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Migrantenökonomie in Deutschland In Deutschland hat etwa jede fünſte unternehmerisch täge Person einen Migraonshintergrund. Zwischen 2005 und 2017 erhöhte sich die Zahl der Selbständigen mit Migraonshintergrund (MH) um 202.000 auf insgesamt 768.000. Das entspricht einem Anseg um 35,7 Prozent (Stassches Bundesamt 2018). Durch die Zuwanderung in den letzten Jahren sind vermehrt Menschen nach Deutschland gekommen, die be- reits in ihren Heimatländern Erfahrungen in der Selbständigkeit gemacht haben. Rund ein Zehntel aller Selbständigen mit Migraonshintergrund lebt erst seit 2010 in Deutschland (Leicht et al. 2017: 6). Dieses Potenzial gilt es auszuschöpfen. Wirtschaſtsfaktor Migrantenökonomie Über die Hälſte der neu entstehenden Unternehmen in Deutschland werden von Menschen mit Migraonshintergrund gegründet. Jährlich entspricht das rund 170.000 Existenzgründungen durch Migrannnen und Migranten (Leifels 2017: 1). Migransche Unternehmen leisten daher einen wichgen Beitrag zur Volkswirtschaſt. FACT SHEET Zahlen, Daten, Fakten Förderprogramm „Integraon durch Qualifizierung (IQ)“ Stand: Oktober 2018 Sie entstehen dabei weitestgehend nicht aus einer prekären Notlage heraus, sondern stellen bewusste Karriereentscheidungen der Grün- derinnen und Gründer dar. Im Durchschni ermöglicht Selbständigkeit Migrannnen und Migranten weiterhin ein um 40 Prozent höheres Net- toeinkommen gegenüber angestellten Migrannnen und Migranten (vgl. Grafik). Migrantenökonomie Der Begriff „Migrantenökonomie“ bezeichnet hier die Gesamtheit der von Menschen mit Migraonshin- tergrund gegründeten oder geführten Unternehmen und umfasst sowohl diejenigen, die seit mehreren Jahrzehnten in Deutschland leben (mit oder ohne deutschen Pass), ihre Nachkommen sowie erst kürzlich Zugewanderte. Motor für neue Arbeits- und Ausbildungsplätze Die Gesamtzahl der von Migrantenunternehmerinnen und -unterneh- mern geschaffenen Arbeitsplätze liegt zwischen 2,2 und 2,7 Millionen. Das entspricht 18 Prozent aller Arbeitsplätze in inhabergeführten miel- ständischen Unternehmen. Zudem bieten Migrantenunternehmen im Schni mehr Ausbildungsplätze an als ihre deutschen Pendants (Leicht/ Langhauser 2014: 60). Migransche Unternehmen fördern interkulturelle Strukturen Die Bilingualität und -kulturalität vieler Gründerinnen und Gründer wer- den oſt zum Alleinstellungsmerkmal. Migransche Unternehmen können die Außenwirtschaſtsbeziehungen mit anderen Staaten fördern da sie im Vergleich häufiger transnaonal akv sind. Ein gutes interkulturelles Know-how von Migrantenunternehmen ermöglicht zudem eine neue und unkonvenonelle Organisaons- und Vertriebsstruktur. Zunahme an wissensbezogenen Gründungen Neugründungen durch Migrannnen und Migranten im Gast- und Han- delsgewerbe gehen zurück. Besonders wissensbezogene Gründungen nehmen zu (Leicht et al. 2017: 54-5). Die Gründerquote von akademisch gebildeten Migrannnen und Migranten lag zwischen 2009 bis 2015 im Durchschni bei 3,1 Prozent (vs. 2,3 % von Akademikerinnen und Akademikern ohne MH): Branchenverteilung von Selbständigen mit Migraonshintergrund: Neoeinkommen von Selbständigen und abhängigen Beschäſtigten nach Herkunſt: Gastgewerbe verarbeitendes Gewerbe Baugewerbe Handel nicht-wissensintensive Dienstleistungen wissensintensive Dienstleistungen 16 % 23 % 28 % 15 % 13 % 5 % 0 1.000 2.000 3.000 *Außer den Mielwert sind die 25 %, 50 % (schwarzer Strich) und 75 %-Quanle dargestellt. Quelle: Leicht/Langhauser 2014: 66 Quelle: Leicht et al. 2017: 52 Selbstständige abhängig Beschäſtigte Mielwert Deutsche ohne Mh. Neoein- kommen in € Migranten gesamt Anwerbe- länder osteuropäi- sche Länder westliche Industrie- länder asiasche Länder 2.640 2.020 2.030 1.790 2.590 1.820 1.680 1.440 1.400 1.350 2.180 1.290 Fast die Hälſte aller migranschen Selbständigen kommt aus der EU: Selbständige mit Migraonshintergrund nach Herkunſtsgruppen 2017. 768.000 Selbständige, davon aus: 10 % Unbesmmt 7 % ehem. Jugosl. 21 % sonsges Europa 3 % Griechenland 6 % Italien 13 % Polen 11 % Naher/Mil. Osten 5 % Rumänien + Bulgarien 5 % Russische Föd. 13 % Türkei 4 % Amerika 2 % Afrika Quelle: Stassches Bundesamt 2018; eigene Berechnungen der IQ Fachstelle Migrantenökonomie.

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Page 1: Förderprogramm „Integration durch Qualifizierung (IQ)“ … · 2019. 10. 31. · In Deutschland hat etwa jede fünfte unternehmerisch tätige Person ... 202.000 auf insgesamt

Migrantenökonomie in Deutschland In Deutschland hat etwa jede fünfte unternehmerisch tätige Person einen Migrationshintergrund. Zwischen 2005 und 2017 erhöhte sich die Zahl der Selbständigen mit Migrationshintergrund (MH) um 202.000 auf insgesamt 768.000. Das entspricht einem Anstieg um 35,7 Prozent (Statistisches Bundesamt 2018). Durch die Zuwanderung in den letzten Jahren sind vermehrt Menschen nach Deutschland gekommen, die be-reits in ihren Heimatländern Erfahrungen in der Selbständigkeit gemacht haben. Rund ein Zehntel aller Selbständigen mit Migrationshintergrund lebt erst seit 2010 in Deutschland (Leicht et al. 2017: 6). Dieses Potenzial gilt es auszuschöpfen.

Wirtschaftsfaktor Migrantenökonomie

Über die Hälfte der neu entstehenden Unternehmen in Deutschland werden von Menschen mit Migrationshintergrund gegründet. Jährlich entspricht das rund 170.000 Existenzgründungen durch Migrantinnen und Migranten (Leifels 2017: 1). Migrantische Unternehmen leisten daher einen wichtigen Beitrag zur Volkswirtschaft.

FACT SHEETZahlen, Daten, Fakten

Förderprogramm „Integration durch Qualifizierung (IQ)“

Stand: Oktober 2018

Sie entstehen dabei weitestgehend nicht aus einer prekären Notlage heraus, sondern stellen bewusste Karriereentscheidungen der Grün-derinnen und Gründer dar. Im Durchschnitt ermöglicht Selbständigkeit Migrantinnen und Migranten weiterhin ein um 40 Prozent höheres Net-toeinkommen gegenüber angestellten Migrantinnen und Migranten (vgl. Grafik).

Migrantenökonomie

Der Begriff „Migrantenökonomie“ bezeichnet hier die Gesamtheit der von Menschen mit Migrationshin-tergrund gegründeten oder geführten Unternehmen und umfasst sowohl diejenigen, die seit mehreren Jahrzehnten in Deutschland leben (mit oder ohne deutschen Pass), ihre Nachkommen sowie erst kürzlich Zugewanderte.

Motor für neue Arbeits- und Ausbildungsplätze

Die Gesamtzahl der von Migrantenunternehmerinnen und -unterneh-mern geschaffenen Arbeitsplätze liegt zwischen 2,2 und 2,7 Millionen. Das entspricht 18 Prozent aller Arbeitsplätze in inhabergeführten mittel-ständischen Unternehmen. Zudem bieten Migrantenunternehmen im Schnitt mehr Ausbildungsplätze an als ihre deutschen Pendants (Leicht/Langhauser 2014: 60).

Migrantische Unternehmen fördern interkulturelle Strukturen

Die Bilingualität und -kulturalität vieler Gründerinnen und Gründer wer-den oft zum Alleinstellungsmerkmal. Migrantische Unternehmen können die Außenwirtschaftsbeziehungen mit anderen Staaten fördern da sie im Vergleich häufiger transnational aktiv sind. Ein gutes interkulturelles Know-how von Migrantenunternehmen ermöglicht zudem eine neue und unkonventionelle Organisations- und Vertriebsstruktur.

Zunahme an wissensbezogenen Gründungen

Neugründungen durch Migrantinnen und Migranten im Gast- und Han-delsgewerbe gehen zurück. Besonders wissensbezogene Gründungen nehmen zu (Leicht et al. 2017: 54-5). Die Gründerquote von akademisch gebildeten Migrantinnen und Migranten lag zwischen 2009 bis 2015 im Durchschnitt bei 3,1 Prozent (vs. 2,3 % von Akademikerinnen und Akademikern ohne MH):

Branchenverteilung von Selbständigen mit Migrationshintergrund:

Nettoeinkommen von Selbständigen und abhängigen Beschäftigten nach Herkunft:

Gastgewerbe

verarbeitendes Gewerbe

Baugewerbe

Handel

nicht-wissensintensiveDienstleistungen

wissensintensive Dienstleistungen

16 %23 %

28 %

15 %

13 %

5 %

0

1.000

2.000

3.000

*Außer den Mittelwert sind die 25 %, 50 % (schwarzer Strich) und 75 %-Quantile dargestellt.

Quelle: Leicht/Langhauser 2014: 66

Quelle: Leicht et al. 2017: 52

Selbstständige abhängig Beschäftigte Mittelwert

Deutsche ohne Mh.

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€ Migranten gesamt

Anwerbe-länder

osteuropäi-sche Länder

westliche Industrie-

länder

asiatische Länder

2.640 2.020 2.030 1.790 2.590 1.8201.680 1.440 1.400 1.350 2.180 1.290

Fast die Hälfte aller migrantischen Selbständigen kommt aus der EU:

Selbständige mit Migrationshintergrund nach Herkunftsgruppen 2017.768.000 Selbständige, davon aus:

10 % Unbestimmt

7 % ehem. Jugosl.

21 % sonstiges Europa

3 % Griechenland

6 % Italien

13 % Polen

11 % Naher/Mittl. Osten

5 % Rumänien + Bulgarien

5 % Russische Föd.

13 % Türkei

4 % Amerika

2 % Afrika

Quelle: Statistisches Bundesamt 2018; eigene Berechnungen der IQ Fachstelle Migrantenökonomie.

Page 2: Förderprogramm „Integration durch Qualifizierung (IQ)“ … · 2019. 10. 31. · In Deutschland hat etwa jede fünfte unternehmerisch tätige Person ... 202.000 auf insgesamt

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Fabian [email protected] Tel. +49 (221) 932981 16www.ebb-bildung.de

IQ Fachstelle MigrantenökonomieNadine Förster & Dr. Ralf Sä[email protected] [email protected] Tel. +49 (6131) 90618 10

www.netzwerk-iq.de/migrantenoekonomie-staerken/fachstelle-migrantenoekonomie.html

Informationen und aktuelle Zahlen finden Sie auch unter: www.netzwerk-iq.de

Zentrale Herausforderungen der Migrantenökonomie in Deutschland

Migrantische Gründerinnen und Gründer sind oft institutionellen Hem-nissen ausgesetzt. Neben den zahlreichen aufenthaltsrechtlichen und berufständischen Bestimmungen, stellen die Erwartungen an gründungs-bezogenes Deutsch eine wesentliche Herausforderung dar. Das erschwert zudem den Zugang zu adäquaten Finanzierungsmöglichkeiten, da eine er-folgreiche Einwerbung stets an einen in Deutsch verfassten Businessplan geknüpft ist.

IQ: gut beraten von der Idee zur Gründung

Das Förderprogramm IQ unterstützt Menschen mit Migrationshinter-grund und neu Zugewanderte bei ihren Schritten in die Selbständigkeit.

Mehrere Projekte in IQ haben sich der Beratung und Begleitung grün-dungsinteressierter Menschen mit Migrationshintergrund verschrieben. Die Beratenden leisten Erst- und Folgeberatung zum Gründungsprozess sowohl durch Trainings als auch in Einzelcoachings und unterstützen bei der Erstellung des Businessplans. Zudem helfen sie interessierten Migran-tinnen und Migranten bei der Investorensuche und der Erarbeitung von Finanzierungskonzepten und begleiten sie zu Behörden und Kammern.

IQ: Fachstelle Migrantenökonomie

Eine eigene IQ Fachstelle dient als Forschungs- und Informationsstelle rund um die Unternehmensgründung durch Migrantinnen und Migranten in Deutschland. Die Fachstelle entwickelt Konzepte und Dokumente zur Gründungsberatung und setzt sich bundesweit und international für die Förderung migrantischer Selbständigkeit ein.

IQ: nützliche Tools für die Gründungsberatung und Unterneh-mensgründung

Zahlreiche Handreichungen und praktische Tools unterstützen Beratende und Ratsuchende bei der Kommunikation in der Gründungsberatung. Die zielgruppenorientierte Plattform „Wir gründen in Deutschland“ liefert den Gründungsinteressierten hierbei Informationen in mehreren Spra-chen (siehe Kasten unten).

Die Plattform „Wir Gründen in Deutschland“ ist eine Anlaufstelle für Gründungswillige mit Migrationshintergrund und bietet mit Hilfe eines individuellen Beratungspools bedarfsgerechte Unterstützung für ausländische Studierende, ausländische Akademikerinnen und Akademiker, Fachkräfte im Ausland und geflüchtete Personen.

Unter anderem folgende Publikationen vermitteln wesentliche Aspekte einer erfolgreichen Gründung: Ein mehrsprachiges Glossar zu Begrif-fen der Gründungsunterstützung in Einfacher Sprache der IQ Fachstelle Migrantenökonomie bündelt Wissen in einfach verständlichem Deutsch, ein Gründungsleitfaden richtet sich speziell an ausländische Studierende sowie Akademikerinnen und Akademiker, ein weiterer Leitfaden adres-siert Geflüchtete. Der Wegweiser zum Aufenthaltsrecht für Selbständige aus Nicht-EU-Ländern unterstützt in der Beratung von Drittstaatlerinnen und Drittstaatlern. Diese und andere Publikationen zum Thema Migran-tenökonomie finden Sie auf der Webseite des Förderprogramms IQ.

Quellen

Leicht, René / Langhauser, Marc (2014): Ökonomische Bedeutung und Leistungspotenziale von Migrantenunternehmen in Deutschland: Studie im Auftrag der Abteilung Wirtschafts- und Sozialpolitik, Arbeits-kreis Mittelstand und Gesprächskreis Migration und Integration der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn

Leicht, René et al. (2017): Gründungspotenziale von Menschen mit aus-ländischen Wurzeln. Entwicklungen, Erfolgsfaktoren, Hemmnisse. Studie des Instituts für Mittelstandsforschung der Universität Mannheim und ism e.V. Mainz, im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi)

Leifels, Arne (2017): Migranten gründen häufiger und größer: mehr Wochenstunden, mehr Angestellte. KfW Research, Fokus Volkswirtschaft Nr. 165, 4. April 2017

Metzger, Georg (2017): Gründungen durch Migranten: Gründungsfreu-de trifft Ambition. KfW Research, Volkswirtschaft Kompakt Nr. 146, 14. September 2017 Statistisches Bundesamt (Destatis) (2018): Bevölkerung mit Migrations-hintergrund - Ergebnisse des Mikrozensus. Fachserie 1, Reihe 2.2. Wies-baden, 21. September 2018

Das Förderprogramm „Integration durch Qualifizierung (IQ)“ wird durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds gefördert.

bmaIM8007_ESF_Logo_2eg.pdf 12.03.2008 16:04:44 Uhr

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