fabrik Potsdam: Artists in Residence

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TANZPLAN POTSDAM: ARTISTS-IN-RESIDENCE IN DER FABRIK POTSDAM DOKUMENTATION 2006 —2008

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Tanzplan Deutschland, Tanzplan Potsdam

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Tanzplan poTsdam: arTisTs-in-residencein der fabrik poTsdam

dokumenTaTion 2006 —2008

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iInhalt Contenti

iSeIte Page 4—5iiZu gaSt SeIn Statt auf der durChreISeiihoSPItalIty InStead of ›loSt In tranSIt‹iiVon by Constanze Klementzi

iSeIte Page 6—11iiWaruM reSIdenZen IM tanZ? Why danCe reSIdenCIeS?iiGespräche mit Conversations with Nele Hertling, Jann Jakobs, Madeline Ritter, Johanna Wankaiiund and Arnd Wesemanni

iSeIte Page 12—17iiWaS ISt tanZPlan PotSdaM? What IS tanZPlan PotSdaM?ii_ Ziele, Formate und der Weg zur Residenz Goals, formats and the path to a residencyii_ Ressourcen Resources fabrik Potsdamii_ Tanzplan Deutschlandi

iSeIte Page 18 —35ii2006 BIS 2008 – reSIdenZen, feStIValS, InternatIonale KooPeratIonenii2006 to 2008 – reSIdenCIeS, feStIValS, InternatIonal CooPeratIonSii_ Übersicht Overviewii_ Nachgefragt Statements: Praticable, Martine Pisani, Stefan Pente & William Wheeleriiund and Colette Sadlerii_ Arbeitswochen Choreografieii_ Festival Herbstleuchteni

i»Tanzplan Potsdam: Artists in Residence – Lehr und Forschungsprogramm der fabrik Potsdam«iifindet im Rahmen von Tanzplan Deutschland statt, einer Initiative der Kulturstiftung desiiBundes. Mit Unterstützung der Stadt Potsdam und des Landes Brandenburg.ii»Tanzplan Potsdam: Artists-in-Residence – Education and Research Programme of the fabrikiiPotsdam« is part of Tanzplan Deutschland, an initiative created by the German Federal CulturaliiFoundation. Supported by the City of Potsdam and Land Brandenburg.i

iDie fabrik Potsdam wird begleitet von fabrik Potsdam partners arei

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Das Ausrufen von Tanzplan Deutschland durch die Kulturstiftung des Bundes fiel in eine Zeit der räumlichen und künstlerisch-konzeptionellen Neuorientierung der fabrik Potsdam. : 2005 wurde im Rahmen der Entwicklung des Kulturstandorts Schiffbauergasse das Haus der fabrik, ein bis dahin durch Eigeninitiative nutzbar gemachtes ehemaliges Industriegebäude, umfassend saniert. Dadurch war ein Jahr lang kein regelmäßiger Spielbetrieb möglich. Gleichzeitig konzentrierten sich die Energien auf ein Projekt, das die bisherigen Aktivitäten der fabrik formal wie inhaltlich erweiterte: MODE05, ein internationales experimentelles Symposium zum Thema zeitgenössischer Tanz- und Choreografieaus-bildung, gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes. :  Im März 2005 trafen sich rund 30 internationale ExpertInnen zu diesem Thema für eine Woche in Potsdam. Die intensive Begegnung und Auseinander-setzung wurde zum Kristallisationspunkt für dringende Überlegungen, wie sich Ausbildung in einem so heterogenen Feld wie dem zeitgenös-sischen Tanz neu denken lässt. Die Konzeption und Bewerbung von Tanzplan Potsdam als Lehr- und Forschungsprogramm der fabrik Pots-dam formulierte schließlich kein klassisches Ausbildungsprojekt, doch sind  Ideen und Überzeugungen aus der Auseinandersetzung mit die-sem Thema in die Gestaltung des Programms eingeflossen.  : Tanz-plan Potsdam ist ein Residenzprogramm für internationale Choreogra-fInnen, das  insbesondere die  künstlerische  Forschung  fördert. Durch die Bereitstellung von Arbeits- und Wohnraum sowie wöchentlichen Stipendien, die nicht an die unmittelbare Realisierung einer Produktion gebunden sind, können sich die eingeladenen KünstlerInnen mit ihren Fragestellungen auseinandersetzen, ohne bereits eine Antwort formu-lieren zu müssen. Dass solche Arbeitsphasen grundsätzlich zu einem künstlerischen Schaffensprozess dazugehören, ist selbstverständlich, doch sind entsprechende Förderprogramme – insbesondere im Tanz – rar. : Die Vielzahl und Unterschiedlichkeit der Projekte, die Präsenz der internationalen Tanzschaffenden und die regelmäßigen Begeg-nungen zwischen ihnen und den PotsdamerInnen haben die fabrik in 

den vergangenen drei Jahren mehr denn je zu einem lebendigen Zen-trum in Sachen Tanz werden lassen. : Die vorliegende Publikation ist eine erste Dokumentation des Programms und möchte vor allem Informationen liefern – aus Sicht der Initiatoren, der Beteiligten und der Kulturpolitik. : Wir haben uns für eine deutsch-englische Textgestal-tung entschieden, wobei die englischen Übersetzungen teilweise nur eine Zusammenfassung des deutschen Textes wiedergeben. Die im Ori-ginal englischen Texte sind entsprechend mit einer deutschen Überset-zung oder Zusammenfassung versehen. [fabrik Potsdam, Mai 2009] The Tanzplan Deutschland initiative by the German Federal Cultural Foundation came just at a time in which the fabrik Potsdam was repo-sitioning itself both in terms of available space and artistic-concept. In 2005, the industrial building that the fabrik had made ser viceable on it’s own initiative, was extensively renovated as part of the general development of the cultural site Schiffbauergasse. This made regular theatre work impossible for an entire year. At the same time, all ener-gies concentrated on a project that expanded the activities of the fab-rik both in terms of contents as well as on a formal level: MODE05, an international experimental symposium on the subject of contempo-rary dance and choreographic education, funded by the Federal Cul-tural Foundation. :  In March 2005, ca. 30 international experts met to discuss this topic in Potsdam. The intense encounters and discus-sions became a focal point of pressing considerations on how educa-tion could be reconsidered in such a heterogeneous field as contempo-rary dance. The development of the Tanzplan Potsdam concept and its proposal as a training and research programme of the fabrik Potsdam ultimately became something other than a classical education project, but ideas and convictions from the prior discussions were integ rated into the concept of the programme. : Tanzplan Potsdam is a resi-dency programme for international choreographers with an em phasis on artistic research. By providing work and living space, as well as weekly scholarship funds that are not bound to the direct realisation of a production, the invited artists can explore their chosen subject of inquiry, without having to already formulate answers to the ques-tions raised. Such work phases are of course a fundamental part of any artistic creation process, but corresponding funding programmes are rare – especially in dance. : The great number and diversity of the projects in the programme, the presence of international dance makers in the city and the constant encounters between them and the citizens of Potsdam have permitted the fabrik to become an even more vibrant centre for dance these past three years. : The current publication is the first documentation of  the programme and wishes first and  fore-most to provide information – from the perspective of the initiators, the participants and cultural politicians. We have decided in favour of a German-English layout, while in some cases the English translations are only a summary of the German text. Those texts originally in Eng-lish are correspondingly accompanied by a German translation or a summary. [fabrik Potsdam, May 2009]

3   TAnZPlAn PoTSDAM: ARTISTS-In-RESIDEnCE  DoKuMEnTATIon 2006—2008  |  EDIToRIAl EDIToRIAl

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Von By Constanze Klementz

Recherche und Residenz. Diese Begriffe prägen nach wie vor das internationale Tanzgeschehen. Methodisch und infrastrukturell sind sie aus der Art, wie im Tanz heute gearbeitet wird, nicht mehr wegzu-denken. Allerdings werden sie auch als modische Schlagworte benutzt, so dass »research« und »residency« durch diesen  inflatio-nären Gebrauch zu Etiketten geworden sind, die fast vergessen las-sen, welche Bedürfnisse und welches Selbstverständnis von Choreo-grafen in ihnen ursprünglich formuliert wurden. : »Recherche« beschreibt eine Arbeitsweise, ein methodisches Vorgehen von Künst-lern. Gemeint ist weniger das Proben und Einstudieren eines Stückes als vielmehr das ergebnisoffene Forschen an einer künstlerischen Fragestellung. Es ist kein Zufall, dass häufig wissenschaftliches Voka-bular wie  »labor« oder  »Experiment« Anwendung findet, wenn  von künstlerischer Recherche die Rede ist. Forschung braucht Konzentra-tion und Kontinuität im Denken und Experimentieren. Das wird jeder Wissenschaftler bestätigen. Auch ist Forschung ein äußerst sensibler Prozess, der einen geschützten Raum zur Entwicklung benötigt. Künstlerische Arbeit als Forschungsprozess zu unterstützen, bedeu-tet, einen solchen Raum zur Verfügung zu stellen, und es bedeutet, die künstlerische Tätigkeit selbst mehr als nur ihre fertigen Erzeug-nisse in Form von Stücken als gesellschaftlich bedeutsam und will-kommen anzusehen. : Kaum ein Choreograf bis hin zu WilliamForsythe oder Sasha Waltz ist heute fest in den Apparat eines Thea-ters eingebunden. Weil Tanz dort selten als eigenständige Sparte mit entsprechendem Freiraum behandelt wird, aber auch, weil sich die Arbeit vieler Choreografen weniger auf ein gleich bleibendes Ensem-ble stützt und mehr von Projekt zu Projekt neu orientiert und ausrich-tet. Für die Finanzierung von Produktionen heißt die Lösung in Erman-gelung einer ausreichenden Förderung am Wohn- und Arbeitsort daher in der Regel: Koproduktion. Die Künstler müssen mehrere inter-nationale Veranstalter und Geldgeber an einen Tisch bringen; sie sind

auf die Etats und Proben-Residenzen an den produzierenden Orten angewiesen, was sie nicht selten für die Erarbeitung einer Choreogra-fie ein Jahr lang zu nomaden macht.  : Das Angebot an Research-Programmen für Tänzer und Choreografen in Europa scheint auf den ersten Blick groß. Allerdings werden meistens bestimmte und nicht unbedingt sinnvolle Anforderungen an die Künstler gestellt. Forschen ja, aber bitte mit einem Tag der offenen Tür, einem Workshop oder einer Schlusspräsentation, obwohl das entstandene Material unter Umstän-den noch viel zu frisch ist und die inhaltliche Ebene, die hier in der Arbeit an Methoden besteht, nicht einfach eins-zu-eins »präsentabel« ist. Der Wunsch nach einer Zugänglichkeit der künstlerischen Aktivitäten für die Öffentlichkeit ist nachvollziehbar, jedoch verwandelt er jeden geschützten Arbeitsraum schnell in einen ergebnisorientierten Modell-Fall. Die Art, wie Choreografische Recherche als experimentelle Praxis ausgestellt wird, macht sie letztlich vielerorts nur mehr zu einem wei-teren Präsentationsformat und nimmt ihr genau die besondere Qualität, die eigentlich in ihr gesucht wurde. : Die fabrik ist für internationale Tänzer und Choreografen eine so geschätzte Anlaufstelle geworden, weil man sich hier mit solchen Fragestellungen und Problemen differenziert und selbstkritisch auseinandersetzt. Wer eingeladen wird, vor Ort in Potsdam zu arbeiten, kann das wirklich in aller Ruhe tun. Das hat sich herumgesprochen. Gleichzeitig bündelt einmal jährlich ein Festival Stücke, die unter anderem während einer Potsdamer Residenz entstan-den sind. Zu sehen sind dann Arbeiten, die auch wirklich für ein Publi-kum gemacht und gedacht sind. Gegründet hat das artist-in-residence-Programm  2006  Sabine  Chwalisz  aus  der  künstlerischen  leitung  der fabrik. Mittlerweile hat sie es an die junge und selbst produktionserfah-rene Ulrike Melzwig übertragen. Melzwig hat mit international tourenden Choreografen zusammengearbeitet und kennt deren Lage und das Bedürfnis, nicht nur ständig einem über ganz Europa verstreuten Etat hinterher reisen zu müssen. Sie sieht es deshalb vor allem als ihre Auf-gabe an, ein Klima der Offenheit zu schaffen, in dem man gern zu Gast ist, einen Ort, an dem es sich gut lebt und arbeitet. Hierzu trägt die archi-tektonische Großzügigkeit der neuen Studios bei, die Lage am Wasser auf dem Gelände des Kulturstandorts Schiffbauergasse, aber nicht zuletzt auch der Kontakt zur Leitung des Hauses, die ohne große büro-kratische Apparatur für Fragen und Probleme direkt zur Verfügung steht. Das gezielte Herstellen von Kontakten in die Kunst- und Wissenschafts-landschaft von Potsdam und Berlin wird explizit angeboten. Doch bietet die fabrik genauso die Möglichkeit zum konzentrierten Rückzug. : Seinen hervorragenden und rasch gewachsenen Ruf hat das für fünf Jahre von Tanzplan Deutschland unterstützte Residenzprogramm die-sem Bemühen zu verdanken, sich in den Dienst der Künstler zu stellen und sowohl die Notwendigkeit des Freiraums für künstlerische Recher-che als auch die Organisationsform der Residenz neu oder vielmehr: in ihrem eigentlichen Sinn zu denken und für Tänzer und Choreografen pro-duktiv zu machen. Dazu gehört auch die Sensibilisierung der poli-tischen Entscheidungsträger für eine solche Arbeit, die vor allem auf gewachsenes Vertrauen setzt. Die steigende Zahl der Bewerbungen

Zu gaSt SeIn Statt auf der durChreISe hoSPItalItyInStead of ›loSt In tranSIt‹Die fabrik hat ihr eigenes VerstänDnis DaVon, was eine künstler-resiDenz ist the fabrik has its own concept of artist-in-resiDency

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von  nachwuchskünstlern,  aber  auch  einflussreichen  Choreografen, zeigt, dass diese Strategie aufgeht und letztlich viel weiter führen kann. Die langjährige Bindung von Künstlern wie Martine Pisani oder Steve Paxton an die Fabrik zeigt, auf welchem Niveau sie mittlerweile als Residenz- und Recherchezentrum für Tanz und Performance wahr-genommen wird. Dass es gelungen ist, sich nicht nur als Durchreise-station, sondern als qualitätvoller Arbeitsort zu etablieren, bringt Künstler nach Potsdam, die sonst viel eher in Brüssel, Paris und Lon-don anzutreffen sind. Hiervon kann, wird dieses Potential weiter umsichtig und fachkundig gehandhabt, eine Strahlkraft ausgehen, die längst weit über die Stadt hinausreicht. Constanze Klementz[Berlin/Antwerpen] ist Tanz-Kritikerin und -Theoretikerin und beobach-tet die Tanzszene seit 1996. Sie lehrte kritisches Schreiben an der Fu Berlin und betreut das Projekt »text practice« am BA »Zeitgenössischer Tanz, Kontext, Choreografie» am Hochschulübergreifenden Tanz-Zen-trum – Pilotprojekt Tanzplan Berlin. Gegenwärtig ist sie DAAD-Stipen-diatin im Postgraduierten-Programm »Advanced Performance Trai-ning« in Antwerpen. Research and residency. These two terms con-tinue to characterize the international dance scene. On a methodi-cal and infrastructural level, they are vital for the way the dance scene works today. But they are also misused as trendy catchwords and the inflationary use of »research« and »residency« has turned them into tags that almost make us forget what they originally stood for: the needs of choreographers and the way that they seek to define their work.  : »Research« describes a mode of working, a methodical approach chosen by artists. What is meant is less the rehearsal of a piece, than an open-ended inquiry into an artistic problem.  It  is  no  coincidence  that  scientific  vocabulary,  such  as »laboratory« or »experiment«, is often used when talking about artistic research. Research requires concentration and consistency in  thinking  and  experimentation.  Any  scientist  can  confirm  this. Furthermore, research is a highly sensitive process that demands a protected environment for development. To support artistic work as a research process means to provide such an environment, and it  also means  perceiving  not  only  the  final  product,  i.e.  finished pieces, as valuable, but also the artistic process in itself as some-thing desirable and important for society. : There is hardly a choreographer today, who is truly and firmly integrated into a larger theatre structure. Not even William Forsythe or Sasha Waltz have such infrastructures to work with. This is not only due to the fact that dance is rarely treated as an independent art form and granted the corres ponding space and freedoms in such institutions, it is also because most choreographers’ work is based less on a fixed ensemble and instead tends to re-orientate and realign itself from project to pro ject. The solution to the problem of financing a pro-duction in the absence of adequate funding in one’s place of resi-dence and work therefore usually involves: co-production. The art-ists must bring together various international producers and spon-sors; they rely on the budgets and rehearsal residencies available at the production venues, thus they are frequently forced to turn into nomads for periods of up to a year during the development of a piece. :  At  first  sight,  there  seems  to  be  an  abundance  of research programmes for dancers and choreographers in Europe. However, these are often attached to specific and not necessarily reasonable conditions. Research yes, but please include an open house, a workshop or a final presentation, even  if  the developed material is too fresh and the contents of the work are of a method-ological nature and not that easily »presentable« one-to-one. The desire to make art istic activities open to the public is understand-able, but it can quickly turn a protected working environment into a result-oriented model case. The way in which choreographic research

is exhibited as experimental practice often causes it to become just another form of presentation and deprives it of exactly the special quality  that  it was chosen  for  in  the first place.  : The fabrik has become such a highly appreciated place among international dancers and choreographers, because of the way it deals with these kinds of problems in a differentiated and self-critical way. Those, who are invited to work in Potsdam, can do so free from obligations. And word has spread. Parallel to the programme, an annual festival brings together pieces that were at least partially developed during the resi-dencies in Potsdam. What is presented at the festival is thus work that was truly made with an audience in mind. : The artist-in-resi-dence programme was founded in 2006 by Sabine Chwalisz, a mem-ber of the fabrik’s team of artistic directors. Meanwhile, she has passed it on to the young and production-experienced Ulrike Melz-wig. Melzwig has worked with internationally touring choreographers for some time and knows their situation and their need to be free of having to travel in pursuit of a budget that is scattered all over Europe. That is why she considers it her main task to create a climate of open-ness in which guests can feel at home, a place to enjoy both work and life. The generous architecture of the new studios play a large part in contributing to this goal, as does the location by the water on the grounds of the cultural site Schiffbauergasse and, last but not least, the direct contact to the fabrik’s administrative team, who are avail-able to answer questions and help solve problems without having to go through piles of red tape. Help in creating specific contacts to the academic and arts scene in Potsdam and Berlin is also explicitly offered, but the fabrik also provides the option of a concentrated retreat. : Currently the residency programme is receiving funding from Tanzplan Deutschland for a period of five years. The programme owes its excellent and rapidly acquired reputation to its dedication to serving artists’ needs and the willingness to rethink or rather remem-ber the original idea behind both the necessity of freedom for artistic research as well as residencies as a specific form of organisation. The fabrik strives to work with the format of residencies in a way that it allows it to again become productive for dancers and choreographers. Part of this work is also to raise awareness among policymakers about what happens in such processes; processes that are mainly based on trust developed over time. : The increasing number of applica-tions from young artists as well as influential choreographers demon-strates the success of this strategy and its potential to ultimately lead to even higher planes. The longstanding attachment of artists such as Martine Pisani or Steve Paxton to the fabrik shows what an excellent reputation the fabrik has acquired as an outstanding centre for dance and performance residencies and research. The fact that it has estab-lished itself not  just as a transit point, but as a significant place to actually work in, attracts artists to Potsdam that you would usually be more likely to meet in Brussels, Paris or london. If this potential con-tinues to be handled carefully and competently, it will emanate even further that strength of conviction that it has already begun project-ing beyond the city’s limits. Constanze Klementz [Berlin/Antwerp] is a dance critic and theorist and has been observing the dance scene since 1996. She  taught  critical writing at  the  Fu Berlin and supervises  the project »text practice« for the BA »Contemporary Dance, Context, Cho-reography« at the Cooperative Dance Education Centre – Pilot Project Tanzplan Berlin. Currently, she is in Antwerp taking part in the postgrad-uate programme »Advanced Performance Training« on a scholarship from the DAAD.

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redaKtIon: Sie waren 2005 beide maßgeblich an der Entstehung von Tanzplan Potsdam beteiligt. Was waren Ihre Erwartungen damals?Johanna WanKa:  Ich  fand  die  Idee  überzeugend.  und  ich  habe mich sehr gefreut, dass wir auch den Bund als Unterstützer gewinnen konnten. Im Kulturbereich können wir in Deutschland Engagement auf allen Ebenen gut gebrauchen. Lange Zeit gab es in der Kultusminister-konferenz die weit verbreitete Haltung, der Bund solle sich aus der Kul-turförderung heraushalten. Ich habe das immer anders gesehen.SaBIne ChWalISZ: Für uns war die Unterstützung von Frau Wanka von Anfang an da. Wir hatten das Gefühl, dass es ihr Freude macht, etwas mit aufzubauen, zu entwickeln und entstehen zu lassen. 2005 hatten wir schon ein Festival mit gutem Ruf, wir hatten unsere eigenen sehr erfolgreichen Aufführungen und ein gut laufendes Kursprogramm. Mit Tanzplan Deutschland und den Baumaßnahmen für die Schiffbau-ergasse gab es noch mal die Gelegenheit, sich zu überlegen, in wel-che Richtung wir uns stärker profilieren und positionieren können und was das ganz Spezielle sein könnte, das Potsdam auszeichnet. Pots-dam als kleine Stadt neben Berlin besitzt sicher eine gewisse Attrak-tivität, aber ich kann hier nichts anbieten, was in Berlin nicht auch zu haben ist. :  Insofern gab es die Überlegung, ein Residenzprogramm zu machen, in dem TänzerInnen und ChoreografInnen hier vor ort arbei-ten können und kein Ergebnis präsentieren müssen. Sie können, wenn sie wollen, aber sie müssen nicht. Das heißt, ich bin abseits der Metro-pole, bin aber auch schnell da, wenn ich den Anreiz, den Austausch haben möchte oder brauche, habe aber ansonsten in Potsdam einfach meine Ruhe, kann mich konzentrieren, bin in einer traumhaft schönen Umgebung, was noch mal eine andere Arbeitsatmosphäre schafft.WanKa: Und wie groß der Bedarf ist, sieht man ja an den Bewer-bungen: neunzig Bewerber auf elf Plätze im ersten Halbjahr 2009. Für uns als Land ist das auch gut, weil diese Künstler einen Multiplikatoren-effekt haben. Es sind zwar nicht Hunderte, aber es sind wichtige Künst-ler, die dann wiederum neue Kontakte knüpfen von denen wir profitie-ren können, selbst wenn sie keine Inszenierung zeigen. ChWalISZ: Wenn die Künstler hierher kommen, gibt es so ein ungläu-biges Staunen. Was wir ihnen anbieten, ist eigentlich erstmal nur Frei-heit. Eine Möglichkeit zu arbeiten, sich zu konzentrieren, hier zu sein und die Unterstützung zu erfahren, die es hier gibt. Da entsteht etwas, das einzigartig ist. : Es gibt dann die Ausstrahlung über die Künst-ler, die das wieder in die Welt hinaus tragen, und natürlich auch über die Kooperationen, die wir inzwischen mit anderen Häusern und Ver-anstaltern haben, die ähnlich arbeiten und die Stücke, die hier ent-standen  sind,  zeigen  oder  zusätzlich  finanziell  unterstützen.  Pots-dam wird so als weltoffene Stadt registriert, mit sehr viel Toleranz und

WaruM reSIdenZen IM tanZ? Why danCe reSIdenCIeS?gespräche mit conVersations with nele hertling, Jann Jakobs, maDeline ritter, Johanna wanka unD anD arnD wesemann

»künstler sinD multiplikatoren« Johanna wanka unD sabine chwalisz am 2. februar 2009

Prof. dr. Johanna WanKa Stellvertretende Ministerpräsidentin und Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg, CDU

SaBIne ChWalISZ Künstlerische Leitung der fabrik Potsdam

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Offenheit und mit einem sehr feinen Gespür für zeitgenössische Kunst. : Potsdam ist ja bekannt für seine Schlösser und Gärten, also eher für das Historische. Da ist ja auch nichts gegen einzuwenden, nur denke ich, dass es auch wichtig ist, einen Akzent dagegenzusetzen, der in die Zukunft weist. WanKa: Bei üblichen Festivals besteht auch immer die Möglichkeit, viele Kontakte zu knüpfen, aber dies hier ist eine »leisere« und zugleich sehr stabile Form. Wenn man über einen längeren Zeitraum gemeinsam konzentriert arbeitet, dann merkt man, ob man miteinander will oder nicht. Es ist ja auch Tatsache, dass das Projekt den Zuschlag erhielt, weil eben eine Idee dahinter steckte, die sich von den anderen abhob.ChWalISZ: Bei der Entwicklung der Schiffbauergasse als Kulturstand-ort ging es natürlich auch um die Frage, was außer der reinen Sanierung der Gebäude möglich ist, was sich da inhaltlich tut. Um gemeinsame Projekte zu entwickeln, die den Standort noch mal auf einer anderen Ebene beleben, waren zuvor weder die Finanzen da, noch die perso-nelle Kapazität. Jetzt haben wir schöne Fußböden, die Studios sind toll, dafür haben wir lange gekämpft. Machen wir jetzt einfach weiter wie  bisher?  Das wäre  doch  verschenkt.  : Das Programm Tanzplan ist eigentlich der erste Schritt gewesen, um noch mal einen anderen Akzent zu setzen, eine andere Qualität zu schaffen. Es ist professio-neller, es ist ausgefeilter und es ist konzeptionell auch nochmals anders aufgestellt und anders gedacht. Für uns war immer klar, dass die Auffüh-rungen, die Kurse und Workshops, das Festival, dass alles andere sich dann eigentlich auch am Tanzplan, an den Residenzen messen lassen muss, weil wir nur so rechtfertigen können, dass viel Geld in die Sub-stanz gegangen ist. WanKa: Dass Gelder in dieser Größenordnung in die Schiffbauergasse geflossen sind, ist denen zu verdanken, die sich unter oft nicht einfachen Bedingungen an diesem Ort engagiert haben. Wenn sich dann nach jah-relangen Widrigkeiten die Bedingungen schlagartig deutlich verbessern, entsteht eine spannende Situation. :  Bei  der  fabrik  finde  ich  toll, dass man nicht nur versucht, jetzt weiterhin das zu machen, was schon sehr gut lief, sondern die verbesserten Bedingungen nutzen möchte, um eine ganz neue Qualität zu schaffen.ChWalISZ: Das ist ein sehr wichtiger Punkt: Zu kämpfen und nicht stehen zu bleiben, wenn man vermeintlich glaubt, das Ziel erreicht zu haben. 1990/91 war das ein besetztes Haus, das war Nachwendezeit,da war Anarchie und alles ging durcheinander. Davon sind wir aber jetzt im Jahr 2009 weit entfernt, nächstes Jahr bestehen wir 20 Jahre. Über die Jahre hinweg werden die Ziele andere, und es ist nicht so, dass man sagen könnte, die alternative Szene hat jetzt einfach ein schönes outfit bekommen. Inhaltlich ist eine unglaubliche Menge passiert.WanKa: Das Residenzprogramm läuft ja noch und wie es dann wei-ter gehen soll, dazu haben wir bereits ein erstes Gespräch geführt. Ich glaube, dass niemand Interesse daran haben kann zu sagen, es gibt die Förderung bis zu einem bestimmten Zeitpunkt und dann ist Schluss.

Man muss auswerten, welche Erfahrungen und Elemente sich weiter-entwickeln lassen könnten. Oder man schaut gar, in welchem Maße und Rahmen sich das Projekt längerfristig etablieren ließe. In a conver-sation between Prof. Dr. Johanna Wanka, minister for culture of the Land Brandenburg, and Sabine Chwalisz, founder and former artistic director of the residency programme at the fabrik, both strongly agreed that a special quality of Tanzplan Potsdam was the early and commit-ted involvement of both sides in its conceptual development. In 2005, the fabrik had reached a certain level of success. Tanzplan Deutschland and the transformation of the Schiffbauergasse into a centre for culture gave the fabrik new cause to consider how to reposition themselves in  the  dance  scene  and  what  the  specific  quality  of  Potsdam  could be. As a small city close to Berlin, Potsdam cannot offer much that the big city doesn’t also provide. The idea was therefore to develop a res-idency programme in which dancers and choreographers could work on site without having to preswwwent results of any kind. They can do so if they wish, but it is not required of them. Potsdam thus provides a quiet, concentrated working atmosphere in immediate proximity of the big city. : The enormous success of the programme reveals itself in the sheer number of applications: ninety applicants for just eleven res-idencies. This is wonderful both for the fabrik as well as Potsdam itself. Artists, who arrive in the fabrik for the first time, are often completely surprised at the freedom given them: the protected environment and enormous support that they are offered as well as the complete lack of pressure. These artists, but also the numerous other venues and programmers, who support and/or present the work developed at thefabrik, carry the reputation of Potsdam as a cosmopolitan, tolerant and open city out into the world. And although Potsdam is already famous for its palaces and gardens, the residency programme and the work of the fabrik continues its worldwide repute as a promoter of contemporary positions as well. : Conventional festivals formats also give participants the chance to forge networks, but the residency programme is a »quieter« and more sustainable method. The concept of the entire Schiffbauergasse complex always intended to be more than just the renovation of buildings: its goal was and is to improve the qual-ity of work by supporting its structure. That such large amounts of fund-ing could be secured for the centre is also thanks to the work of those, who dedicated themselves to the fabrik from its difficult beginnings. In 1990/91, the fabrik was a squat. It was anarchistic and chaotic. now in 2009, it has moved on and the goal is to use the improved conditions to strive towards even greater quality. Next year, the fabrik celebrates its 20th anniversary. It is not just that the alternative scene has been given a new set of clothes; the contents and concepts have advanced as well. The residency programme aims to continue to exist even after the end of Tanzplan Deutschland by analyzing the exper iences made and by searching for a good sustainable long-term solution developed in close cooperation with the city.

7   TAnZPlAn PoTSDAM: ARTISTS-In-RESIDEnCE  DoKuMEnTATIon 2006—2008  |  WARuM RESIDEnZEn IM TAnZ? WHY DAnCE RESIDEnCIES?

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redaKtIon: Herr Jakobs, seit der Wende 1990, auch Gründungsjahr der fabrik Potsdam, ist in der Potsdamer Kulturlandschaft viel passiert: Die freie Szene ist heute präsenter und die Schiffbauergasse vereint städtische Einrichtungen und freie Träger. Ist das eine besondere Poli-tik, die Potsdam in diesen Jahren verfolgte?Jann JaKoBS: Die freie Szene hatte sich schon in der Schiffbauer-gasse etabliert und dieses Gelände für sich entdeckt, da waren wir noch gar nicht mit von der Partie. Wenn man von Potsdam und seinem Kulturreichtum redet, muss man feststellen, dass es hier einen Span-nungsbogen zwischen Tradition und Moderne gibt. Das prägt die Stadt und das kristallisiert sich an diesem Standort auf besondere Weise. Eine wichtige Entscheidung dafür war das neue Hans-Otto-Theater und das hieß die bewusste Kombination von freier Szene und institutiona-lisierten Kultureinrichtungen, um ein tragfähiges und langfristiges Kon-zept zu entwickeln.redaKtIon:  Frau  Hertling,  Sie  wurden  1989  leiterin  des  Berliner Hebbel-Theaters und haben maßgeblich mitgewirkt, neue Produktions-modelle für den zeitgenössischen Tanz zu entwickeln. Können Sie uns etwas über die Entwicklungen erzählen?nele hertlIng: Heute ist das alles so selbstverständlich und 1988/89 galten wir als verrückt. unsere erste These war, dass zeitge-nössischer Tanz oder auch zeitgenössisches Theater in Deutschland einen schweren Stand hat, weil es im Repertoire und Ensembletheater eigentlich nicht funktionieren kann. Das deutsche und auch das Berli-ner Publikum wusste von der internationalen Entwicklung nichts. Inter-nationales Theater, Fremdsprachentheater, Budgets zwischen Frank-reich, Holland, Russland und Amerika aufzustellen und etwas gemein-sam zu machen war absolut unerhört und das Wort Koproduktion war in Deutschland im Kunstbereich unbekannt. Es war der Anfang der Bemü-hungen, einer anderen Tanzarbeit auch die notwendigen anderen Pro-duktionsmöglichkeiten zu geben und vor allem die deutsche Szene international zu öffnen. redaKtIon: Passt ein internationales Residenzprogramm, wie es die fabrik anbietet, nach Potsdam?hertlIng: Aus meiner Kenntnis der Stadt und meiner Kenntnis der fabrik habe ich bei der Tanzplan-Diskussion dafür geworben, Potsdam in  dieses  Programm mit  hinein  zu  nehmen.  Ich  hatte meine  Gründe dafür und habe sie immer noch. Ein Ort wie Potsdam, der Konzentra-tion bei der Arbeit durch die räumliche Situation bietet, ist für ein Resi-denzprogramm ideal und erlaubt den Künstlern, die hier arbeiten, eine Stadt zu erforschen und sie als Basis für ihre Arbeit zu nutzen.JaKoBS: Für uns ist es gut, wenn internationale Künstler die fabrik mit ihrem Programm und ihren Arbeitsbedingungen kennen lernen

»Dran bleiben unD in kunst inVestieren« nele hertling unD Jann Jakobs am 17. februar 2009

nele hertlIng Vizepräsidentin der Akademie der Künste

Jann JaKoBS Oberbürgermeister der Stadt Potsdam, SPD

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können. Wir erhoffen uns natürlich auch, den Ort Potsdam mehr ins Bewusstsein zu rücken, indem wir hier optimale Aufenthalts- und Rah-menbedingungen bieten und da gehört die Stadt mit ihren vielfältigen Seiten unmittelbar dazu. redaKtIon: nachdem hier viele Investitionen getätigt wurden, bleibt die Frage, wo die Schiffbauergasse inhaltlich hinsteuert: Was denken Sie, wohin sich der Standort von der Ausstrahlung und der Einbettung in die europäische Kulturlandschaft her positionieren kann?JaKoBS: Der Standort ist dazu prädestiniert, zu einem Anziehungs-punkt über Potsdam hinaus zu werden und ist dies mit seinen unter-schiedlichen Angeboten auch schon jetzt. Ich sehe auch Entwicklungs-potenziale: Was mir vorschwebt ist zum Beispiel ein Sommerfestival. Als wir uns entschieden hatten, diesen Standort zu entwickeln und Geld zu investieren, war das sehr umstritten. Es war schwer zu transportieren, dass man hier ein anderes, neues Publikum anziehen will. Ich glaube aber, das ist uns durchaus gelungen. Es hat nicht dazu geführt, dass woanders etwas weggefallen ist. Im Gegenteil gibt es den zusätzlichen Effekt, dass man auf Potsdam überhaupt aufmerksam wird. hertlIng:  Es  sind  immer  zwei  Aspekte: Wie  findet man  öffentliche Aufmerksamkeit, Publikum aus Potsdam oder Berlin, Touristenpublikum und wie macht man den Standort für Künstler so interessant, dass sie ihn als Arbeitsort wahrnehmen. Die internationale, professionelle Aufmerk-samkeit hängt entschieden von der Auswahl der Künstler ab. Ein aus-schlaggebender Punkt für die Entscheidung für Tanzplan Potsdam war die Überlegung, dass das Programm von Potsdam aus in das Land Bran-denburg ausstrahlen sollte. Hier könnte man noch viel tun und damit die Akzeptanz auch innerhalb der eigenen Bevölkerung steigern. Das ist dann wieder eine Geldfrage, aber ich denke, es würde sich lohnen.redaKtIon: Herr Jakobs, wenn Sie jetzt einen Wunsch formulieren könnten, was der Tanzplan noch zusätzlich bringen kann, was wäre das?JaKoBS: Was  ich schade finde,  ist die geringe öffentliche Wahrneh-mung des Residenzprogramms.  Ich wünsche mir, dass man die Pots-damerinnen und Potsdamer mehr teilhaben lässt an dem was passiert. Wie kann man den Menschen ermöglichen, zum Tanz einen Zugang zu finden? Ich wünsche mir den Versuch, zeitgenössischen Tanz Kindern und Jugendlichen zu vermitteln. Da tritt dann der zweite Effekt ein, dass man sich sein späteres Publikum erzieht.redaKtIon: Wie würden Sie denn die momentane Situation der Tanz-szene beurteilen, Frau Hertling? Wo sehen Sie die Schwierigkeiten und wie kann Tanzplan Deutschland einen Teil der Probleme lösen?hertlIng: Grundsätzlich haben sich die Produktionsmöglichkeiten enorm entwickelt und verbessert. Tanzplan Deutschland hat einen Dia-log mit den entscheidenden politischen Kräften ermöglicht. Die Frage ist, was passiert, wenn der Tanzplan ausläuft. : Der größte Teil des Tanzplans geht in der Tat in Erziehungs- und Bildungsarbeit. Ich sehe da die Gefahr, dass für künstlerische Produk tionen zu wenig getan wird. Die Produktions- und auch die Aufführungsmöglichkeiten sind zurückgegangen. Viele freie Spielstätten haben gar nicht mehr die Mit-tel, Kompanien einzuladen. Eine der großen Traditionen Deutschlands war die Entwicklung von Gruppen, die heute fast verschwunden sind. Die  Einengung  auf  kleine  Projekte  aus  finanziellen  Gründen  ist  eine ästhetische Gefährdung des Tanzes. Und es gibt zu wenige Möglich-keiten, künstlerische Arbeit bekannt zu machen. Nach Tanzplan wird es also die Aufgabe sein, dranzubleiben und in die Kunst zu inves tieren.

Sonst ist am Ende die Qualität der Produkte nicht mehr interessant. Da kommen noch ein paar leute, weil sie ein ortsschild finden, aber nicht mehr, weil sie die Projekte gut finden.  As Nele Hertling, vice presidentof the Academy of the Arts and former artistic director of the Heb-bel- Theater in Berlin, and Jann Jakobs, Lord Mayor of the City of Pots-dam, noted in their conversation about the residency programme at the fabrik, much has happened in the cultural landscape of Pots-dam since reunification in 1990, which is incidentally also the year in which the fabrik was founded: the independent art scene is more self-confident  and  strongly  present  and  the  Schiffbauergasse  has brought together both municipal institutions such as the Hans-Otto-Theater as well as independent projects. Without the independent scene, who first discovered and used the location, such sustainable development would not have been possible. : As Nele Hertling remarked, much of what is taken for granted today was highly unusual in  the  late 1980’s. The Hebbel-Theater was one of  the first  places to further the interests of contemporary dance and theatre, develop new production models, forge international co-production and tour-ing networks and in general open up the Berlin dance scene to an international audience. : In her eyes, Potsdam is ideal as a loca-tion for a residency programme, because it allows for an extremely concentrated working environment. The city is ideal as a basis to work from and to discover the city. Jann Jakobs added happily that the international artists, who come to work at the fabrik often also use the time to discover the city of Potsdam. The investment into the Schiffbauergasse and the reputation it has acquired, has spread out into the city and the surrounding countryside. The international, pro-fessional attention given to the programme is largely dependent on the choice of artists invited. But an important argument for the pro-gramme was that it could reach out to the population of Branden-burg and carry great potential to heighten understanding for its pur-pose. Still, public awareness of the programme could be raised and more outreach projects for children and teenagers would establish a younger future audience for contemporary dance. However, as Nele Hertling emphasized, production conditions have developed and improved enormously. Tanzplan Deutschland has made an intense dialogue with politicians and decision-makers possible. However, the question remains: what will happen after the end of Tanzplan Deutschland? Much of Tanzplan has  gone  into  education  and out-reach and not enough into artistic production. The possibilities pro-vided in order to produce and present work have grown fewer. Ven-ues no longer have the funds to invite large companies. In general, the trend has gone towards small projects for financial reasons. This is a major loss, an abandonment of a great tradition in German dance companies and an aesthetic threat to dance as a whole.

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MadelIne rItter Projektleiterin Tanzplan Deutschland

arnd WeSeMann Redaktion ballettanz

arnd WeSeMann: Der Tanzplan Deutschland fördert Residenzen. Künstler können hier in Ruhe arbeiten. Warum ist das für den Tanzplan so wichtig?MadelIne rItter:  Tanzplan  Deutschland  ist  eine  der  großen  Ini-tiativen der Kulturstiftung des Bundes und eigentlich ein Strukturför-derprogramm. Die Idee vom Tanzplan war nicht, dass wir uns was aus-denken und es den Künstlern dann vorsetzen. Wir haben die Tanzak-teure der Szene, in den Städten gefragt: Was ist es, was jetzt passieren müsste. Bei manchen fehlte der Tanz mit Jugendlichen, die Ausbildung oder eben die Weiterbildung; wo finde  ich als  fertiger Tänzer, als  fer-tiger Choreograf die Möglichkeit, frei zu arbeiten? Da setzen die Resi-denzprogramme an, nicht nur in Potsdam, auch in Hamburg, bei den Frankfurtern und den Dresdnern, die die Künstler in die Stadt holen.WeSeMann: Die Potsdamer haben ja keine besonders große Tanz-szene …rItter: Dafür existiert in der fabrik Potsdam eine wirkliche Künst-lergemeinschaft und ein Festival, das sich als ein Ort von Künstlern für Künstler begreift. Das ist eine echte Stärke von Potsdam. Der Sta-tus quo war, mit zu wenig Mitteln und zu wenig Leuten direkt am Ufer der Havel zu arbeiten, wo man im Sommer zwar toll rein springen kann, aber wohin trotzdem keine Publikumsmassen strömen. Es war also nahe liegend, die fabrik als einen Ort für Künstler zu begreifen. Sozusagen als ein kleines gallisches Tanzdorf, das in die ganze Welt hinausreicht.WeSeMann: Gibt es einen Austausch zwischen den eben genannten »Residenz«-Städten?rItter: Ja, regelmäßig. Zudem haben wir Anfang 2007 alle Residenz-programme des Tanzplans zusammen mit internationalen Gästen auf die Akademie Schloss Solitude bei Stuttgart eingeladen, die bekannteste und größte Künstlerresidenz in Deutschland. Dort haben wir uns für zwei Tage getroffen, um genau diese Diskussion zu führen: was heißt es, ein Residenzprogramm anzubieten, was brauchen die Künstler und wie fin-det man sein eigenes Profil?WeSeMann: Muss man der Öffentlichkeit und vielleicht auch der Poli-tik besser vermitteln, was Residenzen leisten? rItter: Natürlich, denn bei Residenzen werden ja nicht direkt Ergeb-nisse sichtbar. Die Künstler reisen oft nach einem Monat wieder ab und können nicht viel zeigen. Der Politik das zu vermitteln – da for-schen jetzt Künstler und das auch noch im Tanz – das versteht man nur, wenn man nah dran ist und was mitbekommt von den Residenten. : Wie zu Beginn des Tanzplans führen wir zusammen mit Hortensia Völckers – künstlerische Direktorin der Kulturstiftung des Bundes – in allen Tanzplan-Städten zur Halbzeit Gespräche mit den Politikern vor Ort.

»ein kleines gallisches tanzDorf, Das in Die welt hinaus reicht«

maDeline ritter unD arnD wesemann am 13. februar 2009

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Die Tanzplanförderung läuft 2010 aus und es ist wichtig, rechtzeitig eine Einschätzung von den lokalen Förderern zu bekommen, wie sie die Arbeit der Projekte einschätzen und unter welchen Bedingungen sie weiter Geld geben würden. Der Potsdamer Oberbürgermeister wusste sehr genau, was in der fabrik passiert. Das ist nicht selbstverständlich. Er hatte auch eine persönliche Motivation. Und fragte ganz natürlich: Was hat die Stadt davon? Eine Antwort der damaligen Projektleiterin Sabine Chwalisz war, dass die Residenz-Künstler wiederkommen und zum Beispiel beim Festival Herbstleuchten ihre fertigen Ergebnisse zei-gen. Choreografen kann man – ähnlich wie Dichtern – schlecht bei der Arbeit zuschauen. Residenz ist eben Recherche, da wird viel gedacht und geredet und zwischendrin dann auch getanzt. Und das muss deut-lich kommuniziert werden.WeSeMann: um was zu verstärken?rItter: Synergien zum Beispiel. Die fabrik genießt mit ihrem Ver-anstaltungs- und Kursprogramm eine hohe Wertschätzung sowohl in der Stadt wie auf  landesebene. Das  ist  ihre Pflicht und bei der Poli-tik auch angekommen. Die Kür aber, die zu leisten ist, wäre nun mit diesen Künstlern besser zu wuchern. Gibt es zum Beispiel die Mög-lichkeit, mit  Kindern und  Jugendlichen  zu  arbeiten? Was nicht  heißt, dass die Residenzler jetzt alle mit Kindern und Jugendlichen tanzen sollen, aber wie kann sich die fabrik noch besser mit den Menschen vor ort verzahnen? Gäbe es stimmige Verbindungen zu anderen orten und Kultureinrichtungen in der Stadt? Man erkauft sich die Freiheit des Residenzprogramms doch am besten dadurch, dass man in anderen Bereichen auch gut ist.WeSeMann: Vom Theater verlangt man auch nicht, dass es tagsüber offen hat. Falls ich behaupten darf, Residenzen finden tagsüber statt, braucht dann Potsdam wirklich diesen Community-Ansatz, dieses Jeder hilft Jedem? Reicht es nicht, stolz zu sein, dass »ihre« Künstler auch in Bordeaux oder in Edinburgh zu sehen sind?rItter: Das ist für die Politik nur bedingt interessant. Es ist zwar toll, in Zagreb, in Brüssel zu spielen, aber ganz wichtig ist die Frage: Was entsteht hier vor ort? Die fabrik ist ein Kompetenzzentrum für Tanz, hier wird Wissen generiert. Aber wie findet ein Transfer dieses Wissens in die Gesellschaft  statt? Das muss beantwortet werden von Seiten der fabrik aber auch von Seiten der Politik, denn diese Vermittlungsarbeit ist personalintensiv und kostet Geld. : Was die Künstler an Frage-stellungen mitbringen, kann interessant sein für die Menschen in der Stadt. Da reicht es nicht, nur eine Info zu verschicken und zu hoffen, dass sie verstanden wird. Der Obama-Effekt, nah am Publikum zu kom-munizieren, gilt nicht nur für Politiker, sondern auch für die von ihnen unterstützten Institutionen. Damit man das, was man tut, auch mal dis-kutieren kann. In conversation with Madeline Ritter, director of Tanz-plan Deutschland, journalist Arnd Wesemann inquires into the import-ance of the Potsdam residency programme for Germany. The difference to other Tanzplan concepts lies in that it is truly the product of a local initiative of artists, who built up a place and a festival for artists by other artists. As a major funding initiative of the Federal Cultural Foun-

dation, Tanzplan Deutschland never intended to develop something alone. Its goal was and is to give structural support for local ideas. Great work was already being done directly on the banks of the river Havel, but without enough money or enough people. The logical consequence was to define the fabrik as a kind of small-town outpost for dance, ripe with potential to carry its message out into the world. : Aside from local funding, Tanzplan Deutschland also supports exchange between the various Tanzplan residency programmes, for example by organizing a meeting with international guests at Schloss Solitude in 2007 to dis-cuss what it means to offer a residency programme today: what do art-ists need? How do you find your own profile? More than anything else, residency programmes need strong public relations. Results are rarely directly visible and artists are often gone after just a month. This is why Tanzplan held talks with Hortensia Völkers and local politicians in each of the Tanzplan cities halfway through each of the programmes, to get a feel for how the local partners feel about the projects and under what conditions they would be willing to continue to fund them after the end of Tanzplan in 2010. Potsdam’s mayor was extremely well informed and he is very personally involved. This is not to be taken for granted. His interest lies in what the residency programme at the fabrik can do for the city as a whole. Most residency artists return to Potsdam to present their finished work at the festival Herbstleuchten. This helps to better understand the otherwise rather elusive work of the residencies. Still improvements can be made, such as a better use of synergies: to uti-lize the names and reputations of the artists present, maybe to work with children and teenagers or simply to somehow better integrate the work into the surrounding city. Residencies generate large amounts of valuable knowledge. What remains to be solved is how to commun icate and discuss this with a larger audience. And politicians also need to be aware of the importance of such work and the fact that is requires ample time and money.

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Tanzplan Potsdam: Artists-in-Residence ermöglicht internationalen Choreograf Innen mehr wöchige  Arbeitsaufenthalte  in  der  fabrik  Pots-dam. Dabei ist der Schwerpunktbereich ›Künstlerische Forschung‹ [Research & Development] in Form eines Stipendiatenprogramms ein-zigartig und wird überregional und international mit wachsender Auf-merksamkeit wahrgenommen. : Seit dem Programmstart im Juli 2006  bis  Dezember  2008  wurden  insgesamt  54  Residenzprojekte durchgeführt, an denen mehr als 250 KünstlerInnen aus über 20 län-dern beteiligt waren.  In der Regel  lebten und arbeiteten sie zwischen zwei bis sechs Wochen in Potsdam. Das Programm wurde von Sabine Chwalisz initiiert und bis 2008 geleitet, anschließend übernahm ulrike Melzwig die Projektleitung. : Tanzplan Potsdam: Artists-in-Resi-dence findet im Rahmen von Tanzplan Deutschland statt und wird von der Kulturstiftung des Bundes, der Stadt Potsdam und dem Land Bran-denburg unterstützt. Das Programm vereint unterschiedliche Residenz- und Präsentationsformate. Tanzplan Potsdam: Artists-in-Residence gives international choreographers the possibility to live and work for a few weeks at the fabrik Potsdam. It is a one-of-a-kind scholarship pro-gramme with a concentrated focus on »artistic research« [research and development], whose reputation is growing rapidly worldwide. Since the start of the programme in July 2006, a total of 54 residency projects have  taken place up  to December 2008. More  than 250 artists  from over 20 countries have participated in these residencies. Most artists stayed between two to six weeks in Potsdam. The programme was ini-tiated and directed by Sabine Chwalisz until 2008, after which ulrike Melzwig assumed the position of project manager. : Tanzplan Pots-dam: Artists-in-Residence is a part of Tanzplan Deutschland and is sup-ported by the German Federal Cultural Foundation, the city of Potsdam and the Land Brandenburg. The programme combines various different residency and presentation formats.

1| KonZentrIerteS arBeIten und naChhaltIge unter­StütZung 1| ConCentrated WorKIng enVIronMent and long­terM SuPPort

ReseaRch & Development Zweimal jährlich vergibt eine Jury im Rahmen eines offenen Bewerbungsverfahrens Arbeitsaufenthalte [Re-sidenzen] in Potsdam. Dabei werden insbesondere forschungsorien-tierte Vorhaben in den Bereichen Tanz und Choreografie gefördert, die Kollaborationen  zwischen  verschiedenen  KünstlerInnen,  Theoretike-rInnen sowie Experten aus anderen Wissensgebieten beinhalten oder ein gezieltes Interesse an solchen Dialogen im Rahmen eines konkreten Rechercheprozesses formulieren. Die Vergabe der Residenzen ist nicht an eine öffentliche Präsentation von Arbeitsergebnissen oder an kon-krete Produktionsvorhaben gebunden. :  Die ResidentInnen wohnen kostenfrei in den Gästezimmern der fabrik Potsdam oder einer Gäste-wohnung im Zentrum Potsdams. Je nach Bedarf steht ihnen ein eigenes Probestudio oder Atelier ganztägig zur Verfügung. Sie erhalten ein Sti-pendium zwischen € 1.200,- bis € 1.500,- monatlich. Reisekosten für die einmalige An- und Abreise und Materialkostenzuschüsse können finanziert oder teilfinanziert werden.  : Darüber hinaus hat für Tanz-plan Potsdam die individuelle Betreuung der ResidentInnen bei ihren Arbeitsaufenthalten durch Recherche und Vermittlung von Mentoren oder möglichen Dialogpartnern sowie organisatorische, technische und künstlerische Beratung einen besonderen Stellenwert. > Ein Überblick  über  die  bisherigen  Residenzen  findet  sich  im  Mittelteil.ReseaRch & Development Twice a year, the fabrik publishes an open call for residency applications, which are then selected by a jury. A special emphasis is made on supporting research-oriented proposals from the field of dance and choreography that include co-operations be-tween various artists, theorists as well as experts from other scientific fields or that formulate a specific interest in similar dialogue as part of a concrete research process. : Residencies do not require the artist to present a public showing of work or to adhere to a concrete production plan. : The residents live free of charge in the guest rooms of the fabrik Potsdam or in a guest apartment in the centre of the city. Accord-ing to their needs, they are provided with their own rehearsal studio. In addition,  they  receive a grant of 1,200  to 1,500 euros per month. One-time travel expenses and a contribution to material production costs can be fully or partially applied for as well. : Moreover, Tanz-plan Potsdam attaches great importance to the individual support of the residents during their stay: help with research, the introduction and facilitation of work with mentors or other possible dialogue partners as well as organisational, technical and artistic support are offered as needed. > Please see centre fold for a list of previous residents.

WaS ISt tanZPlan PotSdaM? What IS tanZPlan PotSdaM?

_ziele, formate unD Der weg zur resiDenz goals, formats anD the pathto a resiDency _ressourcen resources fabrik potsDam _tanzplan DeutschlanD

tanzplan potsDam: artists-in-resiDence

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pRoDuktionen & inteRnationale kopRoDuktionen Die fabrik Potsdam initiiert und unterstützt internationale Tanzproduktionen durch Produktionsresidenzen. neben Raum und Infrastruktur für Proben und Endproben begleitet die fabrik Potsdam mit der Akquise zusätz-licher finanzieller Mittel und umfassender technischer und organisato-rischer Betreuung Tanzproduktionen bis zur öffentlichen Aufführung. pRoDuctions & inteRnational co-pRoDuctions The fabrik Pots-dam initiates and supports international dance productions by offering production residencies. Besides providing space and infrastructure for the development process and final rehearsals, the fabrik Potsdam helps to raise further funding and offers broad technical and organi-sational support for both the development of the work as well as the public presentation of the dance production.

»last-minute«-pRobeRaum Durch die kurzfristige Vergabe von Pro-beraum an ChoreografInnen und TänzerInnen kann die fabrik Potsdam optimal auf den in der Praxis oft plötzlich dringlichen Probenraum bedarf reagieren. »last-minute«-ReheaRsal space The fabrik Potsdam provides re hearsal space to choreographers and dancers on short notice. In this manner, it can react best to the often sudden demand for rehear-sal space.

aRbeitswochen choReogRafie Die jährlichen Arbeitswochen Cho-reografie  sind  ein  14-tägiges  Residenzangebot  im  Sommer,  das  sich insbesondere an nachwuchs-ChoreografInnen richtet. Für zwei Wochen befinden sich fünf bis sechs internationale Choreografen oder Gruppen gleichzeitig in Residenz in Potsdam. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Austausch und der Zusammenarbeit zwischen den jungen KünstlerInnen und erfahrenen MentorInnen, die die Projekte betreuen. Darüber hinaus sind thematische Workshops, begleitende Diskussionen und Feedback-Runden Teil des Programms. Die Ergebnisse werden in einer öffent-lichen Abschlusspräsentation vorgestellt. › Mehr  Informa tionen  fin-den sich auf Seite 32. aRbeitswochen choReo gRafie The annual Arbeitswochen Choreografie »Work Weeks for Choreography« are a two-week residency programme in the summer especially designed for young choreographers. For 14 days, five to six international choreographers or groups are simultaneously in residence in Potsdam. The emphasis is on exchange and co-operation between artists and experienced mentors, who oversee the projects. Thematic workshops, associated discussions and feedback sessions are also part of the programme. The results are shown in an final public presentation. > Please see page 32 for more information. ›››

13   TAnZPlAn PoTSDAM: ARTISTS-In-RESIDEnCE  DoKuMEnTATIon 2006—2008  |  WAS IST TAnZPlAn PoTSDAM? WHAT IS TAnZPlAn PoTSDAM?

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2| PräSentatIonSforMate: WorK­In­ProgreSS und dIe BreIte ÖffentlIChKeIt 2| PreSentatIon forMatS: WorK­In­ProgreSS and the general PuBlIC

offenes stuDio Die Reihe »Offenes Studio« besteht aus öffentlichen informellen Showings der künstlerischen Arbeitsprozesse und ihrer Ergebnisse. Vor einem meist fachlich hochkarätigen, kleinen Publikum geben die ResidentInnen Einblicke in ihre Arbeitsweisen mit anschlie-ßenden Besprechungen oder Publikumsgesprächen. Von September 2006 bis Dezember 2008  fanden über 25 Veranstaltungen der Reihe »Offenes Studio« statt. Der Eintritt ist dabei stets frei. open stuDioThe series »Open Studio« at the fabrik Potsdam consists of infor-mal showings of artistic work processes and  their  results.  In  front of a largely professional audience, the residents offer insight into their working methods followed by talks and audience discussions. Between September 2006 and December 2008, more  than 25 »open Studio« sessions took place. Admission is always free of charge.

heRbstleuchten – weRkschau potsDameR ResiDenzen Herbst-leuchten ist der jährliche Höhepunkt des Residenzprogramms. Das Festival im Oktober präsentiert die im Residenzprogramm entstan-denen Arbeiten gebündelt und im Sinne einer umfassenden Öffnung für  die  allgemeine  Öffentlichkeit.  Die  ResidentInnen  eines  Jahres begegnen sich, haben die Gelegenheit, ihre Arbeiten gegenseitig zu sehen und im Austausch miteinander ihre Arbeitsweisen vorzustellen und  ihre Erfahrungen zu vertiefen. 2008 präsentierte Herbstleuchten u. a. drei Deutschlandpremieren und eine Uraufführung, die internatio-nale ChoreografInnen in Potsdam erarbeitet hatten. > Mehr Informa-tionen finden sich auf Seite 34. heRbstleuchten – showcase of potsDam ResiDencies Herbstleuchten »Autumn Glow« is the annual highlight of the residency programme. During the October festival, the general public is invited to see the work developed in the residency programme. All residents of the past year get the chance to meet and present their work to each other, speak about their methods of working and consolidate their experiences. In 2008, the Herbstleuchten festival presented e.g. three German premieres and one world premiere of work developed in Potsdam.  >   For more information please see page 34.

3| der Weg Zur reSIdenZ In PotSdaM 3| the Path to areSIdenCy In PotSdaM

Die Ausschreibung für das Stipendiatenprogramm »Research & De -velopment« erfolgt zweimal jährlich in einem offenen Bewerbungsver-fahren. Einzureichen sind ein aussagekräftiges Konzept des während der Residenz geplanten Recherche- oder Arbeitsvorhabens sowie Doku-mentationen bisheriger Arbeiten.  Eine  Jury aus externen ExpertInnen und MitarbeiterInnen  der  fabrik  Potsdam  trifft  die  Auswahl  aus  den zahlreichen Bewerbungen. > Mehr Informationen zu der Bewerbung und  den  Voraussetzungen  finden  sich  unter  www.fabrikpotsdam.de :  Für das  Jahr 2009 bewarben sich  insgesamt 170 ChoreografInnen und Gruppen aus 25 ländern um eine Residenz in Potsdam. 14 Projekte wurden für eine Einzelresidenz ausgewählt und weitere fünf Projekte für die Teilnahme an den Arbeitswochen Choreografie.  An open call for applications to the scholarship programme »Research & Development« takes place twice a year. Applicants must submit a conclusive concept for a research and work project that they plan to carry out during their residency period as well as examples of previous work. Residents are selected by a jury of external experts and members of the fabrik Pots-dam’s staff. For more information concerning applications and require-ments please see www.fabrikpotsdam.de : A total of 170 choreo-graphers and groups from 25 countries applied for a residency in Pots-dam in 2009. 14 projects were selected for a residency and five more were invited to take part in the Arbeitswochen Choreografie.

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Die fabrik Potsdam ist ein Kind des Mauerfalls und der brodelnden freien Kunstszene, die nach der politischen Wende in Berlin und Umge-bung geboren wurde. Von Tänzern und Musikern 1990 in einer verlas-senen Brauerei im Zentrum Potsdams gegründet, hat sich die fabrik seitdem zum Tanzhaus von Potsdam und Brandenburg entwickelt und gehört inzwischen zu den wichtigen Tanztheatern Europas. The fabrik Potsdam is a child of the fall of the Berlin Wall and the sizzling inde-pendent art scene that emerged in the Berlin area after reunification. Founded in 1990 by a group of dancers and musicians in an aban-doned brewery in the centre of Potsdam, the fabrik Potsdam has since developed into the most important dance centre in Potsdam and Bran-denburg and has become a central dance venue in Europe.

Das Programm folgt heute noch dem Ziel der Gründer: Tanz in seiner Vielfalt zu fördern und für ein breites Publikum zugänglich zu machen. Bewegt, international, ungewohnt, hochqualitativ, hautnah – die fabrik Potsdam bietet zahlreiche Möglichkeiten, den Tanz als Zuschauer und Mitmachender zu entdecken. Auf der Bühne werden Aufführungen internationaler Tanzkompanien präsentiert, im Studiohaus Workshops sowie Kurse für laien und Profis angeboten und im Rahmen von »Tanz in Schulen« und den Kindertanzkursen erfährt das junge Publikum eine ganz besondere Begegnung mit dem Tanz und der Bühne. : Hö-hepunkte  des  Programms  sind  jährlich  stattfindende  Festivals  wie die Potsdamer Tanztage im Mai, das Festival Herbstleuchten – Werk-schau Potsdamer Residenzen im Oktober und regelmäßige Tanzwo-chenenden mit thematischen Schwerpunkten. : Darüber hinaus hat sich die fabrik Potsdam als herausragender Arbeitsort für interna-tionale Choreografen etabliert: Mit dem Programm Tanzplan Potsdam: Artists-in-Residence unterstützt sie ChoreografInnen und Tanzkompa-nien durch Arbeits- und Forschungsaufenthalte. Zahlreiche neue Tanz-produktionen werden durch die fabrik Potsdam produziert oder kopro-duziert. Als choreografisches Zentrum und Tanzhaus fördert die fabrik Potsdam international und in hohem Maße vernetzt zeitgenössischen Tanz. : Heute ist die fabrik Potsdam Teil des Kulturstandorts Schiff-bauergasse, der auf einer ehemaligen Industrie- und Kasernenbrache seit  2006  zum  Zentrum  der  zeitgenössischen  Kultur  in  Potsdam mit Theater, Tanz, Musik und Kunstgalerien entwickelt wurde. The pro-gramme still reflects the goals of its founders: to promote dance in all its diversity and to raise awareness for dance among the general pub-lic. In motion, international, unexpected, of high quality and first hand – the fabrik Potsdam offers numerous possibilities for both audience and practitioners to discover dance. Performances by international dance com panies are presented on stage, workshops and classes are offered at the studio house for non-professionals and professionals alike. »Dance in Schools« and dance classes for children, bring dance closer to younger audiences both on stage and off. : The highlights of the programme are annual festivals such as the Potsdamer Tanztage

Die fabrik potsDam

in May, the festival Herbst leuchten – Showcase of Potsdam Residencies in October and regular weekends with different thematic focuses on dance. : Over the last years, the fabrik Potsdam has moreover estab-lished an excellent reputation as an outstanding place for international choreographers to work: the programme Tanzplan Potsdam: Artists-in-Residence supports choreographers and dance companies by provid-ing work and research residencies. Numerous new dance productions have been produced or co-produced by the fabrik Postdam over the last years. As a centre for choreography the fabrik Potsdam promotes dance on an international level within a large contemporary dance network. : Today the fabrik Postdam is part of the culture centreSchiffbauergasse, a former complex of industrial buildings and mili-tary barracks, that has developed into a hub of contemporary culture in Potsdam with theatres, dance venues, music halls and art galleries.

dIe geBäude der faBrIK PotSdaM the BuIldIngS of the faBrIK PotSdaM

1| Die ehemalige maschinenhalle Der Theatersaal im Kernbereich der ehemaligen Maschinenhalle hat eine Gesamtfläche von 550 qm. Diese Fläche ist teilbar: in der Regel wird die Halle für Aufführungen mit einer Bühnenfläche von 12 × 12 Meter und einem Zuschauerpodest für bis zu 200 Personen genutzt. Eine kleinere Bühne bietet Platz für Club-veranstaltungen  und  Konzerte.  Ebenfalls  im Hauptgebäude  befinden sich zwei Tanzstudios von jeweils 65 qm, ausgestattet mit Holzschwing-fußböden, Ton- und Videotechnik sowie einem Atelierarbeitsplatz. Diese etwas kleineren Studios werden für Kurse, Workshops sowie für Residenzen und Proben genutzt. :  Im hinteren Teil des Gebäudes – mit Blick auf die nahe gelegene Havel – befinden sich drei Büros  für das Team der fabrik Potsdam sowie vier Gästezimmer für KünstlerInnen mit Gästeküche und Garderoben.  Im Eingangsbereich hat das  fabrik-

15   TAnZPlAn PoTSDAM: ARTISTS-In-RESIDEnCE  DoKuMEnTATIon 2006—2008  |  WAS IST TAnZPlAn PoTSDAM? WHAT IS TAnZPlAn PoTSDAM?

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Café täglich ab 10 Uhr für Gäste geöffnet und bietet nicht nur gemüt-liche Sofaecken, sondern auch ein lebendiges Musik- und Konzertpro-gramm. Im Anschluss an die Aufführungen ist das Publikum hier zum Verweilen,  zur  Begegnung mit  den  KünstlerInnen und dem Team der fabrik eingeladen. 1| the foRmeR machine hall The theatre at the centre of the former machine hall covers a total of 550 sqm. The area can be divided in various ways: usually it is split for performances into a stage area of 12 × 12 meters and audience seating for maximum 200 people. : A smaller stage offers space for club events or concerts. The main building also includes two 65 sqm dance studios with wood sprung floors, audio and video equipment and a studio workstation. These studios are used for classes, workshops as well as resid encies and rehearsals. :  In the rear of the building – with a view of the river Havel – are three offices for the fabrik Potsdam team, as well as four guest rooms for artists with a kitchen and dressing rooms. The fabrik-Café in the entrance area opens daily at 10 am and not only features comfortable sofas, but also a lively music and concert programme. Audiences are invited to stay for a drink after performances to meet art-ists and speak with the team of the fabrik Potsdam.

2| stuDiohaus schiffbaueRgasse Im März 2008 öffnete das Stu-diohaus Schiffbauergasse nach umfassender Sanierung seine Türen und bietet seitdem herausragende Bedingungen für ein vielfältiges Kurs- und Workshopangebot, für konzentrierte Rechercheprozesse, Proben und Produktionen. Die vier Studios von jeweils 120 qm verfü-gen über helle Holzschwingfußböden mit Fußbodenheizung und sind mit modernster Ton- und Videotechnik ausgestattet. Mit seinen räum-lichen und technischen Voraussetzungen und dem Blick aufs Wasser ist das Studiohaus ein perfekter Arbeitsort für TänzerInnen und Choreo-grafInnen. 2| Studio houSE SchiffbauErgaSSE After a phase of extensive renovation, the Studio House Schiffbauergasse opened its doors in March 2008. It offers excellent conditions for a wide variety of classes and workshops, for concentrated research processes, rehear-sals and productions. The four studios, each 120 sqm, are equipped with wood sprung floors, in-floor heating and state-of-the-art video and audio equipment. Thanks to the beautiful spatial and technical condi-tions and the view of the river, the Studio House is a perfect place for dancers and choreographers to work.

3| gästewohnung Um die Vielzahl von internationalen Künstle-rInnen  und  Kompanien  beherbergen  zu  können,  verfügt  die  fabrik Potsdam über eine weitere 4-Zimmer-Gästewohnung im Zentrum Pots-dams.  Im Gegensatz zum Charme des ehemaligen  Industriegeländes am Wasser besticht hier die Schnörkellosigkeit sozialistischer Plat-tenbauweise –  ein häufig beeindruckendes Wohnerlebnis  für  unsere internationalen Gäste! 3| guest apaRtment In order  to be able to accom modate the large number of artists and companies, the fabrik Potsdam is equipped with a 4-room guest apartment in the centre of Potsdam. In contrast with the beauty of the former industrial site on the banks of the river, the unadorned East German socialist architecture of the apartment block is quite a different experience for many of our international guests!

> geSChIChte und teaM der faBrIK PotSdaM hIStory and teaM faBrIK PotSdaM SeIte Page 36

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tanzplan DeutschlanD

tanZPlan deutSChland …_ is a 5-year initiative of the German Federal Cultural Foundation to

support and promote dance; in addition to its own 12.5 M Euros Tanzplan so far generated more than 20,5 M Euros in match funding for dance

_ develops a wide range of sustainable measures for dance until 2010_ funds and promotes outstanding ›local‹ model projects in Berlin,

Bremen, Dresden, Düsseldorf, Essen, Frankfurt am Main, Hamburg, Munich and Potsdam

_ supports publications, the co-production funding of the National Performance Network »NPN«, artists’ residencies as part of the German Dance Platform and gave one-time support for the Internet portals dance-germany.org and tanznetz.de

_ engages in dance education: Dance Education Biennale, Research Dance Techniques, Forsythe’s »Synchronous Objects for One Flat Thing, reproduced«, teacher training for »Dance in Schools«, advanced trainings for teachers and professors, Dance Education Conference etc.

_ organises workshops and working groups on issues such as curat-ing, residency programmes, transition, the »Association of German Dance Archives« etc.

_ publishes yearbooks, the addresses of training institutions online, a website dedicated to funding opportunities for dance projects, and the website of the »Association of German Dance Archives«

_ cooperates with all relevant dance institutions and sponsors and with all state-run dance training institutions.

www.tanzplan-deutschland.de

tanZPlan deutSChland …_ ist eine mit 12,5 Mio Euro ausgestattete 5-Jahres Initiative der

Kulturstiftung des Bundes, die über match-funding mehr als 20,5 Mio Euro für den Tanz mobilisiert hat

_ entwickelt bis zum Jahr 2010 eine Vielzahl nachhaltiger Maßnahmen für den Tanz

_ fördert herausragende Modell-Projekte ›vor Ort‹ in Berlin, Bremen, Dresden, Düsseldorf, Essen, Frankfurt am Main, Hamburg, München und Potsdam

_ unterstützt Publikationen, die Koproduktionsförderung des Natio-nalen Performance Netzes [NPN], Künstleraufenthalte im Rahmen der Tanzplattform Deutschland und einmalig die Internetportale dance-germany.org und tanznetz.de

_ engagiert sich für die Ausbildung: Biennale Tanzausbildung,Forschungsprojekt Tanztechniken, Forsythe »Synchronous Objects for One Flat Thing, reproduced«, Pädagogenausbildung »Tanz in Schulen«, Weiterbildungen für Dozenten und Professoren, Aus-bildungskon ferenz Tanz etc.

_ organisiert Workshops zu den Themen Kuratieren, Residenzpro-gramme, Transition, Verbund Deutsche Tanzarchive etc.

_ publiziert Jahreshefte, Ausbildungsadressen online, Webseite Tanz-projekt-Fördermöglichkeiten, Webseite »Verbund Deutsche Tanz-archive«

_ kooperiert mit allen maßgeblichen Tanz-Institutionen und -Förderern sowie mit allen staatlichen Ausbildungsinstitutionen für Tanz.

www.tanzplan-deutschland.de

17   TAnZPlAn PoTSDAM: ARTISTS-In-RESIDEnCE  DoKuMEnTATIon 2006—2008  |  WAS IST TAnZPlAn PoTSDAM? WHAT IS TAnZPlAn PoTSDAM?

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x Praticable ist ein offenes Kollektiv und besteht aus alice chauchat, xx Frédéric de carlo, Frédéric Gies, isabelle schad und odile seitz. xx Auf der Grundlage des Austauschs von Körperpraktiken verbindet Praticable xx Recherche, Lernprozesse, Kreation, Produktion und Distribution. xx In unterschiedlichen Konstellationen enstanden u. a. die Arbeiten xx »The Breast Piece« [2007 – Alice Chauchat & Frédéric Gies], xx »ohne worte« [2008 – Isabelle Schad], »The Beloved« xx [2008 – Odile Seitz & Frédéric de Carlo] und »Dance« [2008 – Frédéric Gies]. x

Praticable [d/F]März 2007

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aus einer anderen Perspektive zu betrachten und erneuerte unseren Blick auf das, was wir da produzierten. Irgendwie wurden wir dadurch besser in dem, was wir machten. Währenddessen war Isabelle Schad auch als Mentorin für eine andere Residentin eingeladen. Es gab einen sehr schönen Austausch zwischen den anwesenden ResidentInnen, MentorInnen und unserer eigenen Gruppe, der spannend, unterhalt­sam, fruchtbar und lang anhaltend war. Sich gegenseitig die Arbeit zu zeigen und sich darüber auszutauschen war eine wichtige Unterstüt­zung, um im Arbeitsprozess weiter zu kommen.die Proberäume in der fabrik … … sind schön, angenehm, funk­tional, hell und warm, was wichtig ist, wenn man viel am Boden arbeitet. Die Gegend strahlt Ruhe aus und bietet Entspannungsmöglichkeiten, was bei einer intensiven Arbeitszeit auch notwendig ist. Der Standort am Wasser außerhalb des Stadtzentrums ist ideal, um die nötige Kon­zentration zu bekommen. Die Wohnräume sind sehr angenehm: kleine Schlafzimmer, Dusche, Küche, alles am Ort und schön gemacht. Der Empfang und die Stimmung im Theater wirken sehr sympathisch, offen, kommunikativ, engagiert, und alle sind immer bereit zu helfen und zu unterstützen. Das Team der fabrik begleitet den Prozess der Residenz sehr gut und bietet Hilfe jeglicher Art an. Man fühlt sich wirklich will­kommen. Das Publikum kommt gerne für die Diskussion nach den Vor­stellungen und stellt interessante Fragen.ein besonderer bezug zur stadt Potsdam … … entstand während des Projektes von Isabelle Schad Still Lives/Good Work Productions, das ein Community Projekt ist und innerhalb der Tanztage 2008 statt­fand. Über die Interviews in der Stadt und die direkte Arbeit mit freiwil­ligen Teilnehmern entstand ein sehr intimer und emotionaler Bezug zu Potsdam. [Praticable] The pieces developed by Praticable in multiple residencies in the fabrik Potsdam have been shown e. g. in the Sophien­saele Berlin, Weld Stockholm, National Dance Centre Bucharest, Tanznacht Berlin, Fringe Festival Dublin, Impulstanz Vienna, Connect­ions Festival Aarhus, Tanzwerkstatt Europa Munich, Les Subsistances Lyon, Dance Platform 2008 Hannover, Augusti Tansu Festival Tallinn, Jonctions / Constant in Brussels, Festival In­presentable Madrid, Heb­bel am Ufer Berlin, Centre National de la Danse Paris, Mugatxoan – Arteleku in San Sebastian, House of World Cultures Berlin and fabrik Potsdam. : Praticable’s first residency at the fabrik Potsdam in 2006 gave the open collective a chance to share a work process together for the first time in an intensive period of exchange. This, and other resid­encies that followed, also opened up multiple perspectives for later work without the pressure of producing concrete results: a situation, which is still rare in the European dance landscape. The residency also provided the group with a time and place to question and rethink their collective structure. The respectful and loving support of the fabrik Pots­dam and its nurturing facilities greatly facilitated this. Communication with other residents and the advice of mentors, as well as being asked to mentor other projects themselves helped to advance and improve the work as a whole. In 2008, the project Still Lives/Good Work Product ions provided an even closer relationship to Potsdam. This community proj­ect was created via interviews and the direct participation of volunteer performers to produce a very intimate and emotional portrait of the city. Praticable are Alice Chauchat, Frédéric de Carlo, Frédéric Gies, Isabelle Schad and Odile Seitz. Based on the exchange of ›bodypractices‹, Prati­cable combines research, learning processes, creation, production and distribution. In various constellations the group have created e. g. »The Breast Piece« [2007 – Alice Chauchat & Frédéric Gies], »ohne worte« [2008 – Isabelle Schad], »The Beloved« [2008 – Odile Seitz & Frédéric de Carlo] and »Dance« [2008 – Frédéric Gies].

Die Arbeiten, die Praticable innerhalb mehrerer Residenzen in der fabrik Potsdam entwickelte, wurden u. a. in Sophiensaele Berlin, Weld Stockholm, National Dance Center Bukarest, Tanznacht Berlin, Fringe Festival Dublin, Impulstanz Wien, Connections Festival Aarhus, Tanzwerkstatt Europa München, Les Subsistances Lyon, Tanzplattform 2008 Hannover, Augusti Tansu Festival Tallinn, Jonctions/Constant in Brüssel, Festival In-presen-table Madrid, Hebbel am Ufer Berlin, Centre National de la Danse Paris, Mugatxoan – Arteleku in San Sebastian, Haus der Kulturen der Welt Berlin und fabrik Potsdam gezeigt.

unsere erste vierwöchige residenz in Potsdam als Praticable …… war im März 2007. Sie ermöglichte den ersten gemeinsamen Arbeits­prozess von Praticable, eine Zeit des intensiven Austauschs. In dieser Arbeitsphase konnten wir uns eher auf Recherche konzentrieren. Hier eröffneten sich auch Perspektiven für spätere Arbeiten und wir konnten die Organisation unserer kollektiven Arbeitsstruktur hinterfragen und durchdenken. Seitdem sind viele Arbeiten innerhalb unseres offenen Kollektivs Praticable entstanden. Jeder innerhalb von Praticable hat eine oder mehrere Arbeiten entwickelt, die ihren Ursprung in dieser Re­sidenz in Potsdam haben.residenzen sind absolut notwendig … … für eine Tanzproduktion. Sie erlauben gute Arbeitsbedingungen, Konzentration, freie Arbeits­organisation, Austausch und natürlich finanzielle Unterstützung für Proberäume. In der fabrik Potsdam ist das alles mit besonders guten Bedingungen versammelt – was Raum, Unterkunft, Umgebung angeht und darüber hinaus erfährt man einen respektvollen und liebevollen Empfang der Mitarbeiter am Ort, was auch sehr wichtig ist und die Ar­beit sehr unterstützt. Eine angenehme Erfahrung innerhalb der Potsda­mer Residenzen war auch, dass keinerlei produktorientiertes Denken oder Produktionsstress vorhanden war. Das ist selten innerhalb der europäischen Tanzlandschaft und ermöglicht neue und andere Denk­weisen, die vielen freischaffenden Künstlern entsprechen. Residenzen haben den Vorteil, dass man von zu Hause weg ist und sich insofern ganz auf den Arbeitsprozess konzentrieren kann.in der letzten sommerresidenz … … waren wir mit der Produktion »Dance« von Frédéric Gies eingeladen und Carla Bottiglieri betreute uns als Mentorin. Sie motivierte uns, die Dinge, an denen wir arbeiteten,

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Martine Pisani [F]Februar/März 2007»Hors sujet ou le bel ici«

x Martine Pisani started to work as a self­taught dancer during the 1980’s x x before she developed her own choreographies x x and formed the company La compagnie du solitaire. x x A selection of her pieces are e.g. »Fragments tirés du sommeil« [1992], x x »là où nous sommes« [1996], which won the dance road Award in 1996, x x »Le son des choses« [1997], a sound piece in collaboration with x x Antoine Lengo and Manu Coursin, »Slow down« [2002], x x »o please tell me« [2006] commissioned by montpellier danse Festival, x x »Group« [2007], a piece for 17 students from the Groupe de x x recherche chorégraphique of Poitiers and »Road Along Untitled Moment [R.A.U.M.]« [2007], x x a solo performance as part of the Living Room Series for Xing in Bologna. xx Martine Pisani lives and works in Paris. x

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Choreographer Martine Pisani probes the spaces in-between. She probes the space necessary for meaning to remain open. Between being and playing, she is in search of the right distance. »Hors sujet ou le bel ici« navigates between two worlds, the one being spoken about, the other being spoken in. This piece for three dancers was developed during residencies in France [CCN Montpellier], Turkey [Istanbul ReConnect Festival], Switzerland [Théâtre Sévelin 36-Cargo 103 in Lausanne], USA [Joyce SoHo Theatre in New York] and at the fabrik Potsdam. It was co-produced by the Centre National de la Danse Paris, the Joyce SoHo Theatre and fabrik Potsdam. The residency at Potsdam included a showing of »Hors sujet ou le bel ici«. The premiere took place at the Festival 100 Dessus Dessous in Paris. The piece also had further shows in France, Portugal, Slovenia, the Czech Republic and at fabrik Potsdam and was funded by the Ministère de la Culture et de la Communication/DRAC Ile de France and the co-producers.

our story with fabrik Potsdam … … started with »Là où nous som­mes« that we performed in May 1998. Then, we created »sans« in April 2000 after four weeks of residency, performed »Ce que je regarde me regarde« in May 2002, »Bande à part« in May 2005 and we were also in residency for »Hors sujet ou le bel ici« in 2007, which we performed at the fabrik in October 2008. After all these different artistic experiments, I can say that I know the place very well and it is perfect for our work. I particularly enjoy the proportions of the stage with regards to the space for the audience. Since the beginning, we’ve met people in Pots­dam, who made it possible for us to perform in other dance venues. We also exchanged ideas with other artists, who were working there. The residencies always had the impact of opening up new encounters and the uniqueness of the space has always given us a sense of freedom. Of course, the fact of being outside of a town centre, at a place with unusual sounds, lights, language, rhythms, faces and paths influences the way I work decisively. our daily routine during a residency is … … working, eating, working, thinking, working, drinking [the bar is beautiful], working, cooking, working, writing, working, walking, working [and sleeping].We had lots of opportunities to meet interesting guests of the fabrik … … like Mona from Russia, who was a singer or Derrick from New Zealand, a globe trotter entirely covered with tattoos, who was tak­ing care of the fabrik’s garden and was also the tall and great cook, who treated us to marvelous soups. I remember the day in 2000, when we planted the trees around the fabrik and gave each of them names. Ours was christened Françoise, it’s the one closest to the main entrance. Even though fabrik and the Schiffbauergasse have changed so much, the trees are still there. [Martine Pisani] in ihren choreografien testet Martine Pisani Zwischenräume aus. »Hors sujet ou le bel ici« bewegt sich zwischen zwei Welten, eine, über die gesprochen wird und eine, in der gesprochen wird. Das Stück für drei Tänzer wurde in Residenzen in Frankreich [CCN in Montpellier], in der Türkei [Istanbul ReConnect Festival], in der schweiz [Théâtre sévelin 36­cargo 103 in lausanne], in den USA [Joyce SoHo Theatre in New York] und in der fabrik Potsdam entwickelt. Koproduzenten sind das Centre National de la Danse Paris, das Joyce soHo Theatre und fabrik Potsdam, finanziert wurde die Pro­

duktion vom Ministère de la Culture et de la Communication/DRAC Ile de France und den Koproduzenten. Die Premiere fand auf dem Festival 100 Dessus Dessous in Paris statt. »Hors sujet ou le bel ici« gastierte danach in Frankreich, Portugal, Slowenien, Tschechien und in der fabrik Potsdam. Martine Pisani verbindet eine lange gemeinsame Geschichte mit der fabrik, die mit dem Stück »Là où nous sommes« begann, das sie dort im Mai 1998 zeigte. Im Jahr 2000 entstand »sans« während einer vierwöchigen Residenz, 2002 gastierte »Ce que je regarde me regarde« und 2005 »Bande à part«. Nach zahlreichen Aufenthalten in und Erfah­rungen mit Potsdam empfindet martine Pisani den ort als ideal für ihre Arbeit, besonders gefällt ihr die Proportion der Bühne im Verhältnis zum Zuschauerraum. Von Anfang an gab es in der fabrik Begegnungen, die zu neuen Aufführungsmöglichkeiten führten, der Austausch mit ande­ren Künstlern und die Einzigartigkeit des Ortes vermitteln ihr ein nach­haltiges Gefühl der Freiheit. der von martine im Jahr 2000 gepflanzte Baum vor der fabrik, den sie Françoise taufte, steht trotz aller baulichen Veränderungen und Erneuerungen der Schiffbauergasse nach wie vor an seinem Platz nahe des Haupteingangs Martine Pisani arbeitete zunächst als Tänzerin bevor sie ihre eigenen choreografien entwick­elte und die Compagnie du solitaire gründete. Eine Auswahl ihrer Arbe­iten sind »Fragments tirés du sommeil« [1992], »Là où nous sommes« [1996], das 1996 den dance road Award erhielt, »le son des choses« [1997], ein Hörstück in Zusammenarbeit mit Antoine Lengo und Manu Coursin und »Road Along Untitled Moments [R.A.U.M.]« [2007], eine Solo Performance, die Teil der Living Room Reihe für Xing in Bologna war. Sie lebt und arbeitet in Paris.

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steFan Pente [ch/d] & WilliaM Wheeler [usa/d] 2006/2007»Virtuelle Körper«

x WilliaM Wheeler, 1978 in den USA geboren, studierte Malerei, Performance und Experimentelles Theaterx x an der School of the Art Institute of Chicago. steFan Pente, 1964 in zürich geboren, wurde erst x x Psychiatriepfleger und studierte anschließend an der Hochschule für Gestaltung in zürich Bildende kunst.x x smoking mirror ist der name des kunstproduktions­körpers, der 2006 von Pente und Wheeler initiiert wurde. x x smoking mirror arbeitet mit den Überschneidungen von Imagination, Politik, Theorie und Fantasie. x x Die Filme, Videos, Texte, Zeichnungen und Installationen beteiligen sich, zwecks einer Problematisierung x x des Gebrauches von Körpern und deren Abbildungen zur Konstruktion und Wahrnehmung von Identität,x x an Diskursen über Virtualität, das Öffentliche/Private, Geschlechter­Differenz und Architektur.x

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2007 untersuchten Stefan Pente und William Wheeler während eines Jah-res in Residenz in der fabrik Potsdam das Virtuelle und seine möglichen Schnittstellen mit Körperdiskursen. Gemeinsam kuratierten sie ein dreitä-giges, experimentelles Symposium mit dem Titel A BODY IS AS A BODY ISN’T [Virtuelle Körper], das als Abschluss der Residenz in der fabrik Pots-dam stattfand. Bereits während der Residenz fanden zwei offene Showings statt. : A BODY IS AS A BODY ISN’T versammelte künstlerische und theoretische Vorschläge, die versuchen, Virtualität erkennbar und erfahrbar zu machen. In einer großen Installation wurden zugunsten einer räumlichen Vernetzung eine Gleichzeitigkeit von Text, Bild, Erfahrung, Bewegung, Kör-per, Zurschaustellung und Betrachtung hergestellt: Performances, Filme, Vi-deos, Vorträge, Installationen mit Übernachtung in der Black-Box. : Teile des Symposiums wurden und werden in anderen Zusammenhängen weiter-geführt, bzw. gezeigt. Unter anderen zeigte Frédéric Gies Ausschnitte aus einer Arbeit, die im Oktober 2008 als »Dance [Practicable]« in den So-phiensaelen Berlin Premiere hatte. Antonia Baehr zeigte Ausschnitte aus einer Arbeit, die im April 2008 in Les Laboratoires d’Aubervilliers in Paris Premiere hatte. Ines Schaber und Stefan Pente werden 2010 im Museum für zeitgenössische Kunst in Brest eine erweiterte Variante ihrer Lecture Per-formance »The Thing« zeigen, Tim Stüttgen hat seine Arbeit fortgesetzt und im Kunstverein Harburger Bahnhof in Hamburg gezeigt. William Wheeler zeigte seine Arbeiten im Kunst- und Kinokontext. Christian Kesten ist auch international unterwegs. : Stefan Pente und William Wheeler haben in den Studios der fabrik Potsdam den Film »one hand on open« produziert, dessen offizielle Kinopremiere bei der Berlinale 2008 gefeiert wurde und der seither in unterschiedlichsten Kontexten im In- und Ausland gezeigt wird.

unsere residenz in der fabrik Potsdam … … begann als ausdrück­liche Recherche­Residenz und dauerte insgesamt vier Monate, die sich über ein Jahr erstreckten. Als Resultat hatten wir uns von Anfang an ein Symposium vorgestellt, eine Sammlung von Positionen, eigenen Arbei­ten, Kollaborationen und Arbeiten anderer KünstlerInnen und Theoreti­kerInnen. Die Dauer der Residenz und die Unterbrechungen waren für uns wichtig, um einen Recherche­ und Produktionsprozess zu ermögli­chen, der sich nicht nur auf ein einzelnes Stück ausrichtete. ziel unserer residenz … … war es, unter dem Themenschirm Kör­per und Virtualität mit anderen KünstlerInnen und TheoretikerInnen zusammen zu arbeiten oder deren Arbeiten und Positionen als solche zum Symposium einzuladen. Für uns war es zwingend, eine Gruppe zu konsolidieren, aus der heraus sich das Thema der Recherche von unter­schiedlichen Seiten besprechen und verhandeln ließ. So kamen wir zu einer eher dialogischen, gleichzeitigen Form der Präsentation.residenzen bieten … … auch außerhalb des Bereiches Tanz grund­sätzlich die Möglichkeit, konzentriert und mit fachlicher und ökono­mischer Unterstützung der jeweiligen Institution zu arbeiten. Die Re­sidenz unterscheidet sich von herkömmlichen Prozessen im eigenen Atelier oder Studio durch Beschleunigung und Vertiefung der Arbeits­prozesse. In unserem Fall bot uns die Residenz die Möglichkeit einer Vervielfältigung und einer Ausdehnung sowohl des Recherchematerials bzw. ­feldes, als auch der involvierten TeilnehmerInnen.die fabrik Potsdam … … zeichnet sich abgesehen von der traum­haften Lage in erster Linie durch das Team der MitarbeiterInnen aus. Sie sind alle an Zusammenarbeit und Mitarbeit interessiert und stellen

nicht nur technische Hilfe und Material zur Verfügung. Ihre Offenheit und ihr Interesse hat es uns ermöglicht, selbst ein Organ des ganzen Kör­pers der fabrik Potsdam zu sein und uns nicht die Rolle des vorbeizie­henden selbstgefälligen Satelliten zuzuschreiben. Wie noch nirgendwo sonst wurde uns in der fabrik Potsdam ein Raum zum echten Arbeiten, zur echten Recherche geboten. Die Freiheit auf ein zukünftiges Ereig­nis hinarbeiten zu können, dessen Konturen und Form sich noch nicht abzeichneten, hat stark zu dem ganz einzigartigen Rahmen und Inhalt des Symposiums beigetragen. [Stefan Pente & William Wheeler] Over the course of 2007, Stefan Pente and William Wheeler explored the virtual and its interfaces through discourses about the body dur­ing a period of four months in residency at the fabrik Potsdam. The length of the residency and its interruptions were important to cre­ate a research and production process oriented towards more than just a single result. Pente and Wheeler felt it essential to consolidate a large group of collaborators to discuss and consider the topic from multiple perspectives. : At the end of the residency, they curated a three­day, experimental symposium with the title A BODY IS AS A BODY ISN’T [Virtual Bodies]. This symposium assembled various artistic and theoretical proposals to make virtuality identifiable and tangible. in a large installation, a dialog­like simultaneity of text, image, experi­ence, movement, body, display and reflection was created via perform­ances, film, videos, lect ures and installations. : Parts of the sym­posium have been and are being continued in other contexts. Stefan Pente and Ines Schaber, for example, will be performing an extended version of their lecture performance »The Thing« in 2010 in the Museum for Contemporary Art in Brest. Moreover, Stefan Pente und William Wheeler, produced in fabrik’s studios the film »one hand on open«, which celebrated its official film premiere at the Berlinale 2008 and has since been screened in various locations in Germany and abroad. William Wheeler, born 1978 in den USA, studied painting, perform­ance and experimental theatre at the School of the Art Institute of chicago. stefan Pente, born 1964 in zurich, studied Art at the University for Design in Zurich. : »smoking mirror« is an art production corpus initiated by Pente and Wheeler in 2006 that works with the cross­over of imagination, politics, theory and fantasy. To explore how and why bodies and identities are constructed and perceived, the films, videos and installations take part in discussions about virtuality, the public/private, gender differences and architecture.

29 TAnzPlAn PoTsdAm: ArTisTs­in­residence dokUmenTATion 2006—2008 | residenzen, FesTiVAls, kooPerATionen RESIDENCIES, FESTIVALS, COOPERATIONS

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colette sadler [uK]Februar 2008»tHe MaKing oF Doubt«

xBorn in Glasgow, colette sadler was trained in classical ballet and laterxxcompleted a BA [hons] in dance theatre at the Laban Centre, London.xxShe worked as a performer for choreographers such as Divasxx[Liz Aggiss/Billie Cowie], Yolande Snaith, Jeremy James, Wayne MacGregor,xxGary Stevens, Ted Stoffer, Amanda Miller, Bebeto de Cidra and Vicente Saez.xxA founding member of New Moves International Choreographic Core,xxshe received a British council award in 1996 to study in new Yorkxxand at Le Groupe de La Place Royale in Ottawa,xxwhere her first work »minataur« was developed. In 2002,xxshe initiated her own independent production structure, Stammer Productions,xxand has been co­produced by TRAMWAY Glasgow since 2005.x

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during my time in the city of Potsdam … … I was struck by the jux­taposition of architectural styles. The socialist housing project stands as a monument to function and minimal comfort for all, gesturing dif­ferently to the passer­by than the baroque façade. There is a public art­work that I also passed on my way to the fabrik that shows an un­heroic group holding hands in a vision of communal harmony. Knowing very little about Potsdam and its history these monuments became points of reference in a somehow familiar yet foreign place. [ Colette Sadler] Während ihrer Residenz in der fabrik Potsdam entwickelte Colette Sad­ler das Stück »The Making of Doubt«, eine TRAMWAY Glasgow Co­Produk­tion, die vom Scottish Arts Council und vom Glasgow City Council geför­dert wurde. Die Premiere fand im Mai 2008 im TRAMWAY Glasgow statt, darüber hinaus gastierte das Stück im Project Arts Centre in Dublin, beim Festival Herbstleuchten in der fabrik Potsdam, bei Performatik 2009 am Kaaitheater in Brüssel und im CAMPO Ghent. Weitere Gastspiele sind in Planung. : Während ihrer Residenz war Colette Sadler vor allem von der Freundlichkeit und Unterstützung der Mitarbeiter der fabrik begeistert, durch sie entstand eine entspannende Atmosphäre und ein Gefühl des Willkommenseins. Residenzen als Produktionsstrukturen von zeitgenössischem Tanz sieht Colette als zweischneidiges Schwert. Einerseits bieten Residenzen die notwendige Unterstützung für ein Pro­jekt durch die Bereitstellung von Probenräumen und Infrasturkuren, auch ist der in einer Residenz forcierte künstlerische Austausch zwi­schen den Kunstschaffenden inspirierend und wichtig. Andererseits bildet sich so eine Gruppe von selbstorganisierten, selbstgenügsamen Künstlernomaden, die dem ständigen ökonomischen Zwang zu Inno­vation und Bewegung unterworfen sind. Die Stadt Potsdam fasziniert Colette vor allem in der Gegenüberstellung von alter und sozialistischer Architektur. Ein sozialistisches Monument von sich an den Händen haltenden Menschen auf ihrem Weg von der Gastwohnung zur fabrik, schuf einen vertrauten Bezugspunkt in der fremden Stadt. Colette Sadler absolvierte eine klassische Tanzausbildung und studierte dann zeitgenössischen Tanz am Laban Centre in London. Sie arbeitete als Performerin für diverse Choreografen und war Mitbegründerin von New Moves International Choreographic Core. 2002 gründete sie ihr eigenes freies Produktionslabel Stammer Productions, das seit 2005 von TRAM­WAY Glasgow koproduziert wird.

During her residency at fabrik Potsdam Colette Sadler developed the piece »The Making of Doubt« with performers Sybille Müller, Jara Serrano Gonzalez, Eva Baumann and Maxwell McCarthy, two life size dolls and a number of prosthetic limbs. The piece started out as a series of photographs of humans and dolls taken in an abandoned clothing factory in Glasgow, in-spiring the question: at what point a human can be replaced by a doll? The making of doubt is a TRAMWAY Glasgow co-production funded by The Scot-tish Arts Council and Glasgow City Council. Residencies took place at fabrik Potsdam, PACT Zollverein Essen and wp Zimmer Antwerp. The performance was shown as a work-in-progress at the end of every residency as well as at Spring Dance 08 Utrecht as part of the Dialogues programme. It was premiered at TRAMWAY Glasgow in May 2008 and has since then been pre-sented at Project Arts Centre in Dublin, Herbstleuchten at fabrik Potsdam, Tanz Nacht Berlin, Performatik 2009 at Kaaitheater Brussels and the arts centre CAMPO in Ghent. Further touring is currently under negotiation.

The residency at fabrik Potsdam … … was an important step as it was the first in a series of residencies that i undertook in both Germany and Belgium. In Potsdam, I was struck by the support and friendliness of the staff. They made us all feel very welcome and relaxed, which was great, especially as we were a new group of people coming together for the first time on this project. Beyond our residency, we performed at fabrik Potsdam’s »Herbstleuchten« and as a result, the work appeared for the first time on German TV and in the German press.one might consider the phenomena of residencies … … as a double­edged sword within the sphere of independent choreographic production. As it is both a major financial and artistic undertaking for independent dance artists to have use of their own full­time space, the residency offers a practical solution providing very necessary short­term project support in the shape of studio, office facilities, etc. Personally, I had many positive encounters and experiences at the different resid­encies centres. One begins to understand the importance of meeting and dialogue between artist, directors and arts workers coming from different places and with different experiences and points of view. On the down side, the cultural currency of the residency fosters a group of self­organized, self­sufficient artist nomads produced by an economic system that dictates the need for constant innovation and movement. What is the alternative? Get rich, stay at home and become your own centre? Beyond the practicalities of travel and temporary living condi­tions, one must think how working within the context and environment of a residency produces a piece of work differently to one that stays for an extended period in one place. I generally prefer working for extended periods in the same space to avoid the distraction of moving everything around all the time – especially when the work involves objects. How­ever, changing city, meeting new people or having to work with different time pressures shifts thought processes and can be inspiring.our days at Potsdam … … followed a daily routine to establish a certain kind of focus and concentration necessary for the work. We start the day at 10 am with a voice and movement warm­up class that lasts around 2 hours. We stop for 15 or 20 minutes, go outside, eat a snack, drink tea. In the break, we try to maintain the energy and concentra­tion produced in the class. We begin work again from around 12.20 pm on either improvisation or structuring material from the previous day’s work. This takes place in solo, duo or groups depending on the task. 2 pm to 3 pm, lunch break, go for a short walk, change environment. The afternoon is dedicated to developing material, repetition and re­hearsal with a short afternoon tea break around 4 pm. At the end of the day usually we leave time for discussing and planning the following day or simply to talk about how we feel things are going.

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arbeitsWochenchoreoGraFie2006 — 2008

iarbeitsWochen choreoGraFie #1 [2006]ii11 Teilnehmer aus Deutschland, Estland und Kanadaii11 participants from Germany, Estonia and Canadai

iarbeitsWochen choreoGraFie #2 [2007]ii23 Teilnehmer aus Deutschland, GroßbritannieniiSchweden, Frankreich, Kroatien,iiSchweiz, Portugal und Italienii23 participants from Germany, Great Britain,iiSweden, France, Croatia, Switzerland,iiPortugal and Italyi

iarbeitsWochen choreoGraFie #3 [2008]ii18 Teilnehmer aus Deutschland, Frankreich, Belgien,iiKroatien, Österreich und Spanienii18 participants from Germany, France, Belgium,iiCroatia, Austria and Spaini

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Tanzplan Potsdam began in summer 2006 with the first Arbeitswochen Choreografie – a platform for young choreographers. The Arbeitswochen Choreografie have since become an important part of the residency program. : For 14 days during the summer break from the regulartheatre and class programme, six dance studios are fully available around the clock for rehearsals. This allows 5—6 groups to work parallel in residency. Shared workshops, talks and feedback sessions are part of the programme and, at the end of the two-week residency period, results are presented in an »Open Studio«. : All projects are accompanied by international mentors. : Young choreographers in particular can spend a concentrated phase of working in a very lively environment buzzing with the energy of ex-change and networking and out of which spontaneous working partnerships and long-term contacts develop. In 2007, the Arbeitswochen stood under a specific motto: under the title »Working Together – Zusammen Arbeiten« five groups from Berlin, London, Stockholm and Zagreb discussed and tested collaborative forms of working.

antonia baehr and myself … … came together to lead a two­day workshop with the five groups. With the use of structured work time and directives, we encouraged the individuals from each group to dis­cover work through the activity of making it. Without excluding the in­terests they came to work with, they had the chance to exchange and be affected by the people outside of their work collective. This gave a chance for introduction through work, and a shared experience beyond each planned project. : In the following two weeks, I visited the re­hearsals of OOUR – the Zagreb based performance collective. Our initial conversations included very specific, but multiple ideas. By the second day of their rehearsals, they already had a series of short performative fragments. They managed very quickly to bring their ideas into concrete proposals. We spoke about the nature of these fragments. I contributed associated work and texts from certain visual artists. : The OOUR group was able to find a great balance between discovery of material, composition and reflection. By the end of the two­week residency, they presented a very distinctive and evocative performance. After some more working time in Zagreb, they premiered a few versions of this work. : I am very happy to have had the chance to get to know these artists. Our relationship has continued after this time in Potsdam. I was recently invited to teach a workshop and perform my duet »Like That, Like This« [created in residency at the fabrik Potsdam] in Zagreb. [Litó Walkey, mentor in 2007]

slMdt, a group consisting of four schooled architects … … was founded as a platform to investigate spatial and cultural production in second life. During the residency at the fabrik, we were working on a piece for the Steirischer Herbst Festival in Graz. Seeing as the mem­bers of our group all came from an architectural background, the work we had been producing prior to the residency was more like installations; intricate spatial set­ups, lacking in audience participation, as well as dramaturgy. : In the two­day workshop that initiated the residency, notions of performative scores, protocols and dramaturgy were explored, as well as the concept of collaboration. Completely out of our element,

we were forced to compose and present material quickly and intuitively alongside experienced dancers and performance artists. These in effect transformed the way we approached our own piece, resulting in a new mode of production and language. It was as if our stiff architectural method was the backbone, which then allowed us to become freer in our research and representation. : The group has been inactive for the past year, but has rediscovered itself in new constellations and col­laborations. Contacts between the group and other participants from the fabrik are still strong. [Caroline Ektander (SLMDT), participant in 2007] Tanzplan Potsdam begann im sommer 2006 mit den ersten Arbeits­wochen choreografie – einer Plattform für junge choreografinnen. seit­dem sind die Arbeitswochen choreografie zu einer festen Größe im re­sidenzprogramm geworden. : In der Sommerpause von Theater­ und kursbetrieb stehen für 14 Tage sechs Tanzstudios rund um die Uhr für Proben zur Verfügung. somit können gleichzeitig 5—6 Gruppen in resi­denz arbeiten. Gemeinsame Workshops, Gespräche, Feedbackrunden sind Teil des Programms, und am Ende der zweiwöchigen Residenzzeit präsentiert ein »Offenes Studio« die Arbeitsergebnisse. Alle Projekte werden von internationalen MentorInnen begleitet. : Insbesondere NachwuchschoreografInnen können eine konzentrierte Arbeitsphase in einem sehr lebendigen und von Austausch und Vernetzung geprägten Umfeld verbringen, in dem spontane Arbeitspartnerschaften und fort­währende Kontakte entstehen. 2007 waren die Arbeitswochen Choreo­grafie thematisch ausgerichtet: Unter dem Titel »Working Together – zu­sammen Arbeiten« haben fünf Gruppen aus Berlin, London, Stockholm und Zagreb kollaborative Arbeitsformen diskutiert und ausprobiert und auf einer öffentlichen Abschlusspräsentation vorgestellt.

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herbstleuchtenWerKscHaupotsDaMer resiDenzen2007/2008

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»Zwar arbeitet es sich bisweilen im Verborgenen gut, dennoch sind auch öffentliche Einblicke ins Tun der Künstler wichtig, um Prozesse sichtbar zu machen und somit für die Notwendigkeit kreativer Rück­züge eine breite Akzeptanz zu schaffen. So genannte Showings sind da oft ein probates Mittel, den Stand der Dinge als work­in­progress zu enthüllen. Das Problem: Bereits nach zwei Wochen ungeplantem Tun schleicht sich dann doch der Anspruch einer Rahmung des zu Zei­genden ein: Plötzlich gibt es Publikum, das sieht, urteilt und bewertet. [...] Einen Ausweg bietet der Ansatz der Potsdamer fabrik: In der Reihe Herbstleuchten werden an zwei Wochenenden die Ergebnisse der letzt­ und diesjährigen Residenzen gezeigt, die sich im Anschluss an die Recherchephasen in Stücken oder Filmen andernorts vervoll ständigt haben.« [Susanne Foellmer für TanzRaumBerlin, Okt 2008]

Während Forschungs- und Entwicklungsarbeit hinter verschlossenen Türen stattfindet, macht Tanzplan Potsdam diese mit »Herbstleuchten« weit auf: Das Festival ist die Gelegenheit, sich einen Einblick in die entstandenen Ar-beiten der Kompanien und ChoreografInnen zu verschaffen, die in der fabrik recherchiert, produziert und nach neuen Arbeits- und Denkweisen gesucht haben. : Herbstleuchten 2007 präsentierte drei Bühnenproduktionen, eingerahmt von »Offenen Studios«, Workshops, sowie Gesprächen und Dis-kussionen zu den Aufführungen. : Eröffnet wurde das Programm mit der Uraufführung von »Rencontres« von David Brandstätter [D] und Malgven Gerbes [F], das 2007 in mehreren Residenzblöcken in der fabrik entstan-den war. In »Rencontres« begegnen sich sieben TänzerInnen und Choreo-grafInnen in einer auf Improvisation beruhenden Choreografie. Es entstehen Kettenreaktionen und unvorhersehbare Ereignisse, die die Freiheit, Verant-wortlichkeit und Abhängigkeit des Einzelnen in einer Gruppe verdeutlichen, die einen offenen Raum für persönliche Reaktionen anbietet. Weiterhin zeigten Antonia Baehr/Valérie Castan [D/F] die Deutschlandpremiere von

»Danke« und Alice Chauchat/Frédéric Gies [F/D] das Solo »The Breast Piece [Praticable]«. In Offenen Studios waren Arbeiten von Diane Busuttil [AUS], Donatella Cabras [I]/Gabriele Reuter [D] und Andrea Keiz [D]/Christine Mauch [D]/Andrew Morrish [AUS] zu sehen. : Herbstleuchten 2008 erweiterte das Festivalformat und präsentierte an zwei Wochenenden eine dichte Reihe von Tanzaufführungen, Performances, Konzerten und einen Film. : Die schottische Choreografin Colette Sadler eröffnete das Festi-val mit der Deutschlandpremiere von »The Making of Doubt«, das Kollek-tiv Busy Rocks [B] zeigte die beiden Stücke »Throwing Rocks« und »keep-ing busy keeping still« und der schwedische Choreograf Mårten Spångberg seine meditative Soloperformance »Slowfall«. Stefan Pente [CH/D] und William Wheeler [USA/D] präsentierten ihren experimentellen Film »one hand on open«. Herbstleuchten 2008 fand seinen Abschluss in der Urauffüh-rung des Duetts »Like That, Like This« von Litó Walkey [CAN/D] und Carlos Pez [ES/B]. Das Projekt, das über einen achtwöchigen Probezeitraum in der fabrik und in Koproduktion mit Kampnagel Hamburg verwirklicht werden konnte, zeigte in der Rückkehr zu einem neun Jahre alten Solo die Geschichte der Freundschaft zwischen den beiden Performern und ihre jeweilige Aufmerksamkeit gegenüber dem choreografischen Material. Das Stück wurde als Doppelabend präsentiert mit der für drei Figuren kom-ponierten Choreografie »A NNN A« der italienischen Choreografin Sonia Brunelli. : Umrahmt wurden die Aufführungen von Konzerten und Par-tys sowie einer Reihe von Künstlergesprächen und Aktionen unter dem Titel »my choreography«, die von StudentInnen des University College of Dance Stockholm organisiert wurden.

»Schon oft hat die fabrik gezeigt, dass ihre Kunst eine ist, die uns zwingt, genauer hinzusehen und schon oft hat sie mit den [meist kurzen] Per­formances einen erfrischenden und verstörenden Blick auf die Gesell­schaft geworfen: der Auftakt von Herbstleuchten am Donnerstagabend machte wieder einmal deutlich, wie innovativ und erhellend die Kör­perkunst sein kann.« [Hanne Landbeck für die Märkische Allgemeine zeitung, 4.06.2008]

While the research and the creative process of the artists working in the fabrik must inevitably take place behind closed doors, the fabrik opens these same doors wide for Herbstleuchten [Autumn Glow]: every year in fall, the former recipients of the Tanzplan Potsdam: artists­in­resid­ence scholarships show their current work. The festival programme re­flects a large range of artistic formats and signatures. Herbstleuchten is a chance to gain insight into work created by the same companies and choreographers, who researched, produced and searched for new modes of working and thinking in the fabrik. : Festival 2007 with David Brandstätter [D] / Malgven Gerbes [F], Antonia Baehr/Valérie Castan [D/F], Alice Chauchat/Frédéric Gies [F/D], Diane Busuttil [AUS], Donatella Cabras [I]/Gabriele Reuter [D], Andrea Keiz [D]/Christine Mauch [D]/Andrew Morrish [AUS]. : Festival 2008 with Colette Sadler [UK], Busy Rocks [B], Mårten Spångberg [SE], Stefan Pente/William Wheeler [CH/D/USA], Litó Walkey [CAN/D]/Carlos Pez [ES/B], Sonia Brunelli [I] and students of the University College of Dance Stockholm [SE].

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Geschichte chronoloGy der oF the FabriK PotsdaM

1990 Gründung der fabrik Potsdam u. a. durch Sven Till, Wolfgang Hoffmann und Zap in der Gutenbergstraße Establishment of the fabrik Potsdam by Sven Till, Wolfgang Hoffman, Zap and others in the Guten­bergstrasse 1991 Erste Förderung durch das Land Brandenburg, erste »Potsdamer Tanztage« First funding by the land Brandenburg, first »Potsdamer Tanztage« 1992 Sabine Chwalisz schließt sich der fabrik Potsdam an Sabine Chwalisz joins fabrik Potsdam 1993 Räumung der Gutenbergstraße, fabrik Potsdam zieht in die Schiffbauergasse Eviction from the Gutenbergstrasse, relocation of fabrik Potsdam in the Schiffbauergasse 1998 Umzug in die Maschinenhalle, bis heute die aktuelle Stätte der fabrik Potsdam Relocation to the Machine Hall, site of the fabrik Potsdam to this day 1999 Weltweite Tourneen und zahlreiche Auszeichnungen der fabrik Company für »Hopeless Games« [zusammen mit Do­Theater], »fallen« [mit Jess Curtis] und »Pandora 88« [mit Andrew Dawson] fabrik Company tours world wide and receives numerous awards for »Hopeless Games« [together with Do­Theater], »fallen« [with Jess Curtis] and »Pandora 88« [with Andrew Dawson] 2000 Entwicklung der Schiffbauergasse als inte­grierter Kulturstandort mit Neubau des Hans­Otto­Theaters und freien Kulturträgern Development of the Schiffbauergasse as an integrated

cultural site with the new construction of the Hans­Otto­Theater and independent cultural institutions 2005 Sanierung der fabrik Potsdam und Bau von vier neuen Tanzstudios [Studiohaus Schiffbauergasse]; Internationales Experimentelles Symposium MODE05 gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes Renovation of the fabrik Potsdam and construction of four new dance studios [Studio House Schiffbauer­gasse]; International Experimental Symposium MODE05 funded by the German Federal Cultural Foundation 2006 Wiedereröffnung der fabrik Potsdam als Internationales Zentrum für Tanz und Bewegungskunst, start von Tanzplan Potsdam mit den Arbeitswochen choreografie #1 [jährlich im August], Start von »Tanz in Schulen« Reopening of fabrik Potsdam as an International Centre for Dance and Movement Art, start of Tanzplan Potsdam with the Arbeitswochen choreografie #1, start of »Dance in Schools« 2007 Internationales Experimentelles Symposium A BODY IS AS A BODY ISN’T [Virtuelle Körper], erstes Festival Herbstleuchten – Werkschau Potsdamer Residenzen Interna­tional experimental symposium A BODY IS AS A BODY ISN’T [Virtuelle körper], first festival Herbstleuchten – Werkschau Potsdamer resi­denzen 2008 Eröffnung des Studiohaus Schiffbauergasse Opening of the Studio House Schiffbauergasse 2010 20 Jahre fabrik Potsdam und 20 Jahre »Potsdamer Tanztage« 20th anniversary of the fabrik Postdam and the festival »Potsdamer Tanztage«

idas teaM der FabriK PotsdaM the FabriK PotsdaM teaMiiVon links nach rechts, oben nach unten: Alexa Junge, Ulrike Melzwig, Petra Bieder, Lena Mauer, Ralf Grüneberg, Sven Till, Christin Cammradt,ii Frauke Niemann, Laurent Dubost, Sabine Chwalisz, Jens Siewert [nicht auf dem Bild: Ludovic Fourest]i

iiMPressuM iMPrintiiHerausgeber: fabrik Potsdam – internationales zentrum für Tanz und Bewegungskunst | schiffbauergasse 10 | d­14467 Potsdam |iiwww.fabrikpotsdam.de Redaktion: fabrik Potsdam [Laurent Dubost, Ulrike Melzwig] und ehrliche arbeit – freies KulturbüroiiÜbersetzung: ehrliche arbeit – freies Kulturbüro Gestaltung: HELLOGRAPH Fotografie: Jan Stradtmann Dank an: Sabine Chwalisz undiiBarbara Schindler Druck: Juli 2009 Druckerei: Brandenburgische Universitätsdruckerei Auflage: 3.000i

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Vom Training zur Ausbildung …… Vom Studium auf die BühneÜberleben auf der Bühne …… Von der Bühne zur Transition

Erscheint am 27. Juli

Beruf: Tänzer

www.ballet-tanz.de

in unserer DoppelausgabeAu

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www.fabrikpotsdam.de