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FEUERBRAND an Obst und Ziergehölzen
Eine Information der Obstbauberatungsstellen der Landkreise und der Stadt Stuttgartunter Mitarbeit des Pflanzenschutzdienstes Stuttgart
Federführung: Landratsamt Ludwigsburg
LandratsamtLudwigsburg
LandratsamtRems-Murr-Kreis
LandratsamtEnzkreis
LandratsamtHeilbronn
LandratsamtEsslingen
LandratsamtBöblingen
StadtStuttgart
LandesverbandObstbau, Gartenund Landschaft
Baden-Württemberg
Amt für LandwirtschaftLudwigsburg
Landesanstalt fürPflanzenschutz
RegierungspräsidiumStuttgart
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FEUERBRAND
Der Feuerbrand ist nicht zu bremsen. Und er macht an den Kreis-grenzen nicht halt. Trotzdem: Resignation ist ein falscher Weg.Deshalb hatte der Ludwigsburger Landrat Anfang dieses Jahres zueiner Feuerbrand-Konferenz eingeladen. Experten aus Stuttgart undden umliegenden Landkreisen haben dort eine Bestandsaufnahmegemacht und waren sich einig: Es gibt noch keine Patentrezepte,aber eine gemeinsame Informationsoffensive kann Schäden mindernund vielleicht das Schlimmste verhüten.
Es geht nicht allein um den meßbaren wirtschaftlichen Schaden, derden Erwerbsobstbau und die vielen Hobbygärtner in unserer Regiontrifft. Der Feuerbrand gefährdet unsere typische Kulturlandschaftmit ihren Streuobstwiesen, er ist dabei, auch das ökologische Gleich-gewicht in unserer Heimat empfindlich zu stören. Wenn die Streu-obstwiesen verloren gehen, bedeutet das auch die Zerstörung vonLebensräumen für viele Tier- und Pflanzenarten.
Wir sind dankbar, daß die Ludwigsburger Feuerbrand-Konferenzjetzt schon das erste handfeste Ergebnis hat: diese Broschüre.Ein kleiner und ein erster Schritt, aber eine gute Hilfe. DemExpertenteam danken wir für die gute und engagierte Arbeit.
Landratsamt Ludwigsburg Landesverband Obstbau,Garten und Landschaft
Landratsamt Böblingen Baden Württemberg e.V.
Landratsamt Enzkreis Amt für Landwirtschaft,Ludwigsburg
Landratsamt EsslingenLandesanstalt für Pflanzenschutz
Landratsamt Heilbronn Stuttgart
Landratsamt Rems-Murr-Kreis Regierungspräsidium Stuttgart
Stadt Stuttgart
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FEUERBRAND
Wie stark ist der Befall inder Region ?
Mit Ausnahme einiger Gebiete auf der Schwä-bischen Alb und in den Höhenlagen des Schwarz-waldes tritt der Feuerbrand in ganz Baden-Württem-berg auf. Da aber fast 50 % der über 11 MillionenStreuobstbäume Baden-Württembergs in der Regi-on Neckar-Tauber zu finden sind, sind alleine indiesem Gebiet etwa 3,8 Millionen Apfel- und Birn-bäume durch Feuerbrand gefährdet. Als weitereWirtspflanzen sind eine unschätzbare Anzahl vonWeißdorn, sowie die Ziergehölze (z.B. Cotoneaster)im Siedlungsbereich zu nennen.
Die epidemieartige Zunahme des Feuerbrandesin manchen Streuobstwiesen seit 1993 hat in denklimatisch günstigen Tälern von Neckar, Rems undFils vereinzelt zu Befallsraten von 60 bis 80 %geführt. Nur in wenigen isolierten Lagen oder beigeringer Wirtspflanzendichte ist die Krankheit nochim Vordringungsstadium.
Informationen und Beratung zum Thema Feuer-brand sind bei den Gemeinden, beim Landratsamtund beim Amt für Landwirtschaft erhältlich. Auförtlicher Ebene bemühen sich die Obst- und Garten-bauvereine, Naturschutzgruppen und andere Orga-nisationen um eine Information der Bürger.
Grundsätzlich ja. Da die Krankheit jetzt aberin allen Kernobstbaugebieten vorkommt, ist die Mel-dung des Erstauftretens auf Regionen zu beschrän-ken, in denen bisher noch kein Befall beobachtetwurde oder wenn angrenzende Kernobstanlagen desErwerbsanbaus bzw. Baumschulen gefährdet sind.
Sind befallene Pflanzenbei den Behörden zumelden ?
ALLGEMEINES
Wohin kann man sichwenden und wer erteiltAuskünfte ?
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FEUERBRAND
Müssen befallene Pflan-zen sofort gerodet undverbrannt werden ?
Wenn ein Feuerbrandbefall festgestellt wird,sollte unverzüglich gehandelt werden. Rückschnittund Rodung sind bisher die wirksamsten Gegen-maßnahmen. Eine Ausrottung der Krankheit ist je-doch nicht mehr möglich.
Rodungen sind v.a. dort angezeigt, wo eine unmittel-bare Gefahr für benachbarte gesunde Bäume besteht.In Gebieten mit geringem Befall bzw. inVordringungsgebieten, sollte daher restriktiv ver-fahren werden.
In der Praxis können diese Maßnahmen in Ein-zelfällen bei einer Gefährdung besonders schützens-werter Objekte (Reiserschnittgärten, Bestände desErwerbsobstbaus, Baumschulvermehrungsflächen)angeordnet werden.
Besteht eine gesetzlicheVerpflichtung zum Rück-schnitt und zur Rodungbefallener Bäume?
Plantomycin ist als Pflanzenschutzmittel inDeutschland noch nicht zugelassen. Die Anwen-dung ist von der Biologischen Bundesanstalt imRahmen einer Ausnahme nur befristet für denErwerbsobstbau und für Baumschulen erlaubt wor-den. Solange keine abschließenden Untersuchungenvorliegen, ist die Anwendung von Plantomycin imSelbstversorger- und Streuobstbau unter Auflagennur zu Versuchszwecken unter Aufsicht des Pflan-zenschutzdienstes gestattet. Bereits erkrankte Bäu-me lassen sich durch Plantomycin nicht heilen !
Warum darf nicht überalldas Pflanzenschutzmittel"Plantomycin" eingesetztwerden ?
RECHTLICHE SITUATION
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FEUERBRAND
Der Wirtspflanzenkreis des Feuerbrandes istbeschränkt. Es werden nur bestimmte Arten aus derFamilie der Rosengewächse befallen.
Folgende Arten sind gefährdet:
✓✓✓✓✓ Apfel (Kultur- und Zierformen)
✓✓✓✓✓ Birne (Kultur- und Zierformen)
✓✓✓✓✓ Quitte (Cydonia oblonga)
✓✓✓✓✓ Rotdorn und Weißdorn
(Crataegus oxycantha und monogyna)
✓✓✓✓✓ Mehlbeere (Sorbus aria)
✓✓✓✓✓ Feuerdorn (Pyracantha sp)
✓✓✓✓✓ Zierquitte (Chaenomeles japonica)
✓✓✓✓✓ Felsenbirne (Amelanchier canadensis)
✓✓✓✓✓ Zwergmispeln (Cotoneaster)
darunter besonders:
Cotoneaster salicifolius, bullatus u.a.
✓✓✓✓✓ Stranvaesia (Stranvaesia davidiana)
Das Steinobst (Kirschen, Zwetschgen usw.),Nußbäume, Beerensträucher, Nadelbäume, nichtgenannte Laubbäume, Gemüse und krautige Pflan-zen werden nicht vom Feuerbrand befallen. Beiähnlichen Symptomen handelt es sich meist umeinen Befall mit Schadpilzen (z.B. Monilia an Stein-obst).
Welche Pflanzen könnenFeuerbrand bekommen ?
Welche Pflanzenartenwerden nicht befallen ?
WIRTSPFLANZEN
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FEUERBRAND
Die Stärke des Befalls und der Befallsverlaufwerden durch verschiedene Faktoren, wie z.B. Sorten-anfälligkeit, Standortbedingungen und Pflege-maßnahmen beeinflußt. Begünstigt wird der Befalldurch:
✓✓✓✓✓ späte und lang anhaltende Blüte
bzw. Sorten mit vielen Nachblühern
✓✓✓✓✓ Bäume mit spätem Triebabschluß
✓✓✓✓✓ Bäume mit triebigem Wachstum
✓✓✓✓✓ kräftiger Neutrieb nach einem starken
Rückschnitt
✓✓✓✓✓ eine Stickstoffüberversorgung
Welche Faktoren könneneinen Befall fördern ?
Als sehr anfällig gelten Quitten, Birnen undverschiedene Apfelsorten (z.B. Gloster, JamesGrieve, Pilot, Pinova, Gala, Idared und Engelsberger).Ein Befall der Unterlage (wurzelbildender Teil derVeredelung) ist besonders bei den schwach-wachsenden Apfelunterlagen wie MM 106, M 26,M 9 und M 27 möglich.
Welche Obstbäume sindbesonders anfällig ?
BEFALLSFÖRDERNDE FAKTOREN
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FEUERBRAND
Wie verläuft derEntwicklungskreislauf desFeuerbranderregers ?
4. Den Winter überdauert derFeuerbrand in Rindenbrandstellen.Es bilden sich eingesunkene,dunkle Rindenpartien, unterdenen der Holzteil verbräuntist. Mit Wiedererwärmung imFrühjahr werden in einem Teil diesersog. "Canker" die Bakterien wiederaktiv. Sie entlassen Bakterien,die zur Blütezeit neue Infekt-ionen verursachen können.
1. Durch Wind, Regen,Insekten und Vögelgelangen die Bakterienim Frühjahr auf dieoffenen Blüten.Über das Blüten-gewebe gelangt derErreger in diePflanze und breitetsich in Triebenund Ästen aus.2. Dabei werden die
Leitungsbahnen zerstört unddie Triebe beginnen zu wel-ken. Typisch ist das"spazierstockartige" Ab-knicken der Langtriebe.
3. Während der Vegetations-periode kann der Erreger besonders durch Verletzun-gen (z.B. nach Hagelein-wirkung und Wachstums-risse in diePflanzeein-drin-gen.
ENTWICKLUNGSKREISLAUF
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FEUERBRAND
Welche Voraussetzungenmüssen für eine Blüten-infektion vorliegen ?
Der Erreger ist in seiner Entwicklung sehr starkvon der Temperatur abhängig. Für eine Infektionmuß außerdem eine gewisse Feuchtigkeit vorhandensein. Die Voraussetzung für einen Befall durch denFeuerbranderreger während der Blütezeit der Kern-obstbäume ist gegeben, wenn:
✓✓✓✓✓ die Blüten geöffnet sind
✓✓✓✓✓ die Tagesdurchschnittstemperaturenüber 15 0 C liegen
✓✓✓✓✓ eine bestimmte Temperatursumme seitÖffnung der Blüten erreicht ist
✓✓✓✓✓ und am gleichen Tag eine Benetzung durchTau oder Niederschlag erfolgt
Für den Erwerbsobstbau überwacht der AmtlichePflanzenschutzdienst das witterungsbedingteInfektionsrisiko mit Hilfe computergestützterPrognosesysteme. Beratungsstellen und Pflanzen-schutzdienst können hierzu Auskunft geben.
Die Symptome einer Blüteninfektion sind erstnach einer gewissen Inkubationszeit sichtbar. DieSymptombildung sowie der Austritt von Bakterien-schleim (Exsudat) ist ebenfalls temperaturabhängig.Im günstigsten Fall ist ca. 2 bis 4 Wochen nach derInfektion mit den ersten Befallsanzeichen zu rech-nen. Bei Birne können erste Befallsanzeichen früherauftreten als bei Apfel.
Innerhalb welchenZeitraumes nach einerBlüteninfektion tretendie Symptome auf ?
BEFALLSBEDINGUNGEN
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FEUERBRAND
Apfeleinschließlich Wildformen
BirnePyrus salicifoliaPyrus communis, Pyrus pyrasterPyrus calleriana "Chanticleer"
CotoneasterC. acutifolius, C. adpressus, C. bullatusC. dammeri, C. horizontalis, C. praecox,C. multiflorus, C. salicifolius usw.
C. salicifolius floccosus, C. divaricatusC. salicifolius `Repens´, C. x waterei usw.
Quitte (Cydonia)
ZierquitteChaenomeles japonica, Ch. Hybriden
WeißdornCrataegus crus-gallii, C. monogynaC. x prunifolia, C. coccinea, C. laevigata
Feuerdorn (Pyracantha)
MehlbeereSorbus aria, S. intermedia,
JuliJuniMaiAprilMärz
✓✓✓✓✓
✓✓✓✓✓
✓✓✓✓✓
✓✓✓✓✓
✓✓✓✓✓
✓✓✓✓✓
✓✓✓✓✓
✓✓✓✓✓
✓✓✓✓✓
BLÜTEZEITEN
Wann blühen die Wirts-pflanzen und ab wannist mit Symptomen zurechnen ?
Eine Ausbreitung der Krankheit in der Pflanzeist nur bei einem rechtzeitigen Rückschnitt erfolg-reich zu verhindern. Das Erstauftreten von Sympto-men (✓✓✓✓✓) ist deshalb genau zu kontrollieren.
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FEUERBRAND
Was ist zu tun, wennFeuerbrand an den Bäu-men festgestellt wurde ?
Es gibt keine Pflanzenschutzmittel, die befallenePflanzen heilen können.
Der rechtzeitige Rückschnitt der befallenen Pflanzen-teile ist daher die wirksamste Gegenmaßnahme. Dabeisind folgende Regeln zu beachten:
1. Um die Krankheitserreger möglichst sicher zuerfassen, muß der Rückschnitt tief genug in dasgesunde Holz geführt werden. Als Sicherheitsab-stand sind 40 bis 50 cm einzuhalten.
2. Bei jungen Bäumen mit geringem Kronen-volumen, Bäumen mit sehr vielen Befallsstellen undwenn bereits größere Astpartien abgestorben sind,ist auch eine Rodung in Betracht zu ziehen.
Rückschnittnach Blüten-befall
Rückschnittnach Trieb-spitzenbefall
50 cm
50 cm
RÜCKSCHNITT VON TRIEBEN
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FEUERBRAND
3. Der Sicherheitsabstand von 40 bis 50 cm istauch einzuhalten, wenn Gerüstäste oder die Stamm-verlängerung betroffen sind.
4. Beim Winterschnitt sollten die Bäume aufRindenbrandstellen kontrolliert werden. Bei kleine-ren Bäumen sind diese leicht erkennbar. DerartigeRindenbrandstellen sind großzügig auszuschneiden.
Rindenbrandstelle
Ein derart scharferSchnitteingriff istaber nur beiJungbäumen sinnvoll,wenn Aussicht be-steht, daß die Kronenochmals neu aufge-baut werden kann.Für ältere Hoch-stämme gilt diesnicht !
RÜCKSCHNITT VON GERÜSTÄSTEN
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FEUERBRAND
Gibt es bei den einzelnenObstarten, Sorten undBaumformen Unterschie-de in der Ausbreitung imHolz ?
Ja. Birnen, Quitten und junge Apfelbäume an-fälliger Sorten reagieren sehr stark auf einen Feuer-brandbefall. Hier kann die Krankheit sehr raschvoranschreiten. Solche Bäume produzieren untergünstigen Witterungsverhältnissen sehr viel Exsu-dat (Bakterienschleim) und können eine große Ge-fahr für benachbarte Wirtspflanzen darstellen.
Bei älteren Apfelhochstämmen (im abnehmen-den Ertragsalter) bleibt der Befall in manchen Jahrenauf die Blütenbüschel beschränkt. Ist dies der Fall,sollte die weitere Befallsentwicklung abgewartetwerden. Keine Rodung, kein scharfer Rückschnitt indie Gerüstäste. Dies gilt nicht für Birnen undQuitten.
Kurztriebe am 2- und 3-jährigenHolz bringen die besten Blütenhervor und sind deswegenstärker durch Feuerbrandgefährdet.
Stark verzweigtes Fruchtholz(Quirlholz) findet sich an denälteren Astpartien. Im schlechternährten Quirlholz ältererApfelbäume findet derFeuerbrand oft nur ungünstigeLebensbedingungen vor undbreitet sich deshalb langsameraus.
älteres Quirlholz
Kurztriebe2- und 3 jähriges Holz
AUSBREITUNG IM HOLZ
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FEUERBRAND
Schnitt von älteren Apfel-hochstämmen im Voller-trag und im abnehmendenErtragsalter:
Schnitt von Apfel-Ertrags-bäumen auf schwach-wachsender Unterlage
Schnitt von jungen Apfel-bäumen auf schwach-wachsender Unterlage undjungen Hoch- und Halb-stämmen auf Sämlings-unterlage
Winterschnitt: wie Apfeljungbaum
Nachblüte/ wie ApfeljungbaumSommer: bei mehreren Befallsstellen
je Baum und in Abhängigkeitzum Kronenvolumen rodenBäume mit Unterlagenbefall undanfällige Sorten sofort roden
Winterschnitt: auf Rindenbrandstellen achten,diese großzügig entfernen;bei Unterlagenbefall roden
Nachblüte/ Rückschnitt mindestens 40 cmSommer: ins gesunde Holz, dabei Stamm-
verlängerung nicht schonen,wegen des geringen Kronenvolumensggfls. frühzeitig roden
Winterschnitt: normaler Erhaltungsschnittnicht zu scharf schneiden
Nachblüte/ befallene Triebe rechtzeitig ableitenSommer: Kurztriebinfektionen nicht zu scharf
zurücknehmen,Krone und Leitäste erhaltenRodung nur bei sehr starkem Befallund Gefährdung von Nachbarbäumen
Schnitt bei Apfel
RÜCKSCHNITT BEI APFEL
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FEUERBRAND
Stärker durch Blüten- oder Triebbefall geschä-digte Birnen und Quitten können mit Schnitt-maßnahmen meist nicht mehr ausreichend saniertwerden.
Schnitt bei Birnen aufQuittenunterlage
Winterschnitt: bei stärkerem Vorjahresbefall rodensonst normaler Winterschnitt
Vegetationszeit/ Rückschnitt versuchen, mind. 50 cmSommer: bei fortschreitendem Befall roden
wie Birnen auf Quittenunterlagemit Rodungen nicht zögern
Junge Hochstämme aufSämlingsunterlage
Ältere Hochstämme, ohnebesondere landschafts-prägende Bedeutung
Einzelnstehende undlandschaftsprägende,ökologisch wertvolleHochstämme
Rodung nur nach Absprache
mit Beratungsstellen,
Naturschutzbehörde und
Pflanzenschutzdienst !
Rückschnitt wegen der Kronen-höhe schwer durchführbar undohnehin meist zwecklosbei stärkerem Befall roden
Schnitt von Birnen
RÜCKSCHNITT BEI BIRNE
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FEUERBRAND
Schnitt bei Quitten Winterschnitt: auf Rindenbrandstellen achtendiese großzügig entfernenbei starkem Vorjahresbefall roden
Vegetationszeit/ mind. wöchentlich kontrollierenSommer: befallene Triebe sofort großzügig
entfernen (mind. 50 cm)bei Gefahr für Nachbarbäume:umgehend roden
Winterschnitt: bei stärkerem Vorjahresbefall:auf den Stock setzenoder komplett mit Wurzel roden
Vegetationszeit/ bereits bei geringem BefallSommer: großzügiger Rückschnitt
(80 bis 100 cm) ins gesunde Holz
Schnitt von Weißdorn-hecken, Cotoneaster-Sträuchern (bullatus,salicifolius u.a.)
Im Befallsbereich rodenBodendeckendeCotoneaster
Mehlbeeren Vegetationszeit/ bei Befall Rückschnitt versuchenSommer: (80 bis 100 cm ins gesunde Holz)
und Reaktion des Baumesabwarten
RÜCKSCHNITT ÜBRIGER GEHÖLZE
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FEUERBRAND
Was ist beim Feuerbrand-schnitt außerdem zubeachten ?
Um Schmierinfektionen zu vermeiden, darf nurbei trockenem Wetter geschnitten werden. Schnei-den Sie mit genügendem Sicherheitsabstand (min-destens 50 cm) in das gesunde Holz. Blüten-infektionen am älteren Quirlholz dürfen auch kürzerabgeleitet werden.
Müssen die Schnitt-werkzeuge jedesmaldesinfiziert werden ?
Wenn korrekt gearbeitet und weit genug in dasgesunde Holz geschnitten wird, ist die Übertragungs-wahrscheinlichkeit durch die Schnittwerkzeuge ge-ring. Vorsichtshalber können die Scheren nach je-dem Baum bzw. nach Beendigung der Arbeit für 30Minuten in 70 %igen Alkohol gelegt oder kurzabgeflammt werden.
Wie oft sind die Bäume zukontrollieren und zuschneiden ?
Bei feucht-warmer Witterung kann es bis in denHerbst hinein zu Trieb- und Unterlageninfektionenkommen. Die Wirtspflanzen sind daher während dergesamten Vegetationszeit zu kontrollieren. Nachdem Erstauftreten von Symptomen sollte mehrmalsdie Woche kontrolliert werden. Im Sommer können(bei Trockenheit) witterungsabhängig auch größereAbstände eingehalten werden.
Etwa 3 bis 4 Wochen nachder Blüte ist mit den Kontrol-
len zu beginnen. Bei sehrwarmer Witterung können bei
Birne die Erstsymptomebereits früher auftreten.
KONTROLLEN UND SCHNITTARBEITEN
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FEUERBRAND
Wann sind Rodungen not-wendig und was solltebeachtet werden ?
Die ökologische und landschaftsgestalterischeBedeutung von Ziergehölzen oder niederstämmigenKernobstbäumen ist meist nur gering. Zudem lassensich derartige Pflanzungen in relativ kurzer Zeitwiederherstellen. Mit Rodungen solle deshalb nichtgezögert werden, wenn die Situation dies erfordert.Anders sieht es bei Kernobsthochstämmen aus, de-ren Aufwuchszeit 15 bis 20 Jahre dauern kann. Voreiner Rodung sind deshalb folgende Überlegungenanzustellen:
✓✓✓✓✓ Geht von der befallenen Pflanze auf Grundder kurzen Entfernung zu anderen Wirts-pflanzen eine Gefahr aus ?
✓ Sind Rückschnittmaßnahmen wegen derKronenhöhe und der Anzahl der Befallsstellennoch praktikabel und zumutbar ?
✓ Handelt es sich um besonders anfälligeWirtspflanzen wie Birne, Quitte, Cotoneasteroder besonders anfällige Apfelsorten ?
✓ Wie stark ist der Befallsdruck durch Feuer-brand im Gebiet ?
✓ Welchen ökologischen Wert hat das Gehölzund in welchem Zeitraum wächst eine Ersatz-pflanzung wieder auf?
Wichtig !Im Landschafts-schutzgebiet besteht injedem Fall ein Nach-pflanzgebot. Beratungbei der UnterenNaturschutzbehörde(Landratsamt) einholen!
RODUNG
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FEUERBRAND
Eine Kupferspritzung vor der Blüte kann dieAktivität der Bakterien in den Rindenbrandstellenverringern. Gleichzeitig ist eine gute Wirkung aufden Schorfpilz gegeben. Zu spät durchgeführteKupferspritzungen können aber zu Fruchtschäden(Rauhschaligkeit, Berostung) führen. Die Spritzungsollte deshalb bis zum Mausohrstadium abgeschlos-sen sein.
Blütenspritzungen mit Kupfer zur Verminde-rung eines Neubefalls sind zwar möglich - sie kön-nen aber nur in Ausnahmefällen empfohlen werden.Da Kupfer als Schwermetall nicht abbaubar ist, sichim Boden anreichert und schädlich für Boden-lebewesen ist (v.a. Regenwürmer), sollten nur wert-volle Jungbäume bzw. Bäume mit Vorjahresbefallbehandelt werden.
Was kann vorbeugend ge-gen Feuerbrand getan wer-den ?
Können die Bäume durchKupferspritzungen ge-schützt werden ?
Beim Winterschnitt nicht zu scharf zurück-schneiden, um ein gemäßigtes Triebwachstum zuerzielen. Sichtbare Rindenbrandstellen, v.a. an jun-gen Bäumen sollten entfernt werden. Ankleinkronigen Jungbäumen ist das Entfernen vonNachblühern zu empfehlen.
Als Kupferspritzmittel kannGrünkupfer (z.B. Funguran,Cupravit u.a.) verwendetwerden. Diese Spritzmittelsind in den Fachmärktenerhältlich und dürfen inHausgarten und Streuobst-wiese eingesetzt werden.Die Konzentration bei derAustriebsspritzung beträgt0,3 % (30 g/10 l Wasser).Für eine Blütenspritzungsollte die Aufwandmengeauf 0,03 % (3 g/10 l Was-ser) gesenkt werden.
Knospenauf-bruch bisMausohr-stadium
Aufblühen undVollblüte
KUPFERSPRITZUNGEN
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FEUERBRAND
Wie ist das Schnittgutgefahrlos zu entsorgen ?
Starkholz kann auch längere Zeit im Freiengelagert und später für den Hausbrand verwendetwerden. In der Nähe zu Wirtspflanzen sollte dasHolz vorsichtshalber abgedeckt werden.
Quirlholz und dünnere Äste werden am bestenvor Ort verbrannt. Ein Verbrennen von Feuerbrand-schnittgut ist in jedem Fall erlaubt, aber nicht immersinnvoll. Innerorts oder in der Nähe zu gefährdetenObjekten sollte auf das Verbrennen verzichtet wer-den.
Vor dem Verbrennen ist in jedem Fall die Orts-polizeibehörde zu benachrichtigen. Ein unnötigerEinsatz von Polizei und Feuerwehr kann teuer wer-den. Keinerlei Brandbeschleuniger verwenden !
Von manchen Gemeinden werden separateSammelstellen oder Brandplätze angeboten. Bestehtso eine Einrichtung, sollte auch davon Gebrauchgemacht werden. Normale Häcksel- und Grünschnitt-sammelplätze dürfen dagegen nicht mit Feuerbrand-schnittgut beschickt werden.
In den übrigen Fällen kann das Schnittgut überden Biomüll, in einzelnen Landkreisen auch überden Restmüll gefahrlos entsorgt werden.
Wegen der Rauch-entwicklung sind beimVerbrennen von Garten-abfällenfolgende Sicher-heitsabstände einzuhal-ten:
zu Autobahnen: 200 m
zu Bundes-, Landes-und Kreisstraßen: 100 m
zu Gebäuden undBaumbeständen: 50 m
SCHNITTGUTENTSORGUNG
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FEUERBRAND
Ja, aber es kommt auf die Durchführung derKompostierung an. Das Schnittgut sollte möglichstgut zerkleinert und zur Rotteförderung mit stickstoff-reichem Material gemischt werden. Das Schnittgutsollte mit anderem Kompostmaterial abgedeckt wer-den und mindestens ein Jahr gelagert werden. An-schließend kann es unbedenklich verwendet werden.
Nein. Bei einer gewerblichen Schnell-kompostierung erwärmt sich das Material so stark,daß Feuerbrandbakterien und andere Krankheitser-reger während der Rotte absterben. Von solchenKomposten geht keine Gefahr aus.
Frisches unverrottetes Häckselgut ist grundsätz-lich mit allerlei pflanzenpathogenen Keimen (z.B.Obstbaumkrebs, Rotpustel u.a.) behaftet. Dies giltauch für Feuerbranderreger. Die Gefahr einer Ein-schleppung ist aber eher gering. Befallene Wirts-pflanzen stellen bei hohen Durchseuchungsrateneine wesentlich höhere Infektionsquelle dar.
Empfehlenswert ist es, das Häckselgut (wie obenerläutert) erst ein Jahr zwischenzulagern, bevor esunter Wirtspflanzen ausgebracht wird. Auf Wegenund Plätzen kann frisches Material ohne Bedenkenverwendet werden.
Kann man noch Materialvom Häckselplatz verwen-den, oder ist dieses mitFeuerbrand verseucht ?
Kann Feuerbrandschnitt-gut im eigenen Gartenkompostiert werden ?
Können Komposte ausKompostwerken nochFeuerbrandbakterienenthalten ?
KOMPOSTIEREN UND HÄCKSELN
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FEUERBRAND
Sorte Verwendungs- Erntezeitmöglichkeit
Apfel
Blauacher Wädenswil Mostsorte Ende SeptemberBörtlinger Weinapfel Mostsorte Anfang OktoberGehrers Rambour Mostsorte Mitte OktoberBlenheim Wirtschaftsapfel Ende SeptemberÖhringer Blutstreifling Wirtschaftsapfel Ende OktoberOntario Wirtschaftsapfel Mitte OktoberRedfree Tafelapfel Anfang SeptemberRemo Mostsorte Anfang SeptemberRewena Wirtschaftsapfel Anfang OktoberBohnapfel Wirtschaftsapfel Mitte OktoberSchweizer Orangen Tafelapfel Mitte OktoberWelschisner Wirtschaftsapfel Mitte Oktober
Birne
Bayerische Weinbirne Mostsorte Ende OktoberKirchensaller Mostbirne Mostsorte Mitte SeptemberMetzer Bratbirne Mostsorte Mitte OktoberPalmischbirne Mostsorte Anfang SeptemberHarrow Sweet Tafelsorte Ende September
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Welche Kernobstsortensind weniger empfindlichgegenüber Feuerbrandund sollten deshalb ver-mehrt angepflanztwerden ?
Nach den Beobachtungen der vergangenen Jah-re sind einige Sorten bisher weniger von Feuerbrandbefallen worden. Sie sollten zunächst in Feuerbrand-Befallsgebieten bei Neupflanzungen berücksichtigtwerden.
SORTEN FÜR NEUANPFLANZUNG
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FEUERBRAND
Text, Gestaltung und Inhalt:
Günter PlonkaLandratsamt Ludwigsburg
Bernhard ReischLandratsamt Enzkreis
Johannes EderLandratsamt Rems Murr Kreis
Albert ScholppAmt für Landwirtschaft, Landschafts-
und Bodenkultur Ludwigsburg
Rolf Heinzelmann,Landesverband Obstbau, Garten
und Landschaft Baden Württemberg e.V.
Zeichnungen:
Zimmermann, Reisch,Ellwein, Plonka
Fachliche Unterstützung:
Hans-Günter MichelLandesanstalt für Pflanzenschutz, Stuttgart
Dr. Thomas DiehlRegierungspräsidium Stuttgart
Stand: Mai 1996
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