Fachbeitrag 2015 dr markus treiber olaf schmidt

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91 Uponor Kongress 2015 · TGA – Alles geregelt?! Dr. Markus Treiber · Olaf Schmidt – Nachhaltiges Bauen in der Hafencity Das Grundstück Brandstwiete 19/Willy-Brandt-Str. 57 ehemals Ost-West-Str. wurde Anfang der 60ziger Jahre von Anna M.M. Vogel, der Mutter der heutigen Robert Vogel GmbH & CO. KG erworben. Mit dem Bau des SPIEGEL- Verlags- und Redaktionsge- bäudes wurde 1967 begonnen. Im Januar 1969 zogen Verlag und Redaktion des Spiegels vom Speersort in den neuen modernen Glasturm des Hamburger Architekten Werner Kallmorgen, ein. Seit 1996 ist das daneben ste- hende, ehemalige IBM – Hochhaus ebenfalls Bestandteil der Spiegel-Gruppe. Das bestehende SPIEGEL-Haus an der Brandstwiete wurde schon kurz nach seiner Fertig- stellung als eines der herausragenden und baukulturell bedeutendsten Bauten Hamburgs bewertet.Der SPIEGEL gehört zu Hamburg wie der Michel und die Elbphilharmo- nie. Nachdem der Verlag zunächst seinen Hauptsitz nach Berlin verlagern wollte, hat die Stadt Hamburg reagiert und Nachhaltiges Bauen in der Hafencity SPIEGEL Haus, Ericusspitze, Hamburg SPIEGEL-NEUBAU Ericusspitze 1, 20457 Hamburg

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Dr. Markus Treiber · Olaf Schmidt – Nachhaltiges Bauen in der Hafencity

Das Grundstück Brandstwiete 19/Willy-Brandt-Str. 57 ehemals Ost-West-Str. wurde Anfang der 60ziger Jahre von Anna M.M. Vogel, der Mutter der heutigen Robert Vogel GmbH & CO. KG erworben.

Mit dem Bau des SPIEGEL- Verlags- und Redaktionsge-bäudes wurde 1967 begonnen. Im Januar 1969 zogen Verlag und Redaktion des Spiegels vom Speersort in den neuen modernen Glasturm des Hamburger Architekten

Werner Kallmorgen, ein. Seit 1996 ist das daneben ste-hende, ehemalige IBM – Hochhaus ebenfalls Bestandteil der Spiegel-Gruppe. Das bestehende SPIEGEL-Haus an der Brandstwiete wurde schon kurz nach seiner Fertig-stellung als eines der herausragenden und baukulturell bedeutendsten Bauten Hamburgs bewertet.Der SPIEGEL gehört zu Hamburg wie der Michel und die Elbphilharmo-nie. Nachdem der Verlag zunächst seinen Hauptsitz nach Berlin verlagern wollte, hat die Stadt Hamburg reagiert und

Nachhaltiges Bauen in der HafencitySPIEGEL Haus, Ericusspitze, Hamburg

SPIEGEL-NEUBAU Ericusspitze 1, 20457 Hamburg

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dem SPIEGEL das Grundstück Ericusspitze anhand gege-ben. Der Hamburger Senat hatte im Jahre 2000 mit Auf-stellung des Masterplans und dem letztendlich für das Grundstück Ericusspitze resultierenden Bebauungsplans Hamburg-Altstadt 437HafenCity8 (letzter Stand 21. Dezem ber 2006) die Grundlage zur Realisierung eines neuen Firmensitzes für den SPIEGEL eingeleitet. Die exponierte Lage der Ericusspitze machte das Plangebiet zu einem der attraktivsten Standorte in der Hafen-City. Nach knapp 40 Jahren am Standort Brandstwiete hat sich die SPIEGEL-Gruppe entschlossen, die an verschiedenen Standorten in der Stadt verteilten Unternehmensbereiche, wie z. B. SPIEGEL-TV, SPIEGEL-ONLINE; Manager-Maga-zin an einem Standort zusammenzuführen. Um dieses Vorhaben voranzutreiben, wurde ein Investorenwettbe-werb ausgeschrieben, wodurch die langjährige gute Part-nerschaft mit ROBERT VOGEL GMBH & Co. KG fortge-setzt werden konnte und wir als Sieger hervorgingen.

InvestorenwettbewerbAls Kooperationspartner zum Investorenwettbewerb haben wir für die Projektsteuerung die ABG-Gruppe Köln, für die Statik das Ingenieurbüro Dr. Binnewies Hamburg und für die Generalfachplanung, die DS-Plan AG aus Stuttgart mit ins Boot gezogen.

Städtebaulicher WettbewerbDie Durchführung eines städtebaulichen und architek-tonischen Wettbewerbs sollte aufgrund der herausra-genden Bedeutung des Grundstücks für die HafenCity sehr ambitioniert ablaufen. Eile war geboten, um die sogenannte Vorweggenehmigungsreife für die Einrei-chung des Bauantrages vorlegen zu können.

Zu berücksichtigen war auch die besondere Grundstücks -situation. Neben dem bestehenden Pachtvertrag (Paul-mann-Garage) waren auch Vorarbeiten auf dem Grund-stück nötig. Die damalige Nutzung als Parkplatz mit Tiefgarage (erbaut 1937 auf Holzpfählen) ließ eine erhebliche Kontamination vermuten. Bodenaustausch im erheblichen Umfang hätte erforderlich sein kön-nen. Der Unterbau aller auch gegenwärtig noch bestehenden Kaimauern an der Ericusspitze stammte aus dem Jahre 1885.

13 namhafte, international tätige Architektur-Büros aus dem In- und Ausland beteiligten sich in einem städte-baulichen Wettbewerb, der von der Robert Vogel GmbH & Co. KG, mit unserem Projektpartner ABG Allgemeine Bauträgergesellschaft mbH & CO. KG, und zuvor in Zusammenarbeit mit der SPIEGEL-Gruppe, der HafenCity Hamburg und der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt entwickelt wurde. Aus diesem Wettbewerb sind Hamburger Innenstadt mit HafenCity, Henning Larsen Architects

Generalfachplanung – Reduzierung Schnittstellen

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zunächst drei 1. Preisträger hervorgegangen. Die Teil-nehmer wurden in folgender Rangfolge prämiert:

1. Preis Henning Larsen Architects, Kopenhagen 1. Preis KSP Engel und Zimmermann, Braunschweig 1. Preis Jan Störmer Partner, Hamburg 4. Preis Prof. Friedrich und Partner, Hamburg 5. Preis Delugan, Meissl Associated Architects, Wien

Die Wettbewerbsjury hat dann am 13.September 2007 den Investoren die einstimmige Empfehlung gegeben, den Entwurf des dänischen Architekturbüros Henning Larsen Architects aus Kopenhagen zu realisieren.

Architektenwettbewerb – Entwurf Henning LarsenDer neue Hauptsitz trägt mit seinem Design eine ganz persönliche und deutliche Signatur. Zusammen mit dem Ericus-Contor, das zum gleichen Baukomplex gehört, erhebt sich das SPIEGEL-Haus über einem Sockel aus roten Backsteinen. Darüber „schwebt“ – in Licht und Transparenz – ein Bauwerk aus Glas, Stahl und Beton. Der Entwurf für das SPIEGEL-Haus stammt von Henning Larsen Architects und ist geprägt von einem klaren Fokus auf Kontaktpunkte, Treffpunkte und Kommunikation. Neben einer hohen architekto-nischen Qualität, einer starken urbanen Struktur und dem durchgehend nachhaltigen Design soll das Pro-jekt alle Bedürfnisse eines modernen Medienhauses zur Gänze erfüllen.

Der neue Hauptsitz der SPIEGEL-Gruppe bietet Platz für 1.100 Mitarbeiter. Die helle und transparente Archi-tektur will die Arbeitsprozesse in allen Bereichen des Verlags optimal unterstützen. Die Einrichtung gewähr-leistet Arbeitszonen sowohl für die Konzentration als auch für Kommunikation und Vermittlung. Im zentralen Atrium sind die einzelnen Stockwerke über Treppen und Gehbrücken miteinander verbunden, die sich kreuz und quer durch den Raum ziehen. In dem großen, zentralen Fenster des Gebäudes, dem „Fenster zur Stadt“, wird

Entwürfe Ericusspitze 1, Modelle: werk5, Berlin

Visualisierung Ericusspitze 1

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ein aktiver Dialog zwischen den Aktivitäten des Medien-konzerns und dem urbanen Leben der City geschaffen.

Höchste Ziele im Bereich NachhaltigkeitDas Gebäude wurde mit der höchsten Auszeichnung der HafenCity, dem Umweltzeichen Gold, zertifiziert. Für diesen Schritt wurde der Grundstein bereits wäh-rend des Wettbewerbs gelegt und das Gebäude im Anschluss daran als erstes privates Bauvorhaben für das HafenCity-Umweltzeichen in der Kategorie Gold ange-meldet und vorzertifiziert. Das Umweltzeichen beschei-nigt unter anderem einen niedrigen Primärenergiebedarf und somit die hohe ökologische Nachhaltigkeit des Gebäudes. Um diese Zertifizierung zu erhalten, muss in mindestens drei der insgesamt fünf Kategorien der Goldstandard erreicht werden.

Kategorie 1: Energieverbrauch. Voraussetzung für die Zertifizierung in der Kategorie 1 ist ein Primärenergiebe-darf von weniger als 100 kWh/m2a. Die ganzheitliche Optimierung, beginnend in der Fassadentechnik, über die Raumklimatechnik bis zur Einbeziehung von erneuer-baren Energiequellen, sorgt dafür, dass die berechneten Planungswerte dieses Ziel erreichen.

Kategorie 2: Umgang mit den öffentlichen Ressourcen. Diese Kategorie richtet sich auf den Bezug des Gebäudes zum Stadtgebiet, den bewussten Umgang mit der Res-source Trinkwasser und die Anforderung, keine Giftstoffe in die Umgebung einzutragen. Der SPIEGEL-Neubau ist eines von zwei Gebäuden, die gemeinsam das Projekt „Eri-cusspitze“ bilden. Die beiden Bauvolumen bilden zwei offene Plätze, einen Eingangsplatz zur Straße hin und einen großen öffentlichen Platz nach Süden mit Blick über den Hafen. Mit Geschäften und Restaurants werden diese Plätze zu einem attraktiven Aufenthaltsort für die Öffent-lichkeit. Die Sickerwassermenge auf dem Grundstück wird durch die Nutzung von Regenwasser für die Toiletten-spülung deutlich reduziert. Zusätzlich wird mit dem Ein-satz von wassersparenden Armaturen und wasserlosen Urinalen der Trinkwasserverbrauch weiter beschränkt. Im Außenbereich wird der Einsatz von Schwermetallen wie Titanzink weitgehend vermieden, damit kein Eintrag in das nahe gelegene Hafenbecken oder Grundwasser erfolgt.

Kategorie 3: Umweltfreundliche Baumaterialien. Hier sind die Anforderungen für Gold so hoch, dass es rea-listischerweise nicht möglich ist, diese mit einem Hochhaus zu erfüllen, da hierfür ein wesentlicher Teil der Baustoffe aus nachwachsenden Rohstoffen beste-hen müsste. Das Projekt erreicht hier trotzdem die Kategorie Silber. Dazu wurde bewusst auf den Einsatz von tropischen Hölzern, Giftstoffen usw. verzichtet und der Einsatz von Lösemittel reduziert.

Architektenwettbewerb – Entwurf Henning Larsen

Der neue Hauptsitz trägt mit seinem Design eine ganz persönliche und deutliche Signatur. Zusammen mit dem Ericus-Contor, das zum gleichen Baukomplex gehört, erhebt sich das SPIEGEL-Haus über einem Sockel aus roten Backsteinen. Darüber „schwebt“ – in Licht und Transparenz – ein Bauwerk aus Glas, Stahl und Beton. Der Entwurf für das SPIEGEL-Haus stammt von Henning Larsen Architects und ist geprägt von einem klaren Fokus auf Kontaktpunkte, Treffpunkte und Kommunikation. Neben einer hohen architektonischen Qualität, einer starken urbanen Struktur und dem durchgehend nachhaltigen Design soll das Projekt alle Bedürfnisse eines modernen Medienhauses zur Gänze erfüllen.

Der neue Hauptsitz der SPIEGEL-Gruppe bietet Platz für 1.100 Mitarbeiter. Die helle und transparente Architektur will die Arbeitsprozesse in allen Bereichen des Verlags optimal unterstützen. Die Einrichtung gewährleistet Arbeitszonen sowohl für die Konzentration als auch für Kommunikation und Vermittlung. Im zentralen Atrium sind die einzelnen Stockwerke über Treppen und Gehbrücken miteinander verbunden, die sich kreuz und quer durch den Raum ziehen. In dem großen, zentralen Fenster des Gebäudes, dem „Fenster zur Stadt“, wird ein aktiver Dialog zwischen den Aktivitäten des Medienkonzerns und dem urbanen Leben der City geschaffen.

Fakten – Das neue SPIEGEL- Gebäude

Fakten – Das neue SPIEGEL-Gebäude

Höchste Ziele im Bereich Nachhaltigkeit

Das Gebäude wurde mit der höchsten Auszeichnung der HafenCity, dem Umweltzeichen Gold, zertifiziert. Für diesen Schritt wurde der Grundstein bereits während des Wettbewerbs gelegt und das Gebäude im Anschluss daran als erstes privates Bauvorhaben für das HafenCity-Umweltzeichen in der Kategorie Gold angemeldet und vor-zertifiziert. Das Umweltzeichen bescheinigt unter anderem einen niedrigen Primärenergiebedarf und somit die hohe ökologische Nachhaltigkeit des Gebäu-des. Um diese Zertifizierung zu erhalten, muss in mindestens drei der insgesamt fünf Kategorien der Goldstandard erreicht werden.

Kategorie 1: Energieverbrauch. Voraussetzung für die Zertifizierung in der Kategorie 1 ist ein Primärenergiebedarf von weni-ger als 100 kWh/m2a. Die ganzheitliche Optimierung, beginnend in der Fassadentechnik, über die Raumklimatechnik bis zur Einbeziehung von erneuerbaren Energiequellen, sorgt dafür, dass die berechneten Planungswerte dieses Ziel erreichen.

Kategorie 2: Umgang mit den öffentlichen Ressourcen. Diese Kategorie richtet sich auf den Bezug des Gebäudes zum Stadt-gebiet, den bewussten Umgang mit der Ressource Trinkwasser und die Anforderung, keine Giftstoffe in die Umgebung ein-zutragen. Der SPIEGEL-Neubau ist eines von zwei Gebäuden, die gemeinsam das Projekt „Ericusspitze“ bilden. Die beiden Bauvolumen bilden zwei offene Plätze, einen Eingangsplatz zur Straße hin und einen großen öffentlichen Platz nach Süden mit Blick über den Hafen. Mit Geschäften und Restaurants werden diese Plätze zu einem attraktiven Aufenthaltsort für die Öffentlichkeit. Die Sickerwassermenge auf dem Grundstück wird durch die Nutzung von Regenwasser für die Toilettenspülung deutlich reduziert. Zusätzlich wird mit dem Einsatz von wassersparenden Armaturen und wasserlosen Urinalen der Trinkwas-serverbrauch weiter beschränkt. Im Außenbereich wird der Einsatz von Schwermetallen wie Titanzink weitgehend vermieden, damit kein Eintrag in das nahe gelegene Hafenbecken oder Grundwasser erfolgt.

Kategorie 3: Umweltfreundliche Baumaterialien. Hier sind die Anforderungen für Gold so hoch, dass es realistischerweise nicht möglich ist, diese mit einem Hochhaus zu erfüllen, da hierfür ein wesentlicher Teil der Baustoffe aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen müsste. Das Projekt erreicht hier trotzdem die Kategorie Silber. Dazu wurde bewusst auf den Einsatz von tropischen Hölzern, Giftstoffen usw. verzichtet und der Einsatz von Lösemittel reduziert.

Kategorie 4: Gesundheit und Behaglichkeit. Ein gutes Innenraumklima steht im Mittelpunkt dieser Kategorie. Dazu sind Grenzwerte für Ausdünstungen von flüchtigen Lösungsmitteln und anderen chemischen Substanzen zwingend einzuhalten. Neben der Begleitung aller Zertifizierungsphasen wird die Einhaltung dieser Grenzwerte durch Messungen nachgewiesen. Zusätzlich werden Biozide weitgehend ausgeschlossen und im Elektrobereich wird auf eine halogenfreie Verkabelung geach-tet. Für eine hohe Luftqualität sorgt weiterhin eine raumlufttechnische Anlage, die anfallende Stoffströme ins Freie abführt. Zusätzlich kann der Nutzer bei Bedarf die Fenster öffnen. In allen Arbeitsbereichen wird auf eine allergikergerechte Ausstat-tung Wert gelegt: Oberflächen sind leicht zu reinigen, alle Materialien wie Teppichböden wurden unter diesem Gesichtspunkt ausgewählt. Bei Lüftungsanlagen wie auch bei Reinigungs-geräten werden Filtersysteme eingesetzt. Für die Raumkonditio-nierung wird auf konvektive Anlagensysteme verzichtet, „Staubecken“ in den Räumen werden vermieden.

Kategorie 5: Umweltfreundlicher Betrieb. Die Planung wurde von Beginn an auch auf Betriebsprozesse ausgerichtet. Zu die-sem Zweck wurde frühzeitig ein Facility Manager eingebunden, der die Planung in Bezug auf Betriebsabläufe prüfte. Zudem waren Sicherheit und Gesundheit auf der Baustelle zentrale Forderungen der Ausschreibung.

Dauerhaftes Verleihen der Goldmedaille: Zum Zertifizierungsprozess gehören die Antragstellungen und Abstimmungen mit der Hafen-City ebenso wie die Nachweisführung und Dokumentation zum Gebäude. Der Prozess schließt die beiden ersten Betriebsjahre ein, bei denen der Energieverbrauch über ein Monitoringsystem aufgezeichnet wird, die Betriebsparameter optimiert werden und nach erfolgreichem Abschluss die Goldmedaille dauerhaft verliehen wird.

Einflussfaktoren Umweltzeichen

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Kategorie 4: Gesundheit und Behaglichkeit. Ein gutes Innenraumklima steht im Mittelpunkt dieser Kategorie. Dazu sind Grenzwerte für Ausdünstungen von flüch-tigen Lösungsmitteln und anderen chemischen Sub-stanzen zwingend einzuhalten. Neben der Begleitung aller Zertifizierungsphasen wird die Einhaltung dieser Grenzwerte durch Messungen nachgewiesen. Zusätz-lich werden Biozide weitgehend ausgeschlossen und im Elektrobereich wird auf eine halogenfreie Verkabelung geachtet. Für eine hohe Luftqualität sorgt weiterhin eine raumlufttechnische Anlage, die anfallende Stoff-ströme ins Freie abführt. Zusätzlich kann der Nutzer bei Bedarf die Fenster öffnen. In allen Arbeitsbereichen wird auf eine allergikergerechte Ausstattung Wert gelegt: Oberflächen sind leicht zu reinigen, alle Materi-alien, wie Teppichböden, wurden unter diesem Gesichts-punkt ausgewählt. Bei Lüftungsanlagen wie auch bei Reinigungsgeräten werden Filtersysteme eingesetzt. Für die Raumkonditionierung wird auf konvektive Anla-gensysteme verzichtet, „Staubecken“ in den Räumen werden vermieden.

Kategorie 5: Umweltfreundlicher Betrieb. Die Planung wurde von Beginn an auch auf Betriebsprozesse ausge-richtet. Zu diesem Zweck wurde frühzeitig ein Facility Manager eingebunden, der die Planung in Bezug auf Betriebsabläufe prüfte. Zudem waren Sicherheit und Gesundheit auf der Baustelle zentrale Forderungen der Ausschreibung.

Dauerhaftes Verleihen der Goldmedaille: Zum Zertifizie-rungsprozess gehören die Antragstellungen und Abstim-mungen mit der Hafen-City ebenso wie die Nachweis-führung und Dokumentation zum Gebäude. Der Prozess schließt die beiden ersten Betriebsjahre ein, bei denen der Energieverbrauch über ein Monitoringsystem aufge-zeichnet wird, die Betriebsparameter optimiert werden und nach erfolgreichem Abschluss die Goldmedaille dau-erhaft verliehen wird.

Besondere Fassadenmerkmale

Fassadentechnik: doppelschalige Fassade mit Öffnungsflügeln aus HolzDie Kompakt-Doppelschalige-Fassade am Verlagsgebäude der SPIEGEL-Gruppe in Hamburg hat zwei wesentlichen Anforderungen zu genügen. Die äußere Fassade der Kuben vermittelt den architektonisch von Henning Larsen Architects gewünschten Ganzglas-Ausdruck. Die innere Fassade ist energetisch wirksam zu 35 Prozent geschlos-sen, sodass die vom Investor und vom Nutzer gewünsch-ten vier Goldmedaillen des Umweltzeichens HafenCity erreicht werden. Die Goldmedaille in der Kategorie 3, Umweltschonende Baustoffe, wird durch die Integration von Holz in der inneren Fassade erreicht. Die tragende Aluminium-Doppelfassade ist voll elementiert, ein 100-prozentiger Vorfertigungsgrad im Werk des Fassaden-bauers ist somit erreicht. Im Rahmen des sehr engen Montageterminplans konnten die kompletten geschoss-hohen Fassadenelemente mit maximaler Geschwindigkeit montiert werden.

Das vertikale Achsraster der geschosshohen Fassaden-elemente beträgt 2.700 mm. Dies ist bezüglich des

Nutzung von Potenzialen – Energiekonzept

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Handling-Gewichts bei der Montage ideal. Die Holz-fenster der inneren Fassade wurden in die statisch tra-gende Aluminiumfassade konstruktiv ganz einfach nur „eingeklipst“ – ohne Verschraubung, lediglich nach dem Konstruktionsprinzip eines Anschlags mit vorgefertigter Dichtung und Andruck mittels einer Aluminium-Glaslei-ste. Die zu öffnenden Fensterflügel und die dazuge-hörige Rahmenkonstruktion wurden aus heimischer Tanne gefertigt. Mittels dieser Konstruktion wäre theore-tisch auch eine konstruktiv schnittstellenfreie und somit problemlose Nachunternehmervergabe eines reinen Alu-minium-Fassadenbauers an einen Holzfensterbauer mög-lich gewesen. Da die beauftragte Firma (Schindler, Roding) im Holz-, Aluminium- und Stahl-Fassadenbau gleichermaßen vertreten ist, war diese Vergabe- und Fer-tigungstrennung unnötig. Der Auftragnehmer hat die kompletten Fassadenelemente im Werk zusammengebaut und fix und fertig an die Baustelle angeliefert.

Mit der inneren, hochwärmegedämmten Fassade wird ein sehr guter U-Wert für die Gesamtfassade von circa Ucw 0,9 W/m2K erreicht. Das Fassadenkonzept ist ein eindrucksvolles Beispiel einer ganzheitlich geplanten, wirtschaftlichen und trotzdem ökologischen Fassaden-lösung. Der moderate Fensterflächenanteil und der opti-male sommerliche und winterliche Wärmeschutz der Doppelfassade führen zu einem niedrigen Energiebedarf

für Heizen und Kühlen. Die Holzkonzeption der inneren Fassade führt zu einem um circa 50 Prozent reduzierten Primärenergieeinsatz im Vergleich zu einer reinen Aluminiumfassade.

RaumklimakonzeptDurch die optimal gedämmte Gebäudehülle entstanden für die Raumklimakonzeption hervorragende Möglich-keiten für eine energieeffiziente Lösung. Der winterliche Heiz- und der sommerliche Kühlenergiebedarf fallen sehr gering aus, und das bei gleichzeitig guter Tageslichtver-sorgung und raumtemperaturnahen Oberflächentempera-turen auf der Innenseite der Fassade. Damit war es mög-lich, auf den klassischen Konvektor unter den Fenstern zu

Kompakt-Doppelschalige Fassade mit alternierend angeordneten Zu- und Fortluftöffnungen in der Sekundär-Fassadenebene

Regelbüro, Raumkomfort nach DIN EN 15251/Klasse 1

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verzichten. Wärme und Kälte werden über thermoaktive Bauteile an den Raum abgegeben. Als regel fähiges Sys-tem wurden Heiz-Kühlflächen im fassaden nahen Decken-bereich angeordnet, die zudem einen Großteil der akus-tischen Bedämpfung leisten. Die maschinelle Quell lüftung sorgt hygienisch dafür, dass die Fenster bei sehr nied-rigen bzw. sehr hohen Außentemperaturen geschlossen bleiben können und dennoch eine erstklassige Luftqualität herrscht. Natürlich wurde auf den Einsatz von lösemit-telfreien Materialien im Innenausbau geachtet, um Emissi-onen aus den Baustoffen zu vermeiden, die die Luftquali-tät stark beeinträchtigen können. Der Schlüssel für das Erreichen des Umweltzeichens in Gold ist das Zusammenspiel zwischen Gebäude-hülle, Raumklima- und Energiekonzept. Gegenüber dem ursprünglich vorgesehenen Standard konnte unter den engen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen – Amortisation kleiner 15 Jahre – die ökologische Gebäu-dequalität sogar wesentlich verbessert werden.

Im Rauminneren ist die Beleuchtung in den Büros über Präsenzmelder und Tageslichtsensoren gesteuert, die die Helligkeit nach Bedarf dem Tageslichtangebot anpassen. Die eigens für das Projekt entwickelten Leuchten sind auf eine installierte Beleuchtungsleistung von maximal 11 W/m2 hin optimiert. Damit wird der Aufwand zur Beleuchtung deutlich abgesenkt und gleichzeitig werden die Kühllasten weiter reduziert. Durch die gewählten Raumklimasysteme werden Zugerscheinungen konse-quent vermieden und über die großen Oberflächen im Heiz- und Kühlfall behagliche Raumkonditionen sicher-gestellt. Damit genügt das Gebäude den höchsten Kom-fortansprüchen nach internationalen und europäischen Normen (ISO 7730 bzw. EN 15251).

Mit dem konsequenten Einsatz von Flächen-, Heiz- und Kühlsystemen ist der Grundstein gelegt, lokale erneuer-bare Ressourcen optimal zu nutzen. Als regenerativer

Baustein werden 77 Erdsonden und 110 Energiepfähle eingesetzt, die dem Untergrund im Winter Erdwärme entziehen und im Sommer für die Büroräume quasi eine CO2-neutrale Kühlung ermöglichen. Die Spitzenlast wird über Fernwärme abgedeckt, die einen sehr günstigen Primärenergiefaktor aufweist. Zusätzlich erzeugt eine Photovoltaikanlage auf dem Dach einen nennenswerten Anteil am Strombedarf. Mit der Summe dieser Maßnah-men gelingt es, den Primärenergiebedarf auf einen Wert unter 100 kWh/m2a für ein vergleichbares Bürogebäude zu reduzieren, eine hohe Behaglichkeit zu gewährleisten und einen äußerst wirtschaftlichen Gebäudebetrieb zu ermöglichen. Inklusive Sondernutzungen liegt der nach den Kriterien der ENEV 2009 für Nichtwohngebäude berechnete Primärenergiebedarf bei 141 kWh/m2a.

Komplexität erfolgreich managen – durch Generalfachplanung: Basierend auf dem finalen Nachhaltigkeits-, Energie- und Raum/Klimakonzept wurden im Rahmen der technischen Gebäudeausrüstung die Integrationsplanung mit den Ent-wurfsarchitekten und nachfolgend die Realisierung mit den Ausführungsarchitekten durchgeführt. Aufgrund der Komplexität der Technikkonzepte sowie der hohen Ansprüche an die Raumgestaltungen war dieses nur in einem stufenweisen integralen Planungsprozess mög-lich. Von erheblichem Vorteil war dabei, dass im Rahmen der Generalfachplanung durch DS-Plan die engen

Detailplanung

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Vorgaben hinsichtlich Green Building Management, Ener-giekonzept, Bauphysik, Fassadenplanung und Facility Management in der TGA-Planung über die HOAI-Phasen hausintern koordiniert, fortgeschrieben und stetig optimiert werden konnten. So konnte ein werkvertrag-lich schlüssiges Ganzes geplant, ausgeschrieben und in Betrieb genommen werden. Nachfolgend wird auf ausge-wählte Schwerpunkte und Sondersysteme im Bereich der technischen Ausrüstung eingegangen.

Wassermanagement: Es wurde größter Wert darauf gelegt, dass sämtliche Armaturen äußerst sparsam im Verbrauch von Trinkwasser sind. Urinale wurden als was-serloses System geplant. Zur Deckung des Wasserbe-darfs für die WCs und die Bepflanzungen wird Regen-wasser verwendet. Die Deckungsrate von Wasserbedarf zu Regenwasserertrag beträgt 56 %.

Regenwassernutzung/-ableitung: Das Regenwasser wird über ein Hochdruckentwässerungssystem von den Dach-flächen abgeleitet. Dadurch sind zum einen die Quer-schnitte der Leitungen geringer als bei einem konventio-nellen System, zum anderen sind die Leitungen gefällelos verlegbar. Die Ableitung des Regenwassers erfolgt entsprechend den detaillierten Vorgaben der HafenCity Hamburg in den angrenzenden Ericusgraben.

Die Regenwasserzisterne mit einem Speichervolumen von ca. 135 m2 wurde in die vorhandene Fundamentkonstruk-tion der Bodenplatte integriert. Aufgrund der Höhenlage der Zisterne unterhalb der Rückstauebene und der Flut-schutzhöhe wurde ein ausgeklügeltes Leitungssystem mit Motorschiebern als Notüberlauf eingeplant. Die Aufberei-tung des Regenwassers erfolgt im physikalischen Verfah-ren über einen Feinfilter. Die Verteilung des Regenwassers an die Entnahmestellen erfolgt über ein separates Leitungs-netz aus einem Zwischenbehälter mit Druckerhöhungsan-lage und automatischer Trinkwassernachspeisung zur Über-brückung von Trockenperioden.

Warmwasserversorgung: Zur konsequenten Einhaltung der Trinkwasserhygiene gemäß dem DVGW-Arbeitsblatt W551 wurden sämtliche Waschtische in den WC-Anlagen und Teeküchen mit dezentralen Kleindurchlauferhitzern ausgestattet. Zentrale Systeme wurden ausschließlich für Sonderbereiche wie die Restaurantküche, den Fitness-bereich und für Personalumkleiden vorgesehen.

Raumlufttechnische Anlagen: Dem Bereich der Raum-lufttechnik kommt als energie- und platzrelevantes Hauptgewerk besonderes Augenmerk zu. Aufgrund der komplexen Gebäudestrukturen und Nutzungsbereiche wurden unter dem heutzutage selbstverständlichen Gebot der Möglichkeit zur Fensterlüftung verschiedene RLT-Anlagen konzipiert, die sich wie folgt aufteilen und hinsichtlich ihrer Volumenströme skizzieren lassen:

Gesamtluftvolumenstrombilanz aller RLT-Anlagen:· Gesamt Zuluft-Volumenstrom: 186.000 m2/h· Gesamt Abluft-Volumenstrom: 233.300 m2/h· Büro-/Besprechungsräume, Regelgeschosse: V = 82.000 m2/

· Konferenz- und Besprechungsräume: V = 9.500 m2/h

· Fernseh-/Moderatorenstudio, Regieräume: V = 10.000 m2/h

· Zentralküche, Spüle und Nebenräume: V = 34.000 m2/h

· Tiefgarage (Abluft): V = 42.000 m2/h

Für die Tiefgaragen wurde ein Anlagensystem mit Schub(Jet)-Ventilatoren ohne Luftkanal-/Rohrleitungen in den Parkebenen und zentrale Abführung der Abluft über Dach realisiert. Zusammen mit einer freien Außen-luft-Nachströmung, Zuführung der Büroabluft zur Sekundärausnutzung und CO-Steuerung der Abluft ist dies eine äußerst wirtschaftliche Betriebsweise.

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RLT-Anlage für Standard-Büroräume: Die Hauptnutzungsbereiche werden über vier bauartglei-che Teilklimaanlagen für die Büroräume in den Regelge-schossen vom 1. bis 13. OG raumlufttechnisch versorgt. Die Bürolüftungsanlagen sind auf der Dachfläche ange-ordnet. Hierdurch werden der Energieaufwand sowie die damit verbundenen Lufttransportförderkosten deutlich reduziert. Der Gesamtvolumenstrom der Büroanlagen beträgt ca. 82.000 m2/h. Die Luftversorgung erfolgt gemäß IDA 2-DIN EN 133779. Eine individuelle Raum-lüftung mittels Fenster ist jederzeit gegeben. Die Geräte verfügen über die thermodynamischen Funktionen Hei-zen, Kühlen, Entfeuchten sowie eine regenerative Wär-merückgewinnung mittels Rotationsübertrager. Die Raumlüftung erfolgt für Standardbüroräume mit einem volumenbezogenen Außenluftstrom von circa. 1,5/h. Für Sonder-/Besprechungsräume sind diese Außenluftströme entsprechend höher definiert. Zuluft und Luftführung in den Büroräumen erfolgen über fensternahe Quellluftaus-lässe, die aus Flexibilitätsgründen in jeder Fensterachse angeordnet sind und über einen Konstantvolumenstrom-regler aus einer Zuluftverteilung im Doppelboden mit rund 20 Zentimeter Aufbauhöhe versorgt werden. Zur optimalen Ausnutzung der Geschosshöhen wurde im Bereich der zentralen Zuluftkanäle im Flurdoppelboden eine partielle Absenkung des Rohbodens vorgesehen.

Die Raumabluft gelangt durch raumseitig Schalldämpfer und Kanal-/Rohrleitungssysteme in den Abhangdecken der Flure zu den vier Versorgungsschächten, um sie von dort aus der Wärmerückgewinnung zuzuführen.

Heizungs- und Kältetechnik: Das Gesamtenergiekonzept realisiert ein äußerst komplexes System der integrierten Heizungs- und Kältetechnik, das auf den Säulen Geother-mie, Fernwärme, Abwärme aus Kleinkälte, konventionelle Kälteerzeugung, Freikühlung mit Trockenkühlern und Frei-kühlung mit offenen Kühltürmen basiert. Durch die Kombi-nation wesentlicher raumwirksamer Systeme als Heiz-/

Kühlsystem entstand ein technischer Gesamtverbund, der sowohl von der Hydraulik als auch der Regelungstechnik die Gesamtanforderungen an den Heiz- und Kühlbedarf erfüllen musste. Auf Grundlage von umfangreichen ther-mischen Simulationen der Anlagen und einzelner Nut-zungsbereiche mit deren Heiz-/Kühlenergiebedarf sowie den entsprechenden Leistungen wurde ein System aus verschiedenen Abstufungen hinsichtlich Grundlast und Spitzenlast, Niedrig- und Hochtemperaturbasis geplant, damit optimale Auslastungs- und Temperaturniveaus erzielt werden. Im Ergebnis ergibt sich eine Verknüpfung gemäß dem dargestellten Gesamtanlagenschema.

Nachhaltigkeit Wärme- und KälteversorgungGeothermie-Anlage mit Wärmepumpe zum Heiz-/Kühl-betrieb: Das Herzstück des Energiekonzeptes ist die geothermische Anlage mit integrierter Wärmepumpe. Zur geothermischen Nutzung dienen 77 Erdsonden und 110 Bohrpfähle als Wärmequelle. Der Wärmeentzug aus dem Erdreich erfolgt mit einer elektrisch angetriebenen Kältemaschine als Wärmepumpe. Als für den Energie-transport erforderliches Trägermedium wird ein frost-sicheres Gemisch aus Wasser und Glycol eingesetzt.

Zur sommerlichen Nutzung der Geothermie dient ein in das Rohrleitungsnetz eingebundener, zentraler Wärme-übertrager nebst Dreiwege-Umschaltventil.

Leistungsdaten: Heizleistung im Auslegungspunkt: 300 kW; Temperaturen: Quelle 5 °C/10 °C, Senke 35 °C/40 °C; Führungsgröße ist die Vorlauftemperatur im Heiznetz mit 40 °C im Auslegungsfall.

Fernwärmeversorgung: Die Haupt-Wärmeversorgung erfolgt durch einen Heizwasseranschluss aus dem Fern-wärmenetz mit KraftWärmeKopplung (KWKSystem), bestehend aus einer Übergabestation im 2. UG mit ther-mischer und hydraulischer Trennung zwischen dem Fernheiznetz.

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(Primärseite) und der Gebäudeinstallation (Sekundärseite). Das Temperaturniveau ist mit 136/37 °C bei einer Außen-temperatur von –12 °C witterungsabhängig gleitend bis 90/20 °C (im Sommer) geregelt. Die Wärmeübertragung auf die Gebäude-Heizungsanlage mit Plattenwärmeüber-trager sowie Temperaturregelung nebst Rücklaufbegren-zung bedingt Systemtemperaturen gleich 70/35 °C.

Abwärmenutzung Kleinkälte: Als zusätzliche, ganzjähr-lich zur Verfügung stehende Wärmequelle wird die Abwärme aus den Kleinkälteanlagen der Küche genutzt.

Kälteerzeugung: Drei Wasserkühlmaschinen decken die Gesamt-Kälteleistung ab. Zum maschinierten Energie-transport ist ein umweltfreundliches Kältemittel R 134 a eingesetzt. Die Maschinen sind wassergekühlt für externe Rückkühlung ausgeführt. Die Kältemaschinen besitzen Mehrkreisverdichter für besonders wirtschaftli-chen Teillastbetrieb und sind in Parallelschaltung ange-ordnet. Für eine vierte Kältemaschine ist eine Platzre-serve vorgesehen. Zur Begrenzung der Schalthäufigkeit dient eine Pufferspeicheranlage mit 10.000 Liter Nenn-volumen. Die Rückkühlung von zwei Kältemaschinen erfolgt über offene Kühltürme, die auf den Dachflächen angeordnet sind.

Freikühlung mit offenem Kühlturm und Trockenkühler: Im Sommer wird der adiabate Kühleffekt des Nasskühl-turms nachts zur Kaltwassererzeugung genutzt. Hierzu erfolgt eine Umschaltung vom Rückkühlbetrieb in den Freikühlbetrieb. Die Kühlwassermenge wird über einen Wärmeübertrager im UG an das Leitungssystem übertra-gen und sämtliche statischen Kühlsysteme in der Nacht-zeit mit Freikühlung betrieben. Im Winter wird die sensi-ble Leistung der Trockenkühler zur Kaltwassererzeugung genutzt. Die erzeugte Kaltwassermenge wird über einen Wärmeübertrager an die Leitungssysteme übertragen und sämtliche Kühlsysteme sowohl tagsüber als auch nachts mit Freikühlung betrieben.

Wärme-/Kälteverteilung: Ausgehend von den zentralen Komponenten erfolgt die Aufteilung der Wärme und Kälte entsprechend den unterschiedlichen Verbrauchern. Zur Ausnutzung optimaler Sequenzen wurden diese unterteilt in Niedertemperatursysteme, wie z. B. Bau-teilaktivierung und Fußbodenheizung, sowie Hochtem-peratursysteme, bestehend aus RLT-Verbrauchern, Heizkörpern.

Geothermie/Gründungspfähle

Geothermienutzung Sonden

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Geothermienutzung mit Gründungspfählen Erfassung der Verbrauchswerte und die Auswertung der Betriebszustände der Anlage gelegt, indem die Zähler, Datenpunkte und Schnittstellen für das spätere Monito-ring festgelegt werden. Die Betriebsoptimierung kann mit dem Testen der Regel- und Steuerfunktionen bereits vor der Inbetriebnahme mithilfe der Emulation beginnen. Dabei werden vor dem Einbau der Controller ins Gebäude Testläufe für ausgewählte, komplexe integrierende Funk-tionen auf einem speziellen Prüfstand durchgeführt.

Durch diese systematische Überprüfung der komplexen Abhängigkeiten in der virtuellen Testumgebung (Prüf-stand) können Fehler in der praktischen Umsetzung deutlich reduziert und Inbetriebnahmezeiten verkürzt werden. Emulationen wurden beim SPIEGEL in fol-genden Bereichen durchgeführt:· Steuerung Atrium einschließlich natürlicher Lüftung· Übergeordnete Steuerung Wärme- und Kälteerzeugung

· Einzelraumregelung Büroräume

Zu diesem Zweck wird die „Einzelraumregelung“ über die LON-Schnittstelle an die Emulationsumgebung angebun-den. Die Emulationen werden in einem zweistufigen Pro-zess durchgeführt. Zunächst werden die von der ausfüh-renden Firma erstellten Funktionsbeschreibungen der zu programmierenden Steuerungen und Regelungen dahin gehend geprüft und abgeglichen, ob die darin beschrie-benen Steuerungen die Planungsvorgaben erfüllen (Stufe 1). Auf diese Weise wird sichergestellt, dass die Regel- und Steueraufgaben auch bei komplexen Funkti-onen von der ausführenden Firma grundsätzlich verstan-den und korrekt umgesetzt wurden. Bei positivem Prüf-ergebnis der Stufe 1 werden in der virtuellen Testumgebung der Emulation verschiedenste reale Last- und Betriebs-bedingungen in Echtzeit simuliert und die Eingangsgrö-ßen an den DDC-Geräten entsprechend den Anforde-rungen der jeweiligen Regelung und Steuerung variiert. Die resultierenden Regel- und Stellbefehle der Geräte

110 Gründungspfähle

Grobübersicht der Inbetriebnahmen und Abnahmen

Betriebsoptimierung – Wärmepumpe

Eine hochwertige Gebäudeausrüstung ist meist noch kein Garant für einen nachhaltigen Betrieb. Erst ein durch-dachtes und abgestimmtes Energie- und Betriebsmonito-ring erlaubt es, Betriebsfehler und Fehlfunktionen früh-zeitig zu erkennen und zu beheben. Ausschlaggebend dafür ist eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Betreiber, der ausführenden Firma und den Fachingeni-euren der Gebäudeleittechnik, beginnend bei der Pla-nung der technischen Gebäudeausrüstung. Bereits in der frühen Planungsphase wird der Grundstein für die spätere

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werden erfasst, aufgezeichnet und auf Übereinstimmung mit den Planungsvorgaben überprüft. Auf diese Weise kann die tatsächliche Funktion der Steuerung auf dem Prüfstand nachgewiesen werden. Nach Abschluss der Emulation wird die eigentliche Inbetriebnahme systema-tisch vorbereitet und bildet mit dem vierwöchigen Probe-betrieb einen weiteren Baustein der Qualitätssicherung. Dabei erfolgt eine ständige Kontrolle der Bauausführung auf Übereinstimmung mit dem vereinbarten Inbetriebnah-meterminplan durch regelmäßige Begehungen vor Ort. Hierdurch wird sichergestellt, dass die Inbetriebnahme-prozesse termingerecht und in geforderter Qualität durch-geführt werden. Diese Überprüfung erfolgt sowohl bezo-gen auf die Einzelgewerke als auch im übergreifenden funktionalen Verbund mehrerer Gewerke.

Nach erfolgter Inbetriebnahme und Einregulierung der jeweiligen Informationsschwerpunkte der Gebäudeauto-mation durch die ausführende Firma erfolgten seitens der Objektüberwachung eine detaillierte Funktionsprüfung und Datenpunkttests. Die im Zuge der Inbetriebnahme und Einregulierung erstellten Protokolle werden in diesem Zusammenhang überprüft und enden mit einem vierwö-chigen Probebetrieb der gebäudetechnischen Anlagen. Durch dieses Vorgehen wurde der Probebetrieb dokumen-tiert und die Funktion insbesondere mittels Trends und Störmeldemanagement nachgewiesen. Festgestellte Fehlfunktionen wurden gemeinsam analysiert und Maß-nahmen zur Fehlerbeseitigung vereinbart. Die Inbetrieb-nahme der technischen Gebäudeausrüstung bei komplexen Gebäuden kann nicht mehr auf Einzelgewerke beschränkt werden. Die gesamte TGA wird von uns als ein in sich geschlossenes, systemübergreifendes, technisches Anla-gensystem betrachtet. Für den Bauherrn und den Nutzer ergibt sich aus diesem Ansatz und aus den von uns durchgeführten Maßnahmen der Vorteil, dass die gebäu-detechnischen Anlagen bereits beim Bezug zuverlässig arbeiten.

Nach dem Bezug des Gebäudes durch den Nutzer beginnt die Analyse des Energie- und Ressourcenver-brauchs. Die Aufschlüsselung nach den einzelnen Ener-giearten, Verbrauchsmengen und Kosten über defi-nierte Gebäudezonen und Verbraucher bilden die Grundlage, Schwachstellen zu erkennen und die Ener-giebezugskosten zu minimieren. Das Betriebsmonito-ring dagegen dient zur Aufnahme und Überwachung der Betriebszustände verschiedener Anlagekomponen-ten. Dabei wird der energetische und störungsfreie Betrieb durch die Erfassung von Fehlfunktionen opti-miert. Das Energie- und Betriebsmonitoring hat somit als primäres Ziel, die Anlage in den Regelbetrieb zu überführen, einen effizienten Betrieb zu gewährleisten und die Betriebsparameter kontinuierlich zu verbessern.

Dies dient nicht nur dazu, die Energieverbräuche zu mini-mieren, sondern ist die Voraussetzung dafür, die Behag-lichkeit kontinuierlich verbessern zu können. Ein Beispiel ist die Effizienz der Wärmerückgewinnung an den raum-lufttechnischen Anlagen, die sich über die Rückwärmzahl darstellen lässt. Aus dieser Darstellung ist zu erkennen, dass die Rückwärmzahlen der Büroanlagen bei niedrigen Außentemperaturen zwischen 0,8 und 0,65 liegen.

Betriebsoptimierung – RLT Büro RückwärmzahlenIn einem nächsten Schritt sind die Gründe dafür zu ermitteln und so weit als möglich über die Betriebspara-meter der Anlagen zu verbessern. Ein weiteres

ten Funktionsbeschreibungen der zu programmierenden Steuerungen und Regelungen dahin gehend geprüft und abgegli-chen, ob die darin beschriebenen Steuerungen die Planungsvorgaben erfüllen (Stufe 1). Auf diese Weise wird sichergestellt, dass die Regel- und Steueraufgaben auch bei komplexen Funktionen von der ausführenden Firma grundsätzlich verstanden und korrekt umgesetzt wurden. Bei positivem Prüfergebnis der Stufe 1 werden in der virtuellen Testumgebung der Emulation verschiedenste reale Last- und Betriebsbedingungen in Echtzeit simuliert und die Eingangsgrößen an den DDC-Geräten ent-sprechend den Anforderungen der jeweiligen Regelung und Steuerung variiert. Die resultierenden Regel- und Stellbefehle der Geräte werden erfasst, aufgezeichnet und auf Übereinstimmung mit den Planungsvorgaben überprüft. Auf diese Weise kann die tatsächliche Funktion der Steuerung auf dem Prüfstand nachgewiesen werden. Nach Abschluss der Emulation wird die eigentliche Inbetriebnahme systematisch vorbereitet und bildet mit dem vierwöchigen Probebetrieb einen weiteren Bau-stein der Qualitätssicherung. Dabei erfolgt eine ständige Kontrolle der Bauausführung auf Übereinstimmung mit dem verein-barten Inbetriebnahmeterminplan durch regelmäßige Begehungen vor Ort. Hierdurch wird sichergestellt, dass die Inbetrieb-nahmeprozesse termingerecht und in geforderter Qualität durchgeführt werden. Diese Überprüfung erfolgt sowohl bezogen auf die Einzelgewerke als auch im übergreifenden funktionalen Verbund mehrerer Gewerke.

Nach erfolgter Inbetriebnahme und Einregulierung der jeweiligen Informationsschwerpunkte der Gebäudeautomation durch die ausführende Firma erfolgten seitens der Objektüberwachung eine detaillierte Funktionsprüfung und Datenpunkttests. Die im Zuge der Inbetriebnahme und Einregulierung erstellten Protokolle werden in diesem Zusammenhang überprüft und enden mit einem vierwöchigen Probebetrieb der gebäudetechnischen Anlagen. Durch dieses Vorgehen wurde der Probebe-trieb dokumentiert und die Funktion insbesondere mittels Trends und Störmeldemanagement nachgewiesen. Festgestellte Fehlfunktionen wurden gemeinsam analysiert und Maßnahmen zur Fehlerbeseitigung vereinbart. Die Inbetriebnahme der technischen Gebäudeausrüstung bei komplexen Gebäuden kann nicht mehr auf Einzelgewerke beschränkt werden. Die ge-samte TGA wird von uns als ein in sich geschlossenes, systemübergreifendes, technisches Anlagensystem betrachtet. Für den Bauherrn und den Nutzer ergibt sich aus diesem Ansatz und aus den von uns durchgeführten Maßnahmen der Vorteil, dass die gebäudetechnischen Anlagen bereits beim Bezug zuverlässig arbeiten.

Nach dem Bezug des Gebäudes durch den Nutzer beginnt die Analyse des Energie- und Ressourcenverbrauchs. Die Aufschlüs-selung nach den einzelnen Energiearten, Verbrauchsmengen und Kosten über definierte Gebäudezonen und Verbraucher bilden die Grundlage, Schwachstellen zu erkennen und die Energiebezugskosten zu minimieren. Das Betriebsmonitoring da-gegen dient zur Aufnahme und Überwachung der Betriebszustände verschiedener Anlagekomponenten. Dabei wird der ener-getische und störungsfreie Betrieb durch die Erfassung von Fehlfunktionen optimiert. Das Energie- und Betriebsmonitoring hat somit als primäres Ziel, die Anlage in den Regelbetrieb zu überführen, einen effizienten Betrieb zu gewährleisten und die Betriebsparameter kontinuierlich zu verbessern.

Dies dient nicht nur dazu, die Energieverbräuche zu minimieren, sondern ist die Voraussetzung dafür, die Behaglichkeit kon-tinuierlich verbessern zu können. Ein Beispiel ist die Effizienz der Wärmerückgewinnung an den raumlufttechnischen Anlagen, die sich über die Rückwärmzahl darstellen lässt. Aus dieser Darstellung ist zu erkennen, dass die Rückwärmzahlen der Büro-anlagen bei niedrigen Außentemperaturen zwischen 0,8 und 0,65 liegen.

Betriebsoptimierung – RLT Büro Rückwärmzahlen

In einem nächsten Schritt sind die Gründe dafür zu ermitteln und so weit als möglich über die Betriebsparameter der Anlagen zu verbessern. Ein weiteres Optimierungspotenzial liegt in der Anpassung der Laufzeiten an die realen Nutzungszeiten des Gebäudes. In Summe konnten bereits nach der Auswertung der Messwerte aus dem ersten Halbjahr 2012 Vorschläge zur Betriebsoptimierung abgeleitet werden, nach deren Umsetzung eine Einsparung von 22 Prozent zu erwarten ist. Damit erfüllt der Primärenergieverbrauch des Gebäudes bereits nach der ersten Optimierungsphase den angestrebten Zielwert von 100 kWh/m2a.

Entwicklung der Rückwärmezahlen

103Uponor Kongress 2015 · TGA – Alles geregelt?!

Dr. Markus Treiber · Olaf Schmidt – Nachhaltiges Bauen in der Hafencity

Optimierungspotenzial liegt in der Anpassung der Lauf-zeiten an die realen Nutzungszeiten des Gebäudes. In Summe konnten bereits nach der Auswertung der Mess-werte aus dem ersten Halbjahr 2012 Vorschläge zur Betriebsoptimierung abgeleitet werden, nach deren Umsetzung eine Einsparung von 22 % zu erwarten ist. Damit erfüllt der Primärenergieverbrauch des Gebäudes bereits nach der ersten Optimierungsphase den ange-strebten Zielwert von 100 kWh/m2a.

Betriebsoptimierung Goldvariante Ende 2012

Flächenbezogene Jahres- Primärenergieverbräuche in kWh/(m².a)

Betriebsoptimierung Goldvariante Ende 2012

Flächenbezogene Jahres- Primärenergieverbräuche in kWh/(m².a)