Faire Spiele, bedingte Wahrscheinlichkeit und Unabh...

31
Faire Spiele, bedingte Wahrscheinlichkeit und Unabh¨ angigkeit Dr. Elke Warmuth Sommersemester 2018 1 / 66

Transcript of Faire Spiele, bedingte Wahrscheinlichkeit und Unabh...

Page 1: Faire Spiele, bedingte Wahrscheinlichkeit und Unabh angigkeitdidaktik.mathematik.hu-berlin.de/user/warmuth/Stochastik_Vorlesung/... · 3/66. Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit

Faire Spiele,bedingte Wahrscheinlichkeit und Unabhangigkeit

Dr. Elke Warmuth

Sommersemester 2018

1 / 66

Page 2: Faire Spiele, bedingte Wahrscheinlichkeit und Unabh angigkeitdidaktik.mathematik.hu-berlin.de/user/warmuth/Stochastik_Vorlesung/... · 3/66. Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit

Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit Schwierigkeiten mit bedingten Wahrscheinlichkeiten

Faires Spiel

Bedingte WahrscheinlichkeitVerstehen des KonzeptsDefinition und MultiplikationsformelAnwenden des Konzepts – Beispiele

Schwierigkeiten mit bedingten WahrscheinlichkeitenVerwechslung von Bedingung und BedingtemIndizien

2 / 66

Page 3: Faire Spiele, bedingte Wahrscheinlichkeit und Unabh angigkeitdidaktik.mathematik.hu-berlin.de/user/warmuth/Stochastik_Vorlesung/... · 3/66. Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit

Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit Schwierigkeiten mit bedingten Wahrscheinlichkeiten

Beispiel

I Setze e e auf die 13.

I Kommt die 13, bekommst Du denEinsatz plus 35 · e e zuruck.

I Kommt die 13 nicht, bekommst Dunichts.

I Sei X der Nettogewinn des Spielers.X nimmt die Werte −e e bzw.35 · e e mit den Wahrscheinlichkeiten3637 bzw. 1

37 an.

I E (X ) = (−e)· 3637 +35·e · 1

37 = − e37 < 0

3 / 66

Page 4: Faire Spiele, bedingte Wahrscheinlichkeit und Unabh angigkeitdidaktik.mathematik.hu-berlin.de/user/warmuth/Stochastik_Vorlesung/... · 3/66. Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit

Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit Schwierigkeiten mit bedingten Wahrscheinlichkeiten

Beispiel

I Setze e e auf ROT.

I Kommt ROT, bekommst Du denEinsatz plus e e zuruck.

I Kommt ROT nicht, bekommst Dunichts.

I Sei Y der Nettogewinn des Spielers.Y nimmt die Werte −e e bzw. e emit den Wahrscheinlichkeiten 19

37 bzw.1837 an.

I E (Y ) = (−e) · 1937 + e · 18

37 = − e37 < 0

4 / 66

Page 5: Faire Spiele, bedingte Wahrscheinlichkeit und Unabh angigkeitdidaktik.mathematik.hu-berlin.de/user/warmuth/Stochastik_Vorlesung/... · 3/66. Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit

Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit Schwierigkeiten mit bedingten Wahrscheinlichkeiten

Aufgabe

Deuten Sie die Erwartungswerte in den vorigen beiden Aufgabenaus der Sicht des Spielers und aus der Sicht der Bank.

Deutung: Im Durchschnitt uber viele Spiele macht der Spieler e37 e

Verlust und die Bank e37 e Gewinn.

DefinitionSei G der Nettogewinn eines Spieler in einem Zweipersonenspiel.Dann heißt das Spiel fair, wenn E (G ) = 0 gilt.

Aufgabe

Erlautern Sie den Fairnessbegriff, der hinter dieser Definitionsteckt.

5 / 66

Page 6: Faire Spiele, bedingte Wahrscheinlichkeit und Unabh angigkeitdidaktik.mathematik.hu-berlin.de/user/warmuth/Stochastik_Vorlesung/... · 3/66. Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit

Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit Schwierigkeiten mit bedingten Wahrscheinlichkeiten

Beispiel

I Wetterbericht sagt Regenwahrscheinlichkeit von 70% vorher.

I Herr F. (Hobbymeteorologe) sagt zu seinem Freund, Herrn D.:

”Wetten, dass es morgen nicht regnet? Ich setze 10 e“.

I Herr D. geht auf die Wette ein und setzt 20 e dagegen.

I Seien F bzw. D der Nettogewinn von Herrn F. bzw. Herrn D.

I Als Modellwahrscheinlichkeit wahlen wir P(Regen) = 0, 70.Dann gilt

ω P(ω) F (ω) D(ω)

kein Regen 0,30 20 -20

Regen 0,70 -10 10

E (F ) = 20 · 0, 30 + (−10) · 0, 70 = −1, 00E (D) = (−20) · 0, 30 + 10 · 0, 70 = 1, 00.

6 / 66

Page 7: Faire Spiele, bedingte Wahrscheinlichkeit und Unabh angigkeitdidaktik.mathematik.hu-berlin.de/user/warmuth/Stochastik_Vorlesung/... · 3/66. Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit

Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit Schwierigkeiten mit bedingten Wahrscheinlichkeiten

Aufgabe

Im vorigen Beispiel ist die Wette nicht fair. Herr D. ist im Vorteil.Bestimmen Sie einen solchen Wetteinsatz e fur Herrn D., dass dieWette fair ist. Herr F. bleibt bei seinem Einsatz.

Losung:E (F ) = 0 ist gleichbedeutend mit e · 0, 30 = 10 · 0, 70.Daraus folgt e = 70

3 e ≈ 23, 33 e ist der faire Einsatz.

7 / 66

Page 8: Faire Spiele, bedingte Wahrscheinlichkeit und Unabh angigkeitdidaktik.mathematik.hu-berlin.de/user/warmuth/Stochastik_Vorlesung/... · 3/66. Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit

Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit Schwierigkeiten mit bedingten Wahrscheinlichkeiten

Beispiel

I Chuck a Luck – dt. etwa:”Gluckswurf“

I Der Spieler setzt 1 e auf eine der Zahlen 1, 2, . . . , 6.

I Es werden drei Wurfel geworfen.

I Zeigt mindestens ein Wurfel seine Zahl, erhalt er den Einsatzzuruck und außerdem fur jeden Wurfel, der diese Zahl zeigt,noch zusatzlich 1 e.Erscheint seine Zahl nicht, verfallt der Einsatz.

I Sei G der Nettogewinn des Spielers. Die Verteilung von Glautet:

−1 1 2 3(56

)33 · 1

6

(56

)23(

16

)2 56

(16

)3

I E (G ) ≈ −0, 08 e. Bei Einsatz e e ist E (G ) ≈ −0, 08e e8 / 66

Page 9: Faire Spiele, bedingte Wahrscheinlichkeit und Unabh angigkeitdidaktik.mathematik.hu-berlin.de/user/warmuth/Stochastik_Vorlesung/... · 3/66. Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit

Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit Schwierigkeiten mit bedingten Wahrscheinlichkeiten

Faire Spiele ohne Einsatz

I Sind in der Grundschule relevant.

I Ein Einsatz wird nicht gezahlt.

I Man betrachtet nur die Gewinnwahrscheinlichkeiten.

I Ein Spiel heißt fair, wenn alle Spieler dieselbeGewinnwahrscheinlichkeit haben.

9 / 66

Page 10: Faire Spiele, bedingte Wahrscheinlichkeit und Unabh angigkeitdidaktik.mathematik.hu-berlin.de/user/warmuth/Stochastik_Vorlesung/... · 3/66. Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit

Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit Schwierigkeiten mit bedingten Wahrscheinlichkeiten

Beispiel

Quelle: Das Zahlenbuch 3, Wittmann/Muller, Ernst Klett Verlag, 2012, S. 25

10 / 66

Page 11: Faire Spiele, bedingte Wahrscheinlichkeit und Unabh angigkeitdidaktik.mathematik.hu-berlin.de/user/warmuth/Stochastik_Vorlesung/... · 3/66. Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit

Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit Schwierigkeiten mit bedingten Wahrscheinlichkeiten

Beispiel

Quelle: Das Zahlenbuch 4, Wittmann/Muller, Ernst Klett Verlag, 2013, S. 14 11 / 66

Page 12: Faire Spiele, bedingte Wahrscheinlichkeit und Unabh angigkeitdidaktik.mathematik.hu-berlin.de/user/warmuth/Stochastik_Vorlesung/... · 3/66. Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit

Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit Schwierigkeiten mit bedingten Wahrscheinlichkeiten

Verstehen des Konzepts

Aspekte der bedingten Wahrscheinlichkeit

I Umbewertung von Chancen angesichts von Informationenuber das Zufallsexperiment

I Konstruktion von Wahrscheinlichkeitsverteilungen(bedingte Wahrscheinlichkeiten sind gegeben, 1. Pfadregel)

I a-posteriori-Wahrscheinlichkeiten(Bayessche Formel)

I Berechnung von Wahrscheinlichkeiten durch Zerlegung derErgebnismenge(Summenregel, Formel fur die totale Wahrscheinlichkeit)

12 / 66

Page 13: Faire Spiele, bedingte Wahrscheinlichkeit und Unabh angigkeitdidaktik.mathematik.hu-berlin.de/user/warmuth/Stochastik_Vorlesung/... · 3/66. Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit

Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit Schwierigkeiten mit bedingten Wahrscheinlichkeiten

Verstehen des Konzepts

Ereignis B ist eingetreten – andert das die Bewertung der Chancenfur das Eintreten des Ereignisses A?

Ja, das Ereignis A bekommt nun (angesichts der Information uberdas Eintreten von B) die Wahrscheinlichkeit P(A|B) = 0.

13 / 66

Page 14: Faire Spiele, bedingte Wahrscheinlichkeit und Unabh angigkeitdidaktik.mathematik.hu-berlin.de/user/warmuth/Stochastik_Vorlesung/... · 3/66. Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit

Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit Schwierigkeiten mit bedingten Wahrscheinlichkeiten

Verstehen des Konzepts

Ereignis B ist eingetreten – andert das die Bewertung der Chancenfur das Eintreten des Ereignisses A?

Ja, die Ereignis A bekommt nun (angesichts der Information uberdas Eintreten von B) die Wahrscheinlichkeit P(A|B) = 1.

14 / 66

Page 15: Faire Spiele, bedingte Wahrscheinlichkeit und Unabh angigkeitdidaktik.mathematik.hu-berlin.de/user/warmuth/Stochastik_Vorlesung/... · 3/66. Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit

Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit Schwierigkeiten mit bedingten Wahrscheinlichkeiten

Verstehen des Konzepts

Ereignis B ist eingetreten – andert das die Bewertung der Chancenfur das Eintreten des Ereignisses A?

Ja, die Ereignis A bekommt nun (angesichts der Information uberdas Eintreten von B) die Wahrscheinlichkeit P(A|B) = ?

15 / 66

Page 16: Faire Spiele, bedingte Wahrscheinlichkeit und Unabh angigkeitdidaktik.mathematik.hu-berlin.de/user/warmuth/Stochastik_Vorlesung/... · 3/66. Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit

Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit Schwierigkeiten mit bedingten Wahrscheinlichkeiten

Verstehen des Konzepts

Spezialfall Laplace-Modell

I Ereignis A: a = |A| gunstige gleichwahrscheinliche Ergebnisse

I Ereignis B: b = |B| gunstige gleichwahrscheinliche Ergebnisse

I Ereignis A ∩ B: c = |A ∩ B| gunstige gleichwahrscheinlicheErgebnisse

B ist eingetreten ⇒I b mogliche gleichwahrscheinliche (!) Ergebnisse

I c gunstige gleichwahrscheinliche (!) Ergebnisse

folglich

P(A|B) =c

b=|A ∩ B||B|

=P(A ∩ B)

P(B)

16 / 66

Page 17: Faire Spiele, bedingte Wahrscheinlichkeit und Unabh angigkeitdidaktik.mathematik.hu-berlin.de/user/warmuth/Stochastik_Vorlesung/... · 3/66. Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit

Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit Schwierigkeiten mit bedingten Wahrscheinlichkeiten

Verstehen des Konzepts

Farbenfehlsichtigkeit (= Storung der Farbwahrnehmung) undGeschlechtM – mannlich, W – weiblich, F – farbenfehlsichtig

M W

F 0, 469 0, 488 0, 957

F 0, 041 0, 002 0, 043

0, 51 0, 49 1, 00

Fragen stellen! Z.B. Anteil der Farbenfehlsichtigen unter denMannern bzw. unter den Frauen:

0, 041

0, 51≈ 0, 08 bzw.

0, 002

0, 49≈ 0, 004

17 / 66

Page 18: Faire Spiele, bedingte Wahrscheinlichkeit und Unabh angigkeitdidaktik.mathematik.hu-berlin.de/user/warmuth/Stochastik_Vorlesung/... · 3/66. Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit

Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit Schwierigkeiten mit bedingten Wahrscheinlichkeiten

Definition und Multiplikationsformel

Vorbereitung durch Vierfeldertafel gunstig

A A

B P(A ∩ B) P(A ∩ B) P(B)

B P(A ∩ B) P(A ∩ B) P(B)

P(A) P(A) 1

DefinitionFur Ereignisse A und B mit P(B) > 0 heißt

P(A|B) :=P(A ∩ B)

P(B).

die bedingte Wahrscheinlichkeit von A unter der Bedingung B.18 / 66

Page 19: Faire Spiele, bedingte Wahrscheinlichkeit und Unabh angigkeitdidaktik.mathematik.hu-berlin.de/user/warmuth/Stochastik_Vorlesung/... · 3/66. Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit

Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit Schwierigkeiten mit bedingten Wahrscheinlichkeiten

Definition und Multiplikationsformel

SatzSei B ∈ F und P(B) > 0. Die bedingte Wahrscheinlichkeit P(·|B)ist eine Wahrscheinlichkeitsverteilung auf F .

Beweis.

1. P(A|B) = P(A∩B)P(B) ≥ 0.

2. P(Ω|B) = P(Ω∩B)P(B) = P(B)

P(B) = 1.

3. Wir zeigen nur die Additivitat: Seien A1 und A2 unvereinbar:

P(A1 ∪ A2|B) = P((A1∪A2)∩B)P(B)

= P((A1∩B)∪(A2∩B))P(B)

= P(A1∩B)P(B) + P(A2∩B)

P(B)

= P(A1|B) + P(A2|B)

19 / 66

Page 20: Faire Spiele, bedingte Wahrscheinlichkeit und Unabh angigkeitdidaktik.mathematik.hu-berlin.de/user/warmuth/Stochastik_Vorlesung/... · 3/66. Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit

Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit Schwierigkeiten mit bedingten Wahrscheinlichkeiten

Definition und Multiplikationsformel

Unmittelbar aus der Definition folgt durch Multiplikation mit P(B)

SatzFur Ereignisse A und B mit P(B) > 0 gilt

P(A ∩ B) = P(B) · P(A|B) (Multiplikationsformel).

Durch vollstandige Induktion beweist man

SatzFur n Ereignisse A1,A2, . . .An mit P(A1 ∩A2 ∩ . . .∩An−1) > 0 gilt

P(A1 ∩ A2 ∩ . . . ∩ An)

= P(A1) · P(A2|A1) · P(A3|A1 ∩ A2) · . . . · P(An|A1 ∩ A2 ∩ . . . ∩ An−1)

(allgemeine Multiplikationsformel).

20 / 66

Page 21: Faire Spiele, bedingte Wahrscheinlichkeit und Unabh angigkeitdidaktik.mathematik.hu-berlin.de/user/warmuth/Stochastik_Vorlesung/... · 3/66. Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit

Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit Schwierigkeiten mit bedingten Wahrscheinlichkeiten

Anwenden des Konzepts – Beispiele

Umbewertung von ChancenI Beispiel Mini-Lotto 3 aus 20:

I Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass die dritte gezogeneZahl richtig ist? Antwort: 3

20I Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass die dritte gezogene

Zahl richtig ist, wenn die erste und zweite keine richtigen furmich waren?

I Modell: Ω = (z1, z2, z3) : zk ∈ 1, 2, . . . , 20, zi 6= zj|Ω| = 20 · 19 · 18, Annahme: alle gleichwahrscheinlich

Ri – i-te Zahl ist richtig, i = 1, 2, 3.

P(R3|R1 ∩ R2) =P(R3 ∩ R1 ∩ R2)

P(R1 ∩ R2)=

17·16·320·19·1817·16·1820·19·18

=3

18

I im Einklang mit unserer intuitiven FestlegungI Multiplikationsformel sichert Pfadregel theoretisch ab.

21 / 66

Page 22: Faire Spiele, bedingte Wahrscheinlichkeit und Unabh angigkeitdidaktik.mathematik.hu-berlin.de/user/warmuth/Stochastik_Vorlesung/... · 3/66. Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit

Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit Schwierigkeiten mit bedingten Wahrscheinlichkeiten

Anwenden des Konzepts – Beispiele

I Beispiel Skatspiel:I Mit welcher Wahrscheinlichkeit sind zwei Buben im Skat

(Ereignis A)?

Antwort: P(A) =(4

2)(32

2 )≈ 0, 012

I Mit welcher Wahrscheinlichkeit sind zwei Buben im Skat, wennich k Buben bekommen habe (Ereignis Bk)?

Antwort: P(A|B3) = P(A|B4) = 0 und

P(A|B0) =P(A ∩ B0)

P(B0)=

(2810)·(

42)

(3210)·(

222 )

(2810)·(

222 )

(3210)·(

222 )

=

(2810

)·(

42

)(2810

)·(

222

) ≈ 0, 026 > 0, 012

Die Wahrscheinlichkeit hat sich etwa verdoppelt.

22 / 66

Page 23: Faire Spiele, bedingte Wahrscheinlichkeit und Unabh angigkeitdidaktik.mathematik.hu-berlin.de/user/warmuth/Stochastik_Vorlesung/... · 3/66. Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit

Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit Schwierigkeiten mit bedingten Wahrscheinlichkeiten

Anwenden des Konzepts – Beispiele

I Beispiel Lebensversicherung:

23 / 66

Page 24: Faire Spiele, bedingte Wahrscheinlichkeit und Unabh angigkeitdidaktik.mathematik.hu-berlin.de/user/warmuth/Stochastik_Vorlesung/... · 3/66. Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit

Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit Schwierigkeiten mit bedingten Wahrscheinlichkeiten

Anwenden des Konzepts – Beispiele

I Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein weiblichesNeugeborenes mindestens 80 Jahre alt wird?

Sei X das zufallige kunftige Lebensalter eines weiblichenNeugeborenen.

P(X ≥ 80) =71 167

100 000≈ 0, 712

24 / 66

Page 25: Faire Spiele, bedingte Wahrscheinlichkeit und Unabh angigkeitdidaktik.mathematik.hu-berlin.de/user/warmuth/Stochastik_Vorlesung/... · 3/66. Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit

Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit Schwierigkeiten mit bedingten Wahrscheinlichkeiten

Anwenden des Konzepts – Beispiele

I Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine 20jahrige Fraumindestens 80 Jahre alt wird?

P(X ≥ 80|X ≥ 20) =P(X ≥ 80 ∩ X ≥ 20)

P(X ≥ 20)=

P(X ≥ 80)

P(X ≥ 20)

P(X ≥ 80|X ≥ 20) =71 167

99 488≈ 0, 715 > 0, 712

Arbeit mit Sterbetafeln (2013/15) des Stat. BundesamtesNettopramie einer Lebensversicherung 25 / 66

Page 26: Faire Spiele, bedingte Wahrscheinlichkeit und Unabh angigkeitdidaktik.mathematik.hu-berlin.de/user/warmuth/Stochastik_Vorlesung/... · 3/66. Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit

Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit Schwierigkeiten mit bedingten Wahrscheinlichkeiten

Anwenden des Konzepts – Beispiele

I Beispiel Munzwurf:I Bei 10 Munzwurfen mit einer guten Munze ist 10 mal Wappen

gefallen. Mit welcherWahrscheinlichkeit bringt der elfte Wurf Zahl?

I Antwort: 12

I Unabhangigkeit, hier Gedachtnislosigkeit der Munze

26 / 66

Page 27: Faire Spiele, bedingte Wahrscheinlichkeit und Unabh angigkeitdidaktik.mathematik.hu-berlin.de/user/warmuth/Stochastik_Vorlesung/... · 3/66. Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit

Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit Schwierigkeiten mit bedingten Wahrscheinlichkeiten

Anwenden des Konzepts – Beispiele

a priori – von vornherein und a posteriori – nachtraglich

I Beispiel SpamI

”Till will Werbemull (Spam) von seinem E-Mail-Konto

aussperren. Er installiert den von einer Computerzeitschriftermittelten Testsieger, der 95% aller Werbemails ausfiltert.Leider sortiert das Programm auch 1% aller privaten E-Mailsund von Till bestellten Infobriefe als Spam aus. Beurteile dieQualitat des Spamfilters. Wurdest Du ihn benutzen?“Quelle: H. Wirths in: Stochastik in der Schule 25(2005)Heft 2

I Problem: Informationen aus dem Aufgabentext verarbeiten:

Spam – S , kein Spam – S

wird aussortiert – A, wird nicht aussortiert – A

P(A|S) = 0, 95,P(A|S) = 0, 01

I Annahme: P(S) = 0, 9

27 / 66

Page 28: Faire Spiele, bedingte Wahrscheinlichkeit und Unabh angigkeitdidaktik.mathematik.hu-berlin.de/user/warmuth/Stochastik_Vorlesung/... · 3/66. Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit

Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit Schwierigkeiten mit bedingten Wahrscheinlichkeiten

Anwenden des Konzepts – Beispiele

Mogliche Fragen:

1. Mit welcher Wahrscheinlichkeit ist eine aussortierte E-Mailkein Spam? Falsch schlechte Mails.

2. Mit welcher Wahrscheinlichkeit ist eine nicht aussortierteE-Mail Spam? Falsch gute Mails.

Mit Haufigkeitsinterpretation:Es wurden viele E-Mails beobachtet:

1. Ungefahr welcher Anteil der aussortierten E-Mails ist keinSpam? Falsch schlechte E-Mails.

2. Wie groß ist ungefahr der Anteil der Spam-Mails an den nichtaussortierten E-Mails? Falsch gute E-Mails.

28 / 66

Page 29: Faire Spiele, bedingte Wahrscheinlichkeit und Unabh angigkeitdidaktik.mathematik.hu-berlin.de/user/warmuth/Stochastik_Vorlesung/... · 3/66. Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit

Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit Schwierigkeiten mit bedingten Wahrscheinlichkeiten

Anwenden des Konzepts – Beispiele

I a priori: P(S) = 0, 90

I a posteriori: P(S |A) =?

P(A) = P(A ∩ S) + P(A ∩ S) (Additivitat)

= P(S) · P(A|S) + P(S) · P(A|S) (Multiplikationsformel)

= 0, 90 · 0, 05 + 0, 10 · 0, 99 = 0, 144 (P(A|S) = 1− P(A|S))

P(S |A) =P(S ∩ A)

P(A)

=P(A|S) · P(S)

P(A)(Multiplikationsformel)

=0, 05 · 0, 90

0, 144

= 0, 3125

Rund 31% der nicht aussortierten E-Mails sind Spam.29 / 66

Page 30: Faire Spiele, bedingte Wahrscheinlichkeit und Unabh angigkeitdidaktik.mathematik.hu-berlin.de/user/warmuth/Stochastik_Vorlesung/... · 3/66. Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit

Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit Schwierigkeiten mit bedingten Wahrscheinlichkeiten

Anwenden des Konzepts – Beispiele

Vierfeldertafel

aussortiert nichtaussortiert

Spam 0, 90 · 0, 95 = 0, 855 0, 90 · 0, 05 = 0, 045 0, 90

kein Spam 0, 10 · 0, 01 = 0, 001 0, 10 · 0, 99 = 0, 099 0, 10

0, 856 0, 144 1

1. Mit Wahrscheinlichkeit 0,0010,856 = 0, 001 ist eine aussortierte

E-Mail kein Spam.

2. Mit Wahrscheinlichkeit 0,0450,144 = 0, 313 ist eine nicht

aussortierte E-Mail Spam.

Anworten auf die Ausgangsfragen?

30 / 66

Page 31: Faire Spiele, bedingte Wahrscheinlichkeit und Unabh angigkeitdidaktik.mathematik.hu-berlin.de/user/warmuth/Stochastik_Vorlesung/... · 3/66. Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit

Faires Spiel Bedingte Wahrscheinlichkeit Schwierigkeiten mit bedingten Wahrscheinlichkeiten

Anwenden des Konzepts – Beispiele

Verwunderung meist bei 2. – So groß?

Vorschlag: absolute Haufigkeiten

Schicken 1000 E-Mails ab: Davon sind etwa 900 Spam-Mails. Vondenen sortiert der Spam-Filter etwa 855 aus, . . .

P(S |A) ≈ 45144 ≈ 0, 31

31 / 66