Fortschreibung eines nat. HPC-Konzeptes Die Rollen von PRACE, GCS und Gauß-Allianz
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Fortschreibung eines nat. HPC-Konzeptes Die Rollen von PRACE, GCS und Gauß-Allianz
Prof. Dr. Heinz-Gerd HegeringVorstandsvorsitzender Gauss Centre for Supercomputing e. V.
Vorstand Gauß-Allianz19. Mai 2011
Gliederung
• Einleitung• HPC-Situation in Deutschland: Rückblick• Gauss Centre for Supercomputing (GCS) e. V.• GCS und PRACE• Gauß-Allianz• Fortschreibung nationales HPC-Konzept
Bedeutung von High Performance Computing (HPC)
Modellierung und Simulation stellen Wettbewerbsfaktor dar• für die Weiterentwicklung der Wissenschaften• für die Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen
Simulationen ergänzen Theorie und Experiment in Wissenschaft und Technik• schneller• billiger• umweltschonend• manchmal der einzige Weg
Wissenschaftliches Rechnen und HPC müssen als zusätzliche Methodikdes Erkenntnisgewinns auf der Basis eines nationalen Versorgungskonzeptes gefördert werden (Sicherung des Standortvorteils)
Beispiel-Anwendungen
• Strömungsdynamik: Optimierung von Turbinen, Tragflächenoptimierung, Lärmreduktion, Klimatisierung in Zügen
• Fusionsforschung: Plasma in künftigen Fusionsreaktoren (ITER)• Astrophysik: Entstehung und Entwicklung von Sternen und Galaxien• Festkörperphysik: Supraleitung, Oberflächeneigenschaften• Geophysik: Erdbebenszenarien• Materialwissenschaften: Halbleiter• Chemie: Katalysatorreaktionen• Medizin und Medizintechnik: Blutströmungen, Aneurysmen, Klimatisierung in
Operationssälen• Biowissenschaften: Viruseigenschaften, Genom-Analyse• Klimatologie: Ozeanströmungen
Begriffe
• Wiss. Rechnen: Entwicklung und Einsatz von math. und statistischen Modellen und Verfahren unter Nutzung von Rechnern
• Hoch-/Höchstleistungsrechnen (HPC): falls für wiss. Rechnen Systeme niedriger Leistungsstufen (in Bezug auf Prozessor-architektur/-leistung, Prozessoranzahl, Speichergröße/Zugriffs-charakteristik) nicht ausreichen
• HPC Capacity Computing: Ziel ist Durchsatzmaximierung vieler Programmläufe mit jeweils beschränkten Ressourcenanforderungen
• HPC Capability Computing: Durchführung einzelner, sehr umfangreicher Simulationsprogramme mit Bedarf an sehr hoher Prozessorleistung, hoher Speicherbandbreite und sehr gutem Internnetz
WR-Aussagen zum HPC in Deutschland1995 Empfehlung zur Versorgung von W&F mit
Höchstleistungsrechenkapazität1999 Stellungnahme zur Einrichtung von Zentren für
Höchstleistungsrechnen2000 Empfehlung zur zukünftigen Nutzung von
HöchstleistungsrechnernAussagen: - Höchstleistungsrechenzentren an der Spitze der Versorgungspyramide
- Beschaffungsspirale- Schaffung eines
nationalen Koordinierungsausschusses ( 2001- 2007 tätig)
- Forderung nach HPC-Kompetenznetzwerken
- Forderung nach einschlägigen Studiengängen
- Absage an eine nachfrageorientierte Steuerung der HLR-Nutzung durch Gebühren
- Nutzungszugang aufgrund wissenschaftlicher Beurteilung
2004 Empfehlung zur Einrichtung europäischer Höchstleistungsrechner- Ziel: Konkurrenzsituation zu USA und Japan verbessern- Konzepte: Versorgungspyramide und Beschaffungsspirale übernehmen
HPC-Versorgungspyramide
ca. 10
ca. 100
3
Europäische Höchstleistungsrechenzentren (Tier0)
Nationale Höchstleistungsrechenzentren (Tier1)
Thematische HPC-Zentren,Zentren mit regionalen Auf-gaben (Tier2)
HPC-Server(Tier3)
GaussCentre for Supercomputing (GCS) e. V.(Garching, Stuttgart, Jülich)
Aachen, Berlin, DKRZ, Dresden, DWD, Karlsruhe, Hannover, MPG/RZG, udgl.
Hochschule/Institut
Auf dem Weg zu einem nationalen HPC-Konzept (1)Ab 2001 Nationaler Koordinierungsausschuss
August 2005 Studie: Petaflops-Computing mit Standort Deutschland im europäischen Forschungsraum
(Scientific Case im Auftrag des BMBF)
Mai 2006 Gemeinsame Arbeitsgruppe Bayern/Baden-Württemberg:„Konzept für Einrichtung und Betrieb eines Deutsch-Europäischen Zentrums für Höchstleistungsrechnen“
13. Juli 2006 Pressemitteilung BMBF zum geplanten Verbund der drei
Höchstleistungsrechenzentren
Juni/Sept. 2006 „Reuter-Kommission“: Studie „HPC in Deutschland – Argumente zur Gründung einer strategischen Allianz“
ab Juli 2006 Arbeiten zur Gründung des Gauss Centre for Supercomputing (s.u.)
Auf dem Weg zu einem nationalen HPC-Konzept (2)13.04.2007 Gründung des GCS e. V. mit Sitz in Berlin
16.04.2007 European MoU PRACE und FP7-Proposal
09.11.2007 der „NatKo“ des WR wird ausgesetzt 16.07.2008 MoU zur Gründung der Gauß-Allianz
16.09.2008 Verwaltungsabkommen zu GCS zwischen BMBF, BW, BY,NRW
Nov. 2008 Vorhabensantrag PetaGCS
03.12.2008 Vereinsgründung Gauß-Allianz e. V. mit Sitz Berlin
09.12.2008 Genehmigung Projekt PetaGCS
09.06.2010 Gründung PRACE AISBL
10.02.2011 GCS legt Entwurf zur Fortschreibung d. „Reuter-Papiers“ vor
15.02.2011 Anhörung des Wissenschaftsrates zur Situation des HPC in Deutschland und zur Wiederbelebung des „NatKo“
Ziele und Aufgaben des GCS
• Nachhaltige Versorgung der computergestützten Wissenschaften in Deutschland und Europa mit HPC-Rechenkapazität der obersten Leistungsklasse
• Förderung von Wissenschaft und Forschung durch Gewinnung von neuen technischen Erkenntnissen und Erfahrungen auf dem Gebiet des wissenschaftlichen Supercomputing, insbesondere durch Bündelung der Supercomputer-Ressourcen in den Bereichen Höchstleistungsrechnen und Capability Computing im nationalen, aber auch im europäischen Rahmen.
• Koordination der drei nationalen HPC-Zentren. Dies betrifft die Interoperabilität zwischen den Zentren, die Evaluierung und bedarfsgerechte Abstimmung von Rechnerarchitekturen und deren Beschaffungen. Es bedeutet auch die Festlegung einer gemeinsamen Nutzungs- und Zugangspolitik.
• Engste Kooperation mit der Gauß-Allianz, die die regionale und themenbezogene HPC-Versorgungsebene in Deutschland umfasst.
Gauß-Zentrum für Supercomputing - Ziele - o Ziele nach „außen“
• Stärkung der nationalen Handlungsfähigkeit• Europäische Führerschaft• Höchstleistungsrechnen als Schlüsseltechnologie auf höchstem Niveau
für Wissenschaft und Wirtschaft zugänglich machen• Vorsprung von USA und Japan ausgleichen• Führende Beteiligung an PRACE
o Ziele nach „innen“ Erarbeitung eines Betriebs- und Organisationsmodells für GCS
• Vorbereitung eines gemeinsamen Finanzierungsmodells Bund/Länder
• Abstimmung im Kontext PRACE• Koordinierte Beschaffungsplanung• Koordinierung der Infrastrukturen• Koordinierung von Nutzungszugang und Nutzersupport• Koordinierung von Entwicklungsaktivitäten
Aktives Mitwirken bei der Gründung einer deutschen HPC-Allianz
Struktur der Förderung
BMBF
BY
NRW
BW
Verwaltungsvereinbarung
Projektsteuerungskreis
50% Fehlbedarfs-finanzierung
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HLRS
JSC
LRZ
GCS
Kooperationsvertragder Forschungspartner
Projektphasen
PetaGCS (Phase 1)
PetaGCS (Phase 2)
GCS (Phase 3)
2008 2014 2016 2018ff
Aufbau der Organisation • Einrichtung Geschäftsstelle• Beschaffung von
Höchstleistungsrechnern• Einrichtung von
Arbeitsgruppen• Implementierung von
Prozessen
Ausbau der Infrastruktur und Services • Aufstockung der Systeme• Beschaffungszyklus (jedes
Jahr ein neues Höchstleistungssystem)
Nachhaltiger Betrieb und Finanzierung
Entwicklunsgziele: Service Orientierung , Exascale Capability
GCS-Systeme (für Tier0/1)
o @ Jülich: „JUGENE“
• IBM Blue Gene / P auf Basis IBM Power PC 450, 294912 Cores in 72 Racks
• Erstes 1 Petaflop-System in Europa, Installation Juli 2009, 1. Lieferstufe
• Bisher 5 GCS-Calls
o @ Garching: „SuperMUC“
• System von IBM auf Basis Intel-Prozessoren. Ca. 150.000 Cores, IB-FDR, 3 Petaflops, < 4 MW, PUE < 1,1
• Integrationssystem Q3/2011, Gesamtsystem bis 01/2012#
o @ Stuttgart: „HERMIT“
• System von Cray auf Basis AMD-Prozessoren und Akzeleratoren
• 1. Stufe Q3/2011, 2. Stufe ab Q2/2013 (4 Petaflops)
GCS und PRACE (1)
o PRACE: Partnership for Advanced Computing in Europe
Ziel: Aufbau eines europäischen HPC-Ökosystems
Auslöser: FP7-Call (2007), Projekt Proposal 17.04.2007
PRACE Consortium: 15 Länder, Principal Partners D, F, GB, E, NL
Deutschland vertreten durch GCS
GCS ist Principal Partner und Projektkoordinator (Jülich)
o Preparatory Phase ab 01.01.2008 – 2010 (20 Mio. Euro)
Untersuchungen von organisatorischen, rechtlichen und technischen Alternativen und Voraussetzungen zur Schaffung und zum Betrieb einer europäischen HPC-Infrastruktur
GCS und PRACE (2)
o Aufgaben der Preparatory Phase (01/2008-06/2010)
• Untersuchung von Rechtsformen und Satzungen sowie von Governance-Strukturen für EU-Ebene
• Untersuchung zu Finanzierungs- und Betriebsmodellen
• Sammlung von Anwendungsanforderungen, Portierung und Skalierung ausgewählter Applikationen
• Entwicklung eines Peer-Review-Prozesses
• Untersuchung von Architekturen und Herstellern von Petaflop/s-Systemen. Sichtung geeigneter Prototypen und Herstellerkooperationen
GCS und PRACE (3)
o PRACE First Implementation Project (07/2010 – 06/2012)
• Weiterführung und Umsetzungsplanung der Preparatory Phase
• Vorbereitung der Gründung einer PRACE Legal Entity (Satzung, Ortswahl, etc.)
o Gründung PRACE AISBL in Brüssel am 9.6.2010
• 20 Gründungsmitglieder, davon als Hosting Partner D, E, F, I
• Organe sind Council, Director / BoD
• Unterstützend: Scientific Steering Committee, Access Committee
• Hosting Partners „zahlen“ Cycles im Wert von 100 Mio. € / 5 Jahre
Offen: Contributors´und Users´agreements
o Vorbereitung PRACE Second Implementation Project (ab 2012)
• Weiterführung Untersuchungen Finanzierungs- und Betriebsmodelle
• Einbindung Tier1-Systeme
• Integration DEISA, Industrie-Kooperationen (STRATOS)
Gauß-Allianz (1)
o Mit GCS sind Tier 0/1 abgedeckt, aber nicht Tier 2/3
o Tier2 umfasst regional bedeutende und thematisch gewidmete Systeme. Ein Großteil wird über GG 91 b PSL finanziert
Ein koordinierter Zusammenschluss solcher Zentren fehlte.
o Es geht auch nicht nur um HPC-Systeminfrastrukturen, sondern auch um
• HPC-Forschung
• Nutzerunterstützung
• Erschließung neuer Anwendergruppen
• Ausbildungsaspekte
• Berücksichtigung der gesamten Versorgungspyramide
Gauß-Allianz
Gauß-Allianz (2)
o MoU zur Gründung der Gauß-Allianz, unterzeichnet von 12 Institutionen am 18.06.2008 bei ISC in Dresden
o Gründung der Gauß-Allianz e. V. am 03.12.2008 mit Sitz Berlin
• Ordentliche Mitglieder: GCS, RWTH Aachen, TU Darmstadt, TU Dresden, ZIB Berlin, RRZN Hannover, KIT Karlsruhe, RZG Garching, DWD, DKRZ
• Assoziierte Mitglieder: DFN, RRZE Erlangen, Uni Frankfurt, DESY, Heinz-Nixdorf-Institut Paderborn
o Mitwirkung an den BMBF-Calls „HPC-Software für skalierbare Parallelrechner“ 2007/2010
o Gauß-Allianz nimmt im Rahmen EGI Aufgaben der NGI-DE wahr
Fortschreibung HPC-Konzept (1)
o Ausgangspunkt
• „Reuter-Papier“ stammt von 2006
• Seitdem viel verändert: GA, GCS, PRACE, Calls, DGI, EGI, Ende HBFG, NatKo ausgesetzt
o GCS aufgefordert, Gedanken zu einer HPC-Fortschreibung zu machen
• GCS legt Papier dem Projektsteuerkreis PetaGCS vor (10.02.2011)
• Papier wurde verteilt an WR, DFG, Gauß-Allianz, Länderreferenten
• WR-Anhörung am 15.02.2011
o Zur Zeit Diskussionen zum Papier und weiteren Vorgehen
Fortschreibung HPC-Konzept (2)
o Titel: High Performance Computing in Deutschland – Gedanken zur Fortschreibung eines nationalen HPC-Konzeptes
o Gliederung
1. Einordnung des Papiers
2. Stand des nationalen und europäischen Versorgungskonzeptes (Pyramide, GCS, GA, PRACE und Zugang)
3. HPC-Entwicklungen und Herausforderungen der Zukunft (Anwendungssicht, Systemsicht, Datensicht)
4. HPC-Forschung und Kompetenznetzwerke
5. Ausbildung
6. Industrie und Höchstleistungsrechnen
7. Beschaffung, Finanzierung
8. Handlungsempfehlungen
Fortschreibung HPC-Konzept (3) Handlungsempfehlungen
o HPC-Versorgungskonzept längs einer Leistungspyramide
• HPC-Pyramide ist sachgerecht und hat sich bewährt
• Jederzeit in D mindestens ein Spitzensystem. Mitarbeit bei Exascale angeraten
• Notwendigkeit einer funktionierenden Ebene 1 mit Architekturvielfalt
• Notwendigkeit einer flächendeckenden Tier2-Versorgung
• HPC wird vielfältiger:
Computational Steering,
Real-Time Computing,
Data-Intensive Computing
Fortschreibung HPC-Konzept (4) Handlungsempfehlungen
o HPC-Forschung und Ausbildung
• Stärkung der HPC-Methodenwissenschaften
• Stärkung der Tools für HPC-SW-Entwicklung und den HPC-Betrieb
• Anpassung von HPC-Applikationen an neue Architekturen inkl. Skalierung
• Fortsetzung der BMBF-HPC-SW-Calls
• Förderung von HPC-Kompetenzzentren und Simulation-Labs
• Stärkung der HPC-relevanten Ausbildungsangebote
• Verstärkte Kooperationen mit der Industrie
Fortschreibung HPC-Konzept (5) Handlungsempfehlungen
o Organisation und Gremien
• Koordination von Tier0/1 durch GCS hat sich bewährt
• Verstärkte Koordination in Tier2 unter starker Beteiligung der GA erforderlich
• Engere Zusammenarbeit GA und GCS ist angeraten, insbesondere bei Anwenderunterstützung, Lösungsentwicklung, Ausbildung, Öffentlichkeitsarbeit, Beratung
• Organisationsform von GA und GCS angemessen. GA wird ein „Nutzer-Beirat“ empfohlen
Fortschreibung HPC-Konzept (6) Handlungsempfehlungen
o Finanzierungsbedarf
• Zu Ebene 0/1: bisheriges Fördervolumen sollte nachhaltig abgesichert werden
• Zu Ebene 2: Mittel bisher zu knapp, sollten keine Bauten i.e.S. enthalten
• Zur HPC-Forschung: ca. 20 Mio. jährlich
• Länder werden ermutigt, Mittel für Simulation-Labs und Kompetenzzentren bzw. –netzwerke bereitzustellen
Fazit
o Die WR-Empfehlungen von 2004, die BMBF-Initiativen und das Reuter-Papier haben in den letzten Jahren viel bewegt
o Die HPC-Situation in D ist verbessert worden, aber die anderen Länder schlafen nicht
o Die Nachhaltigkeit der Maßnahmen der letzten Jahre ist nicht gesichert
o Deutschland muss in Europa an der Spitze bleiben. HPC bleibt ein wichtiger Wettbewerbsfaktor