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Facetten des Journalismus

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Klaus-Dieter Altmeppen Regina Greck (Hrsg.)

Facetten des Journalismus

Theoretische Analysen und empirische Studien

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ISBN 978-3-531-17524-9 ISBN 978-3-531-93261-3 (eBook)DOI 10.1007/978-3-531-93261-3

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HerausgeberKlaus-Dieter Altmeppen,Regina Greck,KU Eichstätt-Ingolstadt, Deutschland

VoestalpineLinz, Österreich

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Inhalt

Facetten des Journalismus als Probleme der Journalismusforschung. Eine Einleitung

Klaus-Dieter Altmeppen/Regina Greck ................................................................................. 9

Traumberuf oder Berufstraum(a)? Ausbildungssituation und Berufsrealität von Journalisten

Regina Greck/Klaus-Dieter Altmeppen ............................................................................... 21

Woher kommen die Journalisten der Zukunft? Stärken, Schwächen, Potentiale – eine Evaluation der überbetrieblichen Journalistenausbildung in Bayern Karin Prummer ................................................................................................................... 29

Diplom-Journalistik in Eichstätt. Eine Befragung der Absolventen des Eichstätter Diplom-Journalistik-Studiengangs 1993-2008 Annika Hausner ................................................................................................................ 47

Mission Impossible? Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Journalismus Kathrin Runge ..................................................................................................................... 63

Discount für die Unbestechlichen. Nutzung und Bewertung von Presserabatten aus Anbieter- und Nutzerperspektive Dominik Stawski ................................................................................................................ 87

Watchdogs, Quälgeister oder Schönfärber? Funktion und Ansehen von Medien

Regina Greck/Klaus-Dieter Altmeppen ............................................................................. 111

Geliebter Feind. Das Verhältnis von Journalisten und Politikern im lokalen Wahlkampf Nina Köstler ..................................................................................................................... 119

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6 Inhalt

Medien-Reputation und Quellenzugang. Eine Untersuchung über Bevorzugungen und Benachteiligungen in der Berichterstattung Janine Lucienne Damm ..................................................................................................... 143

Forza Italia. Italiens Medien unter Berlusconi. Zwischen Fußballschlachtrufen, kommunistischen Verschwörungstheorien und Mediendiktatur Claudia Stern .................................................................................................................... 169

„Mit Schlagzeilen erobert man Leser. Mit Informationen behält man sie.“ Analyse politischen Zeitgeschehens in der Presse

Klaus-Dieter Altmeppen/Regina Greck ............................................................................. 193

Der Libanonkrieg 2006. Eine Inhaltsanalyse der Berichterstattung in The Daily Star Lebanon, The Jerusalem Post und der Süddeutschen Zeitung auf Basis der Framing-Theorie Susanne Klaiber ................................................................................................................ 201

Die katholische Kirche und ihr Nachrichtenwert. Der Papst in der Presse Christian Klenk ................................................................................................................ 221

Hürdenlauf oder Lesevergnügen? Eine Analyse der Rezeption des Wirtschaftsteils der Tageszeitung Die Welt Marina Stiefenhofer ........................................................................................................... 247

Geschlagen, missbraucht, vernachlässigt. Die Berichterstattung über innerfamiliäre Gewalt gegen Kinder in deutschen Printmedien Melanie Verhovnik ........................................................................................................... 267

Kohlsuppendiät statt Kanzlerin – Sind Frauenzeitschriften ein politisches Vakuum? Zum Stellenwert der Politikberichterstattung in deutschen Frauenzeitschriften des klassischen Segments und der Emma Tanja Kössler .................................................................................................................... 287

Zwischen links und Porno. 50 Jahre konkret Frederik Obermaier ........................................................................................................... 317

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Inhalt 7

Orchideen im Mediendschungel. Neue Formate und Strategien elektronischer Medien

Regina Greck/Klaus-Dieter Altmeppen ............................................................................. 345

Alte Stärken, neue Partner? Content-Produktion für neue Distributionskanäle Pamela Przybylski ............................................................................................................. 351

Fanfiction. Die Rückeroberung der Mythen durch das Volk? Sabine Metzger .................................................................................................................. 377

Mit Klang auf Kundenfang. Instore-Radio – Kaufhausradio in Deutschland Regina Greck .................................................................................................................... 395

Tue Gutes und rede darüber. Ausgewählte Beispiele zu Strategien und Konzepten von Public Relations

Klaus-Dieter Altmeppen/Regina Greck ............................................................................. 419

Prominent! Die Einfluss- und Abhängigkeitsbeziehung von Personal Public Relations und Promi-Journalismus Simone Andrea Mayer ....................................................................................................... 427

Bundesliga oder Kreisklasse? Über Professionalität, Selbstverständnis und Berufsalltag der Öffentlichkeitsarbeit in deutschen Bundesligen Eva Kollmann ................................................................................................................... 453

Corporate Social Responsibility. Stellenwert, Intentionen und Strategien in der Kommunikation Kathrin Feigl ..................................................................................................................... 473

Autorenverzeichnis ....................................................................................................... 505

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Facetten des Journalismus als Probleme der Journalismusforschung

Eine Einleitung

Klaus-Dieter Altmeppen/Regina Greck

1 Schein und Sein – Facetten des Journalismus

Als „alarmierend“ bezeichnet Elvira Steppacher, die ehemalige Leiterin des Instituts zur Förderung des publizistischen Nachwuchses (ifp), die Ergebnisse einer Studie über die „Entzauberung eines Berufs“ (Donsbach u. a. 2009: 7). Ihre Autoren konstatieren eine zunehmende Entfremdung zwischen Journalismus und seinem Publikum: Rund 40 Prozent der befragten Deutschen glauben, Journalisten hätten zu viel Macht und würden moralische Grenzen überschreiten. Gleichzeitig nimmt das In-teresse an journalistisch aufbereiteten Informationen stark ab, was sich nicht nur an den sinkenden Leserzahlen von Tageszeitungen zeigt, sondern auch am steigenden Konsum der Deutschen von Unterhaltungsangeboten. Ursachen für dieses Aus-einanderleben vermuten Forscher in verschiedenen Medienskandalen, der Ökono-misierung des Medienbetriebs, der zunehmenden negativen Berichterstattung und den verschwimmenden Grenzen des Berufs (vgl. Donsbach u. a. 2009: 13-23).

Für eine Entzauberung des Journalismus gibt es eine Menge Indikatoren, unter denen das Verhältnis von Journalismus und Publikum nur einer ist und zudem nur derjenige, in dem sich das Befremden der Mediennutzer über Entwicklungen des Journalismus ausdrückt. Die Rezipienten beobachten aber nur die Berichterstattung und davon auch nur Ausschnitte. Sie bewerten das journalistische Handeln also aufgrund von Einzelfällen. Diese sind in der Regel auffällige Spitzen, während der stete Strom der Nachrichten keine besondere Aufmerksamkeit erhält. Zudem ist das Wissen der Zuschauer, Hörer und Leser über die Berufsgruppe der Journalis-ten sehr gering. So glaubt fast die Hälfte der Befragten in der Studie von Donsbach u. a. (2009: 125), dass die Berufsbezeichnung Journalist geschützt ist.

Klaus-Dieter Altmeppen, R. Greck (Hrsg.), Facetten des Journalismus,DOI 10.1007/978-3-531-93261-3_1,© VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden 2012

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10 Klaus-Dieter Altmeppen/Regina Greck

Die Nutzer beurteilen den Journalismus also aufgrund von Symptomen, die sich ihnen in der medialen Kommunikation zeigen. Die tatsächlichen Ursachen für die Entzauberung des Journalismus zeigen ihr Gesicht bisher nur auf der Hinterbühne. Abseits der Öffentlichkeit verlaufen dort die Prozesse der Entgrenzung, die in Schlagworten wie Kommerzialisierung und Ökonomisierung, Entertainisierung, Technologisierung und De-Professionalisierung zusammengefasst werden (vgl. Meier 2011: 252 ff.).

Hinter diesen Schlagworten verbergen sich vielfältige und häufig widersprüchli-che Veränderungen, deren Ursachen verschiedenste Gründe haben. Werbung beispielsweise – immer noch die mit Abstand wichtigste Finanzierungsform der Medien – wird als ein Treiber der Kommerzialisierung in den Redaktionen angese-hen, sofern Werbeeinnahmen sinken. Medienunternehmen betreiben Kostenein-sparungen aber nicht nur bei sinkenden Werbeeinnahmen, sie sind Bestandteil betriebswirtschaftlicher Unternehmensführung. Werden solche Veränderungen verdichtet und in Form empirischer Forschung aufgegriffen, so ergeben sich ver-schiedenste Facetten des Journalismus und der Journalisten, die die Hinterbühne beleuchten und die dortigen Geschehnisse ein Stück in den Vordergrund rücken.

Einige dieser Facetten sind in diesem Band zusammengestellt. Sie sind Kurz-versionen von Diplomarbeiten, die am Studiengang Journalistik der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt entstanden sind. Dieser Sammelband soll aber nicht nur die Leistungsfähigkeit von Diplomandinnen und Diplomanden (und den Verlust dieser wissenschaftlichen Beiträge aufgrund der Bologna-Reform) doku-mentieren, sondern auch das Spektrum an Facetten, die den Journalismus ausma-chen – und die zum Problem werden für die Journalismusforschung.

2 Probleme der Journalismusforschung

Die Journalismusforschung ist zweifellos eine der leistungsfähigsten Teildisziplinen der Kommunikationswissenschaft. Sie ist der am häufigsten bearbeitete Bereich in der Kommunikationswissenschaft; Journalismustheorien sind neben Rezeptions- und Nutzungstheorien die am meisten angewendeten (vgl. Altmeppen/Weigel/ Gebhard 2011: 382, 384).

Die Journalismusforschung arbeitet mit detailliert ausgearbeiteten Theorien wie etwa der Systemtheorie und zugleich mit einer Vielfalt an Modellen (vgl. Löffelholz 2004; Altmeppen/Hanitzsch/Schlüter 2007). Empirisch kann die Journalismusfor-schung, wie sonst nur in der Rezeptionsforschung die Langzeitstudie Massenkom-munikation (vgl. Reitze/Ridder 2011), die seit 1964 Daten zur Mediennutzung in

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regelmäßigen Abständen erhebt, auf eine repräsentative Längsschnittanalyse des Journalismus in der Gesellschaft verweisen. Diese wurde 2006 zum zweiten Mal nach 1993 durchgeführt (vgl. Weischenberg/Malik/Scholl 2006). Auch Hand- und Lehrbücher waren zu Journalismus und Journalistik, der wissenschaftlichen Diszip-lin der Erkundung des Journalismus, verfügbar, bevor der Boom der fachlichen Einführungen in anderen Teildisziplinen der Kommunikationswissenschaft begann (vgl. Weischenberg 1992) und ihre Zahl steigt beständig an (vgl. Meier 2011).

Die Journalismusforschung könnte also berechtigt als Erfolgsgeschichte ange-sehen werden, wenn es nicht deutliche Kritik gäbe. So geht etwa Christoph Neu-berger (2008: 17) harsch mit ihr ins Gericht: „Die Probleme der Journalismusfor-schung wurden (…) zunehmend wissenschaftsintern generiert. Das Internet berei-tet dieser selbstgenügsamen Abkapselung der Journalismusforschung ein Ende: Zu offensichtlich ist die Distanz geworden, die zwischen dem herkömmlichen Journa-lismusverständnis und neuen Phänomenen in der Internetöffentlichkeit liegt.“

Wie Neuberger erkennen auch Bernhard Pörksen und Armin Scholl (2011) wis-senschaftsinterne Probleme. Auch für sie resultieren die Probleme daraus, dass der Journalismusforschung ihr Gegenstand – der Journalismus – entgleitet. Sie konsta-tieren, „dass der Journalismus ein Grenz- und damit auch ein Identitätsproblem hat“ (Pörksen/Scholl 2011: 26), während die Ursache für Neuberger vor allem darin liegt, dass die Journalismusforschung die neuen, durch das Internet entste-henden Öffentlichkeiten theoretisch nicht in den Griff bekommt. Im steten Wan-del von Medien, der sich in immer profitorientierterem Marketing und betriebs-wirtschaftlichem Management sowie einer rasanten technischen Entwicklung zeigt, und in der Veränderung der Berichterstattung, die immer mehr von den Chimären der PR und der Unterhaltung umgarnt wird, kann man nur schwer eindeutig fassen, was Journalismus meint, was ein deutlicher Hinweis auf seine Entgrenzung ist.

Alle drei Autoren begegnen diesem Dilemma mit dem Versuch theoretischer ‚Differenzierung‘ und Neuorientierung, um auf dieser Grundlage empirisch arbei-ten zu können. Ausgangspunkt ist jeweils die Bestimmung der Funktion des Jour-nalismus. Für Neuberger „verwundert es nicht weiter, dass keine großen Unter-schiede zwischen dem Internetjournalismus und dem traditionellem Journalismus aufgefallen sind: Funktionale Äquivalente konnten gar nicht erst ins Blickfeld gera-ten.“ (Neuberger 2009: 35) Daher genügt es nicht, „sich an empirisch zwar leicht fasslichen, aber kontingenten strukturellen Oberflächenmerkmalen zu orientieren.“ (Neuberger 2009: 35) Die Identifikation des Journalismus muss zunächst abstrakt und sinnhaft über die gesellschaftliche Funktion und spezifische Leistungen für andere Teilsysteme definiert werden. Und weiter: „Die Leistungen müssten dafür

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soweit konkretisiert werden, dass empirisch überprüfbar ist, wo sie erbracht und erwartet werden.“ (Neuberger 2009: 36)

Pörksen und Scholl (2011: 48) halten eine Theoriebildung für sinnvoll, bei der „funktionale und strukturelle Entdifferenzierung und Entgrenzung“ unterschieden werden, so dass der empirische Forschungsprozess „mit Differenzen startet (Jour-nalismus vs. Nicht-Journalismus), um dann mögliche Entdifferenzierungen empi-risch beobachten zu können.“ (Pörksen/Scholl 2011: 49)

Soweit ein Auszug aus dem theoretischen Diskurs, der drei Probleme der Jour-nalismusforschung verdeutlicht: Erstens das Problem des Forschungsgegenstandes Journalismus, für dessen Wandel dann zweitens offensichtlich die vorhandenen Theorien nicht ausreichend sind, um nicht nur Einzelphänomene beschreiben, sondern auch generelle Wandlungsprozesse erklären und ihre Entwicklung prog-nostizieren zu können. Daraus folgern die Autoren das dritte Problem, dass zuerst die funktionalen Leistungen zu konkretisieren wären, bevor empirische Untersu-chungen strukturelle Phänomene erklären könnten.

Wenn nun offensichtlich wird, dass die Krise der Journalismusforschung aus ihrem Gegenstand selbst entsteht, spricht angesichts dieser Malaise einiges für die These, dass dieses Forschungsfeld die Probleme teilt, die ihr Gegenstand (der Jour-nalismus) hat, und das sind Grenz- und Identitätsprobleme. Diese ergeben sich aus zwei Gründen. Zum einen hat der Journalismus nicht mehr die Deutungshoheit in der Berichterstattung. Unterhaltende Formate dominieren mittlerweile innerhalb des Mediensystems und der Einfluss der PR wird stetig größer. Zum Zweiten rückt das Internet die Bedeutung der journalistischen Berichterstattung aufgrund neuer Technologien in den Hintergrund (vgl. Neuberger/Nuernbergk/Rischke 2009).

Es sprechen einige Gründe dafür, dass es sich mit der Journalismusforschung ähnlich verhält. Der erste ist darin zu sehen, dass diese und die Journalistik sich entkoppelt haben. Mit einem Bild von Scholl und Weischenberg (1998: 270) kann diagnostiziert werden, dass die Journalistik an den Rändern ausfranst. Sie hat die frühen Themen wie Akademisierung des Journalistenberufes und seine Professio-nalisierung in Form der Berufsforschung aufgegriffen, die mit der Entstehung gleichnamiger Studiengänge in den 70er Jahren an Bedeutung gewonnen haben. Sie forschte in Redaktionen, um herauszufinden, wie Journalisten arbeiten und welche Anforderungen an sie gestellt werden und entwickelte in den 90er Jahren vehement Theorien des Journalismus.

Doch schon vor der Gründung von Journalistik-Studiengängen gab es intensive Journalismusforschung: Theorien wie die Schweigespirale oder das Agenda-Setting beziehen sich (auch) auf Journalisten und sind aus empirischen Befragungen dieser

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Berufsgruppe und Inhaltsanalysen ihrer Produkte entstanden. Auch nach der Etab-lierung der Journalistik in der Kommunikationswissenschaft haben andere Teildis-ziplinen wie z. B. die politische Kommunikation Journalismusforschung betrieben.

Seit jeher war die Journalismusforschung also keine Domäne der Journalistik. Diese war aber der Nukleus, der die Ergebnisse der Journalismusforschung nicht nur bündelte, sondern von dem aus auch Initiativen ausgingen zu theoretischen Innovationen, methodischer Vielfalt und einer Kontinuität der Forschung (vgl. Weischenberg 1992, 1995; Löffelholz 2004; Jandura/Quandt/Vogelgesang 2011).

Diese Bedeutung hat die Journalistik verloren. Ergebnisse der Journalismusfor-schung kommen immer weniger aus der Journalistik, wie die Ergebnisse einer Studie von Martin Löffelholz und Liane Rothenberger (2011: 33) bestätigen. Sie haben nach der Identifikation und Systematisierung der alten und neuen Felder der Journalismusforschung gefragt und in sieben internationalen Fachjournalen eruiert, „welche Themen, Theorien und Methoden in der kontemporären Erforschung des Journalismus im Zentrum stehen“ (Löffelholz/Rothenberger 2011: 34). Neben der Kommunikatorforschung tragen die Medieninhalts- und die Rezipientenforschung zu größeren Teilen zur Journalismusforschung bei – Forschungsfelder, die definitiv nicht zur Journalistik gehören.

Es zeigt sich hierin auch, dass die Journalismusforschung ihre früher führende Position der journalistischen Berufsforschung weitgehend verloren hat. Probleme der Berufsausbildung, Veränderungen des Berufsfeldes und der Berufsbilder sowie die Redaktionsforschung sind Themen, die aus dem Fokus verschwunden sind. Hinzu kommt, dass die Journalismusforschung sich thematisch auf den politischen Journalismus konzentriert, während Felder wie der Lokaljournalismus beispielswei-se wissenschaftliche Stiefkinder waren und sind. So beschäftigen sich auch nur sechs Prozent der von Löffelholz und Rothenberger (2011: 43) untersuchten Arti-kel in Fachzeitschriften mit den journalistischen Akteuren, die im Zentrum der Redaktions- und Berufsforschung standen (vgl. Weischenberg 1992), heute aber in ihren strukturellen Zusammenhängen kaum noch analysiert werden.

Ein zweiter Grund für die Identitätsproblematik der Journalismusforschung zeigt sich darin, dass sich dieser Forschungszweig zunehmend auf die Phänomene, Mechanismen und Strukturen der Online-Kommunikation verlagert, was generell für viele Teildisziplinen der Kommunikationswissenschaft gilt. Parallel zu den technologischen Sprüngen des Internets hat die Journalismusforschung zunächst den Online-Journalismus in den Blick genommen, bevor sie, dem Wandel in ihrem Erkenntnisgegenstand folgend, nun diskutiert, wie sich der Journalismus durch den Einfluss von Social Media und die Entstehung neuer Öffentlichkeiten durch das

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Hybridmedium Internet verändert (vgl. Neuberger 2009: 33 ff.). Neue Phänomene verdrängen alte Themen der Forschung, ohne dass das Feld hinreichend bestellt wäre für neue.

Der dritte Grund für die bisher gescheiterte Eingrenzung des Gegenstandes der Journalismusforschung liegt schließlich in den Umbrüchen und Herausforderun-gen, denen sich die hochschulgebundene Journalistenausbildung durch die Bolog-na-Reform gegenübersieht. Von den universitären Diplomstudiengängen sind nur wenige übriggeblieben, während zugleich ein üppiges Studienangebot für Journa-lismus oder Journalistik an öffentlichen und privaten Fachhochschulen entsteht. Dort aber steht die Ausbildung im Vordergrund. Diese Einrichtungen sind in der Regel mit nur geringen Mitteln für die Forschung ausgestattet, und so geht die Entgrenzung weiter, denn an Ressourcen für die Forschung mangelt es an vielen Standorten, an denen zudem zum Teil auch noch Journalismus und PR vermittelt wird, was die Entgrenzungen noch weiter vorantreibt.

Die Journalismusforschung steckt, wenn nicht in einer Krise, so doch mindes-tens in einem rapiden Wandel, der externe wie interne Gründe hat. Externe liegen darin, dass die frühe Prägung als Berufsforschung kaum noch vorhanden ist, der rapide Wandel des Journalismus durch Internettechnologien rückt die damit ver-bundenen Themen in den Vordergrund, da sie erheblich mehr Attraktivität und offensichtlich auch Forschungsgelder versprechen. Intern wird die Journalistik zugleich als wissenschaftsdisziplinäre Heimat durch die Bologna-Reform erschüt-tert, ihre Ziele, ihre Strukturen und ihre Akteurskonstellationen verändern sich. Es wird noch einige Jahre dauern, bis die künftigen Konturen der Journalistik und die Bedeutung der Journalismusforschung unter diesen veränderten Bedingungen erkennbar werden.

3 Die Facetten des Journalismus in diesem Band

Wenn die Grenzen des Journalismus porös werden, entgrenzt das den Forschungs-gegenstand der Journalismusforschung und stürzt ihn in eine Identitätskrise. Zu-gleich bringt die Entgrenzung neue Formen öffentlicher Kommunikation hervor. Dadurch rücken unzählige neue, veränderte Aspekte in den Blick der Journalismus-forschung. Manchmal sind dies kleine Facetten, die nur kurz im Scheinwerferlicht der Forschung aufflackern und wieder verschwinden, weil sie keine beständigen Erscheinungen sind. In anderen Fällen entpuppen sie sich aber als weitverzweigte und lohnenswerte Gebiete, die sich die Wissenschaft erschließen kann.

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Dieser Sammelband stellt 19 Facetten vor, die als Diplomarbeiten entstanden sind. Diplomanden der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt haben sich mona-telang mit den theoretischen und methodischen Herausforderungen ihres Themas auseinandergesetzt und an Lösungen für die Beantwortung ihrer Forschungsfragen gearbeitet – die Kurzfassungen ihrer Arbeiten sind die Facetten dieses Bandes. Die Zusammenstellung der Beiträge in fünf Kapiteln folgt ihrem thematischen und zum Teil auch methodischen Zuschnitt. Die Autorinnen und Autoren des ersten Kapitels haben mit Befragungen nachgespürt, woher Journalisten kommen und wohin sie gehen. Sie sind deren Berufsalltag nachgegangen und haben ihn hinsicht-lich der Problematik der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und den Verführun-gen durch Journalistenrabatte untersucht. Zwischen Traumberuf und Be-rufstraum(a) oszillieren die Ausbildungssituation und die Berufsrealität von Journa-listen, was darauf verweist, welche strukturellen Mechanismen zur Entzauberung des Journalistenberufs beitragen.

Diese Berufsrealität prägt natürlich die Einstellungen und das Selbstverständnis der Journalisten und beeinflusst auf diese Weise die Funktion und das Ansehen von Medien. Ebenfalls mit Befragungen haben die Autorinnen des zweiten Kapi-tels die Watchdog-Funktion in der lokalen Kommunikation untersucht. Sie haben zudem ermittelt, in welchen Situationen Journalisten als Quälgeister oder Schön-färber auftreten und welche Rolle das Ansehen von Medienorganisationen oder journalistischen Persönlichkeiten bei der Recherche spielt. (Fehl-)Leistungen der Presse in ihrer Berichterstattung über das politische Zeitgeschehen haben sich die Autorinnen und Autoren des dritten Kapitels angesehen. Dafür bietet die Inhalts-analyse von Zeitungen und Zeitschriften eine geeignete Methode, um eventuelle Missstände aufzudecken.

Orchideen im Mediendschungel bietet das vierte Kapitel: Fanmagazine als Plattformen im Netz, in denen die Anhänger von Formaten ihre Geschichten weiterspinnen, Instore-Radio, das das Einkaufsverhalten in Supermärkten steuern soll und mobile Distributionsplattformen für elektronische Medien, für die bereits heute schon Strategien entworfen werden, um in diesen Geschäftsfeldern der Zu-kunft zu bestehen. Die Autorinnen des vierten Kapitels haben sich diese Medien-angebote inhaltsanalytisch angesehen und die Macher und Strategen befragt.

Ein Feld, das als eines der ersten genannt wird, wenn es um Probleme des Jour-nalismus geht, sind die Public Relations (PR). Während in der Regel die politische Kommunikation zwischen Journalismus und PR untersucht wird, haben die Auto-rinnen des fünften Kapitels nachgefragt, wie es mit dem PR-Grundsatz „Tue Gutes und rede darüber“ in bislang unbeachteten Feldern steht. Sie haben die Strategien

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von Public Relations in der Sportkommunikation und in der Promiwelt betrachtet und sind dem Phänomen der Corporate Social Responsibility nachgegangen.

4 Fazit

Angesichts der gegenwärtigen Probleme der Journalismusforschung ist es wenig verwunderlich, wenn aktuelle Entwicklungen und Probleme des Journalismus kaum in den Blick kommen. Für die Ursachen und Folgen der Finanzierungskrise des Journalismus oder die organisationale Neujustierung in Newsrooms und an Newsdesks kann die Journalismusforschung kaum theoretische oder empirische Ergebnisse und somit Argumente für den öffentlichen Diskurs liefern. Dies ist umso bedenklicher, weil erstens die gegenwärtige Krise als langwierige Bedrohung angesehen wird und weil diese Bedrohungen schon vor Jahrzehnten bestanden. Scholl und Weischenberg haben schon 1998 (262) festgestellt, dass „die größte Herausforderung jedoch offensichtlich in den Perspektiven (liegt, d. Verf.), welche Internet, Multimedia und Online-Kommunikation eröffnen“. Sie haben auf die Ökonomisierung ebenso hingewiesen wie auf die daraus resultierende Herausfor-derung an die Journalismusforschung: die Sinnzusammenhänge des Journalismus zu entdecken, zu beschreiben und zu bewerten. Die in diesem Band präsentierten Facetten sind Beiträge dazu, Ausschnitte aus dem vielfältigen Kaleidoskop des Journalismus, um seinen Sinnzusammenhang zu verstehen. Sie berichten auch über die Entzauberung des Journalistenberufs, die aber weniger eine Entzauberung für das Publikum ist, als vielmehr ein Beitrag dazu, einen herausfordernden Beruf in seiner Vielgestaltigkeit zu verstehen.

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Medienproduktion ist immer ein facettenreiches Unterfangen, vor allem aber auch ein arbeitsintensives. Wir Herausgeber wurden von einer ganzen Reihe von Men-schen unterstützt, ohne die der Band nicht entstanden wäre. Wir danken daher den Autorinnen und Autoren, die überwiegend nicht in der Wissenschaft, sondern in anderen Berufen tätig sind und trotzdem Zeit gefunden haben für eine Überarbei-

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tung ihrer Diplomarbeiten. Ein großer Dank gilt auch Elisabeth Mayr, die die mehrmals durch den Wolf gedrehten Manuskripte in eine ansprechende Form gegossen hat. Nicht zuletzt sind wir auch Barbara Emig-Roller dankbar, deren Geduld wir mit einer länger als geplanten Produktionszeit strapaziert haben.

Eichstätt, Januar 2012 Klaus-Dieter Altmeppen und Regina Greck

Literatur

Altmeppen, Klaus-Dieter, Janika Weigel und Franziska Gebhard (2011): For-schungslandschaft Kommunikations- und Medienwissenschaft. In: Publizis-tik, 4, 373-398.

Altmeppen, Klaus-Dieter, Thomas Hanitzsch und Carsten Schlüter (Hrsg.) (2007): Journalismustheorie: Next Generation. Soziologische Grundlegung und theoretische Innovation. Wiesbaden: VS-Verlag für Sozialwissenschaften.

Donsbach, Wolfgang, Mathias Rentsch, Anna-Maria Schielicke und Sandra Degen (2009): Entzauberung eines Berufs. Was die Deutschen vom Journalismus erwarte und wie sie enttäuscht werden. Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft.

Jandura, Olaf, Thorsten Quandt und Jens Vogelgesang (Hrsg.) (2011): Methoden der Journalismusforschung. Wiesbaden: VS-Verlag für Sozialwissenschaften.

Löffelholz, Martin (2004): Theorien des Journalismus. Ein diskursives Handbuch. 2., vollständig überarb. und erw. Aufl. Wiesbaden: VS-Verlag für Sozialwis-senschaften, 17-63.

Löffelholz, Martin und Liane Rothenberger (2011): Felder der Journalismusfor-schung. In: Olaf Jandura, Thorsten Quandt und Jens Vogelgesang (Hrsg.): Methoden der Journalismusforschung. Wiesbaden: VS-Verlag für Sozialwis-senschaften, 33-46.

Meier, Klaus (2011): Journalistik. 2., überarb. Auflage. Konstanz: UVK Verlagsge-sellschaft.

Neuberger, Christoph (2008): Internet und Journalismusforschung. Theoretische Neujustierung und Forschungsagenda. In: Thorsten Quandt und Wolfgang Schweiger (Hrsg.): Journalismus Online – Partizipation oder Profession. Wiesbaden: VS-Verlag für Sozialwissenschaften, 17-42.

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18 Klaus-Dieter Altmeppen/Regina Greck

Neuberger, Christoph (2009): Internet, Journalismus und Öffentlichkeit. Analyse eines Medienumbruchs. In: Christoph Neuberger, Christian Nuernbergk und Melanie Rischke (Hrsg.): Journalismus im Internet. Profession – Parti-zipation – Technisierung. Wiesbaden: VS-Verlag für Sozialwissenschaften, 19-105.

Neuberger, Christoph, Christian Nuernbergk und Melanie Rischke (Hrsg.) (2009): Journalismus im Internet. Profession – Partizipation – Technisierung. Wies-baden: VS-Verlag für Sozialwissenschaften.

Pörksen, Bernhard und Armin Scholl (2011): Entgrenzung des Journalismus. Ana-lysen eines Mikro-Meso-Makro-Problems aus der Perspektive der konstruk-tivistischen Systemtheorie. In: Thorsten Quandt und Bertram Scheufele (Hrsg.): Ebenen der Kommunikation. Mikro-Meso-Makro-Links in der Kommunikationswissenschaft. Wiesbaden: VS-Verlag für Sozialwissen-schaften, 25-53.

Reitze, Helmut und Christa-Maria Ridder (2011): Massenkommunikation VIII. Eine Langzeitstudie zur Mediennutzung und Medienbewertung 1964-2010. Baden-Baden: Nomos.

Scholl, Armin und Siegfried Weischenberg (1998): Journalismus in der Gesell-schaft. Theorie, Methodologie und Empirie. Opladen/Wiesbaden: West-deutscher Verlag.

Weischenberg, Siegfried (1992): Journalistik. Bd. 1: Mediensysteme, Medienethik, Medieninstitutionen. Opladen: Westdeutscher Verlag.

Weischenberg, Siegfried (1995): Journalistik. Bd. 2: Medientechnik, Medienfunkti-onen, Medienakteure. Opladen: Westdeutscher Verlag.

Weischenberg, Siegfried, Maja Malik und Armin Scholl (2006): Die Souffleure der Mediengesellschaft. Report über die Journalisten in Deutschland. Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft.

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Traumberuf oder Berufstraum(a)?

Ausbildungssituation und

Berufsrealität von Journalisten

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Traumberuf oder Berufstraum(a)?

Ausbildungssituation und Berufsrealität von Journalisten

Regina Greck/Klaus-Dieter Altmeppen

Kleine Jungs wollen Feuerwehrmann oder Lokführer werden, kleine Mädchen Tierärztin oder Schauspielerin. Spätestens nach dem Schulabschluss schwenken viele aber noch einmal um: Oft soll es dann „was mit Medien“ sein. Und das, ob-wohl Journalisten einen der am schlechtesten angesehenen Berufe in Deutschland ausüben. Sie liegen hinter Ärzten, Hochschulprofessoren und Geistlichen auf Platz 12 von 18 zu bewertenden Berufsbildern. In der regelmäßigen Umfrage zu Images von Berufen des Instituts für Demoskopie in Allensbach liegen nur noch der Offi-zier, der Gewerkschaftsführer, der Politiker und der Buchhändler hinter den Jour-nalisten. Schlusslicht bildet der Fernsehmoderator (vgl. Allensbacher Archiv 2011). Wirft man einen Blick auf frühere Studien, zeigt sich, dass der Journalist schon immer im hinteren Drittel angesiedelt war, was seine Wertschätzung betrifft: Be-reits 2008 rangierte diese Zunft auf Platz 13 von 17 in der Allensbacher Umfrage (vgl. Allensbacher Archiv 2008). Auch bei einer Studie von Wolfgang Donsbach u. a. (2009: 64) schafften Journalisten es nur auf den sechsten von zehn Rängen, denn nur 61 Prozent der Befragten schätzten diesen Berufsstand. Noch schlimmer steht es offensichtlich um das Vertrauen in den Beruf. Lediglich 35 Prozent der Befragten gaben an, Journalisten zu vertrauen (vgl. Donsbach u. a. 2009: 65).

Trotzdem ist für viele junge Leute der Reiz groß, als Reporter Skandale aufzu-decken, bei den Tonangebern der Politik Einblick zu bekommen und bei großen Events in der ersten Reihe dabei zu sein. Die Nähe zur Macht und auch die eigene Präsenz in der Öffentlichkeit – oder zumindest die des eigenen Produktes – locken in diesen Beruf. Doch die Realität des deutschen Durchschnittsjournalisten ist eine andere. Er gehört meist nicht zum tonangebenden Olymp der „Alpha-Journa-listen“ (Weichert/Zabel 2007: 14) wie Stefan Aust, Kai Diekmann oder Günther

Klaus-Dieter Altmeppen, R. Greck (Hrsg.), Facetten des Journalismus,DOI 10.1007/978-3-531-93261-3_2,© VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden 2012

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Jauch, die mit der High Society auf Du und Du sind. Es sind aber fatalerweise ge-nau diese Veröffentlichungen mit Titeln wie „Alpha-Journalisten“ oder „Trend-buch Journalismus“ (vgl. Pörksen 2005), die junge Menschen in Medienstudien-gänge hineinziehen, weil sie den Mythos des Journalismus pflegen. Werden Mythen als ständige Disposition verstanden (vgl. Bourdieu 1976: 195), dann sorgt die der Journalisten dafür, dass der Beruf unhinterfragt als attraktiv gilt. Doch Mythen sind Konstruktionen, die mit der Wirklichkeit wenig bis nichts zu tun haben. Die jour-nalistischen beruhen auf den Berufsbeschreibungen von und durch Elite-Jour-nalisten, die den beruflichen Alltag verklären, oder es werden Hauptstadtjournalis-ten-Typen gebildet, die sich, so die Autoren, durch „spezifische Arbeitsweisen und ihre Kenntlichkeit“ (Kramp/Weichert 2008: 71) unterscheiden. Im Kern scheint es aber nicht um die Arbeitsweisen bei der Typenbildung zu gehen, sondern um Hackordnung, Einfluss, Ansehen, Bedeutung und Bekanntheit auch in erlauchten Politikerkreisen (vgl. Kramp/Weichert 2008: 71-72). Die Kategorisierung folgt sehr viel mehr der Fabulierkunst als wissenschaftlich akzeptabler Typenbildung. Dem-gemäß rangiert „ganz unten im Hauptstadtjournalismus […] das Fußvolk, meist schlecht bezahlte ‚Medienbrötler‘ und Nachwuchsjournalisten, deren Namen weder einem breiten Publikum noch einer Fachöffentlichkeit geläufig sind, und die im Terminstress ihre Karriere kaum entfalten können.“ (Kramp/Weichert 2008: 72)

Der Wirklichkeit eines anstrengenden Berufes, dessen Bedingungen den Rest-riktionen ökonomischer Arbeitsmärkte unterliegen, entsprechen diese Typen über-haupt nicht. Das können beispielsweise freie Journalisten, Lokal- und Regional-journalisten und Zeitschriftenjournalisten ebenso bezeugen wie all diejenigen Jour-nalisten, deren Arbeitgeber aus Tarifverträgen ausgestiegen sind und/oder die ihre Redaktionen zu wirtschaftlich selbständigen Einheiten umfunktioniert haben. Ne-ben der Wissenschaft ist das Feld der Medien das mit der geringsten Jobstabilität, insbesondere im Feld der Filmproduktion und elektronischen Medien (vgl. Erling-hagen/Knuth 2004: 105-106). So ist der deutsche Durchschnittsjournalist männ-lich, 41 Jahre alt und verdient etwa 2.300 Euro im Monat (vgl. Weischenberg u. a. 2006: 57). Er ist nicht nur weit vom Olymp der Medienelite entfernt, sondern hat auf dem Weg dahin auch Unmengen Praktika und ein Volontariat durchlaufen. 69 Prozent der Journalisten haben mindestens ein Praktikum absolviert (vgl. Wei-schenberg u. a. 2006), sich also durch eher prekäre Beschäftigungsverhältnisse gekämpft. Und während selbst der Berufseinstieg schwierig wird, steigt die Zahl an Ausbildungsmöglichkeiten. Der Zugang zum Beruf des Journalisten ist in Deutsch-land nicht einheitlich geregelt und, wie beispielsweise bei Ärzten oder Juristen, an ein bestimmtes Studium gebunden. Volontariate, Kurse an Akademien, Studien-gänge an Fachhochschulen und Universitäten – alles mögliche Sprungbretter in

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eine Redaktion (vgl. Hömberg 2000). Daran wird sich auch nichts ändern, wie eine Debatte über eine öffentliche Finanzierung des Journalismus im Jahr 2011 zeigt. Marie-Luise Kiefers (2011: 15) Vorschlag dazu läuft vor allem auf eine strikte Re-gulierung der Journalistenausbildung hinaus: So solle der Beruf geschützt und der Berufszugang in einem Curriculum verbindlich geregelt werden. Ihre Kritiker ha-ben mit ausführlichen, aber nicht immer einleuchtenden Beispielen bzw. pole-misch-einseitig den Vorschlag wieder zu den Akten gelegt. Während Ruß-Mohl (2011) mit Vorbehalten gegen eine staatliche Steuerung argumentiert, sind Regulie-rungsmaßnahmen für Stöber (2011: 418) schlicht demokratiegefährdend, da sie die Pressefreiheit aushebeln würden und grundgesetzlich nicht umsetzbar seien. Seine Einwände sind wenig überzeugend: Pressefreiheit beispielweise wird mittlerweile durch ökonomische Mechanismen genauso eingeschränkt wie durch politische; und eine Professionalisierung des Journalismus kann nicht dadurch wegdiskutiert wer-den, dass sie als „nicht wünschenswert“ klassifiziert wird (Stöber 2011: 419).

Nun mag man in der Tat zweifeln, ob staatliche Regulierung ein gangbarer Weg ist. Doch jenseits der mehr oder weniger kundigen Einwände stört an den Argu-mentationen von Ruß-Mohl und Stöber, dass Zweifel nicht zugelassen werden und uralte Argumente wie Pressefreiheit und Grundgesetz und der Machtanspruch des Journalismus dazu dienen, alternative Vorschläge vorschnell zu diskreditieren und zu verwerfen, statt eine intensive Diskussion zuzulassen. Erst wenn ein breites Bündel an Vorschlägen vorliegt, können deren Vor- und Nachteile diskutiert wer-den, um zu Lösungen dessen zu kommen, was in den USA als Wiedererfindung des Journalismus diskutiert wird. Ein entsprechendes Papier der Federal Trade Com-mission in den USA jedenfalls propagiert ebenfalls Vorschläge, die sehr weitgehende staatliche Regulierungsmaßnahmen enthalten, darunter etwa einen nationalen Fond für Lokalnachrichten und Steuergutschriften für Medienunternehmen, gestaffelt nach der Zahl der angestellten Journalisten (vgl. FTC 2011).

Was die besorgten Diskutanten eint, ist die Überzeugung, dass trotz stetig an-wachsender Aufgaben die Erwartungen an den Journalismus gleich (hoch) bleiben. Er soll Öffentlichkeit herstellen, die Gesellschaft beobachten, gesellschaftliche Integration unterstützen, Werte und Normen vermitteln, entspannen, kritisieren und den Rezipienten helfen, sich zurecht zu finden (vgl. Ronneberger 2002).

Um diese Erwartungen erfüllen zu können, müssten Journalisten sich durch ei-ne hochwertige Ausbildung legitimieren. Mit Ausbildungsfragen aber beschäftigt sich die Journalismusforschung kaum noch. Dies hat mehrere Gründe. Der erste ist darin zu sehen, dass sich dieser Forschungszweig in immer stärkerem Maße auf die funktionalen Veränderungen des Journalismus konzentriert, die sich durch den

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Einfluss der Online-Kommunikation ergeben (vgl. Neuberger 2008). Auf der strukturellen Ebene schieben sich – notwendigerweise – die redaktionellen Verän-derungen durch Re-Organisation mit Schlagworten wie Newsdesk und Newsroom vehement in den Vordergrund, während ehemals relevante Fragen wie die Qualifi-kationen von Journalisten verblassen.

Der zweite Grund liegt darin, dass sich die Ausbildungslandschaft erheblich verändert. Das zeigt auch der Beitrag von Karin Prummer in diesem Kapitel. Auf-grund ihrer Evaluation der überbetrieblichen Journalistenausbildung in Bayern ist zu konstatieren, dass in Eichstätt der einzige grundständige Studiengang an einer Universität in Bayern existiert, während B.A.-Studiengänge sonst nur – und in immer größerer Zahl – an privaten und öffentlichen Fachhochschulen angeboten werden. Damit erweitert sich der Kanon an Akteuren der hochschulgebundenen Journalistenausbildung und zugleich vergrößert sich der Bestand an institutionellen Ordnungen in Form von Curricula (vgl. Altmeppen 2005). Die Frage ist, ob der quantitative Fortschritt, also mehr Ausbildungsakteure, sich auch qualitativ nieder-schlägt, ob also beispielsweise eine Weiterentwicklung der Curricula stattfindet, die nicht nur die Integration crossmedialer Elemente umfasst, sondern die auch dem Erwerb grundständiger Qualifikationen wie Recherche, Selektion und Nachrichten-schreiben mehr Raum gibt. Diese Aspekte der Berufsforschung berühren eine Pro-fessionalisierungsdebatte im Kern, was umso drängender wird, je mehr Kommuni-kations- und Medienberufe miteinander konkurrieren. In dieser Konkurrenz kann sich hochschulgebundene Journalistenausbildung nur durch Qualität behaupten.

Verheißungsvoll sieht die Zukunft nicht aus. Die neuen Anforderungen, wie die der Crossmedialität des Journalismus, werden zwar nach Prummers Ergebnissen in die Curricula integriert, aber nicht standardisiert. Ihre Befragungen der Ausbil-dungsleiter führender Medieneinrichtungen in Bayern offenbaren jedoch auch ein fundamentales Manko: Die neuen Inhalte gehen zu Lasten der Basisqualifikationen des Journalismus – der Recherche, der Selektion und des Nachrichtenschreibens.

Während Prummer danach fragt, woher die Journalisten kommen, beschäftigt sich Annika Hausner damit, wohin sie nach dem Studium gehen. Hausner hat die Eichstätter Absolventen befragt, wie sie ihr Studium rückblickend bewerten. Die Autorin aktualisiert mit ihrer Studie bisherige Arbeiten zu den Eichstätter Absol-venten aus den Jahren 1993 und 2002. Fast zwei Drittel der Absolventen der Jahr-gänge 1993 bis 2008 nahmen an der standardisierten Online-Befragung teil und zeichneten ein positives Bild des Eichstätter Journalistik-Studiengangs. Den hohen Praxisanteil, aber auch ein gutes theoretisches Fundament sowie den guten Ruf der Ausbildung nannten sie als Hauptgründe für die Entscheidung in Eichstätt zu

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studieren – sie legen offensichtlich ähnliche Kriterien an wie die Ausbilder in Me-dienunternehmen. Bei ihnen scheinen die Eichstätter Absolventen auch beliebt zu sein. Fast die Hälfte der Absolventen hatte bereits während des Studiums oder gleich nach dem Abschluss einen Arbeitsvertrag in der Tasche.

Dass der Traum vom Journalisten auch zu einem Berufstrauma werden kann, davon zeugen nicht nur die zunehmend prekären Beschäftigungsverhältnisse. Auch der Job selbst ist häufig nicht nur spannend und ereignisreich, sondern anstrengend und stressig: Nachtdienste, Wochenend- und Feiertagsschichten, Bereitschaftszei-ten und Überstunden sind redaktioneller Alltag – schließlich will das Publikum 24 Stunden am Tag mit Information und Unterhaltung versorgt sein. Familien-freundlich ist das nicht. Der Durchschnittsjournalist lebt zwar in einer festen Part-nerschaft (vgl. Weischenberg u. a. 2006: 57), aber der häufig unplanbare Beruf macht das Familienleben zu einer „Mission Impossible“.

Journalisten werden daher keinen großen Beitrag gegen die Überalterung Deutschlands leisten können. Im Schnitt kamen in Deutschland im Jahr 2009 pro 1.000 Einwohner 1,41 Kinder zur Welt – zu wenig um den demographischen Wandel zu stoppen und das Rentensystem stabil zu halten (vgl. Institut der deut-schen Wirtschaft 2010: 132). Der Durchschnittsjournalist hat mit im Mittel 0,99 Kinder sogar noch weniger Nachwuchs. Für ihn heißt es oft Beruf oder Familie. Kinderbetreuung will organisiert sein, aber die Möglichkeiten für den Durch-schnittsjournalisten sind begrenzt, denn Teilzeitjobs sind rar und Betreuungsmög-lichkeiten in Unternehmen in Deutschland noch nicht ganz angekommen. Weniger als zehn Prozent der unter Dreijährigen werden in Deutschland in Kindertagesstät-ten betreut – fast die niedrigste Quote in Europa (vgl. Bertelsmann Stiftung 2002: 10). Dementsprechend sind, wie Kathrin Runge feststellt, auch nur zehn Prozent der von ihr befragten Journalisten in einem als familienfreundlich zertifizierten Unternehmen beschäftigt. Zwei Drittel der von ihr Befragten haben angegeben, dass ihr Job nur schwer mit einer Familie vereinbar sei. Eine Auszeit für die Kin-dererziehung hat sich für viele als Karriereknick erwiesen. Ernüchternder noch als die Feststellung, dass männliche Journalisten, die Erziehungsurlaub nehmen, als „Schwachmaten“ bezeichnet werden, ist der Widerspruch zwischen dem Berichter-stattungsanspruch und der Rückständigkeit der Medienunternehmen. Gerade Me-dienunternehmen, deren Journalisten sich informierend und aufklärerisch auch mit Familienpolitik auseinandersetzen, sind im Hinblick auf familienfreundliche Ar-beitsplätze noch nicht in der Gegenwart angekommen.

Die journalistische Berufswirklichkeit liegt aber auch noch auf anderen Feldern im Argen. Dass Journalisten nicht nur eine Nachrichtenwirklichkeit, sondern auch

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ihre eigene Berufswirklichkeit konstruieren, dass sie ihren Berufsalltag nicht nur hinsichtlich des Mythos schönreden, das belegt Dominik Stawski mit seiner Studie über Journalistenrabatte. Wenn schon die Familie des Durchschnittsjournalisten hinten anstehen muss, dann ist es doch ganz natürlich, dass er aus seinem Job auch das Beste herausschlagen will – wie alle Menschen, die als „homo oeconomicus“ meistens auf ihren Vorteil bedacht handeln (vgl. Fengler/Ruß-Mohl 2003). Ethisch ist das kein Problem. 74 Prozent der Journalisten, so Stawski, haben schon Journa-listenrabatte genutzt, aber 79 Prozent sind der Ansicht, dass ihre Berufsgruppe gegenüber anderen nicht bevorzugt werden sollte.

Der Journalistenausweis – in vielen Fällen wirkt er wie ein Rabattschein: Thea-terkarte, Bahn- oder Flugticket, Auto und vieles mehr gibt es für Medienmacher günstiger. Als „homo oeconomicus maturus“ stehen für Journalisten, wenn sie Rabatte nutzen, neben den geldwerten Vorteilen auch die Sonderbehandlung und das Prestige, das ihm damit zukommt, im Vordergrund (vgl. Höhne/Ruß-Mohl 2004: 97). Aber wo ist die Grenze zwischen Bauchpinseln und Bestechung? Und wie vertragen sich Rabatte mit Objektivität und Neutralität als Maßstäbe der jour-nalistischen Berichterstattung. 89 Prozent der deutschen Journalisten wollen neut-ral informieren und knapp drei Viertel (74 Prozent) die Realität so abbilden, wie sie ist (vgl. Weischenberg u. a. 2006: 102). Bei der Rabattnutzung sind die Zahlen aber ähnlich hoch, wie Stawski nachweist: Knapp über drei Viertel der befragten Tages-zeitungsjournalisten nutzen Rabatte und fast die Hälfte der Journalisten, die diese nutzen, hat schon einmal aktiv nach Journalistenvergünstigungen bei Unternehmen nachgefragt. Stawski hat bei deutschen Tageszeitungsjournalisten das Stimmungs-bild zum Thema „Journalistenrabatt“ eingeholt und festgestellt, dass dies sehr ambivalent ausfällt. Solcherlei Rabatte könnten Journalisten – bewusst oder nicht – dazu verleiten, den edlen Spender besonders positiv in ihrem nächsten Artikel oder Beitrag zu erwähnen. Ob das das einzige Anliegen der Unternehmen ist, die Ver-günstigungen für Journalisten anbieten, hat der Autor bei ausgewählten Unterneh-men erfragt. Dabei zeigte sich, dass auch hier der Unterschied zwischen Entgegen-kommen und Bestechung nicht eindeutig fassbar ist.

Will man Journalist werden, braucht man also einen langen Atem und Stressre-sistenz. 72 Prozent der deutschen Journalisten sind mit ihrer Ausbildung sehr oder eher zufrieden, doch nur 48 Prozent kommen mit der Arbeitsbelastung gut klar (vgl. Weischenberg u. a. 2006: 91). Keine Traumbewertungen für den angeblichen Traumberuf. Im Berufsalltag kratzen die negativen Seiten doch erheblich am Image dieses Jobs. Trotz prekärer Arbeitsverhältnisse und schwieriger Berufsrealität lebt der Mythos weiter, wie der Zulauf in die Medienberufe beweist.

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Literatur

Allensbacher Archiv (2008): Ifd-Umfrage 10015. Allensbacher Archiv (2011): Ifd-Umfrage 10067. Altmeppen, Klaus-Dieter (2005): Journalistenausbildung. In: Siegfried Weischen-

berg, Hans J. Kleinsteuber und Bernhard Pörksen (Hrsg.): Handbuch Jour-nalismus und Medien. Konstanz: UVK-Verlagsgesellschaft, 142-148.

Bertelsmann Stiftung (Hrsg.) (2002): Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Bench-marking Deutschland Aktuell. Gütersloh: Bertelsmann Stiftung.

Bourdieu, Pierre (1976): Entwurf einer Theorie der Praxis auf der ethnologischen Grundlage der kabylischen Gesellschaft. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.

Donsbach, Wolfgang, Mathias Rentsch, Anna-Maria Schielicke und Sandra Degen (2009): Entzauberung eines Berufs. Was die Deutschen vom Journalismus er-warten und wie sie enttäuscht werden. Konstanz: UVK Verlaggesellschaft.

Erlinghagen, Marcel und Mathias Knuth (2004): The Evolution of Labour Market Dynamics in West Germany from the Doom of Industrialism to the Dawn of the Service Economy. In: Economia & Lavoro 38, 91-113.

Fengler, Susanne und Stephan Ruß-Mohl (2003): Der Journalist als aufgeklärter Homo oeconomicus. Ökonomische Analyse journalistischen Handelns am Beispiel der Berichterstattung über Massenmedien. In: Klaus-Dieter Altmeppen und Matthias Karmasin (Hrsg.): Medien und Ökonomie. Band 1/2: Grundlagen der Medienökonomie. Wiesbaden: UVK Verlagsgesellschaft, 209-234.

FTC (2011): Federal Trade Commission Staff Discussion Draft: Potential Policy Recommendations to support the Reinvention of Journalism, o. O.

Höhne, Andrea und Stephan Ruß-Mohl (2004): Zur Ökonomik von Wirtschaftsjour-nalismus und Corporate Communication: Finanzberichterstattung und Risiko-Kommunikation als Beispiele. In: Medienwissenschaft Schweiz, 2, 90-101.

Hömberg, Walter (2000): Studienführer Journalismus, Medien, Kommunikation. 2., völlig überarb. Aufl. Konstanz : UVK Verlagsgesellschaft.

Institut der deutschen Wirtschaft (Hrsg.) (2010): Deutschland in Zahlen. Köln. Kiefer, Marie Luise (2011a): Die schwierige Finanzierung des Journalismus. In:

Medien & Kommunikationswissenschaft, 1, 5-22. Kramp, Leif und Stephan Weichert (2008): Journalismus in der Berliner Republik –

Wer prägt die politische Agenda in der Bundeshauptstadt? (Herausgeber: netzwerk recherche e. V.), pdf, Download 24.03.2011.

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Löffelholz, Martin (2004): Theorien des Journalismus. Eine historische, metatheo-retische und synoptische Einführung. In: Martin Löffelholz (Hrsg.): Theo-rien des Journalismus. Ein diskursives Handbuch. 2., vollständig überarb. und erw. Aufl. Wiesbaden: VS-Verlag für Sozialwissenschaften, 17-63.

Neuberger, Christoph (2008): Internet und Journalismusforschung. Theoretische Neujustierung und Forschungsagenda. In: Thorsten Quandt und Wolfgang Schweiger (Hrsg.): Journalismus Online – Partizipation oder Profession? Wiesbaden: VS-Verlag für Sozialwissenschaften, 17-42.

Neuberger, Christoph und Gero Federkeil (2011): Nach dem Bachelor: Weiterstu-dium oder Berufsstart? Ergebnisse der ersten bundesweiten Absolventenbe-fragung in der Kommunikations- und Medienwissenschaft. Münster/ Eichstätt. pdf, Download 22.11.2011.

Pörksen, Bernhard (Hrsg.) (2005): Trendbuch Journalismus. Erfolgreiche Medien-macher über Ausbildung, Berufseinstieg und die Zukunft der Branche. 2. Auflage. Köln: Herbert von Halem Verlag.

Ronneberger, Franz (2002): Funktionen des Systems Massenkommunikation. In: Han-nes Haas und Ottfried Jarren, (Hrsg.): Mediensysteme im Wandel. Struktur, Or-ganisation und Funktion der Massenmedien. Wien: Braunmüller, 61-70.

Ruß-Mohl, Stephan (2011): Der Dritte Weg – eine Sackgasse in Zeiten der Medi-enkonvergenz. Replik auf den Beitrag von Marie Luise Kiefer in M&K 1/2011. In: Medien & Kommunikationswissenschaft, 3, 401-414.

Stöber, Rudolf (2011): Eine gefährliche Finanzierung des Journalismus. Replik auf den Beitrag von Marie Luise Kiefer in M&K 1/2011. In: Medien & Kom-munikationswissenschaft, 3, 415-419.

Weichert, Stefan und Christian Zabel (2007): Die Alpha-Journalisten. Deutschlands Wortführer im Porträt. Köln: Halem.

Weischenberg, Siegfried, Maja Malik und Armin Scholl (2006): Die Souffleure der Mediengesellschaft. Report über die Journalisten in Deutschland. Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft.

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Woher kommen die Journalisten der Zukunft?

Stärken, Schwächen, Potentiale – eine Evaluation der überbetrieblichen Journalistenausbildung in Bayern

Karin Prummer

1 Mehr Ausbildung für mehr Journalismus

Er wird nicht weggetwittert werden, kein Blogger wird ihn in Grund und Boden schreiben, eine schnell online gestellte Agentur-Eilmeldung wird ihm nicht die Existenzgrundlage nehmen – die vielen Gefahren für den Journalismus, die sowohl Wissenschaftler als auch Praktiker in den vergangenen Jahren identifiziert haben, werden den Qualitätsjournalismus zweifelsohne verändern. Sie werden ihn aber nicht verdrängen, diese Erkenntnis hat sich nach einer teilweise hektisch und angstvoll geführten Debatte mittlerweile durchgesetzt. In einer Zeit, in der fast wöchentlich neue Kommunikationskanäle und -techniken erfunden werden, in denen sich jeder Bürger über immer mehr Kanäle informieren kann, bietet sich dem traditionellen Journalismus eine große Chance: Dank seiner Professionalität hat er einen Vertrauensvorsprung bei Lesern, Hörern und Zuschauern. Wenn er es schafft, diesen Vorsprung zu halten, wird er für den Konsumenten als Zufluchtsort in einer Flut von Informationen und Meinungen sogar an Bedeutung gewinnen, indem er auswählt, einordnet, beurteilt. Doch sind die Journalisten von morgen dieser Herausforderung auch gewachsen? Das nötige Rüstzeug kann, wie Stephan Ruß-Mohl andeutet, nur aus einer zukunftsorientierten Journalistenausbildung gewonnen werden. Die wichtigste Aufgabe muss also lauten, dass „anhand qualita-tiv hochwertiger Ausbildung verantwortungsbewusste Journalisten für morgen herangezogen werden“ (Ruß-Mohl 1993: 186). Die journalistischen Berufsorganisa-tionen haben die hohe Bedeutung der Ausbildung erkannt und sind in Memoran-den, mit Selbstverpflichtungen und Qualitätsrichtlinien für eine Stärkung der Jour-

Klaus-Dieter Altmeppen, R. Greck (Hrsg.), Facetten des Journalismus,DOI 10.1007/978-3-531-93261-3_3,© VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden 2012

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30 Karin Prummer

nalistenausbildung eingetreten (vgl. DJV 2003, 2006; dju 2007). Auch am Angebot journalistischer Ausbildungsstätten mangelt es nicht. Und doch herrscht Skepsis: Laut einer Umfrage der dpa-Tochter news aktuell unter 3.000 Redakteuren und freien Journalisten in Deutschland wird die größte Gefahr für den Journalismus in einer schlechten Ausbildung des Nachwuchses gesehen, wie 59,2 Prozent der Be-fragten angaben (vgl. Mertes 2008: 61). Als Grund für diese Angst kann die un-übersichtliche Ausbildungslandschaft angeführt werden: Immer mehr Ausbil-dungswege entstehen, darunter stark praxisorientierte an Fachhochschulen und privaten Akademien, und auch die Curricula der Hochschulen verändern sich. Es starten Bachelor und Masterstudiengänge, die ersten Studenten durchlaufen bereits die neuen, gestuften Ausbildungswege (vgl. Altmeppen/Hömberg 2002: 13).

Alle diese Einrichtungen und Studiengänge sind mit dem Anspruch gestartet, die Journalisten der Zukunft auszubilden. Aber können sie das auch? Wie lauten die Anforderungen, die Medienunternehmen an junge Journalisten stellen? Bislang hat sich keine wissenschaftliche Studie mit diesen Fragen beschäftigt. Altmep-pen/Hömberg (2002b: 8) mahnen im aktuellsten Sammelband über die Journalis-tenausbildung den Forschungsbedarf an. Niemand weiß, schreiben sie, ob die traditionellen Curricula auch für die Journalisten der Zukunft eine adäquate Wis-sens- und Qualifikationsbasis bieten. „Antworten auf diese Fragen sind eigenstän-dige empirische Studien wert, leider spielt die Ausbildung in der Journalismusfor-schung keine zentrale Rolle.“ Die Literatur zum Thema Journalistenausbildung blieb bisher entweder rein deskriptiv (vgl. z. B. Hömberg/Hackel-de Latour 2005), sie stellte die einzelnen Ausbildungseinrichtungen vor oder sie beschäftigte sich mit der Generierung von Qualifikationsrastern für Journalistenausbildung (vgl. Wei-schenberg u. a. 1994, Nowak 2007). Sie evaluierte aber keine Stärken und Schwä-chen der Ausbildungsinstitutionen. So fand eine Analyse, inwiefern Anspruch und Realität der Ausbildungsmöglichkeiten übereinstimmen, bisher nicht statt.

Diese Forschungslücke versucht die vorliegende Studie zu schließen. Sie ist in der kommunikationswissenschaftlichen Forschung im Bereich der Journalismus-forschung, genauer innerhalb der Berufsforschung anzusiedeln. Die Studie wurde in Zusammenarbeit mit dem MedienCampus Bayern erstellt, einem Verein, der finanziell getragen wird vom Freistaat Bayern und 66 Medienunternehmen und Medienausbildern. Der MedienCampus setzt sich besonders für die Journalisten-aus- und -weiterbildung ein. Aufgrund der geographischen Zuständigkeit des Medi-enCampus sowie aus forschungsökonomischen Gründen beschränkt sich der em-pirische Teil der Studie auf das Bundesland Bayern.

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Woher kommen die Journalisten der Zukunft? 31

Der Aufbau der Untersuchung orientierte sich an folgenden Überlegungen: Um über den journalistischen Berufsstand der Zukunft sprechen zu können, muss zunächst geklärt werden, welche Anforderungen die Medienunternehmen an die Journalisten der Zukunft stellen. Erst im nächsten Schritt kann die zweite For-schungsfrage formuliert und beantwortet werden: Wird an den bayerischen Ausbil-dungseinrichtungen diese zukunftsgerichtete Ausbildung gewährleistet? Metho-disch wurde das Bonmot von Walter Hömberg aufgegriffen: „Das Zauberwort heißt, ihr ahnt es schon, Evaluation.“ (2002: 5)

2 Theoretische Basis: Qualität, Ausbildung, Qualifikationen

2.1 Qualität im Journalismus

Ziel jeglicher Journalistenausbildung sollte es sein, die Absolventen auf die „öffent-liche Aufgabe“ vorzubereiten, die dem Journalismus in Deutschland zugeschrieben wird. Sie sollen mithelfen, unsere Gesellschaft mit hochwertigem Journalismus zu versorgen. Die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Thema „Qualität im Jour-nalismus“ ist seit Anfang der 90er Jahre rapide gestiegen, dennoch kann bis heute nur ein Minimalkonsens beschrieben werden – eine endgültige Definition ist nicht möglich (vgl. Kaiser 2000: 1). Die Maßstäbe journalistischer Qualität sind abhängig vom Selbstverständnis der Journalisten, der anvisierten Zielgruppe, der Funktion des Mediums und seiner Periodizität sowie einzelnen journalistischer Darstellungs-formen. Die grundlegende Erkenntnis der Qualitätsdebatte ist somit die der Multi-perspektivität und Mehrdimensionalität des Begriffs (vgl. Fabris 2004: 403). Quali-tät muss als Prozess verstanden werden, argumentiert Stephan Ruß-Mohl (1993: 192). Folgt man diesem Vorschlag, ergibt sich ein Schema mit vielfältigen Ansatzpunkten. So wird auch die herausragende Bedeutung der Journalistenausbil-dung deutlich. Sie ist als präventives Qualitätssicherungsinstrument Ausgangspunkt des Qualitätsprozesses (s. Abbildung 1) (vgl. Ruß-Mohl 1993: 192).

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32 Karin Prummer

Abbildung 1: Qualitätssicherung im Längsschnitt

Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Ruß-Mohl (1993: 192).

Qualität ist nach Ansicht Ruß-Mohls (1994: 100-109) nur durch Professionalisie-rung erreichbar. Diese erfolgt mit Hilfe der Infrastrukturen des Journalismus in einem Netz von Institutionen und Initiativen, die Ruß-Mohl in die wissenschaftli-che Diskussion einführte. Er definiert sie als „Institutionen und Initiativen (…), die präventiv oder korrektiv zur journalistischen Qualitätssicherung beitragen, indem sie auf den Journalismus einwirken und insbesondere die Professionalisierung der Journalisten und Medienmacher vorantreiben und/oder für die nötige Kritik, Selbstkritik und Transparenz im Mediensystem sorgen.“ (Ruß-Mohl 1994a: 111) Als I-Faktor wird der Beitrag definiert, „den dieses Infrastruktur-Netzwerk zur publizistischen Qualitätssicherung leistet“ (Ruß-Mohl 1994a: 111).

Zu den Infrastrukturen zählen beispielsweise Aus- und Weiterbildungseinrich-tungen, Presseräte und Medienombudsleute, der kritische Rezipient, Branchen- und Berufsverbände, Journalistenpreise, Medienforschung und Medienjournalis-mus (vgl. Ruß-Mohl 2003: 341). Auch im Bereich der Ausbildung bedarf es der Infrastrukturen, die helfen Ausbildungsqualität zu diskutieren, zu sichern und wei-terzuentwickeln. Es kann somit in Ableitung von Ruß-Mohls I-Faktor ein neuer Faktor eingeführt: die Infrastrukturen der Ausbildung, die im Folgenden als der Ida-Faktor bezeichnet werden. Dabei definieren sich die Infrastrukturen der Aus-bildung als ein die Ausbildungseinrichtungen übergreifendes Netzwerk von Initia-tiven und Institutionen, die insbesondere die Professionalisierung der Journalisten-

Zeitverlauf

Vorfeld des journalistischen Produktionsprozesses/

PräventionJournalistischer

ProduktionsprozessRückkopplung/

Korrektur

Stadium der Produktion

Qualitäts-sicherungs-instrumente

Aus- und Weiterbildung

Ausbau, Vereinheitlichung und Differenzierung der Angebote, zunehmende Konkurrenz

Themenwahl, Recherche, Schreiben und Redigieren/Präsentation

z.B. Quellenvielfalt, Überprüfung an Nachrichtenwerten undKonkurrenzprodukten

Überprüfungs- und Gegenrecherche/Gegenlesen

Innerredaktionell,zunftintern,im Dialog mit dem Publikum

z.B. Blattkritik, Leserforschung

Presserat,Journalistenpreise, Medien-journalismus

Corrections-Spalte, Ombudsmann