Fachjournalist - Oktober 2011

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No. 4 2011 Oktober 2011 11. Jg. ISSN 1860-2827 Crossmedial in die Zukunft? Auswirkungen der digitalen Entwicklungen auf den Journalismus Digitale Selbstvermarktung für Journalisten Ein Praxisbericht für Einsteiger "Innovation Journalism ist die Politikberichterstattung der Zukunft" Interview mit David Nordfors

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Das Onlinemagazin „Fachjournalist“ wird vom Deutschen Fachjournalisten-Verband (DFJV) herausgegeben. Auf www.fachjournalist.de publizieren wir regelmäßig zu den Themenbereichen Fachjournalismus, Fach-PR und Fachmedien. Zudem behandeln wir relevante Rechtsthemen für Journalisten. Beiträge der Rubrik „Praktischer Journalismus“ vermitteln darüber hinaus unmittelbar anwendbares Wissen für den journalistischen Arbeitsalltag. Das Magazin richtet sich an alle Mitglieder des DFJV, an nicht beim Verband organisierte Journalisten, PR-Referenten sowie Dozenten und Studenten journalistischer und kommunikationswissenschaftlicher Studiengänge. Bis April 2012 erschien der Fachjournalist als Printversion. Alle bislang veröffentlichten Einzelbeiträge sind kostenfrei auf www.fachjournalist.de einsehbar, sortiert nach Rubriken. Die seit dem Relaunch des Magazins im Juli 2010 erschienen Gesamtausgaben sind zudem als animierte E-Paper hier auf ISSUU.com abrufbar.

Transcript of Fachjournalist - Oktober 2011

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No.

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oktober 2011 11. Jg. Issn 1860-2827

Crossmedial in die Zukunft?Auswirkungen der digitalen entwicklungenauf den Journalismus

Digitale selbstvermarktungfür Journalistenein Praxisbericht für einsteiger

"Innovation Journalism ist die Politikberichterstattung der Zukunft"interview mit David nordfors

Crossmedial in die Zukunft?Auswirkungen der digitalen entwicklungenauf den Journalismus

Digitale selbstvermarktungfür Journalistenein Praxisbericht für einsteiger

"Innovation Journalism ist die Politikberichterstattung der Zukunft"interview mit David nordfors

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sPortJournalIsmusZur Akzeptanz von fußball-kommentatorinnen

02 inHALT

03 eDiTOriAL

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inHALT

PODcAsTDer unterschätzte Social-Media-KanalBrigitte Hagedorn

brennPUnkT DOPinGWorauf es beim investigativen TV-Sportjour nalismus ankommtChristoph G. Grimmer

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onlInEJournalIsmusGrundlagen digitaler selbstvermarktung flickr

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onlInEJournalIsmusPodcasts: Wie es geht und was es bringt

„innOVATiOn JOUrnALism isT Die POLiTikbericHT ersTATTUnG Der ZUkUnfT“Andreas Schümchen, Jennifer Schwanenberg und Katharina Seuser im Gespräch mit David Nordfors

DiGiTALe seLbsTVermArkTUnG für JOUrnALisTenEin Praxisbericht für EinsteigerMoritz "Mo." Sauer

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crOssmeDiAL in Die ZUkUnfT?Auswirkungen der digitalen Entwicklungen auf den JournalismusEva Hakes

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fAcHJOUrnALismUs im GesPräcHSiegfried Quandt im Gespräch mit Wolfgang Maaß, Geschäftsführer des Hessischen Zeitungsverleger-Verbandes

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fUssbALL­rePOrTerinnenHohe Akzeptanz bei niedrigen BekanntheitswertenMichael Schaff rath

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DfJV inTern34

onlInEJournalIsmusZukunft crossmedia-Journalismus?

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Liebe Leserin, Lieber Leser,

eDiTOriAL

in den 1970er-Jahren moderierte mit CARMEN THOMAS erstmals eine Frau "das aktu-

elle sportstudio". Und darüber wurde nicht nur in der Medienbranche vielfach debat-

tiert. Inzwischen sind Frauen in der ehemaligen Männerdomäne „Sportjournalismus“

keine Seltenheit mehr. Ob ULRIKE VON DER GROEBEN, KRISTIN OTTO oder KATRIN

MÜLLER-HOHENSTEIN – es gibt sie, die festen weiblichen Größen in der Sportbe-

richterstattung. Die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft in Deutschland war Anlass genug,

eine letzte von Männern beherrschte Sportjournalismus-Bastion zu erobern: CLAUDIA

NEUMANN kommentierte als erste Frau überhaupt ein Fußball-Weltmeisterschafts-Spiel

im deutschen Fernsehen. Auf welche Akzeptanz dies gestoßen ist, wurde in einer unter

der Leitung von Prof. Dr. MICHAEL SCHAFFRATH an der TECHNISCHEN UNIVERSITÄT

MÜNCHEN durchgeführten Umfrage untersucht (Seite 27).

Der Begriff „Crossmedia“ ist mittlerweile fester Bestandteil im journalistischen Sprach-

gebrauch und Alltagsgeschäft. Distributionskanäle greifen immer stärker ineinander:

technisch, produktiv, ökonomisch, inhaltlich und funktional. Neue Kanäle sind zu

integrieren. Dies verlangt nach innovativen Darstellungsformen. Die Anforderungen

an Journalisten, die sich hier profilieren wollen, wandeln sich. Welches Potenzial hat

Crossmedia? Welche Möglichkeiten eröffnen sich für Journalisten? Wie erlangt man

das notwendige Know-how? Antworten von EVA HAKES und erfolgreichen Crossmedia-

Journalisten lesen Sie ab Seite 20.

Nicht nur die Frage, wie sich journalistische Darstellungsformen ändern, ist von zent-

raler Bedeutung, sondern auch, wie Journalismus in Zukunft finanziert werden kann.

Am 25. Oktober 2011 widmet sich der DFJV mit seinem neuen Veranstaltungsformat

dfjv:konnekt dem Thema „Crowdfunding – Finanzierungsmodell für freie Journalisten

und Fotografen (-netzwerke)?“. Crowdfunding, die Finanzierung kreativer Projekte

durch eine Vielzahl interessierter Einzelpersonen, dürfte für viele Journalisten noch

Neuland sein. SEBASTIAN DRESEL, Beauftragter für Kultur- und Kreativwirtschaft in

Mannheim, prognostizierte im April dieses Jahres: „Wir befinden uns mit dem Thema

Crowdfunding hinsichtlich der Wahrnehmung dort, wo Social Networks 2007 waren.“

Wie genau Crowdfunding funktioniert und ob dieses Konzept tatsächlich eine Finan-

zierungsmöglichkeit für freie Journalisten und Fotojournalisten sein kann, möchten wir

zusammen mit Ihnen diskutieren. Die Veranstaltung wird live im Internet gestreamt,

mehr dazu ab Seite 34.

Eine lohnende Lektüre wünscht Ihnen

iHr LArs VOn HUGO

(Chefredakteur)

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„innOVATiOn JOUrnALism isT Die POLiTikbericHT­ersTATTUnG Der ZUkUnfT“AndreAs schümchen, Jennifer schwAnenberg und KAthArinA seuser im gespräch mit dAvid

nordfors, mitbegründer und direktor des centers

for innovAtion And communicAtion an der kali-fornischen stanford-universität

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innOVATiOn JOUrnALism

3) Gibt es einen politischen oder gesellschaftlichen Trend?

4) Gibt es eine Interaktion zwischen diesen dreien?

Wenn eine Geschichte alle vier Kriterien erfüllt, ist es Innovation Journalism.

Natürlich kann man auch andere Arten von Geschich-ten über Innovationen schreiben. Es hört sich leicht an, das ist es aber nicht. Wenn ich mit Journalisten zusammensitze und wir versuchen, Geschichten zu entwickeln, oder wenn wir fertige Storys lesen und uns fragen, warum etwas Innovation Journalism ist, kann ich eines ganz klar feststellen: Ein Journalist, der sonst beispielsweise über Politik schreibt, wird einen Politiktrend in den Mittelpunkt stellen, der mit einer technischen Entwicklung verbunden ist. Dabei wird er aber höchstens den Namen der Technologie oder einen Unternehmensnamen, aber nicht den eigentli-chen Trend nennen. Es ist nicht einfach, zu verstehen und in einer Geschichte zusammenzubringen, wie sich Technik, Wirtschaft und Politik gegenseitig beein-flussen.

»„Die Macht verschiebt sich von den Parlamenten in die Vorstandsetagen.“«

welchen nutzen besitzt innovation Journalism für die gesellschaft?

Einen großen! Innovation Journalism ist die Politik-

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DAViD nOrDfOrs: „es ist nicht einfach, zu verstehen und in einer Geschich-te zusam menzubringen, wie sich Technik, Wirtschaft und Politik gegenseitig beeinflussen.“

Der schwedische Wissenschaftler

DAVID NORDFORS hat das Konzept des

„Innovation Journalism“ an der Universität

Stanford entwickelt. Seine Idee: Innovationen

verändern die Gesellschaft und Journalisten

haben großen Anteil daran, ob Innovationen

erfolgreich sind.

herr nordfors, welche gute innovation-Journalism-story haben sie zuletzt gelesen?

Da war eine sehr gute über die Sony-Hacker-Attacke: Jemand ist in das Sony-Netzwerk eingedrungen und hat die persönlichen Daten von 75 Millionen Men-schen gestohlen. Das war etwas Großes für die Ge-sellschaft. Ich poste Geschichten, die ich mag, in der Regel in sozialen Netzwerken.

Eine andere Story, an die ich mich erinnere: VENTURE

BEAT1 hat eine Geschichte über die Tötung von OSA-

MA BIN LADEN gemacht. Darin wurden all die Tech-nologien erklärt, die während der Operation genutzt wurden. Das eröffnete eine komplett neue Sicht dar-auf, wie solche Operationen funktionieren.

Können sie uns erklären, was innovation Journalism für sie bedeutet?

Am Beispiel der genannten Artikel sehen Sie schon, dass Politik und Technik zusammenwirken. Guter In-novation Journalism bildet ab, wie Innovationen ent-stehen, wer daran beteiligt ist und wie die Rahmenbe-dingungen sind.

Es gibt sehr einfache Regeln dafür. Sie müssen vier Fragen mit Ja beantworten können:

1) Gibt es einen Technologie-Trend?2) Gibt es einen Wirtschaftstrend?

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berichterstattung der Zukunft. So bedeutend wie Po-litikberichterstattung bis jetzt war, so wichtig wird In-novation Journalism in der Zukunft sein. Ich erkläre Ihnen, warum: Wenn Sie sich unser Leben ansehen – wie anders wird mein Leben in zwei bis drei Jahren sein? Gehen wir zurück in die 1980er- oder 1970er-Jahre: Da wurde diese Frage maßgeblich von der Po-litik beantwortet. Veränderungen in der Gesellschaft wurden von der Politik angestoßen. Es gab zwar auch technische Innovationen, aber nicht in einem solchen Tempo.

Heute wird die Veränderung in meinem Leben von Technikinnovationen beeinflusst. Nehmen Sie APPLEs iPhone. Das nächste Modell wird Features haben, die es vorher nicht gab, die mein Leben aber mehr beein-flussen werden als die meisten politischen Entschei-dungen in der Zeit zwischen den iPhone-Modellen. Die Macht verschiebt sich von den Parlamenten in die Vorstandsetagen von Unternehmen.

ist es ein vorteil für technologieunternehmen, schon während des innovationsprozesses kritisch von Jour-nalisten beobachtet zu werden?

Eine gute Innovationsgesellschaft, die eine funktionie-rende Wirtschaft und gute Jobs bietet, benötigt eine Kombination aus gut funktionierender Industrie, gu-ter Politik und guter Bildung.

Die Zukunft der Musikbranche liegt in der Hand der Musikindustrie; die Zukunft der Privatsphäre wird von der Industrie beeinflusst, weil die Politiker nicht verstehen, was passiert. Die Politiker laufen weg, sie sind kein Teil des Entscheidungsprozesses. Eine sol-che Gesellschaft ist aber nicht wettbewerbsfähig: Die Industrie braucht gute Politik, um wettbewerbsfähig zu sein. Guter Innovation Journalism ist darum gut für jeden – und für wettbewerbsfähige Demokratien in der Zukunft ist er absolut notwendig.

Wir sehen es am Beispiel der Wirt schaft: Früher wa-ren Strategien für Wirtschaftswachstum immer gleich. Man hat versucht, sich an „best practices“ zu orien-tieren. Diese „Immer-Gleich“-Wirtschaft funktionierte nach bestimmten Regeln. In der Innovationswirtschaft schaffen wir nicht mehr Werte, indem wir das immer Gleiche tun, sondern indem wir Neuheiten implemen-tieren. Die Macht liegt in der disruptiven Innovation. Das ist heute die treibende Kraft in unserem Leben.

Wir müssen Technik, Politik, Wirtschaft und Gesell-schaft vernetzen, wir brauchen Regeln, Innovation

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innOVATiOn JOUrnALism

und Bildung. Derzeit sind das alles unterschiedliche Geschichten. Verschiedene Journalisten schreiben über diese Sachen, aber sie verbinden sie nicht mit-einander. Für die Gesellschaft müssen sie aber in Be-ziehung zueinander gesetzt werden. Die Gesellschaft betreffen alle diese Dinge. ( →Abb. 1)

wie muss sich denn der Journalismus in der innovati-onsgesellschaft verändern?

Ich kann Ihnen den Unterschied zwischen der „Im-mer-Gleich“- und der Innovationsgesellschaft auch anders erklären: Redaktionen funktionieren parallel und vertikal in Ressorts. Die Produktion eines Medi-ums verläuft ebenso vertikal wie Ministerien funktio-nieren. Dadurch verlaufen auch die Machtstrukturen derzeit vertikal. Aber in der Innovationsgesellschaft liegt das Potenzial im Horizontalen, nämlich in der Verbindung der einzelnen Stränge. Und es ist schwie-rig, über die Dinge im Horizontalen zu reden, wenn Politik und Journalismus vertikal funktionieren und parallel aneinander vorbeilaufen.

und wie schafft man es dann, die dinge zusammenzu-bringen?

Wir brauchen Geschichten, die jeder versteht, die hori-zontal verlaufen und die Zusammenhänge aufzeigen. Die vertikalen Geschichten müssen in horizontalen Geschichten aufgefangen werden, dann helfen wir ih-nen, sich weiterzuentwickeln. Wenn Innovation Jour-nalism sein Mandat vom Publikum hat und nicht von den Unternehmen – wie die Public Relations –, dann wird er zur politischen Macht und wird am Agenda

innOVATiOn JOUrnALism

InnovatIon JournalIsm

mit einer innovation entsteht ein neuartiger nutzen für den markt. Dieses neue muss, um erfolgreich zu werden, einen namen haben und die potenziel-len kunden müssen eine Vorstellung vom nutzen bekommen. DAViD nOrDfOrs Ansatz ist es, diesen Prozess durch „innovation Journalism“ zu unter-stützen. Der zentrale Gedanke dabei ist, die Ge-schichte der jeweiligen innovation zu erzählen.

Der „innovation Journalist“ soll aber kein erklärstück zu einer novität verfassen, sondern den innovati-onsprozess als Ganzes, mit allen beteiligten fakto-ren und menschen sowie allen chancen und risiken. Das kann nur horizontal, über die traditionellen ressorts hinweg, geschehen, da einzelne ressorts stets nur fragmente des Prozesses beschreiben. i

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Setting teilhaben. So kann er auch den gewählten Po-litikern einen Impuls geben, um zu zeigen, wie das Ho-rizontale funktioniert.

Und er wird die Gesellschaft anregen, selbst innova-tiv zu sein und Neues zu tun. Heute machen Politiker das nicht, weil sie keine einfachen Geschichten haben, auf denen sie aufbauen könnten. Und selbst wenn sie solche hätten, gäbe es kein Publikum, um sie zu dis-kutieren. Es gibt kein Publikum, weil Journalisten die Diskussion nicht ankurbeln. Das bedeutet, dass Inno-vationen in der Politik in erster Linie durch Lobbyar-beit entstehen. Heute gibt es viel mehr Lobbyarbeit als gesellschaftliche Diskussion.

gibt es andere felder für innovationen als technolo-gie und Politik?

Innovation ist überall. Innovation ist die Einführung von neuen Werten; Werten, die vorher nicht existier-ten. Innovation ist eine Änderung des Verhaltens, ein neues Verhalten. Innovation ist die Einführung einer neuen Geschichte, also etwas Narratives.

Aber sind diese geschichten wirklich wichtig für inno-vationen? oder für die gesellschaft?

In den 80ern dachten wir, technische Entwicklungen seien Innovationen. Wenn wir die Innovation unter-

stützen wollten, steckten wir Geld in die Technikent-wicklung. Heute reden wir mehr über Innovationen und erkennen, dass es eher um ein Geschäftsmodell geht. Wenn die Gesellschaft heute Innovationen un-terstützen will, gibt die Politik das Geld an Technolo-gieinkubatoren, die Unternehmen für neue Technologi-en gründen. Aber heutzutage findet so viel Innovation statt , dass es nicht mehr reicht, eine Technologie und ein Geschäftsmodell zu haben: Man braucht eine Ge-schichte, die die Menschen interessiert und die von ihnen verstanden und eingeordnet wird.

In der Wirtschaftssprache würde man „Marketing“ dazu sagen. Jede Innovation braucht einen Namen, damit man sie benennen kann, und sie braucht eine Geschichte, damit man sie einordnen kann. Für Jour-nalisten ist es gar nicht so einfach, eine Geschichte zu schreiben, die noch nie da war – das wäre auch eine Innovation. Und jede Innovation ist eine Geschichte. Dass die Journalisten sich damit so schwer tun, ist mei-ner Meinung nach ein Problem für die Innovationen.

sie sehen Journalisten als teil der innovation. wie können Journalisten objektiv und unparteiisch in ihrer berichterstattung bleiben? Auf der einen seite stehen unternehmen, auf der anderen die gesellschaft und

innOVATiOn JOUrnALism

aBB.1: innOVATiOn JOUrnALism

Vertikale ressorts

Vgl. nordfors, David (2009): innovation Journalism, Attention Work and the innovation economy

Veröffentlichte fragmente

Horizontales Thema

in nO VA Ti On

Wissen

schaft

Politik

Gesellschaft

Wirtschaft

feuilleton

innOVATiOn

»„Innovation ist die Einführung von neuen Werten, die vorher nicht existierten.“«

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07Fachjournalist No .4 2011

die Politik – der Journalist steht dazwischen. wie kann er seinen Job gut machen?

Der Journalist sollte loyal zu seinem Publikum stehen und in dessen Interesse handeln. Heute haben wir kaum noch Objektivität im Journalismus. Der Präsi-dent der USA entscheidet selbst, mit welchen Journa-listen er reden möchte, STEVE JOBS entscheidet selbst, mit welchen Journalisten er reden möchte – und seien wir ehrlich: Es werden nicht diejenigen eingeladen, die negativ berichtet haben. Meine Empfehlung ist, sich abzugucken, wie Journalisten in der Politikberichter-stattung heute schon arbeiten. Denn dort existiert das Problem bereits. Sie sollten niemals versuchen, die Interessen ihres Publikums zu verraten, um an eine Nachricht zu kommen.

»„Ein richtiger Innovation Journalist sieht […], dass eine Innovation die Gesellschaft beeinflusst.“«

denken sie, dass innovation Journalism eine neue fachjournalistik ist und Journalisten sich damit identifizieren? oder ist es vielmehr eine akademische bezeichnung, die bei der Analyse hilft?

Innovation Journalism kann für einen Journalisten zwei Dinge darstellen: eine Denkweise oder eine Spar-te. Als Sparte ist es horizontal. Es ist nicht Technik oder Politik oder Wirtschaft, sondern Technik und Po-litik und Wirtschaft. Es kann aber auch eine Denkwei-se für, beispielsweise, einen Wirtschaftsjournalisten

was verstehen sie unter der denkweise? denken sie, ein Politikjournalist oder technikjournalist kann durch diese denkweise seine Arbeit verbessern?

Ja, das denke ich. Sagen wir so: Da sind drei Ebenen des Journalismus: Zum einen der vertikale Journalis-mus, der nur über ein bestimmtes Ressort berichtet. An ge nommen, Sie sind Politikberichterstatter. Sie schreiben über ein politisches Ereignis und darin kommt FAcEBOOK vor. Sie verwenden nur den Na-men „FAcE BOOK“ und sagen nichts zur Technologie, denn Sie wissen nichts darüber – es ist nicht ihre Spar-te. Sie berichten über nichts, was nicht in ihr Ressort fällt.

Stufe 2 ist Innovation Journalism als Denkweise: Sie berichten über Politik, erlauben aber, dass auch ande-re Dinge vorkommen. Wenn Sie also eine Politikge-schichte haben, die etwas mit Technik oder Wirtschaft zu tun hat, erklären Sie diese Dinge, auch wenn der Fokus auf Politik bleibt. Das ist angewandter Innova-tion Journalism als Denkweise in der Politikbericht-erstattung.

Stufe 3 ist dann ein eigenständiges horizontales Res-sort. Sie sagen nicht mehr, dass Sie Politikberichter-statter sind. Sie sehen eine große Veränderung und er-kennen beispielsweise, dass die Politik an dieser Stelle gar nicht so wichtig ist. Darum erklären Sie mehr zur Technik und zur Wirtschaft. Ein anderes Mal ist die Technologie nicht so wichtig, sondern vielmehr die neue, interessante Nutzungsart.

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Wallenberg Hall an der stanford University: sitz des center for innovation and communication

sein: Er berichtet über Wirtschaft. Wenn er aber etwas mehr Technik und Politik in seine Berichter-stattung hineinbringt, kann seine Wirtschaftsgeschichte auch etwas über Innovationen erzählen.

Ein richtiger Innovation Journa-list sieht sein Themengebiet aber als eigene Sparte, und er sieht sich selbst nicht als Technikjournalist, Wirtschaftsjournalist oder Politik-journalist. Er sieht, dass eine Inno-vation die Gesellschaft beeinflusst und nimmt die verschiedenen Komponenten in seine Geschich-te hinein – eine Geschichte über den Wandel, darüber also, wie neue Verhaltensweisen in der Ge-sellschaft angenommen werden.

innOVATiOn JOUrnALism

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innOVATiOn JOUrnALism08 Fachjournalist No .4 2011

DAViD nOrDfOrs ist Mitbegründer und Direktor des

Centers for Innovation and Communication an der

kalifornischen Stanford-Universität. Er ist ursprüng-

lich Physiker und wurde bei Nobelpreisgewinner Kai

Siegbahn an der Universität Uppsala in Quanten physik

promoviert. Nordfors entwickelte das Konzept des

Innovation Journalism im Jahr 2003.

Der Autor PrOf. Dr. AnDreAs scHümcHen ist seit 2000

Professor für Journalistik im Studiengang Technikjour-

nalismus der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg in Sankt

Augustin. Er ist unter anderem zusammen mit dem

Deutschen-Fachjournalisten-Verband Herausgeber des

Fachbuchs „Technikjournalismus“.

Die Autorin DiPLOm­JOUrnALisTin (fH) Jennifer scHWA­

nenberG ist Absolventin des Studiengangs Technikjour-

nalismus an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Seit

ihrem Abschluss 2009 arbeitet sie als wissenschaftliche

Mitarbeiterin im Fachbereich Elektrotechnik, Maschi-

nenbau und Technikjournalismus der Hochschule

Bonn-Rhein-Sieg.

Die Autorin PrOf. Dr. kATHArinA seUser ist seit 2009

Professorin für Journalistik und Medienproduktion im

Studiengang Technikjournalismus der Hochschule Bonn-

Rhein-Sieg in Sankt Augustin.

Ich sehe derzeit eine Entwicklung im Journalismus zu Stufe 2, aber ich denke, dass es irgendwann auch zu Stufe 3 kommen wird. Auch andere Arbeitsweisen begünstigen den Schritt zu Stufe 3, zur ganz und gar horizontalen Stufe; zum Beispiel mehr im Team zu ar-beiten und so die Kompetenzen, die eine Geschichte braucht, besser zusammenzubringen. Es ist trotzdem auch für einen Journalisten machbar, über das System Innovation zu berichten und alle Einflüsse zu berück-sichtigen: Sie suchen sich etwas, von dem Sie bereits viel wissen. Wenn Sie an Musik interessiert sind, ler-nen Sie etwas über copyright, über die Technologien und die Stakeholder und wie sie Einfluss nehmen. Das funktioniert bereits. Wenn Sie sich für Social Media interessieren, müssen sie etwas über arabische Re-gierungen lernen. Der traditionelle Technikjournalist würde nichts über den arabischen Frühling schreiben. Er würde schreiben, dass FAcEBOOK eine neue Art „Like-Button“ geschaffen hat, der etwas Neues verur-sacht.

sie promoten innovation Journalism in stanford seit 2004 mit ihrem innovation-Journalism-Programm im stanford center for innovation and communication. Können sie uns das Programm erklären?

Wir arbeiten mit Praktikern und Akademikern. Wir arbeiten mit Journalisten aus der ganzen Welt und Re-daktionen hier im Silicon Valley sowie den gesamten USA zusammen. Journalisten, die daran interessiert sind, wie über Innovation berichtet wird, können zu uns kommen. Wir stellen ihnen vor, was Innovation für uns hier in Stanford bedeutet. Dann schicken wir sie in Redaktionen, in denen sie praktisch über Inno-vation berichten. Einmal im Jahr haben wir dann eine gemeinsame Konferenz hier.

Zum anderen kommen Wissenschaftler aus der gan-zen Welt hierher, um über Innovation Journalism zu forschen. Was ist Innovation Journalism, wie funktio-niert Innovation Journalism im System der Innovatio-nen? Im Stanford center for Innovation and commu-nication sehen wir uns beide Seiten an: Journalismus und Kommunikation. Sie sind beide Stakeholder im Innovationssystem. Die Interaktion der beiden ist ent-scheidend, wenn es darum geht, Geschichten über In-novationen zu entwickeln.

herr nordfors, vielen dank für das interview. //

enDnOTen:

1 http://venturebeat.com/2011/05/06/osama-bin-ladens-death-reveals-the-value-of-state-of-the-art-technology/.

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09Fachjournalist No .4 2011

OnLineJOUrnALismUs

Das Internet ist ein großer Schaukasten. Jeder kann

im Netz seine „Produkte“ und sein Know-how darstellen.

Oftmals kostet die Nutzung der bestehenden

Präsentationsflächen nichts außer Zeit und Engagement,

zudem sind diese meist in bereits vorhandene und

gewachsene Strukturen eingebettet. Mit dem nötigen

Wissen, Strategie und Mut baut man sich auch im Internet

ein hilfreiches Netzwerk auf, das einen mit Kollegen,

Rezipienten und (potenziellen) Kunden verbindet.

Dieser Praxisbericht will Ihnen dafür einige Tipps

an die Hand geben.

DiGiTALe seLbsTVermArkTUnG für JOUrnALisTen ein PrAxisbericHT für einsTeiGervon Moritz „mo.“ Sauer

Journalisten liegen die Grundlagen der Selbstvermarktung im Blut. Es ist ihr Job, Inhalte aufzubrechen, verständlich zu erklären, einzuordnen und in Form zu bringen, also fach-, medien- und zielgruppengerecht aufzubereiten und anzubieten. Aus der Recherche ergeben sich dabei oft in-teressante „Nebenprodukte“ der journalistischen Arbeit, die keinen Eingang in das finale Werk finden. Nicht sel-ten liegt der Grund hierfür nicht in der Belanglosigkeit der Informationen. Vielmehr fehlt entweder der Platz, das Material lässt sich nicht schlüssig einfügen oder spannt ein eigenes Thema auf, welches eine intensivere Ausein-andersetzung erfordern würde.

Das ärgert den Journalisten, denn sicherlich hätte der Leser, Zuschauer oder -hörer gerne auch diesen Teil der Geschichte erfahren. Auch Fotos, Zitate, Filmaus-schnitte der Interviewmitschnitte bieten oftmals Anknüp-fungspunkte für „eigene“ Veröffentlichungen ( →Abb. 1). An diesem Punkt nutzen im Social Web aktive Journa-listen das eigene Blog, TWITTER, den eigenen Podcast oder YOUTUBE für eine Veröffentlichung. Bevor Sie aber Inhalte über Kanäle wie diese publizieren, lohnt es sich, zunächst grundlegende Fragen zu klären. Denn mit einer eigenen Marketingstrategie erzielen Sie einen ungemein stärkeren und nachhaltigeren Effekt.

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OnLineJOUrnALismUs

brAnDinG & cOrPOrATe iDenTiTY: Der JOUrnALisT ALs mArke

Um sich clever und nachhaltig zu vermarkten – und das gilt nicht nur für das Internet – sollten Sie sich zuallererst grundlegende Gedanken zum eigenen Leistungsportfolio sowie zur eigenen Markenidentität machen.

Erst danach sind Entscheidungen über die richtige Ver-marktungsstrategie und die Wahl der richtigen Kanäle zu treffen. Für Journalisten sind unter anderem folgende Fra-gen relevant:

• Was sind meine Kernthemen? • Welche Zielgruppe visiere ich an? • Wo möchte ich meine Inhalte veröffentlichen? • Wie lauten meine Hauptschlagworte, die mein „Produkt“ und mich beschreiben?

Wenn Sie mithilfe dieser Fragen die eigene Marke entwi-ckeln, hat dies gleich mehrere positive Effekte. Auf diese Weise verfügen Sie selbst über eine klare Vorstellung ih-res Angebots. Dies wiederum hat zur Folge, dass Ihr Profil auch für andere klar erkennbar wird, beispielsweise für (potenzielle) Kunden. Und das unterstützt Ihre Positio-nierung im Markt.

Mit der Beantwortung der Fragen ergeben sich die ersten Grundlagen (Anhaltspunkte, Hinweise) für Ihre „corpo-rate Identity“. Diese cI beschreibt dabei Ihre individuelle Identität, Ihr Auftreten sowie die charakteristika Ihres „Unternehmens“, das „corporate Design“ (cD) - als Teil Ihrer cI – stellt Ihr Erscheinungsbild dar. Die cI setzt sich in der Regel aus folgenden wesentlichen Kernele-menten zusammen:

• Kurzbeschreibung; • Slogan; • Schlagworte; • Farben; • Schriftart (Typografie); • Logo; • Sound (-signatur).

Insbesondere ein festgelegtes Farbschema und eine kon-sequent genutzte Schriftart unterstützen ihre individuelle Identität und erzeugen ein einheitliches Bild.

Der DiGiTALe WerkZeUGkAsTen

Haben Sie die Pfeiler Ihrer eigenen Marke definiert und Entschlüsse zum Design gefasst, erstellen Sie als nächs-tes einen Ordner „Digitaler Werkzeugkasten“. In diesem

aBB.1: DiensTe UnD neTZWerke für Die DiGiTALe seLbsTVermArkTUnG

Typ kurznachrichten Artikel newsletter bilder bilder Audio Video Präsentationen

Dienst Twitter WordPress

blog

mailchimp WordPress

fotoblog

flickr soundcloud YouTube /

Vimeo

slideshare

format Text Text

fotos

illustra tionen

Grafiken

Text

fotos

illustrationen

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fotos

illustrationen

Grafiken

fotos

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Grafiken

Audio-

beiträge

musik

Video folien

Audio

Video

Zeit pro nachricht

(in minuten)

1-5 5-30 30-60 5-15 5-20 5-20 5-20 5-20

frequenz der

veröffent lichten

informationen

1-10 nachrichten

pro Tag

1-5 Artikel

pro Woche

1 newsletter

pro Woche /

monat

1-20 fotos

pro Woche

1-20 fotos

pro Woche

1-5 beiträge

pro monat

1-5 Videos

pro monat

1-5 Präsentatio-

nen pro monat

Diskussion *** *** - ** ** *** *** / ** *

netzwerk *** ** - *** *** * ** / ** *

Abonnement ** ** *** ** ** ** ** / ** **

intention marketing

empfehlungen

netzwerk

recherche

Portfolio

experimente

überblick

Produkt-

angebote

informationen

Portfolio

experimente

Portfolio

experimente

Portfolio

experimente

Portfolio

experimente

expertise

Portfolio

Erläuterung: Die Sternchenanzahl gibt die Eignung des jeweiligen Dienstes nach Einschätzung des Autors an (*** = besonders geeignet).

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11Fachjournalist No .4 2011

OnLineJOUrnALismUs

Ordner legen Sie, in Unterordnern sortiert, die „Bestand-teile“ ihrer Marke ab, um Sie jederzeit griffbereit zu ha-ben.

In den digitalen Werkzeugkasten gehören eine Kurzbe-schreibung mit maximal 160 Zeichen, eine längere Be-schreibung mit etwa 500 Zeichen sowie eine ausführli-che Beschreibung. Darüber hinaus Schlagworte zu Ihren Kernthemen, die Schrift (-familie), die Farben in Form von Farbwerten für die Wiederwendung auf Websites, ein Logo, Organisatorisches wie Kontoverbindungen, etc. und …

… Fotos! Fotos gehören zu den wichtigsten Werkzeugen für die Selbstvermarktung. Portraitfotos brauchen Sie im Web immer und immer wieder: Ob als kleines Avatarbild-chen bei TWITTER, XING oder für die „Über mich“-Web-seite des eigenen Blogs. Schnappen Sie sich einen netten Menschen, der Sie fotografiert. Lassen Sie zahlreiche Fo-tos schießen –  am besten mit wenigen Details im Hin-tergrund – und suchen Sie anschließend fünf gelungene

heraus. Diese Fotos benötigen Sie in Zukunft nicht nur für das Web. Sie werden froh sein, wenn ein gelungenes Bild auch Ihren Artikel ziert, wie beispielsweise hier im FAcHJOURNALIST.

Neben den Bestandteilen Ihrer Marke empfehle ich, in einem separaten Ordner Ihre fertigen Produktionen, die Kontaktdatenbank und Sicherheitskopien abzuspeichern.

ZeiTAUfWAnD VersUs nUTZen

Journalisten arbeiten sowohl in als auch für verschiedene Institutionen sowie mit verschiedenen Formaten. Dazu gehören Texte, Bilder, Audio, Videos und Präsentatio-nen. Bei diesen unterschiedlichen Darstellungsformen bieten sich verschiedene Kanäle und Techniken für die Verbreitung im Internet an. Eine der wichtigsten Fragen auf der Suche nach dem effektivsten Marketingkanal lau-tet dabei: Wie viel Zeit wollen und können Sie für die Selbstvermarktung „opfern“? Gleichzeitig stellt sich die nächste Frage: Welcher Informationskanal eignet sich für

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aBB.2: Der JOUrnALisT mArcUs böscH VerknüPfT AUf seiner fAcebOOk­fAnseiTe ZAHLreicHe WebserVices

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12 Fachjournalist No .4 2011

OnLineJOUrnALismUs

Quelle: http://www.issuu.com/fachjournalist/docs/fj_juli_2011_gesamtausgabe

die eigene Selbstvermarktung? Nut-zen Sie besser TWITTER, ein Blog, Po-dcasting oder vielleicht FAcEBOOK? Oder eine Kombination?

Richtwerte zu Aufwand und Einsatz-zweck relevanter Dienste im Internet finden Sie in der Tabelle „Dienste & Netzwerke zur digitalen Selbstver-marktung“ (→Abb. 1). Jeder Kanal hat seine Vor- und Nachteile bzw. erfordert unterschiedlichen Zeitauf-wand. So ist beispielsweise TWITTER unter anderem so beliebt, weil dieser Kanal nicht unbedingt viel Zeit pro Tag erfordert. Ein Blog benötigt da-gegen mehr Pflege, bietet aber auch größere Nachhaltigkeit.

Zudem kommt es bei der Wahl des geeigneten Informationskanals auch auf die Intention an. Während der Upload von Präsentationen zu Vor-trägen oder Schulungen die eigene Expertise unterstreicht, darf in einem

Blog oder auf der Website der Foto-community gerne auch experimentiert werden. Je nachdem, wie offen Sie Ihre Kanäle gestalten, können auch Diskussionen über die Kommentarfunktion entstehen. Dieser Rückkanal kann wertvolle Dialoge initiieren und ist zudem ein nicht zu unterschätzendes Werkzeug für die Recherche.

Die verschiedenen Werkzeuge unterstützen Sie je nach Wahl mal mehr, mal weniger bei der Vernetzung. Wäh-rend ein Newsletter-Werkzeug sich beispielsweise hervor-ragend für Abonnements und die Verbreitung gebündelter Informationen eignet, bietet es im Unterschied zu Blogs und TWITTER kaum Möglichkeiten der direkten Vernet-zung.

Die PrOfiLeinsTeLLUnGen

Haben Sie sich für einen oder mehrere Dienste entschie-den, widmen Sie sich als Allererstes den Einstellungen des Profils samt visuellem Erscheinungsbild. Mithilfe des Erscheinungsbildes heben Sie sich von anderen Profilen ab und unterstützen das eigene Branding. An dieser Stelle kommt der eigene digitale Werkzeugkasten voll zum Tra-gen. Denn die Webdienste bieten in der Regel grundlegen-de Gestaltungsmöglichkeiten an. Dazu gehören oftmals Name, Kurzbeschreibung, Schlagworte, Farben, Slogan, Avatarbild, Hintergrundbild sowie ein Verweis auf die ei-gene Website. Mit den Bausteinen aus Ihrem Werkzeug-

kasten haben Sie schnell zum Beispiel einen TWITTER-Kanal für sich „gebrandet“.

embeDDinG: inHALTe AUf reisen

Das Internet hat die Medienindustrie in den letzten Jahren auf den Kopf gestellt. Mit der exponentiell wachsenden Digitalisierung von Informationen und der immer schnel-ler werdenden Datenautobahn lösen sich die Inhalte kon-tinuierlich von festen Datenträgern. Zunehmend ordern wir Informationen aus der Datenwolke, Stichwort „cloud computing“. Von welchem Rechner etwa das gerade lau-fende YOUTUBE-Video stammt, ist egal. Wichtig ist, dass es sowohl auf dem iPad als auch auf dem Mobiltelefon flüssig läuft. So entsteht eine „Multi-content-Welt“ mit ei-nem „Multi-channeling-Management“. Inhalte empfängt der Rezipient nicht an einem Ort, sondern dort, wo er will: auf dem Tablet, Mobiltelefon, auf FAcEBOOK oder TWITTER, im RSS-Reader oder auf dem eigenen Fernseher mit WLAN-Anschluss.

Um auf so vielen Plattformen wie möglich präsent zu sein, sollten Sie spezialisierte Dienste nutzen. Ein wichtiges Merkmal dieser Dienste ist, dass Sie die Inhalte auf ande-ren Plattformen und Websites einbauen können: das soge-nannte „embedden“. So erlaubt beispielsweise der Dienst von SLIDESHARE (http://www.slideshare.net/), dass Sie hochgeladene Präsentationen nicht nur auf der eigenen

aBB.3: über einen embeDDeD cODe frei imPLemenTierbAr: Der fAcHJOUrnALisT AUf issUU.cOm

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13Fachjournalist No .4 2011

OnLineJOUrnALismUs

Que

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com

Website einbauen, sondern dort auch direkt als Down-load anbieten können. Gleichzeitig stellt SLIDESHARE si-cher, dass Ihre Präsentationen auch auf anderen Geräten verfügbar sind.

Wenn Sie einen Dienst auswählen, achten Sie darauf, dass dieser auch von anderen Plattformen unterstützt wird. So können etwa Audiodateien von SOUNDcLOUD (http://soundcloud.com/) direkt auf WORDPRESS.cOM und auf FAcEBOOK eingebaut werden. Nutzer hören so Ihren Beitrag direkt auf der jeweiligen Plattform.

eine WebsiTe ALs eiGenes HAUPTqUArTier

Ganz gleich, welche Dienste Sie nutzen, eines sollten Sie immer be-sitzen: eine ei gene Internetseite mit einer Adresse, die Ihnen gehört. Im Vergleich zu fremden Plattformen sind Sie so nicht an deren Geschäfts-bedingungen gebunden. Obendrein können selbst riesige Plattformen wie MYSPAcE (http://de.myspace.com/) nach ein paar Jahren wieder samt ih-rer Profi le in der Belanglosigkeit ver-sinken.

Konzentrieren Sie sich also darauf, dass die eigene Website immer der Dreh- und Angelpunkt Ihres Han-delns ist. Das wirkt professionell und unabhängig. Externe Inhalte „embed-den“ Sie einfach. Für den Betrieb ei-ner eigenen Website empfehle ich das frei verfügbare Blog-System WORD-

PRESS.

WORDPRESS gehört heutzutage zu den weltweit am weitesten ver-breiteten Redaktionssystemen. Ur-sprünglich als reines Blog-System konzipiert, nutzen heute Internet-magazine, Lehreinrichtungen oder auch Firmen das wendige content Management System (cMS) für die eigene dynamische Internetpräsenz. Schließlich darf sich jeder den Quell-code des Systems kostenlos herunter-laden und auf einer eigenen Domain unentgeltlich installieren und nutzen.

Man muss weder ein Internetspezia-list, noch ein Webdesigner sein, um

ein eigenes Blog zu betreiben. Mit nur wenigen Klicks sichern Sie sich heute eine eigene Domain samt instal-liertem Blog.

Der kommerzielle Anbieter WORDPRESS.cOM bietet bspw. neben kostenlosen Internetadressen im Stile von http://ihrname.wordpress.com gegen einen geringen Auf-preis die Sicherung der eigenen .net-, .org- oder .com-Adresse (z.  B. http://ihrname.com) an. Der Anbieter übernimmt zudem die Wartung Ihres Blogs. Dieser wird automatisch mit neuen Funktionen freigeschaltet, etwa einer Website-Version für mobile Endgeräte, Sicherungs-dateien werden automatisch angelegt.

aBB.4: Die neWsLeTTer­sTATisTiken VOn mAiLcHimP HeLfen bei Der eVALUie­rUnG Des eiGe nen mArkeTinGs.

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14 Fachjournalist No .4 2011

OnLineJOUrnALismUs

Wer bereits eine eigene Domain besitzt, kann diese per Domain Mapping gegen geringe Gebühren auf ein WORD-

PRESS-Blog umleiten. Dafür sind jedoch ein wenig tech-nisches Geschick und ein Webhoster nötig, der Domain Mapping ermöglicht.

Einen nicht unerheblichen Nachteil hat jedoch auch eine Installation über WORDPRESS.cOM: Sie müssen die Ge-schäftsbedingungen der Betreiber akzeptieren und dürfen zum Beispiel in der kostenlosen Version keine eigene Werbung auf Ihrem Blog implementieren. Sie haben je-doch jederzeit die Möglichkeit, sämtliche Artikel zu ex-portieren und auf eine eigene, nicht über WORDPRESS.

cOM durchgeführte Installation der OpenSource-Soft-ware umzusteigen. Denn das Redaktionssystem Word-Press darf frei heruntergeladen und genutzt werden, auch für kommerzielle Zwecke.

PiePPieP, icH mAcH AUcH miT!

TWITTER gehört unter Medienmachern zu den beliebtes-ten Werkzeugen, da es Marketing, Netzworking und Re-cherche hervorragend verbindet. Einerseits erlaubt TWIT-

TER die schnelle und unkomplizierte Konversation mit Kollegen und Lesern, andererseits können Sie hiermit ein eigenes Netzwerk aufbauen, das Sie mit relevanten Infor-mationen versorgt.

TWITTER eignet sich exzellent, um Nachrichten abzuset-zen. Der Zeitaufwand ist minimal. Der Nachteil liegt auf der Hand: Bei derzeit 350 Milliarden TWITTER-Nachrich-ten täg lich verschwinden Ihre Kurznachrichten schnell im reißenden Nachrichtenstrom. Nachrichten werden nur dann vor dem Untergehen gerettet, wenn Ihre Leser die Nachrichten „weiterzwitschern“ und diese so am Le-ben erhalten.

TWITTER kann ungemeine Schneeballeffekte auslösen, abhängig davon, wie wichtig und interessant die Infor-mationen sind. Die Selbstvermarktung mittels TWITTER funktioniert nur bei reger und aktiver Nutzung. Erst der konstante Strom hinterlässt Wirkung und hilft Ihnen, neue Abonnenten zu gewinnen.

e­mAiL­mArkeTinG miT mAiLcHimP

Newsletter gibt es, seit es das E-Mail-Format gibt. News-letter werden zwar regelmäßig verschickt, doch im hek-tischen Web 2.0-Zeitalter bilden sie eher einen Ruhepol. Ein wesentlicher Pluspunkt von Newslettern ist, dass Sie als Versender heute präzise erfahren können, wer wann wo Ihren Newsletter öffnet, welche Inhalte angeklickt und welche Informationen ignoriert werden.

Ein empfehlenswertes Programm ist MAILcHIMP (http://mailchimp.com). Es muss nicht installiert wer-den, sondern wird über den Browser gesteuert. Wie die meisten anderen Webdienste bietet auch MAILcHIMP ein attraktives kostenloses Einsteigerangebot an. Die Verwal-tung von bis zu 2.000 Abonnenten und der Versand von 12.000 E-Mails pro Monat sind kostenlos. Das Unterneh-men stockte diese Zahlen in den letzten Jahren kontinu-ierlich auf.

MAILcHIMP ist damit ein mächtiges Werkzeug, über das Sie Newsletter im Browser zusammenklicken und versenden können. Zwar erfordert die Anwendung ein wenig Einarbeitungszeit, doch zu sämtlichen Funktio-nen bietet MAILcHIMP kurze Video- und ausführliche PDF-Anleitungen. Zudem müssen Sie auch kein Designer sein, um gut aussehende Newsletter zu verschicken. Der Newsletter-Spezialist bietet Ihnen eine große Auswahl an vorgefertigten Layouts, die in jedem E-Mail-Programm gut aussehen.

Über ein HTML-Formular, das Sie auf Ihrer oder einer anderen Website einbauen können, erfassen Sie neue E-Mail-Adressen; alternativ können Sie diese manuell in das System eingeben. Die Verwaltung der Abonnenten steuert das Newsletter-Redaktionssystem somit auf Wunsch auto-matisch.

MAILcHIMP liefert zahlreiche Statistiken und beantwor-tet unter anderem Fragen wie: Wie viele Abonnenten le-sen meinen Newsletter wirklich? Wer genau öffnet den Newsletter? Welche Links klicken meine Empfänger an? Welche meiner Themen erhalten die meisten Klicks? (→Abb. 4)

Der einzige Wermutstropfen bei MAILcHIMP: Sämtliche Anleitungen finden sich nur in englischer Sprache. Wen das nicht stört, der kann auf das zurzeit professionellste kostenlose Newsletter-Werkzeug zurückgreifen.

ViDeO: Der LiZenZfreie PriVATsenDer

Video gehört zu den großen anhaltenden Webtrends. Das Potenzial wird sich in den kommenden Jahren dank immer schnellerer Datenleitungen noch weiter steigern. 2015 sollen laut cIScO SYSTEMS, dem weltweit führen-den Unternehmen für Netzwerktechnologie, 90 Prozent des IP-(Internet)-Verkehrs normaler Konsumenten aus Videos bestehen.1

Gerade beginnt auch YOUTUE (http://www.youtube.com) mit Live Streamings, nachdem bereits seit geraumer Zeit Plattformen wie JUSTIN.TV, USTREAM.TV oder

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15Fachjournalist No .4 2011

OnLineJOUrnALismUs

LIVESTREAM.cOM diesen Service anbieten. Was liegt also näher, als Videos für die Selbstvermarktung zu nut-zen? Schließlich erreichen Sie Konsumenten so überall, da Videoplattformen den Einbau von Videos auf Blogs und sozialen Plattformen erlauben und tatkräftig unter-stützen. Die Kosten für das Streaming übernehmen die Plattformen gleich mit. So senden Sie nach einer fünfmi-nütigen Registrierung bereits live oder laden Ihre eigenen Produktionen auf eine der zahlreichen Videoplattformen hoch. Die Inhalte müssen nicht auf Hochglanz poliert werden, wichtiger sind Authentizität und die Information selbst. Journalisten empfehle ich YOUTUBE und VIMEO. Während kein anderer Dienst an die technischen Quali-täten von YOUTUBE und die mögliche Masse an Konsu-menten heranreicht, hat sich VIMEO auf kreative Videos zwischen Dokumentationen, Interviews und Kurzfilmen spezialisiert. Die Nutzerschar ist lange nicht so groß, wie auf YOUTUBE – dafür aber spezialisierter.

sOUnDcLOUD: AUDiObeiTräGe AUs Der WOLke

Wenn Sie Audiobeiträge im Internet veröffentlichen oder vielleicht sogar einen eigenen Podcast starten wollen, ist SOUNDcLOUD (http://www.soundcloud.com) das Werkzeug der Wahl. Der Service hat sich auf den Vertrieb und die Übertragung von Audio spezialisiert.

Neben zahlreichen verschiedenen Audioplayern, die auf sämtlichen relevanten Plattformen laufen, ermöglicht SOUNDcLOUD das Kommentieren von Audiodateien. Registrierte SOUNDcLOUD-Nutzer können exakt den Zeitpunkt in einer Audiodatei markieren, zu dem sie ei-nen Kommentar schreiben wollen. Auch hier können Sie anderen Nutzern folgen, mit ihnen kommunizieren und netzwerken. SOUNDcLOUD unterstützt die Funktiona-lität mit hilfreichen Anleitungen und erweitert konstant die Möglichkeiten, Audio auszustrahlen.

PräsenTieren miT sLiDeHAre

Der FAcHJOURNALIST macht es vor: Alle seit dem Re­launch des Magazins im Juli 2010 erschienenen Aus­gaben können Sie nicht nur als gedrucktes Maga­zin, sondern auch im Browser, auf dem Tablet oder auf mo bilen Geräten lesen. Und dies nicht nur als PDF ( →Abb. 3). Möglich macht das der Dienst ISSUU

(http://www.issuu.com/). Ein vergleichbarer Anbieter ist SLIDESHARE (http://www.slideshare.net/). Während ISSUU sich auf das Format Magazin konzentriert, stehen bei SLIDESHARE Präsentationen im Vordergrund.

Präsentationen werden als PDF-Datei hochgeladen, vom System konvertiert und – wie bei anderen Diensten auch

Der Autor mOriTZ „mO.“ sAUer ist Journalist, Dozent, Buch-

autor und Webdesigner. Er beschäftigt sich hauptsächlich

mit den Themen Internet, Kommunikation, (Online-)

Journalismus, Marketing, Musik und Netzkultur. Als

Buchautor blickt er auf drei erfolgreiche Buchtitel zurück,

die im Computerbuchverlag O’Reilly erschienen: „Websi-

tes für Musiker, DJs und Netlabels“, „Weblogs, Podcasting

& Online-Journalismus“ und die mittlerweile zweite

Auflage von „Blogs, Video & Online-Journalismus“. Als

Webdesigner und Herausgeber veröffentlicht „mo.“ das

deutschsprachige Musik- und Netzkultur-Magazin Phlow

(http://www.phlow.de).

– für verschiedene Plattformen aufbereitet. Zusätzlich versieht Slideshare die Präsentationen – und auch alle an-deren möglichen PDF-Daten – mit Funktionen zum Teilen in sozialen Netzwerken. So präsentieren Sie optimal eige-ne POWERPOINT- oder KEYNOTE-Präsentationen online.

UnD JeTZT!?!

Die Möglichkeiten der Selbstvermarktung im Internet überfordern einen zu Anfang oft. Doch Journalisten pro-duzieren von Hause aus Inhalte, die man verlinken kann und womöglich in seinen eigenen Kanälen digital zweit-verwerten darf. Außerdem fallen bei der Produktion der eigenen Werke oft interessante „Nebenprodukte“ und „Schnipsel“ an, die Impuls für weitere Veröffentlichungen sein können. Darum: Trauen Sie sich! Öffnen Sie einen ersten Kanal für die Selbstvermarktung und erweitern Sie Ihr Netzwerk.

Machen Sie sich mit den Funktionen der verschiedenen Dienste vertraut und experimentieren Sie. Sie werden Neues lernen, neue Wege entdecken und neue „Kunden“ oder „Mitstreiter“ finden. Denn eines ist gewiss: Dialoge bringen neue Erkenntnisse und Möglichkeiten und nicht

zuletzt oft auch einen neuen Auftrag. //

enDnOTen:

1 http://www.cisco.com/en/US/solutions/collateral/ns341/ns525/ns537/ns705/ns827/white_paper_c11-481360_ns827_Networking_Solutions_White_Paper.html.

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16 Fachjournalist No .4 2011

OnLineJOUrnALismUs

von Brigitte Hagedorn

TWITTER, FACEBOOK und

Blogs sind in aller Munde –

und Podcasts? Ein Podcast ist

mehr als nur eine Audio- oder

Videodatei im Internet. Nur

leider wissen dies die We-

nigsten. Wie Sie Podcasts zu

interessanten Themen finden,

diese abonnieren und welche

Potenziale der Kanal für die

eigene journalistische Arbeit

und das eigene Profil bietet,

zeigt der folgende Beitrag.

PODcAsT Der UnTerscHäTZTe sOciAL­meDiA­kAnAL

AUf Dem LAUfenDen bLeiben – PODcAsTs AbOnnieren

Jeder Podcast ist mit einem sogenannten RSS-Feed ver-bunden. Diese Technologie macht es möglich, einen Pod-cast zu abonnieren. Wie bei einem Zeitungsabonnement bekommen Sie regelmäßig die aktuelle Ausgabe geliefert, Sie bleiben auf dem Laufenden und können den Podcast zeit- und ortsunabhängig nutzen. Podcasts landen jedoch nicht in Ihrem Briefkasten, sondern auf Ihrem Endgerät und sind in der Regel kostenlos. Das ist der besondere Vorteil eines Podcasts auf Nutzerseite. Die Macher, also die Podcaster, nutzen dieses Medium, um auf sich auf-merksam zu machen, um ihr Know-how zu teilen und um ihre Zielgruppe persönlich anzusprechen – um mitzure-den auf dem großen Marktplatz im Internet.

PODcAsTs sUcHen UnD finDen Interessante Podcasts findet man am einfachsten in den Podcast-Verzeichnissen. Hier sollte jeder Podcast ange-meldet und nach Kategorien oder Stichworten eingeord-net sein.

PODcAST.DE1 ist ein großes deutschsprachiges Verzeich-nis, in dem Sie mehr als 1,7 Millionen Dateien zum Her-unterladen, online Abspielen und Abonnieren finden. Al-ternativen zu PODcAST.DE sind beispielsweise PODSTER.

DE2, PHONOSTAR.DE3 oder der ITUNES-STORE4. Selbst-verständlich können Sie bei der Suche nach einem Pod-cast auch eine Suchmaschine Ihrer Wahl bemühen, die Suche in einem Podcast-Verzeichnis bringt Sie allerdings schneller ans Ziel.

Bei PODcAST.DE haben Sie auf der Startseite unter „Ent-decken“ die Möglichkeit, eine Suche nach unterschiedli-chen Suchkriterien (Kategorien, Stichworte oder charts) durchzuführen.

Unter anderem finden sich in dieser Liste auch Episo-den des FAcHJOURNALIST-Podcasts5, einem Projekt des DFJV zur Förderung junger Journalisten, die sich mit dem Thema beschäftigen. Übrigens können Sie in dieser und in anderen Listendarstellungen eine Vorauswahl treffen, ob Sie einen Audio- oder Video-Podcast suchen.

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17Fachjournalist No .4 2011

OnLineJOUrnALismUs

Quelle: http://www.podcast.de/podcast/10406/Fachjournalist-Podcast

Wenn Sie auf den Titel einer Episode klicken, gelangen Sie auf die eigentliche Seite des Angebotes. Auf dieser können Sie den Podcast auch abonnieren, exportieren und weiter-empfehlen – alles mit wenigen Klicks (→Abb. 1).

PODcAsTs AbOnnieren UnD kOmfOrTAbeL VerWALTen miT iTUnes

Damit das Abonnieren und Verwalten Ihrer Podcasts nicht komplizierter wird, als eine Zeitschrift zu abonnie-ren, nutzen Sie am besten einen Podcatcher. JUIcE6 und GPODDER7 sind nur zwei einer ganzen Reihe kostenloser Angebote. Komfortabel ist ITUNES, das unter Windows und auch unter Mac OS läuft.

1. Laden Sie zuerst ITUNES von www.apple.com8 herun-ter und installieren Sie es auf Ihrem Rechner.

2. Prüfen Sie anschließend noch die Einstellungen in Ih-rem Browser. Unter WINDOWS finden Sie diese bei-spielsweise im FIREFOX unter Extras, auf einem MA-

cINTOSH unter Firefox. Unter Anwendungen wählen Sie Podcast aus, in der rechten Spalte iTunes verwen-den (→Abb. 2). Wird ITUNES hier nicht angegeben, wählen Sie unter Andere Anwendung ITUNES aus.

3. Gehen Sie nun auf die Seite eines Podcasters, zum Bei-spiel auf den Blog vom FAcHJOURNALIST-Podcast9. Hier haben Sie in der rechten Spalte die Möglichkeit, den Podcast zu abonnieren. In ähnlicher Form ist diese Option auf anderen Podcast-Seiten ausgewiesen.

Wenn Ihr Browser richtig eingestellt ist, öffnet sich jetzt direkt ITUNES und der Podcast wird „abonniert“. In der Mediathek von ITUNES und auch in der Übersicht sehen

aBB.1: Der fAcHJOUrnALisT­PODcAsT AUf PODcAsT.De

aBB.2: brOWser kOmfOrTAbeL einsTeLLen. Am beisPieL firerfOx.

aBB.3: AkTUeLLe PODcAsT­ePisODen WerDen in iTUnes GeLADen

Sie anhand eines kleinen Buttons, dass eine Podcast-Epi-sode heruntergeladen wird (→Abb. 3).

Das funktioniert so nicht? Dann gibt es eine zweite Mög-lichkeit, einen Podcast mit ITUNES zu abonnieren:

Klicken Sie dazu mit der rechten Maustaste auf den RSS-Button auf dem Podcast-Blog; wählen Sie Linkadresse kopieren. Öffnen Sie ITUNES und gehen Sie in der Me-nüleiste unter Erweitert auf Podcast abonnieren. Es öff-net sich ein Feld, in das Sie den Podcast-Feed kopieren. Jetzt noch auf OK klicken und der Podcast ist abonniert (→Abb. 4).

Wann immer Sie nun ITUNES öffnen, wird automatisch geprüft, ob es neue Episoden gibt, und diese werden dann

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18 Fachjournalist No .4 2011

2006 2007 2008 2009 2010

Abruf von Audiodateien insgesamt

44 44 43 51 52

Audio-Podcasts 7 8 4 6 4

Abruf von Videodateien insgesamt

28 45 55 62 65

Video-Podcasts 3 4 7 6 3

Angaben in Prozent. Onlinenutzer ab 14 Jahre in Deutschland, ab 2010 deutschsprachige Onlinenutzer ab 14 Jahren, Quelle: http://www.ard-zdf-onlinestudie.de/index.php?id=264

OnLineJOUrnALismUs

heruntergeladen. Jetzt verpassen Sie keine neue Folge mehr. Außerdem können Sie Ihre Podcasts auch dann hö-ren, wenn Sie nicht online sind: Besitzen Sie einen MP3-Player, dann kopieren Sie die Episoden dorthin – so sind Sie sogar unabhängig von Ihrem Pc.

WAs GibT‘s ZU Hören UnD ZU seHen?

PODcAST.DE verzeichnet etwa 9.500 Podcasts. Eine große Anzahl entfällt dabei auf Sendungen des öffentlich-recht-lichen Rundfunks. Eine Vielzahl an Hörfunksendungen wird mit einem gewissen zeitlichen Abstand als Podcast angeboten. Fernsehsendungen, wie etwa QUARKS & cO. oder die TAGESScHAU werden ebenfalls für den zeit- und ortsunabhängigen Konsum bereitgestellt. Mit dem Pod-cast SOZUSAGEN! – BEMERKUNGEN ZUR DEUTScHEN

SPRAcHE von BAYERN 2 können Sie Ihr Deutsch von "Worthülsen" und "Sprechblasen" befreien oder mit 6

MINUTE ENGLISH von der BBc Ihr Englisch auff rischen. Verlage bieten Sprach kurse an, Universitäten ganze Vor-lesungen und Berater, Trainer und coaches präsentieren regelmäßig ihr Know-how als Podcast. Die Hörer kön-nen so ihre Motivation stärken oder ihr Zeitmanagement verbessern. Eine Reihe von Podcasts dieser Art finden sich auf dem Portal DAS ABENTEUER LEBEN10. Und auch Journalisten podcasten: THOMAS WANHOFF berichtet re-

gelmäßig über und aus der WUNDERBAREN WELT DER

WISSENScHAFT11, ARVID LEYH sendet AUF DER FRE-

QUENZ VON GEIST UND GEHIRN. Seinen BRAINcAST fand man lange auf seinem eigenen Blog12, mittlerweile podcastet er unter dem Dach von ScILOGS13, einem Blog-Portal der SPEKTRUM DER WISSENScHAFT VERLAGS-

GESELLScHAFT.

PODcAsT in ZAHLen

Zahlen über die Podcast-Nutzung sind rar. Die letzte ARD/ZDF-Onlinestudie14 ergab, dass der Abruf von Au-dio- und Videodateien im Internet insgesamt gestiegen ist (→Abb. 5).

2006 riefen 44 Prozent der über 14-jährigen Internet-Nutzer Audiodateien ab. Deren Anteil stieg bis 2010 auf 52 Prozent. Der Anteil von Nutzern, die Videodateien im Internet abriefen, stieg in diesem Zeitraum sogar um 37 Prozentpunkte von 28 Prozent auf 65 Prozent.

Die gestiegene Nachfrage nach Videodateien ist sicher-lich der besseren Versorgung mit Breitbandanschlüssen und leistungsfähigeren Mobilgeräten mit größeren Dis-plays geschuldet. Auch das bekannte Videoportal YOU-

TUBE15 trägt zu dieser Entwicklung bei.16 Eine ähnliche Alternative für Audiodateien ist das wenig bekannte Por-tal SOUNDcLOUD17.

Die Nutzung von Audio-Podcasts durch über 14-jährige Internet-Nutzer ist in den Jahren 2006 bis 2010 von sie-ben auf vier Prozent gesunken. Jedoch nicht zugunsten der Video-Podcasts, wie man meinen könnte. Diese sahen 2006 drei Prozent, ihre Hochzeit hatten Video-Podcasts 2008 mit sieben Prozent, danach fiel die Nutzung dann wieder auf drei Prozent zurück.

Die Ergebnisse der ARD/ZDF-Onlinestudie zeigen, dass Multimediaangebote zunehmend intensiver genutzt wer-den. Dass die Podcast-Nutzung dabei abnimmt, ist mögli-cherweise auch auf eine verbreitete Unkenntnis über die einfache und komfortable Nutzung eines Podcatchers zurückzuführen. Ältere Studien, die jeweils die Podcast-Hörer im Visier hatten, zeigten bereits, dass vorwiegend technikaffine Männer und Frauen dieses Medium nutzen. Auch die große Anzahl techniklastiger Sendungen ist da-für ein Indiz. Vielleicht nimmt die Nutzung aber auch ab, weil das Wort „abonnieren“ tendenziell eher negativ be-setzt ist und mehr an „Drückerkolonnen“ erinnert als an eine individuelle Mediennutzung.

In den USA stellte eine Studie von EDISON RESEARcH18 allerdings einen Zuwachs bei der Verbreitung von Pod-

aBB.4: PODcAsT mAnUeLL in iTUnes AbOnnieren

aBB.5: PODcAsT in ZAHLen

Page 19: Fachjournalist - Oktober 2011

19Fachjournalist No .4 2011

OnLineJOUrnALismUs

Die Autorin briGiTTe HAGeDOrn ist Hörfunk-Journalistin

und hat unter anderem für die Deutsche Welle, Deutsch-

landradio Kultur und den rbb gearbeitet. Mit ihrer

Werkstatt für audio:beiträge (www.audiobeitraege.de)

produziert sie seit 2003 Hörbeiträge, Audio-Slideshows

und Podcasts für Freiberufler, Unternehmen und Organi-

sationen. Sie ist als Beraterin tätig und leitet Podcast-

Schulungen, unter anderem betreut sie den Fachjourna-

list-Podcast (www.fachjournalist-podcast.de).

casts fest. 27 Prozent der Befragten sagen dort, dass sie schon einmal Podcasts gehört haben. Auch in den USA sind Audio-Podcasts beliebter als Video-Podcasts.

FABIO BAcIGALUPO hat auf der Fachkonferenz NI-

cHE1119 ebenfalls „Zahlen, Daten, Fakten zur Podosphä-re 2010/2011“20 zusammengetragen und gezeigt, dass deutsche Podcast-Nutzer diese Vorliebe teilen. Die Studie von BLUESKY MEDIA und PODcAST.DE von 200921 zeigt – wie bereits ältere Studien zuvor –, dass Podcast-Nutzer intensive Internetnutzer sind, die von den klassischen Medien wie Hörfunk oder Fernsehen kaum erreicht wer-den. Sie nutzen Podcasts, um sich zu informieren, sich weiterzubilden und zur Unterhaltung. Entsprechend wird vor allem auf Angebote zugegriffen, die sich inhaltlich mit Technik, Wissenssendungen und Unterhaltung / Hörspie-len beschäftigen.

PODcAsT ALs recHercHeinsTrUmenT

Podcasts eignen sich, wie TWITTER, Blogs oder FAcE-

BOOK, für die Recherche. Nur anders. Podcasts liefern einem nicht mit griffigen Headlines oder in 140 Zeichen Neuigkeiten oder Informationen. Einen Podcast kann man nicht querlesen und die Verweise auf andere Links sind nicht schnell und einfach erreichbar. Sie dienen eher der fundierten Hintergrundinformation, dem regelmäßi-gen Input zu einem Thema und sind hilfreich bei der Ex-pertensuche für ein Interview: Kennt man den Podcast ei-nes möglichen Interviewpartners, kann man schon recht gut beurteilen, wie dieser „tickt“ und wie es um die fachli-che Kompetenz und Eloquenz bestellt ist. Und dieses Wis-sen ist besonders für Livesendungen hilfreich. Kann man einen bekannten Podcaster für ein Interview gewinnen, so wird dieser wiederum über seine Social-Media-Kanäle auf das Interview hinweisen und die Leser- oder Hörer-zahl steigern. Andersherum kann das Namedropping be-reits im Vorfeld für Aufmerksamkeit sorgen.

Die eiGene mArke UnD Die rePUTATiOn sTärken

Selbstvermarktung bedeutet immer, sich klar zu positio-nieren und ein erkennbares Profil zu zeigen. Das ist im Internet so und außerhalb. Mit dem eigenen Podcast kön-nen Sie sich als Experte in Ihrem Fachgebiet präsentieren und Ihr Profil schärfen. Die persönliche Ansprache in ei-nem Podcast stärkt die Marke, in diesem Fall die Marke „Ich“.

Podcast ist ein Kind des Web 2.0. Das heißt, der Dialog mit Ihren Hörern kann Ihnen wichtigen Input liefern und die Kundenbindung unterstützen. Zudem erreichen Sie mit dem Medium zielgerichtet Ihr Publikum, denn einen

Podcast wird nur derjenige abonnieren, dessen Interes-sengebiet Sie treffen. Außerdem sind Podcasts gute Multi-plikatoren: Sie können auf Ihre Homepage hinweisen so-wie auf weitere Projekte und Beiträge. Ein Podcast bietet wertvollen content, der lange im Netz verfügbar ist und auf den Sie – über andere Social-Media-Kanäle – immer wieder aufmerksam machen können.

Und zu guter Letzt: Produktion und Verbreitung eines Audio-Podcasts sind kein Hexenwerk. Wer erst einmal klein anfangen möchte, ist herzlich eingeladen, sich der Redaktion des Fachjournalist-Podcasts anzuschließen. Hier hören Sie aktuell übrigens mehr zum Thema „Pod-cast – der unterschätzte Social-Media-Kanal“. //

enDnOTen:

1 http://www.podcast.de.2 http://podster.de/.3 http://www.phonostar.de/radiomagazin/podcasts/.4 http://www.apple.com/de/itunes/whats-on/.5 http://www.fachjournalist-podcast.de/.6 http://juicereceiver.sourceforge.net/.7 http://gpodder.org/.8 http://www.apple.com/de/itunes/download/.9 http://www.fachjournalist-podcast.de/.10 http://www.dasabenteuerleben.de/index.php.11 http://wissenschaft.wanhoff.de/.12 http://braincast1.blogspot.com/.13 http://www.scilogs.de/.14 http://www.ard-zdf-onlinestudie.de/index.php?id=264.15 http://www.youtube.com/?gl=DE&hl=de.16 Bei der Erhebung der Nutzungsfrequenz von Web-2.0-Angeboten folgen

Videoportale in der Beliebtheit auf private Netzwerke und communities. Diese werden täglich von neun Prozent der deutschsprachigen Onlinenutzer ab 14 Jahren genutzt. Podcast findet hier keine Erwähnung, Weblogs werden lediglich von zwei Prozent wöchentlich genutzt.

17 http://soundcloud.com/.18 http://www.edisonresearch.com/2010%20Edison%20Podcast%20Study%20

Data%20Graphs%20Only.pdf.19 http://www.niche11.de/.20 http://blog.podcast.de/artikel/671/zahlen-daten-fakten-aus-der-podosphaere.21 http://blog.podcast.de/files/Podcaststudie-2009_podcastDe_BlueSkyMedia.

pdf.

Page 20: Fachjournalist - Oktober 2011

20 Fachjournalist No .4 2011

OnLineJOUrnALismUs

Als Konsequenz der digitalen Entwicklungen

verteilen Medien ihre Botschaften heute über

mehrere Kanäle, aufbereitet für eine Vielzahl

möglicher Endgeräte und Nutzungssituationen.

Damit ändert sich auch das Anforderungsprofi l an

Journalisten, die in Zukunft immer öfter medienüber-

greifend werden planen und produzieren müssen. Die-

se Entwicklung hin zu einer crossmedialen Arbeitsweise

führt nicht nur zu veränderten Arbeitsabläufen, sondern

auch zur Entstehung neuer journalistischer Darstellungs-

formen. Für Journalisten birgt dieser Prozess eine Vielzahl

neuer Herausforderungen und berufl icher Möglichkeiten.

crOssmeDiAL in Die ZUkUnfT? AUsWirkUnGen Der DiGiTALen enTWickLUnGen AUf Den JOUrnALismUs

von Eva Hakes

„crossmedia“ ist ein gern und oft benutztes Schlagwort, wenn es um neue Entwicklungen in den Medien und deren Konsequenzen für den Jour-nalismus geht. Wie der Begriff schon nahelegt, geht es bei „cross“-„media“ um medienübergreifende Produkti-onen. Während die einen damit innovativen, vielschich-tigen Journalismus assoziieren, der in seinen Ausdrucks-möglichkeiten nicht mehr durch die einschränkenden Rahmenbedingungen eines einzelnen Mediums begrenzt wird, sehen andere die Gefahr eines Qualitätsverlustes journalistischer Inhalte: Für sie ist der crossmedia-Jour-nalist einer, der bei einem Termin den überwiegenden An-teil seiner Konzentration zeitgleichen Manövern an di-versen Aufzeichnungsgeräten widmet, wobei er vergisst, was er vor Ort eigentlich wollte. Darunter müsse die Qua-lität der Inhalte leiden, die sich nun allerdings in fünf Me-

dien gleichzeitig abbilden ließen, lautet das credo vieler Skeptiker. An den realen Anforderungen des crossmedia-Journalismus argumentieren sie damit jedoch vorbei.

Wer crossmedial arbeiten will, „sollte die spezifi schen Ei-genschaften und Darstellungsmöglichkeiten der verschie-denen Medien kennen und richtig einschätzen können“, stellte der Journalist und Dozent cHRISTIAN JAKUBETZ schon 2008 in seinem Buch „crossmedia“ fest. Dass ein

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21Fachjournalist No .4 2011

OnLineJOUrnALismUs

im beitrag genannte best Practice beispiele im crossmedia Journalismus, inspirationen und infor ma tionen mit kurzen einführungen von eva Hakes finden sie hier: http://evahakes.linkarena.com/folder/crossmedia-fachjournalist

Journalist gleichzeitig auf Video, Foto, Ton und Text spe-zialisiert sein sollte, ist bislang aber noch von keiner Stel-le ernsthaft vertreten worden. Diejenigen, die im Moment auf professionellem Niveau über die Zukunft des Journa-lismus im digitalen Zeitalter, über cross- oder multimedi-ales Arbeiten und die Bedeutung von Social Media spre-chen, sind sich in einem Punkt alle einig: Die Zukunft des Journalismus gehört nicht einzelnen (neuen) Medien oder Darstellungsformen, sie gehört den Inhalten.

Der inHALT besTimmT Die fOrm

cHRISTIAN LINDNER, Printjournalist mit 30-jähriger Er-fahrung, chefredakteur der RHEIN-ZEITUNG und profes-sioneller Nutzer des Web 2.0 mit über 6.000 Followern bei TWITTER, hat es jüngst in einem Interview im Zuge der Fachkonferenz „Journalism Reloaded“1 folgenderma-ßen auf den Punkt gebracht: „Der Journalist der Zukunft weiß, dass content king sein sollte. Er hält nicht einen bestimmten Vertriebsweg für besonders verteidigenswert oder besonders sexy, sondern sein wesentliches Bestreben ist es, unikablen content zu generieren, für den er dann den besten Distributionsweg wählt“ (vgl. Leipzig School of Media 2011). Auch wenn der Begriff „crossmedia“ von LINDNER hier nicht explizit benutzt wird, impliziert seine Beschreibung eine crossmediale Arbeitsweise: Die Art des Inhalts bestimmt die Form seiner medialen Dar-stellung. In einer crossmedialen Arbeitswelt werden nicht mehr die Inhalte für die verschiedenen Medien „passend gemacht“, sondern die Medien gemäß dem charakter der Inhalte ausgewählt.

crOssmeDiA – ein beGriff UnD seine beDeUTUnGen

An der LEIPZIG ScHOOL OF MEDIA, die eigens den Mas-terstudiengang crossmedia Publishing anbietet, definiert man den Begriff auf zwei Ebenen, die analytisch vonein-ander zu trennen sind: Auf einer ersten Ebene beschreibt crossmedia hier die Tatsache, dass Medien ihre Botschaf-ten in Zukunft zeitunabhängig über mehrere Kanäle, für eine Vielzahl möglicher Endgeräte und für jede denkbare Form der Nutzersituation aufbereitet verbreiten werden,

als reine „Sender“ zugunsten einer neuen Konzeption auf-geben mussten: Im Web 2.0 werden Medien Sender, die in Netzwerkstrukturen eingebunden sind und deshalb auch als Empfänger von Nachrichten auf das Feedback ihrer Rezipienten reagieren.

kOnseqUenZen für Den JOUrnALismUs

Für Journalisten bedeutet dies, dass sie in Zukunft noch mehr am Schnittpunkt zwischen technologischen, wirt-schaftlichen und nutzerorientierten Anforderungen wer-den arbeiten müssen, stellt die freie Journalistin ALEXAN-

DRA STARK (vgl. Stark, A. 2011) in ihrer Master Thesis „Journalism Reloaded – Kompetent in die Zukunft“ fest. Auf einer technischen Ebene werden sie nicht nur die neu-en Recherche-, Kommunikations- und Produktionstools im Griff, sondern auch technologische Entwicklungen im Medienbereich und die sich daraus ergebenden chancen (und Risiken) im Blick haben müssen. Wirtschaftliche Entwicklungen und die daraus resultierenden Sachzwän-ge werden weiterhin auf das Arbeitsleben des Journalisten einwirken. Diesen Sachverhalt vor Augen zu haben und konsequent unternehmerisch zu denken und zu handeln, wird ebenfalls Teil des Kanons journalistischer Kompeten-zen sein. Nicht zuletzt werden Journalisten nicht nur um die Bedürfnisse und Wünsche ihres Zielpublikums wissen müssen, sie sollten auch stets up to date sein über die Ent-wicklungen des Nutzerverhaltens und die sich hierdurch verändernden Bedingungen der Medienlandschaft.

»„In naher Zukunft wird die professionelle Produktion für zwei Kanäle zu den Standard-

anforderungen an einen Journalisten gehören und die Verlage werden auch Grundkenntnisse in der Arbeitsweise aller anderen Medien erwarten.“«

Natürlich bleibt es dabei, dass Journalisten vor allem neugierig, recherchefreudig und kritisch sein sollten. Wer klug ist, setzt diese Tugenden jedoch nicht nur zur Erar-beitung journalistischer Inhalte ein, sondern auch zur Re-flexion und Erweiterung der eigenen Medienkompetenz. Wer für zwei Kanäle produzieren kann, beispielsweise als Schreiber und Fotograf oder Fotograf und Videorepor-ter, steigert bereits heute seine chancen auf beruflichen Erfolg enorm. „In naher Zukunft wird die professionel-le Produktion für zwei Kanäle zu den Standardanforde-

»Die Zukunft des Journalismus gehört nicht einzelnen (neuen) Medien oder Darstellungsformen,

sie gehört den Inhalten.«

so MIcHAEL GEFFKEN, Direktor und Geschäftsführer der LEIPZIG

ScHOOL OF MEDIA. Auf einer zwei-ten Ebene sei unter crossmedia auch die durch das Web 2.0 angestoßene Entwicklung zu verstehen, innerhalb derer Medien ihr Selbstverständnis i

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rungen an einen Journalisten gehören und die Verlage werden auch Grundkenntnisse in der Arbeitsweise aller anderen Medien erwarten“, prophezeit nicht nur MIcHA-

EL GEFFKEN. Kernkompetenz ist und bleibt jedoch das Verständnis für die unterschiedlichen Funktionsweisen und Fähigkeiten der einzelnen Medien. Sie ermöglicht es, dem Inhalt zu seiner optimalen Form zu verhelfen. Dies gilt ebenso für einen Freiberufl er, der gegebenenfalls mit einem Kollegen, der andere Kanäle bedienen kann, kooperieren sollte, wie für die Mitarbeiter eines Verlages mit Newsroom-orientierten Workfl ows2, die entsprechen-des Material unter Umständen einfach an einen Kollegen aus einem anderen Medienbereich weitergeben. Medien im Internet sind dabei etwas Besonderes, da „sie die Mög-lichkeiten der klassischen Medien verbinden und repro-duzieren können. Hierdurch entstehen neue, originäre journalistische Darstellungsformen im Web, die sich in den klassischen Medien nicht reproduzieren lassen“, so eine Kernthese zum Thema crossmedia von cHRISTIAN

JAKUBETZ (2008).

ecHTZeiTkOmmUnikATiOn im neTZ

Der Journalismus ist schneller geworden. Im Netz kön-nen Nachrichten in Echtzeit kommuniziert werden, sei es in der schon fast klassisch anmutenden Form per News-ticker, über TWITTER oder als Live-Blog. Immer öfter werden Breaking-News zunächst über TWITTER verbrei-tet. Der Tod OSAMA BIN LADENS, über den per Hashtag #OBL sekündlich neue Nachrichten und Kommentare zu lesen waren, bevor auch nur eines der klassischen Medien reagiert hatte, ist dafür nur ein Beispiel. Oft sind Augen-zeugen und damit private Nutzer die ersten, die solche Meldungen im Netz verbreiten. TWITTER bietet jedoch auch Journalisten Möglichkeiten der Berichterstattung, die noch vor einigen Jahren undenkbar waren. So textete TIMES-Reporter BRIAN STELTER im Mai 2011 in Echtzeit via TWITTER über die Folgen des Tornados in Joplin. An-dere Formen der Berichterstattung waren in diesem Mo-ment mangels Konnektivität und Zeit nicht möglich. Eine weitere, relativ junge Form digitalen Informierens ist das Live-Blogging, wie es derzeit zum Beispiel bei der NEW

YORK TIMES oder beim GUARDIAN praktiziert wird. Als „echtzeitaktuellen Kurationsjournalismus“ bezeichnet der Professor STEFAN HEIJNK in seinem Blog „Texten fürs Web“ das Live-Blogging und verdeutlicht mit dieser Namensgebung auch gleich, was gutes Live-Blogging aus-macht: Aus der Fülle der im Web kursierenden Informati-onen wird das Relevante herausgefi ltert und zu einem in Minutenabständen aktualisierten Fließtext kuratiert, der unterschiedlichste Quellen in sich vereinigen kann: von TWITTER-Tweets über Webkommentare und eingehende E-Mails bis zu Audiofi les oder Videos.

Die Etablierung solcher neuen journalistischen Services hat kürzlich den bekannten Medienblogger und Journa-lismus-Professor JEFF JARVIS dazu veranlasst, einen län-geren Blogpost der Frage zu widmen, ob der Zeitungsarti-kel inzwischen nicht eher ein Luxus- bzw. Nebenprodukt als eine journalistische Notwendigkeit sei, womit er eine lebhafte internationale Diskussion auslöste (vgl. Jarvis, J. 2011).

Auch wenn man geneigt ist, Hintergrundinformation, Analyse und Storytelling weiterhin als relevante journa-listische Werte zu betrachten, bleibt festzuhalten, dass in Bezug auf die Möglichkeiten der Echtzeitkommunikation sich kein anderes Medium mit dem Internet messen kann.

mULTimeDiA im neTZ

»In Zeiten, in denen jeder im Internet publizieren kann, sollte journalistische Arbeit sich durch pro-fessionelle Qualität auszeichnen – und diese setzt

ganz klar Medienkompetenz voraus.«

Doch das Web kann bekanntlich mehr. In seiner Anla-ge von Beginn an multimedial, ist es heute dank steigen-der Geschwindigkeit der Datenübertragung und immer erschwinglicher werdendem Equipment für Audio- und Videoaufnahmen ein Raum, in dem potenziell jeder mul-timediale Inhalte nicht nur empfangen, sondern auch sen-den kann. Zwar haben nach den Ergebnissen der ARD /

ZDF-Onlinestudie 2011 nur vier Prozent der Internet-Nut-zer bereits selbst einmal ein Video bei einem Videoportal eingestellt. Tatsache ist jedoch, dass die Zugänge zur Pro-duktion multimedialer Inhalte immer niedrigschwelliger werden. So ist beispielsweise eine moderne Fotokamera heute in der Lage, Videos in High Defi nition-Qualität auf-zunehmen, die selbst auf einer Kinoleinwand eine gute Figur machen könnten. Diejenigen, die nicht zwingend professionelle Qualität für ihre multimedialen Werke an-streben, bemühen einfach ihr Smartphone oder ähnliche mobile Endgeräte, die als multimediale Alleskönner nicht nur den Empfang, sondern auch den Upload von Dateien unterschiedlichster Formate ermöglichen.

Für Journalisten ergeben sich aus diesen Entwicklungen folgende Konsequenzen: In Zeiten, in denen jeder im In-ternet publizieren kann, sollte journalistische Arbeit sich durch professionelle Qualität auszeichnen – und diese setzt ganz klar Medienkompetenz voraus. Um es mit den Worten der freien Medien- und Marketingjournalistin UL-

RIKE LANGER zu sagen: „Journalisten können und soll-ten sich der nutzergenerierten Informationsfl ut nicht ent-gegenstellen, sondern sich mitten hinein begeben [...], das Beste herausfi ltern, den Wahrheitsgehalt überprüfen, und

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OnLineJOUrnALismUs

die Inhalte für andere Nutzer verständlich aufbereiten“ (vgl. Langer, U. 2011/a). Die beschleunigte Generierung und Verbreitung von Information sowie die Dialogizität des Mediums führen weiterhin dazu, dass es immer weni-ger „fertige journalistische Produkte“ im ursprünglichen Sinne geben wird. Journalismus wird zu einem „work in progress“, reagiert zeitnah auf neue Ereignisse und die Stimmen der Nutzer. Ein weiterer Punkt, über den sich viele Experten einig sind: Journalistische Markenbildung wird immer wichtiger. Je mehr Inhalte produziert werden und im Netz kursieren, umso wichtiger wird für den Jour-nalisten ein ganz eigener Blickwinkel oder unverwech-selbarer Stil, mit dem er sich aus der Masse heraushebt und Reputation erwirbt, die er gegebenenfalls auch beim Wechsel zu einem anderen Medium mitnehmen kann.3 Nicht zuletzt tun Journalisten gut daran, in Bezug auf ihre technischen Kenntnisse und Fähigkeiten nicht ihren dreizehnjährigen Töchtern hinterherzuhinken, die bereits selbst gedrehte Videos auf dem iPhone bearbeiten und von dort auch gleich bei VIMEO hochladen.

mULTimeDiALe JOUrnALisTiscHe DArsTeLLUnGsfOrmen

Eine Zunahme an Informationsgeschwindigkeit und -masse ist jedoch off ensichtlich nicht die einzige Kon-sequenz der digitalen Entwicklungen. Das Internet hat auch neue originäre Darstellungsformen hervorgebracht, deren Erzählweise an Direktheit und persönlicher Nähe durch keines der klassischen Medien zu überbieten ist. Paradebeispiel hierfür ist die Multimedia-Reportage oder Audio-Slideshow, bestehend aus einer Abfolge von Fotos und einer Tonspur, gegebenenfalls kombiniert mit einigen Videosequenzen, die inzwischen auch in Deutschland die Internetauftritte diverser Zeitschriften und Zeitungen schmückt. Gut gemachte Audio-Slideshows erreichen mit relativ wenig Mitteln eine hohe emotionale Wirkung und erzeugen ein Gefühl von Nähe und Direktheit, wie sie in Video, Text oder Radiogeschichten kaum zu erreichen sind. Ihre Kernelemente sind eine starke, emotionale Geschichte mit einer Entwicklung oder einem Konfl ikt, ein besonderer Blickwinkel (z. B. erzählt der Protagonist selbst), professionelle Fotos, die zu den technisch einwand-freien O-Tönen passen, dramaturgische Stilmittel (Bild-bewegung, Texteinblendung etc.) und ein der Geschich-te angemessenes Erzähltempo (vgl. Kremer, S. 2011).

Die Audio-Slideshow ist eine stark narrativ geprägte Darstellungsform und eignet sich folglich besonders gut für Reportagen und Porträts. Doch auch wenn es um die Darstellung sachlicher Inhalte geht, haben diejenigen, die multimediale Inhalte liefern können, klare Wettbewerbs-vorteile. Wer beispielsweise den Ablauf eines technischen Prozesses nicht nur in Worten, sondern auch in aussage-

kräftigen Bildern festhalten kann, hat weit bessere chan-cen, seinen Beitrag unterzubringen, als ein „monomedial“ arbeitender Kollege mit gleicher fachlicher Qualifi kation.

crOssmeDiALe WeiTerbiLDUnG

Wer lernen möchte, crossmedial zu arbeiten, kann auf ein breit gefächertes Weiterbildungsangebot zurückgrei-fen, das von eintägigen Seminaren bis zu viersemestrigen Masterstudiengängen reicht. Da es von Seiten der Verla-ge derzeit noch keinen klar defi nierten Anforderungska-non für journalistische crossmedia-Kompetenz gibt, sind die Weiterbildungsanagebote extrem heterogen in Bezug auf Umfang und Inhalte. Tagesseminare sind geeignet, um einen Überblick über die neuen Anforderungen zu vermitteln und ein Bewusstsein für die Qualitäten und Einsatzmöglichkeiten unterschiedlicher Medien zu we-cken. Um praktisch anwendbares, technisches Wissen zu vermitteln, beispielsweise Grundlagen der Audio- und Vi-deoproduktion, liegt die minimale Seminarlänge bei fünf Tagen, so die Erfahrung renommierter Weiterbildungsan-bieter in diesem Bereich. Masterstudiengänge im Bereich crossmedia sind hingegen multiperspektivisch ausgerich-tet und beleuchten neben den Spezifi ka von Print-, Audio- und Videoproduktion auch Aspekte wie contentaufberei-tung, Medienmanagement und Multimediarecht. Welches Angebot für wen am besten geeignet ist, hängt folglich im Wesentlichen davon ab, welches Aufgabenspektrum der Journalist in einem Verlag zu erfüllen hat oder zu erfüllen anstrebt.

Doch auch im Internet selbst fi nden sich viele qualita-tiv hochwertige Informationen, Anleitungen und Tutori-als zu unterschiedlichen Aspekten des multi- und cross-medialen Arbeitens. Insofern kann ein erster Schritt in Richtung crossmedia auch zunächst einmal im Schauen und Probieren bestehen, um auf diese Art überhaupt ein Gespür für die unterschiedlichen Potenziale der ver-schiedenen medialen Kanäle zu entwickeln. Eine genaue Kenntnis der unterschiedlichen Möglichkeiten, Inhalte medial in Szene zu setzen, ist wiederum Grundvorausset-zung, um sinnvoll entscheiden zu können, ob man einen Beitrag alleine produzieren kann, oder ob es sich lohnt, mit einem anderweitig spezialisierten Kollegen zu ko-operieren. Vernetzung ist im digitalen Zeitalter auch auf dieser Ebene unerlässlich. Die Freude am Experimentieren und die Be-reitschaft, Neues auszupro-bieren, sehen wie die fol-genden Interviews zeigen auch Experten als Grund-voraussetzung an, um „fi t für crossmedia“ zu werden.

am Experimentieren und die Be-

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simOn kremer

mehrfach ausgezeichnet für seine multimedialen reportagen: Der Journalist simon kremer

Simon Kremer, Jahrgang 1985, ist derzeit Volontär beim Norddeutschen Rundfunk und Autor verschiedener Fach-artikel über multimediale Darstellungsformen. Für seine innovativen multimedialen Reportagen wurde er unter anderem mit dem Axel-Springer-Preis und dem Grimme Online Award prämiert. Sein bisher meistgelobtes Stück ist eine gemeinsam mit Marc Röhlig produzierte multi-mediale Reportage über die Altstadt von Damaskus. „Die gleichzeitige Stadt“ lautet der Titel einer Sammlung von Geschichten, die mal als Video, mal als Audio-Slideshow und mal als Text mit Fotogalerie daherkommen. (→Abb. 1) Erreichbar sind diese Geschichten über eine interaktive Landkarte; der Leser erkundet sie und entscheidet, wel-che Orte er besuchen möchte.

wie gehen sie vor, wenn sie eine multimediale repor-tage produzieren?

Bei einer Reportage geht es immer zuallererst um die Geschichte. Ich gehe also nie mit der Vorstellung an eine Multimedia-Reportage heran, dass ich diese oder jene Form verwenden müsste. Ich schaue mir die Ge-schichte an, die ich erzählen möchte, und dann über-lege ich, wie ich sie am besten umsetzen kann.

wie kann das in der Praxis aussehen?

Als wir „Die gleichzeitige Stadt“ gemacht haben, laute-te die Grundidee „Die Altstadt von Damaskus wandelt sich; und der Wandel in diesem Mikrokosmos spie-gelt Veränderungen wider, die gerade in der gesamten syrischen Gesellschaft vor sich gehen.“ Wir wollten zeigen, dass diese Veränderungen auf vielen unter-schiedlichen Ebenen und an unterschiedlichen Orten stattfinden, und dass sie zusammen ein Mosaik erge-ben, das Bild eines größeren Ganzen. Deshalb besteht „Die gleichzeitige Stadt“ aus vielen unterschiedlichen Elementen, die verbunden sind durch ihre räumliche Situation. Der anklickbare Stadtplan repräsentiert diese räumliche Einheit. Auch die Formate der ein-zelnen Geschichten haben wir konsequent nach der Art der Inhalte ausgewählt, die wir darstellen wollten. Beim Porträt des letzten Geschichtenerzählers von Damaskus haben wir uns zum Beispiel für das Video-format entschieden. Wir wollten ihn mit seiner Mimik und Gestik in Aktion zeigen, den Ausdruck seiner Bewegungen einfangen. Beim letzten Schwertmacher von Damaskus haben wir uns dagegen für die Audio-Slideshow entschieden, da wir die einzelnen Arbeits-schritte präzise dokumentieren und ihn selbst seine Arbeit erläutern lassen wollten. Die Form folgt also dem Inhalt.

was empfehlen sie Journalisten, die lernen möchten, multimedial zu arbeiten?

Schauen Sie sich die Arbeiten der Profis im Netz an

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aBB.1: Die mULTimeDiALe rePOrTAGe "Die GLeicHZeiTiGe sTADT"und überlegen Sie, was Sie dar-aus lernen können. Nutzen Sie die vielen Tutorials, die es online gibt. Aber vor allem: Seien Sie mutig! Probieren Sie Dinge aus! Man braucht am Anfang kein teures Equipment; wichtiger ist die Bereitschaft, auch einmal zu scheitern. Und man sollte nicht versuchen, sich als Einzelkämp-fer durchzuschlagen. Wichtig sind Kooperationen mit Kollegen, die andere Dinge können als man selbst.

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2470media

Daniel nauck, Geschäftsführer der auf Webreportagen spezialisierten 2470media

Das Produktionsstudio 2470media4 zählt in Deutsch-land zu den Pionieren auf dem Gebiet der Webreportagen und ist gleichzeitig ein Musterbeispiel für crossmediales Denken und Arbeiten: Von Beginn an hat man hier da-rauf geachtet, Geschichten so zu produzieren, dass sie medienübergreifend einsetzbar sind. Gleichzeitig wer-den Text, Bild und Ton von Reportagen als eine Einheit gedacht, die mehr ist als die Summe ihrer Teile. Daniel Nauck, Mitbegründer und einer der Geschäftsführer von 2470media, gibt Einblicke in die Produktion von Webre-portagen.

herr nAucK, gibt es so etwas wie die typische 2470 media-webreportage?

Es gibt sicher den 2470media-Stil und auch die 2470media-Webreportage. Die Kernelemente unserer Filmgeschichten sind Fotografien und O-Töne, die wir dann mit Bewegtbildern, Musik et cetera kombinieren. So entsteht eine hochkomprimierte Darstellungsform, bei der die Erzählung durch die Tonspur getragen wird. Dennoch sind beide Elemente – Bild und Text – gleichermaßen wichtig: Die Fotos berühren uns auf ei-ner emotionalen Ebene, der Text verhilft uns zu einem Verständnis der Zusammenhänge und Hintergründe der Geschichte. Das ist die Form, wie wir sie zum Bei-spiel in den „Berlinfolgen“ (→Abb. 2) benutzen, die wir für die TAZ produzieren. Mittlerweile entwickeln

hingegen sehr viel Zeit und Freiraum zum intensiven Betrachten und „Lesen“ der Bilder. Durch das Zusam-menspiel zweier Medien, die auch getrennt voneinan-der funktionieren können, eröffnen sich neue Bedeu-tungshorizonte und häufig kommt es zu interessanten assoziativen Verknüpfungen.

wann setzen sie videosequenzen in ihren webrepor-tagen ein?

Das Video ist in unseren bisherigen Produktionen der Fotografie unterstützend beigeordnet. Wir setzen Vi-deos möglichst dann ein, wenn sich ein Ereignis nicht auf seinem Höhepunkt fotografieren lässt, sondern der Prozess von Bedeutung ist. Videosequenzen eig-nen sich auch, um visuelle Metaphern zu schaffen. In einer unserer Geschichten, in der es um einen „Fahr-raddoktor“ ging, symbolisiert zum Beispiel ein sich drehendes Rad, dass auch die Zeit weiterläuft.

wie sieht die Zusammenarbeit bei der erstellung einer solchen webreportage aus?

In der Regel arbeiten an so einer Reportage zwei Au-toren. Einer kümmert sich um den Text bzw. den O-Ton, der andere ist zuständig für die Bildsprache. Die beiden setzen sich dann zusammen und tauschen sich über ihre unterschiedlichen Blickwinkel aus. Dadurch gewinnen die Reportagen an Tiefe. Das setzt natürlich voraus, dass jeder der Redakteure auch Einblick in das Fachgebiet des anderen hat. Unsere Mitarbeiter haben fast alle mindestens zwei Kernkompetenzen, zum Bei-spiel Text und Ton oder Foto und Video. Aber wir sind keine Alleskönner. Die Breite und Professionalität unseres Angebots wird möglich durch die Vernetzung unterschiedlichster Experten.

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aBB.2: berLinfOLGen – Die PräPArATOrinwir ausgehend von diesem Format weitere Prototypen, das heißt, die „2470media-Webreportage“ erwei-tert sich. Bestes Beispiel dafür ist das Dokumentarstück über die af-ghanischen Frauenfußballerinnen von LELA AHMADZAI, zu sehen auf unserer Seite.

was ist der vorteil einer solchen webreportage gegenüber einem video?

In einem Video ist die Tonspur meist an das bewegte Bild gebun-den. In einer Webreportage mit Standbildern hat der Rezipient

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OnLineJOUrnALismUs

wie ist der status quo des crossmedialen journalisti-schen Arbeitens in deutschland?

Das muss man sehr differenziert betrachten. In den letzten Jahren ist das Thema ja unter Schlagworten wie „Newsroom-Orientierung“ und „Online first!“ sehr stark in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt. Bekannte Vorreiter auf diesem Gebiet sind die DPA

und DIE WELT. Andere stehen hier noch ganz am An-fang, da ist von einer Integration von Print und Online praktisch noch keine Rede.

wie sieht es bei den Zeitschriftenverlagen aus?

Da gilt ganz Ähnliches: Manche Zeitschriftenverlage sind sehr experimentierfreudig und zukunftsorientiert. Andere scheinen sich den digitalen Medien und ihren neuen Anforderungen komplett zu verweigern. Wieder andere zeigen zwar durchaus Ansätze zur Integration von Print und Online, haben aber keine konsequente gemeinsame Linie für ihre verschiedenen Blätter.

Als direktor der Lsom sind sie mitverantwortlich für das design von studiengängen, die Journalisten und medienmenschen fit für die mediale Zukunft machen sollen. was müssen Journalisten ihrer meinung nach in Zukunft können?

Journalisten sollten heute Grundkenntnisse in mehre-ren, möglichst in allen Medien haben, das heißt sie sollten die spezifischen Stärken und Schwächen der verschiedenen Kanäle beurteilen können. Selbstver-ständlich ist nach wie vor eine Spezialisierung auf einen Kanal wichtig, bei einem zweiten sollte man aber auch über mehr als Grundkenntnisse verfügen. Für Fachjournalisten ist es zum Beispiel wichtig, mit Foto- und Videokamera umgehen zu können. Gera-de junge Fachjournalisten sollten sich eine möglichst breite Grundlage erarbeiten. Sie sind dadurch flexibler einsetzbar und für Auftraggeber attraktiver. //

LiTerATUr:

Ard & Zdf (2011): ARD / ZDF-Onlinestudie, http://www.ard-zdf-onlinestu- die.de/index.php?id=271.

heijnk, s. (2011): Jeff Jarvis erklärt den Nachrichten-Artikel zum Luxusprodukt – eine Gegenrede, in texten-fuers-web.de, 09.06.2011, http://www.texten-

fuers-web.de/2011/06/kritik-jeff-jarvis-erklart-den-journalistischen-artikel-zum-luxusprodukt/.

Jakubetz, c. (2008): crossmedia, Konstanz.

Jarvis, J. (2011): The article as luxury or byproduct. In: buzzmachine.com, 28.05.2011, http://www.buzzmachine.com/2011/05/28/the-article-as-luxury-

or-byproduct.

Langer, u. (2011a): 5 Thesen zum Digitalen Urknall. In: medialdigital.de, 09.05.2011, http://medialdigital.de/2011/05/09/digitaler-urknall-5-thesen-

zur-zukunft-des-journalismus/.

Langer, u. (2011b): 5 Stufen zur digitalen Selbstvermarktung. In: medialdigital, 03.07.2011, http://medialdigital.de/2011/07/03/5-stufen-zur-digitalen-selbst-

vermarktung/.

Leipzig school of media (2011): Print goes Twitter. 3 Fragen an christian Lindner. Interview vom 04.07.2011, http://www.leipzigschoolofmedia.de/

multimedia/?L=krtqmebeh.

Kremer, s. (2011): Die Multimedia-Reportage / Audio-Slideshow,. In: Journalisten-Werkstatt "Die Multimedia-Reportage". In: Medium Magazin,

Jg. 26.

stark, A. (2011): Thesenartige Zusammenfassung der LsoM Masterarbeit Journa - lism Reloaded –Kompetent in die Zukunft, http://www.leipzigschoolofmedia.

de/multimedia/?L=krtqmebeh.

enDnOTen:

1 Auf der Fachkonferenz „Journalism Reloaded – Was Journalisten in Zukunft können müssen“, an der viele bekannte Medienexperten teilnahmen, waren crossmedia, Social Media und journalistische Markenbildung zentrale Themen: http://www.leipzigschoolofmedia.de/fileadmin/media/veranstal-tungen/journalismreloaded/Flyer_Journalism_Reloaded.pdf.

2 Es gibt verschiedene Newsroom- bzw. Newsdesk-Modelle. Im Kern geht es immer um ressort- und plattformübergreifende Strukturen und Workflows.

3 Tipps hierzu: Langer, U. 2011/b.4 http://www.2470media.eu/index.82.html.

Die Autorin eVA HAkes, geb. 1976, studierte Romanistik

und Medienwissenschaften in Düsseldorf. Während eines

mehrjährigen Auslandsaufenthaltes war sie zunächst in der

Fremdsprachenvermittlung tätig, seit 2007 ist sie freie Jour-

nalistin mit den Schwerpunktthemen Bildung und Lernen

sowie Beruf und Karriere.

micHAeL Geffken

michael Geffken, Direktor und Geschäftsführer der Leipzig school of media

Michael Geffken ist Direktor und Geschäftsführer der Leipzig School of Media, die berufsbegleitende Master-studiengänge, Kurse und Schulungen für Medienschaf-fende aller Branchen anbietet. Im Juli 2011 richtete die LSoM die Fachkonferenz „Journalism Reloaded“ aus, auf der renommierte Wissenschaftler und Berufspraktiker die Zukunft des Journalismus im digitalen Zeitalter disku-tierten. Viele der dort zur Sprache gekommenen Thesen haben Eingang in diesen Beitrag gefunden.

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27Fachjournalist No .4 2011

sPOrTJOUrnALismUs

Bei der Frauen-Fußball-WM wurde TV-Geschichte geschrieben.

Zum ersten Mal durfte mit CLAUDIA NEUMANN eine Frau

WM-Spiele live im Fernsehen kommentieren. Welche Meinung

das Publikum zum Thema „Frauen und Fußballberichterstat-

tung“ hat, wurde im Rahmen einer am Lehrstuhl für Sport, Medien und Kommunikation der

TU MÜNCHEN durchgeführten Studie erhoben. Die explorative Befragung von 301 Personen

zeigt: Die gesellschaftliche Akzeptanz für Fußball-Kommentatorinnen ist viel größer als vielleicht

manchem männlichen Fachjournalisten lieb. Bekanntheitsgradwerte und Wiedererkennungs-

effekte bleiben aber bei Reporterinnen genau wie bei Reportern auf sehr geringem Niveau.

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fUssbALL­rePOrTerinnenHOHe AkZePTAnZ bei nieDriGen bekAnnTHeiTsWerTenvon Michael Schaffrath

„BAYERN MÜNcHEN hat mir zwar einen Blumenstrauß geschickt, aber acht Zuschauer haben geschrieben, dass das doch ein ziemlicher Unfug wäre, dass jetzt auch hier eine Dame auftrete.“ Mit diesen Worten begrüßte cAR-

MEN THOMAS am 3.  Februar 1973 die Zuschauer des AKTUELLEN SPORTSTUDIOS. Mit Skepsis wurde der ersten Frau, die im deutschen Fernsehen überhaupt eine Sportsendung moderieren durfte, in der öffentlichen und veröffentlichten Meinung begegnet. Was in den 1970er-Jahren eine echte „Pionierleistung“ darstellte, ist längst zur Selbstverständlichkeit geworden: Frauen moderieren TV-Sportformate.

Umso überraschender ist, dass es bis zum 22. Mai 2010 gedauert hat, bis endlich eine Frau ein Fußballspiel live kommentieren durfte. Es war wieder das ZDF, das seiner Mitarbeiterin cLAUDIA NEUMANN die Kommentierung vom Frauen-Länderspiel USA gegen Deutschland zutrau-te. Das Risiko für die Programmmacher war überschau-bar, weil die Partie erst nach Mitternacht deutscher Zeit übertragen wurde und so fast unter Ausschluss der Öf-fentlichkeit stattfand. Nach bestandener Generalprobe schrieb cLAUDIA NEUMANN bei der Frauen-WM 2011 als erste WM-Kommentatorin nochmals TV-Geschichte. Gleich bei sieben Begegnungen wurde sie eingesetzt, und stets vor einem Millionenpublikum. Ihre erste WM-Kommentierung, Kolumbien vs. Schweden, verfolgten 2,5 Mio. Zuschauer, beim Viertelfinale zwischen England und Frankreich waren es sogar 6,9 Mio.

Damit wurde die letzte Männerdomäne im deutschen Sportjournalismus gebrochen, Frauen haben sich im Me-

diensport emanzipiert. Aber gleichberechtigt sind sie des-halb noch lange nicht, auch wenn die Frauenquote in den Sportredaktionen sukzessive steigt. Betrug der Frauenan-teil im Jahr 1993 rund 7,3 Prozent (vgl. Görner, F. 1996, S. 133), so erhöhte er sich bis 2004 auf 11,3 Prozent (vgl. Ehl, L., Fey, A. 2004, S. 41). Die Quote an organisierten Sportjournalistinnen im VERBAND DEUTScHER SPORT-

JOURNALISTEN (VDS) stieg von 8,9 Prozent im Jahr 2007 auf 9,7 Prozent in 2011 (vgl. Angaben der VDS-Geschäfts-stelle per Mail vom 18. Juli 2011 an den Verfasser). Be-zogen auf den Fernseh-Sportjournalismus im Speziellen weisen einzelne Fallstudien Frauenanteile von 12,5 Pro-zent im Jahr 2002 (vgl. Thielemann, M. 2008, S. 107) und 14,9 Prozent im Jahr 2009 (vgl. Schaffrath, M. 2010, S. 257) aus. Trotz des Anstiegs bleibt die Frauenquote im Sportressort deutlich unter dem Durchschnitt des Frauen-anteils im deutschen Journalismus allgemein, der rund 37 Prozent beträgt (vgl. Weischenberg, S. et al. 2006, S. 45).

Dass Frauen im Sportjournalismus und besonders in der Fußballkommentierung unterrepräsentiert sind, hängt unter anderem mit der Skepsis männlicher Kollegen und Redaktionsleiter zusammen (vgl. Schaffrath, M. 2008a, S. 12). Dagegen sind die Vorbehalte des Publikums viel ge-ringer, wie eine Studie zeigt, die am Lehrstuhl für Sport, Medien und Kommunikation der TU MÜNcHEN zum Ende der Frauen-WM durchgeführt wurde.

»Dass Frauen im Sportjournalismus und besonders in der Fußballkommentierung unterrepräsentiert

sind, hängt unter anderem mit der Skepsis männli-cher Kollegen und Redaktionsleiter zusammen.«

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28 Fachjournalist No .4 2011

sPOrTJOUrnALismUs

UnTersUcHUnGsDesiGn

Die Untersuchung mit dem Titel „Akzeptanz von Frauen-fußball und Fußballberichterstattern“ wurde als Fallstu-die konzipiert, die keinen Anspruch auf Repräsentativität erhebt. Dennoch liefert sie einige bemerkenswerte Ergeb-nisse. Mittels einer Passantenbefragung in München wur-den 301 Personen interviewt. Die Stichprobenziehung erfolgte mit dem Quotaverfahren nach Geschlecht und Alter. 50,5 Prozent der Befragten waren Männer, 49,5 Pro-zent Frauen. Die Altersverteilung lag zwischen 14 und 79 Jahren. Es wurden nur Personen befragt, die mindestens ein WM-Spiel im Fernsehen gesehen hatten. 82,1 Prozent der Befragten hatten 1 bis 5 Spiele verfolgt, 14,0 Prozent 6 bis 10 Spiele und 3,9 Prozent sogar 11 bis 30 Spiele. Der Durchschnittswert der rezipierten Partien lag bei 4,2. Der Fragebogen umfasste 21 Fragen. Die Befragungsdauer lag zwischen 10 und 13 Minuten.

kLAres VOTUm für kOmmenTATOrinnen

»Mehr als 60 Prozent aller Befragten halten es für „längst überfällig“, dass auch Reporterinnen

Fußballspiele im TV live moderieren.«

Die gesellschaftliche Akzeptanz für Fußball-Kommenta-torinnen kann als recht hoch eingestuft werden. ( →Abb. 1) Mehr als 60 Prozent aller Befragten halten es für „längst überfällig“, dass auch Reporterinnen Fußballspiele im TV live moderieren. Etwa einem Drittel ist das „gleichgültig“. Nur noch sieben Prozent findet das „absolut unnötig“. Weitere geschlechtsspezifische Auswertungen zeigen, dass sich weibliche Befragte etwas häufiger als männliche für Kommentatorinnen aussprechen. Bemerkenswerter erscheint aber, dass mittlerweile mehr als die Hälfte al-ler interviewten Männer Kommentatorinnen begrüßt und nur noch jeder zehnte Mann eine Frau am Reportermik-rofon beim Fußball kategorisch ablehnt.

aBB. 1 : AnTWOrTen AUf Die frAGe: „WAs HALTen sie GAnZ GrUnDsäTZLicH DAVOn, DAss nUn AUcH frAUen fUssbALL­sPieLe im TV LiVe kOmmenTieren?“

Das ist ... alle befragten männer frauen

"längst überfällig" 60,5 55,3 65,8

"mir gleichgültig" 32,9 32,9 32,9

"absolut unnötig" 6,6 11,8 1,3

Gesamt 100,0 100,0 100,0

Angaben in Prozent (n = 301; 152 Männer, 149 Frauen)

aBB. 2 : AnTWOrTen AUf Die frAGe: „bei WeLcHen fUss­bALLsPieLen VOn männern WürDen sie AUcH kOmmenTA­TOrinnen befürWOrTen?“

Wettbewerb ... alle befragten männer frauen

Wm / em-spiele der männer

60,5 59,2 61,7

1. fußball-bun des - liga der männer

60,1 55,9 64,4

champions-League-spiele der männer

54,8 54,6 55,0

Anzahl der Befürworter in Prozent (n = 301; 152 Männer, 149 Frauen)

Bislang durfte mit cLAUDIA NEUMANN nur eine einzi-ge Frau Fußballspiele live kommentieren, und dies auch nur, wenn Frauen kickten. Nach dem Willen des Publi-kums könnte sich das ändern. Denn eine klare Mehrheit plädiert dafür, Reporterinnen ebenso bei Herren-Wettbe-werben einzusetzen. ( →Abb. 2) Mehr als 60 Prozent be-fürworten Kommentatorinnen bei WM- bzw. EM-Spielen und in der 1. Fußball-Bundesliga. Knapp 55 Prozent kön-nen sich Reporterinnen auch noch bei der champions League der Herren vorstellen. Der direkte Geschlechter-vergleich zeigt nur bei der Bundesliga erwähnenswerte Unterschiede von ca. 10 Prozent zwischen männlichen und weiblichen Befragten.

GerinGer bekAnnTHeiTsGrAD UnD nieDriGe erinnerUnGsWerTe

»Selbst eine regelmäßige Bildschirmpräsenz führt noch nicht zu einem hohen Bekanntheitsgrad.«

Von den 301 Befragten haben rund 108 und damit 35,9 Prozent WM-Spiele gesehen, die von „einer Frau“ kom-mentiert worden sind. Allerdings waren auf die offene Nachfrage nach dem Namen dieser „Frau“ nur vier Perso-nen und damit 3,7 Prozent in der Lage, „cLAUDIA NEU-

MANN“ zu nennen. Derart dürftige Erinnerungswerte sind weder kommentatorinnenspezifisch noch personen-abhängig. Dies zeigen nicht nur Vorgängerstudien (vgl. Schaffrath, M. 2008b; Schaffrath, M. 2009), sondern auch weitere Ergebnisse der aktuellen Untersuchung. Es be-steht eine große Relativität von Popularität im TV-Sport-journalismus. Selbst wenn man Befragten Porträtfotos im DIN-A5-Format vorlegt und nach dem Namen der abge-bildeten Person fragt, ist der Wiedererkennungseffekt mi-nimal. Bei den WM-Kommentatoren schneidet cLAUDIA

NEUMANN noch am besten ab. 8 von 301 Befragten und damit 2,7 Prozent erkannten die ZDF-Reporterin korrekt

Page 29: Fachjournalist - Oktober 2011

29Fachjournalist No .4 2011

sPOrTJOUrnALismUs

wieder. Es folgen TOM BARTELS von der ARD mit fünf richtigen Nennungen (1,7 Prozent) sowie NORBERT GA-

LESKE (ZDF) und BERND ScHMELZER (ARD), an die sich jeweils nur eine einzige Person (0,3 Prozent) erinnerte. Das heißt: Selbst eine regelmäßige Bildschirmpräsenz führt noch nicht zu einem hohen Bekanntheitsgrad. Das Einblenden des Reporternamens inklusive Standfoto zu Beginn jeder Spielhälfte hat die Kommentatoren nicht aus dem Abseits öffentlicher Aufmerksamkeit herausho-len können.

kein kOmPeTenZVOrsPrUnG für kOmmenTATOrin

Die 108 Befragten, die Spiele mit cLAUDIA NEUMANN rezipiert hatten, wurden um ihre Einschätzung der Kom-mentierungsqualität der ZDF-Reporterin im Vergleich zu den sonst üblichen Reporterleistungen männlicher Kol-legen gebeten. Fast die Hälfte empfand die Kommentare der WM-Debütantin als „gleich gut“, rund neun Prozent sogar als „besser“. Aber fast ein Drittel stufte die Repor-terfähigkeiten von NEUMANN als „schlechter“ ein, was drei Gründe haben kann:

1. cLAUDIA NEUMANN war tatsächlich weniger kompe-tent als männliche Kommentatoren sonst. Dies könnte aber nur über eine Inhaltsanalyse diverser Spielüber-tragungen ermittelt werden, die nicht vorliegt.

2. Viele Befragte erinnerten sich vor allem an eine der bemerkenswertesten Szenen der WM, bei der cLAUDIA

NEUMANN tatsächlich nicht souverän wirkte. Als beim Spiel Australien gegen Äquatorial-Guinea die afrikani-sche Spielerin BRUNA den vom Torpfosten abprallen-den Ball im eigenen Strafraum für drei Sekunden in die Hand nahm, übersah dies nicht nur das Schiedsrichter-gespann, sondern auch die ZDF-Reporterin. Für sie war der klare Regelverstoß eine „nicht ganz übersichtliche Situation“. Erst nach 34 Sekunden erkannte NEU-

MANN beim Betrachten der Zeitlupenbilder ebenfalls: „Ja, Handspiel!“ Diese Szene wurde im Fernsehen und im Internet zum Teil mit Originalkommentar mehrfach wiederholt. Auf YOUTUBE wurde das Kurzvideo im-merhin 24.000 Mal aufgerufen.

3. Denkbar ist schließlich auch noch, dass sich gewisse Ressentiments gegenüber Reporterinnen bei manch männlichem Befragten hartnäckig halten. Indiz für die-se Interpretation ist, dass rund doppelt so viele Männer wie Frauen cLAUDIA NEUMANN als „schlechter“ be-werteten.

fAZiT

Dass der Livekick im Fernsehen keine reine Männersache bleiben muss, hat die Umfrage gezeigt. Die gesellschaftli-che Akzeptanz für Fußball-Reporterinnen ist vorhanden. Fraglich ist, ob Ressortleiter und Programmverantwort-liche Kommentatorinnen künftig eine reelle chance einräumen werden. Ein erster Versuch könnte gemacht werden, wenn die Planspiele der ARD, über die Frauen-Bundesliga intensiver berichten zu wollen, tatsächlich umgesetzt werden. Immerhin sind 35,9 Prozent aller in dieser Studie befragten Personen daran „sehr stark“ bzw. „stark“ interessiert. Ob sich ein vermeintliches Interesse in tatsächlichen Einschaltquoten niederschlägt, bleibt ab-zuwarten. Aber vorurteilsdeterminierte Zuschaueranrufe wie noch vor 40 Jahren bei cARMEN THOMAS scheint Mann bzw. Frau nicht unbedingt befürchten zu müssen. //

LiTerATUr:

ehl, f., fey, A. (2004): Das Berufsprofil „Sportjournalist 2004“. Eine repräsen- tative Befragung der Sportjournalisten in Deutschland, Köln (unveröffentlich-

te Diplomarbeit).

görner, f. (1995): Vom Außenseiter zum Aufsteiger. Ergebnisse der ersten reprä- sentativen Befragung von Sportjournalisten in Deutschland, Berlin.

schaffrath, m. (2008a): Frauen stehen längst ihren Mann. In: Fachjournalist, 1, S. 11-15.

schaffrath, m. (2008b): Phantome der Fußball-Oper. Fallstudie belegt am Beispiel der EURO 2008 die Relativität von Popularität im TV-Sportjournalis-

mus. In: Fachjournalist, 4, S. 8-14.

schaffrath, m. (2009): Mit dem Ersten sieht man (doch) besser. Umfrage zur Vierschanzentournee zeigt aber auch die geringe Bekanntheit von TV-

Berichterstattern. In: Fachjournalist, 3, S. 4-10.

schaffrath, m. (2010): Vermittler, Vermarkter und Verkäufer. Empirische Studie zum beruflichen Selbstverständnis von TV-Sportjournalisten. In: Medien &

Kommunikationswissenschaft, 2, S. 247-267.

thielemann, m. (2008): Kommunikatorforschung: Das Selbstverständnis im Sportjournalismus. Eine empirische und exemplarische Untersuchung deut-

scher Fernseh-Sportjournalisten, Berlin.

weischenberg, s., malik, m., scholl, A. (2006): Die Souffleure der Medien- gesellschaft. Report über die Journalisten in Deutschland, Konstanz.

Der Autor PrOf. Dr. micHAeL scHAffrATH, M. A., ist Professor

für Sport, Medien und Kommunikation an der Technischen

Universität München. Vorherige wissenschaftliche Statio-

nen: Deutsche Sporthochschule Köln, TU Dresden sowie

die Universitäten in Lüneburg, Gießen, Koblenz-Landau.

Sportjournalistische Stationen: WDR, RTL, Radio Antenne

Münster, Sport-Informations-Dienst, Aachener Nachrichten.

Schaffrath ist Herausgeber der Schriftenreihe „Sportpubli-

zistik“ sowie der Sammelbände „Traumberuf Sportjourna-

lismus“ und „Sport-PR und PR im Sport“. Außerdem ist

er Autor zahlreicher Bücher, Fachaufsätze und Vorträge zu

diversen Themen der Sportkommunikation.

Kontakt: [email protected]

Page 30: Fachjournalist - Oktober 2011

30 Fachjournalist No .4 2011

sPOrTJOUrnALismUs

Wenn ARD und ZDF ab 2012 bei der

TOUR DE FRANCE Berichterstattung aus

dem Sattel steigen, soll in den Öffentlich-

Rechtlichen verstärkt das Thema „Doping“

auf dem Bildschirm erscheinen. Der für seine

Rechercheergebnisse mehrfach preisgekrön-

te Sportjournalist und ARD-Dopingexperte

HAJO SEPPELT erklärt seinen Anspruch

an journalistische Qualität, gewährt Ein-

blick in das mauschelnde Sportsystem und

benennt die Kompetenzanforderungen für

Journalisten von (heute und) morgen.

brennPUnkT DOPinG: WOrAUf es beim inVesTiGATiVen TV­sPOrTJOUr nALismUs AnkOmmT

Die renommierte Rad-Rundfahrt TOUR DE FRANcE hat ausgestrampelt – zumindest im deutschen Fernsehen. Von 2012 an werden die öffentlich-rechtlichen Sendean-stalten ARD und ZDF auf eine Liveberichterstattung vom berühmtesten Drahtesel-Klassiker verzichten. Dies ver-meldeten die übertragenden Sender bereits im Februar. Nachdem sich infolge der Doping skandale schon zahlrei-che Sportinteressierte vom Radsport abgewandt hatten, folgt nun der folgerichtige Medienboykott.

„Das bedeutendste Radrennen der Welt findet bei den deutschen Fernsehzuschauern nur noch eine geringe Ak-zeptanz, die lange Live-Sendestrecken nicht mehr recht-fertigt“, heißt es in der offiziellen ARD-Pressemeldung. Dem Informationsauftrag tun die Öffentlich-Rechtlichen fortan in ihren Sport-Regelsendungen genüge. „Im Fo-kus steht darüber hinaus das Thema Doping, das für die Zuschauer kritisch begleitet und verständlich aufbereitet wird“ – mit diesen Worten schließt die Mitteilung.

cOnTADOrs enTTArnUnG

Zum Team der Dopingexperten im Journalisten-Pool der ARD zählt auch HAJO SEPPELT. Auf dessen Recherchen hin musste der Internationale Radsportverband UcI im

vergangenen Jahr einen positiven Dopingtest des TOUR

DE FRANcE-Siegers ALBERTO cONTADOR eingestehen. Den clenbuterol-Befund beim Spanier während der Rundfahrt im Sommer 2010 hatte die UcI zuvor geheim gehalten. „Der Radsport ist ein Kartell der Vertuscher, der Verschweiger – und leider auch der Lügner“, zürnt SEPPELT. „Es ist irrealistisch zu glauben, Sport allgemein jemals dopingfrei zu bekommen. Diese romantische Vor-stellung vom Spitzensport geht davon aus, dass da nur ein paar schwarze Schafe unterwegs sind. Der Hochleistungs- und Profisport ist aber von den Prinzipien des kapitalis-tischen Wirtschaftssystems in besonderer Weise geprägt und hat mit dem althergebrachten Begriff des 'Kulturguts Sport' nichts mehr zu tun.“ Soweit der desillusionierende Befund eines wirklichen Insiders. Seit 1985 ist SEPPELT nunmehr Sportreporter der ARD, zunächst beim Sender FREIES BERLIN (SFB), ab 2003 beim RUNDFUNK BER-

LIN-BRANDENBURG (RBB). Seit 2006 arbeitet der 47-Jäh-rige als freier Journalist für die ARD und ist bekannt für seine Dopingdokumentationen. „Der primäre Maßstab ist, dem Zuschauer ungewöhnliche Einblicke in den Spit-zensport mit den Mitteln des Fernsehens zu verschaffen.

Hajo seppelt, sportjournalist des Jahres 2007, hält eine intensive beschäf-tigung mit ökonomischen, sportethischen, medizinischen und juristischen fragen schon während der sportjournalistischen Ausbildung für notwendig.

»„Der Radsport ist ein Kartell der Vertuscher, der Verschweiger – und leider auch der Lügner“«

von christoph G. Grimmer

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31Fachjournalist No .4 2011

sPOrTJOUrnALismUs

Ungewöhnlich ist vor allem der intensive Blick hinter die Kulissen des Spitzensports, der dem Fernsehzuschauer bei Liveübertragungen verborgen bleibt“, erklärt SEP-

PELT. „Welche medizinischen, ökonomischen und nicht selten kriminellen Hintergründe bei sportlichen Leistun-gen eine Rolle spielen, das wollen viele Sportlobbyisten lieber nicht im Fernsehen sehen. Gerade deshalb ist es wichtig, dass wir darüber berichten.“

AUs PrOfessiOneLLer DisTAnZ

Der Sportjournalist des Jahres 2007 gibt sich mit bloßer Ergebnisberichterstattung nicht zufrieden: „Das wäre mir, ehrlich gesagt, zu langweilig.“ Zu gering und limitiert sei für ihn der journalistische Erkenntnisgewinn bei einem 1:0. SEPPELT missfällt die vielerorts unheilvolle Nähe der Berichterstatter zum jeweiligen Berichterstattungsge-genstand, das räumt er offen ein. Jedoch bezweifelt der Journalist, der 2006 mit dem Leuchtturm für besondere publizistische Leistungen vom NETZWERK REcHERcHE ausgezeichnet wurde, dass diese Nähe in anderen Sparten des Journalismus nicht existiert. „Im Sport wird sie aber so offen zur Schau getragen wie in keinem anderen Be-reich, gerade im TV-Sport.“

Er selbst hat diese Nähe längst verloren: Als Zwölfjähri-ger noch drückte er HERTHA BSc die Daumen, „Anfang der 1980er-Jahre war das aber auch schon wieder vorbei“. Das Argument, durch persönliche Nähe an exklusive In-formationen zu gelangen, überzeugt ihn nicht. „Oder ha-ben Sie bemerkt, dass die Protagonisten dieser Haltung, die etwa das Duzen oft geradezu zelebrieren, regelmäßig substanzielle News produzieren? Gerade bei kritischen Sujets? Kaum. Sportjournalisten – insbesondere im TV – definieren sich allzu häufig als Presenter, als Verkäufer der Ware Sport“, kritisiert SEPPELT. „Begeisterung soll vermittelt werden, eine Freude am Sujet, die sie häufig selbst verspüren. Ich befürchte allerdings, dass ein Über-maß an Begeisterung den klaren Blick auf das Geschehen trübt.“ Dass davon nur der Sportjournalismus betroffen ist, glaubt der frühere Schwimm-Kommentator nicht. Auch in anderen Sparten wie Politik-, Kultur- oder Wirt-schaftsjournalismus fehle es an professioneller Distanz, beobachtet SEPPELT: „Mit welcher Emphase etwa man-che Wirtschaftsjournalisten die täglichen Börsenkurse verkünden, lässt bei mir manchmal den Verdacht aufkei-men, da sind wahre Sportreporter am Werk.“

recHercHe UnD AUfbereiTUnG: ZWei AnsPrUcHsVOLLe scHriTTe

Die Recherche und die mediale Aufbereitung der belast-baren Fakten sind die größten Herausforderungen für SEPPELT und seine Kollegen im Dopingjournalismus.

Ausgestrampelt: Ab 2012 verzichten ArD und ZDf auf eine übertragung der Tour de france

foto

: f.

rot

h

„Hinweisgeber sind im Milieu des Sportbetrugs natürlich besonders selten. Im Business ,Spitzensport‘ profitieren alle Beteiligten in öko-nomischer Hinsicht, wenn das Do-pingthema totgeschwiegen wird: Gute – möglicherweise auch uner-kannt manipulierte – Leistungen werten das Sportereignis auf, das bringt höhere Einschaltquoten, mehr Sponsoren, mehr Geld für Verbände, lukrative Verträge für Sportler, gute Geschäfte für Manager; die Trainer und nicht zuletzt Mediziner wer-den aufgewertet durch erfolgreiche Leistungen der von ihnen betreuten Athleten“, betont SEPPELT. Daher gelingt es in diesem Umfeld oft nicht, interessante Hinweise mit Indizien oder belastbaren Fakten zu erhär-ten. Die inhaltliche Substanz in den Reportagen und Dokumentationen jedoch ist nach SEPPELTs Maßgabe das unabdingbare A und O – dabei

»„Welche medizinischen, ökonomischen und nicht selten kriminellen Hintergründe bei sportlichen Leistungen eine Rolle spielen, das wollen viele

Sportlobbyisten lieber nicht im Fernsehen sehen.“«

Page 32: Fachjournalist - Oktober 2011

32 Fachjournalist No .4 2011

sPOrTJOUrnALismUs

spricht er vom „Erkenntnisgewinn für den Konsumen-ten“, sprich den Zuschauer.

Im zweiten Schritt folgt dann die handwerkliche Aufbe-reitung der recherchierten Inhalte. „Die fernsehgerechte Umsetzung erweist sich in der Tat als weitere Hürde, weil die Anwesenheit einer Fernsehkamera offenbar in vielen Situationen abschreckend ist, Informanten nur anonymi-siert oder häufig gar nicht zu einem TV-Interview bereit sind“, erklärt SEPPELT. Es sei für Journalisten, die auf Bewegtbilder nicht angewiesen sind, ungleich einfacher. „Gelingt es dann aber doch mal, eindrucksvolle und un-gewöhnliche Bilder und Interviews zu bekommen, ist die Authentizität und die Kraft der Bilder nach meiner Auf-fassung ein unschlagbares Argument für die Aufbereitung solcher Themen gerade im Fernsehen.“

miTTeL ZUm ZWeck

Eine seiner bekanntesten Dokumentationen ist die zu den Olympischen Sommerspielen von Peking 2008 ausge-strahlte Reportage „Olympia im Reich der Mittel: Doping in china“ (mit co-Autor JO GOLL). Der 45-minütige Bei-trag befasste sich unter anderem mit in der Volksrepublik angebotenen Anabolika-Substanzen zu Dumpingpreisen. „150 Euro haben wir bezahlt, die offizielle Referenzsub-stanz in Deutschland würde bis zu 40.000 Euro kosten“, erzählt SEPPELT. Beim internationalen Sportfilm-Festival LIBEREc 2009 wurde der Beitrag mit dem Hauptpreis aus-gezeichnet und bei den NEW YORK FESTIVALS erhielt er die World Gold Medal in der Kategorie „best investigative report long form“. „Ich freue mich, wenn unsere Arbeit wahrgenommen und anerkannt wird“, sagt SEPPELT. „Da wir auch immer wieder genug Gegenwind bekommen, vor allem aus Kreisen des organisierten Sports, ist die Unter-stützung hilfreich.“

»„Der Sportler ist das ‚Nutztier‘ der Interessen seines Umfeldes, zugleich das letzte,

wenn auch wichtigste Glied in der Verwertungskette des Hochleistungssports.“«

Doch trotz der wohl systemimmanenten Versuchung, sich auf welche Art und Weise auch immer einen Wettbe-werbsvorteil gegenüber der Konkurrenz zu verschaffen, sieht SEPPELT den Sportler nicht als Alleintäter. Vielmehr vergleicht er diesen mit einem Dukatenesel, der für sein Team die Ernte einholt: „Wenn der Sportler ,funktioniert‘, wenn er Leistung bringt, erfolgreich ist, Medaillen ge-winnt oder Rekorde erzielt, dann profitieren alle Player des Spitzensports davon: die Sportverbände, die Sponso-ren, die TV-Anstalten, die Manager, Trainer, Ärzte usw. Vom individuellen Erfolg des Sportlers profitieren also

Der Autor DiPL.­sPOrTWiss. cHrisTOPH G. Grimmer promo-

viert an der Universität Hamburg im Bereich Journalistik,

Kommunikationswissenschaft & PR und erhält dafür ein

Stipendium der Hamburger Wissenschaftsförderung. Seit

2010 ist er Dozent für Recherche und Sportgeschichte des

Studiengangs Journalistik an der privaten Medienhochschu-

le MHMK, bereits seit 2007 arbeitet er als freier Mitarbeiter

für die Nachrichtenagentur dpa. Medienpraktische Berufser-

fahrungen sammelte der frühere Stipendiat der Friedrich-

Naumann-Stiftung für die Freiheit zudem in diversen

Praktika (u. a. kicker, Sport Bild, Hamburger Abendblatt,

NDR Fernsehen, Sky Fernsehen, Sport 1).

Kontakt: [email protected]

viele.“ Die konsequente und logische Rechnung: „Des-halb liegt es in ihrem Interesse, dass so viel Leistung wie möglich aus diesem Individuum herausgeholt wird. Der Sportler ist das ‚Nutztier‘ der Interessen seines Umfeldes, zugleich das letzte, wenn auch wichtigste Glied in der Verwertungskette des Hochleistungssports.“

breiTere AUsbiLDUnG emPfOHLen

Nicht zuletzt wegen dieser Interessengemeinschaft mit Netzwerkstruktur sollten bei Journalisten schon recht-zeitig die Sinne geschärft werden, fordert SEPPELT: „Not-wendig ist aus meiner Sicht eine intensivere Beschäfti-gung mit allen Facetten des Hochleistungssports schon in der sportjournalistischen Ausbildung, seien es öko-nomische, sportethische, medizinische oder juristische Fragen.“ Die Bemerkung jedoch, dass er zu den wenigen herausragenden Sportjournalisten zähle, die mit ihren Reportagen und Dokumentationen für Glanzlichter am deutschen Fernsehsporthimmel sorgten, lässt der Berliner nicht gelten. „Neben zahlreichen langjährigen Kollegen gibt es auch eine ganze Reihe guter und hoffnungsvoller Journalisten, auch im Fernsehen, die viel Engagement mitbringen sowie viel Mühe und Zeit in Recherchen in-vestieren.“

Für diese erfreuliche Entwicklung ist nicht zuletzt bei den öffentlich-rechtlichen Sendern ARD und ZDF in den Sommermonaten Juni und Juli ab 2012 mit dem Verzicht auf die Liveberichterstattung von der TOUR DE FRANcE wieder viel Sendeplatz freigeworden. //

Page 33: Fachjournalist - Oktober 2011

33Fachjournalist No .4 2011

fAcHJOUrnALismUs

PrOf. Dr. sieGfrieD qUAnDT hat den Gießener Studiengang

Fachjournalistik mit historisch-politischem Schwerpunkt

gegründet und zwanzig Jahre lang geführt. Er ist Leiter

des Gießener TransMIT-Zentrums für Kommunikation,

Medien und Marketing und Präsident des Deutschen

Fachjournalisten-Verbandes.

WOLfGAnG mAAß, Jahrgang 1955, studierte Rechts- und

Wirtschaftswissenschaften an der Justus-Liebig-Universität

in Gießen. Nach Assistenzzeit mit Promotion zum Dr. iur.

und Tätigkeit bei der Deutschen Bank in Frankfurt trat

er 1987 in die Geschäftsleitung der Gießener Anzeiger

Verlagsgruppe ein, wo er 1990 zusätzlich die Chefredaktion

übernahm. Ehrenamtlich engagiert er sich u. a. als Vorsit-

zender des Verbandes Hessischer Zeitungsverleger e. V. und

als Präsident der IHK Gießen-Friedberg.

fAcHJOUrnALismUs im GesPräcHbrAUcHen LOkALZeiTUnGen fAcHJOUrnALismUs?siegfried QuAndt im gespräch mit woLfgAng mAAß geschäftsführer, chefredakteur und vorsitzender des hessischen ZeitungsverLeger-verbAndes

im gießener AnZeiger gibt es Journalisten, die sich vor allem mit wirtschaft oder mit regionalen hoch-schulen beschäftigen. inwieweit brauchen Lokalzei-tungen fachjournalismus?

Wir haben in der Regel Allrounder. Aber sie haben unterschiedliche Schwerpunkte, zum Beispiel im Be-reich Wirtschaft oder Hochschulen.

Auch bei Lokalzeitungen wird heute von der Leser-schaft erwartet, dass sie über die großen aktuellen fragen wie finanzkrise oder gesundheitsreform fun-dierte Aussagen machen. inwieweit schaffen das ihre Lokaljournalisten?

Natürlich haben wir den Anspruch, auch allgemeine-re Fragen zu behandeln und auf das Lokale herunter-zubrechen. Das müssen unsere Leute schaffen, auch mithilfe von Experten von außen. Ein System von fachjournalistischen Spezialisten für die großen The-menfelder können sich Lokalzeitungen nicht leisten.

welche zusätzlichen Personen- oder Kompetenz-ressourcen nutzen sie über ihre eigene mannschaft hinaus?

Wir haben zum Beispiel einen Korrespondenten für Finanzfragen in Frankfurt am Main, der regelmäßig (auch) für uns berichtet. Außerdem verfügen wir über ein breites Netz von politischen Korrespondenten in wichtigen Ländern, politischen Fachjournalisten also. Im Übrigen gibt es freie Journalisten mit besonderer Themenkompetenz, mit denen wir zusammenarbei-ten.

Kümmern sich die verleger um die Aus- oder fortbil-dung der freien, die für sie arbeiten?

Die Freien setzen ihre Schwerpunkte selbst und or-ganisieren sich ganz selbstständig. Auch um deren Fortbildung kümmern sich die Zeitungsverleger nicht.

Aber wir halten es durchaus für notwendig, dass sich die freien Journalisten in größeren Themenfeldern auskennen beziehungsweise sich darin aktuelles Wis-sen aneignen.

herr maaß, vielen dank für das gespräch. //

Page 34: Fachjournalist - Oktober 2011

34 Fachjournalist No .4 2011

DfJV inTern

→ Was ist und wie funktioniert crowdfunding überhaupt? → Welche Plattformen gibt es derzeit? Mit welchem the-

matischen Bezug? → Ist crowdfunding als Finanzierungsform auch für

(freie) journalistische Projekte geeignet? → Gibt es erfolgreiche Beispiele? Wo liegen chancen und

Grenzen? → Wie gelingt die Mobilisierung der „crowd“ und letzt-

lich die Finanzierung? → Hat das Konzept für den Journalismus eine Zukunft in

Deutschland?

Für die Auftaktveranstaltung haben wir profilierte Exper-ten und Praktiker als Podiumsgäste gewinnen können. Es erwarten Sie

als moderator

→ dr. LeonArd novy (stiftung neue verantwortung, Projektleiter der aktuellen Umfrage „Journalismus 2020“)

sowie die Podiumsteilnehmer

→ KArsten wenZLAff (Geschäftsführer ikosom), → n. n. (Geschäftsführer eines Plattformbetreibers), → nicoLe wALter (chefredakteurin des Blogs „bier

statt blumen“),

Veranstaltung: dfjv:konnektThema: crowdfunding – finanzierungsmodell für freie

Journalisten und fotografen (-netzwerke)?Datum: 25. Oktober 2011Anmeldeschluss: 16. Oktober 2011Ort: berlin, radialsystem V und im Livestream auf

http://conference.make.tv/dfjv-konnektUhrzeit: 18:30 Uhr

25. OkTOber 2011: crOWDfUnDinG – finAnZierUnGs­mODeLL für freie JOUrnALisTen UnD fOTOGrAfen (­neTZWerke)?

Aber kann crowdfunding auch ein erfolg versprechendes finanzie-rungsmodell für freie Journalisten bzw. journalistische Projekte sein?

folgenden Kernfragen will sich die diskussion am 25. ok to ber 2011 u. a. widmen:

Am 25. Oktober 2011 ist es soweit: dfjv:konnekt feiert Premiere, zu der wir Sie herzlich einladen. Mit dem neu-en Veranstaltungsformat des DFJV möchten wir allen Mit-gliedern die Möglichkeit geben, an Diskussionen zu aktu-ellen journalistischen Themen teilzunehmen.

WAs isT neU?

→ dfjv:konnekt widmet sich pro Veranstaltung jeweils nur einem aktuellen Thema: mehr Tiefe, statt nur an der Oberfläche zu kratzen.

→ dfjv:konnekt steht jedem Interessierten offen – per Livestream im Internet.

→ dfjv:konnekt ist interaktiv: Wir freuen uns auf Ihre Teil-nahme an der Diskussion per Twitter vor, während und nach der Veranstaltung sowie live vor Ort in Berlin.

Das Thema der Auftaktveranstaltung lautet:

„crOWDfUnDinG – finAnZierUnGsmODeLL für freie JOUrnALisTen UnD fOTOGrAfen (­neTZWerke)?“

Der Begriff „crowdfunding“ ist mittlerweile einer breite-ren Netz-Öffentlichkeit vertraut. Es gibt Beispiele für er-folgreich crowdfinanzierte Projekte aus dem Bereich der Film- und Musikbranche, auch gemeinnützige Ideen und Buchprojekte konnten bereits realisiert werden. Neue crowdfundingplattformen, teils mit einem spitzen thema-tischen Fokus, belegen den Trend.

i

Page 35: Fachjournalist - Oktober 2011

imPressUm

HerausgeberProf. Dr. Siegfried Quandt (Präsident des DFJV)

DFJV Deutscher Fachjournalisten-Verband AG

verlagDFJV Deutscher Fachjournalisten-Verband AG

Hegelplatz 1, 10117 Berlin

Telefon 030 / 81 00 36 88 0

Fax 030 / 81 00 36 88 9

ChefredaktionLars von Hugo (V.i.S.d.P.)

[email protected]

redaktionsbeiratgabriele bartelt-Kircher, Leiterin der Journalistenschule-Ruhr markus becker,

Leiter des Ressorts Wissenschaft bei Spiegel-Online Prof. dr. udo branahl, Institut

für Journalistik an der Universität Dortmund Prof. dr. ulrike buchholz, Fachbereich

Informations- und Kommunikationswesen an der Fachhochschule Hannover

Prof. dr. rainer burchardt, Lehrbeauftragter für Media Management an der

Fachhochschule Kiel Prof. dr. giso deussen, ehem. Leiter des Studiengangs

Technikjournalismus an der Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg

walter engstle, Geschäftsführer der UVK Verlagsgesellschaft, ›Reihe Praktischer

Journalismus‹ Prof. dr. christoph fasel, Professur für Medien- und

Kommunikationsmanagement, SRH Hochschule calw dr. med. christoph fischer,

Facharzt und Lehrbeauftragter an der Hamburg Media School

wolfgang goede, M. A., Wissenschaftsredakteur der Zeitschrift P. M. dr. gabriele

hooff acker, Leiterin der Journalistenakademie München Prof. dr. guntram Platter,

Professur für Kommunikation und Öff entlichkeitsarbeit, Hochschule für nachhaltige

Entwicklung Eberswalde (FH) A. o. Prof. dr. dr. benno signitzer, Fachbereich

Kommunikationswissenschaft an der Universität Salzburg werner starz,

M. A., Direktor Marketing und Kommunikation bei Eurosport Prof. (em.) dr. Jan

tonnemacher, Lehrstuhl für Journalistik II an der Katholischen Universität Eichstätt

eva wiese, Technology communications, Daimler chrysler

titelillustrationEsther Schaarhüls

DruckMessedruck Leipzig GmbH

[email protected]

Die aktuellen Mediadaten des Fachjournalist erhalten Sie auf www.fachjournalist.de

autoren dieser ausgabechristoph G. Grimmer · Brigitte Hagedorn · Eva Hakes

Moritz "Mo." Sauer · Michael Schaff rath · Jennifer Schwanenberg

Andreas Schümchen · Katharina Seuser · Siegfried Quandt

leserbriefe

wie Statements, Anregungen, Lob und Kritik bitte an: [email protected]

Erscheinungstermine:Der Fachjournalist erscheint quartalsweise. Mitglieder des Deutschen

Fachjournalisten-Verbandes erhalten den Fachjournalist kostenfrei.

rechtlichesDer Inhalt namentlich gekennzeichneter Beiträge spiegelt nicht die Meinung der

Redaktion wider. Bei Einsendung von Manuskripten wird das Verständnis zur vollen

oder auszugsweisen Veröff entlichung (Print und Online) vorausgesetzt. Hinweise

für Autoren erhalten Sie unter www.fachjournalist.de.

Issn 1860-2827

FachjournalistFachjournal ismus, Fach-PR & Fachmedien

Angeschlossen der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern (IVW)

35Fachjournalist No .4 2011

DfJV inTern

→ fLoriAn siebecK (Redakteur und Mitgründer Herz-note Verlag),

→ dr. AndreA KAmPhuis (freie Publizistin / Buchau-torin).

Wir freuen uns darauf, das Thema gemeinsam mit Ihnen am 25. Oktober 2011 aus journalistischer Perspektive nä-her beleuchten zu können.

mehr informationen zum veranstaltungsformat erhal-ten sie auf www.dfjv-konnekt.de. hier fi nden sie auch ein fact-sheet mit informationen und weiterführenden Links zum thema „crowdfunding“ sowie eine vorstel-lung der Podiumsteilnehmer.

den Livestream zur veranstaltung und den twitterfeed erreichen sie über http://conference.make.tv/dfjv-konnekt.

mit redaktionsschluss bestand noch die möglichkeit, sich für die veranstaltung am 25. oktober 2011 in berlin über den Link http://www.amiando.com/dfjvkonnekt.html anzumelden. Anmeldeschluss ist der 16. oktober 2011, registrierungen werden in der reihenfolge ihres ein-gangs angenommen. bitte beachten sie, dass die maxi-male teilnehmerzahl für die veranstaltung bei 80 Per-sonen liegt. über den aktuellen status informieren wir sie auch per e-mail und auf www.dfjv.de. //

Page 36: Fachjournalist - Oktober 2011

36 Fachjournalist No .3 2010

www.uvk.de/journalismus

UVK:Neue Impulse für Journalisten

Heiko LenzSuchmaschinenoptimiertschreiben2011, 198 Seiten60 s/w Abb., broschiertISBN 978-3-86764-284-2€ (D) 24,90 / € (A) 25,60 /freier Preis SFr 35,90Praktischer Journalismus 90

Jutta von CampenhausenWissenschaftsjournalismus2011, 198 Seiten, broschiertISBN 978-3-86764-240-8€ (D) 24,90 / (A) 25,60 / freier Preis SFr 35,90Praktischer Journalismus 88

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Marie Lampert, Rolf WespeStorytelling für Journalisten2011, 262 Seiten45 s/w Abb., broschiertISBN 978-3-86764-252-1€ (D) 24,90 / € (A) 25,60 /freier Preis SFr 35,90Praktischer Journalismus 89

Sandra MüllerRadio machen2011, 140 Seiten, broschiertISBN 978-3-86764-307-8€ (D) 14,90 / € (A) 15,40 /freier Preis SFr 21,90Wegweiser Journalismus 11

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Jürg HäusermannJournalistisches Texten3., überarbeitete Auflage2011, 262 Seiten15 Abb. s/w, broschiertISBN 978-3-86764-000-8€ (D) 24,90 / € (A) 25,60 /freier Preis SFr 35,90Praktischer Journalismus 43

Christian JakubetzCrossmedia2., überarbeitete Auflage2011, 186 Seiten, broschiertISBN 978-3-86764-239-2€ (D) 19,90 / € (A) 20,50 / freier Preis SFr 28,90Praktischer Journalismus 80

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DFJV-08-11_Fachjournalist 23.08.2011 14:33 Seite 1