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Kapitel 12 Fauna Helen Krofta 12.1 Entwicklung der Fauna in S¨ udamerika Die Kontinentaldrift hat zu charakteristischen Floren- und Faunenreichen gef¨ uhrt. Sie l¨ asst Erkl¨ arungsm¨ oglichkeiten zu f¨ ur die aus heutiger geographischer Sicht unlogische Verteilung mancher Tiergruppen, wie den Marsupialia (Beuteltieren) in S¨ udamerika und Australien. Zur Neotropis geh¨ oren S¨ ud- und Mittelamerika, das s¨ udliche Mexiko, die Antillen und Galapa- gosinseln. In der Trias (vor 200 Mio. a) existierte noch der Urkontinent Pang¨ aa, der im Jura (vor ca. 210 bis 140 Mio. a) begann auseinanderzubrechen. In der Trias waren die Reptilien weit verbreitet, aber es hatten sich aus einem Seitenzweig schon primitive Mammalia (S¨ auger) gebildet. Diese hatten auch w¨ ahrend des Jura unter der Dinosauriervorherrschaft nur wenig Erfolg. Seit dem Jura entwickelten sich erste Vorfahren der V¨ ogel. In diese Zeit f¨ allt auch der Arch¨ aopterix mit seinen Reptilien- und Vogelmerkmalen. In der Kreide (vor ca. 140 bis 65. Mio a) l¨ osten sich S¨ udamerika, Antarktis und Australien von Gondwana. Der S¨ udatlantik entstand durch Westw¨ artsdrift und die Anden durch Zusammenstoß mit der Nazca-Platte. Es existieren zwei Mammalia–Gruppen: Die Placentalia (Plazentatiere) und die Marsupialia (Beuteltiere). Diese sind schon nicht mehr gleichm¨ aßig auf die Kontinente verteilt; durch l¨ angere Verbin- dung mit Australien gibt es heute beispielsweise enge Verwandtschaftsbeziehungen zwischen Australis und Neotropis (Marsupialia ). Im Eoz¨ an (vor ca. 50 Mio. a) l¨ oste sich S¨ udamerika von Antarktis und Australien und konnte als isolierte Einheit eine v¨ ollig eigenst¨ andigen Flora und Fauna entwickeln. Nach dem Untergang der Saurier in der Kreide erlangten Beuteltiere erstaunliche Vielfalt. Es gab 6 m lange bodenlebende Faultiere, Nash¨ ornern und Elefanten ¨ ahnelnde Urhuftiere, dem B¨ ar oder Wolf ¨ ahnliche Beutelraubtiere. Im Plioz¨ an (vor ca. 6 Mio. a) entwickelte sich eine Landbr¨ ucke zwischen Neotropis und Nearktis, die Tierwanderungen und Faunenvermischung erm¨ oglichte. Tiere nearktischen Ursprungs, z.B. Puma, Jaguar, Bril- lenb¨ ar, konnten nach S¨ uden vordringen und sind dort heute teilweise endemisch geworden. Aber auch nearktische Arten (u. a. Kolibris) sind nach Nordamerika vorgedrungen, so dass man von einer breiten ¨ Ubergangszone zwischen beiden Faunenreichen sprechen kann. Ein Großteil der urspr¨ unglichen s¨ udamerikanischen Fauna wurde jedoch verdr¨ angt, so erwiesen sich die plazentalen Großcarnivoren (Puma, Jaguar) gegen¨ uber den Beutelraubtieren als er- folgreicher. Heute existieren nur noch bescheidene Reste der s¨ udamerikanischen S¨ augerfauna: Ameisenb¨ ar, G¨ urteltier und Faultier (Ordnung Xenarthra, Nebengelenktiere), Opossum (Ord- 154 A-PDF Split DEMO

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Kapitel 12

FaunaHelen Krofta

12.1 Entwicklung der Fauna in Sudamerika

Die Kontinentaldrift hat zu charakteristischen Floren- und Faunenreichen gefuhrt. Sie lasstErklarungsmoglichkeiten zu fur die aus heutiger geographischer Sicht unlogische Verteilungmancher Tiergruppen, wie den Marsupialia (Beuteltieren) in Sudamerika und Australien. ZurNeotropis gehoren Sud- und Mittelamerika, das sudliche Mexiko, die Antillen und Galapa-gosinseln. In der Trias (vor 200 Mio. a) existierte noch der Urkontinent Pangaa, der im Jura(vor ca. 210 bis 140 Mio. a) begann auseinanderzubrechen. In der Trias waren die Reptilienweit verbreitet, aber es hatten sich aus einem Seitenzweig schon primitive Mammalia (Sauger)gebildet. Diese hatten auch wahrend des Jura unter der Dinosauriervorherrschaft nur wenigErfolg. Seit dem Jura entwickelten sich erste Vorfahren der Vogel. In diese Zeit fallt auch derArchaopterix mit seinen Reptilien- und Vogelmerkmalen. In der Kreide (vor ca. 140 bis 65. Mioa) losten sich Sudamerika, Antarktis und Australien von Gondwana. Der Sudatlantik entstanddurch Westwartsdrift und die Anden durch Zusammenstoß mit der Nazca-Platte. Es existierenzwei Mammalia–Gruppen: Die Placentalia (Plazentatiere) und die Marsupialia (Beuteltiere).Diese sind schon nicht mehr gleichmaßig auf die Kontinente verteilt; durch langere Verbin-dung mit Australien gibt es heute beispielsweise enge Verwandtschaftsbeziehungen zwischenAustralis und Neotropis (Marsupialia). Im Eozan (vor ca. 50 Mio. a) loste sich Sudamerikavon Antarktis und Australien und konnte als isolierte Einheit eine vollig eigenstandigen Floraund Fauna entwickeln. Nach dem Untergang der Saurier in der Kreide erlangten Beuteltiereerstaunliche Vielfalt. Es gab 6 m lange bodenlebende Faultiere, Nashornern und Elefantenahnelnde Urhuftiere, dem Bar oder Wolf ahnliche Beutelraubtiere. Im Pliozan (vor ca. 6 Mio.a) entwickelte sich eine Landbrucke zwischen Neotropis und Nearktis, die Tierwanderungenund Faunenvermischung ermoglichte. Tiere nearktischen Ursprungs, z.B. Puma, Jaguar, Bril-lenbar, konnten nach Suden vordringen und sind dort heute teilweise endemisch geworden.Aber auch nearktische Arten (u. a. Kolibris) sind nach Nordamerika vorgedrungen, so dassman von einer breiten Ubergangszone zwischen beiden Faunenreichen sprechen kann. EinGroßteil der ursprunglichen sudamerikanischen Fauna wurde jedoch verdrangt, so erwiesensich die plazentalen Großcarnivoren (Puma, Jaguar) gegenuber den Beutelraubtieren als er-folgreicher. Heute existieren nur noch bescheidene Reste der sudamerikanischen Saugerfauna:Ameisenbar, Gurteltier und Faultier (Ordnung Xenarthra, Nebengelenktiere), Opossum (Ord-

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Abbildung 12.1: Bewaldeter Inselberg (Foto: H. Krofta).

nung Marsupialia, Beuteltiere). Andere Wirbeltiere waren einem ahnlichen Konkurrenzdruckdurch nearktische Arten ausgesetzt, aber zahlreiche, noch vorhandene primitive Gattungenzeigen, dass sie die Einwanderung aus dem Norden besser uberstanden haben [59].

12.2 Fauna der Regionen ostlich des Rıo Paraguay

Die Fauna in den bewaldeten Teilen Ostparaguays, sowie des Dreilanderecks Paraguay, Bra-silien, Argentinien, wo sich auch der Iguazu-Nationalpark (siehe Kapitel 13) befindet, weisteine reiche Fauna auf. Es sind dort 448 Vogelarten (vgl. in Mitteleuropa 300 Vogelarten[80]), 71 Saugerarten, 36 Reptilienarten, 20 Amphibienarten bekannt [26]. Die Flachenanteiledes Iguacu-Nationalpark betragen auf argentinischer Seite 550 km2 und auf brasilianischerSeite 1.700 km2. Die Bedrohung in diesem Bereich geht hauptsachlich vom Habitatverlustaus. Durch Bevolkerungsdruck und Raumbedarf fur agrarisch genutzte Flachen entsteht eineEinengung und Verinselung der ursprunglichen Bereiche. Dieses Phanomen konnte sehr gutan der Savanne bei Quiindy (Standort 15) beobachtet werden, wo durch Rodungen ehemalsbewaldete Flachen in eine anthropogene Savanne ubergegangen sind. Die Bewaldung findetsich nur noch auf Inselbergen, die schwierig zu bewirtschaften sind (Abb. 12.1). Ehemals 1/3der Flache Ostparaguays war mit Feuchtwald bedeckt. Bis heute sind davon 2/3 gerodet (sieheKapitel 14 und 10). Durch diesen Habitatverlust sind bereits viele Arten ausgestorben oderstark dezimiert. Zahlreiche Arten haben sich in inselhafte Refugien zuruckgezogen.

12.2.1 Im Iguazu-Nationalpark beobachtete und bestimmte Fauna

Fauna konnte im Iguazu-Nationalpark und in der Itaipu-Reserva Biologica Itabo (Standort 7)beobachtet werden. Dort ist noch ein Teil des ursprunglichen Bosque Alto erhalten und stehtunter Schutz. Der Stockwerkbau dieses Waldes wirkt sich auch auf die sich in den einzelnenHohen aufhaltenden Tiere aus:

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Abbildung 12.2: Achtundachtzig (Callicore candrena) (Foto: J. Kasperski).

• 0–5 m: am tierreichsten, z.B. Insekten (Termiten, Ameisen usw.), bodenlebende Mam-malia (z.B. Tapirus terrestris)

• 5–15 m: v.a. frugivore Vogel aufgrund Fruchtreichtum und baumbewohnende Mammalia(z.B. Nasua nasua)

• 15–25 m: v.a. Insekten und aufgrund dessen insectivore Vogel

• uber 25 m: Vogel

Arthropodae

• Zitronenfalter (Pieridae spec.)

• Achtundachtzig (Callicore candrena), vgl. Abb.12.2

• Schillerfalter (Oprepona demophon)

• Fliegendes Blatt (Zaretis itys)

• Vierfleck (Junonia evarete)

• Tigerameise (Dinoponera australis)

• Blattschneiderameise (Atta spec.)

• Termiten (Isoptera, spec.)

• Riesenradnetzspinne (Nephila clavipes), vgl. Abb.12.3

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Abbildung 12.3: Riesenradnetzspinne (Nephila clavipes (Foto: E. Boll).

Aves

• Kolibris (Trochilidae, spec.)

• Schwarzbussard (Buteogallus urubitinga)

• Guirakuckuck (Guira guira)

• Tukan (Ramphastidae, spec.)

Mammalia

• Nasenbar (Nasua nasua, fraglich)

12.2.2 Im Ecocentro Itaipu gehaltene Tiere

Im Zuge der Errichtung des Itaipustaudammes (Standort 4) wurden biologische Refugien un-ter Schutz gestellt (s. Kapitel 13 und 10), in denen das C.I.A.S.I. (Centro de Investigacionde Animales Silvestres) faunistische Studien anstellt. Die Ergebnisse dieser Forschungsprojek-te werden durch Herausgabe der Broschure ”Biota“ bekanntgegeben. Beispiele von Projek-ten sind Bestandsaufnahmen zur Ichtyofauna des Rıo Acaray (1994), Bestandesaufnahmender Vertebrata in der Itaipuregion (1995), Verbreitung und Okologie von Speothos venaticus(1998), Reproduktionsverhalten von Ichtyoplankton des Rıo Itabo, Rıo Carapa und Rıo Azul(1999) [14]. Im zum Ecocentro Itaipu gehorenden Zoo (Standort 5) wurden Tiere unterge-bracht, deren Lebensraum durch den Bau des Itaipustaudammes verloren gegangen ist.

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Aves

• Adler (Polyborus planais)

• Konigsgeier (Sacroramphus papa)

• Nandu (Rhea americana)

• Aras (Ara ararauna, Ara macao)

• Hokko (Crax fasciolata)

• Moschusente (Cairina moschata)

• Blatthuhn (Jacana jacana)

Reptilien

• Große Anaconda (Eunectes murinus)

• Kohlerschildkrote (Chelonoides carbonaria)

• Krokodilkaiman (Caiman yacare)

Mammalia

• Capybara (Hydrochaeris hydrochaeris), vgl. Abb.12.4

• Gehaubter Kapuzineraffe (Cebus apella)

• Jaguar (Panthera onca)

• Puma (Felis concolor)

• (Speothos venaticus- zu Canidae)

• Tapir (Tapirus terrestris)

• Halsbandpekari (Tayassu tayacu)

• Otter (Lontra longicaudis)

• Tamandua (Tamandua tetradactyla)

• Riesenmeisenbar (Myrmecophaga tridactyla)

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Abbildung 12.4: Capybara (Hydrochaeris hydrochaeris) (Foto: H. Krofta).

12.2.3 In Sudparaguay beobachtete und bestimmte Fauna

In Sudparaguay (nahe der Standorte 10 bis 12) konnten einige Vogel beobachtet werden.Dieses Gebiet zeichnet sich durch sumpfige Bereiche aus, die Vegetation besteht dort ausbuschigen Waldinseln.

Aves

• Schwefeltyrann (Pitangus sulphuratus)

• Kuhreiher (Bulbus Ibis), beobachtet auf viehwirtschaftlich genutzten Flachen

• Rotbrustfischer (Megaceryle torquata)

• Amazonasfischer (Chloroceryle amazona)

• Ohrflecktaube (Zenaida auriculata)

Sonstige, nicht bestimmte Arten

• Greifvogel (Accipiridae, spec.)

• Specht (Picidae, spec.)

• Papageien (Psittacidae, spec.)

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12.3 Fauna im Chaco

Hitze, Trockenheit, Periodizitat im Wasserangebot und regelmaßige Brande erfordern be-stimmte Anpassungen fur ein Leben in dieser Region, so auch im Verhalten der Tiere. Da-nach findet ein Ruckzug in feuchte Refugien wahrend der Trockenzeit statt (Amphibien),Aktivitaten werden auf die Nachte verlegt (Kleinsauger, Insekten), Schutz in unterirdischenBauten oder im Schatten wird gesucht (Kleinsauger, Insekten, Reptilen). Bei der Reproduk-tion findet man haufig jahreszeitliche Anpassungen. Die Fortpflanzung vollzieht sich zugigwahrend der feuchteren Monate (z.B. Amphibien, Vogel, Kleinsauger). Morphologische An-passungen fur geringen Wasserverlust findet man beim Bau der Korperoberflache (Schuppenbei Reptilien, Chitinpanzer bei Arthropoden). Interessant sind auch physiologische Anpassun-gen zum Einsparen von Wasser. So findet man beispielsweise bei Insekten eine periodischeAtmung mit kurzzeitiger Stigmenoffnung oder bei Vogeln, Reptilien und Arthropoden Ammo-niakausscheidung uber Harnsaure. Um dem Problem zu entgehen, dass bei der Regulierungder Korpertemperatur viel Flussigkeit verloren geht, haben Vogel physiologisch eine Korper-kerntemperatur von 38–42 ◦C. Außerdem findet beim Flug Kuhlung durch Konvektion statt[94] [73]. Branden fallen viele Tiere zum Opfer oder wandern aus. Arthropoden uberdau-ern Brande in Form von feuerresistenten Eiern und Puppen oder versteckt im Boden. Siefallen allerdings oft nach dem Brand aufgrund nackter Gelandeoberflache Pradatoren zumOpfer [4]. Nach Brandereignissen findet ein sukzessiver Wiederaufbau von Nahrungskettenund dabei ein Wechsel von geringen und hohen Populationszahlen statt bis ein Gleichgewichtwieder hergestellt ist. Durch geringe Populationszahlen bei Frugivoren kommt es relativ raschzur Ausbreitung von samenverbreitenden Pflanzen, wodurch ein gutes Nahrungsangebot dieRuckkehr der Frugivoren begunstigt, durch Ausbreitung von Blutenpflanzen kommt es zum,,Insektenboom”, der zur Ruckkehr von insektenfressenden Vogeln fuhrt [75]. Auffallig ist, dasses im Gegensatz zu den Savannen Afrikas in Sudamerika kaum herbivore Großsauger gibt.Typische sudamerikanische Herbivore sind die Wasserschweine Capybara (vgl. Abb. 12.4), deraus Europa eingefuhrte Damhirsch, Insekten (Heuschrecken, Blattschneiderameisen), Nagerund Hasenartige ein. Probleme gibt es im Chaco wie auch in anderen ehemals bewaldeten Ge-bieten Paraguays durch Besiedlung und Landnutzung, wodurch es zu Habitatverlust kommt(s. Kapitel 13). Eine starke Dezimierung der Großfauna ergibt sich durch Jagden, die nach pa-raguayischen Recht auf Privatgrund erlaubt sind. Viele Großgrundbesitzer bieten Jagd nachTrophaen fur Touristen an [131].

12.3.1 Im Chaco beobachtete und bestimmte Aves (Standorte 19–30)

• Nandu (Rhea americana), vgl. Abb. 12.5

• Waldstorch (Mycteria americana)

• Jaribu (Ephippiorhynchus mycteria)

• Truthahngeier (Cathartes aura)

• Schneckenweih (Rosthramus sociabilis)

• Fischbussard (Busarellus nigricollis)

• Schopfkarakara (Polyborus plancus)

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Abbildung 12.5: Nandu (Rhea americana) (Foto: H. Krofta).

• Rotstirnblatthuhnchen (Jacana jacana)

• Ohrflecktaube (Zenaida auriculata)

• Graukardinal (Paroaria coronata)

• Witwenpfeifgans (Dendrocygna viduata), vgl. Abb. 12.6

• Kuhreiher (Bulbus ibis), vgl. Abb. 12.6

12.3.2 Sonstige, nicht bestimmte Arten des Chaco

• Papageien (Psittacidae, spec.)

• Laufkafer (Scarabaeidae spec.)

• Stabheuschrecke (Phyllidae, spec.)

• Blattschneiderameisen (Atta spec.)

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Abbildung 12.6: Kuhreiher (Bulbus ibis)und Witwenpfeifganse (Standort 23) (Dendrocygnaviduata) (Foto: E. Boll).

12.4 Fauna in Zentralchile und im andinen Bereich

Durch die Ausdehnung uber viele verschiedene Klimazonen haben sich regionstypische Faunenherausgebildet. In diesem Rahmen soll nur auf Zentralchile und den hochandinen Bereicheingegangen werden.

12.4.1 Zentralchile

Den Tieren kommt eine entscheidende Rolle bei der Samenverbreitung und Bestaubung zu.Bei der Remineralisierung sind neben Feuer und Mikroorganismen auch Termiten beteiligt.Herbivore Großsauger und Insekten spielen nur eine geringe Rolle. Die breitgefacherte Boden-fauna ist an jahreszeitliche Schwankungen der Temperatur und Feuchte angepasst, was sichin Vertikalwanderung außert. Als Primarkonsumenten und Insektenfresser kommen Kanin-chen und nagerahnliche Beuteltiere vor. Insgesamt findet man relativ hohe Artenzahlen beiPflanzen und Tieren, auffallig sind die vielen Eidechsen, z.B. die endemische Gattung Liolae-mus mit 13 von 30 Arten in dieser Zone [75]. Beim Besuch des Nationalparks La Campana(Standort 33) konnten wir viele Eidechsen beobachten, allerdings war eine Bestimmung nichtmoglich.

12.4.2 Hochgebirge

Das Leben im Hochgebirge erfordert ganz spezielle Anpassungen, wie z.B. an den niedri-gen Sauerstoffpartialdruck. Daher wird dieser Lebensraum nur von wenigen Arten genutzt.Am auffalligsten sind Vogel, die durch ein besonders effektives Lungensystem mit Luftsackenund Gegenstromprinzig den geringen Sauerstoffgehalt der Luft optimal ausnutzen konnen.Vorkommende Arten sind bespielsweise Andenkondor (Vultur gryphus), Andengans (Chlo-ephaga melanoptera), Flamingos (Andenflamingo-Phoenicoparrus andinus; Jamesflamingo-Phoenicoparrus jamesi). Am Standort 39 (Parque Provincial Aconcagua) wurde der zu denWatvogeln gehorenden Graubrusthohenlaufer (Thinocorus orbignyianus) beobachtet (Abb.

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Abbildung 12.7: Graubrusthohenlaufer (Thinocorus orbignyianus) (Foto: J. Kasperski).

12.7). Andere in den Anden vorkommende Tiere sind u.a. Langschwanzchinchilla (Chinchillalanigera), Meerschwein (Cavia aperea), Guanaco (Lama ganicoe) mit der Zuchtform Lama,Vikunja (Vicugna vicugna) mit der Zuchtform Alpaca, Andenfuchs (Pseudalopex culpaeus).Die Vikunjas und Guanacos sind an den geringen Sauerstoffpartialdruck durch ein speziellesHamoglobin mit hoher Sauerstoffaffinitat angepasst, wodurch die Diffusion zwischen Alveolenund Erythrozyten erleichtert wird. Bei der einheimischen Bevolkerung von hoher gelegenenRegionen findet man großere Lungenvolumina, erhohte Erythrozytenzahlen und einen hoher-en DPG-Gehalt (DPG = 2,3-Diphosphoglycerat in Erythrozyten von Saugern). Dadurch wirddie Abgabe des Sauerstoffs an das Gewebe erleichtert [94] [73].

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