Finanzmarktstabilitätsbericht_20_2010

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Finanzmarktstabilitätsbericht, Oesterreichische NationalbankFinancial Stability Report of Austria, Central Bank of Austria

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  • FINANZMARKT-STABILITTSBERICHT 20

    Stabilitt und Sicherheit. ZEMBERZEMBERDEZEMBER 202010RR

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  • REG.NO. AT- 000311

    Der halbjhrlich erscheinende Finanzmarktstabilittsbericht der OeNB enthlt regelmige Analysen finanzmarktstabilittsrelevanter Entwicklungen in sterreich und im internationalen Umfeld sowie Artikel zu Themen, die im Zusammenhang mit der Stabilitt der Finanzmrkte stehen.

    Medieninhaber undHerausgeber

    Oesterreichische NationalbankOtto-Wagner-Platz 3, 1090 WienPostfach 61, 1011 [email protected]. (+43-1) 40420-6666Fax (+43-1) 40420-6698

    Editorial Board Peter Mooslechner, Philip Reading, Martin Schrz, Michael Wrz

    Koordination Andreas Greiner, Markus S. Schwaiger

    Redaktion Brigitte Alizadeh-Gruber, Alexander Dallinger, Dagmar Dichtl, Ingrid Haussteiner

    bersetzung Rena Mhldorf, Ingeborg Schuch

    Grafische Gestaltung Peter Buchegger

    Layout und Satz Walter Grosser, Franz Pertschi, Susanne Sapik, Birgit Vogt

    Druck und Herstellung Web- und Druck-Service der OeNB

    DVR 0031577

    Oesterreichische Nationalbank, 2010. Alle Rechte vorbehalten.

    Reproduktionen fr nicht kommerzielle Verwendung, wissenschaftliche Zwecke und Lehrttigkeitsind unter Nennung der Quelle freigegeben.

    Auf geschlechtergerechte Formulierungen wird verzichtet, an ihrer Stelle verwendete Begriffe gelten im Sinnder Gleichbehandlung grundstzlich fr beide Geschlechter.

    Gedruckt nach der Richtlinie Druckerzeugnisse des sterreichischen Umweltzeichens, UW-Nr. 820.

  • FINANZMARKTSTABILITTSBERICHT 20 DEZEMBER 2010 3

    Berichtsteil EU-Manahmenpakete sichern fragilen Aufschwung ab

    Herausforderungen auf den Finanzmrkten bleiben bestehen 6

    Fragile Erholung nach der Krise 9

    Stabilisierung der Finanzierungsbedingungen der realwirtschaftlichen Sektoren 25

    sterreichisches Finanzsystem auf Erholungskurs, Rahmenbedingungen bleiben herausfordernd 36

    Schwerpunktthemen Foreign Currency Lending in Central, Eastern and Southeastern Europe: the Case of Austrian Banks 60Johannes Pann, Reinhardt Seliger, Julia beleis

    Russian Banks on the Route of Fragile Recovery 81Stephan Barisitz, Barisitz, Barisitz Mathias Lahnsteiner

    Volkswirtschaftliche Effekte verschiedener Manahmen zur Erhhung der Schockresistenz

    des sterreichischen Bankensystems 90Emanuel Kopp, Christian Ragacs, Stefan W. Schmitz

    Bankinsolvenzrecht, Bankenrestrukturierung und Bankenrekapitalisierung

    Forschungsworkshop der OeNB und des Max-Planck- Instituts zur Erforschung

    von Gemeinschaftsgtern, 16. und 17. September 2010, Wien 120Helmut Elsinger, Martin Summer

    Tabellenanhang 132

    Hinweise Schwerpunktthemen im Finanzmarktstabilittsbericht 150

    Periodische Publikationen der Oesterreichischen Nationalbank 151

    Publikationen der Bankenaufsicht 153

    Adressen der Oesterreichischen Nationalbank 156

    Redaktionsschluss: 18. November 2010

    Die von den Autoren in den Studien zum Ausdruck gebrachte Meinung gibt nicht notwendigerweise die Meinung der

    Oesterreichischen Nationalbank oder des Eurosystems wieder.

    Da nicht alle Beitrge zu den Schwerpunktthemen in deutscher bersetzung vorliegen, erscheinen einige Studien nur in

    englischer Sprache.

    Inhalt

  • Finanzmarktstabilitt liegt vor, wenn das Finanzsystem bestehend aus Finanzintermediren, Finanzmrkten und Finanzinfrastruktur auch im Fall finanzieller Ungleichgewichte und Schocks in der Lage ist, eine effiziente Allokation finanzieller Ressourcen sicherzustellen und seine wesentlichen makrokonomischen Funktionen zu erfllen. Konkret bedeutet Finanzmarktstabilitt somit, dass beispielsweise das Vertrauen in den Bankensektor sowie eine stabile Versorgung mit Finanzdienst-leistungen wie Zahlungsverkehr, Krediten, Einlagengeschft und Risiko-absicherung gewhrleistet ist.

  • Berichtsteil

    Der Berichtsteil entstand in Kooperation der Abteilung fr die Analyse wirtschaftlicher Entwicklungen im Ausland, der Abteilung fr Finanzmarktanalyse und der Abteilung fr volkswirtschaftliche Analysen unter Mitarbeit von Michael Andreasch, Andreas Breitenfellner, Gernot Ebner, Max Fandl, Martin Feldkircher, Andreas Greiner, Ulrich Gunter, Christoph Hiesberger, Stefan Kavan, Gerald Krenn, David Liebeg, Caroline Niziolek, Johannes Pann, Thomas Reininger, Fabio Rumler, Benedict Schimka, Stefan W. Schmitz, Martin Schrz, Markus S. Schwaiger, Michael Sigmund, Eva Ubl, Julia beleis, Karin Wagner und Walter Waschiczek.

  • 6 FINANZMARKTSTABILITTSBERICHT 20 DEZEMBER 2010

    Konjunkturerholung strker als erwartetDie Konjunkturerholung im Euroraum war im Jahr 2010 deutlich strker als prognostiziert. Dennoch drfte das Wirtschaftswachstum im Gesamtjahr niedriger als in den USA und in Japan ausfallen. Der Aufschwung im Euro-raum war zu einem groen Teil auf den Beitrag der Nettoexporte zurck-zufhren, verlagerte sich jedoch zuneh-mend auf Komponenten der Inlands-nachfrage. Die Wachstumsdynamik in den einzelnen Lndern des Euroraums war sehr unterschiedlich: In sterreich lag sie etwa im Euroraum-Durchschnitt. Die in Gang befindliche Erholung bleibt weiterhin fragil, da die meisten Lnder mit hoher Staatsverschuldung und ver-gleichsweise hohen Arbeitslosenzahlen konfrontiert sind. Fr das Jahr 2011 wird eine leichte Abschwchung des Wachstums in den Industrielndern erwartet, whrend die Inflation weiter-hin auf niedrigem Niveau verbleiben drfte. Sowohl die kurz- als auch die langfristigen Zinsstze lagen inter-national auf einem im langjhrigen Vergleich sehr niedrigen Niveau.

    Nachdem sich die Risikoaufschlge fr Staatsanleihen mancher Euroraum-Lnder im Laufe des Jahres aufgrund von Unsicherheiten ber die Tragfhig-keit der ffentlichen Finanzen massiv ausgeweitet hatten, fhrten sowohl die Ratifizierung des europischen Stabili-sierungsmechanismus als auch die bereits messbare partielle Erfllung von Konsolidierungsprogrammen wieder zu einer Verengung der Spreads. Die weiterhin hohe Volatilitt auf den Aktienmrkten und die Befrchtung einer Umschuldung einzelner Euro-raum-Staaten fhrten dazu, dass Anleger

    trotz niedriger Renditeniveaus ver-mehrt in Staatsanleihen von als sicher eingeschtzten Lndern investierten, was zur weiteren Verringerung dieser Renditen beitrug. Parallel reduzierten sich jedoch auch die Renditen bei Unternehmensanleihen, und der Netto-kapitalzufluss an aufholende Volks-wirtschaften stieg deutlich an, was zum Teil auch Whrungsaufwertungen be-wirkte.

    In Zentral-, Ost- und Sdosteuropa (CESEE) setzte sich die realwirtschaft-liche Erholung in den meisten Lndern fort, wobei sich die Situation in Zentral-europa und der GUS besser darstellte als in den meisten sdosteuropischen Lndern der Region. Insgesamt war die Verbesserung vornehmlich export-getrieben bei weiterhin schwacher Dynamik der Inlandsnachfrage, die auch mit der geringen Kreditausweitung zusammenhngt. Die Wachstumsraten der Region sind wieder deutlich hher als jene der EU-15, was die Rckkehr zum Aufholprozess bedeutete.

    Finanzierungsbedingungen der privaten Haushalte und Unternehmen in sterreich haben sich stabilisiert

    Auch die sterreichische Wirtschaft verzeichnete bis zum dritten Quartal 2010 dank des konjunkturellen Auf-schwungs der Weltwirtschaft eine merk-liche Erholung. Die Gewinnsituation der heimischen Unternehmen hat sich 2010 unter anderem dank des Kon-junkturaufschwungs wieder deutlich verbessert. Die Auenfinanzierung des Unternehmenssekt ors stieg im ersten Halbjahr 2010 ebenfalls an. Die Boni-ttsindikatoren des Unternehmens-sektors, die sich im Jahr 2009 infolge

    EU-Manahmenpakete sichern fragilen Aufschwung ab Herausforderungen auf den Finanzmrkten bleiben bestehen

  • EU-Manahmenpakete sichern fragilen Aufschwung ab Herausforderungen auf den Finanzmrkten bleiben bestehen

    FINANZMARKTSTABILITTSBERICHT 20 DEZEMBER 2010 7

    der Krise zum Teil massiv verschlechtert hatten, stabilisierten sich im ersten Halbjahr 2010. Die Eigenkapital-Fremd-kapital-Relation blieb weitgehend un-verndert, und die Verbesserung der Ertragskraft fhrte zu einem Rckgang bei der Anzahl der Insolvenzen.

    Das Kreditwachstum der privaten Haushalte und nichtfinanziellen Unter-nehmen stagnierte. Das Wachstum bei Ausleihungen privater Haushalte wurde in den ersten neun Monaten des Jahres 2010 von Wohnbaufinanzierun-gen getragen, whrend Unternehmens-kredite nicht mehr weiter sanken. Vor allem aber kam es wechselkurs bereinigt zu einem deutlichen Rckgang bei Fremdwhrungskrediten. Der Fremd-whrungskreditanteil bei Ausleihungen an Nichtbanken betrug per September 2010 rund 17,8 %.

    Die Geldvermgensbildung der pri-vaten Haushalte stieg im ersten Halb-jahr 2010 wieder an, die whrend der Krise entstandenen Bewertungsverluste konnten allerdings erst teilweise wieder aufgeholt werden. Die Zinsbelastung von Unternehmen und Haushalten war dank des geringen Zinsniveaus zuletzt relativ gering. Aufgrund des im inter-nationalen Vergleich hohen Anteils variabel verzinster Kredite in ster-nationalen Vergleich hohen Anteils variabel verzinster Kredite in ster-nationalen Vergleich hohen Anteils

    reich wird ein knftiges hheres Zinsniveau allerdings wieder in stei-genden Zinskosten der Kreditnehmer resultieren.

    sterreichische Banken erholen sich, Kreditrisikokosten bleiben hoch

    Die Profitabilitt des sterreichischen Bankensystems hat sich im internatio-nalen Einklang nach einem krisen bedingt schlechten Jahr 2009 im Lauf des Jahres 2010 insgesamt wieder erholt. Die sterreichischen Banken erwarten fr 2010 einen unkonsolidierten Jahres-berschuss, der mit rund 3 Mrd EUR

    zwar noch deutlich unter dem Vorkri-senniveau liegen wird, im Vergleich zu den Jahren 2008 und 2009 allerdings wieder besser ausfallen wird. Dieser berschuss wurde durch stabile Zins-ertrge sowie einen Anstieg des Provi-sionsergebnisses ermglicht. Auch das Handelsergebnis der Banken fiel wieder deutlich positiv aus, was insgesamt zu einem operativen Ergebnis von rund 3,8 Mrd EUR per Jahresmitte 2010 fhrte. Damit lag es etwa 14,0 % ber dem Vergleichswert des Vorjahres. Auf-grund der anhaltenden Verschlechte-rung der Kreditqualitt ist das Ergebnis weiterhin von hohen Risikokosten be-lastet. Der rasante Anstieg scheint aller-dings an Dynamik zu verlieren, was sich zumindest in den letzten Perioden in einem Abflachen bei der Entwick-lung der Einzelwertberichtigungsquote zeigt, die im ersten Halbjahr fr ster-lung der Einzelwertberichtigungsquote zeigt, die im ersten Halbjahr fr ster-lung der Einzelwertberichtigungsquote

    reich bei knapp 3,1 % stagnierte.Die sterreichischen Tochterbanken

    in CESEE sind nach krisenbedingten Rckgngen wieder auf einen moderaten Wachstumspfad zurckgekehrt, wobei der Anteil der wechselkursbedingten Einflsse auf das Wachstum durchaus materiell war. Das CESEE-Engagement lieferte insgesamt weiterhin einen posi-tiven Beitrag zum Ergebnis der ster-reichischen Banken. Die Gesamtkapi-talrentabilitt wird fr das Jahr 2010 bei rund 0,9 % erwartet und wird somit etwas besser sein als im Vorjahr. Die Refinanzierungsposition der Toch-terbanken hat sich zum Halbjahr 2010 leicht verbessert, die Kredit-Einlagen-Quote lag bei knapp 109 %, nach 113 % ein Jahr davor. Die Ausweitung der Kreditrisiken fhrte allerdings zu einer Verschlechterung der Wertberichti-gungsquote, die nunmehr 6,2 % be-trgt. Gleichzeitig waren die Tochter-banken aber in der Lage, ihre Kapital-puffer zu strken, da sich die Eigen-mittelquote auf 15,1 % erhhte.

  • EU-Manahmenpakete sichern fragilen Aufschwung ab Herausforderungen auf den Finanzmrkten bleiben bestehen

    8 FINANZMARKTSTABILITTSBERICHT 20 DEZEMBER 2010

    Die im internationalen Vergleich weiterhin nur unterdurchschnittliche Eigenkapitalausstattung stellt fr die Banken, vor allem im Hinblick auf knftige regulatorische Vorgaben, eine Herausforderung dar, auch wenn die konsolidierte Kernkapitalquote seit dem Jahr 2008 deutlich auf 9,8 %1 gestiegen ist.

    Der sterreichische Versicherungs-sektor verzeichnete im Jahr 2010 eben-falls eine Erholung. Das Finanzergebnis der heimischen Institute lag zur Jahres-mitte fast wieder auf Vorkrisenniveau. Die hohe Exponierung gegenber dem Finanzsektor sowie das niedrige Zins-niveau stellen aber weiterhin Risiken fr den Versicherungssektor dar.

    1 Die Quote wurde um einen Einmaleffekt im zweiten Quartal 2010 bereinigt.

  • FINANZMARKTSTABILITTSBERICHT 20 DEZEMBER 2010 9

    Industrielnder: Leichte Konjunkturabschwchung fr 2011 erwartetIn den industrialisierten Lndern drfte laut IWF-Herbstprognose die Wirtschaft im Jahr 2010 nach den markanten Ein-brchen im Vorjahr wieder relativ stark gewachsen sein. Das Wachstum sttzt sich unter anderem auf die krftige Konjunktur in Asien und die Erholung des Welthandels. Im Vergleich zur IWF-Frhjahrsprognose wurde das BIP-Wachstum fr das Jahr 2010 fr die USA um 0,5 Prozentpunkte nach unten und fr den Euroraum um 0,7 Prozent-punkte nach oben revidiert. Fr das Jahr 2011 erwartete der IWF im Oktober 2010 eine leichte Wachstums-abschwchung in den Industrielndern.

    In den USA stieg das reale BIP im dritten Quartal 2010 um 0,6 % gegen-ber dem Vorquartal (Q1 10: +0,9 %, Q2 10: +0,4 %) und lag um 3,2 % hher als im entsprechenden Vorjahresquartal. Im dritten Quartal 2010 trugen privater Konsum, private Unternehmensinves-titionen, Lagernderungen sowie die Nachfrage der ffentlichen Hand (Kon-

    sum und Investitionen) substanziell zum Quartalswachstum bei, whrend Netto-exporte und private Wohnbauinvesti-tionen es signifikant schmlerten. Der Markt fr Wohnimmobilien erholt sich nur schleppend: Der Case-Shiller-Preis-index fr Einfamilienhuser ist volatil und die Anzahl der notleidenden Hypo-thekarkredite ist weiterhin hoch. Im September 2010 verharrte die Arbeits-losenquote bei 9,6 %; bis Ende 2011 wird hier keine signifikante Verbesserung erwartet. Die Inflationsrate schwchte sich seit Beginn 2010 deutlich ab. Die Jahresnderungsrate des VPI betrug im September 2010 1,1 %, die Kerninfla-tionsrate 0,8 %. Der IWF erwartete im Oktober fr 2010 einen Anstieg des VPI von 1,4 % und fr 2011 von 1 %. Der Offenmarktausschuss der US-Noten-bank (FOMC) lie die Zielspanne fr die Federal Funds Rate bei der Sitzung am 21. September 2010 unverndert bei nahe 0 %. Zudem kndigte er an, den Leitzinssatz noch lngere Zeit auf derzeitigem Niveau zu belassen und, falls ntig, die Erholung durch weiteren Staatsanleihenankauf zu sttzen.

    Fragile Erholung nach der Krise

    Tabelle 1

    Vergleichender Wirtschaftsausblick fr Industrielnder laut IWF und OeNB

    Reales BIP VPI Leistungsbilanzsaldo

    2008 2009 20101 20111 2008 2009 20101 20111 2008 2009 20101 20111

    Vernderung zum Vorjahr in % Vernderung des Jahresdurchschnitts in % in % des BIP

    Industrielnder 0,2 3,2 2,7 2,2 3,4 0,1 1,4 1,3 1,2 0,3 0,3 0,1

    USA 0,0 2,6 2,6 2,3 3,8 0,3 1,4 1,0 4,7 2,7 3,2 2,6Euroraum 0,5 4,1 1,7 1,5 3,3 0,3 1,6 1,5 0,7 0,4 0,2 0,5Deutschland 1,0 4,7 3,3 2,0 2,8 0,2 1,3 1,4 6,7 4,9 6,1 5,8Frankreich 0,1 2,5 1,6 1,6 3,2 0,1 1,6 1,6 1,9 1,9 1,8 1,8Italien 1,3 5,0 1,0 1,0 3,5 0,8 1,6 1,7 3,4 3,2 2,9 2,7Spanien 0,9 3,7 0,3 0,7 4,1 0,2 1,5 1,1 9,7 5,5 5,2 4,8sterreich 2,2 3,9 1,6 1,6 3,2 0,4 1,5 1,7 3,3 2,3 2,3 2,4sterreich2 1,9 3,7 1,9 2,1 3,2 0,4 1,7 2,2 4,9 2,9 2,5 3,4Vereinigtes Knigreich 0,1 4,9 1,7 2,0 3,6 2,1 3,1 2,5 1,6 1,1 2,2 2,0Japan 1,2 5,2 2,8 1,5 1,4 1,4 1,0 0,3 3,2 2,8 3,1 2,3

    Quelle: IWF (World Economic Outlook), Oktober 2010, OeNB. 1 Prognose.2 OeNB-Prognose, Dezember 2010.

  • Fragile Erholung nach der Krise

    10 FINANZMARKTSTABILITTSBERICHT 20 DEZEMBER 2010

    Im Euroraum wuchs das reale BIP im dritten Quartal 2010 um 0,4 % gegen-ber dem Vorquartal (Q1 10: +0,3 %, Q2 10: +1,0 %) und lag um 1,9 % hher als im entsprechenden Vorjahresquartal. Im zweiten Quartal 2010 trugen vor allem die Exporte und die Anlageinves-titionen positiv zum Quartalswachs-tum bei, whrend der private Konsum nur sehr schwach wuchs. Innerhalb des Euroraums wiesen im dritten Quartal Finnland mit 1,3 %, sterreich und die Slowakei mit 0,9 % sowie Deutschland mit 0,7 % das hchste Quartalswachs-tum auf. Im Gegensatz dazu verzeich-nete Griechenland einen BIP-Rckgang von 1,1 % gegenber dem Vorquartal. Fr Irland, Luxemburg, Malta und Slowenien lagen noch keine Daten vor. Die HVPI-Inflationsrate stieg von 1,0 % zu Jahres beginn auf 1,8 % im Septem-ber 2010. Ein wesentlicher Grund fr den Anstieg sind die im Jahresvergleich deutlich hheren Energiepreise. Die Kerninflation (ohne Energie und un-

    verarbeitete Nahrungsmittel) verharrte hingegen im September 2010 bei 1,0 %. Fr das Jahr 2011 prognostizierte der IWF im Oktober ebenso niedrige HVPI-Infla tionsraten. Der EZB-Rat belie den Leitzinssatz Anfang Oktober 2010 bei 1 %, begann jedoch gleichzeitig damit, die krisenbedingte Liquiditts-bereitstellung fr die Geschftsbanken langsam zurckzufhren: 1-Jahres-Ten-der liefen im Oktober aus.

    Die japanische Wirtschaft wuchs im dritten Quartal 2010 um 0,9 % gegen-ber dem Vorquartal (Q1 10: +1,6 %, Q2 10: +0,4 %). Im dritten Quartal resultierte das Quartalswachstum vor allem aus dem privaten Konsum, wh-rend der Beitrag der Nettoexporte weiter auf null zurckging, im Ein-klang mit der Strke des japanischen Yen. Im August 2010 lag die Jahres-inflationsrate bei 0,9 %. Es wird erwartet, dass die Deflation noch bis 2011 anhlt. Die Bank of Japan interve-nierte im September auf den Devisen-

    in % p.a.

    VPI (Euroraum)Leitzins (Euroraum)

    VPI (USA)Leitzins (USA)

    VPI ( Japan)Leitzins ( Japan)

    7

    6

    5

    4

    3

    2

    1

    0

    1

    2

    3Jn. Apr.

    2005 2006 2007 2008 2009 2010Juli Okt. Jn. Apr. Juli Okt. Jn. Apr. Juli Okt. Jn. Apr. Juli Okt. Jn. Apr. Juli Okt. Jn. Apr. Juli Okt.

    Euroraum, USA und Japan:Ination und Leitzinsstze

    Grak 1

    Quelle: Eurostat, nationale Statistikmter, Thomson Reuters, OeNB.

  • Fragile Erholung nach der Krise

    FINANZMARKTSTABILITTSBERICHT 20 DEZEMBER 2010 11

    mrkten, um die Aufwertung des japa-nischen Yen zu bremsen. Anfang Okto-ber 2010 lockerte sie ihre Geldpolitik durch Programme zum Ankauf von Wertpapieren weiter.

    Auf den Geldmrkten in den USA und im Euroraum haben sich die LIBOR- und EURIBOR-Zinsstze seit Herbst 2009 auf niedrigem Niveau stabilisiert. Die Risikoaufschlge auf dem US- amerikanischen Geldmarkt blieben weiterhin unter jenen im Euroraum. Auf den Staatsanleihemrkten sanken die langfristigen Zinsen bis November 2010 im Vergleich zum Jahresbeginn um etwa 0,5 Prozentpunkte. Allerdings sind die Unterschiede bei Staatsanleihe-renditen im 10-jhrigen Laufzeitsegment zwischen Deutschland und anderen Lndern des Euroraums wieder zum Teil stark gestiegen. Anfang September 2010 erreichten die Risikoaufschlge vorbergehend annhernd die Rekord-werte vom Mai 2010, als das Hilfs-programm fr Griechenland fixiert wurde. Angesichts des auf den Finanz-mrkten wahrgenommenen Umschul-dungsrisikos bei Euroraum-Lndern

    mit hohen Staatsschulden war Anfang Mai 2010 berdies eine Europische Finanzstabilittsfazilitt (EFSF) ber 440 Mrd EUR, garantiert durch die Lnder des Euroraums, errichtet wor-den. Zudem fhrten die EZB und die nationalen Zentralbanken des Euro-raums seit 10. Mai 2010 Kufe von Staatsanleihen des Euroraums durch. Die EFSF-Ratifizierung und die Vergabe des Triple-A-Ratings fr den EFSF trugen dann zu einem Spread-Rck-gang bis Mitte Oktober bei. Auch die Verffentlichung der bisherigen weit-gehenden Erfllung der rigorosen Spar-vorgaben trotz anhaltender Rezession in Griechenland sowie die Ergnzung von Fiskalkonsolidierungsprogrammen in Irland, Portugal und Spanien drften die Spread-Verringerung untersttzt haben. Whrend in Irland die Bekannt-gabe der Hineinrechnung der Banken-sanierungskosten in das laufende Bud-getdefizit Anfang Oktober 2010 den Spread-Rckgang der Staatsanleihen nur vorbergehend unterbrochen hatte und er sich danach weiter fortsetzte, fhrten ab Mitte Oktober Befrchtun-

    in % p.a.

    3-Monats-Interbankensatz (Euroraum) Rendite 10-jhriger Staatsanleihen (Euroraum)3-Monats-Interbankensatz (USA) Rendite 10-jhriger Staatsanleihen (USA)Rendite 10-jhriger Staatsanleihen (sterreich) Rendite 10-jhriger Staatsanleihen (Griechenland)

    14

    12

    10

    8

    6

    4

    2

    0

    Euroraum und USA:3-Monats-Geldmarktstze und Renditen 10-jhriger Staatsanleihen

    Grak 2

    Quelle: Thomson Reuters, OeNB.

    Jn. Apr.2005 2006 2007 2008 2009 2010

    Juli Okt. Jn. Apr. Juli Okt. Jn. Apr. Juli Okt. Jn. Apr. Juli Okt. Jn. Apr. Juli Okt. Jn. Apr. Juli Okt.

  • Fragile Erholung nach der Krise

    12 FINANZMARKTSTABILITTSBERICHT 20 DEZEMBER 2010

    gen ber zustzlichen Rekapitalisie-rungsbedarf bei den inzwischen ver-staatlichten Banken, Aussagen ber eine mgliche (knftige) Beteiligung privater Glubiger am Staatsschulden-abbau und schlielich das Zgern der irischen Regierung, internationale Untersttzung in Anspruch zu nehmen, zu einer erneuten deutlichen Spread-Ausweitung. Erst mit dem Herauskris-tallisieren eines EU-IWF-Unterstt-zungspakets konnte wieder eine Ver-ringerung erreicht werden, die aller-dings dann durch die Unsicherheit hinsichtlich ausreichender politischer Untersttzung in Irland fr diesen Sanierungsweg wieder rck gngig ge-macht wurde.

    Die Renditeaufschlge bei Unter-nehmensanleihen in den USA und im Euroraum verzeichneten im Jahr 2010 nur relativ moderate Schwankungen, die bei AAA-Anleihen zudem geringer als bei BBB-Anleihen waren. Generell lagen die Spreads bei Unternehmens-

    anleihen im Euroraum tiefer als jene in den USA.

    Nachdem die Aktienmrkte sich seit dem Tiefpunkt im Mrz 2009 weltweit erholt hatten, schwankten sie seit Jah-resbeginn 2010 um die damals erreich-ten Werte. Die Finanzergebnisse der Unternehmen, die Einschtzungen zur US- und EU-Konjunktur und die Mit-teilungen zu Stabilisierungsmanah-men im Euroraum waren wichtige Ein-flussfaktoren.

    Auf den Devisenmrkten hat der Euro gegenber anderen wichtigen Whrun-gen seit Anfang September an Wert gewonnen und damit einen Groteil der Verluste seit Jahresbeginn 2010 wieder wettgemacht. Verantwortlich waren dafr neben den Manahmen zur Sicherung der Tragfhigkeit der Staatsschulden in einzelnen Lndern des Euroraums die etwas besser als erwartete Wachstumsentwicklung im Euroraum.

    in Basispunkten

    AAA-Unternehmensanleihen (Euro) BBB-Unternehmensanleihen (Euro)AAA-Unternehmensanleihen (US-Dollar) BBB-Unternehmensanleihen (US-Dollar)

    900

    800

    700

    600

    500

    400

    300

    200

    100

    0

    100

    Euroraum und USA:Spreads von 7- bis 10-jhrigen Unternehmensanleihen gegenber Staatsanleihen

    Grak 3

    Quelle: Thomson Reuters, OeNB.

    Jn. Apr.2005 2006 2007 2008 2009 2010

    Juli Okt. Jn. Apr. Juli Okt. Jn. Apr. Juli Okt. Jn. Apr. Juli Okt. Jn. Apr. Juli Okt. Jn. Apr. Juli Okt.

  • Fragile Erholung nach der Krise

    FINANZMARKTSTABILITTSBERICHT 20 DEZEMBER 2010 13

    CESEE im Vergleich mit anderen aufholenden Volkswirtschaften (Emerging Markets) Nachdem die Weltwirtschaft im Jahr 2009 um 0,6 % geschrumpft war, drfte sie im Jahr 2010 wieder um fast 5 % gewachsen sein etwa in der Hhe ihres durchschnittlichen Wachstums in

    den Jahren 2004 bis 2007 und rund 0,5 Prozentpunkte strker als im Frh-jahr 2010 erwartet. Fr das Jahr 2011 erwartete der IWF ein Wachstum von knapp ber 4 %. Gegenber der Frh-jahrsprognose 2010 setzte der IWF im Herbst seine Prognose fr das Jahr 2010 fr alle aufholenden Volkswirt-

    Index: 1. Jnner 2005 = 100

    DJ EURO STOXX S&P 500 COMPOSITEDJ EURO STOXX Financials DJ TM Financials

    TOKYO SE (TOPIX)

    180

    160

    140

    120

    100

    80

    60

    40

    20

    0

    Euroraum, USA und Japan:Aktienmarktindizes und Subindizes fr Aktien von Finanzinstituten

    Grak 4

    Quelle: Thomson Reuters, OeNB.

    Jn. Apr.2005

    Juli Okt. Jn. Apr.2006

    Juli Okt. Jn. Apr.2007

    Juli Okt. Jn. Apr.2008

    Juli Okt. Jn. Apr.2009

    Juli Okt. Jn. Apr.2010

    Juli Okt.

    Index: 1. Jnner 2005 = 100 (Aufwrtsbewegung = Euro-Aufwertung)

    US-Dollar Japanischer Yen Pfund Sterling Schweizer Franken Schwedische Krone

    145

    135

    125

    115

    105

    95

    85

    75Jn. Apr. Juli

    2005Okt. Jn. Apr. Juli

    2006Okt. Jn. Apr. Juli

    2007Okt. Jn. Apr. Juli

    2008Okt. Jn. Apr. Juli

    2009Okt. Jn. Apr. Juli

    2010Okt.

    Industrialisierte Lnder: Wechselkurse gegenber dem Euro

    Grak 5

    Anmerkung: Nationale Whrung je Einheit Euro.

    Quelle: Thomson Reuters, OeNB.

  • Fragile Erholung nach der Krise

    14 FINANZMARKTSTABILITTSBERICHT 20 DEZEMBER 2010

    schaften um 0,7 Prozentpunkte auf knapp ber 7 % hinauf und belie die Prognose fr das Jahr 2011 bei etwa 6,5 %. Die Aufwrtsrevision war beson-ders ausgeprgt in den Regionen Latein-amerika (+1,7 Prozentpunkte), Asien (+0,7 Prozentpunkte) und Zentral-, Ost- und Sdosteuropa (CESEE, hier ohne GUS) (+1 Prozentpunkt). In CESEE und in Asien erfolgte sie parallel zur Hinaufsetzung der Werte fr den Euro-raum und Japan. Weiterhin werden die aufholenden Volkswirtschaften Asiens von allen Weltregionen (einschlielich der Industrielnder) den grten Beitrag zum globalen BIP-Wachstum erbringen. Ihr Wirtschaftswachstum von fast 9,5 % im Jahr 2010 begnstigte auch die globalen Rohstoffexporte und damit das Wachstum in anderen Regionen aufholender Volkswirtschaften, wie ins-besondere auch in der GUS. In Asien, aber auch in Lateinamerika wurde das Wachstum, das im Jahr 2009 durch

    umfangreiche Stimulierungsmanahmen auf Basis makrokonomischer solider Ausgangssituationen gesttzt worden war, im Jahr 2010 bereits substanziell von der privaten Inlandsnachfrage ge-tragen. Daher begannen etliche groe Volkswirtschaften dieser Regionen be-reits Mitte 2010, ihre Stimulierungs-politik zurckzufahren. Zusammen mit der erwarteten Abschwchung des Wachstums in den Industrielndern (vor allem Japan) geht der IWF daher fr das Jahr 2011 von einer Verringe-rung des Wachstums in Asien und Lateinamerika aus. Da die Dmpfung der globalen Wachstumsdynamik jedoch nicht so ausgeprgt sein wird, dass die Energie- und Rohstoffpreise einbrechen, drften die Regionen Naher Osten und Nordafrika, Subsahara-Afrika und die GUS im Jahr 2011 keine Wachstums-einbuen hinnehmen mssen. In CESEE drfte die leichte Abschwchung im Euroraum, die primr deren Industrie-

    zu konstanten Preisen, jhrliche Vernderung in %

    2008 2009 20101 20111

    11

    9

    7

    5

    3

    1

    1

    3

    5

    7

    9USA CESEE GUS Naher Osten

    und NordafrikaSubsahara-

    AfrikaAsien LateinamerikaEuroraum

    Aufholende Volkswirtschaften und ausgewhlte Industrielnder: BIP-Prognose

    Grak 6

    Anmerkung: CESEE ohne europische GUS-Lnder; Asien ohne (neu) industrialisierte Lnder Asiens; Lateinamerika einschlielich der karibischen Lnder.

    Quelle: IWF (World Economic Outlook), Oktober 2010. 1 IWF-Prognose.

    0,00,50,5

    3,1

    5,3 5,05,5

    7,7

    4,34,3

    2,62,6

    4,14,1 3,8

    6,56,5

    2,02,62,6

    6,9

    1,7

    2,62,61,7

    3,54,34,3 4,14,1

    5,0

    9,4

    5,7

    2,32,31,5

    3,1

    4,64,65,1 5,5

    8,48,4

    4,0

  • Fragile Erholung nach der Krise

    FINANZMARKTSTABILITTSBERICHT 20 DEZEMBER 2010 15

    gterexporte beeintrchtigt, in den meisten Lndern durch die nun begin-nende Erholung der Inlandsnachfrage kompensiert werden. Der Rckgang im CESEE-Aggregat resultiert ausschlie-lich aus der erwarteten Abschwchung des derzeit hohen Wachstums in der Trkei.

    Im Einklang mit der Verschiebung zu einem strker von der Inlandsnach-frage getragenen Wachstum drfte sich der Leistungsbilanzberschuss der auf-holenden Volkswirtschaften Asiens im Jahr 2010 weiter verringert haben. Im Gegensatz dazu stiegen die berschsse Jahr 2010 weiter verringert haben. Im Gegensatz dazu stiegen die berschsse Jahr 2010 weiter verringert haben. Im

    der Regionen Naher Osten und Nord-afrika sowie GUS mit dem Anziehen der Energie- und Rohstoffpreise wieder an, blieben jedoch unterhalb des Vor-krisenniveaus. In CESEE, wo im Jahr 2009 das Schrumpfen der Exporte und der Wegfall des Wachstums der Inlands-nachfrage die Importe einbrechen und das Leistungsbilanz defizit besonders stark sinken lieen, drfte im Jahr 2010 wieder eine moderate Ausweitung des

    Defizits erfolgt sein. In allen Regionen bildeten die Netto zu flsse an Direktin-vestitionen die wichtigste Komponente der Nettokapitalflsse an den privaten Sektor im Jahr 2010. In Lateinamerika sowie in Subsahara-Afrika drften sie auch ausgereicht haben, die moderaten Leistungsbilanzdefizite zu decken. In CESEE drften sie weniger als die Hlfte des Leistungsbilanzdefizits finanziert haben. Hier erfolgte auch der hchste Nettokapitalzufluss an den ffentlichen Sektor, der sowohl im Zusammenhang mit den Auszahlungen unter den IWF/EU-Programmen als auch mit der Be-gebung von staatlichen Eurobonds stand. Wie bereits in beiden Vorjahren drfte es auch im Jahr 2010 nur aus der GUS insgesamt Nettokapitalabflsse des pri-vaten Sektors gegeben haben, allerdings (wie im Jahr 2008) in einem Ausma, das geringer ist als der Leistungsbilanz-berschuss. Diese Abflsse resultierten aus Kapitalbewegungen im Bereich der grenzberschreitenden Kredite. Im Gegensatz dazu drfte in CESEE im

    in % des BIP (zum Wechselkurs)

    Direktinvestitionszusse an den Privatsektor (netto) Portfolioinvestitionszusse an den Privatsektor (netto)Kredite und andere Zusse an den Privatsektor (netto) Kapitalzusse an den entlichen Sektor (netto)Leistungsbilanzsaldo Vernderung der Bruttodevisenreserven der Zentralbank

    20

    15

    10

    5

    0

    5

    102008 2009 20101 2008 2009 20101 2008 2009 20101 2008 2009 20101 2008 2009 20101 2008 2009

    CESEE GUS Naher Osten undNordafrika

    Subsahara-Afrika Asien Lateinamerika20101

    Aufholende Volkswirtschaften: Leistungsbilanzsalden und Nettokapitalzusse

    Grak 7

    Anmerkung: Negative Nettokapitalzusse (an den entlichen Sektor) bedeuten Nettokapitalabsse aus dem entlichen Sektor (in die Industrielnder). Vernderung der oziellen Bruttoreserven: positive Zahl = Anstieg. CESEE: ohne europische GUS-Lnder, die Tschechische Republik, die Slowakei und Slowenien; Asien ohne Sdkorea, Taiwan, Hongkong und Singapur.

    1 IWF-Prognose.

    Quelle: IWF, OeNB.

    7,92,5 3,7

    4,9 2,63,83,8

    15,3

    2,6 4,4

    0,2 1,71,71,11,1

    5,9 4,1 3,0

    0,70,7 0,60,61,21,2

    1,41,41,41,21,21,21,21,2

    0,50,50,50,50,5

    3,73,73,73,83,7

    3,8

    8,38,3

    1,31,31,31,3

    3,03,03,03,0 1,91,90,90,90,90,9

    1,70,9

    1,7

    6,86,8 5,75,75,74,15,7

    4,1 4,74,74,74,73,04,7

    3,01,21,2 1,31,31,3 1,61,61,61,61,60,30,30,30,3

    1,91,91,91,9 0,40,40,40,4

  • Fragile Erholung nach der Krise

    16 FINANZMARKTSTABILITTSBERICHT 20 DEZEMBER 2010

    Jahr 2010 in diesem Bereich ein Netto-zufluss erfolgt sein, nach Nettoabflssen im Jahr davor. Dieser Zufluss war deutlich hher als in anderen Regionen, obwohl diese 2009 zum Teil (Latein-amerika, Subsahara-Afrika) ebenfalls Abflsse zu verzeichnen hatten.

    Die konsolidierten Kreditforderungen an private Nichtbanken in aufholenden Volkswirtschaften1 der an die BIZ berich-tenden Banken, die berwiegend aus den Industrielndern stammen, waren bis September 2008 in der GUS beson-ders stark gestiegen. berdurchschnitt-lich war ihr Anstieg auch in der Region Naher Osten und Nordafrika und in geringerem Mae in CESEE. In der GUS war dann auch der Einbruch bis Ende 2009 am strksten, aber auch in den Regionen CESEE und Latein-amerika kam es zu leichten Rck-gngen. Im zweiten Halbjahr 2009

    verzeichnete nur die GUS noch einen weiteren Rckgang. Im ersten Halbjahr 2010 erfolgte in den aufholenden Volks-wirtschaften Asiens bereits wieder ein substanzieller Anstieg der konsoli-dierten Kreditforderungen an private Nichtbanken, in deutlich geringerem Ausma gab es eine Ausweitung auch in Lateinamerika und in der Region Naher Osten und Nordafrika, whrend die Kreditforderungen in CESEE weiter stagnierten.

    Auf den Finanzmrkten (Aktien-mrktrkt e, Auslandsanleihemrktrkt e) fr aufho-e) fr aufho-elende Volkswirtschaften schlugen sich im Jahr 2010 der Rckgang der Risiko-aversion internationaler Investoren, das niedrige Zinsniveau in den Industrie-lndern, steigende Zinsdifferenzen, Aus-sichten auf Wachstum sowie Whrungs-aufwertungen in vielen aufholenden Volkswirtschaften in einem starken

    1 Ohne Einrechnung der Kreditforderungen gegenber Offshore-Finanzpltzen.

    Aufholende Volkswirtschaften: Spreads staatlicher Auslandsanleihen in Fremdwhrung

    Grak 8

    J.P. Morgans Euro Emerging Market Bond Index, Euro EMBI Spread, Niveau in Basispunkten

    1.000

    900

    800

    700

    600

    500

    400

    300

    200

    100

    0

    Anmerkung: Als Spreads sind die Renditeabstnde gegenber Staatsanleihen gleicher Laufzeit des Euroraums ausgewiesen. Fr Russland, Indonesien und Argentinien: (US-Dollar-basierter) EMBI und US-Staatsanleihen. Fr die Tschechische Republik, Thailand und Korea: 5-jhrige staatliche CDS-Prmie dient als Nherung.

    Quelle: Bloomberg, Thomson Reuters, OeNB.

    Durchschnitt H1 07 Durchschnitt Februar 2009 Durchschnitt November 2010

    23 3434 33 33 35

    145145 142142

    606060

    161161161115115

    3838 1717

    239239

    727272 8181

    303 280280

    469469 471471

    685

    422

    522

    146

    779779

    594

    273273

    387360360

    429

    7676111111

    302302302 311311311

    242242242

    524524524

    226226226

    163163163163 141141

    7171

    169169169169136136136

    94

    541541541

    132132132187187

    27

    102102

    648

    n.a. n.a.n.a.

    1.6451.6452.3222.322

    Tsche-chische

    Republik

    Polen Ungarn Rum-nien

    Kroatien Ukraine Russland Trkei Sdafrika China Indien Indo-nesien

    Philip-pinen

    Thailand Korea Argen-tinien

    Brasilien Mexiko

  • Fragile Erholung nach der Krise

    FINANZMARKTSTABILITTSBERICHT 20 DEZEMBER 2010 17

    Nettozufluss nieder. Mehr als die Hlfte des globalen Aktienemissions-volumens entfiel laut IWF im ersten Halbjahr 2010 auf aufholende Volks-wirtschaften, mit einem hohen Anteil von Emittenten aus Asien. Zudem ber-stieg das Emissionsvolumen an Aus-landsanleihen von Emittenten aus auf-holenden Volkswirtschaften (mit einem signifikanten Anteil von hier ber-wiegend staatlichen Emittenten aus CESEE und GUS) jenes an Unterneh-mensanleihen in den Industrielndern. Zunehmend wurde auch in Schuldtitel aufholender Volkswirtschaften in natio-naler Whrung veranlagt. Die Unsicher-heiten auf dem internationalen Finanz-markt aufgrund der Fiskalprobleme einzelner Euroraum-Lnder haben sich nur temporr und in relativ geringem Ausma in der Entwicklung der Ver-mgenswerte aufholender Volkswirt-schaften niedergeschlagen. Angesichts von Anzeichen erneut auftretender mangelnder Differenzierung nach Risiko steigen allerdings die mittelfristigen Risiken von Blasenbildungen, ber-steigen allerdings die mittelfristigen Risiken von Blasenbildungen, ber-steigen allerdings die mittelfristigen

    hitzungen, bermigen Whrungsauf-wertungen in aufholenden Volkswirt-schaften mit offener (gnzlich liberali-sierter) Finanzierungs bilanz2 sowie inter-nen und externen Ungleichgewichten.

    Wirtschaftserholung in CESEE mit unterschiedlicher Geschwindigkeit3

    Der Wirtschaftsaufschwung und die graduelle Erholung auf den Finanz-mrkten setzten sich im zweiten und dritten Quartal 2010 in den CESEE-Lndern (hier einschlielich des euro-

    pischen Teils der GUS) weiter fort. Die Erholung war allerdings von unter-schiedlichem Tempo gekennzeichnet. Dies spiegelte sich auch im Bankensek-tor wider: Bei immer noch erhhtem Kreditrisiko quer ber den Lnderkreis betrachtet, setzte in Zentraleuropa schon groteils eine Stabilisierung der Gewinne ein, whrend diese in Sdost-europa weiterhin rcklufig waren. Auf den Whrungsmrkten kam es bei den Lndern mit flexiblem Wechsel-kursregime berwiegend zu moderaten Kursverlusten gegenber dem Euro, whrend die Entwicklungen auf den Aktienmrkten grosso modo mit den entsprechenden Wachstumsaussichten einhergingen.

    Fr den Groteil der hier behandelten Lnder4 zeichnete die wieder erstarkte Exportnachfrage fr das Wirtschafts-wachstum verantwortlich. Der Export-aufschwung fhrte sptestens im zwei-ten Quartal 2010 insofern zu einem positiven Beitrag der Lagerbestands-nderung zum BIP-Wachstum im Jahres-abstand, als eine Erhhung des Lager-aufbaus (in den meisten Lndern) oder eine Verminderung des Lagerabbaus erfolgte. Einzig in Kroatien fhrte eine Verlangsamung des Lageraufbaus zu einem negativen Wachstumsbeitrag.

    Im zweiten Quartal 2010 wuchs die Wirtschaft in der Ukraine (5,9 %), Russland (5,2 %), der Slowakei (4,7 %) und Polen (4,0 %) im Jahresabstand am schnellsten. Vor allem in der Ukraine, die unter den hier behandelten Lndern am strksten von der Krise betroffen war, ist das krftige Wachstum auch auf Basiseffekte zurckzufhren. In Russ-

    2 Gem den geltenden Zahlungsbilanz-Definitionen des IWF gehren jene Transaktionen, die frher unter dem Begriff Kapitalbilanz erfasst worden waren (wie z. B. Direktinvestitionen, Portfolioinvestitionen, Kredite), nunmehr zur sogenannten Finanzierungsbilanz (financial account).

    3 Fr eine detaillierte Darstellung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung dieser Lnder siehe den Beitrag Recent Economic Developments in der OeNB-Publikation Focus on European Economic Integration Q4/10.

    4 Der Fokus dieses Kapitels liegt auf den Lndern Bulgarien, Kroatien, Polen, Rumnien, Russland, Slowakei, Slowenien, Tschechische Republik, Ukraine und Ungarn.

  • Fragile Erholung nach der Krise

    18 FINANZMARKTSTABILITTSBERICHT 20 DEZEMBER 2010

    land, der Ukraine und in Polen ver-zeichnete auch der private Konsum ein krftigeres Wachstum. In fast allen Lndern schrumpften die Anlageinves-titionen auch noch im zweiten Quartal 2010 im Jahresabstand. Mit einem Wachstum der Anlageinvestitionen von 9 % bildet Russland auch hier die Aus-nahme. Im hier betrachteten Lnderkreis war die Wirtschaftsentwicklung in den Lndern Sdosteuropas im zweiten Quartal 2010 am schwchsten: Die Volkswirtschaften Bulgariens und Ru-mniens stagnierten, jene Kroatiens schrumpfte (2,5 %) im Jahresabstand.

    Vorlufige Werte fr das dritte Quartal zeigten eine Beschleunigung des BIP-Wachstums in der Tschechi-schen Republik und in Ungarn, whrend

    in der Ukraine und in Russland eine deutliche Abschwchung eintrat, die zum Teil auf witterungsbedingte Ein-brche (Hitze- und Drreschden) zu-rckzufhren ist.

    Die zuvor relativ hohen negativen Salden der kombinierten Leistungs- und Kapitalbilanz5 in den Lndern Sdost-europas reduzierten sich weiter. So beliefen sich die Defizite in der Summe der vier Quartale bis Mitte 2010 in Kroatien auf 3,0 %, in Bulgarien auf 4,3 % und in Rumnien auf 5,0 % des BIP. Im Fall Bulgariens entsprach dies einer Korrektur von fast 13 Prozent-punkten des BIP im Vergleich zur Vorperiode bis Mitte 2009. Auch in den Lndern Zentraleuropas setzte sich die Verringerung der bereits zuvor

    5 Gem den geltenden Zahlungsbilanz-Definitionen des IWF umfasst die Kapitalbilanz nur wenige Transaktionen und zu diesen gehren vor allem solche, die frher in der Leistungsbilanz miterfasst wurden (als Teil der Transfer-bilanz). Jene Transaktionen, die frher unter dem Begriff Kapitalbilanz erfasst wurden (wie z. B. Direkt-investitionen, Portfolioinvestitionen, Kredite), gehren nunmehr zur sogenannten Finanzierungsbilanz (financialaccount).

    Leistungs- und Kapitalbilanzsaldo und seine Finanzierung

    Grak 9

    gleitende Summe von vier Quartalen in % des BIP dieser Gleitperiode

    25

    20

    15

    10

    5

    0

    5

    10

    15

    20

    25

    Quelle: Eurostat, nationale Zentralbanken, OeNB.

    Leistungs- und Kapitalbilanzsaldo Direktinvestitionszuuss (netto)Portfolioinvestitionszuuss (netto) Kredit- und anderer Investitionszuuss (netto)

    Q2 09 Q2 10 Q2 09 Q2 10 Q2 09 Q2 10 Q2 09 Q2 10 Q2 09 Q2 10 Q2 09 Q2 10 Q2 09 Q2 10 Q2 09 Q2 10 Q2 09 Q2 10PolenSlowakei Tschechische

    Republik Ungarn Bulgarien Rumnien Kroatien Ukraine Russland

    4,4 0,6 0,3 2,02,0 0,8 3,6

    2,22,2

    17,4

    4,3 5,83,0

    3,9 5,2

    1,91,97,0 5,1 4,2 0,5

  • Fragile Erholung nach der Krise

    FINANZMARKTSTABILITTSBERICHT 20 DEZEMBER 2010 19

    nur moderaten Defizite weiter fort. Whrend die Tschechische Republik (0,3 % des BIP), Polen (0,8 %), Slowenien (1,2 %) und die Slowakei (1,9 %) noch negative Salden verzeich-neten, kam es in Ungarn zu einem Drehen von einem negativem Saldo (3,6 % des BIP) zu einem berschuss Drehen von einem negativem Saldo (3,6 % des BIP) zu einem berschuss Drehen von einem negativem Saldo

    (2,2 % des BIP). Auch in der Ukraine verringerte sich das Defizit von 4,2 % auf 0,5 %. Generell resultierten die Saldoverbesserungen vorwiegend aus dem Wachstum der Exporte, whrend sie in den Quartalen davor vor allem eine Folge des Einbruchs der Importe gewesen waren. In Russland wuchs der berschuss trotz der Aufwertung des gewesen waren. In Russland wuchs der berschuss trotz der Aufwertung des gewesen waren. In Russland wuchs der

    Rubels und des Anziehens der Inlands- und daher Importnachfrage weiter auf 5,2 % an. Ausschlaggebend hierfr war vor allem das Steigen des Erdlpreises.

    Die Finanzierungsbilanz war in der Summe der vier Quartale bis Mitte 2010 in fast allen hier betrachteten Lndern positiv, nur in Russland gering-fgig im Minus. In Bulgarien und in der Ukraine bildeten die Direktinvesti-tionen (netto) die grte Komponente der Finanzierungsbilanz, whrend dies in Slowenien, der Tschechischen Repu-blik, Polen und Russland die Portfolio-investitionen (netto) und in der Slowa-kei, Ungarn, Rumnien und Kroatien die sonstigen Investitionen (netto) (vor allem Kredite) waren. In Bulgarien und Ukraine waren in den Bereichen Port-folioinvestitionen und andere Investi-tionen Nettokapitalabflsse zu regist-rieren. In Slowenien, der Slowakei, Rumnien und Kroatien reichten die Nettozuflsse an Direktinvestitionen nicht aus, um das (gesunkene) Defizit der kombinierten Leistungs- und Kapi-talbilanz zu decken.

    IWF- bzw- IWF/EU-Stabilisierungs-programme sind in Ungarn (allerdings seit Juli sistiert), in Rumnien und in der Ukraine weiterhin in Kraft. In

    Rumnien wurde eine wichtige Grund-lage fr die Freigabe weiterer Auszah-lungen durch eine Reform des Pensions-systems geschaffen daher berwies der IWF die sechste Tranche (0,9 Mrd EUR) und die EU die dritte Tranche (1,2 Mrd EUR). Mit der Ukraine be-steht seit Sommer 2010 ein neues IWF-Stabilisierungsprogramm (ber insge-samt 12,8 Mrd EUR).

    Die Auswirkungen der Rezession bzw. des Wachstumseinbruchs 2009 schlugen sich weiterhin negativ auf die Staatshaushalte nieder. Allerdings drften sich die Haushaltsdefizite im Jahr 2010 gegenber dem Vorjahr nicht stark erhhen. Ungarn drfte 2010 in-folge der Konsolidierungsschritte 2007 bis 2009 eines der niedrigsten Defizite ausweisen. Die ungarische Regierung plant, die weitere Budgetkonsolidierung in den kommenden drei Jahren in substanziellem Ausma einnahmensei-tig durch eine Erhhung von Steuern im Energie- und Telekommunikations-sektor sowie die Einfhrung einer Bankensteuer (im Sommer 2010) zu bewltigen. In bereinstimmung mit dem (derzeit sistierten) Kreditabkom-men mit dem IWF und der EU strebt Ungarn ein Defizit von 3,8 % des BIP fr das Jahr 2010 und von unter 3 % fr 2011 an. Die Staatsverschuldung (in Prozent des BIP) wird in allen betrach-teten Lndern im Jahr 2010 vermutlich weiter ansteigen, mit dem geringsten Anstieg in Ungarn, wo dennoch die Verschuldungsquote mit fast 80 % des BIP unter den betrachteten Lndern mit Abstand am hchsten liegt. In der Slowakei, Rumnien und Polen drfte der Anstieg der Staatsverschuldung am grten ausfallen, allerdings im Fall der Slowakei und Rumniens noch von relativ moderaten Ausgangsniveaus aus. In Polen knnte die Staatsverschuldung auf ber 55 % des BIP ansteigen. In smtlichen hier behandelten EU-Mit-

  • Fragile Erholung nach der Krise

    20 FINANZMARKTSTABILITTSBERICHT 20 DEZEMBER 2010

    gliedstaaten sind nun Verfahren wegen eines bermigen Defizits im Gange, nachdem ein solches im Sommer 2010 aufgrund der Defizitrevision fr 2009 auch fr Bulgarien eingeleitet werden musste.

    Im September 2010 lag die Jahres-inflation vor allem in der Ukraine sowie auch in Ungarn und Polen deutlich niedriger als im Mrz, obwohl es im August bzw. September zu einem gewissen Wiederanstieg gekommen ist. In der Ukraine resultierte der jngste Anstieg aus einem Anziehen der Lebens-mittelpreise und aus Gaspreiserhhun-gen. Deutlich hher als im Mrz 2010 lag die Jahresinflation im September nur in Bulgarien (Anstieg der Lebens-mittelpreise teilweise bedingt durch Ernteausflle in Russland) und in Ru-mnien (Mehrwertsteuersatzanhebung).

    Bei den Whrungen der hier be-trachteten Lnder, die noch nicht den Euro bernommen haben und keine fixe bzw. quasi-fixe Wechselkursan-

    bindung verfolgen, kam es vom Mrz bis September 2010 nur im Fall der tschechischen Krone zu einer (weiteren) Aufwertung gegenber der Referenz-whrung6. Wertverluste der Whrungen gab es in diesem Zeitraum in Rumnien (4,1 %), Polen (2,9 %), Ungarn (3,6 %) und Russland (rund 4 %). Im Gegensatz dazu blieb die ukrainische Gryvnia stabil, allerdings dienten im September Devisenverkufe der Noten-bank (0,6 Mrd USD) der Whrungs-sttzung. Dem gleichen Zweck dienen krzlich beschlossene zustzliche Reser-veanforderungen. Verglichen mit den historischen Tiefststnden von Februar 2009 verzeichneten allerdings die Wh-rungen der Tschechischen Republik und Polens und in geringerem Ausma auch jene Ungarns und Russlands deut-liche Wertzuwchse. Im September 2010 lag die tschechische Krone auf dem Vorkrisenniveau von Mitte September 2008, der polnische Zloty, der ungari-sche Forint, der rumnische Lei und

    6 Referenzwhrung dieser Lnder ist der Euro, mit Ausnahme der Ukraine (US-Dollar) und Russland (Whrungs-korb bestehend zu 55% aus US-Dollar und zu 45% aus Euro).

    Nationale Whrungen und der Euro

    Grak 10

    Euro pro Einheit nationaler Whrung, Vernderung in %

    40

    30

    20

    10

    0

    10

    20

    30

    40

    Quelle: Thomson Reuters, OeNB.

    31. Dezember 2004 bis 29. Juni 2007 29. Juni 2007 bis 12. September 200812. September 2008 bis 17. Februar 2009 17. Februar 2009 bis 22. November 2010

    6,16,1 8,48,4

    0,10,0

    25,725,7

    1,66,76,7

    3,8

    17,517,511,9

    2,70,0

    13,1

    2,70,1

    3,6

    31,0

    22,0

    0,0

    16,216,2

    4,9

    34,6

    21,1

    19,524,0

    12,5

    0,00,2 1,1

    4,4

    7,97,9

    17,117,1

    TschechischeRepublik

    Polen Ungarn Bulgarien Rumnien Kroatien Ukraine Russland

  • Fragile Erholung nach der Krise

    FINANZMARKTSTABILITTSBERICHT 20 DEZEMBER 2010 21

    der russische Rubel waren etwa 15 % und die ukrainische Gryvnia etwa 38 % schwcher. Die russische Notenbank lockerte im September das Wechsel-kursband des Rubels gegenber dem Whrungskorb, um Spielraum fr weitere (kontrollierte) Aufwertung zu schaffen, aber auch um das Abwer-tungsrisiko zu erhhen, um spekulative Kapitalzuflsse zu schwchen.

    Die Spreads der kurzfristigen Inter-bankenzinsstze gegenber dem Euro-raum waren in fast allen der hier betrachteten Lnder von Mrz bis September 2010 rcklufig. Nur in Kroatien kam es zu einem geringen Anstieg (auf niedrigem Niveau). Die Tschechische Republik, Bulgarien und Kroatien wiesen das niedrigste Zins-niveau auf, gefolgt von Polen und Russland.

    Die Renditen der 10-jhrigen Staats-anleihen in nationaler Whrung gingen im genannten Zeitraum in der Slowakei

    und in der Tschechischen Republik, die bereits bisher die niedrigsten Renditen dieser Lnder auf wiesen, moderat zu-rck; aufgrund des greren Rendite-rckgangs der Referenzanleihen im Euroraum erfolgte jedoch eine Spread-ausweitung. In den anderen Lndern waren die Renditen im September auf etwa gleich hohem Niveau wie im Mrz, was ebenfalls eine Spreadaus-weitung bedeutete. Auf den Aktien-mrkten kam es in den meisten der hier betrachteten Lnder zu Kursgewinnen. In Kroatien und Slowenien, wo die Wachstumsaussichten verhalten sind, ging der Aktienindex jedoch zurck.

    Auf den Kreditmrkten war Mitte 2010 das jhrliche wechselkursbereinigte Wachstum der Kredite an private Haushalte und Unternehmen in den meisten der hier betrachteten Lnder einstellig positiv. In der Tschechischen Republik, der Ukraine und Russland stagnierte dieses Kreditvolumen aller-

    Kreditstnde per Ende Q2 10 in % der gleitenden Summe des BIP von vier Quartalen in %

    Inlndische Kredite in LW an Haushalte (linke Achse) Inlndische Kredite in FW an Haushalte (linke Achse)Inlndische Kredite in LW an Unternehmen (linke Achse) Inlndische Kredite in FW an Unternehmen (linke Achse)Auslndische Kredite an Unternehmen (linke Achse) Anteile der FW-Kredite an Krediten an Haushalte (rechte Achse)

    140

    120

    100

    80

    60

    40

    20

    0

    80

    70

    60

    50

    40

    30

    20

    10

    0Tschechische

    RepublikSlowakei Polen Ungarn Bulgarien Rumnien Kroatien Ukraine Russland

    Ausstehende gesamte (inlndische und grenzberschreitende) Kredite an private Haushalte und Unternehmen

    Grak 11

    Anmerkung: LW = Lokalwhrung, FW = Fremdwhrung. Fremdwhrungskredite inkludieren auch an die Fremdwhrung indexierte Kredite in nationaler Whrung. Auslndische Kredite umfassen nicht Handelskredite und konzerninterne Kredite. Punkte: Anteile der Fremdwhrungskredite an private Haushalte an smtlichen Krediten an private Haushalte in % (rechte Achse).

    Quelle: EZB, Eurostat, nationale Zentralbanken, nationale Statistikmter, OeNB.

    38

    69

    33

    64

    73 71

    00000000000 0000000000

    10101010101010101010101010101010101010101010

  • Fragile Erholung nach der Krise

    22 FINANZMARKTSTABILITTSBERICHT 20 DEZEMBER 2010

    dings, whrend es in Ungarn deutlich schrumpfte. Nach Sektoren getrennt ergibt sich ein zum Teil sehr hetero-genes Bild: Nicht nur in Ungarn, sondern auch in der Slowakei, der Tschechischen Republik und in Polen schrumpfte das Volumen der ausstehen-den Kredite an Unternehmen deutlich. (In der Tschechischen Republik und in Ungarn wurde dies jedoch zum Teil durch direkte Auslandskredite kompen-siert.) Im Gegensatz dazu schrumpfte das Volumen der ausstehenden Kredite an die privaten Haushalte nur in der Ukraine markant. Insgesamt war in Rumnien, Kroatien, der Ukraine und Russland die Entwicklung der Unter-nehmenskredite gnstiger als jene der Haushaltskredite; in den anderen hier behandelten Lndern war es genau umgekehrt.

    In Bulgarien, Rumnien und Kroa-tien nahmen die Fremdwhrungskredite (inklusive wechselkursindexierter Kredite) an private Haushalte wechselkursberei-

    nigt bis Mitte 2010 im Jahresabstand deutlich zu, whrend die entsprechenden Kredite in nationaler Whrung sanken. In Polen stiegen zwar diese Fremd-whrungskredite etwas an, jedoch deutlich geringer als jene in nationaler Whrung. Der Anteil der Fremdwhrungs-kredite an den Krediten an private Haus-halte war in Ungarn, Rumnien, Kroa-tien und der Ukraine Ende des zweiten Quartals 2010 mit etwa 70 % weiterhin sehr hoch. Im Gegensatz dazu war das in Fremdwhrung notierende Kredit-volumen an private Haushalte in der Tschechischen Republik und in der Slowakei, aber auch in Russland immer noch sehr gering.

    Ende des zweiten Quartals 2010 berstieg das ausstehende inlndische Kreditvolumen jenes der inlndischen Ein-lagen (gemessen an den gesamten Aktiva)in allen hier behandelten Lndern mit der Ausnahme der Slowakei und der Tschechischen Republik. In besonders hohem Ausma klaffte die Lcke

    in % der Bilanzsumme des Bankensektors Ende Q2 in %

    Inlndische Kredite minus Einlagen des Privatsektors (exklusive Bewertungsnderung durch jhrliche Wechselkursnderung bis Ende Q2 10) (linke Achse)

    Nettoauslandsforderungen (positiver Wert) bzw. -verbindlichkeiten (negativer Wert) (linke Achse)

    Bankensektor-Bilanzsumme (Ende Q2 10 in % der gleitenden Summe des BIP von vier Quartalen bis Q2 10) (rechte Achse)

    50

    40

    30

    20

    10

    0

    10

    20

    30

    160

    140

    120

    100

    80

    60

    40

    20

    0Slowakei Tschechische

    RepublikPolen Ungarn Bulgarien Rumnien Kroatien Ukraine Russland

    Bankensektor: Lcke zwischen Krediten und Einlagen und Nettoauslandsverbindlichkeiten

    Grak 12

    Quelle: EZB, Eurostat, nationale Zentralbanken, nationale Statistikmter, OeNB.

    4,84,8 6,0

    12,1 15,19,6

    24,2

    9,814,6

    2,02,02,02,02,0

    90

    121

    87

    140

    110

    75

    114

    89

    72

    Inlndische Kredite minus Einlagen des Privatsektors: Bewertungsnderung durch jhrliche Wechselkursnderung bis Ende Q2 10 (linke Achse)

  • Fragile Erholung nach der Krise

    FINANZMARKTSTABILITTSBERICHT 20 DEZEMBER 2010 23

    zwischen inlndischen Krediten und Einlagen im ukrainischen Bankensektor auseinander. Auch deckten hier die Nettoauslandsverbindlichkeiten des Ban-kensektors nicht den gesamten Finan-zierungsbedarf des inlndischen Kredit-berhangs ab. Beachtlich hohe Netto-auslandsverbindlichkeiten, berwiegend gegenber auslndischen Mutterbanken, wies mit Ende des zweiten Quartals 2010 der rumnische Bankensektor auf. Im Jahresabstand bis Mitte 2010 hatte sich der berhang der Kredite ber die Einlagen relativ zur Bilanz-summe substanziell nur in Bulgarien, der Ukraine und Russland verringert, und zwar jeweils sowohl aufgrund der Aktiv- als auch der Passivseite. Die Bilanzsumme des Bankensektors lag in der Slowakei, Polen, Rumnien, der Uk-raine und Russland zwischen 72 % und 90 % des BIP, in den anderen Lndern zwischen 110 % und 140 % des BIP.

    Das Kreditrisiko im Bankensektor gemessen am Anteil der notleidenden Kredite an den gesamten Inlandskrediten an Nichtbanken war Ende des zweiten Quartals 2010 nach wie vor markant hher als vor der Krise. Die heterogene Erholung der Wirtschaft ber den Lnderkreis hinweg wird einen diffe-renzierten Rckgang der notleidenden Kredite mit sich bringen. Das niedrige Niveau des Kreditwachstums erschwert den Rckgang dieses Anteils. Den strksten Anstieg (in Prozentpunkten) von Mitte 2009 bis Mitte 2010 ver-zeichnete dieser Anteil in der Ukraine, gefolgt von Rumnien, Bulgarien und Ungarn. Der Verlauf des Anteils der notleidenden Kredite zeigt in den meis-

    ten Lndern Zentral- und Sdosteuropas einen geringeren Anstieg im ersten Halbjahr 2010 als im zweiten Halbjahr 2009; die Ausnahmen bilden Ungarn, Bulgarien und Kroatien.

    Bei der Profitabilitt im Bankensektorkam es in den Lndern Zentraleuropas groteils zu moderaten Anstiegen der Gewinne im ersten Halbjahr 2010 im Jahresabstand. In Sdosteuropa redu-zierten sich hingegen die Gewinne im Vergleich zum Vorjahr, wobei es in Rumnien sogar zu Verlusten kam. Trotz einer beachtlichen Verringerung der Verluste in der Ukraine, befanden sich diese im ersten Halbjahr 2010 immer noch auf einem hohen Niveau. Grund hierfr sind die stark gestie-genen Wertberichtigungen infolge der erhhten notleidenden Kredite. Im Gegensatz dazu verzeichnete der Banken-sektor Russlands unter den hier betrach-teten Lndern den strksten Anstieg der Gewinne. Die Eigenkapitalausstattung(Kapitaladquanz) war Mitte 2010 gro-teils hher als Ende 2009. Ausnahmen bilden hier Ungarn und Russland, wo die Kapitaladquanz um jeweils 2 Pro-zentpunkte fiel; mit 18,9 % befindet sich die Kapitaladquanz in Russland allerdings weiterhin auf einem hohen Niveau. Den strksten Anstieg ver-zeichneten Kroatien (ber 3 Prozent-punkte) und die Ukraine (3 Prozent-punkte). Somit lag Mitte 2010 die Kapitaladquanzquote in der Slowakei, der Tschechischen Republik, in Polen, Rumnien und in Ungarn zwischen 12 % und 15 % sowie in Kroatien, Bul-garien, Russland und in der Ukraine zwischen 18 % und 23 %.

  • Fragile Erholung nach der Krise

    24 FINANZMARKTSTABILITTSBERICHT 20 DEZEMBER 2010

    Notleidende Kredite (NLK) und Wertberichtigungen (WB) in % aller Kredite, zum Periodenende

    Q2 09 Q2 10

    45

    40

    35

    30

    25

    20

    15

    10

    5

    0NLK WB NLK WB NLK WB NLK WB NLK WBNLK WB NLK WB NLK WB NLK

    Slowakei Rumnien Kroatien Ukraine RusslandTschechischeRepublik

    Polen Ungarn BulgarienWB

    Bankensektor: Kreditqualitt

    Grak 13

    Anmerkung: Daten sind zwischen den Lndern nicht vergleichbar. Notleidende Kredite (non-performing loans) umfassen substandard, doubtful und loss loans. Polen inklusive sogenannter irregulrer Kredite. Polen: Werberichtigungen: Q4 09 statt Q2 10. Ukraine: notleidende Kredite: Q4 09 statt Q2 10.

    Quelle: IWF, nationale Zentralbanken, OeNB.

    4,24,22,6

    4,44,42,7

    6,3

    3,23,24,84,8

    2,54,04,0

    2,7

    19,519,5

    5,94,24,2

    2,7

    29,9

    10,8

    17,3

    6,96,13,53,5

    6,23,33,3

    8,58,5

    4,04,0

    8,98,9

    4,54,5

    8,38,3

    5,4

    26,2

    9,89,86,9

    3,73,7

    40,2

    20,1

    9,79,7

    n.a.

    Return-on-Equity (ROE) und Return-on-Assets (ROA), in %

    25

    20

    15

    10

    5

    0

    5

    10

    15

    20

    25

    30

    Bankensektor: Protabilitt

    Grak 14

    Anmerkung: Daten sind zwischen den Lndern nicht vergleichbar. Daten auf Basis der annualisierten Periodengewinne nach Steuern, mit Ausnahme Russlands (auf Basis annualisierter Vor-Steuer-Gewinne).

    Quelle: IWF, nationale Zentralbanken, OeNB.

    H1 09 H1 10

    ROE ROA ROE ROA ROE ROA ROE ROA ROE ROAROE ROA ROE ROA ROE ROA ROESlowakei Rumnien Kroatien Ukraine RusslandTschechische

    RepublikPolen Ungarn Bulgarien

    ROA

    7,2

    0,6

    18,318,3

    1,3

    10,2

    0,9n. a.

    14,414,4

    1,1

    11,8

    1,4 0,6 0,1

    8,98,9

    1,2

    24,624,6

    3,23,2

    0,3 0,0

    9,49,4

    0,9

    19,419,418,319,418,318,319,418,3

    1,5 1,0

    11,111,1

    1,0

    7,4

    1,0

    1,60,1

    6,9

    1,0

    13,313,313,3

    1,91,93,2

    1,93,2

    10,9

    1,7

  • FINANZMARKTSTABILITTSBERICHT 20 DEZEMBER 2010 25

    Erste Anzeichen einer Entspan-nung auf der Finanzierungsseite der UnternehmenKonjunkturerholung in sterreich im Verlauf des Jahres 2010Nach einer Stagnation zu Jahresbeginn 2010 setzte sich die Erholung der ster-reichischen Wirtschaft zur Jahresmitte fort. Die wichtigsten Impulse gingen dabei von der Erholung der Weltwirt-schaft und insbesondere vom starken Wachstum in Deutschland aus. Von der dynamischen Exportkonjunktur profi-tierte vor allem die Industrie, die bis zur Jahresmitte bereits die Hlfte des krisenbedingten Produktionseinbruchs von rund 20 % wettmachen konnte. Aufgrund der deutlich verbesserten Kapazittsauslastung in der Sachgter-erzeugung ging im dritten Quartal 2010 auch die rezessive Phase des Investitionszyklus zu Ende. Getragen wurde das Investitionswachstum von den Ausrstungsinvestitionen, whrend die Bauinvestitionen weiterhin rck-lufig waren.

    Die deutliche Verbesserung der Konjunktur lie ab der zweiten Jahres-hlfte 2009 auch die Unternehmens-gewinne, die im Zuge der Krise markant eingebrochen waren, wieder ansteigen. Im dritten Quartal 2010 lag der Brutto-betriebsberschuss (inklusive Selbst-stndigeneinkommen) um 8,5 % ber dem Vergleichswert des Vorjahres.1Dieser Anstieg war nicht nur wichtig fr die Stabilitt und die Bonitt der Unternehmen, sondern erhhte auch deren Innenfinanzierungspotenzial.

    Wieder leichter Anstieg der AuenfinanzierungAuch die externe Mittelaufnahme des Unternehmenssektors verluft heuer etwas dynamischer als im vergangenen Jahr. Gem Gesamtwirtschaftlicher Finanzierungsrechnung (GFR) war das Auenfinanzierungsvolumen im ersten Halbjahr 2010 mit 4,1 Mrd EUR2 um rund ein Viertel hher als im Vergleichs-zeitraum des Vorjahres, erreichte aber bei Weitem noch nicht die Vorkrisen-werte. Dieser Zuwachs wurde von einer strkeren Inanspruchnahme von Eigenkapitalinstrumenten getragen (von 0,4 auf 2,2 Mrd EUR), die Fremdkapital-aufnahme verringerte sich hingegen gegenber dem ersten Halbjahr 2009 (von 2,9 auf 1,8 Mrd EUR). Der Eigen-kapitalanteil an der gesamten Auen-finanzierung betrug in der ersten Jahres-hlfte 2010 daher 55 %.

    Kein weiterer Rckgang der Bankkredite

    Bei der Kreditvergabe der Banken zeichnete sich in den letzten Monaten eine leichte Erholung ab. Die Jahres-vernderungsrate der Kredite der ster-reichischen Banken gem EZB-Mone-trstatistik (bereinigt um Reklassifi-kationen, Bewertungsnderungen und Wechselkurseffekte) war Ende des dritten Quartals 2010 nicht mehr rck-lufig (September 2010: 0,0 %).3 Kurz-fristige Kredite gingen zwar weiterhin zurck, Kredite mit lngeren Laufzeiten gewannen hingegen im Jahresverlauf zunehmend an Dynamik. Die Netto-

    Stabilisierung der Finanzierungsbedingungen der realwirtschaftlichen Sektoren

    1 Gesamtwirtschaft; Quartalswerte fr einzelne volkswirtschaftliche Sektoren werden nicht verffentlicht.2 Bereinigt um Anteilsrechte von Auslndern in Special Purpose Entities.3 Zur Entwicklung der Kredite der Banken an den Unternehmenssektor siehe auch den Kreditbericht der OeNB.

  • Stabilisierung der Finanzierungsbedingungen der realwirtschaftlichen Sektoren

    26 FINANZMARKTSTABILITTSBERICHT 20 DEZEMBER 2010

    Neukreditaufnahme war bereits wieder positiv, sodass von den Krediten der Banken im ersten Halbjahr 2010 per saldo ein geringer positiver Wachstums-beitrag zur Auenfinanzierung des Unternehmenssektors ausging.4

    Diese Erholung drfte angebots- und nachfrageseitige Ursachen haben. Zum einen erhhte sich die Kredit-nachfrage aufgrund der anziehenden Investitionen, und zum anderen haben die Banken gem den sterreichischen Ergebnissen der Eurosystem-Umfrage ber das Kreditgeschft (Bank Lending Survey) ihre Kreditrichtlinien seit dem zweiten Halbjahr 2009 nicht weiter verschrft. Absolut gesehen sind die Vergabekonditionen fr Unternehmens-

    kredite im historischen Vergleich je-doch nach wie vor restriktiv, da sie bis Mitte 2009 zwei Jahre hindurch konti-nuierlich verschrft worden waren. Diese Zurckhaltung reflektiert primr die konjunkturbedingt immer noch vorsichtige Bonittseinschtzung der Unternehmen durch die Banken.

    Die Anzahl jener Unternehmen, die angesichts verschlechterter Bonittsin-dikatoren einen erschwerten Zugang zu Finanzmitteln haben, hat sich im ersten Halbjahr 2010 weiter vermindert. Zwischen Anfang 2009 und Mitte 2010 fhrte das WIFO im Auftrag der OeNB regelmige Sonderbefragungen zu den aktuellen Kreditfinanzierungsbedin-gungen durch. Diese Umfragen ergaben

    Vernderung zum Vorjahr in %

    Finanzierungsvolumina

    Kredite Kredite (Zinssatz im Neugeschft fr Euro-Kredite mit Volumen ber 1 Mio EUR)AnleihenAnleihen (Rendite von Anleihen von Unternehmen der Ratingstufe BBB im Euroraum)

    Brsennotierte Aktien

    Brsennotierte Aktien (Gewinnrendite fr den sterreichischen Aktienmarkt)

    45

    40

    35

    30

    25

    20

    15

    10

    5

    0

    5

    10

    in %

    Finanzierungskonditionen

    18

    16

    14

    12

    10

    8

    6

    4

    2

    02001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

    Volumina und Konditionen fr wichtige Elemente der Unternehmensnanzierung

    Grak 15

    Quelle: OeNB, Thomson Reuters, Wiener Brse AG.

    4 Daten der GFR lagen zum Redaktionsschluss bis zum zweiten Quartal 2010 vor, sodass sich Angaben zu den Wachstumsbeitrgen auf das erste Halbjahr 2010 beziehen.

  • Stabilisierung der Finanzierungsbedingungen der realwirtschaftlichen Sektoren

    FINANZMARKTSTABILITTSBERICHT 20 DEZEMBER 2010 27

    zum einen, dass der Anteil jener Unter-nehmen, die mit verschrften Kredit-vergabekonditionen konfrontiert waren, stets weitaus hher war als jener, die von einer Lockerung berichteten, und zum anderen, dass dieser Anteil seit Mitte 2009 merklich sank. Diese Ent-spannung betraf alle Wirtschaftssek-toren und Grenklassen, besonders stark ausgeprgt war sie bei der Industrie und im Tourismusbereich. Diese Ent-wicklung deutet darauf hin, dass die Finanzierungsseite die konjunkturelle Erholung des Unternehmenssektors nicht beeintrchtigen drfte.

    Nach wie vor wirken die Finanzie-rungskosten entlastend auf die Kredit-finanzierung. Die Kreditzinsen befanden sich nach den massiven Leitzinssenkun-gen der EZB im dritten Quartal 2010

    weiterhin auf historisch tiefen Niveaus. Im September 2010 lagen die Zinsen fr neu vergebene Kredite an nicht-finanzielle Unternehmen mit einem Volumen von bis zu 1 Mio EUR bei 2,4 % und fr Kredite von ber 1 Mio EUR bei 1,9 % das waren jeweils mehr als 3 Prozentpunkte weniger als im Oktober 2008.

    Weiterhin rcklufig waren hin-gegen die im Ausland aufgenommenen Kredite, auch wenn sich ihr Nettorck-gang von 1,3 Mrd EUR auf 0,8 Mrd EUR leicht verminderte. Dabei handelt es sich vorwiegend um konzerninterne Finanzierungen sowie um die Emission von verzinslichen Wertpapieren ber auslndische Finanzierungstchter, zum Teil auch um Kredite von auslndischen Banken.

    Anteile in %

    Sektoren

    Insgesamt

    50

    45

    40

    35

    30

    25

    20

    15

    10

    5

    0

    Anteile in %

    Beschftigtenzahl

    50

    45

    40

    35

    30

    25

    20

    15

    10

    5

    0Q1 09 Q2 09 Q3 09 Q4 09 Q1 10 Q2 10 Q1 09 Q2 09 Q3 09 Q4 09 Q1 10 Q2 10

    Nettoanteil der Unternehmen, die bei der Aufnahme von Neukrediten verschlechterte Bedingungen verzeichneten

    Grak 16

    Quelle: WIFO.

    Bau Dienstleistungen Industrie TourismusInsgesamt0 bis 49 50 bis 249 250 und mehr

  • Stabilisierung der Finanzierungsbedingungen der realwirtschaftlichen Sektoren

    28 FINANZMARKTSTABILITTSBERICHT 20 DEZEMBER 2010

    Kasten 1

    Kreditbericht der OeNB analysiert die Kreditvergabe in sterreich seit Beginn der Finanzkrise

    Als sich zu Beginn des Jahres 2009 im Zuge der sich verschrfenden Krise uerungen von Unternehmens- und Interessenvertretern mehrten, dass die sterreichischen Banken in der Kreditvergabe an Unternehmen sehr restriktiv vorgehen, wurde zwischen dem Bundes-minister fr Wirtschaft und dem Gouverneur der OeNB vereinbart, dass die OeNB in Zusam-menarbeit mit den Interessenvertretungen eine Studie zur Kreditvergabe der sterreichischen Banken mit Fokus auf Unternehmenskredite erstellt. Der erste Kreditbericht erschien im April 2009. Aufgrund der anhaltenden Problematik wurden bis November 2010 vier weitere Ausgaben erstellt und auf der Website der OeNB verffentlicht. Der Kreditbericht erwies sich in Krisenzeiten als wertvolles Instrument, um Trends in der Kreditvergabe zu diskutieren und problematische Entwicklungen aufzuzeigen.

    Der Kreditbericht wird in Kooperation der Hauptabteilungen fr Statistik und Volkswirt-schaft in der OeNB erstellt. Er ist in drei Bereiche gegliedert: ein deskriptiv-statistischer Teil, in dem die Kreditvergabe sterreichischer Banken an den

    Unternehmenssektor und an die privaten Haushalte analysiert wird ein Teil, in dem die neuesten verfgbaren Umfragen zur Kreditvergabe in sterreich

    analysiert und interpretiert werden ein Teil mit Spezialanalysen, die jeweils aktuelle Themen auf dem sterreichischen Finanz-

    markt aufgreifen und etwas genauer betrachten Neben der Kreditentwicklung werden in dem statistisch-deskriptiven Teil auch die Zins-entwicklung fr Kredite an Unternehmen und private Haushalte sowie die restliche Auen-finanzierung des Unternehmenssektors (Kredite aus dem Ausland, Kapitalmarktaufnahmen) analysiert.

    Im Umfrageteil des Kreditberichts werden die Ergebnisse einer im Auftrag der OeNB vom WIFO durchgefhrten Befragung zu den Kreditkonditionen der sterreichischen Banken sowie die Ergebnisse einer zum gleichen Thema durchgefhrten mndlichen Befragung weniger ausgewhlter groer Unternehmen in verschiedenen Branchen eingehend untersucht. Weiters werden auch Ergebnisse einer Umfrage der Wirtschaftskammer sterreich zu den Kredit-bedingungen sowie die Ergebnisse des Bank Lending Survey, einer unter Banken in allen Euroraum-Lndern durchgefhrten Umfrage zu Finanzierungsbedingungen, in die Analyse einbezogen.

    Die Spezialanalysen in den bisherigen Ausgaben des Kreditberichts beschftigten sich mit folgenden Themen: Entwicklung des Unternehmensanleihemarktes Darstellung und Zielsetzung des sterreichischen Unternehmensliquidittsstrkungsgesetzes Bedeutung der Kreditklemme in Finanzkrisen Analyse historischer Erfahrungen Entwicklung der Kreditfinanzierung im Wohnbau Deleveraging im sterreichischen Bankensektor Fremdwhrungs- und Tilgungstrgerkredite an private Haushalte Die Jahreswachstumsrate der Kreditvergabe war von Anfang 2009 bis etwa zum ersten Quartal 2010 durch einen starken Abschwung der Kreditvergabe sowohl an die Unternehmen als auch in etwas geringerem Mae an die privaten Haushalte gekennzeichnet. Dieser Abschwung scheint nun im zweiten Quartal 2010 bei den Haushaltskrediten schon etwas frher zum Stillstand gekommen zu sein; die Jahreswachstumsraten, obwohl noch negativ, steigen wieder. Insgesamt drfte der beispiellose Kreditabschwung der letzten eineinhalb Jahre zu einem Ende gekommen sein, wobei dieser auch auf der realwirtschaftlichen Seite durch einen massiven Rckgang des Wirtschaftswachstums und hier vor allem der Investitionen begleitet war. Es drfte also ein Groteil des Kreditabschwungs durchaus nachfragegetrieben sein.

    Auf der Kreditangebotsseite haben die erwhnten Umfragen gezeigt, dass Unternehmen seit dem Ausbruch der Krise mit sich laufend verschrfenden Kreditvergabekonditionen (Beschrn-kungen bei Kreditlinien und/oder des Kreditvolumens, erhhte Informations- und Sicherheiten-

  • Stabilisierung der Finanzierungsbedingungen der realwirtschaftlichen Sektoren

    FINANZMARKTSTABILITTSBERICHT 20 DEZEMBER 2010 29

    Anleihefinanzierung zuletzt etwas abgeschwchtRund die Hlfte der Auenfinanzie-rung der sterreichischen Unternehmen stammte im ersten Halbjahr 2010 aus der Emission von Anleihen. Dabei ist zu beachten, dass in sterreich in hohem Ausma im Staatsbesitz stehende oder staatsnahe Unternehmen Anleihen be-geben. Mitte 2010 entfiel rund die Hlfte des Umlaufs (und der ber-wiegende Teil der grovolumigen Emis-sionen) auf mehrheitlich in ffentlichem Besitz stehende Unternehmen. Im drit-ten Quartal 2010 verlor die Begebung von Unternehmensanleihen etwas an Dynamik, im September 2010 betrug die Jahreswachstumsrate der Unter-nehmensanleihen gem Emissions-statistik 8,3 %. Zum Teil reflektiert diese Abschwchung allerdings lediglich den Basiseffekt besonders hoher Emis-sionsvolumina im Jahr 2009.

    Die Anleiherenditen befanden sich bis zuletzt auf einem tiefen Niveau. Die

    Rendite von Anleihen mit BBB-Rating5erreichte im September 2010 mit 4,3 % einen neuen Tiefstwert seit dem Hhe-punkt der Finanzmarktturbulenzen im Herbst 2008 und stieg im Oktober nur um 1 Basispunkt an.

    Aktienfinanzierung weiterhin beeintrchtigt

    Die Finanzierung ber die Brse ist nach wie vor durch die Krise schwer beeintrchtigt. Die Bruttoemissionen (in Form von Kapitalerhhungen) lagen in den ersten neun Monaten 2010 (wie auch im Vergleichszeitraum des Vor-jahres) unter den Notierungslschungen, sodass die Nettoneuemissionen mit 41 Mio EUR sogar leicht negativ waren. In der ersten Jahreshlfte 2010 leisteten die brsennotierten Aktien (wie auch in der ersten Hlfte 2009) praktisch keinen Beitrag zur Auenfinanzierung.

    Die Kosten der Mittelaufnahme auf dem sterreichischen Aktienmarkt stiegen gemessen an der Gewinnren-

    erfordernisse) konfrontiert waren. Diese Verschrfung der Vergabekonditionen hat sich auch whrend der moderaten konjunkturellen Erholung in der zweiten Jahreshlfte 2009 fort-gesetzt, scheint jetzt aber auch wie der Abschwung des Kreditwachstums im ersten Halb-jahr 2010 gestoppt, da der Anteil der Unternehmen, die aktuell eine Verschrfung registrieren, wesentlich geringer geworden ist. Allerdings ist auch die Anzahl der Unternehmen, die bereits eine Lockerung der Kreditvergabekonditionen registrieren, gering, sodass noch nicht von wieder normalen Verhltnissen auf der Kreditangebotsseite gesprochen werden kann.

    Die Zinsbelastung der sterreichischen Unternehmen und privaten Haushalte hat sich infolge der seit Oktober 2008 durchgefhrten Leitzinssenkungen der EZB deutlich reduziert. Bei den neu begebenen Unternehmenskrediten sind die Leitzinssenkungen bei allen Zins-bindungsfristen sehr schnell weitergegeben worden, bei den Haushaltskrediten im lngerfristigen Bindungssegment hingegen eher zgerlich. Dies hat hauptschlich mit institutionellen Besonder-heiten der Wohnbaukredite zu tun, die zu einem groen Teil von Bausparkassen begeben werden und Zinsanpassungsklauseln, die eine Zinsanpassung erst verzgert ermglichen, auch bei neu begebenen Krediten enthalten.

    Die geringere Kreditaufnahme seit Beginn 2009 haben einige, zumeist groe Unter-nehmen durch Aufnahmen auf dem Kapitalmarkt substituiert. Die Mittelaufnahme ber den Rentenmarkt hat sich seit dem Frhjahr 2009 deutlich belebt und liegt bereits auf einem hheren Niveau als vor der Krise. Die Eigenmittelaufnahme ber den Aktienmarkt stagniert hingegen seit Mitte 2008 auf sehr niedrigem Niveau.

    5 Da es keine Zeitreihe fr die Renditen sterreichischer Unternehmensanleihen gibt, werden Euroraum-Werte herangezogen.

  • Stabilisierung der Finanzierungsbedingungen der realwirtschaftlichen Sektoren

    30 FINANZMARKTSTABILITTSBERICHT 20 DEZEMBER 2010

    dite (= Kehrwert des KGV) von ihren zu Jahresbeginn 2010 beobachteten Werte im weiteren Jahresverlauf wieder an, was die Erholung der Unternehmens-gewinne widerspiegelt. Von Jnner bis September 2010 stieg die Gewinnrendite von 3,0 % auf 6,4 %, sank aber im Oktober leicht auf 6,0 %.

    Da die Mittelaufnahme in Form auerbrslicher Anteilswerte im ersten Halbjahr 2010 relativ starke Zuwchse verzeichnete, nahmen die Unternehmen in diesem Zeitraum rund 55 % der Auenfinanzierung in Form von Eigen-kapital auf. Dies entsprach in etwa dem Durchschnitt der Jahre davor (2005 bis 2009: 57 %). Der Anteil der Anteils-rechte an den gesamten Passiva des Unternehmenssektors (Bestand) blieb im ersten Halbjahr 2010 unverndert bei rund 47 %.

    Leichte Verbesserung der Bonittsindikatoren der sterreichischen Unternehmen

    Die Bonittsindikatoren des Unterneh-menssektors, die sich im Jahr 2009 infolge der Krise zum Teil massiv verschlechtert hatten, stabilisierten sich im ersten Halbjahr 2010 oder zeigten sogar schon wieder eine leichte Verbes-serung. So war im ersten Halbjahr 2010 die geringste Ausweitung der Unter-nehmensverschuldung seit fnf Jahren zu verzeichnen. Dank der Erholung der Gewinne verminderte sich die Ver-schuldung der Unternehmen bezogen auf ihre Ertragskraft leicht. In Relation zum Eigenkapital blieb die Verschuldung der Unternehmen whrend des gesam-ten Verlaufs der Krise ziemlich stabil.

    Die verhaltene Kreditaufnahme sowie das historisch tiefe Niveau der

    in % in % in % in % in % in %

    Verschuldung1

    In % des Bruttobetriebsberschusses3

    (linke Achse)In % des Bruttobetriebsberschusses3

    (linke Achse)Insolvenzhugkeit (Anzahl der Insolvenzen in % der Unternehmen) (linke Achse)

    In % des Eigenkapitals4 (rechte Achse) Anteil variabel verzinster Kredite in % (rechte Achse)

    Insolvenzpassiva in % der Verpichtungen der Unternehmen (rechte Achse)

    250

    240

    230

    220

    210

    200

    190

    180

    140

    130

    120

    110

    100

    90

    80

    70

    60

    50

    Zinsaufwand

    6,5

    6,0

    5,5

    5,0

    4,5

    4,0

    3,5

    3,0

    100

    98

    96

    94

    92

    90

    88

    86

    84

    82

    80

    Unternehmensinsolvenzen2

    2,4

    2,3

    2,2

    2,1

    2,0

    1,9

    1,8

    1,7

    1,6

    1,2

    1,1

    1,0

    0,9

    0,8

    0,7

    0,6

    0,5

    0,42005 2006 2007 2008 2009 201020042003 2005 2006 2007 2008 2009 2010200420032005 2006 2007 2008 2009 201020042003

    Bonittsindikatoren des Unternehmenssektors

    Grak 17

    3 Inklusive Selbststndigeneinkommen.4 Brsennotierte Aktien und sonstige Anteilsrechte.

    1 Kurzfristige und langfristige Kredite, Geld- und Kapitalmarktpapiere.2 Gleitende 4-Quartals-Durchschnitte, annualisiert.

    Quelle: OeNB, EZB, Eurostat, Kreditschutzverband von 1870.

  • Stabilisierung der Finanzierungsbedingungen der realwirtschaftlichen Sektoren

    FINANZMARKTSTABILITTSBERICHT 20 DEZEMBER 2010 31

    Kreditzinsen halten derzeit den Zins-aufwand der Unternehmen niedrig. Dies entlastet die Kostenseite. Aber auch wenn der Verschuldungsgrad des Unternehmenssektors im Verlauf der Krise stabil geblieben und die Exponie-rung gegenber Zinsnderungsrisiken insgesamt nicht gestiegen ist, knnte ein steigendes Zinsniveau fr hoch verschuldete Unternehmen eine spr-bare Belastung darstellen. Dieser As-pekt ist umso relevanter, als der Anteil variabel verzinster Kredite in ster-reich berdurchschnittlich hoch ist, wodurch fr den Unternehmenssektor erhebliche Zinsnderungsrisiken be-stehen.

    Fremdwhrungsverbindlichkeiten spielen hingegen in der Unternehmens-finanzierung schon seit einigen Jahren eine wesentlich geringere Rolle als bei den privaten Haushalten. Geringe Verschuldungsniveaus und niedrige Zinsen drften auch dazu beigetragen

    haben, dass die Unternehmensinsol-venzen im bisherigen Verlauf der Krise nur vergleichsweise wenig angestiegen sind. Betrachtet man um saisonale Effekte auszuschalten jeweils die Summe der letzten vier Quartale, so sank die Anzahl der Insolvenzen im dritten Quartal 2010 um 4,8 % gegen-ber dem entsprechenden Wert des Vor jahres, und auch bezogen auf die Anzahl der gesamten Unternehmen war die Insolvenzhufigkeit leicht rcklufig. Die Insolvenzpassiva verminderten sich in den ersten drei Quartalen 2010 ebenfalls. In Relation zu den gesamten Verbindlichkeiten des Unternehmens-sektors (laut GFR) sanken sie zwischen dem vierten Quartal 2009 und dem dritten Quartal 2010 von 0,84 % auf 0,72 % (jeweils Durchschnitt der letzten vier Quartale). Allerdings ist zu berck-sichtigen, dass die Insolvenzen zumeist ein nachlaufender Indikator der Kon-junkturentwicklung sind.

    Tabelle 2

    Gliederung des Finanzvermgens des Haushaltssektors zum Ultimo 2009

    Haushaltssektor

    Insgesamt Haushalte im engeren Sinn Private Organisationen ohne Erwerbszweck

    Insgesamt Selbststndig Erwerbs-ttige und Einzelunter-nehmer

    Privat-personen

    Insgesamt Privat-stiftungen

    Sonstige Organi-sationen

    in Mrd EUR

    Bargeld1 15,7 15,7 x x 0,0 x xEinlagen bei in- und auslndischen Banken 210,7 204,4 13,5 190,9 6,3 5,0 1,3 nachrichtlich: Spareinlagen in EUR 156,4 156,4 0,0 0,0 0,0 x xHandelbare Wertpapiere2 102,8 88,2 5,0 83,2 14,6 10,3 4,3Sonstige Anteilsrechte3 43,7 30,4 x x 13,3 11,8 1,5Lebensversicherungen und Pensionskassenansprche 80,6 80,6 x x 0,0 x xSonstiges Finanzvermgen4 20,8 20,6 x x 0,2 x xFinanzvermgen insgesamt 474,3 439,9 0,0 0,0 34,4 27,0 7,2

    Vernderung seit 2005 82,3 70,4 x x 11,9 x x

    Quelle: OeNB.1 Keine Aufteilung mglich, daher derzeit 100 % den Haushalten zugeordnet.2 Verzinsliche Wertpapiere, brsennotierte Aktien und Investmentzertif ikate, Gliederung gem Depotmeldung der inlndischen Banken.3 Nicht brsennotierte Aktien und sonstige Anteilsrechte (zu Buchwerten bewertet).4 Schilling-Bargeld, Ansprche gegenber betrieblichen Vorsorgekassen sowie gegenber Versicherungen aus Schaden- und Unfallversicherungen.

  • Stabilisierung der Finanzierungsbedingungen der realwirtschaftlichen Sektoren

    32 FINANZMARKTSTABILITTSBERICHT 20 DEZEMBER 2010

    Finanzanlagen privater Haushalte in der Krise Zuwchse im Geldvermgen der privaten HaushalteDer private Haushaltssektor hatte 2009 ein Geldvermgen von 474 Mrd EUR. Dies entspricht dem 1,7-Fachen des BIP. Auf die privaten Haushalte im engeren Sinn (selbststndig Erwerbsttige und Privatpersonen) entfiel ein Geldver-mgen von 440 Mrd EUR (93 %). Auf die Privatstiftungen, die in der GFR im privaten Haushaltssektor aufscheinen, entfielen 27 Mrd EUR (6 %).

    Im Juni 2010 erreichte das Geld-vermgen der privaten Haushalte im engeren Sinn einen Wert von 447 Mrd EUR, das war ein Zuwachs von 7,1 Mrd EUR (1,6 %) seit Jahresanfang 2010.

    Geringere Neuveranlagungen der privaten Haushalte im ersten Halbjahr 2010

    Im privaten Haushaltssektor sank wh-rend der Finanzkrise die Ersparnis-

    bildung. Trotz eines nur moderaten Anstiegs der Arbeitsentgelte blieben die Konsumausgaben auch whrend der Krise stabil, was zu einem Rck-gang der Sparquote fhrte. Im Jahr 2009 sank diese von 11,8 % auf 11,1 %, und fr 2010 deuten die bisher vor-liegenden Zahlen auf einen weiteren Rckgang hin.

    In den letzten Jahren wies das Sparen der privaten Haushalte eine hohe Korrelation mit der Geldvermgens-bildung auf. Dementsprechend verlang-samten sich parallel zur geringeren Sparneigung auch die Finanzinvestitio-nen der privaten Haushalte (selbststn-dig Erwerbsttige und Privatpersonen). Im ersten Halbjahr 2010 erreichten diese nur mehr 5,7 Mrd EUR (gegenber 9,6 Mrd EUR im ersten Halbjahr 2009).

    Private Anleger hatten bis zum Hhepunkt der Finanzkrise vor allem in Finanzprodukte mit lngeren Bindungs-fristen veranlagt. Dazu zhlten Bank-einlagen, aber auch verzinsliche Wert-

    Vernderung der Bestnde in Mrd EUR

    Zuwachs aus Veranlagung und Preiseekten

    Sonstige Vermgensnderung (Wechselkurs-, Wertpapierkursnderungen)Geldvermgensbildung (Neuveranlagungen in Finanztitel)Nettovernderung des Finanzvermgens

    10

    8

    6

    4

    2

    0

    2

    4

    6

    8

    Bestnde in Mrd EUR

    Finanzvermgen

    460

    440

    420

    400

    380

    360

    340

    320

    300Q1 Q2

    2007 2006 2007 2008 2009 20102008 2009 2010Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q1 Q2Q3 Q4 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q1 Q2Q3 Q4

    Finanzvermgen der privaten Haushalte

    Grak 18

    Quelle: OeNB.

  • Stabilisierung der Finanzierungsbedingungen der realwirtschaftlichen Sektoren

    FINANZMARKTSTABILITTSBERICHT 20 DEZEMBER 2010 33

    papiere der Banken. Beginne nd mit dem ersten Quartal 2009 nderte sich dies. In den Portfolios der privaten Haushalte dominierten fortan die liquiden Geldanlagen. Dazu drfte nicht nur die Unsicherheit, sondern auch das tiefe Zinsniveau beigetragen haben.

    Nach dem Hhepunkt der Finanz-krise begannen die privaten Haushalte wieder, Wertpapiere zu kaufen. Die Wertpapierinvestitionen betrugen im ersten Halbjahr 2010 1,2 Mrd EUR. Privat investoren haben in diesem Zeit-abschnitt vor allem inlndische Unter-nehmensanleihen und -aktien erworben. Aber auch Investmentzertifikate werden von Privatanlegern seit dem Jahr 2009 verstrkt ins Portfolio aufgenommen. Dabei handelt es sich vornehmlich um auslndische Fonds.

    Nach wie vor verzeichnen die Le-bensversicherungen und Pensionskas-senansprche stabile Zuwchse. Sowohl

    die zunehmende Bedeutung der kapital-gedeckten Altersvorsorge als auch ihre Verwendung als Tilgungstrger fr endfllige Kredite hat die Veranlagung in derartige Produkte gesttzt, auch wenn die Neuvergabe von Fremd-whrungskrediten gegenber dem Vor-jahr deutlich zurckgegangen ist.

    Zu einem guten Teil stammt die Erhhung des Finanzvermgens seit Ende 2008 aus dem erneuten Kursauf-schwung brsennotierter Aktien und Investmentzertifikate. Im ersten Halb-jahr 2010 betrugen die (buchmigen) Kursgewinne per saldo rund 1 Mrd EUR (fr die privaten Haushalte im engeren Sinn). Von den hohen Kursverlusten whrend der Krise (mehr als 23 Mrd EUR zwischen Mitte 2007 und dem ersten Quartal 2009) konnten somit rund 10 Mrd EUR zwischen dem zwei-ten Quartal 2009 und dem zweiten Quartal 2010 ausgeglichen werden.

    Transaktionen in Mrd EUR

    nach Instrumenten

    Wertpapierveranlagungen insgesamtVerzinsliche Wertpapiere

    Wertpapierveranlagungen insgesamtInlndische Wertpapiere

    Brsennotierte Aktien Auslndische WertpapiereInvestmentzertikate

    2,5

    2,0

    1,5

    1,0

    0,5

    0,0

    0,5

    1,0

    1,5

    2,0

    Transaktionen in Mrd EUR

    nach dem Sitz des Emittenten

    2,5

    2,0

    1,5

    1,0

    0,5

    0,0

    0,5

    1,0

    1,5

    2,0Q1 Q2 Q3

    2008 2009 2010Q4 Q1 Q2 Q1 Q2Q3 Q4 Q1 Q2 Q3

    2008 2009 2010Q4 Q1 Q2 Q1 Q2Q3 Q4

    Neuveranlagungen der privaten Haushalte in Wertpapiere

    Grak 19

    Quelle: OeNB.

  • Stabilisierung der Finanzierungsbedingungen der realwirtschaftlichen Sektoren

    34 FINANZMARKTSTABILITTSBERICHT 20 DEZEMBER 2010

    Vermgenseinkommen auch in Krise betrchtlichDie Vermgenseinkommen des privaten Haushaltssektors sind eine Kompo-nente der verfgbaren Einkommen gem VGR. Dazu zhlen Ausscht-tungen und Gewinnentnahmen, Zinsen aus Einlagen und Wertpapieren sowie Versicherungsertrge. Diese Daten sind mit einer Reihe von Problemen ver-bunden.

    Die Krise hatte einen erheblichen Effekt auf die Vermgenseinkommen. Im Jahr 2009 betrug der Rckgang nach Abzug der fr Kredite gezahlten Zinsen 29 %. Hauptgrund war ein starker Rckgang (39 %) bei Aus-schttungen und Gewinnentnahmen. Diese Position trug im Jahr 2009 nahezu zwei Drittel zu dem Rckgang der Vermgenseinkommen bei. Mehr als ein Drittel des Rckgangs der Vermgenseinkommen im Jahr 2009 ging auf die Zinseinkommen zurck. Das Zinsniveau sank vor allem auf-grund der Zinssenkungen der EZB in den Jahren 2008 und 2009 in Reaktion auf die Krise. Trotz des Rckgangs im Krisenjahr 2009 betrugen die Ver-mgenseinkommen netto ber 16 Mrd EUR. Damit machten sie knapp 10 % des verfgbaren Einkommens aus. Fr die Mehrzahl der privaten Haushalte spielen Vermgenseinkommen aber hchstens eine untergeordnete Rolle. Die Datenprobleme bei den Vermgens-einkommen sind zudem massiv. So handelt es sich bei den Ausschttungen und Gewinnentnahmen um eine Resi-dualgre.6

    Nur schwache Ausweitung der Kredite an die privaten HaushalteIm ersten Halbjahr 2010 war sowohl eine geringere Nachfrage nach Krediten als auch eine vorsichtigere Kredit-vergabe der Banken zu beobachten. Das grte Interesse bestand noch an Wohn-baukrediten, Konsumkredite waren hin-gegen rcklufig. Ende Juni 2010 erreichten die aushaftenden Bankkre-dite7dite7dite an private Haushalte 134 Mrd EUR. Das war um 4,8 % mehr als vor Jahresfrist. Inklusive der Verpflichtun-gen gegenber sonstigen Kreditgebern (vor allem dem ffentlichen Sektor in Form von Wohnbaudarlehen) erreichten die Gesamtverbindlichkeiten der priva-ten Kreditnehmer zum 30. Juni 2010 157 Mrd EUR.

    Krisenbedingte Verschlechterung der Risikosituation der privaten Haushalte

    Trotz der geringen Kreditaufnahmen und der niedrigen Zinsen ist die Schul-denlast der privaten Haushalte infolge eines schwachen verfgbaren Einkom-mens whrend der Krise relativ deut-lich gestiegen. Im zweiten Quartal 2010 betrug die Verschuldung des privaten Haushaltssektors 97 % seines verfg-baren Nettoeinkommens (102 % im Euroraum im vierten Quartal 2009). Das waren um rund 10 Prozentpunkte mehr als Mitte 2008.

    Durch die Zinssenkungen beein-flusst, sank der Zinsaufwand von 4 % des verfgbaren Einkommens im vier-ten Quartal 2008 auf 2,4 % im zweiten Quartal 2010. Allerdings stieg der Anteil variabel verzinster Kredite am Neu-geschft stetig und betrug im zweiten

    6 Nur Dividendenzahlungen der Aktiengesellschaften werden direkt erhoben (Statistik der Aktiengesellschaften). Die Entnahmen aus GmbHs und Personengesellschaften werden nicht erfasst. Bei den Versicherungsertrgen handelt es sich um eine fiktive Gre, die die Veranlagungsergebnisse der Versicherungen und Pensionskassen widerspiegelt.

    7 Einschlielich der von Banken angekauften Wohnbaudarlehen seit dem Jahr 2001.

  • Stabilisierung der Finanzierungsbedingungen der realwirtschaftlichen Sektoren

    FINANZMARKTSTABILITTSBERICHT 20 DEZEMBER 2010 35

    Quartal 2010 87 % der aushaftenden Kredite. Dieser im internationalen Ver-gleich sehr hohe Anteil half zwar den privaten Haushalten im Jahr 2009 und im ersten Halbjahr 2010, ihren Zinsauf-wand schneller zu vermindern, weil die EZB-Leitzinssenkungen schnel