Forschungs Informations Dienst

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Forschungs Informations Dienst 3/ 2002 1. Neue Forschungs 2. Ergebnisse aus abgeschlossenen Forschungsprojekten vorhaben 3. Termine 4. Veröffentlichungen aus Forschungsprojekten

Transcript of Forschungs Informations Dienst

ForschungsInformationsDienst

3/ 20021. Neue Forschungs

2. Ergebnisse aus abgeschlossenen Forschungsprojekten

vorhaben

3. Termine

4. Veröffentlichungen aus Forschungsprojekten

Inhalt

An die Leserinnen und Leser des F.I.D. ............................................................. 6

1. Neue Forschungsvorhaben

Schwerpunkt: Perspektiven der Arbeitsgesellschaft

Fichter, Michael u.a.: Gewerkschaft und Rechtsextremismus ...................................................... 9

Schumann, Michael: Sozialwissenschaftliche Evaluation desVW Projekts 5000x5000/Auto 5000 GmbH ........................................................................... 10

Schwerpunkt: Strukturwandel - Innovationen und Beschäftigung

Biehler, Hermann u.a.: Regional- und strukturpolitische Handlungsnotwendigkeitenund -möglichkeiten bei konkursbedingten Standortschließungen - am Beispiel derNeuen Maxhütte i.K. Sulzbach-Rosenberg............................................................................... 12

Deubel, Klaus: Fallstudien zum Vergleich zwischen Ausbildungs- und Beschäftigungsförderungfür Jugendliche durch die Bundesanstalt für Arbeit und Maßnahmen der Jugendhilfe ................... 13

Eichener, Volker: Beschäftigungspotenziale im Dienstleistungssektor ......................................... 15

Epskamp, Heinrich: Auswege aus der Rekrutierungsfalle........................................................... 17

Gaisser, Sibylle: Nachhaltige Arzneimittelversorgung................................................................ 18

Heine, Michael u.a.: Wirtschaftspolitische Regime westlicher Industrienationen - Unterschiede,Wachstumsperspektiven und wirtschaftspolitische Optionen in ausgewählten Ländern................. 19

Hornschild, Kurt u.a.: Eine Untersuchung des deutschen Innovationssystems der rotenBiotechnologie im Vergleich zu Großbritannien sowie außereuropäischen Ländern und seinerBedeutung für die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen sowie den Standort Deutschland........ 20

Jürgenhake, Udo u.a.: Ergebnisorientierte Evaluation der Gießereifachtagungen .......................... 21

Köhnen, Heiner: Der Unternehmenskodex als Instrument zur Durchsetzung von Arbeits-und Menschenrechten - das Beispiel Faber-Castell ................................................................... 22

Küchle, Hartmut: Neustrukturierung des deutschen Rüstungsmarktes alsindustriepolitische Aufgabe................................................................................................... 23

Neumann, Uwe: Wissenschaftliche Begleitung eines arbeitsorientierten Netzwerks in derRegion Dessau .................................................................................................................... 24

Scherrer, Christoph: GATS-Dienstleistungsliberalisierung: Szenarien sektoraler Auswirkungen....... 25

Scherrer, Christoph u.a.: Globalisierung ohne Kapital? Perspektiven der Finanzierungostdeutscher Unternehmen ................................................................................................... 26

Schlüter, Ewald: Erhebung des Arbeitskräfte- und Weiterbildungsbedarfs in derWirtschaft des Kreises Minden-Lübbecke................................................................................ 27

Schwerpunkt: Mitbestimmung im Wandel - Solidarität in der Arbeit

Blanke, Thomas u.a.: Tarifsysteme im Wandel - Perspektiven eines einheitlichenRechtsrahmens der Entgeltfindung in Europa........................................................................... 28

Boes, Andreas u.a.: Arbeitsbeziehungen in der IT-Industrie - Interessenhandeln der Beschäftigten . 30

Funder, Maria: Geschlecht, Arbeit und Mitbestimmung in der IT-Industrie ................................... 32

Kalkowski, Peter u.a.: Projektorganisation im Bereich qualifizierter Dienstleistungsarbeit .............. 33

Klemisch, Herbert: Umweltmanagementsysteme und Intergrierte Produktpolitik alsGestaltungsfelder für KMU und Träger der Mitbestimmung ....................................................... 35

Kost, Klaus u.a.: Mitbestimmungspraxis im Handwerk am Beispiel der Modellregion Aachen......... 37

Leithäuser, Thomas u.a.: Subjektive Erfahrungen und Bewältigungsstrategien vonBetriebsrätinnen, Betriebsräten und Betriebsratsteams ............................................................. 39

Pries, Ludger: Charakteristika der Unternehmen des Neuen Marktes........................................... 41

Rudolph, Wolfgang: Trendreport Betriebsrätewahlen 2002 ....................................................... 42

Széll, György u.a.: Frauen in der Ökonomie - Rezeption gewerkschaftlicher Positionen undProfessionalisierung durch gewerkschaftliche Organisationen 1908-1933................................... 43

Troost, Axel u.a.: Entwicklungsperspektiven des Tischlerhandwerks in Deutschland: eineAnalyse der wirtschaftlichen Potenziale sowie der Beschäftigungs- und Arbeitsbedingungen......... 45

Schwerpunkt: Modernisierung des öffentlichen Sektors

Frosch, Alfred: Modernisierung von Landesverwaltungen - über die Bedeutung vomVerhalten in Modernisierungsprozessen .................................................................................. 46

Heinelt, Hubert u.a.: Political Leaders in European Cities........................................................... 47

Ochs, Peter: Die Arbeitsverwaltung im Wandel - Voraussetzungen und Wirkungen einesbeteiligungsorientierten Organisationskonzeptes ...................................................................... 48

Reichard, Christoph: Konkurrieren statt Privatisieren. Chancen und Risiken vonVermarktlichungsstrategien interner und externer kommunaler Dienstleistungen .......................... 50

Tondorf, Karin: Einführung leistungsbezogener Vergütung auf Basis von Zielvereinbarungen -Wissenstransfer Stadt Gütersloh (2. Phase) ............................................................................ 52

Schwerpunkt: Zukunft des Sozialstaates

Elsner, Gine: Fall-Kontrollstudie zum Zusammenhang zwischen beruflichen Belastungen undKniegelenksarthrose............................................................................................................. 54

Winkler, Gunnar u.a.: Empirische Untersuchung zur Lebenslage in den neuen Bundesländern"Leben 2002" (13. Welle) - Daten und Fakten zur sozialen Lage in den neuen Bundesländern ....... 55

2. Ergebnisse aus abgeschlossenen Forschungsprojekten

Schwerpunkt: Perspektiven der Arbeitsgesellschaft

Fitzenberger, Bernd u.a.: Holen die Frauen auf? Ein Vergleich von Erwerbsverhalten,Beschäftigung und Verdienst deutscher und britischer Frauen im Zeitverlauf ............................... 59

Reinecke, Karsten u.a.: Neue Arbeitsplätze, mehr Lebensqualität durch freiwilligeArbeitszeitverkürzung. Ergebnisse und Erfahrungen aus dem Tarifvertrag zurBeschäftigungsförderung in der niedersächsischen Metall- und Elektroindustrie ........................... 62

Voß, Günter u.a.: Arbeiter und Angestellte als Arbeitskraftunternehmer?Erwerbsorientierungen in entgrenzten Arbeitsformen................................................................ 64

Schwerpunkt: Strukturwandel - Innovationen und Beschäftigung

Brücker, Herbert u.a.: Migration: Potenzial und Effekte für den deutschen Arbeitsmarkt ............... 66

Hoffmann, Jürgen u.a.: "Codes of Conduct" und deren unabhängiges Monitoringals neue Handlungsmöglichkeit zur sozialen Regulierung transnationaler Konzerne?Perspektiven für Gewerkschaften und NGOs........................................................................... 68

Krumbein, Wolfgang u.a.: Arbeitslosigkeit auf Grund steigender sozialräumlicher Barrierenzwischen (potenziellen) Arbeitnehmern aus benachteiligten sozialen Gruppen und geeignetenArbeitsplätzen in großstädtischen Arbeitsmarktregionen? ......................................................... 70

Rehfeld, Dieter: Sektorale Innovation - Zur Diskussion um Schwierigkeiten undErfolgsfaktoren bei der Entstehung neuer Branchen.................................................................. 72

Steffen, Margret u.a.: Analyse der regionalen Wirtschaftsstruktur- undQualifikationsentwicklung im Dreiländereck Schlesien-Böhmen-Sachsen ..................................... 74

Sträter, Detlev u.a.: Frauen in der Medienwirtschaft - Hemmnisse und Chancen fürFrauenerwerbstätigkeit in einer prosperierenden Zukunftsbranche.............................................. 76

Schwerpunkt: Mitbestimmung im Wandel - Solidarität in der Arbeit

Birke, Martin u.a.: Beratung der Beratung. Ökologische Modernisierung als Interessen- undGestaltungspolitik im Unternehmen........................................................................................ 78

Breisig, Thomas u.a.: Die Praxis betriebsverfassungsrechtlicher Auswahlrichtlinien -Potenziale einer Mitbestimmung des Betriebsrats bei der betrieblichen Personalauswahlim Rahmen neuer Unternehmenskulturen................................................................................ 80

Kühl, Stefan: Die Funktionsweise von Internetfirmen und ihre Auswirkung auf diegewerkschaftliche Interessenvertretung in der New Economy ................................................... 82

Lompe, Klaus u.a.: Belegschaftsumfrage 2000 bei der Salzgitter AG ......................................... 84

Nickel, Hildegard Maria: Potenzialträgerinnen sichtbar machen .................................................. 86

Schwerpunkt: Modernisierung des öffentlichen Sektors

Seiling, Barbara: Gestaltungskriterien für arbeits- und kundenorientierte Workflowsystemein der öffentlichen Verwaltung und ihre Anwendung am Beispiel von FISCUS (FöderalesIntegriertes Computergestütztes Steuersystem)....................................................................... 88

Prigge, Rolf: Die Modernisierung des öffentlichen Sektors in den Stadtstaaten Berlin, Hamburgund Bremen (Stadtstaaten-Projekt)......................................................................................... 90

Schwerpunkt: Zukunft des Sozialstaates

Braun, Bernhard u.a.: Allokative und distributive Effekte von Wettbewerbselementen undProbleme ihrer Implementation in einem sozialen Gesundheitswesen am Beispiel derErfahrungen in den Niederlanden ........................................................................................... 92

Dörning, H. u.a.: Machbarkeitsstudie Stärkung der PatientInnen ................................................ 94

3. Termine ...................................................................................................99

4. Veröffentlichungen aus Forschungsprojekten ....................................................... 103

Bestellschein

Organigramm

An die Leserinnen und Leser des F.I.D.

Die erste Ausgabe des "Forschungsinformationsdienstes" (F.I.D.) der Hans-Böckler-Stiftung erschienvor zwölf Jahren. Die seitdem kontinuierlich steigende Nachfrage hat gezeigt, dass unser Anliegen,regelmäßig über neue Forschungsvorhaben in der Projektförderung zu informieren, auf eine breiteResonanz stößt. Wir wollen ausgewählte Forschungsprojekte der Hans-Böckler-Stiftung auch imJahr 2002 in knapper Form und möglichst zeitnah vorstellen.

Dieser Anspruch des F.I.D. wäre ohne die Mitarbeit der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft-ler nicht einzulösen. Sie liefern uns als Projektbearbeiter/innen Beschreibungen des Vorhabens undZusammenfassungen der Ergebnisse. Wir möchten ihnen an dieser Stelle für ihre Mitarbeit am F.I.D.ganz herzlich danken.

Die Kurzzusammenfassungen der neu angelaufenen Forschungsvorhaben, jeweils im ersten Teildes F.I.D. enthalten, ermöglichen einen ersten Einblick in die jeweiligen Zielsetzungen und in dasmethodische Vorgehen der von uns geförderten Forschungsarbeiten. Weitergehende Informationenkönnen direkt bei den ProjektbearbeiterInnen oder in der Abteilung Forschungsförderung nachge-fragt werden. Gleiches gilt selbstverständlich für die Ergebnisse aus abgeschlossenen Forschungs-projekten, die ebenfalls präsentiert werden. Bei umfangreichen Projektergebnissen, die in absehbarerZeit als Publikation erscheinen, verweisen wir auf die Veröffentlichungen.

Hinweise auf Veranstaltungen und auf Publikationen aus Forschungsvorhaben der Hans-Böckler-Stiftung enthält der letzte Teil des F.I.D. Die mit einer ISBN-Nr. versehenen Veröffentlichungenkönnen über den Buchhandel oder direkt beim Verlag bezogen werden. Mit einer Bestell-Nr. gekenn-zeichnete Publikationen sind über unseren Auslieferer Der Setzkasten erhältlich. Informationsbro-schüren dagegen werden in der Regel über die herausgebenden Institutionen vertrieben.

Wer an der Teilnahme an einer der Veranstaltungen interessiert ist, sollte bitte direkt mit demzuständigen Referat Kontakt aufnehmen.

Für Anregungen, Kritik und konstruktive Vorschläge zum F.I.D. sind wir offen und dankbar. Wirhoffen, dass dieser Informationsdienst den Anforderungen aus Gewerkschaften und Wissenschaftengleichermaßen genügt.

Der Vorstand der Hans-Böckler-Stiftung hat auf seiner Sitzung im Juni 2002 ein neues For-schungsförderungsprogramm beschlossen, dass Sie im Internet unter www.boeckler.de finden.Anträge an die Hans-Böckler-Stiftung haben sich ab sofort an der neuen Schwerpunktbildung zuorientieren. In der nächsten Ausgabe des Forschungsinformationsdienstes (FID) werden wir aus-führlicher darüber berichten.

Wichtiger Hinweis:

Wer den F.I.D. beziehen möchte, wird freundlich gebeten, den beiliegenden Bestellschein an unsereForschungsinformation und -dokumentation (Kollegin Gabriele Hain) zu senden. Damit stellen Siesicher, dass Sie den F.I.D., der dreimal jährlich erscheint, kostenlos erhalten.

1. NeueForschungsvorhaben

Perspektiven der Arbeitsgesellschaft________________________________________________________________ Projekttitel : Gewerkschaften und Rechtsextremismus

Projektnummer : S 2002-381-3 B

Projektleitung : Dr. Michael FichterDr. Richard StössProf. Dr. Bodo ZeunerFreie Universität Berlin FB Politik- und SozialwissenschaftenOtto-Suhr-Institut für PolitikwissenschaftIhnestr. 26D 14195 BerlinE-Mail: [email protected]

[email protected] [email protected]

Laufzeit : 22 Monate

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ewerkschaften sind Terra incognita derRechtsextremismusforschung. Die verbrei-

tete Auffassung, dass Gewerkschaftsmitgliederein Spiegelbild der Gesellschaft darstellen unddaher aus denselben Gründen genauso anfälligfür Rechtsextremismus sind wie Nicht-Mitglie-der, ist empirisch niemals auf einer breiten Da-tenbasis überzeugend nachgewiesen worden.Das Projekt geht von der noch zu überprüfen-den Annahme aus, dass GewerkschafterInnengenerell durch besondere Einstellungen undWertorientierungen geprägt sind, die mit derOrganisationsstruktur und dem Organisations-zweck der Gewerkschaften korrespondieren.Diese Mentalität kann Rechtsextremismus ab-wehren, bietet zugleich aber auch Ansatzpunktefür die Übernahme rechtsextremer Gedanken.Daher dürften sich einige Mitgliedergruppen alsrelativ immun, andere als anfällig für Rechtsex-tremismus erweisen. Jedenfalls stellt derRechtsextremismus bei Gewerkschaftsmitglie-dern ein eigenständiges Objekt der Rechtsex-tremismusforschung dar, bei dem sich dieAdaption bzw. Abwehr von Rechtsextremismusnach speziellen Gesetzmäßigkeiten (im statisti-schen Sinne) vollziehen. Wenn sich Gewerk-

schaften gegen den Rechtsextremismus in deneigenen Reihen erfolgreich wehren wollen, sindsie mithin auf Untersuchungen angewiesen, dieAuskunft darüber geben, welche Teile ihrerBasis aus welchen Gründen und in welchemAusmaß anfällig für Rechtsextremismus sindund durch welche Merkmale ihr rechtsextremesWeltbild geprägt ist. Da derartige Untersuchun-gen nicht vorliegen, plant das Projekt zum eineneine Befragung von jeweils 2000 Mitgliedernund Nicht-Mitgliedern, um Multiplikatoren, Ad-ressaten, Inhalte bzw. Methoden und Orte zuidentifizieren, die für Maßnahmen gegenRechtsextremismus von Bedeutung sein könn-ten. Zum anderen ist eine auf der quantitativenBefragung aufbauende qualitative vertiefendeStudie (leitfadengestützte Gruppendiskussionenmit BildungsteilnehmerInnen und Experteninter-views) vorgesehen, um rechtsextreme Einstel-lungs- und Orientierungssyndrome unterBerücksichtigung der Subjekt-Perspektive zuerhellen und zu typisieren, ohne dass es dabeiauf deren quantitative Verteilung ankäme.

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Perspektiven der Arbeitsgesellschaft________________________________________________________________ Projekttitel : Sozialwissenschaftliche Evaluation des VW Projekts

5000x5000/Auto 5000 GmbH

Projektnummer : S 2002-380-3 B

Projektleitung : Prof. Dr. Michael SchumannPräsident des Soziologischen Forschungsinstitutsan der Georg-August-Universität GöttingenFriedländer Weg 31D 37085 GöttingenE-Mail: [email protected]

Laufzeit : 42 Monate

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efördert durch die Volkswagen AG, dieIG Metall, die Hans Böckler Stiftung sowie

die VolkswagenStiftung führt das SoziologischeForschungsinstitut (SOFI) an der Georg-August-Universität Göttingen eine breit angelegtewissenschaftliche Begleitforschung desProjektes 5000 x 5000 der Volkswagen AG inWolfsburg durch.

Unter der Überschrift 5000 x 5000 will dieVolkswagen AG, abgesichert durch mehrereeigens verhandelte Tarifverträge, im Rahmeneines eigenständigen Unternehmens(Auto 5000 GmbH) neue beschäftigungs- undarbeitspolitische Wege der Automobilherstellungbeschreiten. Konkret geht es darum, neueBeschäftigungsmöglichkeiten für zunächst3.500 Arbeitslose am Standort Wolfsburg zuerschließen, neue Formen der Personalrekrutie-rung und der prozessorientierten Qualifizierungund eine veränderte Entgeltgestaltung zu erpro-ben sowie innovative arbeitspolitische Konzeptein den Bereichen Arbeits-, Betriebs- und Unter-nehmensorganisation, neuartige leistungspoliti-sche Regelungen zu realisieren.

Vor dem Hintergrund der breiten öffentlichenAufmerksamkeit und teilweise kontroverserDiskussionen im Vorfeld des Abschlusses derzugrundeliegenden Tarifvereinbarungen undangesichts der Tatsache, dass in diesem Vorha-ben Innovationen in mehreren Gestaltungsfel-dern integriert werden, besteht die Aufgabe desSOFI darin, das Projekt 5000 x 5000 durchsozialwissenschaftliche Untersuchungen derUmsetzungsschritte und Auswirkungen zubegleiten. Hierbei geht es insbesondere darum,die im Projekt gewonnenen Erfahrungen syste-matisch aufzunehmen, Transparenz über dieEffekte und Einflussfaktoren der Gestaltungherzustellen und einen Beitrag zur Klärung derFrage zu leisten, inwieweit die Projektzieleerreicht werden und in welcher Form5000 x 5000 in beschäftigungs- und arbeitspo-

litischer Hinsicht modellhaft und übertragbarsein könnte.

Die Vorgehensweise der sozialwissenschaft-lichen Evaluation sieht so aus, dass die durchInterviews, Gruppendiskussionen, Befragungen,Beobachtungen sowie Arbeits-, Gruppen- undProzessanalysen gewonnenen Untersuchungs-ergebnisse zu verschiedenen Zeitpunktenzunächst an die Akteure des Projektes5000 x 5000 rückgekoppelt werden, um hier-durch einen Beitrag zur Weiterentwicklung derEinzelkomponenten des Projektes und ihrerbetrieblichen Integration zu leisten. Im Zentrumder Untersuchung stehen die Prozesse der Kon-kretisierung und Umsetzung der im Tarifsystem5000 x 5000 verabredeten Regelungen undKonzeptbestandteile sowie die Frage nach denarbeitssituativen Auswirkungen auf dieverschiedenen Beschäftigtengruppen und derenBewertung der bisherigen Erfahrungen. Bilan-ziert werden sollen außerdem die Effekte despersonalpolitischen Ansatzes und der spezifi-schen Qualifizierungspraxis sowie die Projekter-fahrungen unter Interessenvertretungsgesichts-punkten. Neben der anwendungsorientiertenZielsetzung einer unterstützenden Begleitungund Evaluation der Auto 5000 GmbH verfolgtdas Projekt auch grundlagenorientierte Erkennt-nisabsichten: etwa bei der Klärung der Frageder Wirksamkeit einer Verknüpfung von Qualifi-zierung und Organisationsentwicklung sowiegenerell bei der Überprüfung und Weiterent-wicklung von Konzepten innovativer Arbeitspoli-tik, die den Anspruch einzulösen versuchen,verbesserte wirtschaftliche Leistungsfähigkeitmit humanorientierten und sozialen Zielen zuverknüpfen. Aufgrund der tarifvertraglichenRegulierung von 5000 x 5000 und der ver-gleichsweise weitreichenden Einbindung derbetrieblichen Interessenvertretung besteht einbesonderes Ziel der Untersuchung in einerexemplarischen Verknüpfung so unterschiedli-

G

cher Themenbereiche wie Arbeitsmarkt undBeschäftigung, Qualifizierung, Industrielle Be-ziehungen und Arbeitspolitik. Die doppelte Ziel-setzung der Prozessbegleitung und der Untersu-chung von Auswirkungen des Vorhabens sowiedie Kombination von Anwendungs- und Grund-lagenforschung kommt auch in der Finanzierung

des auf dreieinhalb Jahre ausgelegten Projekteszum Ausdruck, dessen Budget sich aus For-schungsmitteln zweier Stiftungen sowieGewerkschafts- und Unternehmensgeldernzusammensetzt.

Strukturwandel – Innovationen und Beschäftigung________________________________________________________________ Projekttitel : Regional- und strukturpolitische

Handlungsnotwendigkeiten und -möglichkeitenbei konkursbedingten Standortschließungen – amBeispiel der Neuen Maxhütte i. K. Sulzbach-Rosenberg

Projektnummer : S 2002-377-1 B

Projektbearbeiter/in : Dr. Hermann BiehlerThomas Meyer-FriesFrank RehbergIMU-InstitutHermann-Lingg-Str. 10 Rgb.D 80336 MünchenE-Mail: [email protected]

Dr. Gerhard RichterIMU-InstitutWarschauer Str. 59a10243 Berlin

Laufzeit : 3 Monate

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ie drohende Einstellung der Eisen- undStahlproduktion der Neuen Maxhütte i.K.

(NMH) in Sulzbach-Rosenberg in diesem Jahr,bedeutet nicht nur das Aus für einen dertraditionsreichsten Eisen- und Stahlstandorte inDeutschland überhaupt, sondern auch dasvorläufige Ende einer mehr als zwanzigjährigenAuseinandersetzung „abseits der Zentren“, umdie Erhaltung von Arbeitsplätzen, die immerverbunden war mit struktur- undregionalpolitischen Konzeptionen undForderungen der ArbeitnehmerInnenvertretungzum Umbau des Stahlstandortes im Sinne einernachhaltigen (stahlfernen) Beschäftigungs-sicherung.

Nunmehr geht es darum, (alte) Konzeptionendaraufhin zu überprüfen, inwieweit sie Perspek-tiven für die „Nach-Stahl-Zeit“ aufzeigen kön-nen und Überlegungen anzustellen, wie diebetriebliche Interessenvertretung diese in denProzess der endgültigen Abwicklung des Stahl-standortes einbringen und durchsetzen kann. Zubeachten ist, dass neben den rund 900 betrof-fenen direkten Beschäftigten mit zusätzlichenArbeitsplatzgefährdungen durch Wegfall desEinkaufsvolumens des Unternehmens und Kauf-kraftausfall der Beschäftigten zu rechnen ist.

Es geht um eine komplette Umstrukturierungder NMH „weg vom Stahl“, weitgehend in Ver-antwortung der NMH-Belegschaft mit Überle-gungen zu– traditionellen Maßnahmen der partiellen

Rekultivierung, Altlastensanierung, Gewerbe-

flächenausweisung, Ansiedlungswerbungetc.,

– den Möglichkeiten, aus der NMH industriell-handwerkliche Einheiten (Werkstätten) sowieDienstleistungen auszugründen,

– einem flankierenden (Um)Qualifizierungs-angebot unter Nutzung der bestehenden, an-erkannt guten Aus- und Weiterbildungskom-petenz der NMH,

– bis hin zu einem integrierten Konzept, einemKompetenzzentrum für Recycling und Um-weltschutz,

– einem regionalen und kommunalen Entwick-lungsprogramm, das gesellschaftliche Be-darfe arbeitsplatzwirksam aufgreift.

Bezogen auf Umstrukturierungs- und Umbau-maßnahmen gilt es, ein realistisches Leitbildeines Umbaus der NMH zu entwickeln. Miteinem arbeitnehmerorientierten Leitbild lassensich Umbaukonzepte, wie sie auch vom Landderzeit in interministeriellen Arbeitsgruppenbereits vorbereitet werden, bewerten bzw. Er-gänzungen oder Alternativen hierzu konkretisie-ren.

Wesentlich für eine realistische Einschätzungvon Umstrukturierungsmaßnahmen ist die Sichtder handelnden Akteure zu diesen Maßnahmenund ihre Bereitschaft, in bestehenden und ggf.neu entstehenden industriellen Beziehungen ziel-gerichtet zusammenzuarbeiten.

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Strukturwandel – Innovationen und Beschäftigung________________________________________________________________ Projekttitel : Fallstudien zum Vergleich zwischen Ausbildungs-

und Beschäftigungsförderung für Jugendlichedurch die Bundesanstalt für Arbeit und Maßnahmender Jugendhilfe

Projektnummer : S 2002-368-1 B

Projektleitung : Dr. Klaus DeubelWeinleite 1D 01326 DresdenE-Mail: [email protected]

Laufzeit : 7 Monate

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iel der Ausbildungs- und Beschäftigungs-förderung durch die Bundesanstalt für Arbeit

und Maßnahmen der Jugendhilfe ist es, jungenMenschen ein selbstbestimmtes und eigen-verantwortliches Leben auch dann zu ermög-lichen, wenn Hilfe zur Selbsthilfe aufgrundungünstiger innerer oder äußerer Ausgangs-bedingungen notwendig wird.

Der Wert von Ausbildung und Erfolg im Berufeinerseits und die zerstörerische Wirkung vonJugendarbeitslosigkeit andererseits sindgleichermaßen unbestritten. Jugendarbeits-losigkeit ist in vielen Fällen sowohl Ergebnis alsauch Ursache unterschiedlichster Verhaltens-störungen bzw. psychischer Auffälligkeiten wieSuchtabhängigkeiten, Kriminalität, Obdach-losigkeit, Gewaltbereitschaft und psychischeErkrankungen. Ausbildungsdefizite und Arbeits-losigkeit sind Auslöser bzw. Verstärker ungüns-tiger „Karrieren“. Andererseits mindern die o.g.Störungen und Auffälligkeiten die Chancen aufErfolg in Ausbildung und Beruf. Diese Situationist prinzipiell erkannt und richtige Schrittewurden eingeleitet (z.B.: Sofortprogramm zurBekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit –Ausbildung, Qualifizierung und BeschäftigungJugendlicher u. a.).

Die vorhandenen Bemühungen reichen abernicht aus. So sind in vielen Städten der Bundes-republik die Ausgaben für die einzelfallbezogenewirtschaftliche Jugendhilfe enorm gestiegen (inDresden von 1996: 36 Mio. DM auf 2001 über60 Mio. DM). Das hat mehrere z.T. sehr kom-plexe Ursachen. So führt z. B. eine oftmals zustarke Orientierung auf den Einzelfall zwar dazu,dass die Hilfe sehr differenziert die individuelleLebenssituation berücksichtigt. SystemischeAnsätze, die die Einbindung des Hilfebedürfti-gen in sein soziales Umfeld ausreichend berück-sichtigen und präventives Herangehen zur

Vermeidung von korrekturbedürftigen Verhal-tensauffälligkeiten kommen aber zu kurz.

So muss davon ausgegangen werden, dassstatt teurer Psychotherapie, Heimunterbringung,Sucht- und Kriminalitätsbekämpfung die Ausbil-dung und Beschäftigung von Jugendlichen nichtmit dem erforderlichen Stellenwert durchgesetztwird.

Eine entscheidende Ursache für die nicht zu-friedenstellende Situation ist die unzureichendeVernetzung der Beratungs- und Begleitungsan-gebote untereinander und die Abstimmung derberufs- bzw. ausbildungsfördernden Maßnah-men mit den auf Verhaltenskorrekturen gerich-teten Bemühungen.

Wird diese Arbeitsweise ohne grundlegendeNeuorientierung fortgesetzt, werden Jugendar-beitslosigkeit und Verhaltensauffälligkeiten beiJugendlichen weiter zunehmen.

Die Kosten für die einzelfallbezogene wirt-schaftliche Jugendhilfe könnten in naher Zu-kunft die Kosten der Sozialhilfe (Hilfe zumLebensunterhalt) übertreffen und die kom-munalen Haushalte noch mehr als jetztüberfordern.

Schwerpunkte der UntersuchungA) Deskription – Ist-Analyse1. von Daten, Trends, Konflikte betreffend Ju-

gendarbeitslosigkeit:- Dresden im Vergleich mit anderen Groß-

städten, Bundesrepublik im internationa-len Vergleich;

- Auswertung einer Expertenbefragung zuTrends und Konflikten.

2. von Daten, Trends, Konflikte betreffend Ju-gendhilfe:- Abrechnung des Jugendhilfeplanes;

Z

- Analyse der Kostenentwicklung für die Er-ziehungshilfe Dresden im Vergleich zuanderen Großstädten;

- Auswertung einer Expertenbefragung zuTrends und Konflikten betreffendeinzelfallbezogene wirtschaftlicheErziehungshilfe“.

3. Fallbeispiele zur Arbeitsförderung von Ju-gendlichen: Arbeit und Lernen (Dresden), In-tegrationsgesellschaft (Freital) und QADDresden.

4. Aufzeigen fehlender Abstimmung bzw. Ver-netzung der Hilfsangebote nach KJHG.

5. Aufzeigen fehlender Abstimmung bzw. Ver-netzung der Hilfsangebote nach KJHG mitden entsprechenden Hilfsangeboten derBundesanstalt für Arbeit.

B) Lösungsvorschläge für die Verbesserung derArbeit:– der Kommunen: bessere Koordinierung von

Jugend,- Sozial- und Gesundheitsamt undFreien Trägern, Vorschläge für bessereVernetzung der Beratungs- und Be-gleitungsangebote untereinander;

– Abstimmung der berufs- bzw. ausbildungs-fördernden Maßnahmen der Bundesanstaltfür Arbeit mit den kommunalen Maßnahmen;

– Einflußnahme auf die Arbeit des Gesetzge-bers (z.B.: KJHG, Öffnungsklauseln im BSHGund AFG) und die Arbeit der Organe derSelbstverwaltung (Bundesanstalt für Arbeit)zur Verbesserung der Arbeitsweise.

Strukturwandel – Innovationen und Beschäftigung________________________________________________________________ Projekttitel : Beschäftigungspotenziale im Dienstleistungssektor

Projektnummer : S 2000-175-1 B

Projektleitung : Prof. Dr. Volker EichenerInstitut für Wohnungswesen, Immobilienwirtschaft,Stadt- und RegionalentwicklungSpringorumallee 20D 44795 BochumE-Mail: [email protected]

Laufzeit : 24 Monate

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ie Arbeitslosigkeit stellt seit den siebzigerJahren das schwerwiegendste sozialpoliti-

sche Problem der Bundesrepublik Deutschlanddar. Auch wenn sich die Zahl der registriertenArbeitslosen in den nächsten Jahren aufgrundder demographischen Entwicklung verringernwird (die Zahl der altersbedingten Abgänge vomArbeitsmarkt übersteigt die Zahl der Zugängejunger Menschen erheblich), bleiben sowohl dieProbleme der Polarisierung der Einkommens-struktur bis hin zur Verdichtung der „NeuenArmut“ als auch die Finanzierungsprobleme desSozialstaats (Verhältnis von sozialversiche-rungspflichtig Beschäftigten zu Transferleis-tungsempfängern) bestehen.

Die Schaffung von neuen Beschäftigungs-möglichkeiten wird auch im kommendenJahrzehnt die zentrale sozialpolitische Heraus-forderung bleiben. Die Arbeitsmarkt- undBeschäftigungspolitik weist ein Bündel ver-schiedenartigster Maßnahmen auf. Das hierbeantragte Projekt will, gerade auch im Hinblickauf das Bündnis für Arbeit, empirisch untersu-chen, welche Beschäftigungspotentiale derDienstleistungsbereich und hier insbesonderedie innovativen Branchen bieten. Die zentralenFragen lauten: Bieten die innovativen Bereichedes Dienstleistungssektors noch zusätzlicheBeschäftigungspotentiale? Ist eine Aktivierungvon Beschäftigungspotentialen im Dienstleis-tungsbereich möglich und wenn ja, mit welchenMitteln ist dieses Ziel erreichbar?

Über die Entwicklung der Nachfrage nach in-novativen Dienstleistungen, über die betriebli-chen Möglichkeiten, marktgerechte Angebotezu unterbreiten, und über die damit verbunde-nen Beschäftigungsmöglichkeiten im Dienstleis-tungsbereich existieren bisher kaum empirischeUntersuchungen auf mikroökonomischer Ebene,sondern allenfalls makroökonomische Trendfort-schreibungen und Schätzungen.

Hieraus ergibt sich einerseits Unklarheit überden quantitativen Umfang der Beschäftigungs-

potentiale und über Beschäftigungsformen undzukünftig erforderliche Qualifikationsprofile vonArbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern.Andererseits ist ungewiss, in welchen Feldernund mit welcher Stoßrichtung politischeKatalysatorfunktionen wirksam werden könnten– was insbesondere deswegen von Bedeutungist, weil es sich bei „dem“ Dienstleistungs-bereich nicht um einen homogenen Bereichhandelt. Bei der statistischen Erfassung ehemalsals Restkategorie neben Landwirtschaft undIndustrie etabliert, beinhaltet die Dienst-leistungsarbeit Beschäftigung für niedrig- undhochqualifizierte Erwerbstätige, streut vonproduktionsorientierten bis hin zu personen-bezogenen Tätigkeiten und enthält neben Bran-chen, die sich durch steigende Erwerbstätigkeitauszeichnen, auch Branchen, die vom Personal-abbau geprägt sind.

In dieser Studie sollen innovative Dienst-leistungsbereiche untersucht werden, bei denendie Beschäftigungsentwicklung in Deutschlanddeutlich hinter den Beschäftigungspotentialen,die in anderen Ländern bereits realisiert wordensind, zurückbleibt. Für das Land Nordrhein-Westfalen sollen die Wachstums- und Beschäf-tigungspotentiale im Bereich der freizeitorien-tierten Dienstleistungen, der Dienstleistungen inder Medienwirtschaft und der unter dem Begriff„Facility Management“ (Gebäudemanagement)subsumierten Verbunddienstleistungen unter-sucht werden. Dazu sollen folgende Variablenanalysiert werden:– Nachfragepotentiale,– Neue Dienstleistungsangebote,– Beschäftigungspotenziale und Beschäfti-

gungsstruktur,– Qualifikationsanforderungen,– Entlohnung,– Arbeitsorganisation,– Arbeitszeiten,– Beschäftigungsformen und –bedingungen,

D

– Regulierungsbedarfe bei den Beschäftigungs-formen und -bedingungen,

– Partizipation der Beschäftigten.Methodisch erfolgt die Untersuchung in einemersten Schritt durch eine empirische mikroöko-nomischen Analyse der Nachfrage- und Ange-botsseite, bevor in einem zweiten Schritt die

Hochrechnung auf die makroökonomischeEbene durchgeführt wird, so dass Aussagen zurEntwicklung der Dienstleistungsbereiche fürNRW und Deutschland getroffen werden kön-nen.

Strukturwandel – Innovationen und Beschäftigung________________________________________________________________ Projekttitel : Auswege aus der Rekrutierungsfalle

Projektnummer : S 2002-392-1 B

Projektleitung : Prof. Dr. Heinrich EpskampHamburger Universität für Wirtschaft und Politik (HWP)Fachbereich Soziologievon Melle Park 9D 20146 HamburgE-Mail: [email protected]

Laufzeit : 6 Monate

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ie Kernfrage der geplanten Expertise ist, obdie Interessen und Einstellungen von Ar-

beitnehmergruppen, deren Mitglieder in ihrerÜberzahl den Arbeitnehmerorganisationen fernstehen, anschlussfähig sind für die Zwecke,welche diese Organisationen vertreten. Aus-gangspunkt ist die Tatsache, dass die Gruppen(Ältere, Männer, klassische Industriearbeiter),welche die Mehrheit der Mitglieder vor allem derIndustriegewerkschaften stellen, nicht mehr soprägend sind für die Struktur der Erwerbsarbeit,wie sie es in der Vergangenheit waren. Dage-gen haben Frauen, Hochqualifizierte und Ange-stellte an Bedeutung gewonnen.

Die Expertise verfolgt zwei Zielsetzungen:– Zum ersten geht es darum, Gruppenprofile

auszuarbeiten, also festzustellen, welchepolitikfähigen Einstellungen und Interessenfür Frauen, Jüngere, Hochqualifizierte undAngestellte typisch sind.

– Zum zweiten soll untersucht werden, wie diein den Daten erfassten Einzelaussagen sichso aufeinander beziehen lassen, dass sie sichals typische Interessen- und Bewusstseins-strukturen erkennen lassen.

Diese Strukturen lassen sich thesenhaft auf dreiPolitikmodelle1 beziehen, die an die Interessender Jungen, Hochqualifizierten und Frauen an-schlussfähig sind. Im einzelnen geht es um:– Die Realisierung gleicher berufliche Chancen

der Geschlechter bei insgesamt stärkerer Be-rücksichtigung der Vereinbarkeit von Berufund außerberuflichem Leben.

– Die Entwicklung eines in sich flexibel unddynamischen (Tages-/Wochen- und Lebens-)Arbeits- und Arbeitszeitmodell, das denbeiderseitigen Interessen (der Betriebe wieder Beschäftigten) fair Rechnung trägt.

1 Vgl. Hattinger Kreis, Auswege aus der Rekrutierungsfalle,vervielfältigtes Manuskript, Bremen 2002, S. 7.

– Die Ermöglichung von Reorientierung der Er-werbsbiografien durch Fortbildung, denn dieDienstleistungs- und Wissensgesellschaftverlangt zunehmende berufliche Flexibilität,Weiterbildungsbereitschaft und "lebens-langes Lernen". Das erfordert eine neueKombination von Bildungs- und Arbeits-zeiten.

Bildungs- und ArbeitszeitenEs ist zu überprüfen, ob diese Politikmodellekompatibel sind mit den empirisch eruiertenInteressenlagen und Orientierungen dieserArbeitnehmergruppen. Bei der Untersuchungwird auf die Daten zurückgegriffen, die imRahmen des Zukunftsreportes der IGM erstelltworden sind.

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Strukturwandel – Innovationen und Beschäftigung________________________________________________________________ Projekttitel : Nachhaltige Arzneimittelversorgung

Projektnummer : S 2002-365-1 B

Projektleitung : Dr. Sibylle GaisserFraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung (ISI)Breslauer Str. 4876139 KarlsruheE-Mail: [email protected]

Laufzeit : 4 Monate

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as Gesundheitssystem in Deutschland wirdin der nahen Zukunft angesichts neuer

Technologien und rasant gestiegener Kosteneinem starken Strukturwandel unterworfen sein.Dies wird alle Bereiche der Gesellschaft undWirtschaft betreffen. Vor diesem Hintergrundsoll in einer Expertise das Themenfeld "Nachhal-tige Arzneistoffversorgung" strukturiert werden.Angesichts dieses Strukturwandels ist eserforderlich, eine Standortbestimmung vorzu-nehmen, um Arbeitnehmern und den Trägernder Mitbestimmung die entsprechenden Ent-scheidungsgrundlagen zur Verfügung zu stellen.

Dabei werden im Einzelnen die folgendenfünf Teilaspekte anhand von Literaturauswer-tung und gegebenenfalls Expertenbefragungenbesonders berücksichtigt,1. Entwicklung von Nachhaltigkeitskriterien:

Auf der Grundlage einer neu zu entwickeln-den Definition für Nachhaltigkeit in Zusam-menhang mit der Arzneimittelversorgungwerden die verschiedenen Dimensionen einernachhaltigen Arzneistoffversorgung erörtert.

2. Qualitätssicherung: Qualität in Bezug aufArzneimittel umfasst Fragen nach den Pro-duktcharakteristika, nach der Arzneimittel-herstellung, nach der Arzneimitteldistribu-tion, nach Überwachungssystemen und nachdem Arzneimitteleinsatz. Eng verbundendamit sind Fragen des Verbraucherschutzes.

3. Systemintegration der Arzneimittelversor-gung: Wie kann der Zustand "Gesundheit"möglichst optimal erreicht werden, wennArzneimittel nur als ein Teil der Gesundheits-versorgung gesehen werden. Welche Aus-wirkungen hat dies auf Kostenerstattung undZugang Aller zu den Leistungen des Gesund-heitssystems.

4. Technikfolgenabschätzung Biotechnik/ Gen-technik: Die Entwicklungen der Bio-/ undGentechnik führen zu einer stärkeren Indivi-dualisierung der Medizin. Daraus können sichauch Konsequenzen für den Versicherungs-und Datenschutz jedes einzelnen, sowie fürKostenabrechnungssysteme ergeben.

5. Wirtschaftliche Implikationen: Betroffen vomStrukturwandel im Gesundheitssystem sinddie pharmazeutische Industrie und die Ar-beitnehmervertreter, die sich mit den Konse-quenzen einer nachhaltigen Arzneimittelver-sorgung für die Beschäftigung befassenmüssen. Daraus ergibt sich auch für die Trä-ger der Mitbestimmung die Notwendigkeit,eine neue Rolle in Zusammenhang mit derkünftigen nachhaltigen Arzneimittelversor-gung zu finden. Für die Politik erscheint esunausweichlich, Sozial-, Industrie-, Gesund-heits- und Innovationspolitik nicht getrenntzu betrachten, sondern unter systempoliti-schen Ansätzen zu verfahren.

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Strukturwandel – Innovationen und Beschäftigung________________________________________________________________

Projekttitel : Wirtschaftspolitische Regime westlicherIndustrienationen – Unterschiede,Wachstumsperspektiven und wirtschaftspolitischeOptionen in ausgewählten Ländern

Projektnummer : S 2002-389-1 B

Projektleitung : Prof. Dr. Michael HeineTechnische Universität BerlinInstitut für Stadt- und RegionalplanungHardenbergstr. 40a10623 BerlinE-Mail: [email protected]

Prof. Dr. Hansjörg HerrFachhochschule für Wirtschaft BerlinBadensche Str. 50-51D 10825 BerlinE-Mail: [email protected]

Dr. habil. Gustav HornDeutsches Institut für WirtschaftsforschungAbt. KonjunkturKönigin-Luise-Str. 5D 14195 BerlinE-Mail: [email protected]

Laufzeit : 24 Monate________________________________________________________________m Verlauf der zweiten Hälfte der siebzigerJahre ist es in fast allen entwickelten In-

dustrienationen zu einem Trendumbruch in derökonomischen Entwicklung hin zu geringerenWachstumsraten und steigender Sockelarbeits-losigkeit gekommen. Gleichwohl haben sicheinzelnen Länder unterschiedlich entwickelt.Dies ist insbesondere während der neunzigerJahre sichtbar geworden. Damit stellt sich dieFrage, was die Ursachen für diese unter-schiedlichen Entwicklungsmuster sind.

Während die neoklassische Mainstreamöko-nomie im Kern Arbeitsmarktrigiditäten und eineinadäquate Lohnpolitik für die Massenarbeitslo-sigkeit verantwortlich macht, geht der Keynesi-anismus davon aus, dass das Beschäftigungsni-veau über die Investitionsentscheidungen derUnternehmen festgelegt wird. Da Investitionennur dann getätigt werden, wenn die erwarteteVerzinsung von Produktivvermögen höher ist alsdie Kapitalmarktzinsen, wird die Entwicklungauf dem Arbeitsmarkt entscheidend von denKonstellationen auf den Vermögens- und Gü-termärkten determiniert.

Diese keynesianisch geprägte Auffassungliegt dem hier beantragten Forschungsprojektzugrunde. Es wird davon ausgegangen, dassspezifische ökonomische Regime für Investiti-onsentscheidungen förderlich oder hinderlich

sein können, da durch sie die Konstellationenauf den Vermögens- und Gütermärkten geprägtwerden. Unter einem Regime wird die spezifi-sche Ausgestaltung und das spezifischeZusammenspiel der zentralen makroökonomi-schen Instanzen unter Berücksichtigung desaußenwirtschaftlichen Umfeldes verstanden.Aus diesem Grunde werden die Lohn-, Geld-und Fiskalpolitik der Länder USA, Frankreich,England und Deutschland anhand ausgewählterökonomischer Kriterien vergleichend analysiertund geprüft, ob die einzelnen Makropolitiken mitden jeweils anderen kompatibel oder konfligie-rend waren. Des weiteren soll geklärt werden,wie der jeweilige institutionelle Rahmen, in demdie Makroinstanzen agieren, in diesen Ländernausgestaltet ist. Insbesondere interessieren indiesem Kontext die Struktur des Arbeitsmark-tes, der Lohnfindungsprozess, die Geldverfas-sung, das institutionelle Gefüge der Fiskalpolitikund die außenwirtschaftlichen Spielräume.

Auf dieser Grundlage soll in einem weiterenSchritt die Wirkung der jeweiligen Regime aufWachstum und Beschäftigung empirisch getes-tet werden. Diese empirischen Tests erfolgenals Einzelgleichungsschätzungen, als unregist-rierte VAR Analyse, als strukturelle VAR Ana-lyse sowie im Rahmen eines strukturellenmakroökonometrischen Mehr-Länder-Modells.

I

Strukturwandel – Innovationen und Beschäftigung________________________________________________________________ Projekttitel : Eine Untersuchung des deutschen

Innovationssystems der roten Biotechnologie imVergleich zu Großbritannien sowie außereuropäischenLändern und seiner Bedeutung für dieWettbewerbsfähigkeit von Unternehmensowie den Standort Deutschland

Projektnummer : S 2002-388-1 B

Projektleitung : Dr. Kurt HornschildDeutsches Institut für WirtschaftsforschungKönigin-Luise-Str. 5D 14195 Berlin

Projektbearbeiterin : Birgit SoeteDeutsches Institut für WirtschaftsforschungKönigin-Luise-Str. 5D 14195 BerlinE-Mail: [email protected]

Laufzeit : 36 Monate

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eutschland fällt im internationalen Vergleichim Wirtschaftswachstum weiter zurück und

hat in den 90er Jahren des letzten JahrhundertsWeltmarktanteile verloren. Die Volkswirtschaftist erst verspätet in neue Bereiche der Hoch-technologie sowie der Dienstleistungswirtschafteingestiegen. Dies gilt auch für die moderneBiotechnologie, die eine Schlüssel- und Quer-schnittstechnologie des 21. Jahrhunderts ist.Durch den vom BMBF initiierten BioRegio-Wett-bewerb Mitte der 90er Jahre hat Deutschlandeine dynamische, nachholende Entwicklungvollzogen und zählt heute innerhalb Europas zuden stärksten Konkurrenten von Großbritannien.

Die rote Biotechnologie (Pharma und Medi-zin) gilt als der aussichtsreichste Wachstumsbe-reich. An die Ergebnisse des Human-Genom-Projektes werden sowohl große Hoffnungen inder Medizin als auch in der Wirtschaft geknüpft.Gleichzeitig ist die Humangenetik und die mo-derne Medizin ein ethisch umstrittener Bereich.Bisher bestehen aufgrund von Kultur- undWertunterschieden weltweit sehr unterschiedli-che Regulierungen und Gesetze. Diese sind u.a.Bestandteil von nationalen Innovationssyste-men, die aufgrund der Globalisierung in eineminternationalen Wettbewerb stehen und für Un-ternehmensstandortentscheidungen wichtigsind. Neben der Regulierungskonkurrenz beein-flusst die technologische Leistungsfähigkeit unddie nationale Marktgröße den Wettbewerb derInnovationssysteme.

In diesem Projekt wird erstens das deutscheInnovationssystem der roten Biotechnologie,seine Anreize und Hemmnisse für die Wettbe-werbsfähigkeit von Unternehmen und denStandort Deutschland untersucht. Zweitenswird das deutsche Innovationssystem in einemFallbeispiel „Labordiagnostik“ mit den Innovati-onssystemen von Großbritannien, Israel undIndien verglichen. Großbritannien ist innerhalbEuropas ein konkurrierender Standort für F&E inder roten Biotechnologie. Israel und Indienkönnten es zukünftig werden, da beide Länderin die Forschung der Humangenetik investieren.Dabei stehen die folgenden zentralen Fragen imVordergrund:– Wie wettbewerbsfähig ist das deutsche In-

novationssystem der roten Biotechnologie?– Wie weit ist der Technologiewettlauf ge-

staltbar?– Wo liegen die Gestaltungsspielräume für

Deutschland, nachdem es bei der modernenBiotechnologie aufgeholt hat?

Es wird eine vergleichende ökonomische Ana-lyse mit dem Ansatz „nationales Innovations-system“ durchgeführt. Das im Projekt entwi-ckelte Analyseschema ist auch auf die Untersu-chung von Innovationssystemen andererTechnologien übertragbar.

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Strukturwandel – Innovationen und Beschäftigung________________________________________________________________ Projekttitel : Ergebnisorientierte Evaluation der

Gießereifachtagungen

Projektnummer : S 2002-390-1 B

Projektleitung : Dr. Udo JürgenhakeSoziale Innovation research & consult GmbHEvinger Platz 1544339 DortmundE-Mail: [email protected]

Projektbearbeiter/in : Udo KielH-Faktor GmbHSilberknapp 11644227 Dortmund

Laufzeit : 12 Monate

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ie Gießereifachtagung ist ein Forum derkonstruktiven und nachhaltigen Zusam-

menarbeit von betrieblichen und überbetriebli-chen Sozialpartnern mit Vertretern aus Gesell-schaft und Wissenschaft. Es liegt aufgrund derersten Erfahrungen nahe, von einem "GutenBeispiel" zu sprechen, welche die Kooperationzwischen den Sozialpartnern und externen Ex-perten effektiver gestaltet hat.

In einer durch die Strukturkrise stark betrof-fenen Branche kann dieser VeranstaltungstypHinweise erbringen, wie die Arbeit der Sozial-partner, der Dialog zwischen Betriebsräten un-tereinander sowie das Gespräch mit denBetriebsräten und den betrieblichen Leitungs-ebenen verbessert werden kann. Quasi durcheinen Bottom-Up-Ansatz hat sich hier ein Bran-chennetzwerk etabliert, welches auch nach 15Jahren weiterwächst.

Das Projekt hat das zentrale Ziel, durch dieAnalyse einer spezifischen Tagungsreihe verall-

gemeinerungsfähige Erkenntnisse zu erhalten.Hierzu soll die "ergebnisorientierte Evaluation"der Gießereifachtagung die Erfolgsfaktoren undProbleme eines Veranstaltungstypus bzw.Branchennetzwerkes dieser Art aufzeigen. Mehrnoch, es gilt praktische Erkenntnisse sowieHinweise der Gestaltung des Transfers auf an-dere Branchen zu ermitteln.

Zur methodischen Umsetzung sind zum ei-nen teilstandardisierte Interviews mit den Initia-toren und Teilnehmern geplant. Zum zweitenwird mittels einer Dokumentenanalyse der histo-rische Themenbogen der Gießereikonferenzenaufgearbeitet und mit relevanten politischen(insb. umweltpolitische Impulse), technologi-schen und wirtschaftlichen Entwicklungen ge-spiegelt.

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Strukturwandel – Innovationen und Beschäftigung________________________________________________________________ Projekttitel : Der Unternehmenskodex als Instrument zur

Durchsetzung von Arbeits- und Menschenrechten –Das Beispiel Faber-Castell

Projektnummer : S 2002-364-1 B

Projektleitung : Dr. Heiner KöhnenRoßdorferstr. 1660385 FrankfurtE-Mail: [email protected]

Laufzeit : 2 Monate

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ie Diskussion um Instrumente zur Durchset-zung internationaler Arbeits- und Sozial-

standards erlebte seit den 90er Jahren einenregelrechten Boom. Gewerkschaften, Men-schenrechtsgruppen und andere NROs habenseit Beginn der 90er Jahre u.a. versucht, diemultinationalen Unternehmen zur Übernahmevon individuellen Verhaltenskodizes zu bewe-gen. Diese sollen Unternehmen dazu verpflich-ten, freiwillig grundlegende und internationalanerkannte Arbeitsnormen zu beachten und dieEinhaltung der Kodizes glaubwürdig und trans-parent überwachen zu lassen. Die aktuelle wis-senschaftliche und politische Debatte zeigt je-doch, dass auch dieses Instrument nichtunproblematisch ist.

Das Projekt thematisiert am Beispiel Faber-Castell die Chancen und Grenzen von Unter-

nehmenskodizes als Instrument zur Durchset-zung von Arbeits- und Menschenrechten. NachVorstellung des aktuellen Stands der wissen-schaftlichen Diskussion um Verhaltenskodizeswird die Sozialcharta Faber-Castells, ihre Ge-schichte, ihre Umsetzungsmechanismen, dieIntegration der betrieblichen und gewerkschaft-lichen Interessenvertretung sowie die Integra-tion in das betriebliche Qualitätsmanagementund Controlling vorgestellt und aus wissen-schaftlicher Sicht bewertet. Insbesondere wirdproblematisiert, inwiefern Faber-Castelltatsächlich handlungsanleitend für relevanteAkteure in diesem Bereich (Unternehmenslei-tungen, Träger der Mitbestimmung) sein kann.

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Strukturwandel – Innovationen und Beschäftigung________________________________________________________________ Projekttitel : Neustrukturierung des deutschen Rüstungsmarktes

als industriepolitische Aufgabe

Projektnummer : S 2002-391-1 B

Projektleitung : Dr. Hartmut KüchleBonn International Center for Conversion (BICC)An der Elisabethkirche 25D 53113 BonnE-Mail: [email protected]

Laufzeit : 24 Monate

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as allgemein erkannte Dilemma der europäi-schen Wehrtechnik ist die nationalstaatliche

Fragmentierung der Märkte mit der Folge vonDoppelentwicklungen und zu geringen Stück-zahlen bei defizitären Haushalten und dahersehr beschränkten finanziellen Ressourcen.Gleichzeitig versucht die übermächtige amerika-nische Konkurrenz, die europäischen Märktenoch stärker zu durchdringen, wie dies gegen-wärtig im Panzerbau – einer bisher deutschenDomäne – geschieht. Die vom US-Verteidi-gungsministerium vor einigen Jahren ins Spielgebrachte Idee eines transatlantischen Rüs-tungsmarktes hat vorerst kaum Realisierungs-chancen. Realistischer dagegen ist mittelfristigdie Schaffung eines integrierten europäischenRüstungsmarktes, der für die Vollendung deseuropäischen Einigungsprozesses von zentralerBedeutung ist und in gewerkschaftlichen Kon-zepten noch nicht ausreichend durchdacht ist.

Auf der Angebotsseite sind bereits großeAnstrengungen zur Kapazitätsanpassung undzur Konsolidierung unternommen worden. Dieszeigen die grenzüberschreitenden Lösungen imBereich der Luft- und Raumfahrt mit der Bildungder EADS, die vorangekommene Konsolidierungin der Heerestechnik auf nationaler Ebene unddie entsprechenden Bemühungen im Schiffbau.

Diese ersten Erfolge einer Neustrukturierungreichen jedoch bei weitem nicht aus, denn trotzder Kapazitätsanpassungen und des Verlustsvon etwa zwei Drittel der Beschäftigten gibt esimmer noch Überkapazitäten, und wichtigeKernkompetenzen drohen verloren zu gehen.Die Unternehmen benötigen für eine Neustruk-turierung auf nationaler und europäischer Ebenedie entsprechenden Beschaffungsprogrammeund politischen Rahmenbedingungen.

Angesichts des Problemdrucks geraten des-halb die zögerlichen und viel zu geringen Fort-schritte in Richtung auf eine europäische Integ-ration der nationalen Rüstungsmärkte auf Seitender staatlichen Nachfrager immer stärker in dieKritik. Der Blick richtet sich dabei auf das Prob-lem der Souveränität einer Vielzahl von Natio-nalstaaten in Europa, auf die zuständigen natio-nalen und europäischen Institutionen, die demanstehenden Prozess teilweise nur ungenügendgerecht werden, und auf die Gemeinsame Au-ßen- und Sicherheitspolitik (GASP), die ohneeine Europäisierung der Streitkräfte und derwehrtechnischen Industrien kaum erfolgreichsein kann.

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Strukturwandel – Innovationen und Beschäftigung________________________________________________________________ Projekttitel : Wissenschaftliche Begleitung eines arbeitsorientierten

Netzwerks in der Region Dessau

Projektnummer : S 2002-393-1 B

Projektleitung : Dr. Uwe NeumannGAISA e.V.Humboldtstr. 15D 39112 MagdeburgE-Mail: [email protected]

Laufzeit : 7 Monate

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n der Region Dessau hat sich eine Initiativezum Aufbau eines Betriebsrätenetzwerks ge-

bildet, der Betriebsräte aus strukturprägendenBetrieben der Region angehören. Über dasNetzwerk beabsichtigen die Betriebsräte, sich inden Prozess des Erhalts von Standorten undArbeitsplätzen durch innovative Gestaltungslö-sungen einzubringen.

Das hier beantragte Projekt dient der wis-senschaftlichen Begleitung der o.g. Netzwerk-aktivitäten. Die spezielle Zielstellung derwissenschaftlichen Begleitung richtet sich zumeinen darauf, die Netzwerkarbeit durch Bereit-stellung von wissenschaftlichen Analysen ent-lang ausgewählter, im Netzwerkprozess bear-beiteten Fachfragen gezielt zu unterstützen.Zum anderen ist das Netzwerk selbst Gegen-stand der Begleitforschung. Die einzelnen Pha-sen des Netzwerkprojekts und ihre Ergebnissesind prozessbegleitend zu dokumentieren undzu analysieren. Ziel ist es, die beteiligtenAkteure bei der Reflektion ihrer im Netzwerkgeleisteten Arbeit und erworbenen Erfahrungenzu unterstützen, die Netzwerkarbeit im Hinblick

auf ihre Wirksamkeit zu bewerten und darausHandlungsempfehlungen für die Weiterführungdes Netzwerks bzw. den Aufbau ähnlicherNetzwerke in anderen Regionen abzuleiten.

Die Aufgabe der Begleitforschung bestehtdarin, eine regionale Strukturanalyse durchzu-führen und so aufzubreiten, dass aus Problemla-gen und Entwicklungstrends in der Region bran-chenspezifisch oder branchenübergreifend einHandlungsrahmen beschrieben und für einegezielte Bedarfs- und Potenzialermittlunggenutzt werden kann. Demgegenüber geht beider Evaluierung des Projekts darum, aus denZielstellungen des Netzwerks heraus Analysekri-terien zu entwickeln, mit deren Hilfe eineErfolgsbewertung vorgenommen und auf derGrundlage festgestellter Zielerreichung wie auchverbliebener Defizite Handlungsempfehlungenausgesprochen werden können.

I

Strukturwandel – Innovationen und Beschäftigung________________________________________________________________ Projekttitel : GATS-Dienstleistungsliberalisierung: Szenarien

sektoraler Auswirkungen

Projektnummer : S 2002-379-1 B

Projektleitung : Prof. Dr. Christoph ScherrerUniversität Gesamthochschule KasselFB 5 - GesellschaftswissenschaftenNora-Platiel-Str. 134127 KasselE-Mail: [email protected]

Laufzeit : 5 Monate

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as beantragte Gutachten soll die Auswir-kungen einer weiteren Liberalisierung im

Zuge der laufenden Neuverhandlung des WTO-Dienstleistungsabkommens GATS auf Beschäf-tigte in vier Dienstleistungsbranchen der Bun-desrepublik untersuchen:Finanzdienstleistungen, Umweltdienstleistun-gen, Gesundheitswesen und Transport. Darüberhinaus sollen Problembereiche des E-Commerceskizziert werden. Zu berücksichtigen sind dabeisowohl die ordnungspolitischen Rahmenbedin-gen auf der multilateralen Ebene (WTO), wieauch auf der europäischen (EU-Binnenmarktpro-gramm) und der bundesdeutschen Ebene. Dievier genannten Sektoren sollen hinsichtlich ihrer

Weltmarktintegration, ihres Wertschöpfungsbei-trags, ihrer Entwicklungschancen sowie ihrerUnternehmens- und Beschäftigungsstrukturenanalysiert werden. Ferner wird abzuschätzensein, welche Folgen eine weitere Liberalisierungdieser Sektoren vor allem für die Beschäftigtenund ihre gewerkschaftliche Interessenvertretunghaben kann. Daran anschließend sollen Emp-fehlungen entwickelt werden, wie die ord-nungspolitischen Rahmenwerke im Interesse derBeschäftigten und Konsumenten dieser Dienst-leistungen gestaltet werden müssten.

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Strukturwandel – Innovationen und Beschäftigung________________________________________________________________ Projekttitel : Globalisierung ohne Kapital? Perspektiven der

Finanzierung ostdeutscher Unternehmen

Projektnummer : S 2002-378-1 B

Projektleitung : Prof. Dr. Christoph ScherrerUniversität Gesamthochschule KasselFB 5 - GesellschaftswissenschaftenNora-Platiel-Str. 134127 KasselE-Mail: [email protected]

Projektbearbeiter : Stefan BeckUniversität Gesamthochschule KasselFB 5 - GesellschaftswissenschaftenNora-Platiel-Str. 134127 Kassel

Laufzeit : 4 Monate

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or dem Hintergrund internationaler Trendsdeuten sich gegenwärtig auch im deut-

schen Finanz- und Bankensektor grundlegendeVeränderungen an. Die Bedeutungszunahmeeiner kapitalmarktorientierten Finanzierung,Bewertung und Steuerung von Unternehmensowie Restrukturierungsprozesse im Bankensek-tor verweisen zumindest auf eine Modifikationder herkömmlichen – und für das korpora-tistisch organisierte (west-) „deutsche Modell“prägenden – Finanzierungsformen von Unter-nehmen. In der Tendenz zeichnet sich einWandel hin zu einem stärker marktbasiertenModell nach US-amerikanischem Vorbild ab.Aufgrund der spezifischen Wirtschaftsstrukturund der weitverbreiteten Kapitalschwäche klei-ner und mittlerer Betriebe muss die ostdeutscheWirtschaft aber als besonders „sensibel“ für

Veränderungen der Unternehmensgovernanceund des Kapitalzugangs angesehen werden.Ausgehend von dieser Hypothese sollen diespezifischen Formen dieser Veränderungsdyna-mik und deren (mögliche) Konsequenzen für diezukünftige Finanzierungssituation (unterschied-licher) ostdeutscher Unternehmen und damitauch für die wirtschaftliche Entwicklung Ost-deutschlands untersucht werden. Sich verän-dernde Formen der Unternehmensfinanzierungwerden dabei im Kontext internationaler, natio-naler und regionaler politischer (z.B. EU) undwirtschaftlicher Entwicklungstrends betrachtet.Das Projekt basiert auf einer Auswertung dervorliegenden Forschungen (v.a. Literatur) sowievertiefend ergänzenden Expertengesprächen.

V

Strukturwandel – Innovationen und Beschäftigung________________________________________________________________ Projekttitel : Erhebung des Arbeitskräfte- und

Weiterbildungsbedarfs in der Wirtschaftdes Kreises Minden-Lübbecke

Projektnummer : S 2002-400-1 B

Projektleitung : Dr. Ewald SchlüterAGW-Beratung GmbHRingstr. 932427 MindenE-Mail: [email protected]

Laufzeit : 6 Monate

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rhebung des Arbeitskräfte- und Weiterbil-dungsbedarfs in der Wirtschaft des Kreises

Minden-LübbeckeAufgrund der demographischen Entwicklung

im Kreis Minden-Lübbecke wird sich der Rekru-tierungspool für Fach- und Führungskräftegerade in klein- und mittelständischen Unter-nehmen (KMU) reduzieren. Um die Wettbe-werbsfähigkeit und die Innovationskraft derheimischen Wirtschaft langfristig zu sichern, istdie Erschließung der Leistungsressourcen vonArbeitnehmern - insbesondere von Frauen -unverzichtbar.

Klein- und mittelständische Unternehmen(KMU) unterscheiden sich erheblich in demEntwicklungsstand ihrer eigenen Personalent-wicklungsarbeit. Generell haben Frauen nicht

die gleichen Entwicklungsperspektiven wieMänner im Unternehmen. Anhand einer wissen-schaftlichen Analyse soll der Anteil, die Poten-ziale und die Entwicklungsperspektiven vonArbeitnehmern in den klein- und mittelständi-schen Unternehmen herausgearbeitet werden.Speziell für Frauen soll in diesen Unternehmenein Entwicklungskonzept erarbeitet werden. DieErgebnisse werden den Arbeitnehmern undihren Vertretern, Sozialpartnern, Unternehmensowie den regionalen Arbeitsmarktakteuren inForm von regionalen und modularen Personal-entwicklungskonzepten zur Verfügung gestellt.

E

Mitbestimmung im Wandel – Solidarität in der Arbeit________________________________________________________________ Projekttitel : Tarifsysteme im Wandel – Perspektiven eines

einheitlichen Rechtsrahmens der Entgeltfindungin Europa

Projektnummer : S 2002-376-2 B

Projektleitung : Prof. Dr. Thomas BlankeUniversität Oldenburg Fachbereich 4Postfach 25 0326111 Oldenburg

Projektbearbeiter : Edgar RoseUniversität Oldenburg FB 4Postfach 25 0326111 Oldenburg

Laufzeit : 18 Monate

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ie mittlerweile recht eindeutig durch empi-rische Daten belegt ist, schreitet die Krise

des Systems der tariflichen Entgeltfindung inDeutschland voran. Auf der einen Seite ist dieschleichende Erosion der Tarifbindung zu nen-nen, wonach der Anteil der Beschäftigten, die intarifgebundenen Unternehmen arbeiten, lang-sam aber sehr kontinuierlich Jahr für Jahr umetwa 2% sinkt (vgl. IAB-Betriebspanel 1995-2000). Auf der anderen Seite zeigt sich derKonflikt um die rechtlichen Grundlagen desTarifsystems in einer drastischen Zunahme vonGerichtsverfahren bis vor das BAG, in denenFragen der Bindung an tarifliche Regelungen invielfältiger Weise zur Disposition stehen. Hinter-grund dieser Krisensymptome sind die Heraus-forderungen eines tiefgreifenden sozio-ökono-mischen Wandels. Er reicht von den erhöhtenFlexibilitätsbedarfen der Unternehmen, die aufdie Verbetrieblichung und Individualisierung derArbeitsbeziehungen und insbesondere der Ent-geltdifferenzierung drängen, bis zu den Phäno-menen der Internationalisierung im europäischenBinnenmarkt.

Im beabsichtigten Projekt soll die aktuellewissenschaftliche und politische Diskussion umdie Krise des deutschen Systems der tariflichenEntgeltfindung – zugespitzt auf die Problemeseiner rechtlichen Konstruktionsprinzipien − umdie Behandlung zweier Fragestellungen be-reichert werden:– Wie stellen sich die Probleme des deutschen

Systems im europäischen Vergleich dar?Welche vergleichbaren Probleme stellen sichin anderen Ländern v.a. im Hinblick aufDezentralisierung der Verhandlungen undVariabilisierung der Entgeltdifferenzen?

Welche Bewältigungsstrategien werdenerprobt, welche zeigen Erfolg?

– Welche sinnvollen Perspektiven einer euro-päischen Vereinheitlichung des Rechtsrah-mens der tariflichen Entgeltfindung sind er-kennbar?Bestehen gemeinsame Bezugspunkte, dieeine solche Vereinheitlichung erlauben?Welche Vorteile wären aus einem einheitli-chen Rechtsrahmen zu ziehen?

Die Bearbeitung dieser beiden Fragenkomplexesoll in einem gemeinsamen Forschungsprozesserfahrener Spezialist/innen aus insgesamt 5europäischen Ländern stattfinden. NebenDeutschland werden die Niederlande, Frank-reich, Schweden und Großbritannien einbe-zogen. Geplant ist ein mehrstufiges Erörte-rungsverfahren, in dessen Verlauf von allenBeteiligten je zwei Expertisen auf der Grundlagedetaillierter Fragebögen und eines deutschen„Pilotpapiers“ erstellt und zur gemeinsamenAuswertung und Vertiefung zwei Workshopsdurchgeführt werden.

Ziel eines derart intensiven Verfahrens ist es,erstens das besondere Erfahrungswissen ausfremden Rechtskreisen mit teils ähnlichen, teilssehr abweichenden Bedingungen in die Analysedes deutschen Falls systematisch mit einzube-ziehen. Der methodisch geschulte Blick vonArbeitsrechtler/innen aus anderen europäischenLändern soll dazu beitragen, mögliche Befan-genheiten der nationalen Beobachterperspektivezu offenbaren und korrigieren zu helfen sowieein breiteres Spektrum alternativer Regulie-rungsmöglichkeiten in die Diskussion einzubrin-gen. Zweitens ist wegen der Internationali-sierung der Unternehmen und des Rechts diePerspektive der deutschen Rechtsentwicklung

W

ohnehin nicht mehr ohne Wahrnehmung −gegenwärtiger und potenzieller − Einflüsse ausdem EU-Ausland diskutierbar. Daher soll ineinem europäischen Vergleich zusätzlich erhelltwerden, ob die Krisenentwicklung desdeutschen Tarifsystems und die juristische "Fol-genbewältigung" aufgrund der Eigenarten desdeutschen Rechtssystems von lediglich singu-lärer Relevanz sind oder ob sich innerhalb ande-rer Rechtssysteme vergleichbare Muster heraus-bilden, die perspektivisch zu einer sinnvollengemeinsamen europäischen Regelungzusammengeführt werden können.

Das Projekt wird in enger Kooperation miteinem Forschungsvorhaben im Rahmen desniedersächsischen Forschungsverbundes„Technikentwicklung und gesellschaftlicherStrukturwandel“ unter dem Titel: „RechtlicheRahmenbedingungen der tariflichen Entgelt-findung zwischen Verbetrieblichung, Individu-alisierung und Internationalisierung“ durchge-führt, das auf die Betrachtung des deutschenFalls in internationaler Sicht focussiert ist. Mitder Kofinanzierung durch die Hans-Böckler-Stiftung wird es ermöglicht, dass auch diehöchst aktuellen, unmittelbar anschlussfähigenrechtlichen Fragestellungen einer Europäisierungder tariflichen Entgeltfindung fundiert behandeltwerden können. Die Untersuchung umfasst vierSchwerpunkte:– die Erörterung der Krise des deutschen

Systems der tariflichen Entgeltfindung (Ta-rifflucht, Dezentralisierung, Variabilisierung),

– die Thematisierung vergleichbarer Problem-verläufe in anderen europäischen Ländern,einschließlich deren Ursachen, Folgen undBewältigungsstrategien,

– die Bestimmung von europaweit gemeinsa-men Prinzipien oder Entwicklungsperspekti-ven,

– die zur Formulierung von Bezugspunkteneines europäischen Rechtsmodells, ein-schließlich der Erörterung seiner Machbarkeitund Wünschbarkeit.

Mit Hilfe der Hans-Böckler-Stiftung und desEuropäischen Gewerkschaftsinstituts sollenneben den ausländischen Wissenschaftler/innentarifpolitische Praktiker/innen in den For-schungsprozess einbezogen werden.

Als Kooperationspartner sind vorgesehen:Brian Bercusson (Vereinigtes Königreich),

King's College, University of London;Niklas Bruun (Schweden), Center of Interna-

tional Economic Law (CIEL), Svenska Handels-högskolan, Rådhusgatan 33, 65100 Vasa;

Antoine Jacobs (Niederlande), Center forTransboundary Legal Development, Faculty ofLaw, Katholische Universität Brabant, P.O. Box 90153, NL-5000 LE Tilburg;

Christophe Vigneau (Frankreich), Institut dessciences sociales du travail (ISST), UniversitéParis I-Panthéon Sorbonne, 37, av.FranklinRoosevelt, 92330 Sceaux.

Mitbestimmung im Wandel – Solidarität in der Arbeit________________________________________________________________ Projekttitel : Arbeitsbeziehungen in der IT-Industrie –

Interessenhandeln der Beschäftigten

Projektnummer : S 2002-353-2 B

Projektleitung : Andreas BoesDr. Dieter SauerInstitut für Sozialwissenschaftliche Forschung E.V. (ISF)Jakob-Klar-Str.9D 80796 MünchenE-Mail: [email protected]: [email protected]

Laufzeit : 18 Monate

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ie Analyse der (formellen und informellen)institutionellen Strukturen und das Verhält-

nis von Betriebsräten und Unternehmensleitun-gen in der IT-Industrie, welche wir im ProjektARB-IT1 [Baukrowitz/Boes 2000] vorgenommenhaben, hat die hervorgehobene Bedeutung desindividuellen Interessenhandelns der Beschäftig-ten für die Charakteristik und Entwicklung derArbeitsbeziehungen in dieser Branche sichtbargemacht. Daher soll in der Studie ARB-IT2 derSchwerpunkt auf das Interessenhandeln derBeschäftigten als Moment der Arbeitsbeziehun-gen gelegt werden. Wir gehen davon aus, dassdas individuelle Interessenhandeln sich zwar ineinem engen Wechselverhältnis zu den beste-henden Institutionen des Interessenaustauschsvollzieht, sich darauf aber nicht reduzieren lässt.Im Kern geht es uns darum, die Arbeitsbezie-hungen in der IT-Industrie „von unten nachoben“ zu analysieren.

Die zentrale Bedeutung des individuellenInteressenhandelns für die Arbeitsbeziehungenin der IT-Industrie resultiert im wesentlichen ausdrei Ursachen. Erstens aus den verändertenOrientierungen der Beschäftigten. Zweitens ausder zunehmenden Bedeutung kleiner Unterneh-men sowie Start-up-Unternehmen ohnegewachsene Bindung an das System industriel-ler Beziehungen. Und drittens aus dem „Form-wandel der Arbeitsbeziehungen“ in dentraditionell mitbestimmten Unternehmen („Ero-sion der Basisstandards der Regulierung“ und„Individualisierung der Konfliktmuster“).

Der Bedeutungszuwachs des individuellenInteressenhandelns der Beschäftigten in der IT-Industrie stellt das System der verfassten Mit-bestimmung vor neue Herausforderungen.Bisher stellen sich die betrieblichen Interessen-vertretungen und die Gewerkschaften auf diesebesonderen Bedingungen weitgehend situativein. Allenthalben wurde in unseren Expertenge-

sprächen sowohl bei den Interessenvertreternaus der IT-Industrie als auch „traditioneller“Industrien ein großes Interesse an einer genaue-ren Analyse dieser Entwicklung geäußert. Dabeiwird unterstellt, dass Entwicklungen in der IT-Industrie hier zwar mit besonderer Vehemenzstattfinden, aber keineswegs auf diesebeschränkt bleiben. Das beschriebene Szenariogreift vermutlich auch in anderen BranchenRaum. Insofern scheint die Annahme berechtigt,dass die IT-Industrie ein „Vorreiter“ dieser Ent-wicklung ist. Eine tiefergehende Analyse istdaher geboten.

Wichtige Fragen dieser Untersuchung sind:– Welche Interessen bestimmen das

Interessenhandeln der Beschäftigten in derIT-Industrie? Welche Möglichkeiten undGrenzen des Interessenhandelns erfahren dieBeschäftigten?

– Welche Differenzen gibt es zwischen unter-schiedlichen Beschäftigtengruppen undUnternehmenstypen? Entwickelt sich bezüg-lich der Inhalte von Interessen sowie derFormen ihrer Durchsetzung eine zunehmendeHeterogenität zwischen den Beschäftigten-gruppen?

– Welchen Einfluss haben die institutionellenStrukturen kollektiver Interessenvertretungauf das individuelle Interessenhandeln ein-zelner Beschäftigtengruppen? Dabei ist ins-besondere von Interesse, nicht nur die aufder Betriebsverfassung basierenden Mitbe-stimmungsinstitutionen in den Blick zu neh-men, sondern auch alternative Modelle derMitbestimmung wie z.B. Round Tables, Ver-trauenspersonen, Ältestenräte etc., die ins-besondere in den jungen Unternehmen derIT-Industrie eine gewisse Verbreitung haben,in ihrer Bedeutung zu analysieren.

D

– Mit welchen betriebspolitischen Konzeptenkönnen Gewerkschaften den je spezifischenErwartungen der Beschäftigtengruppengerecht werden und Solidarität zwischenihnen herstellen?

Dies berührt zentrale Fragen nach der Zukunftder verfassten Mitbestimmung:– Unterminiert die Bedeutungszunahme des

individuellen Interessenhandelns das Prinzipder kollektiven Interessenvertretung? Unterwelchen Bedingungen kommt es zu einerKonkurrenz zwischen individuellemInteressenhandeln, berufsständischemInteressenhandeln einzelner durchsetzungs-fähiger Gruppen und den Akteuren und insti-tutionellen Strukturen der verfassten Mitbe-stimmung? Unter welchen gelingt eine neueSynthese?

– Welche Anforderungen entstehen daraus fürgewerkschaftliche Arbeitspolitik und diebetriebliche Interessenvertretung?

Ferner stellt sich die Frage nach der Verall-gemeinerungsfähigkeit der Ergebnisse:– Finden wir in der IT-Industrie eine

„Sondersituation“ vor oder lassen sich die

Befunde auch in „traditionellen“ Industrienfinden?

Die IT-Industrie zeichnet sich nach wie vordurch einen hohen Grad an Betriebsförmigkeitaus. Demnach kann das individuelle Interessen-handeln nur im Kontext des Betriebs untersuchtwerden. Die Analyse erfordert daher ein metho-disches Vorgehen, das auf zwei Untersu-chungsebenen ansetzt. Dies ist zum einen dieEbene des Betriebs und zum anderen die Ebenedes Individuums. Dementsprechend bildenBeschäftigteninterviews, die ihrerseits inBetriebsfallstudien einzubetten sind, die beidenzentralen Informationsquellen der Untersu-chung. Durch die Zusatzauswertung und Rein-terpretation des Materials, das bereits in derVorgängerstudie erhoben wurde, eröffnen wiruns eine zusätzliche Informationsquelle. DieErgebnisse der Untersuchung zur IT-Industriewerden einem Quervergleich mit der Situation inEntwicklungsabteilungen der Automobilindustrieunterworfen, um deren Generalisierbarkeit bes-ser einschätzen zu können. Im Mittelpunkt die-ses Quervergleichs stehen Expertenworkshopsmit Betriebsräten und Managementvertreternder Automobilindustrie.

Mitbestimmung im Wandel – Solidarität in der Arbeit________________________________________________________________

Projekttitel : Geschlecht, Arbeit und Mitbestimmung in der

IT-Industrie

Projektnummer : S 2002-354-2 B

Projektleitung : Prof. Dr. Maria FunderPhilipps-Universität Marburg FB 03Institut für SoziologieKetzerbach 11D 35032 MarburgE-Mail: [email protected]

Laufzeit : 24 Monate

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n der öffentlichen Debatte über die Zukunftmoderner Gesellschaften wird der IT-Industrie

eine Schlüsselrolle zugeschrieben. So werdenvor allem innovative, wissensintensive Unter-nehmen als Bestandteil und zugleich Motor um-fassender wirtschaftlicher, technischer und(arbeits-)organisatorischer Veränderungspro-zesse wahrgenommen. Noch ist der Kenntnis-stand über die Organisations- und Arbeitsfor-men, Beschäftigungsverhältnisse undInteressenpolitik in der IT-Industrie, wie vorallem in der New Economy, ausgesprochenlückenhaft; dies gilt insbesondere für die Gen-derproblematik. Ziel der Untersuchung ist es,einen Beitrag zur Erforschung der Interessenpo-litik in der IT-Industrie aus der Genderperspek-tive zu leisten.

Der Schwerpunkt des Forschungsvorhabenbildet somit die geschlechtssensibilisierte Ana-lyse der Interessenpolitik in der IT-Industrie.Hierzu ist es notwendig, zunächst Informatio-nen über geschlechtsspezifische Segregations-prozesse zu gewinnen. Auskunft hierüber solleine entsprechende repräsentative Erhebungvon Unternehmen der IT-Industrie geben. Diesemit SPSS auszuwertende Befragung soll nichtnur der Ermittlung allgemeiner wirtschaftlicher,personeller und organisationaler Basisdaten

dienen, sondern vor allem erste Aufschlüsseüber Strukturen der Geschlechterdifferenzierun-gen und Formen der Interessenregulierung lie-fern. Da es sich bei der Problematik derGeschlechterbeziehungen und Interessenpolitikum eine ausgesprochen komplexe Fragestellunghandelt, sollen aber darauf aufbauend vor allemqualitative Methoden zum Einsatz kommen.

Ein Methodenmix aus ExpertInnengesprächemit Gewerkschafts- und VerbandsvertreterIn-nen, Dokumentenanalysen, Intensivinterviewsmit dem Management, InteressenvertreterInnen,weiblichen und männlichen Beschäftigten sowieteilnehmenden Beobachtungen in Unternehmender IT-Industrie soll dazu beitragen, sowohl zuneuen Erkenntnissen über Ursachen undMechanismen der Herausbildung (bzw. Erosion)geschlechtshierarchischer Strukturen zu gelan-gen, als auch den Informationsstand über For-men der Mitbestimmung in der IT-Industrie zuverbessern und somit Ansatzpunkte für dieFortentwicklung interessenpolitischer Hand-lungskonzepte, die die Geschlechterproblematikberücksichtigt, liefern.

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