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Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 Teil I 1
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Vorlesung: PD. Dr. habil. Michael Wyrwich,Mittwochs, 8:15 9:45 h, HS 8, Beginn: 11. April
bung: Moritz Zllner M.A., Donnerstags, 10:15 11:45 h, SR 4.119, Beginn: 26. April
Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung
SS 2018
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Kontakt
Friedrich-Schiller-Universitt JenaLehrstuhl fr Unternehmensentwicklung, Innovation
und wirtschaftlichen WandelCarl-Zeiss-Str. 3, 07743 Jena
Sekretariat: Frau Anja Ladig, Raum 5.10Tel.: (036 41) 9 - 4 32 30, [email protected]
PD Dr. habil. Michael [email protected]
Raum 5.12, Tel.: 43 223 Sprechzeit: nach Vereinbarung
Moritz Zllner [email protected]
Raum 5.17, Tel.: - 43 226Sprechzeit: nach Vereinbarung
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Gliederung
1. Entrepreneurship, Grndungen, Marktdynamik
2. berblick ber unternehmerische Selbstndigkeit, Grndungsgeschehen und Marktdynamik in Deutschland
3. Die Entscheidung fr unternehmerische Selbstndigkeit: Theorie
4. Unternehmerische Fhigkeiten von Grndern
5. Demografische Merkmale und Berufsverlufe von Grndern
6. Grndungsfinanzierung
7. Determinanten von Grndungen und Entrepreneurship
8. Wie entwickeln sich junge Unternehmen?
9. Erfolgsfaktoren und Scheiterursachen von Unternehmensgrndungen
10. Wirkungen von Grndungsprozessen auf wirtschaftliche Entwicklung
11. Entrepreneurship-Politik
Grundlegende Literatur
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Wiesbaden 2016
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Weitere Literatur
Parker, Simon: The Economics of Entrepreneurship. Cambridge 2009: Cambridge University Press.
Weitere Literaturangaben in der Veranstaltung.
Eine Reihe der angefhrten Quellen stehen als PDF-Files in der
Entrepreneurship Library http://www.uiw.uni-jena.de/index.php/teaching/downloads/114-eplibrary
des Lehrstuhls zur Verfgung (Password-geschtzt). Die Nutzung der Entrepreneurship Library ist nur fr die Veranstaltungen des Lehrstuhls zulssig!
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1. Einfhrung: Entrepreneurship, Grndungen, Marktdynamik
1.1 Entrepreneurship
1.2 Entrepreneurship und Grndungen
1.3 Arten von Grndungen
1.4 Mgliche Wirkungen des Grndungsgeschehens auf die Wirtschaftsentwicklung
1.5 Von der gemanagten zur unternehmerischen Gesellschaft
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Literatur zu Kapitel 1
Grundlegend:Fritsch, Michael (2016): Entrepreneurship Theorie, Empirie, Politik.
Wiesbaden: Springer, Kapitel 2.Parker, Simon: The Economics of Entrepreneurship. Cambridge 2009:
Cambridge University Press, S. 6-14 und S. 32-36.Baumol, William J. (2004): Entrepreneurial Enterprises, Large
Established Firms and other Components of the Free-Market Growth-Machine. Small Business Economics, 23, 9-21.
Vertiefend:
Baumol, William J. (1990): Entrepreneurship: Productive, Unproductive and Destructive. Journal of Political Economy, 98, 893-921.
Wennekers, Sander und Roy Thurik (1999): Linking Entrepreneurship and Economic Growth. Small Business Economics, 13, 27-55.
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Vorstellungen von Unternehmertum
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Die Herkunft des Begriffs Entrepreneurship
Der Begriff entstammt der franzsischen Sprache. Das franzsische Verb entreprendre meint etwas tun, etwas unternehmen. Wurde bezogen auf Geschftsttigkeit erstmals im 16. Jahrhundert gebraucht.
Erste Erwhnung in der wissenschaftlichen Literatur durch Richard Cantillon (1680-1734) in seinem Essai Sur la Nature du Commerce en Gnral. Bezeichnet dort jemanden, der ein konomisches Projekt mit unsicheren Gewinnaussichten durchfhrt, also einen Trger von Unsicherheit.
Jean-Baptiste Say (1767-1831) beschreibt den Entrepreneur in seiner Treatise on Political Economy als master agent, der Ressourcen kombiniert um Bedrfnisse zu befriedigen. Say betont, dass Entrepreneurship Wissen, Urteilsfhigkeit und Risiko beinhaltet.
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Was ist Entrepreneurship? Charakterisierungen vonJoseph A. Schumpeter I
J.A. Schumpeter (1942): Die Funktion der Unternehmer besteht darin, die Produktion durch Anwendung einer Erfindung oder einer neuen technischen Mglichkeit zu verndern oder zu revolutionieren, also ein neues Produkt oder ein herkmmliches Produkt auf eine neue Weise zu erzeugen. Solche neuen Dinge zu unternehmen ist schwierig und begrndet eine besondere konomische Funktion, erstens weil es auerhalb der Routine-Aufgaben liegt, auf die sich jeder versteht, und zweitens wegen der mannigfachen Widerstnde der Umwelt.
Diese Funktion besteht ihrem Wesen nach weder darin, irgend etwas zu erfinden, noch sonst wie Bedingungen zu schaffen, die die Unternehmung ausntzt. Sie besteht darin, dass sie Dinge in Gang setzt.
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Was ist Entrepreneurship? Charakterisierungen vonJoseph A. Schumpeter II
J.A. Schumpeter (1911/1934): Whatever the type, everyone is an entrepreneur only when he actually carries out new combinations and loses that character as soon as he has built up his business, when he settles down to running it as other people run their business (p. 78).
And what have they done: they have not accumulated any kind of goods, they have created no original means of production, but have employed means of production differently, more advantageously. They have carried out new combinations! They are the entrepreneurs. And their profit, the surplus to which no liability corresponds, is the entrepreneurial profit. (Schumpeter 1911/1934, p. 132).
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Andere Definitionen von Entrepreneurship I
Frank Knight (1921): Die volkswirtschaftliche Funktion des Unternehmers besteht darin, nicht berechenbare Unsicherheiten (Ungewissheit) einzugehen.
Hebert und Link (1989): Der Entrepreneur ist jemand, der Verantwortung bernimmt und Entscheidungen fllt ber den Standort, die Form und den Einsatz von Gtern, Ressourcen oder Institutionen.
Sahlmann und Stevenson (1991): Entrepreneurship ist eine Art des Managements . Entrepreneure identifizieren Gelegenheiten, organisieren die bentigten Ressourcen, setzen einen Aktionsplan in die Praxis um und ernten zu gegebener Zeit und auf flexible Weise den Erfolg.
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Andere Definitionen von Entrepreneurship? II
Entrepreneurs sind Agenten des Wandels und des Wachstums in einer Marktwirtschaft. Sie knnen dazu beitragen, die Erzeugung, Verbreitung und Anwendung innovativer Ideen zu beschleunigen. Entrepreneure suchen und identifizieren nicht nur potentiell profitable wirtschaftliche Gelegenheiten, sondern sind auch bereit, Risiken zu bernehmen um herauszufinden, ob ihre Intuition richtig ist. (OECD, 1998,12).
Israel Kirzner (1973): Der Entrepreneur entdeckt Gelegenheiten zur Arbitrage und nimmt diese wahr. Er trgt auf diese Weise dazu bei, dass sich die Mrkte an ein Optimum bzw. Gleichgewicht annhern oder es sogar erreichen.
Schumpetersches und Kirznersches Entrepreneurship
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X
Y
A
C
Kirzner
SchumpeterB
Transformationskurve
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Elemente von Entrepreneurship
Erkennen von Gelegenheiten (opportunity recognition)
Wachheit (alertness)
Kreativitt
Initiative, Gestaltungswille
Innovation
Streben nach Selbstverwirklichung
Eigenverantwortung
Durchsetzungswille und -fhigkeit
Bereitschaft und Fhigkeit zum Tragen von Risiko
Grndung einer neuen Organisation (Unternehmen)
Entrepreneurship als konomisches Experiment
Entrepreneurship ist das Experimentieren mit neuen Produkten bzw. Geschftsideen; allgemein: ein neuer Versuch konomischer Wertschpfung. Inwiefern und in welcher Form sind neue Produkte bzw. bestimmte Geschftsideen konomisch tragfhig?
Drei Arten von Experimenten:
Technologische Experimente: Umsetzung wissenschaftlicher Entdeckungen oder technischer Mglichkeiten in Gewinn.
Markt-Experimente: Identifikation und konomischen Erschlieung von Mrkten fr bekannte Lsungen.
Organisatorische Experimente: Neue Kombination von Menschen und Ressourcen.
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Charakteristika von Entrepreneurship als Experiment
Hohes Ma an Unsicherheit ber das Gelingen des Experiments!
Diese Unsicherheit ist keineswegs auf die Einfhrung von Innovationen bzw. auf innovative Grndungen beschrnkt. Auch der Erfolg einer Unternehmensgrndung, die allein auf einer Imitation herkmmlicher Produkte bzw. Konzepte beruht, kann nicht mit Sicherheit prognostiziert werden. Aufgrund dieser Unsicherheit muss der Entrepreneur dazu bereit und in der Lage sein, Risiken einzugehen.
konomische Experimente konkurrieren mit anderen Anstzen!
Der Wert konomischer Experimente ergibt sich durch den Wettbewerb mit anderen Lsungen und dabei insbesondere dadurch, dass sie weitere Experimente herausfordern.
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Zwischenergebnis: Die Rolle von Entrepreneurship im Prozess der wirtschaftlichen Entwicklung
J.A. Schumpeter: Entrepreneurship bzw. Unternehmensgrndung als die wesentliche Triebfeder wirtschaftlicher Entwicklung.
Wichtig vor allem: innovatives Entrepreneurship entsprechend einem weiten Innovationsbegriff, der sowohl neue Produkte (Produktinnovation), neue Produktionsverfahren (Verfahrensinnovation), Erschlieung neuer Bezugsquellen (Beschaffungsinnovation) und/oder die Erschlieung neuer Absatzmrkte (Marketinginnovation) umfasst.
Folge von innovativem Entrepreneurship: kreative (schpferische) Zerstrung, d.h. Strukturwandel und Wachstum!
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Grndungen und Innovation: Beispiele fr grundlegend neue Produkte, die durch neue Unternehmen am Markt
eingefhrt worden sindKlimaanlageTragbarer ComputerFlugzeug, Hubschrauber CellophanProgrammierbarer ComputerTonbandgertBiosynthetisches InsulinNierensteinzertrmmererSechs-Achsen RoboterarmWeiche KontaktlinsenFeststoff-RaketenantriebVerhtungspille
MikroprozessorIntegrierter Schaltkreis DNA FingerabdruckUKW RadioHerzschrittmacher FotokopieKreiselkompassPolaroid KameraReisverschlussStranggieenInternet-BrowserInternet-Suchmaschine
Quelle: Baumol (2004).
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Erfindungen aus Deutschland, die im Ausland kommerzialisiert wurden
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Entrepreneurship und konomische Theorie
Im Modell der vollstndigen Konkurrenz (und damit in der traditionellen Theorie der Unternehmung wie auch in der Wachstumstheorie) fehlt der Schumpetersche Entrepreneurals entscheidender Wachstumsmotor!
J.A. Schumpeter (1942) bzw. W. Baumol (1968): Die Analyse von wirtschaftlicher Entwicklung ohne Bercksichtigung des Entrepreneurs ist als wrde man bei der Diskussion von Hamlet den Prinzen von Dnemark ausblenden!
Man sollte versuchen Entrepreneurship in der Theorie wirtschaftlicher Entwicklung auf angemessene Weise zu bercksichtigen.
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Entrepreneurship und Grndungen
Entrepreneurship als Grndung eines Betriebs bzw. Unternehmens.
Entrepreneurship als Marktzutritt.
Entrepreneurship allgemein als unternehmerische Ttigkeit bzw. nicht-abhngige Beschftigung (berufliche Selbstndigkeit) unabhngig vom Zeitpunkt der Grndung des betreffenden Unternehmens.
Entrepreneurship als abhngig Beschftigter innerhalb eines bestehenden Betriebs bzw. Unternehmens (Intrapreneurship).
Frage: Sind angestellte Manager oder Inhaber etablierter Unternehmen Entrepreneure?
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Arbeitsdefinition Entrepreneurship
Entrepreneurship wird im Folgenden verstanden als Aktivitt, die mit
der Grndung eines eigenen Unternehmens bzw.
mit beruflicher Selbstndigkeit
verbunden ist.
Ttigkeit von abhngig Beschftigten innerhalb bestehender Organisationen/Unternehmen wird als Intrapreneurshipangesehen und bleibt hier weitgehend unbercksichtigt.
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Arten von Entrepreneurship I:Unterteilung nach der Innovationsrelevanz
Innovative Grndungen: Die Grndung ist mit einer wesentlichen Innovation verbunden (i.d.R. Produktinnovation). Z.B. High-tech-Grndung bzw. Technologieorientierte Unternehmensgrndung (TOU).
Wissensintensive Grndungen: Fr die Grndung ist spezielles Wissen erforderlich bzw. es werden wissensintensive Gter produziert. [Wichtige Kategorie im Dienstleistungssektor!]
Nicht-innovative (imitative bzw. replikative) Grndung: Die Grndung ist nicht mit einer wesentlichen Innovation verbunden.
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Arten von Entrepreneurship II:Unterteilung nach dem Motiv
Opportunity E.: Grndung um eine sich bietende Chance zu ergreifen, eine Idee zu realisieren (z.B. Grndung eines innovativen Unternehmens).
Necessity E.: Grndung aus einer Notlage heraus (z.B. Grndung eines Unternehmens aufgrund drohender oder tatschlich eingetretener Arbeitslosigkeit).
Ambitious E.: Grndungen mit starker Wachstumsorientierung in der Regel innovative Grndungen (Schumpeterscher Unternehmer).
Social E.: Grndung einer Organisation, die sich fr einen positiven Wandel der Gesellschaft einsetzen will nicht vorwiegend gewinnorientiert.
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Arten von Entrepreneurship III:Unterscheidung nach den Wirkungen (Baumol 1990)
Produktives E.: Trgt direkt oder indirekt zur Steigerung der gesamtwirtschaftliche Wohlfahrt bei (SchumpeterscherUnternehmer). Z.B.: Innovative Grndungen.
Unproduktives E.: Bewirkt lediglich eine Umverteilung von Einkommen. Z.B. nicht-innovative Grndungen, Rent-Seeking, Aufwand zur Steuervermeidung, Abschreibungsgesellschaften.
Destruktives E.: Fhrt zu einer Verringerung der gesamtwirtschaftliche Wohlfahrt. Z.B.: Raubrittertum, Korruption, Kriminalitt, Krieg, Sklavenhandel.
Da viele Formen des unproduktiven Entrepreneurship (z.B. Rent-Seeking) die Effizienzanreize mindern, wirken sie lngerfristig destruktiv. Der bergang von unproduktivem E. zu destruktivem E. ist flieend.
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Produktives, unproduktives und destruktives Entrepreneurship
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X
Y
A
C
destruktiv
produktivB
Transformationskurve
B unproduktiv
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Arten von Grndungen IV:Unterteilung nach der Vorerfahrung des Grnders
Novice Entrepreneur: Jemand grndet erstmalig ein Unternehmen.
Habitueller Entrepreneur: Jemand grndet wiederholt Unternehmen.
Portfolio-Grnder (Parallel Entrepreneur): Jemand, der ein Unternehmen grndet und ein frher von ihm gegrndetes Unternehmen weiter fhrt.
Seriengrnder (Serial Entrepreneur, Re-Starter): Grnder hat vorher bereits ein Unternehmen gegrndet hat und nach Schlieung oder Verkauf des Unternehmens wieder grndet.
Spin-Off Grndung: Der Grnder war vor dem Schritt in die Selbstndigkeit in einer Organisation (Unternehmen, Hochschule, Forschungsinstitut) ttig und knpft mit dem neuen Unternehmen direkt an diese Ttigkeit an. In der Regel stellt die Spin-off-Grndung einen Wissenstransfer in das neue Unternehmen dar.
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Arten von Grndungen VI:Unterteilung nach der Anzahl der beteiligten Personen
Einzelgrnder: Nur eine Person ist in dem Unternehmen als Grnder ttig.
Team-Grnder: Mehrere Grnder tun sich zusammen und grnden ein Unternehmen, in dem sie gemeinsam ttig sind.
Solo-Entrepreneur: Unternehmer, der die alleinige Arbeitskraft in dem Unternehmen ist (Selbstbeschftigung; evtl. einschlielich mithelfender Familienangehriger).
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Arten von Grndungen VII: Unterteilung nach dem Neuheitsgrad des Unternehmens und seiner Selbstndigkeit
Originre Grndung: Fr die Grndung werden neue Kapazitten errichtet.
Derivative Grndung: Fr die Grndung werden keine neuen Kapazitten errichtet (z.B. bernahme eines bestehenden Betriebs/Unternehmens).
Selbstndige Grndung: Der Grnder ist unabhngig.
Unselbstndige Grndung: Der Grnder steht in einem Abhngigkeitsverhltnis zu anderen Unternehmen (z.B. bernahme einer Filiale, Franchise-Nehmer, etc.).
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Arten von Grndungen VIII: Unterscheidung nach der Phase des Grndungsprozesses
Latenter oder potenzieller Entrepreneur: Personen, die ein Unternehmen grnden knnten, aber bisher noch keine konkreten Schritte hierzu unternommen haben.
Nascent Entrepreneur: Jemand, der dabei ist, ein Unternehmen zu grnden oder der die Grndung eines Unternehmens konkret plant.
Junger Unternehmer (Young Entrepreneur): Leiter eines jungen Unternehmens im Global Entrepreneurship Monitor (GEM) operationalisiert als Grndungen, die weniger als 3,5 Jahre alt sind.
Etablierter Unternehmer (Established Business Ownership): Leiter eines am Markt etablierten Unternehmens im Global Entrepreneurship Monitor (GEM) operationalisiert als Grndungen, die 3,5 Jahre und lter sind.
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Wirkungen von Grndungen Grundstzliches
Die Grndung eines neuen Unternehmens stellt einen Marktzutritt dar. Der Grnder bestreitet in der Regel etablierte Marktpositionen. Hierdurch nimmt die Wettbewerbsintensitt in der Regel zu. Marktselektion (berleben und Austritte).
Die Wirkungen von Grndungen ergeben sich aus dem Wettbewerbsprozess.
Die Wirkungen von Grndungen hngen u.a. ab vonInwieweit die etablierten Anbieter durch den Newcomer herausgefordert sind (z.B. innovative Grndungen vs. imitative Grndungen).Die Reaktion der etablierten Anbieter.Die Gegebenheiten des marktlichen (z.B. Marktphase) und des regional-nationalen Umfeldes (z.B. institutionelle Rahmenbedingungen).
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Mgliche Wirkungen von Grndungen
Hhere Effizienz durch mehr Wettbewerb
Beschleunigung des Strukturwandels (kreative Zerstrung)
Vermehrte Innovation, Schaffung neuer Mrkte
Neues Wissen und Wissens-Spillover
Mehr Vielfalt und bessere Mglichkeiten der Arbeitsteilung
Hherer Wohlstand (z.B. BIP/Kopf)
Ermglicht Selbstverwirklichung / Schaffung persnlicher Freiheitsgrade
Verbessert die Mglichkeiten fr gesellschaftliche Aufstieg (vertikalen Mobilitt in der Gesellschaft)
Zustzliche Arbeitspltze?
Von der gemanagten zur unternehmerischen Gesellschaft
Gemanagte Gesellschaft: Industrielle Massenproduktion; Grounternehmen mit erheblicher Marktmacht (Oligopole); viele wesentliche wirtschaftliche Entscheidungen werden von angestellten Managern getroffen; stark ausgeprgte hierarchische Strukturen; Karriere erfordert formale Qualifikation, Unterordnung und Disziplin (Ochsentour) Deutlicher Gegensatz zu Entrepreneurship im Sinne von Schumpeter!
Unternehmerische Gesellschaft: Erfolgsfaktoren sind Merkmale unternehmerischen Handelns, also z.B. Initiative, Gestaltungswille, Eigenverantwortung, Kreativitt, Flexibilitt und Risikobereitschaft.
Empirische Beobachtung: Seit Beginn der 1970er Jahre in vielen Industriestaaten Entwicklung von der gemanagten zur unternehmerischen Gesellschaft !
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Zusammenfassung wesentlicher Ergebnisse von Kapitel 1
Entrepreneurship bezeichnet Unternehmertum im Sinne der Grndung und Leitung eines Unternehmens.
Erfolgreiches Entrepreneurship erfordert das Erkennen von unternehmerischen Gelegenheiten, Kreativitt, Initiative, Gestaltungswillen, Eigenverantwortung, Durchsetzungsfhigkeit sowie die Bereitschaft und die Fhigkeit zum Tragen von Risiko.
Ein wesentliches Motiv fr die Beschftigung mit dem Phnomen des Entrepreneurship besteht in der Erkenntnis, dass Innovation, Strukturwandel und Wachstum wesentlich auf dem Wirken von innovativen Unternehmerpersnlichkeiten beruhen.
Seit Beginn der 1970er-Jahre ist in vielen Lndern eine Entwicklung von einer gemanagten Gesellschaft hin zu einer mehr durch Entrepreneurship geprgten unternehmerischen Gesellschaft (Entrepreneurial Society) zu verzeichnen.
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2. berblick ber unternehmerische Selbstndigkeit, Grndungsgeschehen und Marktdynamik
2.1 Wesentliche Ausprgungen des Grndungsgeschehens
2.2 Die empirische Erfassung von Grndungen und Selbstndigkeit
2.3 Datenquellen fr eine Analyse des Grndungsgeschehens
2.4 Grndungen und Selbstndigkeit in West- und Ostdeutschland
2.5 Die sektorale Struktur von Grndungen
2.6 Regionale Unterschiede des Grndungsgeschehens
2.7 Die Grndungsaktivitten im internationalen Vergleich
2.8 Marktdynamik im Industrie-Lebenszyklus
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Literatur zu Abschnitt 2Grundlegend:
Fritsch, Michael (2016): Entrepreneurship Theorie, Empirie, Politik.Wiesbaden: Springer, Kapitel 3.
Fritsch, Michael, Alexander Kritikos and Alina Rusakova (2012): Who Starts a Business and Who is Self-Employed in Germany? Jena Economic Working Papers# 001-2012, Friedrich Schiller University and Max Planck Institute of Economics Jena.
Parker (2009): S. 6-27.Sternberg, Rolf, Arne Vorderwhlbecke und Udo Brixy (2015): Global
Entrepreneurship Monitor. Lnderbericht Deutschland 2014, Hannover und Nrnberg.
Vertiefend:Kelley, Donna, Slavica Singer and Mike Herrington (2016): Jos
Ernesto und Niels Bosma (2014): Global Entrepreneurship Monitor 2015/16 Report. Babson Park (MA): Babson College.
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Wesentliche Ausprgungen der Marktdynamik
Bezeichnung Definition
Grndung Errichtung eines Betriebes bzw. Unternehmens Vernderung der Population wirtschaftlicher Einheiten.
Marktzutritt Eintritt in eine Konkurrenzbeziehung zu anderen Unternehmen Vernderung der Wettbewerbsbedingungen auf dem betreffenden Markt.
Stilllegung Schlieung eines Betriebes bzw. Unternehmens.
Marktaustritt Aufgabe der Geschftsttigkeit in einem Markt. Auflsung der Konkurrenzbeziehung zu anderen Unternehmen.
Netto-Marktzutritt
Marktzutritte abzglich Marktaustritte. Meist operationalisiert als Grndungen abzglich Stilllegungen.
Turbulenz Marktzutritte plus Marktaustritte. Meist operationalisiert als Grndungen plus Stilllegungen.
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Die empirische Erfassung von Grndungen und Selbststndigkeit: Zweifelsflle
Nebenerwerbsttigkeit
bernahme einer bestehenden Einheit durch einen neuen Eigentmer
Vernderung der Rechtsform einer bestehenden Einheit (Umgrndung)
Aufspaltung einer bestehenden Einheit / Spin-Off.
Scheinselbstndigkeit (Abhngige Geschftsttigkeit auf eigene Rechnung)
Vernderung des Branchenschwerpunktes (Marktwechsel?)
Rumliche Verlagerung (Marktwechsel?)
Wiederaufnahme der Geschftsttigkeit nach Unterbrechung
Scheingrndung (Gewerbeanmeldung ohne Geschftsttigkeit)
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Die empirische Erfassung von Grndungen:Die Definition des Grndungszeitpunktes
Entschluss zur Selbstndigkeit ( nascent entrepreneur)
Aufstellung eines Geschftsplanes
Gewerbeanmeldung
Eintrag ins Handelsregister bzw. in die Handwerksrolle
Erwerb der ersten Produktionsmittel
Aufnahme von Fremdkapital
Aufnahme der Produktion
Erster Umsatz
Statistisch hufig: berschreitung einer Grenschwelle
Zeit
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Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 41
Wesentliche Datenquellen zur flchendeckenden Analyse des Grndungsgeschehens in Deutschland
Statistik der sozialversicherungspflichtig Beschftigten (Beschftigungsstatistik) der Bundesagentur fr Arbeit: Nur Betriebsebene, nur Betriebe mit sozialversicherungspflichtiger Beschftigung. Verfgbar unter http://www.wiwi.uni-jena.de/uiw/gruendungsatlas/gruendungsatlas.html bzw. http://www.iab.de/de/389/section.aspx/Publikation/k071128f14Grndungspanels des Zentrums fr Europische Wirtschaftsforschung (ZEW, Mannheim): Nur Unternehmensebene, in der Regel nur Unternehmen mit Nachfrage nach Fremdfinanzierung. http://www.zew.de/de/forschung/datenbanken.php3Gewerbemeldungen.Unternehmensregister der amtlichen Statistik (im Aufbau).
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Wesentliche Stichproben-Daten zur Analyse des Grndungsgeschehens in Deutschland I
Global Entrepreneurship Monitor (GEM). Reprsentative telefonische Bevlkerungs-Befragung (jhrlich seit 1999). Zu Publikationen siehe http://www.wigeo.uni-hannover.de/laufend.html
Grndungs-Monitor der Kreditanstalt fr Wiederaufbau (KfW). Reprsentative telefonische Bevlkerungs-Befragung (jhrlich seit 2000). http://www.kfw.de/DE_Home/Research/Forschungsergebnisse_und_Datensaetze/KfW-Grndun29/Aktueller_Ergebnisbericht.jsp
Mikrozensus der Statistischen mter. http://www.forschungsdatenzentrum.de/bestand/mikrozensus/index.asp
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Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 43
Wesentliche Stichproben-Daten zur Analyse des Grndungsgeschehens in Deutschland II
Betriebspanel des Instituts fr Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur fr Arbeit (IAB). Jhrliche Befragung einer reprsentativen Gruppe von Betrieben (einschlielich junger Betriebe). http://betriebspanel.iab.de/
Soziokonomisches Panel (SOEP). Jhrliche reprsentative Bevlkerungs-Befragung zur allgemeinen Lebensssituation, die auch Informationen zur beruflichen Selbstndigkeit umfasst. Panel seit 1984. http://www.diw.de/deutsch/soep/29004.html
Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 44
Wesentliche Datenquellen fr internationale Vergleiche des Grndungsgeschehens
Global Entrepreneurship Monitor. http://www.gemconsortium.org/
Global Entrepreneurship and Development Index. https://thegedi.org/global-entrepreneurship-and-development-index/
Compendia: Informationen zum Grndungsgeschehen in 23 OECD-Staaten. http://data.ondernemerschap.nl/WebIntegraal/Toelichtingen/Compendia.htm
International Benchmark of Entrepreneurs: Angaben zur Marktdynamik (Grndungen, Stillegungen, etc.) in 9 EU-Lndern, Japan und den USA. http://data.ondernemerschap.nl/WebIntegraal/Toelichtingen/International_Benchmark_Entrepreneurs.htm
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Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 Teil I 23
Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 45
Selbstndige in Deutschland 1991 2012
Quelle: Mikrozensus (eigene Auswertung).
Selbstndige mit und ohne weitere Beschftigte in Deutschland 1991 2012
Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 46
Quelle: Mikrozensus (eigene Auswertung).
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Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 Teil I 24
Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 47
Grndungen in Deutschland 1996 2012
Quelle: Mikrozensus (eigene Auswertung).
Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 48
Grndungen mit und ohne weitere Beschftigte in Deutschland 1996 2012
Quelle: Mikrozensus (eigene Auswertung).
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Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 Teil I 25
Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 49
Sektorale Struktur der Grndungen in Deutschland 2005-2010 (jhrliche Durchschnittswerte)
Quelle: Beschftigtenstatistik
Sektor bzw. BrancheDurchschnittliche jhrliche Anzahl der Grndungen
Grndungen pro 1.000
Beschftigen in der Branche
Anteil an der durchschnittlichen
Anzahl aller Grndungen in %
Land- und Forstwirtschaft 3.016 7,00 3,3Bergbau, Energie, Wasser 372 1,02 0,4Verarbeitendes Gewerbe 5.830 0,81 6,4davon:- Spitzentechnologie 456 0,58 0,5- Hochwertige Technologie 1.018 0,48 1,1- Nicht-technologieintensive Branchen 4.357 1,01 4,8
Baugewerbe 10.911 6,18 11,9Dienstleistungen 71.196 4,89 78,0davon:- Handel und Gastgewerbe 37.394 5,62 40,9
- Verkehr und Nachrichtenbermittlung 5.558 3,01 6,1
- Kredit- und Versicherungsgewerbe 3.527 3,45 3,9
- Sonstige Dienstleistungen 12.344 4,55 13,5- Wissensintensive Branchen 12.373 5,33 13,5
Insgesamt 91.326 3,75 100
Grndungen und mindestoptimale Gre (MOG)
Output
Durchschnitts-kosten
DKI DKII
MOGI MOGII
Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 50
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Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 Teil I 26
Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 51
Durchschnittliche jhrliche Grndungsraten 2005-2010 in der privaten Wirtschaft
Quelle: Beschftigtenstatistik.
Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 52
Warum und wie bildet man eine Grndungsrate ?
Problem: Regionen bzw. Branchen haben jeweils unterschiedliches konomisches Potential. Da die Anzahl der Grndungen u.a. durch dieses konomische Potential geprgt ist, werden Vergleiche (z.B. der Grndungsneigung) dadurch erschwert.
Ausweg Grndungsrate: Die Anzahl der Grndungen wird auf eine Kennziffer fr das konomische Potenzial bezogen.
Zwei wesentliche Alternativen (Audretsch & Fritsch, 1994):Arbeitsmarktansatz: Anzahl der Grndungen bezogen auf die Anzahl der Erwerbspersonen (= Wahrscheinlichkeit fr Grndung durch eine Erwerbsperson).kologischer Ansatz: Anzahl der Grndungen bezogen auf die Anzahl der Betriebe bzw. Unternehmen.
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Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 Teil I 27
Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 53
Die Persistenz regionaler Grndungsaktivitten in westdeutschen Raumordnungsregionen 1976-2009
0
10
20
30
40
50
60
70
0 10 20 30 40 50 60 70Rang (t-10)
Ran
g (t)
0
10
20
30
40
50
60
70
0 10 20 30 40 50 60 70
Ran
g (t)
Rang (t-30)
Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 54
Die Messung von Entrepreneurship im GEM I:Nascent Entrepreneurs
Nascent Entrepreneurs: Personen im Alter zwischen 18 und 64 Jahren, die
zum Zeitpunkt der Befragung versuchen, alleine oder mit Partnern ein neues Unternehmen zu grnden,
in den letzten zwlf Monaten etwas zur Untersttzung dieser Grndung unternommen haben,
die Inhaber- oder Teilhaberschaft im Unternehmen anstreben und
whrend der letzten drei Monate keine Vollzeitlhne oder -gehlter gezahlt haben
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Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 Teil I 28
Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 55
Die Messung von Entrepreneurship im GEM II:Young Entrepreneurs und Total Entrepreneurial Activity
Young Entrepreneurs: Personen im Alter zwischen 18 und 64 Jahren, die
Inhaber oder Teilhaber eines bereits bestehenden Unternehmens sind, bei der Geschftsleitung mithelfen und
aus diesem Unternehmen nicht lnge als 3,5 Jahre Gehlter, Gewinne oder Sachleistungen erhalten haben.
Early Stage Entrepreneurial Activity = Nascent + Young Entrepreneurs bzw. deren Anteil an der Bevlkerung im Alter zwischen 18 und 64 Jahren.
Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 56
Die Definition von Entrepreneurship im Global Entrepreneurship Monitor (GEM)
Quelle: Reynolds et al. (2005, 209)
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Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 Teil I 29
Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 57
Die Early-Stage Entrepreneurial Activity2010 und Wohlstandsniveau im internationalen Vergleich
Quelle. GEM Global Report 2010.
Necessity-based Early-Stage Entrepreneurial Activity2010 und Wohlstandsniveau im internationalen Vergleich
Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 58
Quelle. GEM Global Report 2010.
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Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 Teil I 30
Die Total Early-Stage Entrepreneurial Activity 2014 in verschiedenen Lndern
Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 59
Quelle: GEM.
Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 60
Marktzutritte und Marktaustritte im Verlauf des Industrie-Lebenszyklus
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Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 Teil I 31
Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 61
Entrepreneurhaftes und routinisiertes technologisches Regime (Nelson/Winter)
Entrepreneurhaftes RegimeFrhes Stadium eines technologischen Pfades. Wenig pfad-spezifisches WissenKein dominierendes tech-nologisches Paradigma.Eher Qualitts- als Preiskonkurrenz.Hoher Anteil an kleinen und jungen Firmen an der Innovationsttigkeit.Marktzutritt relativ leicht mglich.
Routinisiertes RegimeFortgeschrittenes Stadium eines technologischen Pfades. Erhebliches pfad-spezifisches WissenEs existiert ein dominie-rendes technologisches Paradigma.Stark ausgeprgte Preiskonkurrenz.Hoher Anteil groer und alt-etablierter Firmen an der InnovationsttigkeitMarktzutritt nur schwer mglich.
Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 62
Beispiele fr Unternehmensdynamik im Lebenszyklus I
Quelle: Klepper und Simons (2005).
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Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 Teil I 32
Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 63
Beispiele fr Unternehmensdynamik im Lebenszyklus II
Quelle: Klepper und Simons (2005).
Zusammenfassung wesentlicher Ergebnisse von Kapitel 2
Die genaue Identifikation von Unternehmensgrndungen ist mit konzeptionellen Problemen verbunden. Auch fr die Festlegung des Zeitpunktes einer Grndung bestehen Alternativen. Es gibt keine objektiv richtige Information zur Anzahl der Grndungen; vielmehr sind solche Angaben immer nur als Nherungswerte aufzufassen.
In Deutschland insbesondere in den neuen Bundeslndern ist die unternehmerische Selbststndigkeit in den letzten 20 Jahren deutlich angestiegen. Dabei findet der ganz berwiegende Groteil der Grndungen im Dienstleistungssektor statt.
Es gibt groe regionale Unterschiede im Niveau der der Grndungsttigkeit bzw. der unternehmerischen Selbststndigkeit. Diese Unterschiede weisen ein hohes Ma an Persistenz aufweist, was als Indiz fr die Existenz einer regionalen Entrepreneurship-Kultur angesehen werden kann.
Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 64
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Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 Teil I 33
Zusammenfassung wesentlicher Ergebnisse von Kapitel 2 (Fortsetzung)
Im internationalen Vergleich fllt das Niveau der Grndungsaktivitten in Deutschland eher gering aus.
Grndungen sind vor allem in der Frhphase der Entwicklung eines Marktes unter den Bedingungen eines entrepreneurhaftentechnologischen Regimes von Bedeutung. In spteren Phasen des Industrielebenszyklus, wenn die Bedingungen eines routinisiertentechnologisches Regimes gelten, spielen Grndungen keine wesentliche Rolle mehr.
Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 65
3. Die Entscheidung fr unternehmerische Selbstndigkeit: Theorie
3.1 Der Ansatz des Occupational Choice
3.2 Das Grundmodell
3.3 Einige Erweiterungen des Grundmodells
3.4 Zusammenfassung: Was die Theorie erklrt und was nicht
Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 66
Praxis ohne Theorie ist blind. (nach Immanuel Kant 1781)Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie." (Kurt Lewin 1951, 169)
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Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 Teil I 34
Literatur zu Abschnitt 3
Grundlegend:
Fritsch, Michael (2016): Entrepreneurship Theorie, Empirie, Politik. Heidelberg: Springer, Kapitel 4.
Parker, Simon (2007): Entrepreneurship as Occupational Choice. In Maria Minniti (ed.), Entrepreneurship: The Engine of Growth. vol. 1, Westport (Conn.): Praeger, 81-100.
Vertiefend:
Lucas, Robert E. (1978): On the Size Distribution of Business Firms. Bell Journal of Economics, 9, 508-523.
Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 67
Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 68
Der Ansatz des Occupational Choice
Grundannahme: Jede Erwerbsperson hat die Wahl zwischen unternehmerischer Selbstndigkeit und Nicht-Selbstndigkeit, also dem Verbleib in abhngiger Beschftigung oder Nicht-Beschftigung. Der Arbeitsmarkt-Ansatz fragt nach den Bestimmungsgrnden einer Entscheidung fr Selbstndigkeit.
Allgemeine Hypothese (Frank Knight): Die Grndungsentscheidung wird bestimmt durch die subjektive Einschtzung der Vor- und Nachteile der Selbstndigkeit im Vergleich zu abhngiger Beschftigung oder zu Nicht-Beschftigung.
Problematisch: Der Ansatz impliziert, dass Arbeitslosigkeit auf einer freiwilligen Entscheidung beruht bzw. schliet den Fall unfreiwilliger Arbeitslosigkeit aus.
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Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 Teil I 35
Grundmodell des Occupational Choice
Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 69
p*=g(-w, Z)
Einkommen
Arbeitslohn w
Gewinn (x)
Unternehmerische Fhigkeiten (x)
Abhngig Beschftigte Unternehmer
Marginaler Unternehmer
~x
Wesentliche Aussagen des Grundmodells des Occupational Choice
Zentrale Determinante der Entscheidung fr oder gegen unternehmerische Selbstndigkeit sind die unternehmerischen Fhigkeiten einer Person. Je weiter verbreitet die unternehmerischen Fhigkeiten in der Bevlkerung, desto hher die Selbstndigenrate.
Je hher die in abhngiger Beschftigung zu erzielenden Einkommen (Lhne, w), desto niedriger die Selbstndigenrate.
Wenn sich im Lauf der Zeit die Kapitalintensitt pro Beschftigtem (K / L) ansteigt, erhht sich die Arbeitsproduktivitt die Lhne (w) steigen. die Selbstndigenrate sinkt die unternehmerischen Fhigkeiten des marginalen Unternehmers nehmen zu. [Steht im Widerspruch zur Entwicklung whrend der letzten Jahrzehnte !]
Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 70
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Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 Teil I 36
Einige Erweiterungen des Grundmodells I
Auch die Einkommen der abhngig Beschftigten steigen mit ihren Fhigkeiten an. Kurve fr Einkommen in abhngiger Beschftigung hat eine positive Steigung. Welche Fhigkeiten sind hier relevant?
Unternehmerische Fhigkeiten sind nicht fest vorgegeben und vor der Grndung vollstndig bekannt.
Die Unternehmer sind ber ihre unternehmerischen Fhigkeiten unsicher und knnen ihre Fhigkeiten erst im Verlauf der Selbstndigkeit einschtzen (e.g., Jovanovic, 1982).
Die Unternehmer erwerben whrend der Selbstndigkeit durch learning by doing hhere unternehmerische Fhigkeiten Personen sind mit der Zeit weiter rechts platziert.
71Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 71
Einige Erweiterungen des Grundmodells II
Steigung der Gewinn-Geraden wird von institutionellen Rahmenbedingungen wie z.B. Steuerrecht, Arbeitsmarktregulierung etc. geprgt. Je hher die Profitabilitt der unternehmerischen Gelegenheiten, desto strker die Steigung der Gewinn-Gerade.
Bercksichtigung des unternehmerischen Risikos durch einen Risikoabschlag in der Gewinn-Funktion. Bercksichtigung der individuellen Risikoneigung durch Gewichtung des Risikoabschlags in der Gewinn-Funktion (in Z).
Bercksichtigung von Mglichkeiten der Risikoteilung (z.B. ber den Kapitalmarkt) und der Hhe des individuellen Risikos aufgrund des Insolvenzrechts ber Z.
Bercksichtigung der Fhigkeit zum Erkennen unternehmerischer Gelegenheiten ber die unternehmerischen Fhigkeiten und/oder ber Z.
72Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 72
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Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 Teil I 37
Einige Erweiterungen des Grundmodells III
Bercksichtigung nicht-monetrer Motive fr unternehmerische Selbstndigkeit (z.B. Unabhngigkeit, Streben nach Selbstverwirklichung) ber Z.
Unterscheidung nach Art der Grndung (Holmes und Schmitz 1990): Je hher die unternehmerischen Fhigkeiten, desto hher die Qualitt einer Grndung.
Hohe Fhigkeiten: Schumpetersches Entrepreneurship
Geringe Fhigkeiten: Kirznersches Entrepreneurship.
73Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 73
Zusammenfassung: Was die Theorie erklrt und was nicht IDas Modell erklrt auf abstrakt vereinfachende Weise wesentliche Determinanten der individuellen Entscheidung fr oder gegen unternehmerische Selbstndigkeit. Dabei ergeben sich zwei wesentliche Ansatzpunkte fr politische Manahmen
Die unternehmerischen Fhigkeiten.Die Rahmenbedingungen.
Offene Fragen:
Was genau sind unternehmerische Fhigkeiten? Kapitel 4
Wie entstehen unternehmerische Fhigkeiten und Persnlichkeitsmerkmale? Kapitel 4
Genauere Spezifikation der nicht-monetren Bestimmungs-grnde im Rahmen des Occupational Choice (Z)! Wie variiert die Gewichtung dieser Faktoren mit dem gesellschaftlichen Wohlstandsniveau? Kapitel 4
Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 74
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Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 Teil I 38
Zusammenfassung: Was die Theorie erklrt und was nicht II
Offene Fragen (Fortsetzung):
Wie wirken sich welche gesellschaftlichen Rahmenbedingungen auf die Steigung der Gewinn-Funktion aus? Kapitel 7
Wie knnen regionale Unterschiede im Niveau unternehmerischer Selbstndigkeit erklrt werden? Kapitel 7
Inwiefern sind u.U. die vorhandenen unternehmerischen Gelegenheiten ein Engpass? Kapitel 7
Unterscheidung verschiedener Arten von Entrepreneurship wie z.B. originre Grndung, bernahme eines bestehenden Unternehmens, Solo-Entrepreneurship vs. Unternehmen mit abhngigen Beschftigten.
Occupational Choice als Abfolge mehrerer Entscheidungen, wie z.B. Wahl des Ausbildungsweges, Berufswahl, etc.?
Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 75
Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 76
4. Unternehmerische Fhigkeiten von Grndern 4.1 Was sind unternehmerische Fhigkeiten?4.2 Grndungen und Qualifikation des Grnders
4.2.1 Qualifikationsniveau4.2.2 Die Struktur der Qualifikationen (Skill Balance)
4.3 Die unternehmerische Persnlichkeit: Fr eine Grndung frderliche Persnlichkeitsmerkmale
4.4 Wie entstehen unternehmerische Fhigkeiten?4.4.1 Der Transfer der Grndungsneigung zwischen Generationen4.4.2 Genetische Faktoren, Erziehung und Familie4.4.3 Ausbildung und Beruf4.4.4 Gesellschaftliches Umfeld
4.5 Was frdert und prgt das Erkennen unternehmerischer Gelegenheiten?
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Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 Teil I 39
Literatur zu Abschnitt 4
Grundlegend:
Fritsch, Michael (2016): Entrepreneurship Theorie, Empirie, Politik. Heidelberg: Springer, Kapitel 5.
Parker, Simon (2009): The Economics of Entrepreneurship, 115-132, 134-139.
Vertiefend zur Persnlichkeitsstruktur:
Caliendo, Marco, Frank Fossen und Alexander Kritikos (2014): Personality Characteristics and the Decision to Become and Stay Self-Employed. Small Business Economics, 42, 787814.
Schmitt-Rodermund, Eva (2005): Wer wird Unternehmer? Persnlichkeit, Erziehungsstil sowie frhe Interessen und Fhigkeiten als Vorlufer fr unternehmerische Aktivitt im Erwachsenenalter. Wirtschaftspsychologie, H. 2, 7-23.
Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 77
Persnlichkeit und Qualifikationen als Determinanten unternehmerischer Fhigkeiten
Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 78
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Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 Teil I 40
Unternehmerische Selbstndigkeit in Deutschland nach Qualifikationsniveau
Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 79
Grnder in Deutschland nach Qualifikationsniveau
Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 80
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Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 Teil I 41
Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 81
Hypothesen zum Zusammenhang zwischen Grndungswahrscheinlichkeit und Qualifikation
Empirische Beobachtung: Viele Grnder verfgen ber ein relativ hohes Qualifikationsniveau.
Mgliche Erklrungen:Die Grndung eine Unternehmens erfordert eine hohe Qualifikation. Personen mit hoher Qualifikation schtzen ihre unternehmerischen Fhigkeiten offenbar relativ hoch ein.Hohe Qualifikation hohes Einkommen bzw. groes Vermgen gute Ausstattung mit Ressourcen zur Finanzierung der Grndung. Hohe Qualifikation erleichtert das Erkennen unternehmerischer Gelegenheiten.Formale Qualifikation versus Erfahrung? Lazear (2004, 2005): Grnder bentigen eine Vielzahl unterschiedlicher Qualifikationen (Jack of all Trades-Hypothese).
Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 82
Die Jack of all Trades Hypothese (Lazear, 2002, 2004)
Hypothese: Die (erfolgreiche) Grndung eines Unternehmens erfordert vielfltige Qualifikationen Spezialwissen auf einem einzelnen Gebiet reicht nicht aus. Grnder verfgen ber eine Vielzahl unterschiedlicher Qualifikationen (Skill Balance).
Modell:
x1, x2: spezifische Fhigkeiten.
Einkommen des Spezialisten = max [x1, x2]
Einkommen des Entrepreneurs = min [x1, x2], d.h. das Ein-kommen des Entrepreneurs ist durch den am schwchsten ausgeprgten Faktor begrenzt. = Marktwert eines Entrepreneurs bzw. unternehmerisches Talent.
Grndung rational wenn min [x1, x2], > max [x1, x2].
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Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 Teil I 42
Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 83
Wahrscheinlichkeiten fr Nascent Entrepreneurship in Abhngigkeit von der Vielfalt von Fhigkeiten
Number of fields of experience
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Number of 0 2.4 2.6 2.8 3.0 3.2 3.4 3.7 4.0 4.4 4.7
professional 1 3.4 3.7 3.9 4.3 4.6 4.9 5.3 5.6 6.1 6.5
degrees 2 4.8 5.2 5.5 6.0 6.4 6.9 7.5 8.0 8.5 9.2
3 6.7 7.3 7.8 8.3 9.1 9.6 10.3 11.1 11.8 12.7 Quelle: Wagner (2006).
Aber: Die Kombination der relevanten Qualifikationen bzw. Erfahrungsfelder ist nicht beliebig sie mssen zueinander passen! (Moog, 2004)
Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 84
Persnlichkeitsmerkmale von Grndern
Zu beachten:Eventuell ist die Kombinationbestimmter Merkmale wichtig.Bedeutung einzelner Merkmale wahrscheinlich auch abhngig von Umfeldbedingungen bzw. von der Art der Grndung (z.B. Necessityvs. Opportunity Entrepreneurship).
Empirisch zeigen sich deutliche Zusammenhnge.
Entsprechende Persnlichkeitsmerkmale zeigen sich z.T. schon deutlich in der Kindheit. Frage: inwieweit sind diese Eigenschaften genetisch bzw. durch Vorbildeffekte im Elternhaus bedingt?
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Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 Teil I 43
Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 85
Persnlichkeitsmerkmale und GrndungFrderliche spezifische
Persnlichkeitsmerkmale
Fhigkeit zum Tragen von RisikoKreativittSelbstvertrauenHandlungsbereitschaftWachheit (Alertness)EigenverantwortlichkeitnderungswilleStress-Toleranz(ber-)Optimismus
Persnlichkeitsdimensionen (Big Five)
Positiv fr Grndungsneigung:
Offenheit fr Erfahrungen
Extraversion
Gewissenhaftigkeit
Negativ fr Grndungsneigung:
Neurotizismus
Vertrglichkeit
Definition: Risikoneigung
Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 86
Income
Nutzenrisikoscheu
risikoliebend
risikoneutral
Die meisten Menschen (einschlielich Unternehmer) sind eher risikoscheu !
Quelle: Parker (2009, 37).
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Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 Teil I 44
Entrepreneurship und Risikoprferenz
Die Einstellung zum Risiko ist ber die Lebenszeit relativ konstant.
Grnder bzw. Unternehmer sind tendenziell weniger risikoscheu als Nicht-Unternehmer!
Der Zusammenhang zwischen Risikoprferenz und Unternehmenserfolg ist nicht ganz klar.
Die Risikoprferenz kann ber die Big-FivePersnlichkeitsmerkmale erklrt werden. Ist die Risikoprferenz ein grundlegendes Persnlichkeitsmerkmal?
Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 87
Sind Unternehmer eher sozial unangepasste Persnlichkeiten?
Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 88
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Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 Teil I 45
Obschonka, Andersson, Silbereisen and Sverke (2013): Rule-breaking, Crime, and Entrepreneurship: A Replication
and Extension Study with 37-year Longitudinal Data. Journal of Vocational Behavior, 83, 386-396.
Empirische Untersuchung mit Lngsschnitt-Daten fr ein reprsentatives Sample von Personen aus lndlichen RegionsnSchwedens.
Ergebnisse:Es besteht ein positiver Zusammenhang zwischen weichen Formen von Regelversten und Entrepreneurship.Kein Zusammenhang zwischen antisozialem Denken und Entrepreneurship.Kein Zusammenhang zwischen kriminellem Verhalten und Entrepreneurship.
Der Effekt ist nur fr mnnliche Probanden statistisch signifikant, nicht fr Frauen.
Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 89
bertragung von Entrepreneurship zwischen Generationen Das Muster
Kinder von unternehmerisch selbstndigen Eltern haben eine relativ hohe Wahrscheinlichkeit, selbst unternehmerisch ttig zu werden. Wenn der Vater selbstndig war ist der Effekt in der Regel strker ausgeprgt als fr selbstndige Mtter.
Ein solcher positiver Effekt ist auch fr unternehmerische Selbstndigkeit von Groeltern feststellbar.
Bei Kinder von Eltern, die als Unternehmer relative erfolgreich waren, ist der Effekt strker ausgeprgt als im Falle von konomisch weniger erfolgreichen Eltern.
Der Einfluss eines unternehmerischen Rollenmodells der Eltern hngt auch von der Persnlichkeit des Nachwuchses ab.
Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 90
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Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 Teil I 46
bertragung von Entrepreneurship zwischen Generationen Mgliche Erklrungen
Aneignung von allgemeinen unternehmerischen Kenntnissen durch die Nhe zu einem Familienunternehmen; Nhe zu branchenspeifischen Netzwerken; Peer-Effekte.
Weitergabe von Unternehmen zwischen den Generationen (Nachfolge). [von eher geringer Bedeutung!]
Finanzielle Untersttzung einer Grndung durch die Eltern.
Korrelation der Prferenzen fr unternehmerische Selbstndigkeit zwischen den Familienmitgliedern (z.B. Prferenzen fr Autonomie, Risikoprferenz). [von eher geringer Bedeutung!]
Genetische Faktoren.
Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 91
Lindquist, Sol and van Praag (2015): Why do Entrepreneurial Parents Have Entrepreneurial Children? Journal of Labor
Economics, 33, 269-296.
Frage: Inwiefern beruht der positive Zusammenhang zwischen unternehmerischer Selbstndigkeit der Eltern und deren Kindern auf genetischen Faktoren?
Empirischer Ansatz: Untersuchung der Karrieren von adoptierten Kindern unter Bercksichtigung des Beschftigungsstatus der Adoptiveltern und der biologischen Eltern.
Befund: Sowohl unternehmerische Selbstndigkeit der Adoptiveltern wie auch der biologischen Eltern zeigt einen positiven Zusammenhang mit der Wahrscheinlichkeit fr unternehmerischen Selbstndigkeit der Kinder. Der Effekt der Adoptiveltern ist ca. doppelt so stark wie der Einflu der biologischen Eltern.
Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 92
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Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 Teil I 47
Erziehungsstil und Entrepreneurship (Eva Schmitt-Rodermund 2005, in: Wirtschaftspsychologie, H. 2, 7-23)
Schmitt-Rodermund (2005): Es gibt einen positiven Zusammenhang zwischen untersttzender und anregungsreicher Erziehung und der Wahrscheinlichkeit von unternehmerischer Selbstndigkeit. Dies steht im Zusammenhang mit der Herausbildung einer unternehmerischen Persnlichkeit und entsprechenden Verhaltensweisen und Interessen.
Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 93
Quelle: Schmitt-Rodermund (2005).
Der Effekt von Ausbildung und Beruf auf die Grndungsneigung
Wahl eines Ausbildungsweges und des Berufs als Vorentscheidung fr unternehmerische Selbstndigkeit.
Der Einfluss der Persnlichkeitsstruktur.
Berufsspezifische Rollenmodelle unternehmerischer Selbstndigkeit (z.B. niedergelassener Arzt oder Rechtsanwalt) als Determinante der Berufswahl.
Erwerb unternehmensspezifischer Fhigkeiten whrend der Ausbildung und der Ausbung eines Berufes.
Berufsspezifische Beschftigungssituation (Lohnniveau, Arbeitsplatzsicherheit) als Determinante unternehmerischer Selbstndigkeit.
Berufsspezifische Rollenmodelle (Kommunizierbarkeit, Peer-Effekte).
Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 94
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Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 Teil I 48
Einflussfaktoren auf die Entwicklung unternehmerischer Fhigkeiten
Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 95
Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 96
Grndungsneigung und soziales Umfeld
Empirischer Befund: Grndungsneigung ist hher
wenn sich selbstndig ttige Personen in der Familie bzw. im Bekanntenkreis befinden.
in Regionen mit hohem Anteil an selbstndig ttigen Personen.
Mgliche Erklrung: Vorbildfunktion, direkter Kontakt zum Rollenmodell Unternehmer (Peer-Effekt).
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Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 Teil I 49
Informationsstand, Suchprozesse und Zugang zu Informationen.
Lebenserfahrung, Bildungsniveau, Fhigkeiten.
Einbindung in professionelle und soziale Netzwerke.
Aktive Suchprozesse.
Die Fhigkeit zum Erkennen unternehmerischer Gelegenheiten.
Wissen ber wirtschaftliche Zusammenhnge, Mrkte und ber (potenzielle) Bedrfnisse.
Kognitive Prozesse (z.B. Wachheit, Wahrnehmungsfhig-keit, Intelligenz, Kreativitt, Assoziation, Denken out of thebox).
Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 97
Was frdert und prgt das Erkennen unternehmerischer Gelegenheiten (opportunity recognition) ?
Die Umsetzung unternehmerischer Gelegenheiten
Die Art der Umsetzung unternehmerischer Gelegenheiten ist hufig durch die Vorbildung und den Kontext geprgt!
Beispiel: Shane, Scott A. (2000): Prior Knowledge and theDiscovery of Entrepreneurial Opportunities. Organization Science, 11, 448-469.
Untersucht acht Grndungen aus dem MIT, die auf der gleichen technologischen Entwicklung beruhen (3D Drucken).Alle acht unternehmerischen Konzepte sind unterschiedlich und durch Vorwissen und Vorerfahrung der Grnder geprgt.
Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 98
Vorwissen
Technologi-sche
Entwicklung
OpportunityRecognition
Unternehme-rische
Umsetzung
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Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 Teil I 50
Zusammenfassung wesentlicher Ergebnisse von Kapitel 4
Es lassen sich zwei Komponenten der unternehmerischen Fhigkeiten unterscheiden, nmlich zum einen die erlernbaren Qualifikationen und zum anderen bestimmte Persnlichkeits-merkmale, deren Struktur im Zeitablauf weitgehend stabil ist.
Zwischen dem Ausbildungsniveau und der Grndungswahr-scheinlichkeit besteht ein positiver Zusammenhang.
Neben dem Qualifikationsniveau ist insbesondere die Vielfalt und Struktur der Qualifikationen (Skill Balance) fr erfolgreiches Unternehmertum von Bedeutung.
Es lassen sich bestimmte Persnlichkeitsmerkmale identifizieren, die sich positiv auf den Erfolg von Grndungen auswirken.
Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 99
Zusammenfassung wesentlicher Ergebnisse von Kapitel 4 (Fortsetzung)
Die Fhigkeit und die Bereitschaft einer Person zu unternehmerischer Selbststndigkeit entwickelt sich meist ber einen lngeren Zeitraum. Dabei kommt dem sozialen Umfeld im Verlauf von Erziehung und Sozialisation, der Ausbildung, der Berufswahl und der Berufserfahrung ein prgender Einfluss zu.
Die Grndungsneigung einer Person ist deutlich hher, wenn ein direkter Kontakt zu selbststndig ttigen Personen, wie z.B. Eltern, Geschwistern, Freunden und Bekannten besteht (Peer Effekt).
Das Erkennen unternehmerischer Gelegenheiten erfordert einen gewissen Informationsstand, insbesondere auch das Wissen ber wirtschaftliche Zusammenhnge sowie weitere kognitive Fhigkeiten.
Wyrwich: VL Entrepreneurship und Unternehmensentwicklung SS 2018 100