Forensische Foucaultiade oder Kleine Subjektpsychologie des forensischen Diskurses

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    Forensische Foucaultiadeoder

    Kleine Subjektpsychologie des forensischen Diskurses

    Zusammenfassung

    Schlsselwrter

    Ausgangspun kt

    Ulrich Kobb

    Der Autor exzerpiert Foucault. Er stellt Fragen nach der ethischen Selbstautorisierung und -legitimierung der fo-rensisch-psychologischen Wissenschaft. Der Skandal der (forensischen) Psychologie und Psychiatrie beginnt mitjener quasi retroaktiven Illusion, Wahnsinn und Gefhrlichkeit seien im Menschen ursprnglich angelegt, jedochbis in die Moderne unentdeckt geblieben. Die Dramaturgie eines normativen Wissenschaftsverstndnisses ver-wechselt nicht nur Ursache (Kausalitt) und determinierende Gesetzmigkeiten, sondern erschafft die monstr-se Gestalt des infamen Tters, des infimen Delinquenten. Die Kritik gilt dem Mainstream einer Wissenschaft, diesich mathematisch-statistischem Design verschrieben, Objektivitt zum Fetisch und das Fading des Subjekts zumProgramm gemacht hat. Der Versuch eines konzessionslosen Blicks auf die forensisch-psychologische Wissen-schaft konfrontiert mit dem leeren Ort einer unerreichbaren ethischen Wahrheit jenseits der Illusionen. Er

    fordert eine ethische Selbstbegrndung forensischer Subjektwissenschaft und leitet auf Diskurse der Selbstbefra-gung und Selbstkritik ber.

    Foucault Subjektpsychologie forensische Psychologie Ethik Gefhrlichkeit

    Ist es denn nicht erlaubt,gegen Subjekt, wie gegen Prdikat und Objekt,

    nachgerade ein wenig ironisch zu sein?Nietzsche (1886, 600)

    Zunchst eine Standortbestimmung: Ein redlicher Umgang mit wissenschaftlichen Aussagensetze voraus, forderte Habermas vor 35 Jahren, vorab das eigene Erkenntnisinteresse dar-zulegen. Der Verfasser ist Psychologe von Beruf und Psychotherapeut, dabei davon ber-zeugt, dass die Psychologie Wissenschaft vom Subjekt wie vom Subjektiven ist. Von derhandlungs- und behandlungsideologischen Ausrichtung her ist er manchen Ideen undIdealen der Antipsychiatrie, der sozialpsychiatrischen Reformpraxis und der kritischen Sub-jektpsychologie verpflichtet, zudem wissenschaftsideologisch in einer nicht nur empirisch be-grndeten, sondern in einer ebenso geisteswissenschaftlich verfassten Psychologie und beieiner lacanianischen Reformulierung freudscher Psychoanalyse verortet.

    Was diesen Essayi betrifft, geht der ausschlaggebende Impuls auf eine klsterliche Zen-Meditation, ein , in einem vor einer Reihe von Monaten zurck. Undhier, im Zen-Geist, liegt auch ein Fundament jener ethischen Haltung, um deren Grund dieseKlagerede kreist: Die Praxis des ist eine Praxis des Anfnger-Geistes ( ),einer Geisteshaltung, die leer, sprich, frei von den (Denk-)Gewohnheiten des Experten ist,die also die ursprngliche Natur der Dinge wahrzunehmen sucht, indem sie Augenblick frAugenblick das Wahrgenommene (wie) zum ersten Mal entdeckt Und dennoch ist diesauch ein Versuch, das psychologische Instrumentarium zuzuspitzen und in ihrer forensi-schen Praktik(abilitt) auf den Punkt zu bringen sucht.1

    Ausgehend vom Stichwort des Augenblicks lassen sich die Erkenntnissysteme dessen be-

    trachten, das Wissenschaft genannt wird und hier als Wissenschaften der Psychologie undPsychiatrie die relevanten Diskurse dar- und zur Verfgung stellt. Weil wie die Eingangsan-merkungen zum Erkenntnisinteresse zeigen eine voraussetzungslose Reflektion schlech-

    die

    zazen sesshin

    zen shoshin

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    terdings nicht mglich ist, wird diese hier den Forschungsstrategien des Wissenschaftsphilo-sophen Michel Foucault folgen und sie auf der Grundlage und im hermeneutischen Kontexteiner ethischen (In-)Fragestellung rezipieren. Doch jede Rezeption ist intellektueller Dieb-stahl: Man eignet sich Gedanken, Argumentationsfiguren, (vorlufige) analytische Resultate

    an, die wehrlos den Bedrfnissen des interessierten Erkenntnissub-

    jekts ausgeliefert sind.

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    Demgegenber stellt die rhetorische Form derRelektre seiner Schriften darauf ab, Foucault idealiter zum Sprechenzu bringen und dies als charakteristisches Element seines Diskurses(ein-)wirken zu lassen. Dabei wird sich dieser Text von den blichenwissenschaftlichen Gepflogenheiten eines korrekten Zitierens lsenund Foucault wie auch die anderen Autoren zitieren, ohneAnfhrungszeichen zu setzen. Er selbst polemisiert dazu:

    Empfindet ein Physiker, wenn er Physik betreibt, das Bedrfnis, Newton oder Einsteinzu zitieren? Er gebraucht sie, aber er braucht keine Anfhrungszeichen, Funotenoder eine lobreiche Billigung, die beweist, wie sehr er dem Denken des Meisters treuist. Und da die anderen Physiker wissen, was er erfunden und nachgewiesen hat,erkennen sie das im Vorbergehen.3

    Zur Verhinderung einer allzu leicht unterlaufenden Glttung originaler Aussagen, Resorbie-rung oder Entschrfung des Sinns durch indirekte Rede oder exegetischer Zusammenfas-sungen wird dieser Essay weitmglich am Ausgangstext bleiben, zitierend manche Eigenhei-ten foucaultscher Ausdrucksweise hinnehmen und mitmachen, Assimilationseffekten durchAngabe fremdsprachlicher Originalbegriffe vorzubeugen suchen. Foucault zu zitieren, ohneden Meister(denker) jeweils wortgetreu auszuweisen, erhht zugleich Lesbar- und Versteh-barkeit des Textes, wird jedoch die Referenztextstellen im Anhang dennoch detailliert ange-ben und Mglichkeiten des Nach- oder Weiterlesens garantieren.

    Diskurs das sei, schreibt Foucault, jenes re-gelmige Ensemble, das auf einer Ebene aussprachlichen Phnomenen und auf eineranderen aus Polemik und Strategien bestehe;die Analyse des Diskurses so auch desforensisch-psychologischen Diskurses impliziere die Achsen (1) des Sprachspiels, (2)des strategisch-polemischen Spiels, (3) dessubjekttheoretischen Spiels.4 Was diePsychologie betrifft, rekonstruiert Foucaultderen (Ideen-)Geschichte als aufkommendeWissenschaft ebenso wie die der Psychiatrie:Beider Entstehung ist mit der Geschichte besser, der Entdeckung des Wahnsinns oderder Unvernunft verschrnkt und fhrt zu einer Art paradoxer Verkennung, indem das Objektder wissenschaftlichen Erkenntnis einerseits vor diesem Wissen existiert haben muss wiesollte es sonst entdeckt werden? , andererseits jedoch erst durch diese Wissenschaftsdis-ziplinen geschaffen und damit zurckprojizierend verkannt wird. Das aber heit, das Objektder Psychologie wie der Psychiatrie ist nicht nur mit ihrer wissenschaftlichen Entdeckunggleichursprnglich, sondern es kommt auch nur in ihrer Konstituierung und durch ihre Konsti-tuierung als Wissenschaft zustande.

    Was fr den Wahnsinn als Determinante der allgemeinen Psychologie und Allgemeinpsych-iatrie gilt, lsst sich auch fr die Gefhrlichkeit in ihrer wechselseitigen Abhngigkeit von derforensischen Psychologie und Psychiatrie formulieren: Deren affektive oder strukturelle Logik muss auerhalb eines darber gefhrten Monologs der Vernunft gedacht werden. Inaller Schrfe kritisiert Foucault:

    Wir sind dabei, einen psychologischen Straftatbestand, ein Charakterverbrechen zu schaffen.

    Diskurs der Humanitt

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    Und er przisiert fr die Standards der (forensischen) Psychologie, wenn Gefhrlichkeit einepsychologische Kategorie unter anderen wre, knnte sie keine Strafe und auch keine Zu-satzstrafe (siehe nachtrgliche Sicherungsverwahrung) rechtfertigen.5 Das heit, aus einerideen- und diskursgeschichtlichen Perspektive sind Gefhrlichkeitsparadigma und Progno-semodi der forensischen Psychologie und Psychiatrie systematisierte Formen von Wahr-

    nehmung in einem gesellschaftlichen Raum, der durch soziale Praxen der Dramatisierungevoziert wurde, bevor er durch mediales Betroffenheitsgeslze intensiviert und durch speku-lative Rationalisierung analytisch und wissenschaftlich seziert wird.

    Eine solche Foucaultiade aber stellt Fragen nach der ethischen Selbstautorisierung undSelbstlegitimierung dieser Wissenschaften. Dies zudem, wenn sich deren scheinbar humani-tre Leitidee als Fiktion erweist, denn es ist wiederum Foucault, der mit der Naivitt des An-fnger-Geistes so klassische Denk- und Legimitationsfiguren wie die Befreiung der Irren vonden Ketten durch Pinel betrachtet: Im Gegensatz zum Selbstverstndnis von Psychologenund/oder Psychiatern interpretiert Foucault die Geste Pinels keineswegs als eine Zsurdurch Humanisierung der Behandlungspraxis. Vielmehr verweist er darauf, dass diese GestePinels insofern Teil einer kontinuierlichen Entwicklung, mithin keineswegs revolutionr hu-

    man war, weil sie lediglich die versptete Verwirklichung schon lange mglicher Reformpra-xis darstellte. Die gleichzeitige Unterdrckung des Wahnsinns erlebt dabei in Pinels Reformweit eher eine sichtbare Vollendung denn eine Vernderung.6So belegt Foucault, dass hin-ter dieser Humanisierung eine subtile Moralisierung stand, die in generell strafende Behand-lungstechniken des Asyls eingebettet war:

    In der neuen Welt der Anstalt, in dieser Welt der strafenden Moral, ist der Wahnsinn etwas geworden, das we-sentlich die menschliche Seele, ihr Schuldgefhl und ihre Freiheit, betrifft; er ist jetzt in dem Bereich der Innerlich-keit verlegt, und dadurch wird der Wahnsinn zum erstenmal in der abendlndischen Welt nach Status, Strukturund Bedeutung psychologisch.7

    Fr das Verhltnis von Erkenntnisobjekt und Wissenschaft bedeutet dies, dass der Menscheine psychologisierbare Gattung erst geworden ist, seit sein Verhltnis zum Wahnsinn einePsychologie ermglicht hat, d. h. seit sein Verhltnis zum Wahnsinn uerlich durch Aus-

    schluss und Bestrafung und innerlich durch Einordnung in die Moral und durch Schuld defi-niert worden ist.8

    Dieses Phnomen der paradoxen Stellung und Verstellung der forensischen Wissen-schaften ist keineswegs so absonderlich, wie dies zunchst scheint: Von der Struktur herhnelt es dem Motiv des mythischen Speers als Schicksal des Telephos. Der antike Mythosberichtet von einer Verwundung des Telephos durch den Speer des Achilleus, davon dassdie Wunde eiterte und nur durch den Speer, der die Wunde schlug, geheilt werden konnte.Dieses Motiv wird nun von iek9als eine verusserlichte Wunde diskutiert, deren Ursacheeine Blockade der symbolischen Verhltnisse sei, oder die radikaler interpretiert ein ausder symbolischen Realitt herausragendes Fragment darstelle, das als ekelerregender Aus-wuchs eine einerseits innerlich, andererseits uerlich ex-sistiere, sowohl unertrglich, be-

    drohlich, a, tdlich sei und zugleich doch unbedingt bentigt werde. Es richtet dentragischen Helden zugrunde und gleichzeitig verdankt er ihm aber seine Existenz.

    Hinsichtlich der Psy-Wissenschaften enthllt dieses Konzept eine Art Heilungsverfahren,das ein zumindest mitveranwortetes bel nicht nur zu beseitigen, sondern ihm im Sinneeiner Rckkehr zum reinen Ursprung zuvorzukommen sucht. Transponieren wir dies auf dieGefhrlichkeits- und Prognosediskurse, so wird drastisch deutlich, dass die forensischenWissenschaften diesen ekelhaften, aus der sozio-symbolischen Struktur des Sozialen her-ausfallenden Exzess ihrer in der Straftat materialisierten Gefhrlichkeit zwar bekmpfenmssen, weil die Gesellschaft durch jene Externalisierung seines Partialobjekts weiterhinbedroht wird, dass dieselben Wissenschaften dieses Symptoms zugleich aber bedrfen, weilihre eigene Existenz von deren Persistenz abhngt. Hingegen:

    Es ist eine Illusion zu glauben, der Wahnsinn oder die Delinquenz oder das Verbrechen sprche zu uns auseiner absolutern usserlichkeit heraus. Nichts ist unserer Gesellschaft strker innerlich, nichts ist den Wirkungenihrer Macht strker innerlich als das Unglck eines Wahnsinnigen oder die Gewaltttigkeit eines Kriminellen. Mit

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    anderen Worten, man ist immer im Inneren. [] Man versetzt die Wahnsinnigen ins Drauen der [] Monstrosi-tt. Und doch sind sie im Netz gefangen, formen sich und funktionieren in den Diskursen der Macht.10

    Anzutreffen ist also eine Doppelstruktur jener konjekturalen Wissenschaften, die so Fou-cault einer gesellschaftlichen Erfahrung der Einsperrung, damit Kategorien des Anormalen,des gefhrlichen Irren, als Realitten auftauchen und sich der Erkenntnis quasi anbieten

    knnen. Mit dieser Konstituierung des Wahnsinns, und erst recht des gefhrlichen Irreseins,wird ein Erkenntnisgegenstand jener Vernunft hergestellt, die diesen zugleich auf Abstandhlt. Dieser distanzierte Blick der wissenschaftlichen Vernunft, kalt, unbeteiligt und wie sieglaubt objektiv wird von Canguilhem11als Komponente einer Reaktion des Aufspreizensgekennzeichnet. Es entsteht jene forensische Psychologie, auch jene forensische Psychia-trie, deren Nosologie der Geisteskranken sich in einem Klassifikationsunternehmen verranntund verloren und Objektivitt dergestalt fetischisiert hat, dass sie ihre Wissenschaftsidolatriemit mathematisch-statistischem Design verbrmen muss, anstatt sich den existentiellen Fra-gen des Subjekts zu stellen. Immer mehr gibt sich Psychologie als eine positivistischeWissenschaft mit der natrlichen Objektivitt naturwissenschaftlicher Exaktheit aus um somehr verfehlt sie die eigentliche Aufgabe einer existentiellen Analyse der Art und Weise, wiedie menschliche Realitt des forensischen Subjekts sich auch im Delikt zeitigt, sich verrum-

    licht und schlielich eine Welt entwirft.12 Denn gerade vor dem Erkenntnishintergrund, dassder Mensch selbst nicht mehr der Ordnung der Natur angehrt, weil er keineswegs nur

    , sprich, endliches Wesen13zu sein vermag, ist das Ideal einer subjektgemen Psy-chologie als Idee einer objektiven und quasi mathematisch-przisen Disziplin im Bereich derHumanwissenschaften nicht mehr angebracht.14

    Zwar ist der Wahnsinn immer auch Gegenstand einer therapeutischen Sorge gewesen, dochkannte diese keinerlei Eigenstndigkeit: Der gefhrliche Wahnsinnige ist immer auch bereitsRechtssubjekt und wird zugleich vor der historischen Matrix in Gang gesetzter Moralisie-rungsprozesse zu einem ebenso infamen wie infimen Subjekt. Indem Foucault mit demihm eigenen Anfngergeist immer wieder Archive totaler Institutionen durcharbeitet, vermager jene diskursiven Praktiken detailliert zu beschreiben, die das gefhrliche Subjekt ebenso

    qualifizieren wie disqualifizieren: Es handle sich um einen Diskurs der Infamie15, konstatierter, um einen Diskurs, der das Subjekt nicht nur als infam, als unertrglich schamlos-unverschmt, bsartig, durchtrieben, kalt und ruchlos etikettiert und diese Fama wieder undwieder kolportiert, sondern der dieses Subjekt als gleichermaen infim, als menschlich nied-rig, mickrig, zuunterst und minderwertig diskriminiert.16Dass die modernen Diskurse mit ih-ren zum Teil ebenso plakativen wie zum Teil diagnostisch flschlichen Zuschreibungen griffi-ger Etikettierungen (der Minderbegabung, der , der anti- oder dissozialer Per-snlichkeitsstrung ) diesen Diskurs des Infamen fortsetzen, dass die Dramatisierung undSkandalisierung nicht nur der ffentlichen, sondern mitunter auch der sogenannten Fachdis-kurse ein infimes Subjekt unterstellen, lsst an dem Fortschritt dieser Wissenschafts- wie(Be-)Handlungspraxis ebenso zweifeln wie an deren Ethik. Unter diesem Blickwinkel bleibt

    die Anmerkung Canguilhems zur Situation der Psychologie im Frankreich der 60er Jahredurchaus aktuell: Sein Artikel endet mit folgender Verortung:

    Wenn man aus der Sorbonne auf die Rue Saint-Jacques hinaustritt, kann man hinaufgehen oder hinabgehen.Geht man hinauf, so geht man auf das Pantheon zu, wo einige groe Mnner begraben liegen, geht man hinab,so geht kein Weg an der Polizeiprfektur vorbei.17

    Folgt man diesem Bild einer Richtungsentscheidung, so lsst sich fr die forensische Psy-chologie kein Aufstieg in einen Ehrentempel der Wissenschaften feststellen, eher doch wohleine Tendenz, in die Richtung einer Technologie sachverstndiger Begutachtung abzurut-schen 18

    Geradezu unermdlich recherchierte Foucault intensiv in Archivdokumenten, in denen vondiskriminierten, marginalisierten, zum Schweigen gebrachten, verstoenen und gefallenen,

    lcherlichen und abstoenden, oft auch fr sie selber unertrglichen Menschenleben die Re-de war.19Eben weil diese hartnckige Zuwendung zu derart nichtigen Existenzen einem alsfundamental-ontologisch zu bezeichnenden Erkenntnisinteresse folgt, geht es ihm um eine

    homonatura

    psychopathy

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    Erkenntnis der Wirklichkeit dort, wo sich diese alsMarginalitt dem Verschwinden annhert, wo sieein fading des Subjekts einleitet und sichdann, wie Seitter20 formuliert, doch noch auf derSeite der Wirklichkeit halten kann. Wohin aber

    entschwinden diese Menschen in den Vortrgenauf Tagungen, in Publikationen zu forensischenThemen? In welcher Senkgrube multivariater Sta-tistik, durch welche Falltr abstrahierender Ko-hortenanalyse, hinter welchen Simulakren ge-schwtziger und aufdringlicher Fachdiskurse21

    mit ihren mehr verschleiernder denn offenlegen-der Sprachspielen des Wissenschaftsjargonswerden jene marginalisierten Subjekte mit ihrer prekren Dynamik auf Distanz gehalten, ausdem Bewusstsein entsorgt und/oder zu Objekten der Wissenschaft modelliert?

    Wenn denn die humane Geste Pinels wie uns Foucault ernchtert zu nicht anderem ver-

    wertet wurde, als zu einem selbstverklrenden Ursprungsmythos, sollte dann die viel ver-sprechende Fragestellung im Programm der Forensischen Herbsttagung 2008, ob und wieden zu verhindern sei, ein forensischer Patient zu werden, auch nur um eine Metapher vonFinzen22zu paraphrasieren in der Logik des Pinelschen Pendels zwischen strategischenKonzepten primrer Prvention und institutionellen Interessen dichotomisiert, sprich, argu-mentativ erledigt werden? Oder knnte es doch gelingen, das Phantasma des ggf. aus-bleibenden Ereignisses und die Tatsache des (dennoch) stattfindenden Ereignisses imSinne Foucaults23 absolut zu denken?

    Das hiee, das Denken insofern zu dialektisieren und zum werden zu lassen,als diese beiden Ereignisvarianten in ihrer disjunktiven Affirmation und ihrer affirmativen Dis-junktion, kurz, ihrer gegenstzlichen Bejahung und ihrer bejahenden Gegenberstellung zu

    denken wren. Das hiee, den psychisch gestrten Delinquenten nicht mehr gegen den de-linquenten psychisch Gestrten auszuspielen, Behandlung nicht mehr auf die Beseitigungvon Gefhrlichkeit zu fokussieren und Therapieerfolge nicht nur an Rckfallprozenten mes-sen. , Schadensbeschrnkung, sei zwar formuliert Vanhoeck24 eine wich-tige und vielleicht die wichtigste Zielsetzung forensisch-psychologischer Behandlung, dochmsse der Psychologe seinen Klienten mehr zu bieten haben, als sie nur zu lehren, wir siesich zu benehmen haben.

    Das hiee aber auch, sich und in diesem Sinne ist diese Ausarbeitung politisch25 von derhumanistischen Illusion des Gutseins in und vermittels einer humanen Psychologie zu be-freien und anzuerkennen (lies: zu erkennen), dass der Humanismus der Versuch einer geist-und bewusstlosen Psychologie26 war, mit untauglichen Begriffen wie Moral, Solidaritt,

    Menschenrecht und Demokratie Probleme zu lsen, die sich gar nicht lsen lieen. Dasheit, dieser Humanismus gibt vor, Probleme zu lsen, die er sich als Aufgabe zu stellen garnicht leisten kann.27Er ist ein durch verschiedene Praktiken in der Psychologie, der Medi-zin, dem Strafsystem, der Erziehung entwickeltes, quasi selbstevidentes Ideal (oder Mo-dell) von Humanitt mit nunmehr normativem Charakter, mit dem eine bestimmte Form vonEthik zum Muster und zum Prinzip einer Freiheit erklrt wurden.28 Dies trgt nicht nur imKontext und als Ziel all dieser geschwtzigen, zugleich theoretischen und praktischen Unter-suchungen (auch der forensischen Psychologie und Psychiatrie) zu unausweichlichen Mysti-fikationen29 der diagnostischen, therapeutischen und prognostischen Kompetenzen undRessourcen bei, sondern reproduziert auch das Negativ dieses Diskurses den reflexhaft-reflexiven Bastardisierungstrip ber Bse im Tter.

    Abstrakt? Dazu kann ich nur sagen: Der Humanismus ist abstrakt. All diese Herzensschreie, diese Ansprche dermenschlichen Person, der Existenz sind abstrakt, das heit, abgeschnitten von der wissenschaftlichen und tech-nischen Welt, die unsere reale Welt ist. Was mich gegen den Humanismus aufbringt, ist die Tatsache, dass erheute den Wandschirm darstellt, hinter dem sich das reaktionrste Denken verbergen kann und monstrse, gnz-lich unvorstellbare Bndnisse geschlossen werden.30

    cogito resisto

    Harm reduction

    das

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    Diskurs der Normalisierung

    Foucault geht davon aus, dass das Auseinanderklaffen von Politischem und Psychologi-schem durch ein Wuchern jener vergesellschaftenden Normalisierungstechnologien31ver-deckt wird, die ihren gemeinsamen Ausgangspunkt in einer konsumbestimmten Lebensfh-rung einem per Lebens-, Erziehungs-, Ernhrungs-, Drogen-, Sexual-, Verbraucher-, et-

    cetera-Beratung als richtig oktroyierten Konsum in allen Gesellschaftsbereichen haben.Ursprnglich sei die Psychologie unserer Zeit zwar eine Analyse des Anormalen, des Patho-logischen und/oder Konflikthaften sowie eine Reflektion ber die Widersprche des Men-schen mit sich selbst gewesen, doch habe sie sich dann in eine Psychologie des Normalen,des Anpassungsbereiten, des Geordneten verwandelt, gleichsam im Bemhen, diese Wider-sprche im Sinne einer Normalisierungstechnik zu beherrschen.32 Die Wissenschaft Psycho-logie befinde sich, resmiert er, unvollkommen33wie sie sei, in einer recht paradoxen Situa-tion:

    Einerseits verstehe sie sich als eine Verhaltenswissenschaft, die Mechanismen, Determi-nanten, Regelmigkeiten und Statistiken analysiere. Das bedeute, konstatiert er dop-peldeutig:34 Diese Form von Wissen, diese Beobachtungen und Formalisierungen sind

    als ein empirischer oder psychologischer Ausweg so viel wert, wie sie wert sind, nm-lich uerlich und unwesentlich.35

    Andererseits sei Psychologie gleichsam ein Gerichtshof, der sich psychologisierend in al-le Analysen einmische, sobald diese den Menschen zum Gegenstand haben, und derdurch die Fokussierung des Bewusstseins der Rationalitt anstelle der Vernunft edeHumanwissenschaft unsicher werden lasse.36

    Das bedeute unter programmatischen Gesichtspunkten, dass die Zukunft der Psycholo-gie im Ernstnehmen dieser Widersprche bzw. der Ambiguitt der von ihr beschriebenenBedeutungen bestehe, sodass eine ethisch verantwortete Psychologie nur durch die Ana-lyse der Existenzbedingungen des Menschen, durch die Wiederaufnahme des Mensch-lichsten am Menschen seiner bewussten und unbewussten Geschichte(n) mglichwerde.37Die inhrente Ausweitung und Ausrichtung der Psychologie auf das Unbewussteals Unwissenheitsrandzone des Wissens sollte als nichts anderes als das Ma an Offen-heit einer (selbst-)kritischen, psychologischen Wissenschaft gesehen werden.38Das heit,diese Art programmatischer Situierung der psychologischen Erkenntnis im Verhltnis zurForschung stelle das schrfste Profil der polemischen Seite aller Forschung innerhalb derPsychologie dar.39Ihre Rolle besteht keineswegs darin, etwa die epistemologischen oderhistorischen Aspekte eines wissenschaftlichen Irrtums zu berwinden, sondern darin, diewissenschaftlichen Simulakren als Schein wie Illusion zu entlarven und einer entmystifi-zierenden Reflektion zu unterziehen.40

    Was die forensische Psychologie betrifft, so kommt Foucault sofern man das Problem auf

    die beiden Termini des Rechtlichen und des Psychologischen reduziert zunchst zu fol-gendem Rsum:

    Entweder, dass der psychologische Diskurs die Wahrheit dessen aufdeckt, was die Gerichtspraxis blind vollzog[] oder aber man betreibt eine Analyse in rein relativistischem Stil und geht davon aus, dass das Rechtliche unddas Psychologische zwei Lesarten ein und desselben Phnomens sind, wobei im 19. Jahrhundert vor allem dierechtliche Lesart galt und im 20. Jahrhundert die psychologische, ohne dass das Psychologische besser begrn-det wre als das Rechtliche.41

    Dabei basierten die Praktiken und Diskurse der forensisch-psychologischen wie der rechtli-chen Disziplinen auf einer letztlich gleichermaen selektiven, ausschlieenden, einsperren-den usw. Praxis. Von der programmatische Zielsetzung solcher Foucaultiade her knnte und sollte es also mglich werden, auch im Sprechen ber Methoden, Techniken, Strategi-en gegen die Rechtfertigungsdiskurse der forensischen Mainstrampsychologie doch so et-

    was wie eine Sozialpsychologie des Anormalen la Foucault42

    zu gelangen, mithin dasverworfene Subjekt zu rezentrieren, sodass es wieder geht darum ginge, den unheilbarenRiss dieses realen Subjekts zu erfassen und nicht das synthetisierend-synthetisierte Subjekt

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    der Wissenschaft.43 Diese Kritik und Forderung bezieht sich darauf, dass forensische Main-stream-Psychologie (und -Psychiatrie) in ihrer Forschung und Anwendung mit den WortenFoucaults nur insofern zusammen- und voneinander abhngen, als sich die Forschungspra-xis zu Determinanten von Gefhrlichkeit und Prognosekriterien auf die spekulative, ironischeund negative Rolle der Legitimierung einer strategisch-instrumentellen Behandlungspraxis

    reduziert, die nicht nur sehr gut auch ohne sie auskme, sondern die sich zudem selbst nichteinmal als psychologisch erkennt.44 Dass mittlerweile so jedenfalls forensisch-institutionelleEigenwerbung eine professionelle Einschtzung der Problematik, Gefhrlichkeit und Rck-fallwahrscheinlichkeit von (Sexual-)Strafttern innerhalb der psychologischen Disziplin als

    definiert und standardisierten Untersuchungsverfahren nicht nur eine garan-tiert gute Prognoseleistung, viel mehr noch eine genaue Abbildung des Risikos und derProblematik zugeschrieben wird, sollte nicht nur stutzen und stirnrunzelnd aufmerken, son-dern den professionellen Reduktionismus, die szientistische Selbst(v)erklrung wie das unre-flektierte Psychologieverstndnis solcher Fort- und Verbildung zumindest denunzieren las-sen.

    Dabei fllt auf, dass innerhalb der forensischen Psychologie (und Psychiatrie) die Unter-

    scheidung von Ursache (Kausalitt) und Gesetzmigkeit nicht beachtet bzw. beides mitein-ander gleichgesetzt oder verwechselt zu werden scheint. Einerseits ist Verhalten ohnehingenerell berdeterminiert. Andererseits gibt es keine Ursache schlechthin, denn diese istzufllig, unfassbar und unmessbar, die Gesetzmigkeit hingegen per se Regelhaftigkeit pur.Weil dies so ist (und indem er Wissen schafft), glaubt der forensische Experte dennoch anUrsachen und erschafft somit die Gefhrlichkeits-Fama der Kausalitt und die Kalamittder Infamie. Zweifelsohne gibt es gefhrliche Individuen, doch das sein derart schlichtes Be-dingungsmodell dessen intra- und intersubjektive Dynamik gengen sollte

    Lsst man die Themen und Ergebnisse forensisch-psychologischer wie -psychiatrischerForschungsdiskurse Revue passieren, so fllt eine paradoxe Mystifizierung der Beziehungzwischen attribuierter Gefhrlichkeit bzw. Ungefhrlichkeit und den jeweiligen

    Behandlungsmglichkeiten, -effekten oder -resistenzen auf: Auf geradezu irreale Weisescheint ein Syllogismus Anwendung zu finden, wonach die methodische Beherrschung derModifikation des als symptomatisch unterstellten Verhaltens oder als deliktrelevantidentifizierter Eigenschaften das Ma fr die psychologische Existenz und Relevanz einerGefhrlichkeitspathologie darstellt: Was, wenn dieses anormale Subjekt als ein empirischesSubjekt der Erfahrung, das denken, handeln, die Verhltnisse und sich selbst verndernkann, als ein ethisches Subjekt45 also, fr Psychologen doch mehr sein sollte, als einforensisches Kombinatorium fraglich deliktrelevanter, prognostisch mehr oder wenigergnstiger oder ungnstiger Persnlichkeitsfaktoren?ii

    Eine solche Ethik riskierte allerdings einen epistemologischen Gang, der mit Foucault dasbefragt, was forensische Begutachtungs-, Behandlungs-, Prognosewirklichkeit genannt wer-den kann, indem er einen konzessionslosen Blick auf das Unwissen enseits des wissen-schaftlichen Wissens richtet dies mit dem Problem, als Praktiker ertragen zu mssen, nichtauf berechenbare Weise voranschreiten zu knnen, sondern ggf. mit dem leeren Ort einerunerreichbaren ethischen Wahrheit jenseits der Illusionen konfrontiert zu sein Wenn hiervon Wahrheit und von Ethik die Rede ist, so geht es um das Erlangen einer ethischen Sub-jektposition, die Margalit46 wie folgt beschreibt:

    Die Eigenschaft, die ich als Begrndung fr die Achtung vor dem Menschen vorschlagen mchte, beruht auf sei-ner Fhigkeit, dem eigenen Leben zu jedem beliebigen Zeitpunkt eine vllig neue Deutung zu geben und es da-durch radikal zu ndern. []

    Noch die belsten Verbrecher verdienen Achtung allein aufgrund der Mglichkeit, dass sie ihr vergangenes Le-ben radikal in Frage stellen und den Rest ihres Lebens auf wrdige Weise verbringen knnen. []Achtung ist dem Menschen nicht dafr zu zollen, in welchem Grad er sein Leben tatschlich zu ndern vermag,sondern allein fr die Mglichkeit der Vernderung. Achtung vor dem Menschen bedeutet daher auch, niemals

    state of the art

    Diskurs des Ethischen

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    jemanden aufzugeben, da alle Menschen fhig sind, ihrem Leben eine entscheidende Wendung zum Besserenzu geben.

    Die Achtung des marginalisierten Subjekts beginnt ganz konkret in seiner Beachtung, ineiner Wertschtzung durch konkretes Interesse. Welches Interesse dabei zum Tragenkommt, ist auch eine Frage der diskursiven Kontexte. ber sie urteilt Foucault, je mehr die

    Biographie des Kriminellen die juristische Analyse der Tat ermgliche, desto mehrverwischten sich die Grenzen zwischen juristischen und dem psychiatrisch-psychologischenDiskurs:Wo sie ineinander bergehen, bildet sich der Begriff des gefhrlichen Individuums, der es erlaubt, ber die ge-samte Biographie ein Kausalittsnetz zu ziehen.47

    Dabei ist es keineswegs nur so, dass es ausschlielich um die sich in einer Straftat materia-lisierenden Gefhrlichkeit handelt. Vielmehr tendiert die soziale Kontrolle der Disziplinarge-sellschaft im Zeitalter der sozialen Orthopdie48dazu, in der Verhinderung von Straftaten so in der Anordnung nachtrglicher Sicherungsverwahrung die sonderbare Manahme49

    des Freiheitsentzugs auch ohne explizite Verletzung eines Gesetzes vorzusehen: Wie dasStrafsystem des 19. Jahrhunderts richtet sich auch das aktuelle Strafrecht wieder daraufaus, nicht nur das tatschliche, sondern auch das mgliche Handeln der Menschen zu kon-

    trollieren. Der hierfr zentrale Begriff auch der sich an die Kriminologie anhngendenforensischen Psychologie ist der rechtstheoretische Begriff der Gefhrlichkeit:

    Er besagt, dass der Einzelne von der Gesellschaft nicht auf der Ebene des tatschlichen, sondern despotentiellen Verhaltens betrachtet werden sollte; nicht auf der Ebene tatschlicher Verste gegen vorhandeneGesetze, sondern auf der Ebene mglichen Verhaltens.50

    Das eigentliche und tatschlich mit Akribie bearbeitete Problem war und ist demzufolge dasdes gefhrlichen Menschen. Gibt es Menschen, die aus sich heraus eine Gefahr darstellen?Woran erkennt man sie, und wie kann man auf sie reagieren?51 Mit erstaunlicher Naivitt ge-hen forensisch-psychologische Experten dabei davon aus, dass die jeweiligen auf derGrundlage reprsentativer Forschungsergebnisse generierten diagnostisch-prognosti-schen Beurteilungskriterien im Einzelfall prziser, differenzierter, verlsslicher rspkt. rele-vanter seien, und ignorieren, dass die jeweilige Attribution von Eigenschaften immer nur Re-flex der eigenen Beobachtungsfolie ist und nie Wahrheit auerhalb der sozio-symbolischstrukturierten und vermittelten, als sinnhaft (an-)erkannten Konstrukte des Erkenntnissub-jekts ref lektieren kann.52 ber das gefhrliche Subjekt das o. g. Kausalittsnetz zu ziehen,ihm ein Motiv zuzuschreiben, bedeutet daher nichts anderes, als eine Person zu (er-)zeu-gen.53

    Als Dimensionen des Diskurses bestimmt Foucault54 vier sogenannte Aussagefunktionen(Begriffe, Objekte, Subjekte, Strategien), die den vier Diskursen bei Lacan55entsprechen undhier zur Verdeutlichung der Stellung des Subjekts kurz skizziert werden sollen.56 Beginnenwir mit dem, was einem psychologischen Psychotherapeuten am nchsten steht: mit dem

    Diskurs der Psychotherapie. Sucht man diesen in seiner Idealform einesreflexiven, kommunikativen, heuristischen Diskurses ohne strategisch-nor-mative Intentionen zu formalisieren, bietet sich dafr der Diskurs der Psy-choanalyse an:57 Was anhand dieser Graphik gezeigt werden kann, ist ein

    Subjekt, auf das sich das Begehren des anderen richtet ( ) und das ein Wissen ( ) hat,das sich selbst nicht wei ( ).

    Der Diskurs der Wissenschaft oder der Universitt hingegen lsst sich herstellen, wennman die Elemente des Diskurses um eine Vierteldrehung verschiebt. Definiert man die fo-rensischen Wissenschaftsmodelle und -praxen als Elemente eines universitren Diskurses,so wird verstndlich, warum dieses Diskursformation zur Totalisierung des Wissens und zurEntindividualisierung des Subjekts tendiert: Im lacanianischen Diskursparadigma nimmt nichtnur das Wissen ( ) einen dominanten Platz ein, von dem aus es sich an das Erkenntnissub-jekt auf dem Platz des anderen ( ) adressiert. Sein fetischisiertes Ideal ist die Objektivitt:

    Diskursanalysen Diskursarten

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    Kein Wunder also, dass das Subjekt ( ) eine untergeordnete Rolle spielt, zueiner Art Restgre wird ( ) und dass Foucault58diesen Typ von wissen-schaftlicher Erkenntnis, Macht und Kontrolle ber Ttersubjekte als ur-sprnglich normative Disziplinaragentur beschreibt. Ergnzend bleibt aller-

    dings anzumerken, dass die Gesellschaften der westlich-kapitalistischen Welt sich dahin

    transformieren, in Kontrollgesellschaften einzutreten, die genau genommen keine Disziplinar-gesellschaften mehr sind.59

    Wenn aber der forensische Diskurs in seiner gesellschaftlichen Ntzlichkeit kritischer be-trachtet wird, stellt sich die Frage, ob dies noch ein universitrer Wissenschaftsdiskurs istoder ob die Fixierung auf seinen Gebrauchswert, seine mehr oder weniger ffentliche Ver-wendung dazu fhrt, dass er zur Ware wurde. Es fragt sich also, ob die gngigen, ja, ein-

    gngig-geflligen forensischen Diskurse nicht doch nur das sind, wasFoucault in seinen Analysen zur Geburt des Gefngnisses60, zurkapitalistischen Produktion und Konsumption der Systeme desberwachens und Strafens61, als sozial und konomisch ntzlich62, als ei-

    nen Gebrauchsartikel63eben charakterisiert. Dieses Merkmal forensischer Diskurse legt na-

    he, fr sie auch einen Diskurstyp des Marktes oder des Kapitalisten

    64

    zu beschreiben:Anhand dieses Diskursschemas wird ersichtlich, dass das begehrende Subjekt sich an denanderen auf dem Platz der Produktion wendet ( ), sondern dass es zugleich fr sich inAnspruch nimmt, als ein mit ontologischer Majuskel auftretendesSubjekt ber alle Sinn- und Bedeutungssysteme zu dominieren ( ). Inder Tat insistiert Foucault darauf, dass der jeweils dominierendeDiskurs nicht fr die Gesamtheit der Dinge gehalten werden darf, daseine Struktur nicht nur Funktionen des Ausdrucks (eines bereitskonstituierten und stabilisierten Krfteverhltnisses) oder derReproduktion (eines zuvor existierenden gesellschaftlichen Systems)sind65, der Diskurs also nicht nur eine Einschreibungsflche, sonderngerade eben auch ein Operator ist.66 Problematischerweise eigne

    jedoch gerade den wissenschaftlichen Expertenaussagen innerhalb derjuristisch-forensischen Praxis angesichts ihrer Wahrheitsansprche et-was Groteskes, wenn nicht gar Ubueskes.67 Wenn der forensisch-psychiatrische Ubuiii spreche, gerate sein wissenschaftlicher Diskurszur Parodie seiner selbst; er entfalte zwar unbestreitbare Machteffekte,disqualifiziere jedoch seinen Autor, konstatiert Foucault68nchtern. Es wrden, schreibt er,psychologisch-psychiatrische Doubletten69sowohl des nun als anormal aufgefassten Sub-jekts als auch wissenschaftlicher Diskursivitt erzeugt, denn schon allein der Begriff der Ge-fhrlichkeit sei weder ein juristischer noch ein psychiatrischer noch psychologischer, son-dern ein spezifisch disziplinarischer, ursprnglich kriminologischer Begriff:70Eine disziplinie-rende gesellschaftliche Eigendynamik habe, so weiter Foucault, diese Begriffe her-

    vorgebracht, die zunchst ganz empirisch angelegt waren und die nun auf doppelte Weiseunantastbar geworden sind, einerseits durch einen psychiatrischen und medizinischen Dis-kurs, der sie aufnimmt, also scheinbar wissenschaftlich, und andererseits durch die juristi-sche Wirkung, die sie haben.71Dieser spezifische Typus der Macht72 des psychologisch-psychiatrischen Wissens reagiere quasi auf das Drehtrprinzip der Schuldunfhigkeit, beidem die Kriminalitt in Begriffen des Gesetzes abtreten msse, wenn die Pathologie dieBhne betritt.73Mit dem Begriff der Gefahr bzw. Gefhrlichkeit, dem Konstrukt des gefhr-lichen und psychopathischen Ttersubjekts jedoch lasse sich beides wieder zusammen-fhren. Dieser forensische Diskurs erflle zwar die Funktion des Zusammenschweiens74 ju-ristischer und psychiatrischer Konzepte, doch liege er um ein Vielfaches unterhalb des epi-stemologischen Niveaus der Psychiatrie.75Dieser forensische Expertendiskurs wende sichnicht mehr an das delinquente in Abgrenzung zum brgerlichen Subjekt oder an den psy-

    chisch kranke bzw. psychisch gestrte im Unterschied zum gesunden Subjekt, sondern anso etwas wie die Kategorie der Anormalen und ziehe eine wissenschaftsideologische Vor-stellung der Normalisierung nach sich, die von den juristischen Begriffen der Delinquenz

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    oder des Rckfalls und von den medizinischen Krankheits-Begriffen sorgfltig verdecktwrden.76 Nach wie vor findet sich selbst in den elaborierten psychologisch-psychiatrischenDisziplinen ein pseudowissenschaftlicher Diskurs77ber die Delinquenz: Aus dem

    des 19. Jahrhunderts wurde lediglich die tautologische Ableitung. Worum

    es dieser Art forensischer Psycho-Wissenschaft gehe, woran sie als Kontrollinstanz aktivteilhabe, sei so Foucault78 der Machtanspruch einer ebenso normalisierenden wie margi-nalisierenden Praxis mit all jenen Machteffekten und Machtmechanismen des Ausschlusses,der Disqualifizierung, der Abschiebung, der Zurckweisung, des Vorenthaltens, der Verwei-gerung und der Fehleinschtzung, das heit mit dem gesamten Arsenal von Negationsbe-griffen oder Ausschlussmechanismen.

    Wenn diese forensischen Forschungsthemen und -diskurse folglich als weder originr psy-chologische noch psychiatrische Themenstellungen kritisiert und ihre Kontaminierung mitGefhrlichkeits- und Deliktrckfallvorhersagen beklagt wird, dann geht es keineswegs darum,diese Forschungsfoki zu relativieren: Beanstandet wird vielmehr, dass Psychologen wiePsychiater dabei ihre ursprngliche Bestimmung aufgeben, diskreditieren, verleugnen, in ab-

    surder Verkennung ihrer Disziplinen und unter Liquidierung ihrer ethischen Standards dabeiBehandlungspraxen und -standards durch Interventionstechniken oder Transformationspro-gramme ersetzen, sprich, sich an ein normatives Projekt binden.79Was dabei serialisierendentwertet, konzeptionell vergessen, multivariat abgeschafft, verobjektivierend entsorgt, pa-thologisierend diffamiert und/oder biologistisch kastriert wird, ist jener subjektbasierte undsubjektivittsbezogene Nexus der Psy-Wissenschaften, der ihr Entstehen erst ermglichteund erforderte, der ihre Existenz berhaupt rechtfertigt. Doch was Menschen zu Subjektenmacht, was ihr Potential an menschlicher Freiheit ausmacht, wird in experimentellen undanderen wissenschaftslastigen Situationen zum Strfaktor.80 Dabei konstatiert Foucault frdie Psychologie, und erst recht fr die Teildisziplin der forensischen Psychologie, diese habesich im Schutze der mchtigen Vormundschaften der medizinisch-psychiatrischen und derjuristischen Wissenschaften, zwischen denen sie brigens vermittelt, deshalb a ls eine aus-

    geklgelte Technik der Normenkontrolle entwickelt, weil die Normenkontrollen ihrerseits sotief in die Medizin oder Psychiatrie eingebettet waren, dass sie von daher einer Wissen-schaftlichkeit teilhaftig wurden.81Indem sie sich zustzlich an die Geschwtzigkeit der Krimi-nologie82adaptiert und deren Diskurs anteilig adoptiert, partiell imitiert, maskiert sie sich alseine spezifisch sozialpsychologische Disziplin. Doch realiter erweist sich wissenschaftlicheforensische Psychologie als ein Macht/Wissen-Komplex bar ener narrativen Episteme oderWissensformationen ( )83, die der Disziplin Psychologie u. a. ur-sprnglich ihren Status Wissenschaft vom Subjekt(iven) verlieh.

    Entsprechend erscheint es konsequent, fr eine gra-fische Darstellung der im Zwischen der drei Diszipli-nen situierten forensischen Psychologie die unmgli-

    che Figur eines Penrose-Dreiecks zu whlen:Einerseits erweist sich diese psychologische Teil-disziplin als undefiniert-eklektische Praktik inner-halb eines vielgestaltigen und demzufolge wenigkonturierten Arbeitsfeldes mit unklar formuliertenund uneindeutig legitimierten Arbeitsauftrgen.Foucault84schreibt gar vom begriffslosen Eklekti-zismus einer klinischen Psychologie und vomGeplapper der klinischen, ergo auch der forensischen Psychologen. In konsequenterEntsprechung zu der pragmatisch ausgerichteten Kriminologie verwirklicht auch die fo-rensische Psychologie jene technischen und a-moralischen, objektivierten Formen der

    Kontrolle und eine Kriminalpolitik, die nicht mehr an den sozial-strukturellen Bedingun-gen85und an einer sozialen Sinnwelt ansetzt, sondern an den unmittelbaren Komponen-ten einer kriminellen Situation.86

    Er ist de-linquent, weil er bsartig istEr ist delinquent, weil er gefhrlich ist Er ist gefhrlich, indem er delinquent ist

    power without narrativesder

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    Andererseits wird auch das Subjekt dieses forensischen Diskurses insofern unmglichgemacht, als es sowohl monstrs aus dem Gesellschaftsvertrag herausgefallen wie auchals Rechtssubjekt zu reintegrieren ist, beides nunmehr unter dem Schutz der Medizin, derPsychologie oder der Kriminologie zum serialisierten Konstrukt des gefhrlichen Rechts-brechers gert.87

    Darber hinaus ist auch die Ttigkeit der forensisch-psychologische Psychotherapie analog der Qualifizierung der Psychoanalyse als unmglichen Berufe durch Freud88 ein quasi unmgliches Vorhaben, in dem sich des ungengenden Erfolgs von vornher-ein sicher sein kann, was Freud89 nicht ohne Grund bereits in einem Geleitwort fr Aich-horns Verffentlichung zur pdagogisch-therapeutischen Arbeit mit verwahrlosten (undstrafflligen) Jugendlichen vorwegnahm.

    Wenngleich sie von Foucault als Vormnder der forensischen Psychologie angeben werden,befinden sich die medizinisch-psychiatrischen und juristischen Wissenschaften in einer ArtWiderstreit: So war und ist die forensische Psychiatrie bemht, Interventionsspielraum zugewinnen zwischen dem Vorher und dem Nachher, zwischen der nachtrglichen Strafverfol-gung, Begutachtung und Behandlung und der vorbeugenden Aktion ein Spielraum, in dem

    sich nicht nur die forensische Psychiatrie, sondern gerade auch die forensische Psychologiezu verselbstndigen und unentbehrlich zu machen suchen. In gewisser Weise setzt sich dieJustizmachinerie erst in Bewegung. Was nach wie vor keine systematische Ana-lyse erfahren hat, sind die quivalenz- und Austauschregeln zwischen beiden Systemen.Analog zum flottierenden Spiel mit Verschiebungen, Verdichtungen und Symbolisierungender Psychoanalyse sei, so Deleuze90, mittlerweile jedoch ein Flottierungssystem etabliertworden, in dem Normen das Gesetz91 und Regulations- und Korrekturmechanismen denStandard ersetzten. Dabei sind Forensische Psychiatrie und Psychologie auf der Suche nacheinem neuen Verfahren, einem Interventionsbereich und -modus, die nicht mehr dazu ver-dammt sind, immer zu spt zu kommen, weil sie auf einem Wissen fuen, das imstande zusein beansprucht, die Mglichkeit eines gefhrlichen wie strafbaren Verhaltens zu antizipie-

    ren, und damit die Mglichkeiten schafft, ihm vorzubeugen.

    92

    Analog zu frheren nosologi-schen Annahmen einer Monomanie als neuer Kategorie, mit der ein neuer Verhaltensbe-reich interpretierbar geworden war, den die Psychiatrie bis dato nicht abdecken konnte undden sie zuvor der Justiz berlassen musste93, wre nun fr jene Diagnosen, die wie die anti-soziale, die dissoziale Persnlichkeitsstrung oder die die Bhne der psychi-schen Strungen betreten haben94, nach hnlichen Motiven dieser forensisch relevanten so-zialen Reprsentationen zu fragen.

    Derartige Reprsentationen sind Foucault zufolge nicht einfach ein Gegenstand der Hu-manwissenschaften, sondern aus ihnen besteht das Feld dieser Humanwissenschaften, mit-hin auch der (forensischen) Psychologie, in seiner vollen Ausdehnung und als das allgemei-ne Fundament jener Form des Wissens, von wo aus dieses Wissen mglich wird.95Was da

    prsentiert wird, ist wie Foucault zur Ordnung der Dinge

    96

    , im Original zum Verhltnis vonden Wrtern und den Dingen ( )97ausfhrt eine Vorstellung, sind dievor die Dinge gestellten Wrter. Er legt dar, dass sich die Wrter von den Dingen getrennthaben, dass Logik und Grammatik verschiedene Wege gehen, dass der Kommentar (als

    ) durch die Kritik abgelst wird, dass nicht mehr eine Sprache gesprochen, sonderndass mit ihr analysiert wird98 sie ist nicht mehr nur performativer Akt, sondern insbesonde-re funktionaler Diskurs, diskursive Formation.99

    Das Sein trennt sich von der Vorstellung. [] Sprache haben heit jetzt nicht, sich den Dingen nhern, sondernnur die Methoden des Wissens im allgemeinen und auf ein Einzelgebiet der Objektivitt anwenden,100wobei dieModerne sich hin- und hergerissen fhlt zwischen den Methoden der Interpretation und denen der Formalisati-on.101

    Die charakteristische Eigenschaft der den (forensisch-)psychologischen Diskurs determi-nierenden Reprsentationen ist, dass etwas erneut, sprich: aufs Neue oder neu, prsen-

    post festum

    psychopathy

    les mots et les choses

    co-mentare

    Diskurs der forensischen Psychol ogie

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    tiert wird, dass zwar eine uerung oder werden kann, e-doch eine wissenschaftliche Aussage nur unter ganz strengen Bedingungen zuwerden vermag.102 Derrida geht davon aus, dass jedes Sprechen eine Vorstellung (Repr-sentation) des sprachlich Auszusagenden voraussetzt, sodass letztlich jede Aussage dieWiederholung dieser Reprsentation im Sinne einer Gleichzeitigkeit und einer darin doch

    existierenden zeitlosen Differenz von Realitt und Re-Prsentation dieser Realitt beinhal-tet: Am Anfang des wissenschaftlichen Wissens (ent-)steht gewissermaen eine Reprsen-tation oder eine Wiederholung, die einen unendlichen Aufschub ( )103

    zum Inhalt und als Bedingung hat.104

    In letzter Konsequenz beinhaltet dies, dass die Idee einer Humanwissenschaft, die zugleichZeichenanalyse ist, zwangslufig zu einem Trugbild wird,105dass folglich auch die klassischePsychologie und mit ihr die forensische Psychologie den Charakter eines Simulakrums insich trgt und perpetuiert. Deutlich wird, dass ein dem sozialpsychologischen Wissenschafts-philosophen Michel Foucault verpflichtetes Programm der Psychologie vom Infamen ande-re Saiten aufzuziehen sucht: Es versucht, das enthistorisierte Subjekt106 hinter der wissen-schaftlichen Ordnung der Dinge107wieder prsent zu machen, zu re-prsentieren. Dass die-

    se Wissenschaftspraxen forensisch-psychologischer bzw. -psychiatrischer Kategorisierungmit Foucault108 als politisch, mit Canguilhem109als polemisch zu skizzieren sind, lsst sich daaufzeigen, wo das wissenschaftlich als anormal identifizierte Subjekt einerseits zu einer Artalltglichem Monster, einem banalisierten Monster gert, in dessen Gestalt sich das Unmg-liche und das Verbotene kombiniert, und andererseits als ein der hufigere Typus des zubessernden Individuums sich dadurch definiert, dass es im Verdacht steht, unbelehrbar oderunverbesserlich zu sein.110 Darber hinaus lsst sich am Beispiel des tatortanalytischen An-satzes der Auswertung objektiver Tatbestandsmerkmale unschwer aufzeigen, dass und wiesehr diese modernistische, effekt- und effektivittsbezogene Interventionspsychologie ein dersubjektpsychologischen und psychotherapeutischen Haltung geradezu entgegengesetz-tes Vorgehen darstellt. Der Anspruch, anhand einer abgeschlossenen Tatortanalyse die Dy-namik eines Verbrechens und damit die darunter liegenden Bedrfnisse des Tters zu er-

    kennen, um ber derartig definierte Merkmalscluster neue Erkenntnisse bei den einzuset-zenden Therapiemglichkeiten zu bieten,111 verfehlt als Indizienparadigma mit seiner Kon-zentration auf objektive Fakten das Subjekt der Tat innerhalb forensischer Behandlungenvollends. Nicht aus dessen unbewusster, subjektiver Wahrheit wird dabei versucht, die Affekt-logik, das heit, die Logik der Affekte wie die Affektivitt der Logik,112 die Beziehungsdyna-mik, den bewussten wie unbewussten subjektiven Sinn zu erschlieen, sondern es sol-len in der Tradition naturwissenschaftlich-deterministischer Faktenanalyse mit linearem Ab-folgemodell eine Tatmotivation bzw. eine tatdeterminierende Psychodynamik verobjektivie-rend konkretisiert werden, wie sie innerhalb physikalischer Gegebenheiten nicht zu erfassenist. Mit derartigen Fortschritten der Psychologie weg vom Subjekt wird nicht nur dessen Ei-genperspektive als zu subjektiv oder aus anderen Grnden unwahr entwertet und/oder ne-

    giert, sondern das Tatgeschehen als subjektiv bedeutsames Handeln derart dekontextuali-siert, dass dies zu einer Produktion von wissenschaftlichen Allgemeinpltzen113 einerseits,von objektivistischen Spekulationen andererseits tendiert

    Die Geschichte des Wahnsinns wre die Geschichte des Anderen, dessen [] das also auszuschlieen ist (umdie innere Gefahr zu bannen), aber indem man es einschliet (um die Andersartigkeit zu reduzieren). Die Ge-schichte der Ordnung der Dinge wre die Geschichte des Gleichen (du Mme), das [] durch Markierungen zuunterscheiden und in Identitten aufzufassen ist.114

    Die foucaultsche Programmatik dringt darauf, die unterschiedslosen Kategorisierungen desserialisierten Gleichen durch eine dialektische Anerkennung von Differenz, durch eine meta-physische Positivierung des Mangels115zu substituieren, denn das Wesen des Psychischenals Allgemeines in seiner Differenz will diese forensische Psychologie nicht zur Kenntnisnehmen.116 Insofern geht es um das, was Lacan als absolute Differenz charakterisiert, um

    das, auf was sich jedes Subjekt jenseits der Trugbilder von Persnlichkeit (oder Persnlich-keitsstrung) reduziert: auf eine jeweils infime Differenz, die jedoch den Kern des Seins alsabsolute Identitt ausmacht. Gerade die prognostischen Ansprche forensischer Psycholo-

    erneut begonnen erneut evoziertwiederholt

    diffrence linfini

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    gie mit ihren implizit-expliziten Kausalvorstellungen des Verstehens und/oder Erklrens sindsich offensichtlich nicht (hinreichend) bewusst, dass sich das Subjekt seiner Erkenntnis alsAnderer nicht epistemologisch denken lsst, da bei zunehmendem Verstndnis seiner An-dersheit eben diese infime Alteritt zerstrt und ein banaler Prototyp forensisches Sub-jekts kreiert wird. Auf ethische Weise kann die Frage nach dem Anderen mithin nur gestellt

    werden, wenn selbstkritisch realisiert wird, dass das strategische Ziel zu verstehen bereitsdarauf auf ein Hren abzielt, das den Anderen in eine Vorurteilsstruktur zu pressen riskiert,und dass grundstzlich eine radikale Unmglichkeit, vom anderen Subjekt und sich selbst ingleicher Weise zu sprechen, anzuerkennen ist.117

    Eine derart programmatische Diskussion versucht eine ethische Selbstbegrndung forensi-scher Subjektwissenschaft(en) in dem, was als Selbstbefragung und Selbsthinterfragung, alsSelbstkritik, (v)erlangt werden kann. Denn Foucault hebt hervor, dass Ethik nichts anderessei als eine reflektierte Praxis der Freiheit, die jenen fundamentalen Imperativ zum Dreh- undAngelpunkt hat, der die Assimilation der , der Wahrheiten, beinhaltet.118 Wenn er denKonstruktpaaren Macht Wissen und Subjekt Wahrheit axiomatisch ein komplementresVerhltnis unterstellt119und dabei Ethik als eine Art und Weise beschreibt, die Macht derWissenschaften einer Selbstkontrolle und Selbstbegrenzung120zu unterziehen, dann drftedas forensische Subjekt nicht nur als entweder Rechtssubjekt oder pathologisches Subjektoder eben als auf infame Weise gefhrliches Subjekt aufgefasst werden, sondern es mss-te eben auch ethisch-politisch gedacht werden. Weil wissenschaftliche Erkenntnis von ihrerStruktur her so Foucault121 prinzipiell ethopoietisch, also in der Lage ist, Ethos zu produ-zieren, kann und muss ihr dies auch im Sinne einer Sorgeethik fr das verfemte, verworfene,paradoxe Subjekt abgefordert werden.

    Was dieser hochtrabende Begriff einer Ethik dabei beinhaltet, ist und hier treffen sich la-canianische Psychoanalyse und foucaultsche Diskursanalyse nicht mehr als die Anerken-nung der hchst subjektiven, einige wrden sagen, der unbewussten Wahrheit, der hchstsignifikanten Differenz dieser Subjekte. Sicher, dies etabliert einen anderen vielleicht nuretwas anderen Diskurs und impliziert, dass die Grenze von Vernunft und Unvernunft, vonWahnsinn, Unsinn und Sinn, von Gefhrlichkeit und Ungefhrlichkeit keineswegs beseitigt ist,dass sie nur anders gezogen ist: nach anderen Linien, durch neue Konventionen und mitWirkungen, die nicht dieselben sind.122Und fraglos bleibt auch jene Paradoxie der irrationa-len, allenfalls affektlogisch zu erklrenden, jedoch von einem vernunftbegabten Subjekt be-gangenen Tat unaufgelst, welche die radikal unbequeme Position123 von Psychologen,Psychiatern und Psychotherapeuten in Maregel- und Strafvollzug determiniert.

    Im Sinne dieser Ethik Foucaults geht es zwangslufig um die Frage- und Infragestellung

    Kants, was denn Aufklrung sei: Denn Kant fragt danach, wer wir in diesem przisen Mo-ment der Geschichte sind und setzt zugleich voraus, der Ausgang aus der selbst verschulde-ten Unmndigkeit124erfordere die Freiheit von seiner Vernunft in allen Stcken ffentlichenGebrauch zu machen,125sprich, die Wahrheit (hier: der forensisch-psychologischen Wissen-schaften) auf ihre Wahrheitseffekte hin zu befragen und die Macht (hier: forensischer Dia-gnose-, Behandlungs- und Prognosepraxen) auf ihre Wahrheitsdiskurse hin.126 Tatschlichwirft bereits dieses reflexives Ethikproblem Foucaults die Machtfrage als Fhigkeitsfrage auf:Was macht das einzelne Erkenntnissub ekt der Wissenschaft? Was macht es mit sich oder aus sich?127 Das darin enthaltene politische, ethische, soziale und philosophische Pro-blem fordert jeden forensischen Psychologen demnach (auf), jene Art von politischem Dou-ble-bind abzuschtteln, der ihm aufgibt, sich sowohl vom Staat und seinen entfremdendenInstitutionen und Diskursen als auch vom Typ der totalisierenden Individualisierung als Wis-

    senschaftler und/oder klinischer Praktiker, der mit ihm verbunden ist, zu befreien.128

    Wenn hier also eingefordert wird, die Subjektivitt der marginalisierten Subjekte zum Themazu machen, dann geht es nicht einfach nur um eine der Objektivitt gegenberzustellende

    des

    logoi

    Diskurs forensischer Subjektwissenschaft

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    Diskurs des Erkenntnissubjekts

    Wenn zugleich eingefordert wird, als forensischer Psychologe (wieder) den ethischen An-sprchen seiner Disziplin als Wissenschaft vom Subjekt gerecht zu werden, so impliziert diesauch, das von Foucault vorgenommene Splitting in ein allgemeines epistemisches Subjekt(Majuskel-Subjekt) und das bestimmte ethische, sich selbst transformierende Subjekt (Mi-

    nuskel-Subjekt) mitzudenken.142 Doch dieses Denken ist wie die Ethik bei Foucault ver-standen werden muss mitnichten Reflektion einer Einstellung, Haltung oder Lebensfhrung,sondern sie ist deren Praxis, sprich, eine Seinsweise.143 In diesem Sinne geht es letztlichauch um ein reflektiert zu nennendes Verhltnis des Subjekts zu sich selbst, mithin zugleichimmer auch um eine Form epistemologischer Subjektivitt als Selbstreflexivitt des Erkennt-nissubjekts. Das Subjekt wre demzufolge dadurch konstituiert, dass es diesen Begriff derSubjektivitt berschreitet, indem es sich selbst zu dieser berschreitung autorisiert. Subjek-tivitt kme folglich dort zur Entfaltung, wo das Subjekt einerseits selbstreflexiv auf Distanzzu sich selbst geht und zugleich eine Schlieung dieser Distanz durch Selbstbeschreibungbewirkt.144

    Das Subjekt als Faltung hat kein vorher bestimmtes Innen und Auen. Wo das Innere des Selbst liegt, ist eine

    Frage der Perspektive. Und um ein Subjekt zu sein, braucht es kein Inneres, dessen Wahrheit nach auen drin-gen muss. Doch um sich zu entfalten, bedarf es der Kraft, die aus der Form der Faltung resultiert.145

    Dass sich ein solches Subjektparadigma in seiner foucaultschen Abstraktion topologischvorstellen und rekonkretisieren lsst, zeigt Abibon146bezglich des sog. Mbiusbandes unddessen zweidimensionaler Darstellung auf:

    Wie erkennbar wird, handelt es sich bei dem Mbiusband um eine in sich verdrehte Figur,deren Innen- und Auenseite nicht mehr unterscheidbar ist und die binren Gegenstze in-nen / auen, aktiv / passiv, bewusst / unbewusst, wahr / unwahr, Vernunft / Unvernunft,Sinn / Unsinn usw. aufhebt. In einer zweidimensionalen Darstellung kann das Mbiusband wie ersichtlich topologisch als eine Faltung formatiert und knnen Aspekte eines vielflti-gen Subjekts verdeutlicht werden.147

    Whrend es Kant darum geht, das Objekt der Erkenntnis durch das Erkenntnissubjekt zu as-similieren, zielt Foucaults epistemologische Ethik darauf ab, dass sich das Erkenntnissubjekt

    dem Erkenntnisobjekt assimiliert

    148

    und so eine Wissenschaft verwirklichen, die mit Platonals , als Teilhabe an dem, was die Dinge sind, definiert werden knnte.Dies wre eine Programmatik, die der gngigen Wissenschafts(auf)fassung fraglos zuwiderliefe, denn damit mssten sich die, die hier als Erkenntnissubjekte als forensische Psycho-logen apostrophiert wurden, selbst thematisieren, wie dies eingangs zumindest mit der An-gabe des erkenntnisleitenden Interesses aufblitzte. Nicht nur das Ttersubjekt vernachlssigtder wissenschaftliche Mainstream forensischer Psychologie auch der Forscher oder Klini-ker spart sich, wenngleich er doch immer auch Subjekt der Erfahrung ist, als Subjekt aus.Wenn Foucault im Franzsischen von dieser Erfahrung ( ) spricht, dann klingt imTerminus nicht nur (1) die Erfahrung als eine Kenntnis an, sondern immer auchder Aspekt (2) des Erlebnisses und der (3) des Experiments, des Versuchs. In dieser Nhezum Experiment zu Versuch und Versuchung ginge es mithin nicht nur um gemachte,

    sondern auch um mgliche Erfahrungen und um die Mglichkeit der Transformation desObjekts der Erkenntnis wie des Erkenntnissubjekts. Foucault hebt darauf ab, dass zwar dasforschende Subjekt ein unvernderlich-starres Subjekt zu bleiben meint, dass es jedoch ei-

    metexis tes ousias

    exprienceexprience

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    nem Erfahrungsprozess unterliegt, der das Subjekt einer Vernderung unterwirft, gerade in-dem es erkennt oder vielmehr bei der Arbeit des Erkennens.149 Die primre, jede Subjektivi-tt fundierende Erfahrung ist die hchst verstrende Erkenntnis jedes Subjekts, dass die dieWelt, die Dinge, ihre Ordnung dass Sein und Zeit dieses Subjekts nicht bentigen. Fou-cault provoziert mit der paradoxen Fragestellung, ob denn der Mensch wirklich existiert bzw.

    was die Welt und das Denken und die Wahrheit sein knnten, wenn der Mensch nicht exi-stierte.150 Aus diesem Schock der Selbsterfahrung heraus distanziert sich das Subjektselbstreflexiv ebenso wie es bei sich ist, denn das Denken ist die einzige Instanz einer Di-stanzierung vom Sein, und nur diese Distanzierung nicht der Einklang mit dem Sein er-laubt Subjektsein.151Das Subjekt gerade auch das forensisch-psychologische Erkenntnis-subjekt wre demzufolge gerade auch als ein sich von Denkverboten / -geboten frei ma-chendes Subjekt in realer Unfreiheit a ls ein Subjekt mit den Mglich- und Notwendigkeitenselbstkonstitutiver Souvernitt und Verantwortungsbernahme unter Bedingungen fakti-scher berforderung zu verstehen.iv

    Wo hingegen die eigene Subjektivitt des Erkenntnissubjekts aus dem Erkenntnisprozessausgeschlossen werden soll, muss auch die Subjektivitt des anderen in Gestalt des Tters

    eliminiert werden. Nur die Verdinglichung des anderen zum bloen Objekt der Erkenntnisbzw. der erkenntnisgeleiteten Praxis erlaubt einer von Empirizitt durchtrnkten Disziplin152

    wie der forensischen Psychologie, das Verfhrerische und/oder Furchterregende der ent-subjektivierten Tter unter Kontrolle zu halten. Das selbstreflexive Einbringen der eigenenSubjektivitt, zu dem hier aufgefordert wird, jedoch riskiert, Intersubjektivitt als zumindestals imaginre Beziehung zum phantasmatischen Ttersubjekt mglich zu machen 153

    Anders formuliert: In der Auseinandersetzung mit Grenzerfahrungen, mit ihrer Setzung alsErkenntnisobjekt des Wahnsinns oder der Delinquenz zum Beispiel154 muss sich der fo-rensische Psychologe verndern, so sich in der Begegnung mit dem Wahnsinn als zwar neu-rotisches, aber doch vernnftiges Subjekt konstituieren oder sich in der Konfrontation mitdem Verbrechen als zwar begehrendes, so doch sozio-symbolisch integriertes, normatives

    Subjekt anerkennen. Eine sich kritisch, also auch selbstkritisch verstehende (forensische)Psychologie msste demzufolge beinhalten, sich als Psychologe auch der eigenen Ver-rcktheit155zu stellen, d. h. der von forensischen Psychologen ausgesparte subjektpsycho-logische Wissenschaftsdiskurs betrfe mithin die Frage, welche Transformation sie als Wis-sens- und Erkenntnissubjekte durch die Konstitution ihres Wissens, durch die Konfrontationmit Taten und Ttern, durch die Mechanismen der Institutionen Strafvollzug oder Mare-gelvollzug erfahren. Immerhin organisieren Institutionen des Freiheitsentzugs wie jede an-dere Institution auch ihren eigenen Diskurs, privilegieren sie ihre eigenen Themen, Denk-ge- und -verbote sowie Praxen als Partikel einer Determination ihres Diskurses innerhalbseiner Grenzen, denen jeder forensische Psychologe (mehr oder weniger) verfangenbleibt.156 Dies zu thematisieren, zu untersuchen, sich in Beziehung zu sich selbst somit a lskantianisch aufgeklrtes Subjekt zu setzen, entsprche nicht nur Foucaults sorge-ethi-

    schem Konzept einer Reflexivitt von sich auf sich157, sondern muss als Modus der Selbst-konstituierung zugleich radikalisiert werden: Zu welchem Preis kann das Subjekt die Wahr-heit ber sich selbst sagen? und Zu welchem Preis kann man problematisieren und analy-sieren, was das sprechende Subjekt, das arbeitende Subjekt, das delinquente Subjekt, daspsychologische Subjekt, das lebende Subjekt ist?.158

    Wenn forensische Psychologen nicht nur Wissenssubjekte im Sinne beliebiger Subjekteder praktischen Vernunft, nicht nur Geister, die es sich zu einfach machen159, sprich, simpleGemter160sind, sondern ihnen abverlangt werden kann (und muss), sich als ethische Sub-jekte zu konstituieren, impliziert dieser Anspruch eine spezifische Form selbstkritischer undselbstreflexiver Praktiken: Diese ethopoietisch zu nennende, zwischen und ,zwischen Berufspraxis und Lebenskunst angesiedelte Praktik161gilt ob ihrer Subjektivitt als

    unwissenschaftlich, sodass sie hchst selten eingelst wird. Dennoch msste jedes foren-sisch-psychologische Erkenntnissubjekt eine Auseinandersetzung mit diesen Fragen der(normativen) Transformation des Selbst verwirklichen, indem der Einzelne sich als einen An-

    praxis tekhn

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    deren setzt und quasi elliptisch ber sich, in Distanz zu sich und auf sich zurckkom-mend, diese forensische Erfahrung hinsichtlich ihrer (Aus-)Wirkungen befragt. Das heit, derPsychologe bedarf einer bestimmten Wendung des Blicks und der Haltung, um diese exi-stentiellen Modalitten forensischer Profession(alisierung) zu erkennen und in such selbstbetrachten zu knnen.162 Foucault unterstreicht diesbezglich die Notwendigkeit einer akti-

    ven bung von als bergang von der passiven, normierten Form der der Konstituie-rung des Sub ekts zur aktiven, ethischen Form der Selbstsorge.163 Die Notwendigkeit dieserAskese, mit welcher sich der Kreis zum Ausgangspunkt im des Verfassersschliet, entspringt dabei einer Auffassung vom ttigen Subjekt, das keineswegs im Sinneeiner Selbsterfahrung zur Entdeckung seiner selbst, seiner Geheimnisse und seiner verbor-genen Wahrheit aufbricht, sondern das mit dieser Praktik ein Subjekt ist, das gentigt ist,sich selbst auszuarbeiten und daher zwangslufig sich, um sich zu finden, selbst zu erfindenversuchen muss.164

    Mit einer solchen Zwischenbilanz folgt dieser Essay einer diskursiven Ringstruktur, indemzwar einerseits im foucaultschen Diskurs mit fremdem, angeeignetem Wortlaut argumen-tiert zu werden scheint, dies jedoch zugleich in der homonymen Lesweise Foucault

    (Verrckt[er] und Konsorten) eine im foucaultschen Sinne verrckte oder hn-lich widerstndige Rede zu sein beansprucht. Sartre paraphrasierend, fllt dies nicht weiterins Gewicht, wenn wir unser eigenes Denken in dem eines anderen entdecken.165 Es ist das,was lacanianisch als Durchqueren eines Phantasmas qualifiziert wrde, als eine selbstrefe-rentielle Fragestellung, die verrckt genug ist, die eigenen Wissenschaftsfundamente infragezu stellen, um hernach elliptisch auf das Selbe im nunmehr dennoch lediglich gleichhnli-

    chen Erkenntnissubjekt zurck zu kommen, um also das Subjekt despsychologiekritischen Diskurses an den Ort seines eigenen Ursprungs zu-rckzufhren. Zu fragen wre daher auch, ob und in wie weit Wissenschaft mithin auch (forensische) Psychologie in ein unmgliches normativ-kontrollierendes System eingebunden ist, das seine eigenen Axiome undMethoden, seine Ziel- und Voraussetzungen nicht nur selbstlegitimiert, son-

    dern perpetuierend (re-)produziert, sprich, das eine angst- und gefahrenab-wehrende Theorie und Praxis reprsentiert, die sich nicht nur selbstbe-sttigen, sondern sich zugleich auch manifest triggern. Als quasi explikativesModell eignet sich die unmgliche Figur der Kleinsche Flasche, da beiihr Form, topologische Bedeutung, Flchenverdrehung und Umschlag-

    kante innerhalb eines dimensionalen Raums die komplexen und paradoxen Bezie-hungen und Vektoren innerhalb des Diskursapparats reprsentieren knnen.166Da-bei handelt es sich bei dieser Figur letztlich um einen Torus, der sich selbst durch-quert167, sodass dieses topologische Modell nicht nur fr die Veranschaulichung derStruktur des Phantasmas, sondern da die Struktur des Menschen, so Lacan168, alssolche torisch ist fr die Demonstration der Struktur des psychischen Apparats

    berhaupt adquat sein muss.Dass das (Selbst-)Verhltnis der Subjektivitt ein praktisches der Macht ist, hat seine kritische Pointe darin, dieGleichsetzung von Subjektivitt mit Selbstbewusstsein zurckzuweisen. Das primre Verhltnis ist nicht einesdes Wissens, sondern der Selbstfhrung im ttigen Ausfhren.169

    Es handelt sich um eine von Foucault als philosophische bung bezeichnete hermeneuti-sche Praxis psychologischer Lebensfhrung mit dem Ziel, das zu erkunden, was am eigenenDenken verndert werden kann, indem man sich an fremdem Wissen versucht.170 Fragloskann und wird sich dieses Subjekts nicht frei entwerfen und selbst verwirklichen, sondern eswird eingedenk der diskursiven und nicht-diskursiven Praktiken, denen es unterworfen istund bleibt, dies immer nur innerhalb des betreffenden Feldes (der Wissenschaft Psycho-logie, der Institution Straf- oder Maregelvollzug, der jeweiligen Psychotherapieschule, derLokalpolitik ) realisieren. In diesem Sinne geht Foucault von einen gespaltenen Sub-

    askesis

    zazen

    fou&co

    n-

    Diskurs der Wahrheit

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    jektbegriff aus, indem einander widerstreitende Momente verknpft und im Subjekt sowohlein Schema der Unterwerfung unter Praktiken der Macht als auch eines der Selbstgestaltungzusammengefhrt werden.171

    Auch das Erkenntnissubjekt hat eine Geschichte; auch die Beziehung zwischen Subjekt und Objekt, also die

    Wahrheit, hat eine Geschichte.172

    Anders formuliert, existiert das Subjekt fr Foucault nur imGerundivumv: als zu explorierendes, zu normalisierendes,zu optimierendes, sthetisch zu gestaltendes usw., kurz,als zu konstituierendes und/oder zu transformierendesSubjekt.173 Der Weg dorthin als Weg zur Wahrheit, alsgeforderte , als Wahr-Sprechen hat insoferneinen ethischen Sinn, als das Ethos des Einzelnen hier-ber geformt und vermittels der asketischen Praktiken zusubjektivieren gesucht wird.174Es ist sowohl performativerAkt als auch inhaltlich Aussage einer bestimmten Wahrheit und damit auch eine Ethik.175Dabei sollte nicht verkannt

    werden, dass Erkenntnis stets eine strategische Beziehung des Erkenntnissubjekts voraus-setzt, welche die als Wirkung zu verstehende Erkenntnis definiert. Insofern wre es vollkom-men widersinnig, wenn man sich eine Erkenntnis vorzustellen versuchte, die nicht zutiefstparteiisch und perspektivisch wre, da dieser Charakter der immer auch verkennenden Erkenntnis aus dem Kampf um ihre mglichst wahrhaftige, sprich, ethische Verwirklichungresultiert.176

    Zweifelsohne erffnet ein solches Sprechen (von sich selbst, von der experimentellen Erfah-rung als forensischer Psychologe) jenen neuen, jenen weiteren und erweiterten Raum ei-ner Erfahrung, in der das Subjekt, das spricht, anstatt sich auszudrcken, sich seiner Wahr-heit aussetzt177, in dem eine subjektivierende Faltung vermittels eines Sich-durch-sich-Affi-zierens178 erfolgt, d. h. indem das Sub ekt die schtzenden Grenzen seiner Wissenschaft

    berschreitet und sich auf eine Weise exponiert, die es als ethisches Subjekt zwar greifbar,aber eben auch angreifbar macht. Nicht nur um diese Wahrheit und den Ethos des foren-sisch-psychologischen Erkenntnissubjekts geht es dabei, sondern es geht in einer dialekti-schen Denkbewegung immer auch darum zu zeigen, dass sich dieses Sprechen auf ein Seinbezieht, auf das hin das Subjekt hinsichtlich seiner Selbstimplikationen zu befragen und (i.S. einer rekursiven Arbeit an sich / am Ich179) zu psychologisieren ist.

    Foucaults Fragestellung ersetzt die Selbstgewiheit des cartesianischen(Ich denke, also bin ich) durch ein (Ich denke, aber bin ich? und: bin ich?).180 Die Dialektik dieses (selbst-)reflexiven Modus ist dabei mit Hegel mitnich-ten als ein der Sache uerliches, methodenorientiertes Denken aufzufassen, sondern imAbgrenzung zu vulgr- oder staatsmarxistischen Vereinnahmungen dialektischer Methodik

    allenfalls eine Art Baugerst des Denkens, das beim Nachdenken ber Inhalte zum Tragenkommen soll:181

    Die Wissenschaft darf sich nur durch das eigene Leben des Begriffs organisieren; in ihr ist die Bestimmtheit, wel-che aus dem Schema uerlich dem Dasein aufgeklebt wird []. Die Bewegung des Seienden ist, sich einesteilsein Anderes und so zu seinem immanenten Inhalte zu werden, [] d. h. in jener Bewegung ist die Negativitt dasUnterscheiden und das Setzen des Daseins.182

    Diese dialektische Bewegung, welche das Bewusstsein an ihm selbst, sowohl an seinem Wissen als an seinemGegenstande ausbt, insofern ihm der neue Gegenstand darin entspringt, ist eigentlich dasjenige, was Erfahrunggenannt wird.183

    Als eine Erfahrung ( ) ist dieses offene, prozesshafte Denken demzufolge auch einExperiment ( ) im Sinne Foucaults, dessen Wahrheit in der jede Erstarrung ver-unmglichenden Dynamik und der Aufgabe jeder sich selbst verkennenden (falschen) Sicherheit begrndet ist. Eine forensisch-dialektische Psychologie msste demzufolge einquasi progressiv-regressiv angelegtes Ziel verfolgen, herauszufinden, wie Probleme, Risiken,Chancen, Vernderungspotentiale erkannt, wie vermeintlich sichere, bewhrte Routinen,

    parrhesia

    cogito, ergo sumcogito, sed nun sum

    Was

    exprienceexprience

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    Standards, Methoden hinterfragt, und nicht, wie Probleme gelst, Entwicklungsprozesse ab-gekrzt, Effektivitten abgesichert und Effizienzfragen beantwortet werden knnen.

    In schroffem Gegensatz zum blichen Wissenschaftsideal bedarf die Objektivitt dialektischer Erkenntnis nichteines Weniger sondern eines Mehr an Subjekt.184

    Sich dem Objekt berlassen ist soviel wie dessen qualitativen Momenten gerecht werden. Die szientifische Ob-jektivierung neigt, einig mit der Quantifizierungstendenz aller Wissenschaften seit Descartes, dazu, die Qualittenauszuschalten, in messbare Bestimmungen zu verwandeln.185

    In der Sache wartet das Potential ihrer Qualitten auf das qualitative Subjekt, nicht dessen transzendentales Re-siduum, wiewohl das Subjekt dazu allein durch seine arbeitsteilige Einschrnkung sich bekrftigt. Je mehr indes-sen von seinen Reaktionen als angeblich blo subjektiv verpnt werden, um so mehr an qualitativen Bestimmun-gen der Sache entgeht der Erkenntnis.186

    Mit Riegel wre demzufolge auch fr die forensische Psychologie zu konstatieren, dass auchsie von einem Gespenst, dem Gespenst wissenschaftlicher Dialektik, gejagt wird. Dies ins-besondere, weil diese Psychologie ge- und verfhrt durch psychiatrische und juristischeAxiome ihr Interesse auf synchron(isch)e Aussagen, die immer und berall Gltigkeit besit-zen sollen, gerichtet und dabei vergessen hat, dass der Mensch ein sich transformierendesSubjekt in einer sich verndernden Welt ist.187Als sich selbstreflexiv begrndendes sich

    quasi selbst aufrichtendes (autoerektives) Subjekt188

    bezieht die dialektische Bewegungder Erfahrung immer auch die des sich situativ gegenwrtigen Subjekts als Produkt der ei-genen Geschichte und Transformation ein:

    Es erschpft sich nicht in einem wie immer gedachten Objektstatus. Das Subjekt hat die Kraft (deshalb heit es) etwas radikal anderes als ein Objekt zu sein. Es ist mehr als ein Subjekt, das Objekten entgegensteht.

    Die Situativitt des Subjekts ist die Szene einer permanenten Selbstberschreitung. Subjekt ist, was an sich sel-ber kollabiert.189

    Ein solcher grundlegend existentieller Ansatz stndiger (In-)Fragestellung ()190 kommt daher einem performativen Akt der lebenspraktischen Subversion191, einer

    Reproblematisierung in der Gegenwart gleich.vi Zusammengefasst verlangt dies eine Selbst-klrung und -beurteilung der Art der Beziehung, die man zu sich selbst haben sollte, welchesich hinsichtlich folgender Aspekte differenzieren lsst:

    1. der ,2. der Art und Weise, in der das Individuum dazu angehalten wird, die Verpflichtung zur

    Selbstfhrung anzuerkennen, - des oder der ,3. der Techniken, deren es sich dabei bedient, - der oder ,4. der Ziele, die es damit zu erreichen hofft, - der der Selbstmodellierung.192

    Ein anderes forensisches Wissenschaftsparadigma? Ein anderes Apriori subjektpsychologi-scher Programmatik? Ja, durchaus Wenn Foucault hinsichtlich seiner Untersuchung zumVerhltnis von Wahnsinn und Gesellschaft193schreibt, er habe nicht dieser Geschichte die-ser Sprache des Wahnsinns schreiben, sondern vielmehr eine Archologie dessen Schwei-gens verwirklichen wollen, so ging und geht es in der narrativ angelegten Form dieses Es-

    says nicht nur darum, das Subjekt Subjekt der Erkenntnis wie Erkenntnissubjekt des fo-rensischen Diskurses wieder zur Sprache zu bringen, sondern es geht im exegetischenSprechen Foucaults darum, dessen Subjektphilosophie sowie die hier vertretene Subjekt-psychologie wieder zu rhetorisieren.194 Daher ist diese Klage immer auch politische Anklageim foucaultschen Sinne, eine den mainstreampsychologischen Machttechniken forensischerPraxis und deren sog. Sachzwngen entgegengesetzte Politisierung.195Hierzu verdeutlichVinnai, dass zwar der Platz des absolut(istisch)en Herrn leer, seine Herrschaftslogik jedochmitnichten verschwunden ist:

    Sie ist zur unpersnlichen institutionellen Logik der Macht in einer verwalteten Welt geronnen. Die Rolle des ab-soluten Herrn wurde mit der zunehmenden Brokratisierung der Herrschaftsausbung in eine Vielzahl von Rollenaufgespalten, die sie als Ensemble ersetzen. Die Machtposition des absoluten Herrn ist heute in der Machtlogikkonomischer und staatlicher Institutionen aufgehoben, in der das, was frher als Willkr erschien, scheinbar zum

    Sachzwang geronnen ist.196

    Dieser politisierte (selbst-)kritische Diskurs fiktioniert die Funktion forensischer Psychologievon einer politischen Wirklichkeit her, die sie wahr macht, sprich, man fiktioniert eine Politik,

    Subjekt

    perptuelle que-stion

    ethischen Substanz

    Unterwerfungsmodus Deontologie

    Selbstformungsttigkeit AskeseTeleologie

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    die noch nicht existiert, von einer ideengeschichtlichen Wahrheit her.197 Diese Qualitt vonWahrheit differiert nicht nur von der auch als forensische Psychologie auf Tatsachen aufObjektivitt fixierten forensischen Wissenschaften, deren Ausschlielichkeitsdogma sichselbst ad absurdum fhrt: Zu Ende gedacht gert die exklusiv auf Fakten, Taten, Dinge Tatsachen eben verengte Psychologie zum Gegenteil ihrer eigenen Intention:

    Deshalb ist das Subjekt der Tatsa-chenwahrheit Subjekt des Zynismus, der Depression, des Narzissmus und seiner selbstanklagenden Larmoyanz.Sich auf Tatsachen berufen bedeutet, die Mglichkeit von Wahrheit durch Insistenz auf ihre Unmglichkeit vorzu-beugen. Tatsachen sind Unwahrheiten, die man erfindet, um Wahrheiten zu denunzieren.198

    Allzu sehr ist das forensische Erkenntnissubjekt ein Subjekt selbstgewollter Ohnmacht einSubjekt der Angst199 und deren Abwehr qua Wissenschaft.vii Allzu sehr meidet der foren-sisch-psychologische Diskurs den Boden, auf den er sich sttzen knnte: das Subjekt als einweder parodiertes noch diffamiertes, sondern als ein ethisches Subjekt.200

    Wird dieses Vermeiden im Diskurs selber nicht thematisiert, wandert es als ausgeschlossene Bestimmung in dieOrdnung des Diskurses ein und unterwirft ihn einer negativen Definition: nicht der Diskurs des Subjektes zu sein.Damit aber bleibt er negativ auf es bezogen, umkreist es, sich in seinem Verlauf von ihm abstoend, als seinZentrum und formiert sich zu einem Entwurf des Sub ektes, der sich verhehlt, ein Entwurf des Subjekts zu sein.201

    Was diesen Gang ber den Boden des psychologischen Diskurses betrifft, sekundiert Kafka,der wahre Weg der Erkenntnis gehe ber ein Seil ber ein Seil, das knapp ber dem Bo-den gespannt und mehr dazu bestimmt sei, stolpern zu machen, als begangen zu werden202,denn so wiederum Kafka was wir Weg nennen, ist Zgern.203

    i Ursprnglich als Vortrag whrend der 23. Mnchner Herbsttagung der AGFP an der Universitt Mnchen(Kobb 2008).ii Vgl. die umfangreiche Dokumentation und detaillierte Analyse im Kontext konkreter Untersuchungen204wie

    zum sog. Fall Rivire205mit der methodischen Voraussetzung, den Diskurs Rivires nicht zu interpretierenund ihm keinen psychiatrischen oder psychoanalytischen Kommentar berzustlpen206, um jeder Versuchungeiner Reduzierung dieses Diskurses auf irgendeine Ordnung der Vernunft zuvorzukommen.207

    iii = Ironisch-drastische Figur Alfred Jarrys (1896) als Reprsentanz eines ebenso bizarren wie selbstge-

    rechten, anmaenden und feigen Wissenschaftlers der Pataphysik, der sowohl Biedermann als auch Br-gerschreck, der prde, tugendhaft, gemein, egozentrisch und nationalistisch ist.

    iv Vgl. die Diskussion einer subjekttheoretischen Ethik der Gewalt bei Foucault durch Butler (2007).v (lat.) = mit passivischer Bedeutung im Futur, das die Notwendigkeit einer Handlung angibt.vi Vgl. die je situativ versuchten Kritiken und Selbstkritiken (Kobb 1997; 1998a; 1998b; 1998c).vii Vgl. die Kritik verhaltenswissenschaftlicher Methodologie bei Devereux (1967).

    1 Michel Foucault. Schriften. Quelle: Defert, D. & Ewald, F. (2001-2005) a.a.O. Umschlagbild.2 Foucaults Diskursachsen: eigener Entwurf.3 Diskursachsen der Forensik: eigener Entwurf.4a Diskurs der Psychotherapie / der Psychoanalyse. Quelle: Lacan (1973a, 13).4b Diskurs der Wissenschaft / der Universitt. Quelle: Lacan (1973a, 13).4c Diskurs des Marktes / des Kapitalisten. Quelle: Lacan (1972b).5 Ubu. Quelle: Jarry, A. (1896) a.a.O. Umschlagbild.6 Forensisch-psychologischer Wissenschaftstrider: eigener Entwurf unter Verwendung einer Vorlage. Online-

    Publikation: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Penrose-Dreieck&oldid=48067973 (Stand: 14.08.2008).7a Mbiusband (dreidimensional).7b Mbiusband (schematisch).7c Mbiusband (topologisch). Quelle: http://pagesperso-orange.fr/topologie/3_torsions_moebius.html (Stand:

    14.08.2008).6 Diskursachsen der Parrhesia: eigener Entwurf.7 Kleinsche Flasche. Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Kleinsche_Flasche&oldid=49192173

    (Stand: 14.08.2008).

    1 Schmid (1995, 13) 2 Brieler (2001, 311)

    3 Foucault (1975a, 930f.) 4 Foucault (1974a, 671) 5 Foucault (1978b, 643) 6 Foucault (1964, 546)

    53 Blum & McHugh (1975, 190) 54 Foucault (1981a)

    55 Lacan (1972a, 26) 56 Seitter (1996a, 140 Fn 20) 57 Lacan (1973a, 13)

    58 Foucault (1989, 382)

    105 Foucault (1966b, 649)106 Deleuze (1966, 17)

    107 Foucault (1990)108 Foucault (1975d, 72)109 Canguilhem (1963/66, 163)110 Foucault (1975e, 77-80)

    157 Foucault (1983a, 547)158 Foucault (1983a, 536f.)

    159 Foucault (1984c, 825)160 Schmid (2000, 269)161 Schmid (2000, 260 Fn 78)162 Foucault (1981a, 161)

    Eine Tatsachenwahrheit hat keinen anderen Sinn als Wahrheit zu verhindern.

    Ubu

    Gerundiv/um

    Funoten

    Abbildungen

    Referenzen

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    7 Foucault (1954, 112) 8 Foucault (1954, 113) 9 iek (1991, 25)10 Foucault (1976a, 102)11 Canguilhem (1960, 44)12 Foucault (1957a, 195)13 Foucault (1965, 575)14 Foucault (1957a, 176)

    15 Foucault (1977c, 331)16 Foucault (1977c, 330)17 Canguilhem (1968)18 Roudinesco (1996, 440)19 Seitter (2001, 51)20 Seitter (2001, 53)21 Foucault (1975b, 41)22 Finzen (1998)23 Foucault (1970a, 105)24 Vanhoeck (1999, 170)25 Foucault (1966c, 668)26 Foucault (1966c, 669)27 Foucault (1966c, 667)28 Foucault (1982b, 965)29 Foucault (1966c, 668)30 Foucault (1966c, 669)

    31 Foucault (1977a, 275)32 Foucault (1957a, 177)33 Foucault (1971, 192)34 Foucault (1968a, 842)35 Foucault (1968b, 861)36 Foucault (1968a, 842)37 Foucault (1957a, 195)38 Foucault (1957b, 202)39 Foucault (1957b, 203)40 Foucault (1957b, 204)41 Foucault (1972, 399)42 Canguilhem (1960, 48)43 Foucault (1970a, 106)44 Foucault (1957b, 210)45 Schmid (2000, 112)46 Margalit (1999, 92)

    47 Foucault (1989, 324)48 Foucault (1974a, 734)49 Foucault (1974a, 732)50 Foucault (1974a, 733)51 Foucault (1978a, 592)52 Krasmann (2001, 106)

    59 Deleuze (1993, 259)60 Foucault (1989)61 Foucault (1970b)62 Foucault (1975a, 925)63 Foucault (1975b, 41)64 Lacan (1972b)65 Foucault (1976b, 164)66 Foucault (1976b, 165)

    67 Foucault (1975c, 27)68 Foucault (1975c, 31)69 Foucault (1975c, 32)70 Foucault (1974b, 825)71 Foucault (1974b, 826)72 Foucault (1974b, 826)73 Foucault (1975d, 47f.)74 Foucault (1975d, 60)75 Foucault (1975d, 55)76 Foucault (1975d, 61)77 Foucault (1975a, 921)78 Foucault (1975d, 64)79 Foucault (1975d, 72)80 Vinnai (1993, 47)81 Foucault (1989, 382)82 Foucault (1989, 392)

    83 Simon (1993)84 Foucault (1962, 266)85 Krasmann (2001, 107f.)86 Sack (1995, 433)87 Foucault (1989, 329)88 Freud (1937, 94)89 Freud (1931, 565)90 Deleuze (1977, 251)91 Foucault (1986a, 171f.)92 Castel (1973, 280)3 Castel (1973, 284)94 Finzen (1998, 76)

    95 Foucault (1990, 435) 96 Foucault (1990, 78-113) 97 Foucault (1966a) 98 Schiwy (1969, 84)

    99 Foucault (1981a, 155f.)100 Foucault (1990, 361)101 Schiwy (1969, 85)102 Foucault (1981a, 153)103 Derrida (2005, 136)104 Derrida (2005 passim)

    111 Mller (2002)112 Ciompi (1999, 46)113 Krasmann (2001, 107)114 Foucault (1990, 27)115 Foucault (1990, 409)116 Vinnai (1993, 220)117 Bors (1995, 28)118 Foucault (1984a, 13)

    119 Foucault (1984a, 17)120 Foucault (1984a, 15)121 Foucault (1982a, 49)122 Foucault (1970c, 13)123 Foucault (1975f, 153)124 Kant (1784, 55)125 Kant (1784, 56)126 Foucault (1992, 15)127 Seitter (1996b, 142 Fn 12)128 Foucault (1987, 28)129 Dreyfus & Rabinow (1992, 348)130 Foucault (1973a)131 Foucault (1993, 45)132 Dreyfus & Rabinow (1992, 357)133 Foucault (1981b, 221)134 Foucault (1976a, 103)

    135 Vinnai (1993, 17)136 Foucault (2001)137 Foucault (1957b, 220f.)138 Kaminski (1970, 5)139 Foucault (1957b, 221)140 Foucault (1981c, 248)141 Lacan (1964, 832f.)142 Schmid (2000, 113)143 Foucault (1983b, 720)144 Henrich (2006, 188-191)

    145 Krasmann (2001, 113f.)146 Abibon (1999; 2000 passim)147 Deleuze (2000)

    148 Bhme (1982a, 211)149 Foucault (1980, 71)150 Foucault (1990, 388)

    151 Ebeling (1996, 369)152 Foucault (1968c, 926)153 Vinnai (1993, 72)154 Foucault (1980, 72)155 Vinnai (1993, 17)156 Melehy (1995, 15)

    163 Schmid (2000, 261)164 Foucault (1984b, 698)165 Roudinesco (1996, 346)166 Lacan 1965167 Lacan (1976a, 51)168 Lacan (1976b, 55)169 Menke (2001, 286f.)170 Foucault (1986b, 16)

    171 Brger (1998, 23)171 Foucault (1974a, 670)173 Brckling (2001, 80)174 Schmid (2000, 273)175 Foucault (1983/84, 34-36)176 Foucault (1974a, 684)177 Foucault (1963, 341)178 Deleuze (1987, 146)179 Rieger (2002, 79)180 Kremer-Marietti (1976, 19)181 Vinnai (1993, 98)182 Hegel (1807, 51)183 Hegel (1807, 78)184 Adorno (1996, 50)185 Adorno (1996, 53)186 Adorno (1996, 54)

    187 Riegel (1981, 269)188 Steinweg (2006, 23)189 Steinweg (2006, 28)190 Foucault (1992, 11)191 Honneth (2001, 121)192 Foucault (1986b, 37f.)193 Foucault (1969, 8)194 Foucault (1974a, 779)195 Foucault (1977b, 306)196 Vinnai (1993, 67)197 Foucault (1977b, 309)198 Steinweg (2006, 30f.)199 Steinweg (2006, 31)200 Foucault (1981a, 292)201 Fues (1987, 159)202 Kafka (1918, 30 Aph. 1)

    203 Kafka (1918, 32 Aph. o. Nr.)204 Foucault (1981a, 294)205 Foucault (1973b)206 Foucault (1973b, 12)207 Fontana (1973, 316 Fn 25)

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