Frauen Und Frauenrechte Im Kosovo Seit Den 1980er Jahren

12

Click here to load reader

description

Frauen und Frauenrechte im Kosovo seit den 1980er JahrenSchriftliche Arbeit in „PS Geschlecht in den Internationalen Beziehungen“SoSe 2006Lehrveranstaltungsleiter: Mag. Dr. Claudia BrunnerVorgelegt von: Selver Islamaj Matrikelnummer: 0402763 Studienkennzahl: A300, A312 am 30.10.06

Transcript of Frauen Und Frauenrechte Im Kosovo Seit Den 1980er Jahren

Page 1: Frauen Und Frauenrechte Im Kosovo Seit Den 1980er Jahren

Frauen und Frauenrechte im Kosovo seit den 1980er

Jahren

Schriftliche Arbeit in „PS Geschlecht in den Internationalen

Beziehungen“

SoSe 2006

Lehrveranstaltungsleiter:

Mag. Dr. Claudia Brunner

Vorgelegt von:

Selver Islamaj

Matrikelnummer: 0402763

Studienkennzahl: A300, A312

am 30.10.06

Page 2: Frauen Und Frauenrechte Im Kosovo Seit Den 1980er Jahren

2

Inhaltsverzeichnis I. Vorwort..................................................................................................................................3

II. Einleitung .............................................................................................................................3

1. Stellung der Frauen in den 1980er und 1990er Jahren ...........................................................4

1.1 Ehe (Zwang oder Liebe) und Scheidung....................................................................6 2. Stellung der Frauen heute ..................................................................................................7

3. Wichtige Frauen in der Politik ...............................................................................................8

4. Die Frau in der Gesellschaft ...............................................................................................9

4.1. Bildung ...........................................................................................................................9

4.2. Erwerbstätigkeit............................................................................................................9 4.3. Gesellschaftspolitische Rolle .....................................................................................10

5. Rolle Der Frau in der Familie...........................................................................................10

V. Nachwort ...........................................................................................................................11

X. Literatur..............................................................................................................................12

X.i. Bücherliste....................................................................................................................12 X.ii. Internet und Printmedien .........................................................................................12

Page 3: Frauen Und Frauenrechte Im Kosovo Seit Den 1980er Jahren

3

I. Vorwort

In dieser Arbeit möchte ich mich einem Thema widmen, dass noch nicht so gut erforscht

worden ist. Das Interesse der westlichen Feministinnen wurde erst im laufe der Übergriffe

während des Kosovo-Krieges 1998/99 auf diese Region gerichtet. Da wurden nicht nur diese,

sondern auch andere Organisationen aufmerksam auf diese Region. Für die

Genderforschung und -bewegung wurde auch die Frage der Stellung der Frauen in dieser

Region wichtig. Es ließen sich einige Organisationen nieder, um den Frauen, die während

dem Krieg durch gewisse Erlebnisse traumatisiert waren, bei der Beweltigung zu helfen.

Warum wurde diese Frage für die Region aufgeworfen, die während den

Jugoslawienkriegen, die geringsten Übergriffe auf Frauen hatte, im Vergleich zu anderen wie

Bosnien oder Kroatien. Darauf werde ich in meinem Überblick noch genauer eingehen.

Als diese Organisationen sich niederließen, trafen sie da auch auf einheimische

Frauenbewegungen? Gibt es eine Tradition der Frauenbewegung in dieser Region?

Wichtige Punkte sind auch die Rechte und Stellung der Frauen, die im beruflichen, sozialen

und familiären Leben ihnen gewährt werden. Wie ist dieses Schema zu erklären und wie

gravierend sind diese in der Realität.

Dabei werde ich mich noch auf die Besprechung mit meiner Mutter genauer eingehen, die

sich Zeit genommen hat, und mir auch ihr Leben geschildert hat. Sollte nicht zu stark

bewertet werden, da es nur ein individuelles Erlebnis ist, jedoch dem Verständnis

Hilfestellung leisten könnte.

II. Einleitung

Nachdem sich die Vorfälle von Übergriffen auf Frauen im Kosovo häuften, schritt Belgrad

mit Gesetzen ein, um die serbischen Frauen in dieser Region vor der albanischen

Bevölkerung zu schützen. Jedoch waren in dieser Region diese Vorfälle kaum

erwähnenswert, da gerade mal bei 31 Fällen1 für den Zeitraum 1982-1989 vermerkt worden

sind. Die übertriebenen Daten der serbischen Regierung dienten zur Rechtfertigung eines

harten Durchgreifens in dieser Region. So wurde das Strafmaß für Vergewaltigung stark

erhöht und wurde als Verbrechen gegen die serbische Nation gewertet.

1 Noel Malcolm, Kosovo; A Short History, (London 1999) S 339.

Page 4: Frauen Und Frauenrechte Im Kosovo Seit Den 1980er Jahren

4

„Gewalt gegen Frauen wurde also für nationalistische Zwecke benutzt. Es ging um das

Verbrechen an der Nation, nicht etwa an der Frau. [...] Auch wenn engagierte Frauen in

Zagreb und Belgrad gegen diese sexistische und rassistische Verquickung öffentlich

protestierten ("Wir sind keine Huren, sondern Mütter und Schwestern jugoslawischer

Söhne!"), war das Ziel bereits erreicht: Der Konflikt war auf die ethnische Ebene verschoben

worden. [...]“.2

Hier wurde die Sensibilität, die den Frauen zugeschrieben wurde ausgenutzt und artete aus,

was in den Folgejahren deutlich zu spüren war. Dies spitzt sich bis 1998 zu und entlud sich

in einem Krieg an der die Frauen, die größte Leidensgruppe, neben alten Menschen und

Kindern, war.

Monika Hauser, kommentiert: "Auch ohne Berichte in den Medien gehen wir davon aus, dass

im Kosovo Frauen und Mädchen sexualisierter Gewalt und Terror ausgesetzt sind. Diese

Erfahrung gehört zu jeder Kriegssituation. Um etwas dagegen tun zu können, muss jedoch

auch das öffentliche Schweigen gebrochen werden“.3

Obwohl es auch eigene albanische Organisationen gibt die sich um die Frauen kümmern

würden, ist die Scheu der Familie einen Schandfleck zu sein und diese zu Entehren so groß,

dass die Frauen es vorziehen mit dem Erlebten zu leben und zu schweigen. In einer

Gesellschaft, wo die Entscheidung oder ein Fehler eines Mitglieds die ganze Familie an

Ansehen einbösen lässt, ist es besser zu schweigen. Damit werden die Menschen auch

großgezogen.

1. Stellung der Frauen in den 1980er und 1990er Jahren

Wenn wir über das Kosovo reden und uns auf eine Gruppe konzentrieren möchten, müssen

wir uns auch mit der Mentalität und der Geschichte dieser Region Auseinandersetzen. Das

Land wurde durch den Kommunismus, stark sozialisiert, was aus der Familienstruktur

schon länger vorherschend war, sich jedoch nun gravierend änderte, da der Staat in das

Leben der Menschen eingriff. Die Struktur des Landes sollte durch Reformen gefestigt

werden, was auch 1974 in der Verfassung von Jugoslawien geschah, als das Kosovo einen

weitreichenden Autonomiestatus erhielt. In dieser waren die individuellen Rechte der

Menschen, unabhängig vom Geschlecht verankert, die durch Sicherheitsorgane auch

umgesetzt wurden. Die Schulpflicht wurde für alle eingeführt und es musste jedes Kind zur

2 Medica mondiale Journal 1/99, (http://www.frauennews.de/themen/weltweit/kosovo.htm). 3 Siehe Fußnote 2.

Page 5: Frauen Und Frauenrechte Im Kosovo Seit Den 1980er Jahren

5

Schule geschickt werden. Denn am Land waren Kinder noch immer ein wichtiger

Arbeitsfaktor, unabhängig vom Geschlecht. Sie sollten nur fähig zur Arbeit sein, dass war

ausschlaggebend. Wie die unten angeführte Tabelle zeigt wurde bei der männlichen

Bevölkerung die Ausbildung in den Vordergrund gerückt.

Tabelle. 1.4

Tendezen des Analphabetismus in Kosova nach Geschlecht, Volkszählungen 1921-1981 (%)

Geschlecht 1921 1931 1948 1953 1961 1971 1981

Männlich 94,8 74,5 46,9 39,0 29,8 21,3 9,3

Weiblich 98,5 93,9 78,4 72,1 58,4 43,5 26,3

Total 95,5 84,2 62,5 54,8 43,9 32,0 17,6

Quelle: KIZ-PR

Zwar ist hier die Tendenz dass, Frauen einen größeren Anteil der Analphabeten ausmachen,

jedoch hat sich dies nach der Zählung von 1991 etwa auf die gleiche Höhe bewegt, weil die

Tendenz der Ausbildung in den Orten gestiegen ist Kinder in die Schulen zu schicken, sowie

der Bau neuer Schulen in vielen Ortschaften, die bis dahin keine Ausbildungsinstitution

hatten. Die aktuelle Analphabetenraten beläuft sich bei cirka 10%, wobei darin der größte

Teil über 50 Jahre ist und sich das Gewicht noch auf die Seite der Frauen verlagert, jedoch

mit abnehmendem Alter pendelt sich das ein.

Während der Öffnung von Institutionen, wie die Universität von Prishtina 1970, wurde auch

der Frauenanteil an der Universität mit der Zeit sichtbar, jedoch noch immer gering im

Vergleich zu den männlichen Studierenden.

Eine Zeitung die sich mit Frauenthemen beschäftigt, erschien in Prishtina unter dem Namen

„Kosovarja“, im November 1971,5 die von Sanije Gashi ab 1975 geleitet wurde und auch bis

zu ihrer offiziellen Auflösung durch das serbische Regime, die Leitung inne hatte. Neben

dieser laufen heute noch einige andere Zeitschriften mit Augenmerk auf die Frauen, so wie

„Teuta“. In diesen Zeitschriften werden häufig unter anonymen Schreiben, familiäre

Probleme sowie Fragen zur Emanzipation beantwortet und offen diskutiert. Der Hauptanteil

der Leserschaft ist weiblich, doch gibt es auch ab und zu Männer, die interessiert sind zu

wissen, was Frauen wollen und was sie denken.

4 KIZ-PR (KIZ-PR = Kosova Informationszentrum Prishtinë) (http://www.kosova.de/archiv/politik/d-graphie.html). 5 http://209.85.129.104/search?q=cache:8ox3RgolMigJ:www.gtrcenter.org/mem_sanija_al.htm+Kosovarja+%2BRevista&hl=de&gl=at&ct=clnk&cd=18.

Page 6: Frauen Und Frauenrechte Im Kosovo Seit Den 1980er Jahren

6

Diese emanzipatorische Arbeit wurde durch die Repressalien von Belgrad, stark in den

Hintergrund gerückt. Die Menschen mussten sich neu Orientieren und sich einer neuen

Herausforderung stellen. Jedoch wurde die Analphabetenrate wieder in die Höhe gedrängt,

da die meisten Familien ihre Kinder, aber meistens Töchter nicht in die höheren Schulen

schicken konnten, aus Angst vor polizeilichen Übergriffen. Dies führte zu einer Kluft

zwischen Stadt- und Landfrauen. Während in der Stadt alle den leichteren Zugang zum

Gymnasium hatten, mussten die Mädchen aus den Orten in die Stadt zu den höheren

Ausbildungsstätten, und dies bei schlechten Verkehrbedingungen. So wurde die

Analphabetenrate um das Jahr 2000 zwischen 21% und 25% beziffert, von denen die Frauen

aus den Orten am stärksten vertreten waren.6

Jedoch werden diesen Frauen neue Perspektiven geboten, mit neuen Projekten die ihnen

lesen und schreiben beibringen sollen. Diese Förderung wird hingegen aber von wenigen

wahrgenommen, da die Menschen andere Sorgen zu haben scheinen, wie es immer wieder

betont wird.

1.1 Ehe (Zwang oder Liebe) und Scheidung

Durch die Tradition getragen, wurde die Ehe von Eltern und meist auch durch Verwandte

arrangiert. Dies trug dazu bei, dass das Paar gar nicht gefragt wurde und sie sich bis zu ihrer

Hochzeitsnacht nicht einmal kannten. Meist war es so, dass sie im Kindesalter verlobt waren,

so war in den Orten jeder und jede über 14 Jahre schon verlobt. Die Ehe wurde durch die

Abmachung der Eltern, oder andere Familienvertreter besiegelt.7 Obwohl heute noch die

Eltern oder Verwandte die Verträge für die einzugehende Ehen schließen, ist es so, dass im

Vorfeld die jungen Menschen selbst entscheiden können wem und wann sie heiraten wollen.

Leider ist diese Form noch nicht komplett abgeschlossen, da heute auch Ehen auf der Ebene

von Visa und Auswanderungsmöglichkeit geschlossen werden. In der Regel kennen sich die

jungen Menschen heute länger, jedoch sind Zwangsehen nicht ausgeschlossen, aber eine

Seltenheit.8

Ein Phänomen, das wir in der EU nicht kennen, ist dass von allen erwartet wird, dass sie

eines Tages heiraten und dieses durch ständiges Nachfragen bei den unverheirateten zu

erzwingen versuchen, wie dies auch bei meiner Verwandtschaft mich betreffend ist. Eines

was offiziell nicht häufig vorkommt sind außereheliche Beziehungen, da diese von der

6 http://deposit.ddb.de/ep/netpub/28/34/66/972663428/_data_dync/Oeffentlichkeitsarbeit/www_uho/202/hanemann.htm. 7 Ibrahimi und Gretler, Albaner, (1991) S 199. 8 Braunschweig, Krebs und Moser, Tradition und Emanzipation, (1999) S 41.

Page 7: Frauen Und Frauenrechte Im Kosovo Seit Den 1980er Jahren

7

Gesellschaft nicht akzeptiert werden, und in den Orten auch der Kontrolle der Gesellschaft

unterliegen. So soll auch garantiert werden, dass kein uneheliches Kind in eine Familie

kommt.

Die Frau wird immer noch traditionell, von den Mitgliedern der Familie ihres Mannes, oder

von ihm selbst, abgeholt und ins eigene Haus gebracht. Das Paar gilt als verheiratet, sobald

die Ehenacht zusammen vollbracht worden ist. Die Heirat ist symbolisch noch immer

wichtig für die kosovarische Gesellschaft.9

Die Scheidung vollzieht sich folgendermaßen, im Falle das der Mann einen triftigen Grund

nennen kann warum er seine Frau zu ihrem Elternhaus zurückschickt, oder wenn sie Frau

das Haus des Mannes verlässt und zu ihren Eltern zieht. Da die Frau ökonomisch von ihrem

Mann abhängig ist, kann sie es sich nicht leisten die Scheidung einzureichen, außer ihre

Eltern stehen auf ihrer Seite, ansonsten wäre die Scheidung mit massivem Verlust der Ehre

ihrer Familie verbunden.10

Durch die Gleichstellung der Frau ab 1986 durch einen gesetzlichen Erlass, wurden auch

Scheidungen vor Gericht abgehandelt. Die Einhaltung wurde von der serbischen Polizei

jedoch bis 1999 nicht überprüft.

2. Stellung der Frauen heute

Die Stellung der Frauen hat sich im den letzten Jahren unmerkbar aber doch geändert. Ihre

Stellung in der Familie und auch im sozialen Leben steigt im Ansehen. Die Zahl der

Schülerinnen im Vergleich zu den Schülern in den Städten ist enorm gestiegen, und

übertrifft in vielen Klassen die der männlichen Schülerschaft. Eines der Gründe ist mitunter,

dass die junge männliche Generation in den Westen auswandert und dort ihr Glück

versucht. Dadurch entsteht eine Überproportionalität in den Klassen.

Die erkämpfte Stellung, die die Frauen heute haben, darf nicht durch Perspektivlosigkeit

zerstört werden. Wir haben heute Frauen im Parlament in wichtigen Positionen,

Professorinnen and den Universitäten, Abteilungsleiterinnen, Journalistinnen,

Direktorinnen, Inspektorinnen u. v. m. und dafür müssen wir uns einsetzen, dass dieses

erhalten bleibt.11

Traurige Wahrheit, mit der sich die gesamte Bevölkerung des Landes konfrontiert sieht ist

der „Wert“ des Menschen der im Ausland lebt und einer Person im Kosovo. Viele sagen, sie

9 Ibrahimi, S 199. 10 Braunschweig, S 42. 11 Elisabeth Kaestli, Frauen in Kosova; Lebensgeschichten aus Krieg und Wiederaufbau, (Zürich 2001), mehrer Frauen erzählen über Erfahrung im Krieg und wie sie heute leben.

Page 8: Frauen Und Frauenrechte Im Kosovo Seit Den 1980er Jahren

8

wäre sogar bereit ihre Ausbildung zu unterbrechen, um in den Westen zu gelangen. Mit

dieser Einstellung ordnen sie sich der im Westen lebenden Person unter, egal unter welchem

Geschlecht und welchen Bedingungen.

Die Prostitution im Kosovo ist ebenfalls zu einem Problem geworden dass laut Amnesty

International, sogar die UNMIK einen Großteil der Schuld trägt, denn diese hätten eine Kluft

im Gesetz geschaffen, dass die Herausbildung von organisierter Kriminalität nicht

verhindert hätten.

„Als sie mir ein paar Tage später am Telefon erzählte, dass ein Mann ihr angeboten habe, sie

nach Pec in die Tanzschule zu fahren, läuteten bei mir alle Alarmglocken“, erzählt Karlowicz

und schlägt die Hände über dem Kopf zusammen: „Wer denkt da nicht an Frauenhandel?“12

Obwohl ein Großteil der Prostituierten sich trauen zur Anzeige zu gehen, kann wenig

unternommen, werden da auch unter ihren Kunden UNMIK-Polizisten gehören, die die

Aufnahmen machen. Zudem werden Prostituierte, die illegal ins Land geschaffen worden

sind, ebenfalls zur Verantwortung gezogen werden.

3. Wichtige Frauen in der Politik

Kaqusha Jashari13 war die erste Frau, die in der Politik es weit bringen konnte. Sie trat 1981

der KPJ bei und ihrer Laufbahn stand nichts im Wege, forciert durch das Gleichheitsgesetz

im kommunistischen Jugoslawien. So wurde sie 1987 zur Parteisekretärin des

Zentralkomitees für den Kosovo ernannt und konnte ihre Rolle bis zur Aufhebung der

Autonomie, 1989, ausüben. Auch heute spielt sie eine wichtige Rolle bei Verhandlungen im

Parlament und anderen Sitzungen mit internationaler Besetzung.

Flora Brovina14 zwar Ärztin, die auch als erste Kinderärztin im Kosovo, 1986, bekannt

wurde, die es aber geschafft hat, durch ihre Verhaftung 1999 durch die serbische Armee an

Ansehen zu gewinnen. Sie wurde nach dem Krieg nach Serbien in ein Gefängniss verlegt

und wegen Terrorismus angeklagt. Sie wurde dadurch, nicht nur im Kosovo sondern auch

außerhalb dieser Region bekannt. Sie wurde mit verschiedenen Auszeichnungen versehen.

Leider ist es im Parlament immer noch eine reale Tatsache, dass Frauen einen geringen

Anteil ausmachen. Dies scheint aber auch damit verbunden zu sein, dass die alte Elite nicht

von ihrem Posten abrücken möchte und somit die Möglichkeit einen politischen Posten

anzugehen schwer für beide Geschlechter geworden ist, jedoch mehr für Frauen.15

12 http://www2.amnesty.de/internet/deall.nsf/0/95E2E0A471317A92C1256EA1004B8F45?Open. 13 http://www.guide2womenleaders.com/Socialist_Yugoslavia.htm. 14 http://www.bndlg.de/~wplarre/Lanksch-1FLOR~1-rtf.htm. 15 http://www.assembly-kosova.org/?krye=deputet&lang=al.

Page 9: Frauen Und Frauenrechte Im Kosovo Seit Den 1980er Jahren

9

Von den 120 Abgeordneten sind 30 Frauen, was einen Anteil von 25% ausmacht. Dies ist für

europäische Standards zwar schwach, jedoch für ein Land das sich im Entwickeln begriffen

ist, ist die Zahl akzeptabel. Diese Frauen haben meistens eine dekorative Funktion und

dienen dazu, die Quote der Frauen im Parlament zu füllen.

4. Die Frau in der Gesellschaft

4.1. Bildung

Während der kommunistischen Zeit wurde die Bildung der Frauen im Kosovo ab 1974

forciert. Die Universitäten und Hochschulen sollten auch vermehrt von Frauen besucht

werden. So verfügten 1990 rund 90 Prozent der Frauen über eine Ausbildung, und ca. 40

Prozent besuchten höhere Schulen.

Durch die faktische Aufhebung der Autonomie des Kosovo, fand ein Rückzug der

albanischen Bevölkerung des Kosovo, in altbekannte Strukturen, statt. Durch die unsichere

Lage waren viele Eltern geneigt ihre Töchter nur die Grundschule im Ort machen zu lassen

und für die Fortsetzung in der Stadt wollten und konnten sie nicht aufkommen.16

Die Sicherheit der Töchter konnte nicht gewährleistet werden, da die Ehre der Familie

beschmutzt werden würden, wenn den Töchtern etwas passieren sollte. Zudem musste eine

neue Parallelstruktur aufgebaut werden, die der Bevölkerung viele abverlangte, vor allem

finanzielles. Dadurch konnten viele, vor allem Frauen, zu keinem höheren

Bildungsabschluss gelangen. Die Lage hat sich heute etwas verbessert, da rund 40 Prozent

der Frauen über eine Ausbildung verfügen, und etwa ein Drittel der Studierenden an der

Universität Prishtina, Frauen sind.17

4.2. Erwerbstätigkeit

Nicht nur in der Bildung sondern auch im Bereich der Erwerbstätigkeit sank die Zahl der

Frauen radikal. Lag die Zahl der beschäftigten Frauen im Kosovo vor 1990 noch bei ca. 30

Prozent, so war sie danach auf minimale 3 Prozent gesunken. Um einer Beschäftigung

nachzugehen, musste sie sich wieder dem Haushalt widmen, da weder für sie noch für

andere ein Platz in der neuen serbisch dominierten Gesellschaft war.

Wie die Beschäftigungszahlen heute lauten, ist schwer nachzuvollziehen, da es keine

Erhebungen gegeben hat. Eines ist jedoch klar, dass die Internationalen Organisationen

16 Neue Zürcher Zeitung. Zürich. 19. Mai 2000. 17 Neue Zürcher Zeitung. Zürich. 24. Juli 2000.

Page 10: Frauen Und Frauenrechte Im Kosovo Seit Den 1980er Jahren

10

heute eine wichtige Rolle bei der Arbeitvergabe spielen. Sie decken einen wichtigen Teil der

Beschäftigten ab. Diese zielen auch darauf ab möglichst viele Frauen zu integrieren und

eröffnen ihnen die Möglichkeit einen Arbeitsplatz zu belegen. Die UNMIK hat versucht an

das Jahr 1989 anzuknüpfen und möchte dieses Verhältnis bei Möglichkeit wieder herstellen,

was sie sicher schaffen können, da es auch Nachwuchs gibt, dass sich für besser bezahlte

Arbeit interessiert. Für Frauen ist es auch attraktiv bei diesen Institutionen zu arbeiten, da

ihnen Karenz und Gleichberechtigung in der Lohnvergabe garantiert werden. Zudem ist es

eine gesicherte Pensionsversicherung.18

Jedoch ist dem zu entnehmen, dass es wie immer so ist, dass der Frauenanteil in den höheren

Positionen sehr niedrig gehalten wird.

4.3. Gesellschaftspolitische Rolle

Dadurch dass die Tradition im Kosovo den Frauen im öffentlichen Leben ein

Mitspracherecht entzog, jedoch dieses zu Hause durchaus stark vertreten war, wollten die

Frauen ihr Recht fordern, dies auch öffentlich machen zu können. Eine kleine Gruppe von

Frauen die versucht dies zu überwinden, tritt als erste Barriere gegen diese Traditionen auf.

Jedoch ist es seit dem Kommunismus so, dass die Frauen im Kosovo ein Mitspracherecht

auch im öffentlichen Leben haben, wie es schon in einem früheren Absatz erwähnt habe. Mit

25% sind die Frauen im Parlament vertreten, dass für den Anfang als ein guter Erfolg

verzeichnet werden kann, auch wenn dies meist Dekorativ ist, gibt es den jungen Frauen

Hoffnung dass es eine Zukunft mit Perspektiven gibt.

Durch die NGO’s können die Frauen jedoch noch mehr verändern und dass werde sie auch,

wenn sie sich davon nicht abbringen lassen, denn bevor etwas über den Status entschieden

ist, werden die Fragen zu den Frauenthemen ausgeblendet bleiben, was natürlich nicht

förderlich für eine Gesellschaft ist, die in ihrer Entwicklungsphase sich befindet.

5. Rolle Der Frau in der Familie

Zwar wird der Kanun von Lek Dukagjini in Verbindung mit Sitte und Gewohnheitsrecht oft

angeprochen, jedoch ist diese nicht für alle albanischsprachigen Gebieten zutreffend. Das

Kosovo ist zum Teil im Westen davon betroffen, aber sonst eher von anderen Formen

geprägt.

18 Neue Zürcher Zeitung. Zürich. 19. Mai 2000.

Page 11: Frauen Und Frauenrechte Im Kosovo Seit Den 1980er Jahren

11

Die Aufgabe der Frau ergab sich durch die Rollenverteilung, die vom Staat in der

Zwischenkriegszeit und auch unter der osmanischen Herrschaft hervorgerufen wurde.19

In die Bildung der Frau wurde nicht investiert, da sie ja das Haus verlassen musste und in

ein anderes Haus hineinheiratete. Meist wurde diese Heirat in jungen Jahren durchgeführt

und die Frauen musste sich dem System einfügen, in dass sie hineinkamen. Durch die

Geburt eines Kindes wurden sie als offizielles Mitglied der neuen Familie gesehen. Die

Familie war hierarchisch gegliedert, die meist von einem Mann und einer Frau geführt

wurden, da der Hausherr sich mit den Frauenarbeiten nicht beschäftigen wollte und diese

Arbeit der Hausherrin überließ. Dies wurde von einer älteren, hauptsächlich von der

Ältesten, übernommen. Die Frauen wurden als Teil der Familie gesehen, jedoch konnte der

Mann frei über seine Gattin verfügen. Im Falle das die Frau keine Kinder bekommen konnte,

musste sie das Haus verlassen und zu ihren eigenen Eltern zurückkehren, bzw. wenn sie

eine Witwe wurde und Kinderlos geblieben war. In vielen Fällen musste sie das Haus

verlassen auch wenn sie Kinder hatte oder einen Bruder des verstorbenen Ehemannes

heiraten. Sie durfte jedoch nicht grundlos aus dem Haus gejagt werden, da dies als

Beleidigung ihrer Familie gewertet werden konnte und mit Folgen zu rechnen war.

Die Frauen wurden mit dem Alter zu einem wichtigen Faktor der Familie, was heute auch

noch stark ausgeprägt ist. Sie bekommen eine Stellung im Haus, was natürlich auch oft zu

Auseinandersetzungen zwischen den Neuen und der alteingesessen führt, weil es in einem

Rivalenkampf ausarten kann, das letztlich in eine Trennung der größeren Familie führt und

so die Kernfamilien entstehen.

Meist sind dann diese Familien neue Ausgangsformen, die in eine größere Familie münden

und der Konkurrenzkampf wird wieder erneut aufflammen.

V. Nachwort

Zurzeit ist es nicht leicht zu sagen wie die Situation der Frauen im Kosovo aussieht, da diese

Region sich ständigen Veränderungen ausgesetzt ist. Bin mir aber sicher dass sich viel in die

Richtung der Emanzipation entwickeln wird, da die neue Generation mehr auf die Rechte

der jungen Frauen pocht. Es ist ihnen ein Anliegen, dass die Frauen auch mehr

Unabhängigkeit bekommen und selber entscheiden können, um nicht in die Abhängigkeit

Anderer zu geraten.

Doch wir müssen abwarten wie sich die Situation in den nächsten Jahren entwickelt und

sehen mit einer positiven Einstellung dem entgegen.

19 Karl Kaser, Robert Pichler, Historische Anthropologie im südöstlichen Europa, 2001, 294-315.

Page 12: Frauen Und Frauenrechte Im Kosovo Seit Den 1980er Jahren

12

X. Literatur

X.i. Bücherliste

• Noel Malcolm, Kosovo; A Short History, 1999.

• Ibrahimi und Gretler, Albaner, 1991.

• Braunschweig, Krebs und Moser, Tradition und Emanzipation, 1999.

• Elisabeth Kaestli, Frauen in Kosova; Lebensgeschichten aus Krieg und Wiederaufbau,

2001.

• Karl Kaser, Robert Pichler, Historische Anthropologie im südöstlichen Europa, 2001.

X.ii. Internet und Printmedien

• Neue Zürcher Zeitung.

• Medica mondiale Journal 1/99,

(http://www.frauennews.de/themen/weltweit/kosovo.htm).

• KIZ-PR (KIZ-PR = Kosova Informationszentrum Prishtinë)

(http://www.kosova.de/archiv/politik/d-graphie.html).

• http://209.85.129.104/search?q=cache:8ox3RgolMigJ:www.gtrcenter.org/mem_sanij

a_al.htm+Kosovarja+%2BRevista&hl=de&gl=at&ct=clnk&cd=18.

• http://deposit.ddb.de/ep/netpub/28/34/66/972663428/_data_dync/Oeffentlichkei

tsarbeit/www_uho/202/hanemann.htm.

• http://www2.amnesty.de/internet/deall.nsf/0/95E2E0A471317A92C1256EA1004B8

F45?Open.

• http://www.guide2womenleaders.com/Socialist_Yugoslavia.htm.

• http://www.bndlg.de/~wplarre/Lanksch-1FLOR~1-rtf.htm.

• http://www.assembly-kosova.org/?krye=deputet&lang=al.