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Frankreichs aktueller HolzbauEin Überblick…Über die individuellen Wohnhäuser ihrer Anfänge hinaus umfasst heute die französischeHolzarchitektur, sowohl im Neubau als auch in Altbausanierung, ein breites Spektrum.Allein oder in Kombination mit Stein, Stahl und Lehm wird sie vom Sozialwohnungs- biszum Schulbau und von Weinlager bis zur Kapelle immer kreativer angewendet.

1. Kleine Einführung in die Holzarchitektur Frankreichs1.1. Wie alles angefangen hatDie moderne Holzarchitektur Frankreichs hat in den siebziger Jahren angefangen dankengagierter Architekten, darunter Roland Schweitzer sowie Pierre Lajus und seineKollegen der „Ecole de Bordeaux“. Beide waren damals als praktizierende Architektentätig und haben als Professoren einen Einfluss ausgeübt, der bis heute zu spüren ist. Siehatten auch in den achtziger Jahren eine beratende Rolle im Bauministerium (PierreLajus sogar als Vize-Direktor der Architektur) gespielt. Sie waren ebenfalls Initiatorenmehrerer Pilotprojekte, unter anderem des Holz-Wohnquartiers Villabois bei Bordeauxund anderer Sozialwohnbauprogramme mit unterschiedlichen Techniken: vorfabriziertenHolzbau-Elementen, Pfosten-Riegel-Konstruktionen, dreidimensionalen Modulen usw.Viele Architekten und Ingenieure, die heute mit Holz bauen, haben am Post-Diplom-Studium über Holzbau von Roland Schweitzer (CEAA Bois, UP7, Paris) teilgenommen.

1.2. Wie sie sich heute entwickeltDas Comité national pour le développement du bois (CNDB) und seine ZeitschriftSéquences Bois haben in den neunziger Jahren dem Holzbau neue Impulse gegeben.Besonders wichtig waren die Studienreisen, die von der CNDB und dann auch vonanderen Institutionen in Deutschland, in der Schweiz und in Österreich in schnellwachsender Zahl organisiert wurden. Die vielen Architekten sowie die wenigenIngenieure, Bauherren und Zimmerleute, die daran teilgenommen haben, kamen immerbegeistert und voller Motivation nach Frankreich zurück.

Viele Bauten, die in den letzten Jahren errichtet wurden, sind von der Architektur derVorarlberg-Baukünstler deutlich beeinflusst. Ein gewisser esprit français scheint mirjedoch zweifellos in ihnen erkennbar. Dies liegt einerseits daran, dass unser Land diegrößte Vielfalt an Klimazonen und Landschaften sowie der damit verbundenen Kulturen inEuropa besitzt. Frankreich verfügt auch über die breiteste Vielfalt von Baumarten, wasviele Möglichkeiten eröffnet. Ein anderer Grund ist in der Persönlichkeit der Architektenund Ingenieure zu suchen: Manche bevorzugen eine Strenge à la Vorarlberg; anderebleiben lieber organischeren Strukturen aus Rundholz treu.

1.3. Wie man sie fördert

Mehrere Holzbaupreise sowie Fachmessen, die an Zahl und Umfang seit ein paar Jahrenregelmäßig zunehmen, bezeugen das wachsende Interesse der französische Bauherrenund Architekten für den Holzbau: die Lauriers de la construction bois, welche anlässlichdes Salon européen du bois in Grenoble vergeben werden; der Palmarès de la maisonbois, der während des Salon de la maison bois in Angers verliehen wird; die Totem duBois, die erstmalig im November dieses Jahres bei dem Salon des maires Bürgermeistergeehrt haben, welche einen besonders herausragenden Holzbau errichtet haben. DerCarrefour international du bois in Nantes gewinnt ebenfalls auch für Ausländer anAttraktivität.

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2. Holz, Natur, ArchitekturDie waldreiche südatlantische Küste ist seit den siebziger Jahren besonders reich anmodernen Holzbauten. Zwei herausragende museale Holzbauten wurden dort 2008eingeweiht: der Ökopark Izadia in Anglet (2.1) sowie das Musée des Landes de Gascognein Sabres (3.1), die zwei der Hauptpreise der Totem du bois 2008 gewonnen haben.

2.1. Ökopark Izadia in Anglet - 2007Architekt: Philippe MadecLandschaftsplaner : MutabilisSzenograph : Arc-en-scèneHolzingenieur: 3B Batut, Bernard BatutÖkoingenieur: TRIBU, Alain BornarelFertigstellung: 2007Gesamtnutzfläche: 1.380 m² (innen und außen)Baukosten: 1,2 Millionen Euro netto

Im engen Zusammenspiel mit derDünenlandschaft vereint dieserlanggestreckte Holzbau wissenschaftlicheForschung und Freizeitanlagen mitÖkopädagogik. Der Bau ist in erster Linieeine Struktur aus Sankt-Andreas-Kreuzenin lokaler Douglasie, mit Zinkblech vor derWitterung geschützt und mit einerUnterkonstruktion aus Stahl stabilisiert.Steg sowie Fassadenverkleidung sind ausunbehandelter Lärche. In demangrenzenden Park, der aus derRenaturierung einer Hafenbrachegewonnen wurde, entdecken Besucher dieNatur auf einen 2 km langen Weg.

Abbildung 1: Ökopark Izadia in Anglet; Photo atelierMadec

2.2. Scénoparc Io bei Riom es Montagne - 2007Architekten: Atelier 4 et David DevauxLandschaftsplaner: Alain FreytetFertigstellung: 2007

Der Scénoparc Io ist der Beobachtungfrei lebender alter Kuharten undAuerochsen gewidmet und liegt in deridyllischen Berglandschaft demNaturpark der Pays de Gentiane imZentralmassiv. Für die Betriebs- undAusstellungsbauten wurden nurnatürliche Materialien mit unbehandeltenOberflächen verwendet, die keineWartung benötigen. Die verbergendenHüllen wurden aus geflochtenemKastanienholz, einer lokalen Ressource,hergestellt.

Abbildung 2: Scénoparc Io bei Riom es Montagne;Photo Christophe Camus

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2.3. Cité du bois in Mimizan – im BauArchitekt: Bruno MaderHolzingenieur : Sylva Conseil, Jean-Louis VigierÖkoingenieur : Architectures et développementsWettbewerb : 2005Fertigstellung : 2009Nutzfläche: 1.740 m²

In der Region Aquitaine steht mit 1,1 Millionen Hektar Seekiefern der größte WaldEuropas aus einer einzigen Baumart. Die regionale Holzbranche beschäftigt 28.000Personen in 1.000 Unternehmen und erwirtschaftet einen Umsatz von ca. 2,6 MilliardenEuro. Institutionen und Unternehmen des Sektors haben gemeinsam in Mimizan ein„Cluster“ mit Wissenschaftlern und Technikern gegründet: die Cité du bois. Der Neubau,natürlich aus Holz, steht mitten im Kiefernwald und wurde vom Bruno Mader konzipiert.

Abbildung 3: Cité du bois in Mimizan ; Perspektive Vincent Courteau

3. Erben eines traditionsreichen Kontextes3.1. Ökomuseum des Landes de Gascogne in Sabres - 2008Architekten: Bruno Mader mit Escoubet-TarricqLandschaftsplanung: Acanthe-MutabilisHolzingenieur: 3B Batut, Bernard BatutNutzfläche : 4.750 m²Gesamtkosten : 3,3 Millionen Euro netto

In die waldreiche Aquitaine wurde kürzlichein weiterer bedeutender Holzbau, diesmalfür ein 1969 gegründetes Volksmuseum,errichtet. Die organische Form des Neubaushat die Volumen der nahe gelegenenTrocknungshallen übernommen. Sheds imDach leiten natürliches Licht in die Tiefe desGebäudes. Wände aus Backstein bilden denerforderlichen thermischen Speicher, um aufeine Klimaanlage verzichten zu können.Seekiefer, massiv oder als Brettschichtholz,wurde für die Struktur sowie für die Dach-und Fassadenverkleidung verwendet. Dawurde das Holz allerdings thermischbehandelt, um wetterbeständig zu werden.

Abbildung 4: Ökomuseum in Sabres ; Photo Gaston Bergeret

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3.2. Haus des Naturparks des Haut-Jura in Lajoux - 2004Architekten: Tectoniques, Adelfo ScaranelloLandschaftsplanung: IlexHolzingenieur: CET IngenierieFertigstellung: 2004Nutzfläche : 1.835 m², darunter 1.334 m² NeubauGesamtkosten :3,3 Millionen Euro netto

In den Bergen des Haut-Jura sollte dasHaus des Naturparks renoviert underweitert werden. Natürlich sollte es auslokalem Holz gebaut und auch mit Holzgeheizt werden. Die Volumen sind dasErgebnis eines „Morphing“, das denNeubau der traditionellen Formspracheanpasst. Die Ausschnitte für die Öffnungensind dagegen entschieden modern. DasWetterschild besteht aus Fichteschindeln,die in dem Park produziert werden. DiesesIdentitätsmerkmal hat auch neue Impulsefür die lokale Holzbranche gegeben. Derkompakte Bau verbraucht weniger Heizholzals vorgesehen (250 m³) und hat einigenBürgermeistern der Region Mut gemacht,ebenfalls eine Holzanlage zur Heizung ihrerkommunalen Bauten zu errichten.

Abbildung 5: Haus des Naturparks des Haut-Jura in Lajoux ; Photo André Morin

4. Mit Holz leichter bauen4.1. Strandstation der Prado in Marseille - 2006Architekten: Bonte + MigozziFertigstellung: 2006Nutzfläche : 1.500 m²Gesamtkosten : 2 Millionen Euro brutto (Wert 2003)

Die Stadt Marseille wollte Ökologie undArchitektur in vier Strand-stationenvereinigen und damit eine Image-Verbesserung des Stadtteils Pradoerzielen. Der Leichtbau aus Holzumfasst verschiedene Funktionen:Empfang, Sanitäts-station,Annahmestelle und sanitäre Anlagen.Dreischichtplatten aus Lärche oderDouglasie (Fa. Binder Holz, Österreich)in unterschiedlichen Formatenverwandeln die Außenhaut in eine ArtPatchwork und vereinfachen dasAuswechseln beschädigter Elemente.Der vertikale und horizontaleSonnenschutz besteht aus thermischbehandelten Pappelbrettern. Der Stegist aus thermisch behandeltenKieferbrettern.

Abbildung 6 : Strandstation in Marseille ; Photo Florent Joliot

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4.2. Kapelle der Diakonissen inVersailles - 2008Architekt: Marc RolinetFertigstellung: 2008Nutzfläche : 620 m² (über 4 Niveaus)Gesamtkosten : 2,6 Millionen Euros netto

Umgeben von den Bäumen einer Parkanlage steht eindynamischer Bau aus Stahl und Glas, in dem dieKapelle der Diakonissen wie eine Holzmuschelgeborgen liegt. Die Schale besteht aus dünnen undschmalen Kieferbrettern, die auf der Baustellehandwerklich wärmebehandelt und gebogen wurden.Die strukturell bedingte gelochte Schale bietetoptimale Akustik. Der poetische Bau ist auch innovativund ökologisch leistungsstark: SentryGlas Plus für dieAußenhaut, Wärmepumpe zum Heizen.

Abbildung 7 : Kapelle der Diakonissen in Versailles ; Photo DanielMoulinet

5. Holz = massiv ?Der Holzingenieur Jacques Anglade ist für seine Vorliebe fürMassivholz und expressive Strukturen bekannt, und alleBauten, an denen er mitgewirkt hat, tragen seineHandschrift.

5.1. Hauptschule in Blenod - 2006Architekten: Cartignies CanonicaHolzingenieur: Jacques AngladeFertigstellung: 2006Nutzfläche : 6.695 m²Gesamtkosten : 9 Millionen Euro netto (Wert 2003)

Bei der Hauptschule in Blenod-les-Pont-à-Mousson, einerIndustriestadt in Lothringen, hat Jacques Anglade eineKonstruktion mitkonzipiert, die überwiegend aus massiverDouglasie besteht. Wie in der traditionellen japanischenArchitektur werden mehrere Balkenlagen übereinander-gestapelt, um die Last zu übernehmen. Die 1.200 m³ Holzkommen aus der Region.

Abbildung 8 : Hauptschule in Blenod ; Photo Jacques Anglade

5.2. Halle de l’Espérou in Vallerauge - 2007Architekten: Atelier Goasmat + ArnoldHolzingenieur: Jacques AngladeFertigstellung: 2007Nutzfläche : 800 m²

Die Halle in Vallerauge ist ein weiteres Beispiel dieser an dieTradition anlehnenden Holzarchitektur, für die aus Gründender Nachhaltigkeit Massivholz aus der Region bevorzugtwurde: lokale Wertschöpfung, minimaler Energieverbrauchzur Transformation, kurze Transportwege etc.

Abbildung 9 : Halle in Valleraugue ; Photo Jacques Anglade

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6. Holz, Werkstoff für VorfertigungDie Genauigkeit der Holzwerkstoffe und die Schnelligkeit der Baustelle mit vorfabriziertenElementen überzeugen immer mehr französische Architekten. Da sie jedoch in unseremLand die entsprechenden Werkstoffe nicht finden, importieren sie diese meist ausDeutschland, Österreich oder der Schweiz. Angefangen wird meist mit dem eigenen Bürooder Wohnhaus.

6.1. Büro des Architekten Jean-Philippe Thomas in Reims - 2007Architekt: Jean-Philippe ThomasFertigstellung: 2007

Für sein Büro sowie für sein Wohnhaus hat der Architekt Jean-Philippe ThomasMassivholz-Bauteile der Firma Lignotrend (Deutschland) gewählt und ist mit demErgebnis so zufrieden, dass er diese jetzt für viele Aufträge verwendet.

Abbildung 10 : Baustelle des ArchitekturbürosJean-Philippe Thomas in Reims ; Photo AATArchitecture

6.2. Wohnhaus Reynaud-Frenettein Nantes - im BauArchitektin: Marika FrenetteHolzingenieur: SynergieHolzbau Firma: Zimmerei BonninFertigstellung: Anfang 2009Wohnfläche : 170 m²

Die in Nantes lebende kanadische ArchitektinMarika Frenette, die eine Beratungsbüro fürHolzkonstruktion und ökologisches Bauenmitleitet, baut lieber mit Bresta Ökomodulen(Firma Tschopp Holzbau, Schweiz),Elementen aus Brettern, die mit Holzdübelnzusammengehalten werden. Dieabgerindeten Kiefer-Pfosten wurden erst dreiWochen vor Beginn der Baustelle geschlagen.

Abbildung 11 : Baustelle des Wohnhauses Reynaud-Frenette in Nantes ; Photo Marika Frenette

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5. Holz, Kompagnon andererBaumaterialienIn waldreichen Gegenden, solle man natürlich beim Planen Holzbevorzugen, weil es das einzige erneuerbare Baumaterial fürkonstruktive Zwecke ist. Wirklich nachhaltig ist jedoch nur dieNutzung der optimierten Menge des passenden Baumaterials amrichtigen Platz. Eine Mischkonstruktion ist oft eine statisch,architektonisch und ökologisch hervorragende Lösung.

5.1. Dojo in Ceyrat bei Clermont-Ferrand – imBauArchitekten : Charletty, Rambourdin, RivoireHolzingenieur : Sylva Conseil, Jean-Louis VigierFertigstellung: Anfang 2009Nutzfläche: 9.500 m²

Ein grünes, gewelltes Dach ist die Antwort der Architekten, dasgewaltige Volumen dieser Halle für asiatischen Kampfsport sanftin eine hügelige Landschaft zu integrieren. Die Betonwände sindaußen sowie innen mit Holz verkleidet. Die aufregendeDachkonstruktion kombiniert Holz mit Stahl.

Abbildung 12 : Dojo in Ceyrat; Photo dominique gauzin-müller

5.2. Mediathek in Betton bei Rennes - 2008Architekten: Liard & Tanguy,Fertigstellung: 2008Nutzfläche : 1.340 m²Gesamtkosten : 3,5 Millionen Euro brutto (inklusiv Parkplatz und Außenanlagen)

Die Mediathek in Betton, die am Rande eines Teiches liegt, wurde schön in das Geländeeingebettet und bildet ein Bindeglied zwischen Stadt und Park. Ihre Struktur bestehtüberwiegend aus Holz, wobei die geschlossene Nordfassade in Backstein (Bio’Bric)errichtet wurde. Der Wintergarten hinter der verglasten Südfassade bildet einenWärmepuffer. Seine Rückwand aus Lehm dient nicht nur als Speicher, sondern wertetauch eine lange um Rennes florierende Bautradition auf, die im letzten Jahrhundert inVergessenheit geraten ist. Dank der Wahl ökologisch korrekter Materialien (Isolierungaus Hanf, Böden aus Linoleum usw.) sowie durch Anwendung „bioklimatischer“Prinzipien ist diese freundliche Mediathek zu einem gelungenen nachhaltigen Baugeworden.

Abbildung 13 : Mediathek in Betton ; Photo Liard & Tanguy

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5.3. Weinlager des Klosters Solan in LaBastide d’Engras - 2007Architekt: Gilles PerraudinHolzingenieur: Jacques AngladeFertigstellung: 2007Nutzfläche : 1.000 m²

Dieser Weinlager wurde in Eigenbau von Mönchendes Klosters Solan errichtet. Decken- undDachgebälk sind aus Douglasie; die Wände ausmassivem Kalkstein der Provence (Pierre du Gard).Die 12,5 cm breiten Balken in 25 cm Abstandpassen sich dem Format der Steine an: 0,50 cmbreit, 1,05 m tief, 2,10 m hoch

Abbildung 14 : Weinlager des Klosters Solan ; Photo JacquesAnglade

5.4. Landratsamt in Clermont-Ferrand – in der PlanungArchitekten: Bruno Mader + Atelier 4Holzingenieur : Sylva Conseil, Jean-Louis VigierÖkoingenieur: AdretFläche: 18.000 m²Wettbewerb: 2006Fertigstellung: voraussichtlich 2011

Das Landratsamt der waldreichen Region Auvergne soll das Image der lokalenHolzbranche aufwerten. Der Bauherr hat schon im Programm seine ökologischenAmbitionen sowie seinen Wunsch, Holz als bevorzugtes Baumaterial zu verwenden,ausgedruckt.

Abbildung 15 : Landratsamt in Clermont-Ferrand ; Perspektive Büro Mader

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7. Holz, Wundermittel für SanierungenAuch wenn wir ab heute nur ökologische Bauten in Passivhausstandard herstellenwürden, dauerte es Jahrzehnte, bis der Energieverbrauch unserer Bauten erheblich sinkt.Der Bestand (d.h. ca. 98% der Immobilien) muss so schnell wir möglich energetisch undim Hinblick auf die Gesundheit saniert werden. Damit spart man viele Ressourcen:Energie, aber auch Baumaterialien, die immer knapper werden. Dies gilt für denWohnungsbau, den Schulbau sowie andere öffentliche Gebäude.

7.1. ArchäologischesMuseum im Schloß vonMayenne - 2008Architekt: Philippe MadecFertigstellung: 2008

Die Geschichte des Schlosses vonMayenne ist zwölf Jahrhunderte alt.Der Architekt Philippe Madec hatganz behutsam eine neue Schichthinzugefügt. Diese wurde bewusstaus Holz in einer steinigenUmgebung gewählt. Der leichteEingriff ist dadurch deutlich zuerkennen und auch einfachrückgängig zu machen. Für dieWandverkleidung, das Parkett sowiedie vor der Sonne schützendeAußenverkleidung wurdeüberwiegend Eiche aus der Regionverwendet.

Abbildung 16 : Archäologisches Museum im Schloß Mayenne; Photo atelier Madec

7.2. Kindergarten in Issy-les-Moulineaux- 2007Architekten: Leplat & LeclercÖkoingenieur: TRIBUFertigstellung: 2007Nutzfläche : 1.294 m²

In den sechziger Jahren erforderte der Babyboom denBau vieler Kindergärten und Schulen. Diese wurdenschnell und billig, ohne Berücksichtigung desstädtebaulichen oder kulturellen Kontextes, ausBetonfertigteilen in viele Orte gestellt. Was macht manheute mit diesen Energieschleudern? Die ArchitektenLeplat-Leclerc bieten hier eine ansprechende Lösung,die auf der freundlichen Wirkung des Holzes beruht.Thermischer und akustischer Komfort sowieArchitekturqualität werden dabei deutlich verbessert.

Abbildung 17 : Kindergarten in Issy-les-Moulineaux ; Photo OlivierWogensky

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7.3. „Tanz-Manufaktur“ in Aurillac - 2008Architekten: Atelier Architecture, Simon TeyssouFertigstellung: 2008

Eine Restrukturierungkann auch einem Baueine völlig neue Funktionverleihen. In Aurillacwurde eine ehemaligeRegenschirmfabrik zur„Tanz-Manufaktur“ mitdrei Studios. Form undHülle, also Steinmauerund traditionelleDachstuhl, wurdenerhalten. Das Innerewurde jedoch einemoderne, helleAtmosphäre verliehenmit einer neueninnenliegendeHolzstruktur, einHolzparkett sowieakustische Holzpaneele.

Abbildung 18 : Tanz-Manufaktur in Aurillac; Photo Simon Teyssou

8. Mit Holz zum humanen BauenHolz ist eine erneuerbare Ressource und einvielfältig anwendbares Baumaterial, es hat jedochauch das gewisse „Plus“, das eine lebendige Materieverleiht: es fühlt sich sanft und warm an, atmet,altert… und bietet sich für ein humaneres Bauen an.

8.1. Heim für Obdachlose in Grenoble -2006Architekten: CJMX, CRATerre-ENSAGFertigstellung: November 2006Nutzfläche : 16 m²

Dieses Modul für ein Obdachlosenheim wurde imRahmen einer Master-Diplomarbeit der Abteilung„Cultures constructives“ an der Architekturschule inGrenoble entwickelt. Die Außenwände werden auszwei Schalen in ca. 40 cm Abstand gebildet, die mitErde gefüllt sind. Jede Schale besteht aus Brettern,die mit Spanngurten zusammengehalten werden.Zwei Prototypen dieses ökonomischen, reversiblenWohnbaus wurden zwei Winter lang in Grenoblegetestet zur Zufriedenheit der Obdachlosen, diedarin Nächte verbrachten. Eine Anlage für 19Personen soll diesen Winter errichtet werden.

Abbildung 19 : Heim für Obdachlose in Grenoble ; PhotoCRATerre

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8.2. Holzkirche in Mindorou, Kamerun- 2006Konzept und Bau : Jean-Yves RiauxFertigstellung: 2006

Ein bretonischer Zimmermann, der seit kurzem inRente ist, hat seinen Traum wahrgemacht: denBau einer Kirche in Mindourou, einem Dorf in derProvinz Haut-Nyong im Osten Kameruns. Jenseitsder „Zivilisation“, ohne Bürokratie, ohne größerenMaschinen.

90 m³ Tali, Kosipo und Mukulengu aus dembenachbarten tropischen Wald.

Ein Bauwerk von 44 m maximaler Breite und ca.13 m Höhe.

2 Monate, 10 Männer und 20 Arme für einaußergewöhnliches Werk, das für alle Beteiligtensowie für die Dorfbewohner zu einem Ort derBesinnung geworden ist.

Abbildung 20 : Holzkirche in Mindourou, Kamerun ; Photo Jean-Yves Riaux

9. Wie geht’s weiter?Diese Bauten und viele andere zeugen von der Vielfalt sowie der Originalität und derEntwurfsqualität des französischen zeitgenössischen Holzbaus. Alle diese Projekte wurdenvon einem starken ökologischen Bewusstsein getragen, und die meisten haben tieferegionale Wurzeln.Was fehlt uns, um viel öfter beim Bau zum Holz zu greifen und damit zu einemnachhaltigen Material?- Wälder, die besser, moderner und im Gemeinsinn verwaltet werden.- Einheimisches Schnittholz, das millimitergenau geschnitten und korrekt getrocknet ist.- Holzwerkstoffe, die regional produziert sind, damit der Transport und somit die graueEnergie reduziert werden.- Mehr Bauherren, die das Material mögen und in Würde altern lassen.- Mehr Architekten, die die nötige Kompetenz haben, um das Holz nicht zuvergewaltigen.- Viel mehr Handwerker, die kompetent sind und sich laufend weiterbilden. Schreiner undZimmerleute, die ihren Beruf gerne ausüben und einfach lieben.

Darüber hinaus brauchen wir Leute, die gerne in Team arbeiten, damit jeder das Beste zuleisten vermag.

Bibliographie:Viele dieser Bauwerke wurden ausführlich in der französischen Zeitschrift „ecologiK“veröffentlicht:EcologiK n° 1: Hauptschule in Blenod (Seiten 40-51)EcologiK n° 2: Kirche 8.2 (Seiten 36-45); Haus des Naturparks 3.2 (Seiten 96-106)EcologiK n° 3: Kapelle 4.2 (Seiten32-39); Heim für Obdachloser 8.1 (Seiten 74-83)EcologiK n° 4: Izadia 2.1 (Seiten 82-91); Ökomuseum 2.3 (Seiten 72-81)EcologiK n° 5: Strandstation 4.1