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GYMNASIUM MUTTENZ MATURITÄTSPRÜFUNGEN 2013 FACH: WIRTSCHAFT & RECHT TITEL EF: WIRTSCHAFT & RECHT EXAMINATOR/EXAMINATORIN: EXPERTE/EXPERTIN: Nr Punkte Richtzeit Fachbereich Volkswirtschaftslehre 18 70 1 Die SNB und ihre Geldpolitik 11 35 2 Der Markt für Schweinefleisch 4 20 3 Aussagen zur VWL 3 15 Fachbereich Betriebswirtschaftslehre & Rechnungswesen 33 105 4 Der Fall Geberit 18 60 5 Multiple Choice zur BWL 5 15 6 Geldflussrechnung der Gimix AG 10 30 Fachbereich Rechtslehre 17 65 7 Erbrecht 9 30 8 Aussagen zu Recht 3 15 9 Allgemeine Vertragslehre 5 20 Aufgaben Gesamtprüfung 68 240 Allgemeine Hinweise Auf die Darstellung ist Wert zu legen. Lösungen mit Bleistift werden nicht akzeptiert. Bei Aufgaben mit rechnerischen Lösungen müssen Formeln und Herleitungen ersichtlich sein. Unbelegte Resultate werden nicht bewertet. Zitierte Rechtsnormen müssen genau bezeichnet sein (Art./ Abs./ Ziffer). Erlaubte Hilfsmittel : OR / ZGB /StGB, Taschenrechner (nicht programmierbar, ohne Textspei- cher). Sämtliche Aufgaben-, Lösungs- und Notizblätter sind am Ende der Prüfung abzugeben. Beilage: „Geldpolitische Lagebeurteilung der SNB“ vom 14.03.2013 (Quelle: www.snb.ch, Stand: 31.03.2013)

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GYMNASIUM MUTTENZ MATURITÄTSPRÜFUNGEN 2013

FACH: WIRTSCHAFT & RECHT

TITEL EF: WIRTSCHAFT & RECHT

EXAMINATOR/EXAMINATORIN:

EXPERTE/EXPERTIN:

Nr Punkte Richtzeit

Fachbereich Volkswirtschaftslehre 18 70

1 Die SNB und ihre Geldpolitik 11 35

2 Der Markt für Schweinefleisch 4 20

3 Aussagen zur VWL 3 15

Fachbereich Betriebswirtschaftslehre & Rechnungswesen 33 105

4 Der Fall Geberit 18 60

5 Multiple Choice zur BWL 5 15

6 Geldflussrechnung der Gimix AG 10 30

Fachbereich Rechtslehre 17 65

7 Erbrecht 9 30

8 Aussagen zu Recht 3 15

9 Allgemeine Vertragslehre 5 20

Aufgaben Gesamtprüfung 68 240

Allgemeine Hinweise

Auf die Darstellung ist Wert zu legen. Lösungen mit Bleistift werden nicht akzeptiert.

Bei Aufgaben mit rechnerischen Lösungen müssen Formeln und Herleitungen ersichtlich sein. Unbelegte Resultate werden nicht bewertet.

Zitierte Rechtsnormen müssen genau bezeichnet sein (Art./ Abs./ Ziffer).

Erlaubte Hilfsmittel : OR / ZGB /StGB, Taschenrechner (nicht programmierbar, ohne Textspei-cher).

Sämtliche Aufgaben-, Lösungs- und Notizblätter sind am Ende der Prüfung abzugeben.

Beilage: „Geldpolitische Lagebeurteilung der SNB“ vom 14.03.2013 (Quelle: www.snb.ch, Stand: 31.03.2013)

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1. AUFGABE: DIE SNB UND IHRE GELDPOLITIK

Die folgenden Fragen/Aufträge beziehen sich auf Beilage „Geldpolitische Lagebeurteilung der SNB“ vom

14.03.2013 (Quelle: www.snb.ch, Stand: 31.03.2013)

„Eine Aufwertung des Frankens … hätte schwerwiegende Folgen für die Schweizer Wirtschaft.“

a) Erklären Sie anhand eines konkreten Zahlen- bzw. Fallbeispiels die genannte „Aufwertung“ und die mögli-

chen „schwerwiegende Folgen“ für die Schweizer Wirtschaft. (2 Punkte)

„Sie belässt zudem das Zielband für den Dreimonats-Libor bei 0%-0,25%.

b) Definieren Sie (b1) den Begriff Dreimonats-Libor und erklären Sie anschliessend (b2) die Funktionsweise

der Schweizerischen Geldpolitik zur Steuerung des Libors. (2 Punkte)

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„Damit lassen sich für die Schweiz auf absehbare Zeit weiterhin keine Inflationsgefahren ausmachen.“

c) Beschreiben Sie anhand von drei Kriterien, weshalb Inflation als Gefahr verstanden wird. (3 Punkte)

„Obgleich die Beschäftigung anstieg, nahm die Arbeitslosenquote zu“

d) Definieren Sie (d1) die Arbeitslosenquote und geben Sie (d2) die Höhe der aktuellen Quote für die Schweiz

an. Erklären Sie (d3) den Sachverhalt in der Aussage. Ihre Argumentation muss sachlich nachvollziehbar

sein. (2 Punkte)

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„Am 13. Februar 2013 hat der Bundesrat auf Antrag der Nationalbank den antizyklischen Kapitalpuffer aktiviert

(…) um Ungleichgewichten auf Hypothek- und Immobilienmarkt entgegenzuwirken“.

e) Beschreiben Sie (e1) die konkrete Problemstellung, welche diese Massnahme initiierte. Erklären Sie an-

schliessend, (e2) weshalb die SNB den Einsatz dieser Massnahme beantragte und nicht auf das Instrument

der Geldmengensteuerung zurückgriff. (2 Punkte)

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2. AUFGABE: DER MARKT FÜR SCHWEINEFLEISCH

Der Weltmarktpreis für Schweinefleisch ist in den vergangenen zwei Jahren gestiegen. Dafür sind Änderungen

der Nachfrage und des Angebots verantwortlich.

Abgesehen von saisonalen Faktoren sind folgende Einflüsse festzustellen:

(A) Steigende Nachfrage in Schwellenländern (aufgrund Bevölkerungswachstums und steigendem Wohl-

stand)

(B) Höherer Preis für Mais, auf Ernteausfälle wegen Dürre in den USA zurückzuführen. Mais dient als Fut-

termittel.

(C) Strengere Vorschriften in der EU ab 2013 (z.B. Verbot der Einzelhaltung tragender Tiere)

(D) Tierseuchen (z.B. Maul- und Klauenseuche), was Südkorea zur Schlachtung von 1 Mio. Schweinen

zwang.

I. Erstellen Sie ein symbolisches Preis-Mengendiagramm1 für den Markt für Schweinefleisch. Alle Elemente

sind zu beschriften. (1 Punkt)

II. Tragen Sie in Ihrem Modell die Wirkung der Einflüsse (A) bis (D) ein und kommentieren Sie die Konsequen-

zen. Gleichgerichtete Wirkungen können zusammengefasst werden. (2 Punkte)

1 Die effektiven Preis-Mengen-Kombinationen müssen nicht berücksichtigt werden

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Kommentar zu Preis/Mengen Diagramm

III. Beurteilen Sie die Einkommenselastizität der Nachfrage nach Schweinefleisch (vgl. Einflüsse). Ihre Ein-

schätzung ist zu begründen. (1 Punkt)

3. AUFGABE: AUSSAGEN ZUR VWL

Aussage: Richtig oder falsch?

Korrektur: 0.5 Punkte pro richtig beantwortete Teilantwort. Richtig Falsch

a) Das Bruttoinlandprodukt ist ein Wohlfahrtsmass; das BIP misst den Wert der Güter-versorgung einer Bevölkerung und somit auch deren Wohlergehen bzw. Wohlfahrt.

b) Zeichnet man in das gleiche Lorenzkurven-Diagramm für die Schweiz je eine Kurve bezogen auf das Einkommen vor und nach Steuern, so sollte die Wirkung der pro-gressiv gestalteten Einkommenssteuertarife in Richtung einer gleichmässigeren Ver-teilung sichtbar werden.

c) Kartelle wirken meistens ähnlich wie Monopole und sind deshalb aus ökonomischer Sicht unerwünscht.

d) Führt der Staat zur Stützung einer Branche (eines Wirtschaftszweiges) Mindestpreise ein, macht dies nur dann einen Sinn, wenn diese unter dem Marktpreis liegen.

e) Das Staatsversagen umschreibt Situationen, in welchen durch Fehlleistungen des Marktes die bestmögliche Verwendung der knappen Mittel verhindert wird und der Staat nicht korrigierend eingreift.

f) Der sog. "Moral-hazard" kann zum paradoxen Resultat führen, dass Versicherungs-verträge zu einer Zunahme von Schadensfällen führen

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4. AUFGABE: DER FALL GEBERIT

PRODUKTION, DECKUNGSBEITRAGSRECHUNG, MARKETING

Die Geberit AG ist ein weltweit tätiger Konzern im Sanitärbereich2 mit

rund 6000 Mitarbeitern (davon in Deutschland rund 2270) in 41 Ländern

und Konzernsitz in Rapperswil-Jona in der Schweiz.

Die Sanitärbranche ist stark vom Konjunkturverlauf innerhalb der Bau-

wirtschaft abhängig.

Geberit investiert jährlich über 30 Millionen Schweizer Franken in den Bereich Forschung und Entwicklung

(F&E), der Anteil für F&E am Umsatz lag in den letzten Jahren bei rund 2,5 Prozent, was höher ist als der Bran-

chendurchschnitt. Die F&E- Aktivitäten basieren auf dem neusten Stand der Technik. Im 1997 erbauten bau-

physikalischen Lager werden permanent wissenschaftliche Untersuchungen gemacht, deren Ergebnisse in die

Produktion einfliessen. Die Aktivitäten der F&E Abteilung werden eng mit der Marketingabteilung koordiniert.

1996 betrug der Umsatz mit Produkten, die während der vergangenen drei Jahre eingeführt oder weiterentwi-

ckelt wurden, noch ungefähr einen Viertel des Gesamtumsatzes. Dieser Anteil konnte in den letzten Jahren auf

über 30 Prozent erhöht werden.

Geberit verfolgt seit langem eine aktive

Patentierungspolitik, um seine Erfindun-

gen zu schützen. In den letzten fünf Jah-

ren wurden über 100 Patente registriert.

Geberit verfügt über weltweit zwanzig

Produktionsstandorte. Die grössten Wer-

ke befinden sich in Pfullendorf und Lan-

genfeld (Deutschland), Jona (Schweiz),

Chicago (USA), Pottenbrunn (Österreich)

und Shanghai. Sie ist in hohem Mass

automatisiert. Die europäischen Werke sind nach ISO zertifiziert. Jährlich

werden über 60 Millionen Schweizer Franken in die Modernisierung der Infra-

struktur investiert. Die Werke sind auf die Herstellung bestimmter Produkte

spezialisiert. Aufgrund der so zusammengefassten Umsatzvolumina können Grössenvorteile noch besser ge-

nutzt werden.

“Wo andere outsourcen, schafft Geberit

mit dem Insourcing der arbeitsintensiven

Dusch-WC-Fertigung neue Werte: kurze

Wege zu den Zielmärkten in Europa,

rund 80 Arbeitsplätze und die grösst-

mögliche Nähe zum gebündelten Know-

how am Hauptsitz in Rapperswil-Jona.“

Geschäftsbericht 2012

2 Die Sanitärtechnik deckt beim Bau die Bereiche ab, die der Hygiene dienen, dazu gehören insbesondere Installationen für

die Wasserversorgung und die Abwasserentsorgung.

Beispiele von Innovationen

Beispiele von Innovationen

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a) Erklären sie präzis die Diversifikationsstrategie der Geberit in maximal 2 Sätzen. (2 Punkte)

b) Beschreiben sie zwei Umstände, weshalb die Geberit in die Modernisierung der Infrastruktur der Produkti-

onsstätten investiert. (2 Punkte)

c) Definieren Sie den Begriff Outsourcing. (1 Punkt)

d) Nennen sie am Beispiel der Geberit je 4 Vorteile des Outsourcings und des Insourcings. (4 Punkte)

Vorteile

Eigenfertigung

(Insourcing)

Fremdbezug

(Outsourcing)

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e) Annahme:

Die Geberit verkauft seit drei Jahren in der Bahnhofpassage in Basel Dusch-

vorhänge. Der Laden ist während 350 Tagen im Jahr durchgehend von 09.00

bis 19.00 Uhr geöffnet. Die Besitzerin möchte von Ihnen wissen, um wie viel

sie die Preise und Mengen anpassen müsste, damit sie in Zukunft bessere

Ergebnisse erzielt.

Gemäss Geschäftsabschluss des Jahres 2012 betrugen die Nettoerlöse CHF

539 000.-- und der Warenaufwand CHF 294 000.--. Der Personalaufwand

und die übrigen Gemeinkosten machten insgesamt CHF 269 500.-- aus.

Beim Warenaufwand handelt es sich vollständig um variable Kosten, beim Personalaufwand und den übrigen

Gemeinkosten vollständig um fixe Kosten. Im Jahr 2012 wurden aufgrund der Lagerbuchhaltung 7 000 Dusch-

vorhänge verkauft.

Auszuführende Arbeiten:

Runden: Beträge in CHF auf 5 Rappen, Prozentwerte auf eine Dezimalstelle (5 Punkte)

I. Berechnen Sie den Bruttogewinn und den Betriebserfolg für das Jahr 2012.

II. Berechnen Sie den durchschnittlichen Verkaufspreis, Einstandspreis und Deckungsbeitrag pro Stück.

III. Um wie viel Stück müsste der mengenmässige Umsatz verändert werden, um bei gleichem Preisniveau die Nutzenschwelle zu erreichen?

IV. Um wie viel müsste der Verkaufspreis verändert werden, um bei gleicher Menge die Nutzenschwelle zu erreichen?

V. Die Besitzerin möchte den Verkaufspreis um durchschnittlich 10 % senken und erhofft sich dadurch - bei unveränderten Fixkosten - eine Mengensteigerung von 25 %. Berechnen Sie unter diesen Bedingungen den voraussichtlichen Erfolg des Geberit Duschvorhangladens.

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f) Geberit ist auch dafür bekannt, starke Werbekampagnen zu führen. Erklären sie anhand des abgebildeten

Plakats, wie das AIDA Schema darin angewandt wird. (4 Punkte)

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5. AUFGABE: MULTIPLE CHOICE ZUR BWL

Korrektur: 0.5 Punkte pro richtig beantwortete Teilantwort.

(A) Die Unternehmensumwelt wird in fünf Umweltsphären unterteilt.

Die folgende Aussage trifft vollständig zu:

Richtig Falsch

Während die Unternehmen ihre Umwelt nicht aktiv gestalten können, bestimmen umge-kehrt die Grössen aus der Umwelt den Leistungserstellungsprozess sowie den Geschäfts-verlauf massgeblich.

Beispiele für die rechtliche Umweltsphäre sind Werbeverbote und gesetzlich geregelte Ladenöffnungszeiten.

Die Ökonomische Umweltsphäre betrachtet die Einflüsse aus dem Zusammenleben und –arbeiten in einer Gesellschaft.

(B) Der Kurs einer EMS Chemie Inhaberaktie liegt bei 5000. Die folgende Aussage trifft vollständig zu:

Richtig Falsch

Die Veröffentlichung eines über Erwarten positiven Geschäftsberichts bewirkt eine Zu-nahme der Nachfrage nach dieser Aktie, sodass der Aktienkurs fällt.

Die Mitteilung einer Dividendenerhöhung bei der EMS Chemie würde die Kursentwicklung dieser Aktien fördern.

Bei einer Kapitalerhöhung der EMS Chemie dient das Bezugsrecht zur Entschädigung der Kapitalverwässerung der Altaktionäre.

Mit dem Kauf der EMS Chemie Inhaberaktie erwirbt der Käufer ein Mitspracherecht und wird im Aktionärsbuch der EMS Chemie eingetragen.

(C) Die Personalerhaltung und –motivation ist eine wesentliche Aufgabe von Füh-rungskräften. Bezüglich des Modells von Herzberg trifft folgenden Aussage voll-ständig zu.

Richtig Falsch

Frederik Herzberg unterscheidet Motivatoren und Hygienefaktoren.

Motivatoren entsprechen eher der intrinsischen Motivation.

Die Steigerung der Hygienefaktoren bedeutet eine Steigerung der Zufriedenheit der Mit-arbeiter.

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6. AUFGABE: GELDFLUSSRECHNUNG

Erstellen Sie für die GIMIX AG mit Hilfe des Aufgabenblattes die Geldflussrechnung für 2012. (Die Zahlen sind in

tausend Franken angegeben) (10 Punkte).

Bilanz 2012

Aktiven 01.01.12 31.12.12 Passiven 01.01.12 31.12.12

Kasse

Post

Bank

Debitoren

Waren

Anlagevermögen

(inkl. Beteiligungen)

100

200

300

700

2300

4500

160

300

460

900

1700

6000

Kreditoren

Kf. Rückstellungen

Darlehen

Lf. Rückstellungen

Aktienkapital

1800

0

3800

0

2500

1840

100

3860

140

3580

8100 9520 8100 9520

Erfolgsrechnung 2012

Warenaufwand

Lohnaufwand

Abschreibungen auf AV

Übriger Aufwand

Gewinn

3600

1900

800

400

30

Warenertrag

Übriger Ertrag

6500

230

6730 6730

Zusätzliche Angaben

(1) Verkauf Anlagevermögen 500

(2) Bezahlung der (Vorjahres-) Dividende 280.

(3) Wertzunahme einer Beteiligung 200

(4) Bildung einer kurzfristigen Prozessrückstellung 100

(5) Bildung einer langfristigen Garantierückstellung 140

(6) Das Aktienkapital enthält zu Beginn des Jahres jeweils den noch nicht verteilten Jahresgewinn.

Matur 2013 SPF Wirtschaft und Recht 13

Geldzufluss aus Geschäftsbereich (Cash Flow) (4 Punkte)

Einnahmen Umsatz (WaE – Zunahme Deb)

Weitere Einnahmen (Übriger Ertrag – Buchgewinn Beteiligungen)

Ausgaben Wareneinkauf (Warenaufw. - Zunahme Kred (40) - Abnahme WaB (600))

Lohnaufwand

Übriger Aufwand

6300

30

2960

1900

160

+6330

-5020

Cash Flow +1310

Investitionsbereich (Investition/Desinvestition) (2 Punkte)

Verkauf Anlagevermögen

Kauf Anlagevermögen

+500

-2600

Geldabfluss für Investitionstätigkeit -2100

Finanzierungsbereich (Finanzierung/Definanzierung) (3 Punkte)

Aufnahme lfr. Kapital

Gewinnausschüttung

Erhöhung Eigenkapital (3580-30) –(2500-280)

+ 60

-280

+1330

Geldzufluss aus Finanzierungstätigkeit +1110

Zunahme Fonds (1) + 320

Matur 2013 SPF Wirtschaft und Recht 14

7. AUFGABE: ERBRECHT

Sachverhalt: Das Ehepaar Schwarzenberger ist 25 Jahre verheiratet. Nach 25 turbulenten Ehejahren stirbt Herr Schwarzen-berger überraschend an einem Herzinfarkt.

Bei der Testamentseröffnung erlebt die Witwe einige Überraschungen. Neben dem gemeinsamen Adoptivsohn und den beiden leiblichen Kindern taucht auch eine 22 jährige Dame auf, welche offensichtlich ein uneheliches Kind aus einer Affäre mit der Haushälterin ist. Im Testament steht einzig, dass die Ehefrau zugunsten des Vereins der Walliser Enzianfreunde auf den Pflichtteil gesetzt werden soll.

Frau Schwarzenberger hatte vor der Ehe ein Vermögen von Fr. 300'000.-. Nach 10 Ehejahren starben ihre Eltern und sie erbte ein Haus im Wert von 2,5 Millionen, welches sie 5 Jahre später für 3 Millionen verkaufte. Ihr Ehemann hatte zu Beginn der Ehe kein Bargeld, besass aber einen 63er Ford Mustang im Wert von Fr. 60'000.-. Da dieser bei einem Unfall zerstört wurde, kaufte er sich vor 7 Jahren mit dem Geld der Versicherung ein gleiches Modell für Fr. 60'000.-

Von den Erwerbseinkommen während der Ehe sind bei Frau Schwarzenberger noch rund Fr. 120‘000.- vorhanden und bei Herrn Schwarzenberger noch Fr. 230‘000.-. Das Geld liegt auf dem gemeinsamen Familienkonto.

I. Nehmen Sie die güterrechtliche Auseinandersetzung vor und bestimmen Sie die Erbmasse. Die einzelnen Schritte müssen ersichtlich sein. (2Punkte)

II. Wer erbt wie viel? Zeichnen Sie ein Verteilungsschema und geben Sie den Erbteil der beteiligten Personen jeweils in Brüchen an. (3 Punkte)

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III. Der untenstehende Text wurde von Ständerat Felix Gutzwiler am 17.06.2010 im Ständerat eingereicht. Lesen Sie die Motion sorgfältig durch und beantworten Sie die folgende Frage zum Erbrecht:

In welchen Punkten ist das Erbrecht gemäss Felix Gutzwiler nicht mehr zeitgemäss und machen Sie einen Vor-schlag, wie die unten erwähnten Artikel angepasst werden könnten. (4 Punkte)

Curia Vista – Geschäftsdatenbank

10.3524 – Motion

Für ein zeitgemässes Erbrecht Der Bundesrat wird beauftragt, das über hundertjährige, nicht mehr zeitgemässe Erb-/Pflichtteilsrecht flexibler

auszugestalten und es den stark geänderten demografischen, familiären und gesellschaftlichen Lebensrealitäten

anzupassen. Dabei soll das geltende Recht in seinem Kerngehalt bewahrt und die Familie als institutionelle Kon-

stante auch weiterhin geschützt werden. Trotz Teilrevision soll es dem Erblassenden weiterhin freistehen, die

Angehörigen im bisherigen Ausmass zu begünstigen.

Das seit 1912 geltende, auf die damaligen Familienverhältnisse zugeschnittene Erb- bzw. Pflichtteilsrecht, mit

welchem der Gesetzgeber die Ehe und Familie schützen, dem Existenzsicherungsgedanken Rechnung tragen

sowie eine gewisse Verteilungsgerechtigkeit innerhalb der familiären Gemeinschaft gewährleisten wollte, ist

nicht mehr zeitgemäss. Die ursprünglichen Intentionen des Gesetzgebers finden in den heutigen demografischen

und sozialen Realitäten (sprunghaft gestiegene Lebenserwartung, geänderte Lebensverhältnisse und gesellschaft-

liche Rahmenbedingungen, Wertewandel, soziales Gesellschaftsgefüge und Auffangnetz usw.) keine Entspre-

chung mehr, sondern sehen sich zunehmend auf Kollisionskurs mit den realen Lebensumständen und dem all-

gemeinen Gerechtigkeitsempfinden.

Deshalb sollen insbesondere Artikel 462 ZGB, Artikel 470 Absatz 1 ZGB und Artikel 471 ZGB in dem Sinne

angepasst werden:

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8. AUFGABE: AUSSAGEN ZU RECHT

Sind die folgenden Aussagen richtig oder falsch? Erläutern Sie ihre Entscheidung.

1. Ein Testament ist ein Vertrag. (1 Punkt)

2. Ihr Mitschüler X hat sein Znüni vergessen. Da Sie zwei Sandwiches dabei haben, überlassen Sie ihm eines und er erklärt sich dafür bereit, ihnen am nächsten Tag ein Sandwich mitzubringen. Bei diesem Rechtsge-schäft handelt es sich um ein Darlehen. (1 Punkt)

3. Der Vermieter einer Wohnung kann als Schuldner bezeichnet werden. (1 Punkt)

Matur 2013 SPF Wirtschaft und Recht 17

9. AUFGABE: ALLGEMEINE VERTRAGSLEHRE

M. Kunkel ist ein begeisterter Anhänger des Propheten und Wahrsagers P. Noster.

Anfangs 2012 erklärt Noster, die Welt werde am 21. Dezember 2012 von zehn schrecklichen Plagen heimge-

sucht und nur diejenigen, welche sich äusserst sorgfältig darauf vorbereiten, würden diese überleben. Darauf-

hin wird Kunkel aktiv und kauft sich mit seinem gesamten Ersparten bei der Firma Rickenbacher Securities

einen alten Reduit-Bunker, welchen er mit Vorräten für 3 Monate, einer Sicherheits- und Selbstschussanlage

und einem Generator ausrüstet.

Er wird gerade rechtzeitig fertig und bezieht den Bunker am 18. 12. 2012. Am 24. Dezember 2012 wagt Kunkel

einen ersten Blick nach draussen und stellt ein wenig enttäuscht, gleichzeitig aber auch erleichtert fest, dass die

Plagen offensichtlich ausgeblieben sind.

Da Kunkel nicht recht weiss, was er mit dem Bunker anfangen soll, versucht er den Bunker wieder loszuwerden.

Er versucht den Vertrag anzufechten und beruft sich auf Art. 29 OR.

Nennen Sie die Tatbestandsmerkmale von Art. 29 OR (a), die Rechtsfolgen von Art. 29 OR (b) und erläutern Sie

ausführlich, welche Tatbestandsmerkmale in casu (im vorliegenden Fall) erfüllt sind und welche allenfalls nicht

(c).

a) Tatbestandsmerkmale (2 Punkte)

b) Rechtsfolgen (1 Punkt)

Matur 2013 SPF Wirtschaft und Recht 18

c) Würdigung des vorliegenden Falls (2 Punkte)