Festlicher Abend mit Kulturpreisverleihung im Augsburger ...€¦ · deutschen Akademie, die er in...

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Im Augsburger Rathaus wur- den am Vorabend der Eröffnung des Sudetendeutschen Tages die diesjährigen Kulturpreise der Sudetendeutschen Landsmann- schaft und der Sudetendeutsche Volkstumspreis 2015 verliehen. Bernd Posselt, der Sprecher der Sudetendeutschen Volksgrup- pe, überreichte bei einem Fest- akt die Urkunden an die Preis- träger aus Wissenschaft, Kunst, Musik, Literatur und Brauch- tumspflege. D iese Preisverleihung ist ein besonders glanzvoller Auf- takt im Goldenen Saal“, sagte die bayerische Familien- und So- zialministerin Emilia Müller. Sie nahm zum zweiten Mal an der Verleihung der Sudetendeut- schen Kulturpreise teil. „Die Su- detendeutschen öffnen dabei ih- re kulturelle Schatztruhe, mit der sie die bayerische Kulturland- schaft schon seit 70 Jahren berei- chern.“ Schon zuvor hätten die Sudetendeutschen jahrhunder- telang in den böhmischen Län- dern ihren Ideenreichtum, ihre Kenntnisse und ihre Kreativität gezeigt, wie sie sich auch in den Leistungen der diesjährigen Kul- turpreisträger spiegelten. „Menschenrechte ohne Gren- zen“ fände sie ein großartiges Motto für den Sudetendeut- schen Tag im Jahr 2015, so die Schirmherrschaftsministerin. Als Botschaft versinnbildliche die- ses Schlagwort das starke sozi- ale Eintreten der Sudetendeut- schen und manifestiere sich die- ses Jahr auch in der Verleihung des Sudetendeutschen Men- schenrechtspreises an den Hi- storiker Manfred Kittel, worüber sie sich sehr freue. Gerade 2015 würden wir vielfach an den Ein- satz für die Menschrechte ge- mahnt wie beim Gedenken an die Gewaltakte und Menschen- rechtsverletzungen, die am En- de des Zweiten Weltkriegs be- gangen worden seien. „Trotz der Entwurzelung, Vertreibung und Enteignung fanden Sie damals die Kraft für einen Neuanfang in Bayern und den Weg zu einem guten Miteinander“, lobte Mül- ler. „Die Sudetendeutschen tru- gen in den letzten 70 Jahren we- sentlich zum Erfolg Bayerns bei und sind Leistungsträger unserer Gesellschaft.“ Als Vierter Stamm Bayerns hätten sie sich allerdings dabei auch immer auf ihr Schirm- land verlassen können. So werde es in Zukunft eben- falls sein wie etwa bei der baldi- gen Errichtung des Sudetendeut- schen Museums in München. Dieses werde nur im engen Kon- takt mit der Volksgruppe und deren Vertretern gelingen, da- mit die Sudetendeutschen sich mit dem Museum identifizieren könnten. „Und ich glaube, wir sorgen auch für eine angemes- sene personel- le Ausstattung des Museums“, versprach die Ministerin. „Wir werden alles tun, um dieses Leucht- turmprojekt planmäßig zu verwirkli- chen.“ Nach dem geplanten Baubeginn im nächsten Jahr solle das Muse- um neben dem Sudetendeut- schen Haus in München im Jahr 2018 stehen und den Zeugnissen der sude- tendeutschen Kultur eine Heim- statt bieten, schloß die Ministerin ihre warmherzige Rede. Das Grußwort der Gastge- berstadt überbrachte der Augs- burger Oberbürgermeister Kurt Gribl. Zum festlichen Beginn des Pfingsttreffens heiße er die Sude- tendeutschen herzlich willkom- men im Goldenen Saal, ihrem „Pfingstwohnzimmer“ in Augs- burg, scherzte der „Hausherr“ des prachtvollen Renaissance- baus. Da der Sudetendeutsche Tag dieses Jahr zum zehnten Mal seit 2001 in der schwäbischen Metropole stattfinde, müsse man dies schon fast als ein Naturge- setz ansehen, so Gribl, und zum Brauchtum rechnen. Das dies- jährige, tiefgängige Motto des Sudetendeutschen Tags „Men- schenrechte ohne Grenzen“ sei angesichts der Flüchtlingsproble- matik sehr aktuell und zeige den hohen Lebensbezug der Volks- gruppe. „Die Erfahrungen der Vertriebenen können uns wert- volle Hilfestellung bei der Auf- nahme von Flüchtlingen unter Wahrung der Menschenrechte bieten“, meinte der Oberbürger- meister. In der gastlichen europä- ischen Metropole, die Augsburg schon immer gewesen sei, würde er die Sudetendeutschen auch in Zukunft wieder gern begrüßen. Allerdings werde das „Natur- gesetz“ nächstes Jahr mit ei- nem Volksgruppentreffen in Nürnberg kurz durchbro- chen. Für ihre Gastlichkeit hatte der Stadt Augsburg schon zu Beginn der Preisverleihung Günter Rei- chert in Vertretung von Franz Pa- ny, dem Vorstandsvorsitzenden der Sudetendeutschen Stiftung, gedankt. Reichert begrüßte die zahlreichen Gäste aus Kultur, Po- litik, Geistlichkeit und Wissen- schaft, darunter den diesjährigen Karlspreisträger Valentin Inzko. Als Stellvertretender Vorstands- vorsitzender der Sudetendeut- schen Stiftung erinnerte Reichert an deren Auftrag zur Pflege des sudetendeutschen Kulturguts und der Förderung seiner Veran- kerung im Bewußtsein der wei- ten Öffentlichkeit, der besonders mit der Kulturpreisvergabe ex- emplarisch erfüllt werde. Vorge- stellt wurden die Preisträger von Mitgliedern der Jury: Die Hei- matpflegerin Zuzana Finger, der Direktor des Musikinstituts An- dreas Wehrmeyer, der SL-Wis- senschaftspreisträger von 2013 Wilfried Heller, der Künstler To- ni Eckert und SL-Bundeskultur- referent Wolf-Dieter Hamperl trugen abwechselnd die Lauda- tiones (ÕSdZ 21/2015) vor. Den Großen Kulturpreis er- hielt Rudolf Fritsch, Didaktiker der Mathematik und Präsident der Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaften und Künste, der 1939 in Ostpreußen geboren wurde und väterlicherseits aus dem Egerland stammt. Mit dem Kulturpreis für Wissenschaft ge- ehrt wurde der Mediziner Hans- Joachim Maaz, der 1943 in Nie- der Einsiedel in Nordböhmen geboren wurde. Mit dem Kultur- preis für Bildende Kunst und Ar- chitektur wur- de der Bild- hauer Günter Mauermann ausgezeich- net, der 1938 in Friedland zur Welt kam. Der Kulturpreis für Darstellende und ausübende Kunst ging an den Opernsän- ger Fritz Graas, dessen Familie aus Leitmeritz kommt. Den Kulturpreis für Musik erhielt der Komponist Nikolaus Brass, dessen Mutter aus Hermansei- fen im Kreis Hohenelbe und dessen Vater aus Hohenstadt in Mähren stammen. Mit dem Kul- turpreis für Literatur und Publi- zistik wurde die Autorin Anne Hahn geehrt, die nordböhmische Wurzeln hat. Der Sudetendeut- sche Volkstumspreis wurde dem Brauchtumsforscher Willi Lang verliehen, der 1926 im Kreis Ga- blonz zur Welt kam. Hamperl gedachte in sei- ner kurzen Ansprache der Geschichte der Kulturprei- se: „Diese Preise werden seit genau 60 Jahren vergeben“, freute sich der Organisator des Festlichen Abends. Diese Tra- dition zeige, wie wenig muse- al die sudetendeutsche Kultur sei, auch wenn ihr jetzt erfreu- licherweise endlich ein zentra- les Museum in München er- richtet werden solle. Der Bun- deskulturreferent erinnerte stolz an den Empfänger des ersten Großen Sudetendeut- schen Kulturpreises im Jahr 1955, den großen böhmischen Grafiker und Buchillustrator Alfred Kubin (1877–1959). Dessen Nachfolger in diesem Jahr, dem Wissenschaftler Ru- dolf Fritsch, und den anderen Preisträgern gratulierte Ham- perl herzlich. Nach der Präsentation der Preisträger überreichte Volks- gruppensprecher Bernd Posselt mit Schirmherrschaftsministe- rin Emilia Müller die Urkunden. Stellvertretend für alle Preisträ- ger bedankte Akademie-Präsi- dent Fritsch sich ergriffen bei al- len Mitwirkenden an der Preis- vergabe. Der Empfänger des Großen Sudetendeutschen Kul- turpreises erläuterte in seiner Dankesrede sein landsmann- schaftliches Engagement und die Zukunftschancen der Sudeten- deutschen Akademie, die er in ei- ner Öffnung zur internationalen Wissenschaftswelt sieht. Klangvoll umrahmte das Kur- pfälzische Kammerorchester Mannheim unter seinem Diri- genten Armin Rosin, Träger des Großen Sudetendeutschen Kul- turpreises 2003, den Festakt. Das Ensemble bot ein hinreißendes musikalisches Programm. Die der Mannheimer Schule verpflichte- ten Musiker, darunter viele exzel- lente Streicher, spielten Werke von böhmischen Komponisten. Dabei erklangen das Allegro aus der zweiten Mannheimer Sinfo- nie in A-Dur von Johann Wenzel Stamitz (1717–1757), der Final- satz aus dem Konzert für Streich- orchester Opus 104 von Heinrich Simbriger (1903–1976) und das Andante und Presto aus der vier- ten Sinfonie für Streicher von Jo- hann Zach (1699–1773). Rosin hatte eine exzellente Musikauswahl getroffen: Beson- ders das Stück des gebürtigen Aussigers Simbriger, der nach der Vertreibung zeitweilig Re- dakteur der Sudetendeutschen Zeitung war, überraschte als zau- berhafte musikalische Entdek- kung. Der Kapellmeister und Jo- hannes-von-Tepl-Preisträger von 2013 leitete das Ensemble bra- vourös und begeisterte Publi- kum, Politik und Preisträger. So wurde der Festliche Abend wie- der zum glanzvollen Auftakt von Pfingstfest und Sudetendeut- schem Tag. Susanne Habel 66. SUDETENDEUTSCHER TAG 2015 Sudetendeutsche Zeitung Folge 22 | 29. 5. 2015 9 Fritz Graas, Anne Hahn, Günter Mauermann, Schirmherrschaftsministerin Emilia Müller, Dr. Hans-Joachim Maaz, Professor Dr. Dr. h. c. mult. Rudolf Fritsch, Volksgruppensprecher Bernd Posselt, SL-Bundeskulturreferent Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Dr. Nikolaus Brass und Willi Lang. Bilder: Michael Santifaller, Herbert Fischer Festlicher Abend mit Kulturpreisverleihung im Augsburger Rathaus Glänzender und klangvoller Auftakt Dr. Wolf-Dieter Hamperl Das Kurpfälzische Kammerorchester Mannheim unter Leitung von Professor Armin Rosin spielt Werke von böhmischen Komponisten. Professor Dr. Rudolf Fritsch Oberbürgermeister Dr. Kurt Gribl Staatsministerin Emilia Müller MdL Dr. Günter Reichert

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Im Augsburger Rathaus wur-den am Vorabend der Eröffnung des Sudetendeutschen Tages die diesjährigen Kulturpreise der Sudetendeutschen Landsmann-schaft und der Sudetendeutsche Volkstumspreis 2015 verliehen. Bernd Posselt, der Sprecher der Sudetendeutschen Volksgrup-pe, überreichte bei einem Fest-akt die Urkunden an die Preis-träger aus Wissenschaft, Kunst, Musik, Literatur und Brauch-tumspflege.

Diese Preisverleihung ist ein besonders glanzvoller Auf-

takt im Goldenen Saal“, sagte die bayerische Familien- und So-zialministerin Emilia Müller. Sie nahm zum zweiten Mal an der Verleihung der Sudetendeut-schen Kulturpreise teil. „Die Su-detendeutschen öffnen dabei ih-re kulturelle Schatztruhe, mit der sie die bayerische Kulturland-schaft schon seit 70 Jahren berei-chern.“ Schon zuvor hätten die Sudetendeutschen jahrhunder-telang in den böhmischen Län-dern ihren Ideenreichtum, ihre

Kenntnisse und ihre Kreativität gezeigt, wie sie sich auch in den Leistungen der diesjährigen Kul-turpreisträger spiegelten.

„Menschenrechte ohne Gren-zen“ fände sie ein großartiges Motto für den Sudetendeut-schen Tag im Jahr 2015, so die Schirmherrschaftsministerin. Als Botschaft versinnbildliche die-ses Schlagwort das starke sozi-ale Eintreten der Sudetendeut-schen und manifestiere sich die-ses Jahr auch in der Verleihung des Sudetendeutschen Men-schenrechtspreises an den Hi-storiker Man fred Kittel, worüber sie sich sehr freue. Gerade 2015 würden wir vielfach an den Ein-satz für die Menschrechte ge-mahnt wie beim Gedenken an die Gewaltakte und Menschen-rechtsverletzungen, die am En-de des Zweiten Weltkriegs be-gangen worden seien. „Trotz der Entwurzelung, Vertreibung und Enteignung fanden Sie damals die Kraft für einen Neuanfang in Bayern und den Weg zu einem guten Miteinander“, lobte Mül-ler. „Die Sudetendeutschen tru-

gen in den letzten 70 Jahren we-sentlich zum Erfolg Bayerns bei und sind Leistungsträger unserer Gesellschaft.“ Als Vierter Stamm Bayerns hätten sie sich allerdings dabei auch immer auf ihr Schirm-land verlassen können.

So werde es in Zukunft eben-falls sein wie etwa bei der baldi-gen Errichtung des Sudetendeut-schen Museums in München. Dieses werde nur im engen Kon-takt mit der Volksgruppe und deren Vertretern gelingen, da-mit die Sudetendeutschen sich mit dem Museum identifizieren könnten. „Und ich glaube, wir sorgen auch für eine angemes-sene personel-le Ausstattung des Museums“, versprach die Ministerin. „Wir werden alles tun, um dieses Leucht-turmprojekt planmäßig zu verwirkli-chen.“ Nach dem geplanten Baubeginn im nächsten Jahr solle das Muse-um neben dem Sudetendeut-schen Haus in München im Jahr 2018 stehen und den Zeugnissen der sude-tendeutschen Kultur eine Heim-statt bieten, schloß die Ministerin ihre warmherzige Rede.

Das Grußwort der Gastge-berstadt überbrachte der Augs-burger Oberbürgermeister Kurt Gribl. Zum festlichen Beginn des Pfingsttreffens heiße er die Sude-tendeutschen herzlich willkom-men im Goldenen Saal, ihrem

„Pfingstwohnzimmer“ in Augs-burg, scherzte der „Hausherr“ des prachtvollen Renaissance-baus. Da der Sudetendeutsche Tag dieses Jahr zum zehnten Mal seit 2001 in der schwäbischen Metropole stattfinde, müsse man dies schon fast als ein Naturge-setz ansehen, so Gribl, und zum Brauchtum rechnen. Das dies-jährige, tiefgängige Motto des Sudetendeutschen Tags „Men-schenrechte ohne Grenzen“ sei angesichts der Flüchtlingsproble-matik sehr aktuell und zeige den hohen Lebensbezug der Volks-gruppe. „Die Erfahrungen der Vertriebenen können uns wert-

volle Hilfestellung bei der Auf-nahme von Flüchtlingen unter Wahrung der Menschenrechte bieten“, meinte der Oberbürger-meister. In der gastlichen europä-ischen Metropole, die Augsburg schon immer gewesen sei, würde er die Sudetendeutschen auch in Zukunft wieder gern begrüßen. Allerdings werde das „Natur-gesetz“ nächstes Jahr mit ei-nem Volksgruppentreffen

in Nürnberg kurz durchbro- chen.

Für ihre Gastlichkeit hatte der Stadt Augsburg schon zu Beginn der Preisverleihung Günter Rei-chert in Vertretung von Franz Pa-ny, dem Vorstandsvorsitzenden der Sudetendeutschen Stiftung, gedankt. Reichert begrüßte die zahlreichen Gäste aus Kultur, Po-litik, Geistlichkeit und Wissen-schaft, darunter den diesjährigen Karlspreisträger Valentin Inzko. Als Stellvertretender Vorstands-vorsitzender der Sudetendeut-schen Stiftung erinnerte Reichert an deren Auftrag zur Pflege des sudetendeutschen Kulturguts

und der Förderung seiner Veran-kerung im Bewußtsein der wei-ten Öffentlichkeit, der besonders mit der Kulturpreisvergabe ex-emplarisch erfüllt werde. Vorge-stellt wurden die Preisträger von Mitgliedern der Jury: Die Hei-matpflegerin Zuzana Finger, der Direktor des Musikinstituts An-dreas Wehrmeyer, der SL-Wis-senschaftspreisträger von 2013 Wilfried Heller, der Künstler To-

ni Eckert und SL-Bundeskultur-referent Wolf-Dieter Hamperl trugen abwechselnd die Lauda-tiones (ÕSdZ 21/2015) vor.

Den Großen Kulturpreis er-hielt Rudolf Fritsch, Didaktiker der Mathematik und Präsident der Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaften und Künste, der 1939 in Ostpreußen geboren wurde und väterlicherseits aus dem Egerland stammt. Mit dem Kulturpreis für Wissenschaft ge-ehrt wurde der Mediziner Hans-Joachim Maaz, der 1943 in Nie-der Einsiedel in Nordböhmen geboren wurde. Mit dem Kultur-preis für Bildende Kunst und Ar-

chitektur wur-de der Bild-hauer Günter Mauermann ausgezeich-net, der 1938 in Friedland zur Welt kam. Der Kulturpreis für Darstellende und ausübende Kunst ging an den Opernsän-ger Fritz Graas, dessen Familie aus Leitmeritz kommt. Den Kulturpreis für Musik erhielt

der Komponist Nikolaus Brass, dessen Mutter aus Hermansei-fen im Kreis Hohenelbe und dessen Vater aus Hohenstadt in Mähren stammen. Mit dem Kul-turpreis für Literatur und Publi-zistik wurde die Autorin Anne Hahn geehrt, die nordböhmische Wurzeln hat. Der Sudetendeut-sche Volkstumspreis wurde dem Brauchtumsforscher Willi Lang verliehen, der 1926 im Kreis Ga-

blonz zur Welt kam.Hamperl gedachte in sei-

ner kurzen Ansprache der Geschichte der Kulturprei-se: „Diese Preise werden seit genau 60 Jahren vergeben“, freute sich der Organisator des Festlichen Abends. Diese Tra-dition zeige, wie wenig muse-al die sudetendeutsche Kultur sei, auch wenn ihr jetzt erfreu-licherweise endlich ein zentra-les Museum in München er-richtet werden solle. Der Bun-deskulturreferent erinnerte stolz an den Empfänger des ersten Großen Sudetendeut-schen Kulturpreises im Jahr 1955, den großen böhmischen Grafiker und Buchillustrator Alfred Kubin (1877–1959). Dessen Nachfolger in diesem Jahr, dem Wissenschaftler Ru-dolf Fritsch, und den anderen Preisträgern gratulierte Ham-perl herzlich.

Nach der Präsentation der Preisträger überreichte Volks-gruppensprecher Bernd Posselt mit Schirmherrschaftsministe-rin Emilia Müller die Urkunden. Stellvertretend für alle Preisträ-ger bedankte Akademie-Präsi-dent Fritsch sich ergriffen bei al-len Mitwirkenden an der Preis-vergabe. Der Empfänger des Großen Sudetendeutschen Kul-turpreises erläuterte in seiner Dankesrede sein landsmann-schaftliches Engagement und die Zukunfts chancen der Sudeten-deutschen Akademie, die er in ei-ner Öffnung zur internationalen Wissenschaftswelt sieht.

Klangvoll umrahmte das Kur-pfälzische Kammerorchester Mannheim unter seinem Diri-genten Armin Rosin, Träger des Großen Sudetendeutschen Kul-turpreises 2003, den Festakt. Das Ensemble bot ein hinreißendes musikalisches Programm. Die der Mannheimer Schule verpflichte-ten Musiker, darunter viele exzel-lente Streicher, spielten Werke von böhmischen Komponisten. Dabei erklangen das Allegro aus der zweiten Mannheimer Sinfo-nie in A-Dur von Johann Wenzel Stamitz (1717–1757), der Final-satz aus dem Konzert für Streich-orchester Opus 104 von Heinrich Simbriger (1903–1976) und das Andante und Presto aus der vier-ten Sinfonie für Streicher von Jo-hann Zach (1699–1773).

Rosin hatte eine exzellente Musikauswahl getroffen: Beson-ders das Stück des gebürtigen Aussigers Simbriger, der nach der Vertreibung zeitweilig Re-dakteur der Sudetendeutschen Zeitung war, überraschte als zau-berhafte musikalische Entdek-kung. Der Kapellmeister und Jo-hannes-von-Tepl-Preisträger von 2013 leitete das Ensemble bra-vourös und begeisterte Publi-kum, Politik und Preisträger. So wurde der Festliche Abend wie-der zum glanzvollen Auftakt von Pfingstfest und Sudetendeut-schem Tag. Susanne Habel

66. SUDETENDEUTSCHER Tag 2015Sudetendeutsche ZeitungFolge 22 | 29. 5. 2015 9

Fritz Graas, Anne Hahn, Günter Mauermann, Schirmherrschaftsministerin Emilia Müller, Dr. Hans-Joachim Maaz, Professor Dr. Dr. h. c. mult. Rudolf Fritsch, Volksgruppensprecher Bernd Posselt, SL-Bundeskulturreferent Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Dr. Nikolaus Brass und Willi Lang. Bilder: Michael Santifaller, Herbert Fischer

� Festlicher Abend mit Kulturpreisverleihung im Augsburger Rathaus

Glänzender und klangvoller Auftakt

Dr. Wolf-Dieter Hamperl

Das Kurpfälzische Kammerorchester Mannheim unter Leitung von Professor Armin Rosin spielt Werke von böhmischen Komponisten.

Professor Dr. Rudolf FritschOberbürgermeister Dr. Kurt Gribl Staatsministerin Emilia Müller MdL

Dr. Günter Reichert