Familientradition: Seenotretter auf Juist¤ngsseits... · CDU das große freiwillige Engagement der...

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LÄNGSSEITS seenotretter.de 2 | 2017 Familientradition: Seenotretter auf Juist Seite 5 Eine eingeschworene Gemeinschaft mit HECHT Seite 12 4.000 PS starkes Doppelherz Seite 28 NICHT VERPASSEN: Tag der Seenotretter am 30. Juli 2017 Was bedeutet es, rund um die Uhr und bei jedem Wetter an der deutschen Nord- und Ostsee- küste einsatzbereit zu sein? Am letzten Sonntag im Juli können Sie es in Erfahrung bringen: Viele unserer Stationen laden zum Tag der Seenotretter ein. Was muss man als Seenotretter alles kön- nen? Wie schnell fährt der Seenotrettungs- kreuzer? Welcher war der schwierigste Einsatz? Am Tag der Seenotretter können Besucher mit unseren Besatzungen ins Gespräch kommen. Auf vielen Stationen gibt es ein ebenso informatives wie un- terhaltsames Programm für große und kleine Seenottretter-Fans: mit Rettungs- demonstrationen, Besichtigungsmöglich- keiten und Informationen aus erster Hand. Alle teilnehmenden Stationen und weitere Informationen unter: seenotretter.de/termine

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LÄNGSSEITSseenotretter.de

2 | 2017

Familientradition: Seenotretter auf JuistSeite 5

Eine eingeschworene Gemeinschaft mit HECHTSeite 12

4.000 PS starkes Doppelherz Seite 28

NICHT VERPASSEN:

Tag der Seenotretter am 30. Juli 2017Was bedeutet es, rund um die Uhr und bei jedem Wetter an der deutschen Nord- und Ostsee-küste einsatzbereit zu sein? Am letzten Sonntag im Juli können Sie es in Erfahrung bringen: Viele unserer Stationen laden zum Tag der Seenotretter ein. Was muss man als Seenotretter alles kön-nen? Wie schnell fährt der Seenotrettungs-kreuzer? Welcher war der schwierigste Einsatz? Am Tag der Seenotretter können Besucher mit unseren Besatzungen ins Gespräch kommen. Auf vielen Stationen gibt es ein ebenso informatives wie un-terhaltsames Programm für große und kleine Seenottretter-Fans: mit Rettungs-demonstrationen, Besichtigungsmöglich-keiten und Informationen aus erster Hand.

Alle teilnehmenden Stationen und weitere Informationen unter:

seenotretter.de/termine

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Familientradition: Seenotretter auf Juist

Vormannswechsel an der Kieler Förde

Ehrenamtlicher Teddy Rohde im Porträt

Zinnowitz: Gemeinschaft mit HECHT

Lister Seenotretter im Nachteinsatz

Liebe Leserinnen, liebe Leser, zu Jahresbeginn haben wir ihn angekündigt, nun sind wir den nächs-ten Entwicklungsschritt unseres Magazins „Längsseits“ gegangen. Die vor Ihnen liegende Ausgabe 2/2017 haben wir noch einmal inhaltlich und äußerlich optimiert.

In der aktuellen „Längsseits“ legen wir einen Schwerpunkt auf die unterschiedlichen For-men ehrenamtlichen Engagements. Sie fin-den im Heft unter anderem eine Reportage über die freiwilligen Seenotretter auf Juist, das Porträt eines langjährigen ehrenamtli-chen Mitarbeiters und einen Bericht über unseren Vertreter in der Schweiz.

Außerdem stellen wir Ihnen ausgewähl-te Stationen näher vor. Neben Juist sind es in dieser Ausgabe Fedderwardersiel und

Zinnowitz.Besonders am

Herzen liegt uns die Kommunikation mit Ihnen, unseren Mitar-beitern, Freunden und

Förderern. Wir möchten Ihnen mehr Mög-lichkeiten ge-ben, sich un-tereinander

kennenzulernen und auszutauschen – und „längsseits“ zu kommen.

Zu den künftigen Herausforderungen unserer Gesellschaft finden Sie in dieser Ausgabe ein Interview mit Geschäftsführer Nicolaus Stadeler.

Ihre positiven Rückmeldungen aus den vergangenen Wochen haben uns darin be-stärkt, mit „Längsseits“ auf dem richtigen Weg zu sein – vielen Dank dafür! Wir freu-en uns auf weitere Ideen und Themen- vorschläge.

Schreiben Sie uns eine E-Mail an: [email protected].

Gemeinsam mit der „Längsseits“-Redak-tion wünsche ich Ihnen viel Vergnügen beim Lesen und Blättern. Ihr

Gerhard HarderVorsitzer der Seenotretter

4 Mensch & Meer 5 Familientradition:

Seenotretter auf Juist 10 Fit für die Zukunft 12 Zinnowitz: Gemeinschaft mit HECHT 14 Unsere Sammelschiffchen 16 Jeder Euro zählt 20 Logbuch / Vormannwechsel 22 Aus der Schweiz 24 Ehrenamtlicher

Teddy Rohde im Porträt

26 Unsere Ehrenamtlichen 28 Unter Deck 30 Landgang 32 Klönschnack / Wir trauern um … 34 Lüttje Seenotretter 36 Termin-Tipp

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3VORWORT / INHALT 2 |

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MENSCH & MEER / FAMILIENTRADITION: SEENOTRETTER AUF JUIST

Familientradition: Seenotretter auf Juist

Verdient „ruhiger“ Liegeplatz neben dem Eingang des MuseumsDas ehemalige Seenotrettungsboot SWANTJE liegt seit dem Frühjahr als Blickfang direkt vor dem Eingang des maritimen Museums „Wind-stärke 10“ in Cuxhaven. Dort erzählt es von den Gefahren auf See, von Schiffbruch und mutigen Einsätzen der Seenotretter.

Die SWANTJE hat in ihren 23 Dienstjahren auf der schleswig-holsteinischen Station Laboe viel erlebt. 1994 außer Dienst gestellt, war das Seenotrettungsboot anschließend noch fast zwei Jahrzehnte lang für den litauischen Seenotrettungsdienst im Einsatz. Eine priva-te Initiative holte die SWANTJE zurück nach

Deutschland, ließ sie in den Zustand von 1994 zurückversetzen und stellte das auf-gearbeitete Schmuckstück dem Museum als Dauerleihgabe zur Verfügung. Am 9. April 2017 präsentierte „Windstärke 10“ das Boot erstmals der Öffentlichkeit.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ist neuer SchirmherrMit den Worten „Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger leistet seit über 150 Jahren einen außerordentlich wichtigen Beitrag für unsere Gesellschaft“ hat Bundes-

präsident Frank-Walter Steinmeier jetzt die Schirmherrschaft übernommen. Das Staats-oberhaupt lobt die Arbeit der Besatzungen:

„Rund um die Uhr und bei jedem Wetter sind die Seenotretter einsatzbereit. Vor dieser Leistung

habe ich großen Respekt.“

Steinmeier folgt seinen Vorgängern im Amt, die stets Schirmherren der Seenotretter gewesen sind. Für die DGzRS ist das von he-rausragender Bedeutung, da sie auf Unter-

stützung aus allen Teilen der Bevölkerung angewiesen ist und das Engagement des Bundespräsidenten Vorbildcharakter hat.

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Bundeskanzlerin an Bord

Vormann Horst Egerland (3. v. l.) und der stellvertretende DGzRS- Vorsitzer Ingo Kramer (2. v. r.) haben Anfang Mai Bundeskanz-lerin Angela Merkel an Bord des Seenotrettungsbootes ECKERNFÖRDE begrüßt. Bereits 2002 hatte die Parteivorsitzende der CDU das große freiwillige Engagement der Seenotretter bei einem Besuch in Langbal-ligau kennengelernt. Jetzt nutzte sie einen Aufenthalt beim Europatag in Eckernförde für eine Stippvisite bei den Seenotrettern.

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76 |FAMILIENTRADITION: SEENOTRETTER AUF JUIST

Freude bei der Crew auf JuistDas neue Seenotrettungsboot HANS DITTMER ist perfekt für das tidenabhängige Revier.

Im Stationsgebäude der Seenotretter auf Juist fällt einer der ersten Blicke auf einen ver-kohlten Flaggenstock. Vormann Hauke Janssen-Visser erinnert sich genau an den Einsatz im August 2006, bei dem seine Crew ein deutsches Ehepaar von einem brennen-den Motorboot gerettet hat: „Das war ex-trem knapp.“ Nur zwei Minuten nach der erfolgreichen Abbergung der Besatzung ex-plodierte die „Swan“; ihr Flaggenstock kün-

det seither davon, wie lebensnotwendig die Arbeit der Seenotretter ist. Für ihre Einsätze rund um Juist sind sie nun noch besser ge-rüstet als bisher: Das neue Seenotrettungs-boot HANS DITTMER der Freiwilligenstation ist eine der modernsten Einheiten der Ge-sellschaft und speziell für den Einsatz in fla-chen Gewässern prädestiniert – dank einer Familie, die die Seenotretter in ihrem Nach-lass bedacht hat.

Zu Einsätzen wie der dramatischen Rettung der Besatzung von Bord der brennenden „Swan“ kann

niemand „befohlen“ werden. Es bedarf mutiger Seenotretter, die bereit sind, Gefahren auf sich zu

nehmen, um das Leben anderer zu retten.

Und es bedarf jener, die die Bedeutung dieser Einsatzbereitschaft erkennen und würdigen. Hannaliese und Hans Dittmer ge-hören zweifellos zu ihnen. Der Hamburger Dittmer war wie sein Vater in der Schifffahrt tätig. Auch aus dem beruflichen Zusam-menhang wusste er deshalb um den Wert eines gut organisierten Seenotrettungs-

wesens – und verfügte deshalb gemein-sam mit seiner Frau, nach beider Tod die Seenotretter in ihrem Nachlass zu beden-ken. Hans Dittmer verstarb 1989, seine Ehe-frau 2015. „Wir sind Hannaliese und Hans Dittmer außerordentlich dankbar, dass sie uns mit ihrem Nachlass den Bau dieses See-notrettungsbootes ermöglicht haben“, be-

tont Gerhard Harder, ehrenamtlicher Vor-sitzer der DGzRS.

Ohne ihre vielen treuen Förderer könn-ten die Seenotretter ihre Arbeit nicht leisten. Deshalb wissen sie jede Spende unabhän-gig von der Höhe zu schätzen. Berücksichti-gungen im Nachlass sind stets etwas Beson-deres: „Ein Nachlass dieser Art gibt uns die Freiheit, einer Station ein neues, modernes und sehr sicheres Einsatzfahrzeug zu bie-ten“, sagt Harder. „Denn natürlich ist unser oberstes Ziel nicht nur, Menschen aus See-not zu retten, sondern auch, dass unsere Besatzungen von jedem Einsatz heil und ge-sund zurückkehren.“

Im Fall der HANS DITTMER trifft die Familiengeschichte eines Förderers auf ei-ne ähnliche Tradition eines Seenotretters. Schon der Großvater des heutigen Juister Vormanns Hauke Janssen-Visser war See-notretter. Und sein Vater Arend war 1985 der erste freiwillige Vormann auf dem ost-friesischen Eiland, als die DGzRS die Stati-on nach 28 Jahren Unterbrechung wieder einrichtete. Seine Schwester war Taufpatin des damaligen Seenotrettungsbootes ILKA, Haukes Mutter hat jetzt das neue Boot ge-tauft. Sie kümmert sich auf der Insel außer-dem ehrenamtlich um die weithin bekann-

ten rot-weißen Sammelschiffchen. Auch Arend junior, Haukes älterer Bruder, ist seit seiner Jugend Freiwilliger – Seenotrettung ist bei Janssen-Vissers eben Familientraditi-on. „Mein Bruder war immer mein Vorbild“, erzählt Hauke. „Deshalb wollte ich unbe-

dingt in die Mannschaft aufgenommen wer-den.“

„Die Mannschaft“ ist es, die jede Freiwil-ligenstation an der deutschen Küste beson-ders macht. Keiner sitzt allein im Boot, wenn es im Einsatzfall heißt „Kurs: Menschen ret-

Diese Seite: Patin Martina Janssen-Visser nach der Taufe des

neuen Seenotrettungsbootes.

Rechts: Vormann Hauke Janssen-Visser (l.) und

Björn Westermann am Stationsgebäude der Seenotretter.

Blick zurück nach vorn1931 verlieren 15 junge Borkumer bei einem tragischen Unglück vor Juist ihr Leben.

Gerhard Harder, Vorsitzer der Seenotretter, erinnerte im April 2017 in seiner Taufrede für die HANS DITTMER an diesen besonders bewegenden Seenotfall.

Es ist ein Unglück, das bis heute unver-gessen ist: Der Kapitän eines voll besetzten Motorseglers will 1931 bei schlechtem Wet-ter durch das Haaksgat mit seinen gefährli-chen Sandbänken den Weg von Juist nach Borkum abkürzen. Die verhängnisvolle Ent-scheidung kostet 15 junge Männer das Le-ben. Seenotretter und lokale Fischer kön-nen nur vier Menschen retten. Wohl nie in jüngerer Vergangenheit gab es gleichzeitig so viele und so junge Opfer in den Fluten vor Juist. Bis heute bewegt das Unglück die Gemüter auf der Insel.

Was ist passiert? Am 20. September 1931 veranstaltet Peter Schmidt, Leiter des Turn-vereins Juist, in Claaßens Hotel einen Turn-abend. Zu Gast: die Riege des Turnvereins von der Nachbarinsel Borkum. Die jungen Leute im Alter zwischen 20 und 25 Jahren verleben einen fröhlichen Abend und bre-chen am Nachmittag des nächsten Tags trotz schlechter Sicht und stürmischer See die Rückfahrt nach Borkum an. Um schnel-ler ans Ziel zu gelangen, trifft der erfahre-ne Bootsführer Christian Harms eine ver-hängnisvolle Entscheidung: Er steuert den Motorsegler „Annemarie“ vorbei an der Vo-gelinsel Memmert. Eine Abkürzung soll es werden, doch dann verliert er die nur spär-lich durch Baken gekennzeichnete Fahr-

rinne, und das Boot läuft am Haaksgat, auf der Seehundsplate nordwestlich der Insel Memmert auf Grund. Das festgekommene Boot lässt sich nicht mehr in sicheres Fahr-wasser bewegen, die 17 jungen Männer und zwei erfahrenen Seeleute werden eine ganze Nacht lang von den Wellen durchge-schüttelt. Die schwere Brandung setzt dem Boot immer mehr zu. Hilflos kämpfen die Männer ums Überleben.

Es müssen sich erschütternde Szenen abspielen. Einer nach dem anderen stürzt entkräftet über Bord. Der damalige Vor-mann der Seenotretter auf Juist notiert im Stationsbuch: „Da alle Signalmittel nass ge-worden waren, konnten keine Notsignale ab-gegeben werden. Schließlich zerschlug die schwere Brandung das Boot immer mehr. Einer der Bootsinsassen, ein guter Schwim-mer, schwamm nach der Insel Memmert, die er nach zwei Stunden in vollständig er-schöpftem Zustande erreichte. Von hier aus

gelangte dann die erste Nachricht von dem Unglück nach Juist, Borkum und Norderney.“

Die Juister Seenotretter eilen umge-hend zu ihrer Station am Westende der In-sel und pullen mit dem Ruderrettungsboot WALPODEN AUS MAINZ zur Unfallstelle.

Gegen 8 Uhr morgens erreicht das Ret-tungsboot das gestrandete Boot und kann zumindest den letzten Schiffbrüchigen mit einer Leine vom Boot retten. Zwei weitere

Männer werden von Fischern aus dem Was-ser gezogen. Alle anderen Besatzungsmit-glieder sind in der Nacht über Bord gegan-gen und ertrunken.

1.500 Menschen – fast die Hälfte der ge-samten Inselbevölkerung Borkums – kamen zur Trauerfeier am darauffolgenden Sonn-tag. Auf der Vogelinsel Memmert errichte-ten Insulaner von Borkum und Juist kurze Zeit später ein schlichtes Holzkreuz. Es steht heute am Alten Leuchtturm auf Borkum und erinnert an den Untergang. Der Überleben-de Berend Baalmann schrieb nur zwei Ta-ge nach dem Unglück an die Juister Seenot- retter: „Ich glaube, dass Ihr alle, die ihr Euer Leben gewagt habt, um mich aus Todesge-fahr zu befreien, mich auch verstanden und meine Dankbarkeit auch gefühlt hättet oh-ne dieses Schreiben. Und doch möchte ich es nicht unterlassen, jedem Einzelnen noch mal persönlich zu danken für sein Kamerad-schaftsgefühl und seine Nächstenliebe.“

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„Mit den modernen Kommunikationsmit-

teln und den schnellen Rettungsbooten hätte

man in der heutigen Zeit wahrscheinlich alle

retten können.“

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Juistten.“ Jeder ist auf den anderen angewie-sen, vertraut ihm blind. Auf Juist gilt zu-dem eine aus dem Sport bekannte Maxime: „Elf Freunde sollt ihr sein.“ Neben Hauke sind es Arend, Jochen, Harm, Tim, Habbo, Fynn, Immo, Torsten, Björn und Jens, die im Falle eines Notrufes alles stehen und liegen lassen, um das Seenotrettungsboot zu be-setzen. Nicht alle von ihnen sind wie Hauke oder Björn waschechte Insulaner. Timo beispielsweise kommt vom Festland, woll-te aber schon als Kind auf die Insel ziehen. 1999 hatte er doppelt Glück: Er heiratete ei-ne Insulanerin und arbeitet seitdem als Phy-siotherapeut auf Juist. „Es ist nicht leicht, hier als Familie ein Haus zu finden, weil al-les immer teurer wird“, sagt der 42-Jährige. „Aber es lohnt sich, alles dafür zu tun, um hier leben zu dürfen.“ Juist ist wohl eine der schönsten ostfriesischen Inseln. 17 Kilome-ter lang, maximal 900 Meter breit, schein-

bar endlose Sandstrände, Ruhe und stets frische Luft. Was den Charakter der Insel prägt, ist zugleich Herausforderung für die Seenotretter.

Auf der einen Seite die Nordsee – sie kann blitzschnell ihr Gesicht wechseln und bei Starkwind oder Sturm ihre wahre Macht zeigen. Auf der anderen Seite das Watten-meer, das im Gegensatz dazu meist Ruhe ausstrahlt, Entspannung atmet und ein Vo-gelparadies ist. Aber im Sog der Gezeiten ändert das „Land“ unter dem Meer stän-dig seine Form. Wo gestern noch ausrei-chend tiefes Wasser war, lauern heute Un-tiefen. Die ganz besonderen Bedingungen ihres Reviers kennen die meisten der Crew von Kindesbeinen an. „Viele andere wer-den nervös, wenn das Echolot eine Tiefe von 30 Zentimetern anzeigt“, sagt Hauke Janssen-Visser.

„Hier bei uns ist das ganz normal.“

Mit ihrem neuen Seenotrettungsboot HANS DITTMER sind die Juister Seenotretter bestens für alle Einsätze gerüstet. 10,1 Me-ter lang, 3,61 Meter breit – das ist eine so-lide Arbeitsgrundlage auch „wenn es drau-ßen hackt“. 380 PS beschleunigen es auf bis zu 18 Knoten, das sind etwa 33 km/h. Kraft und Solidität sind aber nicht nur für schnel-le Einsätze erforderlich. Wenn die Seenot- retter raus auf die Nordsee müssen, gilt

es zunächst ein gefährliches Hindernis zu überwinden. Der Weg vom Hafen auf der Inselrückseite führt durch das Norderneyer Seegatt. Ein Gatt ist die schmalen Durch-fahrten zwischen den Inseln; weht der Wind gegen die Fließrichtung des Wassers – Wind gegen Strom – baut sich bereits bei weni-gen Windstärken (Beaufort) eine harte, stei-le See auf, die schon manchem Boot zum Verhängnis wurde. Die HANS DITTMER kann

aber auch sanft. Mit einem Tiefgang von le-diglich 96 Zentimetern ist sie auch im Wat-tenmeer vielseitig einsetzbar und kommt noch weiter, wenn das Wasser für andere Schiffe schon längst zu flach ist.

Die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten ge-hören zu den wichtigsten Merkmalen der HANS DITTMER. Der Alltag besteht nicht nur aus spektakulären Einsätzen wie beim Brand an Bord der „Swan“. Hilfeleistungen und vor allem Krankentransporte zum Fest-land herrschen im Stationstagebuch vor. Den ersten Einsatz dieser Art fuhr die HANS DITTMER bereits, als sie noch ihre interne Bezeichnung SRB 66 trug: Einen Tag vor der Taufe brachten Hauke Janssen-Visser und seine Crew ein elfjähriges Mädchen ans Festland, das sich auf der Insel ein Bein ge-brochen hatte. „Dann haben wir eben spä-ter angefangen, unser Boot für die Taufe zu schmücken“, meint der Vormann knapp – mehr Worte brauchen Seenotretter nicht, um ihre Arbeit zu beschreiben. Aber sie kön-nen sicher sein: Auch wer in solchen schein-bar einfachen Fällen auf die Hilfe der See-notretter vertrauen kann, ist ihnen genauso dankbar wie das Ehepaar, von dessen Ret-tung der verkohlte Flaggenstock erzählt.

Seit 1861 unermüdlich im Einsatz

Juist war eine der ersten DGzRS-Stationen überhaupt. Noch heute erinnern Zeugnisse an die lange Geschichte der Seenot-retter auf der Insel.

Darunter sind der alte Rettungsschuppen der DGzRS im Ostdorf, der heute ein Kutschenmuseum beherbergt, sowie der alte Rettungsschuppen der Weststation in den Haakdünen, der allerdings heute nicht mehr zugänglich ist.

BesatzungRund zwölf freiwillige Seenotretter sind neben Vormann Hauke Janssen-Visser auf der Station im Einsatz. Ihr Kernrevier ist das Wattenmeer zwischen Juist, der Nach-barinsel Norderney und dem ostfriesischen Festland. Der Schiffsverkehr wird hier bestimmt durch die tidenabhängigen Inselfähren, Ausflugsschiffe, Fischkutter so-wie im Sommerhalbjahr von Segel- und Motorbooten sowie Wassersportlern.

BootHANS DITTMER heißt das moderne, im April 2017 getaufte Seenotrettungsboot der 9,5-/10,1-Meter-Klasse. Benannt wurde es nach seinem Spender, aus dessen Nach-lass der Bau finanziert werden konnte. Dank eines Tiefgangs von unter einem Me-ter ist es perfekt für das tidenabhängige Revier mit den zahlreichen Sandbänken vor Juist geeignet. Gebaut auf der Fassmer-Werft in Berne, liegt es mit seinem 380 PS starken Motor jederzeit einsatzbereit im Juister Hafen an der Nordkaje.

seenotretter.de/juist

Unten: Saubermänner: Die freiwilligen Seenotretter Tim

Köhler (v. l.), Habbo Schwips und Hauke Jans-sen-Visser waschen den Ponton.

Mitte: Stationsgebäude der freiwilligen

Seenotretter auf Juist.

Rechts: Neu auf Juist: das Seenotrettungsboot

HANS DITTMER

98 |FAMILIENTRADITION: SEENOTRETTER AUF JUIST

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FIT FÜR DIE ZUKUNFT

Modernisierung der Rettungsflotte geht weiterZwei weitere Einheiten wurden im Frühjahr 2017 Kiel gelegt.

Die rund 60 Einheiten der DGzRS müssen stets auf dem neuesten Stand der Technik sein. Das ist die Grundvoraussetzung für er-folgreiche Einsätze. Durchschnittlich 30 Jah-re bleiben die Seenotrettungskreuzer und -boote im Dienst. Jährlich müssen demnach rein rechnerisch zwei neue gebaut werden.

Eine Medaille für das neue Seenotrettungsboot SRB 68Am 10. März 2017 war es so weit: Dagmar Irmler legte am 10. März 2017 eine Gedenk-medaille der Deutschen Bundesländer in ei-ne Sektion des neuen modernen Seenotret-tungsbootes SRB 68 der 10,1-Meter-Klasse ein. Die Lebensgefährtin des promovierten Physikers Fritz Thieme, der seinen Nach-lass für den Bau einer Rettungseinheit zur Verfügung stellte, folgte damit auf der Fass-mer-Werft in Berne einer langen Schiffsbau-tradition.

Schiffbauern und Seenotrettern soll die Medaille Sicherheit, Glück und Gesundheit verheißen. Früher legte man ein Geldstück unter den Kiel, wo es durch das während der Bauphase ansteigende Gewicht platt gedrückt wurde. Bei der heutigen Bauwei-se „kieloben“ findet es in einem besonderen

Bauteil seinen Platz. SRB 68 soll Ende des Jahres auf Wangerooge die WILMA SIKORSKI ersetzen. Es ist eines von derzeit insgesamt zehn Neubauten des gleichen Typs.

Neuer Seenotrettungskreuzer für die SchleimündungEbenfalls im März legte die Justiziarin der Seenotretter, Andrea Vogt, auf der Fassmer- Werft eine Münze in die Rumpfsektion des neuen Seenotrettungskreuzers SK 39 ein. Sie folgte damit dem letzten Wunsch der Erblasserin, aus deren Nachlass der Bau finanziert wird. Auch die eingelegte Münze, ein „Bremer Groten“ von 1840, stammt aus einer Erbschaft zugunsten der Seenotretter. Das inzwischen sechste Spezialschiff dieses bewährten kompakten Typs der 20-Meter- Klasse wird die bisher in Maasholm statio-nierte NIS RANDERS ersetzen und seinen Liegeplatz im benachbarten Olpenitz an der Schleimündung haben, um im bei Einsätzen auf der offenen Ostsee künftig noch schnel-ler vor Ort zu sein. Die Taufe ist für Ende Mai 2018 geplant. Für Einsätze schleiaufwärts und in der Nähe behält das Seenotrettungs-boot der Freiwilligen-Station seinen Liege-platz im Fischereihafen von Maasholm.

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„Unsere Besatzungen müssen sich

auf ihre Schiffe zu jeder Jahreszeit und

unter allen erdenklichen Wetterumständen hundertprozentig

verlassen können.“

Kapitän Udo Helge Fox, Geschäftsführer und

Leiter des Rettungsdienstes

Die Seenotretter – eine starke GemeinschaftEin Gespräch mit Geschäftsführer Nicolaus Stadeler über die aktuellen Herausforderungen und das starke Gemeinschaftsgefühl der Seenotretter.

Herr Stadeler, die Seenotretter gibt es seit mehr als 150 Jahren. Seit 2011 sind Sie einer der bei-den Geschäftsführer der DGzRS. Was sind die aktuellen Herausforderungen?Es ist eine ganz besondere Aufgabe, in ei-ner Organisation mit einer so langen Tra-dition wie der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger Verantwortung zu übernehmen. Unsere selbst gewählte Aufga-be ist und bleibt die Rettung von Menschen aus Seenot. Gleichzeitig verändert sich un-ser Umfeld durch technische Entwicklungen und Innovationen ständig. Auch die Kommu-nikation intern sowie mit unseren Freunden und Förderern hat sich gewandelt. Deshalb lauten die Kernfragen für uns derzeit: Wie sind wir zukunftsfähig? Wie können wir mehr Austausch ermöglichen? Wie können wir den Kreis unserer Förderer und Spender erwei-tern und auch junge Menschen begeistern? Dazu wollen wir noch stärker als bisher in den Dialog treten – digital aber auch über Gemeinschaftserlebnisse wie beim 150-jäh-rigen Jubiläum 2015.

Die Seenotretter konnten in den vergangenen Jahren mehrere neue Rettungseinheiten bauen lassen. Ist das Spendenauf- kommen gestiegen?Das Sammlungsergebnis an Spenden ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich ge-stiegen. Es lag 2016 bei erfreulichen 21,5 Mil-lionen Euro und damit 18 Prozent über dem Jahresergebnis 2010. Das ist ein deutlicher Vertrauensbeweis, für den wir sehr dank-bar sind. Die umfassende Veröffentlichung der Finanzzahlen auf unserer Website und im Jahresbericht sorgt für Transparenz. Das

kommt intern wie auch extern sehr gut an. Unsere Rettungsflotte besteht aus rund 60 Seenotrettungskreuzern und -booten, die im Durchschnitt 30 Jahre ihren Dienst verse-hen. Rein rechnerisch müssen wir zwei Neu-bauten pro Jahr in Auftrag geben. Für den Zeitraum von 2014 bis 2020 haben wir fünf Seenotrettungskreuzer und zehn Seenotret-tungsboote beauftragen können. Der Bau dieser Schiffe mit einem Investitionsvolumen von insgesamt 50 Millionen Euro wäre ohne die Unterstützung unserer Spender und För-derer nicht möglich. Neben den Spenden sind es insbesondere zweckgebundene Erb-schaften, die uns in die Lage versetzen, das anspruchsvolle, aber dringend benötigte Schiffsneubauprogramm umzusetzen.

Wie erleben Sie die Entwicklung der Gemeinschaft der Seenot- retter? Welche Aufgaben se-hen Sie in der Zukunft?

Eine Aufgabe eint uns alle: die Rettung von Menschen aus Seenot. Für den Menschen in Seenot ist es die rettende Hand, die ihm von Bord gereicht wird. Seenotrettung ist aber mehr als das: Hinter dieser rettenden Hand steht eine Vielzahl von Menschen mit unterschiedlichen Aufgaben – und zwar das gesellschaftliche Engagement der 180 Festangestellten und mehr als 800 Freiwilli-gen auf See sowie rund 600 Ehrenamtlichen und 100 Hauptamtlichen an Land. Alle tra-gen mit ihrem Einsatz und ihrem Engage-ment gemeinsam zum Erfolg der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger bei. Es ist uns sehr wichtig, dass dieses Ge-meinschaftsgefühl auch von außen künftig stärker wahrgenommen wird. Dazu gehö-ren manchmal Dinge, die auf den ersten Blick banal wirken, aber eine große Bedeu-tung haben, wie zum Beispiel einheitliche Kleidung. Sie stiftet intern Identifikation und sorgt bei Interessierten und Unterstüt-zern für Wiedererkennung. Mit neuen Schu-lungs- und Tagungsformaten, dem weiteren Ausbau des Intranets und einem Seenotret-ter-Wiki schaffen wir zusätzliche Plattfor-men für den schnellen Austausch.

Was wünschen Sie sich für die Gemeinschaft?Ich wünsche uns, dass wir bei all dem kom-menden Wandel erfolgreich unserem Kern treu bleiben: freiwillig, unabhängig und spendenfinanziert Menschen aus Seenot zu retten.

DGzRS-Justiziarin Andrea Vogt legt die Glück verheißende Münze ein. Ihr zur Seite stehen

Inspektor Holger Freese (v. l.), Seenotretter Sven Detlefsen, Vorsitzer Gerhard Harder und

Seenotretter Stephan Brammer.

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ZINNOWITZ: GEMEINSCHAFT MIT HECHT

Eine eingeschworene Gemeinschaft mit HECHTVormann Michael Hackenschmid ist seit 30 Jahren Seenotretter.

Der Badeort Zinnowitz auf Usedom ist eine Idylle. Nach Norden reicht der Blick vom wei-ßen Sandstrand weit über die Ostsee. Nach Osten und Süden prägt die einmalige, von der Eiszeit geformte Landschaft des Achter-wassers und des Peenestroms das Bild. Aber wehe, der Sturm braust von See kommend über die östlichste Ecke der deutschen Ost-seeküste. „Dann baut sich da draußen eine

richtig üble Welle auf“, weiß Michael Hacken- schmid, „wenn man da durch will, muss man die Zähne zusammenbeißen.“ Durch die Brandung zu steuern, ist für den 52-Jäh-rigen allerdings keine Frage des Wollens: „Wenn Menschen in Gefahr sind, ist das ei-ne ganz selbstverständliche Sache“, sagt der Vormann der Freiwilligenstation Zinnowitz. Die Zinnowitzer Seenotretter sind „eine ein-

geschworene kleine Familie“, sagt Hacken-schmid über seine 16-köpfige Crew. Dass er vor elf Jahren von seinen Kollegen an ihre Spitze gewählt wurde, sieht er als Vertrau-ensbeweis und damit als besondere Ver-pflichtung an: „Einer muss die Verantwor-tung tragen. Aber tatsächlich sind wir eine Gemeinschaft.“ Anders könnte die Freiwilli-genstation auch nicht funktionieren:

„Wir sind einsatzbereit, sobald drei Besatzungsmitglieder am Boot eingetroffen sind. Wenn Menschen in Not sind, muss es schnell gehen.“

Damit jeder im Einsatz jede Funktion übernehmen kann, müssen die Seenot- retter gut ausgebildet sein. Die Zinnowitzer treffen sich deshalb jeden Donnerstag nach Feierabend zur Schulung. Dass dieses Ehren- amt mit einem großen Zeitaufwand ver-bunden ist, hat bislang niemanden abge-schreckt – im Gegenteil: „Nachwuchsproble-me haben wir hier nicht“, sagt der Vormann selbstbewusst. Dabei kommen die wenigs-ten aktiven Helfer aus der Schifffahrt oder Fischerei. Aber auch Klempner, Elektriker, Kfz-Schlosser und ein Architekt finden sich

in der Besatzung. Zu den Fähigkeiten, die die Seenotretter am Peenestrom benöti-gen, zählt – ungewöhnlicherweise – auch das Traktorfahren. Das sieben Meter lan-ge Seenotrettungsboot HECHT wird auf ei-nem Spezialtrailer transportiert, den ein Schlepper des Typs John Deere zum Einsat-zort zieht. Dieses Konzept ist den besonde-ren geografischen Bedingungen an Ostsee und Peenestrom geschuldet. Der Weg vom Zinnowitzer Hafen am rückwärtigen Acht-erwasser über den Peenestrom zur Ostsee wäre viel zu lang, um seeseitig schnell ge-

nug zur Stelle zu sein. Deswegen wird das Seenotrettungsboot HECHT zunächst auf dem Landweg möglichst dicht an den Ein-satzort gebracht.

Während auf den Stationen Zingst und Wustrow für ein ähnliches Einsatzkonzept noch ein Unimog als Zugmaschine zum Ein-satz kommt, ist in Zinnowitz seit sieben Jah-ren der Traktor stationiert. „Die Gelände-gängigkeit ist für uns besonders wichtig“, erläutert Hackenschmid. Und dabei ist der 5,45 Meter lange, 2,44 Meter breite, 3,11 Meter hohe und fast acht Tonnen schwere Traktor kaum zu schlagen. Das 220 PS star-ke Fahrzeug kann bis zu einer Wassertiefe von gut einem Meter auf der Ostsee fahren.

Ein vergleichbares Konzept unter aller-dings völlig anderen technischen Voraus-setzungen gab es bereits zur Zeit der Ruder- rettungsboote in Zinnowitz. Und auch da-nach, zu DDR-Zeiten, hieß einer der Seenot- retter Hackenschmid: „Mein Vater war es letztlich, der mich zur Gesellschaft gebracht hat.“ 1987 trat Michael Hackenschmid sei-nen Dienst an, zwei Jahre später kam die

Wende; kurz danach übernahm die DGzRS wieder ihre angestammten Stationen im Osten. 1993 stellte sie die HECHT in Dienst.

Obwohl das Sieben-Meter-Boot speziell für den Einsatz in Küstennähe und in den fla-chen Boddengewässern konzipiert ist, hat es die gleichen herausragenden Eigenschaften wie die größeren Einheiten der Seenotret-ter: „Es kann jede Menge vertragen“, meint Michael Hackenschmid anerkennend über seine Seetüchtigkeit. Wenn es bei Sturm raus auf die Ostsee geht, muss die HECHT auch einiges aushalten. „Das rumpelt und knallt ganz ordentlich. Und manchmal set-zen wir auch hart auf“, berichtet Hacken-schmid. Doch nicht nur die Technik, sondern auch die Besatzung muss einiges einste-cken: „Das muss der Körper erstmal abkön-nen“, betont der Vormann. Wenn die Män-ner nach einem erfolgreichen Einsatz wieder zurückfahren, sind sie deutlich entspannter – aber nicht nur, weil sie dann auf der Bran-dungswelle sanft in Richtung Strand „sur-fen“ können. „Es ist einfach ein gutes Gefühl, wenn alle an Bord und auch diejenigen wie-der sicher an Land sind, denen unser Einsatz galt“, sagt der Vormann und lächelt.

Zinnowitz

Rettung mit der HECHT

Mit einem flexibel und schnell einsetzbaren Seenotrettungs-boot sichern die Seenotretter der Station Zinnowitz vor der Ostseeinsel Usedom ihre Einsatzgebiete: die offene Ostsee vom Peenemünder Haken im Nordwesten bis zur polnischen Grenze im Osten und das binnenländische Achterwasser samt Peenestrom von Wolgast bis zur Zecherin-Brücke. Die Station gibt es bereits seit 1882.

Besatzung Vormann Michael Hackenschmid und 14 freiwillige Seenotretter sorgen für die Sicherheit von Freizeit- und Berufsschifffahrt gleichermaßen. Ihr Revier ist geprägt von Ausflugsschiffen und Wassersportlern. Die Navigation in dem engen und flachen Fahrwasser des Peenestroms ist anspruchsvoll.

Auch das geschützte Flachwassergebiet des Achterwassers mit kurzen steilen Wellen, die sich in Windeseile aufbauen können, ist nicht zu unterschätzen. Einen guten Draht hat das Team zu den polnischen Kollegen. Gemeinsam werden Einsatzabläufe trainiert.

BootDas 1993 auf der Fassmer-Werft gebaute Seenotrettungsboot HECHT kann von seinem Trailer direkt ins Wasser „gekippt“ werden – auch ohne Slipanlage. Das Sieben-Meter-Boot mit 292 PS hat keinen festen Liegeplatz, es wird bei Bedarf von einem Spezialtraktor, der bis zu einem Meter Wassertiefe am Strand manövrieren kann, zum Einsatzort gezogen.

Die HECHT, als sogenanntes Boddenboot mit Wasserstahlantrieb an das flache Gewässer angepasst, ist im 1897 errichteten Rettungsschuppen an der Dünenstraße untergebracht. Benannt ist sie nach dem gleichnamigen Brack- und Süßwasser-raubfisch.

seenotretter.de/zinnowitz

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Ganz links: Dank Trailer und Zugmaschine kann die Besatzung das Seenotrettungsboot HECHT auf der offenen See und im Achterwasser einsetzen.

Links: Vormann Michael Hackenschmid.

Oben: Seenotretter wie Jürgen Hackenschmid reichen den Schiffbrüchigen die helfende Hand.

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1514 |UNSERE SAMMELSCHIFFCHEN

Admiral der „Groschenkähne“Johann Visser leert 85 Sammelschiffchen auf Norderney.

Seit drei Jahrzehnten kümmert sich Johann Visser (66) mit viel Herzblut um die Sammel-schiffchen der Seenotretter auf Norderney. Insgesamt 85 der rot-weißen Spendendosen liegen derzeit auf der schönen Nordseein-

sel „vor Anker“ und werden regelmäßig von Johann Visser geleert.

Das Ehrenamt scheint der Familie im Blut zu liegen: Schon sein Vater Bernhard Visser und vor ihm Großvater Johann Friedrich

Raß II., einst Vormann des Seenotrettungs-kreuzers OTTO SCHÜLKE, kümmerten sich um die markanten Kunststoffschiffchen, die man früher noch aus Blech fertigte.

„Mein Vater hat die Schiffchen betreut, bis er 70 wurde.“

Visser ist außerdem als Museumswart des Fischerhaus-Museums im Heimatverein Norderney aktiv.

Durch sein mehr als 30-jähriges ehren-amtliches Engagement hat Visser viel Er-fahrung mit dem Spendensammeln, die er gerne an Ladenbesitzer und Gastronomen weitergibt. „Das Schiffchen am besten direkt auf den Tresen stellen, damit die Kunden

es gut sehen“, rät er. Manche Schiffchen sind schneller voll als andere, dann reicht ein Anruf, und Johann Visser macht sich mit Schlüssel auf den Weg. Für das gesammel-te Kleingeld hat er sich mittlerweile eine Geldzählmaschine angeschafft – auf eige-ne Kosten. „Früher habe ich das Geld im-mer zu Türmchen gestapelt und gezählt“, sagt der engagierte Ehrenamtliche und

schmunzelt. „Mit der Maschine geht das fixer.“ Ein paar Gedanken macht sich Visser schon über die Zukunft. Er möchte zwar noch länger weitermachen, würde sich aber freuen, sein Ehrenamt auch künftig in guten Händen zu wissen.

Der Kleine hilft dem Großen14.000 Sammelschiffchen werben im ganzen Land für die Seenotretter.

Mitten im Grünen und auf 1.141 Metern Höhe befindet sich der höchstgelegene „An-kerplatz“ eines Sammelschiffchens der See-notretter. Das Brockenhotel im Harz küm-mert sich um dieses besonders exponierte Exemplar der rot-weißen Sammelbüchsen in Schiffsform, die in allen Teilen Deutschlands – und einige sogar darüber hinaus – auf die Arbeit der Seenotretter aufmerksam ma-chen und um Spenden bitten.

Zu finden sind sie an öffentlich zugängli-chen Stellen, in Apotheken, Geschäften und Restaurants, aber auch in Amtsstuben und Behörden. Besonders viele stehen in Küsten-nähe, doch auch in Süddeutschland gibt es zahlreiche Sammelschiffchen-Aufstellorte. Je nach Bedarf, aber mindestens einmal im Jahr, werden die Schiffchen geleert, das da-rin befindliche Geld sortiert, gezählt und an die DGzRS überwiesen.

Wo dies nicht durch „Sammelschiffchen- Paten“, also die Aufstellort-Inhaber selbst, erfolgt, da kümmern sich ehrenamtliche

Mitarbeiter darum. 300 sind es derzeit bun-desweit, die für rund 9.000 der insgesamt 14.000 Einheiten der „32-Zentimeter-Klas-se“ verantwortlich sind.

Anfrage genügt!Auch bei Jubiläen, Geburtstagen, Stra-

ßenfesten, Familien- oder Firmenfeiern sind die Sammelschiffchen gern gesehen. Bei Interesse genügt ein Anruf in Bremen. Und wer für eine Einheit der kleinsten Bootsklasse der Seenotretter einen neu-en „Ankerplatz“ hat, ist unter anderem bei Uta Beetz an der richtigen Stelle. Wenn ge-wünscht, vermittelt sie in Zusammenarbeit mit den Informationszentren der DGzRS auch einen Ehrenamtlichen vor Ort, der über die Arbeit der Seenotretter informiert und sich um die Abwicklung der Spende kümmert.

Drei Fragen an:

Uta Beetz Sie ist in der Zentrale der Seenotretter unter anderem für die Sammelschiffchen zuständig.

Wie viel Zeit muss ein Ehren-amtlicher in die Betreuung eines Sammelschiffchens investieren?Sofern nur einmal jährlich geleert werden muss, genügt eine halbe Stunde je Schiff-chen. Unseren Ehrenamtlichen sind wir sehr dankbar dafür, mit wie viel Herzblut und Engagement sie zum Teil weit über 50 Schiffchen betreuen. Ihr unermüdlicher Ein-satz ist für uns nicht selbstverständlich.

Gibt es genug ehrenamt-lichen Nachwuchs?Junge Menschen, die sich bei uns engagieren wollen, sind herzlich willkommen. Ein offe-ner Charakter verbunden mit Spaß an Ge-sprächen mit anderen Menschen sind von Vorteil – und natürlich, dass man begeistert von der Sache ist und sich mit der Arbeit der Seenotretter vertraut macht. Wir statten alle unsere Ehrenamtlichen gerne mit den notwendigen Unterlagen

für die Sammelschiffchen-Betreuung aus. Aktuelle Informationen gibt es auf unserer Website

Was wünschen Sie sich von „Ihren“ Ehrenamtlichen?Zunächst einmal geht mein herzlicher Dank an all „meine“ Ehrenamtlichen, die uns seit vielen Jahren unterstützen und dafür einen Teil ihrer Freizeit spenden. Eine kleine Bitte habe ich an die Sammelschiffchen-Betreuer: Vielleicht ist es möglich, die Sammelschiff-chen nicht ausschließlich zum Jahresende zu leeren, sondern ruhig häufiger und ger-ne über das ganze Jahr verteilt – damit sich die Abrechnungen nicht alle im Dezember ballen.

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1716 |JEDER EURO ZÄHLT

Flotte für den guten ZweckWolfram Grützbach aus Wiesbaden-Bierstadt mangelt es nicht an Kreativität. Außerdem hat er Humor und viel Freude daran, Gutes zu tun. Seit mehr als zehn Jahren ist der 70-jährige Wolfram Grützbach überzeugter Förderer der Seenotretter. Zu seinem Geburtstag machte er ihnen ein ganz besonderes Geschenk.

Manchmal reicht eine außergewöhnliche Idee aus, um Menschen ein Lächeln auf die Lip-pen zu zaubern. Dieses „Lächeln“ verschick-te Wolfram Grützbach postalisch in Form

der Einladung zur Feier seines Ehrentages an Freunde und Bekannte. Auf der Einladungskarte hieß es:

„Um den Spendentopf nicht unnötig zu belasten, könnt ihr gerne auf Glückwunschkarten mit seltsamen, irgendwie gearteten Ziffernfolgen

verzichten – wir sehen uns ja persönlich. Ebenso wenig benötigen wir das bekannte

Sammelschiffchen. Wir basteln sie einfach selber.“

Vorlage war der Bastelbogen für lütt-je Seenotretter (seenotretter.de/luettje- seenotretter/). Dass vielleicht der eine oder andere Gast nicht ganz so fingerfertig ist, auch daran hatte Grützbach gedacht: „Nun ist ja nicht ein jeder ein begnadeter Schiffbauer. Wem also mehr Ehrgeiz als Ge-schick gegeben ist, dem sei gestattet, die Aufgabe zu delegieren oder sich mit dem Zusammenfügen von Bauteil 1 und 2 zu be-gnügen und im Laderaum dieses ,Rettungs-

lastkahns‘ die Spende zu verstauen. Ich freue mich auf eine Flotte von Rettungsbooten und ... auf euch alle.“ Schließlich lief eine große Seenotretter-Flotte mit namentlich gekenn-zeichneten Papierschiffchen an Grützbachs Geburtstag in Wiesbaden-Bierstadt ein. Sa-genhafte 1.055 Euro fanden sich in den klei-nen Papierkunstwerken.

Vielen Dank für die Verbundenheit, die-se wunderbar verrückte Idee und das tolle Ergebnis!

Modernes „Strandgut“ hilft den SeenotretternIm Sturmtief „Alex“ hat ein Frachter am 4. Ja-nuar 2017 seine Ladung verloren: ungezählte Überraschungseier – allerdings ohne Schoko- laden-Ummantelung. Wind und Wellen spülten die Plastikeier an den Langeooger Strand – ein echtes Umweltproblem, das umgehend von zahlreichen Helfern in An-griff genommen wurde. Doch wohin mit den Spielzeugeiern? Bernd Frech (3. v. l.) machte aus der Not eine Tugend und bot die Überra-schungseier in der Vinothek „Weinperle“ im Restaurant „He’ Tant“ zum Mitnehmen an. Im Gegenzug bat er um eine Spende für die See-notretter. Michael Recktenwald (r.) vom Pan-orama-Restaurant „Seekrug“ griff die Idee sei-nes Kollegen auf. 1.000 Überraschungseier fanden so neue Besitzer. Nachdem am 16. März das letzte Ei über die Theke gegangen war, überreichten Bernd Frech und Michael Recktenwald die Spendensumme in Höhe von 1031,89 Euro an Vormann Gerriet Leiß (2. v. r.) sowie die ehrenamtlichen Mitarbei-ter Inken Reimers (2. v. l.) und Jörg Ehmen (l.).

Ein Herz für Karnevalsmuffel Boßeln statt Karnevalsumzug, Kluntje statt Kamelle, Ostfriesenkrimi statt Büttenrede – wer aus den Karnevalshochburgen an Rhein, Main und Neckar stammt und dem Trubel der Jecken entkommen wollte, war dieses Jahr in Norddeich bestens aufgehoben. Friesische Gelassenheit und Ruhe waren das ideale Ge-genprogramm zum bunten Treiben. Viele der Veranstaltungen fanden zu Gunsten der See-notretter statt. Das Ergebnis: 1.700 Euro. Die DGzRS sagt den Organisatoren des Alterna-tiv-Programms ein großes Dankeschön.

Ein Kalender, der für Spenden sorgtJahresende ist Kalenderzeit – so auch bei der Marien-Apotheke Ueckermünde. Ihr ansprechend gestalteter Kalender ist aller-dings ein ganz besonderer, denn schließlich ist mit ihm jedes Jahr eine erfolgreiche Spen-denaktion verbunden. 2017 bedachte die Apotheke mit dem Erlös die Seenotretter. Manfred Fastnacht (3. v. l.), Vormann der Station Ueckermünde, freute sich über ins-gesamt 750 Euro.

Auf dieser und der nächsten Doppelseite finden Sie viele Freunde und Förderer der Seenotretter.

Mehr unter: seenotretter.de/danke

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JEDER EURO ZÄHLT 1918 |

Saubere Idee mit Strahlkraft

Wie heißt so schön: Man sollte das Nützli-che mit dem Schönen verbinden. Das klapp-te im Februar 2017 bei McClean in Göttingen und Kassel ganz wunderbar. Während eines besonderen Aktionsmonats hieß es in der

Waschstraße: Auto waschen und Gutes tun. Die beiden Standorte der McClean-Wasch- und Pflegecenter spendeten im Februar für jeden Kunden, dessen Wahl auf ein bestimm-tes Programm fiel, je einen Euro an die See-

notretter. Durch das Waschprogramm und zusätzlich aufgestellte DGzRS-Sammelschiff-chen kamen so 1.664,58 Euro zusammen. Bereits zum zweiten Mal fand diese saubere Aktion statt – herzlichen Dank!

Schatzkisten-Spende mit Tradition Einmal im Jahr wird sie geöffnet, die See-mannskiste aus dem Schiffahrtsmuseum Nordfriesland in Husum. Schon seit vielen Jahren unterstützt das Museum die Seenot- retter. Das Geld stammt aus der Schatzkiste, die durch die Spenden der Museumsbe-sucher gefüllt wird. Karin Cohrs, Inhaberin des Schiffahrtsmuseums Nordfriesland überreichte Jörg Ahrend, Leiter des Informa-tionszentrums Schleswig-Holstein die Spen-densumme von 1.423,22 Euro für die Seeno-tretter.

Eine Losaktion, die nur Gewinner kenntIn der Weihnachtszeit wird von der Auricher Kaufmannschaft die Losaktion „DIE GOLDENE 7“ durchgeführt, mit deren Reinertrag ört-liche Vereine unterstützt werden. Erik Antonczyk (l.) wandte sich als Förderer der Seenotretter erfolgreich an die Organisa-toren: Seiner Bitte, den Erlös für die Ar-beit der Seenotretter zu verwenden, wurde vom gemeinnützigen Verein der Auricher Kaufleute entsprochen. So konnten die See-notretter in Aurich einen Spendenscheck in Höhe von 1.250 Euro entgegennehmen.

Kunst für die Seenotretter auf NorderneyDer 80-jährige Kölner Raimund Kassner (v.) ist ein Vorbild für viele: Noch immer beruf-lich aktiv als Steuerberater und Wirtschafts-prüfer, ist er zudem begeisterter Künstler.

Bei seinem Besuch der Seenotretter auf Norderney im März 2017 überreichte er drei seiner Werke, lernte die Arbeit nä-her kennen und besichtigte den Seenot- rettungskreuzer BERNHARD GRUBEN. Die Kunstwerke erhalten ehrenvolle Plätze bei den Seenotrettern.

Gelegenheit macht Spender

Die Taufe des neuen Seenotrettungsbootes HANS DITTMER am 1. April 2017 auf Juist ist der perfekte Rahmen für eine Spendenüber-gabe der Juist-Stiftung gewesen. Die Vor-standsmitglieder Dieter Brübach (M.) und Franz Tiemann (2. v. l.) übergaben gemein-sam mit der Vorstandsvorsitzenden Inka Ex-tra einen symbolischen Scheck in Höhe von 639 Euro an Seenotretter Finn Schwips (l.) und Vormann Hauke Janssen-Visser von der Freiwilligen-Station Juist. Mit dem Geld, das aus dem Teilerlös der Inselläufe im vergan-genen Jahr stammt, wird ein hochwertiges Fernglas für die Juister Seenotretter finan-ziert.

Skat „kloppen“ für den guten Zweck

Beim FDP-Preisskat 2016 im Clubheim des Kieler Yachtclubs in Strande nahmen 32 ak-tive Spieler teil – doppelt so viele wie im Vor-jahr. Das Startgeld der Turnier-Teilnehmer und das „Strafgeld“ bei verlorenem Spiel wurden zugunsten der Seenotretter einge-setzt. Detlev Sass (r.), Vormann der Station Schilksee, freute sich gemeinsam mit seiner Crew über den Spendenbetrag in Höhe von 207 Euro.

Musik verleiht Flügel

Die Musik macht’s: Santiano ist eine Band aus Schleswig-Holstein, die traditionelle Volks- lieder, Schlager, Irish Folk und Seemanns-lieder zu einem ganz eigenen Klang ver-mischt. Sie gewann bereits dreimal den Deutschen Musikpreis „ECHO“. Die Mitglie-der des ersten offiziellen Santiano-Fanclubs sind auch Fans der Seenotretter. 1.234,56 Euro kamen zusammen, als der Fanclub al-lerlei Schätze der Band versteigerte. Den Gewinn gaben die Musikbegeisterten an die Seenotretter weiter. Die offizielle Spenden-übergabe durch den Fanclub fand bei der Indienststellung des neuen Seenotrettungs-kreuzers in Laboe am 4. Februar 2017 statt und begeisterte die Besatzung.

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21LOGBUCH / VORMANNWECHSEL AN DER KIELER FÖRDE 20 |

Nachteinsatz für die Sylter Seenotretter Mitten in der Nacht, genauer: gegen 2.20 Uhr, sind die Seenotretter der Station List aus ihren Kojen geklingelt worden: Der 19-Meter-Fischkutter „Stiene Bruhns“ trieb am 3. Mai bei starkem Ostwind manövrierunfähig vor der Nordseeinsel Sylt. Eine Leine im Propeller hatte die Notlage des Kutters verursacht.

Der Seenotrettungskreuzer PIDDER LÜNG erreichte nach etwa einer Stunde den antriebslos treibenden Fischkutter mit seiner dreiköpfigen Besatzung. Trotz Dunkelheit und einer Windgeschwindigkeit von bis zu 49 Kilometern in der Stunde stellten die Seenotretter professionell eine Leinenverbindung zum havarierten Kutter her. Anschließend schleppten sie ihn in den dänischen Hafen Havneby.

Kurz vor 8 Uhr am Morgen meldete sich die PIDDER LÜNG wieder „klar P3“ – einsatzbereit auf Station.

Weitere Einsatzberichte finden Sie auf unserer Website: seenotretter.de/aktuelles/seenotfaelle

Vormannwechsel an der Kieler FördeNach 15 Jahren hat Detlev Sass sein Amt an Hans-Jürgen Naumann übergeben. Für Seeleute und Wassersportler auf der Kieler Förde wird sich nichts ändern.

„Wir sind jedes Wochenende auf Station und im Revier präsent, natürlich immer in Alarm-bereitschaft“, betont Naumann. Sass selbst bleibt als Freiwilliger Teil der Mannschaft. Beide sind auf fast dem gleichen Weg zu den

Seenotrettern gekommen – als Segler haben sie schon in jungen Jahren die Faszination, aber auch die Risiken des Wassersports ken-nengelernt.

„Dabei lernt man, die See zu respektieren.“ Hans-Jürgen Naumann, neuer Vormann der Freiwilligen-Station Schilksee

Das Revier vor Kiel stellt hohe Anforderun-gen an die Seenotretter. Nirgendwo sonst in den deutschen Gebieten von Nord- und Ost-see sind so viele Wassersportler unterwegs wie dort. Dazu kommen die „Kieler Woche“ und andere internationale Segelwettbewer-be. Zudem fährt jede Menge Berufsschiff-fahrt auf der Kieler Förde. Schnell kann es eng und gefährlich werden: „Da reicht schon ein technischer Defekt aus,“ weiß Naumann.

Für Wassersportler ist es ein gutes Ge-fühl, die 23 freiwilligen Seenotretter oft in Sichtweite zu haben. Das verdanken sie auch

Menschen, die auf der Station selbst im Hin-tergrund bleiben: „Ohne den Rückhalt der Familie kann man das nicht machen“, be-tont Sass. Nach 100 Jahren werde er sich nun mehr der Familie widmen. Der Jurist, der früher in der Finanzverwaltung des Landes Schleswig-Holstein arbeitete, rechnet vor: „Die Station ist 45 Jahre alt, ich bin seit 40 Jah-ren Seenotretter und war 15 Jahre lang Vor-mann. Zusammen sind das 100 Jahre.“

Hans-Jürgen Naumann (l.) hat das Vormannsamt von Detlev Sass übernommen.

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2322 |AUS DER SCHWEIZ

Integration geht durch den Magen

Beim Integrationsprojekt Welt-küche in Liestal (Schweiz) begeg-nen sich – wie der Name schon andeutet – Menschen aus aller Welt.

An jedem ersten Samstag des Monats kocht eine ehrenamtliche ausländische Gruppe aus der Region ein typisches Menü aus ih-rem Heimatland. Diese Spezialitäten werden dann zur Mittagszeit im Liestaler Rathaus aufgetischt.

Mit dem Gewinn unterstützen die Hobby- köche ein gemeinnütziges Projekt im je-weiligen Herkunftsland. Am 3. Dezember 2016 standen deutsche Spezialitäten auf der Karte, und mit den erwirtschafteten insgesamt 850 Schweizer Franken (792,20 Euro) wurden die Seenotretter bedacht – wir sagen danke!

Unser Mann in der Schweiz71 Kilometer lang, 14 Kilometer breit, 580 Quadratkilometer groß: Für ein Binnengewässer sind das beachtliche Dimensionen – vor allem, wenn wie in diesem Fall der Genfer See inmitten einer zauber-haften Berglandschaft liegt.

Die Schweizer sind stolz auf ihn, aber im Ur-laub zieht es viele von ihnen noch lieber ans Meer. An Nord- und Ostsee haben es ihnen dabei auch die deutschen Seenotretter an-getan. „Rund 3.000 Schweizer gehören zu den regelmäßigen Förderern unserer Gesell-schaft“, sagt Ingo Laux. Der 49-Jährige weiß, worüber er spricht: Er hält als ehrenamtli-cher Mitarbeiter die Flagge der Seenotretter in der Schweiz hoch.

Das Interesse der Schweizer an der Ar-beit der DGzRS kommt nicht von ungefähr. Wassersport ist in dem Land sehr beliebt, schließlich gibt es auf den zahlreichen Seen reichlich Gelegenheit dazu. „Man sollte das nicht unterschätzen“, meint Laux.

Wer insbesondere in Ostseehäfen genau hinschaut, sieht immer häufiger Yachten

mit der Flagge des Nachbarlandes am Heck. Und: Mehr als 50 Frachtschiffe mit Heimat-hafen Basel, Genf oder Zürich sind auf den Weltmeeren unterwegs, eine noch größere Zahl hat Schweizer Eigner.

Aber wie kommt ein gebürtiger Kölner dazu, sich in der Schweiz als Ehrenamtlicher für die Seenotretter zu engagieren? Ingo Laux muss schmunzeln, es ist nicht das erste Mal, dass er diese Frage hört. Beruflich hat es ihn bereits vor 17 Jahren zunächst in die Schweiz und dann nach Liechtenstein verschlagen; dort ist er als Experte für Ge-schäftsprozesse bei Thyssenkrupp aktiv. Laux ist mit dem Wassersport aufgewach-sen – „ganz klassisch mit dem Optimisten“, dann hat ihn die Leidenschaft fürs Wasser nicht verlassen. Irgendwann kam die Er-

kenntnis: „Ich möchte mich ehrenamtlich engagieren.“ Eins plus eins ergibt zwei: Laux wurde ehrenamtlicher Mitarbeiter der See-notretter und ist seit 2010 deren Repräsen-tant in der Schweiz.

Wann immer es seine Zeit zulässt, be-richtet Laux auf Veranstaltungen, Messen, in Segelklubs und Unternehmen über die Aktivitäten der Seenotretter. Und mehrere tausend Schweizer sind regelmäßige Förde-rer der DGzRS. Seit einiger Zeit können sie ihre Spenden auch steuerlich geltend ma-chen. Dazu hat die DGzRS Ende 2012 ihre Stiftung Schweiz gegründet – als gemeinnüt-zig anerkannte Organisationsform direkt im Alpenland: „Dies macht uns für potenzielle Spender noch attraktiver und stärkt unsere Position hier vor Ort nachhaltig“, freut sich

Laux – auch wenn das noch mehr ehren-amtliche Arbeit für ihn bedeutet. Schließlich haben Förderer in spe viele Fragen, die Laux gern beantwortet.

Es wäre verständlich, wenn er zum Aus-gleich seinen Urlaub in den Bergen verbrin-gen würde. „Nein, auf keinen Fall“, wehrt er ab und lacht: „Ich fahre natürlich an die deut- sche Küste.“ Und was macht er da? Er arbeitet ehrenamtlich – für die Seenotret-ter im Informationszentrum Mecklenburg- Vorpommern.

„Die Schweiz hat sogar eine eigene

Hochsee-Handelsflotte.Ein Segeltörn auf dem

Vierwaldstätter See bei Luzern kann gerne

mal vier Stunden dauern – je Richtung

wohlgemerkt.“

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Fedderwardersiel

Sicherheit für WassersportlerDie Website sicher-auf-see.de der Seenotretter bietet Sicherheitstipps, Checklisten zur Törnvorbereitung und Erfahrungsberichte, zu denen Wasser-sportler auch selbst beitragen können. Außerdem bieten die Seenotretter die kostenlose Sicherheits-App SafeTrx an. Sie ist im App Store und im Google Play Store erhältlich.

Sie zeichnet übers Smartphone die eigene Route auf und erleichtert Kleinfahrzeugen, die den Einbau von UKW-Seefunkgeräten nicht erlauben, sowie auch Kitesurfern den Kontakt zu den Seenotrettern. Im Notfall hat die SEENOTLEITUNG BREMEN der DGzRS direkten Zugriff auf die Daten. Das kann eine Suche erheblich verkürzen.

„Je genauer die Position eines in Not geratenen Wasser-

sportlers bekannt ist, umso schneller können wir helfen.“

Kapitän Dirk Hinners-Stommel, Leiter der SEENOTLEITUNG

BREMEN der DGzRS

Mehr Informationen zur Sicherheits- App unter sicher-auf-see/safetrx

Gut gerüstet seit 1874

Auch an der Außenweser mit dem weiten Blick über die Nordsee, hat die DGzRS eine alte Tradition: Das ehemalige Motorrettungs-boot WILHELMINE WIESE, 1994 von den freiwilligen Seenotrettern liebevoll restauriert, kann heute noch im zum Museum umge-bauten Rettungsschuppen besichtigt werden.

BesatzungVormann der Freiwilligenstation Fedderwardersiel ist Harmut Dierks. Er und seine sie-ben Rettungsmänner wachen über das Revier an der Westseite der Außenweser mit seinen traditionsreichen Krabbenfischern. Außerdem starten von dort aus viele Aus-flugsschiffe zu den Seehundbänken, Leuchttürmen und dem Containerterminal Bre-merhaven.

BootHermann Onken, der 1972 verstorbene langjährige Vormann der Station Fedderwar-dersiel, ist Namengeber des von der Fassmer-Werft gebauten Seenotrettungsbootes. Seit 1993 liegt es an der Westseite des Hafens von Fedderwardersiel. Das Boot der 8,5- Meter-Klasse verfügt über wenig Tiefgang und ist deshalb ideal geeignet für Einsätze im Wattenmeer. Ein 215-PS-Motor beschleunigt es auf 18 Knoten.

seenotretter.de/fedderwardersiel

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Menschenfreund an der Waterkant Warum wird jemand freiwilliger Seenotretter? Teddy Rohde aus Fedderwardersiel hat darauf eine ganz einfache Antwort:

„Man muss doch helfen, wenn da draußen jemand in Gefahr ist.“

Da draußen – das ist das Wattenmeer auf der westlichen Seite der Außenweser bis hinüber in den Jadebusen. Seit 1977 ist Rohde dort für „die Gesellschaft“ aktiv, viele Jahre da-von als Vormann, zuletzt auf dem Seenotret-tungsboot HERMANN ONKEN. Und wie lange bleibt man Seenotretter? „Damit hört man doch nie auf“, sagt Teddy Rohde und lacht. „Auch wenn ich nicht mehr mit rausfahre, es gibt an Land doch genug Aufgaben.“ Ob er nun als Wattführer mit Touristen unterwegs ist oder ob er ihnen als Gästeführer die Aus-stellung im historischen Rettungsschuppen in Fedderwardersiel zeigt: Im Mittelpunkt sei-ner Geschichten stehen immer die Seenot- retter.

Fedderwardersiel ist eine kleine Idylle am Rande der Nordsee; ein bisschen scheint in dem Fischerort die Zeit stehen geblieben zu sein. Das ist genau das, was die vielen Urlau-ber suchen, die hier in den Ferien die schöns-te Zeit des Jahres verbringen. Eigentlich heißt Rohde Heinz-Wilhelm mit Vornamen, aber je-der hier kennt ihn nur unter seinem Spitzna-

men Teddy. Er hat in Fedderwardersiel jahr-zehntelang die Post gebracht. Deshalb hat Teddy natürlich auch engen Kontakt zu den Fischern, die aus dem Kutterhafen zum Fang hinaus ins Wattenmeer fahren: „Da wächst man langsam in das Thema Seenotrettung hinein und begreift, wie es ist, da draußen zu sein und auf Hilfe zu warten.“ Vor 40 Jahren wurde er freiwilliger Seenotretter.

Was es heißt, Menschen aus Seenot zu retten, weiß er aus eigenem Erleben. Davon berichtet er in seiner ruhigen Art besonders eindrucksvoll. Die Bühne für seine Erzählun-gen hat Teddy Rohde gemeinsam mit den freiwilligen Seenotrettern aus Fedderwar-dersiel selbst gestaltet: Sie haben den histo-rischen Rettungsschuppen liebevoll restau- riert und mit zahlreichen Ausstellungsstü-cken über die Arbeit der DGzRS ausgestattet.

Jeden Sonntag ist er dort aktiv, zeigt und erläutert den Urlaubsgästen das Schmuck-stück der kleinen Ausstellung: das Seenot- rettungsboot WILHELMINE WIESE. Es war von 1945 bis 1977 in Fedderwardersiel sta-

tioniert. Vor 20 Jahren hat Rohde gemeinsam mit seinen Freunden und Kollegen der Sta-tion das mit einer Mahagoni-Beplankung ge-baute zehn Meter lange und 2,80 Meter brei-te Boot aufwendig zu einem eindrucksvollen Zeitzeugnis aufgearbeitet. Jeden Sonntag von 14 bis 17 Uhr erzählt Rohde dort von der Arbeit der Seenotretter und von der langen Geschichte der Station: „Es ist doch wichtig, dass auch Menschen aus dem Binnenland von unserer Arbeit erfahren.“ Kaum hat die Urlaubssaison 2017 begonnen, ist das The-ma Seenotrettung wieder hochaktuell: Zwei Mal binnen weniger Wochen waren Urlauber ahnungslos ins Watt gelaufen, drohten vom auflaufenden Wasser eingeschlossen zu wer-den und damit in Lebensgefahr zu geraten. Zwei Mal musste der Rettungshubschrauber einfliegen, um die Menschen zu retten.

„Man kann nicht oft genug vor den Gefahren

da draußen warnen.“

Was er in den Jahrzehnten im Einsatz auf See erlebt hat, mag Rohde bei seinen Erzäh-lungen gar nicht im Detail ausschmücken: „Ich möchte nicht die Sensationslust befrie-digen, sondern informieren und über die Ge-fahren aufklären.“ Und dennoch spürt jeder bei seinen Vorträgen genau: Rohde würde jederzeit wieder rausfahren, wenn draußen jemand Hilfe braucht – auch wenn er mittler-weile auf die 80 zugeht.

PORTRÄT EHRENAMT / STATION FEDDERWARDERSIEL

Foto: Martin Stoever

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Tipp: Besichtigungen des Rettungs- schuppens mit Gästeführer: Teddy Rohde, Telefon 04733/1633

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2726 |UNSERE EHRENAMTLICHEN

Reger ErfahrungsaustauschUnverzichtbar sind die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Seenotretter an Land.

Von Mainz bis Magdeburg

Im Frühling 2017 waren zahlreiche ehren-amtliche „Crews“ in ganz Deutschland unter-wegs, um die Arbeit der Seenotretter einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen.

Hoch motiviert und mit viel Herzblut in-formierten sie auf verschiedenen Messen wie „Magdeboot“ und „Intermodellbau“ so-wie weiteren rund 160 Veranstaltungen über die Einsätze der Besatzungen, warben um Spenden, Förderer und Unterstützung.

Linke Seite: Es war ein wunderbar interessanter und infor-mativer Tag, lautet das gemeinsame Fazit der ehrenamtlichen Mitarbeiter aus Schleswig- Holstein nach ihrem Treffen in Laboe.

Drei Fragen an:

Chris HartmannLeiter des DGzRS-Bereichs Ehrenamt an Land.

Was ist die Motivation für ein ehrenamtliches Engagement?Wir haben rund 600 Ehrenamtliche an Land. Die Gründe für ihr Engagement sind so un-terschiedlich wie die Menschen: Vom Bank-direktor über die Kindergarten-Leiterin bis zum Rentner ist alles dabei. Oft führen ganz persönliche Motive oder Erlebnisse zu den Seenotrettern. Das ist manchmal sehr be-rührend. Alle Beteiligten eint, dass sie sich als Teil der Gemeinschaft der Seenotretter fühlen, weil sie einen Beitrag für die Erfül-lung einer wichtigen gesellschaftlichen Auf-gabe leisten. Wer einmal zu uns gefunden hat, der bleibt auch lange: Im Durchschnitt sind es acht Jahre.

Wie pflegt die DGzRS das Gemeinschaftsgefühl?Wir gehen aktiv auf unsere Ehrenamtlichen zu, beteiligen sie und regen zum Austausch untereinander an. Jeweils im ersten Quartal besuche ich die ehrenamtlichen Mitarbeiter in den Regionen und informiere sie über ak-tuelle Entwicklungen. Dabei lernen sich die Menschen kennen und tauschen sich mitei-nander aus – über Aktionsideen und Erfah-rungen in ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit. Dabei sind manche neue Freundschaften entstanden. Und: Die Motivation jedes Ein-zelnen ist gestiegen. Zudem bekommen wir Rückmeldungen, wie wir die vielfältigen Ak-tivitäten der Ehrenamtlichen noch besser unterstützen können.

Dank der Hilfe der freiwilligen Mitarbei-ter wird die Arbeit der DGzRS von der Waterkant bis zum Alpenrand bekannt. Damit sich die Ehrenamtlichen auch un-tereinander austauschen und Kollegen treffen können, finden regelmäßig regio-nale Treffen statt.

Anfang 2017 gab es regionale Tref-fen für Mecklenburg-Vorpommern, Berlin, Niedersachsen, Schleswig- Holstein, Hamburg/Bremen, Rheinland- Pfalz/Hessen, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen.

Und wie halten Sie im Alltag den Kontakt?Wir bemühen uns, unseren Ehrenamtli-chen Informationen so einfach wie mög-lich zugänglich zu machen. So gibt es einen gesonderten Bereich für Ehren-amtliche auf unserer Internetseite. Dort finden sie Ideen, Anregungen, Antwor-ten auf Fragen rund ums Ehrenamt und aktuelle Informationen. Denn nur wer bestens Bescheid weiß, kann auf Mes-sen oder Veranstaltungen überzeugend über die Arbeit der Seenotretter berich-ten und andere begeistern.

Oben: Mainz – die ehrenamtliche Mitarbeiterin Ulrike Salzmann und ihre Mitstreiter Thorsten Pohl (2. v. l.), Jörg Christian (3. v. l.) und Carsten Päschel im März 2017 am Stand der Messe „TouristikWeltMainz“

Unten links: Immer wieder ein Hingucker: der ehrenamtliche Martin Tiefenbach in historischer Einsatzkleidung der Seenotretter am April 2017 auf der „Intermodellbau“ in Dortmund.

Unten rechts: Wirbt im März 2017 auf der „Magdeboot“ für die Seenotretter: der Ehrenamtliche Nico Pelz-Lazar.

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2928 |UNTER DECK

4.000 PS starkes DoppelherzDer neue Seenotrettungskreuzer der 28-Meter-Klasse ist eigentlich ein Raumwunder. Beim Einbau der beiden MTU-Hauptmaschinen gilt das nicht. Die Männer der Fassmer-Werft müssen mit der schwebenden Tonnenlast tricksen und kanten, damit am Ende auch alles auf den Millimeter genau auf seinen Fundamenten sitzt. Immer mit dabei: Axel Berg, Chefmaschinist der HERMANN HELMS, der mit Argusaugen auf jedes Baudetail an seinem neuen Schiff achtet. 32 Zylinder und fast 4.000 PS – die beiden neuen MTU-Motoren für den Seenotrettungs-kreuzer mit der internen Bezeichnung SK 37 werden geradezu schnurren. Doch damit sie überhaupt einen Laut von sich geben können, werden sie erst einmal zur Luftfracht: Schiff-bauer der Fassmer-Werft in Berne lassen die beiden 3,8-Tonnen-Boliden am Kranhaken durch eine große Deckluke auf ihr Fundament im Maschinenraum schweben.

Axel Berg ist jetzt 14 Jahre bei den Seenot- rettern und lebt seitdem auf dem Seenot- rettungskreuzer HERMANN HELMS – immer 14 Tage Dienst und 14 Tage frei im Wech-sel. SK 37 soll „die HELMS“, wie das legen-däre Schiff in der Rettungsflotte geradezu ehrfürchtig genannt wird, ablösen: „Deshalb ist mein Platz als leitender Maschinist jetzt auf der Werft. Ich muss schließlich nach-her im Einsatz genau wissen, wie auf die-

sem Schiff alles zusammenhängt.“ Der Blick durch die offene Luke zeigt einen Technik-raum voller Rohrleitungen, Kabelbäume und Aggregate, welche die Komplexität so einer Spezialschiffskonstruktion erahnen lassen. Der Neubau wird mit 45 Stundenkilome-tern Höchstgeschwindigkeit ein Sprinter, ist aber gleichzeitig auch noch Rettungswagen, Feuerlöschboot und Zuhause für jeweils vier Mann Besatzung.

Lautlos schweben 3,8 Tonnen der Hallen-decke entgegen. SK 37 steht komplett einge-rüstet und von weißer Plastikplane umhüllt weiter hinten in der Halle. Nur die Einflug-schneise für die Motoren ist offen. Die Män-ner reden kaum miteinander. Der Hörfunk-journalist vom NDR guckt besorgt auf sein Aufnahmegerät, weil hier so gar keine Kom-mandos kommen und es gar nicht aufgeregt zugeht.

„Da hat es vom ersten bis zu diesem Schiff der 28-Meter-Klasse natürlich eine Lernkurve bei allen

Beteiligten gegeben. Der Bau geht grundsätzlich schneller und so ein Manöver fährt man schön vor-

sichtig und langsam, damit alles heil bleibt.“ Holger Freese, Inspektor der Seenotretter

Der Inspektor der Seenotretter hat trotz der Bauroutine bei dieser Kleinserie noch genug neue Herausforderungen. Rund um den Jahreswechsel hat er die Mannschaft der neuen BERLIN, des zweiten Schiffs der 28-Meter-Klasse, mit ihrem Einsatzfahrzeug vertraut gemacht. Der erste Bau des neu-

en Schiffstyps ist schon seit Sommer 2015 auf der Station Amrum im Einsatz. Freese: „Wir haben bisher nur positive Rückmeldun-gen über die neue Konstruktion. Gegenüber dem Typschiff haben wir auf der BERLIN in-nen nur ein paar Möbel verrückt.“

Der Motor hängt in seinen Gurten nur noch Zentimeter über der offenen Luke. Die Fassmer-Männer drehen ihn jetzt ohne Lei-nen von Hand. Unten steht ein Kollege und nimmt das Aggregat an. Holger Freese guckt nun ganz genau hin: „Die nächste Aufgabe ist die exakte Ausrichtung des Motors auf das Getriebe und die folgende 6,5 Meter lange Welle bis zum Propeller. Das ist Feinarbeit, bei der es um Hundertstel Millimeter geht.“ Die Verbindung zum Motorfundament auf dem Aluminium-Netzspantengerüst des 27,90 Meter langen und 6,2 Meter breiten

Schiffes erfolgt erst danach. Freese: „Wir ha-ben diesmal – anders als bei den beiden Ein-heiten davor – relativ lange mit dem Einbau der beiden Motoren gewartet. Man sieht ja, wie eng es dadurch jetzt dort unten wird.“ Den zweiten PS-Boliden auf seinen Platz zu bringen, erfordert tatsächlich schon ein biss-chen mehr Artistik von der Fassmer-Crew.

Insgesamt wird SK 37 aber geradezu ein Raumwunder verglichen mit den älteren Einheiten gleicher Größe. Die Kammern auf dem Mannschaftsdeck bieten jetzt Privat-sphäre mit Ellenbogenfreiheit.

Axel Berg: „Das täuscht vom Rauman-gebot natürlich auch ein bisschen: Auf der HERMANN HELMS wirken die Kammern wie dunkle Löcher, weil sie in Eiche-rustikal- Design gehalten sind.“ Und dann ist da auch noch die große Neuerung bei diesen 28-Meter-Kreuzern: Der offene Fahrstand fehlt. Axel Berg: „Man hat vielleicht nicht mehr ganz so das echte Gefühl für das Wet-ter. Aber man gewinnt für die Konstruktion eine Menge Platz.“

Und Verletzte müssen nicht mehr auf dem Tisch in der Messe versorgt werden. Dafür gibt es nun direkt neben dem Arbeits-deck leicht zugänglich einen Mehrzweck-raum samt Bordhospital. Inspektor Holger Freese kennt die Vergleiche zwischen Alt und Neu schon von den beiden Bootsbesat-zungen auf Amrum und in Laboe: „Auch un-sere Mannschaft in Laboe war bereits nach ein paar Tagen auf der Kieler Förde vollkom-men happy mit dem neuen Schiff.“ 

Tipp: In der Längsseits-Ausgabe 3/2017 werden wir aus-führlich über die Taufe des neuen Seenotrettungs-kreuzers für die Station Cuxhaven berichten.

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3130 |

Vom Seenotkreuzer zum StraßenkreuzerVor 30 Jahren trat die THEODOR HEUSS ihre spektakuläre letzte Fahrt an.

Einer der ersten in Serie gebauten Seenot- rettungskreuzer der DGzRS, die THEODOR HEUSS (ehemalige H. H. MEIER), legt im April 1987 in Bremen ein letztes Mal ab – mit ei-nem endgültigen Ziel: das Deutsche Museum in München. Dort soll das Schiff seinen letz-ten Liegeplatz finden, den vielen Besuchern die Möglichkeit zur Besichtigung geben und ihnen die Arbeit der Seenotretter näherbrin-

gen. Die Umsetzung der Idee ist eine logis-tische Herausforderung: Wie gelangt ein 60 Tonnen schwerer Seenotrettungskreu-zer der 23-Meter-Klasse bis kurz vor die Al-pen? Ganz einfac: Mit einer Reise über 1.530 Kilometer lange Wasserstraßen von Bre-men-Vegesack über die Nordsee, vorbei an Rotterdam in den Rhein und über den Main und Main-Donau-Kanal bis zum Hafen Nürn-

berg führt. Von dort geht es 265 Kilometer über Land nach München. Mehr als 30 Orte muss der außergewöhnliche Konvoi dabei durchfahren.

Eine logistische MeisterleistungDie erste Etappe meistert die THEODOR HEUSS bravourös in nur zwei Wochen, trotz Rheinhochwasser und zahlreicher Brücken-

Tipp: Auf der Website des Deutschen Museums deutsches-museum.de in der Rubrik „Meister-werke IV“ finden Sie weitere Informationen zu den technischen Besonderheiten der THEODOR HEUSS und einen virtuellen Rundgang durchs Schiff.

„Möge, und das ist mein Wunsch für heute, die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger ihre noble Tätigkeit auch weiterhin ausüben zum Wohl

der gesamten Schifffahrt – und als ein leuchtendes Beispiel für Wagemut, Opferbereitschaft und Hilfeleistung hierfür entlohnt werden.“

Bundespräsident a. D. Prof. Dr. Karl Carstens in seiner Festrede am 8. Juli 1987 in München

RotterdamEmmerich

Duisburg

Düsseldorf

Köln

Bonn

Mainz

Frankfurt

Aschaffenburg

Würzburg

WertheimSchweinfurt

Bamberg

Erlangen

Nürnberg

München

Bremen

Borkum

Auf eigenem Kiel

Auf dem Landweg

LANDGANG

„Fahre Schiff, Du tapf’rer Retter, durch der Stürme böses Wetter, zu dem Bruder, der in Not bis Dein Helfen sich ihm bot – daß als großes Vorbild bliebe: Tapferkeit und Menschenliebe.“

Theodor Heuss

durchfahrten, bei denen oft nur wenige Zentimeter Platz bleiben. Bestens präpa-riert, mit abgesaugtem Kühlwasser, Brenn- und Schmierstoffen geht der Seenot- rettungskreuzer anschließend in Nürnberg an Land. Nach 27 Jahren im harten Alltag auf See mit mehr als 8.700 Einsätzen und 9.800 geretteten Menschen verlässt die THEODOR HEUSS dort ihr angestammtes Element. Zwei Autokrane hieven das Schiff mit einem spe-ziellen Verladegeschirr auf einen Schwer-guttransporter. Die damals einzigartige und schwerste Zugmaschine Deutschlands in pri-vater Hand mit 150 Tonnen Zugkraft verfügt über eine besondere stufenlose Hydraulik zum Überwinden von Bodenwellen oder Hin-dernissen.

In – genehmigten – Geisterfahrten geht es über Autobahnausfahrten und Militär-

gelände, vorbei an malerischen Zwiebel-kirchtürmen, durch enge Ortschaften und über kurviges Gelände. Jede Brücke, jede Kurve ist vorher vermessen worden, damit die THEDOR HEUSS ihr Ziel auch wirklich er-reicht. Mit durchschnittlich acht Kilometern pro Stunde bewegt sich der außergewöhn- liche Transport, in freien Straßenabschnit-ten schafft er es auf bis zu 40 km/h. Ins-gesamt fünf Tage dauert diese letzte Fahrt samt 260 Stopps vor Telefon- und Stromlei-tungen, die aus Sicherheitsgründen jeweils abgeschaltet werden.

Im sicheren „Hafen“ Am 8. Juli 1987 schließlich wird der

verdienstvolle Seenotrettungskreuzer THEODOR HEUSS mit Tochterboot TEDJE in einer Feierstunde an das Deutsche Museum

übergeben, wo er bis heute steht – als Bei-spiel für technische Innovationen im Einsatz für rein humanitäre Zwecke und als Sym-bol für selbstlose Hilfsbereitschaft und bür-gerliches Engagement. Nur das Dörfchen Essing bläst vielleicht bis heute noch et-was Trübsal, hätte es doch fast ein eigenes Schifffahrtsmuseum erhalten: Hier in einer scharfen Rechts-Links-Kurve mit Bäumen, Planken und Böschung fuhr der Konvoi sich fest und musste sich in stundenlangen ge-schickten Millimeter-Manövern befreien.

2012 bekommt die THEODOR HEUSS Gesellschaft: Das sieben Tonnen schwere Seenotrettungsboot ASMUS BREMER der Station Schilksee erhält, nachdem es 88.000 Seemeilen (vier Endumrundungen) absol-viert hat, seinen letzten Liegeplatz ebenfalls im Deutschen Museum.

START

ZIEL

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33

63 Jahre Engagement für die SeenotretterIm Alter von 90 Jahren verstarb am 2. April 2017 der ehemalige Vorsitzer der Seenotretter Carl Max Vater.

63 Jahre lang engagierte er sich ehrenamtlich für die DGzRS, bis zuletzt war er Mitglied des Beschlussfassenden Gremiums. Carl Max Vater führte die Seenotretter von 1991 bis 2000 als Vorsitzer. Zuvor war er seit 1977 stellvertretender Vorsitzer; dieses Amt übte er auch von 2000 bis 2002 aus. Seine langjäh-rigen Erfahrungen brachte er noch im hohen Alter im Beirat der Seenotretter ein.

Begonnen hatte Vater seine ehrenamtli-che Tätigkeit 1954 als Vorstandsmitglied im Bezirksverein Bremen. Nach der Wiederver-einigung widmete er sich dem Zusammen-schluss der Seenotretter aus Ost und West sowie der Modernisierung der Technik auf den Stationen in Mecklenburg-Vorpom-mern.

Ein Meilenstein in Vaters Zeit als Vorsitzer waren die Vorbereitung der Indienststellung der HERMANN MARWEDE 2003 und das mit dem Bau

dieses größten Seenotrettungskreuzers verbundene umfassende Stationierungskonzept.

Im In- und Ausland war Vater ein ge-schätzter Gesprächspartner, in der Sache umsichtig und kompetent, aber unnachgie-big, wenn es im Interesse der Seenotretter erforderlich war. So manchen Standpunkt hat er dabei trotz aller Ernsthaftigkeit des Themas mit seinem unvergleichlichen, lei-sen Humor vertreten.

Zum 150-jährigen Bestehen der Seenot- retter engagierte sich Carl Max Vater noch einmal besonders: Gemeinsam mit einem weiteren Neffen von Henrich Wuppesahl trug er den Großteil der Baukosten des Seenot- rettungsbootes.

Die DGzRS wird Carl Max Vater ein ehren-des Andenken bewahren.

32 |KLÖNSCHNACK / WIR GEDENKEN

Nicht aus PappeStefan Siekmann baut Schiffsmodelle fast jeder Bootsklasse der Seenotretter – detailreich und aus Karton.

Echte DauerläuferRegen, Kälte, Hagel – die Bedingungen waren alles andere als rosig.

Selbst Hamburger Schietwetter konnte die drei Staffel-Teams der Seenotretter im April

beim 32. Haspa-Marathon nicht aufhal-ten. Am Ende freuten sich alle elf Läufer über ihre erfolgreiche Teilnahme. Ehrenamtliche Leistung und sportliche Leidenschaft scheinen Hand in Hand

zu gehen. Denn auch Gerhard Harder, ehrenamtlicher Vorsitzer der DGzRS, lief im April in Boston seinen bereits zehn-

ten Marathon. Die Langstreckenläufe in Ber-lin, New York, Tokio, Chicago, London und Boston zählen zu den sechs größten auf der Welt. Bei allen hat Harder inzwischen als Ein-zelstarter nach jeweils 42,195 Kilometern die Ziellinie erreicht.

… unseren ehemaligen Mitarbeiter Heinrich Käthner. Er ist am 4. April 2017 im Alter von 79 Jahren verstorben.

... Klaus Janssen-Visser, der am 6. Mai 2017 im Alter von 61 Jahren verstarb. Er war von 1985 bis 1994 freiwilliger Seenotretter auf der Station Juist.

... Peter Saß, der am 2. März 2017 im Alter von 76 Jahren verstarb. Von 1987 bis 1998 war er Vormann auf der Station Norderney.

... Gabriel Lühring, verstorben am 13. Feb-ruar 2017. Er war auf Langeoog freiwilliger Seenotretter. Lühring wurde 82 Jahre alt.

... Peter Stolzenburg aus Rethwisch. Er war ehrenamtlicher Sammelschiffchen-Betreuer und verstarb am 15. Februar 2017 im Alter von 76 Jahren.

… Peter Bootsmann. Er war von 2014 bis zu seinem Tod am 13. Mai 2017 freiwilliger Seenotretter auf dem Seenotrettungskreu-zer VORMANN JANTZEN. Bootsmann wurde 59 Jahre alt.

„Außerdem finde ich es doch kreativer,

so etwas ganz selbst zu bauen!“

„Ich bin beruflich vorbelastet“, gibt der Schiffsmodellbauer und Wasserbaumeister aus Haldensleben, dessen eigentliches Re-vier der Mittellandkanal ist, gerne zu. Stefan Siekmann hat mittlerweile eine ganze Flotte von Schiffen im Maßstab 1:87 nachgebaut. Außergewöhnlich daran: Der langjährige För-derer der Seenotretter fängt bei „Spant Null“ ohne vorgedruckte Bögen an.

Seine originalgetreuen Kartonmodel-le fertigt er vielmehr nach Generalplänen

oder nach eigenen Recherchen in Büchern an – oder noch lieber nach persönlichen Besichtigungen samt Fotografien des Origi-nals. Besonders interessieren ihn Spezial-, Arbeits- und Aufsichtsboote an Nord- und Ostsee. „Da gibt es leider kaum fertige Mo-dellbaubögen – und wenn doch, dann sind die im Maßstab 1:250. Das ist mir dann doch etwas zu fisselig“, schildert er die Vorlieben für sein größeres Format.

Wir trauern um …

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3534 |LÜTTJE SEENOTRETTER

SCHIFFSPROJEKT IN TRIER

BEGEISTERT KINDERGARTENKINDER

In der Kindertagesstätte Heiligenkreuz in Trier grassierte von Oktober 2016 bis Februar 2017

das Schiffsfieber: 20 wissbegierige Mädchen und Jungen recherchierten, beobachteten, ba-

stelten und bauten.

Die kleinen „Freibeuter“ waren mit Feuereifer dabei: Sie besuchten einen Schiffsmodellbau-

verein, steuerten das Modell eines Seenotrettungskreuzers und besichtigten ein Polizeiboot.

Im Kindergarten sahen sie sich die passenden Bilderbücher inklusive des Seenotretter-

Jahrbuches an und bauten selbst Schiffe aus Kunststoffsteinen.

Beeindruckt vom mutigen Einsatz der Seenotretter, wurde für die Nikolausfeier ein Sammel-

schiffchen organisiert. Darin landete unter anderem der Erlös für selbst gebackene Schiffs-

und Ankerplätzchen sowie herzhafte „Seenotretterbrote“.

Kurz darauf reiste einer der jungen „Schiffsexperten“ nach Bremen zur Taufe des Seenot-

rettungskreuzers BERLIN und überreichte dort das gut gefüllte Sammelschiffchen („Längsseits“

1/2017). Zurück in Trier sorgte sein Erlebnisbericht für viel Begeisterung. Da lag es nahe, das

neu eingetroffene Spielboot der Kita ebenfalls in einer festlichen Zeremonie zu taufen – auf

Kinderart mit Luftballons und Glitzersternchen, Taufspruch und Wikingertanz.

Wie bereits das Spielboot im Kindergarten Trier hat Dave auch seinen selbstgebastelten Seenot-

retter aus Papier nach dem Vorbild BERLIN getauft. Das Original – ein Seenotrettungskreuzer mit Tochterboot der neuen 28-Meter-Klasse – ist seit 2017 für die Station Laboe an der Kieler Förde im

Einsatz.

ZUKUNFTSTAG AM 27. APRIL 2017Amelie Schleevoigt, 12 Jahre, war eine der hoch-interessierten jungen Gäste, die der Zentrale in Bremen anlässlich des Zukunftstags 2017 einen Besuch abstatteten. Zu sehen gab es zunächst einen Film über die Seenotretter. Es folgten die Besichtigung der SEENOTLEITUNG und des Museumskreuzers H.-J. KRATSCHKE. Besonders angetan waren die 14 Schülerinnen und Schüler von der DGzRS-Werft. Hier bauten sie selbst ein kleines Seenotrettungsboot aus Aluminium zusammen.

IMPRESSUMHerausgeber: Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) Werderstr. 2, 28199 Bremen Telefon: 0421 53 707-610 E-Mail: [email protected] seenotretter.de

Redaktion / Text: Ralf Baur, Wolfgang Heumer, Tine Klier, Volker Kölling, Christina Müller, Alexander Nortrup, Christine Peters, Antke Reemts und Christian Stipeldey

Korrektorat: Kerstin Radtke

Gestaltung: Monika Grimme und Katja Philipsenburg

Herstellung: Printhaus Druck, Syke

Spendenkonto bei der Sparkasse Bremen: IBAN DE36 2905 0101 0001 0720 16, BIC SB BRE DE22