Fi Regenwasser

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Regenwasserbewirtschaftung in Neubaugebieten Fachinformation Konzepte Planung Realisierung Betrieb Rechtsgrundlagen Kosten

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Regenwasserbewirtschaftungin NeubaugebietenFachinformationKonzepte Planung Realisierung BetriebRechtsgrundlagen Kosten

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  • Regenwasserbewirtschaftung in NeubaugebietenFa c h i n f o r m a t i o n

    Konzepte Planung Realisierung BetriebRechtsgrundlagen Kosten

  • Regenwasserbewirtschaftung in NeubaugebietenFa c h i n f o r m a t i o n

  • 1. Auflage Dezember 2011

    Ministerium fr Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz Referat 02 Presse und ffentlichkeitsarbeit

    Heinrich-Mann-Allee 10314473 Potsdam www.mugv.brandenburg.de

    Ve r f a s s e rMartin BullermannPeter Moche

  • 1 Vo r w o r t2 Einleitung 3 Planungsrechtliche Grundlagen 3 . 1 B u n d e s e b e n e3 . 2 L a n d e s e b e n e4 Grundlagendaten zur Planung 4 . 1 Natrlicher Wasserkreislauf im Planungsgebiet4 . 2 N i e d e r s c h l a g s d a t e n4 . 3 Hydrogeologische Grundlagen4 . 3 . 1 Qualitative Aspekte4 . 3 . 2 Quantitative Aspekte4 . 4 Hydrologische Daten4 . 5 Stdtebauliche Grundlagen4 . 6 Bestehende Anlagen zur Ortsentwsserung5 Konzeptentwicklung 6 Planungsabwicklung in Neubaugebieten 7 Elemente der Wasserbewirtschaftung 7 . 1 D a c h b e g r n u n g7 . 2 Wasserdurchlssige Flchenbefestigungen7 . 3 R e g e n w a s s e r n u t z u n g s a n l a g e n7 . 4 Offene Ableitung in Rinnen oder flachen Grben7 . 5 Versickerung von Niederschlagswasser7 . 6 Kombinationen von Regenwassernutzung und Versickerung von

    N i e d e r s c h l a g s w a s s e r7 . 7 Retention von Niederschlagsabflssen7 . 7 . 1 R e t e n t i o n s s p e i c h e r7 . 7 . 2 R e t e n t i o n s b e c k e n8 Beispiele von Anlagen zur Wasserbewirtschaftung in Neubaugebieten 8 . 1 Stadt Rsselsheim, Wohngruppenprojekt Max-Beckmann-We g8 . 2 Gemeinde Tr e b u r, Gewerbegebiet-Astheim8 . 3 Gemeinde Wabern, Baugebiet Opferhof8 . 4 Stadt Mrfelden-Walldorf, Baugebiet Plassage /Lange cker8 . 5 Gemeinde Biebertal, Baugebiet Vor dem Niesenberg8 . 6 Gemeinde Ginsheim-Gustavsburg, Baugebiet Ginsheim-Nord8 . 7 Stadt Frankfurt am Main, Baugebiet Michael- und McNair- K a s e r n e n8 . 8 Stadt Fulda, Baugebiet Am Lagerfeld 9 Hinweise zur Planung, Umsetzung und Instandhaltung

    L i t e r a t u r v e r z e i c h n i sI m p r e s s u m

    6788

    1 01 21 21 41 41 51 61 81 91 92 02 12 32 42 62 83 03 23 4

    3 63 63 84 04 04 24 44 64 85 05 25 45 6

    5 75 9

    I n h a l t

  • 6Das Land Brandenburg ist neben den Herausforderungenin den lndlichen Regionen gleichermaen mit auch denFragestellungen einer ausgewogenen Entwicklung imengeren Verflechtungsraum der Metropole Berlin konfron-tiert. Hierbei stehen im Besonderen auch die Gemeindenund die beauftragten Planer immer wieder vor der Frage,wie sich ein an sich wnschenswertes Wachstum auchmit den Ansprchen einer nachhaltigen und umweltver-trglichen Entwicklung in Einklang bringen lsst.

    Die mittlerweile allgegenwrtigen Folgen des Klima-wandels, die sowohl durch lnger anhaltende Tr o c k e n p e -rioden als auch zunehmende Starkniederschlge in Er-scheinung treten, wirken sich ungnstig auf den Wa s s e r-haushalt aus. Der wachsende Flchenverbrauch durchNeuversieglung funktionstchtiger Bden wirkt hier tendenziell in der selben Richtung. Zwar konnte in denletzten fnf Jahren ein leicht rcklufiger Trend bei derFlcheninanspruchnahme beobachtet werden, doch das Ziel der Nachhaltigkeitsstrategie der BundesrepublikDeutschland, nach dem bis zum Jahre 2020 die Inan-spruchnahme neuer Flchen auf 30 Hektar pro Tag ge-senkt werden soll, gilt weiterhin als ausgesprochen ambitioniert. Daher gilt es, durch eine umsichtige undvoraus schauende Planung die nachteiligen Folgen weit-gehend zu mindern.

    Fr den Bereich der Siedlungsentwsserung stehenheute fortschrittliche und praxistaugliche Konzepte zurVerfgung, die sehr gut fr eine Minderung bebauungs-bedingter Eingriffsfolgen geeignet sind. Die dezentraleBewirtschaftung des Niederschlagswassers ist ein wirk-samer Beitrag auf dem Weg zu anpassungsfhigen undklimawandel-flexiblen Infrastrukturen. Sie leistet konkreteBeitrge zum vorbeugenden Hochwasserschutz und zurGewsserreinhaltung, bewirkt positive Effekte bei derGrundwasserneubildung und verbessert das Mikroklimain den Siedlungsgebieten.

    Diese Konzepte lassen sich besonders gut beim Neubauvon Siedlungen und Verkehrsflchen umsetzen. DieseBroschre informiert ber alle mit der Planung undRealisierung zusammenhngenden Themen. Sie willF a c h p l a n e r, Verwaltungsmitarbeiter und Kommunalpoliti-ker dazu anregen, bei der Planung von Neubaugebietenkonsequent die Konzepte zur dezentralen Niederschlags-entwsserung zu bercksichtigen und, so weit dem keinezwingenden Grnde entgegenstehen, auch umzusetzen.

    1 Vo r w o r t

    Ihre Anita Ta c k

    Ministerin fr Umwelt, Gesundheit und

    Verbraucherschutz des Landes Brandenburg

  • 72 Einleitung

    Nach einer Einfhrung in die rechtlichen Grundlagen wer-den die planerischen Randbedingungen erlutert, die aus-schlaggebend fr die Konzeptentwicklung sind. Da die Bercksichtigung der Aspekte der Regenwasserbe-wirtschaftung schon in einer sehr frhen Phase derBauleitplanung notwendig ist, werden die erforderlichenArbeitsschritte bis hin zur rechtlichen Sicherung einzelnerManahmen in ihrer Abfolge beschrieben.

    In Kapitel 7 werden die einzelnen Manahmen zurRegenwasserbewirtschaftung dargestellt, wobei hierjeweils der wasserwirtschaftliche Nutzen und die erfor-derlichen rechtlichen Regelungen dokumentiert werden.

    Eine Auswahl von Neubaugebieten in denen diebeschriebenen Manahmen realisiert wurden, sind inKapitel 8 dokumentiert. Es wurden Projekte mit unter-schiedlichsten Randbedingungen ausgewhlt, um dieFlexibilitt der Bausteine zur Wasserbewirtschaftung zubelegen und um die Kreativitt der Leser oder Besucheranzuregen hnliche Projekte umzusetzen.

    In den Novellierungen der Wassergesetze wurden For-derungen erhoben, die auf eine Schonung des Wa s s e r-haushaltes abzielen. Das Wasserhaushaltsgesetz (WHG)[ U 2] fordert zum Beispiel die sparsame Verwendung von Wa s s e r, Erhalt der Leistungsfhigkeit des Wa s s e r-haushaltes und Vermeidung einer Vergrerung undBeschleunigung des Wa s s e r a b f l u s s e s . Das brandenbur-gische Wassergesetz verankert bereits seit vielen Jahrenden Vorrang der Versickerung von Niederschlagswasser,soweit hierbei eine Verunreinigung des Grundwassersnicht zu besorgen ist und dem auch sonstige Belangenicht entgegenstehen. Somit sind rechtliche Vo r g a b e nvorhanden, die in ihrer Zielsetzung nicht mehr der klassi-schen Abwasserbeseitigung im Mischsystem entspre-chen.

    Die vorliegende Broschre hat das Ziel, die Mglich-keiten der Regenwasserbewirtschaftung speziell in Neu-baugebieten aufzuzeigen. Fachplaner aus der Bauleit-planung, dem Straenbau, der Freiflchenplanung undder Siedlungsentwsserung sind ebenso angesprochenwie Mitarbeiter aus der Verwaltung und Kommunal-p o l i t i k e r.

  • 83 Planungsrechtliche Grundlagen

    In der Europischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) [ U 1] werden als Kernziele der Schutz und die Ve r b e s s e -rung der aquatischen kosysteme und die nachhaltigeNutzung der Wasserressourcen definiert.

    Die gesetzlichen Rahmenbedingungen zur Umsetzungdieser Ziele mssen von den Mitgliedsstaaten geschaffenwerden. In der Bundesrepublik werden diese Regelungenauf Bundes-, Lnder- und Gemeindeebene konkretisiert.Die wesentlichen Regelungen bezglich der Manahmenzur Regenwasserbewirtschaftung in Brandenburg werdenim Folgenden wiedergegeben.

    3.1 Bundesebene

    Die Gesetze auf Bundesebene bilden den Rahmen und die rechtliche Grundlage fr die Gesetze der Lnder.Im Wasserhaushaltsgesetz (WHG) [U 2] werden imZusammenhang mit der Regenwasserbewirtschaftungfolgende Ziele und Zustndigkeiten definiert:

    5 Abs. 1: Jede Person ist verpflichtet, beiManahmen, mit denen Einwirkungen auf ein Gewsserverbunden sein knnen, die nach den Umstnden erfor-derliche Sorgfalt anzuwenden, um1. eine nachteilige Vernderung der Gewssereigen-schaften zu vermeiden,2. eine mit Rcksicht auf den Wasserhaushalt gebotenensparsame Verwendung des Wassers sicherzustellen,3. die Leistungsfhigkeit des Wasserhaushalts zu erhalten und4. eine Vergrerung und Beschleunigung des Wasserabflusses zu vermeiden.Eine nachteilige Vernderung von Gewssereigenschaf-ten wird z.B. durch Mischwasserentlastungen hervor-gerufen, die somit zuknftig soweit wie mglich reduziertwerden sollen. Ebenso sind bei Einleitungen aus einemTrennsystem die qualitativen Auswirkungen und die Hhedes Maximalabflusses zu bercksichtigen bzw. auf dasGewsser abzustimmen. Darber hinaus soll Wa s s e rsparsam verwendet werden.Grundstzlich ist nach 8 Abs. 1 eine Benutzung der

    Gewsser erlaubnispflichtig (wozu nach 9 Abs. 1 auchdie Versickerung zhlt), soweit nicht durch das WHGselbst oder auf Grundlage des WHG erlassener Vo r s c h r i f -ten etwas anderes bestimmt ist. Das Einleiten vonNiederschlagswasser in das Grundwasser durch schadlo-se Versickerung ist gem 46 Abs. 2 erlaubnisfrei,soweit dies in einer Rechtsverordnung nach 23 Abs. 1bestimmt ist.

    Das Baugesetzbuch (BauGB) [U 3] regelt u.a. dieGrundstze der Bauleitplanung und die Inhalte von Flch-ennutzungsplnen und Bebauungsplnen. FolgendeInhalte sind bezglich des Wasserhaushaltes relevant:

    1 Abs. 6: Bei der Aufstellung der Bauleitplne istinsbesondere zu bercksichtigen: (...) 7. die Belange des Umweltschutzes, einschlielich des Naturschutzes und der Landschaftspflege, insbeson-dere a) die Auswirkungen auf Tiere, Pflanzen, Boden,Wa s s e r, Luft, Klima und das Wirkungsgefge zwischenihnen (...) g) die Darstellungen von Landschaftsplnensowie von sonstigen Plnen, insbesondere des Wa s s e r- ,Abfall- und Immissionsschutzrechts, (...).

    1a Abs. 2: Mit Grund und Boden soll schonendumgegangen werden; dabei sind (...) Bodenversiegel-ungen auf das notwendige Ma zu begrenzen.Die Bercksichtigung wasserwirtschaftlicher Belange imRahmen der Bauleitplanung ist nach den o.g. Regelungenbindend. Im Land Brandenburg werden diese Fragendurch ein gemeinsames Rundschreiben des Ministeriums

  • 9fr Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz und desMinisteriums fr Infrastruktur und Landwirtschaft unter-mauert [U 8]; vgl. Kapitel 6.Die Mglichkeiten zur Festsetzung von Manahmen zurRegenwasserbewirtschaftung in Flchennutzungs- undBebauungsplnen werden in folgenden Paragrapheng e r e g e l t :

    5 Abs. 2: Im Flchennutzungsplan knnen insbeson-dere dargestellt werden:1. die fr die Bebauung vorgesehenen Flchen nach der allgemeinen Art ihrer baulichen Nutzung, (...); Bauflchen, fr die eine zentrale Abwasserbeseitigung nicht vorgesehen ist, sind zu kennzeichnen, ( . . . )4. die Flchen fr Versorgungsanlagen, fr die Abfallent-sorgung und Abwasserbeseitigung, fr Ablagerungen so-wie fr Hauptversorgungs- und Hauptabwasserleitungen;( . . . )7. die Wasserflchen, Hfen und die fr die Wa s s e r w i r t -schaft vorgesehenen Flchen sowie die Flchen, die imInteresse des Hochwasserschutzes und der Regelungdes Wasserabflusses freizuhalten sind; 9 Abs. 1: Im Bebauungsplan knnen aus stdtebaulichen Grnden festgesetzt werden: ( . . . )1 4 . die Flchen fr die Abfall- und Abwasserbeseitigung,einschlielich der Rckhaltung und Versickerung vonN i e d e r s c h l a g s w a s s e r, sowie fr Ablagerungen; ( . . . )1 6 . die Wasserflchen sowie die Flchen fr dieWasserwirtschaft, fr Hochwasserschutzanlagen und frdie Regelung des Wa s s e r a b f l u s s e s ;

    Weiterhin wird festgelegt, dass weitere Festsetzungen in die Bebauungsplne aufgenommen werden knnen,wenn dies in den Gesetzen der Lnder so vorgesehen ist:

    9 Abs. 4: Die Lnder knnen durch Rechtsvorschrif-ten bestimmen, dass auf Landesrecht beruhende Regelungen in den Bebauungsplan als Festsetzungenaufgenommen werden knnen und inwieweit auf dieseFestsetzungen die Vorschriften dieses GesetzbuchsAnwendung finden.Durch die Novellierung des BauROG von 1998 [U 4] wurden durch Wegfall der sog. Subsidarittsklausel in 9 Abs. 1 Nr. 16 und 20 die Festsetzungsmglichkeitenin den Bebauungsplnen erweitert. Waren Festsetzungenfr Flchen fr Manahmen zum Schutz, zur Pflegeund zur Entwicklung von Natur und Landschaft im Bebau-ungsplan nur zulssig, wenn es keine anderen recht-lichen Umsetzungsmglichkeiten gab, knnen nun unein-geschrnkt die Manahmen selbst im Bebauungsplanfestgesetzt werden.

  • 1 0

    3.2 Landesebene

    Die Pflicht zur Abwasserbeseitigung, die zugleich auchdas Niederschlagswasser beinhaltet, obliegt gem 66Abs. 2 BbgWG den Gemeinden. Hierbei wird den Ge-meinden unter dem Vorbehalt des Erlasses einer kommu-nalen Satzung die Mglichkeit zur bertragung dieserPflicht auf den Grundstckseigentmer eingerumt:Anstelle der Gemeinden sind zur Beseitigung von Nie-derschlagswasser verpflichtet:

    1. die Grundstckseigentmer, Erbbauberechtigtenoder Nutzer der Grundstcke nach 9 des Sachenrechts-bereinigungsgesetzes, soweit die Satzung der Gemeindenach 54 Abs. 4 dies vorsieht [U5]

    Fr die Beeintrchtigung der Grundwasserneubildung inFolge von Bodenversiegelung spricht 54 Abs. 3 BbgWGein Minimierungsgebot aus:

    Die Versiegelung des Bodens oder andere Beeintrch-tigungen der Versickerung zur Grundwasserneubildungdrfen nur soweit erfolgen, wie dies unvermeidbar ist.I n s b e s o n d e resind Feuchtgebiete oder bedeutsame G r u n d -wasseranreicherungsgebiete von baulichen Anlagen freizuhalten, soweit nicht andere berwiegende Belangedes Wohls der Allgemeinheit etwas anderes erfordern.

    54 Abs. 4 BbgWG spricht einen klaren Vorrang derVersickerung von Niederschlagswasser aus und konkreti-siert die kommunale Regelungsbefugnis aus 66 Abs. 2:

    Soweit eine Verunreinigung des Grundwassers nichtzu besorgen ist und sonstige Belange nicht entgegen-stehen, ist Niederschlagswasser zu versickern. Die Ge-meinden knnen im Einvernehmen mit der Wa s s e r b e -hrde durch Satzung vorsehen, da Niederschlagswasserauf den Grundstcken, auf denen es anfllt, versickertwerden muss.

    Ferner wird im diesem Paragrafen der Bezug zu den baurechtlich verankerten Regelungsmglichkeiten derGemeinde hergestellt:

    Diese Verpflichtung kann auch als Festsetzung ineinen Bebauungsplan aufgenommen werden; in diesemFall richtet sich das Verfahren nach den Vorschriften desBaugesetzbuches, die Wasserbehrde ist zu beteiligen.

    Die dahingehende Entsprechung im Baurecht ergibt sichaus 81 Abs. 6 BbgBO [U6]:

    Die Gemeinde kann durch rtliche Bauvorschriften dieArt, die Gestaltung und die Bauausfhrung der fr die Er-richtung und den Betrieb baulicher Anlagen erforderlichenErschlieungsanlagen bestimmen sowie nach anderenlandesrechtlichen Vorschriften zulssige Festsetzungenber die Errichtung und den Betrieb baulicher Anlagen ingemeindlichen Satzungen auch in rtlichen Bauvorschrif-ten festsetzen.

    Hierunter fllt z.B. auch die Entscheidung, wie dieNiederschlagswasserbeseitigung vorzunehmen ist. Einedahingehende Regelung im Wege der Festsetzung imBebauungsplan kommt z.B. dann in Betracht, wenn dieGemeinde bislang keine Satzung zu 54 Abs. 4 BbgWGerlassen hat oder eine erlassene Satzung nur einen engumrissenen Regelungsrahmen aufweist (im Sinne einerschlichten Pflichtbertragung auf die Eigentmer privaterGrundstcke). Diese Verfahrensweise kann auch dann zur Anwendung kommen, wenn in dem neu zu erschlie-enden Baugebiet, abweichend von der brigen Siedlungs-entwsserung, von vornherein die dezentrale Beseitigungdes Niederschlagswassers von ffentlichen und privatenFlchen erwogen wird.

  • 1 1

    Die Umsetzung von dezentralen Konzepten zur Nieder-schlagswasserbewirtschaftung setzt voraus, dass bereitsin einem frhen Planungsstadium hierauf Bezug genom-men wird (vgl. auch Kapitel 6 dieser Broschre). Ausfhr-liche Hinweise hierzu wurden mit dem GemeinsamenRundschreiben des Ministeriums fr Infrastruktur undLandwirtschaft und des Ministeriums fr Umwelt, Ge-sundheit und Verbraucherschutz vom 11.10.2011 gege-ben [U8], in dem eingangs herausgestellt wird:Dezentrale Manahmen zum Rckhalt und zur ortsnahenBewirtschaftung des Regenwassers sind ein geeignetesInstrument, um die wasserwirtschaftlich nachteiligenBebauungsfolgen zu mindern. Sie sollen zuknftig regel-mig zur Anwendung kommen, soweit dem keine zwin-genden Grnde entgegen stehen.

    Die Pflichtbertragung auf den Grundstckseigent-mer steht unter dem Vorbehalt einer kommunalen Satz-ung. In dieser Satzung sollte die Gemeinde neben derschlichten Pflichtbertragung auch die rechtliche und

    materielle Ausgestaltung der Beziehungen zwischen Ge-meinde und Brger vollumfnglich regeln. Hierunter flltz.B. die Frage, ob die Gemeinde Abwasseranlagen alsffentliche Einrichtung zur Niederschlagswasserableitungbetreibt, unter welchen Umstnden hierfr ein Anschluss-und Benutzungszwang oder Anschluss- und Benutzungs-rechte bestehen, unter welchen Bedingungen eine Benut-zung der ffentlichen Einrichtung erfolgen kann oder inwelcher Weise Grundstcksanschlsse auszufhren sind.Letztlich kommt einer rechtlich und materiell beanstan-dungsfreien Satzung auch eine entscheidende Bedeutungbei der Begrndung und Erhebung einer gesplittetenAbwassergebhr zu; insbesondere auch dann, wenn dieGemeinde getrennte ffentliche Einrichtungen betreibt(z.B. berwiegend kanalgebundene und in den Neubaube-reichen dezentrale Niederschlagswasserbeseitigung).Daher ist bei der Ausgestaltung der kommunalen Satz-ungen zur Niederschlagswasserbeseitigung Sorgfalt undUmsicht geboten.

  • 1 2

    4.1 Natrlicher Wasserkreislauf im Planungsgebiet

    Die Regenwasserbewirtschaftung in Baugebieten hat das Ziel, den Wasserkreislauf im Bereich einer Bebauung den zuvor bestehenden Verhltnissen anzugleichen. EinOptimum bei der Planung von Manahmen zur Regen-wasserbewirtschaftung wird dann erreicht, wenn dieseVerhltnismigkeit nach der Bebauung wieder erreichtw i r d .

    Da der kleinrumige Wasserkreislauf von den rtlichenVerhltnissen geprgt wird, d. h. die Anteile der Ve r d u n -stung, Versickerung und die des Oberflchenabflussesv o n den meteorologischen und geologischen Ve r h l t n i s s e nsowie der Vegetation abhngig sind, ist es zunchst not-wendig, die jeweiligen Anteile festzustellen bzw. abzu-schtzen. Relativ genaue Bilanzen bezglich des rtlichenWasserhaushaltes knnen zum Beispiel durch Ly s i m e t e r-versuche erstellt werden. Da solche Versuche in der Re-gel jedoch nicht vorliegen und deren Durchfhrung zeit-und kostenintensiv ist, sollte in diesem Zusammenhangeine Abschtzung anhand von Niederschlagsdaten (sieheKapitel 4.2) und der hydrogeologischen Eigenschaften derBden durchgefhrt werden.

    Die in Tabelle 1 dargestellten Werte aus Versuchen ber einen Zeitraum von 8 bis 18 Jahren knnen zurAbschtzung der Verdunstung genutzt werden [U 9 ] ,wenn keine ortsspezifischen Daten vorhanden sind.

    4 Grundlagen zur Planung

    Verdunstungsanteil [%]

    Anteil Versickerung u. Oberflchenabfluss [%]

    Tab. 1: Ergebnisse von Messungen in einer Lysimeteranlage

    in Mittelhessen [U 9 ]

    S a n d b o d e n

    2 6

    7 4

    Lehmiger Sand

    5 4

    4 6

    Humoser

    B o d e n

    5 0

    5 0

    Lss, unbe-

    w a c h s e n

    6 5

    3 5

    Lss, be-

    w a c h s e n

    7 1

    2 9

    Die Mglichkeiten zur Bewirtschaftung von Regenwasserin einem Neubaugebiet sind wesentlich von den rtlichenRandbedingungen abhngig. Neben den natrlichenBedingungen wie die rtlichen Niederschlagsverhltnisse,die gegebenenfalls vorhandenen Oberflchengewsser und die Wasserdurchlssigkeit der Bden sind die stdte-baulichen Aspekte und die vorhandenen entwsserungs-technischen Anlagen zu bercksichtigen.

    In einem Konzept zur Regenwasserbewirtschaftungwerden die natrlichen Randbedingen erfasst und ausge-wertet sowie parallel zur Bauleitplanung zu einer geneh-migungsfhigen Entwurfsplanung entwickelt.

    In den nachfolgenden Kapiteln werden die Planungs-grundlagen und deren Abhngigkeiten nher beschrieben.

  • 1 3

    Abb. 1: Qualitative Vernderung des natrlichen kleinrumigen

    Wasserhaushaltes infolge unterschiedlicher Entwsserungsma-

    nahmen [U 1 0 ]

    1 . 1 : Natrlicher Zustand

    1 . 2 : Besiedlung mit Kanalisation

    1 . 3 : Besiedlung mit Regenwasserversickerung

    1 . 4 : Besiedlung mit Regenwassernutzung und -versickerung

    1 . 1

    1 . 2

    1 . 3

    1 . 4

    Die Anteile der Verdunstung, Versickerung und des Oberflchenabflusses knnen mit vereinfachten Bemes-sungsverfahren abschtzt werden, oder lassen sich miteiner hydrologischen Simulationsberechnung mit Nieder-schlagsreihen mehrerer Jahre (Langzeitsimulation) relativgenau berechnen.

    Die Abbildung 1 verdeutlicht fr eine beispielhafte Situation qualitativ die Vernderung des kleinrumigenWasserkreislaufes aufgrund einer Bebauung mit unter-schiedlichen Manahmen.Im natrlichen Zustand ist wie oben beschrieben der je-weilige Anteil von Verdunstung, Versickerung und Ober-flchenabfluss von den natrlichen Verhltnissen im Plan-gebiet abhngig (vgl. Tabelle 1). Nach der Besiedlung miteiner herkmmlichen Ableitung im Misch- oder Tr e n n s y s -tem reduziert sich der Anteil der Versickerung und Ve r-dunstung aufgrund der versiegelten Flchen und der An-teil des Abflusses erhht sich entsprechend. Wird derNiederschlagsabfluss von den versiegelten Flchen voll-stndig und konzentriert in Anlagen zur Versickerung eingeleitet, erhht sich die Grundwasserneubildung ge-genber dem natrlichen Zustand, da ein Oberflchenab-fluss nicht mehr vorhanden ist und die Verdunstung ge-genber dem natrlichen Zustand reduziert wird. DieVerdunstung kann durch Manahmen wie wasserdurch-lssige Befestigungen und Dachbegrnungen erhht werden, da die in diesem Zusammenhang verwendetenMaterialien Regenwasser zwischenspeichern. Wird ineinem Neubaugebiet eine Nutzung des Regenwassers z . B. fr die Toilettensplung oder zum Wsche waschenrealisiert und nur das berlaufwasser aus den Speichernversickert, kann die ursprngliche Ve r h l t n i s m i g k e i tvon Verdunstung, Versickerung und Abfluss am ehestenwiederhergestellt werden.

    Ve r d u n s t u n g

    Ve r s i c k e r u n g

    A b f l u s s

    Ve r d u n s t u n g

    Ve r s i c k e r u n g

    A b f l u s s

    Ve r d u n s t u n g

    Ve r s i c k e r u n g

    A b f l u s s

    Ve r d u n s t u n g

    Ve r s i c k e r u n g

    N u t z u n g

  • 1 4

    4.2 Niederschlagsdaten

    Angaben zu den Niederschlagshhen und -intensitten im Planungsgebiet knnen vom Deutschen We t t e r d i e n s tin Offenbach oder durch Auswertung rtlicher Regen-schreiber erhalten werden.

    Die Jahresniederschlagshhe liegt in Brandenburgzwischen 300 und 860 Millimeter pro Jahr. Das Gebiets-mittel fr das Land liegt deutlich unter 600 Millimeter proJ a h r, wobei der Nordosten mit weniger als 500 Millimeteram trockensten ist. Fr eine Dimensionierung von Anla-gen zur Regenwasserbewirtschaftung werden darberhinaus Niederschlagsdaten bentigt, welche die Charak-teristik, also die Intensitt und Dauer der rtlichenNiederschlge beschreibt. Diese Daten knnen z. B. an-hand des Kostra Atlas [U 11] fr ein Rasterfeld von 5 mal5 Kilometer ermittelt werden. Bei groflchigen Projek-ten ist ein berstaunachweis mit kontinuierlichenRegendaten ber einen Zeitraum von mindestens zehnJahren erforderlich. Bei dieser sogenannten Langzeit-simulation (LZS) werden Daten im f n f-Minuten Intervallbentigt, die ebenfalls vom Deutschen Wetterdienst odervorhandenen rtlichen Wetterstationen bezogen werdenk n n e n .

    4.3 Hydrogeologische und bodenkundlicheG r u n d l a g e n

    Die Ermittlung von hydrogeologischen und bodenkund-lichen Grundlagendaten ist erforderlich, wenn als Ele-ment zur Regenwasserbewirtschaftung die gezielte Ve r-sickerung von Niederschlagswasser mglich erscheintb z w. realisiert werden soll.In einem ersten Schritt ist es erforderlich, die qualitativenAspekte zum Schutz des Bodens und des Grundwasserszu prfen (siehe Kapitel 4.3.1). Ergeben sich hierzu keinegrundstzlichen Ausschlusskriterien, sind die quantitativenGrundlagen respektive die Durchlssigkeit des Bodens zuermitteln (siehe Kapitel 4.3.2).

  • 1 5

    4.3.1 Qualitative Aspekte

    Oberstes Gebot bei der Versickerung von Niederschlags-wasser ist der Schutz des Bodens und des Grundwassersvor schdlichen Verunreinigungen. In diesem Zusammen-hang sind folgende Punkte zu beachten und mit der zu-stndigen Genehmigungsbehrde abzustimmen: Es ist zu prfen, ob das Baugebiet in einem Tr i n k w a s -

    serschutzgebiet liegt und welche Einschrnkungen bezglich der Versickerung von Niederschlagswasser vorgeschrieben sind. Auskunft hierber geben die ent-sprechenden Verordnungen zu den Tr i n k w a s s e r s c h u t z -g e b i e t e n .

    Liegt in einem Plangebiet ein Altlastenverdacht oder einVerdacht einer schdlichen Bodenvernderung vor bzw. wurde eine Altlast oder eine schdliche Bodenvern-derung festgestellt, so ist eine Versickerung von Nieder-schlagswasser ohne vorherige abschlieende Klrung der Situation bzw. Sanierung grundstzlich ausgeschlos-sen.

    Auch bei bereits erfolgten Sanierungen ist mit der zu-stndigen Fachbehrde vorab zu klren, ob eine geziel-te Versickerung von Niederschlagswasser zulssig ist. Die Konzeptentwicklung und Planung entsprechender Anlagen ist in enger Abstimmung mit den Fachgut-achtern fr Altlasten und der beteiligten Fachbehrde d u r c h z u f h r e n .

    Die Lage des mittleren hchsten Grundwasserstandes muss ermittelt werden, da die Mglichkeiten zur Ve r-sickerung von Niederschlagswasser bei geringen Flur-abstnden aus Grnden des Grundwasserschutzes ein-geschrnkt sind.

    Zur Feststellung der Lage des mittleren hchsten Grundwasserstandes ist das arithmetische Mittel der Jahreshchststnde zu berechnen [U 37]. Liegen keine Aufzeichnungen von ffentlichen Grundwasserpegeln oder Brunnen von Tr i n k w a s s e r v e r s o r g u n g s u n t e r n e h m e nin unmittelbarer Nhe des Plangebietes vor, kann der Grundwasserflurabstand anhand von Grundwasser-gleichenplnen ermittelt werden.Zu bercksichtigen sind in diesem Zusammenhang ggf. auch anthropogene Einflsse auf die rtlichen Grund-

    wasserstnde, die von vorhandenen Brunnen mit relevanter Frdermenge ausgehen. In Abstimmung mit der zustndigen Oberen Wasserbehrde bzw. mit den Betreibern der Grundwasserentnahmestellen sind die zuknftigen Grundwasserstnde zu prognostizieren.

    Bei der Versickerung von Niederschlagswasser wirdgezielt die Filter- und Pufferfunktion des Bodens zumSchutz des Grundwassers genutzt. Daher sind auch dieBelange des Bodenschutzes zu beachten, insbesonderedie Pflicht der Betreiber zur Vorsorge gegen das Ent-stehen von schdlichen Bodenvernderungen. Auf dasBundes-Bodenschutzgesetz und die Bundes-Boden-schutz- und Altlastenverordnung [U 7] mit Vo r s o r g e -, P r f -und Manahmewerten fr Schadstoffe wird verwiesen.Der Niederschlag von groflchigen unbeschichtetenMetalldchern, darf nicht ohne eine gezielte Vo r r e i n i g u n geiner Versickerungsanlage zugefhrt werden, da sich diegelsten Metallionen im Boden anreichern bzw. in dasGrundwasser vordringen knnen.

    Im Merkblatt DWA-M 153 der Deutschen Ve r e i n i g u n gfr Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall [U14] wurdeein Punktesystem entwickelt, um Niederschlagsabflssebezglich ihrer mglichen Verunreinigungen zu bewerten.Die erforderlichen Reinigungsmanahmen wie Absetz-einrichtungen oder die Schichtdicke der belebten Boden-zone einer Versickerungsmulde knnen in Abhngigkeitvon der beabsichtigten Einleitung in das Grundwasseroder in ein Oberflchengewsser ermittelt werden.

    Darber hinaus gibt die zustndige Wa s s e r b e h r d eAuskunft ber die jeweils geltende Rechtslage und neueanerkannte Behandlungsmanahmen zur Reduzierungvon Schadstoffen im Niederschlagsabfluss.

  • 1 6

    4.3.2 Quantitative Aspekte

    Sind im Zusammenhang mit der qualitativen Bewertungder Niederschlagsabflsse und der erforderlichen Ma-nahmen zum Grundwasser- und Bodenschutz keine Re-striktionen zu erwarten, mssen die quantitativen Rand-bedingungen fr eine entwsserungstechnische Ve r s i c k e -rung festgestellt werden.

    Zur Ermittlung der Wasserdurchlssigkeit des Unter-grundes sollten Feldversuche in einem abgestuften Un-tersuchungsprogramm parallel zum Entwicklungsstandder Bauleitplanung durchgefhrt werden. In einer erstenStufe sollten gem der DIN EN ISO 22475-1 [U 1 6 ]Sondierungen durchgefhrt werden, um die vorliegendenBodenarten und deren Schichtung ansprechen zu knnen(DIN EN ISO 14688-1 [U 17]). Durch Ve r s i c k e r u n g s - v e r s u-che wird gezielt die Wasserdurchlssigkeit bestim-mterBodenschichten ermittelt, d. h. es mssen diejenigenSchichten beurteilt werden, die augenscheinlich amgeringsten durchlssig sind. Empfohlen wird in diesemZusammenhang die Durchfhrung von Schurfversuchen,wenn die relevanten Schichten oberflchennah in einerTiefe bis zirka 1,5 Meter unter der Gelndeoberkante lie-gen. Bei tieferliegenden Bodenschichten sollte derVersickerungsversuch ber einen Pegel, einen sogenann-ten in-situ-Versuch durchgefhrt werden. Ausfhrlichwerden die Verfahren z. B. in der Schriftenreihe des BDGHeft Nr.15 [U 18] und im BVB Band 2 [U 19] beschrieben.

    In einem zusammenfassenden Bericht sollten Aussa-gen zu folgenden Themen enthalten sein: Ansprache der Bden einschlielich Schichtenverzeich-

    nisse und Lageplan Angabe von erteuftem Grund- bzw. Schichtenwasser

    und Recherche der mittleren hchsten Grundwasser-stnde z. B. aus Aufzeichnungen der Landesmessstellenoder von rtlichen Wa s s e r v e r s o r g u n g s u n t e r n e h m e n

    Dokumentation der ermittelten Wa s s e r d u r c h l s s i g -keitsbeiwerte kf mit Ve r s u c h s p r o t o k o l l e n

    Kurzbericht zu den durchgefhrten Untersuchungen mit einer Einschtzung bezglich der Homogenitt der Bodenschichten, der ermittelten Durchlssigkeitsbei-werte im gesttigten Zustand und der Grund- bzw. S c h i c h t e n w a s s e r v e r h l t n i s s e

    Fr eine erste Untersuchung bzw. Bewertung ist in derRegel eine Sondierung und ein Versickerungsversuch proHektar Planungsflche ausreichend.

    Wenn das Ergebnis der ersten Untersuchung hinsicht-lich einer Versickerung von Niederschlagswasser positivausfllt, mssen in der Regel weitere Feldversuchedurchgefhrt werden, um eine ausreichend belastbareDatengrundlage zu erhalten. Die Anzahl weiterer Unter-suchungen ist im wesentlichen von der Homogenitt dervorhandenen Daten und dem angestrebten Entwsse-rungskonzept abhngig. Wird z. B. eine vollstndige dezentrale Versickerung auf privaten Grundstcken ge-wnscht, muss dies durch eine entsprechende Daten-dichte abgesichert werden. In diesem Zusammenhangsind zwei bis vier Versuche pro Hektar durchaus realis-t i s c h .

    Eine erste Einschtzung der zu verwendenden Anla-gen zur Versickerung von Niederschlagswasser kann mitHilfe der Abbildung 2 vorgenommen werden. Dargestelltsind unterschiedliche Verfahren der Regenentwsserung,die bei bestimmten Durchlssigkeitsbeiwerten in Ab-hngigkeit vom Verhltnis der Versickerungsflche AS z u rangeschlossenen befestigten Flche Ar e d geeignet sind.Steht z. B. fr eine angeschlossene befestigte Flche von100 Quadratmetern nur eine 6 Quadratmeter groe Ve r-sickerungsflche zur Verfgung und ist gleichzeitig derDurchlssigkeitsbeiwert des Untergrundes kleiner kf 10%

    15,0 bis 20,0

  • 1 9

    4.6 Bestehende Anlagen zur Ortsentwsserung

    Bestehende Anlagen zur Ortsentwsserung, wie z. B. dieKanalisation selbst oder die Anlagen zur Regenwasser-behandlung im Mischsystem, sind hufig im Laufe derBauttigkeit vergangener Jahre aus- bzw. berlastet, sodass die Abwasserentsorgung aus geplanten Neubauge-bieten hufig nicht ohne einen entsprechenden Ausbaugewhrleistet ist.

    In diesem Zusammenhang sind oft Manahmen zurRegenwasserbewirtschaftung auch unter schwierigenRandbedingungen die einzige Mglichkeit eine wirtschaft-liche Erschlieung zu gewhrleisten. Sind z.B. die Rand-bedingungen fr eine entwsserungstechnische Ve r s i c k e -ru n g oder eine gedrosselte Einleitung des Niederschlags-abflusses in ein Oberflchengewsser nicht gegeben,kann u.U. die erforderliche Entwsserungssicherheit beiden ffentlichen Anlagen durch den Bau von dezentralenAnlagen zur Regenwasserrckhaltung auf den Grund-stcken erreicht werden.

    Grundlage fr eine qualifizierte Bewertung von Entwsserungsvarianten in Neubaugebieten ist ein hin-reichender Kenntnisstand ber die hydraulische Leis-tungsfhigkeit des bestehenden Entwsserungssystems,dessen baulicher Zustand und bei Mischsystemen dievorhandene Kapazitt der Regenwasserbehandlungs-anlagen.

    4.5 Stdtebauliche Grundlagen

    Die Mglichkeiten zur Bewirtschaftung von Regenwassersind im erheblichen Ma auch von den stdtebaulichenRandbedingungen abhngig.

    Ist es z. B. aus wasserwirtschaftlicher Sicht sinnvoll,den Niederschlagsabfluss aus einem Baugebiet zu sam-meln und dann zentral zu versickern, muss gewhrleistetsein, dass am topografischen Tiefpunkt eines Baugebie-tes eine entsprechende Freiflche zur Verfgung steht.

    hnlich verhlt es sich bei der dezentralen Ve r s i c k e -rung auf einem Grundstck. Die Festlegung der Baufens-ter auf einem Grundstck sollte so vorgenommen werden, dass am tiefsten Punkt auf einem Grundstckeine entsprechende Flche zur Verfgung steht und dass die vorgegebenen Mindestabstnde [U 37] zu denGebuden (auch der Nachbarschaft) eingehalten werdenknnen.

    Eine oberflchige Ableitung von Niederschlagswasserz . B. in straenbegleitenden Rinnen oder Grben kann nurdann realisiert werden, wenn durch die Anordnung derffentlichen Verkehrs- und Freiflchen ein entsprechen-des durchgngiges Geflle zum Tiefpunkt des Baugebietsvorhanden ist.

    Bezglich der Nutzung von Regenwasser in einemBaugebiet sind wirtschaftliche Grenzen zu beachten. Soist z. B. eine generelle Pflicht zum Einbau solcher Anla-gen in einem Baugebiet nicht sinnvoll, wenn greremehrgeschossige Mehrfamilienhuser vorgesehen wer-den. Oft ist dann die zur Verfgung stehende Flche zurSammlung des Regenwassers zu klein, um den Bedarf inden Wohneinheiten weitgehend wirtschaftlich zu decken.In wieweit eine Teilversorgung sinnvoll ist, muss imEinzelfall geprft werden.

  • 2 0

    5 Konzeptentwicklung

    Durch die rechtlichen Vorgaben des WHG und desBbgWG lassen sich die Ziele einer Entwsserungsplanungin folgenden Priorittsstufen definieren.

    In der Regel werden in einem Konzept mehrere Va r i a n t e nder Wasserbewirtschaftung entwickelt und diskutiert. Die Varianten bestehen in der Regel aus unterschiedlichenKombinationen der o. g. Manahmen. Werden Manah-men hherer Prioritt nicht in ein Konzept aufgenommen,sollte dies entsprechend begrndet werden. Diese Auf-gabe bernimmt in der Regel ein qualifiziertes Ingenieur-bro fr Siedlungswasserwirtschaft ggf. in Zusammen-arbeit mit einem Bro fr Bodenkunde, Geologie bzw. Hy-drogeologie.

    Die Konzeptentwicklung sollte folgende Leistungen b e i n h a l t e n : Auswertung der vorhandenen Grundlagendaten Veranlassung weiterer Untersuchungen, z. B. hydrogeo-logisches Gutachten, Bodenaufnahme, Schadstoffunter-s u c h u n g

    Erstellung von Entwsserungsvarianten inkl. hydrau-lischer Vorbemessung und qualitativer Bewertung nach D WA Merkblatt M 153 [U 14] bzw. Merkblatt 3 /BWK [ U1 5 ]

    bei hohen Grundwasserstnden Konfliktbetrachtung zu den Versickerungsanlagen und ggf. zu einer Beein-flussung der Grundwasserstrmung durch die Bebauung

    Kostenschtzung und Betriebshinweise Empfehlungen zur Systemauswahl und zum weiteren Vo r g e h e n

    P r i o r i t t

    1

    2

    3

    4

    5

    6

    7

    M a n a h m e

    Abflussreduzierung durch wasserdurchlssige Befestigungen und Dachbegrnung

    R e g e n w a s s e r n u t z u n g

    Dezentrale Versickerung von Niederschlagswasser auf den Grundstcken

    Semizentrale bzw. zentrale Versickerung von Niederschlagswasser

    Einleitung von Niederschlagswasser in ein Oberflchengewsser

    Einleitung von Niederschlagswasser in einen ffentlichen Regenwasserkanal

    Einleitung von Niederschlagswasser in einen ffentlichen Mischwasserkanal

  • 2 1

    6 Plan

    un

    gsab

    wicklu

    ng

    in N

    eub

    aug

    ebieten

    Mit dem

    Beschluss einer Stadt oder G

    emeinde zur

    Erstellung eines Bebauungsplanes, m

    uss parallel auchder Planungsablauf zur R

    egenwasserbew

    irtschaftung imPlanungsgebiet begonnen w

    erden. D

    as in Kapitel 5 beschriebene Konzept zur Regen-

    wasserbew

    irtschaftung muss zeitgleich m

    it der stdte-baulichen R

    ahmenplanung entw

    ickelt werden, da sich

    diese Planungen ggf. stark beeinflussen. Wesentlich ist

    hierbei die topografische Lage und Gre der ffent-

    lichen Grnflchen, die angestrebte G

    rundflchenzahl frdie einzelnen N

    utzungsarten und die verkehrliche Er-schlieung. D

    ie im Konzept entw

    ickelten Manahm

    enhaben zudem

    Einfluss auf die erforderlichen landespfle-gerischen A

    usgleichsmanahm

    en, da sie sich positiv aufdie B

    ilanzierung auswirken.

    Im darauf folgenden Planungsabschnitt m

    uss dasKonzept m

    it dem Vorentw

    urf des Bebauungsplanes im

    Detail abgestim

    mt w

    erden. Wesentlich ist hierbei die

    Festlegung des Flchenbedarfs z.B. fr sem

    izentraleoder zentrale Versickerungsanlagen in ffentlichen G

    rn-flchen oder der Flchenbedarf zur A

    bleitung von Nieder-

    schlagswasser in den einz elnen Straenquerschnitten.

    Unabhngig davon sind textliche Festsetzungen zur

    rechtlichen Absicherung der M

    anahmen zur R

    egenwas-

    serbewirtschaftung zu form

    ulieren und mit anderen Fach-

    planern abzustimm

    en. So ist z.B. die Festsetzung von

    wasserdurchlssigen B

    efestigungen im Fahrbahnbereich

    ffentlicher Flchen nur realisierbar, wenn im

    Bereich der

    Verkehrsflchenplanung die hierfr geltenden Regel-

    werke in A

    bhngigkeit der unterschiedlichen Bauklassen

    eingehalten werden knnen. D

    a fr die Regenw

    asserbe-w

    irtschaftung und die Verkehrsflchenplanung zahlreichetechnische Vorschriften einzuhalten sind, die sich be-reichsw

    eise wechselseitig beeinflussen, hat es sich be-

    whrt, beide A

    ufgabenbereiche durch ein qualifiziertesB

    ro fr Erschlieungsplanung vornehmen zulassen.

    Die aus dem

    Konzept entwickelte Vorplanung zur R

    egen-w

    asserbewirtschaftung sollte nach der Festlegung auf

    eine Variante mit den zustndigen W

    asserbehrde abge-stim

    mt w

    erden. Zur rechtlichen A

    bsicherung der Um

    setzung von ge-planten M

    anahmen im

    privaten Bereich sollte eine

    Niederschlagsw

    assersatzung (siehe Kapitel 3.3) erstelltw

    erden, die zeitgleich mit der B

    eschlussfassung des Be-

    bauungsplanes verabschiedet wird.

    Alternativ kann eine gebietsbezogene R

    egelung durchFestsetzungen im

    Bebauungsplan erfolgen. D

    iese Ve r-fahrensw

    eise komm

    t zum B

    eispiel dann in Betracht,

    wenn in dem

    neu zu erschlieenden Baugebiet, abw

    ei-chend von der brigen Siedlungsentw

    sserung, von vorn-herein die dezentrale B

    eseitigung des Niederschlags-

    wassers von ffentlichen und privaten Flchen erw

    ogenw

    ird [U8 ] .

    Die zeitliche A

    bfolge der Planungsabschnitte und de-ren Verknpfung m

    it der Bauleitplanung ist in A

    bbildung 3d a r g e s t e l l t .

  • 2 2

  • 2 3

    7 Elemente der Wa s s e r b e w i r t s c h a f t u n g

    Die Bewirtschaftung von Wasser in Neubaugebietenstellt den Planer zunchst vor die Aufgabe, die richtigenElemente bzw. Kombinationen zu finden, deren Effek-tivitt in der rtlichen Situation zu beurteilen und dierechtlichen Konsequenzen abzuschtzen.

    Hinsichtlich der Bewertung der Qualitt der Nieder-schlagsabflsse und der notwendigen Manahmen zur Reinigung werden im Merkblatt DWA 153 [U 14] ent-sprechende Hinweise gegeben. Es wird empfohlen, vorder Erstellung eines Entwsserungskonzeptes dieMindestanforderungen zur Regenwasserbehandlung an-hand dieses Merkblattes zu ermitteln.

    Aus dem Konzept zur Regenwasserbewirtschaftungergeben sich Schnittstellen zur Architektur sowie zurStraen- und Freiraumplanung, die konstruktiv abge-stimmt und planungsrechtlich definiert werden mssen.

    In den folgenden Kapiteln werden diese Aspekte alsGrundlage fr eine Auswahl von Elementen zur Regen-wasserbewirtschaftung dargestellt.

    Detailliertere Angaben zur technischen Ausfhrungder einzelnen Elemente sind u. a. den Publikationen desHessischen Umweltministeriums [U 26] [U 30] zu entneh-men. In der Literaturliste sind darber hinaus zu den ein-zelnen Bereichen zahlreiche weitere Ve r f f e n t l i c h u n g e nd o k u m e n t i e r t .

  • 2 4

    7.1 Dachbegrnung

    K u r z b e s c h r e i b u n gBei der Dachbegrnung wird auf Dcher eine Substrat-schicht mit einer Initialansaat oder Fertigvegetation verlegt. Der Erdkrper wirkt unter anderem als Wa s s e r-s p e i c h e r, von dem ber die Vegetation das gespeicherteWasser wieder verdunstet. Er wirkt somit feuchtigkeits-als auch klimaregulierend. Darber hinaus sind begrnteDcher Lebensraum fr Insekten und tragen zur Wrme-dmmung der Gebude bei.

    Extensive Grndcher werden so aufgebaut, dass siekeine zustzliche Bewsserung zum natrlichen Nieder-schlag bentigen.

    Das Ausma der Wasserrckhaltung und Speicherungist unter anderem von der Ausbildung der Substrat-schicht, von der Jahreszeit und nur geringfgig von derVegetation abhngig. Die Abflussspitze bei Starkregen-ereignissen wird durch die Dachbegrnung um zirka 50Prozent reduziert. Die Jahresabflussmenge wird um etwa50 bis 80 Prozent verringert.

    In Tabelle 3 sind die nach dem derzeitigen Erkenntnis-und Untersuchungsstand bei Dachbegrnungen in Ab-hngigkeit von der Aufbaudicke bis 5 Prozent Geflle an-zusetzenden Abflussbeiwerte Y wiedergegeben [U 2 0 ] .Die angegebenen Werte knnen zur Dimensionierung vonAbleitungselementen und von Speicherelementengenutzt werden.

    Das von Grndchern mit herkmmlichem Substratauf-bau ablaufende Regenwasser ist hufig durch organischeStoffe gelb-brunlich gefrbt. Durch Beimengungen vonTon, Zeolithen oder Aktivkohle kann die Verfrbung deutlich reduziert werden, so dass die Nutzbarkeit desDachablaufwassers in Regenwassernutzungsanlagen aussthetischen Grnden nicht eingeschrnkt ist [U 2 4 ] .Durch die Reduzierung der ablaufenden Menge an Re-genwasser von Grndchern ist jedoch das Dargebot anNiederschlagswasser deutlich vermindert.

    Technische Vo r a u s s e t z u n g e nBei der Realisation von Grndchern sind in erster Liniedie statischen Belange des Hochbaus zu bercksichtigen.In der Regel sind die Dachaufbauten bei einer extensivenBegrnung nicht schwerer als die eines Kiesdaches. Beigeneigten Dachflchen sind herstellerspezifische Schub-sicherungen einzubauen.

    Wasserwirtschaftliche FunktionJe nach Hhe des Substrataufbaus reduziert sich derDachflchenabfluss um 10 bis 70 Prozent, d. h. 30 bis 90Prozent des Jahresniederschlages verdunstet. Im Hin-blick auf den kleinrumigen Wasserkreislauf kann mit die-ser Manahme der ursprngliche Verdunstungsanteil derunbebauten Flche annhernd erreicht werden.

    Art der Flche

    Dcher mit Abdichtung

    K i e s d c h e r

    Begrnte Dcher

    > 50 cm Aufbaudicke

    2550 cm Aufbaudicke

    1525 cm Aufbaudicke

    610 cm Aufbaudicke

    4 6 cm Aufbaudicke

    2 4 cm Aufbaudicke

    Strker geneigte Dcher mit erhhtem

    Oberflchenabfluss unabhngig von der Dicke

    Abflussbeiwert y

    1 , 0

    0 , 8

    0 , 1

    0 , 2

    0 , 3

    0 , 4

    0 , 5

    0 , 6

    0 , 7

    Tab. 3: Abgeleitete Abflussbeiwerte fr Dachbegrnungen in

    Abhngigkeit von der Aufbaudicke bis 5 % Geflle

  • 2 5

    S c h n i t t s t e l l en /S y n e r g i e nDie Reduzierung der Niederschlagsabflsse um den o.g.Anteil hat zur Folge, dass die Dimensionierung aller nach-geschalteten entwsserungstechnischen Anlagen, alsoLeitungs- bzw. Kanalquerschnitte und erforderliche Spei-cherbauwerke bzw. Versickerungsanlagen in der Regelum 50 Prozent reduziert werden kann. Vorteilhaft ist diesz . B. in Gewerbegebieten bei denen der Dachflchenan-teil entsprechend gro ist und z. B. der Bedarf an Nieder-schlagswasser fr die Betriebs- und Regenwassernut-zung im Einzelfall relativ gering ist. Auerdem knnenDachbegrnungen in der Regel bei der Bilanzierung vonnaturschutzrechtlichen Ausgleichsmanahmen fr einNeubaugebiet angesetzt werden. Da Dachbegrnungensichtbare und damit gestaltungsrelevante Elemente ineinem Baugebiet sind, die direkt den geplanten Hochbaubetreffen, ist dieses Element der Regenwasserbewirt-schaftung mit der Stadtplanung abzustimmen.

    Rechtliche Sicherung zur UmsetzungDie Festsetzung von Dachbegrnungen kann ber denBebauungsplan erfolgen und fr bestimmte Dachtypen(Differenzierung nach Neigung), oder auf die Funktion derGebude (Gartenlaube, Carport, Gewerbe etc.) begrenztw e r d e n .Bei der Formulierung der Festsetzungen ist darauf zuachten, dass eine Mindestsubstratdicke von z.B. zirka 10Zentimetern angegeben wird, die flchendeckend unddauerhaft begrnt sein muss.Die Kontrolle erfolgt grundstcksbezogen im Rahmendes Baugenehmigungsverfahrens.

    K o s t e nDie Kosten fr Drnschicht, Substrat und Ve g e t a t i o n s -matte liegen mit zirka 20 bis 35 pro Quadratmeter(ohne Einbau) etwa 10 pro Quadratmeter ber denKosten fr eine konventionelle Dachdeckung.

    Abb. 4: Aufbau einer extensiven Dachbegrnung

    Abb. 5: Extensive Dachbegrnung

    Abb. 6: Satteldcher mit Dachbegrnung

    4

    5

    6

    8 - 15 cm Substrat

    F i l t e r m a t t e

    D r a i n a g e s c h i c h t

    W u r z e l s c h u t z b a h n

    D a c h d i c h t u n g

  • 2 6

    7.2 Wasserdurchlssige Flchenbefestigungen

    K u r z b e s c h r e i b u n gVerkehrsflchen wie Straen, Wege und Stellplatzflchensowie Hof- und Terrassenflchen knnen mit verschie-densten Materialien wasserdurchlssig befestigt werden.Prinzipiell ist hierbei zwischen geschtteten, gepflaster-ten und gebundenen Befestigungsmaterialien mit oderohne Vegetationsanteil zu unterscheiden.Befestigungssysteme mit einem Vegetationsanteil (z. B .Schotterrasen, Rasengittersteine, Rasenwaben) sind auskologischer und wasserwirtschaftlicher Sicht grundstz-lich hher zu bewerten, da ein Rckhalte- und Abbaupo-tenzial gegenber vielen Schadstoffen vorhanden ist undein gewisser Bodenluftaustausch stattfinden kann.Empfehlenswert sind diese Belge speziell bei Stellplatz-flchen mit geringer Frequentierung im ffentlichen undprivaten Bereich.

    Oberflchenbefestigungen ohne Vegetationsanteil ( z . B. Kies- oder Splittdecken, Pflaster mit Fugen- oderLochanteil, Porenpflaster, wasserdurchlssiger Asphalt)sollten insbesondere in Bezug auf die vorgesehenenNutzungen im Plangebiet ausgewhlt werden.

    Porenpflaster und wasserdurchlssiger Asphalt habeneine geschlossene ebene Oberflche und eignen sichbesonders fr ffentliche und private Bereiche, die befah-ren werden (Kfz, Fahrrad, Rollstuhl etc.) oder stark vonFugngern frequentiert werden.

    Pflaster mit Lochanteil knnen fr Stellpltze verwen-det werden oder auch bei gering frequentierten Fahrbah-nen oder Gehwegen wenn die Wa s s e r d u r c h l s s i g k e i tz.B. durch schmale Fugen hergestellt wird und ein ent-sprechender Nutzungskomfort gegeben ist.

    Der Aufwand fr die Wartung und Pflege hngt we-sentlich von der Nutzung ab. Wasserdurchlssige Befesti-gungen drfen im Winter nicht mit Salz abgestreut w e r d e n .

    Technische Vo r a u s s e t z u n g e nNach den geltenden Regeln der Technik ist bei Extrem-niederschlgen nicht von einer vollstndigen Ve r s i c k e -rung des Niederschlagswassers auszugehen. Der erwar-tete Oberflchenabfluss liegt zwischen 15 Prozent beiRasengittersteinen und 60 Prozent bei einem verdichte-ten Kiesbelag [U 14]. Auf ein Ableitungssystem fr dieRestabflsse kann verzichtet werden, wenn es mglichist, das Regenwasser ber ein entsprechendes Geflle inangrenzende Grnflchen zu leiten. Auf Privatflchen ist dies in der Regel ohne weiteres realisierbar, bei denffentlichen Flchen muss eine Pflaster- oder K a s t e n -rinne mit Kanalanschluss oder nachgeschalteten Ve r-sickerungsmulden angeordnet werden (vgl. Kapitel 7.4).

    Bei der Verwendung von wasserdurchlssigen Befes-tigungen sollte das Niederschlagswasser dauerhaft ohneRckstau bis in den Untergrund versickern, d. h. Oberbauund Unterbau sollten so durchlssig sein, dass ein orts-spezifischer Starkniederschlag nicht zum Einstau in derTragschicht fhrt. Ist diese Durchlssigkeit beim Unter-bau nicht gegeben, muss fr Extremniederschlge eineentsprechende Entwsserungseinrichtung vorgesehenwerden (z. B. Drainagen, seitlich angeordnete Pflanz-flchen, etc.) [U 27].

    Wasserwirtschaftliche FunktionVon wasserdurchlssig befestigten Flchen kommt theoretisch 15 bis 60 Prozent des Jahresniederschlagszum Abfluss und der Spitzenabfluss wird um 40 bis 50Prozent vermindert (s. Tabelle 4). Zu den Anteilen derVerdunstung bzw. Versickerung des Niederschlagswas-sers von wasserdurchlssigen Belgen sind derzeit keinebelastbaren Daten vorhanden. Bei gut durchlssigen Belgen mit einem geringen Jahresabflussbeiwert kannjedoch davon ausgegangen werden, dass der Ve r d u n s -tungsanteil zwischen 25 und 50 Prozent betrgt (vgl.Tabelle 1).

    J a h r e s a b f l u s s b e i w e r t M[ - ], [U 3 8 ]

    Abflussbeiwert C [-], [U 3 0 ]

    Asphalt, fugen-

    loser Boden

    0 , 9

    Fester

    K i e s b e l a g

    0 , 6

    Rasengittersteine;

    Schotterrasen; Rasenwaben

    0,15; 0,3; 0,15

    Poren-Pflaster;

    Splittfugen-Pflaster

    0 , 2 5

    S c h w a r z d e c k e n

    1 , 0

    Wa s s e r g e b u n -

    dene Decke

    0 , 5 0

    Pflaster mit Fugenanteil > 1 5 %

    0 , 6

    Tabelle 4: Abflussbeiwerte verschiedener Befestigungsmaterialien

  • 2 7

    S c h n i t t s t e l l en /S y n e r g i e nDurch die Reduzierung des Oberflchenabflusses von 40bis 50 Prozent knnen alle nachgeschalteten Anlagen zurAbleitung und Versickerung oder Speicherung entspre-chend reduziert werden.

    Die Anordnung von wasserdurchlssigen Belgen imffentlichen Bereich ist mit der Straenplanung abzustim-men, da hier hinsichtlich der Regeln der Technik beson-dere Bestimmungen bezglich des Fahrbahnaufbaus ein-zuhalten sind [U2 7 ] .

    Wasserdurchlssige Befestigungen knnen im Rah-men einer landschaftspflegerischen Bewertung einerBaumanahme in Abstimmung mit den unteren Natur-schutzbehrden in der Eingriffs- und Ausgleichsbilanzie-rung positiv in Ansatz gebracht werden.

    Rechtliche Sicherung zur UmsetzungWasserdurchlssige Befestigungen werden im Textteil zueinem Bebauungsplan festgesetzt. In der Regel werdenhierin die Flchen beschrieben und der Begriff wasser-durchlssig genauer definiert. Bei Pflasterbelgen kannz . B. ein Mindestloch- oder Fugenanteil definiert werden,wobei Porenpflaster und in diesem Sinne auch wasser-durchlssiger Asphalt direkt benannt werden. Darberhinaus sollten die Formulierungen so gewhlt werden,dass andere Belge wie Splittdecken oder Schotterrasennicht ausgeschlossen sind.

    K o s t e nDie Kosten dieser Befestigungen schwanken stark jenach Ausgestaltung und Gre der Flche. Sie belaufensich im Mittel auf zirka 15 bis 25 pro Quadratmeter frSchttungen und zirka 35 bis 60 pro Quadratmeter frP f l a s t e r u n g e n .

    Abb. 7: Aufbau Rasenfugenpflaster

    Abb. 8: Rasenfugenpflaster

    Abb. 9: Splittfugenpflaster

    7

    8

    9

    Pflastersteine mit Rasenfugen

    3-5 cm Sand oder Splitt

    15-30 cm Kies- oder

    S c h o t t e r t r a g s c h i c h t

    U n t e r g r u n d

  • 2 8

    7.3 Regenwassernutzungsanlagen

    K u r z b e s c h r e i b u n gBei der Nutzung von Regenwasser wird das Ablaufwas-ser von Dachflchen nach einer Vorfilterung gespeichertund kann zur Toilettensplung, zur Gartenbewsserungund ggf. zum Wsche waschen verwendet werden.

    Der Speicher der Regenwassernutzungsanlagen kanninnerhalb der Gebude im Keller oder auch auerhalb liegen. Wesentlich fr Dimensionierung und Effektivitteiner Regenwassernutzungsanlage ist das Verhltnis zwischen angeschlossener Dachflche und dem Wa s s e r-bedarf. Zirka 30 bis 40 Prozent des huslichen Tr i n k w a s -serverbrauchs kann durch Regenwasser substituiert w e r d e n .

    Die Anlagen zur Regenwassernutzung sollten gemDIN 1989 [U 38] Regenwassernutzungsanlagen geplant,gebaut und betrieben werden.

    Technische Vo r a u s s e t z u n g e nRegenwassernutzungsanlagen sind in der Regel bei jederWohneinheit in einem Baugebiet realisierbar. Zwangs-punkte, die bei der Planung des berlaufs solcher Anla-gen zu bercksichtigen sind, ergeben sich durch die An-schlusshhe bzw. die Rckstauebene des ffentlichenKanals, wenn eine dezentrale Versickerung des berlauf-wassers nicht mglich ist.

    Die Kombinationen von Regenwassernutzungsanlagenund dezentralen Versickerungseinrichtungen oder Reten-tionsspeichern werden in den Kapiteln 7.6 und 7.7.1b e s c h r i e b e n .

    Wasserwirtschaftliche FunktionDurch die Nutzung von Regenwasser kommt es imAllgemeinen zu einer Reduzierung des Jahresnieder-schlagsabflusses von den Dachflchen um zirka 80 Pro-zent und zu einer Dmpfung der Abflussspitze um zirka30 Prozent [U 12]. Inwieweit diese Reduzierung bei derDimensionierung nachgeschalteter Entwsserungs-einrichtungen also bei Kanlen, Ve r s i c k e r u n g s a n l a g e nund Regenrckhaltebecken, angesetzt werden kann,muss im Einzelfall untersucht werden.

    S c h n i t t s t e l l en/S y n e r g i e nNeben der dargestellten planerischen Schnittstelle zurffentlichen Entwsserung und den positiven Auswirkun-gen auf deren Dimensionierung ergeben sich innerhalbder Bauleitplanung keine weiteren Schnittstellen.

    Rechtliche Sicherung zur UmsetzungLaut BbgWG knnen die Gemeinden durch Satzungbestimmen, dass im Gemeindegebiet oder Teilen davonAnlagen zur Verwendung von Regenwasser gebaut werden mssen. In den Bebauungsplan knnen dieseVorschriften als Festsetzungen aufgenommen werden.Eine alleinige Festsetzung im Bebauungsplan auf Grund-lage des BauGB ist nicht mglich.

    K o s t e nDie Kosten fr eine Regenwassernutzungsanlage mitErdspeicher betragen bei Einfamilienhusern zirka 3.500bis 6.000 . Die Wirtschaftlichkeit einer Anlage hngt imWesentlichen von der Hhe der Wa s s e r- und Abwasser-gebhren ab.

  • 2 9

    Abb. 10: Aufbau einer Regenwassernutzungsanlage

    Abb. 11: Regenwassernutzungsanlagen in einem Neubaugebiet

    Abb. 12: Regenwassernutzungsanlage mit Wirbelfilter

    1

    1 1

    1 0

    9

    78

    32

    4

    56

    1 11 1

    1 2

    1 2

    1 2

    R e g e n w a s s e r

    S p e i c h e r m o d u l

    R e g e n w a s s e r z e n t r a l e

    k e i nTr i n k w a s s e r

    1 0

    1 1 1 2

    1 D a c h r i n n e / F a l l r o h r

    2 Zentraler Filter

    3 S p e i c h e r

    4 berlauf mit Geruchsverschluss

    5 Beruhigter Zulauf

    6 E n t n a h m e l e i t u n g

    7 Wa s s e r s t a n d s m e s s u n g

    8 P u m p e

    9 A n l a g e s t e u e r u n g

    1 0 Tr i n k w a s s e r n a c h s p e i s u n g

    1 1 Ve r t e i l n e t z

    1 2 K e n n z e i c h n u n g

    R e g e n w a s s e r

    k e i nTr i n k w a s s e r

    k e i nTr i n k w a s s e r

  • 3 0

    7.4 Offene Ableitung in Rinnen oder flachen Grben

    K u r z b e s c h r e i b u n gDie Ableitung von Regenwasser in offenen Rinnen oderflachen Grben im Bereich ffentlicher Ve r k e h r s f l c h e nstellt eine kostengnstige Alternative zur Ableitung in der Kanalisation dar und ermglicht die oberirdische Zu-leitung des Niederschlagsabflusses zu Mulden, Mulden-Rigolen oder Retentionsbecken auch bei geringeremGelndegeflle.

    Die oberflchigen Ableitungselemente werden vieler-orts bewusst als Gestaltungselemente im Straenraumb z w. in Freiflchen verwendet. Fehlanschlsse werdenausgeschlossen, da das Wasser sichtbar wahrzunehmeni s t .

    Technische Vo r a u s s e t z u n g e nEntscheidend fr eine konsequente Umsetzung ober-flchiger Ableitungssysteme ist ein durchgngiges undausreichendes Geflle von den zu entwsserndenFlchen bis zu den Einleitungsstellen am Tiefpunkt einesPlanungsgebietes. Die Planung der Verkehrsflchen, d. h .die Festlegung von Hoch- und Tiefpunkten sowie dieGestaltung des Quergeflles insbesondere in Kreuzungs-bereichen ist diesen Anforderungen anzupassen.

    Wasserwirtschaftliche FunktionDie oberflchennahe Ableitung von Niederschlagswasserhat in Bezug auf den kleinrumigen Wa s s e r h a u s h a l tkeine signifikanten direkten Auswirkungen. Indirekt sinddiese Ableitungssysteme jedoch Voraussetzung fr dieVersickerung und Verdunstung von Niederschlagswasserin Mulden oder Retentionsbecken. Qualitativ haben dieseSysteme den Vorteil, dass mglicherweise in Havarie-fllen auftretende verunreinigte Niederschlagsabflssesofort lokalisiert und deren Ursachen beseitigt werdenknnen.

    S c h n i t t s t e l l en/S y n e r g i e nGegenber der klassischen Regenwasserableitung imKanal ist die oberflchennahe Ableitung flchenwirksam,so dass bei der Planung der ffentlichen Flchen dieseentsprechend bercksichtigt werden mssen. Wie inKapitel 6 beschrieben, ist es empfehlenswert, den Bebauungsplanentwurf zeitgleich mit den Planungen zurEntwsserung, der Verkehrsflchen und der Freirumeabzuwickeln, um Zwangspunkte z. B. durch unzureichen-des Geflle frhzeitig zu entschrfen.

    Durch die oberflchennahe Anordnung der Rinnenoder flachen Grben ist es speziell bei geringem Geln-degeflle nur mglich, Niederschlagsabflsse von priva-ten Grundstcken aufzunehmen, wenn die bergabe-stellen ebenfalls oberflchennah vorhanden sind. In derPraxis heit das, dass entweder bei allen Hochbauten ein ausreichendes Geflle von den Fallrohren zu denffentlichen Verkehrsflchen vorhanden sein muss, oderdas Niederschlagswasser ist vollstndig auf den privatenFlchen zu verwerten und/oder zu versickern.

    Rechtliche Sicherung zur UmsetzungNeben den ebenfalls bei Kanlen ggf. festzulegenden Leitungsrechten im Bebauungsplan ist keine weitere Ab-sicherung zur Umsetzung mglich und auch nicht erfor-d e r l i c h .

    K o s t e nDie Kosten fr flache Ableitungsgrben betragen je nachQuerschnitt 30 bis 40 pro laufenden Meter. Fr ge-pflasterte Ableitungsmulden liegen die Kosten bei 50 bis 90 pro laufenden Meter, bei Kastenrinnen bei 60 bis175 pro Meter.

  • 3 1

    Abb. 13: Kastenrinne im Bereich einer ffentlichen Ve r k e h r s f l c h e

    Abb. 14: Ableitungsgraben in ffentlicher Grnflche

    Abb. 15: Straenbegleitende Rinne zur gezielten Einleitung in

    Ve r s i c k e r u n g s m u l d e n

    1 3

    1 4

    1 5

  • 3 2

    7.5 Versickerung von Niederschlagswasser

    K u r z b e s c h r e i b u n gGrundstzlich unterscheidet man bei den Anlagen zurVersickerung von Niederschlagswasser oberirdisch undunterirdisch angeordnete Anlagen.

    Oberirdisch und damit sichtbar sind Ve r s i c k e r u n g s -mulden und -becken. Solche Anlagen haben immer eineebene horizontale Sohlflche mit einer Mutterboden-schicht von mindestens 20 bis 30 Zentimetern, die fl-chendeckend bepflanzt wird. Der Niederschlagsabfluss wird oberflchig eingeleitet und sickert durch die obenbeschriebene bewachsene Bodenschicht in den Unter-grund. Bei Mulden wird in der Regel ein maximalerEinstau nach Starkniederschlgen von 30 Zentimeternzugelassen. Bei Versickerungsbecken, die in der Regelden Abfluss grerer Einzugsgebiete bei geringer Fl-chenverfgbarkeit aufnehmen, wird ein hherer Einstauzugelassen, wobei dann entsprechende Sicherungsma-nahmen z.B. durch eine Zaunanlage erforderlich sind. Je nach Gre und Verschmutzungspotenzial der ange-schlossenen Flche wird im Zulauf ggf. ein Absetzraumals Reinigungszone integriert.

    Die Rigolen- und die Schachtversickerung sind unter-irdische Anlagen. Es handelt sich um knstlich herge-stellte Hohlrume im Untergrund, in denen das Nieder-schlagswasser zwischengespeichert wird und dann inden Untergrund sickert. Der knstliche Hohlraum wirddurch verschiedenste Baustoffe und Konstruktionen her-gestellt. Rigolen sind Speicherrume mit vornehmlichhorizontaler Ausdehnung aus Kunststoffelementen, Kiesoder Schotter, Schchte hingegen werden als Beton-oder Kunststofffertigteile hergestellt und binden ggf. tie-fer in das Erdreich ein, so dass in diesem Z u s a m m e n h a n gder erforderliche Abstand zum Grundwasserspiegel beider Planung besonders zu beachten ist.

    In der Regel werden die unterirdischen Ve r s i c k e r u n g s -anlagen mit einem Geotextil gegen das Eindringen desumgebenden Untergrundes in den Speicher geschtzt.Im Zulauf muss durch geeignete Filter oder Absetzein-richtungen gewhrleistet werden, dass keine Sedimente,Pflanzenreste oder sonstiger Unrat eingesplt wird. Beigreren zugnglichen Schchten kann darauf verzichtetwerden, wenn eine turnusgeme Reinigung der Sicker-flchen sichergestellt ist.

    Technische Vo r a u s s e t z u n g e nGrundstzlich darf nur nicht schdlich verunreinigtes Nie-derschlagswasser versickert werden. Da Niederschlags-abflsse von unterschiedlichen Flchen verschiedeneVerschmutzungspotenziale aufweisen, werden diesbe-zglich entsprechend abgestimmte Ve r s i c k e r u n g s a n l a g e nempfohlen. Die Auswahl der Anlagen ist nach den Vo r g a -ben des DWA Arbeitsblattes A138 [U 39] und des AT V-D WA Merkblattes M153 [U 17] vorzunehmen. Eine Ve r-sickerung von Niederschlagsabflssen von groflchigenunbeschichteten Metalldchern ist ohne eine gezielteVorreinigung nicht zulssig, da sich gelste Metallionenim Boden anreichern bzw. in das Grundwasser vordrin-gen knnen.

    Neben den qualitativen Aspekten sind die hydrogeolo-gischen Randbedingungen aus Kapitel 4.3 zu bercksich-t i g e n .

    Wasserwirtschaftliche FunktionDie Versickerung von Niederschlagswasser ist diejenigeManahme, mit der die Grundwasserneubildung in einemNeubaugebiet entsprechend den Verhltnissen vor derBebauung wiederhergestellt werden kann. Ist in einemBaugebiet der Anteil der abflusswirksamen Flchen z. B .Dachflchen und wasserundurchlssige Ve r k e h r s f l c h e nentsprechend hoch und sind diese Flchen direkt an Ve r-sickerungsanlagen angeschlossen, kann der Anteil derVersickerung geringfgig hher sein als vor der Bebau-ung dieser Flchen.

    Zum Ausgleich des kleinrumigen Wa s s e r k r e i s l a u f e sgem Kapitel 4.1 knnen z. B. Dachbegrnungen oderRegenwassernutzungsanlagen in das Gesamtsystemintegriert werden.

    S c h n i t t s t e l l en/S y n e r g i e nEine Voraussetzung fr den Bau von Ve r s i c k e r u n g s a n -lagen ist eine entsprechende Flchenverfgbarkeit an topografischen Tiefpunkten. Dies gilt bezogen auf dasBaugebiet, aber auch fr die einzelnen Grundstckesowie fr die Ve r k e h r s f l c h e n .

    Insofern sind diese Anlagen schon bei den Entwrfender Bebauungsplne einzubeziehen (siehe Kapitel 4.5)und im weiteren Planungsverlauf mit der Freiraum- undVerkehrsflchenplanung abzustimmen.

  • Abb. 16: Aufbau einer Ve r s i c k e r u n g s m u l d e

    Abb. 17: Dezentrale Versickerungsmulde im privaten Bereich

    Abb. 18: Kunststoffrigole zur Versickerung von Dachflchenwasser

    in einem Wohngebiet

    1 6

    1 7

    1 8

    3 3

    Rechtliche Sicherung zur UmsetzungKann in einem Baugebiet das anfallende Niederschlags-wasser nachweislich vollstndig dezentral versickert werden, kann auf den Bau einer Regenwasserkanalisa-tion verzichtet werden. Da in den noch zu verlegendenSchmutzwasserkanal definitions- bzw. satzungsgemnur Schmutzwasser eingeleitet werden darf, ergibt sichkein weiterer Bedarf fr eine rechtliche Absicherung. Zur Sicherstellung der ordnungsgemen Ausfhrung derdann zu bauenden dezentralen Anlagen im Sinne desGrundwasserschutzes ist es jedoch sinnvoll, eine Nieder-schlagswassersatzung (siehe Kapitel 3.3) zu verabschie-den, auf die wiederum im Bebauungsplan hingewiesenw i r d .

    Darber hinaus kann der Bau und der dauerhafte Betrieb privater Versickerungsanlagen im Rahmen vonGrundstckskaufvertrgen gesichert werden.

    Flchen fr Versickerungsanlagen im ffentlichenBereich mssen im Bebauungsplan entsprechend ge-kennzeichnet und damit gesichert werden (vgl. Kapitel 3).

    K o s t e nDie Kosten fr Versickerungsanlagen betragen fr Mul-den zwischen 30 und 45 pro Quadratmeter, bei Beckenzwischen 35 und 115 pro Kubikmeter Speichervolu-men, bei Kunststoffrigolen zwischen 115 und 290 p r oKubikmeter Speichervolumen, und bei Schchten zwi-schen 115 und 345 pro Kubikmeter Speichervolumen.

    Wasserstand max. 30 cm Z u l a u f

    U n t e r g r u n d

    Ve r s i c k e r u n g

    M u t t e r b o d e n

    G r u n d w a s s e r s p i e g e l

    grer 1,0 m

  • 3 4

    7.6 Kombinationen von Regenwassernutzung undVersickerung von Niederschlagswasser

    K u r z b e s c h r e i b u n gBei Regenwassernutzungsanlagen, wie sie in Kapitel 7.3beschrieben werden, ist immer ein berlauf erforderlich,ber den bei Vollfllung des Speichers das berlaufwas-ser abgeleitet wird. Vorteilhaft und wasserwirtschaftlichsinnvoll ist es, dieses Wasser direkt vor Ort zu ver-sickern, wenn die hydrogeologischen Randbedingungendies zulassen. Die Versickerung wird bei kombiniertenAnlagen in der Regel ber einen Rigolenkrper aus Kiesoder Schotter erreicht, der im Arbeitsraum des Speichersliegt und mit einem Geotextil ummantelt ist. Bei anderenKombinationen werden Rigolenelemente aus Kunststoffan den berlauf angeschlossen.

    Technische Vo r a u s s e t z u n g e nEine wesentliche technische Voraussetzung zur Realisie-rung solcher Anlagen ist eine ausreichende Wa s s e r d u r c h -lssigkeit des Bodens und ein entsprechender Abstandder Sohle des Versickerungselementes zum hchstenmittleren Grundwasserspiegel.

    Wasserwirtschaftliche FunktionWasserwirtschaftlich ist die Kombination von Regenwas-sernutzung und Versickerung eine sinnvolle Lsung [U 3 4 ] .Trinkwasser wird eingespart und der Ve r s i c k e r u n g s a n t e i lder Niederschlagsabflsse ist geringer als bei herkmm-lichen Anlagen, so dass eine Erhhung der Grundwasser-neubildung gegenber dem natrlichen unbebautenGrundstck nicht zu erwarten ist.

    S c h n i t t s t e l l en /S y n e r g i e nWie bei herkmmlichen Regenwassernutzungs- und Ve r-sickerungsanlagen auf privaten Grundstcken muss einegewisse Freiflche zur Realisierung solcher Anlagen vor-handen sein. Bei den im Bebauungsplan festzusetzendenBaufenstern ist dies zu bercksichtigen.

    Rechtliche Sicherung zur UmsetzungKombinierte Anlagen zur Regenwassernutzung und Ve r-sickerung mssen entsprechend ihrer Funktion separatbehandelt werden. Regenwassernutzungsanlagen knnen wie in Kapitel 7.3 beschrieben ber eine Nieder-schlagswassersatzung festgesetzt werden. In der glei-chen Satzung kann der Bau von dezentralen Ve r s i c k e -rungsanlagen gefordert werden.

    Ebenso ist es mglich, den Bau und den dauerhaftenBetrieb solcher Anlagen im Rahmen von Grundstcks-kaufvertrgen privatrechtlich zu sichern.

    K o s t e nDie Kosten fr eine Kombinationsanlage betragen je nachSpeichergre und Durchlssigkeit des Untergrundes beieinem Einfamilienhaus zirka 5.000 bis 7.000 .

  • Abb. 19: Regenwassernutzungsanlage mit Rigolenversickerung

    Abb. 20: Regenwasserspeicher mit Kunststoffrigole

    Abb. 21: Regenwasserspeicher mit Rigole im Arbeitsraum

    1 9

    2 1

    2 0

    3 5

    F i l t e r

    R i g o l e

    S a u g l e i t u n g

    S p e i c h e r

  • 3 6

    7.7 Retention von Niederschlagsabflssen 7.7.1 Retentionsspeicher

    K u r z b e s c h r e i b u n gRetentionsspeicher sind Bauteile unterschiedlichsterForm, in denen Niederschlagsabflsse von privatenGrundstcken zwischengespeichert und zeitlich verzgertin die ffentliche Kanalisation oder ein Oberflchenge-wsser abgeleitet werden. In ihrer Funktion unterschei-den sie sich nicht von Regenrckhaltebecken im ffent-lichen Entwsserungssystem. Verwendung finden diesedezentralen Speicher vornehmlich dann, wenn eine Ve r-sickerung des Niederschlagswassers auf den privatenGrundstcken nicht mglich ist und eine ungedrosselteAbleitung zu hydraulischen Problemen in der ffentlichenKanalisation oder dem Oberflchengewsser fhrenw r d e .

    Die Zwischenspeicherung erfolgt in der Regel durchSchachtbauwerke aus Beton oder Kunststoff, die be-schriebene Funktion kann jedoch auch durch Rigolenkr-per aus Kunststoff, Kies oder Schotter mit entsprechen-dem Drosselelement realisiert werden. Die Hhe desDrosselabflusses ist dabei grundstzlich variabel, wird jedoch blicherweise auf den Gebietsabfluss oder diehydraulische Kapazitt der Kanalisation bzw. des Ober-flchengewssers eingestellt.

    Bei entsprechendem Bedarf ist es sinnvoll, das Vo l u -men von Retentionsspeichern zu vergrern und diesenAnteil fr die Regenwassernutzung bereitzustellen. We r-den in einem Plangebiet z. B. aus Grnden des Ressour-censchutzes Regenwassernutzungsanlagen generellgefordert, knnen diese Anlagen mit relativ geringemfinanziellem Aufwand auch die Funktion von Retentions-speichern erfllen.

    Technische Vo r a u s s e t z u n g e nWesentliche Voraussetzung bei der Realisierung vonRetentionsspeichern ist eine auskmmliche rckstaufreieAnschlusshhe an das ffentliche Entwsserungssystem.Bei der Festlegung des spezifischen Drosselabflusses,der sich in der Regel auf die angeschlossene abflusswirk-same Flche bezieht, muss bercksichtigt werden, dassAbflsse unter 0,1 Liter pro Sekunde kaum von den han-delsblichen Drosselelementen eingehalten werden kn-nen. In Baugebieten mit Reihenhusern, bei denen dieDachflchen etwa 80 Quadratmeter betragen, sollte dergeforderte Drosselabfluss demnach grer als 10 Literpro Sekunde und Hektar abflusswirksamer Flche sein.

    Wasserwirtschaftliche FunktionDie Abflussspitzen aus den Hausanschlssen werden je nach Drosseleinstellung um zirka 80 bis 90 Prozentvermindert. Bei der Ermittlung des Gesamtabflusses auseinem Baugebiet sind die brigen abflusswirksamenFlchen, wie z. B. Verkehrsflchen entsprechend zu be-r c k s i c h t i g e n .

    S c h n i t t s t e l l en/S y n e r g i e nBei der Realisation von Retentionsspeichern sind im Rah-men der Bauleitplanung keine weiteren Schnittstellen zuanderen Planungen vorhanden.

    Rechtliche Sicherung zur UmsetzungRetentionsspeicher auf privaten Grundstcken knnendurch eine Niederschlagswassersatzung festgesetzt werden.

    Wie in Kapitel 3.3 beschrieben, knnen die Gemein-den die maximale Einleitung in das ffentliche Entws-serungssystem auf Grundlage der bestehenden Entws-serungsatzung begrenzen, um die Funktionsfhigkeit der Abwasseranlagen zu gewhrleisten.

    K o s t e nDie Kosten fr Retentionsspeicher liegen bei etwa 115bis 290 pro Kubikmeter Speichervolumen zuzglich derKosten fr Erdarbeiten und Einbau. Die Kosten fr dieerforderliche Drosseleinrichtung inkl. Notberlauf betra-gen fr eine Schlauchdrossel zirka 180 , bei einemAnstauregelorgan mit separatem Schacht sind Kostenvon zirka 350 bis 600 anzusetzen.

  • Abb. 22: Technische Ausstattung eines Retentionsspeichers mit

    F i l t e r, Schlauchdrossel und Notberlauf

    Abb. 23: Aufbau eines Retentionsspeichers mit Nutzvolumen fr

    die Regenwassernutzung

    2 2

    2 3

    3 7

    D r o s s e l

  • 3 8

    7.7.2 Retentionsbecken

    K u r z b e s c h r e i b u n gRetentionsbecken haben die Funktion Niederschlagsab-flsse von privaten Grundstcken oder aus einemSiedlungsgebiet zwischenzuspeichern und gedrosselt inein Oberflchengewsser oder in die ffentliche Kanali-sation weiterzuleiten. Retentionsbecken knnen imDauerstau betrieben werden oder nach Niederschlags-ereignissen trocken fallen. Becken mit Dauerstau werdenoftmals als Gestaltungselement in ffentliche Freiflchenintegriert und erfllen hier eine Doppelfunktion. Eineangepasste Vegetation, z. B. amphibische Pflanzen, kanndie Attraktivitt der Becken erhhen. Werden naturnahgestaltete Becken mit Dauerstau ausgefhrt, sollte dieSohle vorzugsweise mit natrlichen Materialien wie To noder Bentonitbahnen abgedichtet werden.

    Wesentlich bei allen Ausfhrungen ist die Drosselein-richtung, mit der der Ablauf aus dem Becken auf das ge-forderte Ma eingestellt wird und ein kontrollierter ber-lauf bei Vollfllung gewhrleistet wird. Darber hinausmuss der Zulaufbereich so gestaltet werden, dass imNiederschlagsabfluss enthaltene Schmutzstoffe separiertwerden knnen. In der Regel handelt es sich hierbei um Feststoffe, die sich z. B. in einen definierten Beruhi-gungsbereich absetzen lassen.

    Technische Vo r a u s s e t z u n g e nWesentliche Voraussetzung fr die Realisierbarkeit einersolchen Anlage sind die topografischen Verhltnisse imPlangebiet. Die Anlage sollte am Tiefpunkt, mglichst in einer ffentlichen Grnflche liegen, und es muss mg-lich sein, d e n Abfluss im freien Geflle in ein Oberflchen-gewsser oder den ffentlichen Kanal einzuleiten, wobeidie entsprechende Rckstauebene zu bercksichtigen ist.Bei geringem Gelndegeflle ist es teilweise notwendig,die Niederschlagsabflsse ber oberflchige Pflaster-oder Kastenrinnen einzuleiten, was wiederum bei derLage bzw. Vernetzung der ffentlichen Flchen berck-sichtigt werden muss.

    Zu beachten ist ebenfalls der Grundwasserflurabstand,d . h. bei nicht gedichteten Becken, aus denen ein gewis-ser Anteil des Niederschlagswassers in den Untergrundversickert, sollte entsprechend den Regeln der Te c h n i kfr Versickerungsanlagen ein Mindestabstand von derSohle zum mittleren hchsten Grundwasserabstand voneinem Meter eingehalten werden.

    Wasserwirtschaftliche FunktionDie Niederschlagsabflsse aus einem Siedlungsgebietwerden auf ein definiertes Ma reduziert, so dass derEntwsserungskomfort der bestehenden Kanalisationerhalten bleibt oder bei einer Einleitung in ein Ober-flchengewsser hydraulische berlastungen vermiedenwerden. Der Verdunstungs- und Versickerungsanteil istbei einer flachen naturnahen Ausfhrung ohne Dauerstauhher als bei klassischen Regenrckhaltebecken.

    S c h n i t t s t e l l en/S y n e r g i e nIm Rahmen der Bauleitplanung mssen die erforderlichenffentlichen Flchen in topografischer Tieflage bereit ge-stellt werden. Bei geringer Gelndeneigung muss durcheine entsprechende Vernetzung der ffentlichen Ve r-kehrs- und Grnflchen eine oberflchennahe Ableitungdes Niederschlagswassers ermglicht werden. Die Pla-nungen sind diesbezglich anzupassen.

    Durch die Integration der Retentionsbecken in dieFreiflchen entsteht ein zustzliches Gestaltungselement,das den Wohn- bzw. Freizeitwert eines Siedlungsgebie-tes aufwerten kann.

    Rechtliche Sicherung zur UmsetzungDie erforderlichen Flchen knnen durch Festsetzung imBebauungsplan gesichert werden.

    K o s t e nDie Kosten fr die Herstellung von Retentionsbeckenvariieren je nach Gestaltung zwischen zirka 35 und 115 pro Kubikmeter Speichervolumen.

  • Abb. 24: Naturnah gestaltetes Retentionsbecken ohne Dauerstau

    Abb. 25: Retentionsbecken mit Wa s s e r s p i e l

    2 4

    2 5

    3 9

  • 4 0

    8 Beispiele von Anlagen zur Wasserbewirtschaftung

    in Neubaugebieten

    8.1 Stadt Rsselsheim, Wohngruppenprojekt Max-Beckmann-We g

    Das Baugebiet Max-Beckmann Weg mit einer Grevon zirka 3,40 Hektar liegt im Sdosten von Rsselsheimwestlich der Autobahn A 67 Anschlussstelle RsselsheimOst.

    Im Baugebiet wurden in einer Bauzeit von etwa 1,5Jahren bis Sommer 2001 berwiegend Reihenhuser mitzirka 100 Wohneinheiten realisiert. Zielsetzung war es,mglichst energiesparende Bauformen zu realisieren, einalternatives Energie- und Wasserkonzept umzusetzen,und den Eingriff in Natur und Landschaft zu minimieren.

    Wesentliche Grundlage des Entwsserungskonzepteswar die Tatsache, dass die angrenzende Mischwasser-kanalisation hydraulisch weitestgehend ausgelastet undeine relative geringe Flchenverfgbarkeit fr Ve r s i c k e -rungsanlagen gegeben war. Um einen ausreichendenEntwsserungskomfort zu gewhrleisten, wurden zurAbflussreduzierung im Bebauungsplan extensive Dachbe-grnungen und wasserdurchlssige Oberflchenbefesti-gungen festgesetzt. Dadurch war es mglich den rest-lichen Niederschlagsabfluss von den privaten Flchenvollstndig in den privaten Freiflchen ber Mulden oderRigolen zu versickern. Die Festsetzung der Dachbegr-nung hatte wiederum zur Folge, dass der naturschutz-rechtliche Ausgleich komplett im Plangebiet realisiertwerden konnte. Die Niederschlagsabflsse von denffentlichen Flchen werden ebenfalls vollstndig in denGrnflchen versickert, so dass lediglich der Schmutz-wasserabfluss ber den vorhandenen Mischwasserkanalabgeleitet werden muss.

    Die Manahmen zur Regenwasserbewirtschaftungwurden durch eine Niederschlagswassersatzung rechtlichabgesichert und zustzlich in den Bebauungsplan aufge-n o m m e n .

    2 6

    2 7

    2 8

    Abb. 26: Reihenhausbebauung mit Dachbegrnung,

    Ve r s i c k e r u n g s m u l d e

    Abb. 27: Versickerungsmulden auf den Privatflchen

    Abb. 28: Oberflchige Niederschlagswasserableitung in die

    Ve r s i c k e r u n g s a n l a g e n

  • 4 1

    E c k d a t e nN u t z u n g Wo h n g e b i e tG r e 3,4 haG r u n d s t c k s g r e n 160 bis 210 m2

    E n t w s s e r u n g s s y s t e m Dachbegrnung, wasserdurchlssige Befestigungen und Mulden oder Rigolenversickerung auf privaten Grundstckenwasserdurchlssige Befestigungen und Muldenversickerung auf ffentlichen Flchen

    Wasserdurchlssigkeit des Untergrundes kf = 510- 5 bis 510- 6 m / sRechtliche Sicherung Niederschlagswassersatzung, Festsetzungen im Bebauungsplan

    P r o j e k t t r g e r Stadtplanungsamt Rsselsheim

  • 8.2 Gemeinde Tr e b u r, Gewerbegebiet-Astheim

    Das Gewerbegebiet im Ortsteil Astheim der GemeindeTrebur liegt am stlichen Ortsrand und hat eine Grevon insgesamt 8,5 Hektar, wovon derzeit zirka ein Drittelbis zum Zwischenausbau realisiert ist.

    Die Entwsserungsplanung fr die Gewerbeflchewurde unter relativ ungnstigen rtlichen Randbedin-gungen zeitgleich zur Aufstellung des Bebauungsplanesdurchgefhrt. Das bestehende Trennsystem im betreffen-den Ortsteil wre bei konsequenter Weiterfhrung indem Neubaugebiet auf einer Lnge von zirka 120 Meternhydraulisch berlastet gewesen. Eine vollstndige Ve r-sickerung der Niederschlagsabflsse im Plangebiet konn-te aufgrund der geringen Wasserdurchlssigkeit desBodens nicht realisiert werden. Nach einer Va r i a n t e n u n -tersuchung, in der auch eine separate Ableitungstrassezum nchstgelegenen Oberflchengewsser untersuchtwurde, ergab sich eine Vorzugsvariante, in der eine Vi e l -zahl von Bewirtschaftungsmanahmen zum Ziel fhren.Fr die privaten Flchen wurde festgelegt, dass mindes-tens 30 Prozent der Dachflchen begrnt werden ms-sen und dass der Niederschlagsabfluss von den Grund-stcken in das ffentliche Trennsystem 10 Liter pro Se-kunde und Hektar nicht berschreiten darf. Des weiterenmssen alle Flchenbefestigungen wasserdurchlssigausgefhrt werden, wenn eine schdliche Ve r u n r e i n i -gung der Niederschlagsabflsse nicht zu besorgen ist.

    Niederschlagsabflsse von den ffentlichen Ve r k e h r s -flchen werden ber ein Mulden-Rigolensystem mit gedrosseltem Abfluss an den Regenwasserkanal ange-schlossen. Mit dieser Kombination wird gewhrleistet,dass die Niederschlagsabflsse gereinigt werden und beigeringer hydraulischer Belastung in den Untergrund ver-sickern knnen.

    2 9

    3 0

    3 1

    Abb. 29: Dezentrales Retentionsbecken mit Dauerstau

    Abb. 30: Dezentrales Retentionsmulde ohne Dauerstau

    Abb. 31: Wasserdurchlssige Befestigung auf privaten Flchen

    4 2

  • Der Gesamtabfluss bei Starkniederschlgen in das beste-hende Trennsystem konnte durch die beschriebenenManahmen von zirka 640 Liter pro Sekunde auf 47 Literpro Sekunde reduziert werden.

    Fr die Bauherren wurde ein Katalog von Manahmenzur Regenwasserbewirtschaftung erstellt, um die genann-ten Anforderungen in Bezug auf die rtlichen Randbedin-gungen des Gewerbebetriebes optimal abstimmen zuknnen. Auerdem knnen die Bauherren eine individu-elle Beratung in Anspruch nehmen.

    Die erforderlichen Manahmen zur Regenwasserbe-wirtschaftung wurden in die Kaufvertrge der Grund-stcke aufgenommen und im Bebauungsplan erwhnt.Im Rahmen der Bauantrge werden die Manahmen vonder Gemeinde geprft. Fr genehmigungspflichtige An-lagen wie Versickerungsmulden, die aufgrund der gerin-gen Flchenverfgbarkeit mit Drosseleinrichtungen aus-gefhrt werden, ist jeweils eine Erlaubnis der UnterenWasserbehrde einzuholen.

    E c k d a t e nN u t z u n g G e w e r b e g e b i e tG r e 8,5 haG r u n d s t c k s g r e n 2.000 bis 5.000 m2

    E n t w s s e r u n g s s y s t e m Dachbegrnung auf 30% der Dachflchen, wasserdurchlssige Befestigungen und Abflussreduzierung auf 10 l/(sha), Mulden-Rigolensystem zur Reinigung und Drosselung der Niederschlagsabflsse von ffentlichen Flchen

    Wasserdurchlssigkeit des Untergrundes kf = 510- 6 bis 510- 7 m / sRechtliche Sicherung Kaufvertrge, Baugenehmigung

    P r o j e k t t r g e r Gemeinde Tr e b u r

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    8.3 Gemeinde Wabern, Baugebiet Opferhof

    Das Baugebiet Opferhof/ Borkener Ring in derGemeinde Wabern im Schwalm-Eder-Kreis ist ein reinesWohngebiet mit einer Gesamtflche von zirka 2,1 Hektar.Es wurden ab 1996 Einfamilienhuser und Reihenhuserauf Grundstcken mit einer Gre von 600 bis 800Quadratmetern gebaut.

    Das Niederschlagswasser von den privaten Grund-stcken wird vollstndig dezentral bewirtschaftet, alsogenutzt und /oder versickert. Im gesamten Baugebietsteht nur ein Schmutzwasserkanal zur Ableitung deshuslichen Abwassers zur Ve r f g u n g .

    Zur Abflussreduzierung wurden ausschlielich wasser-durchlssige Oberflchenfestigungen verwendet. DieMehrzahl der privaten Versickerungsanlagen wurden alsMulden, oft auch in Verbindung mit Teichanlagen reali-siert. Bei Grundstcken mit Regenwassernutzungsanla-gen wurden zur Versickerung des berlaufwassers meistflache Rigolen gewhlt.

    Die Niederschlagsabflsse von den ffentlichenFlchen werden oberflchig in Pflasterrinnen gesammeltund in straenbegleitenden Mulden versickert bzw. in einnahegelegenes Oberflchengewsser abgeleitet.

    Die rechtliche Sicherung der Manahmen zu Regen-wasserbewirtschaftung erfolgt ber eine Niederschlags-wassersatzung. Zur Sicherstellung der ordnungsgemenAusfhrung der Anlagen erfolgt eine Abnahme durch dieBauverwaltung. Diese Abnahme wird im Bescheid zumBauantrag festgelegt und ist somit Bestandteil der Bau-genehmigung.

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    Abb. 32: Entwsserung ffentlicher Verkehrsflchen in Grnflchen

    Abb. 33: Regenwassernutzung und unterirdische Versickerung auf

    den Privatflchen

    Abb. 34: Wasserdurchlssige Befestigungen auf den Privatflchen

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    E c k d a t e nN u t z u n g Wo h n g e b i e tG r e 2,1 haG r u n d s t c k s g r e n 600 bis 800 m2

    E n t w s s e r u n g s s y s t e m vollstndige dezentrale Regenwasserversickerung auf Privatflchen ggf. mit Bodenaustausch, mit Gebot zur Regenwassernutzung,oberflchige Regenwasserableitung fr ffentliche Flchen und Einleitung in Oberflchengewsser

    Wasserdurchlssigkeit des Untergrundes kf = 510- 5 bis 110- 6 m / sRechtliche Sicherung N i e d e r s c h l a g s w a s s e r s a t z u n g

    P r o j e k t t r g e r Gemeinde Wa b e r n

  • 8.4 Stadt Mrfelden-Walldorf, Baugebiet Plassage/Lange cker

    Das ausschlielich zu Wohnzwecken genutzte Neubau-gebiet befindet sich am Sdrand des Stadtteils Wa l l d o r fund hat eine Gre von zirka 17,5 Hektar. Die Erschlie- ungsarbeiten wurden im Zwischenausbau 1998 abge-schlossen, der Hochbau ist weitgehend fertiggestellt.

    Im Rahmen der Bauleitplanung wurde ein Wa s s e r k o n -zept mit entsprechenden hydrogeologischen Unter-suchungen erstellt, woraus hervorging, dass die entws-serungstechnische Erschlieung im qualifizierten Tr e n n -system mglich ist. Der Bebauungsplan wurde daraufhinauf die Erfordernisse der Regenwasserableitung undVersickerung angepasst.

    Im Plangebiet werden alle Niederschlagsabflsse vonden privaten Grundstcken ber Mulden dezentral ver-sickert. Ein berlauf mit Anschluss an die ffentlicheKanalisation ist nicht vorgesehen und bedarf einer Aus-nahmegenehmigung. Anlagen zur Regenwassernutzungwurden empfohlen, jedoch nicht zwingend vorgeschrie-ben.

    Generell werden im gesamten Plangebiet die Nieder-schlagsabflsse von befestigten Flchen durch wasser-durchlssige Belge reduziert. Die Restabflsse von den ffentlichen Verkehrsflchen werden ber straenbe-gleitende Mulden versickert oder ber Rinnen im Straen-raum semizentralen Versickerungsmulden in den ffent-lichen Grnflchen zugeleitet. Das Gesamtsystem derffentlichen Mulden ist miteinander vernetzt und wurdemit Hilfe einer Langzeitsimulation dimensioniert und opti-m i e r t .

    Zur rechtlichen Absicherung der Entwsserungsanla-gen wurde eine Niederschlagswassersatzung verabschie-det, auf die im Bebauungsplan nachrichtlich hingewiesenw i r d .

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    Abb. 35: Regenwasserableitung in Kastenrinnen zur

    Versickerung in ffentlichen Grnflchen

    Abb. 36: Dezentrale Ve r s i c k e r u n g s m u l d e n

    Abb. 37: Oberflchige Ableitung von Dachflchenwasser

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  • E c k d a t e nN u t z u n g Wo h n g e b i e tG r e 17,5 haG r u n d s t c k s g r e n zirka 250 bis 500 m2

    E n t w s s e r u n g s s y s t e m Qualifiziertes Trennsystem mit dezentraler Muldenversickerung auf Privatgrundstcken und semizentraler Muldenversickerung in ffentlichen Grnflchen in Wasserschutzzone IIIB

    Wasserdurchlssigkeit des Untergrundes kf = 6,510- 5 m / sRechtliche Sicherung N i e d e r s c h l a g s w a s s e r s a t z u n g

    P r o j e k t t r g e r Stadtwerke Mrfelden-Wa l l d o r f

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  • 8.5 Gemeinde Biebertal, Baugebiet Vor dem Niesenberg

    Das Wohngebiet Vor dem Niesenberg im OrtsteilFrankenbach umfasst insgesamt 22 Baupltze, die imJahr 1997 erschlossen wurden.

    Im Vorfeld der Entwsserungsplanung wurde festge-stellt, dass das vorhandene Mischsystem in Frankenbachhydraulisch ausgelastet ist und den zustzlichen Nieder-schlagsabfluss aus dem Neubaugebiet nicht mit ausrei-chendem Entwsserungskomfort aufnehmen kann. Frdie entwsserungstechnische Erschlieung wurden da-raufhin weitere Varianten untersucht. Eine Ve r g r e r u n gder Ortskanalisation und die Entwsserung im Tr e n n -system wurden aus Kostengrnden nicht weiter verfolgt.Eine Versickerung des Niederschlagswassers auf denGrundstcken oder zentral in ffentlichen Grnflchenwar aufgrund der geringen Wasserdurchlssigkeit desUntergrundes nicht realisierbar, so dass letztlich nur einegedrosselte Ableitung in den ffentlichen Mischwasser-kanal zielfhrend war. Aus Kostengrnden wurde diedezentrale Rckhaltung mit Retentionsspeichern auf denGrundstcken favorisiert, da eine zentrale Rckhaltungz.B. ber einen Stauraumkanal nur in Verbindung mit derUmlegung einer Stark- und Niederspannungstrasse mg-lich gewesen wre.

    Es wurde festgelegt, dass das Nutzvolumen der Re-tentionsspeicher mindestens 25 Liter pro QuadratmeterDachflche betragen soll, fr das zustzliche Rckhalte-volumen wurden 30 Liter pro Quadratmeter Dachflchegefordert, die mit einem maximalen Drosselabfluss voneinem Liter pro Sekunde in das ffentliche Kanalnetz e n t w s s e r n .

    Die rechtliche Sicherung der dezentralen Anlagenwurde ber die Kaufvertrge der Grundstcke geregelt.

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    Abb. 38: Neubaugebiet im Ortsteil Frankenbach

    Abb. 39: Wasserdurchlssige Befestigung im privaten Bereich

    Abb. 40: Retentionsspeicher mit Regenwassernutzung im Bau

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  • E c k d a t e nN u t z u n g Wo h n g e b i e tG r e 22 EinfamilienhuserG r u n d s t c k s g r e n zirka 400 bis 600 m2

    E n t w s s e r u n g s s y s t e m dezentrale Retentionsspeicher, die einen vorhandenen Mischwasserkanal entlasten

    Wasserdurchlssigkeit des Untergrundes kf < 110- 7 m / sRechtliche Sicherung Privatrechtlich ber Kaufvertrge

    P r o j e k t t r g e r Gemeinde Biebertal

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  • 8.6 Gemeinde Ginsheim-Gustavsburg, Baugebiet Ginsheim-Nord

    Das Baugebiet Ginsheim-Nord im sogenanntenMainspitzdreieck wurde in unmittelbarer Nhe zum Rheinals Wohngebiet mit einer Gesamtflche von zirka 19,8Hektar erschlossen. Die Bebauung mit zirka 440 Wo h n -einheiten besteht zu zwei Dritteln aus Einfamilien- undReihenhusern, auf den brigen Flchen wurde Ge-schosswohnungsbau realisiert. Die Erschlieung wurde1994 abgeschlossen, der Hochbau wurde 2003 ann-hernd fertiggestellt.

    Im Rahmen der Bauleitplanung wurde festgestellt,dass das bestehende Entwsserungssystem der Gemein-de hinsichtlich der Anlagen zur Regenwasserbehandlungfast ausgelastet ist. Auf der Grundlage einer Va r i a n t e n -untersuchung wurde entschieden, im Plangebiet ein mo-difiziertes Trennsystem zu realisieren.

    Auf den Privatflchen wird der Niederschlagsabflussvon den Dachflchen in Speichern zur Regenwassernut-zung bereitgestellt. Das berlaufwasser wird ber Mul-den oder Rigolen versickert, so dass lediglich Schmutz-wasser ber einen neuen Kanal an das bestehendeEntwsserungssystem der Gemeinde angeschlossenwerden musste.