Feng Shui: Mehr Farbe und · PDF fileHOMeStORy drinnEn umFaSSEndE analySE Wie funktioniert...

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TEXT Beatrice Guarisco FOTOS Janick Zebrowski D ie Strasse schlängelt sich sanft den Hügel hinauf, eine letzte Kurve, und schon stehen wir vor dem Einfamilienhaus der Familie Beck, wo uns Anita Beck herz- lich begrüsst. Sie führt uns durch einen schmalen Gang mit roten, orangen, lila und grünen runden Teppichen. «Der schmale Gang mit dem Klinkerboden war gegeben. Mit den beiden langen Spiegeln gewinnt er etwas an Breite und durch die farbigen runden Feng Shui bietet die Möglichkeit, das Haus von unnötigen Hindernissen zu befreien und Räume so einzurichten, dass sie einen unterstützen. Familie Beck aus Oberdiessbach hat das gemacht und fühlt sich nun in ihrem Haus rundum wohl. Feng Shui: Mehr Farbe und Harmonie Einfacher um- bauen dank einer guten Planung 12 BADEZIMMER Keine Probleme mehr mit Frost und Eis 16 TIEFKÜHLEN Ferien mit Hund oder Katze: Was zu beachten ist 20 HAUSTIERE DRINNEN

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Page 1: Feng Shui: Mehr Farbe und · PDF fileHOMeStORy drinnEn umFaSSEndE analySE Wie funktioniert denn Feng Shui? «Zu­ erst mache ich eine Analyse der Situation des Hauses und seiner Bewohner»,

TEXT Beatrice GuariscoFOTOS Janick Zebrowski

Die Strasse schlängelt sich sanft den Hügel hinauf, eine letzte Kurve, und schon stehen wir vor dem Einfamilienhaus der

Familie Beck, wo uns Anita Beck herz­lich begrüsst. Sie führt uns durch einen

schmalen Gang mit roten, orangen, lila und grünen runden Teppichen. «Der schmale Gang mit dem Klinkerboden war gegeben. Mit den beiden langen Spiegeln gewinnt er etwas an Breite und durch die farbigen runden

Feng Shui bietet die Möglichkeit, das Haus von unnötigen Hindernissen zu befreien und Räume so einzurichten, dass

sie einen unterstützen. Familie Beck aus Oberdiessbach hat das gemacht und fühlt sich nun in ihrem Haus rundum wohl.

Feng Shui: Mehr

Farbe und Harmonie

Einfacher um­bauen dank einer guten Planung 12

badEzimmEr

Keine Probleme mehr mit Frost und Eis 16

TiEFkühlEn

Ferien mit Hund oder Katze: Was zu beachten ist 20

hauSTiErE drinnEn

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drinnEn HOMeStORy

Teppiche wird man besser geführt, sie geben einem das Gefühl, es geht weiter.» Das anschliessende Treppenhaus nimmt viel Raum ein. «Früher war es grau in grau und es fehlte ihm die wohnliche Note», fügt Anita Beck an. Nun strahlt es in Weiss. Unterstützt wird die helle Farbe durch eine grosse weisse Lampe.

Durch die hellen Farben wirkt das Treppenhaus leicht, die saisonalen Deko ­ rationen auf den kleinen weissen Tabla­ren an den Wänden machen es wohnlich und schaffen eine Verbindung zwischen Erdgeschoss und erstem Stock. Ein gros­ser Holztisch mit sechs weissen Stühlen lädt zum Verweilen ein. «Das ist unser Zentrum, das Herzstück des Hauses. Hier spielt sich der grösste Teil unseres Lebens ab. Symbolisiert wird das auch durch die ovale Skulptur auf dem Side­board», sagt Anita Beck und ergänzt: «Vor 5 Jahren haben wir umgebaut. Dort, wo heute unser Schlafzimmer ist, war früher die Küche. Und hier, im Küchen­ und Essbereich, war das Büro, alles mit Türen versehen, wie das 1968, als das Haus erbaut wurde, Usus war.» Beim Umbau haben sie eine Wand und die Türen entfernt. Ausserdem haben sie das Schlafzimmer um einen zirka 1,5 Meter breiten Holz­Kubus erweitert.

jahrTauSEndE alTE lEhrE

«Mir gefällt eine schlichte Einrichtung, dann wirken Deko­Sachen viel mehr.

Und ich bin ein Mensch, der so wenig Ballast wie möglich haben möchte», sagt Anita Beck und lächelt. Trotzdem hätte es nach dem Umbau ein paar Orte

im Haus gegeben, die ihnen noch nicht gefallen hätten, wo sie aber selber nicht weitergekommen seien, weshalb sie sich für eine Optimierung nach Feng Shui entschieden hätten.

«Feng Shui ist eine Jahrtausend alte chinesische Lehre der harmonischen Raumgestaltung», erläutert Nadja Liechti von der Feng Shui Akademie in Bern. «Ein perfektes Feng Shui integriert sich so gut in die Einrichtung, dass es von einem Laien nicht als Feng Shui wahr­genommen wird.»

In China hätten die Menschen damals die Natur mit ihren Gesetzmässigkeiten beobachtet, um dann einen geeigneten Platz für Ihr Heim zu haben und ihren Toten einen sicheren Platz für die Reise ins Jenseits zu ermöglichen. Während Jahrtausenden sei dies ein geheimes Wissen gewesen, das nur mündlich überliefert worden sei. «Wörtlich über­setzt bedeutet Feng Shui ‹Wind und Wasser›, und diese beiden Elemente gal­ten als die wesentlichen Kriterien für einen sicheren Wohnort.»

Am grossen Holztisch mit den weissen Stühlen spielt sich der grösste

teil des Lebens von Anita, Markus, Celina und Robin Beck ab.

Osten HolzSüdosten HolzSüden FeuerSüdwesten erdeWesten MetallNordwesten MetallNorden WasserNordosten erde

diE achT himmElS- richTungEn und ihrE ElEmEnTE

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8 hauS club magazin JuLi 2011

daS TrigrammElEmEnTGemäss Feng-Shui-Lehre hat jeder Mensch neben einem Geburts-element ein trigrammelement. es gibt an, welches die günstigsten

beziehungsweise die ungünstigsten Himmelsrichtungen sind. unterschieden wird zwischen Ost- und Westgruppe. Häuser haben ebenfalls ein solches ele-ment, bestimmt durch die Ausrichtung der Haustüre. Wohnt man in einem Haus, das zur selben Himmelrichtungs-Gruppe gehört wie man selber, erfährt man gemäss Feng Shui am meisten natürliche unterstützung.

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Die grosse weisse Lampe unterstützt die helle Farbe – dadurch wirkt das treppen-haus leicht und wohnlich.

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umFaSSEndE analySE

Wie funktioniert denn Feng Shui? «Zu­erst mache ich eine Analyse der Situation des Hauses und seiner Bewohner», er­klärt Nadja Liechti. Dazu benötige sie die Grundrisspläne und vermesse das Haus mit dem Kompass, um herauszu­finden, in welchem Grad das Haus in der Landschaft stehe. Danach teile sie das Haus in acht Himmelsrichtungen ein. Zu jeder gehört ein bestimmtes Element (siehe Box 1). Anschliessend berechne sie mit Hilfe des Lo Pan, ein Feng­Shui­ Messinstrument, eine Art erweiterter Kompass, die Energiebereiche. «Diese

Energiebereiche gibt es in jedem Haus, und es sind immer vier gute und vier schwache.»

Des Weiteren berechne sie die Ster­nenkonstellationen in den Räumen, die Trigrammelemente (siehe Box 2) und Geburtselemente aller Bewohner, ana­lysiere aufgrund der Grundrisspläne und der Einrichtung die Yin­ und Yang­Anteile im Haus und bestimme die neun Lebensbereiche (siehe Box 3). Bei

den Sternenkonstellationen gelte es, die starken zu stärken und die schwachen zu schwächen, respektive zu harmo­nisieren. «Der Geldstern zum Beispiel steht für Geldfluss. Er wird unterstützt, indem man dort, wo er vorherrscht, fliessendes Wasser wie einen Zimmer-Brunnen oder ein Aquarium aufstellt», sagt Nadja Liechti. Aufgrund der Analy­se zeige sich für jeden Raum ein vorherr­schendes Element. «Bei den Feng­Shui­

Die Skulptur auf dem Sideboard

neben dem esstisch symbolisiert das

Zentrum, das Herz-stück des Hauses.

diE nEun lEbEnSbErEichE«Die Bestimmung der neun wesentlichen Lebensbereiche, das Bagua, ist eine der bekanntesten techniken im westlichen Feng

Shui», sagt Nadja Liechti. Diese neun Bereiche – Kinder/Projekte, Beziehung, Ruhm/Zukunft, Reichtum/Macht, Familie/Gesundheit, Wissen, Karriere, hilfrei-che Freunde sowie tai Chi (Zentrum) – stehen in direktem Zusammenhang mit dem täglichen Leben. Das Bagua wird in einem Raster von neun gleich grossen viereckigen Feldern dargestellt. Dieses legt man auf die Grundrisspläne und kann dadurch die persönlichen Lebensbereiche sehen und erkennen, welche Bereiche gestärkt, welche ausgeglichen werden sollten. Das Bagua lässt sich für das gesamte Haus, die Zimmer oder auch für den Schreibtisch anwenden.

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Massnahmen geht es unter anderem darum, Yin und Yang sowie das Raum­element mit den Elementen, die durch die Einrichtung gegeben sind, und den jeweiligen Geburtselementen in Har­monie zu bringen», sagt die Feng­Shui­Expertin.

harmOniSchES miTEinandEr

Wie sieht denn die weitere Umsetzung am Beispiel des Hauses von Familie Beck aus? «Das Wohnzimmer haben sie intui­tiv richtig gestaltet», sagt Nadja Liechti. Die rote Farbe an der einen Wand ste­he im Einklang mit dem Raumelement sowie den Geburtselementen der Fami­lienmitglieder und fördere das harmo­nische Miteinander. Passend seien auch die Proportionen der Möbel im Verhält­nis zur Raumgrösse. «Die offenen Re gale und den Bürobereich haben sie hinter einer Schiebetüre versteckt – das ist per­fekt gelöst und gibt dem Raum mehr Ruhe», ergänzt sie.

Das Schlafzimmer gilt im Feng Shui als einer der wichtigsten Räume. Je bes­ser er eingerichtet ist, desto grösser die Erholung. Vielfach werde es jedoch als «Grümpelkammer» missbraucht. «Das wollten wir nicht, deshalb haben wir al­les entfernt, was wir dort nicht unbe­dingt benötigen», sagt Anita Beck und öffnet die Türe. Die beiden Kissen auf dem weissen Bett nehmen das sanfte Lila der Wand hinter dem Bett auf. Als Nachttische dienen zwei weisse Stühle. Der Raum ist schlicht und strahlt viel Ruhe aus. Kerzen und LOVE­Letters sym­bolisieren Zweisamkeit und Liebe.

«nichT grEiF-, abEr Fühlbar»

Feng Shui ist ein Prozess. «Wir haben die von Nadja Liechti vorgeschlagenen Massnahmen langsam umgesetzt. Im­mer wieder etwas gemacht und es auf uns wirken lassen. Es ist eine Langzeit­Investition», sagt Anita Beck. «Für mich bietet Feng Shui einleuchtende Verbesse­rungs­Möglichkeiten. Das Resultat über­zeugt uns, es ist zwar nicht greif­ oder messbar, aber wir fühlen uns wohler in unserem Haus, und es hat uns auf unserem Weg weiter gebracht.» Nadja Liechti: «Beim Feng Shui geht es auch

drinnEn HOMeStORy

diE FünF ElEmEnTEDie fünf elemente – Holz, Feuer, erde, Metall und Wasser – regeln gemäss der chinesischen Lehre den Ablauf von Naturerscheinun-

gen in ihrer Wechselwirkung. Das bedeutet, das Holz nährt das Feuer, die Asche des Feuers die erde, aus der erde entsteht Metall, die Mineralien näh-ren das Wasser und das Wasser das Holz. Zudem können sie sich kontrollieren oder zerstören: Holz benötigt erde, erde hält Wasser auf, Wasser löscht Feuer, Feuer schmilzt Metall und Metall schneidet Holz. Für einen optimalen energie-fluss sollten alle elemente vorhanden und ausgewogen sein.

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yin und yangMit yin und yang werden in der chinesischen Philosophie die zwei ursprungsenergien des universums bezeichnet. yin steht unter

anderem für das Sanfte, eher weibliche, yang für das Starke, eher männliche. yin und yang bedingen einander und ergeben gemeinsam ein Ganzes, wie an-dere Phänomene in der Natur und in unserem Leben: einatmen und Ausatmen, tag und Nacht, heiss und kalt, Sommer und Winter. im Feng Shui gilt es, einen Ausgleich zwischen yin und yang herzustellen, in Abhängigkeit zur Funktion des Raumes. im Wohnzimmer darf beispielsweise yang vorherrschen, während das Schlafzimmer unbedingt durch yin geprägt sein sollte.

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darum, Hindernisse aus dem Weg zu räumen, damit man seinen Urinstinkt wieder wahrnehmen kann.» Anita Beck nickt und fügt an: «Es ist ein Loslösen. Es hilft einem zu erkennen, was man will und was nicht – oft wird einem dies erst im Nachhinein bewusst.»

Genau diese Nicht­Greifbar­ und Nicht­Beweisbarkeit wird an Feng Shui immer wieder kritisiert. Teilweise wird er mit anderen naturwissenschaftlich nicht belegbaren Konzepten wie Eso­terik, Elektrosmog und Radiästhesie in Verbindung gebracht. Von manchen Religionsgruppen wird er auch abge­

Das Schlafzim-mer ist schlicht

eingerichtet und strahlt viel

Ruhe aus –ideal, um sich

gut zu erholen.

Die rote Farbe an der einen Wand im Wohnzimmer steht im einklang mit dem Raumelement sowie den Geburts-elementen der Familienmitglieder und fördert das harmonische Miteinander.

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lehnt, weil er Teil der chinesischen daoistischen Philosophie ist. Nadja Liechti: «Für mich ist Feng Shui et­was, das man erleben darf. Wie bei so vielem im Leben ist es für die einen stimmig, für andere wiederum nicht.»

Feng Shui bietet eine Möglich­keit, sein Haus, seine Räume so zu gestalten, dass sie einen unterstüt­zen und stärken. Es kann ein Mosaik­steinchen auf dem Weg zu mehr Ruhe und Harmonie im Leben sein. Vielleicht haben Sie das befreiende Gefühl nach einer Entrümpelungs­ Aktion auch schon erlebt: Wenn es auf dem Schreibtisch, im Wohnzim­mer, in der Küche, im Keller oder Est­rich plötzlich wieder ganz viel Platz für anderes, Neues hat. So ähnlich kann auch Feng Shui wirken.

Weitere informationen zu Feng Shui sind auf der Website der Feng Shui Akademie www.feng-shui-bern.ch oder www.feng-shui-zuerich.ch erhältlich.

und: Lesen Sie mehr über Feng Shui auf www.haus-club.ch. in einer Serie in loser Folge beleuchtet der Haus Club Schweiz die verschiedenen Aspekte von Feng Shui in Haus und Garten und gibt konkrete umsetzungstipps.

daS chi«Für Chi gibt es kei-ne wirklich treffende

Übersetzung ins Deutsche. Aber wir können uns mit dem Begriff Lebensenergie ein bisschen an-nähern», sagt Nadja Liechti. Das Chi sei wie ein Fluss, der durch türen und Fenster ins Haus kom-me und sich durch die Räume be-wege. Fliesse es zu schnell, neh-me es die energie zu rasch mit, was sich negativ auf die Bewoh-ner auswirken könne. Wichtig sei, darauf zu achten, dass das Chi überall hinkomme. es sollten keine toten ecken entstehen. Denn das seien meist die Bereiche, wo sich Staub ansammle. Neben dem guten Chi gibt es schlechtes Chi, das Cha Chi. Alles was defekt ist, schlecht riecht oder schmut-zig ist, wird im Feng Shui als Cha Chi bezeichnet, ebenso die «ge-heimen Pfeile». Das ist alles Spit-zige, das auf die Bewohner zeigt, wie ecken von Möbeln, spitz zu-laufende Blätter von Pflanzen, Balken, Mauervorsprünge.

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