FRAUNHOFER IPA- ABRIEBVERFAHREN · fraunhofer-institut fÜr produktionstechnik und automatisierung...

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FRAUNHOFER-INSTITUT FÜR PRODUKTIONSTECHNIK UND AUTOMATISIERUNG IPA FRAUNHOFER IPA- ABRIEBVERFAHREN ENTWICKLUNG EINES NEUEN PRÜFVERFAHRENS ZUR BESTIMMUNG DER ABRIEBBESTÄNDIGKEIT VON BESCHICHTUNGEN Beschichtungen haben die Aufgabe das Produkt zu schützen und deko- rativ zu gestalten. Dabei sind die Beschichtungen ständig verschie- densten mechanischen und chemi- schen Belastungen ausgesetzt. Durch Neu- und Weiterentwicklungen, vor allem im Nanolack- aber auch im Pulver- und UV-Lackbereich, ist es einigen Herstellern in den letzten Jahren gelungen, noch kratz- und abriebfestere Lacksysteme herzu- stellen. Diese Beschichtungen sollen das jeweilige Produkt besser gegen mechanische Einflüsse wie Abrieb und Verkratzen schützen. Die allge- meinen Anforderungen hinsichtlich der Kratz- und Abriebbeständigkeit sind dadurch gestiegen. Das Problem Problematisch bei der Beurteilung der Materialalternativen ist die Auswahl der geeigneten Prüfmethoden zur Charakteri- sierung der genannten Eigenschaften. Eine bekannte Prüfmethode zur Bestimmung der Abriebfestigkeit ist das Taber-Abraser- Verfahren, daß jedoch bei vielen Anwen- dungen nicht ausreichend vergleichbare bzw. reproduzierbare Ergebnisse liefert. Der Grund hierfür liegt am Schleifstaub, der während des Prüfprozesses produziert wird und sich am Schleifrad festsetzt. Die- ser Schleifstaub beeinflußt unkontrolliert die nachfolgenden Schleifvorgänge. 1 Prototyp »Mini Martindale«. 2 Selbstausrichtendes Abriebrad. (Quelle: James Heal Ltd.) 3 Spezielle Freilaufkupplung mit Sperrklinke. (Quelle: James Heal Ltd.) Fraunhofer-Institut für Produktions- technik und Automatisierung IPA Nobelstraße 12 70569 Stuttgart Ansprechpartner Ulrich Hoffmann Telefon +49 711 970-1753 [email protected] Dipl.-Ing. (FH) Manh Hung Tran Telefon +49 711 970-1774 [email protected] www.ipa.fraunhofer.de © Fraunhofer IPA 200/3 04.2014/04.2014 1 2 3

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FRAUNHOFER IPA- ABRIEBVERFAHRENENTWICKLUNG EINES NEUEN PRÜFVERFAHRENS ZUR BESTIMMUNG

DER ABRIEBBESTÄNDIGKEIT VON BESCHICHTUNGEN

Beschichtungen haben die Aufgabe

das Produkt zu schützen und deko -

rat iv zu gesta l ten. Dabei s ind die

Beschichtungen s tändig ver schie -

densten mechanischen und chemi -

schen Belastungen ausgesetzt. Durch

Neu- und Weiterentwick lungen, vor

a l lem im Nanolack- aber auch im

Pulver- und UV- Lackbere ich, is t es

e inigen Hers te l lern in den let z ten

Jahren gelungen, noch krat z- und

abr iebfes tere Lacksys teme herzu-

stel len. Diese Beschichtungen sol len

das jewei l ige Produkt besser gegen

mechanische Einf lüsse wie Abr ieb

und Verkrat zen schützen. Die a l lge -

meinen Anforderungen hins icht l ich

der Krat z- und Abr iebbeständigkeit

s ind dadurch gest iegen.

Das Problem

Problematisch bei der Beurteilung der

Materialalternativen ist die Auswahl der

geeigneten Prüfmethoden zur Charakteri-

sierung der genannten Eigenschaften. Eine

bekannte Prüfmethode zur Bestimmung

der Abriebfestigkeit ist das Taber-Abraser-

Verfahren, daß jedoch bei vielen Anwen-

dungen nicht ausreichend vergleichbare

bzw. reproduzierbare Ergebnisse liefert.

Der Grund hierfür liegt am Schleifstaub,

der während des Prüfprozesses produziert

wird und sich am Schleifrad festsetzt. Die-

ser Schleifstaub beeinflußt unkontrolliert

die nachfolgenden Schleifvorgänge.

1 Prototyp »Mini Martindale«.

2 Selbstausrichtendes Abriebrad.

(Quelle: James Heal Ltd.)

3 Spezielle Freilaufkupplung mit

Sperrklinke. (Quelle: James Heal Ltd.)

Fraunhofer-Institut für Produktions-

technik und Automatisierung IPA

Nobelstraße 12

70569 Stuttgart

Ansprechpartner

Ulrich Hoffmann

Telefon +49 711 970-1753

[email protected]

Dipl.-Ing. (FH) Manh Hung Tran

Telefon +49 711 970-1774

[email protected]

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Die Idee

Die Abteilung Beschichtungssystem- und

Lackiertechnik des Fraunhofer IPA hat aus

diesem Anlass ein alternatives Prüfverfahren

zur Bestimmung der Abriebfestigkeit von

Lacksystemen entwickelt. Hierbei sollen

folgende Kriterien berücksichtigt werden:

– einfache Handhabung

– geringe Anschaffungskosten

– niedriger Prüfaufwand

– schnelle Durchführung

– reproduzierbare Ergebnisse

– für viele Lacksysteme einsetzbar

– mobil

Als Basis für das Abrieb-Verfahren wird der

»Crockmeter« verwendet. Dieses Prüfgerät,

welches in der Textilindustrie standardisiert

ist, findet auch in der Automobilindustrie

Verwendung. Hier wird das Gerät zur Be -

stimmung der Kratzfestigkeit- und Pflege-

beständigkeitsprüfung von Lacken und in

internen Prüfvorschriften eingesetzt.

Das neue Verfahren

Das Prinzip des Abrieb-Verfahrens beruht

auf der linearen Hin- und Her Bewegung

Die bisher entwickelten Ideen wurden

aufgenommen und mit Hilfe von James

Heal entstand ein erster Prototyp, das

»Mini-Martindale« (siehe Abb. 1).

Die Auswertung

Die Auswertung der Tests erfolgt entweder

gravimetrisch mittels einer Präzisionswaage

oder per Tastschnittverfahren (Profilanalyse).

Bei der Profilanalyse wird ein, mit einer

Diamantspitze besetzter Stift quer zur

Abriebspur gezogen. Daraus ergibt sich ein

Höhenprofil.

Die aus dem Höhenprofil bestimmte Höhen-

differenz wird wiederum als Maß für

die Abrieb- bzw. Kratzbeständigkeit des

geprüften Lacksystems verwendet.

Vorteile des neuen Verfahrens

– gute Performance bei den Abriebtests

harter Beschichtungen (z. B. von kratz-

festen Klarlacksystemen, siehe Abb. 6)

– gute Unterscheidung von Beschichtungen

– hohe Genauigkeit und Reproduzierbarkeit

des Abriebrades, das bei einer Laufrichtung

mechanisch blockiert wird und somit den

Abriebeffekt bewirkt.

Die Blockierung des Rades wird hierbei

durch eine spezielle Freilaufkupplung

mit Sperrklinke (siehe Abb. 3) ausgeübt.

Die exakte Abstimmung zwischen Rad-

durchmesser und Laufweg gewährleistet,

dass der Abriebvorgang immer an einer

unbelasteten Fläche des Abriebrades

erfolgt (siehe Abb.4).

Dadurch wird der Einfluss des erzeugten

Abriebstaubes auf den nachfolgenden

Schleifvorgang stark minimiert.

Für eine Reproduzierbarkeit der Ergebnisse

ist es zwingend notwendig, dass das Ab-

riebrad immer plan auf der Beschichtung

aufsitzt. Die Ausrichtung des Rades wird

durch eine drehbar gelagerte Achse

gewährleistet (siehe Abb. 2)

Abhängig vom untersuchten Lacksystem

kann das Reibrad mit unterschiedlichen

Schleifmitteln umspannt werden.

Ab 2010 kam es zu einer Kooperation mit

der Fa. James Heal Ltd.

4 Abriebspuren auf

Schleifmedium.

5 Auswertung Profilanalyse.

6 Ergebnisse unterschiedlicher

kratzfester Klarlacksysteme.6