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Cathrin Rattay/Dennis Sawatzki/Jost Schneider FAQs Lehreralltag Zeitmanagement und Selbstorganisation Schulprofis beantworten die wichtigsten Fragen

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Cathrin Rattay/Dennis Sawatzki/Jost Schneider

FAQs Lehreralltag

Zeitmanagement und Selbstorganisation

Schulprofi s beantworten die wichtigsten Fragen

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Inhaltsverzeichnis 3

Inhaltsverzeichnis

Lehrer haben vormittags recht und nachmittags frei ............................................................. 5

Zeitmanagement und Selbstorganisation in der Schule

Im Unterricht ........................................................................................................................................ 6

Wie soll ich das alles unterbringen? 45 Minuten für gefühlte 125 Aufgaben ....................................................................................................... 6

Wie soll ich kompetenzorientiert unterrichten, wenn die Rahmenbedingungen nicht stimmen? Marschroute Kompetenzorientierung .......................................................................................................... 8

Wie schaffe ich mir ein eigenes Büro in der Schule? Arbeitsplatz Klassenzimmer ......................................................................................................................... 10

Im Kollegium ......................................................................................................................................... 12

Wie soll ich allen Anforderungen gerecht werden? Hoher Erwartungsdruck an junge Kollegen .................................................................................................. 12

Soll ich jetzt auch noch für die Kolleginnen arbeiten? Austausch von Unterrichtsmaterialien und gute Zusammenarbeit ............................................................... 14

Gibt es kollektives Zeitmanagement? Stau am Kopierer und Co. vermeiden ......................................................................................................... 16

Hintergrundartikel: Einzelkämpfertum .............................................................................................. 18

Im Lehrerzimmer ................................................................................................................................. 20

Wie kann ich dem Chaos im Lehrerzimmer entkommen? Das Lehrerzimmer – (k)ein Ort zum Wohlfühlen .......................................................................................... 20

Im Gespräch mit Eltern ..................................................................................................................... 22

Wie gehe ich mit Elternanrufen am Wochenende, am Abend, in den Ferien um? Immer erreichbar sein ................................................................................................................................. 22

Wie gehe ich mit Eltern um, die ständig fragen? Wie gehe ich mit Eltern um, die nie erreichbar sind? Mit Eltern im Gespräch ............................................................................................................................... 24

Immer dabei? Zusatzengagement ................................................................................................. 26

Muss ich mich wirklich für alles und alle engagieren?Wenn Lehrer es allen recht machen wollen ................................................................................................. 26

Hintergrundartikel: Helfersyndrom .................................................................................................... 28

Zeitmanagement und Selbstorganisation zu Hause und unterwegs

Arbeitsplatzorganisation .................................................................................................................. 30

Mit welcher Aufgabe soll ich bloß beginnen? Effektives Arbeiten am Schreibtisch ............................................................................................................. 30

Wie vermeide ich, dass mir am Abend alles wehtut? Sinnvolle Arbeitsplatzgestaltung .................................................................................................................. 32

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4 Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

Unterrichtsvorbereitung ................................................................................................................... 34

Ach ja, unterrichten muss ich ja auch noch! Damit die Unterrichtsvorbereitung nicht leidet ............................................................................................ 34

Wie setze ich Prioritäten? Entscheidungskriterien für die Unterrichtsvorbereitung ............................................................................... 36

Woher bekomme ich Unterstützung? Unterrichtsvorbereitung ist kein Ein-Mann-Job ............................................................................................ 38

Korrekturen ........................................................................................................................................... 40

Schon wieder habe ich 30 Arbeiten zu Hause liegen! Korrigieren von Klassenarbeiten und Heften ................................................................................................ 40

Soll ich alle Korrekturen mit Kollegen besprechen? Viele Meinungen verderben den Brei .......................................................................................................... 42

Wie gehe ich mit Erwartungshorizont, Korrekturkürzel und Co. um? Die Benotung sicher begründen .................................................................................................................. 44

Hintergrundartikel: Perfektionismus-Problematik ........................................................................... 46

Schuljahresplanung ............................................................................................................................ 48

Muss immer alles auf einmal kommen? So plane ich richtig ..................................................................................................................................... 48

Erarbeitung neuer Konzepte und Inhalte ................................................................................... 50

Muss ich das Rad selbst neu erfi nden? Bewährtes nutzen und sich in Neues einarbeiten ......................................................................................... 50

Auf dem Weg zur Arbeit ................................................................................................................... 52

Jeden Tag pendeln oder einfach umziehen? Der Umgang mit dem Schulweg ................................................................................................................. 52

Hintergrundartikel: Ergebnisse des Lehrergesundheitsberichtes ................................................. 54

Nicht am Schreibtisch ........................................................................................................................ 56

Muss ich immer im Schulmodus sein? Zeitlimits und Grenzen setzen! .................................................................................................................... 56

Wie kann ich einfach einmal runterkommen? Entspannen will gelernt sein! ....................................................................................................................... 58

Heilige Zeiten der Nicht-Erreichbarkeit ....................................................................................... 60

Muss ich ständig verfügbar sein? Wenn das Lehrerdasein zu einem Fulltimejob wird ...................................................................................... 60

Externe Hilfsinstanzen bei Stress oder Burn-out ...................................................................... 62

Die Autoren ........................................................................................................................................... 64

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Lehrer haben vormittags recht und nachmittags frei 5

Lehrer haben vormittags recht und nachmittags frei

Haben Sie das auch gedacht und sind aus diesem Grund Lehrer1 geworden? Dann sind Sie leider auf ein immer noch gängiges Klischee hereingefallen. Schon im Referendariat werden Sie dann eines Besseren belehrt und beim Berufsein-stieg erleben Sie einen herben Praxisschock. Zeitmangel ist eines der größten Probleme im Lehrerberuf, gerade für junge Kollegen, die sich die Unterrichtsmaterialien noch selbst erarbeiten und zusammenstellen müssen.

Eine geregelte 40-Stunden-Woche ist für Sie ein schöner Wunschtraum. In der Praxis investieren Sie oft 45 und mehr Stunden in den Beruf, und nicht selten müssen Sie auch an Wochenenden, Feiertagen oder in der Urlaubszeit Korrek-turen erledigen, Unterrichtsreihen planen oder Konzeptpapiere und Gutachten erstellen.

Effektives Zeitmanagement ist deshalb in Ihrem Beruf kein hübsches Extra, sondern eine unentbehrliche Arbeitsvoraussetzung. Wenn Sie von Ihrer knapp bemessenen Zeit unnötig etwas verschenken, werden Sie nicht nur Abstriche bei Ihrer eigenen Lebensqualität machen müssen, sondern mit hoher Wahr-scheinlichkeit zusätzlich Ärger mit Ihren Partnern oder Freunden bekommen, die erfahrungsgemäß nicht begeistert sind, wenn Sie die ihnen gewidmete Zeit reduzieren. Arbeitsdruck in der Schule und zusätzlich Ärger daheim ist aber eine Kombination, die schnell zu Versagensängsten und Erkrankungen führen kann. Nicht zufällig fi ndet man deshalb im Anzeigenteil von pädagogischen

Fachzeitschriften zahlreiche Werbeinserate von Sanatorien und Kurkliniken, die sich auf die Behandlung von Stress oder Burn-out spezialisiert haben.

Überanstrengung ist allerdings kein unausweichliches Lehrerschicksal. Es gibt Kolleginnen und Kollegen, die es schaf-fen, dem wachsenden Druck souverän standzuhalten und sowohl den berufl ichen als auch den privat-familiären Anfor-derungen gerecht zu werden.

Voraussetzung hierfür scheint vor allem zu sein, dass man sich konsequent an einige Regeln und Grundsätze hält, die eine geschicktere Nutzung der zur Verfügung stehenden Zeitressourcen ermöglichen. Diese Regeln werden nieman-dem in die Wiege gelegt. Und sie werden Ihnen leider auch nicht im Lehramtsstudium vermittelt.

Auf den folgenden Seiten beantworten wir Ihnen die wichtigsten Fragen zum Thema Zeitmanagement und Selbstorga-nisation. Jeder Frage ist eine Doppelseite dieses Buches gewidmet, sodass Sie auf einen Blick die Problembeschreibung und die jeweiligen Lösungsvorschläge erfassen können. Einige zwischengeschaltete Hintergrundartikel zu Themen wie Einzelkämpfertum, Helfersyndrom oder Perfektionismus dienen der Vertiefung.

Ziel eines effektiven Zeitmanagements ist nicht die stromlinienförmige Unterwerfung unter die Verwertungslogik unserer Leistungsgesellschaft, sondern die Gewinnung von echter Muße (otium). Diese Zeiten der Muße muss man sich im Lehrerberuf hart erkämpfen, aber wer sich konsequent an ein paar Grundsätze hält, geht aus diesem Kampf regelmäßig als Sieger hervor ...

1 Das generische Maskulinum bezeichnet hier und in den folgenden vergleichbaren Fällen beide natürlichen Geschlechter.

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6 Zeitmanagement und Selbstorganisation in der Schule

Zeitmanagement und Selbstorganisation in der Schule

Im UnterrichtWie soll ich das alles unterbringen? 45 Minuten für gefühlte 125 Aufgaben

Das Problem

Untersuchungen bestätigen, was Lehrer täglich erleben: Von den üblichen 45 Minuten je Unterrichtsstunde bleiben de facto vielleicht noch knapp 30 Minuten für das eigentliche Unterrichten übrig. Bis die Klasse zur Ruhe gekommen ist, die für das soziale Klima so wichtige Begrüßungssequenz stattgefunden hat und ein kurzer Rückblick auf die letzte Unterrichtsstunde gegeben wurde, bis dann vielleicht noch Hausaufgaben überprüft und nachbesprochen wurden, ein Überblick über die Themen der Stunde gegeben wurde, sind gut und gerne 15 Minuten bereits verstrichen. Weiterhin müssen laut einer Studie (Bennett, B. / Smilanich, P. (1995): Classroom Management. A Thinking and Caring Approach. Ontario: Bookation.) 7–18,5 % der Unterrichtszeit auf Disziplinierungen verwendet werden, wenn der Lehrer auf Störungen zu reagieren hat. Damit halbiert sich nicht selten die verfügbare Zeit in einer Unterrichtsstunde für die Vermittlung neuer Inhalte.Aufgrund der Mehrfachaufgabe von Lehrern, die längst das eigentliche Unterrichten überschritten hat, befi nden sich diese in einem Dilemma, welches sich aus den curricularen Vorgaben einerseits und den realen Anforderungen im Klassenraum andererseits ergibt.

Typische Fallen

� Die Lehrpläne vermitteln dem Lehrer, er müsse seine Unterrichtsstunde maximal vollstopfen. Dies führt oft dazu, dass die Inhalte runtergerattert oder nur sehr verkürzt erläutert werden. Doch wer einfach nur schneller redet, sagt in den Ohren der Schüler nichts Wichtiges mehr aus. Denn die Zuschreibung von Bedeutsamkeit muss vom Lerner selbst vorgenommen werden. Begegnen ihm jedoch Inhalte und Informationen, die sehr kurz gehalten oder nur schemenhaft dargestellt werden, kann er ihnen nicht den Stellenwert einräumen, den sie aus Lehrersicht eigentlich beanspruchen.

� Der Mangel an Zeitressourcen führt nicht selten auch dazu, dass die Lehrperson nicht in dem erforderlichen Maße auf die individuellen Bedürfnisse ihrer Schüler eingehen kann. Entweder werden Rückfragen der Schüler aus Zeit-gründen ignoriert oder nur unzureichend beantwortet (um wenigstens eine Antwort gegeben zu haben), Wortbei-träge von Schülern abgebrochen oder es herrscht durch den für alle Beteiligten spürbaren Zeitdruck ohnehin eine Atmosphäre, in der sich die meisten Schüler ihre Fragen gar nicht zu stellen getrauen.

� Es ist weiterhin nicht auszuschließen, dass der Lehrer aufgrund seiner vielen zu vermittelnden Inhalte mit einer Art Drehbuch im Kopf den Unterricht bestreitet. Sobald ein Schüler etwas gesagt hat, was zum eigenen Plan passt, geht man auf die anderen Meldungen und Wortbeiträge nicht mehr ein.

KonsequenzenIm Klassenraum herrscht Stress. Und der hemmt das Lernen. Einzelne Schüler – zumeist die ohnehin leistungsstärkeren oder -orientierteren – lernen etwas und alle anderen werden kognitiv abgehängt.

Ich würde ja gerne mehr auf meine Schüler eingehen! Aber dafür bleibt einfach nicht die Zeit. In 45 Minuten soll ich Lernstände diagnostizieren, das soziale Miteinander in der Klasse fördern, jedem Schüler einzeln gerecht werden, kompetenzorientiert arbeiten und tausende Inhalte vermitteln, die mir vom Lehrplan vorgegeben werden. Dafür bräuchte ich zehn Mal so viel Zeit! Und in der nächsten Stunde komme ich in eine andere Klasse und habe die gleichen Herausforderungen, aber ganz andere Kinder vor mir sitzen.

Wenn ich mich für eine Unterrichtsstunde richtig gut vorbereitet habe, stelle ich immer wieder fest, dass ich hinten und vorne nicht fertig werde. Ich schaffe dann meistens vielleicht die Hälfte von dem, was ich mir eigentlich vorgenommen hatte. Mittlerweile zweifl e ich ernsthaft daran, ob ich mich über-haupt noch so gründlich vorbereiten sollte.

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Zeitmanagement und Selbstorganisation in der Schule 7

Im Unterricht

Die Lösung

� Setzen Sie klare Prioritäten! Das klingt zwar nach einer Glückskeksweisheit, aber nur, weil die meisten Menschen diesem Rat nicht folgen. Schreiben Sie sich auf, welche Themen oder Methoden Sie unbedingt in einer Unterrichts-stunde behandeln wollen oder müssen, welche nach Möglichkeit noch untergebracht werden sollten und welche Sie sinnvollerweise als Puffer mit aufnehmen können, falls unverhofft sogar noch Zeit übrig bleiben sollte.

� Hier die zweite Binsenweisheit: Weniger ist mehr! Dieser altbekannte Ausspruch trifft vor allem auf die Nachhaltigkeit des Lernens zu. Je mehr Informationen auf unser Gehirn niederprasseln, desto schwerer fällt es ihm, diese Inhalte entsprechend in die eigenen Wissensstrukturen zu integrieren. Und umgekehrt gilt: Je mehr Zeit man hat, sich mit einem einzelnen Thema zu befassen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass man hier kognitiv in eine gewisse Tiefe gelangt und das Thema als wichtig abspeichert.

� Setzen Sie sich nicht selbst unter Druck, eine Unterrichtsstunde exakt vorhersagen können zu müssen. Unterricht ist ein sozialer Prozess, an dem so viele verschiedene Menschen beteiligt sind, dass Unberechenbarkeiten unumgäng-lich sind. Doch genau in diesen Unwägbarkeiten besteht oftmals die größte Lernchance: Gestehen Sie sich selbst zu, eine Unterrichtsstunde auf sich zukommen zu lassen und erst in der konkreten Situation zu entscheiden, wie Sie angemessen damit umgehen können.

� Arbeiten Sie mit Pufferblöcken! Und zwar in beide Richtungen: Überlegen Sie sich zum einen im Vorfeld, welche Themen, Methoden oder Phasen Sie kurzerhand auslassen können, falls die Zeit nicht ausreicht. Und überlegen Sie sich zum anderen, was Sie machen können, wenn Sie mit Ihrem Plan nach 35 Minuten fertig sind. Achten Sie hierbei aber unbedingt darauf, dass die Schüler solche Puffer nicht als bloße Beschäftigungstherapie empfi nden, sondern als inhaltlichen oder sozialen Mehrwert (zum Beispiel ein Quiz am Ende der Unterrichtsstunde oder eine Teamübung, die den Schülern Spaß macht und das Klassengefüge stärkt).

� Berücksichtigen Sie stets, dass die Form nicht über den Inhalt entscheiden sollte. Wenn Sie also aus formalen Grün-den dazu verleitet sind, eine Einzel- oder Gruppenarbeitsphase zu verkürzen, um in Ihrem Zeitplan zu bleiben, über-legen Sie, ob dies die für die Schüler sinnvollste Option ist, um möglichst viel von den Inhalten mitzubekommen.

� Wenn ein wichtiger Punkt zeitlich nicht mehr unterzubringen ist: Richten Sie beispielsweise einen Themenspeicher ein, damit Sie und Ihre Schüler auf dem Schirm haben, was beim nächsten Mal noch nachgeholt werden wird.

� Wenn Sie Mitglied einer Steuergruppe oder eines Schulleiterteams sind: Überlegen Sie, ob die bestehende Unter-richtstaktung den Anforderungen Ihres Schulalltags gerecht wird. Seit einigen Jahren schreiben viele Schulgesetze keine 45-Minuten-Taktung mehr vor. Wenn zum Beispiel vier 70-Minüter am Tag eingerichtet werden, müssen sich Lehrer wie Schüler nicht allzu häufi g auf einen neuen Rahmen einlassen und können auch eher zur Ruhe kommen.

Ich mache mir für jede Stunde einen kurzen Ablaufplan, damit ich eine Idee habe, was ich in welchem zeitlichen Umfang vermitteln möchte. Allerdings baue ich mir diesen Plan modular: Es gibt zum Beispiel vier Themen, die ich behandeln möchte, die aber in einer internen Reihenfolge stehen. Natürlich beginne ich mit den aus meiner Sicht wichtigeren Themen (wenn sie nicht logisch aufeinander auf-bauen und aneinander anknüpfen) und schaue dann, ob ich auch noch zu den anderen komme. Ansonsten entscheide ich nach der Unterrichtsstunde, ob ich einen Themenblock für die nächste Stunde „recyceln“ möchte oder ob ich ihn unter den Tisch fallen lasse. Der Vorteil: Dadurch spare ich mir einiges an Vorbereitungszeit für die nächste Unterrichtsstunde, da ich fast immer einen bis zwei Themenaspekte aus der vorangegangenen Stunde wieder aufgreife bzw. nachhole.

Ich habe aus der Vergangenheit gelernt und packe mir die einzelnen Stunden nicht mehr so voll. Ich bereite mich zwar nach wie vor gründlich auf meinen Unterricht vor, fülle die 45 Minuten aber nur noch zur Hälfte mit Inhalten auf. Das nimmt mir und meinen Schülern enorm viel Stress. Zugegeben: Wir schaffen auf dem Papier zwar nicht mehr so viele Themen, doch die Themen, die wir behandeln, errei-chen viel mehr Schüler und bleiben vor allem auch viel länger in deren Köpfen.

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8 Zeitmanagement und Selbstorganisation in der Schule

Im Unterricht

Wie soll ich kompetenzorientiert unterrichten, wenn die Rahmenbedingungen nicht stimmen? Marschroute Kompetenzorientierung

Das Problem

Die Kernlehrpläne bestehen aus a) verbindlichen Inhalten und b) sogenannten Kompetenzerwartungen, die an eine jede Schule, einen jeden Lehrer gestellt werden. Es ist jedoch kein Geheimnis, dass die Mess- und Vergleichbarkeit von Kompetenzen weitaus strittiger ist als die Überprüfbarkeit von fachlichem Wissen. Diesem Unterschied zwischen Wissen auf der einen und Können auf der anderen Seite wird systemisch noch nicht in dem erforderlichen Maße Rech-nung getragen. Denn das Schulnotensystem lässt sich nicht einfach 1:1 übertragen. Doch Vergleichsarbeiten, zentrale Lernstandserhebungen, zentrale Prüfungen am Ende der Klasse 10 oder ein Zentralabitur setzen diesbezüglich ein ganz klares Zeichen: Schüler, Lehrer, Schulen, Bundesländer und – vor dem Hintergrund internationaler Schulleistungs-untersuchungen wie PISA oder TIMSS – sogar ganze Länder werden anhand ihrer fachlichen Leistungen, also ihres Wissens, beurteilt. Dass viele Lehrer die gut gemeinten Schritte in Richtung Kompetenzorientierung nicht mitgehen, kann ihnen kaum verübelt werden – solange die Leistungsbeurteilung eines Lehrers noch deutlich von den beurteilten Leistungen seiner Schüler abhängt …

Typische Fallen

� Im Zentrum des Unterrichts steht zumeist noch ganz klar das Thema, der Inhalt, der Lernstoff. Immerhin hat Deutschland lange Zeit die weltweit dicksten Lehrpläne gehabt! (Erst die neuen Kernlehrpläne sind wesentlich kürzer.) Das prioritäre Ziel von Unterricht ist das vorab defi nierte Vermittlungsziel, nicht der Vermittlungsweg. Kom-petenzen sollen nebenher vermittelt werden. Unsere Unterrichtsfächer heißen Mathematik, Englisch, Geschichte – nicht Teamfähigkeit, Präsentationskompetenz oder Selbstorganisation. Dass sowohl in den Augen der Lehrer als auch der Schüler (und nicht zuletzt auch der Eltern) die Kompetenzvermittlung bzw. Kompetenzentwicklung eine Nebensache ist, bleibt hierbei nicht aus. Solange die Leistungsorientierung in dem Maße systemisch aufrechterhal-ten wird, kann die Kompetenzorientierung nicht an die Monopolmachtstellung des Fachlichen heranragen.

� Dieses Ungleichverhältnis führt dazu, dass manch ein Lehrer weiterhin dem Fachlichen den Vorzug gibt und auf Kompetenzentwicklung fast gänzlich verzichtet. Denn es fehlt sowohl die zwingende Notwendigkeit als auch eine Form der Überprüfbarkeit, seinen Unterricht mehr in Richtung Kompetenzorientierung umzugewichten. Hierfür bedarf es klarer Standards, die schulintern festgesetzt werden müssen und zum Beispiel in Form von wechselseitiger Hospitation sichtbar werden. Und die Schüler benötigen darüber hinaus Plattformen außerhalb ihres Klassenver-bandes, wo sie ihre erworbenen und/oder verbesserten Kompetenzen unter Beweis stellen können und hierfür auch – ohne Benotung – wertgeschätzt werden (etwa: Projekttage).

Konsequenz

Die in den Lehrplänen geforderte, nein, pardon: erwartete Kompetenzentwicklung wird notgedrungen arg stiefmütter-lich behandelt, da die Rahmenbedingungen ihr noch nicht den Raum zugestehen, den sie benötigt.

Die Schüler bekommen heute viel weniger Grundlegendes in ihrem Elternhaus vermittelt. Fragen der Höfl ichkeit, der Konfl iktlösung oder des Allgemeinwissens werden bei vielen Schülern offenbar in der Schule zum ersten Mal thematisiert. Wir haben viel mehr Erziehungsarbeit zu leisten, als das vor zehn, fünfzehn Jahren noch der Fall war. Aber werden die Lehrpläne deshalb schlanker? Im Gegenteil! Wir müssen immer mehr, mehr, mehr vermitteln und haben kaum Entlastungen. Manchmal weiß ich ein-fach nicht, wo mir der Kopf steht.

Unsere Vorgaben verändern sich immer mehr in Richtung Kompetenzorientierung. Die Inhalte sind anscheinend nicht mehr so wichtig wie früher. Aber ich hab das Gefühl, dass wir heutzutage beides gleichermaßen leisten müssen: ungemindert die Inhalte vermitteln und Kompetenzen fördern. Doch im Endeffekt werden in den Klassenarbeiten die Inhalte abgefragt. Daran muss sich mein Unterricht doch messen lassen!

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Im Unterricht

Die Lösung

� Ein kompetenzorientierter Unterricht muss gar nicht so viel zusätzliche Zeit beanspruchen. Oftmals genügen auch kleinere Einheiten wie die skizzierten Austauschphasen vor einer Gruppenarbeit, die Sozialziele oder die Refl exions-phasen nach der Gruppenarbeit. Wichtig ist jedoch, dass die Sozialkompetenzen explizit zum Thema des Unterrichts – und damit zu einem festen Bestandteil der Lernkultur – werden.

� Kompetenzen besonders in den Blick zu nehmen, gelingt auch über klare Rollenverteilungen. Wenn Schüler im Unterricht verantwortungsvolle Rollen zugewiesen bekommen (zum Beispiel Zeitwächter oder Materialbeschaffer), üben sie nebenher wertvolle Kompetenzen ein.

Ich nehme die Kerncurricula sehr ernst. Denn ich möchte, dass meine Schüler fi t sind für ihre Prüfun-gen. Das ist ja schließlich wichtig für ihre Jobaussichten. Aber ich weiß auch, dass manche Unterneh-men dazu übergehen, nicht mehr so sehr auf die bloßen Noten zu schauen, sondern die gesamte Per-sönlichkeit ihrer Bewerber unter die Lupe zu nehmen. Also versuche ich eine gesunde Mischung zu fi nden. Vor einigen Monaten habe ich angefangen, zu Beginn jeder zweiten Partner- oder Gruppenarbeitsphase mit voller Absicht drei Minuten einzuplanen, in denen die Gruppenmitglieder sich untereinander über personenbezogene Aspekte austauschen (zum Beispiel ihre Lieblingslektüre, Kinofi lme, die sie zuletzt gesehen haben, oder etwas, worauf sie sich momentan besonders freuen). Ich habe festgestellt, dass meine Schüler nach anfänglicher Skepsis diese Phasen nun sehr genießen, da sie sich im Unterricht über Außerunterrichtliches austauschen können, ohne dafür sanktioniert zu werden.Diese Phasen kosten mich nur einen ganz kleinen Teil der zur Verfügung stehenden Unterrichtszeit. Aber die Aufmerksamkeit ist höher, die Bereitschaft zur Gruppenarbeit größer und die Stimmung irgendwie gelöster. Und ich bilde mir ein, dass ich hiermit einen wichtigen Beitrag zur Persönlichkeits- und Kompetenzentwicklung meiner Schüler leiste.

Ich setze für mich klare Prioritäten. Die Anforderungen, die an mich gestellt werden, sind teilweise widersprüchlich, in jedem Falle aber ausufernd. Also bin ich in mich gegangen und habe mich gefragt, warum ich diesen Job ausübe. Es geht mir um die Zusammenarbeit mit den Kindern und Jugendli-chen! Und da ich aus meiner eigenen Schulzeit weiß, dass mich nun wahrlich nicht das fachliche Wis-sen an erster Stelle geprägt hat, sondern das, was ich an Fähigkeiten erworben habe, und das, was ich an Erfahrungen mit meinen Mitschülern und Lehrern gemacht habe, versuche ich auch meinen eigenen Unterricht danach auszurichten. Ich möchte, dass meine Schüler gestärkt aus meinem Unter-richt gehen. Denn jeder Schüler hat doch seine Stärken! Und die versuche ich mit ihm gemeinsam herauszufi nden. Statt nur zu unterrichten, versuche ich immer auch aufzurichten! Und das spüren meine Schüler.

Ich habe mir angewöhnt, für jede längere Gruppenarbeitsphase ein Sozialziel zu benennen und kurz mit den Schülern durchzusprechen. Wenn ich zum Beispiel beim letzten Mal beobachtet habe, dass die Gruppenmitglieder untereinander kaum Blickkontakt hielten, dann wähle ich diesen Punkt als Sozi-alziel aus. Die Schüler sollen dann selbst sagen, warum dieses Ziel überhaupt wichtig ist und woran man als Außenstehender feststellen kann, ob das Ziel erreicht wurde. Hier wäre das zum Beispiel: Der Blickkontakt ist wichtig, um sich gegenseitig wahrzunehmen und besser zuzuhören. Als Außenstehen-der kann man sehen, dass sich die Gruppenmitglieder nicht nur immer wieder in die Augen schauen, sondern auch körpersprachlich einander zugewandt sind.Dann wähle ich – bei schwierigeren Sozialzielen – zwei oder drei Schüler aus, die mal vormachen sol-len, wie sie sich in ihrer anschließenden Gruppenarbeit verhalten könnten, um das Ziel zu erreichen. Und nach der Gruppenarbeit führe ich ein kurzes Daumenfeedback durch, bei dem jedes Gruppenmit-glied mit dem Daumen (nach oben, seitlich oder nach unten gerichtet) anzeigt, wie das Sozialziel in seiner Gruppe seiner Meinung nach umgesetzt wurde. Und ich selber schließe mein Feedback an, da ich während der Arbeitsphase ja auch herumgegangen bin und beobachtet habe.

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10 Zeitmanagement und Selbstorganisation in der Schule

Im Unterricht

Wie schaffe ich mir ein eigenes Büro in der Schule? Arbeitsplatz Klassenzimmer

Das Problem

Sowohl das Klassenraum- als auch das Lehrerraumprinzip bringen gewisse Nachteile mit sich. Die nach wie vor übliche Unterrichtstaktung (45-Minuten-Stunden, 5-Minuten-Pausen) verschärft die Probleme zusätzlich. Der stete Raum-, Fächer- und Personenwechsel bedeutet für alle Beteiligten Stress. Dass sich Schüler in ihrer Schule nicht „zu Hause“ fühlen und stattdessen fast jede Schule ein Problem mit Vandalismus hat, hängt sicherlich auch hiermit zusammen.

Typische Fallen

� Aufgrund der Zeitknappheit verzichten viele Lehrer auf Schülergespräche in der Fünf-Minuten-Pause, bieten den gesprächssuchenden Schülern aber keinen konkreten Alternativtermin an (zum Beispiel in der großen Pause). So fallen auch die Schüleranliegen und eine funktionierende Lehrer-Schüler-Betreuung nicht selten der Zeitnot zum Opfer.

� Andere Lehrpersonen wiederum versäumen es, auf sich selbst zu achten, und hetzen von einem Ort zum anderen, ohne sich selbst einmal eine wenigstens zweiminütige Auszeit zu gönnen. Der permanente Lautstärkepegel, der in Klassenräumen und auch Lehrerzimmern vorherrscht, belastet auf Dauer stärker, als man dies als Betroffener selbst wahrnimmt oder sich eingestehen mag. Die überproportionale Häufi gkeit von Stresssyndromen und Burnout bei Lehrern ist auch dem Umstand geschuldet, dass es kaum Rückzugs- und Ruhemöglichkeiten für Lehrer in der Zeit zwischen 8 und 14 Uhr gibt. Das geläufi ge Lehrer-Bonmot „Morgens habe ich recht und nachmittags hab ich frei“ ist daher natürlich eine ganz unsinnige Darstellung des Lehrerberufes.

Konsequenz

Wenn die eigenen Bedürfnisse auf Dauer missachtet werden, sinkt die Widerstandsfähigkeit bei Stress und die Tole-ranzgrenze bei Unterrichtsstörungen. Aufgrund der hierarchischen Höherstellung qua Amt bleibt es oft nicht aus, dass die eigene Gereiztheit an den Schülern ausgelassen wird, die jedoch selbst ebenfalls oft mehr Opfer denn Täter sind.

Mein Zeitmanagement ist eigentlich nicht schlecht. Aber 45 Minuten habe ich trotzdem fast nie für mei-nen Unterricht Zeit. Entweder muss ich kurz vor dem Klingeln Schluss machen oder aber ich komme zwei, drei Minuten später in den nächsten Klassenraum. Unsere Schulgebäude sind so verstreut, dass man einfach nicht immer mit den Fünf-Minuten-Pausen hinkommt. Und an ein Pausengespräch mit einzelnen Schülern oder an einen Toilettengang ist sowieso nicht zu denken.

In den meisten anderen Berufen haben die Mitarbeiter ihren eigenen Schreibtisch. Wir haben mit dem Lehrerzimmer nur ein großes Gemeinschaftsbüro und ansonsten die Klassenzimmer, die wir aber ja nur für eine Stunde oder eine Doppelstunde beziehen. Für meine Fächer brauche ich jede Menge Anschauungsmaterial, aber es nervt mich einfach, mich immer wie ein Umzugsunternehmen fühlen zu müssen und ständig mit Sack und Pack von einem Raum zum nächsten zu ziehen. Mittlerweile lasse ich viele Unterlagen einfach zu Hause – selbst wenn den Schülern dann und wann ein wichtiger Lern-impuls fehlt. Ich bin halt kein Packesel!

Wir haben seit zwei Schuljahren bei uns das Lehrerraumprinzip eingerichtet. Jeder Lehrer hat also sei-nen festen Klassenraum und die Schüler kommen uns für eine Unterrichtsstunde quasi besuchen. Das hat mir sehr viel Wegstrecke und Hin-und-her-Schlepperei erspart. Von der Unterrichtszeit habe ich trotzdem nicht die vollen hundert Prozent. Denn jetzt müssen die Schüler pendeln. Und dreißig mittelmäßig motivierte Schüler gelangen defi nitiv langsamer von A nach B als ein einzelner pfl ichtbe-wusster Lehrer.

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Im Unterricht

Die Lösung

� Suchen Sie sich Rückzugsmöglichkeiten in den Pausen, wenn Sie das Bedürfnis haben, auch mal für sich allein zu sein.

� Achten Sie darauf, dass Sie sich in jeder großen Pause mindestens zwei Minuten Zeit nehmen, um die Augen zu schließen, tief durchzuatmen und sich auf etwas Außerschulisches zu konzentrieren (zum Beispiel eine am Abend anstehende Verabredung mit Freunden, ein gestern gesehener Film, das nächste Urlaubsziel).

� Beachten Sie, dass Sie dabei ungestört sind (zum Beispiel in einem leeren Klassenzimmer) und dass Sie kein Lärm umgibt.

� Richten Sie sich Ihren eigenen Bereich im Lehrerzimmer individuell ein: Stellen Sie ein Foto oder eine Blume auf Ihren Tischbereich und stecken Sie bei Bedarf sogar Ihr „Territorium“ ab mithilfe eines Namensschilds oder eines humorvollen Aufklebers (zum Beispiel eine Karikatur / ein Comic).

Da ich als Erdkundelehrerin auch regelmäßig Kartenmaterial einsetze und nicht jede Klasse mit einem eigenen Kartenständer ausgestattet ist, habe ich meine Schüler hier mit eingebunden. Ich habe ihnen verdeutlicht, dass das Anschauungsmaterial wichtiger Bestandteil des Lernprozesses ist und dass sie eine Eigenverantwortung für ihren Lernfortschritt tragen. Ich habe daraufhin mein Problem mit dem vielen Gepäck erläutert und die Schüler gefragt, wie wir aus ihrer Sicht zu einer Lösung des Problems kommen.Da sie angeboten haben, mir beim Tragen zu helfen, gibt es jetzt wechselnd für jede Stunde zwei Schüler, die kurz vor Unterrichtsbeginn vor dem Lehrerzimmer warten und mir den Kartenständer und die Karten oder auch die Atlanten und manchmal die Globen abnehmen und in die Klasse bringen. Sie sind am Ende der Stunde dann dafür verantwortlich, die Sachen wieder ordnungsgemäß zurück-zubringen.

Wir haben bei uns ebenfalls das Lehrerraumsystem eingeführt. Vorbild waren für uns die Niederlande, wo dieses Prinzip die Regel ist. Der Vorteil ist ganz klar, dass ich hier all meine erforderlichen Unterla-gen und Materialien verstauen kann und mit sehr viel weniger Gepäck zur Schule anreise. Da ich Fahr-radfahrerin bin, kommt mir die Umstellung an unserer Schule sehr gelegen.Außerdem habe ich im letzten Schuljahr begonnen, mir den Raum auch ein wenig „heimelig“ einzu-richten. Mittlerweile sieht er gar nicht mehr so sehr nach 08/15-Klassenraum aus wie vorher. Und ich fi nde es immer wieder spannend, bei Kollegen in den Raum zu kommen und zu schauen, was sie aus ihrem „Territorium“ gemacht haben.Na klar, die Schüler müssen jetzt mehr Wegstrecke am Tag zurücklegen als noch zu Zeiten des Klas-senraumprinzips. Aber die Bewegung tut ihnen auch merklich gut. Anfangs mussten wir fest stellen, dass die Unterrichtsstunden kaum mal pünktlich anfangen konnten, weil immer ein Teil der Klasse zum Stundenbeginn fehlte. Wir haben dann aber in der Lehrerkonferenz beschlossen, unsere Stun-den- und Pausenlänge anzupassen. Bei uns gibt es jetzt keine Fünf-Minuten-Pausen mehr; die kleinen Pausen dauern jetzt zehn Minuten. Und wir haben noch ein paar pädagogische Maßnahmen für Zuspätkommer fl ächendeckend eingeführt. Und mittlerweile kann der Unterricht praktisch immer pünktlich starten.

Wenn ein Schüler mich um Rat fragt oder aus sonstigen Gründen das Gespräch sucht, prüfe ich für mich selbst, ob ich gerade die Zeit und Kraft dazu habe. Meistens stelle ich dabei für mich fest, dass mich ein Gespräch, das laut Schüleraussage natürlich „nur eine Minute“ dauert, erfahrungsgemäß aber eher vier bis sechs Minuten, im jeweiligen Augenblick zu sehr belasten würde. Damit würde ich weder mir noch dem Schüler gerecht werden.Also sage ich ihm oder ihr das auch ganz offen, dass ich jetzt leider keine Zeit habe. Aber ich biete den Schülern dann immer direkt eine Alternative an. Wenn wir uns verabreden, schreibe ich mir das direkt auf und fordere auch vom Schüler, sich den Termin (selbst wenn er in der nächsten großen Pause stattfi nden soll) und den Ort zu notieren, damit wir beide eine verbindliche Vereinbarung getroffen haben und niemand unnötig auf den anderen warten muss.

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Im Kollegium

Wie soll ich allen Anforderungen gerecht werden? Hoher Erwartungsdruck an junge Kollegen

Das Problem

Die Anforderungen an junge Kollegen sind oftmals besonders hoch.

Auf der einen Seite werden sie „angezapft“, weil sie zu den wenigen gehö-ren oder sogar die einzigen sind, die sich innerhalb der vergangenen Jahre mit didaktischen Konzepten, aktuellen Methoden und neuen Unterrichtsma-terialien intensiv auseinandergesetzt haben. Jeder erfahrene Lehrer würde (zumindest vorübergehend) auch erst einmal schwimmen, wenn man ihn aus heiterem Himmel fragen würde, was denn jetzt Didaktiker xy zur Lösung dieses Problems beitragen könnte und ob ihm nicht Materialien einfi elen, die genau für diese Gruppe spezifi scher Schüler geeignet seien. Von jungen Kollegen erwartet man jedoch oft, dass sie das gerade erst erwor-bene und noch kaum in der Praxis erprobte Wissen spontan und punktgenau anwenden und übertragen können. Der Alltag mit den Kollegen kann so – ganz ohne böse Absicht – schnell zu einer Art Spießroutenlauf werden, der sich wie eine Dauerprüfung anfühlt: Kennst du da nicht etwas, weißt du hier nichts zu, hattet ihr da nicht gute Materialien …?

Auf der anderen Seite muss, wer frisch im Schuldienst ist, sehr schnell einen Überblick über die an der Schule übli-chen Routinen, die rechtlichen Vorgaben im Schulalltag und die effi zientesten Kommunikationsstrukturen und -wege bekommen, denn Eltern stellen Fragen, Kollegen geben einem Unterlagen, die man bearbeiten muss, und Schüler kommen mit Problemen. Strukturen und Erfahrungen, die Kollegen sich über Jahre erworben und weiterentwickelt haben, müssen schnellstens durchschaut werden und der eigene Platz im bestehenden System muss gefunden und eingenommen werden.

Typische Fallen

� Man meint, auf alles sofort und selbst eine Antwort haben zu müssen.

� Man übernimmt wieder die Rolle des „Prüfl ings“, meint, sich ständig bewähren zu müssen, und will sich keine „Blöße“ geben.

� Den hohen Erwartungen von Schulleitung, Kollegen, Eltern, Schülern und dem gesamten Umfeld setzt man noch eins drauf: Die Erwartungen an sich selbst steigen ins Unermessliche!

Konsequenz

Man setzt sich ständig unter Druck und bürdet sich viel mehr Aufgaben auf, als man realistischerweise in der zur Verfügung stehenden Zeit bewältigen kann.

Die Schulleitung erzählt mir ständig, dass ich frischen Wind ins Kollegium bringen werde, neue Impulse werde geben können. Und in der Fachkonferenz fragt eine Kollegin andauernd, was denn die aktuellen Erkenntnisse zu diesem oder jenem Thema seien, ich käme ja schließlich frisch von der Uni und aus dem Seminar und wüsste Bescheid. Die tun alle so, als wäre ich eine Art Modernisierungs-Lexikon, das für jedes Problem, das sie seit Jahren wälzen, eine Lösung parat haben müsste.Und dann soll ich zusätzlich von jetzt auf gleich wissen, wie hier an der Schule und drumherum alles abläuft. Neulich kam Leons Mutter und hat mich gefragt, ob sie wegen der LRS-Diagnostik jetzt zum Schulpsychologen gehen soll oder ob der Zettel des außerschulischen Förderinstitutes ausreiche, damit die Notengebung ausgesetzt werde. Vielleicht könne ich ja auch selbst diagnostizieren? Wann soll ich denn die ganzen Antworten fi nden und was soll ich zuerst machen: die Seminarunterla-gen herausholen, um mir in den Konferenzen keine Blöße zu geben, den LRS-Erlass durcharbeiten oder mit dem Schulpsychologen sprechen …?

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Zeitmanagement und Selbstorganisation in der Schule 13

Im Kollegium

Die Lösung

� Machen Sie sich (und vielleicht mittels Humor und Ironie sogar auch Ihrem Umfeld) bewusst, dass Sie – genauso wenig wie jeder andere – auf alles eine Antwort haben können. Wenn Sie interessante Impulse geben können, ist das toll; wenn nicht, ist es aber auch in Ordnung!

� Lassen Sie sich nicht in die Rolle des Prüfl ings drängen, der sich ständig bewähren muss. Ja, Sie möchten und sollen Ihren Job gut machen. Dazu haben Sie bereits viele Kompetenzen erworben. Machen Sie sich diese Stärken bewusst. Und dass man als Neuling noch nicht alles weiß und kann, ist natürlich. Wichtig ist nur, dass man diese „Schwachstellen“ erkennt und dann nach und nach offensiv bearbeitet.

� Wenn Sie Zeit brauchen, dann nehmen Sie sich Zeit: Es ist und wirkt immer souveräner, wenn man sagt, dass man etwas genauer nachsehen oder besprechen muss, und dann mit sinnvollen Antworten aufwarten kann, als wenn man quasi mit der Pistole auf der Brust irgendwelches Halbwissen von sich gibt.

� Suchen Sie sich im Kollegium gezielt Ansprechpartner, die Ihnen zu spezifi schen Themenbereichen helfen können. Fordern Sie auch bei der Schulleitung – selbstverständlich in höfl icher Form – Hilfe ein, wenn Ihnen Informationen fehlen oder es an Unterstützung mangelt.

� Bedenken Sie: Niemand kann es allen recht machen! Wem können und wollen Sie es also recht machen?

Auf das „Anzapfen“ reagiere ich unterschiedlich: Erst mal überlege ich in Ruhe – ich bin ja kein Antworten-Automat. Wenn mir etwas Passendes einfällt, das mich selbst auch überzeugt, schildere ich es gern kurz. Fällt mir nichts ein, sage ich das auch so und spiele den Ball zurück: „Momentan wüsste ich nichts Geeignetes, aber wie habt Ihr das denn bisher gemacht?“

Wenn Eltern oder andere mich Dinge fragen, die ich einfach noch nicht beantworten kann, sage ich direkt, dass ich als Neuer an der Schule noch nicht genau weiß, wie man an dieser Schule in einem solchen Fall konkret vorgehen muss, dass ich mich aber erkundigen werde und mich melde, sobald ich Genaueres weiß.

Ich bin nicht so der spontane, schlagfertige Typ, ich muss immer erst in Ruhe überlegen. Deshalb ver-suche ich solchen „Anzapf-Versuchen“ vor Publikum immer erst einmal mit Humor zu begegnen und auch ein bisschen zu betonen, dass ich kein Computer, kein Lexikon bin, in dem man „googeln“ kann: „Sorry, aber dazu spuckt meine interne Suchmaschine gerade nichts aus.“ Wenn es eine für mich und andere wirklich interessante Fragestellung ist, biete ich an, sie mir aufzu-schreiben, in Ruhe zu überlegen, und, falls mir etwas einfällt, in der nächsten Sitzung oder Konferenz darüber zu berichten.

Bin ich unsicher, ob ich Fragen von Eltern (oder anderen) zu rechtlichen Aspekten, zu Routinen an der Schule o. Ä. korrekt beantworten kann, sage ich, dass ich mit Kollege / Kollegin xy über das Vorgehen zunächst beraten werde, damit wir für das Kind die besten Entscheidungen treffen und die richtigen Wege gehen können. Genau das mache ich dann auch: Ich suche mir Kollegen, die auf diesem Gebiet Erfahrung haben, und berate mich mit ihnen, bevor ich wieder mit den Eltern spreche.

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