Friede, Freude, Gemüsekuchen

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46 August/September 10 REISEN

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Mein erster Aufenthalt in der Casa el Morisco, Andalusien. Aber sicher nicht mein letzter. Caramba!

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Yoga- und Wohlfühlferien ist Programm in der Casa el Morisco, 20 Kilometer öst-lich von Málaga an der Costa del Sol. Wer auf der Suche nach Auszeit, Ganzheit oder sich selbst ist, wird hier fündig – und glücklich, allein oder mit Anhang.

Text und Fotos: Claudia Fahlbusch*

Friede, Freude,Gemüsekuchen

In Sichtweite rauscht das Meer; ein leichter Wind streicht durch die grünen Kronen von Palmen, Euka-lyptus-, Avocado-, Mango- und anderen Bäumen. In

der o! enen Küche dudelt populäre spanische Musik, und die Köchinnen singen mit – «obwohl sie vertraglich nicht dazu verpfl ichtet sind», scherzt der Patron, Wilfried Meissner. Der gebürtige Berliner ist das Herz und die See-le der «Casa el Morisco» in Benajarafe, 20 Kilometer öst-lich von Málaga an der Costa del Sol. Als er im Februar 1992 die Casa besuchte, war es Liebe auf den ersten Blick: «Ich wusste gleich: das ist es», erinnert er sich. Er kam, sah und blieb, baute die Casa vom reinen Seminarhaus zur

Ferienanlage aus. Heute lebt er mit seiner Familie selbst auf dem Anwesen; ganz im Einklang mit seinen Idealen, sprich in der Einheit von Körper, Geist und Seele, vegeta-risch und ohne Leid in die Welt zu bringen.

Den Yogapfad entdeckte Wilfried Meissner wie so viele auf Umwegen. Der gelernte Automechaniker führte eine Autowerkstatt und später einen fl orierenden Textilhandel. Mit 46 Jahren kam er zum Schluss, dass das noch nicht alles gewesen sein könne: «Ich habe zwar immer gut ver-dient und war erfolgreich. Aber was ich tat, hat mich nicht erfüllt.» Er liess sich zum Heilpraktiker und Yoga-lehrer ausbilden und folgte einem inneren Auftrag, der ihn hierher führte – zur Casa el Morisco in «Al-Andalus», ins Land des Lichts.

Sie bringen Freunde mit1500 Gäste zählen Wilfried Meissner und sein Team pro Jahr; gut 20 Prozent sind «Wiederholer». Sie kommen mehrmals – und sie bringen Freunde mit. Das üppig be-wachsene und gepfl egte Anwesen liegt einen Kilometer vom Meer windgeschützt im Landesinneren. Die Energie von Licht, Liebe, Freundschaft und «Ahimsa» (Sanskrit für Nicht-verletzen bzw. Gewaltfreiheit) spürt auch, wer

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betreiben.» Wilfried Meissners Freundin, deren Schwester sowie Meissners Bruder arbeiten im Familienbetrieb mit.Die Gäste sind zur Hälfte Paare und Familien; zur ande-ren Hälfte Alleinreisende. Viele, aber nicht alle machen Yoga. Sie schätzen die Casa als einen Ort, der in jeder Hinsicht positiv geprägt ist und ebenso positiv beein-druckt. Der typische Casa-Gast, wenn es ihn denn gibt, freut sich über gutes Essen, will in seine Kraft kommen, sein Potenzial nutzen und Menschen mit ähnlichen Inte-ressen tre! en. Ausnahmen gibt es, aber sie sind selten: «Wir hatten einmal einen sehr partyfreudigen Gast aus Russland», erinnert sich Wilfried Meissner schmunzelnd, «der bei uns ganz o! ensichtlich nicht auf seine Rechnung kam. Also besorgten wir ihm eine gute Unterkunft in Marbella und fuhren ihn auf eigene Kosten hin. So hatten wir am Ende alle wieder unseren Frieden.»

Yoga für Profi s und andereFrieden und Freude erlebt jeder Gast der Casa el Morisco auf seine Art. Rund ums Jahr fi nden Yoga- und andere Kurse statt, organisiert von Kursleitern im Ausland, auch aus der Schweiz. Sie mieten die Infrastruktur der Casa und erledigen alles Organisatorische. Auf vielfachen Wunsch seiner Gäste rief Wilfried Meissner vor einigen Jahren das o! ene Wohlfühlprogramm ins Leben. Das

kein Yogi ist. «Wenn ich Frieden will, sollte ich erst Frie-den in mir selbst fi nden», ist Wilfried Meissner überzeugt. Sein Respekt vor der Schöpfung drückt sich aus im Um-gang mit ihr: «Wir nehmen Rücksicht auf Umwelt und Ressourcen, indem wir beispielsweise Solarstrom nutzen und unsere Anlagen wenn immer möglich energiee" zient

CASA EL MORISCO, ANDALUSIEN• In Benajarafe, ca. 20 km östlich von Málaga, 25 Minuten zu Fuss

bis zum Strand mit Restaurants, Einkaufsmöglichkeiten, Bank, Post, Busstation

• Drei Seminarhallen, Salzwasser-Swimmingpool, Sauna, Trampolin, Liegewiesen, Restaurant, Terrasse mit Meerblick, Indischer Garten, Sinnesgarten nach Kükelhaus (Erlebnispark)

• Vegetarische/vegane Vollpension; reichhaltiges Frühstücks- und Abendbüfett, ganztags kaltes Salat- und Früchtebüfett inkl. Getränke

• Das gesamte Gelände der Casa ist rauchfrei, aber wer unbedingt will, der darf: Raucher/innen treffen sich am Rauchertischchen

• Leistungen und Preise (exkl. individuelle An-/Abreise): 1 Woche Wohlfühlurlaub mit Vollpension, Yoga-Wohlfühlprogramm sowie Transfer vom und zum Flughafen Málaga ! 595.– pro Person im Zweibettzimmer mit Dusche/WC; EZ ! 50 bis 125.– Aufpreis/ Woche

• Kinderfestpreis (bis 12 Jahre): ! 140.–/Woche (Vollpension)• Anreise nach Málaga: z.B. mit Air Berlin direkt ab ZürichFür weitere Informationen: www.morisco.de

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freut insbesondere diejenigen, die hier keinen Kurs, son-dern einfach Ferien machen und sich etwas Gutes tun wollen.

Täglich wird Yoga angeboten, ebenso Mantrasingen, Meditationen, die «Casa-Disco» oder authentischer Fla-menco. Wer den Yoga-Wohlfühlurlaub bucht, kann gratis und spontan am Programm teilnehmen. Massagen, Hair Balancing und andere Behandlungen gibt es gegen Ge-bühr. Unternehmungslustige buchen vor Ort die Tages-ausfl üge, besteigen in der Casa den Kleinbus und entde-cken die wildromantische Hügel- und Berglandschaft der Axarquia, die malerischen weissen Dörfer mit mauri-schem Touch, die herrlichen Strände von Nerja oder die buddhistische Stupa in Benalmadena – mit 33 Metern Höhe die grösste ihrer Art in Europa. Auch Tagestouren nach Granada oder gar nach Tanger, Marokko, sind von hier aus möglich. Wem das alles zu anstrengend ist, der gibt sich in der Casa dem Zauber des indischen Gartens hin, entdeckt den Garten der Sinne oder entspannt sich am kleinen Swimmingpool. Das Meer mit Sandstrand ist zu Fuss in 25 Minuten erreichbar.

Fülle am BüfettGanz im Zeichen der Fülle steht auch das reichhaltige ve-getarische Büfett. Es heisst, schon manch ein Gast habe

hier die vegetarische Küche für sich entdeckt. Wilfried Meissner freut das: «Es ist ein gutes Gefühl, wenn wir unseren Gästen die vegetarische Lebensweise schmackhaft machen können.» Er selbst hat früher Fleisch gegessen, «aber heute schmeckt es mir nicht mehr».

Entsprechend nichts zu befürchten haben die tierischen Bewohner der Casa: Etliche Katzen und zwei Pfauen ha-ben sich hier niedergelassen; letztere sorgen immer wieder für Nachwuchs. Die Tiere streifen und stolzieren wohl-genährt durch die Anlage, sehr zur Freude der jüngeren Gäste wie Nicholas (9) und Candra (7). Die quirligen Freunde sind den ganzen Tag unterwegs, klettern im alten Feigenbaum und entdecken die Geheimnisse der Casa auf eigene Faust. Am besten gefallen ihnen die Katzen, das Büfett, der Pool, die Hängematten und das Trampolin.

Die Begeisterung von Gross und Klein schlägt sich unter anderem im Gästebuch auf der Homepage nieder. Wilfried Meissner freut sich über jedes Feedback, und es darf auch gerne kritisch sein: «Vor kurzem gestanden uns zwei Gäste, sie wären um ein Haar nicht gekommen, weil sie dachten, wir hätten die vielen euphorischen Kommen-tare im Gästebuch wohl selbst geschrieben.»

Manches klingt einfach zu gut, um wahr zu sein.

* Die Autorin ist selbstständige Texterin und Journalistin. www.escribo.ch