FAIRMED vor Ort

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vor Ort Ausgabe Nr. 196 | Dezember 2011 Sri Lanka «Rattenfieber» im Griff Seite 2 Info Gesundheit – ein Menschenrecht Seite 8 Indien Alltags-Einblick Seite 10

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Dezember 2011 Deutsch

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vor OrtAusgabe Nr. 196 | Dezember 2011

Sri Lanka «Rattenfieber» im Griff Seite 2

Info Gesundheit – ein Menschenrecht Seite 8

Indien Alltags-Einblick Seite 10

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Im Distrikt Matara im Süden Sri Lan-kas, wo FAIRMED seit Jahrzehnten in der Leprabekämpfung aktiv ist, ist die Anzahl Erkrankungen und Todesfälle wegen Leptospirose, auch bekannt als Rattenfieber, Feldschlamm Fieber oder Morbus Weil, in den Jahren nach dem Tsunami drastisch angestiegen. Die In-fektionskrankheit Leptospirose gibt es auf der ganzen Welt, sie ist aber nur schwer zu erkennen, da die ersten Sym-ptome einer Grip-pe ähneln. Rechtzei-tig behandelt kann sie problemlos geheilt werden. Au-sserdem kann der Ausbruch der Er-krankung durch eine medikamentö-se Prophylaxe verhindert werden. Für Menschen, die nicht über die Gefah-ren der Erkrankung und die Möglichkei-ten, sich davor zu schützen, informiert sind und die sich kaum eine medizini-sche Versorgung leisten können, ist die Leptospirose eine grosse Gefahr. Seit 2007 nutzen wir die durch unsere Lep-raarbeit vorhandenen Strukturen in Sri

Ein gesunder Mensch stirbt innerhalb von wenigen Tagen an einer Krank-heit, die eigentlich problemlos behandelbar wäre. Das ist die Realität bei Leptospirose, einer bakteriellen Infektionskrankheit. FAIRMED kämpft seit 2007 in Sri Lanka dagegen an.

Lanka, um auch andere vernachlässig-te tropische Krankheiten wie Leptospi-rose, Leishmaniase und Typhusfieber zu bekämpfen – mit Erfolg.

Aufklärungsarbeit in der SchuleIn einem abgelegenen Haus im Wald, im Süden Sri Lankas, umgeben von Papaya-, Zimt- und Nelkenbäumen lebt Manesh mit seiner Familie. Sein

Vater Karunabasa ist Reisbauer und ver-dient mit seiner Ar-beit 70 Dollar im Mo-nat. Dies reicht nicht

aus, alle seine drei Kinder in die Schule zu schicken. Manesh hat Glück. Er be-sucht als einziger die Schule in Kam-burupitiya. Er liebt Mathematik und möchte später Ingenieur werden.

Im Frühjahr 2011 nahm er mit seiner Klasse an einer Aufklärungsveranstal-tung, die FAIRMED in den Schulen des Distrikts durchführt, teil. Die Aufre-gung der Kinder war gross, als der Pro-jektor aufgebaut wurde und sie alle still

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«Die Kinder werden über Symptome und

Behandlung aufgeklärt.»

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sitzen mussten. Doch sie lauschten ge-bannt den Worten von Dr. Rahana, ei-nem Arzt und Leptospirose-Experten aus Matara. Er erzählte ihnen viel über die Krankheit, wie und wo sie sich an-stecken können und klärte sie über die Symptome und deren Behandlung auf. Im Anschluss sahen die Kinder einen Film über Leptospirose und mussten daraus in Gruppen einen kleinen Vor-

Oben: Die Schüler und Schülerinnen beim Vorbereiten ihres Vortrages.Rechts: Manesh kann wieder lachen.

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Wissenswertes über LeptospiroseLeptospirose ist eine bakterielle Infektionskrankheit, die von Tieren auf Men-schen übertragen wird. Häufig verläuft sie, wie eine fieberhafte Infektionskrank-heit, ähnlich einer Grippe. Die gefährliche Komplikation ist der Befall der Nieren und auch der Leber. Rund 10% der Patienten mit Nieren- und Leberversagen sterben an der Krankheit. Leptospirose-Bakterien werden meist von Ratten ver-breitet. Ihr Urin verunreinigt das Wasser. Der Mensch infiziert sich, wenn er mit dem Wasser in Kontakt kommt. Aber auch andere Tiere, wie Schweine oder Rinder, können infiziert sein. Leptospirose gibt es auf der ganzen Welt, auch in der Schweiz. 7-12 Tage nach der Ansteckung kommt es zu ersten grippeähnli-chen Symptomen. Die Patienten leiden an hohem Fieber, Schüttelfrost, Mus-kel- und Gliederschmerzen. Oft entzünden sich die Bindehäute der Augen und es kommt zu einem Hautausschlag. Die meisten Menschen genesen nach die-

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primitiven Pflug aus Holz werden auch heute noch die Felder wie vor hunderten von Jahren gepflügt. Dabei bewegen sich die Bauern tief im Schlamm. Dies

ist eine harte Arbeit, die meist von den Män-nern verrichtet wird. Traditionell werden die Reiskörner auch heute noch von Hand ange-

sät. Sobald die Keimlinge eine gewisse Höhe erreichen, werden die Felder über-flutet, wie dies nun bei Maneshs Fami-lie der Fall ist, und die jungen Pflanzen von Hand versetzt. Nach der Blüte wer-den die Felder dann wieder trocken ge-legt. Bis zur Ernte nimmt der Reisanbau etwa 4 – 6 Monate in Anspruch. In den

trag vorbereiten, um das Erlernte wie-derzugeben. So stellt FAIRMED sicher, dass das Wissen über die Sympto-me und die Behandlung der Krankheit richtig in die Familien und Dorfgemeinschaf-ten getragen wird.

Manesh erkennt sei-ne KrankheitEs ist September und die Monsun-zeit beginnt in Sri Lanka. Die Reisfel-der vor dem Haus der Familie von Ma-nesh sind braun und schlammig. Die Luft ist tropisch heiss und stinkt stark vermodert. Es ist Zeit den Boden für die neuen Reispflanzen vorzubereiten. Mit einem Ochsengespann vor einem

«Plötzlich bekommtManesh hohes

Fieber und starke Kopfschmerzen.»

ser ersten Krankheitsphase und denken, sie hätten eine starke Grippe gehabt. In einer zweiten Phase greifen die Bakterien Nieren, Leber, Gehirn und auch Rü-ckenmark an. Die Betroffenen bekommen Gelbsucht und leiden an schweren Blutungen in den Schleimhäuten und den inneren Organen. In rund 10% dieser schweren Fälle kommt es zu einem Nierenversagen, welches in der Regel töd-lich endet. Leptospirose kann mit billigen Antibiotika behandelt werden. Die Hei-lungsaussichten sind sehr gut, wenn die Krankheit frühzeitig erkannt wird, was aber schwierig ist. Gefährdet sind vor allem Menschen, die mit stehendem oder sumpfigem Wasser und mit Tieren arbeiten. Vorbeugend hilft gute Schutzklei-dung und die systematische Bekämpfung von Ratten, welche die hauptsächli-chen Träger der Bakterien sind. Prophylaktisch kann durch die Einnahme von Medikamente wie z.B. Doxicycline eine Erkrankung wirksam vermieden werden.

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er seine Erkrankung selber früh genug erkannt und konnte sofort mit Antibio-tika behandelt werden. Manesh muss zwei Wochen im Spital bleiben und da-nach noch einmal zu einer Nachunter-suchung nach Matara fahren.

Karunabasa ist sehr besorgt um das Wohlergehen seines Sohnes: «Ich kenne viele Nachbarn, die Fa milienmitglie der durch das Rattenfie-ber ver loren haben.

Ich bin sehr dankbar, dass FAIRMED die Reisbauern so gut unterstützt. Wir Bauern, die im Feld arbeiten, erhalten die Medika mente als Vorbeugung und können uns so schützen. Ich hoffe sehr, dass wir auch Prophylaxe für den Rest der Familie erhalten und dass Manesh wieder ganz gesund wird.»

«Die Ärzte stellen tatsächlich fest, dass er unter Rattenfieber

leidet.»

Um Leptospirose zu bekämpfen, müssen die Menschen diese frühzeitig erken-nen können. Wer in den Reisfeldern arbeitet, braucht vorbeugende Medikamen-te. Aufklärung und Prophylaxe sind die beiden Pfeiler der Leptospirose-Bekämp-fung durch FAIRMED in Matara, Sri Lanka. Seit Jahrzehnten setzt sich FAIRMED in diesem Distrikt mit Erfolg gegen Lepra ein. Die bestehenden Strukturen und Kontakte nutzen wir nun für die Leptospirose-Bekämpfung. Das Gesundheitsper-sonal vor Ort trat 2007 an FAIRMED heran, mit dem Wunsch, sie bei der Aufgabe der Bekämpfung verschiedener anderer vernachlässigten tropischen Krankheiten zu unterstützen. Im Rahmen des Projektes werden einerseits Gesundheitsper-

Tropen sind so bis zu 3 Ernten pro Jahr möglich. Auch Manesh und sein Bru-der müssen ihrem Vater auf dem Feld helfen. Eine Woche nach der Arbeit in den Reisfeldern der Familie bekommt Manesh hohes Fieber und starke Kopf-schmerzen. Er geht nicht in die Schule, sondern bleibt zu Hause mit dem Ver-dacht auf eine Grip-pe. Am nächsten Tag sind seine Augen rot und blutunterlaufen und er erklärt seinen Eltern, dass er sofort ins Spital von Matara müsse.

Die Ärzte stellen tatsächlich fest, dass er unter «Mee Una» oder Rattenfieber leidet, wie die Leptospirose lokal ge-nannt wird. Zum Glück hatte Manesh im Frühjahr der Aufklärungsveranstal-tung von FAIRMED beigewohnt. So hat

FAIRMED im Kampf gegen Leptospirose

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FAIRMED im Kampf gegen Leptospirosesonal, Bauern und Lehrkräfte ausgebildet, um die Symptome einer Leptospirose zu erkennen. Dieses neue Wissen geben sie im Unterricht, in Gesprächen oder in Form von Strassentheatern weiter. So können die betroffenen Menschen ler-nen, die Krankheit rechtzeitig zu erkennen und Hilfe zu suchen. Anderseits kön-nen Personen, die ein hohes Ansteckungsrisiko haben (das sind alle, die in Reis-feldern arbeiten), vorbeugende Medikamente gratis beziehen. Ziel des Projektes ist es, die Menschen so gut aufzuklären, dass sie die Krankheit selbständig er-kennen und behandelnde Massnahmen ergreifen. Dadurch können Todesfälle fast gänzlich vermieden werden.

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«FAIRMED setzt sich dafür ein, dass auch die Armen zu ihrem

Recht auf Gesundheit kommen.»

Gesundheit – ein MenschenrechtVielen Menschen wird wegen ihrer Armut, ihrer Behinderung, ihres Geschlechtes oder ihrer Zugehörigkeit zu einer verachteten Minderheit ihr Recht auf Gesundheit ganz verwehrt oder es werden viele Barrieren entgegengestellt.

Diese Barrieren sind mannigfaltig. Die Kosten für den Weg zum Gesund-heitszentrum oder für die Behandlung selber sind für Arme oft unbezahlbar. Am Behandlungsort schlägt ihnen Ver-achtung und Abweisung entgegen. Ihre Sprache wird häufig nicht verstan-den oder es gibt keine Ärztinnen, an die sich kranke Frauen und Mädchen wenden könnten. Meist ken-nen Arme ihre Rechte nicht und können sie somit auch nicht einfordern. Die Suche nach Hilfe wird zu einem Spiessruten-lauf ohnmächtiger Bittsteller.

Der Zugang zu Gesundheitsdiensten ist keine Gnade, die grosszügig gewährt wird, sondern ein Menschenrecht. Schon im Sozialpakt über wirtschaftli-che, soziale und kulturelle Rechte der Vereinten Nationen von 1966, wird das

«Recht eines jeden auf das für ihn er-reichbare Höchstmass an körperlicher und geistiger Gesundheit» anerkannt (Artikel 12, Absatz 2d). Jeder Mensch hat demnach Anspruch auf eine an-gemessene Gesundheitsversorgung. Dazu gehört das Recht auf die Erhal-

tung und Förderung eines Lebensraumes, der eine Lebensla-ge begünstigt, durch die Gesundheit ge-fördert und nicht zer-stört wird.

Die Bedeutung der sozialen Bedingun-gen bei der Förderung von Gesundheit ist im Oktober 2011 auf der Weltge-sundheitskonferenz in Rio de Janeiro erneut bekräftigt worden. Gesundheit entsteht nicht nur durch Zugang zu Gesundheitsdiensten, sondern sie er-wächst auch aus einem gleichberech-tigten Zugang zu Bildung, aus einer

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gerechten Verteilung von Macht, Geld und Ressourcen, durch die Achtung der Menschenrechte und durch die Er-haltung einer gesundheitsfördernden Umwelt.

Gesundheit und eine gesundheitsför-dernde Lebenslage sind das Recht ei-nes jeden Menschen. FAIRMED setzt sich weltweit dafür ein, dass auch die Ärmsten der Armen zu diesem Recht kommen.

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Die FAIRMED-Gesundheitsteams erreichen auch die entlegensten Dörfer. Kranke wer den versorgt und über Symptome und Behand-lung aufgeklärt. Zum Beispiel: Bei den Pyg-mäen im Busch von Kamerun.

Gesundheit – ein Menschenrecht

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Alltags-Einblick

Ein herzliches WillkommenKalia lebt mir ihrer kleinen Schwester und ihren Eltern ganz in der Nähe der Schule. Als ich vor ihrer kleinen Holz-hütte, die mit Palmzweigen gedeckt

ist, ankomme, erwartet mich ein klei-nes Mädchen mit mürrischem Blick. Doch kaum mach ich einen Schritt auf sie zu und grüsse, erstrahlt in ihrem Gesicht ein umwerfendes Lachen,

Leandra Misteli – Praktikantin bei FAIRMED – besuchte Kalia, 12-jährig und Schülerin an der «Gretnaltes Public School» in Tenali, Südindien, während ihres Projektaufenthaltes, zu Hause.

Kalia erhält ein Stipendium durch FAIRMED. So kann sie trotz bitterer Armut die Schule in Tenali, Südindien, besuchen.

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wird, eine Ausbildung zur Ärztin aus ei-gener Kraft zu finanzieren. Da der Va-ter starke Behinderungen an den Bei-nen und den Händen aufweist, ist es ihm kaum möglich, einer Arbeit nach-zugehen. Einzig in den Sommermona-ten verdient er ein wenig Geld mit dem Verkauf von Kokosnüssen. Dazu fährt er täglich mit seinem von Hand ange-triebenen Dreirad von seinem Dorf aus nach Tenali, um dort auf dem Markt Ko-kosnüsse zu kaufen, die er später an der Hauptstrasse an Passanten weiterver-

kauft. Damit verdient er jedoch pro verkauf-te Kokosnuss lediglich ein bis zwei indische Rupien, das sind etwa 2 Rappen. Es ist schon

kaum möglich von so einem kleinen Gehalt den Lebensunterhalt für die Fa-milie zu bestreiten, geschweige denn die Schulgebühren für die beiden Kin-der zu bezahlen.

Zudem ist es dem Vater an Tagen, an denen es regnet, oder an denen er sich geschwächt fühlt, nicht möglich, das Dreirad aus eigener Kraft anzutreiben. Somit muss Monica, die neunjährige Schwester von Kalia, als Hilfe einsprin-gen und ihren Vater stossen.

Monica ist ebenfalls ein sehr begabtes Mädchen und gehört zu den besten Schülerinnen ihrer Klasse, da sie aber

«Ich möchte Ärztin werden, um

Menschen helfen zu können.»

das ihre grossen Augen nur so leuch-ten lässt.

Kalia führt mich in die Hütte ihrer Fa-milie, wo mich ihre Mutter freudig be-grüsst. Ich merke dem kleinen Mäd-chen und ihrer Mutter an, dass sie sich sehr über den Besuch freuen und Kalia zeigt mir voller Stolz ihre Schulunterla-gen. Die Unterlagen sind sehr sauber verfasst und voller lobender Bemer-kungen. Die Mutter erzählt mir, dass Kalia in ihrer Klasse die Klassenbeste ist und sie hofft, dass sie die chance erhält, eine Ausbildung zu machen. Kalia steht die ganze Zeit sehr auf-geregt daneben und als ich sie frage, was sie denn werden möchte, antwortet sie selbstbewusst, sie wolle einmal Ärztin werden.

Schicksal PolioIhr Vater ist an Polio erkrankt und lei-det an schweren Behinderungen. Ge-prägt durch diese Erfahrung möchte das kleine Mädchen Ärztin werden, um Menschen, wie ihrem Vater, hel-fen zu können.

Während Kalia so begeistert von ih-ren Zukunftswünschen erzählt, mer-ke ich, wie die Mutter immer bedrück-ter wird. Sie erzählt dann auch, dass es für die Familie kaum möglich sein

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ihrem Vater so oft helfen muss, droht sie den Anschluss an die Klasse zu ver-lieren.

Um die Lebensumstände zu verbes-sern, verdient auch die Mutter ewas Geld. Täglich geht sie in die Stadt oder zu einem der grösseren Landwirt–schafts betriebe in der Gegend und ver-sucht einen Job zu ergattern. Da aber in

dieser Gegend viele Menschen von der Taglöhnerei abhängig sind, ist es sehr schwer für die Mutter, jeden Tag wie-derholt eine Arbeit zu finden.

Bildung als AuswegNach dem Gespräch begleitet mich Ka-lia noch bis zur Hauptstrasse, damit ich dort auch ihren Vater und ihre Schwes-ter treffen kann. Bereits von weitem er-kenne ich das Dreirad ihres Vaters, das von einem kleinen Mädchen angescho-ben wird. Der Vater ist sehr freundlich, auch wenn er mich nur scheu anlächelt und nicht viel spricht. Auch Monica spricht kaum mit mir, sondern sieht mich nur aus riesigen Augen an. So ist es dann Kalia, die mir erzählt, dass auch ihre Schwester Ärztin werden möchte, aber dass sie dafür halt auch regelmä-ssig zur Schule gehen müsste.

Ich schaue den dreien nach diesem kurzen Treffen noch lange nach: Der Vater auf seinem Rad und die beiden Mädchen, die ihn schieben. Auf der Au-tofahrt zurück in die Schule mache ich mir meine Gedanken über das Poten-tial, dass in diesen Kindern steckt und verloren geht, weil ihren Eltern schlicht das Geld fehlt.

Kalia und Monica erhalten ein Schul-stipendium an der «Gretnaltes Public School» in Tenali dank Spenderinnen und Spendern aus der Schweiz.

Monica, die neunjährige Schwes-ter von Kalia, muss oft als Hilfe einspringen und das Dreirad des Vaters anschieben.

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Hunderte von schwer behinderten ehemaligen Leprapatienten in Kame-run konnte FAIRMED letztes Jahr dank einem Legat von Frau Schneeberger (Name geändert) helfen. Schon zu Lebzeiten unterstützte sie regelmässig den Kampf gegen Lepra. In ihrem Tes-tament hat sie entschieden, auch nach ihrem Tod diesen Menschen zu helfen.

Mit einem Legat für FAIRMED können Sie über den Tod hinaus Menschen unterstützen, die an Lepra und anderen vernachlässigten Krankheiten leiden. Was ist ein Legat? Welche Möglich-

keiten bestehen für die Vergabe eines Legats? Antworten auf diese und an-dere Fragen erhalten Sie unentgeltlich von Herrn Rolf Lehmann, Fürsprecher, Notar und Präsident von FAIRMED. Für ein unverbindliches Gespräch errei-chen Sie ihn täglich von 10 bis 12 und von 14 bis 16 Uhr unter der Nummer 031 311 40 45.

Schenken Sie Leben!

Talon bitte ausschneiden und einsenden an: FAIRMED, Aarbergergasse 29, 3000 Bern 7

❑ Senden Sie mir den Testamentsratgeber.

❑ Senden Sie mir weitere Informationen über FAIRMED.

❑ Ich bitte um einen Anruf für eine kostenlose Legatsberatung durch Ihren Juristen.

Vorname / Name:

Strasse:

Ort:

Telefon-Nr.:

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Seit 2005 arbeitet Thomas von Stamm als Leiter der Projektabteilung bei FAIR-MED in Bern. Er kannte unsere Arbeit schon durch seine Anstellung bei un-serer Partnerorganisation «Deutsche Lepra und Tuberkulosenhilfe, DAHW». Die Leprahilfe Emmaus Schweiz war zu der Zeit im Begriff sich zu ändern: Von einem reinen Leprahilfswerk hin zu einem Hilfswerk, das sich der Gesund-

Engagement gegen Ungerechtigkeit

heit der Ärmsten widmen wollte. Dies bekräftigte Thomas von Stamm darin, seine Professionalität der Leprahilfe zur Verfügung zu stellen. «Schon als Kind wollte ich in die weite Welt ziehen. Was ich dann auch nach meinem Medizin-studium ein Jahr lang getan habe. Die Erfahrungen in Südamerika haben mich geprägt. Die Armut und die Gesund-heitsprobleme dort haben mich der-

«Bei der Arbeit als Arzt in Malawi wurde mir klar, dass ich durch Prävention und Planung viel mehr Krankheit und Tod verhindern kann, deshalb bin ich umgestiegen auf Projektarbeit. Ich wollte so vielen wie möglich helfen.»

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Thomas von Stamm beim Besuch unseres Projektes im Bainganwadi-Slum in Mumbai, Indien.

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Zur PersonName: Thomas von StammAlter: 58 JahreBeruf: Kinderarzt, Public Health Experte und Leiter des Projekt-bereiches bei FAIRMEDWohnort: Spiegel bei BernFamilienstand: verheiratet, 5 Kinder

massen erschüttert, dass ich mich ent-schieden habe, mein weiteres Leben dafür einzusetzen, die sen Menschen zu helfen.» Erläutert Thomas seinen Ent-scheid, sein Wissen und Können in die Ar-beit als Arzt und in die Projektarbeit zu investieren.

Die Arbeit bei FAIRMED ist sehr viel-fältig und beinhaltet viele Reisen in die Projekte, aber auch viel administrative Arbeit. Die Projekte müssen koordiniert und betreut werden, was von der Pro-jektabteilung viel Engagement erfor-dert. Manchmal kann die Arbeit auch etwas hektisch sein, da nur zwei Per-sonen in der Schweiz für über 80 Pro-jekte zuständig sind. Wenn Thomas in der Schweiz arbeitet, ist er den ganzen Tag durch die heutige Technik mit den diversen Ländern verbunden. Es wer-den neue Projekte geplant und andere begleitet. Sehr erfreulich ist für ihn: «Im 2011 konnten wir ein neues Projekt in Nepal starten. Nepal ist ein sehr armes Land und dass FAIRMED sich dort engagiert, war mir sehr wichtig.» Und dennoch ist er sich nicht sicher, ob er seinen Job jedem empfehlen kann. Er erzählt weiter: «Ich bin mir nicht so si-cher, ob ich es empfehlen kann, gera-de meinen Job zu machen. Er ist doch oft sehr anstrengend und auch traurig, wenn man sieht, wie schändlich Men-

schen vernachlässigt und geschunden werden, und wie an dere alles haben, dies oft dicht nebeneinander. Auch ver-

langt meine Arbeit, dass ich oft weg bin von Zuhause und von meiner Familie. Und dennoch: sich einset-

zen für Gerechtigkeit und für ein besse-res Leben für alle Menschen, das kann ich empfehlen, und das kann man überall machen, egal wo man lebt und was man tut.»

«Ich habe mich entschieden, armen

Menschen zu helfen.»

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Herzlicher Dank und frohe Festtage

Unser herzlicher Dank geht an un-sere Gönnerinnen und Gönner, an unsere Partner im In- und Ausland und an die unzähligen Menschen in unseren Projekten, die sich für die Verbesserung der Lebenslage der Ärmsten einsetzen. In diesem Jahr sind wiederum viele neue Initiativen entstanden, die FAIRMED begleitet hat. Immer mehr sind es die Betrof-fenen selber, die mit Unterstützung

von FAIRMED ihre Rechte einfordern und selbständig ihre Gesundheitssituation verändern. Wir freuen uns, dass wir so einen Beitrag zu einer nachhaltigen Verbes-serung leisten können.

Herzlichen Dank, dass Sie uns dabei unterstützen!

Aarbergergasse 29cH-3000 Bern 7Telefon +41 (0)31 311 77 97Fax +41 (0)31 318 08 [email protected]

Impressum: Vierteljährliches Magazin von FAIRMED; Redaktion: Anna Opladen; Fotos: Simon B. Opladen, Leadra Misteli, Johannes von Stamm, Thomas von Stamm, istock.com; Gestaltung: graphicarts, Bern-Liebefeld; Druck: Spühler Druck AG, Rüti ZH. Abonnement in Spenden ab 5.– Franken enthalten.