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_flang1033OvertureAm Abend des 14. Januar 1752 erreichte den Grafen Juan de Castillian eine eilige Depesche. Sein treuer Diener Merlin, ein hagerer, kleiner alter Mann von mindestens 80 Jahren, hatte ihm das Couvert überbracht. Juan de Castillian hatte seit Tagen seine Burg Katan nicht verlassen, er hatte nicht gegessen und nicht gesprochen. Doch beim Lesen des Schreibens legte sich ein verkühltes Lächeln auf sein markantes Gesicht. Ein Gesicht, das scheinbar zu einem 38-Jährigen gehörte. Doch in seinen Augen spiegelte sich noch etwas anderes wider. Eine Macht, die sein ganzes Leben beherrscht hatte, eine Macht, die ihn an die Grenzen des menschlichen Seins gebracht hatte. Es lag eine gespentische Nacht über den Wäldern. Der Sturm peitschte durch die dichten Baumkronen. Juan ließ die Pferde vorspannen. Nichts sollte ihn mehr abhalten, das zu bekommen, was ihm zustand. Merlin hatte mit Besorgnis die Entwicklung seines Herrn beobachtet, doch vermochte nichts zu sagen. Es war die Schwere der Vergangenheit, die auf Juan lastete. Die schwarze Kutsche des Juan de Castillian fuhr wie vom Teufel gejagt durch die Waldungen. Der Kutscher trieb unaufhörlich mit der Peitsche die Pferde an. Der Weg führte zum Schloß Herleven. Juan schaute ungeduldig aus dem Kutschfenster. Er konnte schon die Lichter vom Schloß Herleven sehen. Wie lange hatte Juan diesem Augenblick entgegengefiebert, wie viele Jahre mußten erst verstreichen. Das Schloß lag wie eine Insel hell erleuchtet in dieser Dunkelheit, Musik erfüllte den Wald. Mother Such a long way to go Bearing loneliness Bearing war and disease burden by my fasther Where is the slanderer Where is the slanderer Did you feel the cold heart burning like ice

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_flang1033OvertureAm Abend des 14. Januar 1752 erreichte den Grafen Juan de Castillian eine eilige Depesche. Sein treuer Diener Merlin, ein hagerer, kleiner alter Mann von mindestens 80 Jahren, hatte ihm das Couvert überbracht. Juan de Castillian hatte seit Tagen seine Burg Katan nicht verlassen, er hatte nicht gegessen und nicht gesprochen. Doch beim Lesen des Schreibens legte sich ein verkühltes Lächeln auf sein markantes Gesicht. Ein Gesicht, das scheinbar zu einem 38-Jährigen gehörte. Doch in seinen Augen spiegelte sich noch etwas anderes wider. Eine Macht, die sein ganzes Leben beherrscht hatte, eine Macht, die ihn an die Grenzen des menschlichen Seins gebracht hatte.

Es lag eine gespentische Nacht über den Wäldern. Der Sturm peitschte durch die dichten Baumkronen. Juan ließ die Pferde vorspannen. Nichts sollte ihn mehr abhalten, das zu bekommen, was ihm zustand. Merlin hatte mit Besorgnis die Entwicklung seines Herrn beobachtet, doch vermochte nichts zu sagen. Es war die Schwere der Vergangenheit, die auf Juan lastete. Die schwarze Kutsche des Juan de Castillian fuhr wie vom Teufel gejagt durch die Waldungen. Der Kutscher trieb unaufhörlich mit der Peitsche die Pferde an. Der Weg führte zum Schloß Herleven. Juan schaute ungeduldig aus dem Kutschfenster. Er konnte schon die Lichter vom Schloß Herleven sehen. Wie lange hatte Juan diesem Augenblick entgegengefiebert, wie viele Jahre mußten erst verstreichen. Das Schloß lag wie eine Insel hell erleuchtet in dieser Dunkelheit, Musik erfüllte den Wald.

MotherSuch a long way to go

Bearing loneliness

Bearing war and disease

burden by my fasther

Where is the slanderer

Where is the slanderer

Did you feel the cold heart

burning like ice

Never lost the aim

Being stronger than the time

Touched by the warm hand of my mother

I lost her lovely smile, I lost her lovely smile

I ´ll deal my own cards

I ´ll never show you my hand

Too long I had to wait for that moment

Run my horses run, the devil is behind,

devil is behind

What a feeling to hold the key in hand

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to hold the key in hand

Silly old man, didn´t you know what you kept

Der Baron Herleven lief unruhig auf und ab. Obwohl seine Gäste schon alle eingetroffen waren, hatte er sich noch nicht angekleidet. Er hatte immer noch seinen Morgenmantel an. Alle Fenster im grünen Salon waren fest verschlossen und die Gardinen vorgezogen. Immer wieder ließ er nach seinem Diener klingeln, ob der Graf de Castillian schon eingetroffen sei. Aus dem Ballsaal hörte man fröhliches Gelächter und Tanzmusik. Der Baron von Herleven hörte mit stockendem Atmen eine Kutsche vorfahren. Herleven strich sich mit dem Taschentuch den Schweiß von der Stirn. Er war nicht mehr der jüngste und sein Haar war weiß und licht. Er zog die Gardinen etwas beiseite und sah einen dunkel gekleideten Mann die Kutsche verlassen. Der Baron schickte seinen Diener, den Besucher zu ihm in den grünen Salon zu führen. Der Baron ging mit gesenkten Kopf in seinem Zimmer auf und ab. Da öffnete sich die Tür und Juan de Castillian trat ein. Ihre Blicke trafen sich. Schweigend standen sie sich einige Sekunden gegeüber. Die Spannung, die über dem Raum lag, schien beide zu erdrücken. Juan griff unter sein Cape, holte einen schweren Lederbeutel hervor und schmiß ihn auf den Eichenschreibtisch des Baron. Der tastete zitternd nach dem Beutel, öffnete ihn und ließ die Goldmünzen in seine Hand fallen. Er atmete schwer, der Schweiß tropfte von seiner Stirn, mit wankendem Schritt ging er hinter seinen Schreibtisch und holte aus einem Geheimfach ein in schwarzen Samt verpacktes Buch heraus und hielt es Juan hin. Juan riß ihm das Bündel aus der Hand und verließ den Salon. Der Baron ließ sich in seinen großen Ohrensessel fallen. Während Juan in seine Kutsche sprang, drang ein Knall in den Ballsaal, die Musik verstummte. Der Diener des Baron rannte in unheilvoller Ahnung in den grünen Salon. Doch der Arm des Baron fiel schon leblos über die Armlehne.

Der Morgen graute als Juan zu seiner Burg Katan zurück kam. Merlin beobachtete ihn von der Galerie aus. Juan war durchnäßt und eiligen Schrittes ging er zu seiner Bibliothek. Verkrampft hielt

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der Graf de Castillian das Bündel unter seinem Cape fest und rannte die Treppen zu seiner Bibliothek. Die Morgensonne spielte sich durch die bunten Fenster auf seinen Schreibtisch. Das Licht spiegelte sich in den kuriosen Gegenständen auf seinem Tisch: Blaue Gläser, vergilbte Papyrusrollen, Kegel, Kompaß, Tierknochen, goldene Amulette und blitzende Steine. Juan ließ hinter sich mit einem mächtigen Schlag die Tür des Bibliothekzimmers zufallen. Ein Handstreich genügte, um auf seinem Schreibtisch Platz zu machen. Einige Bücher, Becher und Federkiele fielen zu Boden. Juan kümmerte das wenig. Vorsichtig legte er das schwarze Samtbündel auf den Tisch, nahm das Samttuch ab, und zum Vorschein kam ein altes Buch. Seine langen Finger strichen über den Buchdeckel und unter dem Staub kam eine goldene Schrift ans Licht: Die blaue Puppe....., das Buch war durch ein großes Siegel verschlossen. Juan wollte es brechen, doch seine Hände zitterten, er haute mit seinen Fäusten auf den Tisch. Er schrie und rannte die Gänge in seiner Burg herauf und herunter. Der Wahnsinn schien ihn gepackt zu haben.

The castle with it´s dark tower

The light in corner rooms

The curtains are waving

around your face / Is it night in my eyes

Magic Eyes Is it night in my eyes

Divo can´t you give

Divo can´t you see

Are you kept in your ideas

I can see in your magic eyes

Your sence close to mine

Your hands inside What ever you desire is

The fire is burning high formed in my mind

Senseless if you try

to keep

Divo can´t you give

Divo can´t you see

I offer to melt my knowledge

Are you afraid to let to let me see inside

It doesn't matter, the time is on my side

Die Burg von Katan

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Das Mittelalter war über das Land hinweggegangen mit all der Dunkelheit. Doch irgendwo gab es immer Menschen, die mit Herz und Geist Licht ins Dunkel brachten. Ihr Wissensdurst war durch nichts aufzuhalten. Aber nicht nur die guten Mächte waren am Werk, die Menschheit auf neue Wege zu bringen. Da, wo die Unwissenheit am größten war, waren Menschen, die das ausnutzten. Sie bildeten Riten und Kulte, die kein Wert für den Menschen hatten, nur ihre eigene unbeschränkte Macht suchten.

Es war im Jahr 1495 n. Chr., als in einer Julinacht sich eine schweigende Prozession auf die Burg Katan zu bewegte. Die Dorfältesten trugen eine Sänfte durch den Wald. Einer der Träger war Buran, ein stattlicher Mann von etwa 40 Jahren, doch sein Haar war ergraut, und Trauer hatte sich tief in sein Gesicht gegraben. Diesmal hatte sich das Schicksal an seiner Tochter Miriam vollzogen. Der Burgvoigt Divo de Castillian war als grausamer gieriger Mann bekannt, und alle fürchteten ihn. Divo wandelte nur in der Nacht, am Tage herrschte Totenstille auf der Burg. Er ließ sein Volk, das ihm anvertraut war, in Ruhe, bis auf einen Tag im Jahr. Da forderte er den Zins. Einen ganz besonderen Zins. Durch ein Losverfahren mußten die Dorfältesten unter den Jungfrauen des Dorfes die erwählen, die in jener Nacht die Frau des Burgvoigten werden sollte. Seit 20 Jahren vollzog es sich Jahr für Jahr. Die Mädchen, die zu ihm gebracht wurden, hatte man nie wieder gesehen. Jedes Jahr forderte er aufs neue eine Frau. Niemand wagte, gegen ihn anzugehen, um das zu verhindern. Es geschah nur einmal, aber durch seine Spitzel hatte Divo de Castillian von der Verschwörung erfahren. Er hatte sich daraufhin in der Nacht mit seinen roten Rittern zum Dorf begeben und alle Tiere töten und dann das Volk auf den Dorfplatz treiben lassen. Mit seiner durchdringenden Stimme verkündete er, daß, wenn es noch einmal Widerstand geben würde, jeder Bewohner aus dem Dorf so enden würde wie die Tiere. Nachdem er weggeritten war, deckte eine übel riechende Wolke das Dorf ein und die Menschen wurden krank. Niemand hätte gewagt, ihm zu widersprechen, selbst die Adligen aus der großen Stadt waren ihm nicht gewachsen. So wurde auch diese Nacht vollzogen wie jedes Jahr. Buran ließ seine Tochter in Scharlach kleiden, gab ihr ein Säckchen Myrrhe und geleitete sie zur Sänfte. Buran hatte gehofft, sie vorher an einen jungen Mann aus einem anderen Dorf zu verheiraten, doch das Schicksal wollte es anders. Miriam war kaum 17. Die Würde, mit der sie die schreckliche Nachricht trug, bewies Größe. Sie war ungewöhnlich groß, hatte langes gewelltes Haar, ihre Haut war weiß wie Schnee. Sie war in nichts mit den anderen Mädchen zu vergleichen. Selbst in der Minute des Abschieds von ihrem Vater, fand sie tröstende Worte für ihn:"Vater, hab Dank für die guten Jahre, ich werde mich würdig erweisen, und vielleicht bin ich in der Lage, dem Bösen ein Ende zu bereiten."

In der Burg Katan loderten die Fackeln und die Roten Ritter hatten sich postiert. Divo war immer auf einen Angriff vorbereitet, an den er aber nicht wirklich glaubte. Durch das Fenster im Laboratorium sah er die Prozession durch den Wald kommen. Er fühlte, daß diesmal ein besonderes Mädchen kommen würde. Über die normalen Operationen des Goldmachens und der Diamantenvergrößerung war er längst hinausgewachsen. Er fühlte sich zu Größerem berufen. Auf seinen Reisen durch das Osmanische Reiche hatte er viele Taslimänner erworben, Stoffe mit magischen Quadraten und Schriftrollen mit Hinweisen auf die Mächte des Lebens, was ihn seither mit wachsender Leidenschaft in seinen Bann gezogen hatte.

Miriam wurde die steinige Wendeltreppe am Ostflügel von roten Rittern hinaufgeführt. Miriam hielt sich an den Wänden fest, um nicht zu stürzen. Der rote

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Ritter öffnete mit einem kräftigen Stoß die beiden Flügeltüren und Miriam stand im großen Laboratorium des Divo de Castillian. Die Fackeln erhellten nur teilweise den Raum und im hinteren Ende erkannte Miriam den Schatten des Divo. In dem Raum standen viele Mörser und Behälter. Eigenartige Flüssigkeiten blubberten über einer Feuerstellen. Am Fenster lag ein Skelett auf einem Holztisch. Miriam schloß die Augen, sie betete und umklammerte das Holzkreuz, das sie um den Hals trug. Ein warmer Windzug bewegte den scharlachfarbenen Schleier, der über ihr Gesicht gezogen war. Der roten Ritter drehte mit leichtem Scheppern auf der Stelle um, schloß die große Tür und postierte sich davor. Miriam stand wie angewurzelt in der Mitte des Raumes. Divo hatte kleine Metallkugeln in der Hand, die er unentwegt kreisen ließ, seine Schritte kratzten über den Steinboden:" Zeig mir dein Gesicht, Mädchen."- "Ich bin Miriam und mein Gesicht zeige ich dir nicht!" Ihre Stimme war stark, stark im Angesicht des Bösen. Divo ließ die Kugeln schneller kreisen. Er war Widerspruch nicht gewöhnt."Zeig mir dein Gesicht, oder du bist des Todes!"Divo trat aus dem Schatten heraus. Er kam ihr näher, seine Augenbrauen zuckten nervös. Miriam stockte das Blut in den Adern. Der Divo war groß, seinen Körper schütze ein Lederpanzer mit Metallplättchen. Das schwarze Haar ging ihm bis auf die Schultern. Sein Gesicht war länglich, tiefe dunkle Augen schauten sie eindringlich an. Die linke Wange war durch einen Schwerthieb fast gespalten. Die Leute im Dorf erzählten sich, er habe mit dem Teufel um sein Leben gefochten. Die Narbe hätte ihm der Teufel als bleibende Erinnung hinterlassen. Miriam hielt ihr Kreuz noch fester:"Ich erwarte hier nicht weniger als den Tod, so nimm dir selbst, was du sehen willst. Ich gebe Dir nichts." Divo stand ganz nahe vor ihr, und seine Hand ballte sich zur Faust, fast hätte er ihr den Schleier heruntergerissen, doch dann ließ er seine Hand sinken und lachte verächtlich:"Du kennst dich aus, es ist amüsant, mal nicht auf hohles Vieh zu treffen. Du willst spielen, sei's drum, ich will sehen, welcher Saft dich speist, vielleicht ist es der, den ich suche. -Ritter, bringt sie auf ein königliches Gemach, ihr soll es an nichts mangeln, wir wollen speisen und reden, falls sie über genügend Worte verfügt." Die beiden aßen zusammen, vielmehr aß und trank Divo in ausgelassener Stimmung. Es gab Rebhühner. Divo schlang sie fast vollständig in sich hinein. Miriam hielt sich zurück. Divo sprach in schwungvollen Reden von seinen Erfindungen und Operation, er merkte nicht, daß Miriam schwieg. Sie hörte ihm aufmerksam zu, durch ihr noch immer verschleiertes Gesicht. Nachdem er schon mehrere Kelche des geistigen Getränkes in sich hatte, sprang er auf und ging schwankend auf das andere Ende der Tafel zu, an dem Miriam saß:"Und nun zum Abschluß des Essen wirst du mir dein Gesicht zeigen!" - "Du willst mein Gesicht sehen, du willst wissen, was ich weiß, du bist ein jämmerlicher Wurm, nun gut ich werde dir geben, was du verdienst, doch schwöre bei deinem Blut, daß du das Dorf verschonst und nie mehr ein Mädchen forderst und mich am Leben läßt." Divo lachte schallend auf und trat einen Schritt zurück:"Du bist ein einfältiges Weibstück, du willst fordern?" In diesem Augenblick hob Miriam ihren Schleier und Divo sah wie erstarrt in ihre Augen, in tiefblauen magischen Augen in ihrem Elfengesicht. Seine Gesichtszüge versteinerten sich:"Du weißt es, du weißt alles..... ich gebe dir, was du willst, doch du wirst meine Frau und bleibst auf ewig bei mir in dieser Burg. In dieser Nacht kam Divo in ihr Gemach, und sie vollzogen die Ehe. Als er ging, schlossen sich für Miriam die Türen der Burg - für immer-.

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Der FluchMerlin hatte abgewartet, bis Stille in das Schloß eingekehrt war. Er machte wie jede Nacht seine Runde und löschte die Lichter. Aban der Küchenjunge schlief in der Küche, und Merlin deckte ihn mit seiner Jacke zu. Der Mond stand hell über dem Schloß Katan. Merlin wollte gerade in seine Kammer, als ein gellender Schrei die alten Mauern erschütterte. Er warf sich einen mottenzerfressenen Umhang um und lief so schnell ihn seine Beine tragen konnten die Treppen hinab. Es kam ein gleißendes Licht aus der Bibliothek. Merlin rief nach seinem Herren, doch der antwortete nicht. Ängstlich hielt er sein Ohr an die schwere Holztür mit dem Löwenkopf als Schloß. Von drinnen hörte er schweres Atmen, fast, als würde jemand sterben. Er öffnete zitternd vorsichtig die Tür. Der Bibliotheksraum war hell erleuchtet, so wie dieses Burgzimmer nie erleuchtet war. Juan de Castillian lag am Boden, und aus dem Buch, das auf dem Tisch lag, entsprang ein Leuchtstrahl, der durch die Fenster gen Himmel führte. Ein hoher Ton ließ Merlin fast taub werden, doch die Sorge um seinen Herren, ließ ihn durchhalten. Er kniete bei Juan, seine Hände waren fast verbrannt, und sein Atem war flach. Er war nicht stark genug, ihn zu bewegen, darum weckte er Aban, beide zogen Juan aus dem Zimmer in einen Nebenraum und legten ihn aufs Bett. Juan kam langsam wieder zu Bewußtsein:"Merlin, schließ das Buch....." und fiel wieder in Ohnmacht. Merlin eilte in die Bibliothek und versuchte, dem Buch nahe zu kommen. Der Lichtstrahl war so heiß, daß auch er sich die Hände verbrannte, bevor er das Buch schließen konnte. Er packte es in ein schwarzes Samttuch und legte es in eine schwere Truhe. Merlin wachte 14 Tage und Nächte an dem Bett von Juan. Die Verbrennungen von Juan und Merlin heilten innerhalb weniger Tage wieder ab. In der 14. Nacht hatte Merlin seinen Herren für wenige Minuten alleinegelassen. Er wollte Wasser und Öle holen, um Juan zu reinigen. Als er wieder in das Schlafgemach eintrat, stand Juan am Fenster. Merlin fiel vor Schreck die Kanne Wasser aus der Hand:"Herr, ihr seid wohlauf, welche Freude!" Doch als Juan sich umdrehte, sah Merlin die tiefe Gier in seinen Augen:"Freude, was ist Freude, ich habe die Geheimnisse der Menschheit gelöst, du unwissendes Geziefer auf meinem Teppich. Mach dich bereit für eine lange, sehr lange Reise." Merlin wurde bleich, das war nicht der Juan, den er kannte.

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Die Entdeckung der blauen PuppeDer 3. September 1995 war lau und schön. Mira Schneyder eilte durch die Straßen von Paris, sie war hochgewachsen und schlank. Ihre blonden langen Haar trug sie offen. Obwohl es noch recht warm war, trug sie bereits einen beigen Mantel dazu helle Halbschuhe. Sie hatte die große schwarze Tasche über die Schulter gehängt und schaute ständig auf die Uhr. Die Menschen eilten starren Blickes an ihr vorbei. Es war jeden Morgen das gleiche Bild in dieser großen Stadt, die einem wohlgeordneten Bienenstaat glich, wenn sich alle an die Ordnung hielten. Das Haus Nr. 20 mit dem Metallschild "Steuerberater Minter & Partner" hatte sie schon fast erreicht, als ihr ein kleiner Junge vor die Füße rannte:" Mist, schon wieder ein Laufmasche....." Doch es blieb ihr nicht viel Zeit zum Fluchen, in wenigen Minuten würde es Uhr 8.00 sein, und sie saß noch nicht an ihrem Arbeitsplatz. Die alten Holztreppen in dem Haus Nr. 20 knirschten, als sie nach oben rannte. Wie jeden Morgen kam ihr die alte Mdme Hopsen entgegen. Ihre Strickjacke und den grauen Rock schien sie nie zu wechseln. "Na..... wieder zu spät?", Mdme Hopsen lächelte gutmütig. Mira war außer Atem:"Es wird besser, Mrs. Hopsen, es wird besser." Die alte Frau schüttelte mit dem Kopf und ging langsam die Treppe hinunter.

We work well until

we follow the flow of river

We receive praise because

it´s easy to handle us

We receive love when we

talk as they want

We are only marionettes MARIONETTES

in dance of live

We are only jumping

the way they told us to

Marionettes not eally laughing

not really who they are

Marionettes who are pretending

how we have to live

Marionettes are sure to know

the real way of live

We are only marionettes

in dance of live

we are only jumping

the way they told us to

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Marionettes who pretending

what we have to own

In der Kanzlei herrschte reges Treiben. Mira beeilte sich, schnell an ihren Schreibtisch zu kommen. Ihr gegenüber saß Helen, ihre beste Freundin, sie kannten sich noch von der Schulzeit her. Helen war ein flippiger Jeanstyp, seit 5 Jahren mit Ben Duval verheiratet. Sie hatten keine Kinder und reisten viel umher. Mira hatte zwar einen festen Freund, Henry Savoir, vor einer Legalisierung ihrer Verbindung war sie immer wieder zurückgeschreckt - Henry meinte immer, sie hätte einen kriegerischen Charakter, der eine Ehe als Niederlage empfinden würde - Mira bestritt das natürlich standhaft, doch innerlich mußte sie ihm recht geben. Das Steuerbüro machte einen recht verstaubten Eindruck, auf Miras Schreibtisch stapelten sich die Akten und M. Minter, ein dicklicher Mitfünfziger, der seine fettigen Haare immer mit einem Schwung nach hinten warf, hatte alle Eigenschaften eines schlechtes Chefs zu den seinen gemacht. Helen rührte gelangweilt in ihrem Kaffee:"Ich glaube, ich müßte mal eine andere Haarfarbe ausprobieren?" Mira schob ihren Bleistift hinter ihr rechtes Ohr und lachte:"Du solltest mal grün versuchen, das hattest du noch nicht!" Helen lachte laut los, so als ob man sie durchkitzeln würde, die restlichen Angestellten schauten ungläubig zu ihr. Helen und Mira verhallten in leisem Gekicher. Aus der großen Bürotür hörte man M. Minter und seinen Partner laut schreien. Das machten sie jeden Monat und nur mit dem Ziel, die Mitarbeiter aufzuschrecken, doch mittlerweile nahm niemand mehr davon Kenntnis. Mira schaute auf die Cheftür, die plötzlich aufzugehen schien, doch sie sah nicht das Zimmer ihrer Chefs dahinter, es war vielmehr eine alte Bibliothek. Auf dem schweren Eichentisch lag ein altes Buch mit gebrochenem Siegel und davor stand ein Mann mittleren Alters, der gellend aufschrie, so schrie, daß Mira sich die Ohren zuhalten mußte:"Mira, Mira, was ist los mit dir?!" Helen stand neben ihr, schüttelte sie. Mira drückte ihre Augen zu und rieb sie, sie war wohl nicht ganz bei sich, ihr Herz schlug bis zum Hals. Helen brachte ihr ein Glas Wasser. Doch bevor sie sich beruhigen konnte, wurde sie von M. Minter angeschrien und der verlangte die Steuerunterlagen Broder. Die Zeit schien nicht zu vergehen, Mira kaute gedankenversunken auf ihrem Bleistift herum. Mira ging nach Büroschluß alleine durch die Straßen. Sie hatte die letzten Wochen immer wieder Alpträume. Henry hatte dafür kein Verständnis. Ihre Deutung ließen ihn nur lachen. Henry war Computerfachmann, ihn interessierte nur die pure Logik. Doch Mira war da anders. Ihre Phantasie und Träume waren immer eine zweite Welt, in der sie leben konnte. In den letzten Jahren, seit sie mit Henry zusammenlebte und ihren Beruf ausübte, schienen diese Träume verloren gegangen zu sein. Eigentlich wollte sie ja auch mal Schauspielerin werden. Ihre Großmutter mütterlicherseite führte noch ein richtiges Gauklerleben, obwohl die Kriegsjahre eigentlich keinen Raum dafür ließen. Oder war es ein Ventil, der Grausamkeiten zu entfliehen? Mira kannte ihre Großmutter nur aus Erzählungen ihrer Mutter. Irgendwann verschwand ihre Großmutter, und man hörte nie wieder etwas von ihr. Bis vor ein paar Wochen, ja vor ein paar Wochen war für einen Augenblick alles wieder da. An diesem Montagmorgen, als der Postbote aufdringlich an der Tür klingelte und ein Einschreiben hereinreichte. Der Brief entpuppte sich als Mitteilung über eine Testamentseröffnung. Das Testament ihrer Großmutter. Eigentlich hatte Miras Großmutter nichts zu vererben bis auf ein kleines Couvert, und dieses Couvert hatte sie ihrer Enkelin zugedacht. Das Couvert lag dem Schreiben bei und Mira öffnete den vergilbten Umschlag. Es war ein Gedicht, ein uraltes Gedicht:

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IN SCHARLACH GEKLEIDET

IN ZEIT GETAUCHT

ICH GEHE UND ICH SEHE

WAS AUCH IMMER WAR

GESCHRIEBEN IM BUCH

VERLOREN FÜR IHN

GEFORMT ALS PUPPE

VERSTECKT FÜR SIE

SO WERDE ICH NICHT

GEHEN, BEVOR DER

KREIS SICH SCHLIEẞT

MIRIAM DE CASTILLIAN

Mira konnte nichts mit den Versen anfangen, es lag auch keine Erklärung bei. Selbst der Name der vermeintlichen Verfasserin sagte ihr nichts. Ihre Großmutter hieß Alea Seraphina. Irgendetwas hatte sich ihre Großmutter dabei gedacht, also legte Mira das Gedicht in eine Folie und trug es immer bei sich.

Die Menschen huschten über die Straßen, Mira schaute sich die Auslagen an und beäugte sich im Schaufenster. Unvermittelt stand sie vor einem kleinen Laden, der ihre Aufmerksamkeit erregte. "Puppenhaus" hieß der Laden, und das freundliche Licht, das durch die Fenster drang, lud sie förmlich ein. Mira trat in das kleine Geschäft, dessen Türglocken daraufhin aufgeregt klingelten. Es war wirklich ein sehr kleiner Laden. Alle Marionetten hingen von der Decke. In der linken Ecke saß eine junge Frau mit Lederarbeitsschürze und hatte eine unfertige Puppe auf dem Schoß. Sie schien erst nicht auf Mira zureagieren, doch dann schaute sie von ihrer Arbeit auf:"Kann ich ihnen helfen, eigentlich wollte ich gleich schließen?" Mira schaute sich unschlüssig um:"Nein, danke, ich schaue nur mal..... aber mich würde interessieren, woran sie gerade arbeiten?" Die Puppenmacherin hielt die Puppe hoch, Mira gefiel die Puppe, obwohl sie noch recht roh aussah. Die Hände waren von ausgesprochener Feingliedrigkeit und das Gesicht äußerst prägnant, doch hatte sie noch nichts an.."Wann wird die Puppe fertig sein." Das Gesicht der Puppenmacherin wurde ernst:"Diese Puppe wird nie fertig... Ich arbeite schon mein ganzes Leben daran!" Es war nicht die Antwort, die Mira erwartet hätte, sie fühlte eine schneidende Kälte und verließ daraufhin eilends den Laden. Es war bereits dunkel draußen, und Mira ärgerte sich schon, daß sie so viel Zeit vertan hatte. Es waren nur ein paar Straßen bis zu ihrer Wohnung. Das Haus Nr. 15 war ein recht ordentliches Haus, manchmal zu ordentlich für Mira, zu gerne hätte sie mal ein Schwätzchen gehalten, doch davon hielt man hier nichts. Es war kalt in ihrer Wohnung, Henry war noch nicht da, und sie hatte am Morgen vergessen, die Heizung anzustellen. Mira zog sich schnell ihren warmen weiß schwarz gestreiften Flauschpullover über. In ihrer kleinen Küche, die sie nur selten

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benutzte, setzte sich den Teetopf auf, um sich einen schwarzen Tee aufzubrühen. Als sie ihren blau-weißen Becher aus dem Küchenschrank nehmen wollte, klopfte es unvermittelt an die Tür:"Henry, bist du es .... hast du schon wieder deinen Schlüssel vergessen?!" Mira war ärgerlich, Henry vergaß alles von Geburtstagen bis zu Schlüsseln, Schals, eben alles, was man halt so vergessen kann. "Ich möchte, daß sie die Puppe nehmen" Mira erschrak sich. Es war nicht Henry, sondern die Puppenmacherin, die vor der Tür stand. Die Frau schien zu frieren - kein Wunder sie hatte auch nur ein graues T-Shirt an und eine dunkle Stoffhose. Das einzige, was ein wenig Wärme spendete war ein scharlachfarbenes Wolltuch, das sie sich um den Kopf gewickelt hatte. Noch bevor Mira etwas fragen konnte, hatte die Frau ihr ein Packpapierbündel in die Hand gedrückt und war schon wieder die Treppen runter aus dem Haus. Mira zuckte mit den Schulter und verschloß die Tür hinter sich. Das Papierbündel fühlte sich ganz warm an. Mira legte es auf den Wohnzimmertisch. Sie versuchte vorsichtig, die kleinen Knoten der Fäden zu lösen, die leicht mehrere Male um das Paket gebunden war. Von der Küche hörte sie das Pfeifen ihres Teekessel. Sie ließ es länger Pfeifen bis es ihr in den Ohren weh tat. Unwillig ließ sie das Päckchen im Wohnzimmer liegen und stelle den Teekessel ab. Während sie den Tee aufgoß, hörte sie ein Rascheln und in ihren Augenwinkeln schien ein Schatten über die Wand zu huschen. Mira stutzte und lachte laut:"Na, Gespenster wollt ihr auch' n Tässchen Tee?" Sie lachte noch ein bißchen weiter - für sich -. Ein Lachen, das unvermittelt verstummte, als sie sah, daß das Päckchen bereits geöffnet war, und die Puppe vor ihr lag auf dem Boden lag. Mira kniete sich nieder. Sie berührte vorsichtig mit zitternder Hand die Puppe. Sie hatte sich stark verändert. Vor ein paar Stunden noch ein Rohling. Jetzt ein Meisterwerk. Das blaue Gesicht strahlte durch den Raum. Die Gesichtszüge tief und markant, schwarze Federn umspielten den Kopf. Ein dunkler seidiger Umhang wallte um den Körper. Sie lag einfach da, die feinen blauen Händen auf dem Boden. Eine Stimme drang an ihr Ohr:"Hallo Schatz, ich bin's...." Mira schüttete vor Schreck den Tee auf den Teppich:" Henry, wie kannst du mich nur so erschrecken... " Mira stand auf holte aus der Küche schnell einen Lappen. Henry grinste:"Was treibst du denn auf dem Fußboden.... was ist denn das für ein komischer Vogel?" Mira wedelte ihm mit dem nassen Lappen vor dem Gesicht herum:"Finger weg, das ist was für Feingeister." - "Ist ja schon gut, Mira, gibt's was zu essen?" - "Du meine Güte, du denkst auch an nichts anderes, hol doch was aus dem Bistro... Baquette oder so, Wein haben wir noch da, ich muß erst mal die Schweinerei wegmachen." Henry nahm bereitwillig reißaus. Als er schon fast draußen war, rief sie ihm hinterher, er solle nicht so lange bleiben. Henry zog sich seine Baskenmütze tief ins Gesicht und seufzte:"Frauen...". Mira stand am Wohnzimmerfenster, sie hatte von dort aus einen wunderbaren Blick bis zum Champ Elysee. Die Lichter der Großstadt tanzten, die Autos rauschten vorbei. Sie stand ganz dicht am Fenster und ihr Atem beschlug das Glas.

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Mira hatte die Puppe an ihrem Fadenkreuz angefaßt, und versuchte die Fäden auseinander zu drehen. Sie probierte jeden Faden aus, und irgendwann begann die Puppe zu tanzen, und die Federn bewegten sich im Wind. Mira tanzte immer schneller, immer wilder, bis sie schwindelig auf den Sessel fiel. Sie hatte ihre Augen noch geschlossen und genoß das berauschte Gefühl. Mira schritt mit der Puppe die ganze Wohnung ab, ließ sie sitzen, stehen, sich bücken und sie durch die blaue Kristallkugel schauen, die die Puppe in ihrer Hand hatte. Mira wollte die Puppe immer im Auge haben, darum suchte sie den Haken, der eigentlich für die Gardinen vorgesehen war, aber viel besser für die Puppe geeignet schien. Als Mira Henry zurückkommen hörte, hing sie die Puppe schnell an den Haken, ordnete noch ihr Gewandt und sprang in die Küche, um Gläser und Teller zu holen. "Sag mal Mira, von wem hast du die Puppe?" Mira lukte aus der Küche. Henry hing seinen hellen Tranchcoat an die Gaderobe:"Was meinst du...?. Ach, die Puppe, die hab ich geschenkt bekommen." - "Von wem?" Henry stand in der Küchentür."Von wem? Na irgend so eine Frau..." Henry suchte den Wein aus dem Schrank:"Wieso schenkt Dir jemand einfach eine Marionette?" Mira versuchte Henry umständlich beim Essen zu erzählen, was sie erlebt hatte. Henry kaute gelangweilt auf seinem Baquett herum, bis die Mayonnaise an den Seiten heraustropfte."Ich muß auf Geschäftsreise nach London, morgen fliege ich..." Mira knallte fast mit ihrem Weinglas auf den Glastisch:"Und das erfahre ich erst heute... Wie lange wirst du überhaupt bleiben.. ich finde das gar nicht gut." Henry versuchte, den Mayonnaisefleck vom Glastisch zu wischen. Er schaute Mira nicht an:"Schatz, ich habe das erst heute erfahren, da sind gravierende Fehler im Computersystem unserer Tochtergesellschaft aufgetreten, heute morgen hat mein Chef gesagt, M.. Savoir sie sind unsere bester Mann, ich habe schon für sie gebucht, hier ist ihr Ticket." Mira kannte das schon, eine Woche hier, eine Woche da, doch diesmal würde sie es nicht stören, sie wird sich viel vornehmen, und die Zeit wird schnell vergehen.

Is it love

If you take only parts of me

Is it love to change us until

there is no choice.

Believe, trust, give and you will see and

you get much more love

Page 12: _flang1033OvertureAm Abend des 14  · Web view_flang1033OvertureAm Abend des 14. Januar 1752 erreichte den Grafen Juan de Castillian eine eilige Depesche. Sein treuer Diener Merlin,

May it not be better to give freedom everybody needs

to give room which is necessary

to give the trust which we keep mostly

Believe, trust, give and you will see

and you get much moch Love.

Henry war schon lange ins Bett gegangen, Mira saß immer noch im Wohnzimmer und betrachtete die Puppe. Irgendwann schlief sie mit der Puppe auf dem Schoß ein.

Der TraumMira fand sich wieder in einem kleinen kalten Raum. Sie saß auf dem Boden in einem scharlachroten Kleid, die Haare offen, auf ihrem Schoß lag die Puppe. Ihr gegenüber stand ein alter gesprungener Spiegel. Sie fühle sich von ihm angezogen. Immer stärker wurde die Kraft, bis die Kraft sie völlig eingenommen hatte, und Mira in den Spiegel gezogen wurde. Sie fühlte sich so leicht, so befreit und wollte tanzen, tanzen. Sie tanzte nicht allein, um ihr waren viele Bilder aus anderen Zeiten und Räumen. Menschen, Taten und Gefühlte waren um sie, wie ein Schleier um ihr Gesicht. Vor einem Bild hielt sie inne. Es war das Bild eines Mannes. Sein Blick stark, seine Haare schwarz, die Nase edel. Sie berührte sein Bild, zärtlich, neugierig. Es war der Mann in ihren Träumen. Als sie über seinen ausdrucksvollen Mund strich, fühlte sie den Hauch eines Kusses, der wie ein warmes Licht durch ihren Körper fuhr. Der Mann löste sich aus dem Bild und umfaßte sie, sie tanzten, schwebten bis sie als Möwen in den weiten Raum flogen. Sie waren verträumt, verspielt wie kleine Kinder. Sie tauchten in die Wolken und tauchten in den See der Blumen ein. Sie drehten ihre Kreise, verloren sich, fanden sich wieder. Sie sah ihm tief in die Augen bis plötzlich ein schwarzer Schatten sein Gefieder dunkel färbte. Mira sah erschrocken auf und blickte in die tiefe, rotblitzende Augen eines gigantischen Adlers. Er stand fast in der Luft hinter ihm. Sie wollte schreien, ihn warnen, doch sie konnte nicht. Die Schwinge des Adlers traf ihn. Getroffen schien er zu Boden zu fallen. Der Adler wetzte seine Krallen und stürzte auf Mira zu. Sie wendete alle ihre Kraft an, ihm zu entfliehen. Sie spürte seinen heißen Atmen im Rücken, als ihr Geliebter plötzlich wie ein Pfeil wieder aus der Tiefe hervorkam und den Adler angriff. Mira konnte in den Bilderraum zurückfliehen. Entkräftet schleppte sie sich zum Spiegel. Ein Schrei durchdrang den Raum. Mira schaute sich noch einmal um. In dem Bild, in dem vorher das Antlitz ihres Geliebten war, lachte die widerliche Fratze eines Monsters. Mira rannte durch den Spiegel, einen weiteren Spiegel und noch einen Spiegel....

ANYWAY

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I feel some sorrow, for the time you left me

giving a smile

No, kiss, no word to remember, anyhow we found

something not ment for earth

Oh, time come back

let the clock work the other way

around. Let it be a new

beginning for the

moment I can hold your

hand again.

They crashed in our life

they didn´t let us go

For a moment, we had our paradise.

Every morning the sun shines again

one drop of water hollows the stone

The stars will be there for us/until the end of time

Mira kam wie ein ungemachtes Bett ins Büro. Sie hatte kaum geschlafen, und ihre Glieder waren steif, sie war eigentlich der Ansicht, sie hätte überhaupt nicht geschlafen, aber Urlaub wegen ruheloser Nächte gab es in dieser Firma noch nicht. Helen schleppte Mira literweise starken Kaffee und pfundeweise Schokolade an. Sie hatten an diesem Tag eine längst überfällig Bilanz abschließen müssen, und Mira konnte kaum die Augen aufhalten."Reiß dich zusammen, Mira, die anderen denken schon, du machst jede Nacht durch." Mira schüttete sich viel zuviel Zucker in den Kaffee:"Vielleicht haben sie gar nicht so unrecht.... habe ich dir schon erzählt, daß Henry heute wieder abgeflogen ist, ich glaube fast, der führt ein Doppelleben." Helen sortierte eifrig die Kontenblätter:"Das glaubst du doch selbst nicht, Henry ist noch nicht mal in der Lage, einen Tag zu planen, ohne die Hälfte durcheinander zubringen." Mira vergrub sich hinter den Akten, sie hatte Willi, den Büro-Azubi, entdeckt, er bewegte sich mit seinem Verteilerwagen bedrohlich schnell auf ihren Schreibtisch zu:"Vorsicht, Helen, Willi kommt." Willi war der leicht verpickelte, nickelbrillentragende Steuerberater der Zukunft, der sich in diesem Büro aktenverteilend auf seine rosige Zukunft vorbereitete. Er hatte sich unsterblich in Helen verliebt, oder war es Mira? Die beiden wußten das nicht so genau. Jedenfalls konnten die anregenden Gespräche über das Wetter nur mit einem -"Ich muß dringend zum Chef"- abgebrochen werden. Mit seinem unverdorbenen Lächeln unter seinem

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Bartflaum warf er galant Helen die Post auf den Tisch. Sein Augenzwinkern war klar und höchst anzüglich. Helen wartete erstarrt bis "Mr. Bombastik" an ihr vorbeigezogen war. Sie atmete tief aus, als er den Gang weiterging, ohne ein Wort zu sagen. Mira lachte in ihre Papier, leise. Sie wollte ihn auf keinen Fall beleidigen, aber Helens Gesicht war zum Wegschmeißen:"Na Helen, da hab ich aber Pech, diese Woche steht er auf dich." Helen rückte ihren leicht aufgegangenen Zopf zurecht. Zur Mittagspause gönnten die beiden sich ein Essen im Bistro an der Ecke. Die herbstliche Sonne ließ Mira und Helen den Spaziergang genießen. Mira hatte ihre Tasche mitgenommen, denn sie wollte Helen ihre Puppe zeigen. Helen war überrascht, aber ebenso angetan wie Mira von dem Stück:"Sie ist wunderschön, Mira, du müßtest sie nur noch richtig spielen können." Mira ließ die Puppe auf dem Kachelboden im Bistro laufen und der zigarrettenrauchenden Bedienung am Bein kitzeln:" Sieh Helen, ich kann es doch schon ganz gut..." - " Du brauchst einen Lehrer, ein richtiges Theater, so eins wie mein Bruder Mark hat." Mira pustete an ihrer zu heißen Tomatensuppe:" Meinst Du, die nehmen mich und die Puppe, die lachen sich doch tot,...einen puppenspielenden Steuerberater."

Das PuppentheaterDer alte Sultan rief:"Du bekommst meine Tochter nicht, du böser Drache." und er schlug mit einem Holzschwert auf ihn ein. Es waren noch keine Kinder da, die mitzittern konnten. Der Zirkusplatz von Paris lag noch friedlich im Herbstwind, und das bunte Laub fiel auf den Boden. Nur Mira hatte vor dem kleinen bunten Zirkuswagen auf den Holzbänken Platz genommen. Wie lange war es schon her, daß sie in einem Puppentheater war oder in einem Zirkus?. Als der Vorhang fiel, klatschte Mira begeistert und ließ fast ihre Puppe fallen. Mark schaute aus der Bühne raus und lachte. Er lud sie ein in seinen Zirkuswagen. Ein bunter kleiner Wagen mit viel Klimbim. Unter der Decke hangen viele Puppen. Puppen, die Mark und sein Freund Jeff selbst gemacht hatten. Jeff kochte einen aromareichen Expresso, sie tranken ihn aus kleinen bunten Tässchen."Zeigst du uns deinen Schatz." Marks kleiner Zopf wippte vor Vergnügen, seine Schwester hatte ihn schon vorgewarnt. Mark und Jeff waren begeistert von der Puppe, nur konnten sie die Geschichte, die ihnen Mira erzählte, nicht ganz glauben, denn sie kannten das "Puppenhaus" gar nicht. Mark nahm sich der Puppe an:"Mit der werden wir ein ganz neues Stück proben, ich hab da schon'ne irre Idee... Jeff, such doch mal das letzte Script von mir raus..." Während Jeff und Mark in ihren Papieren kramten, schlich Mira hinter die Bühne und stellte die Puppe in die Kulisse. Es war, als spürte sie die Kraft, die an den Schnüren zog. "Ah, hier ist es..." Mark setzte zu großen Gesten an:"Der Zauberer von Mark Declar nach E. A. Poe.... Die Nacht hatte ihr schwarzes Gewandt über den Tag gelegt und ihre Kinder ins Land geschickt. Überall hörte man es Heulen und Klagen, Rascheln und den Wind sich drehen. Die Burg des Zauberers mit dem modrigen Graben hatte ein tiefes Gewölbe, dort sah man den Zauberer mixen und brodeln, beschwören und verfluchen...." Jeff riß ihm das Manuskript aus der Hand:" Da gefriert einem ja das Blut in den Adern, mir ist schon klar, daß man dich aus dem Autorensemiar geschmissen hat. "Banause..." maulte Mark und trank hastig den letzten Schluck Expresso.

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Die Reise nach Venedig

Die Stadt war voll wie nie, Menschenmassen in bunten Kostümen drängten sich durch die schmalen Gassen zum Hafenbecken von San Marco. Prächtig geschmückte Gondeln hatten sich in Position gebracht. Niemand wollte das Schauspiel verpassen, wenn der Doge in seiner goldbeladenen Prunkgondel von San Marco nach San Nicolo am Lido fahren würde. Eine Kutsche steckte fest in der schmalen Gasse. Die Pferde drehten fast durch, weil die Menschen sich so nahe an ihnen vorbeidrückten. "Herr, lassen sie uns laufen, wir werden sonst nicht weiterkommen", Merlin öffnete die Kutschentür. Merlin und Juan quälten sich durch die Massen. Sie waren erst vor kurzem nach Venedig gekommen und suchten eine passende Unterkunft. Gedrängt von den Menschen wurden sie in einen Hauseingang geschoben. Juan schob seine Kapuze zurück und schaute auf das Namensschild:" Wir haben Glück, es ist das Haus, das wir suchen." Merlin betätigte den großen Türklopfer, und nach wenigen Minuten öffnete ein junger Page die Tür:" Oh, die Herrschaften sind schon da, kommen sie mit, der Marquis da Ponte, wird sie gleich empfangen." Juan und Merlin waren überrascht von der Zuvorkommenheit, mit der sie erwartet wurden, oder hatte es doch vielmehr mit dem Reputationsschreiben zu tun, das der Doge bereits vorgeschickt hatte? Jedenfalls war der Marquis äußerst bemüht, es ihnen so angenehmen wie möglich zu machen. Die Räumlichkeiten waren großzügig, das Essen reichhaltig und der Marquis in jeder Hinsicht verständnisvoll. Am Abend standen der Marquis und Juan auf dem Balkon seines Palazzos und verfolgten das Treiben auf den Straßen. "Sie werden verzeihen, M. de Castillian, man erzählt sich so einiges über sie, sie sollen ja Erstaunliches in Madrid geleistet haben.." Der Marquis sprang wie ein kleines Wiesel um Juan herum und rieb seine schmalen knochigen Finger. Juan blieb ganz ruhig und sah auf die Straße. Dort fiel ihm eine junge Frau auf, die ihre Maske abgenommen hatte und sich angeregt mit ihren Freundinnen unterhielt."Ich werde eine Soiree für sie geben, sie müssen uns berichten! Es wird ja auch gemunkel, sie würden die Rosenkreuz-Loge anführen, aber es bleibt natürlich alles unter uns...!" Juan drehte sich zu dem Marquis und antwortete ihm mit einem freundlichen allwissenden Lächeln. Der Marquis sonnte sich in seinem Glück, wie würden ihn seine Freunde beneiden, einen so interessanten Gast im Hause zu haben. Juan beobachtete immer noch die junge Frau. Unvermittelt schaute sie zu ihm hoch. Er öffnete seine Hand und eine kleine schwarze Rose kam zum Vorschein, er warf sie ihr zu. Er wartete nicht auf Antwort und begab sich sofort in seine Gemächer.

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Touching gently in the air

all my tips are longing for

Lifeline in my hand

showing where to go

Hands speaking slowly

Hands feeling gently

Hands saying good bye to you

Hands and Face Face covers your soul

Face is playing the role

Sorry for the words, wispering no more

reflection all your feelings

being the mirror of your soul

diving in the sea of your eyes

Face speaking slowly

Face feeling gently

Face saying goods bye to you

Fingers writing sign in sand

wiping theam away

I want to be your A and O

Face covers your soul

Face is playing the role

Sorry, for the words, whispering no more

Merlin war dabei, die Gewänder zu ordnen. Merlin war unzufrieden:" Herr, sie sind zu unvorsichtig, was ist, wenn jemand erfährt, wer ihr seid?" - "Merlin, du alte Unke, du darfst zwar mit mir die Unendlichkeit sehen, das rechte Format wirst du nie haben, wer soll mir noch was anhaben." Merlin wandte sich ab, er hatte sich vor Jahren schon mit seinem Tod angefreundet und ihn als Freund gesehen, der ihn von den irdischen

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Lasten erlöst. Doch jetzt war sein Schicksal mit dem von Juan de Castillian verbunden - auf ewig. Die Unruhe der Jugend, der Wissensdurst, all das wollte er schon lange nicht mehr. Juan war unerbittlich, sie reisten in den letzten Jahren mit der Kutsche quer durchs Land, von Königshaus zu Königshaus, und besuchten die größten Bibliotheken und Klöster. Juan war bekannt wie ein bunter Hund. Was würde die Inquisition tun, wenn man erführe, daß sie nicht mehr altern, nicht auszudenken. Merlin hatte immer tunlichst versucht, alle Spuren zu verwischen, aber sein Herr fühlte sich zu sicher. In den ersten Jahren hatten sie noch öfters Namen und Papier gewechselt. Aber jetzt - Merlin beobachtete seinen Herrn, wie er sich seine blaue Tunika überzog - Juan schien langsam den Bogen zu überspannen. Juan winkte, er wollte noch auf einen Plausch mit dem Marquis in dessen Räumlichkeiten. Der erwartete ihn schon im Kaminzimmer und hatte einen guten Trunk vorbereitet:"Mein lieber Marquis.." Juan drehte sein blaues Glas im Schein des Kaminfeuers und schaute durch:" Ich bin nach Venedig gekommen, um etwas zu finden..... etwas sehr Wertvolles." Der Marquis, der ihm gegenübersaß, kam vertraulich näher:"Es geht um alte Dokumente, die vor Jahrhunderten aus seiner Burg Katan gestohlen wurden.... Ich will mein Familienarchiv vervollständigen....Meine Nachforschungen sind schon so weit gediehen. Ich weiß, daß die Dokumente 1500 nach Venedig gebracht worden sind von einem gewissen Compte de Letar." Der Marquis ließ sich mit einem großen Stoßseufzer nach hinten in den Sessel fallen:" Ohh... mein guter Castillian, das ist aber nicht so einfach......" - " Marquis, ich würde mich freuen, die nächsten Tage für sie und ihre Freunde eine Seance abzuhalten, die es in sich haben wird. " - "Ich bin entzückt, sie können meine intimsten Gedanken lesen, seien sie versichert, wenn die Dokumente in Venedig sind, werde ich sie für sie finden." Der Marquis sprang vergnügt auf und gönnte sich noch einen guten Tropfen. In dem Augenblick ging die große Tür auf, die junge Dame von der Straße stürmte auf den alten Marquis zu."Papa,... dürfen meine Freundinnen heute über Nacht bleiben...?Oh, Verzeihung, du hast Besuch..." - "Ja, mein Kind, Juan de Castillian, der Juan de Castillian"- Sophie ging leicht errötend auf Juan zu und hielt ihre Hand hin, er ging in eine leichte Verbeugung und gab ihr einen Hauch von einem Handkuß:"Wir hatten schon das Vergnügen.." Sophie hielt mit ihrer linken Hand die schwarze Rose fest. "Darf ich ihn dir für einen Moment entführen, M de Castillian hat doch sicher noch nicht unsere Ahnengalerie gesehen oder?" Sophie nahm seine Hand. "Sophie, sei nicht so kokett, aber wenn M. de Castillian möchte, bitte." der Marquis schenkte sich bereits das dritte Glas ein. "Wie kann ich so einer reizenden Einladung widerstehen, Mademoiselle... Monsieur." Sophie führte Juan an den kichernden Freundinnen vorbei über den Parkettboden in die Ahnengalerie, einen mehrere Meter hohen Raum. Sophie sah aus wie eine Porzellanballerina. Ihr Gesicht elfenhaft, die Wangen rosig. Sie war sicher noch zu jung - vielleicht 17 - aber Juan folgte ihr auf leisen Sohlen:"Wie hat es ihren Vater nach Venedig verschlagen, Mademoiselle?" Sophie setzte sich auf einen kleinen Hocker, zog ihre Schuhe aus und legte ihren Umhang auf den Sessel:"Mein Vater langweilte sich in Paris, er hatte auf seinen Reisen den Dogen getroffen, und der bot ihm für einen guten Preis diesen Palazzo an, mein Vater versteht es zu feiern, die Gesellschaft erschien ihm hier viel interessanter..... Aber nun erzählen sie von sich? Sophie zog Juan an seiner Tunika runter zu sich auf einen Sessel. Vorsichtig löste Juan sich aus ihrem Griff und lächelte sie an:" Sie sind sehr vorwitzig für ein junges Mädchen, sie dürfen nicht so mit einem alten Mann wie mir spielen." Sophie lachte laut auf:"38, vielleicht auch erst 35, sozusagen in den besten Jahren, halten sie mich nicht für ein dummes Kind." - "Und wenn ich ihnen sage, ich bin schon 81" - Sophie stupste Juan leicht mit ihren Fingerspitzen in den Sessel zurück:"Ja, ja und gleich

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erzählen sie mir, sie seien ein verwunschener Prinz....dann muß ich sie auch küssen." Sophie beugte sich mit geschlossenen Augen und gespitzten Lippen vor zu Juan. Juan sprang auf und nahm ihr die kleine schwarze Rose aus dem Ausschnitt:" Sehen sie her, Sophie!" Sophie schaute erschrocken zu ihm auf . Juan drehte sich auf seinen Absätzen einmal um sich selbst, hielt die Rose hoch und wie von einem Blitz getroffen, verglühte sie zu Asche:"Und sie sind doch noch ein Kind." Sophie saß mit enttäuschtem Gesicht auf ihrem Hocker und schaute Juan hinterher:"Ich bin kein Kind, das werde ich dir noch beweisen."

Die magische Operation"Freunde, Freunde seid doch still, ich habe die große Ehre, euch Juan de Castillian, weltgereister und der geheimen Wissenschaften vertraut, vorzustellen." Der große Salon war bis auf den letzten Platz gefüllt. Der Marquis da Ponte hatte seine besten Freunde eingeladen: Abbe Maillot de la Treille aus Dresden, Francois-Joachim de Pierre, Kardinal de Bernis, Doktor Gozzi, Alvise Gasparo Malipiero, usw...Die Herren hatten sich in aufgeregtes Getuschel vertieft, als Juan, bekleidet mit einer gold-weißen Tunika mit arabischen Schriftzeichen, durch eine Seitentür eintrat. Man bildete für ihn ein Spalier, und so konnte er in die Mitte des Raumes gelangen, wo der Marquis einen großen Tisch hatte aufstellen lassen. Juan war sehr geschmeidig in seinen Bewegungen, er sagte kein Wort, sondern holte aus seiner Tunika eine bläulich schimmernde Kristallkugel hervor und jonglierte sie mehrmals mit seinen Händen. Er legte sie auf den Tisch. Die Männer beobachteten Juan sehr genau, hatten sie doch schon einige magische Operationen gesehen und wollten hinter das Geheimnis kommen, und wenn möglich, den großen de Castillian als Betrüger entlarven. Juan spürte ihr Mißtrauen:" Was immer ich tue, ist nichts, erst wenn sie mir ihre Energie leihen, werde ich sie sammeln und die naturwissenschaftlichen Gesetzte außer Kraft setzen." Gemurmel ging durch den Raum. Der Kardinal de Bernis stand aus seinem dicken Sessel auf, schob seinen Orden zurecht und sprach mit einer für seine Leibesfülle recht ungewöhnlicher hohen Stimme:" M. de Castillian ihr seid nicht fähig, etwas außer Kraft zu setzen, nicht mit unserer und nicht mit ihrer Geistesstärke, verlaßt den Raum, bevor ihr euch blamiert.", lachte und ließ sich wieder in den Sessel fallen. Der Marquis bibberte im Hintergrund und verleibte sich noch schnell einen starken Schluck ein. Juan starrte den Kardinal an, es wurde wieder still, Juan hob seine Hand, strich mehrmals über die Kristallkugel, und wie von Zauberhand hob sie sich empor, stieg auf, fast bis zur Decke, an der Decke drehte sie sich immer stärker, und es entsprangen ihr mehrere kleinere Kugeln, ohne daß die große Kugel zerbarst. Die Gäste des Marquis waren starr vor Schreck. Plötzlich fiel die Kugel in rasender Geschwindigkeit bis fast auf den Kopf des Kardinals, er zuckte schon mit den Schultern, bis sie einen cm oberhalb seines Kopfes stoppte und in der Stellung verblieb. Juan wurde übermütig:"Sicher kann ich nichts mit ihren Geisteskräften anfangen, Kardinal de Bernis, sie sollten aber nicht von sich auf andere schließen." Wenn die Kugel nicht über seinem Kopf gewesen wäre, wäre er schon explodiert, so hielt er sich im Zaum. An diesem Abend zeigte Juan auch seinen Diamantenbaum. Einen Kupferdraht Baum, der mit Silbersalz-Lösung betreufelt wurde, und an dem sich dann vielfältige Silberkristalle bildeten. Während alle gespannt das Experiment beobachteten, steckte der Marquis Juan einen Umschlag zu. Juan war zufrieden mit dem Abend, obwohl er dem Kardinal ziemlich auf die Füße getreten war, doch was solls, er würde sowieso bald wieder weiterreisen. Merlin hatte schon auf ihn gewartet, es war spät geworden. Juan hatte sich müde auf sein Bett gelegt, und Merlin

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versuchte, ihm die Schuhe auszuziehen. Juan zog den Briefumschlag aus seiner Tasche. "Merlin, wir kommen der Sache näher, der Marquis hat die Nachfahren des Compte de Letar ausfindig gemacht. Am besten, du gehst morgen dort hin, du bist unauffälliger und bezahl nicht wieder so viel, du hast soviel Mitleid mit den Leuten, hier nimm den Umschlag." - " Ja, Herr, Mitleid ist nicht das Schlechteste, es verhindert, daß man ein kaltes Herz bekommt." Juan drehte sich mißmutig auf die Seite. Merlin konnte nicht schlafen, seine Hände schmerzten, wie immer, er nahm den Brief des Marquis zur Hand: Palazzo di Grimani am Canal Grande. Merlin war in seinem Schaukelstuhl am Fenster eingenickt, als er von wildem Lärm geweckt wurde. Verschlafen legte er sich seinen warmen Umhang um, er schaute von der Galerie in die Eingangshalle. Ein Schreck durchfuhr ihn, die Inquisition, sie hatten bereits Wachen mitgebracht. Merlin eilte in die Gemächer seines Herren. Juan schlief fest:" Herr, schnell, die Inquisition." Juan fuhr aus seinem Schlaf hoch, doch bevor sie den Raum verlassen konnten, stürmten die Wachen hinein. " Sie sind festgenommen...", sagte der Inquisitor und man legte Juan in Ketten." Der Doge wird sie vierteilen, wenn er davon erfährt.", Juan schrie vor Wut. Doch es nutzte nichts, er wurde wie ein Tier abgeführt. Merlin stand völlig fassungslos im Raum. Was sollte er tun, er war nie ohne seinen Herren. Merlin machte sich daran, alle Sachen zu packen, er wußte zwar noch nicht warum, aber er tat es. Plötzlich stand Sophie im Raum. Merlin atmete auf:" Mademoiselle, sie müssen uns helfen, die Inquisition hat ihn mit genommen." Sophie blieb ungerührt im Raum stehen:" Sicher haben sie ihn mitgenommen, ich habe sie reingelassen." Merlin wurde bleich, sie haben ihn verraten, aber warum?" Sophie setzte sich aufs Bett:" Er hat mich abgewiesen, wie ein Kind behandelt, ich lasse mich von niemanden so demütigen." Merlin lief auf und ab:" Seinen sie froh, das er sie abgewiesen hat, daß macht er nur, wenn er jemanden wirklich mag, sie wissen nicht, in welcher Gefahr sie wären, wenn er sich ihrer angenommen hätte. Sie müssen ihm helfen, bitte", Merlin flehte sie an.

Die BleikammernJuan hatte man bereits in eine Gondel gebracht. Man machte sich nicht die Mühe, ein Urteil zu verkünden oder ihm einen Haftbefehl vorzulesen. Juan hatte nur ein leichtes Hemd, ein Hose an und einen dünnen Umhang um. Die schwarze Gondel fuhr durch die Kanäle. Es war kalt und finster. Juan schluckte, als er unter der Seufzerbrücke durchkam. Wenn man ihn über diese Brücke bringen würde, würde ihm einiges bevorstehen. Seine schlimmsten Vermutungen wurden wahr, nachdem sie durch dunkle Gänge gegangen waren, schlossen sich die Türen der Bleikammern hinter ihm. Die Kälte schlich Juan den Körper hoch. "Willkommen in der Hölle..", eine schwache Männerstimme kam aus einer Ecke der engen Zelle, und ein kleines Licht wurde entzündet. Juan hörte das Schlurfen, wie jemand auf ihn zurobbte. "Kniet euch nieder, damit ich euch sehen kann......Wie heißt ihr.?" Juan sah in trübe Augen und ein stechender Gestank setzte sich in seine Nase. "Ich bin Juan de Castillian.. und wer seid ihr" - "Casanova", kam es aus der Dunkelheit. Juan war erstaunt, er hatte schon von Casanova gehört, ein Liebhaber und Wissenschaftler, umstritten, aber sicher nicht gefährlich:"Wie kommt ein Mann wie sie in die Bleikammern..." - "Ich fühlte mich zu sicher, dachte, ich wäre übermächtig und habe den falschen Leuten auf die Füße getreten. Was bin ich nun, ein Nichts." Juan stand auf:"Ich glaube, wir brauchen mehr Licht." Casanova lachte:"Wie wollen sie das machen, die Märkte haben schon zu, diese kleine Funzel habe ich mir praktisch aus den Rippen geschnitten." Juan ging in die äußerste Ecke und ein Lichtstrahl erhellte den Raum, es war, als hingen kleine

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Sterne an der Decke. Casanova saß am Boden. Er hatte ein Spitzenhemd und einen Ausgehfrack an, seine Fingernägel waren lang und die Kleidung sehr schmutzig. Casanova staunte:" Du bist nicht schlecht, Junge, wer war dein Lehrer.... hast du vielleicht auch etwas zu essen.?" Juan kramte in seinen Hosentaschen und holte ein paar gebrockte Kekse hervor. Casanova machte für Juan mit ein wenig Stroh ein Stitzlager und holte aus einer Wandmulde ein kleines Fläschchen Wein:" Ich dachte, falls ich mal Besuch bekäme." Casanova würgte die Bröckchen Kekse herunter. "Casanova, was ist das für ein Lärm...." - " Die Ratten, die springen hier Tag und Nacht herum, du wirst dich daran gewöhnen." Die beiden Männer unterhielten sich für mehrere Stunden, bis Juan plötzlich aufstand:"Ich finde es zwar ganz nett, doch ich denke, wir sollten jetzt gehen." - "Juan, wenn dich jetzt schon der Wahnsinn überfällt, wird es aber anstrengend." Juan lachte und nahm aus dem Amulett, das er um den Hals an einem langen Lederband trug, ein paar Körner und schluckte sie:"Komm nimm auch ein paar, durch wirst dich dann zwar ziemlich schlecht fühlen, Fieber gekommen, und es wird eine Starre einsetzten, doch das darf dich nicht stören, vertraue mir." Casanova war viel zu neugierig, um nein zu sagen und alleine die Hoffnung aus diesem Loch zu entkommen, waren ihm allerei Krankheiten wert. Nach einigen Minuten spürte Casanova starke Hitze aufsteigen, seine Haut verfärbte sich scheckig und seine Glieder wurden steif, bevor sie ganz am Boden lagen, riefen sie laut um Hilfe. Auf die Schreie hin, kamen die Wachen mit Fackeln und öffneten die Tür. Die beiden mußten fürchterlich ausgesehen haben, den die Wachen liefen in Panik fort und schrien immer wieder - Es ist die Pest, die Pest ist in Venedig - Die Angst im Gefängnis wurde so groß, daß die Wachen fluchtartig das Gebäude verließen, es war ihnen nicht mal mehr genug Zeit geblieben, um die Zellen und Türen zu verschließen. Es dauerte nur ein paar Minuten und Casanova und Juan waren wieder klar und erfreuten sich bester Gesundheit. Sie rannten so schnell ihre Füße sie trugen aus dem Gefängnis. In den Wächterräumen nahmen sie sich schwarze Umhänge. Der Morgen graute schon, als sich Juan und Casanova in der Stadt trennten. Juan mußte vorsichtig sein, er konnte nicht zu dem Palazzo des Marquis zurück. Sicher würden sie dort nach ihm zuerst suchen. Juan ging zu dem Juwelenhändler Chopard, den er noch aus seinen Pariser - Jahren kannte. Chopard war nicht erfreut, daß Juan bei ihm Unterschlupf suchen wollte. Chopard war ein sehr ängstlicher Mann, fühlte sich immer verfolgt und hatte Angst vor Dieben. Die Gerüchte um Juan war auch schon zu Chopard vorgedrungen und waren gar nicht gut für seinen nervösen Magen. Juan konnte ihn jedoch überzeugen, daß es nur für ein paar Stunden sei, bis er seinen Diener Merlin erreicht habe. Chopard sandte einen Nachbarsjungen mit einer Nachricht von Juan zu dem Palazzo. Es dauerte nicht lange bis der erhoffte Besuch bei Chopard eintraf. Juan stand in einem Nebenraum und schaute durch einen Vorhang, als die Glocken an der Ladentür klingelten. Es waren 2 Personen, die eintraten:" Sophie, was machen sie denn hier?" Juan war hinter dem Vorhang hervorgekommen. Merlin war mit Sophie gekommen, die ihm gleich um den Hals fiel:"Es tut mir so leid, ich wollte das nicht, können sie mir noch einmal verzeihen." Juan schaute Merlin überrascht an:"Soll das heißen, daß sie mich verraten haben, Sophie, aber warum?" Sophie schaute beschämt auf den Boden:"Ich liebe sie. ...... und sie haben mich abgewiesen." Juan nahm ihre Hand:"Liebe Sophie, ich wünschte, ich hätte mehr Zeit, ihnen das zu erklären, warum ich nicht das tun kann, was sie von mir erwarten, doch hege ich sehr starke Gefühle für sie." Sophie strahlte. Merlin hatte Juan andere Kleidung mitgebracht. aber sonst außér einer großen Reisetasche alles im Palazzo gelassen. Chopard kam aufgeregt aus seinem Bürö. "Juan sie müssen die Stadt verlassen, die Wachen durchsuchen jedes Haus..." Juan

Page 21: _flang1033OvertureAm Abend des 14  · Web view_flang1033OvertureAm Abend des 14. Januar 1752 erreichte den Grafen Juan de Castillian eine eilige Depesche. Sein treuer Diener Merlin,

zog sich schnell um:" Merlin, wir müssen noch zum Palazzo di Grimani, sonst war alles umsonst. Sophie kannst du uns hinbringen." Die drei mußten quer durch die Stadt, überall waren Wachen, doch Sophie kannte sich gut aus. Der Palazzo di Grimani war sehr heruntergekommen. Juan wartete in einer Seitengasse, während Merlin und Sophie am Eingang klopften. Ein Diener in zerschlissenem Livre öffnete. Sophie fragte sich zum Hausherren, dem Compte de Letar, durch. Der Compte saß mit vielen Decken bepackt vor einem spärlichen Kaminfeuer. Er war fast taub und benutzte ein großes Hörrohr. Sophie stellte sich vor und Merlin trug ihm sein Anliegen vor. Es war schwierig, dem Compte etwas begreiflich zu machen. Dennoch erlaubte er ihnen den Nachlaß seines Urgroßvaters durchzuschauen. Der Diener führte sie auf das Dachgeschoß. Der Palazzo wurde schon lage nicht mehr gebraucht und das meiste war wohl schon verkauft. Der Compte war in seiner Jugend in Venedig der Spielsucht verfallen. Der Boden war gefüllt mit alten Truhen, doch jede Truhe, die sei aufmachten war leer. Merlin wollte schon aufgeben, da fiel Sophie fast über eine Delle im Fußboden. Merlin kniete sich hin, und versuchte die Latte hochzureißen, aber erst als Sophie ihm mithalf, gab die Latte nach. Merlin tastete in dem dunklen Loch. Ein Grinsen auf seinem Gesicht verriet, daß er fündig geworden war. Er hob eine alte Ledermappe heraus, die mit einem Band verschlossen war. Er hielt die Mappe unter die Kerze, die Sophie in die Hand genommen hatte. Unter Staub und Dreck erkannte er eine Schrift. Er las mit blinzelnden Augen:"Miriam de Castillian." - "Ist das Juans Mutter", Sophie wollte die Mappe öffnen, doch Merlin riß sie ihr grob weg:"Lassen sie die Finger davon, sonst verbrennen sie sich." Bevor Sophie reagieren konnte, eilte Merlin schon die Treppen hinab, sie durften keine Zeit verlieren. Es war niemand im Palazzo zu sehen, Merlin und Sophie hätten gehen können, doch Merlin ging nochmal zu dem alten Compte hinein, der starrte immernoch auf das Feuer. Er legte ihm mehrere Goldstücke auf seinen Schoß. Der Compte schaute Merlin an, nahm die Goldstücke in die Hand und warf sie in die Luft. Er lachte, er lachte laut. Merlin verließ ihn. Juan hatte, was er suchte und es war kein Grund mehr, in dieser Stadt zu bleiben. Juan wollte nach Paris zurück. Zuviele Jahre war er schon weg aus seiner Heimat. Wie würde seine Burg aussehen? Sophie stand auf dem Markusplatz, die Sonne senkte sich rot in das Hafenbecken. Die Tränen liefen ihr über die Wangen.Juan stand vor ihr, wischte ihr die Tränen ab. Er öffnete seine Hand, und es kam einen wunderschöne rote Rose hervor, die keine Dornen hatte. Juan gab sie Sophie in die Hand und hauchte einen Kuß auf ihre Wange. Er drehte sich zur Abendsonne. Mit einem Sprung war er auf der wartenden Gondel. Juan und Merlin fuhren der Sonne entgegen.

I can remember

one day late September

The sun shined warm on

my skin

One thought stayed with me

One thought I send to you

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remembering what you said to me

Can you see the leafs waving

See, one leaf is falling

than the others

The wind takes them all

with a silent melody

Don't look back

September will come again

Don't look back

September be here again

I can remember, one year is over

I´m walking again in September,

I can remember but you are not by my side

Der unbekannte Verehrer Mira wollte sich nochmal im Bett herumdrehen, als es an der Tür klingelte. "Wer, am Samstagmorgen, wagt es.." murmelte Mira unzufrieden, während sie ihren grünen Bademantel überwarf. "Sind sie Mira Schneyder, ich habe da ein Blumenbouquet für sie.", der junge Mann verschwand völlig hinter dem riesen Angebinde. Es schien zur Mode zu werden, daß sie an der Tür Geschenke bekam. Verdutzt nahm Mira den Strauß entgehen. Zuerst dachte sie ja noch, die Blumen wären von Henry, da er noch in London war, schien das doch sehr ungewöhnlich. Sie öffnete vorsichtig das weiße Seidenpapier und zum Vorschein kamen zig weiße und schwarze Rosen. "Wie ein Schachbrett", dachte Mira. Sie hatte schon ewig kein Schach mehr gespielt, obwohl sie recht gut war. Wer sollte ihr also solche Rosen schenken? Eine Karte suchte sie vergebens. Nachdem sie sich angezogen hatte, rief sie Helen an und lud sie auf einen Kaffeeklatsch zu sich ein. Da Mira sich geheimnisvoll verhielt, sagte Helen zu, obwohl Ben mit ihr eigentlich zum Schlittschuhfahren wollte. Eine Stunde später klingelte Helen an Miras Tür. Helen hatte ein kleines Päckchen in der Hand:" Ein Geschenk hättest du aber nicht mitbringen müssen, Helen." Helen schüttelte mit dem Kopf:" Das Päckchen lag vor deiner Tür." - "Langsam wird mir das ganze aber unheimlich, schau mal ins Wohnzimmer, am frühen Morgen habe ich schon Rosen bekommen, und was für Rosen." Helen lukte ins Wohnzimmer:" Das sieht ja toll aus, raus mit der Sprache, wer ist es?!" Mira fummelte das Päckchen auf:" Als ob ich es mir nicht bald gedacht hätte, zwei Schachfiguren, einen schwarzen König und eine weiße Dame..... Wenn ich bloß wüßte, wer das ist." Helen hatte Kaffee aufgebrüht und suchte nach der Kiste Kekse, die Mira immer im Brotschrank versteckt hatte:" Mira hatte sich im Wohnzimmer vor ihre Puppe gesetzt und starrte sie an, in ihrer linken Hand hielt sie den König, in ihrer rechten die Dame. Helen hatte die Keksdose gefunden und kam knabbernd ins Wohnzimmer:" Was machst du da, Helen, komm setzt dich aufs Sofa

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und trink deinen Kaffee." - "Helen, hast du mal von Dingen geträumt, die scheinbar aus einer anderen Welt stammen, mit denen du aber vertraut schienst?" Helen hatte ihre Beine aufs Sofa gelegt und schaute an die Decke:" Also wenn Frau Doktor mein Innerstes, also mein tieftes Unterbewußtsein meinen, also nein, ich renne nur immer irgendwelche Treppen rauf und runter..." Helen lachte, doch Mira war gar nicht zum Lachen zumute:" Das ist nicht komisch Helen, ich habe das Gefühl, es kommt etwas auf mich zu, was so einschneidend und ungwöhnlich ist, daß mir Angst und Bange wird." Helen setzte sich besorgt zu Mira auf den Fußboden und hörte ihr zu:"Letzte Nacht z. B. habe ich wieder von dem Raum mit dem zerbrochenen alten Spiegel geträumt. Die blaue Puppe hing in einer Ecke. An der einen Wand klebte überdimensional dieses Gedicht, was ich von meiner Großmutter geerbt habe, ich habe dir doch letztens davon erzählt, jedenfalls wurde die Puppe plötzlich lebendig und ging vor mir auf und ab, alles war in Blau getaucht. Jede Bewegung, die ich machte, wurde von der Puppe kopiert, sie äffte mich richtig nach. Ich wurde böse und wollte sie wegstoßen, doch sie hing an mir wie eine Klette. Noch während ich versuchte sie loszuwerden, veränderte sich der Raum und ich stand mitten auf einem Schachbrett. Es war alles so riesig, die Figuren. Ich war die weiße Dame. Auf einmal fing der schwarze König, der mir gegenüber stand, an auf mich zuzukommen, er versuchte mich zu erreichen, doch er konnte nicht, immer bedrohten meine weiße Figuren ihn. Es war ein aussichtsloser Kampf und dann kam ein Windstoß und alle Figuren fielen um......" - Helen hatte vor Aufregung fast die ganzen Kekse gegessen:" Mensch, ist das irre, und jetzt glaubst du, daß die beiden Figuren damit zutun haben." Mira schwieg. Die beiden versuchten sich abzulenken. Als es dunkel wurde, verabschiedete sich Helen, Ben würde schon warten. Helen war gerade weg, und Mira räumte die Küche auf, als es wieder klopfte:" Helen, hast du etwa was vergessen?" Mira war fest der Ansicht, Helen wollte noch was und öffnete, ohne durch das Sichtloch zu schauen. "Also.. Helen....." Mira stockte der Atem, es war nicht Helen:" Wer sind.....?" Vor ihr stand ein etwa 38-jähriger Mann, sehr elegant gekleidet, dunkle Haare, markantes Gesicht, geheimnisvolle dunkle Augen und er trug Handschuhe, schwarze Lederhandschuhe. Fast wollte sie sagen:" Sie kenne ich doch.", doch das konnte nicht sein. In seiner linken Hand hatte er ein Päckchen, aufwenig verpackt, in seiner rechten hielt er eine schwarze Rose. Er verbeugte sich leicht:" Haben sie nachgezählt, es waren nur 31 schwarze Rosen." Mira verwirrt:" Was wollten Sie ...... ich kenne sie doch gar nicht?" Der Mann lächelte:" Sie müssen mein Eindringen verzeihen, ich habe sie spielen sehen. Sie haben diese blaue Puppe gespielt im Marionettetheater. Dieses kleine Theater mit seiner einfachen Kulisse vor den Tür von Paris. Es war vor ein paar Tagen, ich kam gerade von meiner Nachmittagsvorstellung.

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Behind the scene

the audience has gone

It was good

The hands clapped like a wave

Am I home, am I home where I was longing for

The loneliness takes place

I feel my body shivering

It was more than I expected

It was more than I could do

Am I home, am I home where I was longing for

The curtains come down

Only one person I knew

There is some dust on the book

an some ink on the paper

I wonna write a song

I wonna write for you

Now, I´m home, now I´m home, where I was longing for.

Mein Chauffeur fuhr mich durch die Straßen. Dann sah ich plötzlich die Kinder auf den kleinen Holzbänken sitzen. Ich stieg aus und beobachtet sie. Sie sind mit der Puppe durch die Reihen der Kinder gegangen. Jedes Kind durfte die Puppe berühren. Diese blaue Puppe! Für die Kinder lebte die Puppe. Sie führten sie so einfühlsam. Ich war einfach fasziniert von ihrem Spiel. Ich wünschte, mein Publikum wäre mit so einfachen Mitteln zu fesseln." Mira sah ihn an, diese Augen, sie waren so unendlich tief und zugleich kalt wie Stein. Der Mann verbeugte sich leicht:" Darf ich mich

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vorstellen, Juan de Castillian, meines Zeichens Illusionist, vielleicht haben sie die Plakate von mir gesehen, in der Stadt?" Sie hatte das Gefühl, ihn zu kennen, zwar nicht von den Plakaten. Juan lenkte ein:" Ich will sie nicht lange stören, ich möchte ihnen nur das Geschenk überreichen als Zeichen meiner Anerkennung, wenn sie mir nur eine Bitte gewähren könnten, ich möchte gerne die Puppe sehen, sie haben sie doch hier.....?" Mira konnte es ihm nicht abschlagen und so ließ sie ihn durch bis zum Wohnzimmer. Juan hatte sie sofort erspäht, blieb aber in gebührendem Abstand zu ihr. Mira ging zur Puppe, hob sie vom Haken, wollte sie ihm geben:" Schauen sie sie ruhig näher an!" Doch Juan machte einen Schritt zurück und verabschiedete sich eilig. Mira stand mit der Puppe im Raum und wußte nicht wie ihr geschah. Auf dem Tisch lag das Päckchen und die Rose. Er hatte ihr 64 Rosen geschenkt. Das Spiel konnte beginnen.

BLACK ROSES

Life, life is an open game

Don`t play it in my name

Leave me alone

I´m a burnt child

Black roses

never break

Black roses

have seen the hate

Move forward in your

life, don´t hold me tied

You would hurt me again like...

Life has got it´s own roles

Don´t try to understand

The way I feel like....

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