Fachgebiet Bauwirtschaft und Baubetrieb · 2010. 6. 16. · Technische Universität Berlin...

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Technische Universität Berlin Fachgebiet Bauwirtschaft und Baubetrieb Themengebiet: Taktplanung Taktplanung in Abgrenzung zu anderen Planungsarten Grundsätzlich lassen sich 3 Formen der Baustellenablaufplanung voneinander abgrenzen: a) Planung mit Balkendiagramm b) Planung mit Liniendiagramm c) Planung mit Volumendiagramm Planung mit Balkendiagramm: Detaillierte Balkendiagramme entstehen in der Regel auf Grundlage eines Netzplanes. Auf der x-Achse eines Balkendiagrammes wird der Zeitraum der Baumaßnahme dargestellt. Längs der y-Achse sind die Bezeichnungen der einzelnen Teilprozesse aufgeführt. In ein Balkendiagramm wird ein einzelner Prozess als horizontaler Balken über seinem geplanten Ausführungszeitraum eingetragen.

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  • Technische Universität Berlin Fachgebiet Bauwirtschaft und Baubetrieb Themengebiet: Taktplanung Taktplanung in Abgrenzung zu anderen Planungsarten

    Grundsätzlich lassen sich 3 Formen der Baustellenablaufplanung voneinander abgrenzen:

    a) Planung mit Balkendiagramm

    b) Planung mit Liniendiagramm

    c) Planung mit Volumendiagramm

    Planung mit Balkendiagramm:

    Detaillierte Balkendiagramme entstehen in der Regel auf Grundlage eines Netzplanes. Auf

    der x-Achse eines Balkendiagrammes wird der Zeitraum der Baumaßnahme dargestellt.

    Längs der y-Achse sind die Bezeichnungen der einzelnen Teilprozesse aufgeführt. In ein

    Balkendiagramm wird ein einzelner Prozess als horizontaler Balken über seinem geplanten

    Ausführungszeitraum eingetragen.

  • Technische Universität Berlin Fachgebiet Bauwirtschaft und Baubetrieb Themengebiet: Taktplanung Planung mit Liniendiagramm:

    Liniendiagramme werden für die Bauablaufplanung auf Streckenbaustellen verwendet. Auf

    der x-Achse eines Liniendiagrammes wird die Strecke der Baumaßnahme dargestellt.

    Längs der y-Achse wird der Zeitraum der Baumaßnahme eingetragen. In ein

    Liniendiagramm wird ein einzelner Prozess als Folge der Wegkoordinaten eingetragen, an

    denen sich der Prozeß zu den einzelnen Zeitpunkten befindet. Aus einem Liniendiagramm

    kann man ermitteln:

    • Für einen bestimmten Ort: Welche Prozesse dort wann ausgeführt werden.

    • Für einen bestimmten Zeitpunkt: Wo sich die einzelnen Prozesse dann gerade in

    Ausführung befinden.

    Die Geschwindigkeit eines Prozesses kann anhand seines Winkels zur x-Achse bestimmt

    werden. Je kleiner dieser Winkel ist, desto größer ist die Ausführungsgeschwindigkeit

    dieses Prozesses.

  • Technische Universität Berlin Fachgebiet Bauwirtschaft und Baubetrieb Themengebiet: Taktplanung

  • Technische Universität Berlin Fachgebiet Bauwirtschaft und Baubetrieb Themengebiet: Taktplanung Planung mit Volumendiagramm:

    Volumendiagramme stellen die Abfolge von Teilprozessen innerhalb eines bestimmten

    Bauabschnittes dar. Auf der x-Achse eines Volumendiagrammes wird der Zeitraum der

    Teil-Baumaßnahme eingetragen. Längs der y-Achse ist eine Skala von 0 bis 100%

    dargestellt. In ein Volumendiagramm wird ein einzelner Prozess als Gerade eingetragen,

    die vom Anfangspunkt (0% | Zeitpunkt des Ausführungsbeginnes) bis zum Endpunkt

    (100% | Zeitpunkt des Ausführungsendes) verläuft.

    Die Geschwindigkeit eines Prozesses kann anhand seines Winkels zur x-Achse bestimmt

    werden. Im Unterschied zum Liniendiagramm gilt hier: Je größer dieser Winkel ist, desto

    größer ist die Ausführungsgeschwindigkeit dieses Prozesses.

  • Technische Universität Berlin Fachgebiet Bauwirtschaft und Baubetrieb Themengebiet: Taktplanung Allgemeines zur Taktplanung

    Durch Taktplanung lässt sich der Bauablauf stark rationalisieren. Voraussetzung ist allerdings,

    dass sich die Baumaßnahme in annähernd gleiche Fertigungsabschnitte aufteilen lässt.

    Die Taktplanung verwendet als Dokumentation des Bauablaufes eine besondere Form des

    Volumendiagrammes. Die Einheiten der x-Achse sind Zeiteinheiten, die der y Achse die

    einzelnen Bauabschnitte, wobei man sich bei jedem Bauabschnitt von unten nach oben eine

    Skala von 0 bis 100% hinzudenken kann.

    Def: ‚Taktzeit’

    Zeitraum vom Beginn der ersten Tätigkeit im Fertigungsabschnitt i bis zum Ende der

    letzten Tätigkeit in diesem Fertigungsabschnitt i.

    Def: ‚Fertigungsrhythmus’

    Zeitraum vom Beginn einer Tätigkeit im Fertigungsabschnitt i bis zum Beginn derselben

    Tätigkeit im Fertigungsabschnitt i+1

    Vorteile der Taktfertigung:

    • Gleiche Arbeitsvorgänge mit gleichen Kolonnen, dadurch Senkung der Bauzeit durch

    Einarbeitungseffekt

    • Ordnung und Übersichtlichkeit im Bauablauf

    • Verringerung der Improvisation im Bauablauf

    • Der Einsatz von Betriebsmitteln, d.h. von Hebezeugen, Schalsätzen usw. ist einfacher

    zu planen

    • Die Baustellenlogistik ist einfacher zu planen

    • Terminpläne fallen sehr übersichtlich aus

    Nachteile der Taktfertigung:

    • Hohe Störanfälligkeit des Bauablaufes

    • Wenig Flexibilität im Bauablauf

  • Technische Universität Berlin Fachgebiet Bauwirtschaft und Baubetrieb Themengebiet: Taktplanung Vorgehensweise bei der Taktplanung

    Schritt 1: Festlegen der Fertigungsabschnitte im Gesamtbauwerk. Dazu sind annähernd

    gleiche Teilbaumaßnahmen in der Baumaßnahme zu identifizieren.

    Schritt 2: Unterteilung der Fertigungsabschnitte in einzelne Arbeitsprozesse (Teilprozesse).

    Schritt 3: Ermittlung der benötigten Mengen an Betriebsmitteln und Baustoffen für die

    einzelnen Teilprozesse.

    Schritt 4: Festlegen eines Aufwandswertes für jeden Teilprozess anhand von

    Erfahrungswerten oder Werten aus der Literatur.

    Schritt 5: Ermitteln der Gesamtstundenanzahl für jeden Teilprozess über Menge und

    Aufwandswert.

    Schritt 6: Festlegen der benötigten Kolonnen der Art nach.

    Schritt 7: Festlegen und Berücksichtigen technologischer Randbedingungen, wie

    Ausschalfristen usw.

    Schritt 8: Festlegen sinnvoller Kolonnenstärken, die Stärke ist möglichst so zu wählen,

    dass eine Kolonne eine ganzzahlige Anzahl von Arbeitstagen auf der Baustelle

    mit einem Teilprozess oder einer Kombination mehrerer Teilprozesse beschäftigt

    ist.

    Schritt 9: Vorgabe eines Leitprozesses. Dies ist in der Regel der Prozeß mit der längsten

    Dauer. Dieser Prozeß wird auf der Baustelle durchgängig laufen. (Arbeitskräfte

    der mit diesem Prozeß beschäftigten Kolonne können daher nicht für andere

    Arbeiten herangezogen werden.) Sämtliche anderen Prozesse orientieren sich an

    diesem Leitprozess.

    Schritt 10: Eintrag der Teilprozesse in das Taktplanungs-Diagramm so, dass die Taktzeit

    minimiert wird.

    Schritt 11: Ermittlung von Taktzeit und Fertigungsrhythmus aus dem Diagramm.

    Schritt 12: Ermittlung der Gesamtbauzeit über Formel.

  • Technische Universität Berlin Fachgebiet Bauwirtschaft und Baubetrieb Themengebiet: Taktplanung

    Schritt 13: Bestimmung der einzusetzenden Betriebsmittel, wie Schalsätze und Hebezeuge

    im Verlauf der Bauzeit.

    Schritt 14: Bestimmung der einzusetzenden Arbeitskräfte im Verlauf der Bauzeit mittels

    Arbeiterstandskurve.

    Schritt 15: Eventuell Abweichen von der strengen Taktfertigung, um eine Verstätigung des

    Arbeitskräfteeinsatzes und/oder des Einsatzes von Betriebsmitteln zu erzielen.

    Dies führt dann auch zu einer längeren Bauzeit.

    Für eine Bauplanung mit streng regelmäßigem Taktplan lässt sich die Gesamtbauzeit nach

    folgender Formel berechnen:

    ( ) ( )[ ] FmnmTZ ⋅⋅−+−+= 11

    mit: Z = Gesamtbauzeit in AT für die mittels Taktplan geplanten Geschosse

    T = Taktzeit in AT

    m = Anzahl der Fertigungsabschnitte pro Geschoss

    n = Anzahl der mittels Taktplan geplanten Geschosse

    F = Fertigungsrhythmus in AT

  • Technische Universität Berlin Fachgebiet Bauwirtschaft und Baubetrieb Themengebiet: Taktplanung

    Aufgabe zur Taktplanung

    Der Bauablauf des Rohbaues eines Bürohochhauses ist mittels Taktplanung zu planen. Das

    Bürohochhaus umfasst 8 Geschosse, davon 2 Kellergeschosse, ein Erdgeschoss und 5 fast

    identische Normalgeschosse. In der Mitte des Bauwerkes befindet sich ein Treppenhauskern

    mit Fahrstuhlschacht. Dieser stellt die Aussteifung für die 4 kreuzförmig angeordneten

    Deckenscheiben dar.

    Achtung: Die Aufgabenstellung umfasst nicht alle notwendigen Randbedingungen. Es werden

    während der Berechnung weitere Annahmen getroffen!

  • Technische Universität Berlin Fachgebiet Bauwirtschaft und Baubetrieb Themengebiet: Taktplanung Seite: 1

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    Anlage B zu Aufgabe 1

    510152025

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    Anlage B zu Aufgabe 1

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  • Technische Universität Berlin Fachgebiet Bauwirtschaft und Baubetrieb Themengebiet: Taktplanung Seite: 3

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    Anlage B zu Aufgabe 1

    510152025

    Absc

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    Einschalen Wände: Einschalen Wände:

    Bewehren Wände: Bewehren Wände:

    Betonieren Wände: Betonieren Wände:

    Ausschalfrist Wände: Ausschalfrist Wände:

    Ausschalen Wände:Ausschalen Wände:

    Einschalen Decke:

    Bewehren Decke:

    Betonieren Decke:

    Ausschalfrist Decke:

    Zur Kontrolle: Tätigkeiten der Eisenbiegerkolonne laufen nach der Anlaufphase bis auf jeweils einen Tag kontinuierlich durch.

  • Technische Universität Berlin Fachgebiet Bauwirtschaft und Baubetrieb Themengebiet: Taktplanung Seite: 4

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    Anlage B zu Aufgabe 1

    510152025

    Absc

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    4

    Einschalen Wände: Einschalen Wände:

    Bewehren Wände: Bewehren Wände:

    Betonieren Wände: Betonieren Wände:

    Ausschalfrist Wände: Ausschalfrist Wände:

    Ausschalen Wände:Ausschalen Wände:

    Einschalen Decke:

    Bewehren Decke:

    Betonieren Decke:

    Ausschalfrist Decke:

    Fertigungs rhythmus

    [AT]

    Ausschalen Decke:

    Taktzeit

    5 6 10 363531302611 15 16 20 21 25

    Man erkennt: Der Fertigungsrhythmus beträgt 5 AT. Die Taktzeit beträgt 25 AT.

    Unten ist die Arbeiterstandskurve für die ersten beiden Wochen aufgetragen.

    Taktplanung in Abgrenzung zu anderen PlanungsartenÜbung_Taktplanung_Aufgabe_Hochformat_2.pdfAllgemeines zur TaktplanungVorgehensweise bei der Taktplanung

    Übung_Taktplanung_Aufgabe_Hochformat_3.pdfAufgabe zur Taktplanung