Öffentliche und wissenschaftliche...

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100 Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland – Bildung und Kultur Öffentliche und wissenschaftliche Bibliotheken Tim Freytag und Michael Hoyler Bibliotheken sind ein wichtiges Binde- glied in der Archivierung und Weiter- gabe von Wissen und Kultur. Ihre Auf- gabe ist die Verwaltung, Dokumentati- on und Bereitstellung von Büchern, Zeitschriften und anderen Medienbe- ständen. Darüber hinaus sehen sie sich als moderne Dienstleistungs- und Kom- petenzzentren für alle Belange der Infor- Berlin (Deutsches Musikarchiv, seit 1970) ist Die Deutsche Bibliothek die zentrale Archivbibliothek mit Pflicht- exemplarrecht sowie das nationalbiblio- graphische Zentrum der Bundesrepublik und erfüllt damit die Funktion einer Nationalbibliothek. Ähnliche Bedeu- tung besitzen die Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz und die Bayerische Staatsbibliothek in Mün- chen als zentrale Universalbibliotheken mit einem Bestand von 9,4 bzw. 7,2 Mio. Büchern. Auf nationaler Ebene unterstützen sie Die Deutsche Biblio- thek durch Zusammenarbeit in wichti- gen Bereichen des Bibliothekswesens. Weiterhin bestehen Regionalbiblio- theken, die häufig unter der Bezeich- nung Staats- oder Landesbibliothek als wissenschaftliche Universalbibliothe- ken in der Tradition ehemaliger Fürs- ten-, Hof- oder Stadtbibliotheken ge- führt werden. Hinzu kommen 79 Uni- versitätsbibliotheken und etwa doppelt so viele sonstige Hochschulbibliothe- ken, die in der Regel vom Land getra- gen und an zahlreichen Standorten um verschiedene Seminar-, Instituts- oder Klinikbibliotheken ergänzt werden. Un- ter den Universitätsbibliotheken besitzt die Bibliothek der Humboldt-Universi- tät zu Berlin mit 5,8 Mio. Exemplaren den größten Buchbestand. Eine beson- dere fachbezogene Spezialisierung er- folgt an einzelnen Bibliotheken in Form von Sammelschwerpunkten nach einem von der Deutschen Forschungsgemein- schaft (DFG) laufend geförderten Plan, der die Bibliotheken verpflichtet, die deutsche und ausländische wissenschaft- liche Literatur auf dem jeweiligen Ge- mationsversorgung. In Deutschland gibt es rund 19.000 Bibliotheken unter- schiedlicher Trägerschaft, Größe und Ausrichtung. Grundsätzlich werden öf- fentliche Bibliotheken, wissenschaftli- che Bibliotheken und wissenschaftliche Spezialbibliotheken voneinander unter- schieden. Aufgrund der föderalen politischen Struktur ist das Bibliothekswesen der Bundesrepublik nicht einheitlich orga- nisiert. Die Kulturhoheit der Länder und das geltende Subsidiaritäts- prinzip bewirken eine dezentrale Zu- ständigkeit auf der Ebene der Länder und Kommunen mit einer entspre- chend großen Vielfalt im Medienbe- stand und in der Qualität der Bibliothe- ken. Nach der Wiedervereinigung wur- de die zentralistische Bibliotheksstruk- tur der DDR an das westdeutsche Bibli- othekswesen angeglichen. In Anknüp- fung an den Bibliotheksplan von 1973 legt das Planungspapier Bibliotheken ’93 die Aufgabenverteilung im Biblio- thekswesen nach zentralörtlichen Kri- terien fest . Wissenschaftliche Bibliotheken Wissenschaftliche Bibliotheken ori- entieren sich in ihrem Angebot vor al- lem an den Bedürfnissen von For- schung, Studium und Lehre. Die Nut- zung ist in der Regel öffentlich. Den größten Bestand weist die 1990 aus den Vorgängerinstitutionen der beiden deut- schen Staaten zusammengeschlossene Die Deutsche Bibliothek auf. Mit Hauptsitz in Frankfurt am Main (Deut- sche Bibliothek, seit 1946) und ihren weiteren Standorten in Leipzig (Deut- sche Bücherei, seit 1912 Foto) und biet möglichst vollständig zu sammeln und im Leihverkehr zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus bestehen für Wirtschaftswissenschaften, Medizin, Technik und deren Grundlagenwissen- schaften sowie Landbau vier zentrale Fachbibliotheken. Unter dem Begriff wissenschaftliche Spezialbibliotheken werden mehrere tausend meist stark spezialisierte Biblio- theken in öffentlicher oder privater Trägerschaft gefasst, wie etwa die Bibli- otheken von Firmen, Museen oder Be- hörden. Diese sehr heterogene Gruppe verbindet die konsequente Ausrichtung auf bestimmte Sammelgebiete, auch wenn die einzelnen Einrichtungen hin- sichtlich des Bestandsumfangs sowie der finanziellen und räumlichen Situation erheblich variieren. Leihverkehr und Verbundsyste- me Die Zusammenarbeit von Bibliotheken im Leihverkehr ermöglicht es dem Be- nutzer, Medien einer auswärtigen Bibli- othek über die ansässige Bibliothek zu bestellen und einzusehen. Die Organisa- tion des Leihverkehrs sieht einen Aus- tausch auf internationaler, nationaler, regionaler und lokaler Ebene vor. Zur Durchführung des überregionalen Leih- verkehrs (Deutscher Leihverkehr) sind zehn Leihverkehrsregionen ausgewie- sen. In ihren Grenzen orientieren sie sich zum Teil an den Ländern. Im Nor- den werden Bremen, Hamburg, Schles- wig-Holstein und Mecklenburg-Vor- pommern zu einer gemeinsamen Region zusammengefasst. Weiterhin kooperie- ren Berlin und Brandenburg. Nord- Subsidiaritätsprinzip – rechtlicher Grundsatz dafür, dass eine gesellschaftli- che oder staatliche Aufgabe soweit möglich von der jeweils unteren (kleine- ren) Einheit wahrgenommen werden soll zentralörtliche Kriterien – Ausstat- tungsmerkmale, die für die Einstufung als zentraler Ort ausschlaggebend sind. Das Zentrale-Orte-System bezeichnet die von den jeweiligen Landesplanungen ausgewiesene hierarchische Gliederung des Siedlungssystems, die Städten unter- schiedlicher Hierarchiestufen verschiede- ne Versorgungsfunktionen für das Um- land zuweist. Deutsche Bücherei Leipzig

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100Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland – Bildung und Kultur

Öffentliche und wissenschaftliche BibliothekenTim Freytag und Michael Hoyler

Bibliotheken sind ein wichtiges Binde-glied in der Archivierung und Weiter-gabe von Wissen und Kultur. Ihre Auf-gabe ist die Verwaltung, Dokumentati-on und Bereitstellung von Büchern,Zeitschriften und anderen Medienbe-ständen. Darüber hinaus sehen sie sichals moderne Dienstleistungs- und Kom-petenzzentren für alle Belange der Infor-

Berlin (Deutsches Musikarchiv, seit1970) ist Die Deutsche Bibliothek diezentrale Archivbibliothek mit Pflicht-exemplarrecht sowie das nationalbiblio-graphische Zentrum der Bundesrepublikund erfüllt damit die Funktion einerNationalbibliothek. Ähnliche Bedeu-tung besitzen die Staatsbibliothek zuBerlin – Preußischer Kulturbesitz unddie Bayerische Staatsbibliothek in Mün-chen als zentrale Universalbibliothekenmit einem Bestand von 9,4 bzw. 7,2Mio. Büchern. Auf nationaler Ebeneunterstützen sie Die Deutsche Biblio-thek durch Zusammenarbeit in wichti-gen Bereichen des Bibliothekswesens.

Weiterhin bestehen Regionalbiblio-theken, die häufig unter der Bezeich-nung Staats- oder Landesbibliothek alswissenschaftliche Universalbibliothe-ken in der Tradition ehemaliger Fürs-ten-, Hof- oder Stadtbibliotheken ge-führt werden. Hinzu kommen 79 Uni-versitätsbibliotheken und etwa doppeltso viele sonstige Hochschulbibliothe-ken, die in der Regel vom Land getra-gen und an zahlreichen Standorten umverschiedene Seminar-, Instituts- oder

Klinikbibliotheken ergänzt werden. Un-ter den Universitätsbibliotheken besitztdie Bibliothek der Humboldt-Universi-tät zu Berlin mit 5,8 Mio. Exemplarenden größten Buchbestand. Eine beson-dere fachbezogene Spezialisierung er-folgt an einzelnen Bibliotheken in Formvon Sammelschwerpunkten nach einemvon der Deutschen Forschungsgemein-schaft (DFG) laufend geförderten Plan,der die Bibliotheken verpflichtet, diedeutsche und ausländische wissenschaft-liche Literatur auf dem jeweiligen Ge-

mationsversorgung. In Deutschland gibtes rund 19.000 Bibliotheken unter-schiedlicher Trägerschaft, Größe undAusrichtung. Grundsätzlich werden öf-fentliche Bibliotheken, wissenschaftli-che Bibliotheken und wissenschaftlicheSpezialbibliotheken voneinander unter-schieden.

Aufgrund der föderalen politischenStruktur ist das Bibliothekswesen derBundesrepublik nicht einheitlich orga-nisiert. Die Kulturhoheit der Länderund das geltende � Subsidiaritäts-prinzip bewirken eine dezentrale Zu-ständigkeit auf der Ebene der Länderund Kommunen mit einer entspre-chend großen Vielfalt im Medienbe-stand und in der Qualität der Bibliothe-ken. Nach der Wiedervereinigung wur-de die zentralistische Bibliotheksstruk-tur der DDR an das westdeutsche Bibli-othekswesen angeglichen. In Anknüp-fung an den Bibliotheksplan von 1973legt das Planungspapier Bibliotheken’93 die Aufgabenverteilung im Biblio-thekswesen nach � zentralörtlichen Kri-terien fest �.

Wissenschaftliche BibliothekenWissenschaftliche Bibliotheken � ori-entieren sich in ihrem Angebot vor al-lem an den Bedürfnissen von For-schung, Studium und Lehre. Die Nut-zung ist in der Regel öffentlich. Dengrößten Bestand weist die 1990 aus denVorgängerinstitutionen der beiden deut-schen Staaten zusammengeschlosseneDie Deutsche Bibliothek auf. MitHauptsitz in Frankfurt am Main (Deut-sche Bibliothek, seit 1946) und ihrenweiteren Standorten in Leipzig (Deut-sche Bücherei, seit 1912 � Foto) und

biet möglichst vollständig zu sammelnund im Leihverkehr zur Verfügung zustellen. Darüber hinaus bestehen fürWirtschaftswissenschaften, Medizin,Technik und deren Grundlagenwissen-schaften sowie Landbau vier zentraleFachbibliotheken.

Unter dem Begriff wissenschaftlicheSpezialbibliotheken werden mehreretausend meist stark spezialisierte Biblio-theken in öffentlicher oder privaterTrägerschaft gefasst, wie etwa die Bibli-otheken von Firmen, Museen oder Be-hörden. Diese sehr heterogene Gruppeverbindet die konsequente Ausrichtungauf bestimmte Sammelgebiete, auchwenn die einzelnen Einrichtungen hin-sichtlich des Bestandsumfangs sowie derfinanziellen und räumlichen Situationerheblich variieren.

Leihverkehr und Verbundsyste-meDie Zusammenarbeit von Bibliothekenim Leihverkehr ermöglicht es dem Be-nutzer, Medien einer auswärtigen Bibli-othek über die ansässige Bibliothek zubestellen und einzusehen. Die Organisa-

tion des Leihverkehrs sieht einen Aus-tausch auf internationaler, nationaler,regionaler und lokaler Ebene vor. ZurDurchführung des überregionalen Leih-verkehrs (Deutscher Leihverkehr) sindzehn Leihverkehrsregionen ausgewie-sen. In ihren Grenzen orientieren siesich zum Teil an den Ländern. Im Nor-den werden Bremen, Hamburg, Schles-wig-Holstein und Mecklenburg-Vor-pommern zu einer gemeinsamen Regionzusammengefasst. Weiterhin kooperie-ren Berlin und Brandenburg. Nord- �����

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Subsidiaritätsprinzip – rechtlicherGrundsatz dafür, dass eine gesellschaftli-che oder staatliche Aufgabe soweitmöglich von der jeweils unteren (kleine-ren) Einheit wahrgenommen werden soll

zentralörtliche Kriterien – Ausstat-tungsmerkmale, die für die Einstufungals zentraler Ort ausschlaggebend sind.Das Zentrale-Orte-System bezeichnet dievon den jeweiligen Landesplanungenausgewiesene hierarchische Gliederungdes Siedlungssystems, die Städten unter-schiedlicher Hierarchiestufen verschiede-ne Versorgungsfunktionen für das Um-land zuweist.

Deutsche Bücherei Leipzig

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101Öffentliche und wissenschaftliche Bibliotheken

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rhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg bilden jeweils mit einemTeil von Rheinland-Pfalz eigene Leih-verkehrsregionen, wobei das Saarlandder Leihverkehrsregion von Baden-Württemberg angehört.

Im Zuge der wachsenden Bedeutungelektronischer Datenverarbeitung imBibliothekswesen wurden die Medien-bestände in den vergangenen Jahren zueinem großen Teil elektronisch katalo-gisiert. Diese Daten werden in sechs re-gionalen Verbundsystemen zusammen-geführt � und stehen im Internet fürRecherchezwecke zur Verfügung.Dadurch wird das Verfahren einer Ab-wicklung von Fernleihen über die Zen-tralkataloge der Leihverkehrsregionenzunehmend durch Direktbestellungenbei den entsprechenden Bibliothekenersetzt. Um den stark ansteigendenLeihverkehr effizienter zu gestalten, ge-winnen örtliche und überregionale Do-kumentlieferdienste an Bedeutung, diesich unter Verwendung neuer Medienauf die schnelle Beschaffung von Bü-chern und Zeitschriftenartikeln speziali-sieren, wie z.B. die Bund-Länder-Initia-tive zur Beschleunigung der Literatur-und Informationsdienste SUBITO.

Öffentliche BibliothekenZunächst stark einer erzieherisch-bil-denden Tradition verhaftet, orientierensich öffentliche Bibliotheken heute zu-nehmend am Leitbild eines modernenKommunikations- und Informationszen-trums. Neben Bestandspräsentation undInformationsversorgung leisten sievielerorts auch durch soziale Biblio-theksarbeit und kulturelle Veranstaltun-gen eine wichtige gesellschaftliche Auf-gabe. Die überwiegend kommunale Fi-nanzierung dieser Einrichtungen be-wirkt allerdings erhebliche Unterschie-de bezüglich Ausstattung und Nutzungs-möglichkeiten. Von den etwa 13.000 öf-fentlichen Bibliotheken sind rund 4000mit hauptamtlich geschultem Personalbesetzt �. Diese zählen zur kulturellenInfrastruktur aller Großstädte mit mehrals 100.000 Einwohnern und sind inetwa 90% der Kommunen mit mehr als20.000 Einwohnern, aber nur in weni-ger als 50% der Gemeinden mit einerEinwohnerzahl zwischen 5000 und20.000 vertreten. Mehr als ein Drittelder öffentlichen Bibliotheken steht inkirchlicher, überwiegend katholischerTrägerschaft und leistet häufig dieGrundversorgung kleinerer Gemeinden.

Während der 1990er Jahre ist die Zahlder öffentlichen Bibliotheken inDeutschland merklich zurückgegangen�. Dieser Prozess vollzieht sich vor demHintergrund einer in vielen Gemeindenangespannten finanziellen Situation undim Kontext der Anpassung des hierar-chisch gegliederten Bibliothekssystemsder DDR mit einer vergleichsweise ho-hen Bibliotheksdichte an eine westdeut-sche Struktur, die eine überwiegendkommunale Selbstverwaltung dieser Ein-richtungen vorsieht. Der wegen Schlie-ßungen zunehmend problematischenVersorgungssituation in ländlichen Ge-bieten wird zum Teil mit dem Einsatzvon Fahrbibliotheken begegnet, die auchin den Außenbezirken von Groß- undMittelstädten Verwendung finden.

Bestand, Erwerb und NutzungDer Medienbestand öffentlicher Biblio-theken umfasst neben Büchern undZeitschriften auch Tonträger, Spieleund sonstige Materialien. Zur Grund-versorgung der Bevölkerung wird in Ge-meinden mit mehr als 5000 Einwoh-

nern ein Mindestbestand von zwei Me-dieneinheiten je Einwohner angestrebt.Vergleichsweise günstig erscheint dieSituation in den Stadtkreisen und imöstlichen Teil Deutschlands, während inzahlreichen Landkreisen Westdeutsch-lands der Bestand weniger als eine Me-dieneinheit je Einwohner beträgt �.Insgesamt ist der Medienbestand der öf-fentlichen Bibliotheken während der1990er Jahre rückläufig. Der Bestands-abbau durch Verlust, Veräußerung u.a.ist sichtlich größer als die Zahl derNeuerwerbungen. Lediglich Bayern undBaden-Württemberg verzeichnen indiesem Zeitraum einen leichten Zu-wachs �.

Auch die Erwerbungsausgaben habensich seit 1991 verringert. Dies gilt in

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103Öffentliche und wissenschaftliche Bibliotheken

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besonderer Weise für Ostdeutschland,das unmittelbar nach der Wiederverei-nigung durch die Bereitstellung zeitlichbegrenzter Fördermittel des Bundes undder Länder eine Modernisierung desMedienbestands vornehmen konnte .Die Erwerbungsausgaben je Einwohnerliegen 1998 im Bundesdurchschnitt bei2,07 DM und betragen damit ein knap-pes Neuntel der Gesamtausgaben.

Die Zahl der Entleihungen hat dage-gen in den 1990er Jahren kontinuierlichzugenommen � und ist zwischen 1991und 1998 von 3,5 auf 4 Entleihungenpro Einwohner gestiegen, wobei der vor-handene Medienbestand 2,5 mal proJahr umgesetzt wird. In regionaler Diffe-renzierung verzeichnen die angrenzen-den Gebiete Nordhessen, Rheinland-Pfalz und Saarland ein stark unter-durchschnittliches Leihverhalten �.Ähnlich geringe Werte lassen sich dortfür Medienbestand und Erwerbungsaus-gaben beobachten. Zusammenfassendbetrachtet sind die vorhandenen Dispa-ritäten nicht allein Ergebnis der jeweili-gen Siedlungs- und Wirtschaftsstruktur,

sondern müssen unter Berücksichtigungaktueller kommunalpolitischer Ent-scheidungen als historisch gewachseneBibliothekslandschaften verstandenwerden.

PerspektivenDas deutsche Bibliothekswesen zeigtaufgrund seiner dezentralen Organisati-onsstruktur ein heterogenes Bild. In den1990er Jahren sehen sich Bibliothekenmit drei großen Herausforderungenkonfrontiert: mit der Expansion neuerInformationstechnologien und entspre-chender Medien, mit einer Verknap-pung der finanziellen Mittel bei gleich-zeitigem Anstieg der Buchproduktionund mit der Transformation des ostdeut-schen Bibliothekssystems.

Öffentliche Bibliotheken vollzieheneinen Umstrukturierungsprozess, derihre Rolle als Vermittler von Informati-on, Bildung und Unterhaltung im Zeit-alter neuer Medien neu definiert undsie zunehmend zu Orten der Kommuni-kation und Begegnung werden lässt.Viele Kommunen entschließen sich auf-

grund einer angespannten Haushaltsla-ge zur Kostenbeteiligung der Biblio-theksbenutzer, eine Privatisierung öf-fentlicher Bibliotheken bildet bislangjedoch die Ausnahme.

Auch wissenschaftliche Bibliothekensehen sich einer stark anwachsendenZahl von Publikationen und den rapi-den Entwicklungen im Bereich neuerMedien ausgesetzt. Hinzu kommen dras-tische Preissteigerungen, die in beson-derer Weise das Abonnement von Fach-zeitschriften betreffen. Um langfristiginternational konkurrenzfähig zu blei-ben, wird die Zusammenarbeit und Ver-netzung der Bibliotheken unter Einsatzmoderner Kommunikationstechnologi-en immer wichtiger. Zugleich müssenwissenschaftliche Bibliotheken die Be-

reitstellung, Bewahrung und Pflege ih-res Medienbestands einschließlich wert-voller Altbestände gewährleisten.�

Die Deutsche Bibliothek, Frankfurt a.M.