Filmpädagogisches Begleitmaterial: REISS AUS – Zwei ...

19
1

Transcript of Filmpädagogisches Begleitmaterial: REISS AUS – Zwei ...

Page 1: Filmpädagogisches Begleitmaterial: REISS AUS – Zwei ...

1

Page 2: Filmpädagogisches Begleitmaterial: REISS AUS – Zwei ...

Filmpädagogisches Begleitmaterial: REISS AUS – Zwei Menschen. Zwei Jahre. Ein Traum

Seite 2 von 19

Deutschland 2019, 120 Min. Kinostart: 14. März 2019, Abgefahren GbR

Regie Ulrich Stirnat, Lena Wendt

Produktion Ulrich Stirnat, Lena Wendt

Kamera Lena Wendt

Schnitt Sebastian Bluhm

Filmmusik Helge Dube

Ton Tobias Taskin

Sounddesign Simone Weber

Grafikdesign Philipp Möller

Drehorte Benin, Burkina Faso, Elfenbeinküste, Gambia, Ghana, Guinea, Guinea-Bissau, Liberia, Mali, Marokko, Mauretanien, Senegal, Sierra Leone, Togo

FSK: ab 0 Jahren

Pädagogische Altersempfehlung: ab 12 Jahre, ab 7. Klasse, Mittel- & Oberstufe

Themen/Stichworte: (alphabetische Reihenfolge)

Abholzung, Animismus, Beziehung, Bildung, Ebola, Eigenverantwortung, Entwicklungshilfe, Erwartungen & Realität, Familie, Gewaltenteilung, Glaube, Hilfe zur Selbsthilfe, Kirche, Kleiderspenden, Klima(-wandel), (Neo-) Kolonialismus, Korruption, Landwirtschaft, Meinungsfreiheit, Müll, Nahrungsmittel, Ökologie, Recht und Gerechtigkeit, Religion, Reisefreiheit, Repression, Selbstreflexion, Teilen, Tod, Trauer, Verantwortung, Verletzlichkeit, Werte, Weltbilder, Wirtschaftsflüchtlinge

Anknüpfungspunkte für Schulfächer: Sozialkunde/Politik, Religion/Ethik, Geschichte, Erdkunde, Gesellschaftslehre, Deutsch

Impressum

Herausgeber: Bildnachweise:

Abgefahren GbR Spitze Breite 9 37520 Osterode am Harz [email protected]

Abgefahren GbR www.reissausderfilm.de

Page 3: Filmpädagogisches Begleitmaterial: REISS AUS – Zwei ...

Filmpädagogisches Begleitmaterial: REISS AUS – Zwei Menschen. Zwei Jahre. Ein Traum

Seite 3 von 19

Inhaltsverzeichnis

Vorwort ............................................................................................................................. 4

Einleitung .......................................................................................................................... 5

1. Aufbau und Ziel dieser Begleitmaterialien ......................................................................... 5

2. Synopsis ............................................................................................................................ 5

3. Kurzbiographien ................................................................................................................ 6

4. Interview über die Entstehung des Films ........................................................................... 6

Arbeitsaufgaben ................................................................................................................ 9

1. Vor dem Film ..................................................................................................................... 9

2. Zur Filmsichtung ................................................................................................................ 9

3. Nach dem Film ................................................................................................................ 10

Themengebiete ................................................................................................................. 11

1. Filmische Inszenierung .................................................................................................... 11 1.1. Kamera ............................................................................................................................... 11 1.2. Musik & Schnitt .................................................................................................................. 12 1.3. Aufbau ................................................................................................................................ 13

2. Erwartungen und Realität ................................................................................................ 14

3. Kirche und Religion / Politik, Meinungsfreiheit ................................................................ 15

4. Kultur des Teilens ............................................................................................................ 16

5. Schulpflicht – Recht auf Bildung ...................................................................................... 17

6. Klima / Ökologie .............................................................................................................. 18

7. Wirtschaft / Ökonomie .................................................................................................... 19

Page 4: Filmpädagogisches Begleitmaterial: REISS AUS – Zwei ...

Filmpädagogisches Begleitmaterial: REISS AUS – Zwei Menschen. Zwei Jahre. Ein Traum

Seite 4 von 19

Vorwort Dieser Film hat eine besondere Geschichte: er war nie geplant. Niemand hat sich hingesetzt, ein Drehbuch geschrieben, Schauspieler engagiert, eine Filmcrew und Drehorte zusammengestellt und dann gefilmt. Es war keine Produktionsfirma beteiligt, die ein Budget zu Verfügung gestellt hat, noch hat der Film in der Postproduktion Förderungen erhalten. Vielmehr zeigt er, dass alles möglichst ist, was du dir vornimmst. Wenn du es wirklich willst und bereit bist, dich mit anderen zusammenzutun und kreativ nach Lösungen zu suchen. Deutschland, das Land in dem wir leben, macht uns all dies möglich: wir leben in Freiheit. Freiheit, Reisen zu gehen, die Wege zu beschreiten, die wir möchten. Aber welche sind das? Kennen wir uns gut genug, um unseren Weg zu gehen? Kenne ich mich gut genug, um meinen Weg zu gehen? Die beiden Filmemacher Lena Wendt und Ulrich Stirnat sind im Oktober 2014 auf die Reise gegangen, in dem Glauben, eine sechsmonatige Reise nach Südafrika anzutreten. Um sich einen persönlichen Traum zu verwirklichen, und um Alltag, Frust und Belastungen ihres bisherigen Lebens in Deutschland hinter sich zu lassen. Aus diesem Plan wurde nichts. Südafrika erreichten die beiden nie. Die Reise dauerte auch nicht ein halbes Jahr. Statt in kurzer Zeit eine Marathonfahrt hinter sich zu bringen, fingen die beiden an, sich die Dinge entwickeln zu lassen und zu sehen was passiert. Am Ende waren sie knapp zwei Jahre unterwegs durch 14 Länder Nord- und Westafrikas. Durch die veränderte Art des Reisens konnten sie Land und Leute intensiv kennenlernen – und haben eine Menge über die Länder und Menschen Westafrikas und auch über sich selbst lernen dürfen. Dass am Ende aus den vielen Abenteuern ein Film werden konnte, ist die Leistung einer kleinen Gruppe von Menschen, die den Mut hatten, einmal einen anderen Weg als den bequemen zu gehen. Das Projekt startete Ende 2017 nach einer Fotoausstellung im Harz, auf dem Lena und Ulli den Regisseur Hans-Günther Bücking kennenlernten. Er setzte ihnen den Floh ins Ohr, aus ihren Aufnahmen einen Film zu schneiden. Ohne stehende Finanzierung und Budget hat das Team Anfang 2018 die Postproduktion in Teilen mit einer Crowdfunding Kampagne vorfinanzieren können und die Arbeit an dem Herzensprojekt konnte beginnen. Nachdem erste Medien auf das Projekt aufmerksam wurden, setzte eine Welle von Berichterstattung (Spiegel Online, sternTV, Markus Lanz, …) ein, die es ermöglichte, den Film aus eigenen Mitteln fertig zu stellen und technisch so vorzubereiten, dass er Anfang 2019 im Kino Premiere feiern konnte. Es war kein einfacher Weg, aber er hat Spaß gemacht. Und alle Beteiligten haben viel lernen und dabei persönlich wachsen können, denn:

„Wenn Du etwas wirklich willst, findest Du Wege, wenn Du es nicht wirklich willst, Gründe.“

Page 5: Filmpädagogisches Begleitmaterial: REISS AUS – Zwei ...

Filmpädagogisches Begleitmaterial: REISS AUS – Zwei Menschen. Zwei Jahre. Ein Traum

Seite 5 von 19

Einleitung

1. Aufbau und Ziel dieser Begleitmaterialien Diese Begleitmaterialien geben Anregungen, wie „REISS AUS – Zwei Menschen. Zwei Jahre. Ein Traum“ im Schulunterricht eingesetzt werden kann. Auf die Wiedergabe der Rahmenhandlung und Hintergrundinformationen zur Entstehungsgeschichte des Films folgen Vorschläge für die allgemeine Vor- und Nachbereitung der Filmsichtung. Neben einer Auseinandersetzung mit inhaltlichen Themen des Films, bieten die Begleitmaterialen auch Anregungen für die Behandlung von Themen rund um die filmische Gestaltung speziell vor dem Hintergrund des besonderen Produktions- und Postproduktionsverlaufs. Wir möchten die Schüler dazu anregen außerhalb der Box zu denken, sich ihrer eigenen Stärken und Fähigkeiten bewusst zu werden und sich auch einmal etwas zu trauen. Die Begleitmaterialien verstehen sich als eine Hilfe zur Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von Unterrichtsaufgaben. Es ist daher nicht notwendig sich strikt an das Skript zu halten. Vielmehr sollen die Begleitmaterialen den Anreiz bieten, dass die Schüler sich eigene Aufgabenstellungen erarbeiten können und so eigenverantwortlich am Lernprozess und der Behandlung des Films und seiner Themen mitwirken. Die beiden Filmemacher stehen im Rahmen der Schulkinowochen ihres Bundeslands nach Absprache auch gerne für einen Diskussions- bzw. Projektbesuch zur Verfügung. Bei Interesse wenden Sie sich bitte an [email protected]

2. Synopsis Ein halbes Jahr Auszeit wollen sich Ulli und Lena nehmen und von Hamburg nach Südafrika fahren. Dort kommen sie nie an. Stattdessen rollen sie in ihrem alten Land Rover Terés und dem knapp 40 Jahre alten Dachzelt, das sie von Ullis Patentante geschenkt bekommen haben, knapp zwei Jahre durch Westafrika. Es geht um Einiges: Darum, sich selbst wieder zu finden, sich wieder zu spüren. Und nicht eher umzudrehen, bis sich an der eigenen Einstellung zum Leben etwas grundlegend verändert hat. Auf 46.000 Kilometern, mehr als einmal um die Welt, erleben die zwei tagtäglich Abenteuer. Von denen manche nur schwer zu verdauen sind. Und nicht zuletzt wird auch ihre Partnerschaft auf harte Proben gestellt. Das alles macht den Film zu einer Besonderheit, weil uns die beiden Protagonisten schonungslos und ehrlich an der Schönheit, den Herausforderungen und Schattenseiten ihrer Reise teilhaben lassen. Und weil die beiden mit entwaffnender Offenheit allem begegnen, was „fremd“ erscheint. Sie packen mit an, wenn eine Lodge gebaut wird, oder helfende Hände beim strapaziösen Fischfang gebraucht werden. Damit öffnen sie den Blick auf Menschen, die in für viele unvorstellbaren Bedingungen leben, fast beiläufig und damit umso eindringlicher. Die Reise hallt nach: Lena und Ulli engagieren sich aktiv in zahlreichen humanitären Projekten, unter anderem für den deutschen Menschenrechtsaktivisten Rüdiger Nehberg und dessen Verein Target gegen weibliche Genitalverstümmelungen (www.target-nehberg.de), sowie für Projekte

Page 6: Filmpädagogisches Begleitmaterial: REISS AUS – Zwei ...

Filmpädagogisches Begleitmaterial: REISS AUS – Zwei Menschen. Zwei Jahre. Ein Traum

Seite 6 von 19

und Menschen, denen sie auf ihrer Reise begegnet sind. Über ihre Erfahrungen und Erfolge berichten sie laufend in ihrem Blog unter www.reissausderfilm.de/blog. Nicht unbegründet „warnt“ die Zeitschrift NEON: „Wer diesen Film schaut, wird danach das dringende Bedürfnis haben, sich auf dem Heimweg in sein Auto zu setzen und sich einfach nicht mehr umzudrehen, bis er auf irgendeiner Hochebene steht und den Sonnenaufgang in einem wunderschönen Tal beobachtet.“

3. Kurzbiographien

Lena Wendt ist 1985 in Osterode am Harz geboren. Sie ist Journalistin, Fotografin und Filmemacherin. Lena studierte Journalistik in Hannover. Jede freie Minute verbringt sie in Afrika. So absolvierte sie auch ihr Praxissemester in Südafrika, wo ihr Absolventenfilm im Township Khayelitsha entstand. Neben dem Studium arbeitete sie für RTL Nord, wo sie nach erfolgreichem Bachelor Abschluss ihr Volontariat absolvierte. Von 2011 bis 2014 arbeitete sie als freie Journalistin fur den NDR in Hamburg, zuletzt an 45-minutigen Reisereportagen. Im Herbst 2014 brach sie gemeinsam mit ihrem Partner auf eine zweijährige Reise durch Westafrika auf, welche sie dokumentarisch festhielt.

Ulrich Stirnat wurde 1985 in Stade geboren. Nach der Schule studierte er Medizintechnik und arbeitete danach drei Jahre als Ingenieur in der Forschung und Entwicklung. Ende 2014 brach er nach einem Burnout Anfang des Jahres zusammen mit seiner Partnerin Lena zu einer 6- monatigen Reise nach Sudafrika auf, die etwas anders verlaufen sollte als gedacht. Aktuell lebt Ulrich in der Nähe von Hamburg und arbeitet als leitender Produzent zusammen mit Lena an ihrem gemeinsamen Filmprojekt und den sich daraus ergebenden Projekten.

4. Interview über die Entstehung des Films Wie ist die Idee entstanden, einen Kinofilm über eure Reise zu machen? Lena Wendt: „Komm, wir machen einen Kinofilm.“ – Es war eine spontane, irgendwie verrückte Idee, die uns circa ein Jahr nach Rückkehr von der Reise kam, auf dem Weg nach Hause vom Besuch einer Reisedokumentation im Open Air Kino im Sommer 2017. Im Anschluss an den Trip wollte ich eigentlich ein Buch schreiben, einen Bildband machen, eine Fotoausstellung vorbereiten – keine Spur von Filmambitionen. Direkt auf der ersten Ausstellung habe ich dann

Page 7: Filmpädagogisches Begleitmaterial: REISS AUS – Zwei ...

Filmpädagogisches Begleitmaterial: REISS AUS – Zwei Menschen. Zwei Jahre. Ein Traum

Seite 7 von 19

Hans Bücking kennengelernt. Ein Regisseur, dem meine Bilder gefallen haben und der sich begeistert einen Abend lang mit uns hingesetzt und in unser Rohmaterial reinschaut hat. „Ich lobe nicht oft, frag meine Frau“, sagte Hans immer wieder, „das ist echt toll, was ihr da habt, da müsst ihr was draus machen“. Während der Reise war schnell so unfassbar viel Material zusammengekommen, ergänzt durch noch mehr Videomaterial von Menschen mit wunderbaren Projekten, die wir kennenlernen durften und denen ich mit einem Imagefilm etwas zurückgeben wollte. Zudem haben wir von Anfang an Videotagebuch geführt, da wir für uns nachvollziehbar festhalten wollten, wie wir uns auf dieser Reise verändern. Ulli hat während der Reise sein Bestes gegeben, die Mengen an auf Festplatten gesichertem Material (ca. 4 TB) immer wieder vor dem drohenden Tod zu bewahren. Doch nie im Leben hätte ich bis dahin das Selbstbewusstsein gehabt, dass das Material zu etwas taugt. Zu viel Dreck auf der Linse, zu viel Rauschen im Ton… Zweifel über Zweifel. Doch Hans' Worte haben mir Mut gemacht, mir das nötige Selbstbewusstsein gegeben. Ulrich Stirnat: Genau, und nach diesem Kinobesuch im Juli 2017 waren wir uns sicher: Das wollen wir auch! Das wird unser nächstes Projekt, wir machen gemeinsam einen Kinofilm! 50 Prozent hatten wir schon beisammen. Lena als Fotografin und TV-Journalistin hatte ihre Kamera auf der Reise dabei und hat von Anfang an kurze, eindrückliche Filme über die verschiedenen, bereisten Länder gemacht. Kaum ausgesprochen, fühlte sich die Kino-Idee so gut an, dass wir bereits am nächsten Tag eine Handvoll Leute anriefen, die wir uns für unser Filmproduktionsteam gewünscht haben. Zu unserem großen Erstaunen sagten direkt alle ohne zu zögern Ja. In nicht mal einem Tag hatten wir unser Kernteam zusammen. Bestehend aus Sebastian Bluhm, Lenas Lieblingscutter aus vergangenen TV-Zeiten, mit dem sie bereits diverse Langformate geschnitten hat, Helge Dube, Musikproduzent aus Hamburg, den wir über eine Reise-Freundin aus dem Senegal kennengelernt haben und Philip Möller, ein Freund und von Beruf Grafiker. Im Laufe des Projekts ist das Team weiter gewachsen. Dazu kamen Simone Weber, Sounddesignerin und Freundin, sowie Tobias Taskin, Tonmeister, Nachbar und mittlerweile enger Freund. Unser Leitmotiv für dieses Projekt und quasi Mitmachkriterium: Liebe fürs Thema und Spaß bei der Umsetzung. Was war die größte Herausforderung bei diesem Projekt? Lena Wendt: Nachdem wir bereits allen erzählt haben, dass wir einen Film über unsere Reise machen, sind wir fast aus allen Wolken gefallen, als wir gemerkt haben, was „Film- Machen“ kostet. Selbst dann, wenn das gesamte Team in der Spanne von gar nichts bis hin zur Mietkostendeckung für den Film arbeitet. Und gute Freunde uns während der Produktionszeit bei sich einziehen ließen. Statt zu kneifen, haben wir also in die Kreativkiste gegriffen und eine Crowdfunding-Kampagne ins Leben gerufen. Genauso wie wir es auf der Reise getan haben, wollten wir es auch jetzt tun: Tauschen. Geld für die Postproduktion gegen Vorträge, Poster und Co. Und Tatsache, mit Hilfe der Crowd, Familien und Freunde haben wir es geschafft. Nach einem wunderbaren Dreivierteljahr kreativer nonstop Arbeit ist es geschafft, der Film ist fertig! Was soll der Film dem Zuschauer mit auf den Weg geben – gibt es eine Botschaft? Lena Wendt: Ich wollte bereits von unterwegs den Daheimgebliebenen mit Hilfe von kurzen Filmen auf unserem Blog die Angst vor dem Fremden nehmen. Ihnen ein Gefühl von den 14 Ländern, wie der Elfenbeinküste, Mali oder Burkina Faso vermitteln, durch die wir gereist sind. Oft ist es doch so, dass wir durch die Medien hier ein Bild im Kopf haben, wie es dort sein muss. Meist ist es kein schönes Bild, sondern ein von Angst, Mitleid und schlechtem Gewissen geprägtes. Und erst, wenn wir selbst in diese Länder fahren und feststellen, dass da ganz normale Menschen leben, mit einem ganz normalen Alltag und genau den gleichen Bedürfnissen, die wir selbst

Page 8: Filmpädagogisches Begleitmaterial: REISS AUS – Zwei ...

Filmpädagogisches Begleitmaterial: REISS AUS – Zwei Menschen. Zwei Jahre. Ein Traum

Seite 8 von 19

haben, löst dieses Bild sich auf. Dieser Film ist für die, die gerne reisen, für die, die nicht reisen können, für die, die bereits in den Startlöchern stehen und für die, die von ihren „Abers“ noch zurückgehalten werden. Ulrich Stirnat: Dieser Film ist ein echtes Herzensprojekt. Ein Film, der den Zuschauer mit auf unsere Reise durch Westafrika nimmt: authentisch, wunderschön, doch ungeschönt. Er erzählt unsere Geschichte: von Träumen, von Mut und Menschlichkeit, vom Leben. Eine Geschichte, die Grenzen überwindet und somit die Wahrnehmung von den Menschen der 14 Länder, die wir durchfahren haben, verändert. Wir möchten mit dem Film Danke sagen für die lebensverändernden Erfahrungen, die wir auf der Reise machen durften. Und jedem Mut machen, der einen Traum hat, aber mit sich hadert, auszubrechen aus dem Alltag und den eigenen Status Quo in Frage zu stellen.

Page 9: Filmpädagogisches Begleitmaterial: REISS AUS – Zwei ...

Filmpädagogisches Begleitmaterial: REISS AUS – Zwei Menschen. Zwei Jahre. Ein Traum

Seite 9 von 19

Arbeitsaufgaben Folgende Aufgaben sind – auch fächerübergreifend – für die Vorbereitung, zur Sichtung und zur Nachbereitung des Films im Unterricht gedacht. Sie können als Einzel- oder Gruppenaufgaben erarbeitet werden und sollten danach gemeinsam diskutiert werden. Durch die Auseinandersetzung mit den Aufgaben, den Filmbesuch und die Nachbereitung verschiedener Themengebiete sollen die Kernkompetenzen der Schüler gestärkt werden. Das Erarbeiten von Aufgaben in Bereichen des täglichen Lebens soll ihr Wissen um ihre eigenen Fähigkeiten und Stärken und vor allem ihre Eigenverantwortung stärken. Die Aufgaben zur Filmsichtung können ins Kino mitgegeben werden. Es geht darum, möglichst spontan die persönlichen Eindrücke wiederzugeben.

1. Vor dem Film

a) Betrachten Sie gemeinsam das Plakat zum Film REISS AUS. Notieren Sie spontan Ihre Erwartungen an den Film. Was ist Ihr erster Eindruck, um was es geht? Sehen Sie sich danach den Trailer an. Hat sich an Ihren Erwartungen etwas geändert?

b) Recherchieren Sie andere Reisedokumentationen und sehen Sie sich die Trailer an. Worin bestehen die Unterschiede? Was sind die Gemeinsamkeiten? Welche Gefühle werden bei Ihnen geweckt?

c) Markieren Sie die Länder in denen die Filmaufnahmen entstanden sind auf einer Karte. Schätzungsweise wie groß ist der Anteil der bereisten Länder in Bezug auf den Kontinent Afrika?

2. Zur Filmsichtung

a) Behalten Sie den Titel und Untertitel des Films in Erinnerung „REISS AUS – Zwei Menschen. Zwei Jahre. Ein Traum“. Welche Assoziation hat der Gesamttitel bei Ihnen geweckt? Bestätigt sich diese Assoziation beim Anschauen des Films? Wieso haben die Regisseure den Titel so gewählt?

b) Welchem Genre würden Sie den Film zuordnen? Ist der Film für Sie rein dokumentarisch? Was unterscheidet ihn ggf. von einer klassischen Dokumentation?

c) Welche Emotionen der Personen im Film erleben Sie mit?

d) Was hat Sie am meisten im Film überrascht?

e) Welche gezeigte Situation geht Ihnen besonders nahe?

f) Welche Rolle haben die beiden Protagonisten im Film?

g) Notieren Sie sich die Namen der im Film interviewten Menschen und ihre Standpunkte zu

den jeweiligen Themen in kurzen Stichworten.

Page 10: Filmpädagogisches Begleitmaterial: REISS AUS – Zwei ...

Filmpädagogisches Begleitmaterial: REISS AUS – Zwei Menschen. Zwei Jahre. Ein Traum

Seite 10 von 19

h) Welche Gemeinsamkeiten haben die interviewten Personen bzw. was unterscheidet sie voneinander?

i) Welche Themen werden im Film kritisch angesprochen? Was wird kritisiert?

j) Achten Sie auf die einzelnen Stilmittel des filmischen Erzählens: Schnitt, Musik, Kameraführung, Sprache, …

3. Nach dem Film

a) Beschreiben Sie spontan das Gefühl, das Sie beim Verlassen des Kinosaals hatten. Was hat der Film bei Ihnen ausgelöst?

b) Welche Person aus dem Film ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben? Warum?

c) Welche Szene ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben? Beschreiben Sie, warum gerade diese Szene für Sie heraussticht. Begründen Sie Ihre Wahl.

d) Stellen Sie sich vor, die beiden Filmemacher und Protagonisten sind vor Ort. Welche

Fragen haben Sie an die beiden? Stellen Sie Ihre TOP 3 auf.

e) Hat der Film Sie zum Nachdenken angeregt? Wenn ja, worüber denken Sie nach?

Page 11: Filmpädagogisches Begleitmaterial: REISS AUS – Zwei ...

Filmpädagogisches Begleitmaterial: REISS AUS – Zwei Menschen. Zwei Jahre. Ein Traum

Seite 11 von 19

Themengebiete

1. Filmische Inszenierung

Bild 1 Rinderherde in der mauretanischen Steppe

1.1. Kamera Ohne Kameraarbeit gibt es keinen Film. Die Aufnahmen in diesem Film sind als privates Material entstanden. Ohne beim Filmen im Hinterkopf zu haben, dass einmal ein abendfüllender Film aus den Aufnahmen werden könnte. Viele der Kameraeinstellungen enstanden, um kleine „Gefühlsvideos“ einzelner Länder für ein Internetblog, sowie Imagefilme für Projekte wie das von Mame Sy und Menschen auf der Reise und persönliche Videoaufnahmen für ein Tagebuch zu machen. Diskutieren Sie mit ihren SchülerInnen den Stil und die Stimmung des Films.

a) Welchen Eindruck haben die Bilder auf Sie gemacht? Welche Aufnahmen sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

b) Inwiefern unterscheidet sich dieser Film optisch von einer Dokumentar-Großproduktion?

c) Inwiefern unterscheidet sich dieser Film optisch von einem Spielfilm?

d) Haben Sie Bilder bzw. Szenen gesehen, die Sie schon kennen? War etwas Neues dabei? Wenn ja, was?

e) Wieviele Kameras wurden Ihrer Meinung nach verwendet?

Page 12: Filmpädagogisches Begleitmaterial: REISS AUS – Zwei ...

Filmpädagogisches Begleitmaterial: REISS AUS – Zwei Menschen. Zwei Jahre. Ein Traum

Seite 12 von 19

1.2. Musik & Schnitt

Bild 2 Robert und Simon aus Ghana beim Trommeln am Strand

Allgemeine Informationen zur Filmmusik Die in REISS AUS eingesetzte Filmmusik wurde eigens für den Film komponiert. Sie beeinflusst zu einem großen Teil das Erleben des Films und ist oft der erste Hinweis auf dynamische Settings innerhalb der Geschichte bzw. einzelner Abschnitte (Bsp.: „Hexenjagd“ Sierra Leone eingeleitet mit dumpfem Dröhnen). Sie kann und soll Stimmungen verstärken, in eine bestimmte Richtung lenken oder auch bewusst im krassen Gegensatz zu gezeigten Bildern stehen. Einzelne Szenen beinhalten desweiteren sogenannte Realmusik. Das ist Musik, die im Rahmen der Handlung durch die Personen im Film wahrgenommen wird, da sie vor Ort zu hören ist. Sie wirkt durch das Miterleben der Musik durch Personen im Bild authentischer als fremd eingespielte Musik. Diskutieren Sie mit Ihrer Klasse, wie die Musik auf die SchülerInnen gewirkt hat.

f) Beschreiben Sie die Art der Musik. Was fanden Sie an der Musik besonders? Welche Art von Musik kommt im Film vor? Wie ist das Verhältnis aus Realmusik und eingespielter Musik?

g) Gab es viel oder kaum Musik? Was meinen Sie, warum dieser Weg gewählt wurde?

h) Was für eine Stimmung hat die Musik bzw. haben die Geräusche bei Ihnen erzeugt? Welche mit Musik/Geräuschen hinterlegten Szenen sind Ihnen im Gedächtnis geblieben?

i) Welche Besonderheiten sind Ihnen beim Filmschnitt aufgefallen? Sind Ihnen Bildabfolgen

besonders im Gedächtnis geblieben? Wenn ja, warum?

Page 13: Filmpädagogisches Begleitmaterial: REISS AUS – Zwei ...

Filmpädagogisches Begleitmaterial: REISS AUS – Zwei Menschen. Zwei Jahre. Ein Traum

Seite 13 von 19

j) An manchen Stellen werden Tieraufnahmen genutzt, um Situationen und Gefühlszustände zu verdeutlichen. Wie wird dieser Effekt erreicht? Nennen Sie Beispiele.

k) Die Endsequenz der Films wird durch eine Abfolge schneller Schnitte und kurzer

Sequenzen gebildet. Welcher Effekt wird dadurch, besonders in Bezug auf das offene Ende, erzeugt?

1.3. Aufbau

a) Beschreiben Sie den spannungstechnischen Aufbau des Films. Geben Sie Ihren gefühlten Spannungsbogen wieder.

b) Wie haben Sie das Ende des Films wahrgenommen? Warum wurde das Ende Ihrer Meinung nach so gewählt? Würden Sie ein anderes Ende wählen? Begründen Sie Ihre Antwort.

c) Der Film hat eine Laufzeit von 120 Minuten. Haben Sie ihn „lang“ wahrgenommen? Woran

könnte das liegen?

d) Stellen Sie sich vor, Sie wollen auf Reisen gehen und planen einen Film daraus zu machen. Woran denken Sie im Voraus? Was planen Sie an Inhalten? Welche Besonderheiten gewinnen/verlieren Sie durch die Planung im Voraus?

Page 14: Filmpädagogisches Begleitmaterial: REISS AUS – Zwei ...

Filmpädagogisches Begleitmaterial: REISS AUS – Zwei Menschen. Zwei Jahre. Ein Traum

Seite 14 von 19

2. Erwartungen und Realität

Bild 3 Toureg Jamal, Lena und Ulli scherzen auf ihrer Odyssee heraus aus der überschwemmten Wüste

REISS AUS ist ein Dokumentarfilm mit erzählerischem Charakter über eine Reise durch 14 Länder abseits des deutschen Alltags. Dabei schildert er sehr intensiv die persönlichen Erlebnisse der beiden Protagonisten: Wie sie Situationen erleben und was es in ihnen auslöst. Im Film weicht die romantische Vorstellung einer gemeinsamen Weltreise, dem gemeinsamen Erleben und Teilen wunderschöner Dinge, unter anderem der Erkenntnis der beiden Protagonisten, dass eine Langzeitreise kein Urlaub ist (und fernab von „Instagram-Eindrücken“).

a) Stellen Sie vor dem Kinobesuch eine Liste Ihrer Erwartungen auf. Schauen Sie dafür den Trailer und beziehen Sie gegebenenfalls andere Reisefilme/Dokumentationen, die Sie schon kennen, in Ihre Überlegungen ein.

b) Inwiefern haben sich Ihre Erwartungen bestätigt oder nicht bestätigt? Was erzeugt das bei Ihnen für ein Gefühl? Kennen Sie solche Situationen aus Ihrem Alltag?

c) Benennen Sie Situationen, in der Ihre Erwartungen an ein Ereignis nicht erfüllt wurden. Wie sind Sie damit umgegangen? Hat sich Ihr Verhalten dadurch im Nachhinein verändert?

d) Wie gehen die beiden Protagonisten mit schwierigen Situationen um? Haben Sie den Eindruck, dass sie sie gemeinsam meistern?

e) In welcher im Film vorkommenden Person können Sie sich selbst am ehesten wiedererkennen? Begründen Sie ihre Wahl. Verändert sich Ihre Meinung im Laufe des Films?

f) Was haben die Protagonisten im Laufe des Films/im Laufe der Reise Ihrer Meinung nach gelernt? Können Sie für sich selbst etwas mitnehmen?

Page 15: Filmpädagogisches Begleitmaterial: REISS AUS – Zwei ...

Filmpädagogisches Begleitmaterial: REISS AUS – Zwei Menschen. Zwei Jahre. Ein Traum

Seite 15 von 19

3. Kirche und Religion / Politik, Meinungsfreiheit Erarbeiten Sie gemeinsam oder in Kleingruppen:

a) Haben Glaube und Religion dieselbe Bedeutung? Definieren Sie die beiden Begriffe und erörtern Sie Unterschiede zwischen ihnen. (Stichworte: persönlich Bedeutung, vorgegeben durch Gesellschaft, Gemeinsamkeiten, … )

b) Inwiefern ist „blinder Glaube“ gefährlich? c) Wie passen Verantwortung, Eigenverantwortung, Religion und Glaube zusammen? d) Welche Rolle hatte Religion bzw. die Kirche in der Vergangenheit in Europa? e) Wie sind Religion, Kirche, Glaubensgemeinschaften etc. heutzutage in Deutschland

organisiert? Warum sind sie so organisiert? (Gewaltenteilung, sakulärer Staat) f) Welche andere Organisationsformen von Kirche und Staat kennen Sie? g) Gedankenexperiment: Ab heute sind Sie Oberhaupt Ihres eigenen Staates. Welche

Organisationsform von Religion und Staat würden Sie wählen und warum? h) In Mauretanien lernen die beiden Filmemacher Ziza kennen. Ein Musiker, der aufgrund

seiner politischen und kritischen Texte mittlerweile in Belgien im Exil lebt. Sind Texte wie seine in Deutschland denkbar und erlaubt? Wenn ja, warum?

i) Haben Sie persönlich schon einmal eine Einschränkung Ihrer Meinungsfreiheit erlebt? j) Können Sie begründete Einschränkungen der Meinungsfreiheit hierzulande nennen? k) Kennen Sie jemanden, der politisch verfolgt wird? Wenn ja, wo und warum? l) Können Sie sich vorstellen Ihre Heimat und Familie zu verlassen, um Ihre Meinung frei

äußern zu können, oder würden Sie lieber schweigen und bleiben? Begründen sie ihre Antwort.

Bild 4 : Basilika Notre-Dame-de-la_Paix in Yamoussoukro, der Hauptstadt der Elfenbeinküste. Die Basilika ist eines der höchsten Kirchengebäude der Welt und hat angeblich etwa 200 Millionen Euro im Bau gekostet.

Page 16: Filmpädagogisches Begleitmaterial: REISS AUS – Zwei ...

Filmpädagogisches Begleitmaterial: REISS AUS – Zwei Menschen. Zwei Jahre. Ein Traum

Seite 16 von 19

4. Kultur des Teilens

Bild 5 Strandverkäuferinnen im Senegal laden Lena und Ulli zum gemeinsamen Kochen und Essen ein

In REISS AUS zieht sich durch den gesamten Film und damit die gesamte Reise die Kultur des Teilens. Lena und Ulli werden häufig von fremden Menschen eingeladen: zum Essen, zum Übernachten, zum Teilnehmen an ihrem Alltag.

a) Nach einer Einladung zum Tee in Mauretanien refklektiert Lena im Film „Niemals wäre ich in Deutschland je auf die Idee gekommen, jemand völlig Fremdes einfach auf einen Tee einzuladen. Jetzt frage ich mich: Warum eigentlich nicht?“ Kommen Sie hin und wieder auf die Idee, jemand Fremdes auf einen Tee oder ähnliches einzuladen? Wenn nein, warum nicht?

b) Benennen Sie Unterschiede im täglichen Leben und sozialen Interaktionen auf persönlicher und gesellschaftlicher Ebene zwischen den im Film vorkommenden Ländern und Deutschland.

c) Beschreiben Sie das gesamtgesellschaftliche Verhalten in wenigen Adjektiven. Können Sie den genannten Begriffen eine Farbe zuordnen? Begründen Sie ihre Wahl.

d) Warum gibt es Ihrer Meinung nach Unterschiede im gesellschaftlichen Sozialverhalten zwischen den westafrikanischen Ländern und Deutschland?

e) Gibt es innerhalb Europas für Sie wahrnehmbare Unterschiede in der gesellschaftlichen Mentalität? Wie würden Sie den/die typische(n) Deutsche(n) charakterisieren?

f) Was sind Ihrer Meinung nach Gründe dafür, dass die Menschen in „ärmeren“ Ländern das Teilen als selbstverständlich ansehen und wie im Senegal die Gastfreundschaft sogar als Nationalgut betrachten?

g) Würden Sie sich selbst eher als egoistisch oder altruistisch bezeichnen? Sind Sie zufrieden damit? Welche konkreten Möglichkeiten haben Sie, etwas zu ändern?

Page 17: Filmpädagogisches Begleitmaterial: REISS AUS – Zwei ...

Filmpädagogisches Begleitmaterial: REISS AUS – Zwei Menschen. Zwei Jahre. Ein Traum

Seite 17 von 19

5. Schulpflicht – Recht auf Bildung

Bild 6 Mame Sys Nachhilfeschule "La Porte de l'Espoir" in Atar mit ca. 37 Schülern 2014 während des Besuchs von Lena und Ulli. Ende 2019 sind es knapp 120 Schüler, die dort Nachhilfe bekommen und Ausbildungsplätze bekommen.

In Mauretanien lernen Lena und Ulli die Nachhilfeschule von Mame Sy kennen. Einer Frau aus Atar, das mitten in der Sahara liegt, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die ärmsten Kinder aus ihrer Stadt zu unterstützen. Viele Männer verlassen ihre Frauen und Familien, um eine neue Familie, häufig mit einer jüngeren Frau, zu gründen. Die Verlassenen stehen oftmals sofort mittellos da, weil der Mann typischerweise für das Einkommen sorgt. In ihrer Schule unterstützt Mame Sy die Kinder mit förderndem Unterricht, so dass sie weiterführende Schulen besuchen können und einer Mahlzeit am Tag – oft die einzige für die Kinder.

a) Das Recht auf Bildung ist eine von den Vereinten Nationen erklärtes Menschenrecht. Was soll damit bezweckt werden?

b) In Deutschland wird das Recht auf Bildung durch die Schulpflicht durchgesetzt. Diskutieren Sie Sinn und Zweck der Schulpflicht.

c) Im Film lernen wir Toutou, ein Mädchen aus Mame Sys Nachhilfeschule, kennen. Für sie bedeutet es sehr viel, in diese Schule gehen zu können. Oftmals lernen wir die Wertschätzung für etwas erst kennen, wenn wir es nicht mehr haben, es nicht mehr selbstverständlich ist. Was würde der Wegfall von Bildung für Ihr eigenes Leben bedeuten?

d) Welche in der Schule gelernten Dinge haben Sie schon einmal im Alltag gebraucht? Denken Sie dabei auch abstrakt an Dinge, die Sie „nebenbei“ gelernt haben, nicht nur an konkrete Unterrichtsinhalte.

e) Was macht für Sie guten Unterricht aus? Wie können Sie selbst zu gutem Unterricht beitragen?

Page 18: Filmpädagogisches Begleitmaterial: REISS AUS – Zwei ...

Filmpädagogisches Begleitmaterial: REISS AUS – Zwei Menschen. Zwei Jahre. Ein Traum

Seite 18 von 19

6. Klima / Ökologie

Bild 7: Pfütze auf Hauptstraße nach Regenfällen in der Regenzeit (Sierra Leone, links); angespülter Plastikmüll am Strand nach einem Unwetter (Marokko, rechts)

Während der Reise kommen die beiden Filmemacher an verschiedenen Stellen mit den Themen Klima, Klimawandel, Ökologie und Müll in Berührung. Schon in Marokko finden sie nach einem Unwetter den Strand voller Müll vor. Tiere fressen aus dem Müll und sogar den Abfall selbst. Vielerorts herrscht ein anderes Bewusstsein, was dieses Thema angeht. Im späteren Verlauf des Films lernen wir verschiedene Klimazonen und ihren Einfluss auf den Alltag der Menschen kennen.

a) Welche Szenen aus dem Film bezogen auf die Themen Ökologie und Müll sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben? Welches Gefühl haben sie bei Ihnen ausgelöst? Haben Sie solche Szenen schon einmal selbst gesehen?

b) „Wenn du so aufwächst, siehst du den Müll nicht“ – diskutieren Sie dieses Zitat. Macht die persönliche Realität und Gewohnheit Dinge zur Normalität?

c) Welche Ansätze sehen Sie, Verschmutzung durch Müll zu bekämpfen? (Stichworte: Bildung, Verbote, Zoll, positive Bestärkung)

d) Welche Exportprodukte der Elfenbeinküste kennen Sie? e) Erstellen Sie eine Liste von Gegenständen des täglichen Gebrauchs, in denen Palmöl

Verwendung findet. Welche Bezeichnungen hat Palmöl auf Verpackungen? f) Wieviel Prozent der Fläche der Elfenbeinküste sind noch vom natürlich (Ur-)Regenwald

bedeckt? (Für eine rein optische Recherche nutzen Sie Satellitenbilder) g) Wie stellen Sie sich den Alltag eines Rollstuhlfahrers in der Elfenbeinküste während der

Regenzeit vor? Mit welchen Herausforderungen hat er/sie umzugehen? h) Starke Stürme und Überschwemmungen sind in den tropischen Regionen Westafrikas

ein jährlich wiederkehrendes Phänomen. Erläutern Sie den Einfluss des Klimawandels auf die verschiedenen Regionen und geben Sie mögliche Prognosen für die mittelfristige Zukunft ab.

i) Stichwort Konsum: Werden Sie gewisse Produkte nicht mehr konsumieren oder kaufen, weil Sie jetzt wissen, dass ihre Produktion umweltschädigend ist und/oder schlechte Bedingungen für die ArbeiterInnen bedingt? Bitte begründen Sie ihre Antwort.

Page 19: Filmpädagogisches Begleitmaterial: REISS AUS – Zwei ...

Filmpädagogisches Begleitmaterial: REISS AUS – Zwei Menschen. Zwei Jahre. Ein Traum

Seite 19 von 19

7. Wirtschaft / Ökonomie

Bild 8 Verarbeitung von Holzabfällen zu Kohle vor den Städten (Elfenbeinküste)

Eng verzahnt mit den Themen Klima und Ökologie sind auch die Themen Wirtschaft und Ökonomie. Lena und Ulli lernen auf der Reise in jedem Land Menschen kennen, die mit schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen umgehen müssen.

a) Im Senegal fischt Dominique jeden Tag mit der Hand und einem Netz. Vor der Küste fahren europäische Fischtrawler mit Schleppnetzen. Welche Auswirkungen kann dies langfristig auf Menschen wie Dominique und ihre Perspektive haben?

b) Durch die EU subventionierte Agrarprodukte (z.B. Tomaten aus Spanien und Italien) entsprechen nicht immer den von der EU vorgeschriebenen Normen (z.B. Güteklassen, Anforderungen an Farbe, Form, etc.) und werden dann häufig günstig an afrikanische Länder verkauft. Welchen Einfluss hat das auf die dortige Wirtschaft und was können die langfristigen Folgen für die Menschen vor Ort sein?

c) Im Film werden in der Elfenbeinküste Weber vorgestellt, die Schwierigkeiten haben ihre Waren zu verkaufen? Woran liegt das?

d) Welche Folgen kann ein gedankenloses „Helfen wollen“ haben? e) Entwicklungshilfe ist ein sehr kontrovers diskutiertes Thema. Stellen Sie Vor- und

Nachteile von Entwicklungshilfe gegenüber. f) Gibt es Beispiele für afrikanische Länder, die aus eigenem Antrieb heraus

Entwicklungshilfe ablehnen? Welche Gründe hat das? Wie stehen diese Länder wirtschaftlich da?

g) Welche Verantwortung haben wir als Gesellschaft und jeder einzelne von uns allein, anderen Personen und Gesellschaften um den Globus gegenüber? Wie können wir dieser Verantwortung gerecht werden?

h) Wie stehen Sie zum Thema Augenhöhe? Wie lässt sich Augenhöhe auf wirtschaftlicher Ebene herstellen?