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Formatvorlage des Untertitelmasters durch Klicken bearbeiten
Widersprüche des brasilianischen Entwicklungsstaats
Andreas NovyWU-WienWien, am 10.11.2011
These:
Brasiliens kapitalistische Entwicklung gewinnt genau an Dynamik, als die Regierung Lula die Weichen Richtung Wohlfahrtskapitalismus stellt: Entwicklungsstaat und Wettbewerbskorporatismus:
Förderung der Exportindustrie, Staatsbetriebe und Staatsbanken als Instrumente der Wirtschaftspolitik
Wohlfahrtsstaat (Abschaffung der extremen Armut, Inklusion, Ausbau der Institutionen und Instrumente sozialer Sicherheit …)
Lebenserwartung, Brasilien, 1980 - 2008
Pro-Kopf-Volkseinkommen, Brasilien1900 - 2010
Periode Brasilien Akkumulation Regulation
1500 – 1822 Koloniale Entwicklungsweise unter europäischer Vorherrschaft
Sklavereibasierte Akkumulation
Koloniale Regulation
1822 – 1930 Liberale, außenorientierte Entwicklungsweise unter britischen Vorherrschaft
Extensive Akkumulation national außenorientierte Regulation
1930 – 1982 Nationalstaatszentrierte Entwicklungsweise unter US-Hegemonie („Peripherer Fordismus“)
Intensive binnenmarktorientierte Akkumulation
Nationale entwicklungsstaats-orientierte Regulation
1982 – 2002 Neoliberale Entwicklungsweise bei fortgesetzter US-Hegemonie
Stagnierende, sich internationalisierende Akkumulation
Liberales Regulierungsdispositiv
Ab 2003 Entwicklungsstaat und nachholende Entwicklung bei Krise der US-Hegemonie
Akkumulation mit Ausweitung des Binnenmarktes und Primärgüterexporten
Entwicklungsstaats-orientierte Regulation
Die Schlüsselereignisse
1930 – Weltwirtschaftskrise: Übergang zu binnenorientierter Entwicklungsweise 1964 – Militärputsch
1982 – Schuldenkrise (Auslandsverschuldung wird unfinanzierbar => IWF-Strukturanpassungsprogramme) 1994 Plano Real (1995 – 2002): Neoliberale Regierung
unter Cardosos 2003 – Regierungsantritt Lula: Schrittweiser
Übergang zu (nationalem) Wohlfahrtskapitalismus
Nationaler Wohlfahrtskapitalismus
Sozialpartnerschaftliche Wachstumsallianz (vergleichbar mit Präsident Kubitschek – 1957/60)
Semiperipherer Wettbewerbskorporatismus (Förderung der Exportwirtschaft)
„Sozialdemokratisch“: Teilhabe am Kapitalismus (Konsumgesellschaft, Weltmarkt)
Neue Rolle Brasiliens in der Welt („Regionalmacht“ in Südamerika, G20; FAO-Generalsekretär)
Ökonomische Kerndaten, Brasilien, 1994 - 2008
Table 1. Brazil: Macroeconomic Indicators 1994-2008
Anteil der 20% Ärmsten an gesamten Einkommen,1976 - 2008
Anteil der 1% Reichsten am gesamten Einkommen1976 - 2008
Einkommensungleichheit, nach Gini, 1976 - 2008
Rate extremer Armut, 1976 - 2008
Realer Mindestlohn, Brasilien, 1940 - 2009
Rate extremer Armut, 1976 - 2008
Reallöhne, Brasilien, Industrie, 1994 - 2010
Ausmaß der Informalität, Brasilien, 1992 - 2009
Arbeitslose in städtischen Großregionen Brasiliens, 2002 - 2010
Investitionsrate, Brasilien, 1991 - 2010
Auslandsschuld, Brasilien, 1982 - 2010
Öffentliche Auslandsschuld, Brasilien, 1978 - 2008
Leistungsbilanz, Brasilien, 1980 - 2010
Staatsverschuldung, Brasilien, 2001 - 2010
Währungsreserven, Brasilien, 1970 - 2010
Handelsbilanz, Brasilien, 1959 - 2010
Brasilianische Exporte in Eurozone, 1989 - 2010
Brasilianische Exporte nach China, 1989 - 2010
Brasilianische Exporte in den Mercosur (Südamerika), 1989 - 2010
Institutionelle Schritte zur Regionalmacht (1)
Verhinderung von Alca (Amerikanische Freihandelsabkommen) 2004
Vertiefung des Mercosur (Venezuela als neues Mitglied)
Schaffung der Unasur (Vereinigung der südamerikanischen Staaten)
Vermittlung in regionalen Konflikten (Ecuador, Kolumbien, Venezuela)
Konzertierte Aktionen gegen Weltwirtschaftskrise
Institutionelle Schritte zur Regionalmacht (2): Zugeständnisse, soft power Konflikt mit Bolivien (Petrobras,
Bauunternehmen) Neuer Vertrag über Kraftwerk Itaipú (Paraquay) Friedliche Lösung regelmäßiger
Handelskonflikte mit Argentinien Brasiliens Entwicklungsbank BNDES finanziert
Projekte in Mercosur-Staaten
Institutionelle Schritte zum Global Player
Von den G8 zu den G 20 FAO-Generalsekretär Aktive Außenpolitik in Afrika (Ausbau der
Botschaften und der bilateralen Zusammenarbeit; auf Wissenschaft und Forschung) und Nahem Osten (Anerkennung Palestinas, Vermittlung im Iran-Atomstreit)
Rio+20 Konferenz 2012
Zusammenfassung (1)
Zweiter, adaptierter Anlauf der Cepalinischen Entwicklungsstrategie (binnenmarktorientiert, Sozialstaatsausbau, Industrialisierung) unter Bedingungen größerer Weltmarktoffenheit
Nach innen Inklusion: Teilhabe an der Konsumgesellschaft
Nach außen Aufstieg zur Regionalmacht und zum Global Player mittels soft power
Zusammenfassung (2)
„Kapitalismus wird in Brasilien erstmals dann lebensfähig und ermöglicht dem Land, seine periphere Position in der Weltwirtschaft zu überwinden, als er ein Mindestmaß an Teilhabe der Lohnabhängigen, der Kleinbauern und des informellen Sektors zulässt. Einmal mehr hätten soziale Kämpfe und politische Mobilisierung den Effekt, die Widersprüche kapitalistischer Entwicklung eine Stufenleiter höher zu heben“ (Novy 2008).