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Solidarische Ökonomie erfolgreich lernen Themen, Thesen, Tools 1

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Solidarische Ökonomie erfolgreich

lernen Themen, Thesen, Tools

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KIFASFaire Gemeinde p.3Gemeinwohl-Ökonomie p.4Alternative Finanzierungsformen p.4Genossenschaften in Deutschland p.5 Ein kleiner Frühling der Hoffnung p.6Kooperatives Wirtschaften p.6Kurzinfo Geweinwohl-ökonomie-Bericht p.7Solidarische Ökonomie Definition p.8Senioren-genossenschaft Riedlingen / Deutschland p.9Nachbarn für Nachbarn p.10Organisierte Nachbarschaftshilfen p.11Solidarische Ökonomie – selbst aktiv werden p.12Charme und Chancen Solidarischer Ökonomie als Antwort auf die Wirtschaftskrise p.13Spielerisch Ökonomie verstehen lernen p.14Beispiel für ein Planspiel: die Weltreise einer Jeans p.15

KWBAktion ‘Führerschein’ p.18Kwb and clean clothes p.19Repair Café p.21Velo Project p.22Rabatte und gemeinsam kaufen p.24

MSKARadio Proglas p.26TV noe p.27

OEWInterview p.29Kreiskultur p.32Genossenschaftswesen in Südtirol: zwischen Tradition und Modernität p.41Solidarische Ökonomie - Südtirol p. 45

SPESFoodcoop am Beispiel des Vereins GüterWeGe in Kirchdorf p.46Gemeinwohl-ökonomie p.47The Art of Hosting p.48

KAPCrowdfunding p. 49Genossenschaftswesen p.59

INDEX

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KIFASFaire Gemeinde

Die Idee: eine Aktion nach einem 5-Punkte-PlanFaire Gemeinde ist ein niedrigschwelliges Projekt zur Verbesserung des ökologischen und solidarischen Bewusstseins. Es richtet sich an Organisationen, die ein konkretes Projekt in diesem Sinne starten wollen. Solche Organisationen können beispielsweise sein: Kirchengemeinden, Bildungshäuser, Vereine und Verbände. Aber auch jede Organisation, die die folgenden fünf Punkte erfüllen will, ist eingeladen, das Projekt zu realisieren.

Dies geschieht nach folgendem Plan:

• Zu Beginn steht ein offizieller Beschluss zur Teilnahme am Projekt: Die Gemeinde, Einrichtung, Institution, Gruppierung oder der Verband beschließt offiziell, am Projekt Faire Gemeinde teilzunehmen.• Einführung Fairen Kaffees oder Kakaos als beispielhaftes Fairtrade-Produkt: In der Gemeinde, Einrichtung, Institution, Gruppierung bzw. im Verband wird generell fairer Kaffee oder Kakao als beispielhaftes Produkt ausgeschenkt und angeboten. • Die Durchführung von Verbesserungsprojekten in den Bereichen Energie und Mobilität, Finanzen, Materialbeschaffung, Lebensmittel. Es werden mindestens zwei Verbesserungsprojekte aus den vier Wahlbereichen „Lebensmittel“, „Materialbeschaffung“, „Energie und Mobilität“ und „Finanzen“ durchgeführt.• Die Durchführung von öffentlichkeitswirksamen Aktionen: Es wird mindestens eine öffentlichkeitswirksame Aktion zum Thema Nachhaltigkeit und/oder internationale Gerechtigkeit durchgeführt.• Öffentlichkeitsarbeit: Die Gemeinde, Einrichtung, Institution, Gruppierung oder der Verband berichtet über ihre Aktivitäten auf dem Weg zur „Fairen Gemeinde“ in den internen und externen Medien.

Gesellschaftspolitischer HintergrundIm Hintergrund steht folgende Überlegung:Unser Konsumverhalten hat weltweite Auswirkungen auf Mensch und Umwelt – und somit ist jede einzelne unserer Kaufentscheidungen eine Entscheidung für oder gegen sozial und ökologisch vertretbare Herstellungsbedingungen.

Das gilt nicht nur für jede und jeden, sondern auch für Organisationen: Vom Büromaterial über den Strombezug und Elektrogeräte bis hin zu Lebensmitteln und Blumenschmuck werden täglich Kaufentscheidungen getroffen.

KontaktadresseDas Projekt wird im Erzbistum Paderborn, einer regionale Struktur der Katholischen Kirche in Deutschland durchgeführt. Hier ein Link zur Aktion:www.faire-gemeinde.de/faire-gemeinde/Dort sind verschiedene Kontaktadressen angegeben.

Chancen und Bedingungen des TransfersDas Projekt lässt sich ohne weiteres auf andere Länder und auf andere Strukturen übertragen, wenn folgende Bedingungen gegeben sind:

• Eine größere Organisation oder ein Verbund (Netzwerk) von mehreren Organisationen mit Untergliederungen (Gruppen)• Klare und überprüfbare Kriterien für das ökologische Gütesiegel• Bewertung durch eine Fachjury• Verleihung des Gütesiegels in angemessener Form ->Public Relation• Günstig ist, wenn eine prominente Person als Schirmherr fungiert

Ein niedrigschwelliges Projekt zur Verbesserung des ökologischen und solidarischen Bewusstseins

kifas gemeinnützige GmbHHofgartenstr. 2, 93449 Waldmuenchen, DE - GERMANY

www.kifas.org / [email protected]

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KIFAS

Gemeinwohlökonomie ist eine Konzeption wirtschaftlichen Handelns, die Gemeinwohlorientierung und Kooperation als zentrale ökonomische Prinzipien definiert.

Unternehmen, die nach diesen Werten handeln, sollen durch ein Anreizsystem belohnt werden. Wer nachweislich zu Vollbeschäftigung, Gerechtigkeit, Partizipation und Umweltschutz beträgt, soll belohnt werden. Solche Unternehmen sollen weniger Steuern, Zölle und Zinsen auf Kredite bezahlen. Nachgewiesen soll diese Orientierung durch eine

sogenannte „Gemeinwohlbilanz“. Anhand eines Kriterienrasters wird damit die Gemeinwohlorientierung eines Unternehmens in all seinen Strukturen und Prozessen untersucht und bewertet. Dabei wird überprüft, inwieweit in den Kategorien LieferantInnen, GeldgeberInnen, KundInnen, Produkte, Dienstleistungen, Mitunternehmen und Gesellschaftliches Umfeld die Werte Menschenwürde, Solidarität, soziale Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit und demokratische Mitbestimmung & Transparenz nachweislich realisiert werden. Der

erreichte Realisierungsgrad ist die Basis für die zu bekommende Gratifikation bei den Abgaben.

Der Charme dieser Konzeption ist, dass ein erwünschtes, nämlich solidarisches Wirtschaften belohnt. wird.

Die Gemeinwohlökonomie ist derzeit als Konzeption vorhanden. Nicht mehr und nicht weniger. Sie ist (noch) keine wirtschaftspolitische Strategie und schon gar nicht die wirtschaftsjuristische Praxis. Aber immerhin haben über 1.000 Unternehmen bereits für sich eine Gemeinwohlbilanz erstellen lassen.

Das Konzept der Gemeinwohlökonomie wurde wesentlich von Christian Felber, Publizist und Gründungsmitglied von ATTAC Österreich entwickelt.

Gemeinwohl-ökonomie

Alternative FinanzierungsformenGeld regiert die Welt. Eine ebenso banale wie richtige Aussage. Geld ist das zentrale Instrument, um ökonomische Prozesse zu steuern und um politische Ziele zu erreichen. Im Guten wie im Schlechten. Geld wird in sinnvolle wie in ethisch nicht akzeptable Produkte investiert. Geld dient der Korruption wie der Daseinsvorsorge für die Bevölkerung.

Wer Geld besitzt, hat Macht, ökonomische und politische Macht. Was wäre, wenn es nur für sinnvolle Investitionen ausgegeben wird? Es wäre Vieles besser, substantiell. Ein Traum, gewiss. Aber im Kleinen bereits Realität. Es gibt Menschen, die ihre Ersparnisse in ethisch sinnvolle Projekte investieren, zum Beispiel in ökologische Projekte.

Zwei konkrete und praktikable Beispiele werden präsentiert.

Crowdfunding funktioniert nach dem afrikanischen Sprichwort: Wenn viele kleine Leute an vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, können sie das Gesicht der Welt verändern. Viele Menschen investieren kleinere Geldbeträge in ein ethisch sinnvolles Projekt und leisten damit einen Beitrag zur Verbesserung der Welt.

MehrWertGeld ist ein Projekt zur Finanzierung von Regionalaktivitäten.

Ihnen gemeinsam ist: Geld ist ein Steuerungsinstrument zur wirkungsvollen Umsetzung von Projekten Solidarischer Ökonomie, in denen Mensch und Umwelt im Mittelpunkt stehen.

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Genossenschaften in Deutschland sind „in“. Wir erleben in den letzten Jahren eine kleine, aber markante Gründungswelle, und das in unterschiedlichen Bereichen: Energie, Bildung, Medien, Wohnen, Konsum, regionale Vermarktung, Kultur. Dazu einige Beispiele: In kleineren Orten im ländlichen Raum gründen aktive BürgerInnen sogenannte Dorfläden, eine multifunktionale Einrichtung bestehend aus einem Laden mit Gütern für den täglichen Gebrauch und einem Treffpunkt für alle Generationen und Gruppen. Menschen, die gemeinschaftlich zusammen leben wollen, bilden Genossenschaften der Wohnraumversorgung. Unternehmen und selbständig Tätige schließen sich zusammen, zum Beispiel zu Gemeinschaftspraxen im Gesundheitsbereich.

Begünstigt wird diese neue Gründungswelle durch die Novellierung des Genossenschaftsgesetzes im Jahre 2006. Die Hürden für eine Gründung wurden erheblich gesenkt. Zukünftig reichen drei Gründungsmitglieder statt bislang sieben aus. Der Förderzweck wird ausgedehnt. Auch kulturelle und soziale Belange können genossenschaftliche Zusammenschlüsse begründen, etwa in Form von Kindergärten, Pflegeeinrichtungen, kulturellen Organisationen.

Neben der juristischen Neuordnung sind gesellschaftliche Entwicklungen für die jüngste Gründungswelle verantwortlich. Der Staat reduziert Leistungen der Daseinsvorsorge. Die soziale Spaltung nimmt zu. Neue Nischen (Energie, ökologische Lebensmittel) und Bedürfnisse (Alternativmedizin) sind der Humus für die Etablierung von Genossenschaften.

Im Jahr 2012 gab es in Deutschland 7.881 genossenschaftlich organisierte Unternehmen mit insgesamt 21.459 Mitgliedern und 906.700 Mitarbeitern.

Historisch sind Genossenschaften im Kontext der kapitalistischen Industrialisierung im 19. Jahrhundert entstanden, auf der Basis der Prinzipien der Selbsthilfe, Selbstverwaltung und der Selbstverantwortung. Es entstanden Konsum-, Wohnungs- und Produktionsgenossenschaften. Sie brachten materielle und ideelle Unterstützung für notleidende Menschen (ArbeiterInnen, Handwerker, Bevölkerung im ländlichen Raum).

In dem 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts gab es im Kontext der Alternativbewegung in Westdeutschland einen Gründungsboom selbstverwaltete r Betriebe. Sie verstanden sich als konkrete gesellschaftskritische Alternative zu den hierarchisch strukturierten Unternehmen und organisierten die Entscheidungsfindung nach dem Konsensprinzip. Manche der damals entstandenen Betriebe existieren trotz Phasen substanzieller Schwierigkeiten nach wie vor. Prominentes Beispiel ist die Tageszeitung „die taz“ http://www.taz.de/ .

Weitere Bespiele von Genossenschaften

Rundulm Betreuung eG: Personenbezogene Dienstleistungen (nicht nur) für Menschen mit Migrationshintergrund: www.quartiersforschung.de/download/brachmann.pdf

Die Familiengenossenschaft eG: Eine Dienstleistungsgenossenschaft, die von qualifizierten Tagesmüttern und Unternehmen gegründet wurde, welche sich ganz besonders für Ihre Mitarbeiterfamilien einsetzen mit dem Ziel der Vereinbarkeit von Beruf und Familie: www.familiengenossenschaft.de

FairKauf eG: Re-Integration langzeitarbeitsloser Mitbürger/-innen in den Arbeitsmarkt mit den Mitteln eines Kaufhauses, einkommensschwachen Menschen die Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft erleichtern, indem die dafür notwendigen Waren (Möbel, Hausrat, Kleidung) zu erschwinglich Preisen angeboten werden, fortgesetzte Nutzung – als Alternative zu Vernichtung – gespendeter Waren, die vom Spender nicht mehr benötigt werden und die bei den neuen Empfängern weiterhin Nutzen stiften: www.fairkauf-hannover.de/konzept.php

KIFASGenossenschaften

in Deutschland

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Deutschland erlebt derzeit eine Renaissance von Solidarischer Ökonomie in unterschiedlichen Ansätzen und Projekten.

In den letzten Jahren wurden zahlreiche Genossenschaften gegründet, im Energie- Konsum-, Sozial- und Kultursektor. Das Genossenschaftsgesetz aus dem Jahre 2006 macht es einfacher, Genossenschaften zu gründen. Nicht nur ökonomische, auch kulturelle und soziale Ziele werden als kompatibel anerkannt.

Im ländlichen Raum entstehen im Zentrum von Dörfern sogenannte Dorfläden. Sie sind multifunktionale Organisationen mit einer Mischung

aus kleinem Einkaufsladen, Café und Bürgertreff. Oft werden dadurch leerstehende historische Gebäude genutzt.

Derzeit gibt es einen Boom an organisierten Nachbarschaftshilfen. Sie decken eine wichtige Versorgungslücke, die durch professionelle Pflege- und andere Dienste nicht gedeckt werden.

In einigen Regionen Deutschlands hat sich eine jeweils spezifische Regionalwährung etabliert.

Auf politischer Ebene werden Alternativen zum Wachstumszwang diskutiert. Zur Debatte stehen Konzept des nachhaltigen „grünen“

Wachstums und eine sogenannte „Postwachstumsökonomie“.

Diese Aktivitäten sind Ausdruck einer zunehmenden Attraktivität und Relevanz gemeinschaftsbezogener Werte. Etwas gemeinsam mit anderen zu machen, wird für viele Menschen wichtig. Die Werte „Gerechtigkeit“ und „Solidarität“ finden breite Zustimmung. Nach einer repräsentativen Umfrage aus dem Jahr 2010 fordern fast 90 Prozent der Befragten eine neue Wirtschaftsordnung, in der der Umweltschutz einen höheren Stellenwert hat als bisher und die den sozialen Ausgleich in der Gesellschaft anstrebt.

Ein kleiner Frühling der Hoffnung

Renaissance Solidarischer Ökonomie in Deutschland

KIFAS

Kooperatives Wirtschaften ist ein Sammelbegriff unterschiedlicher Konzeption und Projekte ökonomischen Handelns, die eines gemeinsam haben: die Akteure handeln kooperativ, nicht konkurrierend.

Während die kapitalistische Marktwirtschaft auf das Gegeneinander, auf die Konkurrenz der handelnden Wirtschaftssubjekte setzt, baut die Konzeption des kooperativen Wirtschaftens auf das Miteinander der Beteiligten.

Im Hintergrund steht die Erkenntnis, dass das wirtschaftliche Leben von den Werten geprägt sein soll, die für ein gelingendes Zusammenleben wichtig sind. Für den Alltag, für das Miteinander mit Freunden gelten Wertschätzung, Kooperation, Teilen und gegenseitige Hilfe als zentrale Werte. Wenn diese Werte derart wichtig und richtig sind: Warum sollen sie nicht auch für das ökonomische Leben gelten?

Kooperatives Wirtschaften

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Was?Mit der Gemeinwohl-Bilanz misst ein Unternehmen (privat oder öffentlich, gemeinnützig oder gewinnorientiert, groß oder klein, jeder Branche) seinen Beitrag zum Gemeinwohl einer demokratischen Gesellschaft. Konkret legt es Rechenschaft darüber ab, wie sehr es die fünf wichtigsten Verfassungswerte demokratischer Staaten lebt: Menschenwürde, Solidarität, Nachhaltigkeit, Gerechtigkeit und Demokratie. Dafür kann es maximal 1.000 Gemeinwohl-Punkte erzielen, die in Zukunft in Form einer 5-farbigen Gemeinwohl-Ampel auf seinen Produkten aufscheinen könnte. Je besser das Gemeinwohl-Bilanz-Ergebnis, desto größer sollen in Zukunft die rechtlichen Vorteile für dieses Unternehmen sein: Vom reduzierten Mehrwertsteuersatz über niedrigere Zolltarife bis zum Vorrang beim öffentlichen Einkauf.

Wozu?Die Erstellung einer Gemeinwohlbilanz bietet folgenden Nutzen:

Sinnstiftung: Die Auseinandersetzung mit der Gemeinwohlökonomie kann einer Organisation helfen, den eigenen Sinn und Daseinszweck wieder zu finden: Was ist der Zweck des Unternehmens und wie trage ich damit zum Gemeinwohl bei?

Organisationsentwicklung: Der ethische 360-Grad-Blick schafft Bewusstsein, was ein Unternehmen konkret tut und wie es in allen Bereichen ein höheres Maß an Verantwortung und Werttreue leben kann.

Status quo-Erhebung und Kontrolle: Mit dem Gemeinwohl-Bericht wird der aktuelle “ethische Status quo” dokumentiert. Durch eine Peer-Evaluierung oder externes Audit erhält das Unternehmen eine kritische Außensicht.

Transparenz gegenüber allen Berührungsgruppen: Eine Gemeinwohlbilanz bietet umfassende Einblicke in ein Unternehmen und kann helfen, neue KundInnen/MitarbeiterInnen zu gewinnen.

Pionierrolle: Die Bilanz-Unternehmen wirken aktiv an der Realisierung eines alternativen Wirtschaftssystems mit.

Netzwerk und Synergien: Mit der Erstellung erhält das Unternehmen Zugang zu einem Netzwerk “Gleichgewillter” und kann mit diesen umfassend kooperieren, vom Know-how-Teilen über Kredite bis zur eigenen Währung.

Wie?Im Gemeinwohl-Bericht wird anhand von 17 Indikatoren die gelebte Gemeinwohl-Praxis beschrieben. Die Leitfrage für jeden Indikator lautet:

„Wie lebe ich den Wert im Kontakt mit der Berührungsgruppe? Was wird in meinem Unternehmen konkret dafür getan?“

Dabei soll der Ist-Zustand so beschreiben werden wie er ist, auch jenseits der konkreten Abstufungen. Die Beschreibungen der Indikatoren in der Anleitung sollen als Hilfestellung für die Bandbreite und mögliche Weiterentwicklung von Aktivitäten im Unternehmen dienen. Das Handbuch / der Leitfaden für den Gemeinwohlökonomie-Bericht sind als Unterstützung gedacht; sie sind KEINE “Bibel”, der man wortgetreu folgen muss.

Es gibt einen ca. 30 minütigen Schnelltest, um einen ersten Eindruck zu gewinnen und später auch einen Einstiegsbericht für Unternehmen, die sich etwas genauer mit der Matrix auseinander setzen wollen, aber jetzt noch keine Ressourcen für eine umfassende Gemeinwohlbilanz haben.1

1 Alle wesentlichen Dokumenten sind entweder auf der Gemeinwohlökonomie-Seite zu finden: https://www.ecogood.org/services/downloads oder auf unserem neuen Plone: http://balance.ecogood.org/matrix-4-1-de/veroeffentlicht-aka-finale-dateien

Kurzinfo Geweinwohl-

ökonomie-Bericht

Einen Gemeinwohl-Bericht erstellen: Was, wozu und wie?

KIFAS

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PunkteJeder Beitrag des Unternehmens zum Gemeinwohl, der über rechtliche Verpflichtungen hinausgeht, wird mit Punkten positiv bewertet. Vorbildliche Unternehmen erhalten maximal 1.000 Punkte. Zur ersten Orientierung: Konventionelle Unternehmen würden mit ca. -100 bis 0 Punkten starten, die am weitesten fortgeschrittenen Unternehmen hatten bisher zwischen 600 und 700 Punkten. Ziel ist eine kontinuierliche Entwicklung in kleinen Schritten und damit eine “schleichende Verwandlung” des Unternehmens von der Ich- zur Wir-Orientierung.

Fragen zum ProzessEine erste Hilfestellung ist es, sich fertige Berichte von anderen GWÖ-Pionierunternehmen in vergleichbarer Größe anzusehen. Ansonsten kann, zwecks Unterstützung bei der Erstellung des Gemeinwohlberichts, eine Anfrage an die zertifizierten BeraterInnen oder das regionale Energiefeld gestellt werden.

Liste der zertifizierten BeraterInnen: https://www.ecogood.org/allgemeine-infos/gwoe-bewegung/akteurinnen-kreise/beraterInnen Liste der Regionalgruppen: https://www.ecogood.org/allgemeine-infos/bewegung/regionale-energiefelder Prozess-Ziel ist, dass sich Pionier-Unternehmen in „Lerngruppen“ zu fünf bis zehn zusammenfinden und gemeinsam die Bilanz erstellen und sich zunächst kollektiv evaluieren („Peer-Evaluierung“), bevor sie später zum externen Audit weiterreifen.

Inhaltliche Fragen, RückmeldungenZu Inhalten des Handbuchs oder bei Fragen zu Indikatoren, gibt es eine als Wiki angelegte Website:

https://wiki.gwoe.net. In diesem Wiki findet sich stets der aktuelle Stand der Bilanz, und es gibt die Möglichkeit, Fragen zu stellen sowie Anmerkungen und Veränderungsvorschläge einzubringen.

KIFAS

Solidarische Ökonomie Definition

Solidarische Ökonomie ist ein „bunter Begriff“. Bunt steht für eine farbenfrohe Vielfalt unterschiedlicher Initiativen und Unternehmen. Sie haben alle eines gemeinsam: Mensch

und Umwelt stehen im Mittelpunkt.

Der Profit steht nicht an erster Stelle. Sondern Werte, wie Menschenwürde, Gemeinwohl, Kooperation, Vertrauen und Gerechtigkeit.

Solidarische Ökonomie ist eine konkrete Alternative zur kapitaldominierten Konkurrenzökonomie.

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Die Seniorengenossenschaft Riedlingen ist eine Selbsthilfeorganisation älterer Menschen für ältere Menschen in Riedlingen, eine Stadt mit 10.000 Einwohnern im Bundesland Baden-Württemberg/Deutschland. Die Seniorengenossenschaft Riedlingen besteht seit 1991 und hat derzeit ca. 650 Mitglieder. Sie arbeitet nach dem genossenschaftlichen Gedankengut, hat jedoch die Rechtsform eines eingetragenen Vereines und ist unabhängig und finanziell eigenständig.

Die IdeeViele Menschen sind nach Eintritt in den Ruhestand noch sehr vital und haben ein Interesse an einer sinnvollen Betätigung.

Die Selbsthilfeeinrichtung bietet diesen Menschen ein interessantes Betätigungsfeld und gleichzeitig die Möglichkeit einer zusätzlichen Vorsorge für das Alter. Diese Menschen arbeiten in der nachberuflichen Zeit, in der von ihnen selbst organisierten Einrichtung, gegen ein geringes Entgelt mit.

Wenn sie selbst Hilfe benötigen, nutzen sie die Dienstleistungen der Seniorengenossenschaft.

Der Leitspruch Wir organisieren Hilfe für Ältere und nutzen dabei gleichzeitig die Potentiale älterer Menschen.

Die DienstleistungenDie Seniorengenossenschaft bietet eine Fülle an Dienstleistungen, damit ihre Mitglieder bis zum Lebensende in ihrem Wohnumfeld verbleiben können: Essensdienst, Fahrdienste, Besuchsdienste, Hilfen im Haushalt und bei kleineren technischen Problemen, Gartenarbeiten, Tagespflege, Bereitstellung von barrierefreiem Wohnraum, Demenzbetreuung, Demenzlotsen.

Das besondere ProfilDas Vorhaben startete als Selbsthilfeprojekt älterer Menschen. Es ist ein altershomogenes Projekt. SeniorInnen engagieren sich für SeniorInnen.

Die Dienstleistungen werden bezahlt. Nach den dortigen Erfahrungen ist es nicht möglich, auf rein ehrenamtlicher unbezahlter Basis genügend Menschen zu finden, die bereit sind, gesichert und über einen gewissen Zeitraum mitzuarbeiten. Nur über ein Entgelt ist es möglich, genügend hilfsbereite Menschen in der erforderlichen großen Zahl zu motivieren und zu gewinnen.

Die Dienstleistungen müssen für die NutzerInnen, die in der Regel über kein großes Einkommen verfügen, bezahlbar sein. Die meisten MitarbeiterInnen dürfen nach einer spezifischen sozialrechtlichen Regel Deutschlands pro Jahr nicht mehr als 2.400 Euro verdienen und erhalten einen Stundenlohn von 6,80 Euro. Die MitarbeiterInnen sind in der Regel mehr berufstätig sind und wollen sich zur Rente noch etwas hinzuverdienen.

Wirkung und ResonanzDas Projekt verfügt über einen hohen Bestand an Mitgliedern und führt vielfältige Aktivitäten durch. Es ist ein Pilotprojekt, das eine hohe Resonanz erfährt und einige Male andernorts realisiert wird. Es ist geeignet, Probleme, die sich aus dem demografischen Wandel ergeben, zu minimieren. Das Projekt schließt an einem exemplarischen Ort in Deutschland, Riedlingen, eine Bedarfslücke im ländlichen Raum, allerdings zu spezifischen Bedingungen (Bezahlung der Tätigkeit auf niedrigen finanziellen Niveau).

KontaktJosef Martin, Färberweg 20, D-88499 Riedlingen, Tel.: 0049 (0)7371-8394. [email protected]. www.martin-riedlingen.de

KIFASSenioren-

genossenschaft Riedlingen / DeutschlandEine Selbsthilfeorganisation älterer

Menschen für ältere Menschen

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Der Ort• Eine prosperierende Gemeinde im Landkreis Passau• Industriebetriebe mit 2.000 Beschäftigten am Ort vorhanden• landwirtschaftliches Umfeld• Die Gemeinde Aldersbach besteht juristisch aus einem Zentralort und einigen Ortsteilen, die partiell eine eigene Geschichte und ein eigenes Profil haben• Es gibt keine infrastrukturellen Probleme außer dem mangelhaften Öffentlichen Personen-Nahverkehr• Die Gemeinde Aldersbach erreicht eine überregionale Bedeutung bei der Asam- Ausstellung (1986) und bei dem Projekt „Bier in Bayern“ 2016

Das ProjektDie organisierte Nachbarschaftshilfe „Nachbarn für Nachbarn“ will auf ehrenamtlicher Basis Hilfsbedürftigen jeglichen Alters unentgeltlich helfen.

2.1 Geschichte und Entstehung• Befragung durch das Bildungsinstitut kifas gemeinnützige GmbH Waldmünchen/Deutschland Ende 2012 über den Bedarf an Dienstleistungen für die Lebensqualität älterer Menschen• Vorstellung der Ergebnisses März 2013 in der Gemeinde Aldersbach im Rahmen einer Zukunftswerkstatt. Bei dieser Veranstaltung werden

zahlreiche Ideen gesammelt.• Die Gründung einer organisierten Nachbarschaftshilfe erweist sich als einer der wichtigsten Ideen.• Eine Kerngruppe aus fünf Personen bereitet, unter der fachkundigen Beratung von Bernhard Eder, kifas, die Gründung der Nachbarschaftshilfe vor.• Durch Aktionen der Öffentlichkeitsarbeit (Flyerversand, Presseartiel) wird die Bevölkerung von Aldersbach zu einer ersten Veranstaltung eingeladen.• Zu diesem Treffen kommen 26 Personen, die mehrheitlich bereit sind, Aktivitäten im Rahmen einer organisierten Nachbarschaftshilfe zu übernehmen. HelferInnen und Hilfsbedürftige tragen sich in eine Tabellen ein, um die Koordination von Angebot und Nachfrage zu managen.• Es finden regelmäßige monatliche Treffen statt in der Form eines sogenannten „Stammtischs“, um den persönlichen Kontakt sowie den Erfahrungsaustausch zu pflegen und um wichtige Information weiterzugeben. Diese finden reihum in den einzelnen Ortsteilen von Aldersbach statt, um alle Ortsteile angemessen zu berücksichtigen.

2.3 Tätigkeiten der Nachbarschaftshilfe• Fahr- und Bringdienste • Hilfe bei • Behördenangelegenheiten• Besuchsdienste

• Haus- oder Wohnungsbeaufsichtigung, auch Tierpflege • Haushaltshilfen • Kleine handwerkliche Dienstleistungen im Haushalt

Erfahrungen und Ausblick• Der Caritasverband ermuntert Pflegebedürftige sich an die Nachbarschaftshilfe zu wenden• Vereinsvorsitzende sprechen ihre Senioren auf das Hilfsangebot an• Die Anzahl der Helfer muss vergrößert werden (Fahrdienst)• Im Einzelfall muss Bedürftigen die begrenzten Möglichkeiten der Hilfeleistung aufgezeigt werden• Viele Bedürftige sehen uns als Rückfallposition, als Notnagel, als Helfer, wenn andere Hilfen nicht vorhanden sind oder versagen

AnsprechpartnerHeidy und Dieter Rabs, Seniorenbeauftragte der Gemeinde Aldersbach, E-mail: [email protected]: 08543-624245 oder 0170-6607544.

KIFASNachbarn für

NachbarnEine organisierte Nachbarschaftshilfe in Aldersbach/Deutschland

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In den letzten Jahren ist in Deutschland ein Boom an Gründungen von organisierten Nachbarschaftshilfen zu beobachten.

Nachbarschaftshilfen verbinden einen wichtigen und dringenden Versorgungsbedarf mit dem vorhandenen signifikanten Unterstützungspotenzial.

Ausgangspunkt ist eine Versorgungslücke. Immer mehr Menschen brauchen und wollen Dienstleistungen, die nicht in Form von Bezahlung von professionellen Diensten erfolgt. Dazu gehören Hilfen beim Einkaufen und bei Behördenangelegenheiten ebenso wie Fahrdienste und Menschen, die ihnen zuhören.

Dies betrifft zum Beispiel zuhause und isoliert lebende Seniorinnen und Senioren, aber auch Menschen mit einem geringen Einkommen oder kinderreiche Familien.In Stadtvierteln größerer Städte, in Orten und in Landkreisen im ländlichen Raum gründen engagierte Bürgerinnen und Bürger eine organisierte Nachbarschaftshilfe.

Es gibt dazu drei unterschiedliche Konzeptionen:

1. Freiwillig tätige Menschen leisten kostenlose Dienstleistungen ohne eine Gegenleistung anzunehmen.

2. Es besteht ein Geben und Nehmen: jeder Beteiligte bietet etwas an und bekommt etwas. Solche Nachbarschaftshilfen funktionieren als Tauschringe. Die Verrechnungseinheit ist in der Regel die aufgebrachte Zeit.

3. Die aktiven Menschen erhalten einen geringen Stundenlohn, in der Regel zwischen sechs und acht Euro.

Im Folgenden werden drei Nachbarschaftshilfen vorgestellt: aus Aldersbach, aus Mengkofen und aus Riedlingen, allesamt kleinere Kommunen in Süddeutschland.Um eine Nachbarschaftshilfe zu gründen, braucht es eine Initiativgruppe engagierter Bürgerinnen und Bürger, die diese Idee als Projekt auf den Weg bringen und alle notwendigen Schritte aktiv und eigenverantwortlich gehen

Eine Nachbarschaftshilfe ist dann erfolgreich, wenn es eine größere Zahl an Hilfebereiten und Hilfeempfängern gibt. Zu Beginn ist eine Bedarfsanalyse wichtig, um herauszufinden, ob das Potenzial dafür vorhanden ist und ob es bereits schon eine solche Initiative gibt. Danach muss eine diskutiert und entschieden werden, welche Konzeption gewählt wird. Im nächsten Schritt wird mit einer durchdachten

Aktion der Öffentlichkeitsarbeit zu einem ersten Treffen eingeladen. Bei diesem Treffen zeigt sich, ob sich genügend Menschen für eine Nachbarschaftshilfe eingefunden haben. Es werden die nächsten Schritte überlegt und angegangen welche die Struktur der Nachbarschaftshilfe haben soll, wer welche Verantwortung übernimmt, wie die Treffen und die Abrechnung organisiert werden.

KIFASOrganisierte

Nachbarschaftshilfen

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KIFAS ?Solidarische Ökonomie ist eine wichtige gesellschaftliche Bewegung, die ganz konkret basisdemokratische Projekte und Initiativen anregen möchte. Die angeführten Praxisbeispiele laden zur Nachahmung ein. Kein Projekt läuft völlig gleich ab. Deshalb wollen wir hier keinen Leitfaden präsentieren, sondern hilfreiche Fragen für die Entwicklung und Umsetzung ähnlicher Initiativen anbieten. Wir sind uns bewusst, dass spezifische lokale, regionale und nationale Bedingungen und Chancen zu beachten sind.

Die Praxisbeispiele zeigen: viel ist möglich, vieles ist machbar. Lassen Sie sich inspirieren!

? Welches Thema interessiert mich?

? Welche Menschen betrifft das Thema als Interessierte und Experten?

? Welcher Zeitrahmen ist zu beachten: Beginn? Abschluss? Vorbereitung?

? Welche Partner brauche ich für die Realisierung?

? Wie kann ich andere begeistern mitzumachen?

? Welche Ressourcen/ Räume/ Materialien/Kosten/Werbung brauche ich?

? Wer oder was könnte die Durchführung meines Vorhabens verhindern? Wie kann ich darauf reagieren?

? Wann ist das Projekt für mich ein Erfolg? Mit welchen Ergebnissen ist das Projekt abgeschlossen?

? Was kann ich von bestehenden Projekten lernen?

? Was ist bei einem Transfer in meine Situation zu beachten?

Solidarische Ökonomie – selbst

aktiv werdenFragen zum Transfer in die eigene Praxis

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KIFAS

In den meisten Mitgliedsländern der Europäischen Union werden die wirtschaftliche Lage (33 Prozent) und die Arbeitslosigkeit (29 Prozent) als die größten europaweiten Probleme gesehen. Kein Wunder. Die soziale Kluft und die soziale Ungleichheit in der Europäischen Union und in ihren Mitgliedsstaaten nehmen zu. Einkommens- und Vermögensunterschiede zwischen den Reichen und den Armen sind konstant gewachsen. Die Mittelschicht erodiert. Immer mehr Menschen leben in prekären Arbeitsverhältnissen mit desintegrativen Wirkungen. Viele verlieren angesichts wachsender Unsicherheit und hoher Arbeitslosigkeit eine Perspektive für die eigene Lebensplanung.

Die aktuelle Wirtschafts-, Schulden- und Eurokrise in der Europäischen

Union hat das Vertrauen in eine kapitaldominierte Ökonomie erschüttert und verschlissen und die soziale Spaltung verschärft. Manche Mitgliedsstaaten erleben dramatische Auswirkungen auf die Lebensumstände der Bürger. Arbeitslosigkeit und Verarmung nehmen zum Teil drastisch zu.

Viele Menschen wollen, dass es anders wird. Sie haben Sehnsucht nach Alternativen zu einer Ökonomie, die auf Konkurrenz und Wachstumswahn fußt. Sie wünschen sich Gemeinschaft, Gerechtigkeit und Solidarität als Handlungsprinzipien, für sich selbst und für die Politik.

Das Projekt sucht Spuren Solidarischer Ökonomie. Und wird fündig. Es entdeckt vielfältige konkrete, kreative und praktikable

Modelle und Projekte Solidarischer Ökonomie.

Die Aktionen von Solidarischer Ökonomie, die hier vorgestellt werden, überwinden die Ohnmacht der Bürgerinnen und Bürger durch die Selbstorganisation engagierter Menschen und durch Aktivitäten zugunsten Benachteiligter. Auf diese Weise verwirklichen sie exemplarisch wichtige europäische Werte wie Solidarität, Gerechtigkeit, Eigeninitiative und Kooperation.

Solidarität, so die gemeinsame Erfahrung, wird dann wirkmächtig, wenn es eine innere Verbundenheit der Beteiligten und einen gemeinsamen Überzeugungskern gibt. Das ist die Vertrauensbasis dafür, dass das Gruppeninteresse nicht unterlaufen wird.

Charme und Chancen

Solidarischer Ökonomie als

Antwort auf die Wirtschaftskrise

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1. Definition"Erzähle mir und ich vergesse, zeige mir und ich erinnere, lass es mich tun und ich verstehe." (Konfuzius).Das Planspiel ist eine effektive didaktische Methode, um handlungsorientiert gesellschaftliche Zusammenhänge, Strukturen und Prozesse zu erkennen und um das eigene strategische Handeln zu trainieren. Dies ist möglich, weil Planspiele zwar abstrahiert, aber dennoch realitätsnah komplexe reale Systeme abbilden und simulieren. In hohem Maße geschieht dabei selbstbestimmtes Lernen. Für die Entwicklung von Bürgerkompetenz hat sich diese Methode bewährt.

2. PlanspielformenEs gibt verschiedene Planspielformen, abhängig von verschiedenen Parametern, wie Entscheidungsrahmen, Art der simulierten Institution, Freiheitsgrad bei den Entscheidungen, Einfluss anderer Spielgruppen, Offenheit und Komplexität des Modells, Art der Auswertung, Spielort und teilnehmende Personen, Interaktionsart.Durch Variieren bei der Ausprägung der genannten Parameter kann man wesentliche Charakteristika wie Mechanismus, Einbindung und Lerneffekt verändern.

3. DidaktikDas Planspiel kann wahlweise zur Einführung in ein Thema, zur Erarbeitung oder zur Sicherung von Lernstoff eingesetzt werden.Es wird zwischen geschlossenem und offenem Planspiel unterschieden, wobei bei einem geschlossenen Planspiel die Problemstellung und die Rollen vorgegeben sind, während bei einem offenen Planspiel die Problemstellung sowie die Rollen von den Akteuren konstruiert werden müssen; Abstufungen zwischen diesen beiden Varianten sind möglich.

4. PhasenBei der Durchführung von Planspielen müssen folgende Phasen beachtet werden:1. Vorbereitungsphase: Organisatorisches, Problem- und Zielstellung, Rollenzuweisung, Sichtung und Zusammenstellung von für das Spiel relevanten Fakten,2. Spielphase: Improvisation, Aktion, Produktion,3. Reflexionsphase: Erfahrungsaustausch, Auswertung, Kritik

5. Verbesserung von KompetenzenBei der Methode des Planspiels werden sowohl kognitive als auch kommunikative Fähigkeiten verbessert. Die kommunikativen Fähigkeiten („Soft Skills“) werden vor allem in folgenden Bereichen geschult: Entscheidungsfähigkeit, Vernetztes Denken, Führungsfähigkeit, Verhandlungsfähigkeit, Durchsetzungsfähigkeit, Teamfähigkeit und Moderationsfähigkeit

Die kognitiven Fähigkeiten werden im jeweiligen Fachgebiet den Phasen des Planspiels entsprechend durch die Wissensaneignung, die Wissensanwendung, die Tätigkeitsausübung und durch die Erfahrungsgewinnung verbessert.

6. ErfahrungenPlanspiele gewinnen als handlungsorientierte Methode für die Vermittlung komplexer Zusammenhänge in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft immer mehr an Bedeutung. Die Teilnehmenden übernehmen dabei die Rollen der Akteure innerhalb eines vorgegebenen Szenarios und können so selbst darin ablaufende Vorgänge erfahren.

Nach den Erfahrungen in der Bildungsarbeit ist das Planspiel gut geeignet, Schlüsselqualifikationen in den drei Dimensionen: Fachliche Kompetenz- methodische Kompetenz und soziale Kompetenz zu vermitteln. Auch die Fähigkeit zu vernetzten ganzheitlichen Denken und Handeln wird gestärkt.

Trotz notwendiger didaktischer Reduktion kann durch die Planspielmethode sehr gut die Komplexität ökonomischer und politischer Prozesse vermittelt und nachvollzogen werden. Die Teilnehmenden gewinnen ein Gefühl für die ablaufenden schwierigen Entscheidungsprozesse und den damit verbundenen Faktoren. Durch die Simulation wird ein zum Verständnis politischer Handlungen notwendiges Institutionenverständnis geweckt, weil der Ablauf des Planspieles den realen Entscheidungsabläufen "nachgebildet" wird.

KIFASSpielerisch Ökonomie

verstehen lernenDas Planspiel

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KIFAS

Aufgabenstellung:

Euer Team bildet den Vorstand einer Firma, die Jeans produziert und verkauft. Ihr habt die Aufgabe, 12.500 Jeans zu verkaufen. Dafür müsst ihr sie aber erst produzieren. Dafür sind einzelne Produktionsschritte notwendig, von der Planung bis zum Verkauf, die ihr entsprechend günstig und für gute Qualität in Auftrag geben müsst.

Zu jedem der Produktionsschritte findet ihr auf den beigelegten Listen verschiedene Angebote einzelner Länder. Jedes Land macht euch einen Kostenvoranschlag für die Ausführung des Auftrages. Die Kostenvoranschläge sind für eine Stückzahl von 12.500 Jeans berechnet und beinhalten bereits den nötigen Transport der Materialien. Weiterhin könnt ihr den Listen entnehmen, ob das Land seine Arbeiter ausbeutet (Kinderarbeit, Niedrigstlöhne) oder mit Giftstoffen (z.B. das krebserregende Formaldehyd bei der Färbung) gearbeitet wird. Wenn ihr für jeden Produktionsschritt einen Auftrag an das entsprechende Land vergeben habt, erstellt ihr eine Gesamt-Kalkulation, in der alle Produktionsschritte mit den entstehenden Kosten aufgeführt sind. Aus dieser sollte folgendes ersichtlich sein:

• Preis einer Jeans bei einer Produktion von 12.500 Stück• Der von euch erzielte Gewinn bei einem Verkauf von 12.500 St.• Gesamtqualität des Endproduktes (Durchschnitt aller Einzelqualitäten der von euch gewählten Länder)

Achtet bei der Auswahl der Länder auch auf das Preis – Leistungs – Verhältnis und auf euren Ruf (wichtig!)

Zweite Aufgabe:

Erstellt für eure Jeans ein Werbeplakat für die an die Gruppenarbeit anschließende Präsentation. Das Plakat sollte folgendes zeigen:

• Den Name eurer Firma,• eine Aussage zur Umweltfreundlichkeit eurer Jeans • den Preis eurer Jeans • die Qualität eurer Jeans• und natürlich einen werbewirksamen Slogan!

Zum Schluss sollt ihr den anderen eure Jeans in einer coolen Werbepräsentation vorstellen. Ihr sollt versuchen, möglichst alle von eurer tollen Jeans zu überzeugen, so dass sie anschließend jeder am liebsten sofort kaufen möchte.Den Weg, den eure Jeans zurückgelegt hat (Weltreise), macht bitte mit den bereitliegenden Pins (bitte nur eine Farbe verwenden) während der Präsentation auf der Weltkarte sichtbarÜberlegt euch auch, wer bei der Präsentation welchen Teil übernimmt. Jedes Vorstandsmitglied möchte zu Wort kommen!

© by Christoph Lauer/Birte Wenning

Beispiel für ein Planspiel: die

Weltreise einer Jeans

Viel Spaß und Erfolg!

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KIFAS

PlanungPreis Ausbeutung Giftstoffe Qualität

Deutschland 185.000 € Nein Nein * * * * Italien 50.000 € Nein Nein *Frankreich 150.000 € Nein Nein * * * *Design

Preis Ausbeutung Giftstoffe QualitätÖsterreich 220.000 € Nein Nein * * * Deutschland 280.000 € Nein Nein * * * * *Tschechien 20.000 € Nein Nein *Ungarn 20.000 € Nein Nein *Frankreich 145.000 € Nein Nein * * * * Anbau und Ernte der Baumwolle

Preis Ausbeutung Giftstoffe QualitätKasachstan 40.000 € Ja Ja * * * Indien 35.000 € Ja Ja * * * China 30.000 € Ja Ja * * * USA 200.000 € keine Angabe Nein * * * * * *Spinnen der Baumwolle zu Garn

Preis Ausbeutung Giftstoffe QualitätTürkei 30.000 € keine Angabe Nein * * * *Nigeria 15.000 € Ja Nein * * *Großbritannien 150.000 € Nein Nein * * * * * *China 10.000 € Ja Nein * * * Färben des Garns

Preis Ausbeutung Giftstoffe QualitätTaiwan 15.000 € Ja Ja * * * Marokko 30.000 € Ja Ja * * * *Thailand 10.000 € Ja Ja * * * Deutschland 185.000 € Nein Nein * * * * * *Weben zu Stoffen

Preis Ausbeutung Giftstoffe QualitätIrland 20.000 € Ja Nein * * *Indien 15.000 € Ja Nein * *Bangladesch 11.500 € Ja Nein * *Deutschland 120.000 € Nein Nein * * * * * *Polen 40.000 € Nein Nein * * * *Innenfutter und Schildchen

Preis Ausbeutung Giftstoffe QualitätFrankreich 150.000 € Nein Nein * * * *Italien 45.000 € Nein Ja * *Deutschland 195.000 € Nein Nein * * * * *

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Nieten und KnöpfePreis Ausbeutung Giftstoffe Qualität

Deutschland 75.000 € Nein Nein * * * * *Frankreich 50.000 € Nein Nein * * * *Italien 20.000 € Nein Nein * * * Zusammennähen

Preis Ausbeutung Giftstoffe QualitätMarokko 35.000 € Ja Nein * * * Nigeria 10.000 € Ja Nein * *Bangladesch 7.500 € Ja Nein * * *Philippinen 8.000 € Ja Nein * *Deutschland 170.000 € Nein Nein * * * * * *Werbung

Preis Ausbeutung Giftstoffe QualitätUSA 200.000 € Nein Nein * * * *Schweden 140.000 € Nein Nein * * * * * *Großbrittanien 120.000 € Nein Nein * * * *Irland 90.000 € keine Angaben Nein * *Deutschland 150.000 € Nein Nein * * * *Verkauf

Preis Preis pro Jeans Gewinn Qualität gesamtDeutschland 20.000 € billigste teuersteGesamtkosten 314.000 € Gesamtkosten 1.580.000 € Kosten/Stück 34,89 € Kosten/Stück 176 € Qualität (Sterne) 2,3 Qualität (Sterne) 4,4

KIFAS

Es besteht die Möglichkeit die Jeans mit einem Öko-

siegel zu versehen wenn sie vollständig frei von Giftstof-

fen ist

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Mit dem Auto fahren können: vielleicht ein notwendiges Übel um in unserer Gesellschaft zu partizipieren. Jedenfalls gibt es jährlich tausenden meistens junge Leute die in diesem Lernprozess einsteigen um einen Führerschein zu bekommen. In Flandern gibt es bis heute die Möglichkeit das diesen Lernprozess von Freiwilligen begleitet wird

Um diesen Begleiter zu unterstützen hat der flämische Verein kwb einen Kurs entwickelt. Das Angebot lauft über zwei Abenden. Im ersten Abend können die Teilnehmer (meistens die Eltern) eine Erfrischung ihrer Erkenntnis der Verkehrsordnung bekommen. Im zweiten Abend wird auseinandergesetzt wie man Schritt für Schritt das Prozess des Autofahrens aufbaut. Verschiedene Ziele werden erreicht: die Eigeninitiative aktivieren, die Kosten niedrig halten, die Möglichkeit bieten lange Zeit zu üben um die Fahr- und Verkehrssicherheit zu fördern.

WAS?• Jedes Jahr wollen fast alle Jugendliche (18+) einen Führerschein erhalten• Die Vorbereitung dazu kann mit einer Fahrschule• Es ist (in Belgien) möglich sich vor zu bereiten mit einem System ‘freie Begleitung’• Der Kandidat Fahrer hat in diesem System eine freiwillige Begleitperson (Vater, Mutter,…)• Die Bewegung kwb gibt Bildung für diese Begleitpersonen• Eine zweifache Bildung: - Verkehrsreglen - Schritt für Schritt mit dem Auto fahrenlernen

WARUM?• Menschen aktivieren und bilden damit sie diese Begleitung in eigenen Händen nehmen können• Demokratisch : die finanzielle Schwellesoniedrig wie möglich um einen Füherschein zu erhalten• Die Beziehung Elter – Kind ist eine Vertrauensrelation. Da gibt es Chancen um das Verhalten zu beeinflussen und damit die Verkerhssicherheit zu fördern.• Das System ‘freie Begleitung’ steht unterDruck. Es gibt eine Tendens zu mehr Professionalisierung• Der Marktlogikent gegenwirken. Nicht für alles muss bezahlt werden.• Möglichkeit um Werte (Verkehrssicherheit, sparsam Fahren, Umweltbewusstsein,…) zu übertragen

KWB

Aktion ‘Führerschein’

Kwb vzwUrbain Britsierslaan 5, 1030 Brussel, BE - BELGIUM

www.kwb.be / [email protected]

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Kwb and World Solidarity (third world organization) join forces. We choose resolutely to highlight clean clothes.

On april 24, 2013 a clothing factory in Bangladesh collapsed. 1.129 female clothing workers died. Many of them were at that time working for orders of Western clothing chains. Also your clothing is made in Bangladesh, just look on the label in your sweater, blouse or t-shirt. There is nothing wrong with that, only the Bengal clothing workers must be able to do this without to fear for their lives. Thei must have a living wage.

The following two years, kwb puts on this theme an important emphasis. Because admit, you don’t often find more kwb in one theme: we support our friends in the South, we strive that the clothing industry adjusts its policies, and we pay attention to our own clothes.

Supported by World Solidarity, kwb will over the next 2 years make themselves heard. In our local groups, with the clean clothes-quiz and with experience travelers. In the media, through our points of view, by the day of the kwb. Also in the South, through our experience travelers and through our financial solidarity.

Local clean clothes-quizAll our local groups are invited in January, February and March 2015 to join the clean clothes-quiz. There are several possibilities:

1. the local group organizes a clean clothes-quiz during a whole evening2. the local group organizes an annual quiz and brings that for one year on the theme of clean clothes.3. the local group organizes their own general quiz and put one or more question rounds on the theme of clean clothes.4. On a members meeting or another festive moment, the local group makes space free to a small clean clothes-quiz.

The first two formulas World Solidarity provides the fully-fledged quiz and the animation material. For the last two formulas, World Solidarity gives the questions rounds with answers.

The emphasis is on entertainment. But with a solid layer of content. It is a contemporary quiz with knowledge questions, but also with to do-orders and gamble items.

There is also support material provided: placemats and kwb-napkins. In addition, there is, of course, the support of World Solidarity as already said.

Return

The full quiz or the questions rounds with answers are provided free, as is the promotion and animation material.The participation fee is also recorded autonomously by the local group.

It has been asked to, besides transferring the content story, also to make people to reflect on this issue. This is also asked to provide in creative ways a (financial) support to this action. This can for example by giving the opportunity to a “virtual” participant from Bangladesh to participate, and by paying his/her participation fee. Or for each consumption that a team takes, to provide an “extra drink” for this participant of clean clothes. Also own creative ways are always possible.

Day of the kwb: Saturday March 21, 2015 – the National Clean Clothes-quizFrom the teams which participate in the local quiz, can be found teams to participate in the National Clean Clothes-quiz. This can be the winning teams, but this is not obliged. Everyone can participate.

In addition to the kwb-teams and teams of World Solidarity, there will be also a series of well-known persons in this day of kwb. With this media stunt we want to attract attention and bring our message loud enough in the picture. Also our experience travelers are proposed, they are the ambassadors for this theme.

KWBKwb and

clean clothesThe clean clothes-quiz

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A number of people of kwb and World Solidarity leave in the spring of 2015 to Bangladesh for an experience journey. These are not “well known” participants, but people from our local groups who want to raise these issues and they really want to change something about it. This experience travelers will, together with local workers movements, observe the local working conditions. They will not only observe the situation, but will no doubt experience difficulties. After their return, information evenings about these problems will be organised. This experience travelers will tell their story everywhere in Flanders . In this way, we want to shake up the population about this issue. The goal is not only to raise awareness, but also to make clear how we can recognize clean clothes can (and especially the “not clean clothes). In this way, we can bring about a change in mentality: to learn the consumer how he/she can opt for clean clothes.

Campaign “we want clean clothes”Not only the consumer is important. The Western retail chains that place orders in Bangladesh are also responsible for the working conditions on site. Do we want to produce as cheaply as possible to maximize profit? Or do we choose consciously for a fair purchase, with fair payment and human working conditions.

This is addressed to retail chains to put active steps towards clean clothes. In concrete terms, to create safe and healthy working conditions, livable wages, trade union freedom and independent control of the clothing industry. For this purpose, the Fair Wear Foundation (FWF) was founded. Some clothing chains and especially smaller companies have already signed the charter. The negotiations with a number of other chains are already at an advanced stage, ready to finish. Therefore, a spring campaign was launched in 2014. But there is obviously still much to be done.

KWB Experience Travelers

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Repair Cafes are free, accessible meetings, where neighbors help each other on a voluntary basis to repair all kinds of objects. This goes from clothes to appliances, furniture and even bicycles and computers. Visitors take broken stuff from home, and start working with the (voluntary) experts, such as electricians, seamstresses, carpenters, .... In the Repair Café tools and materials are available to perform all kinds of reparations.

In the Repair Café visitors learn that to repair things is a good alternative for just throwing things away and that this alternative is also accessible for them. Repair Café helps to reduce waste. In addition, it contributes to a change in attitude, which is needed to motivate people for a sustainable society. Finally Repair Café is also a social event: neighbors meet each other in a new and surprising way. This leads to new contacts in the area and promotes social cohesion.

Repair Café

KWB

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In Flanders (the northern part of Belgium) about 26.000 persons are working in the so called Social Economy. The aims of social economy projects are: sustainable integration in society, the fight against social exclusion, the right to participate in society by giving opportunities for self expression and dignity

The Velo project is a specific social economy project trying to accomplish these aims for handicapped, low educated and aged persons from different cultural backgrounds by giving them a technical training in repairing bicycles. At the same time a working attitude is stimulated, so participants are empowered to find a job in the regular economy after some time. Currently the Velo project in Leuven has 120 employees.

Social Economy in Flanders (2012)26.000 workers (handicaped, low educated, aged, different culture)

Aim• Sustainable integration into society• Against social exclusion• Selfexpression, dignity• Right to participate into society

VELOFounded in 1994 by • City of Leuven• University• catholic labor organisation• Students of the university

Aim: • technical training, working attitude, temperarely employment with the aim, after some time, to find a job in the regular economy• economical activity: bike mobility

Organisation

• ± 120 employees (± 1 year) • Budget 2014: 2.600.000 euro (56% sales; 43% subventionen/subsidies and employment measures)

Who?• Secundary school pupils (15-18): half time school – half time employment• Foreigners/refugees• People who are unemployed for > 2 years• People comming out of psychiatry (re-integration), jail, ...

KWB

Velo Project

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Activities

• Technical training / support / jobhunting (± 80 persons/year)• Individual bike hire (>15.000/year) / bike repair (>25.000/year)• B2B : company bikes (>5.000), schoolbikes (>250)advice / courses • Development&innovation - Bikepoints in railwaystations - Consultancy

Responsability to society:

• How to inform people living next door about what we do ?• How to involve people with our work ? 1. Collecting old, no longer used, bikes by a local KWB group 2. Art production In cooperation with a local artist ‘recycled white’

KWB

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KWBRabatte und gemeinsam

kaufenMulti-level motivation for kwb-membership• Local and/or regional kwb-activities• Inclusion, personal contact, friendship• Insurance for participants and volunteers during activities• Monthly magazine• Member benefits & group purchases

Why?• New elan for cooperation between social profit & businesses (40-some partner companies for kwb)• Supplementary personal return for membership (extrinsic motivation).• Kwb’s answer to Zeitgeist: - Augmented need for appreciation - Economic crisis, striking lower & middle classes

What?• Group purchases (1 – 2 per year)• Permanent benefits (website & discount brochure)• Temporary offers (e-letter, magazine)• Both individual and group offers• Appealing to near all segments of member group

Group purchase examples• Diapers & baby care products• Ecover (washing up & cleaning products)• Electric bikes• LED-lighting• Roof insulation• Photovoltaic solar panels• Volleyballs• Sanitary hot water solar panels

NOTE: link to local groups & activities!

Benefit examples• Recycled ink cartridges• Hotels, restaurants and holiday houses• Food & beverages• Clothing & accessories• Sports gear• Computer software

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KWB

Social & sustainable aspect?• Permanent checking of partner companies’ profiles & activities• Steering committee (volunteers) with advisory task• Democratizing sustainable consumerism (e.g.: tourism for families and lower incomes)

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An example of crowdfunding based project realized in the Czech Republic in the past, shortly after the Velvet Revolution, which is now well known and serves well its purpose

The history of Radio Proglas• It all started when Catholic priest Martin Holík with group of Christians, clergy and laity established Foundation of Radio Proglas shortly after the Velvet Revolution • They started broadcasting in mid-1995 after receiving a broadcasting license• The first transmitter was placed on Svatý Hostýn (Saint Hostýn), a place of pilgrimage on 735 m high Hostýnská hora (Hostýn Mountain)• The first studios and domicile of the radio were situated in building of Bishop Grammar School in Brno and there is still main office of the radio. In 1995, it had only 8 employees

How is it related to crowdfunding?Radio Proglas is non-profit radio and it does not broadcast any commercials. It is, and always was, financed mainly by voluntary contributions from people and listeners.

Radio Proglas broadcasting• It has now 16 transmitters, that cover around 1/3 of area of our country on FM band• It is broadcasted also via Internet, Digital terrestrial, satellite as well as cable broadcasting• Some old showsare being keptaccessible in online audio archive

Kinds of broadcasted content

Broadcasting consists of:• Music of various genres, often classic, spiritual, folk, mostly from independent artists• Spoken word. For example about interesting events, news, historical moments, talking with guests.• Programs for children, e.g. with educationalphone quiz with prizes• Audio transmission from Holy Masses and important Christian events, eventually supplemented with commentary or simultaneous translations• Regular translated broadcasting of Radio Vaticana

MSKARadio Proglas

The first nationwide Czech Christian radio

MSKASmetanova 14, 602 00 Brno, CZ - CZECH REPUBLIC

www.mska.biz / [email protected]

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TV Noe („Fernsehr der Guten Nachrichten“)• Einziger nicht kommerzielle Fernsehsender in der Tschechischen Republik• Spricht Tschechisch und Slowakisch• Katholischer Sender (Katechismus der katholischen Kirche) geöffnet auch anderen christlichen Kirchen• Orientiert vor allem auf den christlichen Zuschauer• Unabhängig von den starken politischen und ökonomischen Akteure – frei für Evangeliums Verkündigung• Keine Werbung• Programmangebot für alle Generationen• Bietet Bildungsprogramme – akzentiert Nationales Kulturgut • Besondere Aufmerksamkeit Kindern und Jugendlichen

Sendungen• Größter Teil des Programms Angebotes ist eigenProduktion• Zusammenarbeit mit unabhängigen Produzenten aus der Tschechischen und Slowakischen Republik• Einige Programme entstehen von der Zusammenarbeit mit Katholischen Jugendzentren• TV NOE arbeitet mit jungen beginnenden Künstlern und bietet Raum für erste Präsentation ihrer Künsterwerke• TV NOE bietet zwei Berichterstatter Sendungen: Nachrichten aus Vatikan - Octava Dies und eigene Nachrichten aus der Tschechischen Kirche Noeviny• TV NOE bringt besondere Berichterstattung aus großen christlichen Zusammentreffen – Nationalwallfahrt in Velehrad, Welttage der Jugendlichen• Übernommene Programme der ausländischen Partner sind oft zum ersten mal tschechisch gebracht

Sendungsbeginn• Sendungsstart Frühling 2006• Angefangen mit der slowakischen TV LUX – ein tschechoslowakisches Projekt • 2007 Auseinandergehen – TV NOE ökumenisch orientiert, TV LUX katholisch orientiert• Zusammenarbeit mit ähnlich orientierten Sendern in Europa• Gesendet durch Internet, Satellit, Kabel und DVB-T• Direktor der TV NOE is einer der Gründungsväter - Salesianerpater P. Leoš Ryška

TV noeFernseher der Guten Nachrichten

MSKA

Leoš Ryška

Geboren 1963, Frýdek- MístekSalesianerpater, Regisseur, Filmproduzent,

Mitbegründer der TV NOE, Pfarrer in HeřmaniceTheologische Fakultät in Leitmeritz –

Litoměřice, 1989 Priesterweihe 1995 Absolutorium der Filmhochschule in Zlin

Gründung der Telepace, GmbH. – Bildungsprogramme und Dokumentarfilme

Begleitet Reisen des tschechischen Missionswerkes und macht Dokumentarfilme in

- Uganda, Malawi, Zambia, Ozeanien, Indien oder Latein Amerika - Ekvádor a Paraguaye

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Warum der Name NOE?

Urvater NOAH• Er tat das Gute und hatte Hoffnung (Gen 5,28-8,22).• Gott schloss mit Noah Vertrag signiert mit Regenbogen• Der Namen Noe, hebräisch Noah bedeutet Frieden und Ruhe (Gen 5,29)• Die Taube bringt Zweig – eine gute Nachricht• Television der Guten Nachrichten könnte kaum einen besseren Namen finden

TEAM der TV Noe• Den Team bilden Mitarbeiter vom Studio Telepace und Stiftungsfonds Telepace• TV Noe arbeitet eng mit dem Radio Proglas zusammen• Weitere, gleichgesinnte, Partner findet man im In- und Ausland.

Wie kann man TV Noe unterstützen?• Unterstützung durch Gebet• Durch Sponsoring• Durch Mitgliedschaft im Club der Freunde der TV NOE• Als KANOE – Kamarádi NOE – Freunde der TV NOE• Durch Freiwillige Zusammenarbeit und Schöpferische Impulse• Durch Finanzbeitrag

Warum hat TV NOE Sinn ?• Ist Stimme der Vernachlässigten• Bietet Freundschaft Vereinsamten• Gibt Chance Beginnenden• Bietet die Alternative (Un-)Zufriedenen • Öffnet Perspektive den Suchenden

MSKA

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Wie sieht das Unternehmen der Zukunft aus? Wird es sich um mehr kümmern als nur um beeindruckende Bilanzen? Ganz gewiss, meinte die Jury des Alternativen Nobelpreises. Sie zeichnete die ägyptische Sekem-Gruppe für ihre Vorbildfunktion aus. Schrot&Korn-Redakteur Peter Gutting sprach mit Sekem-Geschäftsführer Helmy Abouleish. Zum ersten Mal wurde der Alternative Nobelpreis auch an ein Unternehmen verliehen: Sekem-Geschäftsführer Helmy Abouleish im Gespräch mit Schrot&Korn-Redakteur Peter Gutting über das Wirtschaftsmodell der Zukunft.

? Inwiefern ist Sekem das „Geschäftsmodell des 21. Jahrhunderts“?

! Diese Formulierung, mit der uns die Jury des Alternativen Nobelpreises ausgezeichnet hat, ehrt uns sehr. Aber so haben wir uns selber nie angeschaut. Sondern wir haben ein Geschäftsmodell betrieben, von dem wir glauben, dass es nachhaltige Entwicklung in Ägypten fördert. Je mehr ich mich jedoch mit Menschen aus den verschiedensten Bereichen auf der ganzen Welt unterhalte, umso stärker zeigt sich, dass folgende Fragen hochaktuell sind: Wie sieht das Unternehmen der Zukunft aus? Was bedeutet soziale Verantwortung eines Unternehmens? Was kann ein Unternehmen kulturell einbringen? Was nützt es ihm, wenn es die Gemeinschaftsbildung fördert? Ich glaube, dass wir mit unserer 26-jährigen Erfahrung in diesen Dingen etwas vorweisen können.

? Was bedeutet das Medienecho auf die Preisverleihung für Sie? Ist das ein kurzfristiges Strohfeuer? Oder wird dadurch eine grundsätzlichere Diskussion angestoßen?

! Ich möchte bei dieser Frage zwei Dinge gern voneinander trennen: die wirtschaftliche Entwicklung von Sekem und die Debatte um Fragen der Gemeinschaftsbildung. Die wirtschaftliche Entwicklung der letzten paar Jahre ist extrem erfolgreich, sowohl im lokalen Markt als auch im Export. Unsere Wachstumsraten liegen bei 30 bis 40 Prozent pro Jahr. Das war also schon vor der Preisverleihung so. Was neu hinzukommt, ist das öffentliche Gespräch über das Modell Sekem: Wofür steht es, wie können andere das aufgreifen?

? Können denn andere davon lernen?

! Ich freue mich, dass immer mehr ägyptische Unternehmer uns besuchen und Fragen stellen. Ich hoffe, dieses vermehrte Interesse hält länger an. Es wird einige Jahre brauchen, bis sich ein solcher Austausch und solche Diskussionen in der Praxis eines anderen Unternehmens niederschlagen werden.

? Lässt sich das Modell kopieren?

! Sekem ist kein Rezept, es ist eine Gemeinschaft. Jede Gemeinschaft braucht ihre eigene Form, um sich zu entwickeln. Aber der Grundgedanke von Sekem lässt sich durchaus übertragen: dass ein Unternehmen auch auf sozialem und kulturellem Gebiet aktiv sein muss, wenn es eine nachhaltige Entwicklung fördern will.

? Das hört sich eher nach einem gemeinnützigen Verein an.

! Nach unserer Erfahrung steigt durch die Gemeinschaftsbildung die Selbstmotivation der Mitarbeiter, ebenso der Bildungsstand und die Kreativität. Kurz: der Spaß an der Arbeit. Natürlich kann man das nicht eins zu eins sofort messen. Aber ich glaube, dass vieles von unserer Effizienzsteigerung, von der Entwicklung neuer Produkte und der Qualitätsverbesserung aus dem Prozess der Gemeinschaftsbildung resultiert. Ausbildung, Erziehung und Weiterbildung sind absolut förderlich für die Profitabilität. Wie sich das im Einzelnen messen lässt, müssen Wirtschaftswissenschaftler noch untersuchen. Aber schon jetzt kommen viele Leute auf uns zu, etwa von der Weltbank, vom Internationalen Währungsfonds IWF oder vom World Economic Forum in Davos. Sie wollen wissen, wie es sich auswirkt, wenn sich ein Unternehmen als lernende, soziale und kulturelle Gemeinschaft versteht. Ein wichtiges Element der Gemeinschaftsbildung sind die Morgenkreise: Jeder Mitarbeiter berichtet den anderen kurz, was er gestern getan hat und heute tun wird.

? Sie stecken viel Geld in die Aus- und Weiterbildung Ihrer Mitarbeiter. Rechnet sich das?

! Wenn Sie zum Beispiel eine Nation beziehungsweise ein Land betrachten, so ist weitgehend unbestritten, dass die beste Investition für ein Land die Investition in die Ausbildung seiner Bürger ist. Wir glauben, dass es sich

OEWInterviewSekem: Modell

der Zukunft

Organisation für Eine solidarische Welt (OEW)Vintlerweg 22, 39042 Brixen, IT - ITALY

ww.oew.org / [email protected]

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auch bei kleineren Gemeinschaften so verhält. Wir investieren bis zu 15 Prozent der bezahlten Arbeitszeit unserer Mitarbeiter in Aus- und Fortbildung. Denn wir erleben, dass Firmen immer mehr nach dem bewertet werden, was ihre Mitarbeiter an Fähigkeiten und Wissen verkörpern. In einer Zeit wie der unseren kann man gar nicht genug in die Ausbildung der Menschen investieren. Das ist für uns eine unternehmerische Entscheidung wie jede andere Investition auch, Wissen und Fähigkeiten sind wichtige Faktoren der Wertschöpfungskette.

? Ein deutscher Unternehmer, dem gesagt würde: Bezahlen Sie Ihre Mitarbeiter jeden Tag eine Stunde dafür, dass sie sich weiterbilden – würde wohl antworten: Das mag nett sein, ist aber unbezahlbar.

! Ich weiß. Aber diese Frage wird nicht in der Theorie entschieden. Diejenigen Unternehmer, die den Wert von Bildung nicht einsehen, sollten einfach mal ein Pilotprojekt auf kleinem Niveau machen. Dann würden sie sehen, ob es sich rechnet. Bei der Investition in Bildung handelt es sich nicht um Geschenke oder Nächstenliebe, sondern um eine Investition, die zurückkommt.

? Wie sieht die Aus- und Weiterbildung bei Sekem konkret aus?

! Es gibt verschiedene Lernmodelle. Das eine Modell – wir nennen es arbeitend lernen – ist die Schulung am Arbeitsplatz. Man steht zum Beispiel an einer Nähmaschine und prüft gemeinsam, ob alle Handgriffe die man tut, wirklich die richtigen und die effizientesten sind. Das andere Modell – lernend arbeiten – bezieht sich auf das theoretische Lernen abseits vom Arbeitsplatz. Es verlangt, immer den direkten Bezug zur Praxis herzustellen. Das fängt schon in der Schule an. Wir wollen, dass Theorie und Praxis so wenig getrennt sind wie möglich. Sonst gelangt vieles vom theoretisch Gelernten niemals in die Praxis. Und wenn man die Praxis sich selber überlässt, findet diese ständige Optimierung nicht statt, die man heute braucht, um überlebensfähig zu sein.

? Eines Ihrer jüngsten Projekte auf dem Bildungssektor ist die Sekem-Akademie für Wissenschaft und angewandte Künste, die im Jahr 2000 ihren Betrieb aufgenommen hat. Was sind deren Ziele?

! Die Akademie ist die erste Phase der geplanten Privatuniversität Sekem,

mit der wir 2005 beginnen wollen. In der Akademie werden die Probleme, die wir in allen Arbeitsfeldern haben, auf einer wissenschaftlichen Ebene bearbeitet. Zum Beispiel landwirtschaftliche Verfahren, Prozessprobleme in der pharmazeutischen Produktion, betriebswirtschaftliche Fragen. Aber es gibt auch eine Arbeitsgruppe, die sich mit dem Verhältnis von Islam und Christentum beschäftigt. Außerdem arbeiten Wissenschaftler aus Ägypten und Europa ständig an innovativen Produkten. Die Akademie ist also einerseits so etwas wie ein Forschungscenter, das sozusagen aus dem Unternehmen ausgegliedert wurde. Andererseits ist

sie eine Möglichkeit, uns der akademischen Welt zu nähern. Wir können Wissenschaftler zu Projekten einladen und damit einen Kreis von Professoren gewinnen, mit dem wir nächstes Jahr die Privatuniversität starten können. Mit denen wollen wir ganzheitliche Lehrpläne erarbeiten für eine neue akademische Ausbildung in Betriebswirtschaft, Pharmazie oder Computertechnik. Diese Ausbildung soll sehr praxisorientiert sein und basiert auf unseren beiden Konzepten „lernend arbeiten“ und „arbeitend lernen“.

? Das Preisgeld in Höhe von 73.000 Euro hat Ihr Vater für den Start dieser Universität gespendet.

! Ja, das hilft uns, die Planungskosten und die Planungsphase zu finanzieren. Diese Universität wird aufgebaut über einen Zeitraum von elf Jahren und soll am Ende zwölf Fakultäten umfassen. Die Studentenzahl soll nicht über 2.500 bis 3.000 steigen.

? Deutsche Naturkostkunden kaufen Produkte von Sekem schon lange, aber meist wissen sie es nicht, weil da der Name Sekem oft nicht draufsteht. Unter welchen Firmen- und Markennamen finden sich in Deutschland Erzeugnisse von Sekem?

! Zu nennen sind insbesondere SpielbergerNaturata, Lebensbaum, Alnatura, der Obst- und Gemüsegroßhändler Eosta, aber auch Rapunzel, Bauck, Bingenheimer Saatgut, der Tierarzneihersteller Dr. Schaette. Unsere Textilien finden sich zum Teil unter der Marke Alana, unser Henna wird zum Haaretönen von Logona verarbeitet und der Trockenfruchtimporteur Rickertsen vertreibt unsere Datteln. Um nur einige zu nennen.

? Inwiefern haben die deutschen Bio-Konsumenten zum Erfolg von Sekem beigetragen?

! Ohne die Zusammenarbeit mit dem deutschen Demeter-Bund, mit den Demeter-Großhändlern und -Produzenten in Deutschland

OEW

Der Gründer:

Der Gründer: Dr. Ibrahim AbouleishDer Vater von Helmy Abouleish hat Sekem gegründet: Dr. Ibrahim Abouleish wuchs in einer ägyptischen Unternehmerfamilie

auf. Im Alter von 18 Jahren ging er zum Studium nach Graz. Er arbeitete an der Uni und später für eine Heilmittelfirma.

Mitte der 70er Jahre besucht er mit seiner Frau die ägyptische Heimat. Das Paar ist

geschockt von der Umweltpolitik des Landes. Die Familie zieht nach Ägypten und gründet Sekem, was so viel heißt wie „Lebenskraft der Sonne“. Seine Erfahrungen hat er in einem gerade erschienenen Buch verarbeitet: Die

Sekem-Vision, ISBN 3932386779.

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wäre Sekem in der heutigen Form und Größe nicht möglich gewesen. Die mit der Kooperation verbundenen Herausforderungen an das Qualitätsverständnis haben uns geschult und befähigt, unsere Produkte auch in anderen Märkten gut zu platzieren, etwa in Amerika und Japan, aber auch auf dem heimischen Markt Ägypten. Wir sehen es so, dass dieser Alternative Nobelpreis eigentlich ein Preis an die biologisch-dynamische Bewegung ist.

? Apropos Export: Wie ist das Verhältnis zwischen dem heimischen und dem auswärtigen Markt?

! In der Zwischenzeit nimmt der lokale Markt fast 70 Prozent unserer Produkte ab. Der Export hat, obwohl er in absoluten Zahlen weiter wächst, prozentual in den letzten Jahren abgenommen. Wir sind stolz, dass Ägypten mittlerweile den höchsten Marktanteil biologischer Produkte von allen Nicht-Industrienationen der Welt hat.

? Welches Verhältnis hat die Irak- und Nahostkrise auf den Alltag von Sekem?

! Die wirklichen Krisen der arabischen Länder sind nicht allein Irakkrieg oder Palästina. Die große Herausforderung ist die wirtschaftliche. Nur wenn wir diese Probleme lösen, werden wir die poltischen Konflikte bewältigen. Unsere Bevölkerung wächst sehr schnell, wir haben 104 Millionen arbeitsfähige Menschen in den 22 arabischen Ländern. Davon sind 15 Prozent arbeitslos. Wir werden in den nächsten 16 Jahren weitere 85 Millionen Arbeitsplätze schaffen müssen. Wir müssen uns Gedanken machen, wie wir konkurrenzfähiger werden können.

Wer ist Sekem?Die Sekem-Farm wurde im Jahr 1977 gegründet. Am Anfang handelte es sich um 70 Hektar unkultiviertes Ödland 60 Kilometer nordöstlich von Kairo. Diese Wüste wurde wieder fruchtbar gemacht durch ein unterirdisches Bewässerungssystem. In biodynamischer Landwirtschaft gediehen hier nach und nach Kartoffeln, Zucchini, Sonnenblumen, Tee, Heilpflanzen und Baumwolle. Heute ist Sekem eine Firmengruppe mit mehreren Verarbeitungsunternehmen. Sie beschäftigt rund 2.000 Mitarbeiter, außerdem kooperiert man mit 800 Bauern. Von der Infrastruktur, die auch Schulen, Kindergarten und ein Krankenhaus umfasst, profitieren in den 17 benachbarten Dörfern etwa 30.000 Menschen.

Reise nach SekemSchrot&Korn bietet in diesem Jahr eine Leserreise zur Sekem-Farm an. Lesen Sie mehr dazu im Mai-Heft! Zur Einstimmung empfehlen wir Ihnen die Reportage von Schrot&Korn-Geschäftsführer Ronald Steinmeyer, nachzulesen unter www.schrot-und-korn.de/links.

Weitere InfosEinen Überblick über das wirtschaftliche, soziale und kulturelle Leben von Sekem gibt die Homepage www.sekem.com.Erschienen in Ausgabe 04/2004Rubrik: Leben&Umwelt

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Kreiskultur und KommunikationGrundform nachhaltiger Sozialstrukturen und OrganisationsformenVon Vivian Dittmar

In vielen Gesellschafts-bereichen macht sich heute eine Rück-besinnung auf eine andere Form des Miteinanders bemerk-bar. Jenseits von religiösen Dogmen oder moralischen Zwängen ist diese “sanfte Revolution” Ausdruck eines globalen Bewusstseinswandels, dessen Tragweite wir heute allenfalls erahnen können.  Kernpunkt dieser Bewegung ist eine Abwendung von Konkurrenz- und Individuationsdenken

hin zu Kooperation, gegenseitiger Unter-stützung und auf-richtigem Engagement für das Gemeinwohl als Grundlage einer nachhaltigen, erf-üllenden und gerechten Lebensweise.

In diesem Prozess der Umstrukturierung bietet uns der Kreis als Urform menschlicher Sozialstruktur Halt und Orientierung. Indem wir unsere sozialen, wirt-schaftlichen, Þnanziellen und rechtlichen Strukturen

nach dem Kreisprinzip gestalten, entstehen lebenserhaltende Modelle, die unserem Bedürfnis nach einem neuen Miteinander Rechnung tragen und dadurch eine neue Form von Wohlstand ermöglichen, einem Wohlstand der über materielle Besitzanhäufung weit hinaus geht.

KREISKULTUR

Die ersten Kreise bildeten sich um die Feuer unserer Vorfahren. Bis heute ist die Mitte des Kreises ein verbindender Ort an dem wir unsere Unterschiede zu befruchtenden gemeinsamen Bildern zusammenfügen können. Vorraussetzung hierfür ist die Fähigkeit, miteinander statt gegeneinander zu reden.

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Auch wenn der Kreis als Urform menschlicher Gemeinschaftsorganisation gilt, scheint er nach Jahrtausenden hierarchisch geprägten Miteinanders vergessen zu sein. Mehr noch, hierarchische Formen des Miteinanders sind inzwischen so tief in unserer persönlichen und kollektiven Psyche verankert, dass den meisten von uns ein funktionierendes Miteinander ohne diese Strukturen undenkbar erscheint.

Zugleich gibt es eine Jahrhunderte, vielleicht sogar Jahrtausende währende Entwicklung, die sich langsam aber beständig in diese Richtung bewegt: weg von hierarchischen Strukturen, hin zu mehr Partizipation, gemeinsamer Verantwortung und EntscheidungsÞndung, zu SolidaritŠt und Kooperation.

Es handelt sich hierbei nicht um eine lineare Entwicklung, bei der ein Schritt auf den anderen folgt. Vielmehr vollzieht sich dieser Wandel tastend, suchend, zaudernd, mit unendlich vielen Fehltritten, scheinbaren Rückfällen und Irrwegen, die uns immer wieder glauben lassen, wir hätten den Weg vollends verloren. Doch waren es oft gerade die dunkelsten Momente in unserer Geschichte, die uns einen entscheidenden Schritt nach vorne ermöglichten. Als jüngste Beispiele lassen sich die Schrecken des Dritten Reiches und die daraus entstandenen internationalen völkerrechtlichen Abkommen wie die Genfer Konventionen nennen, oder die in Südafrika nach Ende des Apartheid Regimes eingesetzten “Truth and Reconciliation Committees”, die in der Geschichte der Rechtssprechung ein neues Kapitel aufschlugen.

Die globale Krise, der wir uns als Menschheit heute gegenüber sehen, ist zweifellos einer der dunkelsten Momente, die wir je durchlebt haben. Um angesichts des überwältigenden Ausmaßes ökologischer, sozialer und wirtschaftlicher Herausforderungen nicht zu resignieren, brauchen wir eine Perspektive. Wir brauchen Modelle, die glaubhaft machen, dass ein neues Miteinander möglich ist. Und dass auch aus dieser Dunkelheit ein entscheidender Schritt nach vorne möglich ist - in eine Kultur der Solidarität und Kooperation, in der wir miteinander und mit allen anderen Lebewesen in wechselseitiger Unterstützung leben. Die Kreiskultur ist die Grundform solcher Modelle.

Was ist Kreiskultur?Die ersten Kreise bildeten sich an den Feuern unserer

Urahnen. Hier versammelten sich Menschen, um Wärme, Schutz und Nahrung zu teilen. Im Laufe der Zeit entwickelten sich hier immer komplexere Sozialstrukturen, denen jedoch allen das Prinzip des Kreises zugrunde lag.

Christina Baldwin schreibt in ihrem Buch “Calling the Circle”:

“Der Kreis ist eine Form, die den Unvollkommenheiten menschlicher Interaktion widerstanden hat und weitreichende soziale Veränderungen überstanden hat....Der Kreis hat die menschliche Gesellschaft über dreissig tausend Jahre lang zusammengehalten.....Im Zeitalter des Kreises haben wir uns von altsteinzeitlichen Höhlenbewohnern zu

Bürgern von so fortschrittlichen Gesellschaften wie dem minoischen Kreta entwickelt. Der Kreis hat uns geholfen, all das zu beinhalten.” (Baldwin, 1998, S. 38)

Intakte indigene Völker sind lebende Beispiele solcher Kulturen. Sie leben im Einklang mit den Gesetzen der Natur und das seit Jahrtausenden. In der Auseinandersetzung mit der Frage, wie wir als Menschheit langfristig nachhaltig leben können, bieten uns die Grundprinzipien indigener Lebensführung wichtige Anhaltspunkte. Denn auch wenn die Lebensweise indigener Völker für uns keine lebbare Alterative darstellt, können wir in den ihr zugrundeliegenden Prinzipien die Grundlage nachhaltigen Lebens erkennen und auf unsere modernen Gesellschaftsformen, Wirtschaftssysteme und technischen Systeme anwenden.

Warum ein Kreis?Der Kreis ist die Grundstruktur aller natürlichen

Prozesse. Nachhaltige Modelle, ob im sozialen, im ökologischen oder im ökonomischen Bereich, können nur dann funktionieren, wenn sie den Schritt von linearen Modellen in Kreismodelle schaffen. Ein lineares Modell ist endlich. Ein Kreislauf kann sich, so lange er in Balance ist und lernfähig, immer weiter fortsetzen, wie die Natur es seit Jahrmillionen vorlebt. Kreiskultur ist die soziale Entsprechung natürlicher Modelle.

Die Mitte des Kreises: Vertrauen und KooperationUm einen Kreis begreifen zu können und zu verstehen,

was ihn von einer Hierarchie unterscheidet, müssen wir vor allem begreifen, was einen Kreis im Inneren Zusammenhält. Die meisten hierarchischen Modelle basieren auf Angst. Menschen partizipieren in ihnen, da sie Angst haben, was geschehen würde, wenn sie dies nicht täten. Ein hierarchisches System wird also durch einen Druck von außen zusammengehalten.

Nicht so ein Kreis. Ein Kreis wird von einer inneren Anziehung geformt und zusammengehalten. Was in grauer Vorzeit noch die ersten Feuer unserer Urahnen gewesen sein mögen, ist heute eine geteilte Vision. Doch noch immer sind es das Vertrauen, der gegenseitige Respekt und die Kooperationsbereitschaft, die Kreismitglieder miteinander verbinden und sie befähigen, gemeinsam Verantwortung zu tragen.

Kreiskultur ist gemeinsame Verantwortung für das Ganze

In hierarchisch geprägten Gesellschaftsformen ist der Begriff Verantwortung ausgesprochen negativ besetzt. Verantwortung wird in der Regel mit Schuld gleichgesetzt, wodurch diese nach Möglichkeit delegiert wird: von unten nach oben und von oben nach unten. Es liegt in der Natur eines hierarchischen Systems, dass jeder nach maximalem Einßuss bei minimaler Verantwortung strebt. Je mehr dies gelingt, desto mehr wird Macht oder Einßuss ausgeŸbt, ohne dass jemand für dessen Auswirkungen Sorge trägt.

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Die fatalen Auswirkungen dieses Modells sehen wir heute in der vollen Tragweite unserer globalen ökologischen und sozialen Herausforderungen.

In einer Kreiskultur wird Verantwortung ganz anders deÞniert. Verantwortung bedeutet, sich um etwas zu kŸmmern, fŸr etwas Sorge zu tragen. Man kšnnte sogar soweit gehen zu sagen, dass Verantwortung hier als gelebte Liebe verstanden wird. Die gemeinsam getragene Verantwortung ist die Grundlage der SolidaritŠt, der Kooperation und der Nachhaltigkeit, die eine Kreiskultur ausmachen. Nachhaltigkeit deshalb, weil eine wahre Kreiskultur das ÒGanzeÓ nicht nur als den gesamten Kreis, sondern als das Leben in seiner Gesamtheit deÞniert. Und dieses Verantwortungsgefühl bezieht sich nicht nur auf die ganze Welt, wie wir sie heute kennen, sondern geht noch darŸber hinaus, um zukŸnftge und vergangene Generationen mit einzuschlie§en.

Führungspositionen in der KreiskulturAls hierarchisch sozialisierte Menschen assoziieren wir

mit Kreiskultur meist eine Form gesellschaftlicher Organisation, in der niemand eine FŸhrungsrolle innehat. Das Gegenteil ist der Fall. Kreiskulturen fordern und fšrdern FŸhrung. Doch auch dieser Begriff wird hier gŠnzlich anders deÞniert. Jeder im Kreis ist eingeladen und aufgefordert, FŸhrung zu Ÿbernehmen. Die stŠrkste FŸhrungsrolle Ÿbernimmt derjenige, der die grš§te Kompetenz hat und bereit ist, am meisten Verantwortung zu Ÿbernehmen. Diese Position ist jedoch keine, die deÞniert oder gewŠhlt werden muss - weder von der Person selbst, noch von den anderen im Kreis. Sie ergibt sich vielmehr natŸrlich aus den FŠhigkeiten des Einzelnen und den Anforderungen der Situation. Da jeder im Kreis andere StŠrken hat, liegt die grš§te Kompetenz in verschiedenen Situation bei jeweils unterschiedlichen Menschen.

Da die hier geforderte Verantwortung eine gemeinsame ist, die sich auf das Ganze bezieht, besteht auch kein Konßikt zwischen mehreren starken FŸhrungspersšnlichkeiten. Es ist vielmehr so, dass jede FŸhrungspersšnlichkeit im Kreis dankbar ist fŸr jeden anderen, der Verantwortung Ÿbernimmt. Denn je mehr Menschen fŸr das Ganze Sorge tragen, desto besser und einfacher ist es fŸr jeden Einzelnen. Je mehr Menschen FŸhrung Ÿbernehmen, desto stŠrker ist der Kreis. Im Idealfall Ÿbernimmt jeder auf seine Weise und nach seinen Kompetenzen Verantwortung fŸr das Ganze.

Modelle für neue Führung in Zusammenleben und Wirtschaft

So einfach die Grundlagen von FŸhrung im Sinne der Kreiskultur zu begreifen sind, so anspruchsvoll ist deren Umsetzung. Zu tief steckt oft das Misstrauen gegenŸber eingefahrenen Strukturen in Systemen, in uns selbst und in anderen. Zu verhŠrtet scheinen die alten Schemata, die Verantwortung abwŠlzen und Macht monopolisieren wollen.

Doch zugleich gibt es eine tiefe Sehnsucht in jedem von uns, aus diesen Begrenzungen auszubrechen und Schritte in

ein neues Miteinander zu wagen. Wir sind mŸde vom ewigen Kampf gegeneinander und immer mehr Menschen sind bereit, Verantwortung nicht nur zu tragen, sondern auch zu teilen.

Doch wo beginnen? Wo fangen wir an, uns aus unseren selbst auferlegten Begrenzungen zu befreien und Schritte in ein neues Paradigma zu wagen? Beginnen wir bei der Art, wie wir FŸhrung und Verantwortung begreifen und leben. Hier gibt es drei AnsŠtze, die ineinandergreifen, um eine neue FŸhrung nicht nur begreifbar zu machen, sondern auch umsetzbar:

funktionale Führung

rotierende Führung

geteilte Führung.

Funktionale FührungIn hierarchisch geprŠgten Sozialstrukturen ergeben sich

AutoritŠt, Verantwortung und Entscheidungsgewalt aus der Position, die eine FŸhrungskraft in der Pyramide innehat. Das Peter-Prinzip verdeutlicht nur einen Aspekt der Problematik dieses Systems. Das Peter-Prinzip besagt, dass in einem hierarchischen System jedes Mitglied bis zur Stufe seiner Inkompetenz aufsteigt. Die Konsequenz ist, dass Menschen in hierarchischen Ebenen hŠuÞg mit ihren Veranwortungen Ÿberfordert sind, sich jedoch nicht trauen, dies einzugestehen, aus Angst in der Pyramide abzusteigen oder gar ganz auszuscheiden.

Funktionale FŸhrung bedeutet, dass Entscheidungen von jeweils der Person getroffen werden, die gerade die grš§te Kompetenz, KapazitŠt und Verantwortungsbereitschaft hat. Hieraus ergibt sich eine FŸhrung, die nicht personengebunden ist, sondern organisch rotiert.

Rotierende FührungVoraussetzung fŸr eine freie Rotation von FŸhrung ist

ein hohes Ma§ an Vertrauen, Verbundenheit und Kooperation innerhalb eines Kreises. Jedes Kreismitglied muss mit der Vision in der Mitte des Kreises verbunden sein und muss wissen, dass der Erfolg des Kreises immer gleichbedeutend mit dem eigenen Erfolg ist und umgekehrt.

Neben der frei rotierenden FŸhrung, wie unter funktionale FŸhrung beschrieben, besteht die Mšglichkeit, rotierende FŸhrung nach festen Schemata zu installieren. So kšnnte man beispielsweise einfŸhren, dass die Leitung von Sitzungen nach einem festen Schema rotiert, so dass jedes Mitglied eines Kreises die Gelegenheit bekommt, in dieser Form Verantwortung zu Ÿbernehmen. Auf Šhnliche Weise lassen sich auch andere Rollen nach mehr oder weniger festen Schemata vergeben, woraus sich dann eine geteilte FŸhrung ergibt.

Geteilte FührungDas Modell der geteilten FŸhrung basiert darauf, dass

FŸhrungskrŠfte im klassischen Sinne in einem System in der

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Geteilte FührungDas Modell der geteilten Führung basiert darauf, dass

Führungskräfte im klassischen Sinne in einem System in der Regel mehrere Führungsfunktionen ausfüllen, die ohne weiteres voneinander getrennt werden können und dann recht gleichwertig nebeneinander stehen können.

Um bei dem oben angeführten Beispiel einer Sitzungsleitung zu bleiben, lässt sich diese Funktion durchaus noch in mehrere Subfunktionen unterteilen. Christina Baldwin und Ann Linnea beschreiben in ihrem Buch “The Circle Way, A Leader in Every Chair” die Rollen des Gastgebers, des Raumhalters, des Hüters oder des Protokollführers. Auf die einzelnen Rollen möchte ich im Folgenden noch genauer eingehen, da damit das Prinzip der geteilten Führung verdeutlicht werden kann.

Der GastgeberDie Aufgabe des sogenannten Gastgebers ist es,

Zeitpunkt, Ort, Dauer und Thema der geplanten Sitzung an allen einzuladenden Personen zu kommunizieren. Dies kann die Person sein, die das Treffen iniziiert, muss aber nicht. Der Gastgeber kann zudem noch Verantwortung für den gewählten Ort der Zusammenkufnt übernehmen und beispielsweise sicherstellen, dass dieser zuvor gelüftet wurde, dass die Temperatur angenehm ist, dass Wasser vorhanden ist und, dass das Treffen auch in Kreisform abgehalten werden kann.

Der Raumhalter Der Raumhalter hat während der Sitzung die Aufgabe,

das Treffen zu strukturieren, ist also mit einem Moderator vergleichbar. Anders als bei der klassischen Sitzung ist diese Aufgabe nicht automatisch die der stärksten Führungsperönlichkeit im Kreis. Sie rotiert vielmehr, wie die anderen Funktionen auch, von einer Person zur nächsten.

Der HüterAufgabe des Hüters ist es, die Kommunikation und die

Beziehungen im Kreis aus einer Metaebene zu beobachten und bei Bedarf einzugreifen. Hierfür kann der Hüter auch mit einem akustischen Signal ausgestattet werden. Er wird vom Kreis autorisiert, einzugreifen. Der Kreis einigt sich darauf, dem Hüter bei Ertönen seines Signals sofort uneingeschränkte Aufmerksamkeit zu schenken.

Der Hüter greift vor allem bei folgenden Situationen ein:

Abweichung vom Thema: Wenn der Hüter beobachtet, dass die Kommunikation in

eine Richtung geht, die vom eigentlichen Thema der Sitzung abweicht, unterbricht er durch ein kurzes Signal und macht die Gruppe darauf aufmerksam, was geschehen ist. Seine Aufgabe besteht nicht darin, die Gruppe zum Thema zurückzuführen, sondern lediglich das Bewusstsein der Gruppe dafür zu schärfen, dass gerade ein anderes Thema angeschnitten wird. Der Kreis hat dann die Möglichkeit,

bewusst zu entscheiden, ob er zu dem ursprünglichen Thema zurückkehren möchte oder ob das neu aufgetauchte Thema vielleicht zuerst geklärt werden muss. Gelegentlich wird das neue Thema auch auf ein anderes Treffen vertagt und vom Protokollführer entsprechend vermerkt.

Spannungen innerhalb des Kreises: HŠuÞg verhindern nicht ausgesprochene Spannungen

effektive Kommunikation, Kooperation und EntscheidungsÞndung. Der HŸter hat auch hier die Aufgabe, die Gruppe darauf aufmerksam zu machen. Der Hüter kann dann eine von verschiedenen Massnahmen vorschlagen, um Spannungen abzubauen und um wieder eine Basis für effektive Zusammenarbeit herzustellen. Beispiele solcher Massnahmen sind eine Minute Schweigen, Counceling oder der Einsatz eines Redestabs. Auf diese Punkte werde ich unter “Kommunikationselemente” noch genauer eingehen.

Wechsel in einen anderen Kommunikationsmodus: Je nach Zielsetzung machen in einem Kreis

unterschiedliche Kommunikatinsmodi Sinn. Der Hüter hat die Aufgabe, den Kommunikationsßuss im Kreis zu beobachten und einen Wechsel des Kommunikationsmodus anzuregen, wenn die derzeit gewählte Form der Zielsetzung nicht förderlich zu sein scheint.

Notwendigkeit einer Pause: Der Hüter hat zudem die Aufgabe, das Energieniveau im

Kreis im Auge zu behalten und bei Bedarf eine Pause vorzuschlagen.

Der ProtokollführerDie Rolle des Protokollführers dürfte allgemein bekannt

sein. Der Protokollführer hat auch hier die Aufgabe, stichpunktartig besprochene Themen festzuhalten und Entschlüsse zu dokumentieren.

Vorteile geteilter Führung für die Kommunikationsskultur in Unternehmen

Einer der größten Vorteile einer geteilten Führung, die sowohl funktional als auch rotierend ist, ist die gemeinsame Veranwortung für den Kommunikationserfolg. Dies schafft ein Klima der Kooperation und des Zuhörens. Das hier angeführte Szenario einer Sitzung soll jedoch nur Beispiel sein für eine andere Unternehmenskultur, die auf der Grundlage des Kreises möglich wird. Die Prinzipien der geteilten, rotierenden und funktionalen Führung lassen sich auch auf die Unternehmensführung im allgemeinen übertragen.

Je tiefer das Vertrauen und die Kooperationsbereitschaft innerhalb des Kreises etabliert sind, desto organischer Fließen die verschiedenen Modi ineinander und desto mehr erübrigt sich eine starre Delegierung. Am Beispiel der Sitzung bedeutet dies, dass Kreise mit hinreichend Übung in dieser

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Art des Zusammenkommens hŠuÞg die einzelnen Rollen nicht mehr explizit deÞnieren mŸssen. Die verschiedenen Funktionen rotieren hier hŠuÞg frei im Kreis und werden mal von dem einen, mal von dem anderen Ÿbernommen, ohne dass sie sich explizit als HŸter, Raumhalter oder ProtokollfŸhrer deÞnieren. Das funktioniert jedoch nur in Kreisen mit einem hohen Reifegrad und einer ausgeprŠgten Kooperationskultur, in denen die erforderliche Verantwortung fŸr das Ganze von mehreren Personen selbstverstŠndlich und freudig getragen wird.

Grundelemente der KreiskommunikationKreiskultur basiert auf einer fundamental anderen

Haltung gegenŸber unseren Mitmenschen als sie heute gemeinhin in Unternehmen oder in Organisationen gelebt wird. Diese Haltung basiert auf einem Menschenbild, in dem WertschŠtzung, Kooperation, Annahme und Respekt im Mittelpunkt stehen. Ohne diese Werte kann Kreiskultur nicht funktionieren, da sie die Basis ihrer inneren Dynamik sind. Fassen wir die Grundelemente der Kreiskommunikation genauer ins Auge, kšnnen wir anhand unseres Beispiels einer Sitzung beobachten, wie diese innere Haltung sich in konkreten Handlungen ausdrŸcken kann.

Unterstützendes ZuhörenDie wichigste Grundlage derKreiskommunikation ist das Zuhšren. Zuhšren erfordert

und ist Ausdruck von WertschŠtzung, Respekt und Annahme. Wirkliche Kooperation ist ohne Zuhšren nicht mšglich. Wirkliches Zuhšren erfordert Demut. Wir mŸssen uns selbst, zumindest fŸr eine kurze Weile, zurŸcknehmen und einem anderen unsere ungeteilte Aufmerksamkeit schenken.

Die meisten von uns haben diese FŠhigkeit verlernt oder nie erlernt. In einem von Konkurrenz geprŠgten sozialen Umfeld haben wir vor allem gelernt, uns zu Positionieren, die eigenen Argumente mšglichst stichhaltig gegen die des anderen auszuspielen und schon wŠhrend der andere seine anbringt, den eigenen Gegenschuss vorzubereiten. In diesem Klima wŠchst vor allem die eigene Eitelkeit oder die Verunsicherung, selten jedoch entsteht wirkliche Kooperation.

Bewusstes SprechenDurch Zuhšren entsteht ein Raum, in dem bewusstes

Sprechen mšglich wird. Dies mag sich zunŠchst seltsam anhšren, doch in einem Umfeld, in dem zu wenig zugehšrt wird, verlŠuft Kommunikation hŠuÞg in vorgefertigten Bahnen. Die immer gleichen Argumente werden mechanisch abgespult Ð und nicht gehšrt. Bewusstes Sprechen bedeutet, dass auch der Sprechende in dem Moment des Sprechens in sich hineinlauscht, offen fŸr ganz neue Erkenntnisse und Gedanken, die auch er selbst nie zuvor so gedacht hatte.

Diese Art des ÒIn sich hinein LauschensÓ braucht Raum und Zeit. Sie entsteht nicht in dem kurzen Atemzug zwischen zwei Argumenten. Das Risiko, einen halbfertigen Gedanken auszusprechen, kšnnen wir nur in einer annehmenden,

unterstŸtzenden Umgebung eingehen. Hierdurch entsteht ein Raum, in dem gemeinsam gedacht und geforscht werden kann, statt dass die immer gleichen Fronten feindlich aufeinanderprallen. Und in dem Raum des gemeinsamen Denkens erschlie§t sich auch die kollektive Intelligenz, die immer grš§er ist, als die Summe ihrer Teile - doch dazu spŠter mehr.

Bewusstes Sprechen bedeutet auch, dass achtsam mit der Zeit der Zuhšrenden umgegangen wird und der Raum zwischen den Kreismitgliedern nicht unnštig mit Worten gefŸllt wird - sei es um sich wichtig zu machen oder um die Stille zu fŸllen. Im bewussten Sprechen wird nur das gesprochen, was wirklich relevant erscheint. Ist gerade kein Gedanke oder keine Einsicht da, die relevant erscheint, kann durchaus auch einmal Stille entstehen.

StilleEs mag ungewohnt erscheinen, die Stille als

Kommunikatiosmodus anzufŸhren, doch hŠuÞg werden Worte eher eingesetzt, um Kommunkation zu verhindern, statt diese zu ermšglichen. Bewusst gewŠhlte oder scheinbar zufŠllig entstandene Stille zwischen Menschen kann zu ungeahnter Verbindung und gemeinsamer Einsicht fŸhren. Wenn die Kommunikation im Kreis festzustecken scheint, sei es aufgrund ungelšster Spannungen oder mangels Impulsen, sind ein paar Minuten der Stille oft die beste Methode, um die Situation zu entspannen oder mit neuer KreativitŠt zu beleben.

CouncelingCounceling bedeutet, dass aufmerksames,

unterstŸtzendes Zuhšren mit bewusstem Sprechen verbunden wird. Counceling kann mit zwei Personen praktiziert werden oder in einem Kreis.

Im Counceling ist die Rolle des Zuhšrers und die des Sprechers klar deÞniert und oft auch die Zeit, in der die beiden einander Aufmerksamkeit schenken. Counceling ist als Kommunkationsform mit klarer Struktur besonders geeignet, wenn Spannungen die Kommunikation erschweren. In einem Kreis wird die Rolle des Sprechenden durch den Einsatz eines Redestabs deÞnitert Ð oder durch einen beliebigen anderen Gegenstand, der diese Funktion erfŸllt.

Alles, was im Counceling geteilt wird, ist streng vertraulich und zwar nicht nur gegenŸber Dritten, sondern auch zwischen den beiden Counceling Partnern. Das bedeutet, dass nach Abschluss des Councelings der Zuhšrer auch den Sprecher selbst nicht mehr auf geŠu§erte Themen anspricht, ohne diesen vorher um Erlaubnis zu bitten. Diese strenge Form der Vertraulichkeit gewŠhrleistet ein Hšchstma§ an Vertrauen und Aufrichtigkeit.

Kommunikationsmodi im KreisDie oben skizzierten Grundelemente der

Kreiskommunikation - unterstŸtzendes Zuhšren, bewusstes Sprechen, Stille und Counceling - bilden die Grundlage aller Kommunkationsmodi im Kreis. Im Folgenden mšchte ich

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einige der Modi beschreiben, die den Kommunikationsßuss innerhalb eines Kreises auf unterschiedliche Weise strukturieren.

Die RundeIn der Runde wird ein Redestab eingesetzt, um die Rolle

des Sprechers klar zu deÞnieren und ihm die uneingeschrŠnkte Aufmerksamkeit der Zuhšrer zuzusichern. Die Runde ist geeignet, um ein ausgewogenes Bild und einen †berblick Ÿber den Ist-Zustand des Kreises zu bekommen.

In der Runde wird der Redestab der Reihe nach von einem zum anderen gereicht, sodass jeder die Gelegenheit hat, sich ohne Unterbrechungen oder Zwischenfragen zu einer bestimmten Frage oder zu einem Thema zu Šu§ern. Die Runde wird hŠuÞg offeneren Kommunikationsformen wie dem strukturierten oder dem offenen Dialog vorangestellt, um jedes Kreismitglied einzubinden. Hat jemand nichts zu sagen, kann er den Stab auch einfach weiter reichen.

Strukturierter DialogIm strukturierten Dialog wird wie bei der Runde mit

dem Redestab gearbeitet. Hier wird dieser jedoch nicht im Kreis herumgereicht, sondern liegt zunŠchst in der Mitte. Er kann von jedem Kreismitglied aufgenommen werden. Hat jemand seine Kommunikation beendet, legt er den Stab wieder zurŸck in die Mitte oder reicht ihn jemand anderem, der nun das Wort ergreifen mšchte.

Offener DialogDer offene Dialog ist die am wenigsten strukturierte

Form der Kreiskommunikation und daher die anspruchsvollste. Oberߊchlich betrachtet scheint sie anderen, uns gelŠuÞgeren Kommunikationsformen wie etwa der Diskussion, nicht unŠhnlich zu sein. Die grundlegend andere Haltung, die der Kreiskommunikation zugrunde liegt, gibt dem offenen Diaglog im Kreis jedoch eine Dynamik, die jener einer Diskussion diametral gegenŸbersteht. Geht es in einer Diskussion vor allem darum, gegeneindander zu reden, steht beim offenen Dialog das gemeinsame Denken im Mittelpunkt.

Beim offenen Dialog im Kreis wird der Kommunikationsßuss nicht durch festgelegte Rollen oder durch den Einsatz eines Redestabes gelenkt. Das Wort und damit auch die Aufmerksamkeit des Kreises, kann frei von einem zum anderen springen. Wie bei einem natŸrlichen Fluss kann dies zuweilen geruhsam und beschaulich geschehen, zuweilen auch sehr dynamisch und leidenschaftlich.

Wenn eine Gruppe gut in der Kreiskommunikation geŸbt ist und in den ihr zugrundeliegenden Werten des Respekts, der Achstamkeit und der WertschŠtzung verankert ist, kann der eine sogar den Satz des anderen zuende fŸhren, ohne dass dies als Unterbrechung oder Respektlosigkeit aufgegriffen wird. Der Kreis offenbart hier seine wahre StŠrke: die Intelligenz Einzelner fŸgt sich zu einem

organischen, lebendigen Ganzen zusammen. Die Kreismitglieder ergŠnzen sich wie die Nervenzellen eines Gehirns und kšnnen gemeinsam Lšsungen und Erkenntnisse erarbeiten, die dem Einzelnen allein nicht zugŠnglich gewesen wŠren.

Zuweilen kann es im offenen Dialog vorkommen, dass Spannungen zwischen Kreismitgliedern an die Oberߊche kommen und den kooperativen, natŸrlichen Kommunikationsßuss vereiteln. Hier beginnen sich dann die klassischen Merkmale einer Diskussion zu zeigen: Kreismitglieder lassen einander nicht ausreden, es wird nicht mehr wirklich zugehšrt, Sprecher wiederholen die immer gleichen Argumente, ohne sich von den Worten der anderen berŸhren oder bewegen zu lassen.

Dies ist die Situation, in der der HŸter wie oben beschrieben eingreift und anregt, zu einer mehr strukturierten Form der Kommunikation zurŸckzukehren, einen Moment der Stille einzuschieben oder ein Counceling zu machen, in dem jeweils zwei Kreismitglieder einander zuhšren und so einen Raum der Annahme und der WertschŠtzung wieder herstellen. Besonders, wenn das Counceling in dieser Weise eingesetzt wird, sollten die Personen zwischen denen Spannungen aufgetreten sind nicht miteinander sprechen. Jeder sollte einen anderen Partner wŠhlen, sodass ihm wirklich unterstŸtzendes Zuhšren zuteil wird und Spannungen effektiv abgebaut werden kšnnen.

Kreiskommunikation und EntscheidungsÞndung

Eine der interessantesten Fragen, mit denen Kreiskommunikation uns konfrontiert, ist jene der EntscheidungsÞndung. In hierarchisch geprŠgten Strukturen ist dies primŠr eine Frage der Entscheidungsbefugnis oder gar -gewalt, also der Macht. Diese Frage stellt sich in Kreiskulturen nicht. Wenn FŸhrung Sorge und Verantwortung fŸr das Ganze bedeutet, geht es bei der EntscheidungsÞndung vor allem darum, gemeinsam die beste Entscheidung fŸr das Ganze zu Þnden, wohl wissend, dass damit auch das Wohlergehen des Einzelnen gewŠhrleistet ist. Anders ausgedrŸckt: Kreiskommunikation ist eine Form der Zusammenkunft, in der natŸrliche Konsensbildung geschieht.

Natürliche KonsensbildungFŸr hierarchisch oder sogar demokratisch geprŠgte

Menschen kommt die Vorstellung einer Konsensentscheidung einem Albtraum nahe. Es erscheint undenkbar, dass eine Gruppe von fŸnf, zehn oder fŸnfzig Leuten bei einem Thema einer Meinung sein kšnnte. Und wenn wir beobachten, welche Wortgefechte und sogar Schlammschlachten auf politischer Ebene abgehalten werden, um auch nur eine Mehrheit von knapp 50% zu erlangen, sind diese Bedenken durchaus verstŠndlich. Sie zeigen jedoch nur, dass ein Verständnis der Mechanimen fehlt durch die Konsensbildung geschieht und was dieser zugrunde liegt.

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Natürliche Konsensbildung basiert weder auf “halbscharigen” Kompromissen noch auf Argumenten, die so stichhaltig sind, dass alle überzeugt sind. Natürliche Konsensbildung basiert vielmehr auf dem Prinzip der Kollektiven Intelligenz oder des gemeinsamen Denkens. Entscheidungen werden nicht getroffen, sondern gefunden, ganz im Sinne der ursprünglichen Bedeutung des Wortes ÒEntscheidungsÞndungÓ. Wenn eine Lšsung durch einen gemeinsamen Denkprozess entsteht, wird diese auch automatisch von allen Beteiligten mitgetragen, wodurch offener oder verdeckter Sabotage schon im Vorfeld aller Wind aus den Segeln genommen wird.

Strukturierte KonsensbildungDa den meisten Menschen der Sprung von einer

hierarchischen oder demokratischen Denkweise in eine konsensorientierte Haltung nicht so ohne weiteres gelingen dürfte, gibt es auch bei der Konsensbildung strukturierende Prozesse, die gerade bei schwierigen Einigungen hilfreich sind. Sie sind zwar kein Ersatz für eine Grundhaltung des Respekts, der Wertschätzung und der Kooperation, sie erleichtern jedoch die Beibehaltung dieser Werte und erleichtern das Verständnis des Konsensbildungsprozesses im Allgemeinen.

Strukturierte Konsensbildung funktioniert meist nach folgendem Schema: Vorschlag, Austausch oder Dialog, Konsensbildung. In der strukturierten Konsensbildung wird jedem Kreismitglied das Recht zugesprochen, einen bestimmten Vorschlag durch ein Veto zu blockieren, sofern er oder sie der Meinung ist, dass diese Entscheidung dem Ganzen schaden würde. Das Ganze kann in diesem Fall der ganze Kreis, das ganze Unternehmen, die ganze Organisation oder sogar die ganze Welt sein. Eine Entscheidung kann also nicht aus persšnlichen WiderstŠnden oder Vorlieben blockiert werden. Wenn bei einer Entscheidung von niemandem ein Veto eingelegt wird, gilt der Vorschlag als angenommen. Das bedeutet in der Praxis also, dass nicht jeder dem Vorschlag zustimmen muss, dass es vielmehr ausreicht, wenn keiner widerspricht.

Auch die strukturierte Konsensbildung verlangt von allen Beteiligten ein hohes Ma§ an persšnlicher Reife, da ehrlich zwischen persšnlichen Vorlieben und Belangen von allgemeinem Interesse unterschieden werden muss. Organisationen, die über Jahre mit dem strukturierten Konsens arbeiten berichten, dass von dem Vetorecht quasi nie Gebrauch gemacht wurde. Das mag zunächst verblüffend erscheinen und unseren Erwartungen widersprechen, ist bei genauerem Hinsehen jedoch nur logisch. Wenn jeder eine Vetomacht hat, wird ihm schon in der Dialogphase einer anstehenden Entscheidung ausreichend Gehšr geschenkt. Das Veto muss nicht ausgespielt werden, um sich Gehšr zu verschaffen. Die Richtlinie, dass nur ein Veto im Sinne des Ganzen rechtmäßig ist, unterstützt wiederum jeden Einzelnen darin, seine persšnlichen Motive ehrlich zu prŸfen, bevor ein bestimmter Einwand eingebracht wird.

In manchen Systemen kann auch eine abgeschwächte Form des Konsens sinnvoll sein. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn es Bedenken bezŸglich der persšnlichen Reife der Beteiligten gibt. Anders als beim strukturierten oder natürlichen Konsens kann beim abgeschwächten Konsens ein Veto unter bestimmten, vorher klar festgelegten Voraussetzungen, übergangen werden. Beispielsweise wenn alle anderen Kreispersonen einstimmig den Eindruck haben, dass das Veto nicht aus Sorge um das Ganze, sondern aus persšnlichen GrŸnden eingebracht wurde. Auch dieser Mechanismus kommt in der Regel nicht zum Einsatz, er stellt jedoch einen zusätzlichen Anreiz da, die eigenen Motive für ein Veto noch kritischer zu hinterfragen.

Kreiskommunikation und KreiskulturDie hier angeführte detaillierte Beschreibung von

Kreiskommunikation ist als Beispiel der Grundprinzipien und -dynamiken der Kreiskultur gedacht. So wie Führung, Werte, Struktur und Kooperation sich in der Kreiskommunikation ausdrŸcken, so kšnnen sie auch die Zusammenarbeit in einer von Kreiskultur geprägten Organisation oder in einem Unternehmen prägen. Auch hier gilt der Grundsatz: Je tiefer eine Gruppe in den Grundprinzipien der Kreiskultur verankert ist, desto weniger Struktur bedarf sie, desto organischer kann sie sich entwickeln, entfalten und zusammenarbeiten.

Der folgende Ausschnitt aus David Bohms Standardwerk “Über Dialog” verdeutlich, wie Kreiskommunikation und Kreiskultur ineinandergreifen, wenn einer Gruppe die zugrundeliegenden Prinzipien selbstverständlich sind:

ÒVor einiger Zeit gab es einen Anthropologen, der lange Zeit mit nordamerikanischen Indianern lebte. Es war eine kleine Gruppe. Die Jäger und Sammler haben typi- scherweise in Gruppen zwischen zwanzig und vierzig gelebt. Ackerbauende Gruppen waren viel grš§er. Nun, dieser Indianerstamm traf sich von Zeit zu Zeit wie wir hier in einem Kreis. Sie redeten und redeten und redeten, scheinbar ohne bestimmten Zweck. Sie trafen keine Entscheidungen. Es gab keinen Leiter. Und alle konnten daran teilnehmen. Es gab vielleicht weise Männer oder Frauen, denen man ein bisschen mehr zuhšrte - das waren die €lteren - aber jeder durfte sprechen. Diese Zusammenkunft dauerte so lange, bis sie sich scheinbar ohne Grund außšste. Und doch, jeder schien danach genau zu wissen, was er zu tun hatte, weil sie einander so gut verstanden hatten. Dann konnten sie sich in kleineren Gruppen treffen und etwas tun oder Entscheidungen fällen.” (Bohm, 1995, pp. 11 - 12)

Das interessante an diesem Beispiel ist, dass die Kommunikation innerhalb des Stammes nicht vordergründig dem Informationsaustausch oder der EntscheidungsÞndung diente, sondern dem Verständnis und der Verbindung der einzelnen Mitglieder. Diese nicht primŠr auf EfÞzienz ausgelegte Form der Zusammenkunft zahlt sich im Nachhinein aus, weil dann jeder Einzelne scheinbar autark im Sinne des Ganzen handeln kann.

KreiskommunikationMiteinander statt gegeneinander redenVon Vivian Dittmar

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Kreiskultur – eine neues Paradigma entstehtDie Herausforderungen unserer Zeit sind überwältigend.

Noch nie waren wir so mächtig, was unsere Technologien angeht und zugleich so machtlos, was unsere persönlichen Beziehungen betrifft. Die moderne Kommunkationstechnologie feiert immer neue Durchbrüche während unsere Kommunikation oft in immer gleichen, unfruchtbaren Bahnen verläuft. Die wichtigen Entscheidungen unserer Zeit scheinen hŠuÞg an unserer Unfähigkeit wirklich zu kommunizieren, zu scheitern.

Zugleich gibt es Hoffnung, denn die Absurdität unserer Lage wird von Tag zu Tag offensichtlicher, wodurch immer mehr Menschen den Sprung in ein neues Denken wagen. Was wäre, wenn wir nicht mehr gegeneinander, sondern miteinander denken, sprechen, arbeiten und leben würden? Was wäre, wenn wir unsere Intelligenz zusammentun würden und gemeinsam eine neue Richtung einschlagen würden, eine Richtung, die für alle funktioniert? Was wäre, wenn das, was gut für mich ist, unweigerlich auch gut für das Ganze ist und umgekehrt? Was wäre, wenn wir nicht mehr so tun würden als könnten wir getrennt voneinander und vom Ganzen existieren?

Was noch vor einigen Jahren wie eine weltfremde Utopie erschien, ist heute für eine wachsende Anzahl von Menschen eine lebbare Alternative, die in greifbarer Nähe zu rücken scheint. Wir haben schon heute die technischen Möglichkeiten, Instrumente und Modelle, um eine lebenswerte Welt für alle zu erschaffen. Doch das alleine genügt nicht. Damit diese Möglichkeit Wirklichkeit werden kann, brauchen wir neue Kommunikationsformen und soziale Strukturen. Der Kreis ermöglichte es unseren Urahnen über einen Zeitraum von xxxtausend Jahren unter teilwese extremen Bedingungen zu überleben. Und genau so bietet er uns heute die Möglichkeit, den wachsenden Herausforderungen und unwägbaren Umbrüchen, die auf uns zukommen, adäquat zu begegnen.

KreiskommunikationMiteinander statt gegeneinander redenVon Vivian Dittmar

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Über die AutorinVivian Dittmar

Vivian Dittmar ist Gründerin und Vorstandsmitglied der Be the Change Stiftung für kulturellen Wandel. Sie ist die Autorin des Buches “Gefühle, eine Gebrauchsanweisung” und gibt seit über einem Jahrzehnt in Seminaren und Beratungen weltweit ihr Knowhow über persönliche Entwicklungsprozesse, Kulturen der Kooperation und nachhaltige Lebensweisen weiter.

Seit 2011 arbeitet sie eng mit dem Terra Institute zusammen und begleitet Unternehmen bei der Entwicklung der sozialen und emotionalen Kompetenzen, die für die Wandlung zur Kreiskultur notwendig sind.

www.viviandittmar.net www.be-the-change.dewww.terra-institute.eu

Vivian Dittmar Ihre Kindheit und Jugend auf drei Kontinenten in drei sehr unterschiedlichen Kulturen sensibilisierte sie schon früh für die ökologischen und sozialen Herausforderungen unserer Zeit und die Sinnkrise der modernen Industrienationen.KREI

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Quellen:I. http://de.wikipedia.org/wiki/Genfer_Konvention#Die_Genfer_Abkommen_von_1949II. http://en.wikipedia.org/wiki/

Truth_and_Reconciliation_Commission_(South_Africa)III. Baldwin, Christina: Calling the Circle: The First and Future

Culture, Bantam, 1998IV. Quelle Peter Prinzip einfügenV. Linnea, Ann; Baldwin, Christina: The Circle Way, A

Leader in Every Chair, McGraw Hill Profesisonal 2010VI. Growing a Life Together

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Die soziale und wirtschaftliche Struktur Südtirols war und ist auch heute noch durch eine Vielzahl von Kleinbetrieben gekennzeichnet. In der Landwirtschaft, im Handel und im Handwerk, aber auch in der Industrie, sind die meisten Unternehmen als Familienbetriebe entstanden und viele von ihnen sind es bis heute geblieben.

In diesem Zusammenhang hat das Genossenschaftswesen seit jeher zur Unterstützung der Kleinunternehmer und zur Förderung ihres Zusammenschlusses auf territorialer Basis beigetragen.

So entstanden zum Beispiel die landwirtschaftlichen Genossenschaften als erster historischer Kern des Genossenschaftswesens in Südtirol, weil die Bauern die Notwendigkeit erkannten, bei der Ernte, Verarbeitung und Vermarktung ihrer Produkte enger zusammenzuarbeiten. Auch die Kreditgenossenschaften sind auf der Grundlage der Bedürfnisse und Anforderungen der lokalen Gemeinschaften entstanden: heute gibt es in Südtirol über fünfzig Banken in Genossenschaftsform, die auf die Gemeinden des Landes verteilt sind und den Kreditbedarf der einheimischen Kleinbetriebe decken.

Die ersten Konsumgenossenschaften sind bereits im vergangenen Jahrhundert entstanden und stellen heute eine sehr moderne Organisationsform dar. Im Zeitalter der Globalisierung erfüllen sie erneut den Wunsch der Verbraucher, eine aktive Rolle zu übernehmen und Einfluss über Angebot und Marktbedingungen auszuüben.

Zu diesem umfangreichen historischen Genossenschaftsnetz sind im Laufe der letzten Jahrzehnte Wohnbaugenossenschaften, Dienstleistungsgenossenschaften, Arbeitsgenossenschaften und Sozialgenossenschaften hinzugekommen. Es handelt sich hierbei um eine neue Generation von Genossenschaftsunternehmen, die Ausdruck der neuen Bedürfnisse der Bevölkerung, vor allem in den Städten, sind.

Daten zum Genossenschaftswesen in SüdtirolZum 31.12.2013 waren im Landesgenossenschaftsregister

insgesamt 1003 Genossenschaften eingetragen. Im Jahr 2012 waren es 955.

Die im Register eingetragenen Genossenschaften haben insgesamt ca. 165.000 Mitglieder, wobei aber zu beachten ist, dass die Mitgliedschaft bei mehreren Genossenschaften möglich ist. Die 1003 Genossenschaften sind in folgenden Bereichen tätig:

• 98 Landwirtschaftliche Anlieferungs- und Zuchtgenossenschaften • 5 Landarbeitergenossenschaften • 1 Landwirtschaftliche Genossenschaft • 14 Konsumgenossenschaften • 161 Produktions- und Arbeitsgenossenschaften • 289 Dienstleistungsgenossenschaften und andere Genossenschaften • 183 Sozialgenossenschaften • 197 Wohnbaugenossenschaften • 2 Garantiegenossenschaften • 6 Genossenschaftskonsortien • 47 Raiffeisenkassen bzw. Kreditgenossenschaften

Die verschiedenen Genossenschaftstypen sind Ausdruck der sozialen und wirtschaftlichen Struktur Südtirols sowie der Entwicklungsgeschichte des lokalen Genossenschaftswesens.

In Südtirol gibt es zurzeit vier anerkannte Genossenschaftsverbände. Von den 1003 im Landesregister eingetragenen Genossenschaften sind • 341 Mitglieder des Raiffeisenverbandes Südtirol • 271 Mitglieder der Confcooperative Bozen • 173 Mitglieder des Bundes der Genossenschaften Südtirols • 83 Mitglieder der A.G.C.I. Alto Adige - Südtirol • 135 Genossenschaften treten keinem anerkannten Genossenschaftsverband bei.

Was ist eine Genossenschaft? Eine Genossenschaft ist eine aus natürlichen oder juristischen Personen bestehende Gesellschaft, die auf Gegenseitigkeit ausgerichtet ist und das Ziel verfolgt, den eigenen Mitgliedern Güter, Dienstleistungen und Arbeitsmöglichkeiten zu vorteilhafteren Bedingungen als

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Genossenschaftswesen in Südtirol: zwischen Tradition und Modernität

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die auf dem Markt üblichen zu beschaffen. Diese Vorteile können unterschiedlicher Art sein und beispielsweise in einem höheren Verdienst oder dem Erwerb von Gütern zu niedrigeren Preisen bestehen. Im Gegensatz zu anderen Gesellschaftsformen ist das dadurch gebildete Vermögen größtenteils unteilbar, wird für die Investitionen der Genossenschaft verwendet und an neue Generationen von Genossenschaftsmitgliedern weitergegeben. Nicht die Gewinnmaximierung steht im Mittelpunkt, sondern die bestmögliche Abdeckung der Bedürfnisse der Mitglieder. Eine Genossenschaft ist eine Gesellschaft, in der die Mitglieder aktiv an unternehmerischen Entscheidungen beteiligt sind: Alle Mitglieder haben gleich großen Einfluss auf die Entscheidungen des Unternehmens, weil es in einer Genossenschaft die Unterscheidung zwischen Inhaber und Angestellten nicht gibt. Auch bei den Verwaltern muss es sich mehrheitlich um Mitglieder der Genossenschaft handeln.

Auf welchen Grundsätzen und Werten basiert eine Genossenschaft?Das Genossenschaftswesen hat seine Wurzeln im Wert des geteilten Unternehmertums, es sucht seine Entwicklung im Markt und sieht seinen Zweck in der Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Lage der eigenen Mitglieder und der Gesellschaft im Allgemeinen. In einer Genossenschaft stehen Mensch vor Geld und Arbeit vor Kapital.

Eine Genossenschaft achtet die Grundsätze der Demokratie, Gleichbehandlung und Transparenz und verpflichtet sich zu deren Umsetzung mittels Verhaltensregeln, die für alle in der Genossenschaft tätigen Personen und insbesondere für ihre Verwalter bindend sind.

Den Grundsätzen und Werten, auf die sich die Genossenschaften stützen – Selbstständigkeit, Selbstverantwortung, Gleichberechtigung und Solidarität – wird eine so große Bedeutung beigemessen, dass sie durch die Verfassung geschützt und anerkannt werden. So heißt es im Artikel 45: “Die Republik erkennt die soziale Aufgabe des Genossenschaftswesens an, sofern es nach dem Grundsatz der Gegenseitigkeit und ohne Zwecke der Privatspekulation aufgebaut ist. Das Gesetz fördert und begünstigt mit den geeigneten Mitteln seine Entfaltung und sichert durch eine zweckdienliche Aufsicht seine Eigenart und Zielsetzung”.

Die 9 Grundsätze einer Genossenschaft

Ein Kopf eine Stimme Die Genossenschaft ist die einzige Unternehmensform, die eine Konzentration des Gesellschaftseigentums in wenigen Händen nicht zulässt. Jedes Mitglied verfügt unabhängig von seinem Kapitalanteil über eine Stimme in der Vollversammlung.

Demokratische und aktive Verwaltung durch die Mitglieder Die Genossenschaft wird von ihren Mitgliedern in demokratischer Form verwaltet. Eine Genossenschaft ist verpflichtet, die aktive Beteiligung aller Mitglieder an den Entscheidungsprozessen durch deren Einbeziehung in das Gesellschaftsleben zu fördern. Das Verwaltungsorgan muss sich mehrheitlich aus Genossenschaftsmitgliedern zusammensetzen.

Der Gegenseitigkeitscharakter (Mitgliederförderung) Das Hauptziel einer Genossenschaft ist nicht die Gewinnmaximierung, sondern die gegenseitige Unterstützung und Förderung der Mitglieder. Das bedeutet, dass für die Mitglieder der Genossenschaft bessere Bedingungen (Preis, Arbeitsentgelt usw.) geschaffen werden sollen, als sie jedes Mitglied für sich allein auf dem Markt erzielen könnte.

Der nicht spekulative Charakter Wenn eine Genossenschaft aufgelöst wird, dürfen die Mitglieder das Vermögen der Genossenschaft weder untereinander aufteilen noch die Genossenschaft als Ganzes verkaufen. Das Gesetz gewährt eine günstigere Besteuerung der Gewinne, vorausgesetzt, dass diese in die Entwicklung der Genossenschaft investiert werden.

Die offene Tür Die Genossenschaft ist eine offene Gesellschaftsform. Jeder, der den Grundsatz der Gegenseitigkeit teilt und in der Lage ist, zur Erreichung des Gesellschaftszwecks beizutragen, kann die Mitgliedschaft beantragen.

Die Solidarität zwischen den Generationen Eine Genossenschaft soll langfristig für die künftigen Generationen erhalten bleiben. Das Fortbestehen wird durch die Unteilbarkeit des Gesellschaftsvermögens und die Weitergabe der Erfahrungen und Führungsverantwortung von den älteren an die jüngeren

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Genossenschaftsmitglieder sichergestellt.

Unabhängigkeit und gegenseitige Unterstützung Jede Genossenschaft ist ein unabhängiges Unternehmen welches sich selbst verwaltet, auch wenn in der Regel die Zugehörigkeit zu einem Genossenschaftsverband angestrebt wird. Zwischen den Genossenschaften gibt es Formen der gegenseitigen Unterstützung, sowohl was ihre Entwicklung als auch ihre Behauptung auf dem Markt betrifft.

Der Förderauftrag nach außen Zu den zahlreichen Aufgaben der Genossenschaften gehört es auch, die Entstehung von neuen Genossenschaften durch direkte und indirekte Beihilfen zu fördern. Zu diesem Zweck zahlen alle Genossenschaften einen geringen Teil ihrer Jahresgewinne in eigene Fonds für die Förderung und Entwicklung des Genossenschaftswesens ein.

Soziale Verantwortung Das Genossenschaftswesen setzt sich für die Entwicklung der Einzelpersonen, der Familien, der sozialen Gruppierungen und der Gesellschaft als Ganzes ein. Der territoriale Charakter der Genossenschaft wertet die Qualitätspotenziale auf, die jede Gemeinschaft besitzt, und bietet geeignete Lösungen für dessen Bedürfnisse.

Warum und wann sollte die Genossenschaftsform gewählt werden?Die Wahl der Genossenschaftsform macht es einfacher und weniger riskant, ein Unternehmen zu gründen und wirtschaftlich selbstständig zu werden. Durch die Gründung einer Genossenschaft können die unternehmerischen Vorstellungen mehrerer Personen gebündelt werden: ihre Ideen, Erfahrungen und Ressourcen werden zusammengelegt, um eine gemeinsame und somit effizientere Umsetzung des Vorhabens zu ermöglichen. Die Genossenschaft kann diese allgemeine Zielsetzung, je nach Tätigkeitsbereich, mittels unterschiedlicher Ansätze verfolgen:

• Unterstützung der Mitglieder durch die Schaffung besserer Bedingungen (in Bezug auf Arbeitsmöglichkeiten und Verdienst), als sie die einzelnen Mitglieder auf dem Markt finden würden; • Erwerb von Produkten zu niedrigeren Preisen oder Anlieferung der Produkte zu höheren Preisen, als

sie auf dem Markt angeboten werden; Verringerung der Betriebskosten des einzelnen • Unternehmens und Steigerung der eigenen Kaufkraft sowie der Wettbewerbsfähigkeit durch die Gemeinschaftsinitiative.

Die Genossenschaft ermöglicht außerdem die Aufnahme einer unternehmerischen Tätigkeit ohne hohe Kapitalinvestitionen. Das Gesetz legt einen Mindestbetrag von 25 Euro als Kapitalanteil pro Mitglied fest. Die Gesellschaftsanteile sind das einzige Risikokapital, für das die Mitglieder haften, da die Genossenschaften Gesellschaften mit beschränkter Haftung sind.Genossenschaften mit vorwiegender Mitgliederförderung genießen darüber hinaus eine günstigere Steuerbehandlung.Wie jede Gesellschaftsform, ist auch die Genossenschaft von bestimmten Eigenschaften, Vorteilen und Einschränkungen gekennzeichnet. Ob die Genossenschaftsform die geeignete Rechtsform für die geplante unternehmerische Initiative ist, ist aufgrund der auszuübenden Tätigkeit und der Zielsetzungen und Eigenschaften der Gesellschafter zu entscheiden. Die Wahl der passenden Rechtsform ist ein wichtiger Schritt für den Erfolg einer Initiative.

Welche Genossenschaftsformen gibt es?Eine Genossenschaft kann praktisch jede unternehmerische Tätigkeit ausüben, wenngleich sie sich auf Grund ihrer Eigenschaften für bestimmte Tätigkeiten besonders gut eignet. In der Folge werden die wichtigsten und häufigsten Tätigkeitsbereiche von Genossenschaften beschrieben.

Konsumgenossenschaften Zweck dieser Genossenschaften ist es, die Nachfrage nach Verbrauchsgütern und anderen Gütern zu befriedigen. Eine Konsumgenossenschaft ist bestrebt, die Spanne zwischen Verkaufspreisen und Einkaufspreisen gering zu halten und somit den Mitgliedern den Erwerb von Gütern zu niedrigeren Preisen als den üblichen Marktpreisen zu ermöglichen. Typische Beispiele für Konsumgenossenschaften sind die in Genossenschaftsform organisierten großen Handelsketten sowie die Genossenschaften für die Stromerzeugung und -versorgung.

Produktions- und Arbeitsgenossenschaften Die Mitglieder dieser Genossenschaften sind gleichzeitig Unternehmer und Arbeitnehmer des Unternehmens.

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Die Mitglieder teilen die Arbeit untereinander auf und organisieren ihre Tätigkeit selbst. Diese Genossenschaftsform ist vor allem im Bereich des Handwerks und im Dienstleistungssektor verbreitet. Sie wird gegründet, um für die Mitglieder in qualitativer und wirtschaftlicher Hinsicht bessere Arbeitsbedingungen zu schaffen, als sie auf dem Arbeitsmarkt üblich sind.

Dienstleistungsgenossenschaften Gemeinsames Merkmal aller Dienstleistungsgenossenschaften ist die Ausübung einer Tätigkeit in gemeinschaftlicher Form, um die daraus resultierenden Vorteile zu nutzen. Es handelt sich um eine sehr vielschichtige Gruppe von Genossenschaften, die in den unterschiedlichsten Bereichen tätig sind.

Wohnbaugenossenschaften Ihr Zweck ist der Bau und die Verteilung von Wohnungen an die Mitglieder zum Selbstkostenpreis, indem der Unternehmergewinn entfällt und alle vorgesehenen Begünstigungen genutzt werden. Sie befriedigen den Wohnbedarf der Menschen, da sie Wohngebäude errichten, die anschließend den Mitgliedern zugewiesen werden: ins Eigentum, wenn es sich um eine Genossenschaft mit „geteiltem Eigentum“ handelt, oder zur Nutzung, wenn es sich um eine Genossenschaft mit „ungeteiltem Eigentum“ handelt. Die Mindestzahl der Mitglieder einer Wohnbaugenossenschaft beträgt in Südtirol neun Personen.

Sozialgenossenschaften Zweck der Sozialgenossenschaften ist das allgemeine gesellschaftliche Interesse an der Förderung zwischenmenschlicher Beziehungen und der sozialen Integration. Man unterscheidet zwischen zwei Arten von Sozialgenossenschaften: • Sozialgenossenschaften, die soziale, gesundheits- und erziehungsbezogene Dienstleistungen anbieten (sog. Sozialgenossenschaften vom Typ A);• Sozialgenossenschaften, die verschiedene Tätigkeiten ausüben (in Landwirtschaft, Industrie, Handel und Dienstleistungssektor) zum Zwecke der Arbeitseingliederung von sozial benachteiligten Personen, deren Anteil mindestens 30% der Arbeitnehmer der Genossenschaft entsprechen muss (sog. Sozialgenossenschaften vom Typ B).

Landwirtschaftliche Anlieferungs- und Zuchtgenossenschaft Sie werden von Landwirten gegründet und kümmern sich um die Verarbeitung und Vermarktung der von den Mitgliedern angelieferten landwirtschaftlichen Erzeugnisse. Typische Beispiele für diese Genossenschaftsform sind Obstgenossenschaften, Sennereigenossenschaften und Kellereigenossenschaften.

Genossenschaftskonsortien Sie bestehen aus Genossenschaften und anderen Unternehmen, die eine gemeinsame Organisationsstruktur errichten und ihre wirtschaftlichen Tätigkeiten gemeinsam ausüben.

Raiffeisenkassen (Kreditgenossenschaften) Ziel dieser Genossenschaften ist es, die wirtschaftlichen Bedingungen ihrer Mitglieder zu verbessern, indem sie die Ersparnisbildung fördern und vor allem lokalen Kleinunternehmern Kredite gewähren. Die Raiffeisenkassen sind Banken in Genossenschaftsform, die tief mit dem Gebiet verwurzelt sind und eine breite Mitgliederbasis haben. Die Mitglieder sind in der Regel in einer bestimmten Gemeinde oder in angrenzenden Gemeinden ansässig und die Kredite werden hauptsächlich einheimischen Betrieben gewährt. Laut Gesetz sind die Raiffeisenkassen verpflichtet, das Kreditgeschäft vorwiegend zugunsten der Mitglieder zu betreiben.

Garantiegenossenschaften Sie werden normalerweise von Unternehmern eines bestimmten Wirtschaftszweiges oder auf Initiative eines Verbandes gegründet, um den Betrieben durch die gesamtschuldnerische Leistung von Garantien den Zugang zu Krediten und anderen Finanzierungsformen zu erleichtern.

Quelle: www.provinz.bz.it/genossenschaften

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Südtirol zeigt sich in Bezug auf solidarische Ökonomie als sehr offene und weitsichtige Region.Bereits im letzten Jahrhundert entstanden in Südtirol die ersten Konsumgenossenschaften, in den letzten Jahrzehnten kamen zahlreihe Wohnbaugenossenschaften, Dienstleistungsgenossenschaften, Arbeitsgenossenschaften und Sozialgenossenschaften hinzu. Sie bringen das Bedürfnis der Bevölkerung zum Ausdruck, eine aktive Rolle zu übernehmen und Einfluss über Angebot und Marktbedingungen auszuüben.

Menschen, die sich für einen bewussten und solidarischen Konsum einsetzen, schließen sich zu sog. „solidarischen Einkaufsgruppen“ (Gruppi di acquisto solidale) zusammen. 25 solcher GAS-Gruppen gibt es mittlerweile in Südtirol, welche bei ausgewählten Produzent/innen zu fairen und solidarischen Bedingungen einkaufen und die Lebensmittel unter sich verteilen.

Seit mehreren Jahren werden von Organisationen Kleidertauschpartys organisiert, bei denen geswapt statt geshoppt wird. Die Teilnehmer/innen bringen bis zu 10 gut erhaltene Kleidungsstücke mit und tauschen sie gegen andere gebrauchte Stücke ein. Diese Alternative ist mittlerweile so erfolgreich, dass sie bereits von vielen Privatpersonen autonom durchgeführt wird.

Kinder werden während der gesamten Schulzeit in Hinblick auf ein bewusstes Konsumverhalten sensibilisiert. Das Schulprojekt „Schokokoffer“ beispielsweise gibt am Beispiel Kakao Einsicht in globale Zusammenhänge und gibt Anregungen für faires Leben und Handeln. Im Projekt „Verwoben und verfilzt“ wird der lange Weg einer Jeans aufgezeigt und Preispolitik, soziale, ökologische und gesundheitliche Aspekte werden besprochen. Alleine die oew bietet mehr 20 solcher Schulprojekte an, aber auch andere Organisationen sind in diesem Bereich in der Kinder- und Jugendbildung tätig.

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Solidarische Ökonomie - Südtirol

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Was ist eine Foodcoop?Unter einer Foodcoop (Lebensmittelkooperative), versteht man den Zusammenschluss von Personen und Haushalten zum gemeinsamen Einkaufen.

Wie das im Einzelnen funktioniert, ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Oft unterscheidet man zwischen Bestellfoodcoops, bei denen nur gemeinsam bestellt wird, Lagerfoodcoops, die ein gemeinsames Warenlager unterhalten, und Mitgliederläden, bei denen eingestelltes Personal für den Unterhalt eines gemeinsamen Ladens sorgt.

Oft haben Foodcoops neben der Möglichkeit, Lebensmittel aus Öko-Anbau zu günstigeren Preisen beziehen zu können, auch noch weitergehendere Ziele, zum Beispiel:• Förderung der ökologischen Landwirtschaft: Verzicht auf Pestizide, Gülle und Gentechnik.• Unterstützung von Bauern aus dem Umland mit Direktvermarktung und kurzen Transportwegen.• Selbst die Verantwortung für die Auswirkungen des eigenen Konsums von Produkten übernehmen.• Förderung des fairen Handels.

Was ist GüterWeGe (Güter.Werte.Gemeinschaft)?Der Verein ist eine Plattform für Produzenten und Konsumenten von regionalen, nachhaltig produzierten Lebensmitteln.

Güter• Nachhaltig produzierte, saisonale Lebensmittel• In hochwertiger Qualität• Aus der Region

Werte• Bewusster und achtsamer Umgang mit Lebensmitteln• Transparenter, direkter Warenweg• Verantwortung übernehmen• Lebensgrundlagen wie Boden, Wasser und Luft werden geschützt und gepflegt

Gemeinschaft• Gegenseitige Verantwortung• Bewusstes Geben und Nehmen• Vernetzung von Menschen mit gemeinsamen Wertvorstellungen

Vorteile für KonsumentInnen• Bequeme Online-Bestellung• Das Produkt hat ein Gesicht• Unkomplizierte Abholung in der Nähe• Bewusster Einkaufen• Förderung von kleinstrukturierter Landwirtschaft im eigenen Lebensumfeld

Wer dabei sein will, wird für einen Jahresbeitrag von 20 € Mitglied.Der gemeinsame Einkauf wird über ein Vorbestellungs-Abholsystem (Online-Shop) organisiert.

Das bedeutet:• Bis Dienstag jeder Woche online bestellen.• Die Waren am Freitag zwischen 14-19 Uhr im Lebensmittelladen in Kirchdorf abholen und bezahlen• Als Mitglied 2x im Jahr einen Dienst im Laden übernehmen (Warenannahme, Kassieren, etc.)

Vorteile für ProduzentInnen.• Faire Preise• Kein unnötiger Zwischenhandel• Kein Werbeaufwand• Keine unnötige Verpackung• Kurze Transportwege• Wenig Zeitaufwand• Kein Schwund• Vernetzung mit anderen ProduzentInnen

Weitere Informationen auf der Vereins-Webseite: www.gueterwege.at

SPESFoodcoop am

Beispiel des Vereins GüterWeGe in

Kirchdorf

SPES GmbHPanoramaweg 1, 4553 Schlierbach, AT - AUSTRIA

www.spes.co.at / [email protected]

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Gemeinwohlökonomie ist eine Konzeption wirtschaftlichen Handelns, die

Gemeinwohlorientierung und Kooperation als zentrale ökonomische Prinzipien definiert.

Unternehmen, die nach diesen Werten handeln, sollen durch ein Anreizsystem belohnt werden. Wer

nachweislich zu Vollbeschäftigung, Gerechtigkeit, Partizipation und Umweltschutz beträgt, soll belohnt werden. Solche Unternehmen sollen weniger Steuern, Zölle und Zinsen auf Kredite

bezahlen. Nachgewiesen soll diese Orientierung durch eine sogenannte „Gemeinwohlbilanz“. Anhand eines Kriterienrasters wird damit die

Gemeinwohlorientierung eines Unternehmens in all seinen Strukturen und Prozessen untersucht

und bewertet. Dabei wird überprüft, inwieweit in den Kategorien LieferantInnen, GeldgeberInnen,

KundInnen, Produkte, Dienstleistungen, Mitunternehmen und Gesellschaftliches Umfeld die Werte Menschenwürde, Solidarität, soziale Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit und demokratische Mitbestimmung & Transparenz nachweislich realisiert werden. Der erreichte

Realisierungsgrad ist die Basis für die zu bekommende Gratifikation bei den Abgaben.

Der Charme dieser Konzeption ist, dass ein erwünschtes, nämlich solidarisches Wirtschaften

belohnt. wird.

Die Gemeinwohlökonomie ist derzeit als Konzeption vorhanden. Nicht mehr und nicht weniger. Sie ist (noch) keine wirtschaftspolitische Strategie und

schon gar nicht die wirtschaftsjuristische Praxis. Aber immerhin haben über 1.000 Unternehmen bereits für

sich eine Gemeinwohlbilanz erstellen lassen.

Das Konzept der Gemeinwohlökonomie wurde wesentlich von Christian Felber, Publizist und

Gründungsmitglied von ATTAC Österreich entwickelt.

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Gemeinwohl-ökonomie

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„Art of Hosting“ könnte man in etwa mit „Die Kunst, GastgeberIn für gute Gespräche zu sein“ übersetzen.

Diese Haltung ermöglicht, authentisch und präsent miteinander im Dialog zu sein, von Herzen und vertrauensvoll über Wesentliches zu sprechen. Bunt gemischte Gruppen können einfacher handlungsfähig werden, indem qualitätsvolle Räume geschaffen werden, in denen man miteinander über wirklich wichtige Dinge offen und produktiv sprechen kann. Auf dieser Basis werden gute Lösungen entwickelt, die nicht nur innovativ sind, sondern auch breite Zustimmung, Identifikation und Akzeptanz finden.

„Art of Hosting“ ist mehr als eine Methode, es ist eine Haltung und eine Praxis, die im täglichen Tun geübt und weiter entwickelt wird.

„Art of Hosting“ steht für kollektive Intelligenz, Zusammenarbeit und Selbstorganisation. Menschen in der ganzen Welt entwickeln Art of Hosting laufend weiter und wenden es in ihrer täglichen Arbeit und im täglichen Leben an - in Nord- und Südamerika, Europa, Afrika und Asien. Im Rahmen eines AOH Trainings tauchen wir in Fragen ein und erforschen neue Wege der Zusammenarbeit, die uns helfen, kreative und innovative Lösungen für die drängenden Fragen unserer Zeit zu finden.

Inhalte und Merkmale von Art of Hosting

• Zu Beginn werden Sinn und Zweck (Purpose) des jeweiligen Vorhabens so konkretisiert, dass sie für alle Beteiligten zum einigenden und treibenden Motor eines Prozesses werden.

• Ein überlegtes Design sowie die unterstützende Begleitung von Kommunikationsprozessen befähigt Gruppen, ihre wesentlichen Fragen herauszuarbeiten und kreative Lösungen zu entwickeln.• AoH hilft, Selbstorganisationsprozesse zu planen und zu begleiten.• Mittels AOH kann die kollektive Intelligenz einer Gruppe effizient für neue Lösungen eingesetzt werden.• Die „8 Atemzüge“ der Prozessarchitektur eröffnen ein tieferes Verständnis der verschiedenen Phasen und Rollen in einem Prozess und zeigen Ihnen, wie Struktur und Chaos in eine produktive und kreative Balance kommen können.• Eine breite Palette von partizipativen Methoden der Gruppenmoderation ermöglich in unterschiedlichen Kontexten effiziente und zielgerichtete Arbeit: Open Space, World Café, Appreciative Inquiry, Storytelling, Journaling, Dialog / Circle, Pro Action Café, Dynamic Facilitation etc.• „Art of Harvesting“— der Kunst des „Erntens“ sichert und verdichtet Ergebnisse und führt Gruppenprozesse zu konkreten, umsetzbaren Handlungen und Ableitungen.

Art of Hosting eignet sich zur Planung und Durchführung von• Veranstaltungen, Tagungen und Kongressen• Trainings und Seminaren• Klausuren und Workshops• Meetings

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Die Kunst, qualitätsvolle und ergebnisorientierte Gespräche

und Prozesse zu führen

The Art of Hosting

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KAPSOLIDARISCHE ÖKONOMIE – ALTERNATIVE FÜR

DAS 21. JAHRHUNDERT

J U N I 2 0 1 5 I N G . E V A S T E J S K A L O V Á – K A P Č E S K Á R E P U B L I K A

CROWDFUNDING – NEUE CHANCE ZUR SOLIDARISCHEN FINANZIERUNG

KOMMUNITÄT- FINANZIERUNG - CROWDFUNDING

• Ist eine spezifische Art der Finanzierung, die aus der digitalen Ökonomik hervorgegangen ist.

• Aus dem auf diese Weise erworbenen Geld können verschiedene

Projekte finanziert werden, z. B. auch caritative Projekte, man kann neue Unternehmer-Ideen und vieles andere mehr durchsetzen. Das alles aufgrund des eigenen Kapitals, das entweder durch Geldsammlung oder durch stille Teilnahme erworben wird.

• Die Geldsammlung verläuft via Internet. • Ohne Banken, ohne überflüssige Bürokratie, ohne Überprüfung der

Bonität.

KAPU Dub 23, 14700 Praha 4, CZ - CZECH REPUBLIC

www.hkap.cz / [email protected]

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KAP

CROWDFUNDING

Oft sind Internet und eine Menge Spender zum Vorteil

WAS GEWINNT DER BEITRÄGER?

Er gewinnt einen bestimmten Gegenwert entweder als • „Gutes Gefühl“ • Vorkaufsrecht eines bestimmten Produktes oder einer

Dienstleistung • Originelles Geschenk oder originelle Dienstleistung • oder • in Form von Aufwertung des eingelegten Geldes (oft als

stiller Gesellschafter, Zinsen, Gewinnanteil oder Anteil an der Gesellschaft.

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KAP

HÄUFIGE FORM DER SPENDE IST DIE SPENDE OHNE GEGENWERT

ES GIBT CA 300 WEB PORTALE IN DER EU, WO MAN GELD SAMMELT, UND NOCH MEHR IN DER GANZEN WELT

Ca 4.2 Milliarden Euro wurde auf allen Server seit dem Jahre 2003 bis 2013 gesammelt. Diese Nummer wächst weiter

Laut Angaben der EU-Kommission erreichte Crowdfunding im Jahr 2013 in den EU-Ländern ¾ Miliarde Euro. Dieses Jahr sollte sich die Summe verdoppeln. In der EU gibt es cca 300 Webportale, die Kommunität-Finanzierung vermitteln.

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CROWDFUNDING PLATTFORMEN

Donation Crowdfunding

• Gofundme • Crowdrise • Firstgiving • Justgiving • Betterplace • Evangelisch-Bildungsstark

(die erste kirchliche Crowdfunding Plattform)

Rewards Crowdfunding

• Kickstarter • Indiegogo • Startnext • Visionbakery • Hithit • Katalyzator

LÄNDER, WO AUF KICKSTARTER DAS MEISTE GELD GESAMMELT WURDE (IN MILL. USD)

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DAS GRÖßTE WEBPORTAL FÜR KOMMUNITÄT-FINANZIERUNG IN TSCHECHIEN IST DAS PORTAL HITHIT

WAS IST CROWDFUNDING „Die Fachleute behaupten dass die erste Massenfinanzierung die Sammlung für das Nationaltheater war. Ja, es war so. Die Rolle der nationalen Presse, die darüber Informationen verbreitete, übernahmen heutzutage das Internet, die sozialen Netzwerke, Blogs, E-Mails. Crowdfunding, also Massenfinanzierung, öffnet den Menschen eine bis jetzt noch geschlossene Tür. Sie müssen sich nicht verkaufen, die s.g. Engel-Investoren umgehen, es genügt eine einfallsreiche Präsentation des Projektes zu machen und sich weiterhin auf seine Arbeit zu konzentrieren.“ Zitat aus dem Portal www.hithit.cz

ÜBERSICHT DER ERFOLGREICHSTEN „HITHIT“ PROJEKTE

Titel des Projekts Datum der Beendigung

Zahl der Beiträger Zielsumme Gesammeltes Geld Prozent

United Islands 2014 in Kinský - Garten 29.5.2014 3692 1 600 000 1 735 216 108%

So ein Schweif des fliegenden Kometen 1.8.2014 546 350 000 480 300 137%

Xavier´s Dawntempo 12.1.2013 600 200 000 303 380 151%

Wir wollen, dass die Kultur-und Sporthalle in Radlice gut funktioniert 17.8.2014 224 253 000 265 644 104%

TOM Maracaibo fährt mit dem Lieferwagen für 9 Personen dem Abenteuer entgegen 25.6.2014 69 250 000 255 000 102%

Sitzrucksack BAGOBAGO 27.6.2014 154 120 000 217 730 181%

Lenka Dusilová und Baromantika: „In der Stunde des Todes" Neue CD!!! 18.9.2014 272 130 000 209 020 160%

Klaviere auf der Straße 27.9.2013 646 180 000 203 104 112% Magische Stimme einer Rebellin 16.6.2014 117 200 000 203 081 101%

UNI – 2x größer, 2x besser 16.8.2014 234 180 000 197 050 109% Nehmen wir die Geschichten über die Helden auf, bevor diese für immer verschwinden 10.5.2014 92 150 000 192 800 128%

Rettet die Schauspielerinnen aus dem Film Bella Mia! 6.1.2014 327 180 000 191 350 106%

Muse in die Galerie 12.1.2013 144 100 000 184 066 184%

Lovestory im Afzug (und weitere 77 Geschichten gleich danach) 1.6.2013 327 80 000 168 189 210%

ReFahrräder,Fahrräder in die Straßen, Fahrräder für alle 11.10.2013 156 155 000 158 500 102%

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RE-FAHRRÄDER, FAHRRÄDER IN DIE STRAßEN, FAHRRÄDER FÜR ALLE

Das Ziel war, das Projekt der Kommunität-Teilnahme an Fahrrädern für alle ins Rollen zu bringen, damit die Menschen in der Großstadt nicht auf die Ständer angewiesen sind, sondern selbst das nächste Fahrrad finden und losfahren können. Und am Ziel stellen sie das Fahrrad wieder ab. Die Pilotphase sollte in Prag-Dejvice und im Stadtzentrum ausprobiert werden. Danach sollte das Projekt ins ganze Land verbreitet werden.

DAS PROJEKT WURDE IM OKTOBER 2013 ERFOLGREICH INS LEBEN GERUFEN

Zielsumme: Beiträge : 155 000,- Kč 158 500,- Zu Geldgebern gehörten auch die Hauptstadt Prag und die Stiftung Vodafone ČR.

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WIE KONNTE MAN ZUM PROJEKT RE-FAHRRÄDER BEITRAGEN ES GEFÄLLT MIR, SO ETWAS WIE LIKE, ABER DIES KANN HELFEN. SIE KÖNNEN MIT STOLZ DEN BUTTON REFAHRRÄDER TRAGEN. ZUSTELLUNG :INNERHALB EINES MONATS 85 BEITRÄGER 200 KRONEN ICH WILL FAHREN! DIE MITGLIEDSCHAFT IM NETZ BIKESHARING IM RAHMEN DES PILOTBETRIEBS BIS ENDE 2013. UND DEN BUTTON RE-FAHRRÄDER. ZUSTELLUNG :INNERHALB EINES MONATS 38 BEITRÄGER 500 KRONEN ICH WILL IM TRIKOT BEOWULF FAHREN. WOLLEN SIE IMMER NOCH ETWAS MEHR? BENENNEN SIE EIN FAHRRAD IM NETZ NACH IHRER PHANTASIE. IN DER APPLIKATION KÖNNEN SIE DANN FINDEN, WO ES SICH GERADE BEFINDET. UND DAZU EIN TRIKOT. UND EIN BUTTON UND NAMEN- BITTE NICHT VULGÄR, NOCH BELEIDIGEND, KEIN FIRMENNAME ODER ÄHNLICHES UNPASSEND, UND NICHT MEHR ALS 256 ZEICHEN. ZUSTELLUNG :INNERHALB EINES MONATS 25 VON 30 BLEIBEN ÜBRIG 1500 KRONEN ICH WILL EIN FIRMENFAHRRAD! HABEN SIE EINE FIRMA DIE GUT „IN DIE PEDALE TRITT“? ZEIGEN SIE ES.BENENNEN SIE IHR FAHRRAD NACH IHR, ES WIRD SICHTBAR MIT NAMEN UND LOGO SEINER ADOPTIVFIRMA BEZEICHNET WERDEN.AUF DER WEBSEITE FINDEN SIE DANN, WO ES SICH GERADE BEFINDET UND WIE VIEL ES BEREITS GEFAHREN IST. UND DAZU EIN EN BUTTON. ZUSTELLUNG :INNERHALB EINES MONATS 10 VON 10 BLEIBEN ÜBRIG 8000 KRONEN

Ich will im

WIE LEBT DAS PROJEKT RE-FAHRRÄDER HEUTE?

Es gibt dieses Projekt auch in Olomouc und seit 15.10. 2014 auch in Pardubice. Wie läuft es heute? • Man kauft die Mitgliedschaft 1000 Kč/Jahr oder 200 Kč/Monat • Auf der Webseite oder in der Handy- Applikation findet man nach der

Anmeldung das nächste Fahrrad. Es kann auch mit Verschicken einer SMS gefunden werden.

• Man schreibt eine sechsstellige Identifizierungsnummer, die auf dem

Fahrrad geschrieben ist. Umgehend wird der Nummercode des Schlosses verschickt. Nach der beendeten Fahrt wird das Fahrrad zugeschlossen und am beliebigen Ständer oder Straßenlaterne abgestellt und auf der Webseite oder in der Applikation wird die Lage gemeldet.

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AUTOR JIRKA SVOJANOVSKÝ ICH BIN EIN ACHTZEHNJÄHRIGER GEHANDICAPTER SPORTLER. ICH WIDME MICH SEIT ZEHN JAHREN DER PARAOLYMPISCHEN SPORTART BOCCIA. ICH WURDE IN DAS REPRÄSENTATIONSTEAM NOMINIERT UND HABE DIE MÖGLICHKEIT, AM 18. SEPTEMBER ZUR WELTMEISTERSCHAFT NACH PEKING ZU FLIEGEN UND UNSER LAND ZU REPRÄSENTIEREN. ICH MUSS NUR NOCH GELDMITTEL FINDEN. PROJEKT: AKTUALITÄT BEITRÄGER 148 FRAGEN UND ANTWORTEN

WIE KÖNNTE MAT JIRKA UNTERSTÜTZEN? REGELMÄßIGE REPORTAGEN AUS DEM GESCHEHEN IN PEKING ERGÄNZT MIT BILDERN DIREKT IN IHRE E-MAILBOX. 38 BEITRÄGER 100 KRONEN BUTTON HANDICAP SPORTCLUB HAVÍŘOV, REGELMÄßIGE REPORTAGEN AUS DEM GESCHEHEN IN PEKING ERGÄNZT MIT BILDERN DIREKT IN IHRE E-MAILBOX. 26 BEITRÄGER 200 KRONEN ANSICHTSKARTE DIREKT AUS PEKING, REGELMÄßIGE REPORTAGEN AUS DEM GESCHEHEN IN PEKING ERGÄNZT MIT BILDERN DIREKT IN IHRE E-MAILBOX. 22 BEITRÄGER 300 KRONEN BUTTON HANDICAP SPORTCLUB HAVÍŘOV, REGELMÄßIGE REPORTAGEN AUS DEM GESCHEHEN IN PEKING ERGÄNZT MIT BILDERN DIREKT IN IHRE E-MAILBOX. 4 BEITRÄGER 400 KRONEN EINE DIREKT VON JIRKA SVOJANOVSKÝ UNTERSCHRIEBENE SPIELKARTE, REGELMÄßIGE REPORTAGEN AUS DEM GESCHEHEN IN PEKING ERGÄNZT MIT BILDERN DIREKT IN IHRE E-MAILBOX. 25 BEITRÄGER 500 KRONEN CHINESISCHER TEE, GEBRACHT DIREKT AUS PEKING-MAILBOX. 22 BEITRÄGER 1000 KRONEN NG, REGELMÄßIGE REPORTAGEN AUS DEM GESCHEHEN IN PEKING ERGÄNZT MIT BILDERN DIREKT IN IHRE

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LEGISLATIVER RAHMEN DES CROWDFUNDINGS

• Bis jetzt gibt es keinen Rechtsrahmen für die Regelung der Kommunität- Finanzierung in Tschechien

• Eine der Möglichkeiten ist das Gesetz Nr. 117/2001 der Slg., über öffentliche Geldsammlungen Ansammeln von freiwilligen Geldspendern • Vom im Voraus nicht bestimmten Kreis der Beiträgern • Für den im Voraus festgelegten gemeinnützigen Zweck, vor allem

humanitären oder caritativen Entwicklung von Bildung , Körpererziehung oder Sport Schutz von Kulturdenkmälern, Traditionen oder Umwelt

• Gesetz Nr.. 240/2004 der Slg., über einige Dienstleistungen der Informationsgesellschaft • Webportale der Kommunität-Finanzierung funktionieren heutzutage wie jako E-

Shops Durch Vertragsabschluss „ferngesteuert“ (außerhalb der Betriebsstätte) Verbreitung der geschäftlichen Mitteilungen Mangelhafter Inhalt, Schutz der persönlichen Daten

LEGISLATIVER RAHMEN DES CROWDFUNDINGS 2

Kommunität-Finanzierung fällt auch in den Bereich folgender Gesetze

Neues BGB Gesetz über Verbraucherschutz Gesetz über die elektronische Unterschrift Steuergesetze

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VORTEILE DES CROWDFUNDINGS UND DIE REGELUNGEN IM AUSLAND - Niedrige Transaktionskosten

- Möglichkeit der Finanzierung in Krisenzeiten, wo die Bereitschaft zum

Geldverleih bei den Banken und den öffentlichen Investoren sinkt. - Eine besondere rechtliche Regelung hat Polen. In Polen müssen die

Geldsammlungen im Internet als öffentliche Geldsammlungen registriert werden.

- Die Europäische Kommission überwacht die ganze Entwicklung und bereitet eine Regelung vor. Sonst wird Crowdfunding seitens der EU als positiv angesehen als eine weitere Möglichkeit kleineres Unternehmen zu unterstützen.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit

[email protected]

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AnotationEine Genossenschaft ist eine aus natürlichen oder juristischen Personen bestehende demokratische Gesellschaft, die auf Gegenseitigkeit ausgerichtet ist und das Ziel verfolgt, den eigenen Mitgliedern Güter, Dienstleistungen und Arbeitsmöglichkeiten zu vorteilhafteren Bedingungen zu beschaffen. Sie ist eine Gesellschaft, in der die Mitglieder aktiv an den unternehmerischen Entscheidungen beteiligt sind: Alle Mitglieder haben gleich großen Einfluss auf die Entscheidungen des Unternehmens, weil es in einer Genossenschaft die Unterscheidung zwischen Inhaber und Angestellten nicht gibt.

Sozialer Betrieb/die GenossenschaftDie EU unterstützt gegenwärtg stark das soziale Unternehmen, bzw. die Sozialbetriebe. Die Definition des Wortes ist ziemlich neu. Der Sozialbetrieb ist eine ökonomische Einheit, autonom in Beziehung zur öffentlichen Sphäre. In seinen Grunddokumenten deklariert er das gemeinnützige Ziel. Der Gewinn stellt also nicht das Hauptziel des Betriebes dar. Die geläufigste Rechtsform des Sozialbetriebes ist ist gerade die Genossenschaft, . hundertprozentig im Besitz der Bürgervereinigung, beziehungsweise der Mitglieder (Genossen). Genossenschaft is eine alternative Form des Unternehmens gegenüber der Form, in der der einzige Zweck die Konzentration und Erhöhung des Gewinns sind.

Genossenschaft (Vereine organisiert von unten)Es ist kein Zufall, dass das Genossenschaftswesen gerade im 19.Jh. entstanden war. Mit dem technologischen Fotschritt ging auch eine Menge an sozialen Problemen einher. Die Tätigkeit der Genossenschaft wurde aus den Mitgliedsbeiträgen finanziert, ein Teil des Gewinns wurde stets für Entwicklung oder Anschaffung von Einrichtung verwendet. Es war eine Selbstverständlichkeit sich aktiv am Geschehen im Ort zu beteiligen. Wert wurde auch auf systematische Bildung gelegt. Dieses System ist bis heute von zentraler Bedeutung für das erfolgreiche Unternehmen

aller Genossenschften weltweit. Dank den Bemühungen der Genossenschaften entstanden in Tschechien z.B. das Nationaltheater, der Prager Zoo oder die Seilbahn zum Petřín-Hügel.

Bild. 1 und 2 : Konsum – Genossenchaft

Praktische BeispieleDas System der Genossenschaften im spanischen Mandragona erblickte das Licht der Welt in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts., als sich einige Produktionsgenossenschaften im Baskenland in Spanien entschlossen, eine sekundäre Genossenschaft in Form einer Bank zu gründen, d.h. Genossenschaft (Bank), deren Mitglieder nicht Einzelpersonen, sondern andere

Genossenschaftswesen

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Genossenschaften sind. Die Bank (Caja laboral) war im Besitz der Produktionsgenossenschaften und somit im Besitz der Genossenschaftsangestellten. Der alljährliche Gewinnanteil wurde auf das Konto eingeschrieben, ein Teil der Dividende durfte nicht sofort ausbezahlt werden.

Die soziale und wirtschaftliche Struktur Südtirols war und ist auch heute noch durch eine Vielzahl von Kleinbetrieben gekennzeichnet. In der Landwirtschaft, im Handel und im Handwerk, aber auch in der Industrie sind die meisten Unternehmen als Familienbetriebe entstanden und viele von ihnen sind es bis heute geblieben. Auch die Kreditgenossenschaften sind auf der Grundlage der Bedürfnisse und Anforderungen der lokalen Gemeinschaften entstanden: heute gibt es in Südtirol über fünfzig Banken in Genossenschaftsform, die auf die Gemeinden des Landes verteilt sind und den Kreditbedarf der einheimischen Kleinbetriebe decken.

Die ersten Konsumgenossenschaften sind bereits im vergangenen Jahrhundert entstanden und stellen heute eine sehr moderne Organisationsform dar. Zu diesem umfangreichen historischen Genossenschaftsnetz sind im Laufe der letzten Jahrzehnte Wohnbaugenossenschaften, Dienstleistungsgenossenschaften, Arbeitsgenossenschaften und Sozialgenossenschaften hinzugekommen.

Der Begriff Lokalökonomie ist zwar modern, weist jedoch auf eine viel ältere Tradition hin. Ein Beispiel kann angeführt werden: die lokalen mit Unterstützung der lokalen Wirtschaft verbundenen Währungen (z.B. in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts. in manchen österreichischen Städten). Das Genossenschaftwesen ist gerade eine derartige Form zur Erhaltung der ökonomischen Ströme in der Region, so dass mehr Geld für längere Zeit vor Ort bleibt.

SchlussDas Genossenschaftwesen, mannchmal neu als soziales Unternehmen benannt, stellt eine Alternative zur herkömmlichen ökonomischen Struktur der Betriebe dar. Im Genossenschaftwesen werden die Forderungen der Mit-Teilhaber berücksichtigt. Hervorgehoben wird die Unterstützung der lokalen Ökonomie. Es handelt sich häufig um Handelsgenossenschaften, die Produkte der lokalen Produzenten, bzw. anderer Produktionsgenossenschaften vermarkten. Die konsequente „Lokalisierung“ kann zur größeren Autonomie des Staates bzw. der Region beitragen. Die Genossenschaften verfügen über eine demokratische Struktur, die auf kollektiven Entscheidungsorganen ruht. Dank ihren Aktivitäten können sie besser die Forderungen ihrer Mitglieder zufriedenstellen als im Falle der zentralgeleiteten Betriebe, die vor allem um Gewinnmaximierung und Wachstum bemüht sind.

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Solidarische Ökonomie erfolgreich lernen

Themen, Thesen, Tools

Mention to use by the beneficiaries with the Education & Culture’s logos

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FRCe projet a été financé avec le soutien de la Commission européenne.Cette publication (communication) n’engage que son auteur et la Commission n’est pas responsable de l’usage qui pourrait être fait des informa-tions qui y sont contenues.

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