Freiwilliges Engagement im Gesundheits- und · PDF file12 PEQ Projekt für Pflege,...
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Freiwilliges Engagement im Gesundheits- und PflegebereichDie Einbindung brgerschaftlich Engagierter im Gesundheits- und Pflegebereich ist Bestandteil vieler Konzepte zur Verbesserung der Teilhabe hilfebedrftiger Menschen. Mirjam Philippi, Christiane Luderer und Thomas Altenhner berichten ber Ehrenamtliche begleiten ltere Menschen mit geringer sozialer Untersttzung
nach dem Krankenhaus Ergebnisse und Lessons learned aus dem Projekt +P. Julia Schlicht und Eva Gehltomholt geben einen berblick ber PEQ Projekt fr Pflege, Engagement und Qualifizierung. Ehrenamtliche Demenzlotsen der Stadt Jlich Ein Beratungsangebot fr Be - troffene in der Kommune werden von Beatrix Lenzen vorgestellt.
ISSN 1614-3566A 20690E
Heft 06, November / Dezember 2015 42. Jahrgang
Herausgeber: Deutsches Zentrum fr Altersfragen
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informationsdienst altersfragen
Informationsdienst Altersfragen 42 (6), 2015
Aus der Altersforschung
Aus Politik und Praxis der Altenhilfe
Aus dem DZA
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Inhalt
Inhalt
Aus der Altersforschung
3 Ehrenamtliche begleiten ltere Menschen mit geringer sozialer Untersttzung nach dem Krankenhaus Ergebnisse und Lessons learned aus dem Projekt +P Mirjam Philippi, Christiane Luderer und Thomas Altenhner
12 PEQ Projekt fr Pflege, Engagement und QualifizierungJulia Schlicht und Eva Gehltomholt
17 Kurzinformationen aus der Altersforschung
Aus Politik und Praxis der Altenhilfe
20 Ehrenamtliche Demenzlotsen der Stadt Jlich Ein Beratungsangebot fr Betroffene in der KommuneBeatrix Lenzen
23 Kurzinformationen aus Politik und Praxis der Altenhilfe
Aus dem Deutschen Zentrum fr Altersfragen
Impressum
Herausgeber: Deutsches Zentrum fr AltersfragenManfred-von-Richthofen-Strae 212101 BerlinTelefon (030) 260 74 00, Fax (030) 785 43 50
DZA im Internet: www.dza.de
Presserechtlich verantwortlich: Prof. Dr. Clemens Tesch-Rmer
Redaktion: Cornelia Au und Dr. Doris Sowarkaida @ dza.de
Gestaltung und Satz: Mathias Knigge (grauwert, Hamburg) Kai Dieterich (morgen, Berlin)
Druck: Fatamorgana Verlag, Berlin
Der Informationsdienst erscheint zwei-monatlich. Bestellungen sind nur im Jahres-abonnement mglich. Jahresbezugspreis 25, EURO einschlielich Versandkosten; Kndigung mit vierteljhrlicher Frist zum Ende des Kalenderjahres. Bezug durch das DZA. Der Abdruck von Artikeln, Grafiken oder Auszgen ist bei Nennung der Quelle erlaubt. Das DZA wird institutionell gefrdert vom Bundesministerium fr Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
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Aus dem DZA
Aus der Altersforschung
Aus Politik und Praxis der Altenhilfe
Aus der Altersforschung
Die Bedeutung zwischenmenschlicher Untersttzung im Alter
Zwischenmenschliche Untersttzung ist eine wichtige Ressource fr die Gesundheit und die Bewltigung schwieriger Lebenslagen. Gut untersttzte Menschen haben eine bes-sere physische Gesundheit und leiden selte-ner an psychischen Belastungen (Wills und Ainette 2012). Sie bewerten ihre subjektive Gesundheit, die unabhngig von medizini-schen Diagnosen als Vorhersagewert fr die Lebenserwartung gilt (Bopp u. a. 2012), besser als Menschen, die sich einsam fhlen. Zugleich verhalten sie sich gesundheitsbe-wusster (Weyers u. a. 2010). Besonders wichtig ist die Untersttzung von Familie und Freunden im Falle einer Erkrankung und im Alter, wenn funktionale Fhigkeiten zu-rckgehen und dadurch die Verrichtung all-tglicher Dinge beeintrchtigt wird. Hilfe und Rckhalt aus dem familiren Umfeld und dem Freundeskreis sorgen dafr, dass der Abbau weniger schnell voranschreitet (Peris-sinotto u. a. 2012) und die Betroffenen lnger selbststndig leben knnen. Die Unterstt-zung durch andere trgt auerdem dazu bei, dass sich alters- und krankheitsbedingte Ein-schrnkungen weniger stark auf die psychi-sche Befindlichkeit auswirken und die Be-troffenen besser mit ihrer Erkrankungs- oder Lebenssituation umgehen knnen (Bierman und Statland 2010).
Doch zeitgleich mit dem Alter und den Ein-schrnkungen steigt der Anteil der Personen, die nur wenig Untersttzung aus dem direk-ten sozialen Umfeld erhalten. Vor allem Frau-en sind von einem frheren Tod ihres Lebens - partners betroffen. Dementsprechend leben im hheren Lebensalter immer mehr Men-schen in Deutschland alleine: 2013 lebte in rund 40% der Haushalte von ber 65-Jhrigen nur eine Person. Mehr als die Hlfte der Haushalte, in denen Personen ber 75 Jahren
wohnen, sind Einpersonenhaushalte (DZA 2015). In Zukunft wird diese Zahl weiter stei-gen, denn immer mehr Personen bleiben Single und/oder kinderlos. Sind Kinder vor-handen, wohnen diese aufgrund gestiegener Mobilittsanforderungen im Beruf hufiger weiter entfernt von ihren Eltern. Auch der gleichaltrige Freundeskreis altert mit und bentigt eventuell selbst Hilfe. Als Konse-quenz sinkt mit zunehmendem Alter die Zu-friedenheit mit der erhaltenen sozialen Untersttzung. Im Deutschen Alterssurvey 2010 wurden hierzu 8.200 Personen zwi-schen 40 und 85 Jahren befragt: Fast die Hlfte der Befragten ohne Partner und ohne Kinder gab an, niemanden zu haben, den sie bei Bedarf um Trost und emotionalen Bei-stand bitten knnen (BMFSFJ 2012). Dabei zeigten sich alters- und geschlechtsspezifi-sche Unterschiede. ltere Personen und Mnner gaben seltener an, auerfamilire Bezugspersonen zu haben, die sie emotional untersttzen knnten (vgl. Abbildung 1).
Aus der Altersforschung
Ehrenamtliche begleiten ltere Menschen mit geringer sozialer Untersttzung nach dem Krankenhaus Ergebnisse und Lessons learned aus dem Projekt +P (Poststationre Laienuntersttzung fr Patienten)Mirjam Philippi, Christiane Luderer und Thomas Altenhner
Eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe der Zukunft liegt deshalb darin, neue Konzepte zu entwickeln, die dazu beitragen, den stei-genden Bedarf an auerfamilirer Unter-sttzung in einer alternden Bevlkerung sicherzu stellen. Praktische Hilfeleistungen, z. B. bei der Krperpflege oder im Haushalt, knnen dabei verhltnismig einfach durch Dienstleister bernommen werden. Diese Untersttzung erfordert keine nhere Be-ziehung zwischen Untersttzungsgeber und dem Untersttzungsnehmer (Cohen und McKay 1984). Dahingegen ist die erfolgrei-che psychologische Untersttzung in Form von emotionalem Rckhalt davon abhngig, ob ein hohes Ma an persnlicher Nhe und Vertrautheit besteht. Beistand in der Bewer-tung und Bewltigung belastender Lebens-situationen verlangt darber hinaus, dass die untersttzende Person die Situation des Betroffenen nachvollziehen kann (Cohen und McKay 1984). Im hheren Lebensalter
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Aus der Altersforschung
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kommt zu diesen allgemeinen Anforderungen an die verschiedenen Formen der sozialen Untersttzung hinzu, dass ltere angesichts des Bewusstseins ihres limitierten Lebens ihre Kontakte strker als jngere Menschen nach emotionalen Kriterien auswhlen. Die Gefhle, die man fr andere Menschen ent-wickelt, haben eine hhere Bedeutung als andere Kriterien, wie z. B. der langfristige Nutzen, der aus einer Beziehung hervorgehen knnte (Carstensen u. a. 1999). Auch auf-grund dieser Herausforderungen existieren nur wenige Angebote zur psychologischen sozialen Untersttzung lterer Menschen (BMFSFJ 2012).
Ehrenamtliches Engagement zur Sicherstellung sozialer Untersttzung von lteren?
Vonseiten der Politik wird auf das groe Po-tenzial des brgerschaftlichen Engagements verwiesen (BMFSFJ 2005), das im karitati-ven und sozialen Bereich meist als Ehrenamt bezeichnet wird. Ehrenamtliche sollen sich in Nachbarschaftshilfen, Besuchsdiensten und anderen Initiativen engagieren und so dazu beitragen, die immer hufiger fehlende sozia-le Untersttzung lterer Menschen aus dem unmittelbaren sozialen Umfeld zu kompen-sieren. Doch bislang fehlen wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse, aus denen hervor-geht, ob und inwieweit sich dieser Wunsch realisieren lsst.
Das Projekt +P
Besondere Belastungssituationen fr Allein-stehende sind Krankenhausaufenthalte und die Zeit danach. Aufgrund kurzer Liegedau-ern bleibt insbesondere lteren Menschen vor ihrer Entlassung oft nicht die Zeit, die sie fr eine vollstndige Genesung bentigen. Ohne ein untersttzendes soziales Umfeld kann dies nach der Krankenhausentlassung zu Schwierigkeiten bei der Alltagsbewlti-gung bzw. zu einer schlechteren Gesundheit und Lebensqualitt fhren. Als Folge knnen wiederholte Krankenhausaufnahmen, soge-nannte Drehtreneffekte, auftreten.
Im Projekt +P (Poststationre Laienunter-sttzung), das von 2011 bis 2015 durch das BMBF im Rahmen der Frderlinie SILQUA-FH gefrdert wurde, sollte die Gesundheits- und Lebenssituation lterer, sozial isolierter Menschen nach einem Aufenthalt im Kran-kenhaus verbessert werden. Dazu begleiteten ehrenamtliche +P-Patinnen und Paten ltere Patientinnen und Patienten mit geringer sozi-aler Untersttzung nach einer Krankenhaus-entlassung ber einen Zeitraum von drei Monaten. Die +P-Patinnen und Paten trafen sich mindestens einmal wchentlich mit den lteren Menschen. Je nach individuellen Bedrfnissen der lteren Menschen leiste-ten die Ehrenamtlichen praktische Hilfe, in-dem sie diese zu Arztbesuchen und Freizeit-aktivitten begleiteten, zusammen kochten oder beim Ausfllen von Formularen halfen.
Abbildung 1: Anteil an Personen, die jemanden auerhalb der Familie haben, den sie um emotionale Untersttzung fragen knnen, Angaben aus dem Deutschen Alterssurvey, Befragungswelle 2008 (s. BMFSFJ 2012, S. 39)
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