Fernsehen, Analoge Und Digitale Fernsehsysteme in Europa

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FernsehenAnaloge und digitale Fernsehsysteme in Europa

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InhaltArtikelFernsehnorm 1 8 8 24 32 37 46 49 56 56 60 66 72 73 77 78 80 104 109 113 127 127 130 137 137 138 146 146 148 148

Analoges FernsehenFernsehen Fernsehsignal National Television Systems Committee Phase Alternating Line PALplus Squentiel couleur mmoire

Digitales FernsehenDigital Video Broadcasting DVB-C DVB-H DVB-IPI DVB-S DVB-SH DVB-SI DVB-T DVB-T2 Digital Multimedia Broadcasting Digital Audio Broadcasting

ZusatzdiensteElectronic Program Guide Transport Protocol Experts Group

Zusatzdienste: TeletextAustastlcke Teletext Antiope (Teletext) Ceefax

Grundlagen: Digitale bertragungCoded Orthogonal Frequency Division Multiplex

OFDM Quadraturphasenumtastung Quadraturamplitudenmodulation

153 153 155 163 163 165 168 168 174 176 177 189 193 197 197 198 199 200 208 211 213 226 228 232 232 234 235 236 240 247 247 255 276 277 280

Grundlagen: QuellencodierungMoving Picture Experts Group Transportstrom Programmstrom H.264 MPEG-1 MPEG-1 Audio Layer 2 MPEG-1 Audio Layer 3 MPEG-2 MPEG-4

GrundlagenBurstfehler Dezimeterwelle Fading (Elektrotechnik) Frequenzmodulation Gleichwellennetz Kartesisches Koordinatensystem Komplexe Zahl Mehrwegempfang Orthogonalitt Trgersignal Ultrakurzwelle Vorwrtsfehlerkorrektur YDbDr-Farbmodell YUV-Farbmodell Zeilensprungverfahren

Anhang: FrequenzbnderFrequenzband Frequenzen der Fernsehkanle VHF-Band I VHF-Band II VHF-Band III

OIRT-Band

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QuellennachweiseQuelle(n) und Bearbeiter des/der Artikel(s) Quelle(n), Lizenz(en) und Autor(en) des Bildes 282 286

ArtikellizenzenLizenz 289

Fernsehnorm

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FernsehnormEine Fernsehnorm legt fest, wie die Bild- und Tondaten beim Fernsehen whrend der bertragung vom Sender zum Empfnger bertragen werden. Dabei ist es sinnvoll, zwischen drei verschiedenen Stufen der bertragung zu unterscheiden: HF-bertragung: Analoge oder digitale Modulation Signalbertragung im Basisband (analog) bzw. eingesetzte Quellkodierung (digital) Bildparameter

Geschichte der FernsehnormFast gleichzeitig mit der Entwicklung des Fernsehens berhaupt experimentierte man auch mit dem Farbfernsehen. Bei den ersten Versuchen wurde entweder mit drei Kanlen gearbeitet (in jedem Kanal wurde jeweils ein Teilbild in einer der drei Grundfarben bertragen) oder der bertragung ber einen Kanal und synchronisiert rotierender Farbfilter vor Kamera und Empfnger. Hierbei musste Verbreitung verschiedener analoger allerdings eine wesentlich hhere Anzahl von Einzelbildern bertragen Fernsehnormen werden, damit der Eindruck eines flimmerfreien Bildes entsteht. Der amerikanische Fernsehsender CBS stellte 1943 ein Farbfernsehsystem mit schnell rotierendem Farbfilter vor. bertragen wurden Fernsehbilder mit nur 405 Zeilen und 144 Bildern pro Sekunde. Das Bild war zwar sehr gut, jedoch waren die Empfnger durch die sehr viel grere Farbfilterscheibe vor dem kleinen Bildschirm sehr klobig, laut und nicht kompatibel mit dem inzwischen eingefhrten System mit 525 Zeilen und 25 Vollbildern pro Sekunde. Frankreich fhrte 1948 einen neuen Sendestandard mit 819 Zeilen pro Bild ein. Im September 1948 beschloss in Westdeutschland eine 34-kpfige Expertengruppe zur Festlegung einer zuknftigen Sendenorm unter der Leitung des Technischen Direktors des NWDR Werner Nestel eine Zeilennorm von 625 Zeilen mit einem 2:1 Zeilensprungverfahren und einer Bildaufbaufrequenz von 50 Hz vor, das bedeutet: 25 mal in der Sekunde wird je ein aufeinanderfolgendes Filmbild elektronisch in 625 Zeilen zerlegt, wobei in den ungeraden 50stel Sekunden jeweils nur die Zeilen mit den ungeraden Zeilennummern 1, 3, 5, usw. des jeweiligen Bildes und in den geraden 50stel Sekunden anschlieend die Zeilen mit den geraden Zeilennummern 2, 4, 6 usw., also 225=50 Halbbilder pro Sekunde, bertragen werden. Die zwei Halbbilder eines Bildes werden auf dem Bildschirm exakt zu einem Vollbild zusammengesetzt bzw. verzahnt (siehe Animation unten). Diese Parameter ergaben sich einerseits aus der traditionellen Frequenz des Netzwechselstromes in Europa von 50 Hz, andererseits entsprach die Festlegung auf 625 Zeilen einer annhernden Umrechnung des US-amerikanischen Standards NTSC auf diese gewachsenen europischen technischen Gegebenheiten: 30 Bilder 525 Zeilen ergeben insgesamt 15750 zu bildende Zeilen in der Sekunde. 25 Bilder 625 Zeilen entsprechen 15625 Zeilen pro Sekunde. Die Zeilenfrequenz betrgt also 15625 Hz. Dieser Normenvorschlag wurde dann von dem zustndigen Gremium CCIR (Comit Consultatif International des Radiocommunications) der Internationalen Fernmeldeunion in Genf als Grundlage fr eine einheitliche europische Fernsehsendenorm behandelt und mit gewissen Abnderungen (insbesondere die Festlegung der Kanalbandbreite auf 7 MHz) dann auch zum offiziellen Normenvorschlag der sogenannten Gerber-Norm des CCIR erklrt (benannt nach dem Vorsitzenden der CCIR -Arbeitsgruppe Walter Gerber). Die osteuropischen Lnder und andere dagegen erweiterten die Frequenzbnder auf 8 MHz bei allerdings ebenfalls 625 Zeilen und 50 Hz. [1]

Fernsehnorm

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Zeilensprungverfahren

HF-bertragung (analog)Unbercksichtigt bleiben bei dieser Betrachtung antennenspezifische Parameter, die zum Einfangen des Signals notwendig sind, wie Antennenrichtung, Polarisation, Antennenstandort.

Terrestrische bertragungBei klassischer terrestrischer bertragung sind die Parameter: Bildtrgerfrequenz (es gibt festgelegte Kanalraster fr jede Norm, auch wenn dies bei modernen Empfngern aufgrund der kontinuierlichen Durchstimmbarkeit nicht mehr von Belang ist), Gre des greren und des kleineren Seitenbandes sowie die Lage des greren Seitenbandes, Positiv- oder Negativmodulation, Schwarz- und Weipegel, Abstand und Richtung des Tontrgers, Modulation des Tontrgers (AM oder FM), bei FM verwendete Premphase, diverse Zweikanaltonverfahren zur bertragung von mehreren Audiokanlen.

Kabelgebundene bertragungKabel nutzt genau die gleichen Parameter wie die klassische terrestrische bertragung. Es sind aber weitere Frequenzen zulssig, die bei der klassischen terrestrischen bertragung fr nicht-Fernseh-Zwecke reserviert sind; diese liegen zwischen Band II und Band III: Unterer Sonderkanalbereich, zwischen Band III und 300MHz: Oberer Sonderkanalbereich, zwischen 300MHz und Band IV: Erweiterter Sonderkanalbereich, auch Hyperband genannt.

Satelliten-bertragungBei der klassischen, analogen Satelliten-bertragung sind die Parameter: Mittenfrequenz FM-Trger, Nominalhub, Video-Preemphasis, Hubbegrenzung, Abstand der Tontrger, Modulation des Tontrgers (FM oder QPSK bei ADR), bei FM verwendete Preemphasis.

Fernsehnorm

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HF-bertragung (digital)DVB, ATSC, ISDB

Digital terrestrischDVB-T Die verwendete Modulation ist OFDM mit QPSK, 16QAM oder 64QAM auf jedem Einzeltrger. DVB-H (mobile Gerte) Die verwendete Modulation ist ebenfalls OFDM.

Digital SatellitDVB-S Die verwendete Modulation ist QPSK, DVB-S2 Hier wird neben QPSK auch 8PSK verwendet.

Digital KabelDVB-C Es werden verschiedene Arten der Quadraturamplitudenmodulation verwendet (4QAM, 16QAM oder 64QAM oder 256QAM), je nach gewnschter Robustheit.

Signalbertragung im Basisband (analog)Bei analoger bertragung im Basisband kommt jetzt noch als Bildparameter dazu: Farbmodulation (PAL, NTSC, SECAM) Farbtrgerfrequenz (3,58 MHz: NTSC-3.58, 4,43 MHz: PAL-4.43 und NTSC-4.43, 4.25 und 4.406 MHz: SECAM) Gre der horizontalen Austastlcke (12 von 64s) Gre der vertikalen Austastlcke (24,525 Zeilen bei CCIR, 19,522,5 bei FCC)

Signalbertragung im Basisband (digital)Fr die digitale bertragung des Bildes wird MPEG-2 verwendet (selten MPEG-1), fr Ton kommt sowohl MPEG-1 und MPEG-2 Audio wie auch Digital Dolby zum Einsatz, wobei MPEG Audio obligatorisch ist. blicherweise gibt es aber Einschrnkungen: bestimmte Bildformate maximale Datenrate GOP-Lnge zeitlicher Bild-Ton-Offset

Fernsehnorm

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BildparameterFolgende Parameter sind dann die eigentlichen Bildparameter: Bildfrequenz Verwendung von Zeilensprung oder progressiver Abtastung Zeilenanzahl Lage der Primrfarben im CIElab-Farbraum Gammawert fr die Zuordnung zwischen Wert und Helligkeit Bei analoger bertragung: horizontale Auflsung Bei digitaler bertragung: horizontale Pixelanzahl Pixelgeometrie bzw. Verhltnis von Bildhhe und Bildbreite

Liste der analogen bertragungsnormenKanalraster VHF System B: E-2E-12 (CCIR auer F, Monaco, Italien) System M: A-2A-13 (FCC) System D: R IR XII (OIRT) System A: B-1B-14 (UK alt) System I: I-B, I-D, I-F, I-H, I-J (Irland) System F: F-2, F-4F-12, F-8A (F) System B: A, B, C, D, E, F, G, H, H1 (Italien) System B: 410 (Marokko) System B": 011, 5A (Australien) System B: 19 (NZ) System M: J-1J-12 (Japan)

Kanalraster UHF System G: E-21E-72 (nicht FCC) System M: A-14A-83 (FCC) System M: J-45J-62 (Japan)

Analoge FernsehnormenSchwarz-wei In der Anfangszeit des Fernsehens (1930er bis 1950er Jahre) erfolgte die bertragung lediglich schwarz-wei. Bereits in dieser Zeit entwickelten sich die technischen Normen in verschiedenen Lndern auseinander. Whrend des Zweiten Weltkrieges unterbrachen viele Lnder ihre Fernsehaktivitten, und stiegen bei der Wiederaufnahme zum Teil auf eine andere Norm um.[2] Die nach dieser Umbruchphase noch gebruchlichen Normen wurden vom CCIR mit Grobuchstaben bezeichnet und wie folgt klassifiziert:

Fernsehnorm

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Code

Zeilen Bildrate Ton/Bild-Abstand Farbhilfstrger Kanalbreite Bildsignal Restseitenband Modulation (Hz) (MHz) 3,50 (MHz) 2,66 (MHz) 5,00 (MHz) 3,0 (MHz) Bild Ton

Band

[3][4] A Regelbetrieb bis zuletzt in Schwarz-wei; Farbbertragung nur experimentell [5] mit NTSC. B C D E F [6] [7] G H I K K'(K1) L M [8]

405

25

0,75 positiv AM VHF

625 625 625 819 819 625 625 625 625 625 625 525 625

25 25 25 25 25 25 25 25 25 25 25 30 25

+5,50 +5,50 +6,50 +11,15 +5,50 +5,50 +5,50 +6,00 +6,50 +6,50 +6,50 +4,50 +4,50

4,43 4,43 4,43 8,37 ./. 4,43 4,43 4,43 4,43 4,43 4,43 3,58 3,58

7,00 7,00 8,00 14,00 7,00 8,00 8,00 8,00 8,00 8,00 8,00 6,00 6,00

5,0 5,0 6,0 10,0 5,0 5,0 5,0 5,5 6,0 6,0 6,0 4,2 4,2

0,75 negativ FM

VHF

0,75 positiv AM VHF 0,75 negativ FM VHF

2,00 positiv AM VHF 0,75 positiv AM VHF 0,75 negativ FM 1,25 negativ FM 1,25 negativ FM 0,75 negativ FM 1,25 negativ FM UHF UHF UHF UHF UHF

1,25 positiv AM UHF 0,75 negativ FM 0,75 negativ FM UHF/VHF UHF/VHF

N

Anmerkungen[1] [2] [3] [4] [5] [6] Lit.: Bischoff, Jrgen: Die politische konomie von HDTV. Frankfurt am Main, 1993 http:/ / www. sptv. demon. co. uk/ tvstandards. html Britische Vorkriegsnorm, auer Betrieb seit 1985. http:/ / www. transdiffusion. org/ emc/ geohistory/ off/ http:/ / www. sptv. demon. co. uk/ 405colour/ Franzsische Nachkriegsnorm, auer Betrieb seit 1986. Regelbetrieb bis zuletzt in Schwarz-wei; Farbbertragung nur experimentell in SECAM. [7] Belgische Abwandlung von Norm E. [8] Seit der Farbbertragung ist die Bildrate 30/1,001 29,97Hz.

Zum Vergleich: Die deutsche Vorkriegsfernsehnorm von 1938 sah 441 Zeilen mit positiver Bildmodulation und amplitudenmoduliertem Tonsignal vor. Der Tontrger lag 2,8 MHz vom Bildtrger entfernt. Die wichtigsten Parameter sind die Zeilenzahl, Bildwechsel pro Sekunde, Bild/Ton-Abstand und -Modulation (positiv oder negativ bzw. FM oder AM). Die brigen Spalten beziehen sich auf die Bandbreite, die ein TV-Kanal im Spektrum jeweils bentigt. All diesen TV-Normen gemeinsam ist das Zeilensprungverfahren (Interlacing), d. h. jedes Vollbild wird in zwei aufeinanderfolgenden Halbbildern bertragen, so dass sich die doppelte Halbbildfrequenz ergibt.

Fernsehnorm Farbe Das Farbfernsehen kam spter hinzu (USA: 1950er Jahre, brige Welt 1960er Jahre oder spter). Da es abwrtskompatibel zum Schwarz-Wei-Fernsehen bleiben sollte, wurden die bestehenden Normen beibehalten und lediglich ein Farbsignal in Form eines Hilfstrgers zur Colorierung hinzugefgt. Schwarz-Wei-Empfnger knnen diesen Zusatztrger nicht dekodieren und empfangen Farbsendungen daher wie gewohnt in Schwarz-wei; so wird die Kompatibilitt hergestellt. Farbempfnger dekodieren Schwarz-wei- und Farbsignal und generieren aus beiden zusammen das Farbbild. Dieses Verfahren ist allen terrestrischen Analog-Normen gemeinsam. Das hinzugefgte Farbsignal kann auf drei verschiedene Arten moduliert werden: PAL, SECAM oder NTSC. Grundstzlich kann jede der drei Farbnormen mit jeder der Schwarz-Wei-Normen AN kombiniert werden. Tatschlich werden PAL und SECAM jedoch meistens mit einer der 625/25-Normen und NTSC ausschlielich mit Norm M verwendet. Es existieren allerdings auch Hybride wie z. B. PAL auf Norm M in Brasilien. Terminologie Oft wird auch im digitalen Bereich PAL als Abkrzung fr 625 Zeilen/25 Bildwechsel pro Sekunde mit PAL-Farbtrger und NTSC als Abkrzung fr 525 Zeilen/30 Bildwechsel pro Sekunde mit NTSC-Farbtrger verwendet. Dies ist jedoch falsch, weil im Digitalen fast ausschlielich Komponentensignale zum Einsatz kommen[1], und die genaue Angabe der TV-Norm eines Landes Schwarz-wei-Norm + Farbnorm ist. So verwenden z. B. die USA die Norm M mit NTSC, der grte Teil Westeuropas Norm B/G mit PAL, die frhere DDR Norm B/G mit SECAM, der grte Teil Osteuropas Norm D/K mit SECAM oder PAL, Frankreich Norm L mit SECAM. Viele ehemalige SECAM-Lnder sind inzwischen zu PAL migriert, behalten jedoch in der Regel die unterliegende Schwarz-wei-Norm bei. Zusatzfunktionen Weiterhin gibt es beim analogen Fernsehen unterschiedliche Normen fr Stereoton: A2, NICAM, MTS Textdienste: Teletext, Antiope, Closed Captioning Kompatible Breitbild-bertragung: PALplus

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(Teil-)Digital PALplus : eine Erweiterung von PAL, abwrtskompatibel D2-MAC : brachte vor allem durch getrennte (Zeitmultiplexte) bertragung des Bildsignals, des Farbsignals und des Digitalen Tonsignales eine Qualittsverbesserung, wurde hauptschlich ber Satellit bertragen, konnte sich nicht durchsetzen. HDTV : Sammelbegriff fr Fernsehnormen mit hheren Auflsungen DVB : Digital Video Broadcasting, Sammelbegriff fr verschiedene digitale Fernsehnormen Die digitalen Fernsehnormen orientieren sich an einigen Kenndaten der analogen Fernsehnormen, wie Zeilenzahl und Bildfrequenz. Zur Komprimierung der Daten wird in der Regel der MPEG-2-Standard verwendet. Im Unterschied zu analogen Fernsehnormen existiert bei digitalen Fernsehnormen als weiteres Merkmal die Anzahl Spalten eines Bildes. Zusammen mit der Anzahl Bildzeilen erhlt man so die so genannte Bildauflsung in Bildpunkten (Pixel). Die Spaltenzahl wird dabei idealerweise so gewhlt, dass sich bei der Bilddarstellung die Hhe der einzelnen Pixel nicht wesentlich von ihrer Breite unterscheidet. Statt des traditionellen Bildverhltnisses von 4:3 wird wegen der vernderten Anzeigegerte (Flachbildfernseher und Videoprojektoren) verstrkt 16:9 eingesetzt.

Fernsehnorm

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Literatur Charles Poynton: Digital Video and HDTV Algorithms and Interfaces, Morgan Kaufmann Publishers, 2003. ISBN 1-55860-792-7

Weblinks Fernsehnormen aller Staaten und Gebiete der Welt (http://www.paradiso-design.net/ weltweite_fernsehsysteme.html) Fernsehnormen aller Lnder (http://www.bet.de/facts/fernsehnormen_aller_laender.htm)

Einzelnachweise[1] Ulrich Schmidt: Professionelle Videotechnik. 5Auflage. Springer, Berlin 2009, ISBN 978-3-642-02506-8, S.103.

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Analoges FernsehenFernsehenAls Fernsehen (auch kurz TV, vom griechisch-lateinischen Kunstwort Television) bezeichnet man zunchst ein Massenmedium, das zentral konzipierte und produzierte audiovisuelle Sendungen unidirektional und synchron an ein disperses Massenpublikum vermittelt. Unter Fernsehen wird aber ebenso ein soziotechnischer Komplex von Organisationen (ffentlich-rechtlichen oder privatwirtschaftlichen Sendern) und Techniken (Aufnahme-, Aufzeichnungs-, Produktions-, Sende- und Empfangstechniken) verstanden. Auerdem bezeichnet Fernsehen die Ttigkeit der Zuschauer, die mittels eines Empfangsgertes das Massenmedium konsumieren.Gebude eines Fernsehsenders

TechnikFr Fernsehen wird blicherweise modulierte Hochfrequenzbertragung ber Antennen oder kabelgebunden (Kabelfernsehen) genutzt. Die bertragung ber Antennen erfolgt dabei entweder ber terrestrische Frequenzen (Antennenfernsehen, auch terrestrisches Fernsehen genannt) oder aber nicht-terrestrisch mit Hilfe von Rundfunksatelliten (Satellitenfernsehen). Auf welche Weise die Bild- und Toninformationen bei der bertragung kodiert werden, hngt von der verwendeten Fernsehnorm ab. Es gibt weltweit eine Vielzahl von Fernsehnormen, die jedoch auf wenige Grundparameter reduziert werden knnen; dabei wird zunchst einmal zwischen analogem Fernsehen und digitalem Fernsehen unterschieden. Als analoges Fernsehen bezeichnet man Fernsehen, bei dem zumindest die Bilddaten, meist aber auch die Tondaten analog bertragen werden. Beim analogen Fernsehen ist die Methode der Farbbertragung ein entscheidender Parameter zur Unterscheidung der verschiedenen analogen Fernsehnormen. Weltweit wird das analoge Fernsehen gegenber der digitalen Bildbertragung zunehmend verdrngt. Siehe digitales Fernsehen, Analogabschaltung.

Fernsehkamera mit Teleprompter

FinanzierungBeim Medium Fernsehen stehen wenige Programmanbieter einem Massenpublikum von mehreren Millionen Zuschauern (Konsumenten) gegenber. Dieser Umstand ist in den meisten Lndern historisch bedingt, da aufgrund der bestehenden Gesetze das Fernsehen ausschlielich von ffentlichen Anstalten betrieben wurde. Dies nderte sich mit sinkenden Sendekosten und der

Fernsehen Liberalisierung des Marktes. Die Kosten zur Produktion der Inhalte werden seitens der Programmanbieter auf verschiedenen Wegen eingenommen (siehe hierzu Duales Rundfunksystem). Die ffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, die einen staatlich festgelegten Programmauftrag haben, an dem sich die Inhalte zu orientieren haben, finanzieren sich in Deutschland zu einem groen Teil aus staatlich festgelegten Gebhren (siehe hierzu auch GEZ) und Werbung. Einige weitere Einnahmequellen bestehen im Weiterverkauf oder in der Lizenzierung eigener Fernsehproduktionen. Die privaten Fernsehsender finanzieren sich dagegen fast ausschlielich durch Werbung. Fernsehproduktionen werden in der Regel nur in Auftrag gegeben und ein Groteil der Programminhalte gekauft oder lizenziert. Bei den gekauften oder lizenzierten Produktionen der deutschen privaten Fernsehsender handelt es sich meist um umsatztrchtige US-amerikanische Serien oder Filme, teilweise ganze Fernsehformate. Neben den ffentlich-rechtlichen und den privaten Fernsehsendern gibt es noch sogenannte Bezahlfernsehsender (engl. Pay TV; auch subscription television), die vom Zuschauer direkt bezahlt werden (z.B. Sky Deutschland, frher Premiere). Diese verschlsseln ihre Sendungen, die so nur mit speziellen Decodern gesehen werden knnen. Der Zuschauer bezahlt dann je nach System entweder pro Programm beziehungsweise Programmpaket oder pro Sendung. Fr die Zukunft ist auch eine Bezahlung auf Bestellung geplant. Da Werbung vom Zuschauer meist als strend empfunden wird, verzichten Bezahlfernsehsender in der Regel auf Werbung zur Finanzierung. Dies gilt auch oft als Hauptargument, sich fr ein Bezahlfernsehabonnement zu entscheiden, wobei auch die Eigenwerbung als strend empfunden werden kann. In Grobritannien existiert auch eine Zwischenform. Das dortige BSkyB ist zwar Bezahlfernsehen, es enthlt jedoch trotzdem etwa soviel Werbung wie werbefinanziertes Privatfernsehen.

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InhalteDas Fernsehen zhlt zu den Massenmedien. Es hat Anteil an der Meinungsbildung der Bevlkerung. Genutzt wird das Fernsehen seitens der Zuschauer hauptschlich zur Unterhaltung, Freizeitgestaltung sowie zur Informationsbeschaffung oder Bildung. Entsprechend unterteilt man die Fernsehsendungen auch in Unterhaltungssendungen, Nachrichtensendungen und Bildungsfernsehen. Letzteres wird in Deutschland, mit Ausnahme von Dokumentationen, gem ihrem Bildungsauftrag fast nur von ffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten angeboten. Zunehmend werden Bildung und Nachrichten mit Unterhaltung zum sogenannten Infotainment vermischt. Diese Art von Sendungen wird auch zunehmend von privaten und Bezahlfernsehsendern angeboten.

Fernsehstudio der Sendung Kripo live des MDR Fernsehens

Das Spektrum der Unterhaltungssendungen ist uerst vielfltig und umfasst unter anderem Filme, Serien und Unterhaltungssendungen, die sich in weitere Sparten unterteilen lassen. Zur Rubrik Bildungsfernsehen gehren Dokumentationen, Politik-, Ratgeber- und Wissenschaftssendungen. Seitens der Wirtschaft wird das Fernsehen zur Werbung benutzt. In kurzen Werbespots werden einzelne Produkte und/oder Marken prsentiert und deren Kauf empfohlen. Neben den Werbespots gibt es auch sogenannte Verkaufsshows oder Dauerwerbesendungen. Einige spezialisierte Sender, sogenannte Home-Shopping-Sender zeigen den ganzen Tag nichts anderes als solche Verkaufsshows. Fr die Werbeindustrie ist das Fernsehen eines der wichtigsten Medien, da auf diesem Weg viele Menschen erreicht werden knnen. Auerdem eignet sich das Fernsehen fr die Werbeindustrie, weil man mit diesem Medium besonders gut Gefhle und Emotionen beim Konsumenten wecken kann.

Fernsehen In Deutschland regeln gesetzliche Auflagen Dauer und Hufigkeit der Werbung pro Sendung beziehungsweise Sendezeit. Die Rechte zur Ausstrahlung von Werbung in den ffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten sind strker eingeschrnkt. Sie drfen beispielsweise nach 20 Uhr sowie an Sonntagen und im ganzen Bundesgebiet anerkannten Feiertagen keine Werbung ausstrahlen. Bei nicht ffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten darf die Werbung 20 Prozent des Programms, somit 12 Minuten pro Stunde, bisher nicht berschreiten. Staat und Politik benutzen das Fernsehen hauptschlich dazu, die Bevlkerung zu informieren und die Meinungsbildung zu frdern. Das Spektrum der Inhalte reicht dabei von Hinweisen auf wichtige Ereignisse bis zu Katastrophenwarnungen. Politiker versuchen oft, ber das Fernsehen die Bevlkerung von ihren eigenen Ansichten zu berzeugen oder ihre Arbeit zu rechtfertigen. In vielen Staaten wird Fernsehen auch hufig seitens der Regierung zur Propaganda eingesetzt. Ein weiteres Anwendungsgebiet der Fernsehtechnik besteht in Videoberwachung, die zunehmend gnstiger wird, da die Technik einerseits qualitativ besser und gleichzeitig billiger wird, andererseits die besonders kostenintensive Herstellung von Inhalten entfllt. In der Weltraumforschung, die sowieso hohe Kosten fr Missionen veranschlagt, wird die Fernsehtechnik ebenfalls eingesetzt. Allerdings werden hier selten bewegte Bilder aufgenommen. Stattdessen kommen Spezialkameras zum Einsatz, die oft besonders hohe Auflsungen besitzen und/oder Licht anderer Spektralbereiche, als die vom menschlichen Auge wahrgenommen, aufzeichnen und teilweise zeitversetzt zur Erde senden.

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Sendeabwicklung und ArchivierungTechnische Koordinationsstelle jedes Rundfunksenders ist der Schaltraum. Hier kreuzen sich alle ein- und ausgehenden Signale. Dabei gilt der Grundsatz, dass fr jeden Bildkanal automatisch ein Audiokanal freigeschaltet wird (Audio follows video). Im Schaltraum treffen die Signalstrme von Satellitenbertragungen, Berichte aus den Auenstudios und Live-Schaltungen zu den Korrespondenten und -Wagen zusammen. Eine Kommandoverbindung fhrt zu den anderen technischen Einrichtungen des Senders wie Aufnahmestudios, Kontrollraum, Grafik, Schnitt, Regie etc. Bei vielen Sendern sind die technischen Abteilungen bereits vollstndig miteinander vernetzt. So wird etwa ein Film am Computer geschnitten und ber das Netzwerk verschickt. ber den Schaltraum laufen auch Direktverbindungen zu einem etwaigen Senderverbund (z.B. ARD-Stern)

EntwicklungIn der Frhzeit des Fernsehens wurden viele Sendungen live ausgestrahlt oder als audiovisuelle Sequenz vorproduziert. Aufzeichnungen von Live-Sendungen erfolgten damals teilweise noch durch Abfilmen vom Monitor. Seit Mitte der 1960er-Jahre erfolgte die Studioaufzeichnung und Sendeabwicklung vorgefertigter Inhalte mit MAZ-Gerten, aus denen Ende der 1970er-Jahre die Videorekorder fr den Heimbedarf entwickelt wurden und die analoge oder digitale Signale auf Magnetbnder oder Festplatten speichern und mit denen auch die Bearbeitung der einzelnen Beitrge erfolgt. An ihre Stelle sind heute vielfach Computer getreten, die eine Vielzahl an zustzlichen Bearbeitungsmglichkeiten bieten. Um die alte Auentechnik weiter benutzen zu knnen, sind MAZ-Gerte aber immer noch im Einsatz. Mittlerweile sind die meisten Fernsehsender zu exakt programmierbaren Videoservern bergegangen, auf die sich die Beitrge nach einer festen Zeitabfolge speichern und abrufen lassen. Videoserver knnen groe Sendestrecken vollautomatisch fahren und reduzieren damit den technischen und personellen Aufwand auf ein Minimum. Wegen der digitalen Form der Signalaufbereitung erfolgt heute auch die langfristige Speicherung (Archivierung) der Beitrge in digitaler Form. Die Fernsehsender stecken gerade in einer Migrationsphase, weil ltere Bestnde der Fernseharchive oft mit groem Aufwand digitalisiert werden, um eine weitere Schdigung der auf alten Magnetbnder gespeicherten Inhalte zu verhindern und um einen schnellen Zugriff zu ermglichen.

Fernsehen

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Digitale Archivierung und VerarbeitungDie digitale Archivierung erfolgt heute berwiegend auf Bandmedien oder Festplatten. Wegen der niedrigen Kosten werden heute berwiegend LTO-Bnder verwendet. Bei den Dateitypen dominieren das IMX-Format von Sony und das DVCPro50-Format von Panasonic. Die Auflsung betrgt 720576 Pixel. Die Datenrate betrgt 50Mbit/s, pro Stunde fallen bei der Aufzeichnung etwa 27Gigabyte an Daten an. Bei der alltglichen Archivierung whlen die Sender heute Kombinationslsungen zwischen Band und Festplatte, weil bei der kurzfristigen Speicherung auf Festplatten ein schnellerer Zugriff mglich ist. Die LTO-Bnder, die ber eine Speicherkapazitt von 200-500 Gigabyte verfgen, werden von computergesteuerten (redundanten) Robotern verwaltet, die einen Bestand von bis zu 6000 Medien organisieren knnen. Eine derartige Bibliothek fasst an die 1200 Terabyte pro Roboter. Das moderne Computernetzwerk grerer Fernsehsender ermglicht eine vollautomatische Datenbertragung vom Datenband zum Videoserver und umgekehrt, auch Online-Abfragen externer Archivkunden (andere Sender, Agenturen etc.) knnen jederzeit abgewickelt werden. Moderne Steuerungssoftware, wie DIVArchive, organisiert alle Anfragen und ist mittlerweile so leistungsfhig, dass am PC Szenen aus einzelnen Archivbestnden herausgeschnitten werden knnen, ohne dass der gesamte Beitrag aus dem Archiv geladen werden muss (Partial Restore). Sendeabwicklung und Archiv (das Herzstck jedes Senders) sind damit so eng verzahnt, dass ein jederzeitiger Zugriff mglich ist. Bei analogen Archivbestnden muss der jeweilige Beitrag immer noch von einem Mitarbeiter aus dem Regal geholt und mhsam von Hand weiterbearbeitet werden, was Zeit und Ressourcen kostet. IMX und DV sind in Verbindung mit Wrapper-Formaten wie MXF geeignet, Metainformationen zu speichern. Diese haben rein beschreibende Funktion und enthalten neben Titel und Personenangaben auch Stichwrter zum Sendungsinhalt. Anhand dieser Begriffe knnen die jeweiligen Beitrge (hnlich wie bei digitalen MP3-Musiksammlungen) direkt ber das Netzwerk aufgerufen werden. Damit lsst sich jeder Archivinhalt anhand direkt eingegebener Stichwrter finden und ffnen.

Mangelnde Sorgfalt bei der Archivierungltere Archive wurden zum Teil zerstrt, teils aus politischen Grnden, zum Teil einfach, um Platz zu schaffen. Viele Fernsehsender begriffen gar nicht, welche Werte sie vernichteten. So sucht heute zum Beispiel der britische Fernsehsender BBC weltweit nach eventuell noch vorhandenen Kopien aus den Anfngen der Doctor-Who-Serie, bei der ber 100 Teile aus dem BBC-eigenen Archiv absichtlich vernichtet wurden. Viele in der DDR gezeigte Filme verschwanden ebenfalls aus den Archiven oder erreichten nach der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten einen Zustand, in dem sie nicht mehr gezeigt werden knnen. Zu diesen Filmen gehrt zum Beispiel die Serie: Heier Draht ins Jenseits. Besonders Filme aus den Anfngen des Fernsehens wurden lange Zeit nicht als gengend wertvoll zum Archivieren betrachtet. Videobnder waren teuer und knapp und wurden nach dem Senden neu bespielt. Auch urheberrechtliche Grnde verhinderten das Interesse an einer Aufbewahrung. So war ein erneutes Abspielen bereits gezeigter Filme teilweise mit sehr hohen Gebhren verbunden.

Gesellschaftliche AspekteNutzung in Deutschland

Fernsehen

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Verbreitung in Deutschland[1]Jahr Ausstattungsgrad[2] Ausstattungsbestand[3] 1998 95,595,8 1999 95,3 2000 95,5 2001 95,5 2003 94,4 2004 95,0 2006 95,2 2007 95,9 2008 94,1 138,2140,0 143,6 143,3 147,8 145,5 148,1 151,9 156,0 147,4

In Deutschland besitzen (Stand 2004) 95 Prozent der Haushalte mindestens ein Fernsehgert, 28 Prozent der Haushalte zwei Fernseher, elf Prozent mehr als zwei. Satellitenempfang haben 37 Prozent der Haushalte, Kabelfernsehen haben 54 Prozent der Haushalte. 70 Prozent der Haushalte verfgen ber einen Videorecorder.[1][4] In der Bundesrepublik hat sich der Fernsehkonsum seit Einfhrung des Fernsehens bis einschlielich 2006 stetig erhht.[5] Im Schnitt sah jeder Bundesbrger im Jahr 1992 158 Minuten tglich fern. Im Jahr 2004 waren es bereits 210 Minuten, also 3,5 Stunden. Hochgerechnet auf ein Jahr entsprche dies einer Non-Stop-Fernsehdauer von fast zwei Monaten pro Jahr.[6] berdurchschnittlich viel sehen Arbeitslose und ltere Menschen fern.[6] 2007 (208 Min.) und 2008 (207 Min.) ging der Gesamtkonsum erstmalig um mehrere Minuten zurck. Allerdings wurde schon 2009 wieder der Stand von 2006 (212 Min.) erreicht. 2010 wurde mit 223 Minuten tglicher Sehdauer ein neuer Rekord aufgestellt.[7]

Soziologische BetrachtungFernsehen ist ein Massenmedium und hat sich seit den 1950er Jahren in den Industriestaaten zum Leitmedium entwickelt. Inzwischen haben rund 95 Prozent der deutschen Haushalte mindestens ein Fernsehgert, 40 Prozent davon sogar zwei oder mehr. Fr viele Menschen ist es Teil des Alltags geworden und strukturiert oft sogar den Tagesablauf. Es erfhrt eine Zuwendung durch alle Schichten und Altersgruppen und tritt mit einer zuvor nicht gekannten Wirksamkeit an die Stelle aller Institutionen mit publizistischem Anspruch, ohne diese aber vollstndig zu ersetzen. In Deutschland sahen im Jahr 2008 die Zuschauer pro Tag etwa 3,5 Stunden Fernsehen, in den USA betrug die Dauer im vierten Quartal 2008 5Stunden.[8]Eine amerikanische Familie beim Fernsehen, ca. 1958 Fernsehen wirkt orientierend und nivellierend (ausgleichend). Wichtigstes Instrument dafr ist die hufige Wiederholung. Dadurch wird es zur Grundlage der allgemeinen Geschmacks- und Stilbildung und beeinflusst die gesellschaftliche Kommunikation. Durch das verstrkte Aufkommen von Spartenkanlen, verbunden mit der wachsenden Rolle des Internets bzw. digitalen Fernsehens im gesellschaftlichen Leben, geht die stilbildende Funktion des Fernsehens allerdings wieder zurck. Jedermann kann in gewissen Grenzen sein eigener Programmdirektor werden. Dies bewirkt eine zunehmende Zersplitterung und Fragmentierung der gesellschaftlichen Wahrnehmung und

Fernsehen Kommunikation. Damit sachgem umgehen zu erlernen, ist Aufgabe der Medienpdagogik. Das Fernsehen hat wie alle Medien oft einen Einfluss auf die Meinungsbildung der Konsumenten. Da die Inhalte des Fernsehens jedoch fter als andere Medien transportiert werden, hat es hierbei eine vorrangige Bedeutung. Fernsehsender erheben oft den Anspruch, dem Zuschauer einen Blick auf die komplexe Gesellschaft zu prsentieren. Immer mehr und unterschiedlichere Bereiche des gesellschaftlichen Lebens erfahren eine breiterwerdende mediale Beachtung. Aber der darzustellende Lebensbereich muss interessant, verstndlich und optisch umsetzbar sein. Damit geht von vornherein eine Selektion einher, verbunden mit einer Reduktion der vielfltigen kommunikativen Codes und Zeichensysteme, sowie einer Spezialisierung und Perfektionierung akustisch-visueller Signale. Tatschlich ist es in vielen Fllen sogar so, dass Fernsehen die Themen, ber die Verstndigung lohnend scheint, erst schafft. Auf der Suche nach neuen Themen, die die Zuschauer binden, durchbrechen die Fernsehmacher oft Grenzen, sodass es in den Augen vieler oft zu Tabubrchen kommt.

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Negative Auswirkungen und KritikMedienkritiker wie Neil Postman befrchten durch den wachsenden Medienkonsum den Verfall von moralischen Verhaltensregeln. Speziell die Darstellung von Gewalt im Fernsehen wird kritisiert. Studien zeigen einen Zusammenhang zwischen Fernsehsendungen mit Darstellungen von Gewalt und gewaltttigem Verhalten.[9] In welchem Ma es sich dabei um einen kausalen (urschlichen) Zusammenhang handelt, ist umstritten und Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. Mehrere Studien deuten darauf hin, dass die Hhe des Fernsehkonsums in der Kindheit mit dem spter erreichten Bildungsabschluss in Beziehung steht (d.h., je hher der Fernsehkonsum, desto schlechter der Abschluss).[10][11] Auerdem wird hoher Fernsehkonsum in der Kindheit und Jugend mit bergewicht bzw. einen berdurchschnittlich hohen Body-Mass-Index, Bewegungsmangel, schlechter krperlicher Fitness, Tabakrauchen und den entsprechenden Folgeerkrankungen im Erwachsenenalter in Verbindung gebracht.[12][13][14][15] Darber hinaus ist es fraglich, ob selbst speziell fr Kleinkinder konzipierte Fernsehsendungen und Videos deren Spracherwerb untersttzen. Gem einer Studie aus dem Jahre 2009 scheinen Kinder unter drei Jahren, auch von speziell auf Kleinkinder zugeschnittene Sendungen zur Frderung der Sprachbildung, kaum zu profitieren: Kleinkinder waren nur dann in der Lage neue Verben zu erlernen, wenn ein Erwachsener sie dabei aktiv untersttzte.[16]

Positive AuswirkungenDie Verbreitung des Fernsehens im lndlichen Indien hat laut einer Studie von Robert Jensen und Emily Oster zu hherem weiblichen Schulbesuch und einer geringeren Fertilittsrate gefhrt.[17] In Brasilien hat die Verbreitung von Rede Globo die Zuschauerzahlen fr seine Seifenopern stark erhht. In diesen Seifenopern haben ber 70 Prozent der dargestellten weiblichen Charaktere keine Kinder. Insbesondere arme Frauen hatten seit der Verbreitung von Rede Globo in den 1970er und 1980er Jahren weniger Kinder. Der fertilittsreduzierende Effekt entspricht etwa dem von zwei zustzlichen Jahren weiblichen Schulbesuchs.[18]

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GeschichteFrhe EntwicklungenIn den Anfangsjahren der Entwicklung des Fernsehens wurden Begriffe wie elektrisches Sehen, telegraphisches Sehen, elektrisches Fernsehen und Telephanie benutzt. Im Jahr 1883 erfand Paul Nipkow das Elektrische Teleskop, das mit Hilfe einer rotierenden Scheibe (Nipkow-Scheibe), die mit spiralfrmig angeordneten Lchern versehen war, Bilder in Hell-Dunkel-Signale zerlegte beziehungsweise wieder zusammensetzte. Nipkow gab damit erstmals eine realisierbare Form fr eine funktionierende Fernsehbildbertragung an, die jedoch erst viele Jahre spter umgesetzt werden konnte. Durch die grundlegende Idee zur Realisierung wird Paul Nipkow manchmal als Erfinder des Fernsehens bezeichnet. Die Technik zur Bildzerlegung und -wiedergabe nach Nipkow war jedoch mechanisch und damit nicht besonders leistungsfhig. 1907 gelang dem Russen Boris Rosing die erste bertragung und Empfang eines Fernsehbildes, wofr er in vielen Lndern, darunter auch in Deutschland, ein Patent erhielt.

Telefunken-Fernsehempfnger von 1936

In den 1920er Jahren ersetzte Leon Theremin die Lcher in der Nipkow-Scheibe durch Spiegelanordnungen und erreichte 1927 bereits bertragungen bei Tageslicht und Bilder mit 100 Zeilen auf groflchigen Projektionen. Allerdings wurden seine Ergebnisse nicht publiziert, sondern vom sowjetischen Geheimdienst zur Personenberwachung genutzt. (Der bekannte Weltrekord war damals 48 Zeilen.) 1928 gelang John Logie Baird die transatlantische bertragung eines Fernsehbildes von London nach New York. Neben zahlreichen Erfindungen drfte Bairds grtes Verdienst sein, dass er publikumswirksam die Mglichkeiten des Fernsehens vorfhrte, es dadurch populr machte und somit auch die technische Entwicklung insgesamt sehr beschleunigte. Das erste elektronische Fernsehen entwickelte 1926 Klmn Tihanyi das Radioskop (das zugehrige Patent ist mittlerweile in das Weltdokumentenerbe aufgenommen worden). Auch Manfred von Ardenne arbeitete 1930/31 an einem System, das ebenso auf Grundlage der im Jahr 1897 von Ferdinand Braun zusammen mit Jonathan Zenneck entwickelten Kathodenstrahlrhre (auch Braunsche Rhre genannt) funktionierte. Diese ist die Grundlage fr die bis heute am weitesten verbreitete Methode, von 1958) Bilder fr das Fernsehen darzustellen. Die ersten Anwendungen fand sie aber in Messapparaturen. Die fr das Fernsehen entscheidenden Weiterentwicklungen der Kathodenstrahlrhre steuerte Vladimir Zworykin bei, der 1923 den ersten brauchbaren elektronischen Bildabtaster, die Ikonoskop-Rhre erfand, welche ab 1934 in Serie hergestellt wurde, heute aber keine Verwendung mehr findet. 1929 erfand Vladimir Zworykin die Kineskop-Rhre zurHistorischer Fernseher (Braun HF 1

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Bildwiedergabe. Einigen Angaben nach hatte Philo Farnsworth schon 1927 unabhngig von Zworykin eine funktionierende Kathodenstrahlrhre und Kamerarhre entwickelt und im Labor mit beiden ein Bild bertragen, noch bevor Zworykin sein Bildrhrenpatent realisierte. Somit ebneten die beiden den Weg zum vollstndig elektronischen Fernsehen.

Historische Fernsehkamera (Fernseh GmbH ca. 1964)

Das erste echte elektronische Fernsehbild erzeugte 1906 in Deutschland Max Dieckmann (ein Schler von Ferdinand Braun), der eine Braunsche Rhre umgebaut hatte. Als Aufnahmeinstrument setzte Dieckmann jedoch eine Nipkowscheibe ein. Mangels elektronischer Verstrkung im Jahr 1906 waren anstelle der Lcher in der Nipkowscheibe Drahtbrsten angebracht, die eine Metallschablone abtasteten. Diese Bilder konnten mit der Hand bewegt werden, der Fernseher von Dieckmann gab so bewegte Bilder (in einer Auflsung von 20 Zeilen bei 10 Bildern pro Sekunde) wieder. Da es keine richtige Fernsehkamera gab, blieb der Fernseher von Dieckmann zunchst ohne praktische Bedeutung, die Bildrhre wurde damals als zu teuer und zu kompliziert angesehen. Erst 1926 griff der Japaner Kenjiro Takayanagi die Idee wieder auf, und baute auf Basis der Kathodenstrahlrhre einen funktionierenden Fernseher, auf Senderseite wurde allerdings ebenfalls noch eine Nipkowscheibe eingesetzt.

Fernsehen in DeutschlandAb dem 22. Mrz 1935 wurde in Deutschland das erste regelmige Fernsehprogramm der Welt in hochauflsender Qualitt ausgestrahlt (s. Fernsehsender Paul Nipkow, Berlin). Dieser Titel wird jedoch von der BBC streitig gemacht, da der Fernsehsender Paul Nipkow zunchst nur in 180 Zeilen sendete, die BBC hingegen seit 1936 mit 405 Zeilen. (1937 fhrte Deutschland 441 Zeilen ein.) Schon seit 1929 gab es verschiedene regelmige Fernsehdienste, so auch von der BBC, allerdings nur in niedrigen Auflsungen zwischen 30 und 60 Zeilen. Ihren Hhepunkt erlebten die Sendungen im Dritten Reich, die nur wenige tausend Zuschauer in sogenannten Fernsehstuben und Grobildstellen in Berlin und spter Hamburg erreichten, mit den umfangreichen bertragungen von den Olympischen Sommerspielen 1936. Hierfr wurde auch erstmals ein aus 15 Fahrzeugen bestehender mobiler Fernsehsender in Dienst gestellt. Fr die Darstellung der Fernsehbilder in Leinwandgre in den Grobildstellen wurde das Zwischenfilmverfahren verwendet. Weitere funktionsfhige Fernsehgrobildverfahren in dieser Zeit waren: 1) die Zellenrastermethode (eine Zellenrastertafel mit 10.000 bis 40.000 Glhlampen als Bildpunkte; entwickelt von A. Karolus) sowie 2) Projektionsgerte mit Schmidtschem Spiegelobjektiv (mit Braunscher Rhre).[19][20] Das spter sehr bekannte Eidophor-Grobildprojektionsgert mit einem neuartigen Funktionsprinzip wurde 1939 erst theoretisch konzipiert. Nach langwierigen Prototypenphasen wurde es ab 1959 seriell produziert.[21] 1939 wurde dem damals schon weitverbreiteten Volksempfnger, einem sehr einfach konstruierten Radio, der "Volksfernseher", offizielle Bezeichnung "Einheitsempfnger", zur Seite gestellt (Deutscher Einheits-Fernseh-Empfnger E 1). Es war geplant, dass fnf Firmen diesen Fernseher in den folgenden Jahren in groer Stckzahl herstellen sollten. Dieses Gert war hauptschlich mit Stahlrhren der 11er- und 14er-Serie bestckt und hatte einen fest eingestellten Empfangskanal. Das Gert verfgte ber eine sehr hochwertige Rechteckbildrhre fr 441 Zeilen und Zeilensprungverfahren. Technisch gesehen war der E1 seiner Zeit weit voraus, da die Bildrhre sehr flach war. Es trat kaum eine Kissenverzerrung auf, somit ist diese Rhre mit Rhren aus den 1970er-Jahren durchaus vergleichbar. In Grobritannien wurde bereits 1936 mit "hochauflsendem Fernsehen",

Fernsehen allerdings mit nur 405 Zeilen, jedoch ebenfalls im Zeilensprungverfahren, begonnen. Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs verhinderte jedoch eine Produktion des E 1 in groen Stckzahlen. Die Angaben ber die Anzahl der produzierten Gerte liegen bei ca. 50. Der geplante Verkaufspreis lag bei 650 Reichsmark. Obwohl die Nationalsozialisten auch das Fernsehen fr ihre Zwecke zu nutzen versuchten, blieb das Radio (siehe Hrfunk) wegen der Reichweite und der erprobten Technik das wichtigste Medium fr die nationalsozialistische Propaganda. Es waren bis 1939 wahrscheinlich nicht mehr als 500 Fernsehgerte in privater Hand. Zu Kriegsbeginn waren die Entwicklungen aber schon weit gediehen. Breitbandkabel durchzogen bereits groe Teile des Deutschen Reiches, es war an eine kombinierte Verbreitung des Fernsehprogramms ber Antenne und Kabel gedacht. Es liefen Versuche mit Fersehtelefonie. In Berlin und Leipzig wurde jeweils eine sogenannte Fernsehsprechzelle installiert. Sie verfgten neben dem Telefon noch ber einen Bildabtaster sowie einen Bildschirm, so, dass sich die Gesprchspartner nicht nur hren sondern auch sehen konnten. Im Winter 1944 wurden die zuletzt im Kuppelsaal des Olympiapark Berlin aufgenommenen Fernsehsendungen, die zu dieser Zeit hauptschlich der Truppenbetreuung in hauptstadtnah liegenden Lazaretten dienten, im Deutschen Reich eingestellt. Entwicklungen fanden seit Kriegsbeginn nur noch fr militrische Zwecke statt. Bekannt wurde z.B. die Gleitbombe Henschel 293, die vom Flugzeug aus auf Seeziele abgeworfen werden sollte. Sie hatte im Bug eine Fernsehkamera und einen nur ca. 5kg schweren Fernsehsender. Dieser und die Kamera waren batteriegespeist. Der Sender sendete die aufgenommenen Bilder ber eine im Heck eingebaute Yagi-Antenne ans Mutterflugzeug, wo sie ber einen Monitor und Fernsteuerung ins Ziel gelenkt werden sollte. Das Kriegsende bedeutete fr Deutschland den Verlust smtlicher Patente sowie ein striktes Verbot von Entwicklungen auch im Bereich der Radio- und Fernsehtechnik. Als europische Norm wurden 625 Zeilen festgelegt. Diese Norm wurde von beiden deutschen Staaten ab 1952 bernommen. In den USA hatte man sich 1942 in einem Kompromiss auf 525 Zeilen bei 60 Halbbildern im Zeilensprungverfahren geeinigt, nachdem bereits verschiedene Sender mit Auflsungen von 441 bis 608 Zeilen in Betrieb waren. Frankreich entschied sich fr eine eigene Norm mit 819 Zeilen, die zunchst auch von Belgien bernommen wurde. Schnell wechselte man jedoch auf 625 Zeilen, fr die Wallonie gab es noch einen kurzzeitigen Parallelbetrieb mit 819 Zeilen. Grobritannien blieb bei der 405-Zeilen-Norm mit amplitudenmoduliertem Tontrger. In der Deutschen Demokratischen Republik begann der offizielle Fernsehbetrieb am 21. Dezember 1952 (Stalins Geburtstag). Der erste offiziell verkaufte Fernseher war der vom Sachsenwerk hergestellte Rembrandt 852B (mit runder Bildrhre). Der Vorgnger, Leningrad T2, war hauptschlich fr Reparationsleistungen an die Sowjetunion gedacht. In der Bundesrepublik Deutschland sollte erst am 25. Dezember 1952 der Fernsehbetrieb aus einem Hochbunker in Hamburg wieder aufgenommen werden. Bereits 1955 stellte Philips einen Fernseher vor, der alle europischen Normen empfangen konnte. Der erste in der Bundesrepublik nach dem Krieg in Serie hergestellte Fernseher war der Telefunken FE8. Er kostete 1000DM. Die Preise fr Fernsehgerte fielen im Laufe der Jahre, und 1957 wurden die ersten Gerte unter 1000DM angeboten. Ein Statussymbol der 50er Jahre, aber nur fr Wohlhabende erschwinglich, waren sogenannte Fernsehtruhen, die Fernseher, Radio, Plattenspieler und manchmal auch noch ein Tonbandgert in einem meist truhenartigen Gehuse vereinigten. Solche "Rhrenfriedhfe" wurden bis in die spten 60er produziert.

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Weitere EntwicklungenNachdem 1948 in den Bell Laboraties/USA der Transistor entwickelt worden war und wenige Jahre spter die ersten Transistorradios auf den Markt kamen, lag es nahe, diese Technik auch fr den Bau von Fernsehgerten anzuwenden. Der Transistor hat gegenber der Elektronenrhre, wie sie bis dahin in allen Gerten der Unterhaltungselektronik verwendet wurde, den Vorteil hherer Lebensdauer bei kompakterer Bauform. Da Transistoren auch mit niedriger Spannung und kleinerem Stromverbrauch arbeiten, sind sie vor allem fr batteriebetriebene Gerte interessant. Als Pioniere beim Bau von Transistorfernsehern gelten die japanische Firma Sony mit dem Modell 5-303 (1960) sowie die amerikanische Firma Philco mit dem Modell Safari 2010 (1959). Die

Fernsehen Entwickler der transistorisierten Fernseher waren vor die Aufgabe gestellt, mit der damals noch relativ neuen Technik ein Gert zu entwickeln, das qualitativ mit den in konventioneller Technik gebauten Fernsehern mithalten konnte bzw. diese noch bertreffen musste. Da die Transistorfernseher transportabel sein sollten, musste ein besonderes Augenmerk auf eine kompakte sowie mechanisch und elektrisch robuste Bauweise gerichtet werden. Da die einzig noch verbliebene Rhre, nmlich die Bildrhre z.T. mit sehr hohen Spannungen arbeitet, waren zumindest bei Batteriebetrieb Schaltungen notwendig, um diese Spannungen aus der Batteriespannung, meist 12V, zu generieren. Als 1960 noch der UHF-Bereich mit Frequenzen > 300Mhz eingefhrt wurde, waren fr das Empfangsteil Transistoren notwendig, die auer dem breitbandigen Bildsignal auch diese hohen Frequenzen verarbeiten konnten. Diese Anforderungen machten die frhen Transistorfernseher sehr teuer. Sie lagen preislich oft oberhalb hochwertiger Heimgerte und spielten anfangs auf dem Markt der Unterhaltungselektronik kaum eine Rolle. Der erste deutsche Transistorfernseher war der Imperial Astronaut 1514. Er hatte allerdings auer der Bildrhre noch eine weitere Rhre, die Diode DY80 zur Gleichrichtung der Anodenspannung der Bildrhre. Der erste sowjetische Transistorfernseher war der Elektronika 50, ein recht kompaktes Gert mit 50 mm sichtbarem Bild. Die hohen Preise begannen zu purzeln, als Ende der 60er Jahre Gerte aus Fernost auf dem Markt kamen, die z.T. nur noch halb so viel wie deutsche Gerte kosteten. Neben den damals schon bekannten japanischen Markennamen kamen in den frhen 70ern Marken auf den Markt, von denen selbst Experten noch nie etwas gehrt hatten. Diese "No Name"-Produkte waren oft von fragwrdiger Qualitt, der Preisverfall machte aber tragbare Fernseher fr viele Interessenten erstmals bezahlbar. Durch die immer kompaktere Bauweise bei Gerten der Unterhaltungselektronik war man schon frh auf die Idee gekommen, verschiedene Gerte zu einer leicht zu transportierenden Einheit zu kombinieren. Bekanntestes Beispiel hierfr ist der Radiorecorder. Bereits 1974 hatte eine kleine japanische Firma unter dem Namen Standard einen Radiorecorder mit integriertem 5"-SW- Fernseher auf dem Markt gebracht. In den 80ern "wuchsen" solche Kobinationen zu oft schwergewichtigen tragbaren Stereoanlagen, der Klang und auch der Preis stellte manches Heimgert in den Schatten. Diese Gerte kamen fast durchweg aus Fernost, auch deutsche Marken lieen ihre Gerte dort produzieren. Die Mglichkeiten immer kompakterer Bauweise, nicht zuletzt durch Einsatz integrierter Schaltungen, bekannt als IS oder IC spornte die Entwickler zur Entwicklung immer kleinerer Fernseher an. Solche "Handhelds" waren mehr ein Statussymbol, der Nutzen war eher gering. Die bekanntesten Beispiele sind der Panasonic TR-001 (1970) sowie der MTV-1 des englischen Computerherstellers Sinclair. Die Gre dieser Gerte lag in etwa bei der eines Lexikons, sie waren mit einer Kathodenstrahlrhre mit 3-4 cm Durchmesser ausgestattet. 1984 brachte Casio mit dem TV-10 den ersten echten Taschenfernseher auf den Markt und lutete durch Verwendung eines SW-LCDs zur Bildwiedergabe das Ende der Kathodenstrahlrhre ein. Den Vogel in Sachen Miniaturisierung schoss Seiko 1982 mit seiner TV-Watch ab. Hier hatte man einen winzigen Flssigkristallbildschirm in eine Armbanduhr integriert, der Empfang geschah allerdings ber ein externes Kstchen in der Gre eines Taschenradios, das man an die Uhr anschloss und in die Hemdtasche steckte. Ein Exot dieser Miniaturisierung war ein ebenfalls aus Fernost kommendes, fr den Einbau in den DIN-Schacht im Armaturenbrett geeignetes Auto-Cassettenradio mit integriertem 35mm-Fernseher - in Kathodenstrahltechnik.

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Entwicklungsschritte im technischen Bereich 1953 - Theoretische Konzeption des ersten Videogertes fr den Studiobereich (MAZ) von Eduard Schller (Telefunken) im Schrgspurverfahren, das bis heute Grundlage aller Videorecorder ist. 1953 - Die Eurovision zur europaweiten Ausstrahlung von Fernsehen wird eingefhrt. Erste europaweit empfangbare Sendung: die Krnung der britischen Knigin Elisabeth II. 1956 - Ampex (USA) zeigt auf der NAB den ersten funktionierenden Videorecorder der Welt. 1959 - Philco (USA) bringt mit dem Typ Safari den ersten (bis auf die Bildrhre) volltransistorisierten Fernseher auf den Markt. 1960 - Sony baut mit dem Micro TV 5-202 den ersten Minifernseher mit 4,25-Zoll-Bildrhre.

Fernsehen 1961 - Nordmende stellt mit dem Nordmende Prsident den ersten Fernseher mit kabelloser Ultraschallfernbedienung vor. 1967 - Start Farbfernsehen in der Bundesrepublik Deutschland erfolgte auf der 25. Groen Deutschen Funk-Ausstellung in West-Berlin am 25. August 1967. 1970 - Telefunken stellt ein Bildplattensystem (TED) nur fr Wiedergabe vor. Die mechanische (!) Abtastung erfolgte mittels einer Kristallkufe. Nach 400 Tagen wurde die Produktion wegen der hohen Empfindlichkeit des Systems wieder eingestellt. 1972 - Philips stellt ein Bildplattensystem, ebenfalls nur fr Wiedergabe vor. Die Abtastung erfolgte hier mit einem Laser. Die Signale wurden aber nicht digital, sondern frequenzmoduliert abgetastet. 1972 - Der erste Videokassettenrecorder fr den Heimgebrauch wird als Gemeinschaftsentwicklung unter der Federfhrung von Philips vorgestellt. Er arbeitet nach dem VCR-System. 1973 - Leistungsfhige Thyristoren und Transistoren lsen im Fernseher eine energieaufwendige Rhrentechnik ab. Einzige verbleibende Rhre ist noch die Bildrhre. 1976-82 Inlinebildrhren und Modultechnik machen den Farbfernseher zum kostengnstigen Massenartikel. 1975-79 - es werden drei unterschiedliche, nicht kompatible Videosysteme vorgestellt: das Video2000-System (Grundig, Philips), das Betamax-System (Sony) und das VHS-System (JVC). Letzteres setzte sich dann durch. 1982 - Sony prsentiert den ersten Camcorder. 1982 - In Deutschland wird der Stereoton frs Fernsehen eingefhrt. 1983 - Energiesparende Schaltnetzteile trennen erstmals das Fernsehgerte-Chassis kostengnstig galvanisch von Stromnetz, dadurch ist auch eine Einfhrung der SCART-Buchse mglich. 1983 - Der CCD-Sensor (zu diesem Zeitpunkt mit einer Auflsung von 224.000 Pixel), der bis heute Bestandteil fast jeder Digitalkamera ist, wird von Hitachi vorgestellt. 1984 - Start des kommerziellen Fernsehens in Deutschland. 1984 - Das Fernmelde-Satellitensystem ECS-1 ermglichte auf der geostationren Satelliten Position 13Ost erstmals auch einen Fernseh-Satellitendirektempfang. 1984 - Casio baut den ersten Taschenfernseher mit Schwarz-Wei-LCD. Seiko stellte kurz darauf sogar einen Armbandfernseher, ebenfalls mit LCD vor. 1987 - Start des kommerziellen Fernsehsatelliten ASTRA. 1995 - Die DVD kommt auf den Markt. 1996 - Der private Sender DF1 startet sein Programm per DVB. 1997 - Die neue Firma TiVo patentiert mit dem US-Patent 6233389 zeitversetztes Fernsehen.[22] 2003 - Das terrestrische Fernsehen in Deutschland wird digital. 2005 - Das HD - Ready Logo fr LCD-, sowie Plasmafernseher wird eingefhrt. 2006 - Blu-ray und HD DVD kommen als Nachfolger der DVD fr Hochauflsendes Fernsehen auf den Markt. 2007 - ZDF startet eine Mediathek genannte Internet-Plattform, welche neben parallelem (Live-TV) auch zeitversetztes Fernsehen ber Internet ermglicht. 2008 - Einige europische Fernsehsender starten mit der bertragung in HDTV, unter anderem Arte HD. 2010 - Seit dem 12. Februar 2010 senden ARD und ZDF ber Kabel und Satellit in High Definition (Format 720p). 2010 - Auf den Weltmrkten werden die ersten 3D-fhigen Gerte verkauft.

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FarbfernsehenEiner der Pioniere des Farbfernsehens war John Logie Baird, dem es 1928 gelang, erste farbige Fernsehbilder zu bertragen. Dies geschah aber noch mit mechanischer Technik auf der Sende- wie Empfngerseite. Erst mit der Erfindung der Schattenmaskenrhre bereits 1938 durch Werner Flechsig in Deutschland, die in modifizierter Form bis heute Bestandteil jedes Fernsehers oder Monitors mit Bildrhre ist, hatte man die Mglichkeit, zumindest auf der Empfngerseite auf mechanische Bauteile zu verzichten. 1939 wurden auf der Internationalen Funkausstellung

Fernsehen Berlin die ersten farbigen Fernsehbilder vorgefhrt. Ab den spten 1940er-Jahren wurden in den USA Versuchsendungen mit verschiedenen Verfahren, z.B. mit rotierenden Farbfiltern fr die drei Grundfarben ausgestrahlt, aber keines der Verfahren fand die Akzeptanz der Fachleute. Neben vielerlei technischer Probleme war das Hauptproblem, Farbfernsehsendungen so zu bertragen, dass sie auch kompatibel zu den Schwarzwei-Fernsehern waren. Erst 1953 wurde in Nordamerika die NTSC-Norm fr Farbfernsehen eingefhrt. Man war bei der Durchsicht der in Deutschland nach dem Krieg entwendeten Patentschriften auf das Patent von Werner Flechsig gestoen. Der Ingenieur und Vizeprsident der RCA Norton Goldsmith entwickelte dann eine Farbbildrhre. 1954 begann der offizielle Sendebetrieb in Farbe. Das Problem der Kompatibilitt zu Schwarz/Wei-Fernsehern hatte man gelst, indem die Farbsignale (Farbton und Farbsttigung, Chroma) und die Helligkeitssignale (Luma) getrennt bertragen werden. Der Schwarz/Wei-Fernseher empfngt nur die Helligkeitssignale, die dann das schwarz/weie Bild ergeben, whrend im Farbfernseher zustzlich die auf einem Seitenband gesendeten Chromasignale verarbeitet werden. Im Mrz 1954 brachte RCA mit dem CT100 den ersten in Groserie produzierten Farbfernseher auf den Markt. Er hatte 36 Rhren, eine 15-Zoll-Bildrhre und kostete 1000Dollar, was nach heutiger Kaufkraft einem Preis von ca. 12.000Dollar entspricht. Die Bildqualitt war eher bescheiden und das Gert war auch recht anfllig. Trotzdem waren damit die Amerikaner den Europern weit voraus, die erst 12 bis 13 Jahre spter mit der PAL-Norm von Walter Bruch das Farbfernsehen einfhrten. Der Vorsprung der Nordamerikaner hatte aber auch seinen Preis. Die NTSC-Norm besitzt einige Schwchen, sodass es hufig zu Farbtonfehlern bei der Darstellung kommt. Um diese Fehler auszugleichen, gibt es an NTSC-Farbfernsehern eine zustzliche Einstellmglichkeit, "Farbton", mit dem eine hndische Korrektur des Fehlers mglich ist. Das PAL-Verfahren sowie das franzsische SECAM (Squentiel Couleur Mmoire) hatten zum Ziel, diese Farbfehler, die hauptschlich auf dem bertragungsweg durch Phasenfehler entstehen, auszugleichen. Das bedeutete erheblich hheren technischen Aufwand auf Sende- wie Empfngerseite. Deshalb bekam das PAL-System von den Amerikanern den Spitznamen "Pay Additional Luxury". Im Gegenzug bezeichnen heute noch PAL-Techniker das amerikanische NTSC scherzhaft als "Never Twice Same Color" bzw. "Never The Same Colour". Die Entscheidungen der Lnder der Welt fr ihr jeweiliges Farbfernsehsystem hatten wohl hauptschlich politischen Hintergrund. Whrend viele den USA nahestehende Lnder in Sdamerika und Asien wie z.B. Japan sich fr NTSC entschieden, fhrten z.B. ehemalige franzsische Kolonien oft das SECAM-System ein. Die Mehrheit der Lnder, die in den 1960er-Jahren noch kein Farbfernsehen hatten, entschieden sich aber fr PAL, darunter nach heftigen internen Diskussionen auch England, allerdings mit der schon vorher eingefhrten anderen Ton-Norm. Die UdSSR entschied sich nach vergeblichen Versuchen, ein eigenes Farbfernsehsystem einzufhren, neben zahlreichen anderen Lndern des ehemaligen Warschauer Paktes fr SECAM. Im Gegensatz dazu entschied sich die Volksrepublik China fr das PAL-System. Am 25. August 1967 wurde durch einen symbolischen Druck auf einen roten Knopf durch Auenminister Willy Brandt das Farbfernsehen in Deutschland erffnet. Der erste in Deutschland fr das PAL-System produzierte Fernseher war der Telefunken FE807 PAL Color. In der DDR begann das Farbfernsehen 1969, dem 20. Jahrestag der DDR. Als Verfahren wurde auch hier das franzsische SECAM gewhlt. Der erste in der DDR produzierte Farbfernseher war der RFT Color 20/1. Im Gegensatz zu den allermeisten damaligen Farbfernsehern war er bereits volltransistoriert.

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SatellitenfernsehenDas Zeitalter des Satellitenfernsehens begann am 12.August 1960. An diesem Tag wurde mit Echo 1 der erste passive Nachrichtensatellit in eine Umlaufbahn um die Erde gebracht. Die Qualitt der bertragenen Fernsehbilder war allerdings sehr mig. Der erste aktive Nachrichtensatellit Telstar wurde am 10.Juli 1962 in seine Umlaufbahn gebracht. Mit seiner Hilfe wurde am 23.Juli die erste Live-Sendung fr die Eurovision aus den USA gesendet. Am 26.Juli 1963 wurde mit Syncom 2 erstmals ein Kommunikationssatellit in eine fast vollstndige geostationre

Fernsehen Umlaufbahn gebracht. Dies ermglichte es, von einem festen Punkt auf der Erde ununterbrochen Signale an einen Satelliten zu senden oder von diesem zu empfangen. Neuartige rauscharme HEMT-Transistoren ermglichten 1985 einen kostengnstigen Direktempfang von Fernsehsignalen der ECS-Telekommunikationssatelliten auf der geostationren Satelliten Position 13Grad Ost. 1987 begann mit dem Astra 1A die Erfolgsgeschichte des europischen Direktempfangsfernsehens per Satellit. Am 30.April 2012 wurde die analoge Satelliten-bertragung der deutschsprachigen Fernsehprogramme abgeschaltet. Eigens dafr wurde bereits bei den ffentlich-rechtlichen Sendern Das Erste, ZDF und Bayerisches Fernsehen sowie bei den privaten Sendern ProSieben, RTL und Sat.1 die Videotext-Seite198 und im Internet die Webseite klar digital[23] eingerichtet.[24]

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Nicht-lineares digitales FernsehenHerkmmliches Fernsehen war bisher immer linear; aus diesem Grund war eine Ressource TV-Sendekanal historisch immer begrenzt und so auch umkmpft; wer eine Ressourcen Sendekanle kontrollieren konnte, war auch in der Lage, unliebsame Mitbewerber vom Markt fernzuhalten. Wie nun Helmut Thoma im Heise Forum ct ausfhrte[25], ist mit einer Verbreitung von Fernsehen ber das Internet nun diese historische Beschrnkung gefallen; per Internet stehen rein theoretisch unendlich viele TV Sendekanle zur Verfgung. Das ZDF realisierte im Jahr 2007 ein neuartiges Mediathek[26] genanntes Sendekonzept, welches ein Potential von nicht linearem Fernsehen per Internet verdeutlichte und heftige Kritik von privaten TV Sendeanstalten auslste. Diese forderten eine Begrenzung von ffentlich-rechtlich finanzierten Online-Produkten.[27]

AusblickViele Bestrebungen, die technische Qualitt zu verbessern, sind mangels Kooperation verschiedenster Interessengruppen gescheitert. Sicher ist die Ablsung des analogen durch das digitale Fernsehen, die beim Satellitenfernsehen im April 2012 bereits abgeschlossen wurde. Deutschland hatte sich das Ziel gesetzt, bis 2010 auf die digitale Ausstrahlung der Fernsehprogramme umzustellen. 2003 wurde in Berlin bereits die terrestrische analoge Fernsehausstrahlung auf digitale auf Basis von DVB-T umgestellt, im Ende 2008 war die Umstellung abgeschlossen.[28] Auch beim Kabelfernsehen sollte in Deutschland Satellitenschsseln an einer Hausfassade in der Analog-Digital-bergang bis 2010 abgeschlossen sein. Kabel Berlin-Neuklln Deutschland hat im Jahr 2009 jedoch angekndigt, die analoge Verbreitung noch fr mehrere Jahre parallel zur digitalen betreiben zu wollen.[29] Daher wird sich zumindest in diesem Bereich die Analogabschaltung noch verzgern. Erst in der Folge wird es wohl auch zu einer Verbesserung der Bild- und Tonqualitt, insbesondere bei der Auflsung der Bilder (HDTV) kommen, da mit der fortschreitenden Weiterentwicklung der Computertechnik Anpassungen an zuknftige Fernsehnormen auch softwareseitig mglich werden und dies den Zwang zum Kauf neuer Gerte vermeiden helfen knnte. Mit HDTV soll zudem das Verschlsselungssystem HDCP etabliert werden, mit dem sich das Aufzeichnen von Filmen und Sendungen theoretisch regeln und verhindern lsst. Die frher berwiegend auf Kathodenstrahlrhren basierenden Fernsehgerte werden bei sinkenden Preisen langsam von den flachen und damit platzsparenden Plasmabildschirmen oder Flssigkristallbildschirmen abgelst. Im Jahr 2006 wurden in Deutschland erstmals mehr Flachbildfernseher verkauft als konventionelle Rhrenfernseher.[30] Eine weitere Alternative aber noch nicht ganz ausgereifte Technik fr Flachbildschirme sind OLED-Bildschirme, die gegenber den beiden anderen genannten Flachbildschirmtechniken mehrere Vorteile (Blickwinkelunabhngigkeit, weiter reduzierter Stromverbrauch, schnellere Schaltzeiten, biegsam) mit sich bringen knnten. Des Weiteren sind

Fernsehen auch flache Rhrenfernseher in der Entwicklung, die mit der sogenannten SED-Technik (Surface Conduction Electron Emitter Display) arbeiten. Jeder Bildpunkt bekommt dabei eine eigene kleine Rhre. Fr groformatige, kinohnliche Abbildungen werden Videoprojektoren (Beamer) verwendet. hnliche Gerte waren bereits 1936 bei den Olympischen Spielen im Einsatz. Mit dem Internet entsteht eine vllig neue Verbreitungsmglichkeit von bewegten Bildern und Ton (siehe auch IPTV), die in Konkurrenz zur klassischen Nutzungs- und Verbreitungsform des Fernsehens (siehe oben) treten knnte, aber deutlich weitergehende Mglichkeiten und Vorteile bietet. Dies knnte der klassischen Verbreitungsform von Fernsehen zunehmend das Publikum entziehen. Allerdings bleibt abzuwarten, ob und wie die Content-Produzenten dabei ihre Produktionskosten einfahren knnen und wie das klassische Fernsehen darauf reagieren wird. Bill Gates erwartet, dass in 5 Jahren oder eher, das herkmmliche Fernsehen zu groen Teilen vom Zuschauer per Einschaltquote durch Internetfernsehen ersetzt sein wird. Erste groe Verdrngungsprozesse finden heute (1/07) bereits statt.[31] [32] Auch eine Analyse des Meinungsforschungsinstitutes Allensbach belegt, dass insbesondere bei jungen Menschen die Bedeutung des herkmmlichen Fernsehens zugunsten des Internets abnimmt.[33] In einer Studie, die von der EIAA (European Interactive Advertising Association) in Auftrag gegeben wurde, wurde festgestellt, dass bei deutschen Jugendlichen im Alter von 16 bis 24 Jahren das Internet hufiger als das Fernsehen genutzt wird.[34] US-Amerikaner nutzen als Nachrichtenquellen vorwiegend (48 Prozent) das Internet, wogegen das Fernsehen nur noch von 29 Prozent als primre Nachrichtenquelle genutzt wird.[35] Die Management-Beratung Accenture stellte in einer Studie fest, dass junge TV-Zuschauer (16-24 Jahre) auf Videoplattformen abwandern. Heute (6/08) schauen bereits 40 Prozent dieser Altersgruppe regelmig Video im Internet. Als Hauptursache werden die starren Sendezeiten beim Fernsehen genannt.[36] Mark Thompson, Chef der BBC, meinte auf der IFA 2008, dass die Zukunft des Fernsehens eindeutig on Demand sei und dass das Web vermutlich in Zukunft der wichtigste Vertriebsweg fr Fernsehen sein wird.[37] Das statistische Bundesamt hat festgestellt, dass im ersten Quartal 2008 38 Prozent mehr Menschen in Deutschland (14 Mio.) TV- und Hrfunk via Internet konsumiert haben als im Jahr zuvor.[38] Im Jahr 2011 sank in den USA erstmals die Zahl der in den Haushalten vorhandenen Fernsehgerte gegenber dem Vorjahr.[39]

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LiteraturAllgemein Michael Grisko (Hrsg.): Texte zur Theorie und Geschichte des Fernsehens. Reclam, Ditzingen 2009. Albert Abramson: Die Geschichte des Fernsehens. Wilhelm Fink Verlag, Mnchen 2002, ISBN 3-7705-3740-8. Bommert, Dirksmeier, Kleybcker: Differentielle Medienrezeption. Mnster 2000, ISBN 3-8258-4897-3. Pierre Bourdieu: ber das Fernsehen. Suhrkamp, Frankfurt 1998. Guy Debord: Die Gesellschaft des Spektakles. Berlin 1996. Ralf Kaumanns, Veit Siegenheim, Insa Sjurts: Auslaufmodell Fernsehen? - Perspektiven des TV in der digitalen Medienwelt. Gabler, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-8349-1215-2. Jerry Mander: Schafft das Fernsehen ab. Eine Streitschrift gegen das Leben aus zweiter Hand. Rowohlt-Verlag, 1979, ISBN 3-498-04265-3. Karl Nikolaus Renner: Fernsehen, 1. Auflage. UTB Stuttgart 2012, ISBN 978-3-8252-3685-4. Siegfried Zielinksi: Audiovisionen: Kino und Fernsehen als Zwischenspiele in der Geschichte. rororo-Verlag, Reinbek b. Hamburg 1989. Horace Newcomb (Hrsg.): Encyclopedia of television. Fitzroy Dearborn, New York 2004, ISBN 1-57-958394-6.

Fernsehen

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Ausbildung Gerhard Schult, Axel Buchholz (Hrsg.): Fernseh-Journalismus. Ein Handbuch fr Ausbildung und Praxis. Reihe Journalistische Praxis. 8. Auflage. Econ, Berlin 2011, ISBN 978-3-430-17683-5 (Website zum Buch mit umfangreichem Material [40])

China Stefan Kramer: Vom Eigenen und Fremden. Fernsehen und kulturelles Selbstverstndnis in der Volksrepublik China. Bielefeld 2004, ISBN 3-89942-208-2.

Deutschland Claudia Dittmar: Feindliches Fernsehen. Das DDR-Fernsehen und seine Strategien im Umgang mit dem westdeutschen Fernsehen. transcript, Bielefeld 2010, ISBN 978-3-8376-1434-3. Gerhart Goebel: Das Fernsehen in Deutschland bis zum Jahre 1945. In: Archiv fr das Post- und Fernmeldewesen. 5 (1953), S. 259393. Knut Hickethier: Geschichte des deutschen Fernsehens. Metzler, Stuttgart 2004, ISBN 3-476-01319-7. Eric Karstens, Jrg Schtte: Praxishandbuch Fernsehen. Wie TV-Sender arbeiten. VS-Verlag, Wiesbaden 2005, ISBN 3-531-14505-3. Carolyn Knappe: Die deutsche Fernsehindustrie: Eine Analyse der Wettbewerbsstrategien vor dem Hintergrund zunehmender Digitalisierung von Medien. Kln 2003, ISBN 3-934156-72-X. (Volltext) [41] Kira Marrs: Zwischen Leidenschaft und Lohnarbeit. Ein arbeitssoziologischer Blick hinter die Kulissen von Film und Fernsehen. edition sigma, Berlin 2007, ISBN 978-3-89404-549-4. Ulf Pillkahn: Trends und Szenarien als Werkzeuge zur Strategieentwicklung. Erlangen 2007, ISBN 978-3-89578-286-2. (Enthlt Szenarien zur 'Zukunft des Fernsehens')

Feministische Analysen Monika Bernold (Hrsg.): Screenwise: Film, Fernsehen, Feminismus; Dokumentation der Tagung Screenwise. Standorte und Szenarien Zeitgenssischer Feministischer Film- und TV-Wissenschaften, 15.17. Mai 2003, in Wien. Schren, Marburg 2004, ISBN 3-89472-387-4.

Italien Cinzia Padovani: A Fatal Attraction: Public Television and Politics in Italy. Neuauflage. Rowman & Littlefield, 2007, ISBN 978-0-7425-1950-3. Anne Preckel: Zapping als Fernsehkritik: Die italienische Telecollage Blob. Avinus, Berlin 2008, ISBN 978-3-930064-85-4.

Technik Caroline Meyer: Der Eidophor: Ein Grossbildprojektionssystem zwischen Kino und Fernsehen 1939-1999. (Interferenzen - Studien zur Kulturgeschichte der Technik, 15). Chronos-Verlag, Zrich 2009, ISBN 978-3-0340-0988-1.

Einzelnachweise[1] Zahlen aus Fachserie 15 Ausstattung privater Haushalte mit langlebigen Gebrauchsgtern, Reihe 2, z.B. 19982002 (https:/ / www-ec. destatis. de/ csp/ shop/ sfg/ bpm. html. cms. cBroker. cls?cmspath=struktur,vollanzeige. csp& ID=1013068), 20022007 (https:/ / www-ec. destatis. de/ csp/ shop/ sfg/ bpm. html. cms. cBroker. cls?cmspath=struktur,vollanzeige. csp& ID=1022742), und Reihe 1, z.B. 2008 (https:/ / www-ec. destatis. de/ csp/ shop/ sfg/ bpm. html. cms. cBroker. cls?cmspath=struktur,vollanzeige. csp& ID=1023174) [2] In von 100 Haushalten ist ein Fernseher vorhanden.

Fernsehen[3] In 100 Haushalten sind Fernseher vorhanden. [4] Pressemeldung 492 von destatis.de (http:/ / www. destatis. de/ jetspeed/ portal/ cms/ Sites/ destatis/ Internet/ DE/ Presse/ pm/ 2004/ 11/ PD04__492__631. psml) [5] Durchschnittlicher Fernsehkonsum an einem Werktag (http:/ / de. statista. org/ statistik/ diagramm/ studie/ 12709/ umfrage/ wie-viele-stunden-schauen-sie-durchschnittlich-an-einem-normalen-werktag-fernsehen/ ) Statistik des IfD Allensbach, aufbereitet durch statista.org [6] Melanie Mhl: Siebzig Tage im Jahr vor dem Schirm (http:/ / www. faz. net/ s/ Rub8A25A66CA9514B9892E0074EDE4E5AFA/ Doc~EA156D82CEE9B42178C537B6F8B7C5B55~ATpl~Ecommon~Scontent. html), Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20. Januar 2005, Nr. 16 / S. 38. [7] Grafik zur Sehdauer in Deutschland (http:/ / www. agf. de/ daten/ zuschauermarkt/ sehdauer/ ), Daten der Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (AGF). [8] heise.de, Fernsehkonsum in den USA erreicht Allzeithoch, 24. Febr. 2009 (http:/ / www. heise. de/ newsticker/ Fernsehkonsum-in-den-USA-erreicht-Allzeithoch--/ meldung/ 133419) ( WebCite (http:/ / www. webcitation. org/ 5epOmrF3A)) [9] Science Bd. 295, Nr. 5564, vom 29. Mrz 2002: The Effects of Media Violence on Society. Siehe auch ORF science: Tgliches Fernsehen frdert Hang zur Gewalt (http:/ / sciencev1. orf. at/ news/ 48468. html) [10] Linda S. Pagani, Caroline Fitzpatrick, Tracie A. Barnett, Eric Dubow: Prospective Associations Between Early Childhood Television Exposure and Academic, Psychosocial, and Physical Well-being by Middle Childhood. (http:/ / archpedi. ama-assn. org/ cgi/ content/ abstract/ 164/ 5/ 425) Abgerufen am 10. Mrz 2011. [11] Christian Pfeiffer: Die PISA-Verlierer Opfer ihres Medienkonsums. (http:/ / www. kfn. de/ versions/ kfn/ assets/ pisaverlierer. pdf) Kriminologisches Institut Niedersachsen e.V., 2007, abgerufen am 22. Dezember 2009 (PDF). S. 9. (http:/ / www. kfn. de/ versions/ kfn/ assets/ pisaverlierer. pdf#page=10) [12] Hancox RJ, Milne BJ, Poulton R: Association between child and adolescent television viewing and adult health: a longitudinal birth cohort study. In: Lancet. 364, Nr.9430, 2004, S.257-262. PMID 15262103. [13] Erik Landhuis C, Poulton R, Welch D, Hancox RJ: Programming obesity and poor fitness: the long-term impact of childhood television (http:/ / www. nature. com/ oby/ journal/ v16/ n6/ full/ oby2008205a. html#bib1). In: Obesity (Silver Spring). 16, Nr.6, 2008, S.1457-1459. PMID 18369346. [14] Viner RM, Cole TJ: Television viewing in early childhood predicts adult body mass index. In: J Pediatr. 147, Nr.4, 2005, S.429-435. PMID 16227025. [15] Navigator Medizin und Medizinauskunft: Zahlreiche Studien besttigen: Fernsehen macht Kinder dumm (http:/ / www. navigator-medizin. de/ eltern_kind/ aktuelle-nachrichten-kindergesundheit-und-kinderkrankheiten/ 2266-zahlreiche-studien-bestaetigen-fernsehen-macht-kinder-dumm. html); siehe auch hier (http:/ / www. gwg-ev. org/ cms/ cms. php?print=1& textid=1437) [16] Roseberry, S. u. a.: Live Action: Can Young Children Learn Verbs From Video? (http:/ / www3. interscience. wiley. com/ journal/ 122597252/ abstract). In: Child Development. 80, Nr.5, 2009, S.13601375. [17] Robert Jensen, Emily Oster: The Power of TV: Cable Television and Women's Status in India. In: NBER Working Paper. No. 13305, 2007. [18] Eliana La Ferrara, Alberto Chong, Suzanne Duryea: Soap Operas and Fertility: Evidence from Brazil. IDB Working Paper No. 533, 2008. [19] Gerhart Goebel: Das Fernsehen in Deutschland bis zum Jahre 1945. In: Archiv fr das Post- und Fernmeldewesen. 5 (1953), S. 359363. [20] Siegfried Zielinksi: Audiovisionen: Kino und Fernsehen als Zwischenspiele in der Geschichte. rororo-Verlag, Reinbek b. Hamburg 1989, S. 157160. [21] Caroline Meyer: Der Eidophor: Ein Grossbildprojektionssystem zwischen Kino und Fernsehen 1939-1999. (Interferenzen - Studien zur Kulturgeschichte der Technik, 15). Chronos-Verlag, Zrich 2009, ISBN 978-3-0340-0988-1. [22] Patent US6233389 (http:/ / worldwide. espacenet. com/ publicationDetails/ biblio?locale=de_EP& CC=US& NR=6233389). [23] klar digital (http:/ / www. klardigital. de/ ) offizielle Webseite der Landesmedienanstalten [24] Videotext-Seite hilft bei Umstellung auf digitales Sat-TV. (http:/ / www. heise. de/ newsticker/ meldung/ Videotext-Seite-hilft-bei-Umstellung-auf-digitales-Sat-TV-1072588. html) Auf: heise online. 4.September 2010. [25] http:/ / www. heise. de/ webcast/ Podiumsdiskussion "Trends und Business Chancen IPTV", 22. September 2006 [26] http:/ / www. satundkabel. de/ modules. php?op=modload& name=News& file=article& sid=15843 Der ZDF-Fernsehrat stimmte der Weiterentwicklung seiner "Mediathek" zu einem 7-Tage-Abrufangebot nach Vorbild von Arte und BBC auf Fernsehgerten, PC und mobilen Endgerten zu. [27] Merkel: Online-Angebote von ARD und ZDF erfordern Reglementierung (http:/ / www. satundkabel. de/ modules. php?op=modload& name=News& file=article& sid=27651& mode=thread& order=0& thold=0) [28] computerbild.de: DVB-T: Umstellung auf digitales Fernsehen in Deutschland abgeschlossen (http:/ / www. computerbild. de/ artikel/ avf-News-TV-DVB-T-Antennenfernsehen-in-Deutschland-nur-noch-digital-3732464. html). 11. Dezember 2008, Zugriff am 20. Dezember 2011 [29] Uwe Mantel: Kabel Deutschland: Analog-TV bleibt noch jahrelang (http:/ / www. dwdl. de/ nachrichten/ 21992/ kabel_deutschland_analogtv_bleibt_noch_jahrelang/ ), 29. Juli 2009, Zugriff am 20. Dezember 2011 [30] heise.de: (http:/ / www. heise. de/ newsticker/ meldung/ 84035) Flachbildfernseher berflgelten 2006 erstmals in Deutschland Rhrengerte [31] heise.de: (http:/ / www. heise. de/ newsticker/ meldung/ 84390) Internet-Fernsehen in fnf Jahren oder eher

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Fernsehen[32] spiegel.de: (http:/ / www. spiegel. de/ netzwelt/ web/ 0,1518,463394,00. html) Auf der Suche nach der verlorenen Jugend [33] heise.de: (http:/ / www. heise. de/ newsticker/ meldung/ 97491) Allensbach-Analyse: Fernsehen verliert Zuschauer an das Internet: () "Der Anteil der 14- bis 49-Jhrigen, die sich tglich aus dem Fernsehen ber Neuigkeiten informieren, sank von 69,2 auf 65,5 Prozent. Ein Teil davon geht auf die Rechnung von YouTube allerdings eher bei jngeren als bei lteren Menschen: Whrend die zum Google-Imperium gehrige Videoplattform in der Altersgruppe der 14- bis 19-Jhrigen von einem knappen Drittel hufig genutzt wird, sind es bei den 20- bis 29-Jhrigen nur noch 16,9 und bei den 30- bis 39-Jhrigen lediglich 5,4 Prozent." [34] golem.de: (http:/ / www. golem. de/ 0711/ 55905. html) Internet lst bei Jugendlichen TV als liebstes Medium ab [35] heise.de: (http:/ / www. heise. de/ newsticker/ meldung/ 104320) Internet ist fr die Hlfte der Amerikaner primre Nachrichtenquelle [36] golem.de: (http:/ / www. golem. de/ 0806/ 60115. html) Junge TV-Zuschauer wandern auf Videoplattformen ab. Umfrage zeigt rger ber feste Sendezeiten als Ursache [37] golem.de: (http:/ / www. golem. de/ 0809/ 62148. html) BBC: Internet vielleicht bald wichtigster TV-Kanal [38] golem.de: (http:/ / www. golem. de/ 0903/ 65602. html) Radio und TV kommen immer fter bers Internet [39] TV ownership declines for first time in Nielsen history, insidetv.ew.com, 30. November 2011 (http:/ / insidetv. ew. com/ 2011/ 11/ 30/ tv-ownership-declines/ ) (abgerufen am 1. Dezember 2011) [40] http:/ / www. journalistische-praxis. de/ fern/ [41] http:/ / www. rundfunk-institut. uni-koeln. de/ institut/ pdfs/ 17903. pdf

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Weblinks Links zum Thema Fernsehen (http://www.dmoz.org/World/Deutsch/Medien/Fernsehen/) im Open Directory Project tvprogramme.net (http://www.tvprogramme.net/index.html): TV-Programme von Gestern und Vorgestern. Neben Fernsehprogrammen der deutschen, sterreichischen und Schweizer Fernsehsendern seit den 1950er Jahren findet sich auf der Website auch eine umfangreiche TV-Chronik der deutschen Fernsehgeschichte. Virtuelles Fernsehmuseum (http://www.fernsehmuseum.info/virtuelles-museum.html)

FernsehsignalAnaloge Fernsehsignale sind die ersten, grossflchig eingesetzten Verfahren zur analogen Bild- und Tonbertragung, die unter anderem im Bereich des Fernsehrundfunk eingesetzt wurden. Seit Mitte der 1990er Jahre werden analoge Fernsehbertragungsverfahren zunehmend durch das digitale Fernsehen abgelst, welches verschiedene Bildkompressionsverfahren und digitale Modulationsverfahren im Rahmen von Normen wie DVB-T verwendet. Dieser Artikel behandelt ausschlielich die analogen Varianten der Fernsehsignalbertragung.

VideosignaleVideosignale (Videotechnik) sind keine echte Teilmenge des Fernsehsignals, weil sie anwendungsbezogen sind und deshalb dem Fernsehstandard nicht entsprechen mssen. Es besteht jedoch ein konomischer Anreiz zur Kompatibilitt mit den in groer Stckzahl gefertigten und deshalb preiswerten Gerten des Systems Fernsehrundfunk (landesbezogene Fernsehtechnik) oder mit der in neuerer Zeit verfgbaren Computertechnik. Die klassische Bildaufnahmerhre liefert ein B-Signal (Bildsignal, nicht zu verwechseln mit dem Blausignal). Dieses B-Signal wird in der Fernsehkamera ausgetastet und ergibt das BA-Signal. BA bedeutet also Bild mit Austastung.Testbild, sogenannter Farbbalken

Der Austastpegel ist jene Gleichspannung, die dem Signalverlauf whrend der Austastdauer entspricht. Dieser Austastpegel ist der Bezugspegel fr die weitere Signalverarbeitung und -bertragung. Das BA-Signal kann als

Fernsehsignal Multiplikation des B-Signals mit dem logischen Austastsignal (A-Signal) verstanden werden. Es war blich, das A-Signal dem BA-Signal auch additiv beizumengen. Dieser Signalanteil wird als Abhebung bezeichnet und vereinfachte die Unterdrckung sichtbarer Bild- und Zeilenrcklufe. Innerhalb des Studios wurden BA-Signale (0,7V) verarbeitet und angezeigt. Die fr den synchronen Betrieb erforderlichen Impulssignale lieferte ein Taktgeber ber Impulsverteilerverstrker. Typisch war die Impulsgruppe H, V, A, S (Horizontal-, Vertikal-, Austast- und Synchronimpulse mit Uss=4V). Das Ausgangssignal eines Studios der Schwarzweitechnik wurde aus dem BA-Signal durch Hinzufgung des S-Signals (0,3V) gebildet und als BAS-Signal bezeichnet. Die Impulssignale gelten nicht als Videosignale, obwohl das S-Signal durchaus als Schwarzbild (BAS) interpretiert werden kann. In dem gleichen Sinne ist das A-Signal ein Weibild (BA-Signal, also ohne S-Anteil). Mit dem bergang zur Transistortechnik, der zeitlich weitgehend dem bergang zum Farbfernsehen entsprach, wurde die Impulsgruppe zunehmend durch ein voreilendes Schwarzbild ersetzt. Dieses Schwarzbild enthielt dann auch jene Impulssignale, die wegen der Einfhrung der Farbe zustzlich notwendig wurden. Die beim Farbfernsehen verwendeten Signale Y, R, G, B (Leuchtdichtesignal und Farbwertkanle) sind BA-Signale, die oft auch den S-Anteil enthalten und dann BAS-Signale sind. Der modulierte Farbtrger ergab den weiteren Buchstaben F und das vollstndige Farbbildsignal wurde als FBAS-Signal oder gegebenenfalls als FBA-Signal bezeichnet. In die Austastlcken des FBAS-Signals wurden Datensignale (Videotext, ggf. Ton, Steuersignale fr die Taktgeneratoren) und Prfzeilen eingebettet.

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Der SignalbegriffDie Ausfhrungen ber Videosignale zeigen, dass der bliche Signalbegriff der Physik den Anforderungen kaum gerecht wird. Bei einem Signal geht es immer um die relativ willkrliche Interpretation, die der Empfnger vornimmt. Ein Signal ist eine nichtleere Menge von Gren. In den hier betrachteten Fllen sind die Gren vorzugsweise elektrische Spannungen, die insbesondere Bild und Ton entsprechen. Bereits im Jahr 1865 wurde mit dem Pantelegraphen eine Einrichtung betrieben, die zwei in Zeilen zerlegte Bilder zeilenweise zeitmultiplex bertrug, wobei das Signal wertediskret (ein aus, also in diesem Sinne digital) aber bezglich der Zeit kontinuierlich war. Die Bildquelle waren keine Ladungsbilder, wie in den blichen Aufnahmerhren, sondern Leitfhigkeitsbilder, die mit isolierender Tinte auf eine leitfhige Folie gemalt oder geschrieben wurden. Dieses frhe Fax-Gert schrieb elektrochemisch und benutzte synchronisiert schwingende Pendel mit elektrischen Haltemagneten. Das Bildsignal und die Synchronsignale unterschieden sich nur in ihren Parametern von den moderneren Signalen BA, V und H. Bildpunkte gab es, wenn man von einer zu Demonstrationszwecken 1936 aufgebauten Matrix mit 100 x 100 Lampen absieht, erst mit der Einfhrung der digitalen Speicherung. Real existiert haben bis dahin nur die kontinuierlich abgetasteten Zeilen (in vertikaler Richtung sind diese Bilder somit schon lange diskret). Bei der Entwicklung der Fernsehtechnik in den 1920er Jahren musste eine Mglichkeit gefunden werden, das von der Kamera aufgenommene Bild zum Empfnger zu transportieren. Eine parallele bertragung der einzelnen Bildpunkte ist nicht realisierbar, da auf diese Weise jeder zu bertragenden Bildpunkt einen Sendekanal (z.B. ein Kabel) bentigen wrde. Ein Fernsehbild mit heutiger PAL-Auflsung wrde damit 414.000 Sendekanle bentigen (575 Bildzeilen beispielsweise 720 Punkte pro Zeile). Somit wurde eine serielle bertragung des Fernsehsignales gewhlt, bei der das bewegte Fernsehbild in einzelne, schnell nacheinander gezeigte stehende Bilder zerlegt wird und diese stehenden Bilder wiederum in einzelne Zeilen geteilt werden, die nacheinander bertragen werden. Dafr wird nur ein einzelner Sendekanal bentigt. Um das zu realisieren, gab es verschiedene Anstze, zum Beispiel die Nipkow-Scheibe. Durchgesetzt hatte sich schlielich die Abtastung mittels einer Videorhre. Heute werden Bilder in Fernsehkameras durch CCD-Chips oder einen CMOS-Sensor orts- und zeitdiskret abgetastet.

Fernsehsignal

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BAS-SignalBAS-Signal (Bild-Austast-Synchron) ist die deutsche Entsprechung fr das so genannte VBS (Video Blanking Sync). Unter dem BAS-Signal versteht man das komplette Fernsehsignal fr die Schwarzwei-Bildbertragung, das sich aus dem Bildsignal (B), dem Austastsignal (A) und dem Synchronisationssignal (S) zusammensetzt (siehe oben). In der Farbbildbertragung kommt entsprechend das FBAS-Signal (Farb-BAS) bzw. CVBS (Color Video Blanking Sync) zum Einsatz, das zustzlich die Farbinformationen enthlt. Die englischen Abkrzungen werden hufig auch als Video Baseband Signal (VBS) bzw. als Composite Video Baseband Signal (CVBS) gedeutet.

Zeilenweise bertragungAufeinanderfolgende Einzelbilder (Frames, englisch fr Rahmen) bzw. Halbbilder (Fields, Bilder mit halbierter vertikaler Auflsung) werden nacheinander bertragen. Jedes dieser Bilder besteht aus mehreren Zeilen, die ebenfalls aufeinanderfolgend gesendet werden, das heit im Grunde besteht das Fernsehsignal aus der Abfolge der einzelnen Zeilen. Bestnde dieses Signal nun jedoch nur aus der Aneinanderreihung der Zeilen, knnte der Empfnger nicht erkennen, wo eine Zeile auf dem Bildschirm dargestellt werden soll. Ebenso wenig knnte der Empfnger erkennen, wo eine neue Zeile beginnt. Daher werden dem Fernsehsignal an den Stellen, an denen Zeilen zweier verschiedener (Halb-)Bilder aufeinandertreffen und am Beginn jeder einzelnen Zeile bestimmte Spannungsmuster hinzugefgt, die der Empfnger auswerten muss. Dabei handelt es sich um die Synchronsignale, die in das Gesamtsignal eingebettet sind. Hierbei unterscheidet man zwischen dem Vertikalen und dem Horizontalen Synchronsignal. Alle Angaben zum Timing beziehen sich auf das in Deutschland bliche PAL-System.

Horizontale SynchronisationJeder Zeilenbeginn muss einzeln markiert werden, damit sich der Empfnger erneut synchronisieren kann. Dies soll anhand der Darstellung einer Bildzeile gezeigt werden.

BAS-Signal

Das Bild zeigt den zeitlichen Ablauf einer Zeile des Fernsehsignals. Als Beispiel dient hier eine vierstufige Grautreppe, das heit, es sind vier vertikale Balken im Bild zu sehen. Von links nach rechts haben sie eine ansteigende Helligkeit, der linke Balken ist schwarz, die mittleren dunkel- und hellgrau, der rechte Balken ist wei. Die Balken nehmen jeweils ein Viertel der Bildbreite ein. Nicht dargestellt sind die Flankendauern, die im Videobereich ca. 200 ns und im Synchronbereich ca. 300 ns betragen. Der als Zeilenlnge bezeichnete Bereich steht in dieser Lage nur im Studio zur Verfgung (vorlaufende Impulssignale). Auf der Empfngerseite liegen die Bezugszeitpunkte grundstzlich in der Mitte der Vorderflanke des Synchronsignals. Ganz links sieht man noch einen Teil der vorhergehenden Zeile (Weipegel), danach folgt die vordere Schwarzschulter bei 0,3 Volt (Austastpegel), danach der 4,7 Mikrosekunden lange Zeilensynchronimpuls (Synchronpegel). In der Darstellung liegt der Synchronpegel bei 0 Volt. Hinter dem Zeilensynchronimpuls liegt die hintere Schwarzschulter, die 5,8 Mikrosekunden dauert. Ab hier beginnt das eigentliche Bildsignal, dessen Spannungswert der Helligkeit entspricht, wobei der Schwarzpegel bei einer Abhebung von 0,02 Volt bei 0,32 Volt liegt. Der Weipegel liegt bei 1 Volt. Bei einer anderen Betrachtungsweise wird der Spannungspegel der Schwarzschultern als 0V-Marke angenommen. Die Pegelwerte lauten dementsprechend -0,3V fr den

Fernsehsignal Zeilensynchronimpuls und 0,7V fr den Weiwert, der nicht berschritten werden sollte (Tonstrungen wegen des Differenztonverfahrens). An den Bildinhalt schliet die vordere Schwarzschulter des Austastbereichs zur nchsten Zeile an. Der nominale Bezugszeitpunkt ist die Mitte der Vorderflanke des Synchronimpulses. Bei direkter Synchronisation lst diese Flanke den Zeilenablauf aus. Die direkte Synchronisation wurde von der Schwungradsynchronisation abgelst, die fr SECAM-Decoder praktisch unverzichtbar ist. Bei der Schwungradsynchronisation werden Fehler bei der Erkennung der Flanke ber die Zeit ausgemittelt. Der Elektronenstrahl des Empfngers zeichnet zuerst das erste Halbbild (ungerade Zeilen = Zeilen 1, 3, 5, 7, usw.) und danach das zweite Halbbild (gerade Zeilen = Zeilen 2, 4, 6, usw.). Ist die Darstellung des Zeileninhaltes beendet, lst die fallenden Flanke des Zeilensynchronimpulses den Zeilenrcklauf aus, bei dem der Strahl wieder an den Anfang der nchsten Zeile springt. Dies geschieht sehr schnell, und der Elektronenstrahl wird dabei dunkelgetastet. Ist das erste Halbbild fertig, gibt es einen sogenannten Bildrcklauf (Vertikalrcklauf). Vordere Schwarzschulter Ist das Zeilenende wei (Pegel bei 1 Volt), msste der Pegel sehr schnell auf 0 Volt abfallen, was aus technischen Grnden (Signalbandbreite) nicht mglich ist. In unserem Bild ist das der Fall, es kme hier also zu einem verzgerten Zeilenrcklauf. Das Ergebnis wre eine falsche Synchronisation zwischen Sender und Fernsehgert. Um das zu verhindern, fgt man die vordere Schwarzschulter mit einer Dauer von 1,5 Mikrosekunden ein. Das verkrzt aber die sichtbare Zeile um den gleichen Betrag. Hintere Schwarzschulter Das Vorhandensein der hinteren Schwarzschulter hat eine schaltungstechnische Ursache. Nach dem besonders schnellen Zeilenrcklauf treten am Anfang des Zeileninhaltes (Hinlauf) Einschwingerscheinungen auf. Die hintere Schwarzschulter dient als Puffer, damit diese Schwingungen rechtzeitig bis zum Beginn des Bildinhaltes abgeklungen sind. Sie dient auch der Festlegung des Schwarzpegels (Klemmschaltung (Nachrichtentechnik)). Zeilenaustastlcke Der Zeilensynchronimpuls, die vordere und die hintere Schwarzschulter bilden zusammen die Zeilenaustastlcke. Diese kann auf einem Monitor sichtbar gemacht werden, indem man das Fernsehbild nach links verschiebt und die Helligkeit auf ein Maximum erhht. Dabei sind die vordere und hintere Schwarzschulter als graue senkrechte Balken und dazwischen der Zeilensynchronimpuls als schwarzer, senkrechter Balken zu erkennen. Bei professionellen Monitoren ist fr diese Funktion ein eigener Schalter vorhanden.

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Vertikale SynchronisationDas Muster von Impulsen fr die vertikale Synchronisation liegt ebenfalls in dem Pegelbereich zwischen 0V und 0,3V und unterbricht die Folge der Vorderflanken der horizontalen Synchronimpulse nicht:

Abfolge der Synchronimpulse fr vertikale Synchronisierung

Um im Heimempfnger eine einfache Erkennung des Vertikalimpulses durch Integration zum Beispiel durch ein RC-Glied und Vergleich mit einem als Schaltniveau bezeichneten Schwellwert zu erreichen, ist der Vertikalimpuls 2,5 Zeilen (2,5 64 Mikrosekunden) lang, wovon vor jeder horizontalen Flanke und der Mitte

Fernsehsignal dazwischen etwa 4,7s abgehen. Die Impulse des zweiten Halbbildes entsprechen konsequent der Frequenz von 50Hz und sind deshalb bezglich derer des ersten Halbbildes im Zeilenraster um eine halbe Zeile verschoben. Die Unterbrechungen des Vertikalimpulses vermeiden Strungen der Horizontalablenkung whrend des vertikalen Rcklaufes und Einschwingvorgnge (Schwungradsynchronisation) zu Beginn des Halbbildes. Im Studio wird meist die auf die Bezugsflanke bezogene Dauer der einzelnen Synchronimpulse mit einem Vergleichswert (Monoflop) verglichen. Das Muster fr die Vertikalablenkung besteht aus folgenden Impulsen: 5 Vortrabanten: Kurze Synchronimpulse mit