Friede und Heil, Ausgabe 5/2011

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1Z20717F 1Z20717F Zeitschrift der Franziskaner-Minoriten Zeitschrift der Franziskaner-Minoriten 77. Jahrgang – Nr. 5 – 2011 77. Jahrgang – Nr. 5 – 2011 Foto: Andreas Murk

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Zeitschrift der Franziskaner-Minoriten in Deutschland, Provinz St. Elisabeth

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Zeitschrift der Franziskaner-MinoritenZeitschrift der Franziskaner-Minoriten77. Jahrgang – Nr. 5 – 201177. Jahrgang – Nr. 5 – 2011

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Es ist Schnee von gestern, der Ihnen präsentiert wird auf der Ti-telseite und auf der Rückseite dieses Heftes. Der Redaktionsschluss am 3. November lässt es nicht anders zu. Wenn Sie die Zeitschrift zugestellt bekommen – hoffentlich noch vor dem ersten Advent –, dann wird die Nervosität in unserer deutschen Ordensprovinz einen gewissen Hö-hepunkt erreicht haben. Wie bereits angedeutet, tagen die Kapitulare vom 27. November bis zum 2. De-zember im Kloster Schwarzenberg zur ersten Sitzungsperiode des Provinzkapi-tels. Nach dem Anhören der Berichte über das vergangene Quadriennium und einem ersten Schritt hin zur Erstellung eines Programms für die kommenden vier Jahre, wird die Leitung der Provinz gewählt: der Provinzialminister und sein Rat, die Defi nitoren.

Bereits seit Monaten beten wir in den einzelnen Konventen um einen guten Verlauf dieser Ver-sammlung: Gib uns die Fähigkeit, Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden zu können. Schenke uns zündende Ideen, die in unserer Gemeinschaft etwas zum Brennen und Leuchten bringen kön-nen. Lass uns deinem Geist vertrauen, damit wir uns nicht nur auf uns selbst verlassen müssen. Diese Bittgebete werden fortgesetzt bis zum März. Dann treffen sich die Kapitulare noch einmal zu einer Woche der Beratung und Entscheidung. Das Programm des nächsten Quadrienniums wird ausgearbeitet. Zu wählen sind die Guardiane unserer sechs Konvente. Die sonstigen Ämter und Aufgaben in der Provinz werden zugeteilt. Sie sind herzlich eingeladen, uns in diesen wichtigen Monaten mit Ihrem Gebet zu begleiten.

Freuen Sie sich mit uns über die Entscheidung von Bruder Helge aus Ratingen, der sich mit sei-ner Ewigen Profess lebenslang unserem Orden angeschlossen hat. Das Foto, nach der Feier in der Sakristei aufgenommen, zeigt nur einen Teil der Konzelebranten und Mitbrüder, die nach Würzburg gekommen waren. Stark vertreten ist seine Verwandtschaft, in einer Reihe mit ihm: die

tüchtigen Ministrantinnen Marlen und Kira und Cousin René.

Genießen Sie es, wie locker Bru-der Andreas den Konvent Schönau vorstellt. Aus jeder Zeile schimmert durch, wie sehr es ihm die erhol-same Stille dort angetan hat. Und wenn immer wieder „Fränkische Saale“ im Text auftaucht, so habe ich es in den meisten Fällen selbst eingefügt. Im Moment bin ich der einzige lebende Minorit, der an diesem Flüsschen aufgewachsen ist, mit bloßen Hände Fische gefangen

hat, die sich unter fl achen Steinen versteckt hielten, sich an schlimme Hochwasser erinnert und in der Saale das Schwimmen gelernt hat. In der zweiten Volksschulklasse ging unser geographischer Horizont mindestens bis zur „Drei-Flüsse-Stadt“ Gemünden, wo die Sinn und die Fränkische Saale in den Main münden.

Können Sie beim ersten Lesen mit der Über-schrift „Die Mutter ist müde, die Tochter tanzt“ etwas anfangen? Ich finde dies eine treffliche Formulierung, auch wenn wir verschlafenen Euro-päer nicht so gut wegkommen dabei. Dankbar bin ich Pater Josef, dass er meinen Tipp beherzigt hat, sich sofort an Ort und Stelle Notizen zu machen. So lieferte er über seine Teilnahme am Kongress in Nairobi umfangreiche Tagebuchaufzeichnungen; sie mussten für unser Heft um die Hälfte gekürzt werden. Hoffentlich habe ich jene Passagen he-rausgefi ltert, die Ihnen den rechten Eindruck vom Schwarzen Kontinent vermitteln.

Und wieder machen wir Werbung im Heft für eigene Produkte. Vielleicht ist etwas darunter, mit dem Sie sich selbst oder anderen eine Freude machen können zu den Festtagen.

Für Ihre Treue und Ihr Wohlwollen sage ich Ihnen von Herzen Vergelt’s Gott. Ich wünsche Ihnen ein frohes Weihnachtsfest und Gottes Segen im Neuen Jahr 2012.

In dankbarer Verbundenheit

Ihr

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Aus der Stille kommt die Kraft, das wusste schon Mahatma Gandhi. Im Kloster Schönau gibt es jede Menge davon. Für die Zisterzi-enserin Veronika in der Mitte des 16. Jahr-hunderts lag Schönau „in einer Wildnis und Einöde“. Doch gerade von hier aus starteten im 19. Jahrhundert Minoriten-Pioniere in die USA, als Seelsorger für die deutschsprachigen Einwanderer. Heute schätzen gestresste Groß-stadtmenschen die erholsame Abgeschieden-heit. Auch unser Autor schwärmt davon.

In den Provinzstatuten, gewissermaßen dem „Gesetzbuch“ unserer Provinz, wird das Klo-ster Schönau als „Haus der Sammlung und Abgeschiedenheit“ bezeichnet. Was man aus der Ferne betrachtet leicht als Geringschätzung verstehen könnte, bezieht sich wohl auf die geographische Lage: Das Kloster Schönau liegt

am Flussufer der Fränkischen Saale, inmitten des kleinen Weilers Schönau mit einigen we-nigen Häusern, nur ein paar Kilometer von Gemünden/Main entfernt.

Von unserem Würzburger Kloster ist Schönau mit dem Auto leicht in weniger als einer Stunde erreichbar. Im Juniorat ist es den Brüdern er-laubt, die Tage „zwischen den Jahren“ in einem anderen Kloster zu verbringen. Einige Male während meines Studiums habe ich diese Zeit genutzt, um Schönau kennen – und schätzen zu lernen. Die „Abgeschiedenheit“ wurde für mich zum wunderbaren Ruhepol.

Wer Schönau kennen lernen will, kommt nicht umhin, unseren Provinzsenior Bruder Bernward M. Bauer um Rat zu fragen bzw. eines seiner beiden umfassenden Bücher zum

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MINORITENKLOSTER SCHÖNAUan der Fränkischen Saale

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Kloster zu konsultieren. In mühevoller Arbeit hat er Quellen studiert und die Geschichte Schönaus in das größere Ganze eingeordnet. Für die Vorstellung hier in „Friede und Heil“ sollen nun aber die wichtigsten geschichtlichen Stationen genügen.

Zarte Frauen in der Wildnis

Ende des 12. Jahrhunderts war hier ein Kloster von Zisterzienserinnen gegründet worden. Über die Jahre gewann dieses Frauenkloster zunehmend an Einfl uss und Besitz, wurde aber schließlich im Markgräfl erkrieg 1553/1554 zerstört. Von den gefl ohenen Nonnen kehrten lediglich die Äbtissin und ihre leibliche Schwe-ster zurück. Die Klostervorsteherin Veronika gestand allerdings, dass sie diesem „Kloster in einer Wildnis und Einöde“ künftig nicht mehr vorstehen könne. So wurde das Kloster dem Würzburger Bistum übergeben.

Stuckmarmor von Bruder Kilian Stauffer

Erst nach 135 Jahren ohne klösterliches Le-ben geschah eine Wende: Die Franziskaner-

Minoriten übernahmen im April 1699 von Würzburg aus das Schönauer Kloster bzw. das, was davon übrig war. Ein neues Kloster musste erst errichtet werden. Ebenso wurde die Kirche unter maßgeblicher Beteiligung des begabten Bruder Kilian Stauffer, einem geschickten Stuckmarmorier und eifrigen Franziskaner-Minoriten, neu ausgestattet. Um auch das geistliche Leben im Gotteshaus zu beleben, erhielt man wenige Jahre später aus Rom Reliquien der heiligen Märtyrer Victorius und Antoninus, deren beide Statuen aus Bunt-sandstein den Aufgang zur Kirche fl ankieren.

Der hartnäckige Pater Totnan Schech

Diese hoffnungsvollen Anfänge wurden 1796 durch einen Überfall französischer Truppen arg gebeutelt: Das Kloster wurde geplündert, vieles zerstört. Weiteres Unheil drohte schon wenige Jahre später zur Zeit der Säkularisation. 1802 wurde der gesamte Schönauer Klosterbe-sitz zu Staatseigentum erklärt. Lediglich als Aussterbekloster durfte Schönau fortbestehen. Pater Totnan Schech war schließlich der ein-zige noch verbliebene Franziskaner-Minorit in Schönau, der aber allen Versuchen, ihn umzu-siedeln, trotzte. Seine Hartnäckigkeit wurde schließlich belohnt, und König Ludwig I. von Bayern gestattete eine personelle Neubelebung.

Aus der bewegten Schönauer Geschichte, die hier in wenigen Sätzen zusammengefasst wurde, seien noch kurz drei Ereignisse er-wähnt: der Beginn einer Amerika-Mission von

Dieses Kochbuch begleitete die Amerika-Missionare.

Die Märtyrer Victorius und Antoninus fl ankieren den Aufgang zur Kirche.

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Bruder Kilian Stauffer kleidete die Klosterkirche mit Stuckmarmor aus.

Biblische Idylle an der Fränkischen Saale.

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Schönau aus im Jahr 1852, die Bombardierung am Ende des Zweiten Weltkriegs und der Klo-sterneubau in den 1970er Jahren. Dieser war nötig geworden, weil sich die Konventsgebäu-de in desolatem Zustand befanden.

Beliebte Wallfahrtskirche

Heute wird das Kloster von drei Brüdern bewohnt: Günther Thomys (Guardian), Lukas Schwartz und Bernhard Johannes Schulte. Sie betreuen die Wallfahrtskirche sowie die Ge-meinde Seifriedsburg und helfen in verschie-denen umliegenden Pfarreien aus. Der kleine Wallfahrtsort am Rande des Spessart sieht zwar keine Pilgermassen, ist aber vor allem im Sommer ein lohnenswertes Ausfl ugsziel und Ort geistlicher Einkehr. Br. Martin Großer hat die Bitten von Pilgern in einem Wallfahrtslied zur Muttergottes vor einigen Jahren zusam-

mengefasst: „Maria von der Schönen Au, lass uns den Frieden fi nden. Lass uns an dieser Stätte froh, dein Lob stets neu verkünden. Nimm unsre Herzen, führ’ sie hin zu deinem lieben Sohne, und schirm uns auf dem Pilger-weg: du Mutter mit der Krone!“

Gott liebt das Schiefe

Wer als Pilger oder Tourist die Wallfahrtskirche betritt, wird sich vielleicht über den „schief“ wirkenden Chorraum wundern: Er ist vom Langhaus aus betrachtet etwas nach links ab-geknickt. Als Erklärung für diesen „Baufehler“ dient der Hinweis, dass die Kirche im Mittel-alter über mehrere Etappen gebaut worden ist. Vermutlich hat man bei den unterschiedlichen Bauphasen den Stand der Sonne jeweils leicht unterschiedlich gemessen und wegen der üblichen Ausrichtung der Kirchen nach Os-

Kinderzeltlager mit Verköstigung im neuerbauten Pilgerheim.

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ten am Bau Korrekturen vorgenommen. Eine spirituelle Deutung der „schiefen“ Schönauer Kirche hat unser Provinzökonom Bruder Lu-kas Schwartz parat: „Gott liebt das Schiefe.“ Gestühl im Mönchs-Chor

Wer die Kirche besucht, sollte sich auch den Mönchs-Chor hinter dem Hochaltar zeigen lassen. Durch eine große, vom fränkischen Künstler Georg Sebastian Urlaub reich bemalte Leinwand ist er vom Rest der Kirche abge-trennt. Er beherbergt auch eine Figurengruppe aus der Werkstätte Tilman Riemenschneiders aus dem frühen 16. Jahrhundert. Dargestellt sind der Evangelist Johannes, die Gottesmutter Maria und Johannes der Täufer. Das Chorge-stühl wird geziert von 18 Portraits von seligen, heiligen oder heiligmäßigen Franziskaner-Minoriten aus dem 16.-18. Jahrhundert.

Tiefschlaf des Tippelbruders

Eine Anekdote aus dieser Kirche erzählte Bruder Bernward in seinem Festvortrag im Jahr 1999 anlässlich des Jubiläums „300 Jahre Franziskaner-Minoriten in Schönau“: „Gütige und geduldige Gastfreundschaft erlebte ich selbst als Theologiestudent an einem Sonntag-vormittag des Monats August 1949. Ein Tippel-bruder erhielt an der Klosterpforte Speise und Trank zur Auffrischung seiner körperlichen Kräfte. Als dieser danach seine Sonntagspfl icht erfüllen wollte, nahm er in der vordersten Kirchenbank unter der Kanzel Platz. Pater Guardian Florian Wenz, Exprovinzial und bekannt für seine Gastfreundschaft, zele-brierte das sonntägliche Amt. Wegen seiner Herzbeschwerden bestieg er nicht die Kanzel, sondern trug seine wohl vorbereitete Predigt über Sonntagsgebot und Sonntagsheiligung an der Kommunionbank stehend vor.

Nach der ersten Predigthälfte gewann das lautstarke Schnarchen des Tippelbruders die Oberhand über die Stimme des Predigers. Ich erwartete eine explosive Reaktion des Predi-gers. Aber Pater Guardian legte zunächst eine kurze Denkpause ein und versuchte dann mit verstärkter Stimme, den Schläfer zu wecken.

Er mahnte: „Wer schlafen will, der soll nach hinten gehen!“ Tatsächlich erwachte der Schlä-fer und schaute den Prediger erstaunt an, fi el aber schnell wieder in die schnarchenden Töne zurück. Es blieb dem Prediger nichts anders übrig, wie den zweiten Teil der Sonntagspre-digt in Kurzform zu beenden.“ – Vielleicht auch ein schöner Beleg für die Tatsache: „Gott liebt das Schiefe.“

Angebot und Einladung

Abgeschlossen werden soll diese Vorstellung mit der herzlichen Einladung, den Wallfahrts-ort Schönau einmal zu besuchen – an einem der Wallfahrtstage oder zwischendrin im Jahr, vielleicht verbunden mit einer Wanderung durch den Spessart, einer Radtour entlang der Fränkischen Saale – oder gar einer Kanufahrt auf dem Fluss. Für Kinder zwischen acht und zwölf Jahren wird jedes Jahr im August ein Sommerzeltlager angeboten, und für Erwach-sene gibt es über das Jahr verteilt verschiedene geistliche Angebote. Genauere Informationen erhalten Interessierte direkt beim Kloster Schönau.

Text und Fotos von Br. Andreas Murk

Kontakt:Minoritenkloster Schönau

Schönau 28 · 97737 GemündenTel.: 09351-3301

www.franziskaner-minoriten.de

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Eine Meditation der besonderen Art bietet uns Pater Josef Fischer in diesem Heft. Auf Einladung des Generalministers nahm er im Juli 2011 an einem Kongress des Minoritenor-dens in Nairobi / Kenia teil. An Hand seiner Tagebuchaufzeichnungen erleben wir mit ihm die Schritte seiner Annäherung an die Vitalität Schwarzafrikas. Die müden Augen des Europäers lernen das Staunen.

Kurz vor Heiligabend 2010 überreichte mir Provinzial Pater Leo Beck mein „Christkind“, die persönliche Einladung unseres General-ministers Pater Marco Tasca zum Ordens-kongress in Nairobi für Sommer 2011. Das Thema: „Interkultureller Orden?! – (Aus-)Bildung zum Teilen und zur Solidarität.“ Von Jugend an war ich gebannt von den drahtigen Läufern bei Olympiaden, den Bildern einer Safari, polnischen Missionaren, gestandenen Ordensfrauen auf Heimaturlaub! In dieser ganz anderen und fremden Welt wurde mir ein geschwisterliches Abenteuer geschenkt.

8. Juli – Aufbruch

In Würzburg feiert man die Frankenapos-tel. Was hatten die iroschottischen Mönche Kilian, Kolonat und Totnan wohl in ihrem Reisegepäck? Die erste Malariaprophylaxe hat durchschlagende Wirkung, das kann ja heiter werden. Am Bahnhof in Markt Bibart fühle ich mich allein unter dem einen Himmel Gottes. Wie die Schwalben sich im Herbst zum Flug nach Afrika sammeln, so treffe ich mich in Fribourg / Schweiz mit Pater Vincenzo Cosatti, Generaldelegat der Mitbrüder in der Schweiz, Präsident der mitteleuropäischen Ordenskon-ferenz und Kongressteilnehmer. Der Wecker wird auf 4 Uhr gestellt.

9. Juli – Geduldsprobe

Beim Flug am frühen Morgen von Genf nach Rom blendet mich das gleißende Licht über den Wolken. Der Rest des Tages kostet Nerven. Am Flughafen erfahren wir: Kenya Airlines

Die Mutter ist müde, die Tochter tanzt Die Mutter ist müde, die Tochter tanzt Mein Erlebnis Afrika

Die Kongress-Teilnehmer in Nairobi.

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startet erst um 19.30 Uhr. Neun Stunden ‚War-teschleife‘ im Flughafengebäude. Wir treffen die ersten Kongressteilnehmer, lesen Doku-mente des Kongresses, debattieren über Licht und Schatten internationaler Erfahrungen im Orden. Es geht um die Bedeutung von Sprache, kulturellen Eigenheiten und ums Geld.

Beim Einchecken stehen wir Schlange mit Menschen aus aller Welt. Julia, das kenianische Au-Pair-Mädchen, trägt ihr italienisches Pfl e-gekind Cassandra auf dem Arm. Afrika trägt Europa – ein Vorzeichen?

In der Boeing 767 („Stolz Afrikas“) sitze ich neben David, einem Lehrer, der von Berlin aus in sein Heimatland fl iegt. Von ihm lerne ich die ersten Worte Kiswahili: Asante sana – Dankesehr! Beim Aufsetzen des Fliegers auf der Rollbahn begrüßt er mich als erster auf dem fremden Kontinent mit einem herzlichen Karibu! Das Wort kommt mir bekannt vor. So hieß die Jugendbegegnungsstätte bei den Würzburger Erlöserschwestern, über die unser Neupriester Steffen Behr zu uns kam.

Bei der Passkontrolle spreche ich mit Mon-signore Barthélemy Adoukonou aus Benin, Sekretär des Päpstlichen Rates für Kultur im Vatikan, der den ersten Vortrag in der Aula halten wird. Herzlich begrüßen uns polnische Patres und afrikanische Ordensstudenten – mit Wollmützen, denn es ist Winterzeit bei 15-25 Grad und auf 1.800 Metern Höhe. Gegen 6 Uhr erreichen wir mit Minibussen unsere Unterkunft, eine Mütze voll Schlaf muss heute genügen. Ich liege zum ersten Mal in meinem Leben unter einem Moskitonetz.

10. Juli – Schwungvoller Sonntag

Vor der Fahrt in unsere Pfarrei Limuru lasse ich mir die erste Banane schmecken – klein, aber fein, eben reif! Überwältigender Empfang: Tanzgruppen aus allen Generationen, staunende Kinder, eine bewegende Prozession mit der Bibel in einem Korb, eine bodenständige Ga-benprozession mit Früchten, Hühnern, Säcken voll Mehl für den Konvent. Nach zwei Stunden Sonntagsmesse im Freien wird unser General-minister zum Ehrenstammesfürsten gekürt. Wir 62 Kongressteilnehmer bekommen alle ein Stück vom Festtagskuchen in die Hand gedrückt.

11. Juli – Veränderungen in Kirche und Welt

Morgenlob und Eucharistie stehen am An-fang eines jeden Kongresstages. Pater Jude Winkler, der freundliche Amerikaner mit dem Schnauzbart, gibt nach dem Evangelium einen Impuls. Dann ein Vortragsmarathon. Sechs Referenten beleuchten Veränderungsprozesse in Kirche und Welt, sowie deren Bedeutung für unser Ordensleben. Mir tun sich Fragen auf: Wie fi nden wir als Kirche die Mitte zwischen Abschottung und Gleichförmigkeit mit Zeit-

Die Hinterbänkler sind oft die Aufmerksamsten.

Bei der Prozession in vorderster Reihe.

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trends? Nehmen wir das Zeugnis der Kirche und Kultur in Afrika an, mit ihrem ausge-prägten Sinn für Gemeinschaft und Religion? Welche Konsequenzen kommen auf uns zu, wenn im Jahr 2025 immerhin 70 Prozent der Christenheit auf der südlichen Hemisphäre lebt? Bereits heute fi nden wir dort knapp die Hälfte unserer Franziskaner-Minoriten (derzeit 4.302 Mitbrüder). Die Beiträge von Pater Fer-mino Giacometti, dem wohl letzten Grapholo-gen im Orden und Seraphicumskollegen von unserem Pater Anselm, und Pater Valentino Rotondo aus Spanien zum Minderbrudersein zeigen mir persönlich, auf welchen Schultern wir Jüngeren stehen. Eine gute Theorie ist wichtig für eine gute Praxis.

12. Juli – Erfahrungsberichte

Mein Fieber macht mir heute Mühe, den elf interkulturellen Erfahrungsberichten zu fol-gen. In der Sitzungspause erzählen mir afri-kanische Mitbrüder von unserem christlichen

Heilungsauftrag in Auseinandersetzung mit der starken Konkurrenz der einheimischen Heiler. Unter den Berichten spricht mich das Modell Cholet / Frankreich an. 12 Kilometer von der Grabstätte von Margareta M. Alaco-que entfernt setzen Brüder aus verschiedenen Nationen auf das gemeinsame Gebet, den Aus-tausch, einen einfachen Lebensstil und eine en-gagierte Jugendseelsorge. Pater Daniel Théve-net betont immer wieder die Vorsehung Gottes.

Übrigens: Bundeskanzlerin Angela Merkel war heute in Nairobi. Der Regierung soll sie in puncto Korruption deutlich ins Gewissen geredet haben.

13. Juli – Unterbrechung

Nach dem Vormittag in der Aula führt uns der Nachmittagsausfl ug zu graziösen Giraffen und weniger ansehnlichen Warzenschweinen. So vielfältig ist Gottes Schöpfung! Danach der Blick auf einen Slum mit 1 Million Menschen

Die mit den langen Hälsen.

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unweit von einem feinen Lokal mit afrika-nischen Delikatessen. Der Kontrast könnte fast nicht größer sein.

14. Juli – Kamillus-Gedenktag

In der Aula wird Andreas Fieback gedankt, unserem deutschen Mitbruder an der General-kurie. Er hat hinsichtlich Statistik und Überset-zungen viel an Zuarbeit geleistet. Pater Cesar Essayan legt ein leidenschaftliches Zeugnis für eine glaubwürdige Präsenz im Nahen Osten ab, besonders in der Türkei und im Libanon (bald vier Novizen in Assisi). Sein Anknüp-fungspunkt ist das Zeugnis der Mönche von Algerien, die 1996 ermordet wurden (vgl. den ausgezeichneten Film „Von Menschen und von Göttern“). Heute sind mir unsere ehemaligen Sambia-Missionare besonders nahe: Sigisbert Hanß, Franz-Josef März, Kamil und Gerhard Wenzel, Franz-Ernst Kowol.

15. Juli – Frage der Berufung

In der Aula wird ein Kolbe-Film von ca. 5 Mi-nuten gezeigt. Unser Heiliger der Nächstenlie-be und „Kreativapostel“ ist nur kurz mit Bart (nach der Japanmission) vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs zu sehen. In den Gruppen-arbeiten taucht immer wieder die Frage auf, wie man die eigene Berufung lebendig erhal-ten kann, damit sie nicht verfl acht und uns andere Formen der „Erfüllung“ in Beschlag nehmen. Die Schicksale von Mitbrüdern, die durch Bequemlichkeit und Gefangensein in der virtuellen Welt kein gutes Zeugnis ablegen, beschäftigen uns.

16. Juli – Schlussdokument

In der Frühmesse bringt der quirlige Bru-der Jorge Fernandez, Generalassistent für Latein amerika, einen USB-Stick mit allen Dokumenten des Kongresses bei der Gaben-bereitung zum Altar. Der Generalminister kommentiert: die Frucht unserer Arbeit. Im Plenum wird das Schlussdokument verlesen: Statt multikulturellem Nebeneinanderher die interkulturelle Begegnung und ein Miteinan-der. Dem Austausch der Personen und ökono-

mischen Mittel, sowie der Wertschätzung der Arbeit kommt besondere Bedeutung zu. Ein Jahrestag der Solidarität mit dem Gesamtorden wird angestrebt – und persönlich traue ich mich in der Aula zu einem Dankwort: „Die Mutter (Europa) ist müde, die Tochter (Afri-ka) tanzt. Die Woche ist eine brüderliche und musikalische Auffrischungstherapie für mein Konventualsein geworden.“

17. Juli – Abschied

In unserem nahegelegenen Ordensseminar Langata fällt mir der Tabernakel bei den Di-messe Sisters ins Auge. Der Auferstandene sitzt bei seinen Freunden am Tisch und bricht das Brot. Diese Szene erinnert mich an die Emmausdarstellung im Caritas-Altenheim Maximilian Kolbe, Scheinfeld. Dort hat Schwe-ster Ludgera aus Reute einen wunderbar hellen Wandbehang hinter dem Altar gestaltet. Nur ein brennendes Herz vermag gerne zu teilen. In diesem Sinne: „Asante, Buana – Danke, Herr!“

P. Josef Fischer

Tanzender Einzug zum Freiluftgottesdienst.

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In einem Gottesdienst am 2. Oktober um 9.30 Uhr in der Franziskanerkirche zu Würzburg legte Bruder Helge Lubberich seine Feier-lichen Gelübde ab und band sich so für die Zeit seines Lebens an unsere Ordensgemein-schaft. Für die Franziskaner-Minoriten war es ein freudiger Tag.

Die zahlreichen sonntäglichen Gottesdienst-verpfl ichtungen waren für einige Brüder aus verschiedenen Klöstern kein Hindernis, an der Professfeier teilzunehmen. Besonders freute sich Bruder Helge über die Anwesenheit seiner Eltern und Verwandten, sowie einer Abord-nung seiner Heimatgemeinde St. Suitbertus in Ratingen.

Geboren am 20. Januar 1963 in Düsseldorf, absolvierte Helge Lubberich später eine Ausbil-dung zum Groß- und Außenhandelskaufmann und wurde in der Buchhaltung eingesetzt. Über die Brüder aus der Krakauer Ordenspro-vinz im Minoritenkloster Ratingen fand er den Weg zur Deutschen Provinz der Franziskaner-Minoriten. Am 5. Oktober 2007 begann er in Maria Eck das Probejahr des Noviziates und legte am 5. Oktober 2008 als Bruder Helge seine zeitliche Profess ab. Die endgültige Bindung an den Orden erfolgte am 2. Oktober 2011 durch die Feierliche Profess.

Im Rahmen der ordensinternen Ausbildung absolvierte Bruder Helge Praktika bei der Bahn-hofsmission, an der Klosterpforte und in der Sakristei, er besuchte einen Kommunionhelferkurs, belegte den Grundkurs Italie-nisch und leistet willkommene Dienste an alten und kranken Brüdern. Nach dem Grundkurs bei „Theologie im Fernkurs“ an der Domschule Würzburg stellt sich Bruder Helge im November 2011 dem Abschlussexamen für den Aufbaukurs.

In seiner Ansprache beim Professgottesdienst betonte Provinzialminister Bruder Leo Beck, dass die Feierlichen Gelübde eine Grund-satzentscheidung darstellten, nämlich ein „endgültiges, uneingeschränktes Ja, im Geist des heiligen Franziskus Christus nachzufol-gen“. Er zeigte auf, dass es zu Einsamkeit und Isolation führe, wenn man sich des Ordens bediene: „Wer aber dem Orden dient, der fi ndet Gemeinschaft, die zur Weite hin führt.“

Anhand des Siena-Testaments des heiligen Franziskus zeigte Bruder Leo wichtige Aspekte des franziskanischen Anliegens auf: die Armut lieben, die Brüder lieben und die Kirche lieben.

Abschließend richtete er sich an Bruder Helge: „Lieber Bruder Helge, nicht allein sollst du den Weg gehen. Schon bisher hast du die Vielfalt der Brüder erlebt – und die Überzeugung gewonnen, dass du mit diesen konkreten Brüdern deinen Lebensweg gehen willst.“ Für den künftigen Weg wünschte ihm der Provin-zialminister alles Gute in der Gewissheit: „Der uns ruft, der trägt uns auch.“

Nach dem Festgottesdienst und einem klei-nen Stehempfang waren Brüder und Gäste im Würzburger Konvent zu Mittagessen und Kaffee und Kuchen eingeladen.

Feierliche Profess auf Lebenszeit – Bruder Helge Lubberich

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Kolbe-Film „Leben für Leben“Kürzlich ist der 1991 produzierte Kolbe-Fi lm „Le-ben f ür Leben“ auf DVD heraus-gegeben worden, bislang war er nur auf Videokassetten erhältlich.

Inhalt: Im Juli 1941 gelingt es einem jungen Schlesier,

Jan, aus dem KZ Auschwitz zu fliehen. Für diesen Flüchtigen verurteilt der La-gerkommandant Fritzsch zehn Häftlinge zum Tod im Hungerbunker. Als einer von ihnen unter diesem Todesurteil zusam-menbricht, geht stellvertretend für ihn der Franziskanerpater Maximilian Maria Kol-be in den Tod. Fortan ist Jan nicht nur vor der Gestapo auf der Flucht, sondern auch vor seiner Schuld, seiner Verstrickung in Kolbes Tod. Neben dieser Figur taucht eine andere auf: Bruder Anselm, ein junger Mi-noritenpater, der ruhig und unbeirrbar die Seligsprechung Kolbes durch Papst Paul VI. vorantreibt. Mit Oscar-Preisträger Christoph Waltz als Jan in einer seinen frühen Rollen.

Polen/Frankreich/Deutschland, 1991, 90 Min. Ein Film von Krzysztof Zanussi Produktion: Filmgruppe TOR, Warschau Media-Film, Paris; Ifage, Wiesbaden empfohlen ab 12 Jahren, FSK 12€ 12,- zzgl. Porto

Bestellungen an:Bildungshaus Kloster Schwarzenberg

Klosterdorf 1 • 91443 ScheinfeldTelefon: 0 9162/92 88 9-0

E-Mail: [email protected]

Buch „Maximilian Kolbe“Im Jahr 2011 ist im Echter Verlag ein Buch von unseren Brüdern Andreas Murk und Konrad Schlattmann erschienen. Es enthält eine Biographie über Pater Maximilian Kol-be, eine ausführliche Zeittafel, eine Darle-gung von Kolbes mari-anischer Frömmigkeit,

die zur Gründung der Marianischen Initiative geführt hat, ausgewählte Quellentexte und einiges mehr. Das Vorwort schrieb der Bam-berger Erzbischof Dr. Ludwig Schick. Diese neue Publikation mit zahlreichen, teilweise bisher selten veröffentlichten Bildern bietet eine informative Zusammenfassung von Leben und Werk P. Maximilians.

Andreas Murk • Konrad Schlattmann Maximilian Kolbe • Märtyrer der Nächstenliebe178 Seiten, gebunden, Echter Verlag,Würzburg 2011. € 12,80 zzgl. Porto

Andreas Murk · Konrad Schlattmann

Maximilian KolbeMärtyrer der Nächstenliebe

echter

Laudato. Ein Liederbuchfür junge Menschen

250 thematisch sortierte Neue Geistliche Lieder, alle mit Akkordenversehen.

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Franziskanischer GebetsbundSorgen und Dank, Nöte und Freuden der Mitglieder des Franziskanischen Gebets-bundes tragen wir Junioren im Stunden-gebet und in der heiligen Messe vor Gott.Werden auch Sie Mitglied, so dass wir uns im Gebet verbunden und getragen fühlen dürfen. Die Mitgliedschaft und die Aufnah-mebestätigung sind kostenfrei.Kontakt: Franziskanischer Gebetsbund Franziskaner-Minoritenkloster Franziskanergasse 7 97070 WürzburgE-Mail: [email protected]: www.franziskanischer-gebetsbund.de

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Br. Erich Raspelim Minoritenkloster Maria Eck

zu 75 Lebensjahrenam 9. Januar

P. BonaventuraM. Henrichim Franziskanerkloster Würzburg

zu 85 Lebensjahrenam 18. Januar

Gebetsmeinungen der M.I.

Dezember – Januar

Damit die Erwartung des Herrn, der da kommen soll, von Freude begleitet sei und von neuer Bereitschaft, andere anzunehmen.

Damit wir uns, in Verbundenheit mit Christus und mit Maria, seiner Mutter, für den Frieden und die Gemeinschaft in unserer Umgebung einsetzen.

Text- und Ausmalheft für KinderDie Lebensgeschichte P. Maximilian Kolbes wird in 16 kleinen Ka-pitelchen kindgerecht erzählt. Auch schwie-rige Themen sind in einfacher Sprache dar-gestellt. Auf der ge-genüberliegenden Seite fi ndet sich jeweils ein

passendes, liebevoll gezeichnetes Bild zum Ausmalen.

Text: Br. Konrad Schlattmann OFM Conv. Zeichnungen: Br. Krzysztof Robak OFM Conv. 36 Seiten, € 2,- zzgl. Porto.

In dieser Reihe ist bereits erschienen:Elisabeth von Thüringen.Eine franziskanische HeiligeText: Br. Andreas Murk OFM Conv. Zeichnungen: Br. Krzysztof Robak OFM Conv. 28 Seiten, € 2,- zzgl. Porto

Bestellung

• von heiligen Messennach besonderer Meinung (Intention)

Stipendium jeweils 10,– €

• der Wunderbaren Medaillein Cellophanhülle, mit zwei Gebeten.Stückpreis 50 Cent, zuzüglich Briefporto.

• der MonatszeitschriftSendbote des heiligen Antonius

Jahres-Abonnement 29,– €

Bestellungen an: Ordensapostolat Postfach 11 05 62 97032 Würzburg [email protected]

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Page 15: Friede und Heil, Ausgabe 5/2011

M. I.

FRIEDE UND HEIL, Zeitschrift der deutschen Franziskaner-MinoritenHerausgeber: Deutsche Franziskaner-Minoriten-Provinz St. Elisabeth, Franziskanergasse 7, Würzburg, Tel. 09 31/3 09 01-0, Fax 09 31/3 09 01-21,e-mail: [email protected].

Kurzadresse: Ordensapostolat Postfach 11 05 62 97032 Würzburg

Redaktion: P. Dr. Polykarp Götz OFM Conv. Mit kirchlicher Druckerlaubnis.Druck: Benedict Press, 97359 Münsterschwarzach. Erscheinungsweise: fünfmal jährlich.Die Zeitschrift FRIEDE UND HEIL vermittelt den Mitgliedern der Franziskanischen Gemeinschaft (FG), der Marianischen Initiative – P. Kolbe (M.I.) und des Franziskanischen Gebetsbundes sowie Freunden und Wohltätern unseres Ordens und seiner Missionen An-regungen für ein christliches Leben im Geist Mariens und des heiligen Franziskus. Statt eines Abonnements bitten wir alle Bezieher, einen Unkostenbeitrag von mindestens 10,– € pro Jahr an uns direkt (oder an unsere Förderer zwecks Sammelüberweisung) zu entrichten.Unser Konto: Ordensapostolat, LIGA Regensburg BLZ 750 903 00, Kto. 3016307 IBAN: DE88 7509 0300 0003 0163 07 BIC (SWIFT-Code): GENODEF1M05.

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Franziskus segnet Assisi und jeden seiner Brüder

Segnend verabschiedet sich Franz von As-sisi aus dieser Welt. Den Segen Gottes ruft er herab auf seine Vaterstadt Assisi und auf jeden einzelnen seiner Brüder, denen er in den letzten Wochen seines Lebens begegnet.

Je mehr die Brüder merkten, dass es mit ihrem Vater zu Ende ging, desto mehr bettelten sie um seinen Segen. Wie Melchisedek den Abraham gesegnet hat, so wollten sie von ihm gesegnet sein. Er konnte ihnen nicht mehr durch Tat und Beispiel in ihrer Lebensorientierung helfen. Nun versprechen sie sich alles von seinem Segen.

Der Herr segne Dich! Wie Franziskus lebenslang sich selbst mit

dem Kreuz-Christuszeichen gesegnet und damit unter die Herrschaft Gottes gestellt hatte, wird er nun zum segnenden Helfer für alle nach der Ordnung des Melchisedek, der gesprochen hat-te: „Gesegnet seist du, Abraham.“

So segnete er den Bruder Leo. Dieser war bei ihm am Alvernaberg, als Franz die Wundmale empfi ng. Franziskus hatte gerade den „Lobpreis an den Gekreuzigten“ verfasst und auf einem Stück Pergament aufschreiben lassen. Während Franz so aufjubelte, saß Bruder Leo stumm und bedrückt neben ihm. Er hatte in jener Zeit eine schwere innere Krise durchzustehen und bat Franz um seinen Segen.

Da drehte Franziskus das Pergament herum und schrieb die Worte der Schrift darauf nie-der: „Der Herr segne dich und bewahre dich! Er wende sein Angesicht zu dir und erbarme sich deiner! Er lasse sein Angesicht leuchten über dir und schenke dir den Frieden“ (Num 6,24-26). Franz fügte an: „Der Herr segne dich, Bruder Leo!“ Und er zeichnete ein großes Tau-Christuskreuzzeichen darauf. Dieses Segensblatt für Bruder Leo wird heute noch im Sacro Con-vento in Assisi aufbewahrt.

Segen über seine Vaterstadt Und Franz segnete und segnete mit seinen

letzten Kräften: Er segnete seine Brüder, wenn sie zu ihm kamen. Er segnete alle, an die er seine Schreiben richtete. Er segnete den Generalmini-ster: „Dich, mein Sohn, segne ich in allen und durch alle … so segne ich dich und in dir alle.“ Er segnete die heilige Klara und ihre Schwestern-schaft. Als man den Sterbenden von Assisi nach der Portiunkulakapelle hinuntertrug, wo er in seiner armseligen Zelle, dem bräutlichen Heim seiner Herrin Armut, sterben wollte, ließ er auf halbem Weg am Crucigeri-Spital anhalten, von wo aus man ganz Assisi überblicken konnte. Er ließ sie die Bahre auf den Boden stellen, ihn mit dem Angesicht der Stadt zugewandt. Seine blinden Augen konnten seine Vaterstadt nicht mehr sehen.

Halb aufgerichtet betete er vor den Männern über seine Vaterstadt: „Herr, früher wohnte in dieser Stadt Gottlosigkeit … Schau nicht auf unsern Umgang, sondern gedenke deiner übergroßen Güte, die du dieser Stadt erwiesen hast: Lass sie Hort und Heim für die sein, die dich erkennen und dich und deinen Namen verherrlichen.“

Aus dem Nachlass von P. Dr. Agathon Kandler

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Page 16: Friede und Heil, Ausgabe 5/2011

Aus dem Kloster und Bildungshaus Schwarzenbergim verschneiten Steigerwald – hier versammeln sich Anfang Dezember

die Kapitulare zur Wahl des Provinzialministers –

wünschen wir Franziskaner-Minoriten in Deutschlandunseren Lesern und Wohltätern

ein gnadenreiches, friedvolles Weihnachtsfest und Gottes Segen im Neuen Jahr 2012.

Foto: Marius Sava

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