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Forschungsvorhaben in Ankopplung an Large-Scale-Assessments

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  • Forschungsvorhaben in Ankopplung an Large-Scale-Assessments

  • Bildungsforschung Band 44 Forschungsvorhaben in Ankopplung an Large-Scale-Assessments

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    Inhalt

    Einleitung 3

    Heinz Reinders, Martin Fresow, Paulina Fresow: Kompetenzunterschiede und Bildungsgangwechsel bei Schlern mit

    Migrationshintergrund Ergebnisse zur Vorhersage der Mathematikleistungen durch individuelle Voraussetzungen 4

    Nele McElvany, Franziska Schwabe, Miriam M. Gebauer, Wilfried Bos: Prfung der Testfairness ausgewhlter Large-Scale-Assessments fr

    zentrale Schlersubpopulationen 23

    Cathrin Becker, Wolfgang Schnotz, Johannes Naumann: Vorhersage von Testleistungen aus Aufgabenanforderungen und

    Bearbeitungsprozessen beim Lesen elektronischer Texte (TAUBE) 31

    Christoph Niepel, Julia Rudolph, Frank Goldhammer, Samuel Greiff: Die Rolle transversaler Kompetenzen fr schulisches Lernen: das Beispiel

    des komplexen Problemlsens 48

    Richard Gllner, Wolfgang Wagner, Eckhard Klieme, Oliver Ldtke, Benjamin Nagengast, Ulrich Trautwein: Erfassung der Unterrichtsqualitt mithilfe von Schlerurteilen:

    Chancen, Grenzen und Forschungsperspektiven ......................................................................63

    Heike Theyen, Horst Schecker, Martin Dickmann, Bodo Eickhorst, Knut Neumann: Messung experimenteller Kompetenz in Large-Scale-Assessments (MEK-LSA) 83

    Ulrich Trautwein, Christiane Bertram, Bodo von Borries, Andreas Krber, Waltraud Schreiber, Stephan Schwan, Nicola Brauch, Matthias Hirsch, Kathrin Klausmeier, Christoph Khberger, Johannes Meyer-

    Hamme, Martin Merkt, Herbert Neureiter, Wolfgang Wagner, Monika Waldis, Michael Werner, Batrice Ziegler, Andreas Zuckowski: Entwicklung und Validierung eines historischen Kompetenztests

    zum Einsatz in Large-Scale-Assessments (HiTCH) 97

    Gabriel Nagy, Benjamin Nagengast, Andreas Frey, Michael Becker, Norman Rose: Itempositionseffekte in Large-Scale-Assessments.................................................................. 121

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    Ann-Katrin van den Ham, Timo Ehmke, Inga Hahn, Helene Wagner, Katrin Schps: Mathematische und naturwissenschaftliche Kompetenz in PISA, im

    IQB-Lndervergleich und in der National Educational Panel Study (NEPS)

    Vergleich der Rahmenkonzepte und der dimensionalen Struktur der Testinstrumente 140

    S. Franziska C. Wenzel, Lena Engelhardt, Katja Hartig, Kathrin Kuchta, Andreas Frey, Frank Goldhammer, Johannes Naumann, Holger Horz: Computergesttzte, adaptive und verhaltensnahe Erfassung informations- und kommunikationstechnologiebezogener Fertigkeiten (ICT-Skills) (CavE-ICT) 161

    Autorinnen und Autoren 181

    Impressum 183

  • 3

    Einleitung

    Bildungsvergleichsstudien bzw. Large-Scale-Assessments sind ein zentrales Element des Bildungsmonitorings. Sie leisten einen wichtigen Beitrag, um Ergebnisse von Bildungsprozessen zu verstehen. Darber hinaus wird durch die systematische wissenschaftliche Beobachtung zuverlssiges und differenziertes Wissen ber Strken und Schwchen des Bildungwesens in Deutschland bereitgestellt.

    Forschung zu Large-Scale-Assessments untersttzt ihre wissenschaftliche Weiterentwicklung und Aktualitt. Auch ist eine im internationalen Vergleich hervorragende Forschung notwendig, um lngerfristig Einfluss auf die internationalen LargeScale-Assessments nehmen zu knnen.

    Das Bundesministerium fr Bildung und Forschung hat daher auf der Basis einer Frderbekanntmachung aus dem Jahr 2011 zehn Projekte in diesem Bereich von 2012 bis 2015 gefrdert. Sie leisteten auf sehr unterschiedliche Weise wertvolle Beitrge fr die Weiterentwicklung von Large-Scale-Assessments. In den Projekten wurden methodische Anstze zur Erklrung von Kompetenzunterschieden geprft, Tests fr die Erfassung von Kompetenzen entwickelt, die bislang selten oder nicht getestet wurden, sowie die Forschung zur Vergleichbarkeit von Kompetenztests und deren Fairness und Validitt weiterentwickelt.

    In dem vorliegenden Band werden die Ergebnisse der Projekte vorgestellt. Er gibt somit einen guten berblick ber aktuelle Entwicklungen in diesem Forschungsfeld.

  • 4

    Heinz Reinders, Martin Fresow, Paulina Fresow

    Kompetenzunterschiede und Bildungsgangwechsel bei Schlern mit Migrationshintergrund Ergebnisse zur Vorhersage der Mathematikleistungen durch individuelle Voraussetzungen

    1 Einleitung

    Nach wie vor gilt in der ffentlichen Wahrnehmung die Zugehrigkeit zur Gruppe der Migrantinnen und Migranten als prinzipieller Nachteil fr die Teilhabe an gesellschaftlichen Ressourcen. Migrantinnen und Migranten weisen ein geringeres Bildungsniveau auf, erreichen geringere Bildungsabschlsse bzw. verlassen hufiger die Schule ohne Abschluss und sind hufiger von Arbeitslosigkeit oder prekrer Beschftigung bedroht.

    Tatschlich sprechen aktuelle Statistiken fr diese Wahrnehmung. Personen mit Migrationshintergrund haben seltener Hochschulabschlsse und hufiger keinen Schulabschluss als die Vergleichsgruppe ohne Migrationshintergrund (Bildungsbericht, 2014, 40 f.). Auch nehmen Kinder aus Migrantenfamilien seltener Angebote der vorschulischen Bildung und Betreuung wahr als ihr gleichaltriges Pendant (Bildungsbericht, 2014, 56).

    Diese Perspektive hat jedoch zwei Nachteile. Zum einen ist sie im Kern nicht zutreffend, und sie bietet zum anderen keine Ansatzpunkte fr pdagogische Interventionen. Sie ist nicht zutreffend, weil das Merkmal Migrationshintergrund lediglich eine Proxy-Variable fr komplexe Merkmalskombinationen darstellt. Soziokonomischer Status, Bildungsnhe der Familie, regionale Wohnsituation, Kompetenzzuschreibungen durch Lehrkrfte etc. sind nur einige der Variablen, die Unterschiede zwischen Personen deutlich besser erklren als das dichotome Merkmal Migrationshintergrund (zusf. Stanat & Edele, 2015). Eine theoretische Dekomposition und damit Klassifikation der differenzierenden Merkmale findet sich bereits im Modell von Watermann und Baumert (2006), und zahlreiche Befunde wurden seither berichtet, die eine globale Wirkung von individueller oder familialer Wanderungserfahrung stark in Zweifel ziehen.

    Die Perspektive bietet zweitens keine Ansatzpunkte fr pdagogische Interventionen, weil wie dargestellt nicht das Merkmal an sich, sondern allenfalls korrespondierende Korrelate Unterschiede zwischen den Gruppen erklren. Hinzu kommt, dass die beiden vermutlich strksten Begleiterscheinungen von Migration Bildungsferne der Eltern und soziokonomischer Status kaum systematisch vernderbar sind. Zwar wre es prinzipiell mglich und wird in Modellprojekten praktiziert, Migranteneltern in die Bildungsbiografie einzubinden, etwa durch Sprachkurse

  • 5 Kompetenzunterschiede und Bildungsgangwechsel

    an Schulen, Lernbegleiter in den Familien und dergleichen. Allerdings gestaltet sich die Offenheit von Schulen und Lehrkrften fr ein derartiges Mesosystem schwierig, was hufig in der geringen Bereitschaft von Lehrkrften begrndet ist, systematische Elternarbeit zu betreiben (Hillesheim, 2009). Wenngleich diese Kooperation zwischen Elternhaus und Schule unabdingbar ist, rcken gleichwohl strker Individualmerkmale von Schlerinnen und Schlern mit Migrationshintergrund in den Vordergrund. Diese weisen nicht nur eine ungleich grere Varianz als soziale Merkmale der Familie oder der Herkunftsgruppe auf. Sie bieten darber hinaus Ansatzpunkte fr die Frderung von Kindern und Jugendlichen, die sich auch im Bildungsalltag der Schule umsetzen lassen. Einfach formuliert: Schlerinnen und Schler sind den Tag ber in der Schule und sind daher gut erreichbar fr Lehrkrfte. Die Eltern, deren Bildungsabschluss und Geldbeutel sind es nicht.

    Es liee sich noch pointierter formulieren, dass fr die Erziehung und Bildung von Heranwachsenden seit der Subjektwende in der Pdagogik das einzelne Kind gilt mit seinen individuellen Bedrfnissen, Fhigkeiten und Fertigkeiten. Warum sollten dann nicht auch individuelle Merkmale von Migrantenkindern als Ansatzpunkt fr deren Erziehung und Bildung sowie Bildungschancen gelten knnen?

    Aus diesen beiden Grnden geringer prognostischer Wert von Migrationshintergrund als Prdiktor sowie pdagogische Orientierung an individuellen Voraussetzungen widmet sich das Projekt KuBiS Kompetenzunterschiede und Bildungsgangwechsel bei Schlern mit Migrationshintergrund der Frage, welchen Einfluss personale Merkmale von Schlerinnen und Schlern auf deren Bildungserfolg besitzen. Diese Frage wird allgemein fr Schlerinnen und Schler ausgiebig in der LehrLern-Forschung behandelt (Grsel & Gniewosz, 2015) und gewinnt auch innerhalb der Migrationsforschung bzw. der an Migration interessierten Bi