modernen Kettenläden behaupten. Zara samt Ableger hat allerdings bereits mehrere Geschäfte eröffnet. Luxuriöses Prêt-à-porter ist freilich nicht im An-gebot.
Auf dem VerfassungsplatzBald führt die Calle San Francisco nach rechts an der derzeit verwaisten Markt-halle vorbei zur reizenden Plaza de la Constitución e. Palmen wachsen auf einer kleinen, von Orangenbäumen ein-gefassten Grünfläche. Hier wird Méridas einst zweites Forum vermutet, das foro provincial mit Verwaltungsgebäuden der römischen Provinzregierung. Reste ei-nes vermutlich größeren Tempels kamen in einer Baugrube in der abzweigenden Calle Holguín zum Vorschein.
An der östlichen Platzseite bezog der staatliche Parador 1 einen frü-heren Jesuitenkonvent aus dem 18. Jh. Auch Nicht-Gästen ist ein Blick in den Innenhof gestattet. Die Säulen aus rö-mischer und westgotischer Herstellung haben die Araber mit kufischen Inschrif-ten verziert.
Und was sollte das?Das entgegengesetzte Platzende hat sich dank mehrerer Bars zum Zentrum des Nachtlebens gemausert. Gleich dahinter erhebt sich in der Calle Trajano der ein-zeln stehende Trajansbogen Arco de Tra-jano r über die angrenzenden Häuser und weitere Bars. Einzig der Gegendruck der Granitsteine ermöglicht seine beein-druckende Höhe von 15 m. So sicher heute erwiesen ist, dass der Name nichts mit Kaiser Trajan zu tun hatte, so rätsel-haft ist doch die ursprüngliche Funktion. Allerdings führte hier der cardo maxi-mus vorbei, die Nord-Süd-Achse einer römischen Stadt. Der Bogen könnte ein geheiligtes Tempelgebiet eingegrenzt ha-ben, dessen Überreste heute im Boden unter der Calle Holguín schlummern.
Unter Palmen und Störchen Einige Schritte weiter stoßen Sie auf den verkehrsberuhigten städtischen Hauptplatz Plaza de España t. Ge-tränkeausschänke samt Tischen und Stühlen verlocken zum Ausruhen und Beobachten. In der warmen Jahreszeit pulsiert bis spät nachts das pralle Leben. Reichlich uneinheitlich zeigt sich der-weil das Häuserensemble. Alle Stile und Epochen sind vorhanden – nur diesmal gar nichts Römisches! Ein prächtiger Renaissancepalast, heute das attraktive Hotel Mérida Palace 1 beherbergend, nimmt die Längsseite ein, umgeben von romantischem Eklektizismus, buntem Regionalismus, hässlichen Beton- und einfachen Wohnbauten. Alltag pur. Mit einer Besonderheit: Auf dem Rathaus an der Stirnseite hat es sich ein Storchen-paar bequem gemacht.
Alt und NeuBald ist das Flussufer erreicht. Nahe dem Puente Lusitania wurden die Res-te eines Wohnviertels ausgegraben, das kontinuierlich von der römischen Epo-che bis zur katholischen Rückeroberung besiedelt war. Etwas irreführend wird es Morería (Maurenviertel) genannt. Denn der Rundgang durch die Restos Arqueológicos de Morería z, der mit spanischsprachigen Infotafeln beschildert ist, zeigt hauptsächlich römische Mauern.
Über diesen wurde der weiße Stel-zenbau des Verwaltungsgebäudes für die autonome Region Extremadura errichtet. Neben der Kasse lohnt ein Blick in das Infozentrum zur Vía de la Plata, das Erläuterungen zur antiken Konstruktionsweise, der touristischen Infrastruktur und dem Verlauf dieses Jahrtausende alten Verkehrswegs bietet.Paseo de Roma, o. Nr., April–Sept. tgl. 9–21, Okt.–März 9–18.30 Uhr, Eintritt 6 €, mit Kombiticket 15 €, Infozentrum Juni–Sept. Di–So 9.30–13.45, 17–19, Okt.–Mai 9.30–13.45, 16–18.15 Uhr, Eintritt frei
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Immer viel los auf der Plaza de EspañaWas hat dieser von Palmen bestandene Platz nicht schon alles gesehen: Märkte, Theatervorstellungen, Stierkämpfe, Maskenbälle, Prozessionen. Sogar Hinrichtungen! Diese Geschichte lässt seit dem 19. Jh. ein barockisiertes Wasserspiel mit musizierenden Engeln vergessen. Jugendliche versuchen sich, meist erfolglos, an allzu gewagten Kunststücken auf ihren Skateboards. Oft lockt ein Karussell die ganz Kleinen, im Winter wird eine Eisbahn installiert. Straßenmusikanten spielen auf. Ein Storchenpaar auf dem Rathaus klappert mit seinen Schnäbeln den Takt vor. Und ich fühle mich wohl inmitten dieses Brennpunkts des städtischen Alltags, jenseits aller römischen, maurischen und westgotischen Highlights. Neben Großfamilien oder Geschäftsleuten genieße ich an einem der modernen Getränkekioske einen schwarzen café solo oder ein kühles Glas Bier nach einem sonnenheißen Tag. Und freue mich, wie normal spanisch der Ort wirkt. Irgendwie auch ein bisschen chaotisch.
Lieblingsort