FOYER Mai / Juni 2016

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MAINFRANKEN THEATER WÜRZBURG | Mai/Juni 2016 Musiktheater-Uraufführung am 7. Mai DER STEPPENWOLF von Viktor Åslund nach Hermann Hesse WAS KOMMT NACH DER ANGST? TERRORKIND KLINGENDE WETTERVORHERSAGEN 6. KAMMERKONZERT NEUINSZENIERUNG EINES EVERGREENS ROMEO UND JULIA LÄCHELN EINER SOMMERNACHT OPER AM KLAVIER IV Probenfoto Der Steppenwolf mit Kirsten Renee Marsh und Bryan Boyce

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MAINFRANKEN THE ATER WÜRZBURG | Mai/Juni 2016

Musiktheater-Uraufführung am 7. Mai

DER STEPPENWOLFvon Viktor Åslund nach Hermann Hesse

WAS KOMMT N ACH DER A NGST?

TERRORKINDK LINGENDE W ET T ERVOR HER SAGEN

6. K AMMERKONZER T

NEUINS ZENIERUNG EINE S EV ERGR EENS

ROMEO UND JULIA

L ÄCHELN EINER S OMMER N ACHT

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Liebe Theaterfreunde,

im Mai laden wir Sie herzlich ein, gemeinsam mit uns neue Werke der Theater- und Musikliteratur zu entdecken. Die Uraufführung der Musiktheaterproduktion Der Steppenwolf am 7. Mai in Würz-burg bietet dazu eine ganz besondere Gelegenheit (S. 2).

Hermann Hesses gleichnamiger Roman gilt bis heute als Kultbuch und wurde in Millionen Exempla-ren in fast allen Ländern der Welt veröffentlicht. Viele Menschen begleitet die Geschichte von Hesses Alter Ego Harry Haller und dessen personifizierter triebhafter Steppenwolfnatur durch das Leben, sie ist Schullektüre und dient nicht selten auch als Inspiration bei der Sinnsuche und Selbstfindung.

Den Stoff hat Viktor Åslund für die Würzburger Bühne vertont. Der Komponist verspricht „pral-les Musiktheater“, in dem er Elemente aus Klassik, Jazz und Musical verarbeitet hat. Neben dem Gesangsensemble und Musicalgästen kommt auch die Ballettcompagnie in der Produktion zum Einsatz. Der Name Anna Vita steht dabei nicht allein für die Choreografie, sondern insbesondere auch für die Regiearbeit, die die bildhafte Sprache Hermann Hesses und das Libretto von Rainer Lewandowski in bewegte und bewegende Szenen umzusetzen sucht. Die 1920er Jahre, geprägt von kulturellen und gesellschaftlichen Umbrüchen, bilden den Rahmen für Bühnengeschehen und -ästhe-tik.

Uraufgeführt wird im Mai auch das Stück Terrorkind, für das Autor Karsten Laske mit dem Leon-hard-Frank-Preis 2015 ausgezeichnet wurde (S. 3). Ein Klassiker des Repertoires erwartet Sie mit Shakespeares Tragödie Romeo und Julia, die am 28. Mai im Großen Haus Premiere feiert (S. 3). Und mit der Italienischen Nacht im Mai und dem Kaisersaalkonzert Anfang Juni stehen zwei besondere Höhepunkte des Konzertkalenders bevor (S. 4).

Wir freuen uns auf Ihren Besuch im Mainfranken Theater. Und mit unserer Zeitung FOYER kom-men wir am 11. Juni wieder zu Ihnen, dann zum letzten Mal in dieser Spielzeit.

Ihr Ihre

Dirk Terwey Anna VitaKaufmännischer Geschäftsführer Balletdirektorin

Editorial Förderverein spendet Konzertflügel

Instrument wurde im April feierlich übergebens | V Britta Grigull

Mit großzügiger Unterstützung seines Theater- und Orchesterfördervereins hat das Mainfranken Theater einen Konzertflügel zum dauerhaften Verbleib erhal-ten. Die Übergabe fand jetzt im Rahmen einer großen Mitgliederversammlung des Fördervereins statt. Der Verbandsvorsitzende Bruno Forster übergab einen symbolischen Schlüssel für den Flügel an General-musikdirektor Enrico Calesso und Dirk Terwey, den Kaufmännischen Geschäftsführer des Mainfranken Theaters.

Bruno Forster unterstrich in seiner Rede, dass es dem Verein ein Anliegen sei, mit dieser Anschaffung die künstlerische Arbeit des Theaters nachhaltig zu fördern. Dirk Terwey zeigte sich erfreut über die Zuwendung:

Dirk Terwey, Bruno Forster, Enrico Calesso und Prof. Dr. Ulrich Konrad (v.l.n.r.)

„Ohne die Spende des Fördervereins hätten wir die-sen Flügel für das Musiktheater und für Konzerte im Foyer nicht anschaffen können.“ Enrico Calesso ließ es sich nicht nehmen, sich selbst an das Instrument zu setzen, um sich mit einem musikalischen Beitrag bei den Vereinsmitgliedern für ihre Unterstützung zu bedanken. Gemeinsam mit Silke Evers und Barbara Schöller präsentierte er „Nein, das ist wirklich doch zu keck“ aus der aktuellen Produktion Die lustigen Weiber von Windsor.

Apropos: Die nächsten Vorstellungen dieser turbul-enten, heiteren und anarchischen Oper, die noch bis Juli 2016 im Großen Haus zu erleben ist, finden am 15.05., 18.05. und 29.05. statt.

Musik und Dichtung sind ohne Zweifel Schwesterkünste, denn ohne Text gäbe es keinen Gesang. Im klassischen Bereich sind namentlich die Verbindungen zwischen Kunstlied und Poesie sowie zwischen Oper und Drama besonders eng: Wer erfreut sich etwa nicht immer wie-der aufs Neue an Robert Schumanns Vertonungen von Gedichten Joseph von Eichendorffs, wenn hier die Musik den hochromantischen Versen des Dich-ters noch intensivere Tiefendimensionen verleiht? Wer wird nicht mitgerissen, wenn durch die Vertonung eines an sich schon dramatischen Schauspiels die Emotionen durch den Gesang noch höher kochen als in der lite-rarischen Vorlage?

Problematischer hingegen ist das Verhältnis von Musik und Roman. Das hängt durchaus damit zusammen, dass sich Letzterer vor allem durch seine Länge auszeichnet. Diese gibt dem Autor die Möglichkeit, eine Fülle von Episoden, Personen, Handlungsebenen und -orten oder Zeitschichten in seinem Werk zu entfalten. Bei einer Oper jedoch gibt es im Hinblick auf ihre zeitliche Ausdehnung gewisse Grenzen. So soll-te sie eine Dauer von vier oder auch fünf Stunden nicht überschreiten, denn die Stimmen der Sängerinnen und Sänger sind ebenso nur bedingt belastbar wie die Sitzmuskulatur des Publikums. Der Faktor Zeit spielt in die-sem Kontext jedoch noch auf einer ganz anderen Ebene eine Rolle. Der Librettist benötigt nämlich eben Selbige in hohem Maße, wenn er einen Roman von meh-reren hundert Seiten Umfang auf die übliche Dauer einer

Die Kunst des WeglassensRomane auf der Opernbühne: Der Steppenwolf wird am 7. Mai uraufgeführt

s Christoph Blitt | X Uli Spitznagel

Info

Titel Der SteppenwolfKomponist: Viktor Åslund | Librettist: Rainer LewandowskiVorlage: Hermann Hesses gleichnamiger Roman (1927)Inhalt: Angetrieben von seinem Schatten oder Alter Ego Steppenwolf überwindet der Autor und Schöngeist Harry Haller seine selbst gewählte Isolation und stürzt sich in einen Rausch aus Vergnügen, Drogen, Erotik, Fantasie und Musik.Uraufführung: 7. Mai 2016, 19.30 Uhr, Großes HausTeam: Sebastian Beckedorf, Anna Vita, Verena Hemmerlein, Christoph Blitt | Weitere Termine bis Juli 2016

Oper „eindamp-fen“ soll. Hier gilt es genau zu überlegen,

wie man die literarische Vor-lage möglichst adäquat für die

Musiktheaterbühne adaptieren kann, ohne dass weder das Beson-

dere des Buches noch die speziellen Erfordernisse des Mediums Oper allzu sehr leiden. Exakt die hierfür

benötigte Muße hatten Komponisten und Textdichter aber oftmals gar nicht. Denn vor allem im Italien des 19. Jahrhunderts umfasste die Zeitspanne von der Erteilung des Auftrages für ein neu zu komponierendes Werk bis zum avisierten Premierentermin nur wenige Wochen. Diese konnte man nicht mit den eben skizzierten lan-gen konzeptionellen Überlegungen „verplempern“. Dementsprechend ist davon auszugehen, dass bei den italienischen Opern, die tatsächlich auf einen Roman zurückgehen, bereits eine Adaptierung für die Schau-spielbühne existierte. Diese ließ sich relativ problemlos zu einem Libretto weiterverarbeiten. Man denke etwa nur an Giuseppe Verdis La traviata. Direkte Vorlage war hier eben nicht Alexandre Dumas‘ berühmter Roman Die Kameliendame, sondern das vom Autor selbst später verfasste Drama. Auch das Textbuch zu Verdis Nabucco wurde nicht nach den entsprechenden Episoden aus dem Alten Testament verfasst, sondern berief sich auf ein Ballettlibretto, dessen Autoren sich schon die Mühe gemacht hatten, den biblischen Text in bühnenwirksamen Situationen aufgehen zu lassen.

Natürlich aber gibt es sehr wohl Opern, die direkt auf Romanen fußen. Hier nahmen sich aber eben die Libret-tisten und Komponisten die Zeit, die einem Giuseppe

Verdi gar nicht zur Verfügung stand. Man denke etwa an Richard Wagners Musikdramen Lohengrin, Tristan und Isolde, Der Ring des Nibelungen oder Parsifal, die allesamt auf mittelalterlichen Epen fußen. Dabei beweist gerade der Ring, dessen 16 Stunden Spieldauer vom Komponis-ten auf vier Abende verteilt wurde, einmal mehr, dass es kein leichtes Unterfangen ist, einen Roman oder ein Epos in eine Oper zu verwandeln. Andere Komponisten, denen dieses Unterfangen glückte, sind beispielsweise Peter Tschaikowski mit Eugen Onegin nach Alexander Puschkin oder Karl Amadeus Hartmann mit seinem Simplicius Simplicissimus auf der Grundlage von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausens Barockroman. Diese Beispiele zeigen, dass es also durchaus möglich ist, Roman und Oper miteinander zu verbinden. Gleich-wohl warten gar literarische Schöpfungen wie Thomas Manns Doktor Faust, James Joyces Ulysses oder Marcel Prousts Auf der Suche nach der verlorenen Zeit immer noch auf Vertonungen, die der jeweiligen literarischen Vorlage gerecht werden. Eine Lücke auf diesem Felde schließt nun endlich das Mainfranken Theater, wenn es am 7. Mai Rainer Lewandowskis Libretto nach Hermann Hesses Kultbuch Der Steppenwolf in einer Vertonung von Viktor Åslund zur Uraufführung bringt.

Die Produktion Der Steppenwolf steht unter der Schirmherrschaft des Goethe- Instituts Schweden

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Die Welt ist grenzenloser, schneller und gefährlicher geworden. Fast wöchentlich erreichen uns Schreckensmeldungen aus aller Welt. Vor allem schockieren Nachrichten von Anschlägen, Amokläufen und Kriegen. Ange-sichts der vielen politischen, sozialen und religiösen Konflikte stimmen die Aussichten auf eine friedlichere Zukunft nicht gerade optimistisch. Deshalb stellt sich die Frage, welche Auswirkungen diese düstere Progno-se auf uns hat. Ist eine Haltung jenseits von Resignation oder Fatalismus möglich, wenn es um die weltpolitische Lage geht?

Die Ausschreibung für den Leonhard-Frank-Preis 2015 nahm in diesem Kontext das aktuelle Spielzeitmotto „ANGSTfrei“ vorweg und forderte Autoren auf, zu diesem Thema Bühnentexte zu entwickeln. Aus circa 60 Einsendungen wurden drei Finalstücke ausgewählt, die in der Langen Nacht der Modernen Dramatik im letzten Juni gegeneinander antraten. Der Preis wurde schließlich Karsten Laske für sein Stück Terrorkind zuge-

Info

Titel TerrorkindAutor Karsten Laske | Team Tim Stefaniak, Anika Wieners, Veronica Silva-Klug, Jens Mahlstedt, Roland Marzinowski Mit Claudia Kraus, Christina Theresa MotschUraufführung 25. Mai 2016 | 20.00 Uhr | KammerspieleWeitere Termine bis Juli 2016Mehr Infos „Der rote Faden ist mir wichtig“ – Interview mit Regisseur Tim Stefaniak in unserem Blog unter:theaterwuerzburg.de/blog/2016/04/13/terrorkind

Was kommt nach der Angst?Das Gewinnerstück des Leonhard-Frank-Preises 2015 wird in den Kammerspielen uraufgeführt

s Roland Marzinowski | X Uli Spitznagel

sprochen. Die Jury lobte vor allem die eigentümliche Sogwirkung einer Bedrohung, die der Text ausübe. Thema des Stückes ist eine zufällige Gewalterfahrung und deren unheilvolles Weiterwirken im Leben einer Betroffenen.

Im Zentrum steht eine alleinerziehende Mutter. Jeden Tag geht sie ihrer Arbeit als OP-Schwester nach, nachdem sie ihren Sohn in den Kindergar-ten gebracht hat. Doch eines Morgens kommt es anders: Ihr Kind erweist sich an diesem Tag als besonders störrisch und torpediert die gut einge-spielte Routine. Als sie völlig verspätet zur Arbeit kommt, wird sie nach Hause geschickt. In der Straßenbahn sitzend, wird sie Zeugin eines an einer Schule stattfindenden Amoklaufs. Kurz bevor der Täter von der Poli-zei niedergestreckt wird, hat sie einen intensiven Blickkontakt mit ihm. Dieses erschütternde Erlebnis treibt die ohnehin überfordert wirkende junge Frau in diffuse Angstszenarien. Die Schwierigkeiten, die sie mit der Erziehung ihres Sohnes hat, verstärken ihre unsichere Gefühlslage. Ihr Sohn erscheint ihr mehr und mehr als ein fremdes bedrohliches Wesen. In immer neuen Bildern malt sie sich aus, welchen Weg er als Gewalttäter nehmen könnte. Unentrinnbar fühlt sie sich einer Gewaltspirale ausge-setzt.

Karsten Laske beschreibt in seinem Stück, wie das Leben einer Person auseinanderbricht, indem sie sich in einem Labyrinth der Angst verliert. Überforderung, Schuldgefühle, aber auch Isolation bilden dafür den Nähr-boden. Eine Mutter muss erleben, wie Misstrauen und Angst sich in die Beziehung zu ihrem Kind einschleichen. Im Wechsel zwischen Wahn und Wirklichkeit kommen alle familiären Bindungen abhanden.

Vor genau vierhundert Jahren, am 25. April 1616, wird im englischen Stratford-upon-Avon einer der bedeutends-ten Männer der Weltliteratur zu Grabe getragen. Als „gentle-man“ hat er Anrecht auf einen Ehrenplatz im Chorraum der Holy Trinity Church. Auf seinem Gedenkstein ste-hen – vermutlich von ihm selbst verfasst – folgende Zeilen: „Good frend for Jesus sake forbeare, / to digg the dust encloased heare: / Blest be ye man yt spares thes stones / and curst be he yt moves my bones.“ Dass er all jenen Verfluchung androht, die versuchen könnten, sein Grab zu öffnen, soll ihm, dem umtriebigen Dichter und tatkräftigen Geschäftsmann, bis in alle Ewigkeit die letzte Ruhe sichern. Schließlich hat er in seinen 52 Lebensjahren erreicht, wofür ande-re mindestens zwei Leben bräuchten: Er hat als Schauspieler die Bühnen erobert, mit 38 Dramen, zwei epischen Versdichtungen und 154 Sonetten Litera-turgeschichte geschrieben und als Teilhaber des Londoner Globe Theatre nebenbei noch ein kleines Vermögen verdient.

Der Mensch William Shakespeare ist tot – es lebe der Mythos William Shakespeare. Seine sprachliche Virtuosität, mit der er in wenigen Versen die Welt umreißt, sein untrügliches Gespür für Witz und Tragik menschlicher Konflikte, seine Figurenentwürfe, die immer wieder für neue Lesarten offenstehen, begründen seinen Ruf als Dra-matiker von Weltrang. Bei ihm geht es um die großen menschlichen Themen: Liebe und Hass, Rache und Treue, Tod und Unsterblichkeit, Macht und Ohnmacht. Wohl kaum ein anderer Dichter steht häufiger

auf den Spielplänen der Theater welt-weit. Wie vielen Erdrosselungen

fiel Desdemona seit Othellos erstem Mord aus Eifersucht

wohl schon zum Opfer? Wie oft musste sich der Jude Shylock bereits seit der Uraufführung von Der Kaufmann von Venedig gegen seine feindlich ge- sinnte Umwelt zur Wehr setzen? Kann Hamlet seine Fra-ge nach „Sein oder

Nichtsein“ womöglich selbst schon nicht mehr

hören? Ungezählt sind

auch die Tode von Romeo und Julia, die die beiden jun-

gen Liebenden seit der Erstauf-führung des gleichnamigen Stücks

um 1595/96 starben. Selbst jene, die die Tragödie um die Sprösslinge zweier verfeindeter Familien noch nicht selbst

auf der Bühne gesehen haben, dürf-ten Verse wie „Es war die Nachtigall und nicht

die Lerche“ oder „Was Liebe kann, wird Liebe immer wagen“ problemlos zuordnen können. Die berühmteste Lie-

besgeschichte der Welt ist längst zu einem Fundus aus Zitaten und Zuschreibungen geworden. Und so spannt sich mit ihr zugleich

der weite Bogen aus Inszenierungen der vergangenen Jahrhunderte auf: beginnend bei prunkvollen Kostümen wie zu Zeiten von Barock und Klassik bis hin zu trashigen Bühnenbildern der Gegenwart. Und inmitten dieses Bilderbogens der Theatergeschichte irren die Amme, Pater Loren-zo, Mercutio, Tybalt und viele andere als Untote umher. Ihnen ist – im

Geisterstunde – kein Frieden, keine letzte RuheAm 28. Mai findet mit William Shakespeares Romeo und Julia die letzte Schauspielpremiere im Großen Haus statt

s Wiebke Melle | X Uli Spitznagel

Info

Schamlosigkeit zahlt sich aus

Die Höhepunkte der SEX-Reihe an einem Abend

Die Reihe Freitag Nacht hatte in dieser Spielzeit Sex zum Thema. Tim Stefaniak, Regieassistent der Schauspielsparte, übernahm die künstle-rische Leitung und landete einen Riesenerfolg. Wen sollte es wundern, denn: „Sex sells!“

Zum Abschluss der SEX-Themenreihe gibt es ein Wiedersehen mit den besten Texten, den besten Songs und den besten Sketchen aus allen vier Abenden. Ohne Scheu, Scham und Tabus wurde in den ausverkauften Kammerspielen präsentiert, was für Männer und Frauen wirklich von Interesse ist: Es ging um Anfänger und Fortgeschrittene, um Treue und Untreue, um bezahlbare und kostenlose Liebe und um Lust und Schmerz. Trashig und kreativ, satirisch und rotzig, lässig und streitbar: Best of SEX verspricht mit den Glanznummern aus vier Vorstellungen profunde Information und beste Unterhaltung!

 Termin: Freitag Nacht | Best of SEX | Fr.,10. Juni 2016 | 20.00 Uhr Kammerspiele

Gegensatz zu ihrem Schöpfer – die letzte Ruhe nicht vergönnt. Wieder und wieder werden sie zum Leben erweckt, wieder und wieder sind sie dem Tode geweiht. Vielleicht sind die berühmten Sätze deswegen schon so oft gefallen, dass auch die unwichtigste Nebenfigur sie noch aus dem Effeff beherrscht? Vielleicht schwingt sich nun gar die ein oder andere Randpersonalie dazu auf, die Tragödie endlich noch einmal selbst zu erzählen? Und vielleicht bekommen Sätze, die über Jahrhunderte fie-len, damit auch eine völlig neue Bedeutung? Dann tröstet nicht mehr Romeo seine Julia damit, dass „all dies Leid eines Tags beliebter Stoff zur Unterhaltung sein“ werde. Womöglich spricht sie nun jemand anderes, der seit einer Ewigkeit den immergleichen Fortgang dieser Geschichte ertragen muss.

Wer bei der Würzburger Neuauflage dieses Evergreens der Welt-dramatik zu den eigentlichen Strippenziehern auf der Bühne wird, sei hier noch nicht verraten. Nur so viel lässt sich bereits sagen: Mit der Premiere am 28. Mai 2016 wird am Mainfranken Theater erstmalig eine Inszenierung der Regisseurin Antje Thoms zu sehen sein. Gemeinsam mit dem Bühnenbildner Florian Barth, der Kostümbildnerin Katharina Meintke und dem Musiker Fred Kerkmann wird sie den Liebesklassiker vom Staub der Geschichte befreien. Und das alles, ohne dass sich der Meister im Grabe wird umdrehen müssen. Shakespeare ist tot – es lebe Shakespeare!

Titel Romeo und Julia | Autor William ShakespeareÜbersetzung Rainer IwersenTeam Antje Thoms, Florian Barth, Katharina Meintke, Fred Kerkmann, Wiebke MelleMit Maria Brendel, Alexander Hetterle, Sven Mattke, Michael Meichßner, Corinna Mühle, Theresa Palfi, Daniel Ratthei, Maik Rogge, Timo Ben Schöfer, Georg Zeies sowie Statisten des BürgerchorsMatinee Sonntag, 22. Mai 2016 | 11.00 Uhr | Foyer-Café Eintritt freiPremiere Samstag, 28. Mai 2016 | 19.30 Uhr | Großes HausWeitere Termine bis Juli 2016

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Italienurlaub in WürzburgOperngenuss in der Residenzs Beate Kröhnert | V Thinkstock

Inmitten des Wonnemonats Mai wird sich die Würzburger Residenz einmal mehr in eine italienische Hochburg verwandeln. Nunmehr zur Tradition geworden, veranstaltet das Mainfranken Theater an zwei Tagen in der Saison ein Galakonzert im Zeichen Italiens. Neben der Musikauswahl, die in der Welt der italienischen Oper verwurzelt ist, darf man sich auf kulinarische Köstlichkeiten von „Rebstock liefert Gastlichkeit“ freuen.

Als Solist an diesem Abend begrüßen Enrico Calesso und das Philharmo-nische Orchester Würzburg den Tenor Clay Hilley. Bereits bei der letztjähri-gen Sparda Bank Classic Night, dem Eröffnungskonzert des Hafensommers 2015, musizierten der amerikanische Sänger und das Orchester zusammen. Nun kehrt der Mann mit der großen lyrischen Stimme mit einer Auswahl an Arien des italienischen Fachs nach Würzburg zurück. Im Gepäck hat Clay Hilley unter anderem Ruggero Leoncavallos „Vesti la giubba“ aus I Pagliacci, Giuseppe Verdis „Di quella pira“ aus Il trovatore, Umberto Giordanos „Un dì all‘azzurro spazio“ aus Andrea Chénier, „Meco all’ altar di Venere“ aus Vincenzo Bellinis Norma sowie „Nessun dorma“ aus Giacomo Puccinis Turandot.

Italienische Nacht Fr., 13. und Sa., 14. Mai 2016 | Einlass und Sekt- empfang ab 19.30 Uhr | Konzertbeginn 20.30 Uhr | Kaisersaal der Resi-denz Würzburg

Das Mainfranken Theater beim Mozartfest

s Beate Kröhnert | X Mozartfest Würzburg

Eine musikalische Hauptstadt in Mozarts Europa? Eindeutig: Mannheim! Ihr wichtigster Einwohner aus Mozarts Sicht? Vielleicht der Kapellmeister Christian Cannabich, der Mozart 1777/78 auf seiner ersten großen Reise ohne den Vater begleitete, ihn die „Mannheimer Schule“ schätzen und die deutsche Oper lieben lehrte. Als tönende Erinnerung an ein ungemein bereicherndes kurpfälzisches Jahr schrieb Mozart nicht zuletzt seine Sin-fonia concertante KV 364. Mit der Concertante kehrt der Artiste étoile 2015, Renaud Capuçon, gemeinsam mit seinem Kammermusikpartner Gérard Caussé beim Kaisersaalkonzert des Philharmonischen Orchesters zum Mozartfest zurück. Mit Cannabichs Sinfonie Nr. 57 Es-Dur wird der Abend unter der musikalischen Leitung von Generalmusikdirektor Enrico Calesso zuvor eröffnet. Der Abschluss bietet mit einem der bedeutendsten Mozart-Interpreten des 20. Jahrhunderts einen Blick aus der Moderne in die Vergangenheit: Richard Strauss’ Schauspielmusik Der Bürger als Edelmann ist humorvolle Auseinandersetzung mit dem Glanz vergangener Zeiten und gutmütiger Spott über Zeitgeist und Zeitgenossen zugleich.

 Kaisersaalkonzert Mi., 8. Juni 2016 | 20.00 Uhr (Einführung 19.15 Uhr) | Kaisersaal der Residenz Vorschau auf weitere Veranstaltungen im Rahmen des Mozartfestes: Mozart-Oper Idomeneo | Premiere Sa., 25. Juni | 19.30 Uhr | Mainfran-ken Theater | Großes Haus | Konzertgala mit Waltraud Meier (Mezzoso-pran) und Joseph Breinl (Klavier) | Sa., 2. Juli | 19.00 Uhr | Mainfranken Theater | Großes Haus | Jupiternacht | So., 3. Juli | 19.00 Uhr | Vogel Convention Center | Tickets für die Mozartfest-Termine sind ausschließlich über das Mozartfestbüro erhältlich. Eintrittskarten für Idomeneo gibt es nur beim Mainfranken Theater.

Klingende Wet ter vorher sagenoder Astor Piazzollas Beitrag zur Meteorologie

s Beate Kröhnert | V Thinkstock

Nicht nur bei den Engländern ist es eines der beliebtesten Gesprächs-themen, auch in der Musik ist das Wetter ein oft gewähltes Sujet. Ein begeisterter Wettermann scheint Bob Dylan zu sein, der in 163 seiner insgesamt 542 Songs Wind und Sonne thematisiert. In einer Ballade der US-amerikanischen Hard Rock-Band Guns N‘ Roses wird der Novemberre-gen besungen. The Weather Girls zeigten ihre Affinität zur Meteorologie im Bandnamen und ließen in ihrem bekanntesten Song Männer regnen. Auch Bruno Mars wagte in seinem Lied „It will rain“ eine Wetterprogno-se; Adele landete mit „Set fire to the rain“ einen ihrer größten Hits. Gut beraten ist jeder, der sich im musikalischen Regen bewegt, wie Rihanna einen „Umbrella“ mit sich zu führen.

Dabei schaffte es der Regen im Ranking der beliebtesten meteorolo-gischen Erscheinungen in Popsongs nur auf Platz drei. Im Rahmen einer britischen Studie erstellten die Forscher eine Datenbank mit Songs, die sich mit Phänomenen des Wetters befassen. „Sunshine“ ist unangefoch-tener Spitzenreiter, Regenbögen hingegen zeigen sich besonders oft in Songs aus den 1950er Jahren und in der Filmmusik.

Auch viele Komponisten der ernsten Musik beschäftigten sich mit dem Wetter. So widmete sich Leoš Janáček in einer Sonate dem Phänomen des Nebels, und Franz Liszt befasste sich musikalisch mit nuages gris – mit trü-ben Wolken. Neben Bewölkungen, Regenschauern, Gewittern und Stürmen

fühlten sich die Komponisten der zurückliegenden Jahrhunderte immer auch von guter Wetterlage inspiriert. So hielt der Frühling in zahlreiche Kunstlie-der und sinfonische Werke Einzug. Nicht nur diese Jahreszeit, sondern auch die übrigen Abschnitte Sommer, Herbst und Winter fanden mehrfach in Musik ihren Niederschlag. Neben Peter Tschaikowski, Joseph Haydn und Alexander Glazunow ist Antonio Vivaldis musikalische Auseinandersetzung mit den vier Jahreszeiten eines der bedeutendsten Zeugnisse. In Kenntnis und Verehrung dieses letztgenannten barocken Werkes beschäftigte sich auch der argentinische Komponist Astor Piazzolla mit den Jahreszeiten. Die Allgegenwart der berühmten Quattro stagioni des Venezianers verarbeitete Piazzolla raffiniert und sinnstiftend verschoben in seinem eigenen Werk. Da es in Argentinien Winter wird, wenn in Venedig der Sommer Einzug hält, zitiert Piazzolla Vivaldis Sommer in seinem Winter.

Beim sechsten Kammerkonzert in dieser Spielzeit erklingt neben Antonín Dvořáks Trio für Klavier, Violine und Violoncello in e-Moll (Dumky-Trio) Piazzollas jazzige, avantgardistische, tango-affine Auseinandersetzung mit den vier Jahreszeiten in Buenos Aires.

6. Kammerkonzert So., 8. Mai 2016 | 11.00 Uhr | Toscanasaal der ResidenzMit Yana Luzman, Monika Klüpfer und Nikolay Leshchenko

Wie das Lächeln einer SommernachtBerlioz’ Béatrice et Bénédict in der Reihe Oper am Klavier

s Christoph Blitt | V iStockphoto

Baden-Baden im 19. Jahrhundert – das war der Inbegriff eines mondänen Kurorts von internationalem Flair. Hierher zog es immer wieder zahlrei-che Staatsmänner, Künstler, Literaten und Komponisten, die Erholung von dem nervenaufreibenden Leben und Arbeiten in den europäischen Metropolen suchten. Man denke nur an Nikolai Gogol, Fjodor Dostojew-ski, Leo Tolstoi, Mark Twain, Theodor Storm, Sarah Bernhardt, Johan-nes Brahms, Clara Schumann, Gioachino Rossini, Giacomo Meyerbeer, Hector Berlioz oder Otto von Bismarck. Diesen Herrschaften musste man natürlich neben Spielbank und Thermalquellen noch weitere Attraktionen bieten. Dementsprechend blühte das kulturelle Leben der Stadt in den Sommermonaten regelrecht auf. Ein Hector Berlioz war sich sogar nicht zu schade, über mehrere Jahre hinweg die Musikszene Baden-Badens entscheidend zu prägen. So komponierte er auch seine Oper Béatrice et Bénédict nach William Shakespeares Meisterkomödie Viel Lärm um nichts für das Theater der Kurstadt. Entstanden ist dabei ein Werk voll spritziger Musik, die französischen Charme, italienische Heiterkeit und deutsche Empfindungstiefe auf das Glücklichste miteinander verbindet.

Ganz wie es seine Art war, ging Berlioz bei Béatrice et Bénédict dra-maturgisch neue Wege. So ist seine Oper eher eine Reminiszenz oder ein Kommentar zu Shakespeares Viel Lärm um nichts denn eine mög-lichst werktreue Adaptierung des Schauspiels für die Musiktheaterbühne. Denn Berlioz verweigert sich jeglicher aufgesetzter Dramatik. Nahezu alle

Intrigen und emotionalen Konflikte, die bei Shakespeare das Geschehen vorantreiben, sind in der Oper eliminiert. Stattdessen feiert Berlioz die Liebe und die Kraft des Humors mit einer feinfühligen Musik, die das Lächeln einer Sommernacht in Töne zu fangen scheint.

Im Zentrum des Werkes stehen dabei mit Claudio und Héro sowie Béatrice und Bénédict zwei Paare, die eigentlich von vornherein eine tiefe Zuneigung füreinander empfinden. Doch während Claudio und Héro ganz in ihrer Liebe zueinander aufgehen, meinen Béatrice und Bénédict ihre Gefühle hinter witzigen bis sarkastischen verbalen Sticheleien verbergen zu müssen. Doch am Ende geben sie allen vorgegaukelten Widerstand auf, so dass einer Doppelhochzeit nichts mehr im Wege steht.

Dieses zarte Juwel einer wahrhaft heiteren französischen Oper präsentiert am 27. Mai und 9. Juni die Reihe Oper am Klavier in den Kammerspielen. Mit dabei sind Barbara Schöller und Joshua Whitener in den Titelpartien sowie Hiroe Ito, Eva-Maria Wurlitzer, Taiyu Uchiyama und Paul Henrik Schulte. Der Klavierpart liegt in den Händen von Jeremy Atkin.

Oper am Klavier IV: Béatrice et Bénédict Fr., 27. Mai, und Mi. 29. Juni 2016 | 20.00 Uhr | Kammerspiele.Mit Hiroe Ito, Barbara Schöller, Paul Henrik Schulte, Taiyu Uchiyama, Joshua Whitener

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Träumerische SpieleBallett-Doppelabend von Arslan / Alboresi

Seit dem 9. April begeistert der neue Ballett-Doppelabend das Publikum im Mainfranken Theater. Mit Can Arslans Choreografie Linchpin und mit Ivan Alboresis tänzerischer Adaption von Tennessee Williams’ Schauspiel Die Glas- menagerie stehen dabei zwei ganz unterschiedliche Kreatio-nen auf dem Programm. Doch bei aller stilistischer Vielfalt, mit der dieser Abend aufwartet, stellen beide Stücke die gleichen Fragen an das Dasein. So erforschen sie mit den Mitteln des Tanzes, inwieweit ein selbstbestimmtes Leben möglich ist. Die Presse jedenfalls zeigte sich sehr angetan von den beiden Choreografien, wenn etwa Felix Röttger in den Fränkischen Nachrichten über Linchpin schreibt: „Das federleicht und zugleich gestochen scharf präsentierte Stück wird zu einem träumerischen Spiel der Tänzer.“ Und über Die Glasmenagerie berichtet Renate Freyeisen im Opernnetz: „Das Publikum feiert gerade dieses von der Aussage her berührende Ballett lange, belohnt die Tänzer und das Choreografie-Team mit lauten Jubelrufen und vielen Vorhängen.“

Nächste Vorstellungen 30.04. | 06.05. | 14.05. | 20.05. | Weitere Termine bis Juli 2016

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Vergleichen, erkennen, lachen, weinenGedanken zur Spielzeit 2016/17

s Markus Trabusch | X Marc Bausback

„Jeden Abend will das Publikum aufs Neue überzeugt

und verführt werden.“

„Was reizt uns heutenoch an

den alten Stoffen?“

Veränderung nur ist das Salz des Vergnügens, heißt es bei Friedrich Schiller. Während die aktuelle Spiel-zeit am Mainfranken Theater noch bis Ende Juli mit Uraufführungen und Premieren im Musiktheater und Schauspiel, mit besonderen Kon-zertereignissen und vielem mehr aufwartet, haben wir in den vergangenen Monaten bereits die nächste Saison vorbereitet. Begleitet von Künstlerinnen, Künstlern und Teams, die schon länger am Haus und Ihnen vertraut sind, hält Neues Einzug an unserer Bühne. Mit unseren soeben erschie-nenen Spielzeit- und Konzertbroschüren 2016/17 geben wir Ihnen davon einen ersten Eindruck.

Im Spannungsfeld von Kontinuität und Wandel steht das Mainfranken Theater auch in den nächsten Jah-ren: Neue Künstler werden das Haus bereichern, eine neue Spielstätte wird gebaut, das Große Haus und die Werkstätten und Probenräume werden umfassend auf den heutigen Stand der Anforderungen an ein Theatergebäude für die Zukunft gebracht. Theater lebt aus der Bewegung, aus der Veränderung. Schon weil Theater in jeder Vorstellung live stattfindet, ver-ändert sich eine Produktion unentwegt – und jeden Abend will das Publikum aufs Neue überzeugt und verführt werden. Die Kunst entwickelt sich ohnehin Tag und Nacht weiter: Texte, Partituren und Cho-reografien entstehen weltweit ständig neu. Unser Auftrag ist es, diesen neuen Formen der darstellen-den Kunst zur Sichtbarkeit zu verhelfen, also immer wieder Uraufführungen zu wagen und zeitgenössische Texte aufzuführen.

Aber auch unser Blick auf das kulturelle Erbe wan-delt sich ständig. Ich bin davon überzeugt, dass die überlieferten Werke im Musiktheater genauso wie im Schauspiel und Ballett nur dann zu einem lebendi-

gen Theatererlebnis avancieren können, wenn wir sie aus der heutigen Zeit heraus betrach-ten und befragen. Was reizt uns heute noch an den alten Stoffen, wodurch können sie uns heute ergreifen? Darstel-

lende Kunst deckt dabei unterschiedliche Erwartun-gen ab: Sie kann unterhalten, sie kann unser Dasein bewusster machen, sie kann den Blick für Missstände schärfen, und sie kann uns Welten zeigen, die wir gegen unsere eigene Welt halten können: zum Ver-gleichen, zum Erkennen, zum Lachen, zum Weinen.

Die Welt um uns herum verändert sich im Augen-blick dramatisch: New York, Madrid, London, Istanbul, Paris, Brüssel und andere Städtenamen sind nun auch Synonyme für einen scheinbar religiös motivierten Ter-ror, der die freiheitlich-demokratischen Gesellschaften und das sogenannte „christlich-jü-dische Abendland“ treffen soll. Und dies zu einem Zeitpunkt, wo eine Vielzahl an Menschen in Euro-pa Religion(en) zunehmend als unwichtig erachtet und die christ-lichen Kirchen und Gemeinschaften in Deutschland gegenüber den Konfessionslosen an Boden verlieren.

Angesichts einer solch widersprüchlichen Lage wird das Mainfranken Theater in der Auftakt-Spielzeit

meiner Intendanz 2016/17 in allen Sparten auf heu-tige und historische Aspekte von Religion(en) und einzelne Glaubensfragen unseres Mit- und Gegenein-anders fokussieren: Wir thematisieren beispielsweise den Beginn der deutsch-jüdischen Symbiose in der Aufklärung sowie den fragwürdigen Umgang Zarah Leanders mit der Shoah, die Bartholomäusnacht in Frankreich genauso wie kindliche Vorstellungen einer Hexenwelt. Das Mainfranken Theater macht also mit seinem kommenden Programm immer wie-der Angebote, in Gespräche einzutreten über das nach wie vor wirkungsmächtige Erbe einer religiös geprägten Gesellschaft. Wir zeigen unterschiedliche Sichtweisen auf das Leben von Jesus und Judas, wir erzählen sowohl vom Streben des jüdischen Volkes nach Freiheit aus der babylonischen Gefangenschaft als auch von einem Islam-Konvertiten und seinem unerwarteten Verhalten. Schließlich befragen wir die Auswüchse heutigen Terrors und untersuchen persönliche wie gesellschaftliche Norm- und Werte-konventionen in politischen Ausnahmesituationen oder in religiös überformten Ehekonzeptionen.

Kommen Sie, und machen Sie sich selbst ein Bild. Nur durch Ihren Besuch wird das Theater zu dem, was es sein will und kann: der Ort der Gesellschaft, an dem das verhandelt wird,

was alle angeht – und in dem Diskurs und Herz der Stadtgesellschaft ihr Zentrum finden können.

Die Spielzeit- und Konzertbroschüren 2016/17 sind ab sofort im Mainfranken Theater erhältlich.

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Seite 7 F O Y E R – MAINFRANKEN THEATER WÜRZBURG Mai / Juni 2016

JUNI

01 MI 19.30 – 21.45 | Großes Haus | Y/JU1 | ROMEO UND JULIA von William Shakespeare

02 DO 19.30 – 22.30 (EF 19.00) | Großes Haus | B/VB | DER STEPPENWOLF Musiktheater von Viktor Åslund nach Hermann Hesses gleichnamigem Roman

20.00 – 21.05 | Kammerspiele | FV | MANDEL UND SEEPFERDCHEN von Kaite O‘Reilly

03 FR 19.30 – 21.45 | Großes Haus | F/VB | ROMEO UND JULIA von William Shakespeare

04 SA 19.30 | Großes Haus | GS | Gastspiel: SING- UND MUSIKSCHULE WÜRZBURG

17.00 – 18.00 | Kammerspiele | FV | CHAOS IM ZAUBERWALD Kinderoper

05 SO 19.30 – 22.30 | Großes Haus | O | DIE LUSTIGEN WEIBER VON WINDSOR Komisch-fantastische Oper von Otto Nicolai

20.00 – 21.20| Kammerspiele | FV | TERRORKIND von Karsten Laske

07 DI 20.00 – 21.40 | Kammerspiele | FV | SUPERGUTE TAGE ODER DIE SONDERBARE WELT DES CHRISTOPHER BOONE von Mark Haddon / Simon Stephens

08 MI 19.30 – 21.45 | Großes Haus | C | ROMEO UND JULIA von William Shakespeare

20.00 | Kaisersaal der Residenz | VVK über Mozartfest Würzburg | KAISERSAALKONZERT im Rahmen des Mozartfestes | Werke von Christian Cannabich, Wolfgang Amadé Mozart und Richard Strauss

09 DO 11.00 – 13.15 | Großes Haus | FV | ROMEO UND JULIA von William Shakespeare

10 FR 19.30 – 21.45 (EF 19.00) | Großes Haus | FV | LINCHPIN / DIE GLASMENAGERIE Ballette von Can Arslan / Ivan Alboresi

20.00 | Kammerspiele | FV | FREITAG NACHT Best of Sex

11 SA 19.30 – 22.30 | Großes Haus | FV | DIE LUSTIGEN WEIBER VON WINDSOR Komisch-fantastische Oper von Otto Nicolai

20.00 – 21.20 | Kammerspiele | FV | TERRORKIND von Karsten Laske

Termine

KARTEN / INFORMATIONEN: Mainfranken Theater Würzburg, Theaterstr. 21, 97070 Würzburg, Tel.: 09 31/39 08-124 | Fax: 09 31/39 08-100 [email protected] | www.theaterwuerzburg.de Vorverkauf auch in der Tourist Information im Falkenhaus, Oberer Markt, 97070 Würzburg Tel.: 0931/372398

ÖFFNUNGSZEITEN DER THEATERKASSE: Di. – Fr.: 10.00 – 19.00 Uhr Sa.: 10.00 – 14.00 Uhr und 17.00 – 19.00 Uhr Sonn- und Feiertage: eine Stunde vor jeder Vorstellung

IMPRESSUM: Herausgeber: Mainfranken Theater Würzburg, Theaterstraße 21, 97070 Würzburg Kaufmännischer Geschäftsführer: Dirk Terwey Registergericht: AG WürzburgRedaktionsleitung: Britta Grigull Redaktion: Annika Ahting, Christoph Blitt, Stephan Drehmann, Britta Grigull, Beate Kröhnert, Roland Marzinowski, Wiebke Melle, Nele Neitzke, Daniel Peetz Redaktionsschluss: 21.04.2016Erscheinungstermin: 30.04.2016

Fotos: Nico Manger, Lioba Schöneck, Falk von Traubenberg, Anika Wieners bzw. EinzelnachweiseIllustration: Uli Spitznagel bzw. EinzelnachweiseKonzept und Umsetzung: MainKonzept, Berner Str. 2, 97084 Würzburg, Telefon: 09 31/60 01-452, www.mainkonzept.de Produktmanagement: Stefan Dietzer (Ltg.), Rainer GreubelGestaltung: Lisa-Maria Götz, Stefanie RielickeAnzeigenberatung: Bianca Roth, [email protected]: Main-Post GmbH & Co. KG, Berner Str. 2, 97084 Würzburgs = Autor, V = Fotograf, X = Grafik

Vorverkaufsbeginn am 30. April 2016

Karten: Tel. 0931/39 [email protected]

www.theaterwuerzburg.de/webshop

Ballettgala 2016

am 30. Juni 2016 um 19.30 Uhrim Großen Haus

Die Musik wieder erleben

Weitere Filialen: WÜ-Heuchelhof · Höchberg · Ochsenfurt · Rimpar

WÜ-Stadtmitte · Eichhornstraße 2a · Tel. 09 31 / 1 44 74 · [email protected] · www.huth-dickert.de

APRIL 30 SA 15.00 | Bühneneingang | SPAZIERGANG HINTER DIE KULISSEN

19.30 – 21.45 (EF 19.00) | Großes Haus | V | LINCHPIN / DIE GLASMENAGERIE Ballette von Can Arslan / Ivan Alboresi

20.00 – 21.20 | Kammerspiele | FV | KAFKA 2.0 von Björn Gabriel nach Motiven von Franz Kafka

MAI 03 DI 10.00 | Kammerspiele | FV | CAESAR & KLEOPATRA Kinderkammerkonzert

Lehrervorschau zu: DER STEPPENWOLF Musiktheater von Viktor Åslund nach Hermann Hesses gleichnamigem Roman

04. MI 20.00 – 21.05 | Kammerspiele | Yb | MANDEL UND SEEPFERDCHEN von Kaite O‘Reilly

06. FR 19.30 – 21.45 (EF 19.00) | Großes Haus | F/VB | LINCHPIN / DIE GLASMENAGERIE Ballette von Can Arslan / Ivan Alboresi

20.00 – 21.40 | Kammerspiele | FV | SUPERGUTE TAGE ODER DIE SONDERBARE WELT DES CHRISTOPHER BOONE von Mark Haddon / Simon Stephens

07 SA 19.30 – 22.30 (EF 19.00) | Großes Haus | P| Uraufführung: DER STEPPENWOLF Musiktheater von Viktor Åslund nach Hermann Hesses gleichnamigem Roman

20.00 – 21.05 | Kammerspiele | FV | JUNGER KLASSIKER – ODYSSEE SHORT CUTS von Homer

08. SO 11.00 | Toscanasaal | FV | 6. KAMMERKONZERT Werke von Antonín Dvorák und Astor Piazzolla

15.00 | Foyer-Café | FV | CAESAR & KLEOPATRA Kinderkammerkonzert

19.30 – 22.30 | Großes Haus | FV | Letztmals: JEKYLL & HYDE Musical von Frank Wildhorn und Leslie Bricusse

11 MI 19.30 – 22.30 (EF 19.00) | Großes Haus | C | DER STEPPENWOLF Musiktheater von Viktor Åslund nach Hermann Hesses gleichnamigem Roman

20.00 – 21.05 | Kammerspiele | Yc | MANDEL UND SEEPFERDCHEN von Kaite O‘Reilly

12. DO 18.00 – 19.40 | Kammerspiele | FV | SUPERGUTE TAGE ODER DIE SONDERBARE WELT DES CHRISTOPHER BOONE von Mark Haddon / Simon Stephens

13 FR 19.30 | Großes Haus | FV | CAROLIN NO Gastspiel Bockshorn

20.00 – 21.20 | Kammerspiele | FV | KAFKA 2.0 von Björn Gabriel nach Motiven von Franz Kafka

20.30 | Residenz | FV | ITALIENISCHE NACHT Werke von Giacomo Puccini, Ruggero Leoncavallo und anderen

14 SA 19.30 – 21.45 (EF 19.00) | Großes Haus | L | LINCHPIN / DIE GLASMENAGERIE Ballette von Can Arslan / Ivan Alboresi

20.00 – 21.40 | Kammerspiele | FV | SUPERGUTE TAGE ODER DIE SONDERBARE WELT DES CHRISTOPHER BOONE von Mark Haddon / Simon Stephens

20.30 | Residenz | FV | ITALIENISCHE NACHT Werke von Giacomo Puccini, Ruggero Leoncavallo und anderen

15 SO 19.30 – 22.30 | Großes Haus | R | DIE LUSTIGEN WEIBER VON WINDSOR Komisch-fantastische Oper von Otto Nicolai

16 MO 19.30 – 21.20 (EF 19.00) | Großes Haus | FV | Zusatzvorstellung: SCHEHERAZADE Ballett von Anna Vita mit Musik von Nikolai Rimski-Korsakow und Fazil Say

18 MI 19.30 – 22.30 | Großes Haus | E | DIE LUSTIGEN WEIBER VON WINDSOR Komisch-fantastische Oper von Otto Nicolai

20.00 – 21.05 | Kammerspiele | Yd | MANDEL UND SEEPFERDCHEN von Kaite O‘Reilly

19 DO 18.00 – 19.00 | Kammerspiele | FV | CHAOS IM ZAUBERWALD Kinderoper

20 FR 19.30 – 21.45 (EF 19.00) | Großes Haus | H | LINCHPIN / DIE GLASMENAGERIE Ballette von Can Arslan / Ivan Alboresi

21 SA 19.30 – 22.30 (EF 19.00) | Großes Haus | U | DER STEPPENWOLF Musiktheater von Viktor Åslund nach Hermann Hesses gleichnamigem Roman

20.00 – 21.40 | Kammerspiele | FV | SUPERGUTE TAGE ODER DIE SONDERBARE WELT DES CHRISTOPHER BOONE von Mark Haddon / Simon Stephens

22 SO 11.00 | Foyer-Café | Eintritt frei | Matinee: ROMEO UND JULIA von William Shakespeare

15.00 – 17.15 (EF 14.30) | Großes Haus | S | LINCHPIN / DIE GLASMENAGERIE Ballette von Can Arslan / Ivan Alboresi

20.00 – 21.20 | Kammerspiele | FV | KAFKA 2.0 von Björn Gabriel nach Motiven von Franz Kafka

25 MI 20.00 – 21.20 | Kammerspiele | PK | Uraufführung: TERRORKIND von Karsten Laske

27 FR 20.00 | Kammerspiele | FV | OPER AM KLAVIER IV - BÉATRICE ET BÉNÉDICT Opéra comique von Hector Berlioz

Lehrervorschau zu: ROMEO UND JULIA von William Shakespeare

28 SA 15.00 | Bühneneingang | SPAZIERGANG HINTER DIE KULISSEN

19.30 – 21.45 | Großes Haus | P | Premiere: ROMEO UND JULIA von William Shakespeare

29 SO 15.00 – 18.00 | Großes Haus | SB| DIE LUSTIGEN WEIBER VON WINDSOR Komisch-fantastische Oper von Otto Nicolai

20.00 – 21.40 | Kammerspiele | FV | SUPERGUTE TAGE ODER DIE SONDERBARE WELT DES CHRISTOPHER BOONE von Mark Haddon / Simon Stephens

31 DI 19.30 – 22.30 (EF 19.00) | Großes Haus | A/JU2 | DER STEPPENWOLF Musiktheater von Viktor Åslund nach Hermann Hesses gleichnamigem Roman

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