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2 Hahn-Meitner-Institut Berlin GmbH
Programme zur Berechnung der Strahlenexposition von Personen bei Ausbreitungen radioaktiver Stoffe über den Luftpfad B. Hagenberg • H. Hofmann • G. Wiesner
Bericht* dM Hahn-Martmr-Instttiita (HMI-B) Das Hahn-Meitner-Institut Berlin GmbH gibt eine Serie von Berichten heraus, in der Forschungs- und Entwicklungsergebnisse des Instituts mitgeteilt werden. Sie können von der Institutsbibliothek angefordert werden.
Die Berichte werden in die entsprechenden Datenbanken der Fachinformationszentren aufgenommen, bzw. in den gedruckten Ausgaben referiert. © Hahn-Meitner-Institut Berlin. Alle Rechte vorbehalten.
Reports of the Hahn-Meruwr-Instttiit* (HMI-B) The Hahn-Meitner-Institute Berlin GmbH publishes a series of reports, in which research results are reported. The reports may be requested from the institute's libary. The reports are announced to corresponding data bases of the special information centres respectively abstracted in the printed editions. © Hahn-Meitner-Institute Berlin. All rights reserved.
Hahn-M«ltnar-lnatllut Berlin GmbH • Gllanlcktr StnB« 100 • D-1000 Berlin 39
HAHN - MEITNER - INSTITUT BERLIN GMBH — Bereich Datenverarbeitung und Elektronik —
HUI - B -134 Februar 1987
Programme zur Berechnung der Strahlenexposition
von Personen bei Ausbreitungen radioaktiver StoflFe
über den Luftpfad
B. Hagenberg H. Hofmann G. Wiesner
Arbeitsgruppe: Anwender-Soft wart-
B. Hagenberg 11. Hofmann G. Wiesner Programme zur Berechnung der Strahloncxposition von Personen bei Ausbreitungen radioaktiver Stoffe über den Luftpfad Hahu-Meitncr-liistitut Berlin GmbH, Bericht. I1MI-B Mi, Februar 1087 üet viirlii-geii^Ocrichl beschreibt — neben einer Abhandlung über 4en mathematischen Hintergrund von Ausbreitungsvorgängen im fcödennahen Bereich — ein Programmsysterri, das im interaktiven Betrieb die Berechnung der Strahlencxposition des Menschen bei stör(allbedinglen Radioaktivitätsabgaben aus einer kerntechnischen Anlage über den Luftpfad'ermöglicht. Das System liefert unter anderem die unmittelbar nach der Freisetzung relevanten Daten über die Ganzkörper- und Schilddrüsenbelaslung von Erwachsenen durch Inhalation und Cam'na-Submersion. ,
B. Hagenberg H. Hofmann G. Wiesner Programs to calculate human radiation exposure caused by atmospheric diffusion of radioactive substances Halm-Mcitiier-Iiistitiit Berlin GmbH, Report HM1-B 434, February 19117 This report describes — with a discussion on tht mathematical background of transport processes near the ground — a program system which make possible the interactive calculation of human radiation exposure resulting from the accidental release of radioactivity from nuclear facilities into the atmosphere. The system supplies data relevant immediately after the release on the whole-body and thyroid exposure of adults caused by inhalation and gairnnfeubinersion.
] B. Hagcnberg II Hofmnnn G. Wicsncr I Programme zur Berechnung der Ktrahleiiexpositioii von ! Personen bei Ausbreitungen radioaktiver Stoffe über den ! Luftpfad j lliilin-Mcitiier-liislitiii Berlin GmbH, Bericht IIMl-lU'M, Februar 1U87
Der vorliegende Bericht beschreibt — neben einer Abhandlung über den mathematischen Hintergrund von Ausbreitungsvorgängen im bodennahen Bereich — ein Programnisystem, das im interaktiven Betrieb die Berechnung der Strahlcncxposition des Menschen bei störrallbedinglcn Radioaktivitätsahgalien aus einer kernlechnischcn Anlage über den Luflpfad ermöglicht. Das System liefert unter anderem die unmittelbar nach der Freisetzung relevanten Daten über
j die Ganzkörper- und Schilddrüsenbelaslung von Erwachsenen durch ! Inhalation und Gamma-Submersion.
j B. Hagenberg 11. Ilofmann G. Wiesner ; Programs to calculate human radiation exposure caused by • atmospheric diffusion of radioactive substances i Hahii-Mcitiier-Institut Berlin GmbH, Report IIM1-B 434, Fehmary l'J»7 I This report describes — with a discussion on the malhcniatir.nl back-' -«round of transport processes near the ground — a program system
'which make possible the interactive calculation of human radiation | exposure resulting from the accidental release of radioactivity from
nuclear facilities into the atmosphere. The system supplies data relevant immediately after the release on Ihr whole-body and thyroid exposure of adults caused by inhalation and gammasubmcrsion.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung 1
2 Allgemeiner Überblick 2 2.1 Mathematische Beschreibung von Ausbreitungsvorgängen 2 2.2 Ausbreitung»- und Dosisherechnungen bei der Freisetzung radioaktiver StofTe 5 2.3 Kurzzeitemissionen über den Luftpfad 7
3 Programmsystem START 9 3.1 Programmbeschreibung 9 3.2 Programmbedienung und Ergebnisdarstellung 12 3.3 Geplante Systemerweiterungen 16
Literaturverzeichnis • 18
A Anhang 21
1 Einleitung
Der vorliegende Bericht beschreibt — neben einer Abhandlung über den mathemati
schen Hinlergrund von Ausbreitungsvorgängen im budennahen Bereich — eine Reihe von
Programmentwicklungen, die die Berechnung der Strahlenexposition des Menschen bei
störfallbedingten Radioaktivitätsabgaben aus einer kerntechnischen Anlage über den Luft-
pfad ermöglichen.
Der Benutzer kann im interaktiven Betrieb zwischen drei Freisetzungsmöglichkeiten
wählen sowie die Emissionshöhe, den Quelltcrm (freigesetzte Aktivität) und variable Wet
terdaten wie Windgeschwindigkeit, Windrichtung, Wctterklasse und Niederschlagsintensität
festlegen.
Das Programmsystem liefert unter anderem die unmittelbar nach der Freisetzung re
levanten Daten über die Ganzkörper- und Schilddruscnbelastung von Erwachsenen durch
Inhalation und Garnma-Submersion. Die Ausgabe erfolgt durch Darstellung von Isodosisli
nien auf Farbrastergeräten der Firma TEKTRONIX, wobei digitalisierte farbige Landkar
tenausschnitte des Berliner Stadtgebietes den Hintergrund bilden.
Das Programmsystem kann ohne größere Modifikationen anstelle interaktiv eingege
bener Wetterdaten eine Online-Erfassung derselben unterstützen. Der modulare Aufbau
des Systems erlaubt zudem den Anschluß von Programmteilen, die Ausbreilungsvorgänge
nach komplexeren Modellen numerisch behandeln und in Abhängigkeit von Wetterdaten
und oder sonstigen Bedingungen angesteuert werden können.
1
2 Allgemeiner Überblick
2.1 Mathematische Beschreibung von Ausbreitungsvorgängen
Das Ausbreitungsverhalten von Stoffen in der unteren Atmosphäre kann durch eine parti
elle Differentialgleichung 2. Ordnung vom parabolischen Typ, die sogenannte Advektions-
Diffusrons-Gleichung, mathematisch beschrieben werden:
du du du a / du\ d i v du\ a / au\ , .,.
Hierbei bedeuten:
x, y. z Ortskoordinaten
t Zeitkoordinate
u = u(x, y, s,() Konzentration des Stoffes
wt = u;,(x, y, s , t) Windkomponenten in x-, y- und ^-Richtung
K, — Kj(x,y,2,i) Koeffizienten der turbulenten Diffusion in x-, y- und 2-Richtung
q -• q(x,y,z,t) Quell-/Senkenterm
Zur Formulierung eines speziellen Ausbreitungsproblems ist die Differentialgleichung
durch Anfangs- und/oder Randbedingungen zu ergänzen. Darüberhinaus sind fr.r die Ko
effizienten wt, Ki und den Term q Ansätze zu machen, die die physikalische Gegebenheit
beim zu beschreibenden Alisbreitlingsprozeß jeweils möglichst genau wiedergeben.
Hierzu gehören die Berücksichtigung von Punkten wie
- Art der Quelle (punktförmig, flächenhaft. Intensität, etc.)
- Umgebung der Quelle (z. B. Geländebeschaffenheit, Gebäudeeinflüsse)
- Eigenschaften des emittierten Stoffes (z. B. chemische Reaktionen, radioaktiver Zerfall.
A blagerungsverhalten)
- meteorologische Einflüsse (Wetterlagen, Niederschlag, Wind-/Temperat.urprofile. etc.)
In der Praxis existieren eine ganze Reihe von Modellen, die verschiedene Ansätze und Lö-
sungsmethoden für stationäre und instationäre Ausbreitungsvorgänge vorsehen (vgl. hierzu
IUI).
Da eine analytische Lösung der Differentialgleichung (1) nur in relativ einfachen Fallen
angegeben werden kann, ist man im allgemeinen auf numerische Lösungsverfahren ange
wiesen. Als Beispiel seien die folgenden zwei Fälle angeführt, die eine gewisse praktische
Bedeutung haben, und bei denen Lösungen von (1) explizit angegeben werden können:
1. Instationärer Fall einer momentanen, punktförmigen Quelle mit den Bedingungen
- Quelle im Punkt (0,0, h)
- Diffusionskoeffizient orts- und zaitunabhängig
Horizontaler Wind orts- und zeitunabhängig
- Gesamtemissionsmenge A7
Totalreflexion des freigesetzten Stoffes an der Ebene ; = 0
2. Stationärer Fall einer kontinuierlichen, punktförmigen Quelle mit den Bedingungen
Quelle im Punkt (0,0. h)
- Diffusionskoeffizient or ts- und zei tunabhängig
• Vernachlässigung der turbulenten Dif fusion in Windr ich tung
- Horizontaler Wind orts- und zeit unabhängig (Ausbreitungsrichtung als .r-Rich-
tung gewählt)
- Emissionsquellsl.ärke Q
- Totalreflexion des freigesetzten Stoffes an der Ebene z - 0
Die Lösungen in diesen beiden Fällen lauten
••(r,y,ri) ^ ' V «Jf. T *'K2 ).[<- ÜK. - £ - 4iK., ( 2 )
bzw. O -OLUC ( •"«(=-*»- • " . [ • - ' ' [ - ' \
u(z ,u . s ) = ? = . = •<? *'K~.\C 4zK- . ,. 4i*r. • ' 4rxy/h2h3 \ I
(-)
Atisbreitungsmodelle, die ausgehend von diesen analytischen Lösungen beschrieben wer
den, sind unter der Bezeichneng Gauß-Modelle bekannt Dabei werden allerdings stat t der
DifTusionskoeflizienten A'j im allgemeinen die sogenannten Stnuungsbriiten oder Ausbrei-
Iungspararmier o, verwendet.
Die Beziehungen zwischen den Größen <r, und K, sind durch die Gleichungen
a, = s/
/2K~l . € { 1 , 2 , 3 } (4)
für den instationären Fall bzw.
" = v ^ 5 ,c<2'3> (5)
für den stationären Fall gegeben.
Die Konzentrationsverteilung bezogen auf die Ausbreitungsparameter stellt sich damit
für den stationären Fall wie folgt dar:
utz,y,z)=- — — - — -t J"." • e J"= - t -"= . (6)
In der Praxis werden meist für die Ausbreitungsparameter spezielle Ansätze der Form
a-> = p>x'12
P (7) 0z - PsJf"
gemacht,, und die Größen p ; , pz, q-> und 93 experimentell durch Tracer-Experimente be
stimmt.
Die Werte der Größen pi und qt liegen in Abhängigkeit von Emissionshöhr und sogenann
ter Diffusionskategorie in Form von Tabellen vor. Die Diffusions- und Ausbreitungskategorie
ist ein Maß für den Turbulenzzustand in der bodennahen Luftschicht und spiegelt somit die
jeweilige Wetterlage wieder. Nach Pasquill J14j werden die sechs DifTusionskategorien A-F
unterschieden.
Gauß-Modelle'weisen in der Anwendung allerdings eine Reihe von Schwächen auf und
können daher in der Praxis, 2. B. bei störfallbedingten Kurzzeitemissionen, nur mit Ein
schränkung empfohlen und eingesetzt werden. Einige Nachteile seien im folgenden kurz
genannt:
Seh wach wind lagen können nicht berücksichtigt werden, da Advektion und horizontale
Diffusion hierbei von gleicher Größenordnung sind
- sich zeitlich ändernde Ausbreitungsbedingungen (Emission. Wetterbedingungen) sind
nur schlecht erfaßbar
unterschiedliche Bodenverhältnisse lassen sich nur relativ ungenau berücksichtigen
4
- die Behandlung der Ablagerung am Boden bzw. sonstige Umwandlungen (radioaktiver
Zerfall, chemische Reaktionen) des emittierten Stoffes ist schlecht möglich
- bei Kurzzeiternissionen können sowohl Überschätzungen der Konzentration des emit
tierten Stoffes im Quellennahbereich als auch Untersrhäiziingeit im Fernbereich ein
treten
- bei veränderlichen Weiterbedingungen und längerer Emission wird der stationäre
Endzustand der Konzentration des Gaufl-Modells in der Praxis nicht erreicht
Gauß-Modelle eignen sich daher am ehesten zur Konzentrationsberechnung bei kon
tinuierlichen Freisetzungen in größerem Bodenabstand über längere Zeiträume, wenn
verhältnismäßig geringe Ablagerungen zu verzeichnen sind.
Um die prinzipiellen Schwächen von Gauß-Modellen auszugleichen, wurden Ansätze in
Richtung wiederholter Caußberechnungen nach einer bestimmten Anzahl von Zeitschritten
mit einer, auf der bis zum jeweiligen Zeitpunkt erfolgten Ausbreitung basierenden Quellen
verteilung entwickelt (vgl. hierzu [6,10]).
Numerische Verfahren lösen die Advektions-Diffusioiis-Gleichung (1) vermittels ver
schiedener Differenzenverfahren. Für die Diffusionskoeflfizienten A*, der Differentialglei
chung existieren diverse Ansätze, die die Erfassung bestimmter meteorologischer Meßgrößen
wie Windgeschwindigkeit, WindrichUings- und Temperaturprofile voraussetzen (vgl. Ab
schnitt 3.3).
2 .2 A u s b r e i t u n g s - u n d D o s i s b e r e c h n u n g e n b e i d o r F r e i s e t z u n g r a d i o a k
t i v e r S tof fe
Die unter Abschnitt 2.1 beschriebenen Rechen modeile können für die Ausbreitung zahlrei
cher Schadstoffe benutzt werden. Speziell bei kerntechnischen Anlagen interessiert man sich
für die Ausbreitung radioaktiver Stoffe. Hier folgt dann in der Regel der Ausbreitungs
rechnung eine Dosisberechnung, um die durch die radioaktiven Stoffe bewirkte Strahlene.x-
position der Menschen in der Umgebung der kerntechnischen Anlagen zu ermitteln. Dabei
wird die exterm- Mrahtenexposition und die auf Grund einer Inkorporation mögliche interne
Strahlenexposition berechnet.
Die in den letzten Jahren in der umfangreichen L i teratur beschriebenen Rei -heuii iodell i '
wurden in der Üimi le^rrpubl ik Deutschland zur Vereinheit l ichung in einer Rerhei ianlr i tun«
zusammengefaßt, die vom Bundesminister des Innern veröffentlicht wurde und für alle
kerntechnischen Anlagen verbindlich ist:
"Ally? meint Btrtchnungsgrundlage für die Strahltntxposittvn bei radioaktiven
Abteilungen mit der Abluft oder in Obtrflächt ngtwässtr (Richtlinie zu § $5
StTlSchV)\\Z\
Bei kerntechnischen Unfällen mit zu erwartenden sehr hohen Aktivitätsfreisetzungen iäßt
sich die mögliche Strahlenexposition überschlagsmäßig auf relativ einfache Weise berechne.
Hierfür wird vom Technischen Überwachungsverein Rheinland, Institut für Unfallforschung,
ein Leitfaden herausgegeben:
"'Leitfaden für den jacklichen Berater der Katastrophcnschutzltitung bei kern-
technischen Notfällen'^ [18].
Die Ergebnisse der Rechnungen können jedoch nur einen groben Überblick über die jeweilige
radiologische Situation zeigen.
Im vorliegenden Fall interessierte konkret die Strahlenexposition der Bevölkerung in der
Umgebung des HMI bei einer möglichen Freisetzung radioaktiver Stoffe im Zusammenhang
mit einem Störfall oder Unfall an dem 10 MW-Schwimmbadreaktor BER II (Forschungsre-
aktor) |16j. Im Rahmen der Nolfallvorsorge bei Unfällen und für die Beweissicherung bei
Störfallen sollten dif notwendigen Daten bei aktuellen Wetterbedingungen rasch greifbar
sein. Eine weitere Forderung war, die berechneten Dosisworte übersichtlich als Isodosis
linien auf eine Landkarte der HMl-Umgehung projiziert, darzustellen. Dies erleichtert bei
einem kerntechnischen Unfall wesentlich die Entscheidung über akute Maßnahmen wie Eva
kuierung der Umgebung oder Ausgabe von Jodtabletten, die bei bestimmten erwarteten
Dosiswerten vorgeschrieben sind ( "Rahmenempfehlungen für den Katastruphenschutz in der
Umgebung kerntecknischer Anlagen" des Bundesministers des Innern !39 j).
Rechen programme für Ausbreitungs- und Dosisberechnungen sind derzeit käuflich zu
erwerben. Im vorliegenden Fall wurde ein Programm der Fa. Gesellschaft für Um-
wt.ltüber wachung mbH (GUW) gekauft. Es ergaben sich damit zwei Aufgaben:
Anpassung des GrW-Programms an den HMI-Rechner und
Entwicklung der Software für die Darstellung der Rechenergebnisse auf einem Farbra-
stcrdispla\ in Form von Isodusislinien auf einer Landkarte der HMI-Umgebung.
2.3 Kurzzeitoniissiouen über den Luftpfad
Die Konzentrationsverteilung von Radionukliden wird bei störfallbedingten Kurzzeitemis
sionen unter Anwendung des Gautimodells im Prinzip nach den gleichen Formela wie in
Abschnitt 2.1 angegeben ermittelt. Es ist bei eii.em Störfall von Interesse^ möglichst kurz
fristig Informationen über die Lage und den Betrag des Immissionsniaximiiins im bodenna
hen Bereich zu erhalten. In Abhängigkeit von den sich ändernden Wetterbedingungen und
radioaktiven Freisetzungen ist zudem eine ständige Aktualisierung der Rechenergebnisse
erwünscht.
Für die erste Phase der Entscheidungen sind bei den Belaslungspfaden bei stÖrfallbe-
dingten Emissionen die folgenden von wesentlicher Bedeutung:
- die Gamma-Submersion
- die Inhalation
Als kritische Organe werden der Ganzkörper und die Schilddrüse bei der Dosisberechnung
berücksichtigt. Im allgemeinen wird die Schilddrüsenbeiastung durch Inhalation von radio
aktivem Jod als der k-itische Belastungspfad angesehen.
Neben den vorgenannten Expositionspfaden besteht häufig auch ein Interesse, Werte
über die störfallbedingte Bodenkontamination zu erhalten. Daher werden Fallout- und
Washoutfaktoren im allgemeinen ebenfalls ermittelt, um z. B. Ganzkörperbe'astungen durch
Gamma-Bodenstrahlung berechnen zu können. Der Belastungspfad Ingestion spielt hinge
gen für Sofortmaßnahmen bei Störfallen nur eine untergeordnete Rolle.
Ausgehend von der Formel (6) in Abschnitt 2.1, d. h. unter der Voraussetzung von
zeitlicher Konstanz v^n Windgeschwindigkeit und Ausbreitungsparametern <r̂ , bezeichnet
man die Verhältnisse von Konzentration zu Emissionsquellstärke als Ausbreitungsfaktoren
x{x,y,z). Die Ausbreitungsfaktoren in Bodennähe (2 - 0)
werden daher zur Ermittlung der von einer Emissionsquelle verursachten Schadstoffkon
zentration an beliebigen Aufpunkten der Umgebung herangezogen (Belastungspfade In
halation, Beta-Submersion. Bodenstrahlung und Ingestion). Für den Belastungspfad
'Gamma-Submersion* ist. — wegen der größeren Reichweite der Gamma-Strahlung die Akti-
viläl.sverteilung im gesamten Raum zu berücksichtigen. Als Gamma-Ausbreitungsfakloren
(am Boden) werden demzufolge die nachstehenden Volumenintegrale definiert:
X-,(*.y.O) = / / / e - . T ^ J - - e - ' " w ^ r f j r f n d ? (9)
mit
r := ^ ( x - 0 2 + (!/ •))• T f 2
als dem Abstand: Aufpunkt-Volumenelement, dem Gammaschwächungskooflizienlen /i und
dem Dosisaufbaufaktor B(ßr).
Mit den Ausbreitlingsfaktoren (8) und (9) können für ein beliebiges Zeitintervall die
jeweiligen Dosiswerte nuklidabhängig berechnet werden, wenn die in diesem Zeitintervall
freigesetzte Aktivität des Nuklids bekannt ist. Sie werden häufig auch als Kurzzeitausbrei-
tungsfaktoren bezeichnet.
Bei praktischen Berechnungen werden für die Emissionshöhe h und für die Wind
geschwindigkeit iti die effektive Emissionshöhe, sowie die mittlere Windgeschwindigkeit
in effektiver Emissionshöhe verwendet. Die effektive Emissionshöhe berücksichtigt einen
eventuellen Austrittsimpuls der emittierten Stoffe bei zusätzlicher Freisetzung größerer
Wärmemengen (Kaminüberhöhung, thermische Überhöhung) und die topographische Höhe
des jeweiligen Aufpunktes.
Bei Störfallen wird im allgemeinen von einer kurzen Freisetzungsdauer ausgegangen, so
daß in etwa konstante Wetterbedingungen vorausgesetzt werden und die Dosisberechnungen
mit den üben angegebenen Kurzzeitausbreitungsfaktoren durchgeführt werden können. Sind
längere Freisetzungszeiten zu berücksichtigen, so werden in der Praxis we^en Veränderung
der meteorologischen Bedingungen reduzierte Kurzzeitausbreitungsfaktoren für die Dosiser
mittlung herangezogen.
In den aktuellen Berechnungsgrundlagen [3] sind hierzu für eine Reihe einzelner Zeit
abschnitte nach einer störfallbedingten Emission sogenannte Störfallausbreitungsfaktoren
definiert, die zudem die für die Berechnung der Strahlenexposition jeweils ungünstigste
Diffusionskategorie an den ungünstigsten Aufpunkten berücksichtigen.
8
3 Programmsystem START
3 . 1 P r o g r a m m b c s c h r e i b i i n g
Das im HMI verfügbar gemachte Programmsystem START basiorl auf dem Programmsystcin
ACCIDOS, das von der Firma Gl'W entwickelt wurde (vgl. j2j). START berechnet die ra
diologischen Auswirkungen auf den Menschen bei stärfaHbedingten Aktivitätsabgaben. Die
Berechnungen erfolgen gemäß den aktuellen Richtlinien des Bundesministers des Inneren, die
für die Ausbreitung ein Gaußmodell annehmen. Als Eingangsparameter werden einerseits
die meteorologischen Daten wie Windgeschwindigkeit, Niederschlag und Wetlerkategorie
sowie andererseits die Emissionshöhe und der Quellterm (gesamte, freigesetzte Aktivität)
benötigt. Das Ergebnis sind Dosiswerte in der Einheit mrem bzw. Sv. Im Fall der exter
nen Strahlenexposition entspricht der Dosiswert der Aquivalentdosis für den Ganzkörper
bzw. die Schilddrüse. Für den Fall der internen Strahlenexposition entspricht der Dosis-
wert der 50-Jahre-Folgeäquivalentdosis. Es wird angenommen, daß die Freisetzungsdauer
eine Stunde und die Aufenthaltsdauer einer Person im Strahlenfeld ab Freisetzungsbeginn
unendlich lange beträgt.
Während der Dauer einer Freisetzung ist ein Mensch, der sich im Punkte (j-, y) aufhält,
der Strahlenexposition durch Inhalation, Gamma-Bodenstrahlüng und durch Gamma- und
Beta-Submersion ausgesetzt. Berücksichtigt wird im folgenden die Personcngruppe der
Erwachsenen und für diese die Belastung für den Ganzkörper und die Schilddrüse. Die
Dosiswerte werden für ein vorgegebenf ; Raster berechnet, dessen Punkte durch folgende
zulässige i - und y-Koordinaten bestimmt sind:
2000 -1500 -1000 -500 -375 250 125 0 125 250 375 500 750 1000 1500 2000
2500 3000 3500 4000 4500 5000 5500 6000 6500 7000 8000 9000 10000 12500 15000 20000
5000 -1000 3000 -2500 -2000 -1500 -1000 -750 -500 -375 250 125 0 125 250 375 500 750 1000 1500 2000 2500 3000 4000
5000
y -
Die 3;-Werte bezeichnen den Abstand von der Quelle in Ausbreitungsrichtung, die 1/-Werte
den Abstand des Aufpunktes von der Achse.
Bei der Berechnung der Strahlenexpusition sind nachstehende Werte und Randbedin
gungen zugrundcgclegt:
— Windgeschwindigkeitsmeßhiihc
— Palloutgeschwindigkeit Aerosole
elem. Jod
org. Jod
— Washoutkonstante Aerosole
elem. Jod
org. Jod
— Jod-Anteile aerosolförmig
elementar
organisch
— Gebäudeeinflüsse müssen insofern berücksichtigt werden, als bei den Freisetzungs
kategorien B und C (siehe die folgenden Ausführungen) die Emissionshöhe die
Höhe über Störniveau (umliegende Gebäudehöhen) ist; spezielle Formeln Tür Lee-
wirbeleflekte werden nicht benutzt
radioaktiver Zerfall, Washout und Fallout werden berücksichtigt
Berücksichtigung der "Allgemeinen Beretknungsgrundtagt ' 3 p . wobei im Fall der
Gamma-Submersionsdosis auf Grund noch nicht vorliegender neuer Berechnungen
von den bisherigen "LIGA 2"-Datensätzen [5] ausgegangen wird
Das Programm liefert für die Altersgruppe Erwachsene folgende Ergebnisse:
Organ •. Expositionspfad
•15 i m
1 lo- 3 jm/jt,
1 io-= \m,'s\
1 io-< \m/6) •* «J 10 , J \afmms
1.5 1 0 " [a/mms
1.5 10-'"
0
0.5
0.5
[a/mms
Ganzkörper
Ganzkörper
Ganzkörper
* Schilddrüse
t Schilddrüse
j Schilddrüse
J j Gamma-Submersion
Inhalation
Summe aus Gamma-Submersion und Inhalation
Gamma-Submersion
Inhalation
' Summe aus Gamma-Submersion und Inhalation
Ganzkörper i| Gamma-Bodenstrahlung nach einer Stunde
START behandelt drei Freisetzungskategorien, die sich im wesentlichen durch den Quell-
term. die Zusammensetzung des emittierten Nuklidgemisches und die Emissionshöhe unter-
10
scheiden. Zu Vergleichszwecken kann darüberhinaus als weitere Möglichkeit die Strahlenex-
posilion bei bestimmungsgemäßem Reaktorbetrieb ermittelt werden.
A) N o r m a l b e t r i e b
Im Falle des Normalbetriebs ist, in gleicher Weise wie bei den im folgenden beschrie
benen Freisetzungskategorien, die Angabe von Wetterkategorie, Windgeschwindigkeit
und Niedcrschlagsintensität vorgesehen. Bei der Berechnung der Dosen wird von der
gleichen Altersgruppe, den gleichen Organen und Expositionspfaden, dem gleichen
Raster und den gleichen Werten bzw. Randbedingungen ausgegangen, wie sie auch
für die drei Freisetzungskategorien verwendet werden und in den vorangegangenen
Ausführungen dargestellt sind.
B) K e r n o h n e W a s s e r — Halle offen
Dieser Freisetzungskategorie liegt die Annahme zugrunde, daß bei einer Kernschmelze
als Folge eines Unfalls das den Repkorkern umgebende Wasser nicht mehr vorhan
den ist. Gleichzeitig wird von eint : Zerstörung bzw. Beschädigung der Reaktorhalle
ausgegangen, so daß eine ungehinderte Emission freiwerdender Spaltprodukte in die
Umgebung erfolgen kann.
C) K e r n mi t W a s s e r — Ha l l e offen
Bei dieser Freisetzungskategorie wird angenommen, daß der Kern schmilzt, jedoch
mit Wasser vollständig bedeckt bleibt. Ein wesentlicher Teil der Spaltprodukte wird
also vom Wasser zurückgehalten, der Rest gelangt über die zerstörte Reaktorhalle ins
Freie.
D) K e r n m i t W a s s e r — Hal le geschlossen - - F i l t e r ein
Diese Freisetzungskategorie entspricht dem Auslegungsstörfall, d.h. der Schmelze eines
Brennelementes. Die Reaktorhalle ist unversehrt, eine Emission erfolgt durch den
Kamin über die Abluftßlter. Dieser Fall entspricht also dem Fall C wobei jedoch die
Aerosole und Jod durch Filter zurückgehalten werden.
Das Programmsystem START berücksichtigt für die Fälle A) bis D) die durch ;16] und |17;
vorgegebenen prozentualen Verteilungen bei den jeweils freigesetzten Nuklidgemischen.
Die für die Berechnung benötigten variablen Eingabedaten, wie einmal die Wetterdaten
und zum andern die Emissionshöhe und der Qnellterm, werden für die bisherigen Modell-
11
rechnungen interaktiv am Terminal eingegeben. Bis auf die Emissionshöhe (für Freisetzungs
kategorie B und C) und dem Quellterm stehen diese Eingabedaten auf dem Prozeßrechner
Siemens R30 aktuell zur Verfügung. Ein Anschluß an das Meßdatensystem POLARIS 300.
das die Meßdatenerfassung und Vorauswertung wie Mittelwertbildung u. ä. leistet (vgl.
|13'), kann erfolgen, wenn das System START nicht nur wie bisher für Modellrechnungen,
sondern auch für aktuelle Berechnungen bei etwaigen Störfällen oder Un'.allen benutzt wer
den soll.
3.2 Programmbedienung und Ergebnisdarstellung
Die folgenden Ausführungen geben einen Überblick über das Benutzerinterface und die
Bereitstellung der berechneten Daten des Systems START. Das Programmsystem ist zur
Zeit auf der Rechenanlage Siemens 7.890 unter dem Betriebssystem BS 3000 verfügbar.
Zur vereinfachten Aktivierung vor START wurde eine Kommandoprozedur erstellt, die die
erforderlichen Dateizuweisungen und den Aufruf des Systems abwickelt- Der weitere Ablauf
wird vom Programm selbst interaktiv gesteuert.
Zunächst wird hierbei programmseitig abgefragt, ob eine Druckausgabe der errechneten
Werte gewünscht wird, die dann gegebenenfalls auf dem Systemdrucker der Siemens 7.890
erfolgt. Da die Ergebnisse außerdem grafisch dargestellt werden, ist das Programmsystem
in vollem Funktionsumfang derzeit nur von TEKTRONIX-Farbrastergeräten der Serie 4100
mit lokalen Diskettenstationen betreibbar. Der Benutzer wird nach Festlegung der Druckop
tion aufgefordert, eine entsprechende Diskette mit den gespeicherten Landkartenausschnit
ten der Emissionsumgebung in die Grafikstation einzulegen.
Nach diesen vorbereitenden Schritten werden die folgenden Eingabedaten sequentiell
abgefragt:
- Freisetzungskategorie
- Wetterkategorie
- Windgeschwindigkeit [rn/s]
- Windrichtung i"1!
- Niederschlagsintensität Imm.'h',
- Quellte- n (Cesainiernirisionstnenge) \Bq
12
Bei den Freisetzungen mit offener Reaktorhalle wird zusätzlich noch die Emissionshöhe in
Metern abgefragt, in den übrigen Fällen werden die Berechnungen mit der festen Kaminliöhe
von 50 m durchgeführt.
Nach Beendigung der Dateneingabe wird zur Vermeidung unerwünschter Benutzerein
griffe die Terminal-Tastatur gesperrt und von der Diskette eine Landkarte des Gebietes
Berlin-Südwest eingelesen und auf dem Bildschirm dargestellt. In Abhängigkeit von den
Eingabedaten wird danach die Ganzkörperexposition von Erwachsenen durch Inhalation
und Gamma-Submersion in Form von Isodosislinien über dem Landkartenhintergrund dar
gestellt.' Es werden dabei, neben der Angabe des maximalen Dosiswertes, insgesamt fünf
Isolinien in einer "pseudoiogarithmischen" Abstufung gezeichnet.
Nach Beendigung der Ausgabe wird die Tastatur entriegelt und die Aktivierung einer
Reihe zusätzlicher Programmoptionen ist möglich. Der Benutzer hat die Auswahl zwischen
folgenden weiteren Darstellungsmöglichkeiten:
- Wahl eines anderen Landkartenausschnittes
- Darstellung anderer Expositionspfade (siehe Abschnitt 3.1)
- Auswahl einer anderen Isoliniendarstellung
- Ausgabe eines Kilometerrasters
Nach jeder Darstellung kann eine erneute Auswahl getroffen werden, wobei auch Mehr
fachangaben zugelassen sind. Der Benutzer hat daher bei jedem Eingabedatensatz die Wahl
zwischen insgesamt 6160 Möglichkeiten der Ergebnisdarstellung.
Für die Auswahl der zu hinterlegenden Landkartenausschnitte sind zur Zeit vier Fälle
realisiert (vgl. beigefügte Abbildungen):
- HMI und Umgebung
- Wannsee
- Berlin-Südwest
- Berlin
Da der gesamte Komplex der Landkartendarstellung auf TEKTRONIX-Farbrastergeräten
mit einem erheblichen Aufwand verbunden war, sollen hierzu im folgenden einige detaillier
tere Ausführungen gemacht werden.
13
Die Digitalisierung einer Karte des gesamten Berliner Stadtgebietes wurde von der Firma
SYSSCAN in München in Auftragsarbeit durchgeführt. Vom HM1 wurde die Berlinkarte in
einzelnen Farbblättern bereitgestellt. Diese einzelnen Farbkarteu wurden getrennt digitali
siert und jeweils vermittels aufwendiger Algorithmen durch Zusammenfassung benachbarter
Bildpunkte gleicher Farbe in eine Darstellung geschlossener Polygonzüge umgewandelt. Da
die Algorithmen zur Vektorisierung von Bildern bei so komplexen Gebieten wie Landkar
ten nicht in jedem Falle gute Ergebnisse lieferten, waren verschiedene Modifikationen und
Nacharbeiten notwendig, um die zur Zeit verfügbare relativ gute Landkartendarstellung
auf dem Rastergerät zu erreichen. Die Vektordarstellungcn der einzelnen Farbblätter der
Berlinkarte sind in Dateien auf dem Großrechner abgespeichert. Der endgültige Aufbau
auf dem Farbrastergerät erfolgt lokal durch Überlagerung der einzelnen Farbblätter in einer
geeigneten Reihenfolge.
Innerhalb des Programmsystems START waren ursprünglich verschiedene Möglichkeiten
der Übertragung und Darstellung der Landkartenausschnitte auf einem Terminalbildschirm
vorgesehen:
- die jeweils erneute Übertragung des vom Benutzer gewählten Kartenausschnittes vom
Grossrechner auf das Sichtgerät Tür den Fall, daß dort keine oder keine ausreichende
lokale Speichermöglichkeit vorhanden ist
- die Abspeicherung der gesamten Karte in Polygondarstellung im lokalen Speicher eines
intelligenten Sichtgerätes, wobei Geräteeigenschaften wie Zouming für die Darstellung
der gewünschten Kartenausschnitte herangezogen werden können
die Abspeicherung einer Auswahl relevanter Kartenausschnitte im lokalen Speicher
des Sichtgerätes in interner Bildpunktdarstellung (Pixelmode)
Eine Reihe Tests hat gezeigt, daß mit der derzeit vorhandenen Hardware nur die dritte
Möglichkeit in der Praxis eingesetzt werden kann. Die Übertragung einzelner Karten von der
zentralen Siemens 7.890 zum TEKTRONIX 4113-Farbrastergerät in der Strahlenschutzab-
teilung erfordert einen Zeitaufwand, der wegen zu geringer Übertraglingsrate und siemens-
seitig fehlender Handshake-Möglichkeit in den Stundenbereich geht. Die Ausnutzung der
lokalen Intelligenz zur Kartenausschnittwahl durch Verwendung der Zoom-Funktion, die eine
Polygondarstellung voraussetzt, erwies sich beim 4113-Gerät ebenfalls als zu zeitaufwendig
für den Bildaufbau. Beim benutzerseitig relativ starren System der Abspeicherung einzelner
14
Karten auf Disketten in Pixelform werden ca. 45 Sekunden zum Einlesen und Bildaufbau
pro Karte benötigt. Dieser Wert kann für das vorliegende Anwendungsgebiet als durchaus
akzeptabel bezeichnet werden.
Die anderen genannten Möglichkeiten erfordern Hardwareinvestitionen für schnellere
Übertragungsleitungen (z. B. Lichtleiter) und für im Bildaufbau schnellere Farbrastergeräte
(z. B. Nachfolgegeräte des TEKTRONIX 4115-Gerätes mit verbesserter Prozessorleistung).
Mit derartigen Verbesserungen wäre dann eine von den Endgeräten stärker unabhängige
Nutzung des Programmsystems START gewährleistet.
Bei der grafischen Darstellung der für die jeweilige ")osis errechneten Werte in Form
einer Überlagerung des gewählten Landkartenausschnittes lurch Isolinien sind verschiedene
Möglichkeiten realisiert worden. Als Standardfall werden fünf Isolinien in, wie bereits
eingangs erwähnt, sogenannter pseudologarithmischer Darstellung ausgegeben. Hierunter
ist folgendes zu verstehen: Das Maximum der in Matrixform vorliegenden Dosiswerte wird
jeweils zunächst in die Form
a-iOx mit 1 < a < 10
transformiert. Liegt der Wert a im Bereich
1 < a< 3 ,
so werderi die Isolinien für die Werte
1 - 1 0 1 , 3 - 1 0 1 - 1 , 1 -10 '" ' , 3 - 1 0 * - 2 und 1 - \0'~-
gezeichnet. Im Fall
a> 3
werden die Werte
3 - 1 0 1 , 1 1 0 1 , 3 - 1 0 1 " 1 , 1 -10 1 " 1 und 3 - 1 0 1 " 2
für die Isoliniendarstellung verwendet. Mit dieser Werteauswahl erreicht man ein optisch
relativ günstiges Ausbreitungsbild.
Neben dieser Standarddarstellung von Dosiswerten bietet das System START die
Möglichkeiten, zum einen mehr als fünf Isolinien in analoger Abstufung darzustellen
bzw. zum andern auch explizit anzugebende, absolute Werte als Isolinien auszugeben.
15
In beiden Fällen ist die Anzahl der insgesamt pro Bild darstellbaren Isolinien aus
Übersichtlichkeitsfründen auf maximal 10 beschränkt.
Um mit möglichst geringem Aufwand eine hinreichend glatte Form der Isolinien zu
erhalten, werden die errechneten Werte zunächst logarithmiert und danach linear interpo
liert. Damit wird eine exponentielle Interpolation vermieden, die sich aufgrund der in etwa
vorliegenden exponentiellen Verteilung der Werte anbieten würde.
Abschließend sei vermerkt, daß der Benutzer als weitere Programmoption die Möglichkeit
hat. ein Kilometerraster mit dem HM1 als Gitterpunkt über die Landkarte zu legen. Damit
ist eine Unterstützung bei der Abschätzung von Entfernung... vorgesehen.
3.3 Geplante Systemerweiterungen
Bei der Entwicklung des Programmsystems START spielte der Gesichtspunkt der einfachen
Realisierung von Programm-Erweiterungen und -Modifikationen eine wesentliche Rolle. Der
Ausbau des Systems ist zum einen bedingt durch den Einsatz neuer technischer Geräte
zur Datenerfassung, Kommunikation und Ergebnisdarstellung sowie zum andern durch sich
ändernde Benutzeranforderungen während des laufenden Betriebs der entwickelten Software.
Einige wichtige Punkte, die den künftigen Ausbau des Systems STAKT beeinflussen
werden, sollen im folgenden kurz abgehandelt werden:
- Online-Erfassungsmöglichkeiten für meteorologische und sonstige relevante Meßdaten
Hierbei wäre insbesondere der Einsatz eines SODAR-Systerns ;Iöj in der Umgebung
der Quelle zur Erfassung meteorologischer Parameter, die die Herleitung der aktuel
len meteorologischen Eingabegrößen (Wetterkategorie. Windgeschwindigkeit) des Sy
stems START zu jedem Zeitpunkt gestatten, zu nennen. Beim SODAR-System han
delt es sich um ein am Erdboden stationiertes, mit dem Doppler-Effekt arbeitendes
Meßsystem. welches die Reflexion ausgestrahlter Schallimpulse mißt, und daraus Profile
von Windgeschwindigkeit und -richtung bzw. Turbulenzgrößen bis in Hönenbereiche
von ca. 500m ermittelt. Der Einsatz komplexerer Verfahren zur Ausbreitungsrechnung
ist ohnehin nur bei Verwendung derartiger Online-Erfassungssysteme sinnvoll.
- Verbesserung der Kommunikationsmöglichkeiten und Erweiterung der grafischen Dar-
st.ellungsmöglichkeiten
Hierbei wäre sowohl an die Einbeziehung mobiler und verteilter stationärer Meßstatio-
1G
nen zu denken. Gleichzeitig müßte dabei die Einbeziehung neuerer grafischer Geräte
einschließlich schnellerer Datenübertragung und Hardcopy-Erstellung berücksichtigt
werden.
- Einbeziehung numerischer Modelle zur Ausbreitungsrechnung
Wie bereits in Abschnitt 2.1 ausgeführt hat das zur Berechnung der Ausbreitungs
faktoren dem System START zugrundeliegende Gaußmodell eine Reihe prinzipieller
Nachteile. Die im Rahmen von Diplomarbeiten [12j untersuchten bzw. angeführten
numerischen Ausbreitungsmodelle könnten in ein erweitertes Programmsystem inte
griert werden, um damit beispielsweise in Abhängigkeit von einer aktuellen Wettersi
tuation das nach derzeitigen Erkenntnissen jeweils geeignetste Ausbreitungsverfahren
anwenden zu können. Zu berücksichtigen wären ferner der Einsatz von Parallelrech
nern und damit die Entwicklung entsprechend aufbereiteter Algorithmen zur Lösung
der Advektions-Diffusions-Gleichung, um kurzfristig Ergebnisse beim Einsatz der sehr
rechenaufwendigen Verfahren zu erhalten. Ersle Untersuchungen hierzu wurden im
Rahmen einer Diplomarbeit [20] durchgeführt.
17
Literaturverzeichnis
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mahl von Kernenergieanlagen'
Bände 1-3, Gesellschaft für Umweltüberwachung mbH, Aldenhoven, Dezember 1980
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Populationsdosis durch störfallbedingte Emissionen radioaktiver Stoffe mit der Abluft"
Gesellschaft für Umweltüberwachung mbH, Aldenhoven, Dezember 1982
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GMB1 1980, S. 576, und GMB1 1982, S. 735
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der Strahlenexposition durch Emission von Schadstoffen mit der Abluft im Falle der
Mehr-Quellen-Situation'
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der lokalen individuellen Gammasubmersionsdosis durch Abluftfahntn aus kerntechni-
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KFA Jülich, Jül-1736, August 1981
6i Ehrlich, H.-G. / Heinemann, K. / Vogt, K.: 'CARE — Ein Modell zur Berechnung der
Strahlenexposition aus den gemessenen Emissionsraten kerntechnischer Anlagen"
KFA Jülich, Jül-1804, September 1982
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18
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Radioactive Material'
Battelle Pacific Northwest Laboratory Nuclear Regulatory Commission, December 1980
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für lokale und regionale Ausbreitungvrechnungen unter Berücksichtigung sich ändern
der Wetterbedingungen"
KFA Jülich, 1984
|11| Schnatz, G. u. a.: "Untersuchungen über die Anwendbarkeit von nichtgaußartigen
Dispersionsrechnungen für die Risikoanalyse bei einem Reaktorstör fair
Battelle-Bericht BF-R-63.862-1, 1980
12! Biesemann-Krüger, A. / Leder, S.-.V1.: "Sumerische Modelle zur Berechnung der
Schadstoßausbreitung in der Atmosphäre"
Gruppendiplom \rbeil am Fachbereich Mathematik der Freien Universität Berlin, 1934
J13j Abend, P. et al.: 'POLARIS 300"
HMI-Bericht (in Vorbereitung)
14i Pasquill, F.: "Atmospheric Diffusion''
John Wiley k Sons, 1974
iläi "Doppler SODAR DS 100 — Remote Sensing System for the lower Atmosphere"
Fa. J. Rosenhagen GmbH. Hamburg
16j l Radiologische Auswirkungen von EVA auf den Forschungsreaktor BER II"
Gesellschaft für Umweltüberwachung mbH, Aldenhoven, 1984
\1\ "Sicherheitsberichl für den 10MW-Betrieb de* Forschungsreaktors BER II"
Hahn-Mcitner-hist.it.iir.. August I9S2
:I8 "Leitfaden für den fachlichen Berater der Kata>lrophrnsehat:l< Hing bei kcrntechni-
sehen Notfällen"
Bundesminister des Innern. November 1981
Vertrieb: Technischer Überwachungsverpin Rheinlnnd. Institut für Unfallforschung
19
[19] "Rahmenempfehlungen für den Katastrophenschutz in der Umgehung kernlechnischer
Anlagen"
Bundesminister des Innern, Oktober 1977
[20] Hofmann, H.: "Numerische Untersuchung eines Modells zur Berechnung von Ausbrei-
tungs- und Transportvorgängen in der Atmosphäre"
Diplomarbeit am Fachbereich Mathematik der Freien Universität Berlin, 1986
20
A Anhang
Beispiel für die Bedienung des Systems START mit Ergebnisdarstellvmg
(Die verwendeten Eingabedaten sind willkürlich gewählt!)
PROGRAMMSYSTEM START - VERSIOH 2 . 0
ST OERFALL-A USBREITUNGS-R ECH11UNG T ERMINALGESTEUERT
DATUM : 1 3 . l t . 8 5 UHRZEIT : 1 4 : 5 3
SOLL EINE DRUCKAUSGABE DER ERRECHIIETEII DOSISWERTE ERFOLGEN ( J / N ) ?
J BITTE EINGEBEN
BITTE DISKETTE MIT LAHDKARTENDARSTELLUNG IH LAUFWERK 0 EINLEGEN. ANSCHLIESSEND "RETURN"-TASTE BETAETIGEH !
EINGABE STOERFALLART / BETRIEBSART :
(1) KERN OHNE WASSER - HALLE OFFEN (2) KERN MIT WASSER - HALLE OFFEN (3) KERN MIT WASSER - HALLE GESCHLOSSEN - FILTER EINGESCHALTET
(AUSLEGUNGSSTOERFALL) (4) NORMALBETRIEB
BITTE EINGEBEN :
EINGABE WETTERKLASSE
(1) A (2) B (3) C
21
(4) D (6) E (6) F
BITTE EINGEBEN : 1
EINGABE WINDGESCHWINDIGKEIT IH M/S : 3
EINGABE WINDRICHTUNG IH GRAD : 225
EINGABE NIEDERSCHLAGSINTENSITAET IN MM/H : 0.5
EINGABE GESAMTEMISSIONSMENGE III BQ : 18.5E10
22
WERDEN WEITERE PROGRAMMOPTIOHEH GEWUEHSCHT (J / I I ) ?
BITTE EIIIGEBEH :
FOLGEIIDE «EITERE DARSTELLUIIGEII SIIID MIT DEI! ERRECHIIETEII WERTEM MOEGLICH :
(1) WAHL EII1ES AIIDERE1I LAIIDKARTEIIAUSSCHIIITTES (2) DARSTELLUIIG ANDERER DOSEII (3) AUSWAHL EIIIER A1IDEREII ISQLIIIIE1IDARSTELLUIIG ( 4 ) AUSGABE EIIIES KILOMETERRASTERS
MEHRFACHA1IGABE1I SIND MOEGLICH, EIIIGABE ABER BITTE HUR 111 EIIIER ZEILE :
1.2.3
EIIIGABE KARTENAUSSCHHITT
(1) HM UIID UMGEBUNG (2) V/AIIIISEE (3) BERLIN - SUEDWEST (4) BERLIN
BITTE EINGEBEN
EIIIGABE DER DARZUSTELLENDEN DOSIS
(1) GAIIZKOERPER GAMMASUBMERSIOII (2) GAIIZKOERPER IHHALATIOII (3) GAIIZKOERPER GAMMASUBMERSIOII + IHHALATIOII (4) SCHILDDRUESE GAMMASUBMERSIOII (5) SCHILDDRUESE INHALATION (6) SCHILDDRUESE GAMMASUBMERSIOII + INHALATION (7) GAIIZKOERPER GAMMABODENSTRAHLUNG
BITTE EINGEBEN :
EIIIGABE ANZAHL DER DARZUSTELLENDEN ISOLIIIIEII ( AIIZAHL <= 10 )
24
3
EltlGABE DER DARSTELLUIIGSART DER ISOLIIIIEII :
( 1 ) STAIIDARDEIIITEILUIIG (2) AIIGABE VOII ABSOLUTEII WERTE!!
BITTE EINGEBE!! : 1
25
26
WERDEN WEITERE PKOGRAMMOPTIOIIEII GEWUEIISCHT U / 1 ! ) 7
BITTE EIIIGEBEIJ
FOLGEIIDE WEITERE DARSTELLUIIGEU SIND MIT DEII ERRECHIIETEIJ WERTE» MOEGLICH :
(1) WAHL EIDES ANDERE» LAMDKARTEIIAUSSCHIIITTES (2) DARSTELLUNG AMDERER DOSEN ( 3 ) AUSWAHL EltlER AIIDERE1I ISOLItllEUDARSTELLUIIG ( 4 ) AUSGABE EINES KILOMETERRASTERS
MEHRFACHANGABE1I SIND MOEGLICH, EIHGABE ABER BITTE NUR IN EINER ZEILE :
EINGABE KARTEHAUSSCHBITT
<1) HMI UND UMGEBUNG (2) WANNSEE (3) BERLIN - SUEDWEST (4) BERLIN
BITTE EINGEBEN
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WERDEN HEITERE PROGRAMMOPTIOIIEII GEWUEIISCHT ( J / I I ) ?
BITTE EINGEBEN
FOLGEIIDE WEITERE DARSTELLUNGEN SIIID MIT DEN ERRECHNETEN WERTEN MOEGLICH :
(1) WAHL EINES ANDEREN LAIIDKARTENAUSSCHIIITTES (2) DARSTELLUNG ANDERER DOSEN (3) AUSWAHL EINER ANDEREN ISOLINIENDARSTELLUNG (4) AUSGABE EINES KILOMETERRASTERS
MEHRFACHANGABEN SIND MOEGLICH. EINGABE ABER BITTE HUR III EINER ZEILE :
EINGABE KARTE1IAUSSCHHITT
(1) HMI UND UMGEBUNG (2) WAIIIISEE (3) BERLIN - SUEDWEST (4) BERLIN
BITTE EINGEBEN
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