Faktor Sport: Das Magazin des DOSB

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FAKTOR [ SPORT ] DAS MAGAZIN DES DEUTSCHEN OLYMPISCHEN SPORTBUNDES ATHLETEN, TRAINER, DAS SYSTEM DIE SUCHE NACH DER FORM VON MORGEN DOPPELTES DOMIZIL [ ] VORBILDER UND VERPACKUNGEN [ ] MUT ZUM MITMACHEN [ ] Das Deutsche Haus bei den Winterspielen Interview mit Uwe Ochsenknecht Neue Projekte für Migrantinnen 1 I 2010

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Der Deutsche Olympische Sportbund stellt sein neues Magazin „Faktor Sport“ vor: ein nicht nur im Namen frisches Erzeugnis.

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FAKTOR[SPORT ]DAS MAGAZIN DES DEUTSCHEN OLYMPISCHEN SPORTBUNDES

ATHLETEN, TRAINER, DAS SYSTEM

DIE SUCHE NACH DER FORMVON MORGENDOPPELTES DOMIZIL [ ]VORBILDER UND VERPACKUNGEN [ ]MUT ZUM MITMACHEN [ ]

Das Deutsche Haus bei den Winterspielen

Interview mit Uwe Ochsenknecht

Neue Projekte für Migrantinnen

1 I 2010

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Faktor Sport [ Editorial ] 3

Thomas Bach,Präsident des DOSB, IOC-Vizepräsident undOlympiasieger im Florettfechten 1976 in Montreal

Der Sport hat viele Ausprägungenund Facetten – ob in der Spitze, der Jugend oder der Breite. Geprägtvon Sympathie, Fantasie und einemklaren Blick bietet Faktor Sport dieser Vielfalt künftig eine Plattform

LIEBE FREUNDE DES SPORTS,

Sie halten die erste Ausgabe des neuen Magazins des Deutschen Olympischen Sportbundes undder Deutschen Sport-Marketing in Händen. Es steht vor allem im Zeichen der fünf Ringe. Dennnatürlich richtet Faktor Sport seine ersten Blicke auf die Bühne des größten Festes der Welt, aufOlympia. Aber das ist es nicht allein.

Faktor Sport will zeigen: Der Sport ist eine Kraft, die unsere Gesellschaft mitgestaltet und prägt.Maßgeblich und auf vielfältige Weise. Der Sport hält nicht nur Jung und Alt in Bewegung. Er steht zugleich für Gesundheit, Leistung, Lebensfreude. Sport setzt sich für die Umwelt ein. Er vermittelt Werte wie Toleranz und Fair Play, Teamgeist und Gleichberechtigung. Sport lebt die Integration.

Faktor Sport bietet für diese Themen ein neues Forum. Ebenso für die großen Gefühle und kleinen Geschichten, die der Sport bietet. Wir beschreiben sie hier selbstbewusst und in frischerSichtweise. Aber durchaus auch im Wissen, dass nicht jede Facette des Sports glänzt. Deshalbgehören die Betrachtung von außen und die andere Perspektive ebenso dazu wie die kontroverseDiskussion und die Kritik.

Die Winterspiele von Vancouver sind der erste Höhepunkt des Jahres. Das gilt auch für dieMünchner Bewerbung um die Spiele 2018. Aber Sport ist noch viel mehr. Sie können es in FaktorSport lesen.

Herzlichst Ihr

„DIE BETRACHTUNG VON AUSSEN, DIE ANDERE PERSPEKTIVE GEHÖREN ZU FAKTOR SPORTWIE DIE KONTROVERSE DISKUSSION UND DIE KRITIK.“

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04 [ Inhaltsübersicht ] Faktor Sport

Spiegelbild

INHALT

06 Schmaler GratFelix, der Glückliche

20 Comeback in KanadaCalgary 1988, Vancouver2010: Das Deutsche Haushat sich weit entwickelt seitseinen ersten OlympischenSpielen

24 Wahlkampf in VancouverDas Werben von München,Pyeongchang und Annecyum 2018 beginnt

44 Rekorde und RenteDie „Duale Karriere“ wirdviel diskutiert, vorläufigohne Lösung. Dafür gibt es Gründe

48 Die Macht der erstenSchritteEin DOSB-Projekt bringtMigrantinnen in Bewegung

30 Von wegen HobbyDie Traineroffensive sollAnsehen und Verdienst desSportpersonals heben. Annäherung an ein Groß-projekt in fünf Teilen

38 Die Seele als Blackbox Die mentale Betreuung vonAthleten nimmt zu – darü-ber zu reden, fällt vielenschwer

42 Verfechter der Teamlösung DOSB-Leistungssportdi-rektur Ulf Tippelt überMentaltraining und Sport-psychologie

[30][06] [20] Tribüne [44]Meter x SekundeAugenblick, verweile

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Faktor Sport [ Inhaltsübersicht ] 05

[ ][ ]

10 Flutlicht

08 I 18 I 70 Bewegungsmelder

[52]Wechselspiel Vermittlungskunst

Auf olympischer Mission: Tatjana Hüfner, Tino Edelmannund Magdalena Neuner

[58] [66] Profile [62]Zeitgeist

52 Der verschwommeneKernDer Sport muss seineLeistung klarer betonen,um sozial engagierte Unternehmen für sich zugewinnen, meint CSR-Experte Sebastian Braun

56 Hauptsache AufmerksamkeitWie Partner des Behin-dertensports um Öffentlichkeit werben

58 Der andere BlickwinkelSport und Medien führeneine schwierige, aber alternativlose Beziehung

66 Kampf um die Utopie Das Olympiabild des WillyBogner

62 Peeling? Manchmal.Druck? Niemals.Schauspieler Uwe Ochsenknecht im Gesprächüber Inszenierung und dasStar-Sein

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6 [ Augenblick, verweile ] Faktor Sport

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DERSCHMALEGRAT

ieg? Oder Niederlage? Im moder-nen Hochleistungssport wird derGrat dazwischen immer schmaler.Und wo Millimeter, Tausendstel-

sekunden oder ein Windhauch darüberentscheidet, verwischt offenbar auch derUnterschied in den Emotionen. So wiebeim Garmisch-Partenkirchener FelixNeureuther. Was hat den 25 Jahre altenSlalomläufer zu Boden sinken lassen?Wer will, kann sich von diesem Bild dieganze Geschichte der turbulenten Kar-riere eines Talentes erzählen lassen, inder so manches Tal zu durchschreitenwar. Ob der Athlet das gerade vor Augenhat? Es ist wohl eher die reine Freudedarüber, soeben Rang drei beim Traditi-onsrennen in Kitzbühel gesichert zu ha-ben. Dass daraus sogar der erste Welt-cup-Sieg wird, weil die beiden letztenKonkurrenten ihn nicht mehr überholen,weiß er noch nicht. Aber ist das in die-sem Augenblick wichtig? Wieder ent-scheiden Sekundenbruchteile und einStolperer – diesmal für ihn. Ein Kind-heitstraum wird wahr. ]

S

Faktor Sport [ Augenblick, verweile ] 7

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IOC WIRBT FÜR OFFIZIELLES SPONSORINGDas Internationale Olympische Komitee (IOC) fährt anlässlich der Winterspiele von Van-couver eine Kampagne für faires Sponsoring. Fair heißt aus Sicht des organisierten Welt-sports: Wer mit Symbolen wie etwa den berühmten Ringen werben will, soll dafür einen Li-zenzbeitrag leisten, statt aus dem Hinterhalt („Ambush“) zu agieren. Die Kampagne wurdevon den Nationalen Olympischen Komitees umgesetzt, hierzulande also vom DeutschenOlympischen Sportbund sowie seinem Vermarkter Deutsche Sport-Marketing. Sie beinhal-tet unter anderem die Schaltung von Anzeigen in Fachzeitschriften und Bannern auf Web-portalen sowie ein mit der Medienfabrik Gütersloh entwickeltes „E-Magazine“. Es soll überdie olympische Vermarktung informieren, ohne den moralischen Zeigefinger zu heben.

war der Anlass, 2018 nicht weniger wichtig: Beim Neujahrsempfang des

DOSB in Frankfurt am Main verknüpfte Präsident Thomas Bach den Blick

auf Vancouver mit jenem auf mögliche Winterspiele in München.

Der DOSB erhoffe sich von Kanada neben einem Top-drei-Platz in der Nationenwertung ei-nen Schub für die deutsche Olympiabewerbung. Die Athletinnen und Athleten könnten mitihrem Auftritt „Sympathie und Enthusiasmus“ für das Projekt wecken. Frankfurts Oberbür-germeisterin Petra Roth hielt ebenso ein Plädoyer für 2018 wie ihr Münchner Kollege Christi-an Ude, der negative Bewertungen einer Umfrage in Garmisch-Partenkirchen zurückwies.Demnach sind 57 Prozent der Bevölkerung für die Bewerbung, 27 Prozent dagegen, 16 Pro-zent unentschlossen. „Ich denke, am Ende wird sich sogar eine Dreiviertelmehrheit finden“,so Ude. Der Empfang bot dem DOSB und seinem Partner Sparkassen-Finanzgruppe Gele-genheit, die Turnerin Marie-Sophie Hindermann und die Kanutin Franziska Weber zu Elite-schülerinnen des Jahres zu benennen. Die Flatow-Oberschule in Berlin wurde als erfolg-reichste Eliteschule des Sports (EdS) ausgezeichnet. Übrigens: Für Vancouver hat der DOSB78 aktuelle und ehemalige EdS-Athleten nominiert, das ist über die Hälfte des Olympiateams.

Ausgezeichnete Eliteschülerinnen: Marie-Sophie Hindermann und Franziska Weber mitDOSB-Vizepräsident Eberhard Gienger und Carsten Claus, Sparkassen-Finanzgruppe (v.l.)

GE RÜSTET OLYMPIA-ÄRZTE AUS

Ausgestattet mit EKG- und Ultraschallgerä-ten der Marke General Electric (GE) tretendie Ärzte des deutschen Olympiateams für2010 an. Diagnosesysteme der nationalenSektion von GE Healthcare sichern seit Jah-ren einen Teil der medizinisch-technischenVersorgung einheimischer Spitzenathleten.Nun hat sie neben Geräten zur Messung derHerzspannungskurve (EKG) das so genannte„Vivid i“ nach Vancouver geschickt, ein por-tables und entsprechend flexibles Ultra-schallsystem mit laut GE „herausragenderBildqualität“. General Electric ist einer derwichtigsten Partner des internationalenolympischen Sports. GE Healthcare, Haupt-sitz in Großbritannien, vertritt einen der vielen Geschäftszweige, auf denen sich derUS-basierte Mischkonzern bewegt.

8 [ Bewegungsmelder ] Faktor Sport

2010AUDI STÜTZT DOSB UND DBS

Vier Ringe treffen fünf Ringe: Audi wirdOlympia Partner des Deutschen Olympi-schen Sportbundes (DOSB) und NationalerFörderer des Deutschen Behinderten-Sport-verbandes (DBS). Das sieht ein Abkommender Automobilmarke mit der DeutschenSport-Marketing vor, der Vermarktungs-agentur des DOSB und des DBS. Im Rahmender bis 2012 gültigen Partnerschaften stelltAudi Fahrzeuge, um die olympische und dieparalympische Mannschaft für Vancouver so-wie die Organisation des Deutschen Hausesbei den Winterspielen zu unterstützen. DieFördermaßnahmen vertiefen die Verbindungdes Ingolstädter Unternehmens zum Leis-tungssport. Audi engagiert sich seit den 80erJahren als Hauptsponsor des Deutschen Ski-Verbandes und ist Titelsponsor des alpinenSki-Weltcups. Präsent ist die Marke zudemim Fußball, Golf und Segeln.

08_DOSBmagazin_Bewegungsmelder_bb_kk_r:Layout 1 01.02.2010 20:07 Uhr Seite 8

Die Nummer 1 auch in der Sportförderung.

Die Sparkassen sind der wichtigste Finanzpartner für Privatkunden und den Mittelstand in Deutschland. Und sie sindDeutschlands Nummer 1 in der Sportförderung – regional wie national. Außer ihrem umfassenden Engagement für denBreiten- und Vereinssport fördert die Sparkassen-Finanzgruppe aktiv den Spitzensport. Als Olympia Partner Deutschlandunterstützt sie das deutsche Olympiateam, zum Beispiel die Weltklasse-Rodlerin Natalie Geisenberger. Das ist gut fürden Sport und gut für Deutschland. www.gut-fuer-deutschland.de

SSparkassen. Gut für Deutschland.

Faktor Sport 18.12.2009 16:54 Uhr Seite 1

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DIE WEGE NACHWHISTLER

10 [ Flutlicht ] Faktor Sport

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Faktor Sport [ Flutlicht ] 11

Das Versprechen der Ringe: Tatjana Hüfner, Tino Edelmann und Magdalena Neuner fahren

mit hohen Erwartungen nach Vancouver – eigenen und fremden. Wie sich die drei Athleten

der Einzigartigkeit Olympias nähern.TEXT: BERTRAM JOB

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12 [ Flutlicht ] Faktor Sport

iesen Termin hatte sie im Kopf erstmalganz hinten abgelegt – wie ein verstö-rendes Buch, das man aus dem Blickfeldschaffen will. Als es Herbst wurde und

sie probeweise in den Dress schlüpfen durfte,den die deutsche Mannschaft in Vancouverträgt, wollte Magdalena Neuner noch nicht aufihre olympischen Ambitionen angesprochenwerden. Die mittelfristige Planung ging zwarschon „ein bisserl dahin“, wie sie sagt, aberden Bohai darum mochte sie nicht bedienen.Die 1987 geborene Oberbayerin, die bereitsso viel erreicht hat, gibt sich am liebsten un-aufgeregt. „Wir Sportler und Trainer machenuns gar nicht so viel Stress wegen Olympia“,sagt sie etwa, „das ist eigentlich mehr für dieÖffentlichkeit.“

Zunächst geht es doch um die Herausforde-rungen, die der Weltcup einem stellt, betontTatjana Hüfner. Schließlich ist in einer olym-pischen Saison jeder offizielle Wettkampfwichtig – weil Leistungssportler nur mit die-ser Einstellung Fahrt aufnehmen. Darumwollte auch die 26-jährige Thüringerin diefünf Ringe „lange Zeit nicht so richtig an michranlassen“, wie sie, noch etwas gerädert, nach einem langen Tag auf ihrer Hausbahn in Oberhof erzählt: „Ich hab mir gesagt: Dasliegt noch in weiter Ferne. Bis dahin musst du erstmal in Form kommen, und das schaffst du nur über die Weltcups.“

Trotzdem sind alle Rennen in diesem Wintereigentlich nur Teil eines längeren Anlaufs.

Davon ist zumindest Tino Edelmann über-zeugt. Anfang Dezember kam er in Lilleham-mer zum ersten Einzelsieg in der Weltelite –und wurde von der Stiftung Deutsche Sport-hilfe prompt zum Sportler des Monats er-nannt. Das war eine schicke Bestätigung fürden 24-jährigen, der als Junior dreimal Vize-weltmeister wurde. „Doch ich weiß, dass ichdas nicht zu hoch hängen darf. Die meistennehmen den Weltcup jetzt vor allem zum Form-aufbau. Höhepunkt ist ganz klar Olympia.“

Drei deutsche Hoffnungsträger in sehr un-terschiedlich populären Disziplinen. Derfröhlich-nordische Kombinierer Edelmann,der das Talent dazu schon länger besitzt, hatsich jetzt auch de facto ein Stück nach vorne

D

„DAS, WAS VON AUSSEN KOMMT,ERSTMAL ZURÜCKDRÄNGEN“

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schieben können. Die eher stille, aber starkeRodlerin Hüfner, die im Prinzip nur alsdunkler Schatten über die TV-Bildschirmefliegt, jubelte gleich bei mehreren Weltcup-Rennen als Siegerin. Und die kernig-kesseBiathletin Neuner, die hierzulande so be-kannt ist wie eine Tenniskönigin, fand nachschwachem Saisonbeginn noch annäherndzu ihrer Form.

Das war in jedem Fall das Resultat einertrickreichen Fokussierung, bei der Vancou-ver erstmal weitgehend ausgeblendet wurde– um später umso wichtiger zu sein. Irgend-wo im Hintergrund leuchteten die weißenBerge von Whistler ja sowieso, was auchsonst? „Jede Saison hat ihre Höhepunkte“,

weiß Neuner als doppelte Dreifachweltmeis-terin, „aber selbst ein WM-Sieg hält nicht so lange vor. Mit einem Sieg bei Olympia da-gegen wird man zur Legende.“ Dieser Zugkommt schließlich nur alle vier Jahre vorbei,und das ist für Tino Edelmann „der unver-gleichliche Reiz: Wer an dem Tag besser istals alle anderen, wird Olympiasieger“.

Man hätte die Vorfreude in diesen zynischenZeiten für ein antrainiertes Klischee haltenkönnen, hinter dem sich kalkulierte Image-Kampagnen verbergen: clevere PR-Tricks fürdie Weltmesse in Vancouver. Offenbar müssenaber auch die Athleten der Youtube-Ära großeGefühle für die Spiele nicht erst erfinden. Dasist sogar selbstverständlich: Ohne die Leiden-schaft und das innere Feuer ist in der Welt-spitze des Wintersports eh kein Blumentopf zugewinnen. Wenn das Tüfteln am Material wiedie Trainingsmethodik weitgehend globalisiertsind, wird Olympia am Ende mehr denn je imKopf entschieden – eben deshalb geht es daschon in der Vorbereitung richtig rund.

RAUSCH DER GESCHWINDIGKEIT

Man sollte die eigenen Ansprüche in den Mit-telpunkt stellen, findet Tatjana Hüfner, undauf diese Weise „das, was von außen kommt,erstmal zurückdrängen“. Mit dieser persönli-chen Strategie geht die Weltcup-Erste aus demHarz ihre zweiten Spiele an. Vor vier Jahren hates schon zu Bronze und einer Gänsehaut beider Eröffnungsfeier gereicht, und mit Whist-ler lockt nun auch noch „ein wunderschönerOrt in den Bergen“. Dort durfte sie letztesJahr den neuen Eiskanal testen – und begeis-tert sein. „Ich liebe es, auf dieser Bahn den Ge-schwindigkeitsrausch zu erleben“, schwärmtdie sonst so beherrschte Thüringerin.

Sie ist nicht wirklich berühmt geworden, seitsie zweimal in Folge Weltmeisterin wurde.Da draußen werden die deutschen Dameneher en bloc wahrgenommen: Irgendeine vonihnen liegt ja seit über 95 Weltcup-Rennen am Ende vorn. Umso ungestörter konnte

TATJANA HÜFNER(30. April 1983), seit 2003 im A-Kader der Na-tionalmannschaft, geht als Weltcup-Führendein die Olympia-Entscheidung im Rennrodeln.Sie wuchs in Fehrbellin und Blankenburg imHarz auf und absolvierte die Sportschule inOberwiesenthal. Nach einem dritten (2002)und zweiten Platz (2003) bei Junioren-Welt-meisterschaften gewann sie bei ihrem olympi-schen Debüt 2006 Bronze. In den Jahren 2007und 2008 wurde sie in Igls beziehungsweiseOberhof Weltmeisterin. Dazu sicherte sie sichin den vergangenen beiden Saisons den Ge-samtsieg im Weltcup. Parallel zu ihrer sportli-chen Karriere studierte sie an der HamburgerAkademie für Fernstudien Praktische Psycholo-gie und absolvierte den Fernlehrgang zum „Psychologischen Berater“. Sie ist in der Sport-fördergruppe der Bundeswehr in Oberhof undstartet für den WSC Erzgebirge Oberwiesen-thal. Homepage: www.tatjana-huefner.de

TERMINE RENNRODELN (DAMEN)IN VANCOUVER15.2. / 16.2.

Anfahrt auf Gold: In Turin2006 (unten) holte TatjanaHüfner (re.) Bronze hinterSylke Otto (mi.) und SilkeKraushaar. In dieser Saisongewann sie zum dritten Malden Gesamtweltcup. Klar,was sie in Vancouver will

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Faktor Sport [ Flutlicht ] 13

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14 [ Flutlicht ] Faktor Sport

Tatjana Hüfner ab Sommer über Materialund Motivation für die Spiele nachdenken:„Ich wollte in jedem Bereich noch mal einenSchritt nach vorne machen, und ich denke,dass ich das auch zeigen kann. Entscheidendist, dass ich den Schlitten nicht zwinge, son-dern unter mir tanzen lasse. Dann ist alles inOrdnung.“

Tänzerische Zuversicht, da will MagdalenaNeuner auch wieder hin. Vor zwei, drei Jah-ren wäre sie als sichere Bank für Gold ge-handelt worden, so schwerelos wirkten ihrefrühen Triumphe. In der Loipe war sie meistschneller als die gesamte Konkurrenz undmit dem Gewehr, wenn auch weniger kon-stant, so gut, dass das Treppchensteigen eherRegel denn Ausnahme wurde. Mit je dreiSiegen bei zwei Weltmeisterschaften aberweckte sie neue, bisweilen erdrückende Er-wartungen – und plötzlich war’s im letztenWinter mit der Leichtigkeit vorbei.

So war in diesem Sommer nicht nur gezieltesTraining, sondern auch der forschende Gangdurchs Seelenleben angesagt. Die Hinweise,die sie dabei im Dialog mit Heimtrainer Bern-hard Kröll und einem Mentalcoach erhielt,haben sie ganz allmählich in die Spur zurück-gebracht. Früher habe sie zu oft versucht, denanderen gerecht zu werden, glaubt sie, dasstörte die Ruhe nicht nur am Schießstand(siehe S. 38 ff.). Inzwischen sagt sie auch maleine Verpflichtung ab, „ich muss mich ja vorallem auf meine Ziele konzentrieren“.

Solch eine sportliche Phalanx wie Rodlerin-nen und (mit Abstrichen) Biathletinnen bilden die deutschen Kombinierer momen-tan nicht. Aber das muss sie nicht hindern, in Vancouver eine Tradition fortzusetzen, dievon Georg Thoma bis zum jetzigen Bundes-trainer Hermann Weinbuch reicht. An einemguten Tag ist für die Staffel eine Medailledrin, und damit ginge für Tino Edelmann einHerzenswunsch in Erfüllung. Für die Einzel-konkurrenz sind dagegen kaum Prognosenmöglich. Fast ein Dutzend Athleten haben

Siegchancen, und wer weiß schon, wen derWind an der Schanze nach vorne trägt? „Wo es hinführen könnte, weiß ich erst nachdem Springen“, glaubt Edelmann. „Dannkann man drüber reden, ob man Druck nachvorne macht oder erstmal abwartet.“

DER SCHNODDERIGE PRIMUS

Hier versucht ein unverkrampfter Geist, nichtvorzeitig abzuheben. Seit er seinen LocalHero Jens Weißflog 1994 in Lillehammer vordem TV-Gerät siegen sah, ist Olympia fürden Thüringer ein besonderes Ziel. Es hatte„ganz schön gepiekst“, als er 2006 die No-minierung für Turin verpasste. Inzwischen istder Sportsoldat Weinbuchs Vorzeigeathlet,

der Fortschritte und Eindrücke auf seiner eigenen Homepage in schnodderiger Diktionmeldet – mal enthusiastisch, mal besonnen.„Trotzdem ist jetzt Ball flach halten ange-sagt“, trug er nach seinem Weltcupsieg ein.„Gibt bis zu den olympischen Spielen nochviele Stolpersteine.“

Der Hoffnungsträger des SC Motor Zella-Mehlis hat vor dieser Saison „noch mal or-dentlich draufgepackt“ bei der Grundlagen-ausdauer. Aber das haben die Franzosen,Österreicher und Amerikaner vermutlichauch. Also kommt es im hauchdünnen Wett-kampf der weltbesten Kombinierer, Biathle-ten und Rodler auch auf die weichen Fakto-ren an. Es ist ja nicht egal, wie sie sich tief

MAGDALENA NEUNER (9. Februar 1987) startet für ihren HeimatvereinSC Wallgau am oberbayrischen Karwendelge-birge und avancierte früh zur populärsten deut-schen Biathletin. Nach zahlreichen Erfolgen bei Junioren-Welttitelkämpfen (insgesamt sie-benmal Gold) gewann sie bei der WM 2007 inAntholz gleich drei Titel sowie später die Aus-zeichnung zur Sportlerin des Jahres. Im Jahrdarauf konnte sie ihren dreifachen WM-Triumphin Östersund wiederholen und siegte erstmalsim Gesamtweltcup. 2009 belegte sie hier den 4. Rang und gewann die Disziplinwertung imEinzel (15 Kilometer). In der aktuellen Saisonstieg sie verspätet in den Weltcup ein, um nachmäßigen Resultaten und trotz wiederholter,körperlich bedingter Ausfälle bald wieder vornmitzumischen. Neuner ist auch Botschafterinder Fußball-WM der Damen, die 2011 inDeutschland steigt. Homepage: www.magdalena-neuner.de

TERMINE BIATHLON (DAMEN) INVANCOUVER13.2. (SPRINT: 7,5 KM), 16.2. (VERFOLGUNG: 10 KM), 18.2. (EINZEL: 15 KM), 21.2. (MASSENSTART: 12,5 KM),23.2. (STAFFEL: 4 X 6 KM)

Das Gewicht am Hals: Sechsmal WM-Gold holte Magdalena Neuner 2007und 2008 – Glück und Last zugleich.Vor allem beim Schießen spürt sie denDruck der Erwartung, zumal stehendgeht bisweilen einiges daneben

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Faktor Sport [ Flutlicht ] 15

„DEN KOPF ZU TRAINIEREN IST SCHWIERIGER ALS DEN KÖRPER.“

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16 [ Flutlicht ] Faktor Sport

drinnen beziehungsweise in ihrem Umfeldfühlt, ist Tatjana Hüfner überzeugt. „Bis zufünfzig Prozent“ macht das geschätzt aus,wenn sie auf der Bahn ohne Zweifel und Blo-ckaden ist. Darum braucht sie um sich herumvertraute Gesichter, die ihr helfen „den kla-ren Kopf zu bewahren“.

„Jeder Spitzensportler hat seine Leute an derHand, mit denen er sich stabiler fühlt“, sagtHüfner. In der heißen Phase sind ihre olym-piabewährten Trainer Bernhard Glass undNorbert Hahn nicht nur sportliche Betreuer,sondern wichtige Gesprächspartner. UndWolfgang Scholz ist längst mehr als der Me-chaniker, der am Schlitten schraubt. Außer-dem ist da im Bedarfsfall noch „der Andi“:ein Mentaltrainer, mit dem sie sich seit fünf,sechs Jahren austauscht.

Jede setzt eigene Schwerpunkte in der menta-len Vorbereitung. So kam Magdalena Neuner,der sonnige Mediendarling, beim Weltcup inRuhpolding gegenüber der „Welt“ auf Team-geist zu sprechen – mitten im Gerangel um diePlätze für die Olympiastaffel. „Wir sollten unsöfter gemeinsam an den Tisch setzen undwenn es nur für zehn Minuten ist“, sagte sie.„Das fördert die Zusammengehörigkeit. Dasist zuletzt etwas zu kurz gekommen.“

DER SEGEN DER MUSIK

Ein warmes Mannschaftsklima würde denlangen Weg zurück zur Leichtigkeit sichernicht verlängern. Neuner will die „brutalenAussetzer“ beim Schießen aufgearbeitet ha-ben, „aber den Kopf zu trainieren ist schwie-riger als den Körper“. In Ruhpolding er-reichte sie im Sprint Rang Drei. Zwei Tagespäter in der Staffel – ihrer ersten der Saisonund letzten vor Olympia – brachte ihr einschlechtes Stehendschießen zwei Strafrun-den und dem Team Platz Vier ein.

Tino Edelmann kann etwas erzählen von derWohltat des Zusammenhalts. Er beziehtschon aus der „super Stimmung“, die im

A-Team herrscht, inneren Frieden. Psycho-logische Hilfe etwa hat der Kombinierer„bisher einfach nicht gebraucht“. Natürlichkratzte die zwischenzeitliche Rückstufung inden B-Weltcup vor vier Jahren sein Ego an –so sehr, dass er in dieser Trostrunde fast alleWettbewerbe gewann. „Ich konnte mich immer alleine da rausziehen“, sagt er, „undmöchte erst gar nicht schlafende Hunde wecken.“

Abschalten kann Druck rausnehmen. ImThüringer Wald trifft sich Edelmann so oft esgeht mit einigen aus den Kadern im Probe-raum. Wenn er in ihrer Alternative-Rock-Band „se Klasse“ die E-Gitarre bearbeitet,ist Sport ganz weit weg: „Ich kann damitStunden verbringen.“

Das so genannte Fokussieren gilt ja nichtpausenlos. „Man muss sehen, dass es nichtzu viel wird“, sagt Magdalena Neuner. „Sonstverkrampft man innerlich, und gerade mirhat das öfter nicht gut getan.“ Zu Hause inWallgau sitzt sie, wenn sie nicht gerade So-cken strickt, regelmäßig an der Harfe. „Dasist kein ganz einfaches Instrument“, sagt sie,„wenn ich da was hinkriegen will, muss ichmich richtig drauf einlassen.“ Auch TatjanaHüfner achtet darauf, „dass man mal andereGedanken in den Kopf bekommt“. Schon einKaffee mit Freunden kann ausreichen „umdann wieder frisch ranzugehen“.

Aber was sind die persönlichen Ziele, die sieim Koffer für Vancouver haben? „Eine Me-daille wäre schon schön“, sagt Neuner so ko-kett wie bestimmt. Edelmann möchte sich indem Sinne nur für die Staffel festlegen undgibt den Unschuldigen: „Das werden meineersten Spiele, ich hab so was noch nicht er-lebt.“ In erster Linie muss man doch einzigvor sich selbst bestehen, ist Hüfner sicher.„Ich möchte in allen vier Läufen eine Top-leistung zeigen, sodass ich in jedem Fall mitmir zufrieden sein kann“, sagt sie. „Am Endeschau ich dann mit einem Lächeln, wo siemich hinstellen.“ ]

TINO EDELMANN (13. April 1985) hat sich in dieser Saison alsbester Deutscher in der Nordischen Kombina-tion etabliert. Im Weltcup gelangen ihm frühzwei Podestplätze (Sieg in Lillehammer, Zweiterin Kuusamo). Der Sohn des thüringischen Lan-destrainers Klaus Edelmann startet für den SCMotor Zella-Mehlis und gewann bei Junioren-Weltmeisterschaften drei Silber- sowie eineBronzemedaille im Einzel und dreimal Goldsowie einmal Silber mit der Mannschaft. Bei den Senioren nahm er an drei WMs teil; dabeigewann er 2007 Silber mit der Mannschaft und2009 Silber im Massenstart. Mit einem zweitenMusikprojekt (neben der Band „se Klasse) namens „The Telemarkers“ hat er gerade denSong „Für den einen Moment“ eingespielt – als Download verfügbar auf seiner Homepage:www.tino-edelmann.de

TERMINE NORDISCHE KOMBINATION IN VANCOUVER14.2. (NORMALSCHANZE), 23.2. (MANNSCHAFT),25.2. (GROSSSCHANZE)

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Faktor Sport [ Flutlicht ] 17So smart, so stark: Tino Edelmann (ganzlinks) holte bei der WM 2009 Silber mit demTeam. Diese Saison landet der Kombiniererkonstant in der Spitze, so bei Platz sechs inRamsau (unten)

„WO ES HINFÜHRENKÖNNTE, WEISS ICH

ERST NACH DEMSPRINGEN“

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VANCOUVERS TEURE SICHERHEIT

Knapp 1,8 Milliarden kanadische Dollar gleich 1,1 bis 1,2 Milliarden Euro: Dieses Budgetsteht dem „Vanoc“ abgekürzten Organisationskomitee für die Olympischen und Paralympi-schen Winterspiele 2010 zur Verfügung. Die Summe übersteigt die anfänglichen Planungen,und zwar vor allem der Sicherheit wegen. Im Jahr 2003 waren dafür rund 119 MillionenEuro veranschlagt worden, nun gehen Schätzungen für diesen Posten von etwa 610 Millio-nen Euro aus. Den Ausgaben stehen laut Vanoc allein private Einnahmen gegenüber, primäraus der Vermarktung. Garantieren die nationalen Sponsoren für rund 480 Millionen Euro,überweist das IOC einen Teil der weltweiten Erlöse. Im Einzelnen dürften das circa 100Millionen aus dem Partnerprogramm und rund 290 Millionen aus dem TV-Topf sein.

wiegt das Gepäck der deutschen Olympiamannschaft für Vancouver.

Dazu gehören Sportgeräte und Ausrüstung der Fachverbände, Büro-

material und Geräte des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB),

Material für Ärzte und Physiotherapeuten sowie die Ausstattung des

deutschen Jugendlagers.

71 Tonnen

HUNDESCHLIT TEN IM VOGELNEST

Das chinesische Nationalstadion von Pe-king, Mittelpunkt der Olympischen Som-merspiele 2008, hat sich in eine künstlicheSchneelandschaft verwandelt. Die Besu-cher des Vogelnests können zwei Monatelang für umgerechnet 18 Euro Eintritt Eis-laufen und Ski oder auch Hundeschlittenfahren. Es ist die bislang ungewöhnlichsteder nacholympischen Veranstaltungen, diedem Beijing Olympic Park seit den Spielenumgerechnet rund 38 Millionen Euro ein-gebracht haben. Die jährlichen Betriebs-kosten der Arena belaufen sich nach offi-ziellen Angaben auf 15,5 Millionen Euro.

Außen grau, innen weiß: In Peking gibt’s in diesenWochen Schnee satt – jedenfalls im Nationalstadion

Nicht mitgerechnet ist die Ausrüstung der 153 Aktiven und etwa 200 Betreuerinnen und Be-treuer, die nach Kanada reisen – und deren Outfit DOSB-Präsident bei der offiziellen Ein-kleidung im Januar „Jung, frisch, sympathisch“ nannte. Das Gesamtgewicht der von Adidas,Bogner und Sioux stammenden Ausstattung ist nicht bekannt, aber wenig wird es nicht sein:Jeder einzelne Sportler erhält rund 60 Kleidungsstücke, Schuhe, Taschen und Accessoires.

Auch eine Eisschnellläuferin braucht mal Hilfe: DOSB-Präsident Thomas Bach (li.), Daniela Anschütz-Thomsund DOSB-Generaldirektor Michael Vesper

NBC ERWARTET VERLUST

Die Wirtschaftskri-se trifft auch denwichtigsten olympi-schen TV-Partner.Dick Ebersol (Bild),Sportchef von NBCUniversal, kalkuliertlaut US-Medien für die Winterspiele in Van-couver einen Verlust ein. Der Fernsehkon-zern zahlt 820 Millionen US-Dollar (rund580 Millionen Euro) für die amerikanischenÜbertragungsrechte ans InternationaleOlympische Komitee (IOC), das sind 207Millionen Dollar mehr als für Turin 2006.Nach Konzernangaben hat NBC, zum Ver-kauf stehende Tochter des IOC-Großspon-sors General Electric, mit Olympia in denvergangenen Jahren stets Gewinn gemacht.

18 [ Bewegungsmelder ] Faktor Sport

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Page 11: Faktor Sport: Das Magazin des DOSB

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HAUSFAHRTDie Sparkassen-Finanzgruppe bietet im Deutschen Haus Vancouver ein Fotoshooting an, mit Eiskanal und Bob als Kulisse

HAUSREISENFlüge, Ausflüge und Reisen,zu buchen über den Service-Stand von Lufthansa undDertour

Faktor Sport [ Tribüne ] 21

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äre das Deutsche Haus mensch-lich, könnte man es vielleichtWeltenbummler nennen. Es lässtsich nieder, ohne jemals sesshaft

zu werden, hat viele Länder und fast jedenKontinent gesehen, passt sich Mentalitätenund äußeren Umständen an. Und es wandeltsich mit der Zeit, um im Kern immer esselbst zu bleiben. „Treffpunkt der deutschenOlym piamannschaft“, so ist dieser Kern definiert.

Der Beiname prägte schon das erste Deut-sche Haus, als es vor 22 Jahren in Calgary er-öffnet wurde, und er begleitet auch jene Ein-richtungen, mit denen der Deutsche Olym-pische Sportbund 2010 erneut in Kanadasiedelt. Ja: Einrichtungen, plural. Gemäß dertypischen Struktur jüngerer Winterspiele er-lebt Vancouver als offizielle Olympiastadt nureinen Teil der Wettbewerbe, Ski-, Bob- undRodel-Medaillen werden im circa 120 Kilo-meter entfernten Whistler Mountain ausge-fahren. Deswegen entsteht dort eine Depen-dance des nationalen Ringe-Domizils.

ERSTMALS ZUM ZWEITEN MAL

Das Deutsche Haus kehrt erstmals in einLand zurück, und es tut dies als gereifte Institution. Stand die Repräsentanz des or-ganisierten Sports bis Barcelona 1992 nochin Konkurrenz zu anderen Angeboten, giltsie seit Sidney 2000 als offizielle deutsche Vertretung bei den Spielen. Darüber hinauserfüllt der von der Deutschen Sport-Mar-keting (DSM) geplante und organisierteTeam-Treffpunkt beileibe nicht nur mehr

seine Kernfunktion. Das Haus ist unter anderem Veranstaltungsort und Hospitality-Angebot, Interview- und VIP-Zone, Kon-taktbörse und Ruheraum, Reisebüro undInternetcafé, selbstverständlich Bar-Res-taurant – und natürlich Business-Plattform.Gewachsen ist das Deutsche Haus in Kana-da zudem zu einer Botschaft des deutschenSports, unter deren Dach sich viele Institu-tionen wiederfinden, darunter Bayern Tou-rismus, das Kufenstüberl des Bob- undSchlittenverbandes und der ThüringischeLandessportbund.

Das Projekt lebt von einer vollständig priva-ten Unterstützung. Die Messe Düsseldorfist maßgeblich an Planung und Vorbereitungbeteiligt, finanzielle Beiträge entstammen

unter anderem den Kooperationen mit denOlympia Partnern und den Partnern derOlympiamannschaft. Etwa ein Drittel desBudgets steuern die beiden höchsten För-derkategorien von DOSB und DSM bei, indenen zurzeit vier (Adidas, Audi, Sparkas-sen-Finanzgruppe und Payback) bezie-hungsweise zwei (Neckermann.de, Tele-kom) Unternehmen agieren. Früher reichtendiese Beiträge zur Kostendeckung aus, aberdas ist lange vorbei. Deshalb tragen diePartner des Deutschen Hauses einen ge-wichtigen Teil des Aufwands bei (siehe Kas-ten); ihre Unterstützung besteht überwie-gend aus Produkten oder Dienstleistungenund bleibt in den meisten Fällen auf Van-couver beschränkt. Weitere Erlöse bringt die Vermarktung von Events.

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Das Deutsche Haus kehrt zurück: Zum zweiten Mal nach 1988 macht die reisende Marke in Kanada Station,

und zwar mit gleich zwei Einrichtungen. Nicht nur das legt Zeugnis ab von ihrer Wandlungsfähigkeit. TEXT: NIKOLAUS SEELIG

DAS DOPPELTE DOMIZIL

HAUSMANAGEMENT Sechster Olympiastart für dieMesse Düsseldorf, ein wichtigerPartner für die reisende MarkeDeutsches Haus

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Page 12: Faktor Sport: Das Magazin des DOSB

PROJEKTPARTNER IM DEUTSCHEN HAUSDas Deutsche Haus stützt sich auch auf Produkte und Dienstleis-tungen von extra für dieses Projekt akquirierten Partnern. Bei denWinterspielen 2010 treten neben diesen Unternehmen und Institu-tionen mit Acer, Coca-Cola, McDonald’s und Samsung zudem vierTop-Sponsoren des IOC auf. Im Einzelnen:

HausmanagementMesse Düsseldorf

AusstattungVitra (Mobiliar)W. & L. Jordan (Teppichböden)

CateringCoca Cola (Softgetränke)Henkell & Söhnlein (Sekt)Reh Kendermann (Wein)McDonald’s Deutschland (Kaffee und Kuchen)Köstritzer Schwarzbierbrauerei (Schwarzbier und Pils)Privatbrauerei Erdinger Weissbräu Werner Brombach (Weißbier)Arena One (Catering-Beratung)

MedienSchmidt Media (TV-Dienstleister)

Bau & TechnikSchulteconcept (Architektur)Acer Computer (Laptops)DB Schenker (Logistik)Hansgrohe (Armaturen)Isgus (Akkreditierungs- und Zutrittssystem)Legic Identsystems (Chips für Zutrittssystem)Neumann & Müller (Veranstaltungstechnik)Samsung Electronics (Mobilfunkgeräte)

PresentingDeutsche Zentrale für Tourismus (Kommunikation ReiselandDeutschland)Bayern Tourismus Marketing (Standortmarketing)Land Nordrhein-Westfalen (Standortmarketing)Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen (Standortmarketing)

Medical ServicesBundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (Apotheke)Bauerfeind (Orthopädietechnik)Bego (Zahnarztpraxis)Sebamed (Hautpflege)

Faktor Sport [ Tribüne ] 23

Atemberaubende Kulisse: Blick aus demDeutschen Haus aufVancouvers Hafen unddie umliegenden Berge

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HAUSSPORT„Schneeball-Biathlon“ in derSimon Fraser University.Payback sammelt mit demSpielemodul Spenden für dieDeutsche Sporthilfe

UNTEN GRÖSSER, OBEN BAYERISCHER

Nicht nur die Bezeichnung stellt eine gewis-se Hierarchie her zwischen dem DeutschenHaus in Vancouver und der Dependance inWhistler. Das ist schon eine Frage der Grö-ße. So steht in den Räumen der Simon Fra-ser University im Kern der Olympiastadt –nahe dem offiziellen Medienzentrum unddem 130 Meter messenden Lookout-Towergelegen – eine Fläche von über 1000 Qua-dratmetern zur Verfügung, das bedeutetPlatz für etwa 400 bis 450 Personen. ImNicklaus North Golf Club in Whistler kön-nen auf rund 400 Quadratmetern etwa 150Menschen zusammenkommen.

Über die täglichen Pressekonferenzen hi-naus, die der DOSB an beiden Orten gibt,fällt die Nutzung der beiden Einrichtungensehr unterschiedlich aus. Während etwa das

Quartier in den Bergen ein Produktions-studio von ARD und ZDF beherbergt und imÜbrigen einen bayerisch-gemütlichen Akzenterhält, stellen sich in Vancouver die Olympia-bewerber München 2018 vor – und in unmit-telbarer Umgebung die Party-Gäste ein: DerLandessportbund Thüringen lädt täglich bis 2 Uhr nachts in ein Zelt ein, um erstmals dasso genannte „German Fan Fest“ zu feiern.

Das ist nicht die einzige Neuheit für dieMarke Deutsches Haus bei den Winterspie-len 2010. Sie weitet ihre Bestimmung aus,um zwei Gastgebern zu dienen: Der Deut-sche Behindertensportverband (DBS) unddie DSM richten im März in Whistler erst-mals ein Deutsches Haus Paralympics ein.Der Golf-Club in den Bergen wird also nochein bisschen länger zweckentfremdet, damitder Globetrotter mit der Zeit gehen kann. ]

HAUS-TVARD und ZDF senden auseinem kleinen Studio in derDependance in Whistler;unter anderem das Morgen-magazin

HAUSCAFÉHeiße Wachmacher und süßeSnacks erwarten die Gäste imMcCafé in Vancouver

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HAUSKOMMUNIKATIONMit Unterstützung derDeutschen Telekom stehenan beiden StandortenLounges für die Medien zurVerfügung – zum Treffen,Arbeiten und Plaudern

HAUSBESUCHJeden Tag neu mit demNewsletter des DeutschenHauses. Frisch gefertigtdurch die Medienfabrik

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Page 13: Faktor Sport: Das Magazin des DOSB

24 [ Tribüne ] Faktor Sport

im Jin Su sagt: „Wir haben aus denbitteren Enttäuschungen zweier Fehl-versuche gelernt. Dieses Mal wird dieRegierung ihre maximale Unterstüt-

zung geben. Deshalb werden wir sicher ge-winnen.“ Cho Yang Ho sagt: „Ich werde dieVerbindungen meines Konzerns und dessenErfahrungen nutzen.“

Wer Münchens Chancen auf die Ausrichtungder Olympischen Winterspiele 2018 wägt,muss sich mit Kim Jin Su und Cho Yang Hobeschäftigen. Und mit Asien, dem riesigenWachstumsmarkt und Zukunftskontinent.

Kim und Cho bilden die Doppelspitze vonPyeongchang, der zum dritten Mal kandidie-renden Stadt im Nordosten Südkoreas. Von rund 46.000 Einwohnern bewohnt, liegtsie 175 Kilometer von Seoul entfernt – undnur 60 Kilometer von der demilitarisiertenZone, die die beiden verfeindeten Teilstaatender koreanischen Halbinsel trennt. Kim istals Gouverneur der Provinz Kangwon derverlängerte Arm der Politik, Cho der Macheraus der Wirtschaft. Der 59-Jährige steht derHanjin-Gruppe vor, dem größten Trans-port-Konglomerat weltweit, zu dem auch die

Luftlinie Korean Air zählt. Laut „Forbes“verfügt Cho über ein Vermögen von 525 Mil-lionen Dollar.

TOP-TERMIN IN 2010

In dieser Hinsicht wird es eine Begegnungder Ungleichen, wenn der Bekleidungs-Mit-telständler Willy Bogner und die ehemaligeEiskunstlauf-Queen Katarina Witt bei denWinterspielen in Vancouver als Chef bezie-hungsweise Gesicht der Münchner Bewer-bung erstmals auf Kim und Cho treffen. Aufdem Weg nach Durban, wo das Internatio-nale Olympische Komitee (IOC) am 6. Juli2011 über die Winterspiele 2018 entscheidet,ist die Stadtschönheit am Pazifik die wich-tigste Station – Anschauungsort und Kon-taktbörse zugleich. Danach bieten nur nochdie Olympischen Jugendspiele im August inSingapur die Chance, bei der Hundertschaftder IOC-Mitglieder zu punkten. Mit„Mann-zu-Mann-Gesprächen“, wie Be-werber Kim seine Methode beschreibt.

Wie der Wettstreit der Ungleichen ausgeht,ist offen, und auch, welche Rolle der franzö-sische Mitbewerber Annecy spielen wird. Er

könnte als zweiter Europa-Vertreter zumin-dest dafür sorgen, dass Pyeongchang im ers-ten Wahlgang die meisten Stimmen erhält,wie bei den Voten für die Winterspiele 2010und 2014. Gegen Vancouver lag Pyeongchangmit 51:40 Stimmen klar in Führung und ver-lor doch noch mit 53:56. Vier Jahre späterfolgte einem 36:34 gegen Sotschi im erstenDurchgang ein 47:51 gegen Russlands Kau-kasus-Kandidaten. Wie beim ersten Mal gaben die Wähler des ausgeschiedenen Salz-burgs den Ausschlag.

Pyeongchangs dritter Anlauf innerhalb vonacht Jahren ist mehr denn je eine Regie-rungsbewerbung, gestützt auf den Einsatzvon Wirtschaftshilfen und das weltweite Netzvon Botschaften. Gleichzeitig ist der Kandi-datur der politische Kern entzogen. Kimspricht von einer „schlüssigeren Strategie“und meint damit einen Abschied vom Mottoder „Friedensspiele“ auf der koreanischenHalbinsel. Die Verheißung, Winterspiele imSüden könnten eine Wiedervereinigung Ko-reas befördern, sei im Weltsport nicht gutangekommen. Tatsächlich steuert der kom-munistische Norden unbeirrt seinen Nukle-arwaffen-Kurs. --›

AUFTRITTDER UNGLEICHEN

Pyeongchang gilt als aussichtsreicher Bewerber um die Winterspiele

2018. Für München geht es darum, den eigenen Plan präzise umzusetzen

und sympathisch darzustellen – angefangen in Vancouver.TEXT: GÜNTER DEISTER

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Faktor Sport [ Tribüne ] 25

Die Eis-Schönheit und die Wettbewerber: Katarina Witt führt das Kuratorium zur Unterstützung des Projekts München 2018. Aber auch Pyeongchang (oben), im NordostenSüdkoreas gelegen, und Annecy, Hauptstadt der französischen Provinz Haute-Savoie,haben mehr zu bieten als eine bergige Umgebung

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Page 14: Faktor Sport: Das Magazin des DOSB

26 [ Tribüne ] Faktor Sport

Japan wird Tokio nach der „Aufwärmnieder-lage“ gegen Rio wohl wieder ins Rennenschicken. Singapur will seine Befähigung mitder Premiere der Jugendspiele nachweisen.Neu-Delhi hat sein Interesse angemeldet.Die reichen Golfstaaten stehen in den Start-löchern. Und das große China spielt seinganz eigenes Spiel. Es hätte nach einer drittenNiederlage Pyeongchangs freie Fahrt für eineWintersport-Kandidatur 2022 mit seinem2010 gescheiterten Bewerber Harbin.

Selbst in Südkorea wächst die Erkenntnis,dass die Sommerspiele 2020 womöglich dienutzbringendere Option wären. Zielstrebighat sich das Land um Sommersport-Ereig-nisse beworben. 2011 finden dort die Welt-

Zum Vorteil könnte Pyeongchang gereichen,zweimal trotz bester Benotung gescheitert zusein: Vielleicht wollen IOC-Mitglieder etwasgutmachen. Des Konkurrenten „wahre Stär-ke“ aber sei es, sagt DOSB-Präsident undIOC-Vizepräsident Thomas Bach, den Be-werbungsprozess bereits doppelt durchlau-fen zu haben. Südkorea hat im letzten Jahr-zehnt rund eine Milliarde Euro in Sportstät-ten und Infrastruktur investiert, diePlanungsunterlagen optimiert und ist, ganzwichtig, im Umgang mit vielen IOC-Mitglie-dern vertraut.

Neue Stimmen zu gewinnen wird dennochschwierig. Für Asien, den größten Wachs-tumsmarkt auch der Olympia-Branche, ist der

kleine Bruder Winterspiele ein Spekulations-objekt, unter anderem wegen der klimatischenBedingungen. Die Mehrheit der asiatischenIOC-Mitglieder, deren Zahl bei der Sessionin Vancouver auf den Rekord von 26 (von 114)anwachsen wird, ist auf die Sommerspiele fo-kussiert. Nur Tokio (1964), Seoul (1988) undPeking (2008) hatten sie schon.

ASIENS TAKTISCHE SPIELE

Eine verbreitete olympische Lehrmeinunglautet, dass nach London (2012) und Rio deJaneiro (2016) 2020 das erstarkte Asien mitden „großen“ Spielen wieder an der Reihesei. Wer das will, möchte sich das nicht mitPyeongchang 2018 verbauen.

ZWEI DÖRFER, ZWANZIG MINUTENGrundlage der Olympia-Bewerbung München2018 ist ein kompaktes Konzept für Sportstät-ten und Unterbringung. Außer auf kurze Wegesetzt es auf Nachhaltigkeit und die historischeVerbindung zu den Sommerspielen von 1972.Die meisten Athleten sind in 20 Minuten vomOlympischen Dorf an der Sportstätte. Auch dieBesucher erreichen die Veranstaltungsorteschnell, die in ein Ice-Cluster im MünchnerOlympiapark und ein Snow-Cluster in Gar-misch-Partenkirchen aufgeteilt sind – ergänztdurch die vorhandene Kunsteisbahn in Schö-nau am Königssee für Bob, Rodel und Skeleton.

Beide Cluster haben je ein Olympisches Dorf.Bestehende Anlagen, in München etwa für1972 entstanden, werden angepasst und er-gänzt durch nachhaltig nutzbare Sport- undMultifunktionseinrichtungen. Die dauerhafteInfrastruktur, zum Beispiel Olympisches Dorfund Mediendorf, wird nach den Spielen sinn-voll weitergenutzt. München 2018 sieht mög-lichst wenige Eingriffe in die Natur und einepositive Umweltbilanz vor, zu der 18 Ökologie-Projekte beitragen. Es fußt zudem auf der Nutzung und Ergänzung bestehender Ver-kehrsverbindungsachsen.

Eis-ZentrumMünchen

Schnee-ZentrumGarmisch-Partenkirchen

KunsteisbahnKönigssee

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Faktor Sport [ Tribüne ] 27

„PYEONGCHANG IST FAVORIT.

ANNECY DARF NICHT UNTERSCHÄTZT WERDEN.“

meisterschaften der Leichtathleten (in Dae-gu) und Amateurboxer (Busan) statt. Inche-on ist 2014 Gastgeber der Asienspiele. KeinWunder, dass Südkoreas NOK Pyeongchangnicht mehr einstimmig, sondern nur noch mit30:13 Voten zur dritten Kandidatur anmelde-te und Busan dies „unfair“ nannte. Diezweitgrößte Stadt Südkoreas sieht ihre Be-werbung um die Spiele 2020 in Frage gestellt.

Ein Indiz für das Bröckeln der nationalenEinheitsfront könnte zudem sein, dass sichder Weltkonzern Samsung als ein Haupt-sponsor des IOC offenbar nicht mehr nach-drücklich für Pyeongchang einsetzen will.Die Ende 2009 von der Regierung erlasseneBegnadigung von Lee Kun He widersprichtdem nicht. Der im vergangenen Sommer we-gen Steuerbetrugs zu drei Jahren Haft aufBewährung und 68 Millionen Euro verurteil-te frühere Samsung-Herrscher und Milliar-där hatte nach diesem Richterspruch seinStimmrecht als IOC-Mitglied verloren. Nunkönnte er es zurückbekommen.

Unabhängig von allen Beobachtungen gilt fürdie deutsche Bewerbung der von Thomas Bachformulierte Leitsatz: „Wir müssen vor allem

auf uns selbst schauen. Nur wenn wir unsereeigenen Stärken zur Geltung bringen, habenwir eine Chance.“ Sein Dreisatz: „Pyeong-chang ist Favorit. Wir können mithalten. An-necy darf nicht unterschätzt werden.“

KÖNIGSSEE STATT ÜBERFLUSS

Im Gegensatz zu den Bewerbungen vonBerchtesgaden (1992), Berlin (2000) undLeipzig (2012), die an Überforderung, feh-lender Professionalität und mangelnder Un-terstützung scheiterten, wirkt die Kandida-tur Münchens als ein nationales Projekt.Nicht zuletzt gestützt durch hohe Zustim-mungsraten der Bevölkerung bei Meinungs-umfragen.

Seit 1998 gilt für die in neue Dimensionenhineingewachsenen Winterspiele das Mo-dell: eine Großstadt als Träger der Infra-struktur für ein Millionenpublikum, dazuSchneesatelliten in den Bergen. München2018 folgt diesem Anspruch: Die Metropoleplus das ebenfalls olympisch erprobte Gar-misch-Partenkirchen. Die Nutzung derKunsteisbahn in Schönau am Königssee isttrotz ihrer Entfernung eher ein Vorteil. Sie

vermeidet den Neubau einer teuren, anti-ökologischen, nur von Minieliten genutztenPiste, wie weltweit bereits 16 existieren. Umdieses Übermaß zu begrenzen, hatte dasIOC eigens die Regeln geändert und dieSchlittenwettbewerbe auch außerhalb desAusrichterlandes zugelassen.

Für München geht es nun darum, das Kon-zept der Sportstätten mit Garantien zu un-terfüttern und die Skeptiker zu überzeugen.Ein Vorhaben, das den Straßen- und Schie-nenbau ebenso einschließt wie die Bergbau-ern, die wissen wollen, wie sie für die Be-nutzung ihrer Wiesen entschädigt werden.Global Player aus der Wirtschaft wie BMW,Lufthansa und Adidas sowie das Interesseweiterer potenzieller Großsponsoren näh-ren die Hoffnung, das auf 30 Millionen Eurokalkulierte Bewerbungsbudget privatwirt-schaftlich finanzieren zu können.

Die Politik scheint bereit, die KandidaturMünchens als nationales Projekt zu fördern.Bezeichnend dafür sind eine im BerlinerAußenministerium geschaffene olympischeKoordinierungsstelle und ein deutlich er-höhter Etat für Sportprojekte in Entwick- --›

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Page 15: Faktor Sport: Das Magazin des DOSB

Für viele Sportler der beste Start vor dem Start.

www.lufthansa.com

Fairness und Teamgeist, Erfolg durch höchste Leistungsbereitschaft: Lufthansa und der Sport teilen dieselben Werte. Denn im wirtschaftlichen Wettbewerb ist es kaum anders als im sportlichen Wettkampf. Es zählen unbedingter Einsatz und der Wille, immer noch ein bisschen besser zu werden. Bei so viel Nähe ist es nicht verwunderlich, dass Lufthansa bereits seit vielen Jahren verlässlicher Partner des deutschen Sports ist – und bevorzugte Airline vieler Spitzensportler. Unser breites Engagement hat uns zu etwas ganz Besonderem gemacht: zur Airline des Sports.

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Das Modell München: Die Struktur des Projekts 2018 -eine Zentrale plus der alpine Satellit Garmisch mitAußenstelle Schönau – entspricht dem seit 1998 geltenden IOC-Konzept für Winterspiele

AUF DEM WEG ZUM KANDIDATENSie trägt meist den flotteren Namen „Mini Bid Book“ und umfasst inklusive Anhang rund 80Seiten: In der „Application File“ beantwortet eine „Applicant City“ (Bewerberstadt) dem Inter-nationalen Olympischen Komitee (IOC) 25 Fragen zu in 8 Komplexe gefassten Themen, darunterFinanzierung, Unterbringung, Transport, Sicherheit und öffentliche Meinung. Zudem geben dieBewerber dem IOC darin Garantien über die Unterstützung durch Bund, Land, Kommunen unddas Nationale Olympische Komitee, in diesem Fall den Deutschen Olympischen Sportbund. DasMini Bid Book für München 2018 muss bis zum 15. März 2010 abgegeben werden. Ende Juni,Anfang Juli ernennt das IOC auf Grundlage der Daten die Kandidatenstädte (Candidate Cities).Bis zum 11. Januar 2011 müssen dann Details des jeweiligen Konzepts vorliegen – im Rahmendes Bid Book (Candidature File), das auf rund 500 Seiten Antworten zu 17 Themenkomplexengibt, etwa zu Marketing, Dopingkontrollen und den Paralympics. Außerdem enthält es rund 100Garantien. Die Evaluierungskommission des IOC wird die Kandidaten im Februar und März2011 besuchen und ihren Bericht am 11. Juni 2011 vorlegen. Am 6. Juli 2011 wählt die Vollver-sammlung des IOC in Durban, Südafrika, die Gastgeberstadt (Host City) 2018.

lungsländern. Damit einher gehen vomDOSB geschlossene Kooperationsabkom-men mit NOKs auf allen Kontinenten.

Dabei gibt es ein natürliches Spannungsver-hältnis zwischen dem DOSB als Verantwor-tungsträger gegenüber dem IOC sowie derStadt München und dem Land Bayern. DerDachverband schlägt vor, fordert hier und daauch. Stadt, Land und Kommunen müssen sichnach Kräften bemühen und umsetzen. Zusam-

men wollen sie die IOC-Mitglieder davonüberzeugen, dass München der beste Platz fürdie Olympischen Winterspiele 2018 ist.

Das ist nicht allein eine Frage von Qualität,sondern auch von Sympathie. Sie zu gewin-nen, dürfte erstes Anliegen von Willy Bognerund Katarina Witt sein bei ihrer Kanada-Mission. Bach sagt: „Vancouver ist der ersteund wichtigste internationale Auftritt. Es gibtkeine zweite Chance für den ersten Auftritt.“ ]

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Page 16: Faktor Sport: Das Magazin des DOSB

30 [ Meter x Sekunde ] Faktor Sport

Dass unter jedem der genannten Aspekte aku-ter Handlungsbedarf besteht, hat eine 2008vorgestellte Studie der Uni Tübingen angezeigt(siehe Kasten). Im Übrigen kennt die Öffent-lichkeit Trainer- und Trainings debatten stär-ker aus dem Sommersport. Gewisse Struktur-schwächen aber betreffen Winterdisziplinennicht weniger. Nahaufnahmen von vier Ver-bänden weisen zudem auf je eigene Strukturenhin – die je eigene Probleme zeitigen, was denJob des DOSB nicht erleichtert.

Die Zielvereinbarung ist eine andere Art vonInstrument: eines der praktischen Steue-rung. Zwischen DOSB, BMI und Spitzen-fachverbänden für je einen Olympia-Zyklusgeschlossen, berührt sie das Thema Trainernur in Teilen. Zur diesbezüglichen Offensiveverhält sich die Zielvereinbarung wie einMittelstürmer zum Mittelfeldregisseur imFußball: Sie verwertet deren Vorlagen.

Und zwar die finanziellen. So hat der Bunddie Traineroffensive seit 2008 mit 4 Millio-nen Euro gestützt. Die ersten Auflagen derZielvereinbarungen – im Sommersport von2009 bis 2012 gültig, im Wintersport von2008 bis 2010 – regelten, welchen Teil die-ser Summe jeder Spitzenverband für seinenTrainerstab erhält.

Im Effekt zahlt das BMI inzwischen siebenProzent mehr für die Löhne der Bundestrai-ner. Zudem ließen die Sondermittel laut Tip-pelt 40 Vollzeitstellen und 28 mischfinan-zierte Posten entstehen. „Das reicht bei wei-tem nicht aus, aber es ist ein deutlicher, guterSchritt. Neue Stellen zu schaffen und höhere

KAMPF DEM

HOBBY-IMAGEEs ist ein großes, bisher

wenig bekanntes Projekt:

Die Traineroffensive soll

Ausstattung, Ausbildung und

Ansehen des deutschen Leis-

tungssportpersonals heben.

Letztlich geht es ums ganz

hohe Ziel: die internationale

Wettbewerbsfähigkeit.TEXT: NICOLAS RICHTER

Eher ideelle denn materielle Ehrung: Kim Raisner ist„Trainerin des Jahres“ 2009

endenziell technokratisch der eine,entschieden dynamisch der andere:Zielvereinbarung und Traineroffensivebilden ein ungleiches Begriffspaar, das

sich im Arbeitsalltag von Ulf Tippelt vereint.Als der Direktor für Leistungssport im April2009 sein Amt beim Deutschen Olympi-schen Sportbund (DOSB) antrat, erbte ervon Vorgänger Bernhard Schwank unter an-derem die Steuerung der mit diesen Begrif-fen verknüpften Vorhaben. „Ich konnte michmit beiden gut anfreunden“, sagt er.

Traineroffensive und Zielvereinbarung: Bei-de wurden Ende 2005 respektive 2006 an-gestoßen, um die Chancen des deutschenSports im intensivierten globalen Wettbe-werb zu wahren. Inwieweit das gelingt, musssich langfristig zeigen und kann von Sportartzu Sportart vari ieren. Am Ende dieses Zyklusaber, vor den Winterspielen von Vancouver,ist es Zeit, die zwei Kon zepte und ihre bishe-rige Wirkung zu inspizieren.

Inhaltlich treffen sich die beiden unter einerMaxime, die Tippelt so benennt: „Es gehtda rum, den Trainingsprozess zu verbessern.“Schon durch den Titel betont, liegt Sinn undZweck der Traineroffensive darin, günstigereBedingungen für die Athletenbetreuung zuschaffen. Es geht um bessere Bezahlung fürTrainer(-innen), einen höheren beruflichenStatus und um einen hürdenarmen Zugangzu Wissen – Wissen, das in Aus- und Fort-bildung vermittelt wird, aber auch im Ar-beitsalltag: durch steten Kontakt zu sport-wissenschaftlichen Institutionen, durch denAustausch mit Kollegen et cetera.

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30_32_DOSBmagazin_Trainer_1_bb_kk_r:Layout 1 01.02.2010 20:25 Uhr Seite 30

„DAS BESTE STEUERUNGSELEMENT, DAS WIR IM DEUTSCHEN SPORT HABEN“

Mittel für die Gehälter der Trainer zu erhalten,hatte für uns höchste Priorität.“

Gespräche mit Verbandsvertretern zeigen:Das Instrument der Zielvereinbarung genießtjedenfalls im Wintersport durchaus Ansehen.Thomas Schwab, Sportdirektor des Bob- undSchlittenverbandes für Deutschland, nennt es„das beste Steuerungselement, das wir imdeutschen Sport haben“. Auch Kollegen lobendie Zukunftsorientierung der Mittelvergabe –früher richtete sich die Verbandsausstattungnach den Ergebnissen der jeweils vorange-gangenen Spiele. Und sie schätzen die so ge-nannten Meilensteingespräche, die eine Zwi-schenprüfung der Ziele und gegebenenfalls(auch finanzielle) Kurskorrekturen erlauben.

UNKLARE KONTUREN

Die Traineroffensive hingegen ist den Winter- sportverantwortlichen ein bestenfalls schwam-miger Begriff. Für Tippelt hat das weniger mitKommunikationsdefiziten zu tun als mit denInhalten selbst: „Die Traineroffensive warzwar die Voraussetzung für die Gelder ausden Zielvereinbarungen, aber für den einzel-nen Verband ist sie viel weniger zu spüren.“

Die Maßnahmen des DOSB zielen letztlichdarauf ab, das Bild der Trainertätigkeit zuschärfen und sie beliebter zu machen. „Esgibt immer wieder Stellenausschreibungen,die keine Resonanz finden“, sagt Tippelt undfolgert: „Wir brauchen zum Teil höher quali-fizierte und wir brauchen mehr Trainer.“Beides aber gibt’s auf Dauer nur, wenn derBeruf attraktiv erscheint. Eine verbesserteVergütung ist ein erster Schritt.

Die Idee eines Prämierungssystems hinge-gen, mit dem Tippelt die Trainer – auch frü-here – eines erfolgreichen Sportlers beloh-nen will, ist zunächst gescheitert: Die alte

STUDIE IM AUSSCHNIT T„Berufsfeld Trainer“ nennt sich eine am Insti-tut für Sportwissenschaft der Uni Tübingen insFeld geführte Studie. Zwischen April 2006 undSeptember 2008 von den Professoren HelmutDigel und Ansgar Thiel erarbeitet, basiert dasvom Bundesinstitut für Sportwissenschaft ge-förderte Projekt vor allem auf Befragungen von1812 Trainerinnen und Trainern sowie 616 weiteren Funktionsträgern des Spitzensports.Ausgewählte Resultate und Thesen:

Vertragsbedingungen: Rund ein Viertel derTrainer arbeitet auf Honorarbasis; die meistenVerträge der Angestellten sind – auf relativkurze Zeit – befristet

Bezahlung: Über die Hälfte der Angestelltenverdient unter 3000 Euro brutto im Monat;Trainerinnen werden im Schnitt deutlichschlechter entlohnt

Rekrutierung: Viele Trainerstellen werdennicht öffentlich ausgeschrieben, persönlicheKontakte sind oft entscheidend; verbindlicheEinstellungskriterien fehlen; Die Zahl der Kan-didaten ist oft zu klein für eine Bestenauslese

Qualitätskontrolle: Eine Evaluation der Trainerarbeit ist selten

Lizenzausbildung: Ausbildungskonzepte wer-den häufig unzureichend in die Praxis umge-setzt; Die Ausbildungsqualität variiert starkzwischen den Fachverbänden; Die Weiterbil-dung ist quantitativ und qualitativ mangelhaft

Belastung: Ein Drittel der Befragten – sogar fastdie Hälfte der Trainerinnen – fühlt sich nicht an- erkannt, ist unzufrieden und überlastet; ein wei-teres Drittel sieht sich zufrieden, aber überlastet

Bundesregierung lehnte entsprechende Zu-schüsse ab; bei der neuen will sich der DOSBnoch einmal dafür einsetzen. Die 2006 ein-geführte, mit 5000 Euro dotierte Ehrungzum „Trainer des Jahres“ ihrerseits soll denPreisträger und seinen Berufsstand in ersterLinie symbolisch auszeichnen.

An vielen Stellen des Prozesses kann derDOSB nur indirekt wirken: indem er Ent-scheidungen beeinflusst, nicht trifft. So in derzentralen Frage der Aus- und Fortbildung.Zurzeit reicht das Diplom an der Traineraka-demie in Köln nach verbreiteter Expertenmei-nung nicht aus, um die Absolventen sozial ab-zusichern. Jürgen Wolf, Leiter der Traineraka-demie des Deutschen Ski-Verbandes (DSV)und Kuratoriumsmitglied in Köln, sagt: „DieTrainertätigkeit ist mit hohem Reiseaufwandverbunden, der vielen irgendwann zu viel wird.Deshalb muss man ihnen zum Beispiel be-triebswirtschaftliche Kenntnisse vermitteln,die ihnen auch andere Tätigkeiten erlauben.“Der DSV öffnet diese Perspektive selbst (sieheS. 32), aber das ist eine Ausnahme.

Ungeachtet der anerkannten Qualität gehtdie Kölner Ausbildung vielen formal nichtweit genug: Ihr fehlt der akademische Status.Trainerakademie und DOSB arbeiten daran,das Diplom zum Bachelor-Abschluss und so zur Basis für weitere Studien aufzuwerten.Gespräche mit Universitäten, Fachhoch-schulen, auch Landesbehörden laufen.

Mit einigen Hochschulen steht Tippelt inKontakt, um jenseits der Spitze Anreize zusetzen. „Wenn jemand Sport auf Lehramtstudiert, soll er damit einen Trainerabschlussmachen können. Das kann gerade für Nach-wuchstrainer wichtig sein, um zu wechseln.“Seine Botschaft ist klar: Leistungssport-Trai-ner zu sein, ist ein Beruf – und kein Hobby –wie viele andere. Nur interessanter. ]

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Page 17: Faktor Sport: Das Magazin des DOSB

VERBANDIN SCHUSS

Trainerteams sowie die Personalplanung.“Vergleiche seien grundsätzlich schwierig an-gesichts der speziellen Struktur jedes Verban-des. „Aber es ist sicher nicht verkehrt, mal zuschauen, wie es der DSV macht, und das eineoder andere daraufhin zu überprüfen, ob esunter den eigenen Bedingungen umsetzbarwäre.“

Das DSV-Konzept fußt auf günstigen Voraus-setzungen. Eine Zentralisierung ist im kom-pakter aufgebauten Wintersport leichter um-zusetzen als im Sommersport mit seinen oftrepublikweit verstreuten Vereinen und Leis-tungszentren aller Art. Und die Vermarktungs-kraft der Ski-Disziplinen dehnt den finanziel-len Spielraum auf ungewöhnliches Maß.

Zudem beherzigt der DSV Grundlegendes.Stichwort Kommunikation. „Es gibt regenAustausch und häufige Abstimmung etwa mitden Landesskiverbänden. Wir handeln imSchulterschluss“, sagt Jürgen Wolf. Für ihn,den Direktor der DSV-Ausbildungsakademie,ist fließende Kooperation unverzicht-bar. Die 1993 als Trainerschule ge-gründete Einrichtung bündelt die inanderen Sportarten verästelten Zu-ständigkeiten. Wolf: „Wir regeln diegesamte Ausbildung selbst, nach demBaukastenprinzip. Von der C-Lizenz biszum Diplomtrainer.“ Das setzt voraus, dassdie Landesverbände dem DSV die so genannte„Fachaufsicht“ für ihr Personal übertragen.

Wolfs Schilderungen klingen wie die Zusam-menfassung einer sehr straffen Traineroffensi-ve. „Um Top-Athleten auszubilden, brauchenSie ein Top-Betreuungsumfeld. Dieses Umfeldschaffen wir“, sagt er. Die Akademie in Mün-chen sendet die Kandidaten in die Bundes-stützpunkte der einzelnen Disziplinen, wo sienach jeweils einheitlichem Curriculum geschultwerden. „Dadurch entsteht ein roter Faden vonden einzelnen Sportdirektoren des DSV bis indie Stützpunkte. Wir können Rahmentrai-ningspläne ganzheitlich umsetzen“, so Wolf.

Die DSV-Akademie lenkt auch das Weitere.Ihre Datenbank listet rund 1500 Lizenzinha-ber, die sich zweijährlich fortbilden müssen.Die circa 220 Leistungssporttrainer unterlie-gen engerer Führung. In Jahresgesprächenwerden sie zu Zustand und Perspektiven ihrerTrainingsgruppe und zu Zielen der persönli-

lles aus einer Hand. Das ist die gängi-ge Geschäftsstrategie von Dienstleis-tern. Alles in einer Hand. Das ist eineim deutschen olympischen Sport ein-

zigartige Trainerstrategie des DeutschenSki-Verbandes (DSV). Einzigartig zunächstin der Form: Die Dachorganisation für SkiAlpin, Langlauf, Skisprung, Nordische Kom-bination und Biathlon tritt im Leistungssportals GmbH auf.

Eine professionelle Fassade, der der DSV inder Steuerung seines Personals entspricht. UlfTippelt, Leistungssportdirektor des DOSB,sagt: „Der DSV ist vieles im Trainerbereichziemlich vorbildlich angegangen, ob Vergü-tung, Anstellung, Führung, die gesamte Aus-und Weiterbildung oder die Bildung regionaler

chen Weiterbildung befragt. Die von ihnenbetreuten A- bis C-Kader durchlaufen zweibis drei zentrale Leistungstests im Jahr, wasRückschlüsse auf die Trainingsqualität zulässt.Wolf: „Weil unsere verantwortlichen TrainerZugriff auf die Steuerung haben, können wirim Dialog mit den Landestrainern gegebenen-falls zum Beispiel die Umfänge erhöhen.“

Nur an der Spitze agiert die Akademie nichtallein: Die Ausbildung endet mit dem Diploman der Kölner Trainerakademie (in deren Ku-ratorium Wolf sitzt). In den nordischen Dis-ziplinen und im Biathlon kann sie alternativ inein Bachelor-Studium mit Masters-Option inLeipzig münden; die dortige Universität, diefrühere DHSK ist DSV-Partner.

So oder so: Es bedarf der Verbandszulassung.Wolf: „Wir schauen uns die Leute genau an,die wir nach Köln und Leipzig schicken. Wirgehen davon aus, sie später nur zentral einzu-setzen, als Bundes- oder Bundesnachwuchs-trainer.“ Da klingt die strategische Personal-

planung an, die den DSV in die Lageversetzt, Betreuungslücken früh zu

definieren und exakt zu schließen.

Strikte Führung hier, verbesserteChancen da: DSV-Trainer können

sich weiterqualifizieren, um für den Tagvorzusorgen, ab dem sie lieber im Büro sitzenals im Schnee zu stehen und ständig zu rei-sen: Jedes Frühjahr bietet der DSV mit derIHK Rhein-Main- Neckar in Darmstadtzwei achtwöchige Blockseminare an, die denErwerb des Titels Sportfachwirt erlauben.

Alles ist Teil eines Gesamtkonzepts, das betont Wolf. Dieses Konzept reicht nichtüberall gleich tief. Beispiel Vergütung: Lan-destrainer werden zentral aus- und fortge-bildet, aber von ihrem Regionalverbandentlohnt. Nur das Bundespersonal bezahltdie DSV-Geschäftsleitung nach ihrem ei-genen Gefüge.

Dieses Gefüge schließt typische Trainerrisi-ken nicht aus, aber es versucht sie abzufe-dern.„Ein Trainer mit einem Zweijahresver-trag wird natürlich anders entlohnt als einunbefristet angestellter“, sagt Wolf. EineFrage des Eigeninteresses: „An diesem Punktentscheidet sich oft, ob einer Trainer wirdoder nicht. ]

A

Coachen nach rotem Faden: Jochen Behle (oben, Hintergrund) ist nur einer von rund 220 Leistungssporttrainern, die der DSV führt. Sie bringen Topathleten wie Axel Teichmann undMaria Riesch (unten) hervor

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Page 18: Faktor Sport: Das Magazin des DOSB

34 [ Meter x Sekunde ] Faktor Sport

ancouver ist eine verblasste Zukunft.Die Winterspiele 2010 finden ohne dieFrauenauswahl des Deutschen Eis-hockey-Bundes (DEB) statt; das stand

bereits im November fest. Ein missratenesQualifikationsturnier in Bad Tölz kassierte dieVision des Teams von einem Auftritt im gelob-ten Eishockey-Land Kanada. Und es kassiertedie Zielvereinbarung des DEB mit dem DOSB,in der die Olympia-Teilnahme vorgesehen war.

Was nun? Das war Ende 2009 eine nicht nurfürs Frauen-Eishockey wegweisende Frage.Auf Basis der Zielvereinbarung hatte der DEBeine neue (Honorar-)Trainerstelle geschaf-fen, die BMI respektive DOSB und Verbandzu gleichen Teilen finanzieren: seit 2008 istEx-Nationalspieler René Bielke Assistenz-und Torwarttrainer für A-Auswahl und weib-liche U18. Durch die verpasste Quali musstedas junge Steuerungsinstrument seine Flexi-bilität beweisen.

Auf das Scheitern folgte ein Schnitt – keinEinschnitt, das ist entscheidend. „Dan-kenswerterweise haben BMI undDOSB nicht die Sense angesetzt“,sagt Michael Pfuhl, technischer Direktor und Nachwuchsleiter imDEB. „Sie haben uns aufgefordert,umzuschalten und uns konkrete Schrittezu überlegen, um die Qualifikation für Sotschi2014 zu schaffen – und möglichst sofort mitSchritt Eins zu beginnen.“ Das traf sich mitder Strategie des DEB. „Wir haben direkt nachdem Turnier angefangen, die besten Spiele-rinnen unserer U18 in der A-Mannschaft ein-zubauen“, so Pfuhl.

Das neue Abkommen hat die wichtigste Lückein der Eishockey-Planung geschlossen. Wei-terer Personalmangel besteht nicht, deutetPfuhl an: „Wir sind gut aufgestellt.“ Konkretheißt das: fünf Hauptamtliche und sechs bissieben Honorarkräfte.

Die Inhalte der Traineroffensive sind keingroßes Thema im DEB. Pfuhl sieht den einzi-gen Teamsport Olympischer Winterspiele ineiner „Sondersituation“. Die Männer-Aus-wahl besteht aus Profis, die überwiegend inden Clubs geschult werden, ihr Trainer UweKrupp wird deshalb durch den Verband finan-ziert. Die Zuschüsse von DOSB und BMI lan-den allein beim Lehrpersonal für Frauen, Ju-

nioren und Jugend, voran Bundesnachwuchs-trainer Jim Setters und die U20-CoachesErnst Höfner und Klaus Merk.

Ihre Bezahlung scheint den Ansprüchen zugenügen. „Vor allem Jim Setters und ErnstHöfner arbeiten schon sehr lange bei uns.Das wäre sicher anders, wenn sie mit ihremVerdienst unzufrieden wären“, sagt Pfuhl.Auch das Ausbildungsangebot bediene dieVerbandsinteressen: „Der Standard in Kölnist sehr hoch“. Aktuell studieren drei DEB-Abgesandte an der dortigen Trainerakademie.

Kandidaten für A- und B-Scheinbildet der DEB selbst aus – undweiter. Lizenzinhaber im deutschenEishockey müssen alle zwei Jahre

einen Lehrgang machen. Setters hatin diesem Rahmen auch schon mal einen

Kurs in Leimen angeboten: Krafttraining imBundesleistungszentrum der Gewichtheber.

Der Verband pflegt den Wissensaustausch. So unterstützen U20-Coach Höfner und seinAssistent Merk den Männer-ChefcoachKrupp, der seinerseits bei den Junioren dieRolle des Helfers übernimmt. Darüber hinaussucht der DEB internationalen Anschluss.„Für uns ist entscheidend, uns schnell an Ver-änderungen im weltweiten Eishockey anzu-passen“, sagt Pfuhl.

Die Männer-WM 2010 in Deutschland gibteine luxuriöse Gelegenheit diesbezüglicherFortbildung, auf dem Eis und jenseits dessen:Der DEB veranstaltet im Mai das überhaupterste internationale Symposium für Kinder-und Jugendtrainer. Nach Pfuhls Schätzungwerden Deutsche über die Hälfte der gut 200Plätze belegen, und auch die Nachwuchstrai-ner des Spitzenverbandes lernen bei diesemAnlass mit Sicherheit dazu: Sie sind sämtlichan der Planung beteiligt. ]

VDAS TEAM2014 STEHT

Männer und Frauen auf Eis: Die DEB-Herren erwarten Vancouver und die Heim-WM, die Damenblicken nach Sotschi – die Zielvereinbarung für 2014 ist bereits fix

Drei Trainer, zwei Teams: Klaus Merk, Uwe Krupp undErnst Höfner (v.l.) betreuen Männer und Junioren des DEB

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Page 19: Faktor Sport: Das Magazin des DOSB

us Kunststoff und Eisen mach edlesMetall. Der Bob- und Schlittenver-band für Deutschland (BSD) weiß,wie das geht. Seit es die Organisation

gibt (1990), produzieren ihre AkteureOlympia-Medaillen in hohen Stückzahlen.In Vancouver stehen die Chancen gut, dieSerie fortzusetzen: Dort kommen nebenRennrodlern und Bobpiloten erstmals auchdeutsche Skeletonis für vorderste Plätze inBetracht.

„Skeleton ist eine junge olympische Diszip-lin, in der wir zunächst nicht internationaleSpitze waren. Jetzt ist das anders“, sagtBSD-Sportdirektor Thomas Schwab. Damitist er beim Thema. Dem Thema, das ihn mitBlick auf die weitere, über Vancouver rei-chende Zukunft am meisten beschäftigt.Schwab sieht den BSD mit aktuell circa 20hauptamtlichen und etwa 10 Honorartrai-nern „gemessen an den Vorgaben der jetzi-gen Zielvereinbarung ausreichend besetzt.“Perspektivisch schätzt er das anders ein.

KLEINERE MÄNGEL IM SYSTEM

„Um unser jetziges Level im Skele-ton zu halten, benötigen wir da mehrTrainer“, sagt der Sportchef, der auch dieGeschäfte des Verbandes führt. Es gelte, diejunge Disziplin auf Dauer so aufzustellen wieRennrodeln. „Die Sportarten sind im Auf-wand ja durchaus vergleichbar.“ Wohlge-merkt: Das ist nur bedingt eine Botschaft anden DOSB. Der größte Rückstand bestehtauf Ebene des Skeleton-Nachwuchses, be-rührt also die Landesverbände. Insgesamt,überschlägt Schwab, sind im Rodeln leistungssportlich 30 Kräfte tätig, in derSchwesterdisziplin etwa 10.

Trotzdem hofft er auch auf die nächste Ziel-vereinbarung. Schwab lobt das Instrumentals „bestes Steuerungselement im deutschenSport“. Mit den allgemeinen Rahmenbedin-gungen der sportlichen Arbeit ist der Berch-tesgadener weniger glücklich – ohne damitunglücklich zu sein.

Stichwort Entlohnung: Schwab hält die vomDOSB gesetzte Obergrenze für angemessen,aber „denjenigen, die ganz vorne stehen“,würde er auch mehr zahlen. Zum Beispiel im

Rahmen eines Prämiensystems, wie es derBSD-Boss im Auftrag des Bundesverwal-tungsamtes gerade erarbeitet. Allerdings: Umso ein System umzusetzen, brauche es zu-sätzliche Mittel, sagt er. Und danach sieht esderzeit nicht aus (siehe Seite 30/31).

In der Ausbildungsfrage lobt Schwab dieTrainerakademie in Köln, den dortigen sport-spezifischen Abschluss jedoch hält er für un-zureichend. „Wir bräuchten ein Studium, dasauf die Diplom-Ausbildung aufsetzt und dielangfristigen Berufschancen der Trainer er-höht, indem es etwa Kaufmännisches drauf-packt.“ Jenseits dessen hofft er, den Kontaktzur Bundeswehr nutzen zu können, um daspersonelle Reservoir kostenschonend zu ver-größern. Schon jetzt sind einige hauptamtli-che Trainer als Berufssoldaten angestellt, undder BSD brächte später gern einige seiner alsSportsoldaten aktiven Athleten in diesen Status, um ihnen den direkten Sprung in dieBetreuungsfunktion zu ermöglichen.

Kooperation spielt in den Kufen-Sportarten eine entscheidende

Rolle. Auch und gerade die mitder Wissenschaft. Ihren Er-kenntnissen zu misstrauen –

nach Befund der Tübinger Studievon 2008 (siehe Seite 31) kommt das

vor bei deutschen Trainern – könne man sichbeim BSD nicht leisten, sagt Schwab. DieTrainingswissenschaftler der Olympiastütz-punkte seien sehr präsent an den Eiskanälen.Allerdings fehle es ihnen bisweilen an Aus-rüstung. „Wenn wir etwa zum Schluss kom-men, ein Beschleunigungsmessgerät zubrauchen, wäre es gut, wenn wir dafür nichterst einen Antrag stellen müssten. Da solltenoch investiert werden.“

Natürlich weiß er, dass im Riesensystemdes deutschen Sports immer ein Bedarf be-steht, der die Mittel übersteigt. Schwab er-zählt von einer Saison, in der das Institutfür Forschung und Entwicklung von Sport-geräten (FES) – noch ein unverzichtbarerPartner –, ausreichend Personal für denBSD abgestellt hatte, aber im Einkauf vonEisen sparen musste. Eine bisher einmalige– das betont Schwab – Situation entstand:Genug Schlitten-Spezialisten hatten zu we-nig Material, um alle Wünsche des Verban-des zu befriedigen. ]

ASKELETONISDÜRSTENNACH MEHR

Der Direktor undseine Sorge: BSD-Boss Thomas Schwabwünscht sich mehrNachwuchstrainerim Skeleton

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ie Spitze hat jetzt passende Breite.Drei Stellen hat der Snowboard-Ver-band Deutschland (SVD) durch die2007 getroffene Zielvereinbarung mit

dem DOSB gewonnen, sein Leistungssport-personal misst inzwischen elf Köpfe. „Diezusätzlichen Mittel haben uns sehr geholfen“,sagt Timm Stade, SVD-Sportdirektor und -Geschäftsführer. „Vor allem, weil wir damitdank der flexiblen Richtlinien auch einenTechniker finanzieren konnten.“

Ein Techniker – endlich. Der SVD hat durchden Zuschuss einen Nachholbedarf gestillt,keine Luxuswünsche. Snowboarding ist einejunge olympische Sportart, und wie im Ske-leton oder im Shorttrack muss sich der per-sonelle Stamm im Vergleich zu etabliertenDisziplinen noch entwickeln.

Jetzt ist die Entwicklung vorangekommen.Das allerdings auf einer Ebene, die dasKernproblem nicht behebt: „Wir sind obengut ausgestattet mittlerweile. Aber wenn inder Nachwuchsförderung nichts pas-siert, nützt uns das nichts. Dannhaben wir über kurz oder lang ander Spitze nichts mehr zu tun.“

An der Basis fehlen Trainer und, da-mit verbunden, allmählich die Talente,die Mitgliederzahlen im SVD sinken. DenTrend zu stoppen, kostet Geld: für Landes-nachwuchstrainer. Ob es fließt, bestimmendie Bundesländer, und beim Snowboardingläge die Lösung des Problems in Bayern, wosich rund drei Viertel der Sportler sammeln.Der Freistaat fördert in den olympischenDisziplinen Parallelriesenslalom (PGS),Snowboardcross (SBX) und Halfpipe einehalbe Trainerstelle. Nicht jeweils – insge-samt. Stade kalkuliert: „Zwei werden garnicht gefördert, der PGS ein bisschen. Wiees aussieht, werden uns in ein paar Jahrendie Spitzenathleten ausgehen.“

Eine fast bizarre Perspektive für eine Sport-art, die Anfang des Jahrtausends hoffnungs-voll war wie die New Economy und im Brei-tensport immer noch aufstrebt. Dramatisie-rung kann man Stade kaum vorwerfen.Bekanntlich sind die Mittel der Länderknapp, und die Bewerber darum zahlreich.Zudem steckt der SVD schon im Teufels-kreis: „Oben fallen viel mehr Athleten raus

als von unten nachkommen“, sagt Stade. InTurin waren 12 Deutsche am Start, in Van-couver dürften es – Stand Mitte Januar -höchstens 7 oder 8 sein. Und in Sotschi wohlnur noch 5“, so Stade. Selbst der aktuelleWeltcup-Kader hat gerade mal 15 Mitglieder.

Aus so wenigen Akteuren wachsen selbst bei„sehr intensiver Betreuung“ (Stade) nur mitviel Glück Stars. Die aber braucht es, umÖffentlichkeit, Medien und eventuell politi-sche Entscheidungsträger für sich einzuneh-men. Stade sieht sich durch DOSB, BMI undden SVD-Partner Deutscher Ski-Verband(DSV) „sehr valide unterstützt“. „Aber ichbehaupte, dass sich Deutschland in derSportförderung schwer tut mit den jungenDisziplinen.“

Tatsächlich gibt es außer einer Trainer-Lücke auch ein Halfpipe-Loch: 2005 ver-schwand die letzte Anlage. Kommunale Un-terstützung für einen Neubau in geeigneterLage – nicht zu bergig, der Zugänglichkeit

wegen – zeichnet sich trotz relativ ge-ringer Kosten (1,5 Millionen Euro)

nicht ab. Wo aber Sportstättenund Trainer fehlen, „dreht sichdas Rad nicht“, so Stade. „Die

Halfpipe-Nachwuchsarbeit istkomplett zusammengebrochen.“ Gegen

den Personalmangel stemmt sich der SVDlaut Stade mit Kräften. „Wir können nicht aufgute Trainer warten, wir müssen sie uns sel-ber machen.“ So schaut sich der Verbandunter Snowboardlehrern um, vor allem unterden an der DSV-Trainerakademie ausgebil-deten. Halbwegs Leistungs(sport)affineKandidaten versucht er für den Einsatz ander Spitze fortzuentwickeln.

Eine andere Quelle tröpfelt: „Im Snowboardgibt es ganz wenige ehemalige Leistungs-sportler, die in die Trainerlaufbahn wechseln.Dazu gibt das System noch zu wenig Athletenher“, sagt Stade. Das System: Es trägt sichnoch nicht selbst, und ob es bald stärker ge-stützt wird, scheint angesichts des schwieri-gen Umfelds fraglich. Möglich, dass dasSpitzen-Snowboarden der Fluch der spätenGeburt trifft. ]

DBOARDERVERLIERENBASIS

Der Direktor und sein Star: Die Silbermedaillevon Amelie Kober in Turin war ein Erfolg (auch)für Timm Stade. Unklar ist, wie es weiter geht imSnowboard

Faktor Sport [ Meter x Sekunde ] 37

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Page 20: Faktor Sport: Das Magazin des DOSB

38 [ Meter x Sekunde ] Faktor Sport

TRAINING FÜR DIE SEELELängst haben Psychologen und Mentaltrainer Einzug in den Spitzensport gehalten – auch

wenn nur wenige Athleten offen über das sensible Thema reden. Die Grenze der Betreuung

verläuft zwischen Leistungsoptimierung und Persönlichkeitsentwicklung.VON FRANK HEIKE

38_42_DOSBmagazin_Psy_Betr_bb_kk_r:Layout 1 02.02.2010 9:59 Uhr Seite 38

Faktor Sport [ Meter x Sekunde ] 39

s ist eine auffällige Einsilbigkeit, mit derdie meisten Sportler diesem Thema be-gegnen. Es scheint einfach nicht in dieÖffentlichkeit zu gehören, wo umge-

hend Schlagzeilen und Geschichten darausgemacht werden könnten. Es ist etwas sehrPrivates, über das man womöglich nicht ein-mal mit dem eigenen Partner spricht. Undschon gar nicht mit dem Bundestrainer.

Im Dezember, als die olympische Saison mitihren Weltcups für sie etwas verspätet begon-nen hatte, gab es die ersten großen Zeitungs-geschichten über Magdalena Neuner. Biathlonist ja der Deutschen liebster Wintersport, undNeuner hat die Nation seit längerem als neuesGoldkind adoptiert. Dass sich die 22-Jäh rige inder Loipe zuhause und am Schießstand eherfremd fühlt, war niemandem entgangen. Neu-ner sprach vergleichsweise offen darüber, wiesich die Zweifel in der letzten Saison langsamfestsetzten. Sie sagte: „Schon beim Start habeich darüber nachgedacht, was passiert und wasich sagen soll, wenn ich wieder daneben schie-ße.“ Diese verfluchten schlechten Gedanken.

Das sollte in dieser Saison, der olympischen, derersten ganz großen Prüfung der jungen Frau,anders werden. Und also nahm MagdalenaNeuner die Hilfe eines Mentaltrainers in An-spruch. Sie gibt das zu, erzählt von wöchentli-chen Gesprächen und erwähnt ganz knapp, dasses „geholfen“ habe. Mehr nicht. Neuner hat mit20 Jahren drei Weltmeisterschaftstitel gewon-nen, in Antholz war das, 2007. Niemandem vorihr ist das so jung gelungen. Und doch bliebendie Zweifel – weil Neuner trotz aller Podestplätzemanchmal wie mit einem Schrotgewehr schoss.Es musste, es sollte sich etwas ändern, damit inVancouver Gold herausspringt. Das ist ihr ei-gener Anspruch als Hochleistungssportlerin.

PURE LEISTUNGSOPTIMIERUNG?

Aber wer hilft, mit diesem unmenschlichenDruck umzugehen? Geht es bei der Ausbildungdeutscher Sportler vor allem um Leistungsopti-mierung oder auch um Persönlichkeitsentwick-

lung? Im Biathlon wird die Zusammenarbeit mitMentaltrainern geduldet. Viel drüber sagen willjedoch niemand. Bundestrainer Uwe Müßig-gang, 58, hält solche Hilfe für sinnvoll, und sagtzugleich: „Ich halte nichts von einem Teamthe-rapeuten. Es muss eine Vertrauensbasis zwi-schen Athlet und Therapeut geben, die mannicht einfach installieren kann.“

Markus Bauer ist promovierter Arzt für Psychosomatik und Mentaltrainer in Berch-tes gaden. Er kennt das Spannungsfeld von innerem und äußerem Druck, in dem sichSportler bewegen, genau – und er sieht dieVerantwortung, die Trainer, Verbände und der DOSB für ihre Athleten haben. Bauer betreut einige Sportler, die in Vancouver für Deutschland starten. Die allerwenigstenmöchten mit ihren Namen in der Zeitung stehen. Schon gar nicht in den Phasen, in de-nen der DOSB Sportler für Olympische Spiele benennt. Nominierungsrunden bedeuten eineZeit höchster Vorsicht.

Bauer, ein angenehm ruhiger Mann mit klugenAnsichten, sagt zum Schweigen der Athleten:„Sie wollen einen Wettbewerbsvorteil gegen-über der Konkurrenz im eigenen Land haben.Und sie wollen nicht, dass Medien, Öffent-lichkeit und Trainer denken, sie seien labil.Deswegen reden sie nicht viel über Mental-training oder therapeutische Hilfe.“

Es ist ja nach wie vor so, dass die Gesellschaftmit gebrochenen Knochen viel leichter umzu-gehen versteht als mit Dysbalancen der Seele:Kreuzbandriss, sechs Monate Pause. Bänder-riss, drei Wochen; Zerrung, drei Tage Pause.Aber psychovegetative Erschöpfung, Burn-out, Angst und Depression? Bauer sagt: „Für viele ist alles, was mit der Psyche, demGeist zu tun hat, eine Blackbox.“

Und wenn man selbst kaum versteht, warumman nicht ins Schwarze trifft, an der Stangeeinfädelt oder den Start verpatzt, obwohl mangut trainiert hat und sich fit fühlt, fällt es umso schwerer, darüber zu reden.

E

--›

Starten, nicht denken:Michi Halilovic arbeitetseit Winter 2007 mitMentaltrainer MarkusBauer. Schwerpunkt:Fokussierung auf denMoment. Seitdemfreut er sich häufiger

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Michi Halilovic aus Berchtesgaden hat es trotz-dem getan. Vor zwei Jahren setzte niemandmehr einen Pfifferling auf den Skeletonfahrer.Seine Laufbahn schien zu versanden. Halilovicfand den Weg zu Bauer. Im Winter 2007 erar-beiteten die beiden in Absprache mit denTrainern einen Weg, wie der heute 26-Jährigedurch Fokussierung auf den Moment zu neuermentaler Stärke kommen würde.

Über die Inhalte möchte Bauer nicht so vielsagen. Es geht ihm darum, den Wert der Per-sönlichkeit vom Erfolg des Sportlers abzu-koppeln. Ein professioneller Athlet, so seinCredo, nutzt Mentaltraining zur Leistungs-optimierung, im Idealfall in der Phase desKarriereaufstiegs und des Erfolges. Mental-training plus Persönlichkeitsentwicklung istPrävention für Krisenzeiten. Diese Abkopp-lung ist es, die Bauers Berliner Kollegin (undBekannter) Friederike Janofske so eindrucks-voll bei Britta Steffen gelang. Die Schwim-merin arbeitet seit 2004 mit der promovier-ten Psychologin zusammen. Steffen geht ganzoffen mit der Zuhilfenahme um, sie sagt: „Ichhabe mich früher nur über Schwimmen defi-niert. Das war schlimm. Jetzt finde ich michselbst toll, unabhängig von der Leistung.“ Soerleichtert, gleitete die Berlinerin in Pekingzu zwei olympischen Goldmedaillen.

PROMINENTE BEKENNER

Dass ihre Aussagen zur therapeutischen Un-terstützung Türen geöffnet haben, kann mannicht sagen. Oder vielleicht doch? Athletenwie Halilovic, der 2009 deutscher Meisterwurde und im Dezember seinen ersten Welt-cup gewann, oder der Turner Fabian Ham-büchen, der von seinem Onkel Bruno Ham-büchen „im Kopf topfit“ gemacht wurde, wieder Boulevard schrieb, bekennen sich aus-drücklich zu ihren Therapeuten.

Ein Trend, der im modernen Sport zunimmt,glaubt Professor Jan Mayer: „Unbemerkt vonder Öffentlichkeit hat sich die psychologischeUnterstützung in fast jeder deutschen Natio-

„FÜR VIELE ISTALLES, WAS MITDER PSYCHE,DEM GEIST ZUTUN HAT, EINEBLACKBOX.“

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nalmannschaft ausgebreitet. Allein in Pekingwaren zehn voll akkreditierte Sportpsycholo-gen dabei.“ Mayer, 37 Jahre alt, leitet die Zen-trale Koordination Sportpsychologie desDOSB. Aus der Heidelberger Schule von Pro-fessor Hans Eberspächer kommend, ist erständiger Begleiter der deutschen Skispringer.

Martin Schmitt etwa sagt, auf den Sportpsy-chologen angesprochen, ganz unbefangen:„Wir arbeiten ja fast alle mit ihm, selbst wenn ernicht immer dabei ist.“ Mayer richtet sich da-nach, wie Bundestrainer Werner Schuster ihneinsetzt. Er betrachtet den Athleten als kom-pletten Menschen – und als Berufssportler.„Es geht doch darum, jemanden so zu coachen,dass er zum definierten Zeitpunkt die optimaleLeistung bringt. Wir müssen die Athleten frühmit inneren Ressourcen ausstatten, damit siemit steigenden Erwartungen zurechtkommen.“Was klingt, als spreche er von einem robo-terhaften Wesen, ist letztlich nur das, was diemeisten Aktiven selbst empfinden. Sie wollen jaOptimales vollbringen. Gold holen. Geld ver-dienen. Reich werden. Berühmt. Dafür quälensie sich jeden Tag, müssen sogar oft eher ge-bremst werden, wie Bauer und Mayer und vieleTrainer im deutschen Wintersport bestätigen.

Es gibt genügend Beispiele für einen Leis-tungs- sprung, nachdem das Training vonQuantität auf Qualität umgestellt worden ist.Einer, der offen darüber spricht, ist der Königder Biathleten, der 35 Jahre alte NorwegerOle Einar Björndalen. Er sagt: „Ich arbeiteseit acht Jahren mit einem Mentaltrainer zu-sammen. Ich war vorher total übertrainiert,fühlte mich leer im Kopf. Ich habe eine langePause von mehreren Monaten eingelegt undmich mehr auf den Skilanglauf konzentriert.Das Wichtigste ist aber, dass mir mein Men-taltrainer die Balance im Leben zurückgab.Ohne Ausgeglichenheit im Privatleben kannman im Spitzensport keine Höchstleistungenbringen.“ Dass Björndalens Mentaltrainerfrüher als Staubsaugervertreter gearbeitethat, macht ihn in den Augen des Athletennicht weniger hilfreich.

Professor Mayer kann keine Konflikte zwi-schen Mentaltrainern und Psychologen er-kennen: „Es sind unterschiedliche Berufe,unterschiedliche Positionen. Es kann sein,dass ein Schmied gut Zähne ziehen kann.Aber dort, wo öffentliche Mittel eingesetztwerden, muss es eine Qualitätssicherung ge-ben. Dafür bin ich zuständig.“ Doch klar ist,dass die Bindung zwischen einem Sportlerund seinem Mentaltrainer viel enger seinkann. Markus Bauer ist nicht in Vancouver,um Michi Halilovic zu betreuen. Aber einekurze Hilfe übers Telefon, eine Erinnerungan das im Sommer Erarbeitete reicht imKrisenfalle oftmals.

SORGSAMER BLICK

Man könnte sich fragen, wie weit die Verant-wortung von Trainer und Verband für denAthleten geht. Gehört zur Fürsorgepflicht,Sportler auch kurz vor Großereignissen ausdem Training zu nehmen, wenn Erschöpfungsichtbar, spürbar wird? Sogar dann, wennein mit öffentlichen Mitteln geförderter Me-daillenkandidat ausfällt? Die Sportsoziologiehat dafür den Begriff Drop-out erfunden.Aus dem Skispringen gibt es genug Beispiele,dass labile Athleten wochenlang aus dem Be-trieb genommen wurden, um Schlimmeres zuverhindern. Markus Bauer kennt solche Fäl-le, ihm ist es wichtig, dass der Athlet selbstVerantwortung übernimmt und sich mit demTrainer bespricht. Er sagt: „Für die Sportlerist der schwerste Schritt zu merken: Da istwas, was mich nicht weiterkommen lässt.Aber es ist keine körperliche Verletzung.“

Genau an dieser Stelle setzt Bauer mit seinerArbeit an. Professor Jan Mayer sagt, dass esseine wichtigste Aufgabe sei, in solchen Krisenzu unterstützen, da zu sein und externes Wis-sen einzuholen. „Keine Karriere ist linear.“ Imbesten Falle steht zwischen Persönlichkeits-entwicklung und Leistungsoptimierung näm-lich kein Ungleichheitszeichen: Der Athlet gehtmental gestärkt aus der persönlichen Krise her-vor und holt eine Medaille für Deutschland. ]

Bekenntnisse (v. o.):Britta Steffen, aberauch Fabian Hambüchenund Martin Schmitt( jeweils mit Trainern)zählen zu jenen Athleten,die über psychologischeBetreuung sprechen

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„ICH BIN FÜR TEAMLÖSUNGEN“DOSB-Leistungssportdirektor Ulf Tippelt über die Bedeutung der Sportpsychologie, Skepsis

gegenüber Mentaltrainern und die Schwierigkeit, Überforderungen von Athleten zu erkennen.

INTERVIEW: FRANK HEIKE

Für wie wichtig halten sie die psychologi-sche Betreuung von Spitzensportlern?Ulf Tippelt: Die Bedeutung der Sportpsy-chologie hat zugenommen, gerade im Win-tersport. Für mich aber ist die Hauptbe-zugsperson für jeden Athleten der Trainer.Erfolgreiche Vertreter dieser Zunft habenmir erzählt, dass sie im Bereich ‚mentaleVorbereitung der Athleten’ selbst gern ge-coacht werden möchten. Dafür sind beiuns die Sportpsychologen zuständig – siesollten Trainer und Sportler im Blick ha-ben. Das ist gut und richtig so. Ich bin im-mer für Teamlösungen. Die Tendenz gehtohnehin dahin, dass sich im Spitzensportmehrere Experten um die Athleten küm-mern. Dazu gehören zum Beispiel derBundes-, der Technik- und der Athletik-trainer, der Arzt, der Physiotherapeut undeben auch der Psychologe.

In vielen Sportarten im Sommer wie imWinter arbeiten Athleten mit Mentaltrai-nern zusammen. Was halten Sie davon?Bei sogenannten Mentaltrainern ist esschwieriger, zumal wenn sie Außenste-hende sind. Da wird es für uns kompli-ziert, die Situation einzuschätzen. Ich binmit dem Begriff Mentaltrainer auch sehrvorsichtig, weil es kein klares Profil gibt,keinen Ausbildungsstandard. Ich würdeeinem Athleten dringend abraten, sich aufdie Suche nach einem Mentalcoach zubegeben. Er sollte sich besser auf geeig-nete Unterstützung in diesem Bereich ausseinem Trainerberaterteam verlassen. Ichplädiere ganz klar für eine psychologischeBeratung, aber eben durch den genanntenPersonenkreis. Wenn sich ein Sportler fürdie mentale Unterstützung mit Haut undHaaren jemandem verschreibt, der nichtzu seinem sportlichen Umfeld gehört,habe ich Skepsis.

Bei Britta Steffen fokussierte sich das In-teresse sehr stark auf ihre PsychologinFriederike Janofske.Aber auch bei Britta Steffen stand ein Teamdahinter. Frau Janofske hat sicher ent-scheidende Akzente gesetzt. Die gesamteVorarbeit jedoch hat Heimtrainer NorbertWarnatzsch und das Team um ihn herumgeleistet. Britta Steffen selbst hat ja betont,wie dankbar sie diesem Team ist.

Trauen Sie denn den Trainern zu, bei ih-ren Sportlern Warnzeichen von Überfor-derung, von möglichen depressiven Ver-stimmungen oder Burn-out zu erkennen?Das ist ganz schwer. Die Signale sind janicht so deutlich, wie man im Falle RobertEnke gesehen hat. Wir haben durch dieZentrale Koordination Sportpsychologieunter Professor Jan Mayer eine Anlaufstel-le für solche Fragen, die kein künstlichesKonstrukt ist, sondern genutzt wird. Aberdazulernen können alle, und Fortbildungenfür Trainer in diesem wichtigen Feld sindsicher sinnvoll.

Müsste ein Trainer nicht sagen: Du bistgerade so angestrengt oder so niederge-schlagen, dich nehme ich mal vier Wochenaus dem Betrieb?Das sind ganz schwierige Entscheidungenfür Trainer. Vor allem, wenn wenige Athle-ten zur Verfügung stehen. Uwe Müßiggangbeispielsweise praktiziert das aktuell imBiathlon – er hat ja auch genug Mädels. InSportarten, in denen es auf zwei, drei Ath-leten ankommt, müht sich ein Trainer wohlmehr mit einer solchen Entscheidung.

Zumal die meisten Sportler von sich auseher zu viel als zu wenig machen.Ja. Deswegen ist die Entscheidung vonMatthias Steiner und seinem Trainer

Frank Mantek für mich auch ein positivesBeispiel. Vielleicht hätte es bei der letztenWeltmeisterschaft im Gewichtheben sogarfür eine Medaille gereicht. Aber er warverletzt, fühlte sich nicht top und hatdeshalb abgesagt.

Schließen sich Persönlichkeitsentwick-lung und Leistungsoptimierung aus?Nein. Ich würde eher ein Gleichheitszei-chen zwischen die Begriffe setzen. Wich-tig für unsere Athleten ist, dass sie ein Leben neben dem Leistungssport haben.Ich weiß, dass Trainer die duale Karrieremanchmal kritisch sehen. Aber neben derFokussierung auf den Sport muss es an-dere Themen geben. Das kann die eigeneAusbildung sein. Hier können die Lauf-bahnberater an den Olympiastützpunktenhelfen.

Viele Athleten schweigen zum ThemaMentaltrainer oder psychologische Un-terstützung. So bleibt das Thema diffus.Verstehen Sie das?

Es geht hier um ganz intime Vertrauens-verhältnisse. Es ist einfach so, dass jederSportler anders ist – der eine ist emp-fänglich für diese Zuwendung, der nächs-te nicht. Auch wenn psychologische Un-terstützung etwas ganz Normales ist, wür-de ich jedem raten, das Thema nicht in derÖffentlichkeit breitzutreten. ]

Ulf Tippelt: Trainer sind Hauptbezugspersonen

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44 [ Spiegelbild ] Faktor Sport

Wie sind Spitzensport und Orientierung in Studium oder Beruf in Einklang zu bringen? Es gibt viele

Ansätze, aber eine rundum befriedigende Lösung für die „Duale Karriere“ liegt noch nicht vor.

Eine Bestandsaufnahme.TEXT: GREGOR DERICHS

WETTBEWERB

DER LAUFBAHNEN

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Faktor Sport [ Spiegelbild ] 45

ronie macht Schlagzeilen. Unter demMotto „Dein Name für Deutschland“ hatdie Stiftung Deutsche Sporthilfe zu Jahres-beginn eine vielbeachtete Anzeigenkam-

pagne in Gang gebracht. Sie persifliert Stellen-annoncen, um überraschende Tatsachen insöffentliche Bewusstsein zu rücken: DeutscheSpitzensportler verdienen weniger als dasGros der Bundesbürger. Nach einer Erhebungder Sporthochschule Köln beträgt ihr durch-schnittlicher Stundenlohn 7,38 Euro brutto.

Natürlich verschleiert die Statistik enormeUnterschiede. Gut 1000 Leistungssportler,die Deutschland auf internationaler Bühnevertreten, haben auf Zeit Unterschlupf beider Bundeswehr oder der Polizei gefundenund damit eine gewisse Sicherheit. ManchenAthletinnen und Athleten öffnen sich Ein-kommensquellen durch Vermarktung, Ver-einsgehälter oder Preisgelder. Millionäre wieDirk Nowitzki, Michael Ballack und anderefreilich bleiben leuchtende Sonderfälle.

Statt Überfluss ist eher Unterversorgung dieRegel. Die meisten Mitglieder in Leistungs-

kadern des Deutschen Olympischen Sport-bundes (DOSB) müssen ihre Karriere (weit-gehend) selbst finanzieren. Die Sporthilfefördert 3800 Leistungssportler, doch ihreZahlungen reichen vielen Empfängern gera-de mal, um ihre Materialkosten zu decken.Oft fehlt ein berufliches Einkommen, um denfinanziellen Druck zu mindern. Nicht seltenhapert es schon an der Ausbildung.

„Duale Karriere“: Unter diesem Titel führtder deutsche Sport eine stetig intensivereDiskussion darüber, wie Leistungslaufbahnund Berufsorientierung zu vereinbaren sind.Vorläufig gibt es auf diese Frage keine Ant-wort, jedenfalls keine systematische. Dabeibrennt das Thema auf den Nägeln: Etwa dieHälfte aller Sportler prüft gelegentlich einvorzeitiges Karriereende wegen zeitlicheroder finanzieller Überlastung. Aber so drän-gend das Problem, so komplex ist seine Lö-sung. Wo also anfangen?

Christian Breuer beginnt recht grundsätz-lich. Der Vertreter der Athletinnen und Ath-leten im Präsidium des DOSB befasst sich

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qua Funktion oft und intensiv mit dem The-ma. „Wir loben unsere Sportförderung, abersie ist in Teilen zu bürokratisch“, sagt er. DasThema werde seit Jahren behandelt, ohnedass es verbindliche Regelungen gebe. „Esbestehen viele einzelne Maßnahmen und guteAnsätze, aber das Ganze ist nicht ausrei-chend strukturiert.“

DRAHTSEILAKT ODER DROP-OUT

Freilich: Die Lage nachhaltig zu bessern,dürfte einzelne Institutionen oder Verbändeüberfordern. Im November 2009 haben dieAthletenvertreter ein „Positionspapier“ zur„Dualen Karriere“ erstellt, das Spitzenver-bände, Politik, Hochschulen und Wirtschaftgleichermaßen zum Handeln auffordert. Unddie Sporthilfe-Aktion spricht ja sogar diebreite Gesellschaft an, bittet Bürger um einenGeldbeitrag. Aufklärung tut Not, sagt Breuer:„Wir müssen den Leuten noch klarer vor Au-gen führen, was wir für die Medaillen, die wirfür unser Land gewinnen, alles leisten müs-sen.“Wohlgemerkt: auch leisten wollen, dennder Erfolg ist Antrieb für die meisten Akteure.

Olympiasieg, Stu-dium, Olympiasieg:Das waren UlrikeMeyfarths Stationen,und für alle musstesie hart kämpfen

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An den Hochschulen sollten deswegen feste Ansprechpartner für Spitzensportler einge-führt werden, fordern die DOSB-Aktiven-vertreter. Breuer hält zudem eine Standardi-sierung für nötig. „Es kann nicht sein, dassan einer Partnerhochschule des Sports besteBedingungen herrschen und bei einem stu-dienbedingten Wechsel an eine andereHochschule nur eine Sprunggrube und eineLaufbahn vorzufinden sind.“

Die Diskussion um Spitzensport und Ausbil-dung brandete erstmals 1975 auf, als Hoch-sprung-Olympiasiegerin Ulrike Meyfarth keinen Studienplatz erhielt. Man kann demorganisierten Sport nicht vorwerfen, anschlie-ßend tatenlos geblieben zu sein. Seit den spä-ten 80er Jahren gibt es Laufbahnberater, dieSportfördergruppen bei der Bundeswehr wur-den massiv ausgebaut (auf aktuell 824 Stellen)und der Bundesgrenzschutz, der in die Bun-despolizei überging, erhöhte sein Stellendepu-tat. Im Übrigen haben die Einrichtung von Eli-teschulen des Sports und die Vergabe des Gü-tesiegels „Partner des Sports“ an Hochschulendie Bedingungen für Talente verbessert.

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Es stellt sich halt die Frage der Kosten,auch der perspektivischen. Es gibt wenigeChancen für Athleten, sich beruflich auf einem Toplevel zu bewähren. Arbeitgeberwagen es selten, sich einen Sportler insHaus zu holen und ihm Sonderrechte ein-zuräumen. Die Sporthilfe vermittelt zwarStellen, wobei speziell die Partner DeutscheBank und Deutsche Telekom ihr Engage-ment erhöht haben, aber das Angebot in der Ausbildung ist recht begrenzt. Und denSpitzensport anschließend mit dem Berufzu vereinbaren ist die noch größere He-rausforderung.

So ist der „Wettkampf zweier Laufbahnen“häufigster Grund für das „Drop-out“: Ath-leten unterhalb der Spitzenförderung gebendie Leistungskarriere zugunsten des Berufsauf – oder für das Studium. Denn mancher-orts müssen ganze Seminare wiederholt wer-den, weil der Kandidat wegen eines Wett-kampfs eine Prüfung verpasst hat. Und wiedie Erfahrung zeigt, kennt nicht jeder Dozentdie festgelegten Konditionen für studierendeKadersportler.

FINANZIELL BESORGT, SOZIAL BEFRIEDIGTIn einer aktuellen Studie hat das Institut für Kommunikations- und Medienforschung (IKM) an der Deutschen Sporthochschule Köln Spitzenathleten nach ihrem beruflichen Status befragt.Dabei gab jeder zweite Befragte an, sich „sehr häufig“ existenzielle Gedanken über die Finanzie-rung seines nachsportlichen Lebens zu machen und sich als Sportler unterbezahlt zu sehen. Ebenfalls jeder Zweite sagt aus, häufig wenig oder keine Anerkennung für seine sportlichen Leis-tungen zu erhalten – Topathleten sind deshalb beruflich unzufriedener als der Bevölkerungs-durchschnitt. Positiv bewerten die Befragten neben dem Reichtum sozialer Kontakte auch ihreDarstellung in den Medien. Trotz weitgehender Zufriedenheit mit der Berichterstattung betreibenjedoch die wenigsten aktive Medienarbeit, um auf sich aufmerksam zu machen.

Zur Umfrage: Über 300 Spitzenathleten aus 25 National- und Bundesligakadern wurden befragt.Die Studie ist ab Mai 2010 am Institut für Kommunikations- und Medienforschung (IKM) er-hältlich. Kontakt: Dr. Christoph Bertling; Institut für Kommunikations- und Medienforschung(IKM); Telefon: 0221-4982-6080; E-Mail: [email protected]

Antworten auf Eis: Laut Studie sind die meistenSportler mit ihrer medialen Darstellung zufrie-den. Anni Friesinger kann sicher nicht klagen

Vorteil Festangestellte: Die Bundeswehr beschäftigtdie Bobfahrer Karl Angerer (li.) und Gregor Bermbach

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Er selbst hat zehn Jahre Eisschnelllauf aufWeltklasse-Niveau betrieben, heute ist er alsKommissar bei der Bundespolizei am Flug-hafen Düsseldorf angestellt. Das Umfeldkann helfen, so einen Weg zu finden. Des-halb fordert der Athletenbeirat von den 38Laufbahnberatern der Olympiastützpunkte,mit jedem neuen Kadersportler wirklich dasvorgesehene Erstgespräch zu führen. Und ermahnt, die Trainer „transparent in das The-ma Duale Karriere“ einzubinden, um Wi-derstand gegen berufliche Aktivitäten derSportler vorzubeugen.

Es geht nicht zuletzt um die Zukunft desdeutschen Sports – und des Athleten selbst.Spitzensportler steigen später in den Berufein, sie kommen verzögert in höhere Ge-haltsklassen, beides wirkt negativ auf dieDynamik der Rentenversicherung. Um diefinanziellen Spätfolgen zu dämpfen, schwebtBreuer ein Modell wie das der Südkoreanervor. „Bei ihnen gibt es einen Punkteschlüs-sel, sich eine feste Rente zu erkämpfen“, sagter. Die Athletenvertreter appellieren also andie Politik. „Wir reden mit dem Bundestag

Das Problem ist: Wenn die strukturelle Änderung in schnellem Trab verlief, ist diesportliche Entwicklung galoppiert. Vor 20 Jahren reichten in einigen Disziplinenzweimal Training pro Woche, ein kontrol-lierter Lebens stil und eine gezielte Vor-bereitung, um Europameister zu werden.Dieser Aufwand hat sich seither nicht verdoppelt, sondern mindestens verdrei-facht.

DAS RENTENLOCH DER ATHLETEN

Natürlich müssen die Sportler das Ihre tun.Die zitierte DSHS-Studie weist zum Beispielauf Defizite in der Medienarbeit hin (sieheKasten), die den Werbewert und die sozialeAnerkennung des Betreffenden steigernkönnte. Freilich kostete auch das Zeit undGeld und daran mangelt es ja. Jedenfalls be-tont das Positionspapier der Aktivenvertreterdie Eigenverantwortung. Breuer sagt: „Wirlassen uns nicht vorwerfen, wir wollten jedenMorgen unser Brot geschmiert bekommenund ansonsten uns nur um unser Trainingkümmern.“

und dem Sportausschuss, dass die Leistun-gen eines Sportlers, der aktiv für unser Landstartet, bei seinem Rentenbeitrag berück-sichtigt werden müssen.“

Ohne Überzeugungsarbeit keine Verände-rung, so ist das bei großen Themen. In die-sem Sinn hat der Athletenbeirat auch eineBotschaft für Arbeitgeber: Untersuchungendokumentieren, dass Topsportler in den SoftSkills, den weichen Qualitäten, spitze sind.Breuer sagt: „Wenn aktive Leistungssportleretwas anpacken, dann machen sie es auchbesser als die anderen“ ]

WENN DIE STRUKTURELLEÄNDERUNG IN SCHNELLEM

TRAB VERLIEF, IST DIE SPORTLICHE ENTWICKLUNG

GALOPPIERT.

Ausnahmeerscheinung: Millionenverdiener wie MichaelBallack sind im Spitzensport leuchtende Sonderfälle

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MUT ZUM MITMACHENMädchen und Frauen mit Migrationshintergrund sind in deutschen Vereinen deutlich unterrepräsentiert.

Das DOSB-Projekt „Bewegung und Gesundheit – mehr Migrantinnen in den Sport“ versucht das zu ändern.

Mit ersten Erfolgen, wie Beispiele aus Stuttgart und Hanau zeigen.TEXT: PETRA MUZENHARDT UND ANDREAS MÜLLER

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us dem Backsteinbau mit den großenFenstern dringt der Klang der Ausge-lassenheit. Ein Blick ins Innere derkleinen Turnhalle zeigt, wer ihr Stim-

men gibt: Fünf Mädchen, zutiefst beschäftigtmit dem Obstsalatspiel. Blitzschnell müssensie auf Zuruf von Übungsleiterin AndreaSchiefer die Plätze tauschen. Das bringt diejungen Sportlerinnen, die alle etwas zu vielGewicht mit sich herumschleppen, zum La-chen – und zum Schwitzen.

Besmire, Maria, Almedina, Hanife und Jen-nifer heißen die Akteurinnen der Szene imStuttgarter Stadtteil Hallschlag. Sie sind zwi-schen 11 und 13 Jahre alt, ihre Eltern kom-men aus dem Kosovo, Bosnien oder Italien.In einen Sportverein gehen sie bisher nicht,aus vielfältigen Gründen: Scham über diefüllige Figur, Angst gehänselt zu werden, Un-lust, sich selbstständig eine geeignete Sport-art zu suchen. Und oft mangelnde Unterstüt-zung aus dem Elternhaus.

Das Angebot „Bewegung und Ernährung“des TB Cannstatt soll ein Wegbereiter sein.Es ist Teil eines bundesweiten Projekts, fürdas sich der Deutsche Olympische Sport-bund (DOSB) mit dem Deutschen Ju-Jutsu-Verband, der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft, der Sportjugend Berlin, demLandessportverband Baden-Württembergund dem Deutschen Turner-Bund zusam-mentut. Jeder dieser Partner kooperiert miteiner Handvoll Vereine und weiteren Institu-tionen, um Migrantinnen an den Sport he-ranzuführen. Und um ihnen ein Stück Le-benshilfe zu vermitteln, wie Ilse Ridder-Melchers, Vizepräsidentin für Gleichstellungim DOSB, einen anderen Anspruch an dasProjekt formuliert.

Beispiel Cannstatt. Gemeinsam mit demLandratsamt Ludwigsburg gibt der Vereinnach der Sportstunde Tipps zur richtigen Er-nährung. Einen Steinwurf von der Turnhalleentfernt liegt die Küche der Schule. Gemein-sam werden dort Früchte fürs Müsli ge-

schnippelt, Gemüse zubereitet und Vollkorn-brote mit gesundem Belag geschmiert. Wennsich Sport und Ernährungsberatung einen,purzeln die Pfunde. Das ist das Ziel und demersten Eindruck nach ist ein Einstieg voll-bracht. Der Erfolg nährt die Hoffnung, dasssich die Mädchen ins Vereinsleben wagen.

Es geht um Überwindung, immer wieder.Auch für Erwachsene, wie sich bei der TGHanau 1837 zeigt. Saskia Rust, Übungsleite-rin für Fitness und Gesundheit, vermitteltseit Ende Oktober im Saal des Stadtteilzen-trums Süd-Ost acht türkischen Frauen dieFreude und den persönlichen Nutzen sport-licher Betätigung. Und jeden Freitag betreutdie 36-Jährige beim TSV 1860 Hanau einenähnlichen Kurs. „Wir würden das gern wei-termachen, unbedingt“, sagt eine Teilnehme-rin. Sie lächelt, während sie ihr Kopftuchumbindet.

GEGEN DIE SCHWELLENANGST

Der Deutsche Turnerbund hat in der 88.000Einwohner zählenden Stadt östlich vonFrankfurt die TG 1837, den TSV 1860, denTurnverein im Ortsteil Kesselstadt und dieSKG Sprendlingen ausgewählt, um Kurse inFrauengymnastik, Mutter-Kind-Turnen undein „Dance Star“ genanntes Tanztraining fürMädchen und Teenager anzubieten. In die-sem Jahr wird das Programm um außer-sportliche Themen erweitert, die auch hierzum Konzept gehören. Das FrauenbüroHanau informiert die Teilnehmerinnen überdie Stellung der Frau in Deutschland undüber Rechte und Pflichten mit Blick auf Reli-gion und Kultur. „Dabei werden ihnen zu-gleich Tipps gegeben, wohin sie sich in Fra-gen der Familie und der Kindererziehung inHanau wenden können“, sagt Imke Meyervom Frauenbüro. Eine ausgebildete Gesund-heitslotsin berät in Ernährungsdingen.

Stadtteilzentrum Süd-Ost. Der Name hatnicht viel Wärmendes an sich, aber in 20Jahren ist das Gebäude in der Alfred-Delp-

Schnelle Schritte in geschützter Umgebung: EinemSportverein beizutreten, kann eine schwere Übungsein, wenn dafür persönliche und kulturelle Hürdengleichzeitig zu überwinden sind. Beim DOSB-Projekt„Bewegung und Ernährung“ toben sich Mädchen –und Frauen – zunächst in speziellen Kursen aus

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Straße den Frauen mit Migrationshinter-grund zur zweiten Heimat geworden. ElfGruppen treffen sich hier regelmäßig, umDeutsch zu lernen, zu nähen, zu kochen, sicheinfach nur zu unterhalten – oder um Sportzu treiben. „Bei uns kannten sich die Frauenja schon gut aus. So sind Schwellenängstezusätzlich abgebaut worden“, sagt MargitPetry, Mitarbeiterin der Einrichtung.

Die Wahl der Trainingsstätte tat das ihre.Das mit den Schwellenängsten ist ja nichtganz einfach, sie können an so vielen Stellenentstehen, wenn eine Situation fremd ist.Hier scheint das kein Problem zu sein. DieFrauen aus einem völlig anderen Kulturkreishatten sich zuvor noch nie an sportliche Ak-tivitäten herangewagt, aber sie wussten, dassauf ihre besondere Situation Rücksicht ge-nommen würde. So darf sich während derKursstunden kein männliches Wesen dem

Saal nähern. Saskia Rust: „Ohne diese Vo-raussetzungen würde es überhaupt nichtfunktionieren.“

MÄNNER BLEIBEN DRAUSSEN

Das zeigt sich auch beim TB Untertürkheim,unter dessen Leitung Migrantinnen ohneScham im örtlichen Hallenbad schwimmenlernen können. Männern ist der Zutritt indieser Zeit verwehrt. Das Echo auf das An-gebot ist überwältigend. Jede Woche tum-meln sich an die 50 Frauen in dem von einemFörderverein betriebenen Bad, 70 weiterestehen auf der Warteliste. Aus allen Stadttei-len strömen sie herbei, obgleich die männer-freie Schwimmstunde in die Mittagszeit fällt.

Und wer will, kann sich Rat holen, ohne dasBad zu verlassen. In einer Ecke im Foyer stehtMonika Stroh von der Ärztlichen Gesellschaft

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zur Gesundheitsförderung der Frau bereit. ObSexualerziehung der Töchter, Probleme imKlimakterium, Ernährung, Vorsorgeuntersu-chungen, weibliche Beschneidung – die Listeder möglichen Themen ist lang.

Der MTV Stuttgart bietet an der Lehenschuleeine ganz besondere Sportstunde an. In derTurnhalle der benachbarten KaufmännischenSchule bringt Atika Bouagaa jungen Migran-tinnen das Baggern und Pritschen bei. Boua-gaa ist 27 und als ehemalige Volleyballnatio-nalspielerin jetzt in Diensten des Bundesliga-klubs Allianz Volley Stuttgart. Sie hat erlebt,wie Sport helfen kann, kulturelle Grenzen ab-zubauen. Nur wer selbst einen Weg gegangenist, kann andere darauf führen – davon ist die1,81 Meter große Modellathletin überzeugt.

DAS BAGGERNDE VORBILD

Als eine von drei Integrationsbotschafterin-nen des DOSB hilft sie nun jungen Migran-tinnen, ihre Richtung zu finden. „Das istmeine Geschichte“, sagt sie. Als jüngsteTochter tunesischer Einwanderer wurde Ati-ka Bouagaa in Offenburg geboren, sie wuchsim ausländergeprägten Viertel Uffhofen auf.Die Eltern, in den fünfziger Jahren nachDeutschland gekommen, sind integriert. Zugleich besteht der Freundeskreis weitge-hend aus Migranten. Mit acht Jahren startetesie in der Volleyball-AG ihrer Schule. Zu Beginn, erzählt sie, hätten ihre Eltern siedurchaus unterstützt. Aber als Atika mit 15Jahren nach Berlin wollte, in die Talent-schmiede des VC Olympia, ließen sie sie nurwiderwillig ins Internat ziehen. Dort kam sieerstmals in Kontakt mit einem anderen Leben.

Die Erfahrungen will Atika Bouagaa nunweitergeben. Die Mädchen sind 11 bis 16Jahre alt und mit Feuereifer bei der Sache.Keine ist im Verein. Noch nicht. Denn wennwir erst richtig Volleyballspielen gelernt haben, sagen sie, wollen wir auch in einerechten Mannschaft spielen. Ihre Trainerinzeigt, wie’s geht. ]

Kraft des eigenen Wegs: Atika Bouagaa hat sich aus Offenburgs Stadtteil Uffhofen in Bundesliga und Natio-nalmannschaft gearbeitet, gegen erhebliche Widerstände. Diese Erfahrung gibt die Integrationsbotschafterindes DOSB nun weiter

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WELTWEITE PARTNER DER OLYMPIADE

NATIONALE PARTNER

olympic.org

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Nehmen Sie sich einen Moment Zeit, um nachzudenken.

Die Unterstützung, die die offiziellen Olympia-Sponsoren liefern, sind Voraussetzung dafür, dass Olympische Spiele überhaupt statt finden können. Das heißt, die Olympia-Sponsoren fördern die nationalen Olympiateams sowie die Olympischen Spiele gleichermaßen und haben sich strikt der Olympischen Bewegung verpflichtet.

Einige Unternehmen nutzen jedoch unerlaubt olympische Embleme oder Symbole und erwecken damit den Eindruck, sie seien offizieller Partner der Olympischen Spiele.

Das ist unfair, sowohl gegenüber den Athleten als auch den Olympia-Sponsoren sowie der Olympischen Bewegung. Machen Sie sich bewusst, dass es die offiziellen Partner sind, die den olympischen Traum ermöglichen – eine ehrliche Leistung, die auch Ihre Wertschät-zung verdient.

AUS EHRLICHER LEISTUNG

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as traditionell im einfachenAustausch von Leistung undGegenleistung abläuft, funktio-niert beim Thema CSR nicht

mehr – das wird im Gespräch mit SebastianBraun, Professor für bürgerschaftlichesEngagement an der Berliner Humboldt-Universität, sehr deutlich. Der Expertewertet den Unternehmensdrang nach so-zialen Partnerschaften als große Chanceauch für den Sport. Und er macht deutlich,dass es nicht reicht, in Ruhe auf dieseChance zu warten.

Herr Professor Braun, das Thema CorporateSocial Responsibility ist in aller Munde. Was unterscheidet CSR vom klassischenSponsoring?Sebastian Braun: Aus meiner Sicht vor allem drei Aspekte. Zunächst einmal dieLangfristigkeit der Beziehung. Dann dieGegenleistungen: Es geht nicht um die vertraglich zugesicherte Vergabe von Geldoder Sachmitteln, sondern um die freiwilligeBereitstellung von Wissen, Zeit sowie materiellen und personellen Ressourcen für den Partner. Drittens betreibt das Unternehmen eine Art Identitätsmanage-ment. Denn: Die freiwillige Einhaltung von Arbeits-, Sozial- oder Umweltstandardsgibt Auskunft darüber, welche Rolle es in derGesellschaft einnehmen möchte und wie eszu Problemlösungen beitragen will. Nach-

rangig ist bei CSR – im Gegensatz zumSponsoring – die kommunikative Nutzungder Plattform.

Einige Merkmale sind einem aus dem Sponsoring vertraut.Es gibt viele Experten, die gar nicht strikt tren-nen zwischen CSR und Sponsoring, Sponso-ring eher als Vorform des gesellschaftlichenEngagements begreifen. Man muss keine Polekonstruieren, auch nicht zum Mäzenatentum.Die Akzentuierung entscheidet.

Ist die Vorform Sponsoring nötig gewesen,um das Bewusstsein zu schärfen, dass es beiPartnerschaften um mehr gehen kann alsden Austausch von Leistungen?Am Sponsoring – so wie wir es aus der Fuß-ballbundesliga oder anderen medial erfolg-reichen Sportarten kennen – wird sich wenigändern. Dort wird man weiter nüchtern bi-lanzieren, was der kommunikative Mehrwertdes Engagements ist. Was durch den gesell-schaftlichen Aspekt stärker in den Vorder-grund rückt, sind Felder, die eine geringeremediale und damit öffentliche Präsenz haben.

Es gibt schon lange Forderungen des Sportsan die Wirtschaft, stärker im Nachwuchs -bereich oder Breitensport tätig zu werden.Es ist weniger der Sport, es ist mehr dieUnternehmenswelt, die sich wandelt. Undes gibt Organisationen und Systeme, die

EX-KICKER VOM CSR-FACHProfessor Dr. Dr. Sebastian Braun, geboren1971 in Berlin, leitet die Abteilung Sport-soziologie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Zu den aktuellen Forschungs-schwerpunkten gehören bürgerschaftlichesEngagement, Non-Profit-Organisationenund sozial verantwortliches Handeln vonUnternehmen. Braun ist Mitglied und Spre-cher in verschiedenen deutschen und inter-nationalen wissenschaftlichen Beiräten undForschungsverbünden. Als B-Jugendlicherwurde er 1988 mit Hertha Zehlendorf deut-scher Meister, ein Jahr später unterlag seinTeam im A-Jugendfinale gegen BayernMünchen. 1990 spielte er für eine Saison als Profi bei Girondins Bordeaux.

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„DER SPORT MUSS SICH SICHTBAR MACHEN“Unternehmen beginnen ihre Rolle in der Gesellschaft neu zu definieren.

Das Schlagwort dazu lautet: Corporate Social Responsibility.

INTERVIEW: MARCUS MEYER UND JÖRG STRATMANN

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ihre gesellschaftliche Bedeutung aktiverhervorheben als der Sport, um diesemWandel zu entsprechen. Das Bildungssys-tem etwa ist wesentlich präsenter, um Fir-men zu einem gesellschaftlichen Engage-ment zu animieren. Dabei bietet gerade derBreitensport viele interessante Anschluss-offerten: Selbstorganisation, Integrationoder Gesundheit, um nur einige Beispielezu nennen.

Welche Ursachen hat dieser Strategiewechselin der Unternehmenswelt?Das hat viele Gründe. In Deutschland wer-den – wie in anderen Wohlfahrtsstaaten –Aufgaben nicht mehr in der gewohntenForm von der öffentlichen Hand wahrge-nommen. Es entstehen Lücken in der Be-reitstellung von Leistungen, die einst als öffentliche Aufgaben definiert waren. FürUnternehmen taucht nun die Frage auf,welchen Beitrag sie jenseits von Steuernund Abgaben leisten wollen, um etwa einefunktionierende Sport- und Freizeitumweltfür den Standort zu erhalten. Oder welcheUnterstützung sie geben können, damitkünftige Arbeitnehmer eine gute Ausbil-dung haben, obwohl schulische und uni-versitäre Einrichtungen unterfinanziertsind. Um es noch einmal deutlich zu ma-chen: Es ist der Unternehmenssektor, indem die Fragen gestellt werden, nicht derSport.

Sie sprachen davon, dass einzelne gesell-schaftliche Bereiche sehr unterschiedlich aktiv sind, um die Wirtschaft auf ihre Bedürfnisse aufmerksam zu machen.

Ja. Und die staatlichen Einrichtungen oderNon-Profit-Organisationen gehören bisherzu den weniger aktiven. Gerade die traditio-nelleren unter ihnen tun sich schwer damit,Kooperationen mit Unternehmen einzuge-hen – da schwingt so etwas wie Kapitalis-muskritik mit. Es werden eher öffentlicheZuwendungen bevorzugt. Auch im Sport.

Wie müsste ein alternatives Verhalten aussehen?Man kann bei Mittelständlern und Groß-konzernen beobachten, dass sich ein strate-gischeres Konzept von gesellschaftlichemEngagement herausschält, in dem der unter-nehmerische und der gesellschaftliche Nutzen stärker miteinander verzahnt werden.

Was bedeutet das konkret?Dass es nicht mehr ausreicht, zu sagen, wirbrauchen Leibchen, Trikots und Schuhe fürunsere Mannschaften, weil wir viele Kinderaus sozial benachteiligten Verhältnissen ha-ben. Man muss den Business-Case bedienenund sich überlegen, was das Unternehmendavon hat, sich in diesem Sportsegment ein-zubringen und nicht in den Schulsektor zugehen. Das setzt ein anderes Denken voraus.

Also spielt der Nutzen-Aspekt beim CSR-Engagement doch eine wichtige Rolle.Sie müssen berücksichtigen, dass wir in denvergangenen 25 bis 30 Jahren einen funda-mentalen Wandel erlebt haben: vom inha-bergeführten Unternehmen, dessen Besitzerin der Regel eine Vorstellung davon hatte,was für ihn eine „gute Gesellschaft“ ist, hinzu Kapitalgesellschaften, die von einem Management geführt werden, das den Ak-tionären gegenüber rechenschaftspflichtigist. Unter diesen Bedingungen müssen dieMittel effizient und nachvollziehbar einge-setzt werden.

Ist das vom Sport zu leisten, sich so weit inUnternehmen hineinzudenken?Das ist notwendig, allerdings müssten ge-gebenenfalls Ressourcen verschoben wer-den. Wir reden hierbei nicht vom Sportver-ein um die Ecke, sondern über konzeptio-nell und langfristig angelegte Programme imNachwuchsbereich, im Behinderten- oderBreitensport. Landessportbünde und derDOSB müssen sich überlegen, wie sie auf dieAnforderungen reagieren – zum Beispiel inder Art, wie sie Entscheidungen treffen.

Der DOSB sollte günstige Voraussetzungenfür CSR-Partnerschaften mitbringen.In der Tat. Es gibt wahrscheinlich keine an-dere Non-Profit-Organisation in Deutsch-land, die über eine derartige Bandbreite an --›

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Aufgaben des Sports anschlussfähig sindfür das Kerngeschäft eines Unterneh-mens. Die Lösungen fallen naturgemäßsehr unterschiedlich aus – je nachdem, inwelcher Branche Sie sich bewegen. Wennman im Rahmen der gesellschaftlichenVerantwortung etwa gemeinsame Ökolo-gieprojekte identifiziert, in die ein Un-ternehmen seine Kompetenz einbringenund die es zugleich mit einem Werbe-schild versehen kann, dann ist das für po-tenzielle Partner etwas anderes als aufder DOSB-Homepage herumzusurfen,um nach möglichen Kooperationsfeldernzu fahnden.

So eine Herangehensweise erfordert hohenAufwand. Was macht Sie sicher, dass er sichlohnt?Ich habe das unter dem Stichwort Suchbe-wegung zusammengefasst. Unternehmensuchen nach neuen Positionen und Rollenin der Gesellschaft, weil sie sich einer im-mer kritischeren Öffentlichkeit ausgesetztsehen. Diese ist höher gebildet als nochvor 30 oder 40 Jahren und geht wesentlichsensibler mit Themen wie Umwelt und Gesundheit um. Und sie erwartet, dassUnternehmen sich gesellschaftlich verant-wortlich verhalten. Außerdem findet die in Deutschland traditionell verbreitetekorporatistische Unternehmenspolitik ein Ende.

gesellschaftlich relevanten Themen verfügtund dabei so hohe Verantwortung über-nimmt. Das gilt außerhalb des Sportsys-tems aber schon als viel zu selbstverständ-lich, und der Sport ist an dieser Wahrneh-mung nicht unbeteiligt: Sein Aufgabenspek-trum hat sich überformt, im Sinne einer Art „Sozialstation“ – die vielfach auch sehrerfolgreich gearbeitet hat. Er versucht da-raus einen Wahrnehmungsbenefit zu ge-winnen, vor allem gegenüber den staatli-chen Institutionen. Allerdings geht teilweiseunter, dass ein Sportverein in erster Liniegegründet wird, um Sport zu treiben.

Überspitzt formuliert: Indem der Sport seine gesellschaftliche Bedeutung betont, erkennen Unternehmen nicht mehr, wo sieseine Organisationen unterstützen können.Und worin das Innovative läge, wenn imSportverein bereits Sozial-, Integrations-,Behinderten- sowie Kinder- und Jugendar-beit geleistet wird. Manchmal glaube ich, derSport unterschätzt selbst das unglaublichePotenzial, das er hat, um an CSR-Strategienvon Unternehmen anzudocken.

Können Unternehmen nicht einfach helfen,dieses Potenzial zu nutzen?Ich glaube nicht. Die Unternehmen kennenzwar ihr Kerngeschäft – etwa: wie verkaufeich Energie? –, aber zu wissen, wie Inte-gration funktioniert, wie ein Bildungssystem

aussehen sollte oder wie man Kindergärtendurch Bewegungsangebote attraktiver ma-chen kann; diese Übersetzungsarbeit wärezu viel von ihnen verlangt. Hier haben dieNon-Profit-Organisationen ihre Stärkenund können wertvolle Übersetzungsarbeitleisten. Für Unternehmen heißt das, inte-ressante und auch irritierende Erfahrungenzu machen, die Basis für Innovation seinkönnen.

Geraten Non-Profit-Organisationen nichtin ein Dilemma? Sie müssen Unternehmendie Vorteile einer Zusammenarbeit deutlichmachen und zugleich herausstellen, dass siesich nicht durch Firmen vereinnahmen lassen – gerade vor dem Hintergrund dererwähnten Skepsis in Deutschland gegen-über privatwirtschaftlicher Unterstützung.Ich will es noch einmal betonen: Der Sportmuss verdeutlichen, was sein eigentlicherOrganisationszweck ist – und was seine ge-sellschaftlichen Aufgaben, die er zum Teilschon seit Jahrzehnten wahrnimmt. Im Kon-kurrenzkampf um Partnerschaften und Res-sourcen stellt sich die Frage: Wie positioniertsich der Sport so gut und so geschickt, dassandere Organisationen ihm nicht den Rangablaufen?

Er muss also bestimmte Themen besetzen.Das sind die Hausaufgaben: kommunika-tiv herauszuarbeiten, welche konkreten

54 [ Wechselspiel ] Faktor Sport

Migrantinnen, Mütter, Behinderte, Jugendliche: Weil Sport diversen sozialen Gruppen dient, bietet er CSR-orientiertenUnternehmen jede Menge Themen – freilich muss er mehr konkrete Angebote zu deren Umsetzung machen

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Faktor Sport [ Wechselspiel ] 55

Welche Anzeichen sehen Sie für diese Suchbewegung?Es gibt einen Ansturm auf Tagungen undKonferenzen zu dem Thema. Im Vorder-grund stehen da noch grundlegende Aspekte: Worum es bei CSR eigentlichgeht und was es für das Unternehmenbringt. Ein weiterer Hinweis ist, dass inFirmen begonnen wird, Stellen für dasThema einzurichten. Und drittens gibt eseine Fülle von Publikationen und es grün-den sich eine Reihe von Mittlerorganisa-tionen, die an dem Run partizipierenmöchten.

Eine Übergangsphase. Richtig. Noch haben sich die Konturennicht richtig herausgebildet, es fehlt anAusbildung und Know-how. Auch derSport braucht Zeit, um das Thema für sich weiterzuentwickeln und neue Regelnzu definieren für eine Zusammenarbeitmit dem Business auf den Feldern Sport, Gesundheit oder Integration.

Wie viel Zeit hat er, sich entsprechend zupositionieren?Das ist schwer einzuschätzen. Im Som-mer 2008 hätte ich gesagt, bei den Groß-

konzernen wird sich in den kommendenfünf bis acht Jahren das Zeitfensterschließen. Dann werden sie sich auf demFeld profiliert haben und nehmen nurnoch einzelne Elemente in ihr Portfolioauf. Durch die Finanz- und Wirtschafts-krise wird es wahrscheinlich etwas längerdauern. Aber wegen der großen Konkur-renz unter den Non-Profit-Organisatio-nen ist es wichtig, dass sich der Sportrechtzeitig sichtbar macht. ]

SPORTLICH, FUNNY, FRISCH„Fit am Ball“. So heißt ein Projekt sozial orientierter Sportförderung, das offenbar zum Wohlaller Beteiligten funktioniert. Als das Kölner Unternehmen Intersnack mit der Marke „funny-frisch“ 2003 Hauptsponsor beim Fußballbundesliga-Klub 1. FC Köln wurde, wollte es auchden Breitensport fördern. Mit der Deutschen Sporthochschule Köln initiierte es „Fit am Ball“,um die Gründung von Schulsport-AGs zu unterstützen – finanziell, materiell und inhaltlich-didaktisch. Nach einer Pilotphase in Köln sind heute mehr als 1600 Schulen in Deutschlandund Österreich, aber auch Prominente, Klubs, Universitäten und Behörden an dem Projektbeteiligt, das Basis ist für Events, Aktionen, Fortbildungen zum Thema Sport und Ernährung.Seit 2009 läuft zudem „Fit am Ball Africa“, das Schüler mit Blick auf die WM 2010 zum Drib-beln und Spendensammeln aufruft. Die DSHS-Auswertung von „Fit am Ball“, mehrfach alsBest-Practice-Modell ausgezeichnet, weist auf sportmotorische Effekte und eine verbesserteEinstellung der Teilnehmer zum Sport hin. Zudem werde der Dialog zwischen Schulen undVereinen belebt. Leiter Professor Jürgen Buschmann sieht „eine echte Chance für Vereine,über solche Modelle nicht nur Finanzmittel zu akquirieren, sondern sich auch gezielt externesKnow-how zu beschaffen“.Weitere Infos: Mathias Bellinghausen, [email protected], oder www.fitamball.de

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Page 29: Faktor Sport: Das Magazin des DOSB

DAS STREBEN

NACH LICHTEngagements im Behindertensport gelten als geradezu beispielhafte Form,

den Anspruch nach gesellschaftlich verantwortungsvollem Handeln umzusetzen.

Kommunikation ist den paralympischen Partnern ein wichtiges Fördermittel,

denn im Verborgenen wollen auch sie nicht agieren. TEXT: NICOLAS RICHTER

er gar nicht kleine Unterschied liegt im„Aufmerksamkeits-Management“.Dieser Begriff von Thomas Bellartz,Leiter Kommunikation der Bundes-

vereinigung deutscher Apothekerverbände(ABDA), beschreibt ein Phänomen, demUnternehmen häufig begegnen, die sichdem Thema Corporate Social Responsibility(CSR) nähern; zum Beispiel Partnern des pa-ralympischen Sports wie der ABDA. Was imklassischen Sponsoring meist als Vorausset-zung für ein Engagement gilt, ist hier erst zuerarbeiten: hohe öffentliche Präsenz.

„Der Behindertensport hat einen riesigenNachholbedarf in der Wahrnehmung“, sagtBellartz. Nicole Kirsch, Mitglied Unterneh-menskommunikation und einschlägige Exper-tin der Deutschen Telekom, führt aus: „DieWahrnehmung ist gestiegen, aber sie konzen-triert sich vor allem auf paralympische Jahre.“Und wenn Helmut Pfuhl, GeschäftsführerMarketing und Strategie beim Medizintech-nikunternehmen Otto Bock Healthcare, mitBlick auf rund 100 Stunden öffentlich-recht-liche Berichterstattung im Jahr 2008 „neueMaßstäbe gesetzt“ sieht, verdankt sich derWert zunächst dem Highlight Paralympics.

Partner des International Paralympic Comit-tee (IPC) oder des Deutschen Behinderten-sportverbandes (DBS) begreifen ihr Engage-ment deshalb nicht zuletzt als PR-Einsatz.„Unsere Arbeit liegt darin, zusammen mit denVerbänden Hochs des Interesses zu schaffen“,sagt Kirsch. Ein Einsatz zu beidseitigem Nut-

zen, denn er befördert einen zukunftsträchti-gen Prozess: den der Integration sozialer Ver-antwortung in unternehmerisches Handeln.

Dabei gehen die Partner von ganz verschiede-nen Positionen aus. Weil der Behindertensportdem CSR-Trend entspricht, vereint er ein bun-tes Fördererteam, wie der Blick auf vier bei-spielhaft gewählte Akteure zeigt. Otto Bock, seit1988 IPC-Partner und bei paralympischenSpielen mit jeweils eigener Service-Mannschaftund -Werkstatt beteiligt, ist dem Thema schonstrukturell verbunden. Die ABDA, die seit 2008den DBS stützt, kann gleichfalls praktisch hel-fen: Sie berät in Kooperation mit der NationalenAntidoping-Agentur (NADA) deutsche Athle-ten im Medikationsmanagement.

Die Bahn betreibt ein umfassendes Pro-gramm für mobilitätseingeschränkte Reisen-de, an das sie seit 2002 das Sportengagementanlehnt; Tochter DB Schenker leistet zudemLogistikdienste bei den Paralympics. Der2006 begonnene Auftritt der Telekom fußtauf dem mit der Allianz gegründeten GermanParalympic Top Team, das Spitzenathleteneine professionelle Vorbereitung auf denEvent ermöglichen soll.

Die Partner versuchen die Botschaft der In-tegration – in der Gesellschaft, im Sport, imeigenen Unternehmen – zu verbreiten. „Wirwollen dem DBS helfen, über die Paralympicshinaus präsent zu sein, und zugleich das oh-nehin soziale Engagement der Apothekenverlängern, um so die CSR-Karte zu spielen“,

sagt Bellartz. Kirsch betont in diesem Sinneden Wert konkreter Anlässe, etwa den des In-ternational Paralympic Day: eine Bühne, aufder das IPC zweijährlich Spitzenathleten undSportarten vorstellt und die alle vier genann-ten Partner nutzten, zuletzt im Juli 2009 amBrandenburger Tor. Telekom und Allianz etwaorganisierten ein Foto-Shooting mit HorstKöhler und dem Paralympic Top Team.Kirsch: „Der Bundespräsident hat die Athle-ten vorgestellt, allein das schafft Aufmerk-samkeit. Zudem haben Sportler und DBSjetzt professionelles Bildmaterial.“

Medien sind das Nadelöhr, bekannte Gesich-ter erleichtern den Durchschlupf. Jedenfallsein bisschen. So hat die Telekom einigen Auf-wand betrieben, um Köhler und drei Behin-dertensportler für 30 Minuten im „AktuellenSportstudio“ des ZDF auf Sendung zu brin-gen – ein großes Zeitfenster, wie es sich imTV sehr selten öffnet, zumal jenseits der Pa-ralympics. Die ABDA zielt auf ein anderesMedium – und thematisch auf die Spieleselbst: Um deren mediale Begleitung über dasFernsehen hinaus zu stärken, hat sie einenWettbewerb für Jungjournalisten initiiert,dessen sechs Gewinner für deutsche Zeitun-gen aus Vancouver berichten.

Die Bahn und Otto Bock personalisieren an-ders. „Wir arbeiten intensiv mit dem deut-schen Leichtathleten Heinrich Popow zu-sammen, um anschaulich zu machen, worindie Bedeutung des paralympischen Sports fürdie Gesellschaft und die Menschen mit Be-

D

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hinderung liegt“, sagt Pfuhl. Der Schienen-konzern stellte 2008 vier paralympischeSportler in Interviews vor, das Problem man-gelnder Mediennachfrage umschiffend: DieTalk-Serie lief auf Bahn-TV.

Besonders glaubwürdig lässt sich die Integra-tionsidee durch eigene Aktionen fördern, obim Breiten- oder im Spitzensport. So wird dieBahn 2010 das erstmals als Bundeswettbe-werb laufende Projekt „Jugend trainiert fürParalympics“ ( JTFP) unterstützen. Und dieTelekom fördert in Kooperation mit der Deut-schen Sporthilfe die duale Karriereplanungvon Topsportlern ohne wie mit Handicap.

Auch die ABDA setzt den Intergrationsgedan-ken in ihrem Ansatz um. Wie die Telekom(und andere) tritt sie paralympisch und olym-pisch auf, mit bemerkenswertem Schwer-punkt. „Unsere Priorität liegt im paralympi-schen Sport“, sagt Bellartz. So haben die Apo-theker mit Blick auf Vancouver eine Kino- und Außenwerbekampagne des Titels „DieWinterspiele sind eröffnet“ angeschoben, inder sich beide Themen „auf Augenhöhe“ be-gegnen, so Bellartz. Des Weiteren präsentie-ren sie die Spiele der Behinderten auf ARDund ZDF und planen Glückwunschanzeigenfür deren Medaillengewinner.

Das Kalkül hinter allen Aktionen: Wer den paralympischen Sport kennt, neigt sich ihmzu. Pfuhl sagt: „Wenn einmal begriffen wurde,dass auch für Amputierte oder Gelähmte heu-te mehr möglich ist als gestern, ist das nicht

umkehrbar.“ Kirsch und Bellartz stützen dieseThese aufgrund ihrer Erfahrung mit Journa-listen und Politikern. So übernimmt die ABDAdie Co-Gastgeberschaft bei den „Parlamen-tarischen Abenden“ des DBS und stellt ihreBerliner Räumlichkeiten zur Verfügung.

Die Bahn versucht ihre Botschaft an der Basiszu verwurzeln, deshalb begleitet sie die Ein-führung von „Jugend trainiert für Paralym-pics“. Der Bundeswettbewerb soll, so EllenEngel, DB-Beauftragte für Barrierefreiheit,„die Rahmenbedingungen für den Sport vonSchülern mit Behinderung verbessern“ undeine Plattform bieten, um die Nachricht desKonzern-Engagements abzuspielen.

Auch die Telekom geht wieder in die Schulen.Das Unternehmen setzt in Baden-Württem-berg das 2009 gestartete Projekt „Neue Sport-erfahrung“ fort, das Schülern von rund 150Bildungsstätten im Jahr Bewegungserlebnissein paralympischen Disziplinen vermittelt.

Kirsch spricht von einer „Super-Resonanz“.Damit meint sie weniger die örtlichen Medienals die Nachfrage der Schulen und vor allemdie intensive, direkte Wahrnehmung durchdie Teilnehmer: „Sie merken schnell, was füreine Leistung es ist, gleichzeitig Basketball zuspielen und den Rollstuhl zu koordinieren.“Integration entsteht eben am besten da, wosie nicht betont werden muss. ]

Partner packt an: Otto Bock unter-hielt bei den Paralympics 2008 eineeigene Werkstatt. Heinrich Popow,Testimonial des Unternehmens,sprintete über 100 Meter zu Silber

Wichtiger Auftritt für den Behin-dertensport: Horst Köhler undSchwimmerin Kirsten Bruhn 2008zu Gast im „aktuellen Sportstudio“– das ZDF ist relativ offen für paralympische Themen

Faktor Sport [ Wechselspiel ] 57

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Page 30: Faktor Sport: Das Magazin des DOSB

Ob Fußball-Meisterschaften oder Olympische Spiele, Segelregatten oder Leichtathletik-WM: Die Anfor-derungen an internationale Sportveranstaltungen sind hoch.

Für Sportler ebenso wie für die Logistik hinter den Kulissen. Auch für Show- und Kulturevents trifft DB Schenker stets den richtigen Ton und bietet Sport- und Eventlogistik auf höchstem internatio-nalen Niveau: von der Planung bis zur Koordination und Organisation von Logistikleistungen aller Art.

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58 [ Vermittlungskunst ] Faktor Sport

ahnrekorde stehen noch aus, einWeltrekord steht schon fest. ImWhistler Sliding Centre wird es an-lässlich der Winterspiele 2010 eine

Bestleistung der TV-Technik geben. Insge-samt 40 Kameras erfassen jeden Zentimeterdes Eiskanals am Blackcomb Mountain, indem olympische Medaillen im Bob, Rodelnund Skeleton vergeben werden; der bisherigeHöchststandard waren 26 Kameras. Nebenvielen Detailaufnahmen wird so ein symboli-sches Bild entstehen: Nah und näher kom-men die Medien dem Spitzensport und sei-nen Aktiven.

Bei Großanlässen treibt in erster Linie dasFernsehen einen stets aufs Neuerliche gestei-gerten Aufwand, wie sich in Vancouver nichtnur im Eiskanal zeigen wird. Die daraus re-sultierenden Verhältnisse scheinen Kritikernunstimmig. Professor Josef Hackforth vomLehrstuhl für Sport, Medien und Kommuni-kation an der Technischen Universität Mün-chen weist mit ironischem Unterton daraufhin, dass bei Olympia deutlich mehr Journa-

listen akkreditiert seien als Athleten. Der Fo-kus der Redakteure auf den Erfolg werde im-mer enger. „Sportler sollten keine verständ-nisvolle Berichterstattung erwarten.“

Spitze Thesen, provokante Worte. Zumal ineiner Zeit, da, ausgelöst auch durch denSelbstmord Robert Enkes, wie nie über Leis-tungsdruck und die Rolle der Medien imSport debattiert wird. Es ist der Moment, umdie strapazierte, aber alternativlose – die Medien brauchen den Sport, der Sport brauchtdie Medien – Beziehung zu überdenken.Nicht nur im Eindruck der Winterspiele giltes, den Blick aufeinander zu prüfen.

Nicht wenige Aktive und Trainer nehmen eineskeptische bis misstrauische Haltung ein,wenn Notizblöcke, Mikrofone oder Kamerasauf sie zumarschieren. Mag die Mehrheit derSpitzenathleten mit ihrer Darstellung in denMedien auch zufrieden sein (siehe S. 46),zeugt die persönliche Erfahrung vieler Redak-teure doch von sehr unterschiedlicher Aufge-schlossenheit der anderen Seite.

Natürlich werden TV-Sender, Zeitungen undZeitschriften für ihre Art der Darstellunghäufig zu Recht kritisiert. Hackforth stütztseine Thesen, inklusive der einer um sichgreifenden Boulevardisierung, auf Disserta-tionen und Diplomarbeiten. Andererseitssind die Sportler gut beraten, „die Medien“nicht als homogene Masse zu betrachten –oder gar als Gegenpol, der grundsätzlich ein anderes Interesse verfolgt. Sie helfen sich und der Sache mehr, wenn sie sich umKenntnisse der medialen Mechanismen bemühen und zu differenzieren wissen.

Trotz der Diskussionen in den vergangenenMonaten: Die Funktionsweisen der Bericht-erstattung werden sich nicht grundlegend ändern. Schon vereinzelt erhobene Forde-rungen zum Innehalten waren natürlich zuviel verlangt von einer Profession, deren Ei-genarten Tempo und unablässige Suche nachNeuem, Besonderem sind. Und zumal vomFernsehen, dem im Sport einflussreichstenMedium. Dieter Kürten, Ex-Moderator des„Aktuellen Sportstudios“, sagt: „Ich habe

SO NAH, SO FERNMedien und Sport: Die Beziehung ist

eng, aber auch schwierig. Die Partner

haben zum Teil ähnliche Interessen,

aber höchst verschiedene Perspekti-

ven. Vancouver gibt Anlass für einen

nüchternen Blick auf die Verhältnisse. TEXT: GREGOR DERICHS

B

--›

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Page 31: Faktor Sport: Das Magazin des DOSB

super

IHRER APOTHEKE! JETZT IN

Die Apotheken bauen ihr sportliches Engagement weiter aus: Seit 2008 unterstützen wir als verlässlicher Partner des Deutschen Behindertensportverbands (DBS) die Paralympische Bewegung und fördern nachhaltig den Behinder-tensport in Deutschland. Nun werden wir auch die deutsche Mannschaft zu den Olympischen Winterspielen in Vancouver 2010 begleiten und in enger Abstimmung mit der Nationalen Anti-Doping Agentur (NADA) und den Mannschaftsärzten für zusätzliche Sicherheit bei den Athleten sorgen. Außerdem können Sie uns von Januar bis März 2010 in unserer Spezialdisziplin erleben: Menschen gesund durch den Winter zu bringen. Täglich live in Ihrer Apotheke. Weitere Informationen auf www.abda.de

DIE WINTERSPIELE SIND ERÖFFNET!Die große Kampagne der Apotheken

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selbst erlebt, dass in Redaktionskonferenzengejammert wurde, wir vergeudeten zu viel Zeitmit der Rückschau, wir gäben zu wenig aufdie Vorschau. Es besteht wenig Bereitschaftzum Besinnen.“

Dafür gibt es Gründe, ob man sie gut oderweniger gut findet. Jeder Journalist steht imWettbewerb und jedes Medium sowieso.Dass im Zuge eines ständig enger werdendenMedienmarktes etwa die Scheu vor Superla-tiven und Übertreibung sinkt und tendenziellgreller berichtet wird als vor Jahren, wieHackforth meint, wäre nicht überraschend.

Es ist ja auch nicht so, dass man allen Me-dienschaffenden die Schattenseiten ihresMetiers erklären müsste. Elmar Theveßen,stellvertretender Chefredakteur des ZDF, hat

60 [ Vermittlungskunst ] Faktor Sport

in Bezug auf die Doping-Debatte vor einigenMonaten gesagt: „Weil wir ein Massenmedi-um sind und sportliche Helden schaffen, sindwir ein Teil des Systems.“ Er folgerte: „Waswir auch machen, wir machen es verkehrt.“

Denn das System hat keine Ausfahrt. Sportund Medien führen ja keine Paarbeziehung,zwischen ihnen steht das Publikum. BeideSeiten umwerben es, weil sie von seinerGunst leben, direkt und indirekt. Der Unter-schied liegt darin, dass Sportler wenigerMöglichkeiten haben, diese Gunst zu steuern.Während die Medien in ständigem, stillemAustausch mit den Zuschauern aushandeln,was der eine vom anderen erwartet, kann ernur danebenstehen und warten. Im bestenFall trifft ein Verband Entscheidungen, dieseine sportlichen Disziplinen attraktiver ma-chen fürs Fernsehpublikum. Wie es in diver-sen Wintersportarten geschehen ist.

ZWISCHEN DEN STÜHLEN

Aber auch die Rolle des Journalisten ist nichtleicht. Der Zuschauer erwartet Hautnähe,tiefe Emotion und zugleich Distanz: das vonTheveßen beschriebene Dilemma. „Die Kol-legen müssen ihre Rolle klar definieren undeinhalten“, sagt Wolf-Dieter Jacobi, Sport-chef des Mitteldeutschen Rundfunks undOlympia-Teamleiter der ARD. Das sei aberkein Problem, seine Leute seien Profis. Wer-ner Rabe, sein Kollege beim BayerischenRundfunk, deutet an, dass es in der Praxiskomplizierter sein kann. In Redaktionskon-ferenzen werde „alles diskutiert“, auch „derUmgang mit den Sportlern“. Tatsächlich

können sich Journalisten bisweilen nur aus-suchen, wessen Prügel sie vorziehen: die derkritischen Kollegen und des Chefredakteursoder alternativ die des internen Werbever-markters, des Verbands, Vereins et cetera.

Dieser Konflikt hat einen klaren Ursprung.Sport ist für die einen das Leben, für die an-deren eine Ware. Erich Laaser, Präsident desDeutschen Sportjournalisten-Verbandes,sagt: „Wer Rechte kauft und live berichtet,will die Sportart möglichst gut verkaufen.Generell würde ich eher davon reden, dassder Sport für die Medien ein Objekt ist. DieMenschen dahinter werden oft ausgeblendet.Man will nur wahrnehmen, was das Wesent-liche ist: die Leistung.“ Vielleicht fahndenNachverwerter im TV sowie Printmediennach der Story hinter dem Resultat. „Dannwird einmal die menschliche Seite betont, obpositiv oder negativ“, so Laaser. Darüber hi-naus gilt: Wird der Sport für die medialenAuftraggeber zur Ware, sind die Journalistenselbst in aller Regel auch Fans.

Jenseits davon lohnt ein Blick auf die andereSeite. Funktionieren der Sport und sein Um-feld nicht ähnlich atemlos wie die Medien?Kürten geht mit seiner Branche hart ins Ge-richt, aber nicht nur mit ihr: „Der Sport solleigentlich Vorbild sein, doch das ist er beilei-be oft genug nicht.“ Zum Beleg zitiert derfrühere TV-Mann den Druck auf die Trainerder Fußball-Bundesliga.

Was wiederum zeigt, wie wichtig Differen-zierung ist. Der Profifußball darf ebenso alsAusnahme des Sports gelten wie das Fernse-hen als Ausnahme unter den Mediengattun-gen. Sicherlich spiegeln sie beide Phänome-ne, die jeweils das gesamte Gewerbe betref-fen, spitzen diese Phänomene aber auch zuund führen sie bisweilen ins Extrem. Ausdiesen Extremen wiederum auf den ganzenFußball beziehungsweise alle TV-Sender zuschließen, ist nicht fair. Und sie auf denSport respektive die Medien zu beziehen,schon gar nicht. ]

Der Elder Statesman des TV-Sports: Dieter Kürtenkennt und beklagt die Mechanismen der Medienwelt

„ES BESTEHT WENIG BEREITSCHAFT ZUM BESINNEN.“

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Page 32: Faktor Sport: Das Magazin des DOSB

MUSS STIMMEN“„DIE ERSCHEINUNGEr trägt zwar gern grelle Kleidung, an diesem Freitagnachmittag in einer Kölner Kneipe ist

Uwe Ochsenknecht jedoch kaum ausfindig zu machen. Geradezu unscheinbar sitzt er in der

Ecke – mit Kapuzenpullover und Käppi. Ochsenknecht wirkt im Musical „Hairspray“ mit,

jetzt macht er Mittagspause. Wie viele Schauspieler wirkt er kleiner als auf der Leinwand.

Nach anfänglicher Zurückhaltung gegenüber den Besuchern aus dem Sport beginnt ein

offenes Gespräch über Vereine, Vorbilder und Verpackungen.

INTERVIEW MARCUS MEYER UND JÖRG STRATMANN

62 [ Zeitgeist ] Faktor Sport

62_64_DOSBmagazin_Ochsenknecht_bb_kk_r:Layout 1 01.02.2010 20:13 Uhr Seite 62

Herr Ochsenknecht, sitzen Sie bei Olympi-schen Spielen vor dem Fernseher?Uwe Ochsenknecht: Nur manchmal; ich bineher kein bedingungsloser Sportfan. Ichkönnte Ihnen zum Beispiel nicht sagen, werderzeit in der Fußballbundesliga vorne steht.Da entspreche ich nicht dem Bild des typi-schen Mannes.

Wie sind Sie dann als Podiumsteilnehmer zu einem Kongress mit dem Titel „Mein Ver-ein, mein Idol – Sport schafft Vorbilder“ gekommen?Ich habe mich immer bewegt. Schulsport hatmir sehr viel Spaß gemacht, ich war imTischtennisverein und in der Jugendmann-schaft des SV Waldhof Mannheim. Im Vereinkann man Teamgeist erfahren, und dass manin einer Mannschaftssportart wie Fußball al-

„Inzenzierung gehörtdazu, sie darf sich nurnicht verselbstständigen“:Uwe Ochsenknecht beimFototermin

lein nichts zustande bringt. Verlässlichkeit,Loyalität, Kameradschaft, das habe ich dabeigelernt. Wichtige Dinge.

Finden Sie diese Prinzipien im Hochleis-tungssport noch wieder – trotz der enormenBedeutung medialer Darstellung?Heute gehört so etwas wie Inszenierungdazu, sie darf sich nur nicht verselbstständi-gen. Ich denke, dass sich der Grundgedanke,weshalb Menschen Sport treiben, nicht ver-ändert hat. Dass Fußballer sehr viel Geldverdienen wird immer Anlass zu Diskussio-nen geben und vernebelt ein bisschen denBlick auf das Thema. Aber im Gegensatz zuSchauspielern ist deren Karriere meist mitknapp über 30 Jahren beendet. Und wennder Kicker nicht gut gehaushaltet hat, ist derOfen schnell aus. In der Regel treibt einen

aber nicht das Geld, sondern Interesse oderder innere Drang – sonst würde es wahr-scheinlich in vielen anderen Sportarten keinenNachwuchs mehr geben.

Als Schauspieler mögen Sie natürlich dasIn-Szene-setzen.Ich finde, eine schöne Verpackung gehört zumLeben einfach dazu. Die Deutschen sind immerdarauf bedacht, nicht aufzufallen, ja keinen Ärger zu bekommen oder zu bunt aufzutreten.Wenn man sich dauernd so zurücknimmt, gehtder Spaß am Leben verloren. Man kann docheinen Event schön inszenieren, mit Musik,Feuerwerk und Einlauf der Gladiatoren – wiezum Beispiel beim Boxen. Das ist doch nur dasDrumherum, der Kampf findet ja trotzdemstatt. Ich mag ein schön verpacktes Geschenklieber als eines, das nur im Karton steckt.

Braucht es Verpackung im Sport?Was heißt das schon. Der Sport muss daraninteressiert sein, junge Leute für sich zu ge-winnen, und die werden heute anders sozia-lisiert als wir damals. Es geht nicht nur umden Inhalt, sondern auch um dessen Erschei-nung. Da muss man sich anpassen.

Tun Sie das auch? Natürlich. Wenn ich über den Roten Teppichlaufe, dann achte ich schon darauf, dass ichgut aussehe. Da werden Fotos geschossen,also mache ich Peeling vorher, ist doch lo-gisch. Dass Zurschaustellen des Erfolges istin Deutschland allerdings immer eine Grat-wanderung. In den USA wird einer beglück-wünscht, wenn er mit einem dicken Auto amStadion vorbeifährt. Der ist Vorbild für dieLeute. Die sagen: „Dahin will ich auch malkommen, dass ich mir einen solchen Wagenleisten kann.“ In Deutschland ist er ein Angeber.

Sie kommen gern mal im gelben Anzug zueiner Preisverleihung. Ich habe viele bunte Sachen, ich trage so etwas gern.

Ist das eine Frage des Gleichgewichts zwischen Leistung und Auftreten?Ganz klar, man sollte nicht wegen der Insze-nierung der eigenen Person im Mittelpunktstehen, sondern wegen der Arbeit. Beidesmuss sich die Waage halten. --›

Faktor Sport [ Zeitgeist ] 63

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Page 33: Faktor Sport: Das Magazin des DOSB

Der schwere Umgang mit der Popularität ...Gab es nach Ihrem künstlerischen Durch-bruch einen Moment, in dem Sie Gefahrliefen, vom Ruhm überrollt zu werden?Ich habe mit elf oder zwölf Jahren das ersteMal auf der Bühne gestanden, im Kinder-chor der Oper. Als der so genannte Durch-bruch kam, war ich fast 30. Ich hatte alsogenügend Zeit, um mich auf diesen Momentvorzubereiten – und das habe ich auch getan. Ich habe schon damit gerechnet, irgendwann mal bekannter zu werden.

Kann man erahnen, was es bedeutet, ein Star zu sein – wie bereitet man sichdarauf vor?Indem man ein Auge darauf hat, wie sichandere benehmen, die schon so weit sind.Ich habe mir gesagt: Wenn ich Erfolg habe,dann möchte ich das auf andere, auf meineeigene Weise machen. Ich habe viele nega-tive Beispiele erlebt. Logisch: Letztlich istes leichter, auf dem Teppich zu bleiben,wenn man den Aufstieg in etwas reiferemAlter erfährt.

Bei Schauspielern wie Sportlern kannman beobachten, dass Erfolg leicht denBlick auf das reale Leben verstellt. Diese Gefahr besteht immer, egal was Sietun. Das Wichtigste, das man lernen muss,ist, dass die Leute nicht die Person mögen,sondern nur deren Berühmtheit.

Nach dem Selbstmord Robert Enkes hat esim Sport intensive Debatten über den

Druck in einer medialisierten Leistungs-gesellschaft gegeben. Kennen Sie das Themaaus ihrer Perspektive?Ich weiß nicht, wie das bei Kollegen ist,aber ich habe es zeitlebens abgelehnt, michunter Druck setzen zu lassen, in welcherForm auch immer. Man kann den Sportaber auch nicht eins zu eins mit dem Film-geschäft vergleichen. Bei uns geht es nichtum höher, schneller, weiter. Bei Schauspie-lern wächst die Darstellungskraft erst mitdem Alter und der gereiften Persönlichkeit.Im Sport ist Erfolg stärker an die körperli-che Höchstleistungsfähigkeit gekoppeltund die ist auf einen relativ kurzen Zeitraumbeschränkt. Insofern ist der Druck anders.

Auch wenn Sie keinen Druck empfinden:Wie gehen Sie mit Kritik an Ihrer Personund Ihrer Arbeit um? Ignorieren Sie dieeher, weil Sie sich davon unabhängig sehen, oder haben Sie sich eine gewisseDurchlässigkeit erhalten, um sich gege -benenfalls zu korrigieren?Beides, würde ich sagen. Ich weiß imGrunde schon selbst, wenn ich Fehler ge-macht oder mich zu wenig bemüht habe.Ob ich es beachte oder nicht, hängt auchdavon ab, wo die Kommentare stehen: inder Yellow-Press oder in Qualitätsmedien.Wenn in der „Süddeutschen Zeitung“ oderder „FAZ“ ein Manko beschrieben wird,das mir selbst vielleicht noch gar nicht auf-gefallen ist, dann nehme ich das dankbarzur Kenntnis. Allerdings werden die Re-zensionen eher an mich herangetragen als

dass ich nach ihnen suche. Insgesamt befasse ich mich nicht allzu sehr mit dem,was Medien über mich berichten.

Erfolgreiche Spitzenathleten gelten alsElite und Vorbilder der Gesellschaft. Können Sie mit diesen Begrifflichkeitenetwas anfangen?Nicht wirklich. Jeder soll mit seinem Pri-vatleben machen, was er will, selbst wenner eine Person der Öffentlichkeit ist. Ichnehme die Rolle des Vorbildes nur sehr be-schränkt an. Menschen haben Schwächen,das gehört einfach dazu. Das kann man je-den Tag in der Zeitung lesen und im Sportgibt es – wie in anderen Bereichen – genügend Beispiele dafür. Für Schwächenund Verfehlungen muss es auch im Lebeneiner erfolgreichen und damit öffentlichenPerson Platz geben.

Unter permanenter Beobachtung der Medien und der Fans zu stehen, kann hart sein.Das stimmt, man muss vorsichtig sein. Esgibt nichts umsonst im Leben, so einfachund platt ist es. Dafür haben Personen wieTiger Woods oder andere viele Millionenauf dem Konto. Wenn ich irgendwo hinge-he und von fremden Menschen angespro-chen werde, kann ich nicht einfach sagen,dazu habe ich jetzt keine Lust. Das ist derPreis für viele Annehmlichkeiten, die ichnicht hätte, wenn ich nicht so bekanntwäre. Man will ja schließlich erfolgreichsein – und bekannt. ]

64 [ Zeitgeist ] Faktor Sport

Uwe Ochsenknecht, 1956 in Biblis geboren, aufgewachsen in Mann-heim, gehört zu den beliebtesten deutschen Schauspielern. Schon mit 17 Jahren besuchte er die Schauspielschule. Bekannt wurde er mit Filmenwie „Männer“ (1986) von Doris Dörrie oder „Schtonk“ (1992), HelmutDietls Komödie über die gefälschten Hitler-Tagebücher. 1999 spielteOchsenknecht die Hauptrolle im Film „Fußball ist unser Leben“. Seit1990 hat er auch mehrere Alben als Sänger veröffentlicht. Derzeit stehter als Vollblutweib Edna Turnblad in „Hairspray“ auf der Bühne im Mu -sical Dome Köln. Er hat vier Kinder; seine beiden Söhne Wilson Gonzalezund Jimi Blue sind selbst als Schauspieler und Musiker erfolgreich.

MANN UND FRAU

Auftritt vor der Premiere: Uwe Ochsenknecht bei „Wetten, dass“, in echt und alsEdna Turnblad, die er seit dem 6. Dezember in „Hairspray“ spielt

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38% der Deutschen sind

Bewegungsmuffel.

62% nicht. Sport im Verein.

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Dreh im Schnee: Kamera-mann Bogner in Aktion fürden Olympiafilm 1968

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Faktor Sport [ Profile ] 67

in 18-jähriger Flachländer hielt imFebruar 1960 die Nation in Atem. Willy Bogner war als Außenseiter imolympischen Slalom von Squaw Valley

gestartet. Mit der Startnummer 1 war demMünchner ein Fabellauf gelungen, eine Se-kunde hatte er Vorsprung auf die Konkur-renz. „Das war auch damals schon sehr viel“,sagt er heute, noch immer ein bisschen stolzauf diese Leistung. Drei Stunden lagen zwi-schen dem ersten und zweiten Durchgang.Drei Stunden Nerven behalten. „Das istnicht ganz einfach, wenn du die ganze Zeitdie Eins da vorne siehst. Da ist man nicht sokonzentriert.“ Prompt schied er im zweitenLauf nach 13 Sekunden aus. Der Olympiasiegging nach Österreich, an den KitzbühelerErnst Hinterseer.

Vielleicht, sagte Bogner später einmal, seidas Ausscheiden vielen Leute sogar mehr imGedächtnis geblieben, „als wenn ich dieGoldmedaille gewonnen hätte“. Seine Erin-nerung an jenen 24. Februar vor 50 Jahren istjedenfalls nicht verblasst. Erstens wegen die-ser drei Stunden. „So ein intensives Gefühl,wenn man unten im Ziel steht und du weißt,dass keiner schneller ist als du, das erlebt

man im Leben selten noch einmal“, sagt Bogner. Zweitens: Was man immer wiedererzählen muss, kann nicht verblassen.

Olympia begleitet ihn schon sein ganzes Leben, fast jedenfalls. Angefangen hat es alskleiner Junge: Sein Vater ist unter den Rin-gen bekannt geworden. Willy Bogner seniorwar bei den Winterspielen 1936 in Garmisch-Partenkirchen in der Nordischen Kombina-tion dabei, und er sprach den OlympischenEid. Damit nicht genug, rüstete seine Mode-firma zum ersten Mal die deutsche Mann-schaft aus.

In Squaw Valley setzte sich Willy Bognerspersönliche Olympiageschichte fort. DerSlalomauftritt 1960 war trotz des enttäu-schenden Endes der Höhepunkt ihres sport-lichen Kapitels. Die anderen Wettbewerbedes Rennläufers Bogner bei Winterspielenverliefen weit weniger spektakulär, als bestesErgebnis brachte er zwei neunte Plätze inder Abfahrt zustande.

Bogner erlebte seither zwölf der dreizehnWinterspiele, versäumte nur Albertville1992 aus privaten Gründen. Zweimal,

E

16 TAGEUTOPIE FÜR

Auftritt als Bewerbungs-Manager: Bogner und seineFrau Sônia bei der Gala Sportler des Jahres 2009

Willy Bogner kommt es so vor, als habe er sein „ganzes olympisches

Leben auf diesen Job hingelernt“: Als Chef der Bewerbungsgesellschaft

München 2018 will er seine Vorstellung von Winterspielen verwirklichen. TEXT: ELISABETH SCHLAMMERL

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PISTE, FILME, MODEWilly Bogner junior, 1942 in Münchengeboren, ist Ex-Skisportler, Ex-Kamera-mann, Modemacher. Und seit November2009 Geschäftsführer der Bewerbungs-gesellschaft München 2018. Der Öffent-lichkeit wurde er als alpiner Rennläuferbekannt, speziell durch die Erfolge imJahr 1960. Damals siegte er bei der Lau-berhorn-Abfahrt in Wengen und durftesich in Squaw Valley drei Stunden als Sla-lom-Olympiasieger fühlen (siehe Ge-schichte). Vier Jahre später erlebte er inInnsbruck seine zweiten Winterspiele alsAktiver, bevor er den Leistungssport 1967verließ.

Freilich ließ er die Bretter an. Etwa, um1969 in „Im Geheimdienst Ihrer Majes-tät“ als Kameramann Ski-Stunts zu dre-hen, eine Rolle, die er später in dreiweiteren James-Bond-Filmen besetzte.Zugleich beschäftigte sich der Vielseitigein der Firma seines Vaters mit Mode. Seitdem Tod von Willy Bogner senior (1977)leitet er das Unternehmen, das das alpineTeam des Deutschen Ski-Verbandes unddie deutschen Olympiamannschaften beiWinterspielen ausrüstet.

Bogner erhielt 1985 einen Bambi, 1986den Bayerischen Filmpreis (für sein Pro-jekt „Feuer und Eis“) und 2006 denBayerischen Sportpreis. Er ist verheiratetmit der gebürtigen Brasilianerin Sônia.

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1960 und 1964, war er als Aktiver dabei. InGrenoble 1968 fuhr er die Pisten als Kame-ramann hinunter, „da war noch ein Rest vonSkirennläufer dabei“. Später drehte er selbstFilme und nutzte als Chef der Modefirma,die er in den siebziger Jahren von seinem Va-ter übernommen hatte, die Winterspiele zurKontaktpflege. „Ich habe Olympia aus allenBlickwinkeln erlebt und jedes Mal etwas ge-lernt“, sagt er.

In Vancouver wartet nun eine neue Aufgabeauf den 68-Jährigen. Er reist als Chef derBewerbungsgesellschaft München 2018 an.„Es kommt mir so vor, als ob ich mein ganzesolympisches Leben auf diesen Job hingelernthätte.“ Als Sportler, als Filmer, „der mit derKommunikation des Sports zu tun hat“, alsUnternehmer, „der viel mit Wirtschaft undauch mit Marken zu tun hat“. Ihm kommt zu-gute, dass er sechs Sprachen spricht und vielin der Welt herumgekommen ist. Irgendwiefühlt er sich ein bisschen zurückversetzt inseine aktive Zeit. „Das ist jetzt, als ob manwieder mitfährt – als Teil einer Mann-schaftssportart.“

Die olympische Premiere hat Willy Bognergeprägt. In Squaw Valley spürte er zum ers-ten Mal, dass es nicht falsch ist, auf das Va-terland stolz zu sein. „Ich bin im Nach-kriegs-Deutschland mit einem gestörtenNationalbewusstsein aufgewachsen. Damalshaben wir uns ja nicht richtig mit der deut-schen Fahne identifiziert, aus Angst davor,ins rechte Lager gerückt zu werden.“ Die Er-öffnungsfeier, das Leben mit den anderenAthleten im Olympischen Dorf waren für ihnunvergessliche Erlebnisse.

Für Bogner sind Spiele noch immer „einefunktionierende Utopie“, ein auf 16 Tage begrenzter Idealzustand. Es gehe „allesfriedlich zu, lustig, nicht so verbissen“, sagter. Man kommuniziere auf einer Basis, diesonst nicht möglich sei. „Es beeindrucktmich immer wieder, was der Sport alles be-wirken kann.“

Bogner hat den Wandel der Spiele hautnahmiterlebt. „Olympia präsentiert sich jedesMal anders. Es hängt viel davon ab, wie dieStimmung ist, wie das Publikum mitgeht, in-wieweit man involviert ist.“ Und doch ist esauch wieder ähnlich, „weil es immer ein un-glaubliches Fest ist“. Vor 50 Jahren hatten dieSportler mit dem Athletenpass überall freienZugang, das Olympische Dorf konnte besu-chen, wer wollte, die Medien spielten eineNebenrolle. „Squaw Valley waren reine Ath-letenspiele, noch nicht so professionalisiertund spezialisiert.“

Er sagt das ohne Wehmut. Bogner trauertnicht der Vergangenheit nach. Er schaut nachvorne. Immer schon reizte ihn das Entwi-ckeln, das Verändern. Die OlympischenSpiele als „weltgrößte Marke“ erreichten diehalbe Weltbevölkerung, deshalb dürfe mansich bei der Münchner Bewerbung nichtausruhen auf den Lorbeeren von 1972. „DasIOC erwartet eine neue Definition von Win-terspielen in München, Garmisch-Parten-kirchen und Schönau.“

Auch für sich selbst hat Bogner Olympia im-mer wieder mal neu definiert. Mittlerweileinteressiert er sich nicht mehr so sehr für dieSieger, sondern für die späteren Startnum-mern, „die wissen, dass sie nicht gewinnenkönnen. Aber sie wollen wissen, wie weitnach vorne sie kommen können, ob sie ihreeigene Bestleistung abrufen können. Das istdoch das Faszinierende an Olympia.“

Das war 1960 nicht anders. Insofern hatsich vielleicht Bogners Blick auf die Skiren-nen verändert und darüber hinaus natürlichdie öffentliche Wahrnehmung, die medialeAufbereitung. Für die Sportler aber, sagt er,sei Olympia noch immer „der Highlight inihrer Karriere“, in erster Linie ein außerge-wöhnliches Erlebnis. So wie für Willy Bognerdie Winterspiele in Squaw Valley. ]

„ICH HABEOLYMPIA AUS ALLENBLICKWINKELNERLEBT“

Elegant, aber medaillenlos: Bei den Winterspielenvon Innsbruck 1964 landete Abfahrer Bogner aufdem neunten Rang

Norwegerpulli statt hautengem Renndress: Sla-lomläufer Bogner in den sechziger Jahren bei denSkimeisterschaften in Berchtesgaden

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70 [ Bewegungsmelder ] Faktor Sport

unbesetzter Begriff war. Demnach eignete ersich ideal für das, was der Deutsche Sport-bund plante: eine Aktion, bei der Jung undAlt, allein oder gemeinsam, sportlich aktivwerden könnten. In der Folge wurde sportli-che Aktivität, die keinen starren Regeln oderNormen folgt, unter dem Begriff „trimmen“bekannt.

OLYMPIA-EMPFANG:Am 2. März wird München dasdeutsche Olympiateam aus Vancouver willkommen heißen.Damit soll auch die Brücke zurBewerbung um die Winterspiele2018 geschlagen werden. DasTeam wird gegen 13.15 Uhr lan-den, am Siegestor startet einAutokorso zum Marienplatz. Der BR überträgt von 16 bis17.30 Uhr live im TV.

VORSCHAU

IMPRESSUMHerausgeber: Deutscher Olympischer Sportbund | Generaldirektor Dr. Michael Vesper | Otto-Fleck-Schneise 12 |D - 60528 Frankfurt am Main | AG Frankfurt | VR 13581 | Deutsche Sport-Marketing GmbH | GeschäftsführerAxel Achten | Schaumainkai 91 | D – 60596 Frankfurt am Main | AG Frankfurt | HRB 26615 | USt-ID-Nr.DE114139775 | Redaktionsleitung: Marcus Meyer | E-Mail: [email protected] | Jörg Stratmann |E-Mail: [email protected] | Bildnachweis: dpa Picture-Alliance GmbH | Sparkassen-Finanzgruppe |Nicklaus North Golf Club | Bewerbungsgesellschaft München 2018 GmbH | Deutscher Olympischer Sportbund |Konzeption, Realisation, Druck, Vermarktung: medienfabrik Gütersloh GmbH | Carl-Bertelsmann-Straße 33 |33311 Gütersloh | Telefon: 05241/23480-0 | Telefax: 05241/23480-215 | www.medienfabrik.de |Autoren: Günter Deister | Gregor Derichs | Frank Heike | Bertram Job | Andreas Müller | Petra Muzenhardt |Nicolas Richter | Elisabeth Schlammerl | Nikolaus Seelig

Mit freundlicher Unterstützung der Fotoagentur dpa Picture-Alliance GmbH

Jahreund kein bisschen grau oder beleibt – im Gegenteil. Am 16. März

1970 startete der damalige Deutsche Sportbund (DSB) die Kam-

pagne „Trimm Dich – durch Sport!“. Ihr Maskottchen Trimmy hat

seitdem mit dreieckigem Grinsen und hochgerecktem Daumen

zwar auch die Zahl der Übergewichtigen im Auge, aber vor allem

Geselligkeit, Spaß, Leistungsfreude und Körpererleben.

Trimm war in – die Initiatoren der Kampa-gne behielten recht. Bereits in den erstenzehn Jahren animierte die Aktion mehr als 10Millionen Menschen in der deutschen Be-völkerung. Fast jeder Bürger kannte die Be-wegungskampagne des DSB. Trimmy war ihrprägendes Gesicht, was vor allem bei denOlympischen Spielen 1972 in München klarwurde. Damals gaben 94 Prozent der Bun-desbürger und sogar 99 Prozent der Jugend-lichen an, die sympathische Zeichenfigur inTurnhose zu kennen.

Trimmys motivierendes „Daumen hoch“ fürden Sport hielt das Maskottchen auch selbstfit: Mit 40 Jahren ist es aktiver denn je: inklassischer Pose, aber mit zeitgemäßemSportdress und moderner Frisur. Viele ken-nen den kleinen Fitnessfan, aber kaum einerweiß Bescheid über den Ursprung seinesNamens. Durch Ansprache von Passantenfanden Interviewer Anfang der 70er Jahreheraus, dass „trimmen“ ein weitestgehend

JUGENDSPIELE:Singapur erlebt vom 14. bis 26.August die ersten OlympischenJugendspiele. Sie sind auch fürBerlin besonders bedeutend: Am24. Juli macht hier das Olympi-sche Feuer Station – der einzigeHalt in Europa nach der Entzündung in Griechenland. Eine Ze-remonie der Deutschen Sport -jugend soll Vorfreude auf dieSpiele für 5000 Teilnehmer zwi-schen 14 und 18 Jahren wecken.

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WEITERE TERMINE05. / 06. MÄRZ: Kongress „Starker Sport –Starke Kommunen“, München (Eventarena)

12. – 21. MÄRZ: X. Paralympische Winterspiele, Vancouver

07. – 23. MAI: IIHF Eishockey-Weltmeisterschaft, Mannheim, Köln, Gelsenkirchen

14. – 19. JUNI:Special Olympics National Games,Bremen

14. – 17. JUNI:World Sports for All Congress, Jyväskylä / Finnland

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quattro® wird 30 –und Audi Partner der deutschen Olympiamannschaft.

Was für ein Jahr! Audi feiert 30 Jahre hervorragende Traktion auf Straßen und Skischanzen. Aberdas ist noch nicht alles, denn zusätzlich unterstützt Audi ab sofort die deutschen Mannschaften für die Olympischen und Paralympischen Spiele. Wir wünschen allen Athletinnen und Athleten viel Erfolg.

Hoch soll er leben!

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