Freiwillig engagiert 2012-1

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freiwillig engagiert Nummer 1 Mai 12 Notizen zur Freiwilligenarbeit bei Caritas Luzern Liebe Freiwillige, lieber Freiwilliger Liebe Interessierte der Freiwilligenarbeit Sara ist heute bei Amira eingeladen. Sie wollen gemeinsam bei Amira zuhause Tee trinken. Die zwei Frauen sind sich am Tag des Flüchtlings begegnet und haben gemeinsam zur Musik getanzt. In der Tee-Oase erzählte Amira, wie sie in ihrem Heimatland Tee zubereiten. Sara konnte sich das nicht vorstellen; kurz entschlossen lud Amira Sara zu sich ein, um zusammen mit ihr die Teezeremonie durchzuführen. Sara lernte dabei auch die Familie von Amira kennen. So anders ist der Alltag von Amira gar nicht, stellte Sara fest. Eine allzu schöne Geschichte, die nichts mit der (Medien-)Realität von Migrantinnen und Migranten, mit Freiwilligenarbeit und Respekt zu tun hat? Das denken wir im Organisationskomitee vom Tag des Flüchtlings nicht. Immer wieder stellen wir fest, dass Respekt dort selbstverständlich ist, wo Menschen sich begegnen, sich und ihren Alltag kennenlernen oder gemeinsam etwas erleben. Deshalb steht der Tag des Flüchtlings 2012 ganz im Zeichen der Begegnung, damit gegenseitiger Respekt selbstverständlich ist und wird. Der Flüchtlingstag bietet dazu verschiedene Konzerte und viele Stände mit Informationen und Essen aus aller Welt an. An diesem Anlass können sich Menschen aus anderen Kulturen mit ähnlichem oder anderem Denken begegnen. Die Caritas Luzern will nicht abwarten und Tee trinken – sie handelt und schafft mit viel Engagement diese Begegnungsmöglichkeiten, weil uns Respekt wichtig ist. Auch die Fachstelle für Freiwilligenarbeit, die alltägliche Begegnungen von Interessierten mit Asylsuchenden, anerkannten Flüchtlingen und vorläufig Aufgenommenen, zum Beispiel beim Deutschunterricht, ermöglicht, schafft dadurch respektvolle Begegnungen. Wir heissen Sie, liebe Leserin, lieber Leser, ganz herzlich willkommen am Tag des Flüchtlings am Samstag, 16. Juni 2012, auf dem Luzerner Kapellplatz. Britta Dehnhardt und Lucia Abächerli Projektkoordination Tag des Flüchtlings S. 2–3 Aktuelles zu Sans-Papiers und Asylsuchenden im Kanton Luzern S. 4–5 Ein Jahr «In Deutsch unter- wegs» S. 6 Offene Einsatzplätze S. 7 Vermischtes S. 8 Veranstaltungen

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Das Magazin der Freiwilligenarbeit bei der Caritas Luzern.

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f re i w i l l i g e n g a g i e r t

Nummer 1 Mai 12

Notizen zur Freiwilligenarbeit bei Caritas Luzern

Liebe Freiwillige, lieber Freiwilliger Liebe Interessierte der Freiwilligenarbeit

Sara ist heute bei Amira eingeladen. Sie wollen gemeinsam bei Amira zuhause Tee trinken. Die zwei Frauen sind sich am Tag des Flüchtlings begegnet und haben gemeinsam zur Musik getanzt. In der Tee-Oase erzählte Amira, wie sie in ihrem Heimatland Tee zubereiten. Sara konnte sich das nicht vorstellen; kurz entschlossen lud Amira Sara zu sich ein, um zusammen mit ihr die Teezeremonie durchzuführen. Sara lernte dabei auch die Familie von Amira kennen. So anders ist der Alltag von Amira gar nicht, stellte Sara fest.

Eine allzu schöne Geschichte, die nichts mit der (Medien-)Realität von Migrantinnen und Migranten, mit Freiwilligenarbeit und Respekt zu tun hat?

Das denken wir im Organisationskomitee vom Tag des Flüchtlings nicht. Immer wieder stellen wir fest, dass Respekt dort selbstverständlich ist, wo Menschen sich begegnen, sich und ihren Alltag kennenlernen oder gemeinsam etwas erleben. Deshalb steht der Tag des Flüchtlings 2012 ganz im Zeichen der Begegnung, damit gegenseitiger Respekt selbstverständlich ist und wird. Der Flüchtlingstag bietet dazu verschiedene Konzerte und viele Stände mit Informationen und Essen aus aller Welt an. An diesem Anlass können sich Menschen aus anderen Kulturen mit ähnlichem oder anderem Denken begegnen. Die Caritas Luzern will nicht abwarten und Tee trinken – sie handelt und schafft mit viel Engagement diese Begegnungsmöglichkeiten, weil uns Respekt wichtig ist.

Auch die Fachstelle für Freiwilligenarbeit, die alltägliche Begegnungen von Interessierten mit Asylsuchenden, anerkannten Flüchtlingen und vorläufig Aufgenommenen, zum Beispiel beim Deutschunterricht, ermöglicht, schafft dadurch respektvolle Begegnungen.

Wir heissen Sie, liebe Leserin, lieber Leser, ganz herzlich willkommen am Tag des Flüchtlings am Samstag, 16. Juni 2012, auf dem Luzerner Kapellplatz.

Britta Dehnhardt und Lucia Abächerli

Projektkoordination Tag des Flüchtlings

S. 2–3 Aktuelles zu Sans-Papiers und Asylsuchenden im Kanton Luzern

S. 4–5 Ein Jahr «In Deutsch unter- wegs»

S. 6 Offene Einsatzplätze

S. 7 Vermischtes

S. 8 Veranstaltungen

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Aktuelles

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f r e i w i l l i g e n g a g i e r t

R a t u n d Ta t f ü r d i e U n s i c h t b a re n

Die Beratungsstelle Sans-

Papiers in Luzern besteht

seit Januar 2012. Seither

haben immer mehr Men-

schen, die ohne geregel-

ten Aufenthalt hier leben,

das Beratungsangebot in

Anspruch genommen.

An zwei Nachmittagen pro

Woche sitzt die ausgebildete Sozialarbeiterin Re-

gula Erazo in einem Büro der St.-Karli-Kirche und

nimmt sich der Fragen und Probleme von Men-

schen an, die ohne eine Aufenthaltsbewilligung in

Luzern und Umgebung leben. Ihre Zahl wird allein

im Kanton Luzern auf über 700 geschätzt.

Auch wenn längst nicht alle potenziell Betroffenen

von der Stelle wissen: Über mangelnde Arbeit kann

sich die Leiterin der Beratungsstelle Sans-Papiers

nicht beklagen. «In den ersten fünf Monaten habe

ich an den 29 Nachmittagen insgesamt 142 per-

sönliche Beratungen durchgeführt. Dazu kommen

telefonische Auskünfte», sagt Regula Erazo. Bei ei-

nigen ist die Beratung mit einem Besuch erledigt,

andere kommen mehrmals oder entwickeln sich zu

«Fällen», die länger begleitet werden müssen.

Sich «outen»

Die Stellenleiterin schätzt, dass nach Abzug der

wiederkehrenden Beratungen bisher insgesamt

rund 50 Personen ihre Hilfe in Anspruch genom-

men haben. Diese stammen aus 22 Ländern. Män-

ner sind doppelt so viele vertreten wie Frauen. «Die

Stelle wird zunehmend ein Bedürfnis. Wir haben

unser Angebot bei Verwaltungen, Gemeinden und

Organisationen mit einem Brief und im persönlichen

Vorsprechen offeriert. Seit Ostern spüren wir, dass

es echt anzieht.»

Das betrifft vor allem jene Gruppe, die eigentlich

als Zielgruppe definiert wurde, aber bisher eher

schwierig erreichbar war: die primären Sans-Pa-

piers. Das sind Menschen, die teilweise seit vielen

Jahren ohne Aufenthaltsbewilligung hier leben und

arbeiten. «Viele von ihnen haben sich trotz fehlen-

der Sicherheiten einigermassen eingerichtet. Daran

wollen sie nichts ändern.»

Trotzdem erkundigen sich hin und wieder einzelne

Sans-Papiers, was wäre, wenn sie sich «outen» und

versuchen würden, ihren Aufenthalt in der Schweiz

zu legalisieren. Auch hier geht Regula Erazo prag-

matisch vor. «Ich verstehe es nicht als meine Aufga-

be, die Personen für dieses oder jenes Vorgehen zu

gewinnen. Stattdessen zeige ich ihnen die verschie-

denen Möglichkeiten auf und mache ihnen klar, was

diese bedeuten können. Das ist bei jeder Person

individuell.»

Ratenweise

Regelmässig wird die Beratungsstelle auch von den

sogenannten «sekundären Sans-Papiers» besucht:

Das sind Menschen, deren Aufenthaltsbewilligung

nicht verlängert oder sie ihnen entzogen wurde.

Wenn sie dann keine Arbeit haben, sitzen sie buch-

stäblich im Nirgendwo. Werden sie aufgegriffen,

müssen sie aufgrund ihres illegalen Aufenthalts eine

Busse von 600 Franken zahlen. So viel Geld bringt

niemand zusammen. Dank der Vermittlung der Be-

ratungsstelle können sie diese Bussen ratenweise

abstottern. Im Weiteren hilft Regula Erazo beim Ver-

stehen von Dokumenten, beim Verfassen von Brie-

fen oder bei grösseren und kleineren persönlichen

Problemen. «Kürzlich kam ein Mann zu mir, der mir

sagte, dass er in Stresssituationen immer so stark

schwitze. Er wollte wissen, was er dagegen unter-

nehmen könne.»

Wohlwollend

Am meisten Zeit erfordern die laufenden Fälle, bei

denen es oft um Partnerschaft, Schwangerschaft,

Kindesanerkennung und Vaterschaftsanerkennung

geht. Hier sucht Regula Erazo mit ihrem Bezie-

hungsnetz zu Ämtern und Juristen nach Wegen,

damit die Betroffenen zu ihren Grundrechten kom-

men, ohne sich dadurch in ihrer illegalen Existenz

gefährden zu müssen. Die Stellenleiterin ist glück-

lich, wie das Angebot angelaufen ist. «Wir sind bei

den Ämtern, Verwaltungen und Organisationen

wohlwollend empfangen worden. Das ist eine schö-

ne Voraussetzung, damit wir den Menschen wirk-

lich helfen können, wo sie es nötig haben.»

www.sans-papiers.ch

Regula Erazo

Kontakt- und Beratungsstelle für Sans-Papiers, Luzern

Text: Pirmin Bossart; Foto: Tele1

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Text: Daniela Mathis; Foto: Priska Ketterer

Aktuelles

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Am 16. April 2012 startete der Betrieb des pro-

visorischen Asylzentrums in der Zivilschutzan-

lage Eichhof der Stadt Luzern. Betreut wird es

rund um die Uhr von Mitarbeitenden der Cari-

tas Luzern. Die darin untergebrachten Asylsu-

chenden sind auch im Beschäftigungsprojekt

zur Litteringbekämpfung in der Stadt Luzern im

Einsatz.

Die neue Unterkunft Eichhof löst das im März ge-

schlossene Zentrum in Malters ab. Die Betriebszeit

ist auf ein halbes Jahr befristet, danach sollte vom

Kanton eine passendere Anschlusslösung auf die

Schliessung des langjährigen Zentrums Withentor

folgen. Denn die Eichhof-Anlage befindet sich unter

Tag. Daher werden keine Familien, sondern allein-

stehende Männer einquartiert. «Wir achten auf eine

gute Durchmischung der Nationalitätengruppen,

damit keine zu dominant wird», sagt Markus Burri,

Leiter der Unterbringung Asylsuchende bei der Ca-

ritas Luzern. Das Zentrum bietet Platz für insgesamt

60 Personen, die sich auf drei Schlafsäle aufteilen.

Im Einsatz für die Allgemeinheit

Damit die Asylsuchenden in der Zivilschutzanlage

Eichhof nicht die ganze Zeit unter Tag verbringen

müssen, wurden Beschäftigungsmöglichkeiten

ausserhalb des Zentrums geschaffen. In Zusam-

menarbeit mit dem Strasseninspektorat der Stadt

Luzern konnte die Caritas Luzern ein Konzept für

Putzequipen mit Asylsuchenden realisieren. Die

Putzequipen kommen bei der Aufschütte, der Lido-

und der Rotseewiese zum Einsatz. Die Asylsuchen-

den reinigen jeweils in den Morgenstunden die öf-

fentlichen Plätze und kümmern sich darum, dass

liegen gelassener Unrat entsorgt wird. Insgesamt

kommen so rund 40 Personen, vorwiegend aus

dem Asylzentrum auf dem Eichhof-Areal, zum Ein-

satz. Das Projekt ist eine Massnahme zur Beschäf-

tigung von Asylsuchenden. Es bietet eine sinnvolle

Alltagsgestaltung und ist ein Dienst an der Öffent-

lichkeit, für den sonst kaum Ressourcen vorhanden

sind.

Beschäftigungsprogramme für Asylsuchende

Die Asylsuchenden sind bereits mit der Bewälti-

gung des regulären Alltags in einer für sie fremden

Umgebung beschäftigt. Sie kaufen ein, kochen,

beteiligen sich an der Reinigung und Umgebungs-

arbeiten der Zentren, haben Waschküchendienst

oder Kontrolle und Aufsicht. Zudem erwerben sie

minimale Deutschkenntnisse, um sich im Alltag zu-

rechtzufinden.

Die Caritas Luzern ist vom Kanton beauftragt, die

Unterbringung und Betreuung von Asylsuchenden

zu gewährleisten. Zu diesem Auftrag gehört auch

das Realisieren von Bildungs- und Beschäftigungs-

programmen. Die Luzerner Regierung hat diesen

Frühling beschlossen, die Beschäftigung von Asyl-

suchenden auszubauen und die Caritas Luzern be-

auftragt, die Möglichkeiten für Arbeitseinsätze von

Asylsuchenden auszuweiten. So ergänzt das Litte-

ringprojekt in der Stadt Luzern bereits bestehende

Beschäftigungsprogramme für Asylsuchende wie

die Velodienste der Stadt Luzern, die Mitarbeit in

Läden und Werkstätten mit Schreinerarbeiten oder

die landwirtschaftlichen Einsätze. Bei der Mitarbeit

in den Arbeitsgruppen «Unterhalt und Reinigung»

und «Arbeit und Umwelt», bei denen sie begleitet

unterwegs sind, führen sie gemeinnützige Arbeiten

für die breite Öffentlichkeit aus wie einfache Arbei-

ten im Wald oder Unterhalt und Erstellen von We-

gen. Sie alle haben zum Ziel, einerseits die aktuelle

soziale wie berufliche Integration zu fördern und an-

dererseits die Rückkehrfähigkeit zu erhalten.

Der Strand bei der «Uf-

schötti» wird von ange-

schwemmtem Strand-

gut und vor allem auch

von Schwanendreck

gereinigt.

E i n L i c h t b l i c k f ü r A s y l s u c h e n d e i n L u z e r n

Asylgesuche nach wie vor auf hohem NiveauIm April 2012 sind die Asylgesuchszahlen in der Schweiz gegen-über dem Vormonat insgesamt um 7,9 Pro-zent gestiegen. Es wurden 2426 Asylgesuche einge-reicht. Wichtigste Herkunftsländer im vergangenen Monat waren erneut Eritrea, Tunesien und Nigeria.

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f r e i w i l l i g e n g a g i e r t

Projekte

Kontakt:

Caritas Luzern

Rita Ueberschlag

Morgartenstrasse 19

6002 Luzern

Tel.: 041 368 52 85

E-Mail:

freiwilligenarbeit@

caritas-luzern.ch

E i n J a h r « I n D e u t s c h u n t e r w e g s »

Im Februar vor einem Jahr lancierte die Caritas

Luzern das Projekt «In Deutsch unterwegs». Die

Pilotphase ist beendet, das erfolgreiche Ange-

bot kann dank Unterstützung des Kantons Lu-

zern weiter ausgebaut und angeboten werden.

«In Deutsch unterwegs» stiess von Anfang an auf re-

ges Interesse. Bereits an der Kickoff-Veranstaltung

konnten die ersten Gesprächspaare gebildet wer-

den. Beim vor gut einem Jahr lancierten Projekt ist

indes nur der Name neu, Inhalt und Zweck von «In

Deutsch unterwegs» ist ein immer wiederkehrendes

Thema in der Freiwilligenarbeit der Caritas Luzern:

unterschiedliche Menschen aus verschiedenen Kul-

turen zusammenbringen. So treffen sich Deutsch-

sprechende mit fremdsprachigen Menschen zum

Austausch. In diesen «Tandems» geht es in erster

Linie um die Vermittlung der deutschen Sprache,

um Konversation. So können die Sprachkenntnis-

se, die in einem Deutschkurs erworben werden, di-

rekt praktisch angewendet, vertieft und verbessert

werden. Dieses Sprachförderungsangebot zielt vor

allem auf die Sprachkompetenz der Deutschlernen-

den ab und trägt so wirksam zur gesellschaftlichen

Integration bei. Denn in den Gesprächen erleben

beide Seiten auch Geselligkeit, lernen kulturell un-

terschiedliche Gepflogenheiten kennen oder tau-

schen sich über Alltägliches aus. Denn es geht

dabei um Austausch, um Lernen, um Integration.

Lernen Migrantinnen und Migranten eine Landes-

sprache, können sie sich mit ihrer Umwelt besser

auseinandersetzen, können interagieren, Fragen

stellen, diskutieren. Sprachkenntnisse helfen bei der

Arbeits- oder Wohnungssuche, am Arbeitsplatz, im

Austausch mit Kollegen, Vorgesetzten, aber auch

Ämtern, Behörden, Schulen oder beim Einkaufen in

der Bäckerei und im Lebensmittelladen.

«Ich möchte mehr dazulernen»

«Ich kann jetzt mit meinem Chef in Deutsch spre-

chen, weil der kann nicht Englisch oder Franzö-

sisch.» Oder: «Ich kann besser sprechen, das

macht mich sicherer und hilft mir bei der Integrati-

on.» Das sind nur zwei von vielen positiven Aussa-

gen Lernender über «In Deutsch unterwegs». Doch

auch seitens der Lehrpersonen kommen erfreuliche

Rückmeldungen. Einerseits, dass sich die Teilneh-

menden der Deutschkurse über das Zustandekom-

men solcher Sprachtandems äusserst glücklich

zeigten. Andererseits sei der Erfolg klar sichtbar,

die Lernenden träten offener, selbstbewusster und

gelöster auf. Sie bedienten sich eines anderen, ei-

nes reicheren Wortschatzes, seien sicherer in der

Sprachanwendung und experimentierten mehr mit

der Sprache.

«Der Erfolg des Projekts ist auch für mich eine Befriedigung. Ich konnte viele Menschen

kennenlernen.»

Dies ist sicherlich darauf zurückzuführen, dass die

Fremdsprachigen dank des Kontaktes zu deutsch-

sprachigen Freiwilligen einen vertieften oder gar

ersten Einblick in den Schweizer Alltag erhalten,

den sie sonst kaum haben. Oder wie es eine Freiwil-

lige formuliert: «Die Deutschlernende hat nieman-

den in ihrem Umfeld, der mit ihr Deutsch spricht.

Jetzt ist sie richtig hungrig auf Deutsch. Das macht

Spass.» Und mit dem Sprachverständnis kommt

auch das Interesse an den verschiedenen Kulturen

und ihr Verständnis. So sind die Tandems auch für

Freiwillige bereichernd. «Wir sind uns als Menschen

nähergekommen und haben unsere Hemmungen

abgebaut», so eine weitere freiwillig engagierte

Freiwillige xxxx

Text: Daniela Mathis

Page 5: Freiwillig engagiert 2012-1

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Zwischenbilanz

Person auf die Frage hin, welchen «Nutzen» ihr die

Sprachtandems bringen.

Was bisher geschah

In der Pilotphase gelangten 53 Deutschlernende

und 21 Freiwillige an die Fachstelle Freiwilligenar-

beit für ein Sprachtandem, wobei das Projekt «In

Deutsch unterwegs» in diesem ersten Jahr auf 20

Personen limitiert war. Davon konnten erst 19 Kon-

versationspaare vermittelt werden, 17 treffen sich

noch heute regelmässig während vier bis acht Stun-

den im Monat. Diese Zahlen zeigen, wie gross das

Bedürfnis sowie der Bedarf an sprachlicher Unter-

stützung von Migrantinnen und Migranten ist.

«‹In Deutsch unterwegs› ist eine sinnvolle praxis-orientierte Ergänzung zum Deutschunterricht.

Gleichzeitig wird mit diesem Projekt auch die soziale Integration gefördert. Das Projekt setzt damit zentrale Integrationsschwerpunkte des Kantons gut um. Das

Engagement der Freiwilligen und ihre kompetente Begleitung durch die Caritas Luzern prägen die

Qualität dieses Projektes.» Ruth Bachmann, Abteilungsleiterin Dienststelle Soziales und

Gesellschaft des Kantons Luzern, Fachstelle Gesellschaftsfragen

Die Nachfrage ist auch nach einem Jahr «In Deutsch

unterwegs» gross, viele Personen warten auf eine/n

passende/n Freiwillige/n. Insbesondere in den länd-

lichen Regionen des Kantons Luzern sucht die Ca-

ritas Luzern weitere Freiwillige, denn das Angebot

wirkte in erster Linie in der Stadt Luzern und Um-

gebung.

Praxisnah und gewinnbringend

Der junge Afrikaner, der bereits an der Kickoff-Ver-

anstaltung im Februar 2011 eine Freiwillige fand,

stellte sieben Monate später an der Auswertungs-

veranstaltung zum Projekt «In Deutsch unterwegs»

den versammelten Freiwilligen und Deutschlernen-

den ihre Gruppenarbeit vor. Diese hatte er mit sei-

nen eigenen Anmerkungen ergänzt. Er bedankte

sich für das Angebot der Caritas Luzern und für die

Unterstützung seiner Freiwilligen. «Zum Zeitpunkt

der Lancierung des Projektes wies der Mann eher

ungenügende Deutschkenntnisse für das Projekt

auf. An seiner Präsentation war also eine beeindru-

ckende Sprachentwicklung feststellbar. Für mich

ein Beispiel dafür, dass das Angebot praxisnah,

alltagsbezogen und gewinnbringend für das gesell-

schaftliche Zusammenleben sowohl für die Freiwil-

ligen wie auch für Migrantinnen und Migranten ist»,

erklärt Rita Ueberschlag, Leiterin Freiwilligenarbeit

der Caritas Luzern, beeindruckt. Rückmeldungen

der Beteiligten an sie bestätigen immer wieder, wie

sehr sie alle diese Erfahrungen als positiv erlebten.

Die Freiwilligen freue es nicht nur, wenn sie feststel-

len könnten, wie sich die Sprache ihres Gegenübers

hörbar verbesserte. «Sie finden in diesen Begeg-

nungen auch eine sinnstiftende Tätigkeit. Die Mi-

grantinnen und Migranten freut es über die entste-

hende Sprachsicherheit hinaus, dass sich jemand

regelmässig für sie Zeit nimmt und an ihr Vorwärts-

kommen glaubt», so Rita Ueberschlag.

Fotos: Juliette Ueberschlag, Rita Ueberschlag

«In Deutsch unterwegs» ist ein Sprachför-

derungsprojekt, das sich an Migrantinnen und

Migranten richtet, die Deutsch lernen und durch

regelmässige Konversation ihre mündlichen

Sprachkenntnisse vertiefen wollen. Gleichzeitig

richtet sich das Angebot an Freiwillige, die den

Deutschlernenden monatlich vier bis acht Stun-

den ihrer Zeit für Gespräche in Deutsch anbie-

ten. Die Caritas Luzern führt die interessierten

Parteien zu Gesprächspaaren zusammen.

Mehr zu «In Deutsch

unterwegs» auf

www.caritas-luzern.ch/

freiwillige

Page 6: Freiwillig engagiert 2012-1

Offene Einsatzplätze

Interessiert an syrischer Kultur? (C555)

Vor einem Jahr hat die junge Syrerin ihren Mann

durch einen Unfall verloren. Jetzt ist sie alleiner-

ziehende Mutter von zwei Kleinkindern und wohnt

in Reussbühl. In ihrem Alltag mit den Kindern ist sie

sehr ausgelastet. Sie besucht regelmässig einen

Deutschkurs, kann das Gelernte indes zu wenig

umsetzen. Darum wünscht sie sich eine freiwillige

Frau, mit der sie in regelmässigen Treffen Deutsch-

Konversation üben kann.

Hausaufgabenhilfe in Escholzmatt (C565)

Nach kurzem Aufenthalt im Zentrum wohnt der erst

15-jährige Junge aus Afghanistan nun bei seinem

Bruder in Escholzmatt. Dort ist er an der Oberstufe

eingeschult. Um dem Unterricht gut folgen und das

Gelernte auch verstehen zu können, wird eine freiwil-

lige Person zur Unterstützung für die Hausaufgaben

gesucht. Er ist sehr motiviert, zeigt grosses Interesse

und ist sehr zuverlässig.

Sich besser vernetzen in Pfeffikon (C499)

Gesucht wird eine freiwillige Frau, die einem afgha-

nischen Paar mit zwei kleinen Mädchen Deutsch-

Anfängerkenntnisse vermittelt. Die beiden möchten

durch regelmässige Konversation Deutsch üben,

um den Alltag einfacher zu bewältigen. Durch den

regelmässigen Kontakt mit einer Freiwilligen erhoffen

sie sich, einfacher Kontakte knüpfen und sich besser

vernetzen zu können.

Sport- und politikinteressiert (C569)

Aus politischen Gründen ist der 31-jährige türkische

Kurde vor einem Jahr in die Schweiz geflüchtet. Er

wohnt in Grosswangen, seit kurzem arbeitet er in

einer Hotelküche. Politik interessiert ihn. Er treibt

sehr viel Sport, liest gern und geht gerne in der

Natur spazieren. Obwohl er noch keinen Sprachkurs

besuchen konnte, spricht er bereits etwas Deutsch.

Mit einer freiwilligen Person möchte er die Sprache

besser lernen und freut sich darauf, so auch mehr

über die Schweizer Kultur zu erfahren. Vielleicht kann

die freiwillige Person ihm sogar das Schwimmen

beibringen?

Fischbach auf Spaziergängen kennenlernen

(C567)

Vor einem Jahr ist die afghanische Familie in die

Schweiz eingereist. Das Paar hat eine sechsjäh-

rige Tochter. Die 39-jährige Frau besucht derzeit

einen Deutschkurs, sie spricht bereits relativ gut

Deutsch. Sie erhofft sich durch regelmässige Treffen

mit einer freiwilligen Person, vorzugsweise einer

Frau, besser Deutsch zu lernen und neue Kontakte

knüpfen zu können. Sie ist sehr naturverbunden,

liebt Spaziergänge, hat Spass am Kochen und geht

mit der Tochter regelmässig schwimmen. Vielleicht

haben Sie auch Kinder und möchten mit ihr diese

Aktivitäten teilen?

In Entlebuch eine eritreische Frau begleiten

(C444)

Sie kommt aus Eritrea und lebt mit ihrem Mann

in Entlebuch. Im März wurden sie zum ersten Mal

Eltern. Die Frau fühlt sich in ihrer Wohnregion sehr

alleine. Aus finanziellen Gründen kann sie zudem

nicht oft irgendwo hinreisen. Sie möchte möglichst

rasch schnell Deutsch lernen, auch damit sie später

alles ihr Kind betreffend versteht. Die Veränderungen

in ihrem Leben beschäftigen sie sehr. Daher möchte

sie sich regelmässig mit einer Frau treffen, um sich

auszutauschen und Alltagsfragen zu besprechen.

Wenn nicht anders vermerkt, beträgt der Aufwand eines Einsatzes ca. 1 bis 2 Stunden pro Woche.

Die Caritas Luzern arbeitet mit klar defi-nierten Standards in der Freiwilligenarbeit. Zu finden sind sie auf www.caritas-luzern.ch/freiwillige

Kontakt bei Interesse: Caritas LuzernRita Ueberschlag Morgartenstrasse 19, 6002 LuzernTel.: 041 368 52 [email protected]

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f r e i w i l l i g e n g a g i e r t

Mai 2012

E i n s a t z p l ä t z e

Diese Ein sätze sind exempla-

risch für zahlreiche weitere

Einsatzmöglich keiten.

Mehr dazu finden Sie auf

www.caritas-luzern.ch/

freiwillige.

Page 7: Freiwillig engagiert 2012-1

Impressum

Eine Publikation der Fachstelle Freiwilligenarbeit der Caritas LuzernAuflage: 3000 Ex.Produktion: Daniela MathisDruck: ABC-Druck + Kopie GmbH, Luzern

«Nachbarn»

Das Magazin der Caritas-Regionalstellen, «Nachbarn», erscheint zweimal jährlich. Die sieb-te Ausgabe zum Thema «Kinderarmut» erschien im April 2012. Freiwillige erhalten das Magazin automatisch.

Buch-Tipp

«Interkulturell bilden»

10 Module für den Unterricht mit Erwachsenen im

Sozial-, Bildungs- und Gesundheitsbereich

Die neue Publikation ist ein vielseitiges, praxisna-

hes Lehrmittel für Lehrkräfte, die an Berufs- und

Fachhochschulen in den Bereichen Soziale Arbeit,

Pädagogik und Gesundheit unterrichten. Das

Lehrmittel ist für die Durchführung eines Semes-

terkurses konzipiert, kann aber ebenso für die Bear-

beitung einzelner Themen genutzt werden.

Mit Hilfe dieses Lehrmittels können Studierende, die

in ihrem späteren Berufsleben in einem zunehmend

transkulturell geprägten Arbeitsumfeld tätig sein

werden, auf die Themen Interkulturalität, Rassismus,

Diskriminierung, Integration, Segregation sensibili-

siert und handlungsfähig gemacht werden.

Ergänzt wird das Lehrmittel durch die Internetplatt-

form www.help-interkulturell.ch.

Von Miryam Eser Davolio, Brigitta Gerber. interact

Verlag, Luzern. 2012, 196 Seiten, 38 Franken

ISBN-Nr. 978-3-906413-86-0

Hinweis

75 Jahre Schweizerisches Arbeiterhilfswerk

(SAH)

Informationen und Veranstaltungsdaten zum Jubi-

läum in der Zentralschweiz auf www.sah-zh.ch

Vermischtes

Vermischtes

Café International

Deutsch sprechen und Freunde finden.

jeweils freitags, 14 bis 16 Uhr

Geniessen Sie Ihren Kaffee bei interessanten

Gesprächen, Musik und Spiel. Mit Kinderbetreuung.

Sentitreff, Baselstrasse 21, Luzern

Kubb und Skog Kubb

von Caritas Luzern

Das beliebte Holzspiel aus der Caritas-eigenen

Schreinerei wird von stellenlosen Frauen und

Männern in unseren Werkstätten in Luzern-Littau

hergestellt.

Informationen und Bestellmöglichkeiten auf

www.caritas-luzern.ch/webshop oder zu kau-

fen in den Läden von Caritas Wohnen in Luzern,

Hochdorf oder Sursee.

www.caritas-luzern.ch/secondhand

7

Weiterbildungen

«Begleitung in der letzten Lebensphase»

Bildungstage 2012

«Dem Seelenfaden entlang»

Dienstag, 4. September 2012, 9 bis 16.30 Uhr

Haus Bruchmatt, Luzern

Kursleitung: Andreas Imhasly

«Worte finden, wenn es ums Sterben geht»

Donnerstag, 18. Oktober 2012, 9 bis 16.30 Uhr

Haus Bruchmatt, Luzern

Kursleitung: Daniela Nosetti-Bürgi

Informationen zu den Einzelkursen und weiteren

Angeboten sowie Anmeldung unter

www.caritas-luzern.ch/begleitung oder

Tel. 041 368 52 84

frauenpalaverArbeit – Frau – Migration

Interkulturelle Abendveranstaltungen von und

für Frauen verschiedener Herkunft.

Jeweils von 19 bis 21 Uhr

im Sentitreff, Baselstrasse 21, Luzern

Dienstag, 26. Juni 2012: Von der Lehrerin in Ru-

anda zur Sozialpädagogin in der Schweiz

Dienstag, 25. September 2012: Als ungebetener

iranischer Gast in der Schweiz

Dienstag, 23. Oktober 2012: Projekteinsatz in

Südafrika

Dienstag, 27. November 2012: Die Stimme der

Stimmlosen im Krieg in Sri Lanka

Co-Opera, Reussport 2, 6004 Luzern

Emina Kovacevic, Tel. 041 249 49 00

Page 8: Freiwillig engagiert 2012-1

Veranstaltungen

f r e i w i l l i g e n g a g i e r t

Tag des F lücht l ingsSamstag, 16. Juni 2012

TAG DES FLÜCHTLINGSKapel lp latz Luzern

16. Juni 2012

Reservieren Sie sich jetzt schon denMittwoch, 31. Oktober 2012

für die alljährliche Herbstveranstaltung der Fachstelle Begleitung in der letzten Lebensphase

Weitere Informationen im Verlauf des Sommers auf

www.caritas-luzern.ch/events

Programm auf dem Luzerner Kapellplatz:10.30 Uhr Politapéro, mit einer Ansprache von

Regierungsrätin Yvonne Schärli

und der Theater-Aktion «trau fremdem»

Musikprogramm11.45 Uhr Madjid

Oriental Pop. Persische Musik vom Feinsten

14.15 Uhr nana'n'kho Westafrikanische Rhythmen

16.30 Uhr Baba Roga Von Polka über Walzer bis zu serbischer

Volksmusik

Kulinarische Genüsse gehören auch dieses Jahr zu

den Anziehungspunkten für die zahlreichen Gäste. Die

Tee-Oase hinter der Kapelle lädt zum Verweilen ein.

Für die Kleinen steht wie schon in den letzten Jahren

die beliebte Riesen-Kügelibahn auf dem Platz. Der

Schmink- und Tattoo-Egge gehört ebenfalls wieder zum

Rahmenprogramm des Tags des Flüchtlings.

Mehr Informationen auf www.caritas-luzern.ch/tdf

«Sozia le Aufgaben im ländl ichen Raum»

Diskussionsforum zur Studie«Soziale Aufgaben im ländlichen Raum»

Rontal und Seetal, Oktober 2012

In den ländlichen Gebieten des Kantons Luzern sind

im Zuge der wirtschaftlichen Entwicklung bedeutende

Veränderungen im Gange. Um diese Veränderungen

bewältigen zu können, sind alle gesellschaftlichen Kräfte

gefordert. Zusammen mit der Römisch-katholischen

Landeskirche und der Reformierten Kirche Kanton

Luzern laden wir deshalb in allen Regionen des Kantons

zu Diskussionsforen ein. Die Teilnahme ist gratis.

Rontal: Dienstag, 16. Oktober 2012im kath. Pfarrheim, Ebikon

Seetal: Dienstag, 30. Oktober 2012im ref. Kirchgemeindehaus, Hochdorf

Zeit: 17.30 Uhr bis 21.30 Uhr, inkl. Pausen und

Verpflegung.

Weitere Informationen und Anmeldung unter www.caritas-luzern.ch/diskussionsforumFi lmTage Luzern:

Menschenrechte 2012

Die «FilmTage Luzern: Menschenrechte 2012» finden vom

6. bis 8. Dezember 2012 im Luzerner stattkino statt.

Das Programm und weitere Informationen finden Sie zu

gegebener Zeit auf

www.romerohaus.ch/filmtageluzern