Framus FD-14SVCE/ FD-14MCE · 2015. 3. 31. · gitarre & bass 04.15 Plus • Hölzer, Hardware,...

2
Da liegt ein langer Weg zwischen der klei- nen Wanderklampfe „Made in the Heart of Bavaria“ und diesen State-of-the-art-Model- len mit Pickup und Luxus-Gigbag, die, dem Preis zu Liebe, aus chinesischer Großserien- fertigung kommen. Wohlgemerkt – beides hat seinen Charme. Schauen wir mal, wie sich die Neuzeit-Framus-Dreadnoughts so schlagen, sie treten immerhin in der äußerst hart umkämpften Unter-500-Euro-Preis- klasse an. konstruktion Die beiden Test-Modelle aus der Legacy- Serie sind identisch in Form und Maß, unterscheiden sich aber in Design und Holz- auswahl, und somit wohl auch ein wenig im Klangcharakter. Bei der SVCE wird eine Decke aus selektier- ter Sitka-Fichte mit Zargen und Boden aus laminiertem Mahagoni kombiniert. Korpus- und Griffbrettkanten sind optisch reizvoll mit Tortoise-Bindíng abgesetzt. Die honig- gelb gefärbte Decke perfektioniert ihren Vintage-Appeal mit einem Pre-war-typi- schen Wildcat-Schlagbrett. Die MCE präsentiert sich im Gegensatz dazu mit einem gänzlich aus Mahagoni ge- fertigten Korpus, wobei Zargen und Boden laminiertes Holz aufweisen, die Decke je- doch selektiertes massives Mahagoni. Sie ist in einem dunklen Vintage-Sunburst lackiert, das Schlagbrett ist hier schwarz, die Bin- dings sind zwecks klarer Kontur elfenbein- farben ausgeführt. Kommen wir zu den Gemeinsamkeiten: Die Legacy-Dreadnoughts sind mit einem styli- schen Palisandersteg versehen, bei dem die Aufnahme der Saitenpins (Echtholz mit Ab- alone-Dot) tiefergelegt ist, wodurch ein guter Saitendruck auf die Stegeinlage aus Knochen entsteht. Die Hälse aus Mahagoni wurden matt belassen, die Kopfplatte ist breitflächig, bereits ab Höhe des 3. Bundes angesetzt. Die Griffbretter aus Palisander, die am Ende schön die Rundung des Schall- lochs nachzeichnen, beherbergen 21 Me- dium-Bünde und Mother-of-Pearl-Punkt- Einlagen – alles sauber gearbeitet, verrun- det, poliert. Über den tadellos gefeilten Knochensattel gelangen die Saiten zur Kopfplatte mit Pali- sanderauflage, gekapselten Mechaniken und MOP-Firmenschriftzug – und der sieht wirklich immer noch genauso aus wie auf meiner 50er-Jahre-Framus. Zur Verstärkung über PA setzt Framus auf Bewährtes. Das Fishman Isys+ System mit Sonicore Pickup ist an Bord. Das Bedienfeld auf der Zarge bietet per Drehregler Zugriff auf Volume, Bass und Treble. Dann gibt es noch einen Phase-Taster und ein Stimmge- rät – mehr braucht eigentlich kein Mensch. Zur Herausgabe des Signals gibt es ein extra Steckfeld hinten unterhalb des Gurtpins mit Klinke-Ausgang, auch die 9-Volt-Batterie ist hier leicht zugänglich untergebracht. Wir haben hier zwei tadellos gearbeitete, la- ckierte und eingestellte Steelstrings, die in extrastabilen Gigbags geliefert werden, die schon eher einem Koffer als einer Tasche äh- neln – gutes Package. 129 04.15 gitarre & bass 128 Fräuleinwunder TEXT GUIDO LEHMANN | FOTOS DIETER STORK Framus FD-14SVCE/ FD-14MCE Als die beiden Framus Acoustics zum Test eintreffen, hole ich nochmal meine 50/1 Sport aus den Fifties hervor und kann mir ein Schmunzeln nicht verkneifen.

Transcript of Framus FD-14SVCE/ FD-14MCE · 2015. 3. 31. · gitarre & bass 04.15 Plus • Hölzer, Hardware,...

Page 1: Framus FD-14SVCE/ FD-14MCE · 2015. 3. 31. · gitarre & bass 04.15 Plus • Hölzer, Hardware, Lackierung • Verarbeitung, Werkseinstellung • Bespielbarkeit • ausgewogener A-und

Da liegt ein langer Weg zwischen der klei-nen Wanderklampfe „Made in the Heart ofBavaria“ und diesen State-of-the-art-Model-len mit Pickup und Luxus-Gigbag, die, demPreis zu Liebe, aus chinesischer Großserien-fertigung kommen. Wohlgemerkt – beideshat seinen Charme. Schauen wir mal, wiesich die Neuzeit-Framus-Dreadnoughts soschlagen, sie treten immerhin in der äußersthart umkämpften Unter-500-Euro-Preis-klasse an.

k o n s t r u k t i o n

Die beiden Test-Modelle aus der Legacy-Serie sind identisch in Form und Maß,unterscheiden sich aber in Design und Holz-auswahl, und somit wohl auch ein wenig imKlangcharakter. Bei der SVCE wird eine Decke aus selektier-ter Sitka-Fichte mit Zargen und Boden auslaminiertem Mahagoni kombiniert. Korpus-

und Griffbrettkanten sind optisch reizvollmit Tortoise-Bindíng abgesetzt. Die honig-gelb gefärbte Decke perfektioniert ihrenVintage-Appeal mit einem Pre-war-typi-schen Wildcat-Schlagbrett.Die MCE präsentiert sich im Gegensatzdazu mit einem gänzlich aus Mahagoni ge-fertigten Korpus, wobei Zargen und Bodenlaminiertes Holz aufweisen, die Decke je-doch selektiertes massives Mahagoni. Sie istin einem dunklen Vintage-Sunburst lackiert,das Schlagbrett ist hier schwarz, die Bin-dings sind zwecks klarer Kontur elfenbein-farben ausgeführt.Kommen wir zu den Gemeinsamkeiten: DieLegacy-Dreadnoughts sind mit einem styli-schen Palisandersteg versehen, bei dem dieAufnahme der Saitenpins (Echtholz mit Ab-alone-Dot) tiefergelegt ist, wodurch einguter Saitendruck auf die Stegeinlage ausKnochen entsteht. Die Hälse aus Mahagoniwurden matt belassen, die Kopfplatte ist

breitflächig, bereits ab Höhe des 3. Bundesangesetzt. Die Griffbretter aus Palisander,die am Ende schön die Rundung des Schall-lochs nachzeichnen, beherbergen 21 Me-dium-Bünde und Mother-of-Pearl-Punkt-Einlagen – alles sauber gearbeitet, verrun-det, poliert.Über den tadellos gefeilten Knochensattelgelangen die Saiten zur Kopfplatte mit Pali-sanderauflage, gekapselten Mechanikenund MOP-Firmenschriftzug – und der siehtwirklich immer noch genauso aus wie aufmeiner 50er-Jahre-Framus.Zur Verstärkung über PA setzt Framus aufBewährtes. Das Fishman Isys+ System mitSonicore Pickup ist an Bord. Das Bedienfeldauf der Zarge bietet per Drehregler Zugriffauf Volume, Bass und Treble. Dann gibt esnoch einen Phase-Taster und ein Stimmge-rät – mehr braucht eigentlich kein Mensch.Zur Herausgabe des Signals gibt es ein extraSteckfeld hinten unterhalb des Gurtpins mitKlinke-Ausgang, auch die 9-Volt-Batterie isthier leicht zugänglich untergebracht.Wir haben hier zwei tadellos gearbeitete, la-ckierte und eingestellte Steelstrings, die inextrastabilen Gigbags geliefert werden, dieschon eher einem Koffer als einer Tasche äh-neln – gutes Package.

129 0 4 . 1 5 g i t a r r e & b a s s128

Fräuleinwunder

TEXT GUIDO LEHMANN | FOTOS DIETER STORK

Framus FD-14SVCE/FD-14MCE Als die beiden Framus Acoustics

zum Test eintreffen, hole ich

nochmal meine 50/1 Sport aus

den Fift ies hervor und kann mir

ein Schmunzeln nicht verkneifen.

Framus FD_Framus FD 06.03.15 13:38 Seite 128

Page 2: Framus FD-14SVCE/ FD-14MCE · 2015. 3. 31. · gitarre & bass 04.15 Plus • Hölzer, Hardware, Lackierung • Verarbeitung, Werkseinstellung • Bespielbarkeit • ausgewogener A-und

p r a x i s

Wie eine Dreadnought auf dem Schoß liegtund/oder am Spieler hängt, birgt wenigÜberraschungspotential. Die Unterschiedeliegen da meist eher im Wirkungskreis derlinken Spielhand. So auch hier bei den Le-gacys, die dem Player mit einem etwas brei-teren Griffbrett (45 mm am Sattel) undeinem Hals mit weichem D-Profil gut etwasin die Hand geben. Zusammen mit der per-fekten Saitenlage und den komfortabel ein-gesetzten Bünden ergibt sich eine wunder-bar bequeme und entspannte Bespielbar-keit, die die beiden Framus-Dreadnoughtsals erstklassige Allrounder bezüglich Spiel-weise und Stilistik ausweist. Auch der Sound-Charakter macht die bei-den Gitarren zu vielseitig einsetztbaren In-strumenten. Der Mahagonikorpus verhin-dert allzu muskulöse Bässe, die man bei Pa-lisandermodellen oftmals vorfindet, undbringt diese gewisse Prise Wärme und Hol-zigkeit ins Timbre. Bei der FD-14MCE mitihrer Mahagonidecke sind diese Charakter-züge dann noch einen Hauch stärker aus-geprägt. Das Schwestermodell mit Fichten-decke liefert da eine Messerspitze mehrStringenz und Attack – Nuancen, die dempersönlichen Geschmack unterliegen.

Über Anlage relativieren sich die Klang-unterschiede noch ein Stück weit. Daseinfache aber praxisgerechte und milli-onenfach bewährte Fishman-Systemliefert einen ausgewogenen (alle Sai-ten gleich laut) runden, durchset-zungsfähigen Sound, der natür-lich seine Piezo-Herkunftnicht leugnen kann, sichaber perfekt in einenBand-Sound einfügt.

r e s ü m e e

Die beiden Fra-mus-Modelle lie-fern alles, wasman in dieserheiß umkämpf-ten Preisklasse heut-zutage bieten muss. Undauch mehr: die perfekte Werks-einstellung und die damit einherge-hende hervorragende Bespielbarkeit sind sonicht immer selbstverständlich.Ausgewogener Klang, beste Allrounder-Qualitäten, tadellose Verarbeitung und einsehr guter Gigbag mit Koffer-Qualität sum-mieren sich zu einem Gesamtpaket, das un-bedingt ein Antesten wert ist. n

Ü b e r s i c h t

Fabrikat: FramusModelle: FD-14SVCE/FD-14MCETyp: Dreadnought-Steelstrings Herkunftsland: ChinaMechaniken: verchromt, gekapseltHals: MahagoniSattel: KnochenGriffbrett: Ostindisches PalisanderRadius: 16" Halsform: weiches D-ProfilHalsbreite: Sattel 45 mm; XII.54,3 mmHalsdicke: I. 21 mm; V. 22,1 mm; X. 24,8 mm Bünde: 21Mensur: 648 mmKorpus: Mahagoni, laminiertDecke: Sitka-Fichte, massiv,Mahagoni, massivOberflächen: Korpus Hochglanz,Hals mattiertSteg: Ostind. PalisanderStegeinlage: Knochen, kompensiertSaitenbefestigung: Saiten-Pins,Holz, Dot-InlaySaitenabstand Steg: 56 mmElektronik: Fishman Isys+ mitSonicore PickupGewicht: 2,1 kgLefthand: neinVertrieb: Warwickwww.warwick.deZubehör: Luxus-Gigbag, Manual,Saitenpin, InbusPreis: ca. € 505/447

g i t a r r e & b a s s 0 4 . 1 5

P l u s

• Hölzer, Hardware,Lackierung

• Verarbeitung,Werkseinstellung

• Bespielbarkeit• ausgewogener A-

und E-Klang• Preis/Leistung

Plus

Framus FD_Framus FD 06.03.15 13:38 Seite 129