Finanzplatz Luxemburg

download Finanzplatz Luxemburg

of 10

Transcript of Finanzplatz Luxemburg

Mittwoch, 12. Oktober 2011

Sonderbeilage

Brsen-Zeitung Nr. 196

B1

Finanzplatz LuxemburgInternational, diversifiziert und innovativ bleibt die DeviseRegierung sorgt fr gesunde Staatsfinanzen Rechtliches und aufsichtsrechtliches Umfeld wird stets verbessert und internationalen Trends angepasstdoch darauf ausgerichtet sind, einerseits die Sicherheit von Finanzprodukten und -dienstleistungen zu verbessern und andererseits ein Level Playing Field fr die verschiedenen Produkte und Anbieter zu schaffen, knnen diese durchaus neue Geschftsmglichkeiten erffnen. Die InVon vestmentfondsrichtliLuc Frieden nien der Europischen Union sind dafr ein aussagekrftiges Beispiel: Fonds, die sich den Bestimmungen dieses Regelwerks unterwerfen und mit dem Ucits-Label Finanzminister versehen sind, genieen des Groherzogtums heute weltweit hohe Luxemburg Wertschtzung bei privaten und institutionellen Anlegern. Die schnelle Ende der seit 2008 andauernden Fi- Umsetzung der ersten Fondsrichtlinanzkrise aus. Die rezente Entwick- nie in nationales Recht legte den lung an den Finanzmrkten zeigt je- Grundstein fr den Erfolg der luxemdoch, dass die Krise alles andere als burgischen Investmentfondsindusberstanden ist, im Gegenteil. Nie trie. Im Groherzogtum domiziliewar die allgemeine Verunsicherung rende Investmentfonds werden grer, ein Ende der Turbulenzen ist heute in mehr als 50 Lndern der noch nicht absehbar, der Ausgang Welt angeboten. Und auch dieses Jahr war Luxemburg das erste Land, der Krise ist offen. Wie hat der Finanzplatz Luxem- das die Ucits-IV-Richtlinie in nationaburg diese Krise bisher berstan- les Recht umsetzte. den? Und vor allem: Wie sieht seine Zukunft aus? Im Vergleich zu andeSchmaler Grat ren europischen Lndern hat der Finanzplatz Luxemburg unter der Wir brauchen zweifellos eine besKrise bisher relativ wenig gelitten. sere Regulierung der Finanzmrkte, Der luxemburgische Staat hat sich doch erfordert diese auch das richzwar an Sttzungsmanahmen fr tige Augenma. Supranationale Ordie beiden belgischen Banken Dexia ganisationen, nationale Gesetzgeber und Fortis beteiligt beide sind in und Aufsichtsbehrden wandeln auf Luxemburg mit einem ausgedehnten einem sehr schmalen Grat zwischen Filialnetz vertreten , doch waren einem Zuwenig an Regulierung, das weitere Interventionen bisher nicht die aktuellen Probleme nicht lst, ntig. und einem Zuviel an Regeln, die eine grere Stabilitt der Finanzmrkte sicherstellen mgen, aber mit Mit AAA benotet mehr oder weniger bedeutenden KolAuch das allgemeine wirtschaftli- lateralschden in Form von sinkenche Umfeld ist positiv: Mit einer der Wettbewerbsfhigkeit durch hStaatsverschuldung von weniger als here Kosten und geringerer Flexibili20 % des Bruttoinlandsprodukts und tt bei der Gestaltung neuer Produkte einem Haushaltsdefizit von unter und Dienstleistungen einhergehen. Luxemburg begrt prinzipiell 3 % ist Luxemburg eines der wenigen Lnder der Europischen Union, eine angemessene Regulierung der die von den Ratingagenturen noch Finanzmrkte. Seit Ausbruch der Finanzkrise hat der Gesetzgeber die mit AAA benotet werden. Es ist das erklrte Ziel der luxem- Aufsicht des Bankensektors verburgischen Regierung, auch in Zu- strkt und Verbesserungen in der kunft fr gesunde Staatsfinanzen zu rechtlichen Infrastruktur des Platzes sorgen und gleichzeitig das rechtli- vorgenommen. Internationale Orgache und aufsichtsrechtliche Umfeld nisationen haben diese Bemhundes Platzes stndig zu verbessern gen anerkannt. Die Organisation fr wirtschaftliund den internationalen Entwicklunche Zusammenarbeit und Entwickgen anzupassen. Eine der wohl bedeutsamsten Ent- lung OECD hat Luxemburg unlngst wicklungen in der jngeren Vergan- die Einhaltung der international genheit besteht ohne Zweifel darin, anerkannten Standards im steuerlidass unregulierte Finanzprodukte, chen Bereich bescheinigt, die Finan-institutionen und -mrkte nicht cial Action Task Force hat ihre Zufriemehr hingenommen werden und die denheit mit den luxemburgischen Nichteinhaltung allgemein akzeptier- Manahmen zur Bekmpfung der ter internationaler Standards nicht Geldwsche und der Terrorismusfinanzierung zum Ausdruck gebracht, mehr lnger toleriert wird. Nun ist es nur allzu verstndlich, und der Internationale Whrungsdass neue Regulierungen von den fonds stellt fest, dass die Indikatoren Finanzakteuren zunchst mit einem fr die Gesundheit und die Leistungsgewissen Argwohn betrachtet wer- fhigkeit des Finanzsektors im Groden. Solange neue Regulierungen je- en und Ganzen gnstig sind. Brsen-Zeitung, 12.10.2011 Vor einem Jahr schien die Welt fast wieder in Ordnung. Die Anleger schienen wieder Mut zu fassen, die Brsenkurse stiegen und nicht wenige Beobachter riefen bereits das Dennoch wre es falsch, sich auf diesen Lorbeeren ausruhen zu wollen. Aufgrund der Enge des heimischen Marktes bleibt der Finanzplatz Luxemburg in hohem Mae abhngig vom internationalen Umfeld und damit nicht zuletzt auch von der Entwicklung der Mutterhuser seiner derzeit 143 Banken. Am Finanzplatz Luxemburg wird die Devise auch weiterhin lauten: Internationalitt, Diversifizierung und Innovation. Deshalb werden wir die fnf Hauptpfeiler des Finanzplatzes weiter strken und ausbauen: Das Investmentfondsgeschft, den derzeit unbestritten dynamischsten Geschftsbereich des Finanzplatzes. Angesichts der dominierenden Position Luxemburgs im Bereich des grenzberschreitenden Fondsvertriebs erffnen die neue EU-Richtlinie ber alternative Anlageprodukte und der mit ihr eingefhrte europische Pass fr diese Art von Anlageprodukten zweifellos vielseitige Geschftsmglichkeiten, doch wre es vermessen zu glauben, die Ucits-Erfolgsgeschichte liee sich allein durch die rapide Umsetzung der AIFM-Richtlinie in nationales Recht so ohne Weiteres fortschreiben. Hedgefonds und andere alternative Anlageprodukte sind eine Welt fr sich, und sowohl die Anbieter dieser Produkte als auch die Investoren verlangen sehr spezifische Dienstleistungen, die es zu perfektionieren und auszubauen gilt. Die Vermgensverwaltung, die sich mit den wohl grten Herausforderungen konfrontiert sieht. Ihre Kunden sind im Zuge der Finanzkrise deutlich anspruchsvolnen. Sie ttigen immer mehr Transaktionen, ohne auf Dienstleistungen ihrer Bank zurckzugreifen, und sind auch schneller als frher bereit, ihre Bank zu wechseln. Das Vertrauen ihrer Kunden und die Qualitt ihrer Beratung werden deshalb knftig die wichtigsten Assets der Vermgensverwalter und Anlageberater sein. Dass gleichzeitig dem Wunsch vieler Kunden nach transparenteren, leichter verstndlichen und vor allem weniger risikoreichen Produkten Rechnung getragen werden muss, ist selbstverstndlich. Wir werden deshalb demnchst unter anderem das Stiftungsrecht verbessern und vervollstndigen. Das internationale Kreditgeschft, das Anfang der sechziger Jahre die Entwicklung Luxemburgs zu einem internationalen Finanzplatz einlutete und auch heute noch eine wichtige Rolle spielt. Das Versicherungsgeschft, das in den Medien nur selten im Zusammenhang mit Luxemburg erwhnt wird, jedoch eine sehr bedeutende Rolle in unserem Finanzsektor spielt. ber 90 % des Lebensversicherungsgeschfts werden im Rahmen der innergemeinschaftlichen Dienstleistungsfreiheit mit auslndischen Kunden abgewickelt. Das Gleiche gilt fr die Rckversicherungsbranche, der die europische Rckversicherungsrichtlinie neue Perspektiven erffnet. Und nicht zuletzt den breiten Bereich Structured Finance, in dem Anwaltskanzleien und Consultingfirmen aufgrund ihrer starken Ausrichtung auf eine internationale Klientel im Laufe der Jahre eine derartige Expertise aufgebaut haben, dass sie immer strker herangezogen werden, um Fusionen oder bernahmen internationaler Konzerne zu begleiten. Die Regierung wird die Diversifizierung des Finanzplatzes auch weiterhin durch eine konstante Anpassung des Rahmenwerks untersttzen. Die bereits erwhnte AIFM-Richtlinie wird schnellstmglich in luxemburgisches Recht umgesetzt, der Ausbau eines optimalen Rahmens fr islamische Finanzprodukte ist in vollem Gange und die Einfhrung neuer Anlagevehikel fr die Vermgensverwaltung ist in Vorbereitung. Aus allen diesen Grnden sehe ich der weiteren Entwicklung des Finanzplatzes Luxemburg durchaus mit Zuversicht entgegen.

Wir brauchen zweifellos eine bessere Regulierung der Finanzmrkte, doch erfordert diese auch das richtige Augenma.ler geworden, dank nicht zuletzt der Vielzahl der online angebotenen Finanzinformationen sind sie heute wesentlich besser informiert und spielen eine sehr viel aktivere Rolle bei ihren Investitio-

AUS DEM INHALT,,International, diversifiziert und innovativ bleibt die Devise Von Luc Frieden B1 Sicherheitenmanagement geniet heute Top-Prioritt Von Stefan Lepp Die Politik muss mehr Europa wollen, nicht weniger Von Fernand Grulms Neue Liquidittsregeln fordern Banken beachtlich Von Yves Mersch Luxemburg entwickelt weitere Standbeine Von Klaus-Michael Vogel Fonds aus Luxemburg werden international immer beliebter Von Michael Sanders B6

B2

Effizienzgewinne im Fondsvertrieb durch neue Technologien Von Michel Maquil B7 Umfassende lnderbergreifende Lsungen bevorzugt Von Alexander Poppe und Ralf Funk B8 Dem Besten aus allen Welten gerecht werden Von Dr. Stefan Schwab Als Referenzstaat fr Private-Equity-Fonds ttig sein Von Alain Kinsch und Dr. Carmen von Nell-Breuning

B2

B3

B8

B4

Fondsbranche wird mit Regulierungswelle konfrontiert Von Marc Saluzzi B5 Kunst ist als alternative Assetklasse im Kommen Von Ruth Bltmann und Adriano Picinati di Torcello

B9

Finanzsektor knpft an Entwicklung vor der Krise an Von Karin Riehl und Walter Koob B 10 Von der Regulierung profitieren Von Jean-Paul Gennari B 10

B6

B 2 Brsen-Zeitung Nr. 196

Sonderbeilage

Mittwoch, 12. Oktober 2011

Sicherheitenmanagement geniet heute Top-PriorittClearstream ermglicht eine flexible und trotzdem sichere Verwaltung von Sicherheiten Ein Liquidittspool fr Mrkte weltweitdas Sicherheiten effizient verwaltet, kann dieses Problem beheben. Effizientes Sicherheitenmanagement wird damit zu einem entscheidenden Faktor, der dafr sorgen kann, dass Transaktionen und letztlich Finanzmrkte reibungslos funktionieren. Ohne Sicherheiten das ist erneut die Realitt stockt der Interbankenmarkt. Die Neuauflage von Von Basel III, in deren Zug Stefan Lepp die Richtlinie ber Eigenkapitalforderungen angepasst wird und die bis 2013 umgesetzt werden soll, sorgt in Kombination mit EMIR (EuroVorstandsmitglied pean Markets Infraund Head of Global structure Regulation) Securities Financing fr eine stark erhhte bei Clearstream Aufmerksamkeit fr die Sicherheiten im WertpaRegulatorische Auflagen in der piermanagement. So erwartet der Folge der Finanzkrise ziehen welt- Baseler Ausschuss fr Bankenaufweit Forderungen nach mehr Einla- sicht in seiner QIS (Quantitative Imgen und Sicherheiten bei Banken pact Study) vom Dezember 2010, und Finanzdienstleistern nach sich. dass allein in Europa die Banken Clearstream mit Hauptsitz in Luxem- eine Deckungslcke von knapp unburg sorgt fr entscheidende Unter- ter 3 Bill. Euro zur Erfllung der sttzung dieser Institute durch eine neuen Liquidittsanforderungen von flexible und dennoch sichere Verwal- Basel III haben werden. Damit wird klar, dass die Konsequenzen dieser tung von Sicherheiten Schon seit einigen Jahrhunderten neuen Regulation nicht nur die interwerden Sicherheiten als Garantien nen Nte der Finanzabteilung im Ungegen einen Kreditausfall genom- ternehmen erhhen, sondern vor almen. Aber erst seit den achtziger Jah- lem auch eine wesentliche Rolle bei ren gibt es das Sicherheitenmanage- logistischen Entscheidungen fr die ment auch als Bestandteil des Fi- Absicherung von Wertpapiergeschfnanzwesens: Bankers Trust und Salo- ten spielen. mon Brothers stellten gegenseitig Sicherheiten gegen Kreditrisiken auf, Sorgenfalten berraschen nicht die sie bewerteten. Die Standardisierung dieses Systems begann rund Die erhhten regulatorischen Anein Jahrzehnt spter und wurde forderungen sorgen wenig berrahauptschlich im auerbrslichen schend fr Sorgenfalten bei Banken Markt eingesetzt. In den vergange- und Finanzdienstleistern sie msnen 15 bis 20 Jahren hat sich die Nut- sen verstrkt Kapital als Sicherheit zung von Sicherheiten zu einem we- zurcklegen. Die Zeit wird knapp: sentlichen Bestandteil der Finanzin- Bereits Ende 2012 treten die ersten dustrie entwickelt. Unlngst ist ihre Anforderungen nach mehr RcklaBedeutung durch steigende regulato- gen in Kraft. Um hier nicht unntig rische Anforderungen, denen der Fi- Kapital zu binden, mssen geeignete nanzsektor sich stellen muss, weiter Systeme zur Liquidittsversorgung gestiegen. Fr Banken und Finanz- entwickelt werden. Oder man greift dienstleister weltweit hat das Sicher- auf bestehende Lsungen internatioheitenmanagement mittlerweile nal gut vernetzter Anbieter zurck. Top-Prioritt. Die Optimierung der Anwendung von Sicherheiten ist aktuell die nachhaltigste Lsung fr Banken, die Zunehmende Bedeutung knftig bei berschaubarem KostenIm aktuellen Umfeld der Unsicher- aufwand weiter wachsen wollen. Als ersten Lsungsansatz fr dieheit ein Szenario, das an die direkte Folge der Subprime-Krise erin- ses Problem haben Banken laut einert wird die steigende Bedeutung ner im September 2011 verffentdes Sicherheitenmanagements er- lichten Studie von Accenture und neut deutlich: Banken lagern ihr Clearstream die Abschaffung ineffiGeld lieber bei den Zentralbanken zienter interner Strukturen erkannt. ein, als es sich gegenseitig zu leihen, Befragt wurden 16 europische Fium im Geldmarkt sichere Zinsen zu nanzinstitute aus dem Investment erwirtschaften. Die Zinsen fr unbe- Banking und Bankenbereich, die losicherte Kredite liegen deutlich ber kal und global ttig sind und insgedenen fr besicherte Kredite, etwa samt rund 20 % der weltweiten Einlain Einklang mit den Zahlen Ende gen bei Banken im Gegenwert von rund 14 Bill. Euro abdecken. Die 2007. Der Druck auf eine einfach zu grten Sorgen bereiten diesen Instihandhabende Verwaltung von Si- tuten nach eigenem Bekunden die cherheiten und die Verfgbarkeit sol- fehlende bersicht ber ihre Sichercher Instrumente steigt; ein System, heiten und deren Konsolidierung. So Brsen-Zeitung, 12.10.2011 Ohne Finanzinstrumente, die als Sicherheiten hinterlegt werden, wrde der weltweite Fluss von Liquiditt gehrig ins Stocken geraten. Sie sind das Pfand, mit denen Finanztransaktionen besichert und damit berhaupt erst ermglicht werden. haben zum Beispiel einzelne Handelsabteilungen innerhalb einer Institution keinen konsolidierten berblick ber die im eigenen Unternehmen fr Wertpapiergeschfte aller Art vorhandenen Sicherheiten. Damit werden Geschfte hufig kostspielig berbesichert. Accenture hat festgestellt, dass zwischen 10 und 15 % aller verfgbaren Sicherheiten ungenutzt bleiben, was aus Branchensicht wiederum Kosten von ber 4 Mrd. Euro jhrlich verursacht. Diese Rechnung entstand im Mrz 2011, also noch bevor die neuen Regularien greifen. Entsprechend arbeiten unter anderem die Banken und Finanzdienstleister entweder intern an Systemen, die eine zentrale Verwaltung der Sicherheiten und die Einsicht in ihre Verfgbarkeit fr alle internen Parteien ermglichen oder sie suchen die Lsung bei einem externen Anbieter solcher Dienstleistungen. tenmanagement, die es Kunden ermglicht, ein breites Spektrum von Exposures zum Beispiel Sicherheitenforderungen von Clearinghusern aus nur einer Quelle zu besichern. Durch die reduzierte Fragmentierung der Sicherheiten steigt die Mglichkeit einer optimierten Zuteilung der Sicherheiten bei gleichzeitiger Reduzierung der konstanten berbesicherung sowie den mit der Fragmentierung verbundenen Risiken signifikant. Gleichzeitig sorgt der Global Liquidity Hub fr mehr Transparenz und erffnet neue Mglichkeiten zur Kostenreduzierung. Durch die Bereitstellung des Global Liquidity Hub kann Clearstream ihren Kunden ein in hohem Mae automatisiertes, reibungsloses und sicheres Sicherheitenmanagement auf globaler Basis bieten. Im August 2011 erreichte das durchschnittlich ber den Clearstream-Geschftsbereich GSF besicherte Volumen die neue Rekordmarke von ber 645 Mrd. Euro. Dies zeigt die zunehmende Bedeutung besicherter Finanzierungen und den anhaltend starken Trend, Sicherheiten in zentralen und global ausgerichteten Liquidittspools zu bndeln. fahrungen von Anbietern wie Clearstream auf diesem Gebiet sttzen sollen. Clearstream ist mittlerweile in der Lage, Sicherheiten ber Zeitzonen und Landesgrenzen hinweg aktiv zu verwalten und jederzeit dem vom jeweiligen Infrastrukturanbieter geforderten Sicherheitenprofil zuzuordnen. Dieser Service wird von Clearstream unter dem Namen Liquidity Hub GO angeboten GO steht fr Global Outsourcing. Liquidity Hub GO erlaubt es Infrastrukturanbietern in unterschiedliist Clearstream, mit ihren 20 Jahren Erfahrung in diesem Bereich, der einzige SicherheitenmanagementDienstleister, der die Stcke ber verschiedene Zeitzonen und Regionen hinweg verwaltet und dabei sicherstellen kann, dass sie den jeweiligen Heimatmarkt nicht verlassen.

Zweite KooperationNach der im Juli erfolgreich eingefhrten Lsung fr den brasilianischen Zentralverwahrer Cetip hat Clearstream im August bereits die zweite Kooperation, mit der Australian Securities Exchange (ASX) angekndigt. Die Zusammenarbeit mit ASX hat zum Ziel, die fr den brasilianischen Markt bereitgestellten Funktionalitten nun auf den australischen Markt zu bertragen, und ermglicht es australischen Banken, ihre begrenzt verfgbaren Sicherheiten optimal einzusetzen.

Ohne Sicherheiten das ist erneut die Realitt stockt der Interbankenmarkt.chen Mrkten und Zeitzonen, die gesamte Bandbreite von Dienstleistungen im Bereich des Sicherheitenmanagements zu offerieren. Das Innovative am Konzept von Liquidity Hub GO ist die Mglichkeit, lokale Wertpapiere, die als Sicherheiten genutzt werden sollen, im lokalen Markt und in der bestehenden Rechtsform zu nutzen. Dies ermglicht den Infrastrukturanbietern, den Service unter nationaler Rechtsprechung mit existierenden lokalen Vertrgen anzubieten auf Wunsch sogar unter dem jeweiligen Logo des Infrastrukturanbieters, also als White Label. Derzeit

Global Liquidity HubIm Rahmen ihres Global-Securities-Financing(GSF)-Angebots bietet Clearstream eine groe Bandbreite an Dienstleistungen im Bereich des Sicherheitenmanagements und eine Reihe von Wertpapierprodukten an. An den von Clearstream geschaffenen Global Liquidity Hub gewissermaen eine konsolidierte und optimierte Quelle fr Liquiditt sind Banken, Finanzinstitute, Zentralbanken, Zentrale Kontrahenten und andere Infrastrukturanbieter angeschlossen. Dieser globale Liquidittspool ist eine Plattform fr Sicherhei-

Mehr TransparenzDie Zusammenfhrung des globalen Liquidity Hub mit lokalen Sicherheitenpools aus der Liquidity-HubGO-Initiative wird zu einer deutlich effizienteren Nutzung der bestehenden Sicherheiten auf globaler Basis fhren. Globale Fragmentierung und berbesicherung und die damit verbundenen Kosten werden massiv abgebaut, whrend die Transparenz und damit auch das Risikomanagement deutlich gestrkt wird. Mit Lsungen wie dieser knnen auf diesen Mrkten die Sorgenfalten im Finanzsektor etwas geglttet werden.

ber Zeitzonen hinwegMarktteilnehmer weltweit fordern von ihren lokalen Infrastrukturanbietern effiziente Lsungen im Bereich des Sicherheitenmanagements. Fr viele dieser Anbieter stellt sich derzeit die Frage, ob sie eigene Lsungen entwickeln oder sich auf die Er-

Die Politik muss mehr Europa wollen, nicht wenigerInteressen des Finanzplatzes Europa gegenber den USA und den Schwellenlndern wahrenBrsen-Zeitung, 12.10.2011 Die Forderung nach den Vereinigten Staaten von Europa ist lter als die Staatengemeinschaft selbst und so aktuell wie selten. Die europische Schuldenkrise hat wieder gezeigt, dass eine gemeinsame Whrung ohne gemeinsame Verantwortung und fderale Strukturen auf wackeligen Fen steht. Kann der Europische Traum, wie der amerikanische konom und Publizist Jeremy Rifkin ihn beschreibt, als Vorbild fr eine gerechtere Welt dienen? Europa habe die bessere Arbeits- und Sozialpolitik und verkrpere den letzten Hort des Widerstands gegen die Globalisierung, so Rifkin. Kann Europa auch im Bereich Bank- und Kapitalmarktwesen ein Vorbild fr die globalen Mrkte sein? Der europische Binnenmarkt garantiert freien Personen-, Waren-, Kapital- und Dienstleistungsverkehr seit 1993. Europische Finanzzentren sind integriert in einen groen und entwickelten Wirtschaftsraum von annhernd 500 Millionen Verbrauchern. Der europische Binnenmarkt zeichnet sich zudem durch ein gemeinsames regulatorisches Umfeld aus, untersttzt durch ein Bruttoinlandsprodukt von 11 800 Mrd. Euro. Bei Finanzdienstleistungen hat Europa einen wesentlichen Anteil an den globalen Finanzmrkten inne, wie die Tabelle auf der gegenberliegenden Seite erkennen lsst. Das Ausma des integrierten europischen Finanzdienstleistungsmarktes mit seinem Netzwerk an IT und Kommunikations-Infrastruktur bildet eine ideale Basis, um Ersparnisse und Kapital im groen Rahmen zu mobilisieren. Die groen internationalen Finanzstandorte Europas wie London, Paris, Frankfurt, Mailand oder Madrid, aber auch Luxemburg, stellen heute die grten Volumina des Finanzplatzes Europa dar. Anders als in den USA, wo New York und Chicago eine herausragende Rolle spielen, ist der Finanzplatz Europa diversifizierter und breiter aufgestellt. So hat etwa Madrid hervorragende Verbindungen zu LateinameSchwchen im Binnenmarkt identifizieren. Eine einheitliche europische Ratingagentur, die ab 2012 den privaten und zuletzt hufig in die Kritik gekommenen amerikanischen Ratingagenturen die Stirn bieten soll, wird den Finanzplatz Europa ebenso strken, wie die Fusion der Deutschen Brse mit der amerikanischen Nyse Euronext.

Von Fernand Grulms

Grundlegende ReformenSowohl die Banken- als auch die Investmentfondsindustrie ist in den letzten Jahren grundlegenden Reformen unterworfen worden. Sei es im Rahmen der Finanzaufsicht (Implementierung von Basel III ber die Eigenkapitalrichtlinien (CRD III und IV)), der Finanzmarktinfrastruktur (einheitliche Regeln fr Central Counterparties und Central Securities Depositories (CSDs)), des Ausbaus des Zahlungssystems Sepa oder auf der Produktseite (AIFM Direktive fr Hedgefonds und andere alternative nicht-regulierte Fonds; Regeln fr die Standardisierung von OTC-Derivativen und deren Clearing durch CCPs; Ucits IV), um nur einige zu nennen. Weitere Manahmen, die ein serises Geschftsgebaren sichern (Aufsicht von Ratingagenturen; Einkommen der Bankmanager; strengere Regeln gegen Marktmissbrauch und Leerverkufe) und den Kundenschutz erhhen (berarbeitete Rahmenbedingungen fr das Einlagensicherungssystem mit einer Erhhung der Garantien bis zu 100 000 Euro; Solvency II zum Schutz von Versicherungsnehmern; Key Investor Information Document (KIID)), sind darauf ausgelegt, die Mentalitt der Finanzindustrie nachhaltig zu beeinflussen. Ein europisches Krisenmanagement, welches sicherstellt, dass nationale Behrden mit den geeigneten Werkzeugen ausgerstet sind, einer in Nten gekommenen Institution in einem frhen Stadium zu helfen, wird in Zukunft das Zurckgreifen auf Steuergelder verhindern.

Chief Executive Officer von Luxembourg for Finance rika, London ist ausgezeichnet vernetzt mit dem Commonwealth, den USA und den ehemaligen Kolonien. Paris hat privilegierte Geschftsbeziehungen mit dem franzsischsprachigen Afrika. Die europischen Finanzpltze sind ebenfalls gut untereinander vernetzt. So hat Luxemburg Kompetenzen aufgebaut in der Strukturierung von komplexen Finanzprodukten und dem grenzberschreitenden Vertrieb von Finanzdienstleistungen und kann sozusagen als Outsourcer fr europische, aber auch arabische oder asiatische Finanzpltze fungieren. Durch Spezialisierung knnen Skaleneffekte realisiert werden im Interesse der Kunden, aber auch der Finanzdienstleister selbst und ihrer Aktionre.

Effiziente ArbeitsteilungEine effiziente Arbeitsteilung ist also im Interesse aller Beteiligten. Zudem werden die Umsetzung und die Anwendung der Ziele der Agenda 2020 der EU-Kommission auf den Finanzplatz Europa die europische Finanzwelt beeinflussen und beflgeln im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung einer auf Wissen und Innovation gesttzten Wirtschaft. Obwohl die ffentlichen Haushalte in Europa stark strapaziert sind, knnen die EU-Finanzdienstleister dennoch auf ein exemplarisches Umfeld zurckgreifen, das in den letzten Jahren stetig gewachsen ist. Zu Beginn des Jahres 2011 hat das neue Europische Finanzaufsichtssystem EFSF, welches Befugnisse der europischen Finanzaufsichtsbehrden innehat, seine Arbeit aufgenommen. Der Europische Ausschuss fr Systemrisiken soll zudem auf dem makroprudenziellen Niveau

Modellfunktion denkbarDurch den ausgeprgten Kundenschutz und die marktgerechten Aufsichtsbestimmungen, kann der Finanzplatz Europa durchaus eine Modellfunktion fr die globalen Finanzmrkte haben. Allerdings erhlt die europische Finanzindustrie ungengend politische Untersttzung, sowohl auf globaler, europischer, als auch auf verschiedenen nationalen Ebenen. Politisch lsst sich eben leichter Kapital aus dem Kritisieren Fortsetzung Seite B 3

Mittwoch, 12. Oktober 2011

Sonderbeilage

Brsen-Zeitung Nr. 196

B3

Neue Liquidittsregeln fordern Banken beachtlichDies gilt auch fr Luxemburg Es besteht kein Grund zur Panik Vorgaben sind noch nicht in Stein gemeielt und werden gegebenenfalls angepasstmen, in denen die Bankenaufsicht institutionell strikt von der Zentralbank getrennt war, wurde mitunter teuer Lehrgeld bezahlt. Inzwischen hat sich daher ein Konsens gebildet, dass Zentralbanken in die Finanzaufsicht mit eingebunden sein sollten. Aber auch die Regulierer von Banken und anVon deren FinanzinstitutioYves Mersch nen haben ihre Lehren gezogen aus der Liquidittskrise. Lange schauten Regulierer und Aufseher vor allem auf die Solvenz von Einzelinstituten. Wenn aber HypoPrsident theken mit einer Laufder Banque centrale zeit von 30 Jahren ber du Luxembourg 30-tgige Geldmarktpapiere finanziert werden Plne sehen allerdings mitunter An- und Misstrauen sich unter den Banforderungen vor, die Druck auf be- ken breitmacht, knnen auch solwhrte Geschftsmodelle ausben vente Institute in Schieflage geraten. Dieses Beispiel veranschaulicht und schdliche Nebenwirkungen zeitigen knnten. Ein Grund zur Panik die Gefahren, die von sogenannten Fristeninkongruenzen von Finanziebesteht jedoch nicht. Als im August 2007 die Geldmrkte rung und Anlagen ausgehen, wenn auszutrocknen drohten, rckte die also die Laufzeiten von Forderungen Bedeutung von Liquidittsrisiken fr und Verbindlichkeiten nicht im Eindie Stabilitt der Finanzmrkte in klang miteinander stehen. Je grer den Fokus. Etwa ein halbes Jahr zu- diese Fristeninkongruenz ist, umso vor war das Geschft mit US-Ramsch- hher sind zwar die Zinsmargen und hypotheken, sogenannten Subprime damit die Gewinne einer Bank. AllerMortgages, in Schieflage geraten. dings wird eine Bank auch verletzViele amerikanische Hypothekarkreditnehmer mit geringer Bonitt konnten angesichts steigender Zinsen ihren Schuldendienst nicht mehr Die Definition der leisten. Im August musste dann die deutsche Mittelstandsbank IKB, die Liquidittskennziffern am US-Subprime-Markt im groen bt erheblichen Druck Stil spekuliert hatte, von einem Bankenpool und der staatlichen Kreditauf viele Banken aus, anstalt fr Wiederaufbau (KfW) geihr Liquidittsportrettet werden. folio umzugestalten. Weltweit griff Panik um sich. Aus Angst, Banken knnten in die VerDies macht sich lustzone rutschen, liehen diese sich zunchst auf der untereinander kaum mehr Geld aus. Dieses Misstrauen fhrte dazu, dass Aktivseite der Instidie normalerweise sehr geringen tute bemerkbar. Risikoaufschlge am Interbankenmarkt drastisch stiegen. Die Marktliquiditt drohte auszutrocknen, die Stabilitt des Finanzsystems war licher gegenber dem Abzug von bedroht. Die Zentralbanken pumpten da- Einlagen oder wenn es schwierig raufhin umfangreich Liquiditt in wird, Verbindlichkeiten zu erneudie Geldmrkte. Dieses Vorgehen ern. Da die mit diesen Risiken ververhinderte den kompletten Zusam- bundenen Gewinne nur den Anteilsmenbruch des unbesicherten Inter- eignern der Banken zukommen, bankenmarktes. Vor allem das whrend ein erheblicher Teil der Verschnelle, beherzte Eingreifen der luste sozialisiert wird, haben sich die Europischen Zentralbank (EZB) gilt Regulierer zum Ziel gesetzt, sowohl seither als beispielhaft. Neben dem die Liquiditt der Aktiva als auch die flexiblen Sicherheitenrahmen des Stabilitt der Passiva strker zu Eurosystems erwies sich in der Euro- sichern. zone vor allem als Vorteil, dass zahlreiche nationale Notenbanken in die Problembewusstsein geschrft Bankenaufsicht eingebunden waren, was ihnen eine fundiertere EinschtZwar war das Problembewusstzung mit Blick auf deren Solvabilitt sein zum Liquidittsrisikomanageerlaubte. In anderen Whrungsru- ment auch schon vor dem Ausbruch Brsen-Zeitung, 12.10.2011 Als eine der Lehren aus der weltweiten Finanzkrise wollen Regulierer und Aufseher dem Management von Liquidittsrisiken mehr Gewicht zukommen lassen. Die bisherigen der Finanzkrise vorhanden. So hat die Europische Kommission bereits 2006 Liquiditt als einen von fnf Pfeilern einer knftigen Aufsichtslandschaft identifiziert. Die Finanzkrise hat dieses Problembewusstsein aber noch einmal deutlich geschrft. Im Juni 2008 hat der Baseler Ausschuss fr Bankenaufsicht qualitative Anforderungen an das Management von Liquidittsrisiken vorgegeben. Diese wurden im Dezember des vergangenen Jahres auf quantitative Erfordernisse zur Eindmmung von Liquidittsrisiken konkretisiert. liquide Mittel verfgen, um Liquidittsstress ber einen Zeitraum von dreiig Tagen standhalten zu knnen (sogenannte Liquidity Coverage Ratio, LCR). Hierbei wird der vorhandene Liquidittspuffer an hochliquiden Aktiva dem Netto-Mittelabfluss in einer Stresssituation gegenber gestellt. Zum anderen soll auch die strukturelle Liquiditt des Kreditinstituts gewhrleistet werden, indem dieses durch stabile Refinanzierung abgesichert wird. Die zweite Kennzahl, die Net Stable Funding Ratio, NSFR, stellt die verfgbare der erforderlichen stabilen Refinanzierung gegenber. Die Einfhrung der Liquidity Coverage Ratio ist fr 2015 geplant. Die NSFR dagegen soll spter und zeitlich gestaffelt eingefhrt werden. Nach einer Beobachtungsphase soll die NSFR nach einer erneuten Bewertung der Ausgestaltung voraussichtlich ab dem 1. Januar 2018 als Vorgabe gelten. Die Definition der Liquidittskennziffern bt erheblichen Druck auf viele Banken aus, ihr Liquidittsportfolio umzugestalten. Dies macht sich zunchst auf der Aktivseite der Institute bemerkbar. Denn es werden zuknftig keine Bankschuldverschreibungen oder Asset-Backed-Securities-(ABS-)Papiere erster Gte in der Liquidittsreserve gehalten werden knnen. Auerdem wird es Grenzen fr Pfandbriefe geben. Das drfte sich auf die Profitabilitt vieler Geschftsmodelle negativ auswirken, denn mit hochliquiden Wertpapieren wie Staatsanleihen, Supranationals oder Agencies sind nur deutlich geringere Margen zu erzielen. Wenn Bankschuldverschreibungen nicht mehr in der Liquidittsreserve gehalten werden drfen, wirkt sich das auch auf der Passivseite der Banken aus: Die Refinanzierung vieler Institute drfte sich in der Regel verteuern.

Wenige erfllen VorgabenDie neuen Liquidittsregeln stellen die Banken am Finanzplatz Luxemburg vor groe Herausforderungen. Dies belegt eine Studie, die die Banque centrale du Luxembourg (BCL) jngst zusammen mit der Luxemburger Finanzaufsichtsbehrde Commission de Surveillance du Secteur Financier (CSSF) durchgefhrt hat. Demnach erfllt nur eine relativ geringe Zahl von Banken die Vorgaben der Liquidittskennzahlen LCR und NSFR. Was formell problematisch wirkt, ist dabei nicht zwangslufig Ausdruck einer schlechten LiquidittsFortsetzung Seite B 4

Zwei neue KennzahlenMit diesem Ziel wurden zwei neue Kennzahlen eingefhrt, die als Liquidittsmae dienen: Zum einen mssen Kreditinstitute ber ausreichend qualitativ hoch-

Die Politik muss mehr Europa wollen, nicht wenigerFortsetzung von Seite B 2 und der Bevormundung von Finanzakteuren schlagen als aus deren Untersttzung. Dass dabei europische Banken, Versicherer und Asset Manager im Wettbewerb stehen mit Giganten aus China, Indien oder dem arabischen Raum, wird ignoriert. Der europischen Politik fehlt die globale Dimension. So etwa bei dem rezenten Vorsto der Einfhrung einer Brsentransaktionssteuer innerhalb der Eurozone. Eine solche Steuer wrde im Endeffekt vom Kunden getragen werden, dem EU-Haushalt kaum Einnahmen bringen und den Finanzplatz Europa schwchen. Auch braucht die europische Politik mehr Selbstbewusstsein. Wenn die USA etwa versuchen, mit Manahmen wie Fatca die auslndischen Kreditinstitute zu diskriminieren, muss die europische Politik reagieren, indem sie ihre Finanzdienstleister untersttzt und quivalente Manahmen fr amerikanische Banken ankndigt, anstatt sich der amerikanischen Politik zu beugen. Allerdings haben bei diesem Thema hauptschlich die europischen Finanzverbnde versagt. Htten die europischen Banken-, Versichererund Fondsverbnde ihre Mitglieder aufgerufen, sich von den amerikanischen Kapitalmrkten zu verabschieden, htte der Spuk einen Tag spter ein Ende gehabt. Nun fhrt wohl kein Weg mehr daran vorbei. Die europische Finanzindustrie muss sich also zusammentun und ihre Interessen bndeln und zwar aktivittenbergreifend , um sich gegen die Konkurrenz aus Asien und den Schwellenlndern zu wappnen. Eine Zusammenarbeit der Finanzpltze auf europischem Niveau, welche nicht nur die einzelnen Finanzpltze strken wird, sondern die gesamte europische Finanzindustrie, ist zu befrworten. Die Initiative European Roundtable of Financial Centres gibt hier die Richtung vor. Der 2010 gegrndete Roundtable mit den Mitgliedern City of London, CityUK, Finanzplatz Mnchen Initiative, Frankfurt Main Finance, Holland Financial Centre, Luxembourg for Finance, Madrid Centro Financiero, Paris Europlace, Scottish Financial Enterprise und Swedish Financial Market Committee ist ein konkretes Beispiel fr vernetzte Zusammenarbeit. Innerhalb dieses Thinktanks sollen gemeinsam Ideen fr eine effektivere Zusammenarbeit der einzelnen Finanzpltze entwickelt werden, insbesondere wenn es darum geht, die Interessen des Finanzplatzes Europa im Zusammenspiel mit den USA und den Schwellenlndern zu wahren. eine neue Kundengruppe: Der Unternehmer, der von leicht zugnglichem Wissen profitieren und seine Geschfte dank Internet von berall aus der Welt ttigen kann. Wenn es fr einen Kunden nicht mehr von Belang ist, ob er seine Finanzen von Singapur, Luxemburg oder New York aus regelt, geht die Bedeutung einzelner Finanzzentren unweigerlich verloren. Bei aller Harmonisierung muss Europa als attraktiver Standort ein erkennbares Profil haben, anhand dessen es Kunden nicht schwerfllt, sich fr den Finanzplatz Europa entscheiden zu knnen.

Erkennbares Profil wichtigDie Bedeutung solcher paneuropischen, wenn nicht sogar weltweit vernetzten Thinktanks wird immer wichtiger werden, denn die Zukunft ist fr alle gleich, egal ob fr Europa, Asien oder Amerika: Mobilitt und neue Medien begnstigen ein reelles und virtuelles Aneinanderrcken der Staaten. Durch die zunehmende Mobilitt erschliet sich gleichzeitig

Attraktiv fr Talente seinVoraussetzung dafr ist zum einen eine Umstellung auf neue Geschftsmodelle, zum anderen auch die Investition in qualifizierte Mitarbeiter, die Ersteres berhaupt erst mglich macht. Europa muss attraktiv bleiben fr Talente. Ein Braindrain Richtung Fernost muss vermieden werden. Dazu gehrt natrlich auch, diese Talente vor Ort auszubilden und zu frdern und mit ansprechenden Angeboten an den Finanzplatz Europa zu binden. Das heit nicht zwangslufig hohe Boni, so wie es bisher blich war, sondern die nachhaltige Bindung an eine Vision, einen europischen Traum. Bis dahin ist es ohne Frage noch ein weiter Weg, der ein Umdenken in unserer Gesellschaft voraussetzt. Auch kann diese Vision nur glaubwrdig vermittelt werden, wenn auf politischer Ebene ein solches Verhalten vorgelebt wird. Auch die Politik muss mehr Europa wollen, nicht weniger.

Anteile Europas an den globalen MrktenSektor Bankensektor Globale Mrkte Anteil Europas Grenzbergreifende Kredite 61 % (2010) Bankgeschft, Aktiva 53 % (2009) Investment-Banking-Einnahmen 33 % (2009) Seeversicherung 59 % (2009) Versicherung, weltweite Prmien 40 % (2009) Fondsvermgen 32 % (2010) Vermgen von High Net Worth Individuals 24 % (2009) Hedge-Fonds, verwaltete Aktiva 22 % (2010) Pensionsvermgen 21 % (2009) Private Equity, Investitionen 15 % (2009) Aktienemissionen 17 % (2010) Inlndische Anleihen, ausstehende Betrge 21 % (2010) Internationale Anleihen, ausstehende Betrge 60 % (2010) Umstze an Aktienmrkten 24 % (2010) OTC-Derivate, tgl. Aktienumsatz 65 % (2010) Umsatz brsengehandelter Derivate 39 % (2010) Devisenhandel, tgl. Umsatz 56 % (2010)Brsen-Zeitung

Versicherungen Fondsverwaltung

Wertpapiere

Derivate Forex

Quelle: European Roundtable of Financial Centres

B 4 Brsen-Zeitung Nr. 196

Sonderbeilage

Mittwoch, 12. Oktober 2011

Luxemburg entwickelt weitere StandbeineAn den bisherigen Schwerpunkten Banken und Fonds soll sich nichts ndern Die Chancen dafr stehen gutBrsen-Zeitung, 12.10.2011 In den vergangenen Jahrzehnten hat Luxemburg vor allem wegen seiner aus den hiesigen Standortvorteilen resultierenden hohen Dichte an Banken und Fonds Bekanntheit erlangt. So sind zum aktuellen Zeitpunkt nicht weniger als 143 Institute (davon 44 deutsche) im Groherzogtum ansssig, 3795 Fonds verwalten ein Vermgen von rund 2,2 Bill. Euro. Doch Luxemburg schickt sich an, weitere Standbeine fr seine Zukunft zu entwickeln: Die vermehrte Ansiedlung von Gesellschaften und Family Offices wird knftig den Standort Luxemburg vielgestaltiger erscheinen lassen. Diese erweiterte Ausrichtung ist auf ein ganzes Bndel an Faktoren zurckzufhren, die in der Folge beleuchtet werden sollen. Zunchst bietet das luxemburgische Gesellschaftsrecht eine groe Bandbreite von Gestaltungsmglichkeiten, welche fr Unternehmen verschiedener Grenordnungen wie auch fr Family Offices von besonderem Interesse sein knnen: Bei der sogenannten Soparfi (Socit de Partimiert werden, wobei ihre Aktivitten weit ber diejenigen einer bloen Holding hinausgehen. Sie kann smtliche mit ihren Beteiligungen verbundenen Verwaltungsttigkeiten oder damit verwandte Ttigkeiten ausben sowie allen direkt oder indirekt damit verbundenen Geschftsaktivitten nachVon gehen. Die Soparfi ist Klaus-Michael Vogel nicht nur Nutznieerin der Vielzahl der von Luxemburg abgeschlossenen Doppelbesteuerungsabkommen, sondern unterliegt zudem Geschftsfhrendes auch den Regelungen Verwaltungsratsmitder EU-Mutter-Tochterglied der Deutsche Bank Luxembourg S. A. Richtlinie. Unter bestimmten Voraussetzungen kommt die Soparfi cherweise die Aktiengesellschaft, wo- daher in den Genuss einer Steuerbebei jedoch auch die Gesellschaft mit freiung fr die von ihren Beteiligunbeschrnkter Haftung oder die Kom- gen ausgeschtteten Dividenden somanditgesellschaft auf Aktien zur wie fr die mit den Verkufen von Beteiligungen erzielten VeruerungsAnwendung gelangt. Mit der Soparfi kann die Verwal- gewinne. Eine weitere Einsatzmgtung von Unternehmensgruppen op- lichkeit der Soparfi liegt in der Strukticipations Financires) handelt es sich nicht um eine eigenstndige Gesellschaftsform, sondern vielmehr um einen Sammelbegriff fr Holding- oder Beteiligungsgesellschaften. Bevorzugte Rechtsform ist bliturierung von Immobilienportfolien und als Private-Equity-Vehikel. Die SPF (Socit de Gestion de Patrimoine Familial) stellt ein Instrument zur Verwaltung des Privatvermgens von natrlichen Personen dar. Der ausschlieliche Gesellschaftszweck einer SPF besteht im Erwerb, Besitz, der Verwaltung oder Veruerung von Vermgenswerten. Dabei sind der SPF smtliche kommerziellen Aktivitten und Handelsttigkeiten untersagt. Entgegen der Bezeichnung Patrimoine Familial ist keine verwandtschaftliche Beziehung zwischen den Anteilseignern einer SPF erforderlich. Die SPF eignet sich nicht nur fr die Verwaltung des Vermgens von Investmentclubs, sondern auch fr den Erwerb von Aktien eines Unternehmens durch Mitglieder des Managements oder durch Angestellte. xemburgs ein unternehmerisches Ttigwerden von hier aus: In einem Radius von 500 km um das Groherzogtum liegen 40 % des EU-Vermgens vereint. Zieht man den Radius mit 700 km noch etwas weiter, so sind es sogar 70 %. Luxemburg befindet sich zudem an den innereuropischen Verkehrsknotenpunkten, mit einer direkten Verbindung zu den wichtigsten europischen Stdten wie London, Amsterdam, Brssel, Berlin, Zrich, Mailand und Genf. Die Grenzlage zu Belgien, Deutschland und Frankreich frdert grenzberschreitende Handelsbeziehungen, Investitionen und Beschftigung. Das politische System im Groherzogtum ist geprgt von Stabilitt und Konsensorientierung. Dies ermglichte es in der Vergangenheit, dass Schlsselministerien ber eine Wahlperiode hinaus in ein und derselben Hand verblieben. Politik wird damit fr Unternehmen zum verlsslichen Partner. Darber hinaus hat der soziale Dialog in Luxemburg eine einzigartige Institutionalisierung erfahren: Die sogenannten Tripartite, regelmige Treffen von Regierung, Arbeitgebern und Gewerkschaften zum Festlegen einer gemeinsamen Linie in bedeutenden wirtschaftlichen und sozialen Fragen, vermeiden mageblich soziale Konflikte. Dies schlgt sich nicht zuletzt darin nieder, dass Luxemburg innerhalb der OECD-Staaten die wenigsten jhrlichen Streiktage aufweist. Das Groherzogtum vollzieht in den letzten Jahren darber hinaus eine starke Ausrichtung hin auf den Bereich Forschung und Entwicklung. Hiermit tragen die Verantwortlichen der wachsenden Bedeutung von Innovationen bei der Schaffung knftigen Wachstums Rechnung. Auch die Deutsche Bank Luxemburg bettigt sich in diesem Bereich, indem sie der Luxembourg School of Finance der Universitt Luxemburg einen Lehrstuhl in Hhe von 1,75 Mill. Euro ber fnf Jahre gestiftet hat. Als weiteres Beispiel soll hier das neu geschaffene Luxembourg Centre for Systems Biomedicine (LCSB) genannt werden, in dessen Rahmen das Groherzogtum 140 Mill. Euro in den Forschungsbereich Biomedizin investiert. Das LCSB ist Teil der in der Entstehung befindlichen Cit des Sciences in Esch-sur-Alzette Belval, 15 km von Luxemburg-Stadt entfernt. Hier, an einem ehemaligen Standort der Stahlindustrie, entstehen auf rund 15 Hektar unter anderem insgesamt 20 Gebude fr Lehre und Forschung der in Beton gegossene Wandel von der Industrie- hin zur Wissensgesellschaft. Als weiteren positiven Faktor hlt der luxemburgische Arbeitsmarkt eine Vielzahl hochqualifizierter, mehrsprachiger Arbeitskrfte bereit, welche sowohl aus dem Groherzogtum selbst wie auch aus der Grenzregion Frankreich, Deutschland und Belgien stammen. In Bezug auf mgliche Beratungsleistungen fr Unternehmen ist die hohe Dichte an erstklassigen Beratern in Steuerund Rechtsfragen in den zahlreichen namhaften internationalen Wirtschaftskanzleien sowie Beratungsgesellschaften hervorzuheben.

Sicars fr SachkundigeDie Sicar (Socit dInvestissement en Capital Risque) stellt eine auf Investitionen in Risikokapital und Private Equity zugeschnittene Investmentgesellschaft dar. Eine Sicar investiert ihr Vermgen in Risikokapitalwerte und verwaltet diese mit dem Ziel, fr ihre Anleger als Gegenleistung fr das eingegangene Risiko einen Anlageertrag zu erzielen. Investition in Risikokapital ist dabei im Sinne einer direkten oder indirekten Kapitalbeteiligung an Unternehmen im Hinblick auf deren Grndung, Entwicklung oder Brseneinfhrung zu verstehen. Im Gegensatz zu den Investmentfonds luxemburgischen Rechts muss eine Sicar bei ihrer Asset-Allokation nicht den Grundsatz der Risikostreuung einhalten. Die Sicar darf somit ihre Investitionen nur auf eine oder zwei Gesellschaften in einem sehr engen Marktsegment oder in Marktnischen beschrnken. Investitionen in eine Sicar sind ausschlielich sachkundigen Anlegern vorbehalten. Die sogenannten FIS (Fonds dInvestissement Spcialiss) stellen Spezialfonds fr Groanleger dar, welche in alle Arten von Vermgenswerten investieren knnen. Sie eignen sich daher nicht nur fr die Auflegung herkmmlicher Aktien-, Renten- oder Geldmarktfonds, sondern auch fr Immobilien-, Hedgeund Risikokapitalfonds. Zwar muss der Grundsatz der Risikostreuung beachtet werden, jedoch schreibt das Gesetz keine quantitativen Anlagebeschrnkungen vor. FIS sind im Verhltnis zu Publikumsfonds weniger streng reguliert und unterliegen nur eingeschrnkten Verffentlichungspflichten. Auch die wegen des gegenwrtigen Marktumfeldes nicht im Zentrum des Interesses stehenden Verbriefungsgesellschaften werden nach dem Abflauen der Krise zweifellos an Attraktivitt gewinnen. Neben dem zuvor beschriebenen, sehr vorteilhaften regulatorischen Rahmen begnstigt auch die Lage Lu-

Stabiles SteuersystemDas Groherzogtum bietet Unternehmen auch ein interessantes und vor allem stabiles Steuersystem, dem auch die vergangene Finanzkrise keinen Abbruch getan hat. Mit nicht weniger als aktuell 62 Staaten hat Luxemburg Doppelbesteuerungsabkommen abgeschlossen, weitere dieser Abkommen sind in Verhandlung. Insbesondere im Hinblick auf geistiges Eigentum weist das Gro-

International ausgerichtetLuxemburg ist geprgt von Internationalitt, und dies nicht nur, weil Luxemburg-Stadt neben Brssel und Straburg zu den drei EU-Hauptstdten zhlt: 67 % der Erwerbsttigen im Groherzogtum sowie 60 % der Einwohner von LuxemburgStadt stammen aus dem Ausland, 75 % der Luxemburger sprechen Englisch. Arbeitskrften aus ganz Europa wird damit der Einstieg in Luxemburg leicht gemacht. Hierzu zhlt auch das einzigartige Schulsystem im Groherzogtum mit zahlreichen renommierten internationalen Schulen. Auch in puncto persnlicher Sicherheit rangiert das Groherzogtum nach einer Studie aus dem Jahre 2009 an der Weltspitze. Gelingt Luxemburg aufgrund der zuvor skizzierten gnstigen Ausgangsfaktoren die Neuausrichtung, wird sein Bild in der Zukunft ein anderes werden. Seine Attraktivitt und Spitzenplatzierung in den bisherigen Schwerpunkten Banken und Fonds will das Groherzogtum dabei nicht aufgeben. Die Chancen dafr stehen gut.

Auch in puncto persnlicher Sicherheit rangiert das Groherzogtum nach einer Studie aus dem Jahre 2009 an der Weltspitze.

herzogtum ein attraktives Steuersystem auf, wonach eine Steuerbefreiung in Hhe von 80 % fr daraus erzielte Einnahmen gewhrt wird. Luxemburg erhebt zudem die niedrigsten Mehrwertsteuerstze innerhalb der EU. Anfang 2011 hat der Luxemburger Staat ein neues Steuersystem fr Expatriates geschaffen, in dem zahlreiche Steuererleichterungen vorgesehen sind.

Neue Liquidittsregeln fordern BankenFortsetzung von Seite B 3 lage der Banken in Luxemburg. Denn berwiegend sind diese Luxemburger Institute Tchter auslndischer Bankengruppen. Diese Tchter verfolgen weniger diversifizierte Geschftsttigkeiten. Sie weisen daher auch in der Regel einen hohen Anteil an konzerninternen Finanzierungsmitteln sowie konzerninternen Forderungen auf, die aber buchhalterisch als Cash-Positionen von Dritten betrachtet werden. Das Private-Banking-Geschft ist dabei offenbar am strksten von der Einfhrung der LCR betroffen. Dies liegt unter anderem an der speziellen Kontrahentenstruktur wohlhabender Privatkunden, deren Einlagen nicht zwingend von der gnstigeren Bewertung der Einlagen von Retail- oder mittelstndischen Firmen profitieren. Obwohl das Universalbankenmodell durch die neuen Kennziffern im Vergleich zu den Geschftsmodellen von Investmentbanken gefrdert werden sollte, legen die Ergebnisse der Studie nahe, dass erstere sich greren Nachteilen ausgesetzt sehen. Dieser Umstand knnte mitunter aber dadurch gemildert werden, dass die Luxemburger Universalbanken generell eher in die Kategorie von Banken fallen, die Zu- und Abflsse von Bargeld in Einklang bringen, statt einen umfangreichen Bestand an liquiden Vermgenswerten zu halten. Fr die Depotbanken (Custodian Banks) in Luxemburg drften die neuen Liquidittsanforderungen die relativ geringste Hrde darstellen. Gleichwohl wird eine klare Trennung der Refinanzierung ber den unbesicherten Geldmarkt von der ber operative Verbindungen erforderlich sein, wobei letztere unter dem zuknftigen Liquidittsregime gnstiger abschneiden. Demnach fehlten den entsprechenden Banken insgesamt fast 500 Mrd. Euro, sollten die Liquidittsanforderungen eins zu eins umgesetzt werden.

Banken wetterfest machenDie Herausforderungen, die mit den geplanten neuen Aufsichtsregeln fr das Management von Liquidittsrisiken einhergehen, sind nicht unerheblich. Das gilt auch und speziell fr den Finanzplatz Luxemburg. Es besteht aber kein Grund, in Panik zu verfallen. Zum einen steht hinter dem Reformvorhaben der begrenswerte Gedanke, die Banken wetterfest gegen Liquidittsgefahren zu machen, die in der Vergangenheit leider unterschtzt wurden. Zum anderen befinden wir uns noch in einer Beobachtungsphase. Die Regeln sind noch nicht in Stein gemeielt und werden gegebenenfalls noch angepasst. Schlielich bleiben den Instituten sieben bis acht Jahre Zeit, um sich auf das neue Regime einzustellen. Bis dahin steht die BCL mit den hiesigen Banken in stndigem Kontakt und Austausch, um einen konstruktiven Beitrag zu leisten, damit der Finanzplatz Luxemburg auch in Zukunft sowohl fr Stabilitt, aber auch fr Prosperitt steht.

Nicht auf sich allein gestelltDie Luxemburger Banken stehen dabei abgesehen von den beschriebenen Besonderheiten des Finanzplatzes nicht allein vor den Herausforderungen im Zusammenhang mit den vorgesehenen Liquidittsvorgaben. Im Rest Europas zeichnen sich vergleichbare Probleme ab. Nach Berechnungen einer amerikanischen Bank htten die grten europischen Banken Ende 2010 nur 87 % der knftigen Liquidittsanforderungen decken knnen. Dabei waren Institute aus Problemlndern des Eurogebiets, konkret Griechenland, Portugal und Irland, nicht eingerechnet.

Mittwoch, 12. Oktober 2011

Sonderbeilage

Brsen-Zeitung Nr. 196

B5

Fondsbranche wird mit Regulierungswelle konfrontiertGeplante Verlngerung der Konsultationsfrist ab 2012 auf zwlf Wochen trgt zum gemeinsamen Erfolg einer intelligenten Regulierung beiBrsen-Zeitung, 12.10.2011 Im Oktober 2010 verffentlichte die Europische Kommission eine Mitteilung ber eine Intelligente Regulierung in der Europischen Union. Darin stellte die Kommission fest, dass eine vernnftige Gesetzgebung notwendig ist, um die ehrgeizigen Ziele der Strategie Europa 2020 fr intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum zu erreichen. Tatschlich sieht sich die Finanzbranche seit dem Aufkommen der internationalen Finanzkrise einer Vielzahl an gesetzlichen Initiativen gegenber, die es zu analysieren, im Rahmen von Konsultationen zu kommentieren und schlielich in der Praxis umzusetzen gilt. Anhrungen von Interessengruppen und Folgenabschtzungen sind laut Kommission mittlerweile wichtige Bestandteile der politischen Entscheidungsfindung. Die europische Fondsindustrie sieht sich derzeit mit einer wahren Regulierungswelle konfrontiert, die im Folgenden nher erlutert werden soll. Ein weiteres separates Regelwerk, das sich aber an die Ucits-Gesetzgebung anlehnen soll, ist fr sogenannte soziale Investmentfonds vorgesehen, also Fonds, die im sozialen Bereich investieren. Auf Grundlage Bei thesaurierenden auslndischen Fonds sind daher die Anleger in der Pflicht, die Ertrge jhrlich selbst zu versteuern. Allerdings knnen genauso auch Anleger deutscher Fonds betroffen und zur Angabe ihrer Fondsertrge in der Einkommensteuererklrung verpflichtet sein. So mssen beispielsVon weise kirchensteuerMarc Saluzzi pflichtige Anleger auch bei deutschen Fonds in ihrer Steuererklrung die thesaurierten Ertrge angeben, damit die Kirchensteuer erhoPrsident des ben werden kann. Angaluxemburgischen ben in der SteuererklFondsverbandes rung knnen auerdem Alfi erforderlich sein, wenn auergewhnliche Beder krzlich durchgefhrten Konsul- lastungen oder Sonderausgaben wie tation wird die EU-Kommission im zum Beispiel Spenden geltend geHerbst 2011 eine entsprechende macht werden. Des Weiteren sollten Mitteilung herausgeben. Anleger, fr die ein ausreichender Neben den genannten Initiativen, Freibetrag bestand, eine Steuererkldie sich direkt an die Fondsbranche rung abgeben, da in diesem Fall ein wenden, gibt es zahlreiche weitere eventuell stattgefundener Steuerabregulatorische Vorhaben, die sich zug erstattet werden kann. auf die gesamte Finanzindustrie ausZwar ist bei auslndischen thesauwirken. So wurde im Grnbuch ber rierenden Investmentvermgen ein einen Europischen Corporate-Go- latentes Risiko der Doppelbesteuevernance-Rahmen festgestellt, dass rung von Investmentertrgen im Corporate Governance und die so- Falle der Anteilsrckgabe zu beachziale Verantwortung von Unterneh- ten, das aber nur im Falle der Anteilsmen grundlegende Faktoren sind, verwahrung im Inland zutage tritt. wenn es darum geht, das Vertrauen Durch entsprechende Dokumentader Brger in den Binnenmarkt zu tion der durch den Anleger bereits strken. Corporate Governance um- versteuerten Investmentertrge lsst fasst das System, nach dem Unter- sich dies jedoch vermeiden. Jeder nehmen gefhrt und kontrolliert Anleger sollte dokumentieren, dass werden, und definiert eine Reihe er die thesaurierten Ertrge seiner von Beziehungen zwischen der Fh- Auslandsfonds jhrlich versteuert rung und dem Leitungsorgan eines hat, damit er bei Rckgabe der Unternehmens sowie zu seinen Ak- Fondsanteile den entsprechenden tionren und sonstigen Akteuren. ber die nchsten Schritte wird die Kommission auf der Grundlage der erhaltenen Kommentare entscheiden. PRIPs steht im Englischen abgekrzt fr Anlageprodukte fr Kleinanleger (Zertifikate, Aktien, Anleihen). Nach Durchfhrung einer Konsultation wird hierfr fr Anfang 2012 ein Gesetzesvorschlag erwartet, der ein Regelwerk fr standardisierte vorvertragliche Informationen fr Privatanleger schaffen soll, um diesen angemessene Investmententscheidungen zu ermglichen sowie die Vergleichbarkeit zwischen den einzelnen Produkten zu erleichtern. Nicht zuletzt soll die EU-Richtlinie zur Entschdigung von Anlegern (ICSD = Investor Compensation Schemes Directive) berarbeitet werden. Diese gewhrleistet eine Entschdigung in Fllen, in denen eine Wertpapierfirma nicht in der Lage ist, einem Anleger die ihm gehrenden Vermgenswerte zurckzugeben. Investmentfondsanteile, die bei einer Verwahrstelle oder Unterdepotbank des Fonds aufbewahrt werden, sollen in Zukunft von der Entschdigungspflicht erfasst werden. Nachweis fhren kann und dadurch eine Doppelbesteuerung dieser Ertrge vermeidet. Hinsichtlich der Besteuerung von Investmentfonds wird derzeit auch ein weiteres Thema diskutiert: die Einfhrung einer Finanztransaktionssteuer, die als Beitrag der Finanzbranche zu den mit der Finanzkrise verbundenen nationalen und internationalen Bemhungen zur Rettung von Banken und Staaten angesehen wird. Dadurch wrde der Wert jeder bertragung von Aktien und Anleihen, Fondsanteilen sowie je nach Ausgestaltung auch von Whrungen und Derivaten besteuert werden. Bisher herrscht innerhalb der Mitgliedstaaten jedoch keine Einigkeit darber, ob eine Besteuerung von Finanztransaktionen allein in Europa nicht nachteilig fr die hiesigen etablierten Finanzpltze wegen einer mglichen Verlagerung des Geschfts auf auereuropische Finanzmrkte ist. Eine von der EUKommission durchgefhrte Konsultation hat bereits gezeigt, dass es schwer sein wird, einen Weg zu finden, der die Zustimmung aller Beteiligten findet. achtung drohende Quellensteuer in Hhe von 30 % erhofft sich der amerikanische Staat eine effizientere Umsetzung und Anwendung seiner Steuergesetze. Die Finanzindustrie hofft ihrerseits, durch die Ausarbeitung umfangreicher Stellungnahmen die vorgesehenen nderungen mit Blick auf die nach wie vor ausstehenden Ausfhrungsbestimmungen noch abmildern zu knnen. Die umfassende amerikanische Finanzmarktreform Dodd Frank knnte sich ebenfalls unabhngig von der Herkunft der Marktteilnehmer auf bisher bliche Marktpraktiken auswirken. Darber hinaus beschftigen aktuell noch weitere Regulierungsmanahmen die europische Fondsindusharmonisierter Rahmen fr koordinierte Manahmen auf europischer Ebene sowie eine hhere Transparenz und verminderte Risiken erreicht werden. Auch sollen OTC-Derivate, die bisher nur zwischen zwei Vertragspartnern abgewickelt werden, knftig ber Clearing-Stellen abgewickelt werden. Daneben soll die IORP-II-Richtlinie ber die Ttigkeiten und die Beaufsichtigung von Einrichtungen der betrieblichen Altersvorsorge berarbeitet werden. Mit CRD IV wurde ein Vorschlag fr eine Richtlinie und Verordnung fr die Eigenkapitalanforderungen und eine bessere Unternehmensfhrung bei Banken und Wertpapierfirmen verffentlicht. Und schlielich gab es eine Mitteilung der EU-Kommission zur Strkung der Sanktionsbefugnisse im Finanzdienstleistungssektor, auf deren Grundlage Kommentare eingereicht werden konnten und nun geprft werden wird, welche Vorschlge zur nderung von Rechtsakten im Finanzdienstleistungsbereich erforderlich sind.

Regelwerk fr FondsObwohl Ucits IV, also die letzte berarbeitung der Richtlinie fr europisch harmonisierte Publikumsfonds, zahlreiche Neuerungen brachte und die Umsetzung dieser in nationales Recht noch nicht in allen Mitgliedstaaten erfolgt ist, stehen nun mit Ucits V bereits zwei weitere

Weiteres aktuelles ThemaEin weiteres wichtiges Thema im Steuerbereich ist zwar kein europisches, betrifft aber in hohem Ma Finanzinstitute in Europa, einschlielich Investmentfonds. Bei Fatca (Foreign Account Tax Compliance Act) handelt es sich um ein amerikanisches Gesetz, das eine wirksamere Bekmpfung der Steuerhinterziehung durch US-Brger bezweckt. Durch die Auferlegung strenger Berichtspflichten und eine bei Nichtbe-

Neben den Initiativen, die sich direkt an die Fondsbranche wenden, gibt es zahlreiche weitere regulatorische Vorhaben, die sich auf die gesamte Finanzindustrie auswirken.trie, wie zum Beispiel die angestrebte berarbeitung der Finanzmarktrichtlinie MiFID im Hinblick auf den Handel von Derivaten. Fr Leerverkufe und Credit Default Swaps (CDS) soll mit einem neuen Verordnungsvorschlag ein

Bessere ZeitplanungDie luxemburgische Fondsbranche begrt im brigen ausdrcklich das Vorhaben der Europischen Kommission, die bisher bliche achtwchige Konsultationsfrist ab 2012 auf zwlf Wochen zu verlngern. Dies ermglicht den an der Ausarbeitung und Umsetzung politischer Konzepte fr die Europische Union Beteiligten eine bessere Zeitplanung und eine bessere Analyse der verffentlichten Gesetzesvorhaben, was zum gemeinsamen Erfolg einer intelligenten Regulierung beitragen wird.

Ein weiteres separates Regelwerk, das sich aber an die UcitsGesetzgebung anlehnen soll, ist fr sogenannte soziale Investmentfonds vorgesehen, also Fonds, die im sozialen Bereich investieren.Teilbereiche zur Diskussion. Zum einen geht es um die Rolle und Haftung der Depotbanken: Im Zuge des Anlegerschutzes mchte die EU-Kommission die bestehenden Unterschiede in der Auslegung der Depotbankfunktion abschaffen und eine Angleichung an das Regelwerk der Richtlinie fr Manager alternativer Investmentfonds (AIFMD) erreichen. Zum anderen sollen angemessene Vergtungsstrukturen fr Manager von Ucits-Fonds eingefhrt werden, wobei auch auf die Vorschriften der AIFMD und die Richtlinie ber Eigenkapitalanforderungen (CRD) zurckgegriffen wird. Darber hinaus hat die europische Wertpapieraufsichtsbehrde ESMA krzlich eine Konsultation ber brsengehandelte Fonds (Exchange Traded Funds ETF) und strukturierte Ucits-Fonds durchgefhrt, mit dem Ziel, Richtlinien fr diese Fondstypen, die insbesondere fr Privatanleger durch ihre Komplexitt mit erhhten Risiken verbunden sind, zu verffentlichen. Die AIFM-Richtlinie, durch die ein einheitliches Regelwerk fr alle Investmentfonds und Fondsverwalter geschaffen wird, die nicht unter die Ucits-Richtlinie fallen, wurde erst nach langen Verhandlungen am 1. Juli 2011 im Europischen Amtsblatt verffentlicht. Sie beinhaltet die Einfhrung eines Passes zum grenzberschreitenden Vertrieb von alternativen Investmentfonds nach dem Vorbild des Europischen Passes fr Ucits-Fonds ohne gesondertes Genehmigungsverfahren in den einzelnen Vertriebsstaaten. Nach einer bergangsfrist knnten davon auch nichteuropische Fonds bzw. Fondsverwalter profitieren. Bis 2014 mssen sich diese Fondsverwalter als Verwalter alternativer Investmentfonds registrieren lassen. Bis dahin wird die Fondsindustrie ber die von der EU-Kommission noch zu verabschiedenden Durchfhrungsbestimmungen diskutieren. Wie bereits in der 2010 verffentlichten EU-Binnenmarktakte angekndigt hat die Kommission zudem krzlich eine Befragung der Interessengruppen durchgefhrt, um bis 2012 sicherzustellen, dass VentureCapital-Fonds grenzberschreitend innerhalb der EU frei investieren und operieren knnen, gegebenenfalls durch Verabschiedung eines neuen gesetzlichen Regelwerks.

Aspekt der BesteuerungMit europischen, insbesondere mit luxemburgischen regulierten Investmentfonds haben deutsche Anleger ein Produkt im Depot, das ein ausgewogenes Sicherheits- und Renditeverhltnis aufweist, damit jedoch auch ein Produkt, das unter Umstnden etwas hheren zeitlichen Aufwand bei der Steuererklrung bedeutet. Selbst wenn Anleger ihre Fondsanteile in einem deutschen Depot verwahren lassen, wird

Hinsichtlich der Besteuerung von Investmentfonds wird derzeit auch ein weiteres Thema diskutiert: die Einfhrung einer Finanztransaktionssteuer. . .auf thesaurierte also im Fonds wiederangelegte Zinsen, Dividenden und andere Ertrge nicht wie bei deutschen Fonds Abgeltungsteuer und Solidarittszuschlag einbehalten. Dies liegt daran, dass nicht die Depotbanken der Anleger, sondern die Fondsgesellschaften verpflichtet sind, Abgeltungsteuer und Solidarittszuschlag auf thesaurierte Ertrge einzubehalten. Diese Verpflichtung betrifft aber nur deutsche Fondsgesellschaften.

B 6 Brsen-Zeitung Nr. 196

Sonderbeilage

Mittwoch, 12. Oktober 2011

Kunst ist als alternative Assetklasse im KommenIm Herzen der Eurozone entsteht ein neues Tor zur Welt des Luxusgterhandels Vielfltige Mglichkeiten fr neue spezialisierte Dienstleistungenseltene Uhren, Musikinstrumente, Edelsteine, Schmuck, Briefmarken, Bilder, Sammlungen, Pferde oder Yachten beinhalten. Neben traditionellen Anlageformen wie Anleihen, Aktien, Immobilien oder Gold lsst sich ein wachsendes Interesse an Sammlerobjekten feststellen. Primr emotionale Von berlegungen subjektiRuth Bltmann . . . ver Liebhaberei werden mit Renditeberlegungen und der Absicherung des Gesamtvermgens gegen Wertverlust verbunden. Ein wesentlicher Antriebsfaktor fr Partner den Trend hin zu einer Advisory & Consulting neuen Anlageklasse ist bei Deloitte S. A. das aktuelle soziokonomische Umfeld, das eine ten die Affinitt zu Kunst prgen. Nachfrage nach realen VermgensKunst wird primr aus Leidenschaft werten schafft: und Tradition heraus gesammelt, Die zunehmende Komplexitt Renditeberlegungen spielen zuund Unsicherheit der traditionelnchst eine weniger groe Rolle. len Investmentmrkte veranlasst Im Laufe der letzten Jahre ist die viele Anleger dazu, sich wieder Nachfrage nach Kunst stark gestieDingen zuzuwenden, zu denen sie gen. Neben der Auflage von Kunsteinen echten Bezug aufbauen knfonds wchst das Beratungsangebot nen, die aber gleichzeitig finanzum Thema Kunst im Rahmen des zielle Sicherheit und eine hohe AnWealth Management. Der zunehlagerendite bieten. mende Wohlstand fhrt zu einer Manche Anleger gehen ganzheitliGlobalisierung des Marktes: Kunst cher und gezielter bei der Verwalmacht sich als alternative Assettung ihres Vermgens vor und zieklasse einen Namen. hen dabei Diversifikationsstrategien in Betracht, die auch exotische Anlageklassen wie KunstgeInteressante Finanzanlage genstnde und sonstige Sammelobjekte umfassen. Neben traditionellen Kufern entKunst behauptet sich: Mit der steht eine neue Generation von Sammlern, die einen erheblichen Absicht, das Vermgen vor WertverTeil ihres Vermgens in Kunst anle- lust zu schtzen, wurden auch in der gen und die Investition mehr und Finanzkrise langfristige Investitiomehr als interessante Finanzanlage nen in Sachwerte gettigt. Dies betrachten, die eine geringe Korrela- besttigt auch der neueste Report tion zu traditionellen Assetklassen The European Fine Art Fair aufweist. Dabei kann sich das Portfo- (TEFAF). Die Schaffung von Indizes und lio an Sammlerobjekten aus diversen Kunstgegenstnden zusammen- Datenbanken verbessert die Kenntsetzen, aber auch kostbare Weine, nis und erhht die Transparenz im Brsen-Zeitung, 12.10.2011 Die Grnde fr das Sammeln von Kunst sind vielfltig: Hufig fhren traditionelle Beweggrnde zu Investitionen in Kunst, wobei gesellschaftliche Stellung oder FamiliengeschichKunstsegment. Die Wertentwicklung des Marktes kann besser eingeschtzt werden, was wiederum das Interesse an dem primr illiquiden Segment steigen lsst und Kufergruppen anzieht. Auch Family Offices haben in den letzten Jahren neben bereits eher herkmmlichen alternativen Assetklassen (Private Equity, Hedgefonds) zunehmend auf exotische Investments wie Kunst gesetzt. Nach Angaben der Studie 2010 Mythos Family Office liegt Kunst mit 55,2 % als beliebteste Anlage an erster Stelle, gefolgt von Ferienliegenschaften mit 41,1% sowie Wald und Farmland mit 35,3 %. Im Bereich tangible Assets ebenfalls gefragt sind Sammlungen (Luxusautos, Wein, Uhren) mit 31,2 % sowie Yachten und Schiffe mit 24 %. Der Studie zufolge investieren 61 % der insgesamt 64 befragten Family Offices in Kunst. Dem Capgemini/Merrill Lynch World Wealth Report 2010 nach haben 72 % der Befragten Bedarf an Informationen und regelmiger Beratung zu Anlagen in materiellen Vermgenswerten wie Kunst, Gold oder Edelsteinen. UHNWI), vermgenden Privatkunden (High Net Worth Individuals, HNWI) und Family Offices bereits einen hohen Stellenwert ein, einige Banken integrieren Kunst verstrkt in ihre bergeordnete Asset-Allocation-Strategie. Es ist erkennbar, dass sich eine Nische fr spezialisierte Dienstleistun. . . und gen entwickelt, was wieAdriano Picinati derum Vermgensverdi Torcello waltern, Family Offices und Privatbanken zugutekommen wird, die Kunst vermehrt in die globalen Allokationsstrategien ihrer Kunden inteDirecteur grieren. Dies bietet die Advisory & Consulting Mglichkeit zum Ausbei Deloitte S. A. bau der vom Finanzsektor angebotenen Palette den Aufbau diversifizierter Portfo- an Serviceleistungen und zur Strkung seiner fhrenden und innovalien herangezogen wird. Der neue Trend bietet auch fr tiven Position. Mit Untersttzung den Finanzplatz Luxemburg interes- der Regierung wurden verschiedene Initiativen untersttzt, deren Ziel sante Mglichkeiten. Innerhalb der Wealth-Manage- die Schaffung eines Kunst-/Sammment-Sparte hat sich das Interesse ler- und Finanz-Clusters in Luxemfr Kunst manifestiert. Es wurden be- burg ist. reits auf Kunst ausgerichtete Investmentfonds aufgelegt, und es gibt Steuerfrei zwischenlagern neue Tendenzen, Kunstgegenstnde an der Brse handeln zu knnen. Zur gezielten Untersttzung der Kunst und Sammlerstcke nehmen neuen Entwicklungen und mit der bei sehr vermgenden Privatkunden Zielsetzung der weiteren Wirtschafts(Ultra High Net Worth Individuals, frderung beschloss Luxemburg am den Geldanleger bei seinen individuellen Kunstentscheidungen. So entwickelt sich der Kunstmarkt in Richtung Finanzialisierung, also in ein Stadium, in dem Kunst als neue Vermgensklasse gezielt fr 14. Juli 2011 die Errichtung einer Freihandelszone fr hochwertige Gter. Diese entsteht Ende 2013/Anfang 2014 im Bereich des Luxemburger Flughafens. In den entstehenden Lagerrumen knnen dann wertvolle Gter zum Beispiel Kunstwerke, Autos, Wein steuerfrei zwischengelagert werden. Sobald die Gter sich unter dem Regime der Freihandelszone befinden, knnen die Dienstleister Kufe und Verkufe ohne Vorfinanzierung der Mehrwertsteuer (MwSt) ttigen und vermeiden somit weitere deklaratorische MwSt-Verpflichtungen. Die Luxemburger Freihandelszone ermglicht eine effiziente Anbindung an Autobahn und Flugverkehr, ebenso werden die technischen Voraussetzungen zur sicheren und feuergeschtzten Lagerung mglich sein.

Ideale VoraussetzungenDurch seine zentrale Lage, die gute Erreichbarkeit sowie Marktbewusstsein und Pragmatismus bietet Luxemburg ideale Voraussetzungen zur Schaffung eines neuen Kunst-/ Sammler- und Finanz-Clusters. Im Herzen der Eurozone entsteht ein neues Tor zur Welt des Luxusgterhandels, das vielfltige Mglichkeiten fr neue spezialisierte Dienstleistungen bietet.

Zusammenwirken vielerAuch in immer mehr Bankhusern zhlt fachkundige und auf die Kundenbedrfnisse zugeschnittene Kunstberatung zum Dienstleistungsangebot im Private Banking/Wealth Management. Dies beinhaltet die Beratung bei der Auswahl, dem Erwerb oder dem Verkauf von Kunstwerken, die Erstellung von Bewertungsgutachten, die Organisation und Abwicklung von Transporten sowie der Versicherung, die Untersttzung bei Aufbewahrung und Konservierung sowie die Organisation von Ausstellungen. Hufig ist das Segment Kunst von der Zusammenarbeit mit einer Vielzahl an Spezialisten gekennzeichnet. Diese untersttzen

Fonds aus Luxemburg werden international immer beliebterUcits hat sich als Standard etabliert Beachtenswerte Standortvorzgedefinierte spezielle Anforderungen an Fonds und ihre Verwaltungsgesellschaften. Ein Schwerpunkt lag auf der Bestimmung der zulssigen Vermgensgegenstnde (Eligible Assets). Damals wurde auch ein erster gemeinsamer Standard fr Transparenz und Anlegerschutz geschaffen. Einfache FondsVon produkte wie AktienMichael Sanders fonds und Rentenfonds wurden zum europaweiten Vertrieb mit europischem Pass zugelassen. Whrend die RichtliChief Executive Officer nie Ucits II nie in Kraft getreten ist, wurde der Alceda Fund Ucits III ein echter ErManagement S. A. folg. In zwei Teilen als Organisationsrichtlinie tiert. Den mit Abstand grten An- (Richtlinie 107/2001/EG) und Proteil an diesem Kuchen halten nach duktrichtlinie (Richtlinie 108/ wie vor die Vereinigten Staaten von 2001/EG) wurde sie Anfang 2004 Amerika, die das Investieren ber umgesetzt. Im Kern war sie eine AntFonds sozusagen erfunden haben wort auf die schwierige Marktphase und deren Altersvorsorgesystem der Jahre 2000 bis 2003, als weltzum Fondssparen ermutigt. Fast die weit die Aktienmrkte einbrachen Hlfte der weltweit in Fonds verwal- und sehr viele Fonds, die als reine teten Gelder entfllt somit auf die Long-only-Produkte konzipiert waUSA. Dicht dahinter befindet sich al- ren, gemeinsam mit ihren Benchmarks in die Tiefe strzten. Ucits III lerdings schon Europa mit gut 30 %. beinhaltete eine Erweiterung des EU-Produktpasses fr komplexere InEchter Vorreiter vestmentfonds (Swaps, Optionen, Innerhalb Europas hat sich Luxem- Termingeschfte, Zertifikate, Leerburg seit Jahren fest als der Standort verkufe ber derivative Produkte). fr Fondsauflegungen etabliert. Das Anlagespektrum von PublikumsRund 2,2 Bill. Euro Assets under Ma- fonds wurde erheblich erweitert. Pronagement waren laut Efama im Juni duktinnovationen wie Cross over2011 in im Groherzogtum aufgeleg- Produkte wurden mglich. Die Richtten Fonds investiert. Die gesamte eu- linie brachte auch vereinfachte Proropische Fondsindustrie verwaltet spektpflichten mit sich und mehr EinFonds ber rund 8,1 Bill. Euro da- blick und Transparenz fr Anleger. von nur etwa 2,1 Bill. Euro in Pro- Bewertungs-, Informations-, Anlagedukten, die nicht nach den Regeln und Risikomanagementvorschriften des Organismus fr gemeinsame An- wurden verschrft. lagen in Wertpapieren (OGAW auf Englisch Ucits) aufgelegt sind. Zur Erfolgsstory entwickelt Fonds ber knapp 6 Bill. Euro sind in Europa Ucits-konform aufgelegt. Zehn Seitdem haben sich Ucits-Fonds Jahre zuvor wurden erst 3,5 Bill. zu einer wahren Erfolgsstory entwiEuro in Ucits-Produkten verwaltet. ckelt. Ucits gilt zunehmend als QualiEin Grund dafr ist, dass Luxem- ttssiegel fr Fondsstrukturen in burg hinsichtlich der Umsetzung der Europa, dem Nahen Osten, Asien Ucits-Richtlinien ein echter Vorrei- und Lateinamerika und hat die ter ist. Ucits ist dort seit der Einfh- Fondslandschaft in und auerhalb rung vor ber 25 Jahren eine feste von Europa stark verndert. Rund Gre geworden. Tatschlich gibt es 77 % der in Hongkong zum Vertrieb die EU-Richtlinie, die ein einheitli- zugelassenen Cross-Border-Fonds ches Regelwerk fr die Auflegung, sind nach Angaben der Alfi AssociaVerwaltung und den Vertrieb von tion of the Luxemburg Fund Induskollektiven Anlageinstrumenten in try in Luxemburg aufgelegt und traLndern der Europischen Union gen das Ucits-III-Gtesiegel. In Sinbildet, bereits seit 1985. Damals gapur sind es 74 %, in Japan 76 und wurde die Harmonisierung des euro- in Korea sogar 91 %. hnlich hohe pischen Binnenmarktes ebenso be- Zahlen gibt es fr sdamerikanische schlossen wie die Angleichung der Lnder wie Peru und Chile. Fonds europischen Investmentindustrie aus Luxemburg werden inzwischen durch die Europische Union in die in mehr als 50 Lndern vertrieben. Wege geleitet. Der Grund fr die Popularitt von Die Richtlinie 85/611/EWG vom Ucits-Fonds auf der Nachfrageseite 20. Dezember 1985 (Ucits I genannt) liegt in den vielen Vorteilen, die die Brsen-Zeitung, 12.10.2011 Zum Ende des Jahres 2010 hatten Investoren nach einer Auswertung der European Fund and Management Association (Efama) weltweit ber 18 400 Mrd. Euro in Fonds invesStruktur bietet. Eine wachsende Anzahl von Investoren verlangt heutzutage nach Fonds im Ucits-Format, da die Struktur ihren Anforderungen hinsichtlich Transparenz, Liquiditt, Risikomanagement und Regulierung durch die berwachenden EUBehrden Rechnung trgt. Gerade im vergangenen Jahrzehnt haben sich Investoren mit einer ganzen Reihe von fr sie neuartigen Problemen konfrontiert gesehen.

Zeichen der Zeit erkanntDie Schwankungen an den Mrkten haben viele Anleger verstrkt ihr Augenmerk auf alternative Anlageformen richten lassen, die bis dahin weitgehend unreguliert an sogenannten Offshore-Pltzen wie den Bermudas oder den British Virgin Islands domizilierten. Die Finanzkrise im Jahr 2008 hat die potenziellen Nachteile dieser Offshore-Produkte schonungslos offengelegt. Viele Investoren sahen sich Restriktionen bezglich ihrer Rckgabewnsche ausgesetzt. Betrugsaffren wie das Milliarden-Dollar-Schneeballsystem von Bernard Madoff haben den Wunsch der Anleger nach hohen Standards bei der Regulierung weiter verstrkt. Gerade die Anbieter alternativer Anlageprodukte haben hier die Zeichen der Zeit erkannt. Immer mehr Anbieter von Hedgefonds-Strategien sehen in der Regulierung durch Ucits eine grere Vertriebsflexibili-

Der Grund fr die Popularitt von Ucits-Fonds auf der Nachfrageseite liegt in den vielen Vorteilen, die die Struktur bietet.

tt und damit die Erschlieung neuer Investorenkreise. Nach Angaben von Alfi waren alternative Investmentstrategien im Ucits-Mantel im Jahr 2010 das am strksten wachsende Segment. Gegenber 2009 betrug die Wachstumsrate mehr als 70 %. Alleine in den ersten neun Monaten betrug der Netto-Neumittelzufluss in diesem Bereich ber 6 Mrd. Euro. Und auch hier war der Standort Luxemburg mit rund der Hlfte der neu aufgelegten Fonds wieder auf Platz 1. Alceda hat diesen Trend aufgenommen und bietet im Rahmen des Fortsetzung Seite B 7

Mittwoch, 12. Oktober 2011

Sonderbeilage

Brsen-Zeitung Nr. 196

B7

Effizienzgewinne im Fondsvertrieb durch neue TechnologienNormgerechte Daten dank Finesti Infrastruktur ermglicht es den Akteuren, geschlossen aufzutreten und die komplexeren Anforderungen zu bewltigenBrsen-Zeitung, 12.10.2011 In vielen Beitrgen, die in dieser Zeitung verffentlicht wurden, haben verschiedene Autoren den Erfolg der Luxemburger Investmentfonds ber die letzten Jahrzehnte weitgehend beschrieben. Dieser Erfolg basiert auf einer ganzen Reihe von gesetzlichen und verordneten Rahmenbedingungen, die regelmig den spezifischen Begebenheiten der Industrie angepasst wurden. So haben sich im Laufe der letzten Jahrzehnte viele internationale Banken und andere Dienstleister in Luxemburg niedergelassen, um ihren weltweit ansssigen Kunden ihre Produkte im Fondsbereich anzubieten. Diese Entwicklung ist leicht in Zahlen festzuhalten, aber es ist nicht leicht, dem Beobachter des Finanzplatzes die Komplexitt der Logistik, die notgedrungen hinter diesem Geschehen steht, um den reibungslosen Ablauf der Prozesse zu garantieren, vor Augen zu fhren. Fest steht, dass das gesamte luxemburgische Fondsgeschehen und im Besonderen die erhebliche Masse der tagtglich zu verarbeitenden Daten alle Teilnehmer vor groe logistische Herausforderungen stellt. Das Gleiche gilt natrlich auch fr die zahlreichen Berichte gem den Reportingvorschriften, die jeder InvestVerwaltungsprozesses an Dritte ausgegliedert. Somit besteht eine Vielzahl an Mglichkeiten, um den ganzen Arbeitsaufwand optimal zu bewltigen. Das Umfeld der Investmentfonds wird immer strker bestimmt von neuen gesetzlichen Auflagen und Herausforderungen, deren Erfllung den Standortvorteil der Industrie stark beeinflussen kann. Zusehends mssen effizientere Technologien eingesetzt und neue Strukturen aufgebaut werden, um diesen Aufgaben zu entsprechen. Dies war brigens der Hauptgrund, weshalb im Jahr 1995 die Fondskommunikationszentrale Finesti (damals Cclux), mittlerweile eine 100 %ige Filiale der Luxemburger Brse, gegrndet wurde. Ziel war es, eine einheitliche Plattform fr den gesamten Finanzplatz aufzubauen, um dank des technischen Fortschritts die Arbeit sowohl der Fondsdienstleister als auch der Aufsichtsbehrden zu erleichtern. Die Zahl der Luxemburger Fonds ist so bedeutend gewachsen, dass heute ohne gewisse Funktionen von Finesti verschiedene Aufgaben nicht mehr fristgerecht erfllt werden knnen. Modell fr Cclux/Finesti stand eigentlich die amerikanische Datenplattform EDGAR, die als zentrale Infrastruktur zur Datenverwaltung fr die amerikanische Securities Exchange Commission (SEC) entwickelt wurde. angepasst und vervollstndigt. Die ersten KIIDs wurden bereits ab dem 1. Juli 2011 an auslndische Aufsichtsbehrden verschickt. Somit hat Finesti erneut bewiesen, dass die von ihr gewhlte Technologie besonders im Hinblick auf time to market fr eine Vielfalt von Investmentden zu berschneiden, sondern komplementr zu anderen Geschftsbereichen allen Fondsgesellschaften ein optimales Umfeld anzubieten. Andersherum formuliert, Finesti ist in der Lage, den Aufsichtsbehrden normgerechte Fondsdaten und Dokumente zu liefern, die den gesetzlich vorgeschriebenen Anforderungen entsprechen. Somit muss diese Aufgabe nicht mehr von der ffentlichen Hand erfllt werden. neuen Technologien ermglichen es, dies viel schneller zu erledigen. Die europaweite Harmonisierung der Prozesse und ein spezifischer Ablauf in der Kommunikation unter den einzelnen Aufsichtsbehrden knnen mit dieser Infrastruktur gewhrleistet werden. Finesti ist es gelungen, als erster Dienstleister in der Fondsindustrie eine vollwertige, zentralisierte und grenzberschreitende Notifizierung erfolgreich und fristgerecht durchzufhren. Mittlerweile wird diese Art von Notifizierung tagtglich durchgefhrt. Einige angesehene Asset Manager sind an Finesti mit der Bitte herangetreten, ihre in Luxemburg erprobte E-file-Infrastruktur auf auslndische Aufsichtsbehrden auszudehnen. Somit knnten etwa britische Asset Manager ihren Reportingpflichten gegenber der irischen Zentralbank ber eine einheitliche Plattform nachkommen. Im besagten Fall handelt es sich um britische respektive irische Investmentfonds. Sollte Finesti diesen Auftrag erfllen, knnte sich diese E-file-Plattform schlagartig zu einer Art paneuropischer Infrastruktur entwickeln, was natrlich von groem Vorteil fr die gesamte luxemburgische Fondsindustrie wre. Abgesehen von der Zentralisierung und dem Vertrieb der Daten und Dokumente hat Finesti in den letzten Jahren ihr Geschftsfeld im Bereich der zentralen Klassifizierung der Investmentfonds erweitert. In Zusammenarbeit mit der dnischen Gesellschaft Fundconnect wurde ein System entwickelt, das die einzelnen Portfolios der Fonds regelmig berprft, damit eine genaue Aufteilung der Wertpapierbestnde erfolgen kann. Dies ist besonders wichtig fr die Europische Zentralbank (EZB), die beispielsweise die Geldmarktfonds berwacht und somit auch eine unabhngige Klassifizierung braucht. Vor allem nach dem Ausbruch der Geldmarktkrise im August 2007 war es dank Finesti in krzester Zeit mglich, der EZB die ntigen Daten im gewnschten Format bereitzustellen. Schlielich kann hier noch erwhnt werden, dass Finesti die notwendigen Anforderungen erfllt, wenn neue offene Standards in der bermittlung von Finanzdaten wie etwa XML, xBRL oder Swift allgemein Anwendung finden oder gar behrdlicherseits auferlegt werden. Auch wenn Finesti global gesehen nur eine recht bescheidene Rolle im allgemeinen Finanzgeschehen spielt, kann man doch stolz darauf sein, dass es in ein paar Jahren gelungen ist, eine so wichtige ja fast unumgngliche Rolle zu erfllen. Dank der innovativen Dienstleistungen und neuer Technologien gelang es, der europischen Fondsindustrie eine zielorientierte Infrastruktur anzubieten. Mit dieser einmaligen Infrastruktur haben vor allem Akteure des Finanzplatzes Luxemburg die Mglichkeit, geschlossen aufzutreten, um den stets komplexer werdenden Anforderungen gerecht zu werden.

Von Michel Maquil

E-file-AnwendungEine der wesentlichen Bestandteile der Finesti-Plattform ist die E-file-Anwendung. Es handelt sich hierbei um eine gesicherte elektronische Kommunikationsplattform, die zur Sendung von Nachrichten und Dokumenten zwischen den Beteiligten der Fondsindustrie im Rahmen der Reporting-Vorschriften dient. Sie wird gemeinsam von Finesti und deren Muttergesellschaft der Luxemburger Brse betrieben. Das bisher aktuellste Modul ist die in der Ucits-IV-Richtlinie vorgesehene gebndelte grenzberschreitende Meldepflicht. Frher war es durchaus gngig, dass sich der vorgesehene Prozess der Informationsbermittlung ber Wochen erstrecken konnte. Die

Vorstandsvorsitzender der Luxemburger Brse fonds geeignet ist. Im Allgemeinen stellt man fest, dass in Luxemburg die Zahl der diversen Dienstleister im Fondsbereich in den letzten Jahren gestiegen ist. Natrlich sind alle darum bemht, auch in diesem spezifischen Geschft zu bleiben und ihre Angebote dementsprechend weiter auszubauen. In diesem Zusammenhang spielt Finesti eine wesentliche Rolle als zentrale Infrastruktur des Finanzplatzes. Sie zentralisiert und strukturiert die vorgeschriebenen Fondsdaten wie beispielsweise Nettoinventarwerte und Portfolioinformationen, um sie dann ordnungsgem an die Aufsichtsbehrden, die Luxemburger Zentralbank und viele andere Institutionen weiterzuleiten. Ziel von Finesti ist es, sich nicht mit den Dienstleistungen ihrer Kun-

Ziel von Finesti ist es, sich nicht mit den Dienstleistungen ihrer Kunden zu berschneiden . . .

Entwicklung der Luxemburger InvestmentfondsvehikelTeil I Ucits IV Teil II Ucits IV Specialized Investment Funds (SIF) 1 Gesamt 21

2005 1 341 473 164 1 978

2006 1 429 515 197 2 141

2007 1 615 615 538 2 768

2008 1 781 686 703 3 170

2009 1 784 634 812 3 230

2010 1 816 620 898 3 334

Zur VeranschaulichungHier einige Beispiele, die den Umfang dieses Informationsflusses nher veranschaulichen: Im Rahmen von Ucits IV wurde das Erstellen und Verteilen eines KIID (Key Investor Information Document) eingefhrt. Luxemburger Schtzungen zufolge mssen die hiesigen Investmentfonds jhrlich zusammen mit den KIIDs etwa 200 000 Dokumente erstellen und vorrangig der Luxemburger Aufsichtsbehrde zuschicken. Bei grenzberschreitenden Fonds mssen diese KIIDs und die dazugehrigen Dokumente auch den auslndischen Behrden bermittelt werden. Zu diesem Zweck wurde das von Finesti erstellte E-file-System, ein elektronisches Nachrichtensystem,

) Spezialfonds; 2) Zahlen bercksichtigen nicht Teilfonds und Anteilsklassen

Brsen-Zeitung

mentfonds verschicken muss, insbesondere an in- und auslndische Aufsichtsbehrden. Die am 1. Juli in Kraft getretene Ucits-IV-Richtlinie hat diesen Aufwand noch wesentlich erhht. Da die Mehrzahl der Luxemburger Fonds international vertrieben wird, ergibt sich hier eine besonders groe Herausforderung.

Neue gesetzliche AuflagenGlobal gesehen verlaufen die Abwicklung der Geschfte sowie deren administrativer Aufwand zur vollsten Zufriedenheit aller Beteiligten. Viele Dienstleister haben eigene Systeme entwickelt oder Teile des

Fonds aus LuxemburgFortsetzung von Seite B 6 Projektes Atlantic Partners Fondsinitiatoren aus bersee und anderen Nicht-EU-Regionen die Auflegung ihrer Strategien im Ucits-Mantel an. Roadshows in den USA haben das groe Potenzial gezeigt, das hier noch zu erwarten ist. Die Kombination aus dem Gtesiegel Ucits und der hohen Effizienz des Standortes Luxemburg in Sachen Fondsauflegung berzeugt neben den groen international agierenden Gesellschaften auch immer mehr kleinere und mittelgroe Spezialisten, diesen Weg zu beschreiten. Wie wird es weitergehen? Am 1. Juli ist die Ucits-IV-Richtlinie in Kraft getreten. Mit dieser Richtlinie hat die EU einen weiteren, entscheidenden Schritt in Richtung eines einheitlichen europischen Fondsmarktes unternommen. Ucits IV baut noch bestehende Marktbarrieren innerhalb der EU ab und vereinfacht damit die Mglichkeiten der grenzberschreitenden Verwaltung von Fonds. Ein schnellerer Marktzugang und relevante und vergleichbare Informationen fr die Anleger sollen die regulatorischen Rahmenbedingungen in Europa weiter verbessern und zu mehr Effizienz, Flexibilitt und Wettbewerbsfhigkeit in der Fondsindustrie fhren. Luxemburg kann auf eine Reihe wichtiger Standortvorteile blicken: ein politisch stabiles Umfeld, eine jahrzehntelange Expertise in Sachen Fondsauflegung, eine Verwaltung, die schnell und unkompliziert arbeitet diese Kombination ist einmalig. Gemeinsam mit dem starken Brand Ucits Made in Luxemburg sind die Voraussetzungen dafr geschaffen, dass die Marke Ucits sich international noch strker durchsetzen wird.

Impressum

Brsen-ZeitungSonderbeilage

Finanzplatz LuxemburgAm 12. Oktober 2011 Redaktion: Claudia Weippert-Stemmer Anzeigen: Dr. Jens Zinke Technik: Tom Maier Typografische Umsetzung: Klaus Jung

Verlag der Brsen-Zeitung in der Herausgebergemeinschaft WERTPAPIERMITTEILUNGEN Keppler, Lehmann GmbH & Co. KG, Dsseldorfer Strae 16, 60329 Frankfurt am Main, Tel.: 069/2732-0, (Anzeigen) Tel.: 069/2732-115, Fax: 069/233702, (Vertrieb) 069/234173. Geschftsfhrer: Ernst Padberg Druck: Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH; Kurhessenstrae 46, 64546 Mrfelden-Walldorf

B 8 Brsen-Zeitung Nr. 196

Sonderbeilage

Mittwoch, 12. Oktober 2011

Umfassende lnderbergreifende Lsungen bevorzugtDie unterschiedlichen Vorteile der Fondsstandorte Luxemburg und Deutschland flexibel und effizient nutzenKoordinierungsaufwand ber alle gettigten Investitionen erhhen. Erschwerend kommt hinzu, dass die regulatorischen Anforderungen an Investoren in den vergangenen Jahren enorm gewachsen sind. Weitere Regulierungsschritte von staatlicher und suprastaatlicher Seite sind zu erwarten. Von Der Kontroll- und MeldeAlexander Poppe . . . aufwand der Investoren wird also voraussichtlich weiter zunehmen. Unabhngig von den regulatorischen Anforderungen wird fr die Investoren die adquate Steuerung der Asset AlGeschftsfhrer location immer anbei HSBC Inka spruchsvoller. Sie bentigen deshalb detailblikumsfonds, aber auch institutio- lierte Performance- und Risikorepornelle Investoren aus Deutschland be- tinglsungen sowohl auf Fondsdienen sich neben der weiterhin do- bzw. Segmentebene als auch auf agminierenden Anlage in den deut- gregierter Gesamtinvestitionsebene. Allerdings knnen den berblick schen Spezialfonds in beachtenswertem Umfang luxemburgischer ber das gesamte Portfolio unabhngig davon, in welchem Land die Fondsvehikel. verschiedenen Fonds domizilieren nur Fondsverwaltungsgesellschaften Flexibel entscheiden bieten, die moderne ReportingappliViele dieser Investoren mchten kationen anbieten und die bentigsomit keine grundstzliche Entwe- ten Daten ber Schnittstellen in die der-oder-Entscheidung zwischen Systeme der Anleger liefern knnen. den beiden Standorten treffen. Viel- Ein solches Serviceangebot setzt konmehr mchten sie flexibel entschei- tinuierliche Investitionen in die Sysden knnen, wo sie ihre Fonds aufle- teme voraus. Fr Investoren, die in gen und administrieren lassen. Diese deutsche Sondervermgen anlegen, Flexibilitt kann jedoch die Transpa- existiert ein solcher Service auf Gerenz verringern und zu hohen Kos- samtinvestitionsebene bereits. Er ten fhren: Fonds an unterschiedli- wird seit einem Jahrzehnt durch die chen Standorten bedeuten hufig Master-KAGen angeboten. Sie gehdie Wahl verschiedener Anbieter ren heute zum Pflichtbestand bei der und damit erhalten die Investoren Administration breit diversifizierter unterschiedliche Reportings, die den Portfolien in Deutschland. Eine lnBrsen-Zeitung, 12.10.2011 Der Finanzplatz Luxemburg hat sich in den vergangenen Jahren zu einem der bedeutendsten Fondsstandorte in Europa entwickelt. Dies gilt insbesondere fr den Bereich der Puderbergreifende Lsung, die diesen Service auch fr die Luxemburger Fonds liefert, ist vorteilhaft. Fondsverwaltungsgesellschaften, die den Investoren alle notwendigen Dienstleistungen aus einer Hand anbieten knnen, sind allerdings bislang die Ausnahme. Bei der grenzberschreitenden Fondsadministration zwischen den Standorten Luxemburg und Deutschland steigen nmlich notwendigerweise die Anforderungen an die Fondsverwaltungsgesellschaften. Die Investoren profitieren aber entscheidend von den sich hieraus ergebenden Dienstleistungen: Sie m