Filmanalyse: Kubriks Dr. Strangelove und Lumets Fail Safe

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Stanley Kubricks Dr. Strangelove und Sidney Lumets Fail-SafeZwei amerikanische Filme der 1960er Jahre als Projektionsfläche und Warnung vor der Technologisierung des Kalten Krieges – eine Analyse von Markus Lippmann

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  • Otto-von-Guericke-Universitt Magdeburg Fakultt fr Humanwissenschaften Institut fr Politikwissenschaft Studiengang: Friedens- und Konfliktforschung (MA) Seminar: Sozialwissenschaftliche Filmanalyse

    Stanley Kubricks Dr. Strangelove und Sidney Lumets Fail-Safe

    Zwei amerikanische Filme der 1960er Jahre als Projektionsflche und Warnung vor der Technologisierung des Kalten Krieges eine Analyse

    vorgelegt von: Markus Lippmann

    Datum: 06.01.2014 Email: [email protected]

  • Inhaltsverzeichnis

    I Abkrzungsverzeichnis ...........................................................................................................................1 1 Einleitung ........................................................................................................................................2

    2 Zeitgenssische Rahmenbedingungen .................................................................................................3 2.1 Gesellschaftlich-politischer Kontext ...........................................................................................3 2.2 Technologisch-militrischer Kontext ..........................................................................................4 2.3 Kinematografisch-medialer Kontext ...........................................................................................7

    3 Die Filme Dr. Strangelove und Fail-Safe ............................................................................................9 3.1 Die Regisseure und das Genre .....................................................................................................9 3.2 Sidney Lumets Fail-Safe ...........................................................................................................11 3.3 Stanley Kubricks Dr. Strangelove .............................................................................................14

    4 Analyse ausgewhlter Kategorien .....................................................................................................17

    4.1 Verhltnis von Mensch und Maschine ......................................................................................17 4.2 Verhltnis von Wissenschaft und Moral ...................................................................................21 4.3 Verhltnis von Aggression und Friedfertigkeit .........................................................................23

    5 Fazit.. .............................................................................................................................................25 II Quellen- und Literaturverzeichnis .......................................................................................................27 III Filmdaten ............................................................................................................................................28 IV Anhang ...........................................................................................................................................29

    Minutenprotokoll Dr. Strangelove or: How I Learned to Stop Worrying and Love the Bomb .............29 Minutenprotokoll Fail-Safe ...................................................................................................................33

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    I Abkrzungsverzeichnis

    HUAC - House of UN-American Activities Committee MAD - Mutual Assured Destruction NATO - North Atlantic Treaty Organization SAC - Strategic Air Command (Teil der Luftstreitkrfte der USA, 1992 aufgelst) TNT - Trinitrotoluol (Sprengstoff) UdSSR - Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken USA - United States of America

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    1 Einleitung

    Diese Arbeit beschftigt sich mit zwei Filmen, die zu Hochzeiten des Kalten Krieges entstanden. Die frhen 1960er Jahre brachten eine Zuspitzung des Ost/West-Konflikt mit sich, der im Ausbruch der Kubakrise gegen Ende 1962 einen dramatischen Hhepunkt fand. Nach dieser Zsur, die beinahe in einem Atomkrieg der Supermchte gefhrt htte, drfte selbst den hartnckigsten Optimisten bewusst geworden sein, dass die Gefahr durch einen atomaren Schlagabtausch der Machtblcke alles andere als nur ferne Theorie ist. Die behandelten Filme Dr. Strangelove or: How I Learned to Stop Worrying and Love the Bomb1und Fail-Safe kamen 1964 auf die Kinoleinwnde und waren somit auch ein Echo der Kubakrise sowie der nuklearen Aufrstung. Die ausgefeilten Strategien und Mechanismen der Ab-schreckung und ihre mglichen Schwachstellen sind in beiden Filmen mit einem derartigen Realismus wiedergegeben, dass sie sich auch heute noch bestens dazu eignen, die Modalitten der nuklearen Konfrontation kennenzulernen und zu studieren. Auf diese Details wird auf den folgenden Seiten noch genauer eingegangen werden.

    Zu Beginn dieser Arbeit werden zunchst technische und medial-gesellschaftliche Rahmendbedingungen der ra beleuchtet, um die Filme anschlieend inhaltlich zu betrachten. Im Analyseteil werden die beiden Filme anhand folgender Kategorien verglichen und bewertet: 1. Dem Verhltnis von Mensch und Maschine; 2. Dem Verhltnis von Wissenschaft und Moral; 3. Dem Verhltnis von Aggression und Friedfertigkeit. Die Analyse soll die Darstellungen von Sachverhalten und Personen(gruppen) in den Filmen reflektieren und mit den historischen Rahmenbedingungen abgleichen. Ziel ist es, die in den Filmen erkennbaren technischen und sozialen Sachverhalte zu ergrnden und deren Essenz herauszuarbeiten und zu bewerten. Dabei muss sich diese Analyse auf nur wenige von unzhligen denkbaren Betrachtungswinkeln beschrnken. Beide Filme lieen noch auf vielen weiteren Ebenen detaillierte Untersuchungen zu, die hier nicht betrachtet werden. Die hier versuchte sozialwissen-schaftliche Annherung konzentriert sich auf erkennbare gesellschaftliche Phnomene, also die Reflexion und Verarbeitung der damaligen gesellschaftlich-politischen Verhltnisse innerhalb der Filme. Die Fragestellungen und Analysekategorien orientieren sich an der im Seminar Sozialwissenschaftliche Filmanalyse herausgearbeiteten Methodik sowie an den Schwerpunkten, die als Grundlage des Seminars empfohlen worden waren.2

    1 Im Folgenden mit Dr. Strangelove abgekrzt. Filmtitel sind im Verlauf der Arbeit durch kursive Schrift

    gekennzeichnet. Die Minutenzahl in den Verweisen auf die Filmprotokolle (im Anhang) bezieht sich gleichzeitig auf die jeweilige Position in den Filmen. 2 Z.B. in: Lesske, Frank: Politik im Hollywoodfilm. In: Vogt, Ludgera; Drner, Andreas (Hg,):

    Unterhaltungsrepublik Deutschland. Berlin 2012, S. 176f.

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    2 Zeitgenssische Rahmenbedingungen

    Eine Filmanalyse, vor allem im sozialwissenschaftlichen Sinne, muss ohne eine Referenz auf den gesellschaftlich-historischen Kontext der entsprechenden Zeitperiode natrlich unvollstndig bleiben. Die gesellschaftlichen Entwicklungen und Umbrche, die whrend der 1960er Jahre global und in den USA stattfanden sowie die Bedingungen, die dazu fhrten, lassen sich im Rahmen dieser Arbeit nicht mit grter Detailauflsung darstellen. Die Einbeziehung einiger besonders relevanter Entwicklungen, die groen Einfluss auf die Entstehung beider behandelter Filme hatten, ist dennoch zum Verstndnis notwendig.

    2.1 Gesellschaftlich-politischer Kontext

    Die US-amerikanische Zivilgesellschaft war whrend der 1960er Jahre in einer Umbruchphase. Brgerrechtsbewegungen forderten ein Ende der Rassentrennung und der Ungleichbehandlung von Afroamerikanern und Weien. Die Ermordung von Schlsselpersonen wie Martin Luther King und vor allem des US-Prsidenten John F. Kennedy im November 1963 sorgten fr nationale und internationale Schockzustnde. Noch bis Mitte der 1950er Jahre hatte ein gnadenloser Antikommunismus, institu-tionalisiert in einem Komitee namens HUAC (House of UN-American Activities Committee), fr Ressentiments und Verfolgung gegenber Menschen, die dem eingeschlagenen Kurs der US-Regierung illoyal gegenberstanden, gesorgt. Der US-Senator Joseph McCarthy sollte dieser ra mit seiner verbissenen Verfolgung allem des un-amerikanischen Verdchtigen sogar einen Namen geben.3 Anfang der 1960er Jahre begann sich die Lage zu entspannen. Mit John F. Kennedy wurde ein junger, dynamischer Prsident ins Amt gewhlt, der sich stark von seinem Vorgnger, dem Kriegshelden und Antikommunisten Dwight D. Eisenhower, unterschied.

    Die Wahl Kennedys markierte einen Wertewandel in der Bevlkerung und war Ausdruck einer Zuwendung hin zum Zivilen. Entspannte sich die Lage in der Zivilgesellschaft, sollte sich gleichzeitig der politische Konflikt zwischen den zwei groen Machtblcken des Westens und des Ostblocks dramatisch zuspitzen und in der Kubakrise einen bedrohlichen Kulminationspunkt erreichen. Im Oktober 1962 wurde der junge Prsident Kennedy mit der bis dahin fr unmglich gehaltenen Bedrohung durch atomar bestckte Mittelstreckenraketen in Amerikas sozialistischen Hinterhof, Kuba, konfrontiert. Kubas revolutionrer Anfhrer Fidel Castro hatte mit Untersttzung der Sowjetunion begonnen, sich atomar gegen eine (durchaus plausibel erscheinende) Invasion durch das US-Militr abzusichern. Kennedy entschied, dies nicht zu akzeptieren vor allem wohl, um kein Zeichen von Schwche zu zeigen und um sich nicht geopolitisch erpressbar zu machen. Die Alarmierung des US-Militrapparates4 und die alsbald initiierte Seeblockade Kubas durch die amerikanischen Seestreitkrfte sollte die Menschheit an den Abgrund eines vernichtenden Atomkrieges zwischen den beiden Supermchten

    3 Vgl. Stver, Bernd. Der Kalte Krieg. (4. Auflage, 2012) Mnchen 2003, S. 57f.

    4 Das US-Militr wurde in den Zustand DEFCON-3 versetzt, der hchsten Alarmstufe unterhalb eines Krieges.

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    bringen. Die Krise endete schlielich mit der ffentlichen Zusage des sowjetischen Premiers Chruschtschow am 28. Oktober 1962, die in Kuba stationierten Atomwaffen wieder abzuziehen.5 Wie sptere Erkenntnisse zeigten, war die Lage noch weit ernster, als es damals ohnehin schon schien: so waren neben den sowjetischen Mittelstreckenraketen, die unter der Kontrolle sowjetischer Militrs standen, auch taktische Atomwaffen auf Kuba stationiert ein Fakt, der der US-Aufklrung entgangen war und der im Falle einer Invasion Kubas zu einem atomaren Desaster htte fhren knnen. Auch der Fall eines von der US-Navy verfolgten sowjetischen U-Boots, dessen Kommandeur die Kontrolle ber einen atomar bestckten Torpedo hatte, diesen aber zum Glck fr die Menschheit nicht einsetzte, brachte die Situation an den Rand einer atomaren Eskalation.

    2.2 Technologisch-militrischer Kontext

    Beide Filme, Dr. Strangelove wie auch Fail-Safe widmen sich der gegenseitigen nuklearen Ab-schreckung im Kalten Krieg, weswegen die zugrundeliegenden Strategien und Ablufe an dieser Stelle erlutert werden sollen.

    Zum Ende des zweiten Weltkriegs zeichnete sich bereits ein tiefer Graben durch die Reihen der Alliierten ab, der die Kontrahenten in Ost und West trennte. Der sogenannte Eiserne Vorhang markierte dann auch geografisch die Grenze zwischen den beiden Machtsphren. Mchtige Militrbndnisse wurden geschaffen: im Westen die NATO; im Osten der Warschauer Pakt. Hatte die Sowjetunion aufgrund der Gre ihrer konventionellen Streitkrfte anfangs noch einen militrischen Vorteil gegen-ber den westlichen Alliierten, sollte sich die Situation mit der Erfindung und dem Einsatz von Atomwaffen durch die USA entscheidend und nachhaltig verndern. Als Atommacht waren die USA zunchst noch Monopolist doch die Sowjetunion zog, nicht zuletzt durch die Hilfe eines ber-gelaufenen Atomspions, zgig nach. Die Anzahl und die Vernichtungskraft der Atomwaffen steigerte sich auf beiden Seiten schnell. Die Erfindung der Wasserstoffbombe, die auf Fusion statt Fission (also Kernverschmelzung statt -spaltung) beruht, machte eine vorher unvorstellbare Zerstrungskraft in Form transportabler Sprengkpfe mglich. Hatte die erste abgeworfene Atombombe ber Hiroshima noch eine Sprengkraft von etwa 12.000 Tonnen TNT-quivalent, waren bald (transportable) Bomben mglich, die mehr als tausendfache Sprengkraft dieser ersten eingesetzten Atomwaffe entwickeln. Auch in andern Bereichen gab es nach Ende des Zweiten Weltkriegs dramatische Entwicklungssprnge. Vor allem die Weiterentwicklung der schon durch Nazideutschland vorangetriebenen Raketentechnik sollte die Militrstrategien nachhaltig beeinflussen. Auch wenn die USA durch die planmige Rekrutierung ehe-maliger NS-Wissenschaftler hier personell bestens ausgestattet war, konnte die Sowjetunion mit der ersten orbitalen Weltumrundung des Sputnik-Satelliten und dem erfolgreichen Start des ersten Menschen ins All Erfolge erzielen, die die westliche Welt zum Teil erstaunte und zum Teil tief erschtterte.

    5 Vgl. Blight, James G.; Allyn, Bruce J.; Welch, David A.: Cuba on the Brink. Castro the Missile Crisis and the

    Soviet Collapse. Maryland USA 2002, S. 4f.

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    Ein weiterer fundamentaler Game-Changer in der Militrtechnologie war die fortschreitende Weiterentwicklung der Computertechnik, die ungeahnte Entwicklungen mglich machen sollte. Diese rasante technologische Entwicklung, die vor allem dem Militr zu verdanken war und dem Militr zugute kam, erforderte eine Abkehr von historisch gewachsenen Militrstrategien, die nun pltzlich ihre Gltigkeit verloren hatten. Atomwaffen ermglichten Zerstrungen, die durch keine vorherige Waffe mglich gewesen waren und die Entwicklung von Trgersystemen wie Flugzeuge, U-Boote aber vor allem Interkontinentalraketen lieen eine Abwehr eines Angriffs schwer bis unmglich erscheinen. Bald hatten die Supermchte UdSSR und USA Kernwaffenarsenale aufgebaut, die zu einer mehrfachen Zerstrung der gesamten menschlichen Zivilisation in der Lage waren ein geschichtliches Novum. Damit stiegen die mglichen Kosten einer Konfrontation der Blockmchte ins Unermessliche. Manahmen zu einer Eindmmung des Risikos mussten getroffen werden.

    Westliche Militrhardliner wie General Curtis LeMay, zeitweise Chef des amerikanischen Strategischen Bomberkommandos SAC (Strategic Air Command), wollten trotz der Gefahr durch sowjetische Atom-waffen einen Entscheidungskrieg, solange das Atomarsenal der Sowjets dem des US-Militrs unterlegen war. Auf Seiten der zivilen Fhrung wurde aber auf die Strategie der Abschreckung (deterrence) gesetzt, die den Gegner von einem Angriff abhalten sollte. Ziel war es hier, die zu erwartenden Verluste fr den Gegner derart hoch erscheinen zu lassen, dass er von einem Angriff von vornherein absah. Diese eigentlich defensive Strategie lie sich im Zeitalter von Atomraketen allerdings nur mit einem grotesk groen Arsenal an Offensivwaffen erreichen. Kernpunkt der Deterrence-Strategie war die sog. gegenseitige gesicherte Zerstrung, engl: Mutual Assured Destruction, passend MAD abgekrzt. Selbst nach einem berraschenden und vernichtenden Erstschlag des Gegners sollte es dabei noch mglich sein, den Feind durch das verbliebene Zweitschlagpotenzial zu vernichten. Diese Konstellation, die dem Gegner natrlich vorher bewusst gemacht werden muss, soll ihn vom Angriff abhalten. Obwohl an der verwendeten Technologie im Verlauf des Kalten Krieges enorme Vernderungen zu verzeichnen sind, hat sich an der grundlegenden Abschreckungsstrategie nichts gendert sie berlebte sogar den Zusammenbruch des Ostblocks und damit das Ende des Kalten Krieges.

    Wissenschaftlich unterfttert wurden diese Planspiele mit dem Aufkommen von immer leistungs-fhigeren Computersystemen vor allem durch spieltheoretische berlegungen. Die Spieltheorie war durch John von Neumann und Oskar Morgenstern Mitte der 1940er Jahre entwickelt worden und fand Einzug in viele Bereiche der Wissenschaft. Spieltheoretische Anstze in der Politikwissenschaft wurden unter anderem von der amerikanische Rand Corporation, ein wissenschaftlicher Think-Tank, der in Zeiten des Kalten Krieges das Pentagon berat, angewandt und hatten groen Einfluss auf Strategien und Theorien der amerikanischen Auen- und Militrpolitik.6 Dies wird auch im Film Dr. Strangelove

    6 Vgl. Blair, Bruce G.: Strategic Command and Control. Redefining the Nuclear Threat. The Brookings Institution,

    Washington D.C. 1985, S. 16f.

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    karikiert, als der im Rollstuhl sitzende Dr. Strangelove seinen initialen Auftritt hat und nur leicht abgewandelt von der Bland Corporation spricht.7

    Da spieltheoretische berlegungen zumindest die US-amerikanische Auenpolitik eine Zeitlang beherrschten, soll darauf im Folgenden nher eingegangen werden. Die darauf beruhende Nuklear-strategie geht von rational handelnden Staatsfhrern aus:

    The Distinguishing feature of mainstream strategic theory is its emphasis on rational choice by adversarial leaderships. The epicenter of decisionmaking is assumed to be the heads of state of the two superpowers, and the focus of theory and analysis is the range of options available to these adversaries under conditions defined by the capabilities and targeting plans of the respective forces.8

    Rationale und spieltheoretische Handlungsmodelle gehen dabei von einem bestimmten (und nicht ganz unproblematischen) Menschenbild aus dem des zweckrationalen Nutzenmaximierers9, der nicht angreift, wenn die erwarteten Kosten die zu erwartenden Gewinne bersteigen.10 Ausgehend von rationalen Entscheidungen stehen dem Militr im fortschreitenden Kalten Krieg nur begrenzte Handlungsmglichkeiten zur Verfgung. Besonders die Ausbildung von Zweitschlagkapazitten ver-nderte in diesem Rahmen die spieltheoretische Gemengelage. Selbst ein erfolgreicher (und vernichtender) Erstangriff auf den Feind wrde zu massiven Verlusten auf eigener Seite fhren, da er mittels versteckter, mobiler oder abgetauchter Abschussplattformen immer noch in der Lage wre einen Gegenschlag auszufhren.11 Dass dieser Gegenschlag nach einer realen Eskalation niemanden mehr genutzt htte, war den Strategen klar12: Wenn die eigene Armee und groe Teile der Bevlkerung vernichtet sind, bringt ein auf Vernichtung strategischer Ziele (v.a. Grostdte) des Feindes abzielender letzter groer Gegenschlag keinerlei Vorteile fr die eigene Lage und riskiert nur eine Auslschung weiterer groer Teile der menschlichen Population.13 Die Zweitschlagkapazitt macht daher nur Sinn im Rahmen der (glaubhaften) Abschreckung, also im Abhalten des (rational handelnden und berechnenden) Gegners von einem Angriff, da die Kosten eines Angriffs fr die eigene Sphre zu hoch wren.

    Daraus ergibt sich aber eine Reihe von Problemen, die zum Teil in den fr diese Arbeit behandelten Filmen thematisiert und problematisiert werden. Die spieltheoretischen berlegungen funktionieren nur, wenn das Gegenber bestimmte Prmissen erfllt.

    7 Siehe Minutenprotokoll Dr. Strangelove, Min 49.

    8 Blair 1985, S. 14.

    9 Whether advanced as a normative argument or a positive assumption about the nature of human

    decissionmaking, rationality connotes a procedure in which alternative courses of action are laid out, relevant costs and benefits of each option are calculated, and the alternative with the highest expected payoff or lowest cost is chosen. In the nuclear context the problem is usually structured in such a way that a rational decisionmaker will always choose not to attack the opponent., Blair 1985, S. 16. 10

    Vgl. ebd., S. 16. 11

    Vgl. ebd., S. 14. 12

    While we are reminded that it would not be rational to actually carry out a strategy of massive retaliation, the capacity to do so is considered to be the essence of nuclear deterrence. , Blair 1985, S. 78. 13

    Vgl. Blair 1985, S. 14ff.

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    Folgende Probleme lassen sich dabei umreien:

    1. - was, wenn der Gegner nicht rational handelt 2. - was, wenn technische Probleme den Krieg auslsen 3. - wie geht man mit der Mglichkeit des menschlichen Versagens um, beispielsweise:

    a) der Auslsung des Krieges durch militrische Dissidenten (die es durchaus gab und die eine schwache Friedenspolitik als existenzbedrohend ansahen) b) einer Befehlsverweigerung der Soldaten, die letztendlich den konkreten Angriff ausfhren (bspw. die Bomber- oder U-Bootbesatzungen).

    2.3 Kinematografisch-medialer Kontext

    Die Entwicklungen in der amerikanischen Filmindustrie sind insbesondere bedeutend fr die Entstehung und die Rezeption der beiden behandelten Filme sie wren in dieser kritischen Form in den 1950er Jahren noch gar nicht denkbar gewesen. Die schon erwhnte Hatz auf (vermutete) kommunistische Tendenzen und ein recht willkrliches Zensurregime, das in Form des sog. Production Codes (auch: Hays Code) Konformittsdruck auf die Produzenten ausbte, verhinderte viele kritische und provokante Filme bereits im Ansatz. Die Filmproduktion zur Zeit des Kalten Krieges war, zwar unterschiedlich ausgeprgt und mit variierender Deutlichkeit, von der Ost-West Konfrontation gezeichnet.14 So sprechen die Autoren Tony Shaw und Denise Youngblood gar von einem Cinematic Cold War15, der auf den Leinwnden der Blockmchte stattfand. Das Medium Kinofilm hatte den Autoren zufolge eine bedeutende Rolle im filmischen Kalten Krieg, allerdings gab es groe Unterschiede zwischen den beiden Blockmchten. So hatte das Hollywoodkino eine grere internationale Reichweite als Filme aus dem Sowjetreich.16 Auch schottete sich das sowjetische Kino weitgehend gegen unwillkommene Filme ab, whrend es die eigene Produktion rigoros im sozialistischen Sinne steuerte. Auf US-amerikanischer Seite war dies nicht ohne weiteres mglich eine mgliche Zensur war sptestens mit der Abschaffung des Production Codes gegen Ende der 1960er Jahre pass und Mglichkeiten, die Auffhrung eines unliebsamen Films auf amerikanischen Leinwnden zu verhindern, bestanden formal nicht. Auerdem galten die freien Medien der USA als Kernpunkt amerikanischen Selbstverstndnisses und dienten als propagandistisches Besserstellungsmerkmal des westlichen Systems.17

    Allerdings war eine strkere Steuerung und das auf Linie Bringen der amerikanischen Kinos in der Anfangsphase des Kalten Krieges auch kaum notwendig gewesen. In den ersten anderthalb Dekaden des

    14 Shaw und Youngblood teilen den Kinematografischen Kalten Krieg Hollywoods in folgende Phasen ein: 1947-

    1953 (dominated by hard-line negative propaganda) 1953-1962 (soft-core, positive propaganda mixed with the beginnings of negotiated dissent) 1962-1980 (pro-dtente propaganda) 1980-1986 (New Right propaganda) 1986-1990 (a call for peace) Shaw, Tony; Youngblood, Denise J.: Cinematic Cold War. The American and Soviet Struggle for Hearts and Minds. University Press of Kansas, USA 2010, S. 18f. 15

    Shaw; Youngblood 2010. 16

    Vgl. ebd., S. 16. 17

    Vgl. ebd., S. 28f.

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    Kalten Kriegs wollten nur sehr wenige Filmmacher dem patriotischen, atomwaffenfreundlichen und antikommunistischen Konsens der USA widersprechen. Die amerikanischen Filme der 1950er und 1960er Jahre waren eher durch die Befrderung amerikanischer Ideale gezeichnet, statt durch plumpe Propaganda.18: The roots of this lay in the studios often unconscious support for individuality, freedom of choice, material abundance, cultural vibrancy, and political moderation dating back to the 1920s.19 Dies nderte sich im Verlauf der 1960er Jahre. hnlich der Tauwetterperiode, die das sowjetische Kino nach dem Tod Stalins 1953 weitgehend bis zum Ende der Herrschaft Chruschtschows erfasste, fand im amerikanischen Kino ebenfalls eine Trendwende statt, die es kritischeren Filmemachern ermglichte, Fu zu fassen. Einige politische Ereignisse wie die Kubakrise, die Brgerrechtsbewegungen, politische Morde, das Vietnam-Engagement der USA, die Feministenbewegung und eine vernderte Jugendkultur waren dafr ebenso verantwortlich, wie die genderte politische Stimmungslage allgemein.

    Fr die Aufnahme kritischerer Stimmen in den Kanon der amerikanischen Filmproduktion waren neben dem politischen Wetterwechsel aber auch die strukturellen Vernderungen in Hollywood entscheidend. Schon whrend der 1950er Jahre sorgten (Anti)Kartellgesetze fr eine Demontage des alten Studiosystems. Viele der groen Studios blieben zwar, waren aber erheblich geschwcht. Unabhngige Filmemacher hatten so grere Chancen auf dem Filmmarkt erfolgreich zu sein und politisch und knstlerisch unkonventionelle Filme zu produzieren. Eine junge liberalere Generation Filmemacher, die im Fernsehen erste Erfahrungen gemacht hatten, sah ihre Chance gekommen, Filme auch gegen das alte Establishment zu machen. Die Lockerung des Production Codes kam ihnen dazu sehr entgegen. Diese politischen und strukturellen nderungen hatten Einfluss auf die Behandlung des Kalten Krieges durch Hollywood in den 1960er und 1970er Jahren. Die 1960er waren dabei eher von Zweifeln und ngsten ber die eingeschlagene Richtung der U.S.-Auenpolitik geprgt, whrend die Filme der 1970er oft Verstrung und Wut darber ausdrckten.20 Stanley Kramers Filmdrama On the Beach (1959) war der erste U.S.-amerikanische Film, der die Folgen und die berlebenswahrscheinlichkeiten eines Atomkriegs kritisch betrachtete.21 Zwischen 1962 und 1965 wurden fnf Filme produziert, die speziell den Wandel Hollywoods in der Behandlung des Kalten Krieges markieren. Zwei davon waren Polittriller: The Manchurian Cadidate (1962) und Seven Days in May (1964, beides John Frankenheimer); zwei waren atomkritisch: der hier behandelte Film Fail-Safe und James B. Harris Film The Bedford Incident und der fnfte war die ebenfalls fr diese Arbeit betrachtete Politsatire Dr. Strangelove von Stanley Kubrick, die sich ebenfalls kritisch mit der nuklearen Aufrstung beschftigt.22 Dr. Strangelove war von Kubrick allerdings in England produziert worden nicht zuletzt, weil der Regisseur dort mit weniger Restriktionen rechnete.23

    18 Vgl. Shaw; Youngblood 2010, S. 25f.

    19 Ebd., S. 25.

    20 Vgl. ebd., S. 28ff.

    21 Vgl. ebd., S. 25.

    22 Vgl. ebd., S. 28ff.

    23 Vgl. Kirchmann, Kay: Stanley Kubrick. Das Schweigen der Bilder. Marburg 2001, S. 21.

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    3 Die Filme Dr. Strangelove und Fail-Safe

    3.1 Die Regisseure und das Genre

    Sidney Lumet (1924-2011) war Teil einer neuen Generation junger, liberaler Regisseure, die ihrer Karriere im Fernsehen anfingen und die nach dem Zusammenbruch des klassischen Hollywood-Studiosystems in der Filmbranche Fu fassten.24 Lumet wurde am 26. Juni 1924 in Philadelphia als Sohn eines Schauspielers und einer Tnzerin geboren. Er begann seine Karriere wie sein Vater als Schau-spieler am Broadway Theater, um dann in den 1950er Jahren als Fernsehregisseur zu arbeiten. Sein Spielfilmdebt machte Lumet 1957 mit dem Film 12 Angy Men (Die zwlf Geschworenen), ein Gerichtsdrama, das ihm als vielversprechendem Regietalent Tren in die erste Riege Hollywoods ffnete. Fortan machte Lumet viele unterhaltungslastige Filme (die aber meist sozialkritische Komponenten enthielten), mit Starbesetzungen aus den Reihen Hollywoods sowie einige bedeutende gesellschaftskritische Filme wie zum Beispiel Fail-Safe oder auch Network (1976). Lumet war bekannt fr sein technisches Wissen, eine Eigenschaft die ihm in Fail-Safe durchaus zugute kam. Whrend seiner Karriere machte Lumet ber 40 Filme und gilt, obwohl er politisch eher links stand und viele soziale Themen aufgriff, nicht als ausschlielich politischer Regisseur.25

    Stanley Kubrick, geboren 1928 in New York und 1999 in Saint Albans (England) gestorben, nimmt in der Filmgeschichte eine besondere (und oft mystifizierte) Stellung ein. Kubrick hatte einen ausgeprgten Hang zum Perfektionismus und suchte in seinen Filmen stets das richtige Bild. Besonders seine spteren Werke werden Kubrick-typisch audiovisuell erzhlt und besitzen eine Bildgestaltung, charakterisiert durch Bilder, die eine inhrente hermeneutisch-symbolhafte Bildsprache besitzen. Markant ist auch, dass er sich in seinen insgesamt 13 Filmen gerne mit Gewalt und deren Manifestationen befasste. Allein sechs seiner Filme thematisieren den Krieg direkt. Ein Alleinstellungsmerkmal Kubricks drfte sein, dass er bei allen seinen Filmen (auer dem 1960 fertig gestellten Spartacus) die grtmgliche Kontrolle ber den gesamten Erstellungsprozess behielt. Das Budget wie auch die Zeit bis zur Fertigstellung des Films spielten im Gegensatz zu normalen Filmproduktionen bei Kubricks Geldgebern eine untergeordnete Rolle.26 Allein die Fertigstellung von The Shining nahm beispielsweise fnf Jahre in Anspruch.27 Diese Freiheiten, die sonst kaum ein Filmemacher in diesem stark von kommerziellen Zwngen bestimmten Metier geniet, zeichneten Kubricks Arbeit aus. Der Regisseur war unter seinen Mitarbeitern und vor allem unter den Darstellern seiner Filme als Perfektionist geachtet und gefrchtet. So lie er zum Beispiel eine Szene aus dem Film The Shining 127 Mal wiederholen bis er zufrieden war damit ging er in die Annalen der Filmgeschichte ein. Der passionierte Schachspieler kann also ohne Mhe als ber-Perfektionist bezeichnet werden.

    24 Vgl. Shaw; Youngblood 2010, S. 144.

    25 Vgl. Rackwitz, Karl: (Mini) Biogrphy Sidney Lumet.

    http://www.imdb.com/name/nm0001486/bio?ref_=nm_ov_bio_sm (30.12.2013) 26

    Vgl. Kirchmann 2001, S. 22. 27

    Vgl. Walker, Alexander: Stanley Kubrick: Leben und Werk, Berlin 1999.

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    Stanley Kubicks Dr. Strangelove und Sidney Lumets Fail-Safe stellen besondere Meilensteine in der Filmgeschichte dar und markieren einen politischen und gesellschaftlichen Wertewandel in der US-amerikanischen Gesellschaft. Auch fr das Verstndnis der damaligen Bedrohung durch die bis ins unermessliche gesteigerte Zerstrungskraft der Armeen der Blockmchte sind die Filme eine wertvolle zeitgenssische Quelle. In das zugrunde liegende Seminar Antikriegsfilm, in dessen Rahmen bereits der Film Dr. Strangelove nher betrachtet wurde, lassen sich diese Filme hervorragend einbetten.

    Beide Filme sind explizit politischer Natur und behandeln das Thema Krieg mit seinen mglichen Konsequenzen.28 Dass diese Konsequenzen hier uerst negativ dargestellt werden und die Vernichtung zweier Millionenstdte, bzw. wie in Dr. Strangelove gleich die Vernichtung allen Lebens auf dem Erd-ball zeigen, unterstreicht deren politikkritische Rolle. Interessant ist dabei aber die Frage, ob aus den Filmen eine generelle Ablehnung jeden Krieges herauszulesen wre, oder nur die Ablehnung des Atomkrieges mit seinen verheerenden Zerstrungen. Die Beantwortung dieser Frage wird im Fazit dieser Arbeit noch versucht werden.

    Die Kategorisierung der Filme in Genres knnte auf unterschiedliche Weise erfolgen. Zum einen bte sich die Kategorie (Anti)Kriegsfilm an, in die beide Filme zweifelsohne fallen. Feiner aufgelst, wre Lumets Fail-Safe als politisches Drama verortbar, whrend Kubricks Dr. Strangelove eine schwarze Komdie oder Politsatire ist. Als atomkritische Werke sind beide Filme zwar frh entstanden, aber keine Pionierleistungen. Stanley Kramer hatte mit On the Beach schon 1959 vor den verheerenden Folgen eines globalen Atomkriegs gewarnt und war damit noch auf erheblich greren Widerstand seitens der US-Offiziellen gestoen. Die Eisenhower-Administration lie damals eine gegen den Film gerichtete Propagandaaktion anlaufen.29 Als schwarze Komdie hat Dr. Strangelove jedoch sehr wohl eine Sonderrolle. Dieses bitterbse Thema komdiantisch aufzugreifen war ein mutiger, aber auch ein sehr ausgefeilter Schachzug Kubricks. Die humoristische Aufarbeitung der ernsten Romanvorlage war dabei von Kubrick nicht von Anfang an geplant gewesen.30 Der Regisseur stellte erst im Verlauf der Drehbuchentwicklung fest, dass eine andere Verarbeitungsform eines solch grotesken Konstrukts fr ihn nicht in Frage kam. Kubrick zur Entstehung des Drehbuchs:

    But after a month or so I began to realize that all the things I was throwing out were the things which were most truthful. After all, what could be more absurd than the very idea of two mega-powers willing to wipe out all human life because of an accident []? The only way to tell the story was a black comedy31

    28 Vgl. Lesske 2012, S. 170ff.

    29 Vgl. Shaw; Youngblood 2010, S. 154.

    30 Vgl. Kaul, Susanne; Palmier, Jean-Pierre: Stanley Kubrick. Einfhrung in seine Filme und Filmsthetik.

    Mnchen 2010, S. 38ff. 31

    Stanley Kubrick im Interview mit Joseph Gelmis in: Phillips, Gene D.; Hill, Rodney: The Encyclopedia of Stanley Kubrick. New York 2001, S. 97. zit. nach: Kaul; Palmier 2010, S. 38.

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    3.2 Sidney Lumets Fail-Safe Kernaussage:

    Ein technischer Defekt offenbart die Gefhrlichkeit einer hochtechnisierten atomaren Abschreckungs-maschinerie, die den menschlichen Faktor ausschlieen soll und sich der Kontrolle der Verantwortlichen entzieht.

    Zusammenfassung:

    Aufgrund eines technischen Defekts wird eine Routinemission einer amerikanischen Bomberstaffel zu einer Bedrohung fr das berleben der Menschheit. Die Bomber befinden auf dem Weg zu ihren Fail-Safe Points auerhalb des sowjetischen Territoriums. Normalerweise wrden sie diese Punkte nicht bertreten, es sei denn, es erfolgte der Befehl zum Angriff. Genau dies geschieht durch einen unvorher-gesehenen Kurzschluss in den Steuerungssystemen der Einsatzzentrale in Omaha. Die Fail-Safe Box, ein speziell abgesicherter Kommunikationsapparat an Bord des Bombers, zeigt einen gltigen Angriffsbefehl an. Die Crew versucht Rcksprache mit der Einsatzzentrale zu halten, um den Befehl zu besttigen. Dies wird durch Funkstrungen, die sich spter als sowjetisches Manver herausstellen, verhindert. Die Bombercrew folgt nun ihren Anweisungen, die Moskau als Angriffsziel vorgeben. Whrenddessen wird die fehlgeleitete Bomberstaffel von den verantwortlichen Personen im Pentagon und in der Einsatz-zentrale bemerkt. Versuche, die Bomber per Funk zurckzuordern, misslingen aufgrund der Funk-strungen. Fatalerweise haben die Bombercrews den Befehl, nach einer gewissen Zeit nicht mehr auf akustische Befehle zu reagieren, da sie auch eine Tuschung des Feindes sein knnten. Die Zeit wird knapp und den Handelnden wird der Ernst der Lage bewusst. Der US-Prsident gibt den Befehl, die Bomber durch eigene Jagdflugzeuge abzuschieen, was aber misslingt. Der Prsident telefoniert, untersttzt durch seinen bersetzer Buck, direkt mit dem sowjetischen Premierminister. Dieser ist ber die Situation nicht erfreut und uert sein Misstrauen ber die vom Prsidenten geschilderte Lage. Der Prsident ist bemht, um jeden Preis das Vertrauen des Premiers zu gewinnen und ihn davon zu berzeugen, dass es sich um einen bedauerlichen Fehler handelt, der nicht zum Auslser eines Atom-kriegs werden drfe. Den Sowjets wird jede Hilfe zugesagt, die Bomber abzuschieen. Dies sorgt unter den US-Militrs in der Einsatzzentrale in Omaha fr Entsetzen, nicht zuletzt, weil streng geheime Militrinformationen an die Sowjets weitergegeben werden sollen. Es kommt zu einer Befehls-verweigerung seitens Colonel Cascios gegenber seinem kommandierenden General. Die Lage beruhigt sich mit der Festnahme des Colonels, der dem Druck offenbar nicht standhielt. Einige Militrs im Pentagon sowie der zivile Berater Professor Groeteschele halten einen Groangriff auf die Sowjetunion fr die beste Lsung des Problems, da der Feind somit vernichtet werden wrde, bevor er einen Gegenschlag ausfhren knnte. Der Prsident (wie auch sein ehemaliger Studienfreund General Black) ist strikt dagegen und will keinen Massenmord legitimieren. Die Mglichkeiten zur Abwendung der Katastrophe nehmen zusehends ab. Nachdem die Sowjets die Funkblockade aufgehoben haben, kommt zwar ein Funkkontakt mit den angreifenden Bomberbesatzungen zustande, doch der Pilot Colonel Grady reagiert befehlsgem weder auf seinen Prsidenten noch auf die eigens in die Einsatzzentrale

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    herbeigeholte Ehefrau. Fnf der sechs Bomber knnen schlielich durch die sowjetische Luft-verteidigung abgeschossen werden, doch der entscheidende Angriff kann nicht verhindert werden. Der Prsident sieht nur noch einen Ausweg zur Verhinderung einer atomaren Apokalypse: er befiehlt General Black, New York zu zerstren, um durch dieses Opfer den Gegenschlag der Sowjets zu verhindern. Die Dinge nehmen ihren fatalen Lauf, nach der Zerstrung Moskaus endet der Film mit dem Abwurf von Kernwaffen ber New York.

    Produktionsbedingungen / Vorlage / Rezeption:

    Fail-Safe ist (wie Dr. Strangelove) Teil eines Zyklus amerikanischer Anti-Nuklear und Anti-Cold War Filme, die von Anfang bis Mitte der 1960er Jahre erschienen. Der Film basiert auf einer Novelle der Politikwissenschaftler Eugene Burdick und Harvey Wheeler von 1962, die selbst sehr erfolgreich war und mit ber zwei Millionen verkauften Exemplaren mehrere Monate an der Spitze der New-York Times Bestsellerliste stand.32 Die Novelle, die im selben Monat der Kubakrise herauskam, hatte gegen Ende 1962 eine erhitzte Debatte ber die Mglichkeit eines Atomkriegs durch einen technologischen Fehler angeregt die Autoren wurden von Kritikern beschuldigt, die Risiken eines versehentlichen Krieges in unverantwortlicher Weise zu bertreiben. Besorgte Stimmen ber die sich beschleunigende technische Entwicklung wurden zunehmend lauter. So warnte Norbert Wiener, Vater der Kybernetik, Anfang der 1960er Jahre vor der Gefahr eines dritten Weltkriegs, ausgelst durch die Obsession des Militrs fr (einfach zu bedienende) Technologielsungen.33 Auch Lumet sah diese Gefahr als bedeutend an: Were suddenly living with things that are out of control,; Im not leaving it to an IBM machine whether Im going to be blown sky-high or not.34 Finanziert und produziert wurde der Film von Max Youngstein, der die Verfilmungsrechte an der Novelle 1963 fr 300.000 Dollar erwarb. Youngstein war Mitglied verschiedener Gruppen, die sich um die Mglichkeit eines versehentlichen Atomkrieges sorgten und die Regierung beschuldigten, kritische Informationen ber die mgliche Fehleranflligkeit des sogenannten safeguard systems zurckzuhalten. Hollywood hatte bis dahin eine Reihe Doku-mentationen und Filme wie z.B. Strategic Air Command (Anthony Mann, 1955) produziert, in denen die Angst der Bevlkerung vor der atomaren Strategie zerstreut werden sollte und in denen die Vorteile eines nuklearen Regenschirms fr die eigene Sicherheit und den Weltfrieden hervorgehoben wurden. Diese Filme verdeutlichen die oft engen Beziehungen zwischen Pentagon und Hollywood whrend des Kalten Krieges.35

    Die Production Code Administration nahm nur wenige nderungen am Film vor, was noch einige Jahre zuvor vllig anders verlaufen wre und den kulturellen Wandel der frhen 1960er Jahre verdeutlicht. Die Verantwortlichen des Pentagon verweigerten wenig verwunderlich jegliche Zusammenarbeit mit der Filmproduktion, nachdem sie das Skript 1963 zu lesen bekamen. Die US-Militrs beteuerten, dass das Bild ber das safeguard system (auch Positive Control genannt) fehlerhaft wre. So htte nach

    32 Vgl. Shaw; Youngblood 2010, S. 143.

    33 Vgl. ebd. 144.

    34 Sidney Lumet, 1963 Newsday. zit nach: Shaw; Youngblood 2010, S. 144.

    35 Vgl. Shaw; Youngblood 2010, S. 144.

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    Aussage der Militrs eine Fehlfunktion in einem Computer das automatische Zurckrufen der Bomber ausgelst und nicht einen Angriffsbefehl wie im Film dargestellt. Finanzier Youngstein wies die Kritik des Pentagon ab und verwies auf die generelle Mglichkeit eines durch einen Fehler des fail-safe Systems ausgelsten Atomkrieges. Youngstein sah sich durch seine kompromisslose Haltung mit einigen Schwierigkeiten konfrontiert, so wurde den Filmmachern jegliches vom Militr gedrehtes Filmmaterial verweigert; auch Firmen wie IBM und General Dynamics verwehrten die Kooperation bei der Darstellung der technischen Anlagen, die fr die Verteidigung eingesetzt wurden der Produzent beschuldigte die Regierung dann auch der organisierten Zensur. Die realistisch wirkenden Kommando-zentralen basierten teils auf Darstellungen in Militrjournalen und auf Interviews, die im Film angreifenden Vindicator Bomber waren erfunden und mit Filmmaterial anderer Flugzeuge illustriert.36

    Das Fehlen von einschlgigem (und kostengnstigem) Filmmaterial sorgte fr Belastungen, da dem Film ein begrenztes Budget von 1,3 Millionen Dollar zur Verfgung stand. Durch Lumets geschickte Impro-visation wirkt der Film trotzdem sehr realistisch, was von zeitgenssischen Kritikern gelobt wurde.37 Stilistisch stechen die kontrastreichen Bilder, der klaustrophobische Stil der Bunker und Konferenzrume und die Nahaufnahmen hervor, die den Druck auf die handelnden Personen verdeutlichen. Der Regisseur hat, beinahe psychologisierend, den Fokus immer wieder auf Details gelegt, die die Belastung, unter der die Mnner stehen, verdeutlichen. So zittern General Bogans Hnde, als er das Telefon bedient, das ihn mit der sowjetischen Einsatzzentrale verbindet.38 Colonel Cascio erleidet in der Einsatzzentrale gar einen Nervenzusammenbruch, als sich die Situation zuspitzt. Eindrucksvoll ist auch die beklemmende Atmosphre im Bomber Colonel Gradys dargestellt. Als der (fehlgeleitete) Einsatzbefehl sich zu besttigen scheint, ffnen die Piloten langsam die Umschlge mit ihren Einsatzordern. Die Szene kommt mit wenig Dialog aus, zu hren sind vorwiegend die Gerusche des Flugzeugs und das schwere Atmen der Piloten.39 Bemerkenswert ist auch der vollstndige Verzicht auf Musik im Film. Fast die vollstndige Handlung verluft in unterirdischen Bunkern und Konferenzrumen sowie im Cockpit des Bombers. Nach den Einfhrungsszenen spielt sich die Geschichte in vier Standorten ab: 1. Das Untergrund-hauptquartier des Strategic Air Command (SAC) in Omaha; 2. Der War Room des Pentagon; 3. der prsidiale Bunker unter dem Weien Haus; 4. Das Cockpit des Vindicator-Bombers auf dem Weg nach Moskau. Vier Personen sind hauptsachlich an der Handlung beteiligt: 1. Gen. Warren A. Black (Dan OHerlihy), der schon vor Beginn der Krise ernsthafte Bedenken ber die Strategie der Abschreckung hatte; 2. Prof. Groeteschele (Walter Matthau), glaubt an die Rationalitt der Computerisation des Krieges und an einen gewinnbaren Atomkrieg; 3. Jack Grady (Edward Binns) Kommandeur des aus sechs Bombern bestehenden fehlgeleiteten Angriffsverbands; 4. (unbenannter) US-Prsident (Henry Fonda) der besonnen und moralisch agiert, aber den fatalen Mechanismen der eigenen Militrmaschinerie beinahe machtlos gegenbersteht.40

    36 Vgl. Shaw; Youngblood 2010., S. 146.

    37 Vgl. ebd., S. 146.

    38 Filmprotokoll Fail-Safe, Min. 79.

    39 Filmprotokoll Fail-Safe, ca. ab Minute 39.

    40 Vgl. Shaw; Youngblood 2010, S. 147.

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    Fail-Safe war an den amerikanischen Kinokassen wenig erfolgreich, Lumet sah Kubricks Dr. Strangelove als Grund dafr an. Das Timing fr Fail-Safe war eigentlich perfekt, da 1964 eine politische Debatte ber nukleare Sicherheitsmanahmen in den USA stattfand. Der Film erschien einen Monat vor der Wahl im November die Demokraten mit ihrem Prsidentschaftskandidaten Johnson begrten den Film, whrend Kritiker aus dem rechten Spektrum Lumets Werk eine deftistische Haltung vorwarfen und davor warnten, Frieden um jeden Preis zu akzeptieren. Kirchliche Vertreter, wie auch Liberale in den USA und Westeuropa, lobten den Film. Er bekam Auszeichnungen von amerikanischem Studenten-vereinen, dem Magazin Motion Picture Exibitor, und der British Film Academy verliehen. Ein grerer finanzieller Erfolg war dem Film wohl tatschlich durch den zeitnahen Start von Dr. Strangelove verwehrt. Anfang 1963 hatte Kubrick zusammen mit den Columbia Studios den Autor der Novelle sowie die Macher des Films wegen Plagiarismus verklagt. Die Klage endete mit einem auer-gerichtlichen Vergleich: Columbia kaufte die Vertriebsrechte zu Fail-Safe und verwirklichte Kubricks Forderung, seinen Film zuerst zu verffentlichen: Dr. Strangelove erschien neun Monate vor Fail-Safe.

    Im April 2000 schlielich verffentlichte das US-Netzwerk CBS den Filmstoff als bemerkenswertes Life-Fernsehspiel, das sich sehr nah an der literarischen Vorlage orientierte.41

    3.3 Stanley Kubricks Dr. Strangelove

    Kernaussage:

    Ein wahnsinniger US-General missbraucht seine Verfgungsgewalt ber atomar bestckte Bomber fr einem Angriff auf die Sowjetunion, um so die eigenen Militrs zu einem nun alternativlos gewordenen Groangriff zu bewegen.

    Zusammenfassung:

    Eine fiktive bung der amerikanischen Nuklearstreitkrfte wird von einem wahnsinnig gewordenen General eines Luftsttzpunktes dazu genutzt, einen Atomkrieg anzuzetteln. Sein Ziel ist es, die eigene Regierung zu einem prventiven Erstschlag zu zwingen. Der durchgedrehte General Ripper frchtet einen kommunistischen Angriff auf seine Krpersfte durch die Fluoridation des Trinkwassers. Ein vom Militr und dem Prsidenten eingefhrtes System, dass die strategische Handlungsfhigkeit im Notfall sicherstellen sollte, stellt sich als groer Fehler heraus, da es jeglichen Eingriff von auen verhindert. Nur der von Wahnvorstellungen getriebene General Ripper knnte die tdliche Maschinerie stoppen, da er als einziger in Besitz des Abbruchcodes ist. Ripper lsst seine Militrbasis abriegeln und instruiert seine Mnner selbst Soldaten in amerikanischer Uniform abzuschieen, da ein solcher Angriff auf die Basis als kommunistisches Tuschungsmanver gewertet werden soll.

    Der amerikanische Prsident ruft seinen Militrstab in den War-Room des Pentagon ein und bert ber die Lage. General Turgidson empfiehlt als Lsung die Sowjets anzugreifen, da die mglichen eigenen

    41 Vgl. ebd., S. 154ff.

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    Verluste im zweistelligen Millionenbereich ein akzeptabler Preis fr die Befreiung von der kommunistischen Gefahr wren und so der vernichtende Gegenschlag verhindert werden wrde. Der Prsident mchte nicht als Massenmrder in die Geschichte eingehen und beruft den sowjetischen Botschafter in den geheimen War-Room ein. Ein direktes Gesprch mit dem sowjetischen Premier-minister soll die Lage entspannen. Dieser ist betrunken. Verschrfend kommt noch hinzu, dass den amerikanischen Verantwortlichen im Verlauf der Gesprche offenbart wird, dass die Sowjets eine Weltvernichtungsmaschine gebaut htten, die nach einem erfolgten amerikanischen Angriff die gesamte Erde fr Dekaden unbewohnbar machen wrde. Ein tdlicher Automatismus ist in Gang gesetzt und droht nun die Menschheit auszulschen.

    General Ripper, der den Abbruchcode besitzt, erschiet sich, als seine Basis von den vom Prsidenten herbeigeorderten Truppen eingenommen wird. Mandrake, ein britischer Austauschoffizier, schafft es den Code aufgrund von Rippers Notizen zu rekonstruieren. Nach einigen Schwierigkeiten gelingt es Mandrake den Code an die Verantwortlichen im Pentagon zu bermitteln. Der Rckruf der Bomberflotte gelingt bis auf eine Ausnahme. Die Maschine von Major Kong ist beschdigt und kann dir Ruckruforder nicht empfangen. Kong gelingt es unter widrigsten Umstnden einen Angriff auf sowjetisches Territorium auszufhren die Weltvernichtungsmaschine ist damit ausgelst. Im War Room des Pentagon sinniert der im Rollstuhl sitzende Dr. Strangelove ber den Fortbestand der Menschheit durch unterirdische Zuchtprogramme. Der Film endet als Strangelove sich pltzlich aus dem Rollstuhl erhebt und zum Prsidenten ruft: Mein Fhrer! I can walk!

    Produktionsbedingungen / Vorlage / Rezeption42:

    Dr. Strangelove war Kubricks erster selbstproduzierter Film. Das Drehbuch basierte auf dem unter dem Pseudonym Peter Bryant verffentlichten Politthriller Red Alert von Peter George.43 Kubrick und George erarbeiteten das Drehbuch anfangs gemeinsam, George stieg allerdings aus dem Projekt aus, als Kubrick sich entschied, den ernsten Stoff als Komdie zu verfilmen. Die auf zwei Stunden ausgelegten Geschehnisse des Buches werden in den anderthalb Stunden Film des Films beinahe zeitdeckend dargestellt.

    Wieder spielt sich das Geschehen hauptschlich in wenigen Lokalitten ab: 1. Auf General Rippers Luftwaffensttzpunkt; 2. An Bord des Flugzeugs von Major Kong. 3. Im War Room des Pentagon. Die wichtigsten Protagonisten sind: General Ripper (Sterling Hayden), Mandrake (ein britischer Austauschoffizier, Peter Sellers), General Buck Turgidson (George C. Scott), Major King Kong (Slim Pickens), Prsident Merklin Muffley (Peter Sellers), Dr. Strangelove (Peter Sellers) und der sowjetische Botschafter Alexij de Sadeski (Peter Bull).

    42 Daten wenn nicht anders angegeben aus: Dr. Seltsam, oder wie ich lernte, die Bombe zu lieben. Informationen

    aus der Internet Movie Database (IMDB) http://www.imdb.com/title/tt0057012/?ref_=fn_al_tt_1 (31.12.2013). 43

    Vgl. Kaul; Palmier, 2010, S. 38ff.

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    hnlich wie in Fail-Safe verweigerte das US-Militr Kubrick eine Kooperation bei der Erstellung des Films. Technische und militrische Details musste der Regisseur demnach ohne Hilfe nachstellen. Allerdings gelang ihm die Rekonstruktion des im Film zu sehenden B-52 Cockpits derart gut, dass Kubrick dem US-Militr seine Quellen offenbaren musste, da ein Sicherheitsleck in den eigenen Reihen vermutet wurde. Die Auenszenen des Flugs wurden in verschiedenen Lndern gedreht: USA, Arktis, Grnland, Island und Kanada. Bei den Dreharbeiten ber Grnland stie die Filmcrew versehentlich auf eine geheime US-Militrbasis und wurde wegen Spionageverdachts zur Landung gezwungen.

    Stilistisch ist Dr. Strangelove Kubrick-typisch perfekt inszeniert, jede Einstellung wirkt bestens durchdacht. Die Bilder strahlen eine gewisse Klte aber auch Perfektion aus. Wie schon bei Fail-Safe zeichnet sich der Film durch dokumentarische Elemente aus, was vor allem bei dem Angriff auf Rippers Militrbasis durch den Einsatz einer Handkamera zur Geltung kommt.44 Kubrick setzt, im Gegensatz zu Lumet, allerdings auf Musik, was das Werk filmischer erscheinen lsst. Rippers Wahn, aber auch seine (und Turgidsons) Machtstellung wird filmisch durch den Einsatz der Froschperspektive45 auf die Spitze getrieben. Auch General Turgidson ist als kaugummikauender (und selbst recht verrckter) Militr-hardliner bestens inszeniert. Der War Room des Films ist besonders erwhnenswert. James Bond-Szenenbildner Kenneth Adams entwarf zusammen mit Kubrick den futuristisch-dsteren Raum, der aufgrund seiner geometrischen Anordnung (dreieckige Gundform mit einem kreisrunden Tisch) eine kalte, apokalyptische Brutalitt ausstrahlt. Die Bomber stellen kleine Lichtpunkte auf den Anzeigetafeln des War Rooms dar, die sich auf die Karte der UdSSR zubewegen. Die Vernichtung der Erde verkommt hier auch visuell zu einem virtuellen Schachspiel, fr das es gilt, Figuren zu positionieren und Spiel-taktiken durchzudenken. Der Film sollte ursprnglich mit einer Tortenschlacht im War Room enden, was der Regisseur aber schlielich abnderte. Planmig sollte die Filmpremiere von Dr. Strangelove Mitte Dezember 1963 stattfinden, wurde aber aufgrund des Kennedy-Attentats auf Ende Januar 1964 verlegt. Kommerziell war der Film im Gegensatz zu Fail-Safe ein Erfolg. Daran war (wie schon zuvor beschrieben) der frhere Erscheinungstermin sicher nicht ganz unbeteiligt. Hier hatten Kubrick und sein Verleiher Colombia Pictures geschickt taktiert, um dem Film einen zeitlichen Vorteil zu verschaffen.

    Kubrics Dr. Strangelove wird heute vielerseits als einer der besten Filme ber den Kalten Krieg gewertet.46 Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen und wurde fr vier Oscars nominiert (ohne allerdings den Preis tatschlich verliehen zu bekommen). Wie schon in Falle Lumets Fail-Safe polarisierte sich die ffentliche Meinung anhand des (atom)kriegskritischen Films. Eine New-Yorker Zeitung bertitelte ihren Bericht ber Dr. Strangelove nach Erscheinen des Films: MOSCOW COULD NOT BUY MORE HARM TO AMERICA47 Andere Stimmen, auch in den USA, werteten den Film als brillante Satire und als passenden Kommentar zum Wahnsinn des Kalten Krieges.

    44 Z.B. ab Minute 36.

    45 Z.B. Minute 22.

    46 Vgl. auch: Stver 2003, S. 63.

    47 Vgl. Stanley Kubrick im Interview mit Tim Cahill (Rolling Stone Magazine) http://www.visual-

    memory.co.uk/amk/doc/0077.html (31.12.2013).

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    4 Analyse ausgewhlter Kategorien

    Die folgenden Seiten widmen sich der detaillierteren Analyse einiger fr beide Filme relevanter Kernproblematiken. Dabei soll das Verhltnis von Mensch und Maschine, von Wissenschaft und Moral und von Aggression und Friedfertigkeit beleuchtet werden. Die Filme lieen noch eine Reihe von weiteren Analysekategorien zu, wie beispielweise die Rolle von Sexualitt und Gewalt. Eine Be-schrnkung auf die drei genannten Problemfelder scheint aber fr den Rahmen dieser Arbeit sinnvoll.

    4.1 Verhltnis von Mensch und Maschine

    Technische Komponente der Abschreckung

    Die Doktrin der Abschreckung des Gegners durch das Heraufsetzen der Kosten, die ein Angriff mit sich bringen wrde, ist ein zentraler Bestandteil der Strategie beider Blcke im Kalten Krieg. Die gesicherte gegenseitige Zerstrung (MAD), nach der es keinen gewinnbaren Atomkrieg gbe, hat dabei nach Meinung der Strategen eine groe48 militrische Konfrontation zwischen den Machtblcken verhindert.49 Auch in den behandelten Filmen spielt die Abschreckungspolitik eine zentrale Rolle. Besonders Dr. Strangelove geht auf die dahinterstehende Logik ein, Strangelove sieht die Abschreckung dabei nicht als Wissenschaft, sondern als Kunst an: Deterrence is the art of producing in the mind of the enemy... the fear to attack50 Im Gegensatz zu klassischen Militrstrategien, die sich dem Gegner meist durch militrische Geheimhaltung entziehen, ist die Abschreckungsstrategie nur wirksam, wenn der Gegner davon wei. Strangelove spricht diesen Aspekt an, da die Sowjets die Existenz ihrer Weltvernichtungsmaschine (doomsday-device) noch nicht bekanntgemacht hatten: "Yes, but the... whole point of the doomsday machine... is lost... if you keep it a secret! Why didn't you tell the world, eh?"51 Die Abschreckungsstrategie wird in Fail-Safe eher indirekt thematisiert Abschreckung wird dort unter anderem durch Handlungsketten gewhrleistet, die einen Angriff automatisieren, sobald bestimmte Voraussetzungen gegeben sind. Dr. Strangelove treibt dieses Prinzip mit der sowjetischen Weltvernichtungsmaschine, die vollstndig autonom ist und keiner menschlichen Entscheidung mehr bedarf, auf die Spitze. Abschreckung, als spieltheoretisch fundierte Kunst, funktioniert nur, wenn die Beteiligten rational handeln und in Besitz aller ntigen Kenntnisse sind. Groeteschele offenbart in einem Dialog mit General Black was er ber den Gegner denkt. Interessant ist dabei, dass Groeteschele die Sowjets sowohl als Fanatiker als auch als rein rationale Maschinen klassifiziert, was einen Widerspruch darstellt: Groeteschele: These are Marxist fanatics, not normal people. They do not reason the way you reason, General Black. They're not motivated by human emotion such as rage and pity. They are calculating machines. They will look at the balance sheet, and they will see they cannot win.52

    48 Wobei die Blockmchte durchaus in Kriege involviert waren, in dem sie mehr oder weniger direkt

    Stellvertreterkriege in anderen Lndern fhrten oder untersttzten (bspw. Vietnam, Afghanistan, Iran-Irak). 49

    Vgl. Stver 2003, S. 52f. 50

    Filmprotokoll Dr. Strangelove, Min. 50. 51

    Filmprotokoll Dr. Strangelove, Min. 51. 52

    Filmprotokoll Fail-Safe, Min. 54.

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    Die Mglichkeit eines Desasters, ausgelst durch einen technischen Fehler in der hochautomatisierten Abschreckungsmaschinerie ist in Fail-Safe durch den Kurzschluss eines Moduls illustriert, der schlielich den unbeabsichtigten Einsatzbefehl an die Bomberstaffel bedingt. Da die Sowjets den Funkverkehr blockieren, kann ein Rckrufsignal nicht rechtzeitig an die Bombercrew bermittelt werden. Dr. Strangelove konzentriert sich hier zwar auf menschliches Versagen, aber auch dort spielt ein unvorhergesehener technischer Defekt eine Rolle: Als Major Kongs Flugzeug von einer sowjetischen Abwehrrakete beschdigt wird, macht ein Defekt der Funkausrstung einen Rckruf unmglich.53 In beiden Filmen fhrt der Defekt der fail-safe box in den Flugzeugen weiter in die Katastrophe. Dieses Gert soll im Angriffsfall dafr sorgen, dass der Befehl zur Attacke bzw. zum Abbruch nur noch auf einem durch Verschlsselung speziell abgesicherten Kanal erfolgen kann. Verbale Kommandos anzunehmen ist der Bombercrew in Fail-Safe nicht gestattet, da der Feind die Kommunikation flschen knnte. Dabei ist es in Fail-Safe erst die nicht vorhergesehene Kombination eines Kurzschlusses mit den Strungsmanvern der Sowjets, die den Rckruf verhindert. Fail-Safe konzentriert sich auf die mglichen (und nicht vorhersehbaren) Schwchen der Technik und die Unkontrollierbarkeit hoch-komplexer elektronischer Systeme. Ein Dialog zwischen Professor Groeteschele, Verteidigungsminister Swenson und Mr. Knapp, einem fr die technische Ausrstung verantwortlichem Zivilisten, zeigt deutlich diese Sorge:

    Knapp: The more complex an electronic system gets... the more accident-prone it is. Sooner or later, it breaks down.

    Swenson: What breaks down? Knapp: A transistor blows. A condenser burns out. Sometimes they just get tired, like people.

    Groeteschele Mr. Knapp overlooks one factor. The machines are supervised by humans. Even if the machine fails, the human can always correct the mistake.

    Knapp: I wish you were right. The fact is, the machines work so fast... they are so intricate... the mistakes they make are so subtle... that very often, a human being just can't know... whether a machine is lying or telling the truth.54

    Beide Filme, besonders aber Fail-Safe, weisen deutlich auf die Gefahr eines durch technische Fehl-funktion ausgelsten dritten Weltkriegs hin und reflektieren damit die Anfang der 1960er Jahre umgehende Sorge vor einer zunehmenden Technologisierung von Militr und amerikanischer Abschreckungsmaschinerie unter Wissenschaftlern und Intelektuellen der USA.

    Menschliche Komponente des Kalten Krieges

    Ist es in Fail-Safe technisches Versagen, das den tdlichen Automatismus in Gang setzt, konzentriert sich Dr. Strangelove mehr auf die menschliche Komponente als mglichen Auslser eines Atomkriegs. Wie sichert man sich gegen menschliches Versagen ab, wenn die Autoritt ber den Einsatz von Kern-waffen auf viele Kpfe verteilt ist? General Ripper nutzt im Film seine Macht ber Atomwaffen, um

    53 Filmprotokoll Dr. Strangelove, Min. 65.

    54 Filmprotokoll Fail-Safe, Min. 52.

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    einen Krieg gegen die Sowjets anzuzetteln. Ein Fail-Safe System, das die Glaubwrdigkeit der Ab-schreckung erhhen soll, indem es die Autoritt zum Angriff auf die unteren Kommandeure verteilt, macht den Plan des offensichtlich wahnsinnigen Generals erst mglich.55 Die Frage der nuklearen Verantwortungsketten war im Kalten Krieg von zentraler Bedeutung. Gibt man nur einer Person (dem Staatsoberhaupt) die alleinige Befehlsgewalt ber das Kernwaffenarsenal, knnte der Feind versucht sein, den Gegner durch einen gezielten Enthauptungsschlag mit relativ geringem Aufwand handlungs-unfhig zu machen.56 Verteilt man dagegen die Verfgungsgewalt auf zu viele Kpfe, bezahlt man die Sicherheit auf einer Seite mit einem unkalkulierbaren (menschlichem) Risiko auf der anderen. Eine Lsung bestnde in der Automatisierung von Ablufen, was wiederum die Gefahr von technischen Unfllen mit sich brchte und in Form der doomsday-machine der Sowjets in Dr. Strangelove demonstriert wird.

    Sowohl Dr. Strangelove wie auch Fail-Safe thematisieren die Gefahr durch eine Reduzierung des menschlichen Faktors mit Hilfe automatisierter Ablufe. Wer hat letztendlich Kontrolle und Verantwortung, wenn das Schicksal der Menschheit von maschinellen Routinen abhngt? In Fail-Safe wird das unter anderem deutlich, als ein ziviler Regierungsmitarbeiter bei einer Inspektion der hoch-technisierten Einsatzzentrale anmerkt, dass nicht ins Amt gewhlte Maschinen dem eigentlich Verant-wortlichen (dem Prsidenten) die Entscheidungskompetenzen abnehmen.57 In einem Gesprch zwischen Piloten im Warteraum wird ebenfalls Kritik an der Technisierung deutlich, als ein erfahrener Pilot die Ausschaltung des human factor kritisiert.58 In Dr. Strangelove wird der menschliche Faktor auf Seiten der Sowjets gar vllig59 eliminiert, da die doomsday-machine vllig autonom handelt. Dr Strangelove zur Logik der automatisierten Abschreckung:

    Mr. President, it is not only possible, it is essential. That is the whole idea of this machine, you know. [] And so, because of the automated and irrevocable decision making process which rules out human meddling, the doomsday machine is terrifying. It's simple to understand. And completely credible, and convincing.60

    55 General "Buck" Turgidson: "Plan R is an emergency war plan in which a lower echelon commander may order

    nuclear retaliation after a sneak attack if the normal chain of command is disrupted. You approved it, sir. You must remember. Surely you must recall, sir, when Senator Buford made that big hassle about our deterrent lacking credibility. The idea was for plan R to be a sort of retaliatory safeguard." President Muffley: "A safeguard?" Turgidson: "I admit the human element seems to have failed us here. But the idea was to discourage the Russkies from any hope that they could knock out Washington, and yourself, sir, as part of a general sneak attack, and escape retaliation because of lack of proper command and control." 56

    So, the problem remains: how to make the incredible credible. A fallback strategy is to introduce illogic, uncertainty, and lack of control into nuclear strategy and nuclear command and control. Akin to throwing the steering wheel out the car window when engaged in a game of chicken, allowing base commanders to issue strikes is a good example of making retaliation more likely by giving up centralized control of one's forces. Lindley, Dan (Assistant Professor at the University of Notre Dame). What I Learned Since I Stopped Worrying and Studied the Movie: A Teaching Guide to Stanley Kubricks Dr. Strangelove. http://www.nd.edu/~dlindley/handouts/strangelovenotes.html. 57

    Filmprotokoll Fail-Safe, Min. 23. 58

    Filmprotokoll Fail-Safe, Min. 19. 59

    Theoretisch htte in Fail-Safe die amerikanische Bombercrew als letztes Glied der Befehlskette noch die Mglichkeit gehabt, den Befehl zu verweigern, was aber nicht geschieht. 60

    Filmprotokoll Dr. Strangelove, Min. 50.

  • 20

    Die Filme warnen eindringlich davor, Menschen (Subjekte) zu Objekten in einem (mechanistischen) (Schach)Spiel zu machen. Die Menschen als natrliche, biologische Wesen unterwerfen sich einem automatischen System, dass sie zu Marionetten (oder Zahnrdern eines Uhrwerks) werden zu lassen droht. Die khle Mechanisierung des Lebendigen kann auch als Resultat und Zuspitzung abend-lndischer Kultur- und Wissenschaftsentwicklung aufgefasst werden, wie beispielsweise der Autor Kay Kirchmann feststellt:

    Die Verkehrung der Beziehung von Mensch und Maschine ist weniger als Depravation, denn als dialektische Konsequenz eines gesamtgesellschaftlichen Willens zur Mechanisierung des Organisch-Lebendigen anzusehen, deren historischer Ausgangspunkt wiederum im 18. Jahrhundert liegt. La Mettries und spter Descartes Konzeption der Menschen als Uhrwerk, als Maschine waren Ausdruck einer Vergttlichung des Instrumentellen, Kalkulierbaren, Mathematisch-Exakten. Als Folge davon wurde der Automat zum menschlichen Idealbild erhoben; seine Regelhaftigkeit und Perfektion sollte das reibungslose Funktionieren von Individuum und Gesellschaft garantieren.61

    Die Gefahr der Unterordnung von Menschen unter den khl-rationalem (aber fehleranflligen) Ablufen von Maschinen verdeutlichen beide Filme. In Dr. Strangelove sorgt die Logik der Planung und der Fail-Safe Mechanismen dafr, dass schlielich die gesamte Menschheit ausgelscht wird. Das Ausschalten der menschlichen Komponente durch maschinell determinierte Handlungsstrukturen fhrt in letzter Konsequenz in das Verderben. Die Menschen scheinen sich sowohl bereitwillig der Maschinenlogik zu unterwerfen, als auch unfhig zu sein, die Fatalitt dieser Mechanisierung des Humanen zu erkennen. Das mechanisch-marionettenhafte der Unterworfenen spitzt Kubrick in der Figur des Dr. Strangelove zu. Strangelove sitzt im Rollstuhl und ist nur noch sehr eingeschrnkter Bewegungen fhig. Seine Mimik ist hlzern und mechanisch, Emotionen scheinen seine Ablufe nur zu stren und sorgen fr Verkrampfungen. Sein Arm scheint sich der rationalen Kontrolle entzogen zu haben und fhrt ein Eigenleben. Die Wiederkehr des Verdrngten (Freud) spiegelt sich im Kampf des Unterbewusstseins (Arm) gegen die Ratio (Stangelove) wider. Den Hhepunkt erreicht diese Analogie, als Strangelove sich aus seinem Rollstuhl erhebt und dem Prsidenten vermeldet: Mein Fhrer! I can walk!. Stranglove ist nun vollstndig der Fremdsteuerung unterlegen.

    Fail-Safe bringt die Konsequenzen der menschlichen Unterwerfung unter maschinelle Ablufe gegen Ende auf den Punkt, als der amerikanische Prsident im Angesicht der unabwendbaren Katastrophe mit dem sowjetischen Premierminister telefoniert: Premier: This has all been a terrible Accident, one beyond our control Prsident: Youre wrong. Were to blame, both of us. We let our machines get out of hand. Today we had a taste of the future, Mr. Chairman. Do we learn from it or do we go on the way we have?62

    61 Kirchmann 2001, S. 114.

    62 Filmprotokoll Fail-Safe, Min. 107.

  • 21

    4.2 Verhltnis von Wissenschaft und Moral

    Wissenschaftler spielen in Fail-Safe und Dr. Strangelove eine zentrale Rolle, was auch den Status dieser Gruppe in der Politik der damaligen Zeit widerspiegelt. In den 1960ern wurde die atomare Strategie der USA vor allem durch eine kleine Elite von Wissenschaftlern vorgedacht, die, finanziert vom Militr, in Think-Tanks und halbautonomen Forschungsinstituten an einer (die neuesten Techniken einbindenden) wissenschaftlichen Fundierung der Strategien des US-Militrs arbeiteten. Computersimulationen, John von Neumanns Spieltheorie und andere zu der Zeit hochmoderne Analysewerkzeuge wurden eingesetzt, um die Nuklearstrategie wissenschaftlich zu unterfttern. Kritiker betitelten diese Forscher als new priesthood, neue Priesterschaft, da diese elitre Gruppe ihrer Wissenschaft die Aura einer Religion verlieh.63

    Besonders sticht dabei der amerikanische Politikforscher und Stratege Herman Kahn hervor. Kahn hielt einen Atomkrieg fr gewinnbar und war fr seine Zahlenspiele diesbezglich bekannt. Er bezeichnete zeitgenssische Wissenschaftler, die der atomaren Bewaffnung kritisch gegenberstanden als prhistorisch und forderte eine rationale und auf logischen Argumenten sowie empirischer Forschung fuende Bewertung der Problematik. Kahn war es auch, der die Spieltheorie mit der Nuklearstrategie verband. Professor Groeteschele aus Fail-Safe ist dabei ganz offensichtlich auf die Person des fhrenden U.S. strategic analyst der ra zugeschnitten, der auch eines der Vorbilder fr Kubricks Dr. Strangelove war.64 Kahn arbeite zeitweise fr die RAND-Corporation, was Kubrick wohl dazu veranlasste, Strangelove mit der BLAND-Corporation zu verbinden.

    Kahns Buch Thinking the Unthinkable diskutiert die Mglichkeit eines Automatismus, der einen Gegenschlag ohne menschliche Intervention ermglichte und lieferte damit die Vorlage zu Kurbricks doomsday-machine.65 Die vllige Ausschaltung des menschlichen Faktors in der Abschreckungslogik ist es denn auch, die Dr. Strangelove begeistert. Kubricks Film greift zustzlich noch das deutsche Element auf: Strangelove ist offensichtlich ein eingebrgerter ehemaliger NS-Wissenschaftler. Damit liefert Kubrick einen Seitenhieb auf die Praxis der US-Administration, zahlreiche deutsche Wissenschaftler unter vlliger Ignoranz ihres Beitrags zum deutschen Vernichtungskrieg in amerikanische Forschungsprogramme zu integrieren.

    Strangelove und Groeteschele stehen in den Filmen dabei stellvertretend fr den Archetypen des kalten, berechnenden Wissenschaftlers, fr den ein humanistisches Weltbild sentimental und gefhrlich ist. Strangelove scheint seine Moralvorstellungen dabei direkt seinen frheren Auftraggebern entlehnt zu haben. Auch Groetescheles Weltbild ist darvinistisch geprgt und nationalsozialistischer Ideologie nicht unhnlich, was in einem Dialog mit General Black deutlich wird:

    63 Vgl. Shaw; Youngblood 2010, S. 148.

    64 In der Literatur wird davon ausgegangen, das Dr. Strangelove eine Kombination der Eigenschaften Herman

    Kahns, Wernher von Brauns, Edward Tellers und Henry Kissingers darstellt. 65

    Vgl. Lindley; Stver 2003, S. 63.

  • 22

    Groeteschele: And if we act right now... our casualties will be minimal. Black: Do you know what you're saying?

    Groeteschele: Do you believe that Communism is not our mortal enemy? Black: You're justifying murder.

    Groeteschele: Yes, to keep from being murdered. Black: In the name of what? To preserve what? Even if we do survive, what are we, better than what we say they are? What gives us the right to live, then? What makes us worth surviving, Groteschele? That we are ruthless enough to strike first?

    Groeteschele: Yes! Those who can survive are the only ones worth surviving. Black: Fighting for your life isn't the same as murder.

    Groeteschele: Where do you draw the line, once you know what the enemy is? How long would the Nazis have kept it up... if every Jew they came after had met them with a gun in his hand? But I learned from them, General Black. Oh, I learned. Black: You learned too well, Professor. You learned so well that now there's no difference... between you and what you want to kill.66

    Groeteschele steht auch fr eine neue Klasse von wissenschaftlichen Beratern, die die Regierung ber den Einsatz und die Mglichkeiten der neuen Technologien instruieren und selbstbewusst eine erhebliche Macht auszuben denken.67 Kahn spekulierte in seinem Buch On Thermonuclear War, dass nur etwa 40 bis 80 Millionen U.S.-Brger whrend eines Atomkrieges der Supermchte sterben wrden, was mehr als gengend berlebende bedeutete, um die amerikanische Wirtschaft und die westliche Zivilisation wieder aufzubauen.68 Solche Zahlenspiele werden in beiden Filmen reflektiert.

    Groeteschele verwendet diese Argumentation im Film, als er auf einer Cocktailparty die Gste mit seinen nuklearen Sandkastenspielen unterhlt.69 Dabei wird auch seine grundstzliche Position klar: Groeteschele sieht einen Krieg als Lsung wirtschaftlicher und politischer Konflikte es geht ihm um das berleben der eigenen Kultur. Damit nhert er sich der Clausewitzschen Definition vom Krieg als (vllig legitime) Fortfhrung der Politik mit anderen Mitteln, verkennt aber vllig die (von Clausewitz nicht vorauszuahnende) Gefahr eines (totalen) atomaren Krieges, der die Menschheit in ihrer Existenz bedroht. In Dr. Strangelove ist es General Turgidson, der sich der Kahn`schen Todesarithmetik bedient als der dem Prsidenten einen Angriff vorschlgt:

    Now, the truth is not always a pleasant thing, but it is necessary now make a choice, to choose between two admittedly regrettable, but nevertheless, distinguishable post-war environments: one where you got twenty million people killed, and the other where you got a hundred and fifty million people killed."70

    66 Minutenprotokoll Fail-Safe, Min. 76.

    67 Vgl. Vgl. Shaw; Youngblood 2010, S. 147.

    68 Vgl. ebd.

    69 Minutenprotokoll Fail-Safe, Min. 7.

    70 Minutenprotokoll Dr. Strangelove, Min. 31.

  • 23

    4.3 Verhltnis von Aggression und Friedfertigkeit

    Das schwierige Verhltnis zwischen Militr und ziviler Fhrung, das sich auch whrend der Kubakrise zeigte, wird in den Filmen ebenfalls aufgegriffen. Prsident Muffley wirkt fassungslos, als er sich im War Room Turgidsons Ausfhrungen anhrt, die im Vorschlag eines prventiven Angriffs auf die UdSSR gipfeln. Einige Aussagen in den Filmen verdeutlichen diesen Konflikt insbesondere:

    Ripper: "Mandrake, do you recall what Clemenceau once said about war?" Mandrake: "No. I don't think I do sir, no." Ripper: "He said war was too important to be left to the Generals. When he said that, fifty years ago, he might have been right. But today, war is too important to be left to politicians. They have neither the time, the training, nor the inclination for strategic thought."71

    Auch in Fail-Safe findet ein hnlicher Dialog statt, als Colonel Cascio in der Einsatzzentrale einen Erstschlag fordert:

    They don't know what we know. They're not soldiers anymore. They're politicians. They don't care what happens to us. They make a mistake, that's politics. They send out men to be killed. For what? To make some lousy deal, to sell us out. Save the world, save us. Save our country before they destroy it... with their stinking politics. Order a first strike, General. Put an end to it once and for all. You have the power. You can do it!72

    Einige zeitgenssische Militrs drften dabei Modell fr Filmrollen wie die von General Ripper, General Turgidson und die des Colonel Cascio gestanden haben. Zu nennen wren beispielweise die Generle Curtys LeMay und Powers die in Spitzenposition des US-Militrs als absolute Hardliner galten und Befrworter eines Angriffs auf den Ostblock waren. Ein der Nachwelt erhalten gebliebener Dialog zwischen General Burchinal und General LeMay bezglich der Kubakrise knnte direkt aus einem der beiden Filme stammen und unterstreicht den Realismus der dort angebrachten Kritik. Air Force Lieutenant General David Burchinal (Mitglied in Curtis LeMays Militrstab) ber die Kubakrise und den Wert der strategischen berlegenheit:

    "It [value of superiority] was totally missed by the Kennedy administration... They did not understand what had been created and handed to them... [ .] We could have written our own book at the time, but our politicians did not understand what happens when you have such a degree of superiority as we had, or they simply didn't know how to use it. They were busily engaged in saving face for the Soviets and making concessions, giving up the IRBMs, the Thors and Jupiters deployed overseas when all we had to do was write our own ticket."73

    Die zivile Seite, in beiden Filmen vor allem durch die US-Prsidenten reprsentiert, wirkt hier als Gegen-spieler zu den militrischen Kriegstreibern. Prsident Muffley ist entsetzt ber den Kontrollverlust, den er als oberster Befehlshaber ber das Militr und die seiner Verantwortung unterstellten Kernwaffen erlitten hat. Turgidsons Plne fr einen Prventivangriff, der spieltheoretisch Sinn machen wrde, lehnt er ab, da er nicht als Massenmrder in die Geschichte eingehen mchte. Der Prsident in Fail-Safe wirkt

    71 Vgl. Minutenprotokoll Dr. Strangelove, Min. 22.

    72 Vgl. Minutenprotokoll Fail-Safe, Min. 86.

    73 Zit. nach Lindley.

  • 24

    hnlich besonnen, auch er lehnt einen Angiff ab, der mglicherweise die eigene Bevlkerung verschont htte. Er ersinnt einen fatalen Lsungsweg, den er dem sowjetischen Premier vorschlgt, nachdem klar ist, dass Moskau zerstrt werden wrde er opfert die Bevlkerung New Yorks, um einen greren Krieg abzuwenden. Damit folgt er einer Logik der Vergeltung, die, obwohl durch eigene Krfte aus-gefhrt, den Verlust der gegnerischen Stadt (spieltheoretisch) ausgleicht.

    Die weiteren in Fail-Safe vorkommenden Politiker stehen der Logik des Atomkriegs hnlich kritisch gegenber wie der Prsident. Interessant ist aber, dass die Fhrungselite des Militrs in beiden Filmen pluralistisch dargestellt wird. Group Captain Mandrake, der britische Austauschoffizier, versucht in Dr.Strangelove alles, um den von General Ripper provozierten Angriff zu verhindern. Noch deutlicher wird dies anhand der Rolle des General Black in Fail-Safe, der eher pazifistisch-humanistische Ansichten vertritt und sich dafr von Groeteschele verspotten lassen muss.74 Black hlt die zunehmende Technisierung des Militrs fr hochgefhrlich und akzeptiert Groetescheles Ansichten ber einen begrenzbaren Atomkrieg nicht. Paradoxerweise ist es auch Black, der am Ende den Angriff auf die eigene Stadt ausfhrt der Prsident bittet Black, den er aus Zeiten des Studiums gut kennt und dem er vertraut, den grausamen Auftrag auszufhren.

    In Fail-Safe lassen sich drei Handlungsstrategien der verschiedenen Akteursgruppen erkennen, die denen in Dr. Strangelove im Wesentlichen gleichen (wobei Position 1 in Dr. Strangelove nicht vorkommt):

    1. Groeteschele: Sowjets (denken wie Computer, ohne Emotion) mssten spieltheoretisch aufgeben, Angriff sollte durchgelassen werden

    2. General Bogan: Sowjets wrden (atomar) zurckschlagen, daher wre, sollten die Bommber durchkommen, eine Offensive (Atomangriff) der USA die beste Lsung.

    3. Der Prsident: Dritten Weltkrieg um jeden Preis vermeiden, die Sowjets davon berzeugen, dass es sich um technisches Versagen handelt. Ist zur Not auch bereit, dafr eigene Leute zu opfern.

    Schaut man auf die Ebene der einfachen Soldaten, sozusagen als 4. Akteursebene, ndert sich das Bild. In beiden Filmen werden vor allem die ausfhrenden Soldaten der Flugzeugcrews als absolut loyal dargestellt sie fhren ihre Befehle unter den widrigsten Bedingungen und unter allen Umstnden aus, stellen keine Fragen und sind bereit, ohne zu Zgern in den Tod zu gehen sowie den atomaren dritten Weltkrieg maschinenhaft auszufhren. Die militrische Basis wird also durchgehend als tapfer, loyal und unkritisch dargestellt.

    74 Vgl. Minutenprotokoll Fail-Safe, Min. 29.

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    5 Fazit..

    Abschlieend soll noch die Frage beantwortet werden, ob es sich bei den behandelten Filmen um Antikriegsfilme handelt. Die Filme positionieren sich klar gegen die Logik eines Atomkrieges indem sie dessen fatale Folgen entweder todernst oder satirisch vor Augen fhren. Die Kaste der Wissenschaftler kommt schlecht weg sie werden als inhumane, kalte Kopfmenschen dargestellt, die mit Todeszahlen im Millionenbereich jonglieren als ginge es nicht um Menschenschicksale. Ihnen kann am ehesten eine utilitaristische Weltsicht zugeschrieben werden, nach der gut wre, was einer greren Menge Menschen ntzt, auch wenn dies eine Anzahl von Menschen ins Verderben fhren wrde. Groeteschele wie auch Strangelove sind dabei aber nur am Wohl ihrer Kultur interessiert und vertreten damit implizit die Ansicht, dass bestimmte Gruppen und Menschen wertvoller seien als andere. Die Prsidenten dagegen handeln zum Wohl aller Menschen und machen keine ideologischen Unterschiede. Sie agieren damit aus einer rein humanistischen und nicht partikularen Interessen unterworfenen Sichtweise heraus. Dass die Filme nicht als reine Antikriegsfilme zu verstehen sind, macht schon die ambivalente Darstellung des Militrs klar die einfachen Soldaten sind loyal bis zum Schluss: Major Kong reitet gar auf einer Wasserstoffbombe dem Ziel entgegen, nachdem er seine Crew gegen alle Widrigkeiten ans Ziel gefhrt hat. In Fail-Safe opfern sich die Crews der Bomber bereitwillig fr den hheren Zweck des Krieges. Die Piloten der Abfangjger, die den Bombern hinterhergeschickt werden, kritisieren zwar den Befehl, der sie in den sicheren Tod schickt, fhren ihn aber anstandslos aus. Insgesamt knnte wohl von Anti-Atomkriegsfilmen gesprochen werden. Der Grundkonflikt des Kalten Krieges wird nicht in Frage gestellt und das Militr wird berwiegend positiv gezeichnet die Hardliner und Wahnsinnigen stellen zumindest nur eine Minderheit dar.

    Die im Rahmen dieser Arbeit geleistete Analyse muss unvollstndig bleiben, da jedes einzelne Werk noch eine Unzahl anderer Lesarten und Analysekategorien zuliee. Die Filme enthalten unter anderem psychologische, sozialwissenschaftliche und philosophische Komponenten, die eine Reihe interessanter Deutungsmglichkeiten erffnete. So wurde whrend der entsprechenden Seminarsitzung verstrkt auf die sexualpsychologische Lesart Kubricks Dr. Strangelove eingegangen, ein Aspekt, der in dieser Arbeit keine Wrdigung fand. Auch ein visuell-semiotischer Ansatz bte sich vor allem fr Filme Kubricks an, da der Regisseur eine reichhaltige hermeneutisch zu ergrndende Bildsprache verwendet.

    Die zentrale Problemstellung der Filme wurde jedoch behandelt: Die Technologisierung des Krieges ist Dreh- und Angelpunkt der Erzhlungen; damit die Reduzierung des Menschen auf einfache Befehlsausbung und seine Unterwerfung unter maschinelle Ablufe, und zustzlich, sollte der Krieg ausbrechen, auf die Opferrolle. Die Entscheidung zwischen gut und bse, die essentieller Aspekt der Geschichte(n) von moralisierenden Erzhlungen und Literaturwerken ist, wird in Kubricks Werk, aber

  • 26

    auch in Lumets Film, dem Menschen abgenommen.75 Der Mensch hat sich der Maschine unterworfen, da er an seiner eigenen Urteilsfhigkeit und Schnelligkeit zweifelte. Die Angst vor menschlichen Entscheidungsfehlern fhrte in beiden Filmen unweigerlich in die Katastrophe einer selbsterfllenden Angstphantasie gleichkommend.

    Die Filme weisen dabei erstaunliche Parallelen auf, obwohl Kubrick den ernsten Stoff im Gegensatz zu Lumet in eine bissige Satire verpackt. Viele Details, wie zum Beispiel die fail-safe box der Bomber wie auch die Kommunikationsstrungen, die eine Abwendung der Katastrophe letztlich verhindern, sind in beiden Filmen frappierend hnlich dargestellt. Unterschiedlich ist dagegen der Auslser der verhngnisvollen Ablufe: in Dr. Strangelove lst der wahnsinnige General Ripper die verhngnisvollen Mechanismen des Krieges aus, whrend in Fail-Safe ein banaler Kurzschluss in das atomare Desaster der Zerstrung zweier Millionenstdte fhrt.

    Politisch sind beide Filme noch immer aktueller, als es das Ende der Ost/West-Konfrontation vermuten liee. Auch wenn die Gefahr der globalen Katastrophe gebannt scheint und wir heute interessiert, aber auch entfremdet auf die in den beiden Filmen dargelegten Bedrohungsszenarien blicken, ist die Welt doch keineswegs sicherer geworden. Im Gegenteil: eine multipolare Machtstruktur, in der eine grere Zahl atomarer Akteure agieren, darunter Lnder deren inneres Gefge alles andere als stabil erscheint, lsst einen begrenzten atomaren Austausch mglicher denn je erscheinen. Die Bedrohung des globalen All-Out-Nuclear-War, bei dem sich die Gromchte gegenseitig in den Abgrund ziehen, scheint zwar vorerst gebannt, Sicherheit bestnde aber erst, wenn die ehemaligen Blockmchte ihre Arsenale, die noch immer aus tausenden Atomsprengkpfen bestehen, abrsten.

    Die gegenseitige und auf rationalen Handlungstheorien beruhende Abschreckung hat in der Tat die Wahrscheinlichkeit eines groen, totalen, Krieges zwischen den Supermchten verringert. Dies aber zum Preis einer Gefhrdung allen Lebens auf diesem Planeten. Die kleinste Unstimmigkeit in den technischen und menschlichen Ressourcen, und/oder ein von den Wissenschaftlern nicht voraus-gedachtes Szenario, wie es die beiden behandelten Filme auch thematisieren, htte die Welt in den atomaren Abgrund gestoen. Das auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs angehufte Nukleararsenal hatte schnell das Potenzial erreicht, die menschliche Zivilisation um ein Mehrfaches auszulschen (Overkill-Kapazitt). Das Damoklesschwert dieser Vernichtungsmaschine, die einem Pulverfass mit stndig glimmender Zndschnur glich, hing jahrzehntelang ber den Bevlkerungen der beiden Blockmchte und drfte nicht zuletzt auch fr eine durch Angststarre begrndete innere Festigung von Herrschaftsstrukturen gesorgt haben.

    75 Vgl. Kirchmann 2001, S. 112f.

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    II Quellen- und Literaturverzeichnis

    Literatur

    Blair, Bruce G.: Strategic Command and Control. Redefining the Nuclear Threat. The Brookings Institution, Washington D.C. 1985

    Blight, James G.; Allyn, Bruce J.; Welch, David A.: Cuba on the Brink. Castro the Missile Crisis and the Soviet Collapse. Maryland, USA 2002

    Kaul, Susanne; Palmier, Jean-Pierre: Stanley Kubrick. Einfhrung in seine Filme und Filmsthetik. Mnchen 2010

    Kirchmann, Kay: Stanley Kubrick. Das Schweigen der Bilder. Marburg 2001.

    Lesske, Frank: Politik im Hollywoodfilm. In: Vogt, Ludgera; Drner, Andreas (Hg,): Unterhaltungsrepublik Deutschland. Berlin 2012

    Shaw, Tony; Youngblood, Denise J.: Cinematic Cold War. The American and Soviet Struggle for Hearts and Minds. University Press of Kansas, USA 2010.

    Stver, Bernd. Der Kalte Krieg. (4. Auflage, 2012) Mnchen 2003.

    Walker, Alexander: Stanley Kubrick: Leben und Werk, Berlin 1999

    Onlinequellen

    The Greatest Films. Dr. Strangelove or: How I Learned to Stop Worrying and Love the Bomb. A review by Tim Dirks. http://www.filmsite.org/drst.html (30.12.2013)

    Lindley, Dan (Assistant Professor at the University of Notre Dame). What I Learned Since I Stopped Worrying and Studied the Movie: A Teaching Guide to Stanley Kubricks Dr. Strangelove. http://www.nd.edu/~dlindley/handouts/strangelovenotes.html (29.12.2013)

    Rackwitz, Karl: (Mini) Biogrphy Sidney Lumet. http://www.imdb.com/name/nm0001486/bio?ref_=nm_ov_bio_sm (30.12.2013)

    Dr. Seltsam, oder wie ich lernte, die Bombe zu lieben. Informationen aus der Internet Movie Database (IMDB) http://www.imdb.com/title/tt0057012/?ref_=fn_al_tt_1 (31.12.2013)

    http://worldrec.info/2007/05/18/the-worlds-most-demanding-film-movie-director [30.12.2013]

    Stanley Kubrick im Interview mit Tim Cahill (Rolling Stone Magazine) http://www.visual-memory.co.uk/amk/doc/0077.html (31.12.2013)

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    III Filmdaten DR. STRANGELOVE OR:

    HOW I LEARNED TO STOP WORRYING AND LOVE THE BOMB

    Verleiher: Columbia/Tri-Star Home Video Urauffhrung (USA/GB): 29. Januar 1964 Lnge: 90 Minuten 53 Sekunden Regie: Stanley Kubrick Drehbuch: Stanley Kubrick, Terry Southern, Peter George Literarische Vorlage: Red Alert (Peter Bryant, 1958)

    Hauptdarsteller

    Peter Sellers: Group Captain Mandrake, Prsident Merklin Muffley, Dr. Strangelove George C. Scott: General Buck Turgidson Sterling Hayden: General Jack D. Ripper Slim Pickens: Major King Kong Keenen Wynn: Colonel Bat Guano Peter Bull: Botschafter De Sadesky

    Fail-Safe

    Verleiher: Columbia Picture Corp. Ltd Urauffhrung (USA): 7. Oktober 1954 Lnge: 112 Minuten 10 Sekunden Regie: Sidney Lumet Drehbuch: Walter Bernstein Literarische Vorlage: Fail-Safe (Eugene Burdick, Harvey Wheeler, 1962)

    Hauptdarsteller

    Dan OHerlihy: General Warren A. Blackie Black Walter Matthau: Professor Groeteschele Frank Overton: General Bogan

    Ed Binns: Colonel Jack Grady Fritz Weaver: Colonel Cascio Henry Fonda: Prsident der USA Larry Hagman: Buck

    William Hansen: Verteidigungsminister Swenson

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    IV Anhang

    Minutenprotokoll Dr. Strangelove or: How I Learned to Stop Worrying and Love the Bomb

    Zeit Handlung 0.00 Vorspann: Ereignisse nicht realittsnah

    Gerchte ber sowjetische Weltvernichtungswaffe unter den arktischen Gipfeln (Torkofinseln)

    00.01 Beginn Vorspann mit Musik: fliegende Flugzeuge 00.03 Militrbasis: Mandrake telefoniert mit General Ripper 00.04 Telefongesprch: Alarmstufe 1 von General Ripper ausgerufen, Sttzpunkt muss

    hermetisch abgeriegelt werden + Plan R in Kraft gesetzt, Beschlagnahmung aller Rundfunkgerte It looks like we re in a shooting war.

    00.05 Alarm ertnt im Militrsttzpunkt, fliegende Flugzeuge allg. Erklrung: B- 52 Bomber mit nuklearen Waffen ausgestattet

    00.06 allg. Erklrung: alle Flugzeuge knnen die UDSSR innerhalb von 2 Stunden erreichen im Flugzeug: Soldat blttert im Playboy, Kartenspiele, Soldat ruht sich aus

    00.07 Funkspruch wird empfangen an Major Kong weitergegeben

    00.08 Major Kong kann es nicht glauben und versichert sich selbst 00.09 Meldung vom Sttzpunkt besttigt

    Major Kong bereit fr den Angriff (motiviert sich selbst) 00.10 motivierende und antreibende Rede an die Soldaten von Major Kong 00.11 leicht bekleidete Frau (Sekretrin) nimmt Anruf von Colonel Puntridge fr General

    Turgidson entgegen 00.12 Sekretrin versucht General Turgidson ans Telefon zu bekommen 00.13 General Turgidson bernimmt das Gesprch

    geht ins Kriegsministerium um 3 Uhr nachts (Sekretrin will ihn davon abhalten, macht im schne Augen)

    00.14 Militrbasis: Propaganda- Rede von General Ripper an die Soldaten (jeder der Militrbasis betreten will, muss als Feind angesehen werden)

    00.15 Mandrake findet noch ein Radio (es luft gewhnliche Musik) 00.16 im Flugzeug: Verhaltensplne fr Angriff R ausgeteilt + von Major Kong vorgelesen 00.17 Instruktionen laut dem Verhaltensplan ausgefhrt: unter Anderem werden

    Empfangskanle mit einem Code versehen und sind ohne diesen Code nicht mehr funktionsfhig

    00.18 Mandrake geht mit gefundenem Radio zu General Ripper 00.19 General Ripper verschliet sein Bro

    Madrake versucht General Ripper zu erklren, dass man die Maschinen zurckrufen soll + den Plan R widerrufen sollte

    00.20 denn normale Musik im Radio kann ke