Friede und Heil, Nr. 4/2010

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1Z20717F Zeitschrift der Franziskaner-Minoriten 76. Jahrgang – Nr. 4 – 2010 Foto: Andreas Murk Kloster Höslwang im Chiemgau Pfarrkirche St. Nikolaus

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Zeitschrift der Franziskaner-Minoriten, Provinz S

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Zeitschrift der Franziskaner-Minoriten76. Jahrgang – Nr. 4 – 2010

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Kloster Höslwang im Chiemgau

Pfarrkirche St. Nikolaus

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Auf gutem Weg sind wir Fran-ziskaner immer dann, wenn wir versuchen, in die Fußstapfen un-seres Stifters zu treten. Franz von Assisi erlebte in der Begegnung mit einem Aussätzigen, den er liebevoll umarmte, das Geschenk seiner Bekehrung. Auch die ersten Minderbrüder in Deutschland fühlten sich besonders zu den Leprosen hingezogen, wenn sie neu in eine Stadt kamen und sich dort niederlassen wollten, so zum Beispiel im Herbst 1221 hier in Würzburg. Für unsere Mitbrüder in Vietnam wird es nun wohl die Arbeit in einer Leprastation sein, die ihnen das offi zielle Bleiberecht im Land ermöglichen soll. Von einer dieser Erkundungsreisen berichtet uns Minoritenpater Giorgio Abram, der sich bereits als Missionar in Ghana sehr wirkungsvoll für die Leprakranken dort eingesetzt hat.

Anfang Juli war ich wieder einmal, wie jeden Monat, in Padua, wegen der Zeitschrift „Sendbote des heiligen Antonius“, die ich Ihnen ans Herz legen möchte. Sie werden erstaunt sein darüber, wie viele Minoriten unter den Autoren Sie bereits kennen. Ein Schnupperheft schicke ich Ihnen auf Wunsch gerne zu. In Padua also traf ich oben genannten Padre Giorgio, der seinen leiblichen Bruder Giuliano besuchte, ebenfalls Minoriten-pater. Und am gleichen Tag wollte er sich dort im Konvent mit einem Vietnam-Missionar tref-fen, der sich gerade zu seinem Heimaturlaub in Slowenien aufhielt. Ich traute meinen Ohren nicht, als ich seinen Namen hörte: P. Mihael Be-nedikt Majeti . Der hatte doch in Deutschland sein Noviziatsjahr verbracht. Sein Novizenmei-ster war unser P. Leopold Mader, jetzt in Maria Eck. So hatte ich gleich Gelegenheit zu einer Art Hintergrundgespräch über Vietnam, und das in deutscher Sprache. Bei der Rückfahrt aus Padua wählte ich den Weg über Maria Eck, überbrachte meinem Kurskollegen Leopold ganz frische Grü-ße von Mihael sowie ein kleines handgefertigtes Geschenk von Waisenkindern aus Vietnam. Den

Lesern von „Friede und Heil“ versprach Pater Miha hoch und heilig, bald Nachrichten zu liefern.

Für Bruder Konrad Schlattmann aus dem Noviziat in Maria Eck war es nur ein Katzensprung bis zum Kloster Höslwang im Chiemgau, das er uns in diesem Heft vorstellt. Aus dem Ruhrpott stammend, hält er mit seiner Begeisterung für die bayerische Alpenlandschaft nicht hinter dem Berg. Die Präsentation

unserer Klosterkirchen auf der Titelseite soll als Serie weitergeführt werden, bis sie alle einmal dran waren. Dann kann gelten: An ihren Kirchtür-men werdet ihr sie erkennen.

Den Meditationsbeitrag von P. Josef Fischer „Nackt dem nackten Christus folgen“ illustrieren Fotos der Passionsspiele Kloster S warzenberg.Fordern Sie ruhig das neue Programm des Bil-dungshauses Schwarzenberg an, das auf der Rückseite des Heftes vorgestellt wird, schnup-pern Sie darin und lassen Sie sich verlocken von der Kombination aus Vielfalt und Gehalt bei den Angeboten.

Im Blick auf die Gedenktage Allerheiligen und Allerseelen möchte ich Sie auch auf die Möglich-keit hinweisen, sich selbst oder Ihre Verstorbenen in den Seraphis en Messbund einschreiben zu lassen. Wem eine Anmeldung in briefl icher Form zu umständlich ist, kann auch die Mitteilung per e-mail wählen. Falls Sie sich selbst mit dem Internet noch nicht angefreundet haben: Ihre En-kelinnen und Enkel werden da gerne einspringen und Ihnen zeigen, wie nützlich und kostengün-stig dieses neue Medium zu handhaben ist.

Nun wünsche ich Ihnen Freude bei der Lektü-re dieses Heftes und grüße ich Sie in dankbarer Verbundenheit

Ihr

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Seit vier Jahren wirken Franziskaner-Mino-riten aus der Ordensprovinz Warschau im Chiemgau. Ihr ho aufragendes Kloster Hösl-wang – der Name klingt so ri tig urbayris – kann si ni t verste en und brau t dies au ni t. Aus seinem Noviziat in Maria E besu te Bruder Konrad die polnis en Brüder im sauber renovierten Haus, stellt sie uns vor und bes reibt die we selvolle Ges i te der großen Anlage.

Der Weg um die Ecke heißt „Alpenblick“. Und treffender könnte sich nicht beschreiben lassen, was man – bei sommerlichem Wetter noch dazu – von dort aus sieht: Eine Bergkette in ihrer vollen Breite, die das komplette Sichtfeld der Augen einnimmt. Doch auch wenn man nicht am „Alpenblick“ wohnt, sondern die Adresse „Kirchplatz 3“ hat, ist einem dieses Panorama gegönnt. Das wissen sie zu schät-zen und genießen es auch, die polnischen Franziskaner-Minoriten-Brüder, die im ober-

bayerischen Höslwang das Mino ritenkloster am„Kirchplatz 3“ bewohnen.

Pfarrverband Halfing

Vier Brüder leben momentan im Kloster in Höslwang im Nordwesten des Chiemgaus, das zu den neueren Gründungen in Deutschland zählt: 2001 nahmen Brüder der Ordensprovinz Warschau ihre Tätigkeit in der Seelsorge im Pfarrverband Halfi ng auf, zu dem heute die drei Kirchengemeinden Halfing, Söchtenau und Höslwang mit der Pfarrkirche St. Nikolaus gehören. Bruder Mariusz Bykowski, der nach dem Theologiestudium an der Universität Würzburg und der Priesterweihe seine erste Stelle als Kaplan im Pfarrverband 2009 antrat, berichtet, dass ihre drei Gemeinden personell sehr gut besetzt seien im Vergleich zur aktuellen Lage des Erzbistums München-Freising: Zwei Kapläne, Br. Krzysztof Domagalski und er, und Br. Adam Salomon als Pfarradministrator und

Kloster Höslwang im Chiemgau

Die Brüder im Konvent Höslwang (v.li.): Jerzy Domino, Krzysztof Domagalski, Adam Salomon, Marius Bykowski.

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Guardian des Klosters. „Wir sind sehr froh über unsere Situation“, sagt Bruder Mariusz, „und wohnen gerne hier in diesem tollen Haus.“

Wechselvolle Vergangenheit

Das „tolle Haus“ ist das Kloster, das einer wechselvollen Nutzung in den vergangenen Jahrhunderten unterworfen war. Um das Jahr 1600 standen am schlossartigen Pfarrhof ver-schiedene Gebäude, die zum größten Teil land-wirtschaftlich genutzt wurden, in denen aber auch der dort ansässige Pfarrer wohnte. Mit der Zeit wurde renoviert, umgestaltet, abgerissen, aufgebaut, neu errichtet… Der Pfarrhof wurde 1935 schließlich nochmals umgewandelt und diente von nun an den Schönbrunner Schwes-tern als Wohn- und Erholungsheim. Erstmals trug der Trakt die Bezeichnung „Kloster“.

Nachdem die Anstalt Schönbrunn die Gebäu-de 1991 an das Ordinariat München-Freising verkauft hatte und sie dann der geistlichen Gemeinschaft Sacre Coeur von 1992 bis 2001 zur Verfügung standen, beabsichtigte das Erzbistum die Veräußerung des leer stehen-den Klosters. Doch sowohl die Pfarrgemeinde als auch die politische Gemeinde sagten ihre Übernahme zu. 2006 wurde die von der Erzdi-özese geregelte vollständige Renovierung und Sanierung des Klosters abgeschlossen, so dass nun im Ökonomie- und Klostertrakt Pfarrbüro und Pfarrzentrum angesiedelt sind und wir Franziskaner-Minoriten ins Kloster einziehen konnten, während der ehemalige Stall zum neu-en Feuerwehrhaus und zu einem Dorfgemein-schaftsraum umfunktioniert wurde. Eingeweiht werden konnte das Kloster am 13. Juni 2006, dem Festtag des heiligen Antonius von Padua.

Treffpunkt Pfarrhauslinde

Richtig wohl kann man sich auch im Garten hinter dem Haus fühlen, der von Bruder Jerzy Domino liebevoll gepfl egt wird. Bruder Jerzy bringt sich mit vielen Talenten in die Gemein-schaft ein: er ist für den Garten zuständig, er kocht, er ist als Hausmeister aktiv und aushilfs-weise in der Sakristei tätig. Pfarrkirche St. Nikolaus in Höslwang,

das Kleinod im Chiemgau.

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Neben der bunten Blumenpracht steht im Gar-ten auch eine etwas ungewöhnliche Baumruine, die jahrhundertealte „Pfarrhauslinde“. In ihrer Krone befand sich einst ein Baumhaus, in das sich die Priester gerne zu Gebet und Meditation zurückzogen. Vor allem aber entstanden hier die Predigten für die Gottesdienste, die im Dorf bald als „Baumhauspredigten“ bekannt wurden.

Empore als Hauskapelle

Etwas ungewöhnlich mag es zunächst klingen, wenn die Brüder Adam, Krzysztof, Mariusz und Jerzy erklären, dass es in ihrem Kloster keine Hauskapelle gibt. Durch eine direkte Verbindungstür haben sie allerdings Zugang zur Empore der Pfarrkirche St. Nikolaus, wo sie sich täglich mehrmals zum Gebet versammeln. In der Zeit der Spätgotik, also der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, wurde die Pfarrkirche neu erbaut; im 17. Jahrhundert erhielt sie eine vollständige Renovierung und eine komplett

neue Innenausstattung im Frühbarockstil, bevor sie im 18. Jahrhundert gänzlich

barockisiert und mit reicher,formvollendeter

Stuckatur ausgeschmückt wurde, die zu den künstlerisch wertvollsten Stuckaturen des Chiemgaus zählt. Aus etwa dieser Zeit stam-men auch die bis heute im Rokokostil erhal-tenen Hoch- und Seitenaltäre, die Kanzel und das Gestühl. Bei der letzten umfangreichen Renovierung in den 1970er Jahren war es den Einwohnern ein großes Anliegen, die 50 Jahre zuvor angebaute Vergrößerung der Kirche ebenfalls mit Stuck zu komplettieren.

Von ferne erspäht man bereits die auf einem der schönsten Aussichtspunkte des Chiem-gaus gelegene, bei Dunkelheit beleuchtete Kirche von Höslwang, dessen Name etwa „mit Haselstauden bewachsener Hang“ bedeutet. Kein Wunder, dass die vier Minoritenbrüder, obwohl aus Polen stammend, gerne in der Seelsorge in Oberbayern aktiv sind. Vielleicht auch, weil der Pelhamer Badesee fast direkt vor der Haustür liegt…

Br. Konrad Schlattmann

Minoritenkloster HöslwangKirchplatz 3

83129 HöslwangTel.: 0 80 55 / 90 31 3 – 0

Fax: 0 80 55 / 90 31 3 – 20

Reichlich Platz für Gäste, die „Kloster auf Zeit“ gebucht haben. Fotos: Andreas Murk

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In zeitli er Nähe zum Franziskusfest am4. Oktober häufen si die Ordensjubi-läen, weil da in unserer Provinz tradi-tionellerweise das Noviziatsjahr be-ginnt und dann au die Erstprofess abgelegt wird. Dieser Beitrag zeigt auf, wie radikal der Weg war, den unser Ordensvater gewählt hat, und worauf si einlässt, wer Minderbru-der / Minders wester werden will.

In diesen Tagen des Frühherbstes stehen für Menschen meines näheren Um-feldes einschneidende Abschiede und

Übergänge ins Haus. Ordens-intern fi nden wir im Kalenderu n s e re r P ro v i n z u m d a s Fran z is kusfest zu AnfangOktober traditionell die Termine für den Beginn des Noviziats-jahres und die Feier der Profess, also der Ablegung der heiligen Gelübde. Wie gut ist es doch, und gar nicht so selbstverständlich, dass es Menschen gibt, die sich heutzutage für diese verbind-liche Lebensform entscheiden (kön-nen), und dass andere sie begleiten!

Die folgenden Gedanken wollendiese Einschnitte von einer geistlichen Seite beleuchten, die Simone Weil – die radikale Gottsucherin unserer Zeit – auf den Punkt brachte: „Der Held trägt Rü-stung, der Heilige ist nackt.“ Die Impulsesind vor allem, aber nicht ausschließlich,

den jungen Schwestern und Brüdern in der franziskanischen Nachfolge gewidmet.

Rüstung und Nacktheit

Vier kleine Annäherungen an die Fra-ge nach Rüstung und Nacktheit seien vorangestellt. Beide Begriffe sind ambivalent besetzt und lassen vieles mitschwingen. Äußere und innere

Rüstungen können Ausdruck von be-rechtigten Sicherheitsbedürfnissen sein, jedoch auch Formen einer lebensfeind-lichen Abwehr

bis hin zum kollektiven Wahn des overkill. Nacktheit schließt positiv das Vertrauen auf eine innere, geheimnisvolle Macht ein, die uns umhüllt und be-schützt. Allerdings meint Nackt-heit auch Verletzbarkeit, bis hin zur Entwürdigung von Men-schen in Lager und Gefängnis.

Weiterhin berühren wir mit demLeitwort der französischen Jüdin

„Der Held trägt Rüstung, der Heili ge ist nackt“ – Simone Weil stand dem katholischen Glauben sehr nahe – ein intimes Thema. Scham ist kein Gedanke, sondern ein Gefühl, das gesellschaftlich schon lange in einer

Nackt dem nackten Christus folgen

San Francesco, Arezzo

Foto: Stefan Diller

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heftigen Auseinandersetzung ist. Die einen kämpfen um die Überwindung von Scham als dem Überbleibsel einer verklemmten Moral (siehe die schrillen Formen der Selbstdarstel-lung auf der Straße, vielleicht auch als Schrei nach Individualität, bei Christopher Street Paraden). Die anderen streiten für die Achtung von Schamgrenzen, aus Ehrfurcht vor dem Einzelnen und seiner Intimsphäre.

In einer Gesellschaft, in der Sehen und Gese-henwerden vorherrschen, mit einer gewissen Lust an der Zurschaustellung, machen sich Gegentrends bemerkbar. Stars bekennen, dass man sie nackt nie sehen werde; andere stehen auf gegen das Durchleuchtetwerden bis auf die Knochen an Flughäfen und im Internet.

Nackte Tatsachen

Ein weiterer Aspekt zeigt die Bedeutung von Nacktheit in den monotheistischen Religionen.

Die rituelle Reinigung setzt nackte Füße und Hände voraus, die gewaschen werden, bevor der einzelne Mensch dem Heiligen begeg-net. Ein Muslim vollzieht vor dem Betreten der Moschee Waschungen, notfalls mit Sand (siehe den eindrücklichen Film: „Die lange Reise“). Die jüdische Tradition sieht ebenfalls Waschungen als religiöse Rituale vor. Ijob deutet den Lebensanfang und das Lebensende glasklar als „nackte Tatsachen“ und fordert zum Lobpreis des Allmächtigen auf: Nackt kam ich hervor aus dem Schoß meiner Mutter; nackt kehre ich dahin zurück. Der Herr hat gegeben, der Herr hat genommen; gelobt sei der Name des Herrn (Ijob 1,21). Es ist wahr: Gerade im Sterben gibt es nichts mehr über die nackte Haut zu ziehen, etwa Abzeichen des Erfolgs, irdischer Auszeichnungen oder „Würden“. In der christlichen Frömmigkeit sei nur an das Bad der Taufe als Initiationssakrament erin-nert, an das Sichausstrecken auf den Boden am Karfreitag als Eröffnungsritual und an die Händewaschung bei der Gabenbereitung in der

Schwarzenberger Passionsspiel 2010 Fotos: Andreas Murk

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Messfeier. Es gibt, im Gegensatz zur gefürch-teten Entblößung, eine existenzielle Nacktheit.Sie macht empfänglicher für das Geheimnis Gottes und für seine Fülle.

Die vierte Annäherung ist persönlicher Natur. Bei allem geistigen Plädoyer gegen eine Er-starrung in Hochrüstung persönlicher und gemeinschaftlicher Art und zugunsten einer menschlichen und göttlichen Liebe, die um Wertvolles weiß und jede Form der Beschä-mung meidet, dürfen wir einmal innehalten und uns fragen: Wo ist man gut bzw. weniger gut mit meiner Nacktheit umgegangen? Wo war jemand nackt, und ich habe ihn bekleidet? Und noch einmal die Wendung vom Du zum Ich: Kann ich mich ohne alles Drum und Dran

in die Gegenwart meines Schöpfers stellen in dem großem Vertrauen, dass er mich behutsam umhüllt?

Der nackte Gekreuzigte

Mir persönlich hilft dazu der Blick auf den Gekreuzigten! Denn Franziskus macht es einfach vor. Er lehrt dies als junger Mann vor dem Bischof bei seinem dramatischen Abschied vom Vater und bei seinem Sterben am Boden in Portiunkula. Der Heilige ermutigt, sich sprich-wörtlich „nackt dem Nackten“ zu überlassen. Franz von Assisi formuliert sein innerstes Motiv des Anvertrauens in schlichten Worten. Der Herr will von mir, dass ich nichts für mich

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Die Blöße der Kirche

Die nackte Wahrheit trifft uns als Kirche. Ihre Blöße wird hierzulande in den letzten Monaten besonders schmerzlich offenbar. Sie lässt sich nicht verbergen. Einige Meinungsmacher in den Medien legen den Finger immer wieder auf die Wunden. Aus welchem Interesse heraus?Der Heilung? Die Nacktheit wird greifbar in folgenden, nicht schön zu redenden Gege-benheiten: ein Defizit an gesellschaftlicher Bedeutung, Mangel an Priestern und Gläu-bigen, Verlust an Glaubwürdigkeit nach außen und nach innen infolge von Schuld, Armut an geistlicher Inspiration. Mit dem Visionär Johannes auf Patmos können wir sagen, dass wir „elend, erbärmlich, arm, blind und nackt“ sind (Offb 3,17).

Was lässt uns für die Zukunft dennoch hoffen in dieser massiven Erschütterung? Wir geben uns keine Blöße, wenn wir uns in dem, wofür wir uns schämen und woran wir Mangel leiden, anschauen und versöhnen lassen vom nackten Gekreuzigten. Das ist die spirituelle Herausfor-derung für den einzelnen, die Gemeinden und Gemeinschaften.

Da dürfen, da müssen alle Bemäntelungen fal-len. Nach außen können wir den Boden neuen Vertrauens vielleicht dadurch zurückgewinnen – so die Anregung eines älteren Mitbruders in meinem Konvent -, dass wir entsprechend Mt 25 leben: „den Nackten bekleiden“, dem bedürftigen Menschen wahrhaftig, ohne Be-schämung und Überheblichkeit, unspektakulär zugewandt bleiben. Ein mühsamer, aber ein vertrauensbildender Weg!

P. Josef Fischer

selbst zurückbehalte, damit mich der ganz aufnehmen kann, der sich mir ganz schenkt. In diesem Sinn bewegt der Poverello besonders seine Brüder Priester zur Hingabe. Das setzt ein unverschämtes Gottvertrauen frei, das bei Franziskus gepaart ist mit einem Vertrauen auf die Menschen, durch die er den göttlichen „Mantel der Gerechtigkeit“ (Jes 61,10) wie eine Hülle spürt.

Wer ist dieses nackte Gegenüber? Die Evange-listen beschreiben das Detail der Entkleidung Jesu auf Golgotha verschieden. Bei Matthäus heißt es am unmissverständlichsten: „Sie zogen ihn aus … und verteilten seine Kleider unter sich“ (Mt 27,28.35). Es gehörte zur Entwürdi-gung des Verbrechers, ihn so der gaffenden Menge schutzlos preiszugeben. Die nackte Wahrheit ist keine abstrakte Formel, sondern leibhaftig in Person: der Mann aus Nazareth. Der Karfreitag bringt schonungslos an den Tag, wie der Mensch den Menschen, mehr noch, wie er seinen Gott entwürdigt. Zur Beschämung derer in den Uniformen, noch mehr derer, die tatenlos zusehen und mit vermeintlich reiner Weste und scheinbar unbeteiligt zuschauen!

Die Schwarzenberger Passionsspiele beleuch-ten diesen Aspekt der Mitschuld des Publikums sehr eindrücklich und münden in die österliche Zuversicht, dass der eine dem anderen in der Kraft des Auferstandenen zum achtsamen Bru-der, zur mitleidenden Schwester werden kann. Jesu göttliche Liebe ist nicht aus der Welt zu schaffen. Die nackte Wahrheit ist nur schwer zu ertragen. In der Markuspassion lässt ein junger Mann sein Leinentuch fallen, als man ihn festhalten will (Mk 14,52). Das nackte Entsetzen hat ihn gepackt.

Gebetsmeinungen der M.I.

SeptemberDu Schmerzensmutter und

Königin der Märtyrer, lass uns nach deinem Beispiel das

Kreuz Jesu als Zeichen unserer Erlösung annehmen.

Oktober Mutter Jesu, lehre uns, unserem Taufversprechen treu, offen zu

werden für Mission, Dialog und Gastfreundschaft.

November Lass uns Jesus erkennen,

deinen Sohn, im Angesicht der Migranten und Fremden, die

unter uns leben.

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Minoritenpater Giorgio Abram aus unserer Ordensprovinz Padua wirkt als Missionar in Ghana. Der Generalminister s i te ihn im Februar 2009 auf eine Erkundungsreise nach Vietnam. Er sollte herausfinden, wie unsere Mitbrüder dort im Land ein offi zielles Bleibere t erhalten könnten. Es bietet si der klassis e Weg des heiligen Franziskus an, ein Leben unter den Aussätzigen. Tief beeindru t vom S i sal der Leprakranken in der Siedlung Van Mon verspri t Padre Giorgio: I komme zurü , mit konkreter Hilfe.

2010 ist ein Jubiläumsjahr für Vietnam, denn seit 350 Jahren gibt es dort Christen. Zudem fei-

ert Hanoi, die Hauptstadt im Norden Vietnams, im Delta des Song Hong (Roter Fluss) gelegen, ihr tausendjähriges Jubiläum, denn sie wurde nachweislich 1010 gegründet. Doch sind Sie jemals mit einem Taxi durch Hanoi gefahren? Bereits an normalen Tagen ist der Verkehr cha-otisch. Doch heute morgen, am 26. Februar, reg-net es, und da gibt es kein Durchkommen mehr, auch nicht bei ununterbrochenem Hupen. Der Taxifahrer zeigt mir stolz seine beiden Hupen: „Wenn die eine kaputt geht, habe ich eine zwei-te. Ohne Bremsen könnte ich fahren, aber nicht ohne Hupe!“ Bei sechs Millionen Einwohnern dürften mehr als zwei Millionen Mofas unter-wegs sein, dann noch Fahrräder, Dreiräder,

Lepra-Lepra-SiedlungSiedlung Van Mon in Vietnam Van Mon in Vietnam

Vietnam – eine Kirche der Märtyrer

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Karren: Sie schwärmen in alle Himmelsrich-tungen aus, überqueren Kreuzungen ohne ein Signal zu geben, Ampeln dienen wohl eher zur Dekoration! Eine ganze Stunde lang quälen wir uns durch dieses Chaos bis an die Peripherie der Hauptstadt. Jetzt liegen Reisfelder vor uns, unendliche Weiten, und ein Grün, soweit der Blick reicht. Smaragdgrün. Es lässt das Grau der Wolken vergessen und leuchtet gegen das trübe Wasser und den bleigrauen Himmel an.

Leprakranke am Roten Fluss

Und hier sind wir endlich am Song Hong, dem Roten Fluss. Eine neue, mautpfl ichtige Brücke überspannt ihn mächtig. Vor ihrem Bau musste man sich in die Schlange einreihen für die Fäh-re. Die umständliche Zufahrt dürfte der Grund sein, warum sich das Leprazentrum am gegenü-berliegenden Flussufer befi ndet: Für lange Zeit war die Leprastation nahezu unerreichbar, iso-liert vom Rest der Welt. Das war schon immer das Schicksal der Leprakranken: von der Welt abgeschieden und vergessen zu leben.

Und für viele von ihnen gilt das auch heute noch – eine anachronistische Isolation. Van Mon ist eine Siedlung für Leprakranke, und viele nennen sie immer noch „die Kolonie“, auch wenn sich langsam etwas verändert. Der Taxifahrer muss drei oder vier Mal anhalten, um nach dem Weg zu fragen. Eine schmale, kurvenreiche Straße schlängelt sich durch die Reisfelder. „Wir haben Glück“, sagt mir mein Begleiter, „vor zwei Jahren, als ich anhielt, um nach dem Weg zu fragen, kam sofort ein Poli-zist und schickte uns zurück, sobald er erfuhr, wohin wir wollten.“ Heute jedoch kommen wir ohne Probleme ans Ziel, abgesehen von einigen abrupten Bremsmanövern auf dem weißen Kies und abenteuerlichen Strecken im Rückwärtsgang, vorbei an klapprigen, doch vollbeladenen Lieferwagen.

In der Leprastation Van Mon

Der Direktor der Leprasiedlung Van Mon ist sehr freundlich. Wir wurden erwartet. Zum

Empfang schickte er uns eine gut aussehende, junge Dame, die bestens vorbereitet ist. Nach ersten Informationen über den Ort, seine Einrichtung und deren Zweck, musste ich sie einfach fragen: „Und was hat Sie selbst hierher verschlagen?“ Die Antwort war abzusehen: „Meine Eltern lebten hier, und ich bin zum Arbeiten zurückgekommen.“ Ein Zeichen des guten Willens und der Anteilnahme am Leid der anderen? Der Wunsch, endlich das Stigma loszuwerden? Oder Nachhall eines Lebens in der Ausgrenzung und der Scham darüber, Tochter von Leprosen zu sein?

Der medizinische Leiter arbeitet seit 24 Jahren hier. Er wirkt selbst wie ein Ausgegrenzter. Oder vielleicht ist er es sogar? Er drückt mir mehrmals die Hand (aber immer noch seltener als am nächsten Tag nach zwei Bier). Abwer-tend spricht er von Medikamenten und deren Wirkung. Aber er strahlt, als ein winziger Priester im schwarzen Talar das neue, große Büro betritt: Don Giuseppe, und ohne dass ich davon weiß – man spricht hier eine Sprache, die ich nicht verstehe – bringt dieser einen Blumenstrauß und ein Geschenk in meinem Namen mit. Ich verstehe aber sofort, dass nicht allein das Geschenk Grund für diesen abrupten Stimmungswandel des Direktors ist, sondern die Anwesenheit des Priesters: Wir tauschen Komplimente aus und klopfen uns vertraut auf die Schultern, so, als wären wir alte Bekannte.

Im Habit, oder besser in zivil?

Ich wundere mich weiter: Mir hatte man ge-raten, ich solle ja nicht sagen, dass ich Priester

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sei, um unnötige Kontrollen durch die Polizei zu vermeiden. Und jetzt steht da ein Priester im Talar vor mir – und ihm gegenüber ein rigoros atheistischer Regierungsfunktionär. Aber Don Giuseppe hat keine Angst: Von seiner Pfarr-gemeinde – zu ihr gehört außer zwei Dörfern inmitten der Reisfelder auch die Leprakolonie – stammen aus den Jahren 1745-1862 viele vietnamesische Märtyrer. 117 von ihnen hat Papst Johannes Paul II. am 19. Juni 1988 heilig-gesprochen. Ihr Festtag ist der 24. November. Vierzehn dieser Märtyrer sind würdevoll vor der großen Kirche bestattet, die erst vor zehn Jahren erbaut wurde. Die Gläubigen stehen in dieser Tradition und sind darauf eingestellt, dass sie mit Verfolgungen rechnen müssen. Bei der Unterhaltung treten nach und nach die Probleme ans Tageslicht, aber auch das Engagement vieler Katholiken. Es gibt zwei Ordensschwestern, die aber in Zivil auftreten und in der orthopädischen Werkstatt arbeiten. In dem niedrigen Raum werden mit einfachsten Mitteln Spezialschuhe angefertigt. Dann gibt es noch zwei weitere Ordensschwestern, schon eher als solche erkennbar. Hinzu kommen Frei-willige aus der Pfarrgemeinde, Krankenschwe-stern, Köche, Müllmänner und Gärtner. Viele von ihnen sind katholisch und alle sprechen Don Giuseppe mit „Pater“ an; bald wenden sie sich in dieser Form auch an mich.

Pragmatischer Atheismus

Dr. Ha Van, der Direktor, ist davon überzeugt, dass die Religion und die Anwesenheit von christlichen Freiwilligen grundlegend wichtig sind für die körperliche Gesundheit, da wir ja schließlich aus Seele und Körper bestehen. Welch pragmatischer Atheismus! Er scheint besorgt zu sein wegen der alten Kirche aus dem Jahr 1935. Sie hat Risse, und er hat Angst, dass sie über den Gläubigen zusammenbre-chen könnte. Und die neue kann die vielen Gläubigen nicht fassen. Die Pagode des Ortes ist wesentlich weniger gut besucht.

Es herrscht große Aufregung überall, denn morgen wird in Vietnam der Tag der „Medizi-nischen Mitarbeiter“ gefeiert, so lasse ich mir die Inschrift auf dem fl ammendroten Poster übersetzen, das an der Außenwand des Haupt-gebäudes hängt. Es ist das gleiche Rot, in dem die Fahnen an den Straßen leuchten, die den weißen Stern oder Hammer und Sichel tragen. Ein Jahr bietet viele Feiertage, die den verschie-denen Arbeitern gewidmet sind: den Fischern, den Bauern, den Fabrikarbeitern…

Ob ich will oder nicht, ich werde in die Festvor-bereitungen eingespannt. Eigentlich hätte ich schon genügend Material, um einen Bericht zu

schreiben und eine Hilfsaktion in die Wege zu leiten, aber ich kann mich nicht einfach so aus dem Staub machen. Deshalb verbringe ich den 27. Februar zwischen den Tischen, wo fast900 Patienten feierlich tafeln, und zwar mit Speisen, die ich niemals probieren könnte. Zum Beispiel: ein Pudding aus frischem Schweineblut und Enteneier – mit einem Küken drin. Ich glaube, dass Sie nie wieder Eier essen würden, wenn Sie die Fotos sähen! Aber es gibt auf jeden Fall auch bitteren Tee, von dem ich mindestens 30 Tassen täglich trinken muss.

Die anhänglichen Zwillinge mit unserem Dolmetscher

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wie menschliche Wesen. Sie lassen mich keine Sekunde allein und wollen, dass ich ihnen immerzu die Hand halte. Und viele andere, hauptsächlich ältere Menschen, die zwar von der Lepra, nicht aber von der Isolation geheilt wurden, mit schweren Verstümmelungen. Und dann noch ..., aber nun ist es wirklich Zeit zum Aufbrechen. Wieder Abschiedsgrüße und Versprechen und freundschaftliches Schulter-klopfen. Und die Lust, zurückzukommen, aber diesmal mit einer konkreten Hilfe und einem ausgearbeiteten Programm.

P. Giorgio Abram

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Die Minoritenpatres Martin Mai (in Saigon geboren) und Giorgio Abram mit dem Direktor der Leprasiedlung Van Mon, Dr. Ha Van, und Pfarrer Don Giuseppe. Foto: MSA

Ich lass’ euch nicht allein!

Die letzten Abschiedsworte vor der Rückkehr in die chaotische Stadt und ihren Flughafen. Eine alte, ehemals leprakranke Frau ist durch eine Hüftgelenksfraktur ans Bett gefesselt. Sie lässt mir sagen, dass sie in dem Bett liegt, in dem kurz zuvor ihre gute Freundin mit über 90 Jahren gestorben ist. Sie fl üstert: „Ich bete, das sie mich bald abholen kommt.“

Und die beiden von ihrer leprakranken Mutter verlassenen Zwillinge, die an einer seltenen Hautkrankheit leiden, vielleicht noch eine Auswirkung der Nervengas-Angriffe der Amerikaner vor drei Generationen: Die Zwil-linge sehen eher aus wie kleine Monster als

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Wir gratulieren unseren Mitbrüdern

zu 50 Ordensjahren am 18. Sep-tember P. Wiktor Ja ec Beicht-vater an St. Peter im Vatikan

zu 50 Ordensjahren am 11. Ok-tober P. Leo Beck Provinzial-minister Würzburg

zu 50 Ordensjahren am 11. Ok-tober P. Dr. Anselm Kraus im Minoritenkloster Schwarzenberg

zu 60 Lebensjahren am 20. Sep-tember P. Paul-Maria Klug im Franzis kanerkloster Würzburg

zu 80 Lebensjahren am 1. Ok-tober P. Liborius Lengler im Franziskanerkloster Würzburg

zu 80 Lebensjahren am 13. No-vember P. Berard Schlör im Minoritenkloster Maria Eck

zu 50 Lebensjahren am 27. Okto-ber P. Miguel Sto inger Missi-onar in Chimbote/Peru

Zur Aufnahme in den Seraphischen Messbund genügt eine formlose Anmeldung.

Beitrag für die Aufnahme Lebender (mit voller Anschrift) je 25,– €

Beitrag für die Aufnahme Verstorbener (Name, Vorname) je 10,– €

Bestellung von heiligen Messen nach besonderer Meinung (Intention)Stipendium jeweils 10,– €

Bestellung der Wunderbaren Medaille in Cellophanhülle, mit zwei Gebeten. Stückpreis 50 Cent, zuzüglich Briefporto.

Bestellung der Monatszeitschrift Sendbote des heiligen AntoniusJahres-Abonnement 27,– €

Bestellungen an: Ordensapostolat Postfach 11 05 62 97032 Würzburg [email protected]

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M. I.

FRIEDE UND HEIL, Zeitschrift der deutschen Franziskaner-MinoritenHerausgeber: Deutsche Franziskaner-Minoriten-Provinz St. Elisabeth, Franziskanergasse 7, Würzburg, Tel. 09 31/3 09 01-0, Fax 09 31/3 09 01-21,e-mail: [email protected].

Kurzadresse: Ordensapostolat Postfach 11 05 62 97032 Würzburg

Redaktion: P. Dr. Polykarp Götz OFM Conv. Mit kirchlicher Druckerlaubnis.Druck: Benedict Press, 97359 Münsterschwarzach. Erscheinungsweise: fünfmal jährlich.Die Zeitschrift FRIEDE UND HEIL vermittelt den Mitgliedern der Franziskanischen Gemeinschaft (FG), der Marianischen Initiative – P. Kolbe (M.I.) und des Seraphischen Meßbundes sowie Freunden und Wohltä-tern unseres Ordens und seiner Missionen Anregungen für ein christliches Leben im Geist Mariens und des heiligen Franziskus. Statt eines Abonnements bitten wir alle Bezieher, einen Unkostenbeitrag von mindestens 10,– € pro Jahr an uns direkt (oder an unsere Förderer zwecks Sammelüberweisung) zu entrichten.Unser Konto: Ordensapostolat, LIGA Regensburg (BLZ 750 903 00) Kto. 3016307 IBAN: DE88 7509 0300 0003 0163 07 BIC (SWIFT-Code): GENODEF1M05.

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Konsekration des Altares

Der Altar wird zum Christus-Symbolzei en konsekriert. In den Altarkörper werden die fünf Wundkreuze Jesu eingemeißelt. Der Altar wird mit dem gregorianischen Weihwasser zum Christussymbol „getau “ und dur die Besiegelungs-Salbung der fünf Wundmal-Kreuze „gefi rmt“.

Bei der Altarkonsekration folgt darauf das symbolische Opfer: In diesen Wundmalkreu-zen wird Weihrauch aufgehäuft und angezün-det. Während nun aus diesen fünf Wandmal-Symbolen Christi die Opferfeuer lodern, richtet der Bischof in der Epiklese an den Heiligen Geist ungefähr folgende Bitte:

Alle Opferungen, die zu allen Zeiten die Gläu-bigen auf diesen Altar bringen, mögen durch das Wirken des Geistes Gottes in den jeweiligen Messen hineingezündet und hineingewandelt werden in das eucharistische Konsekrations-opfer Christi. Wenn sie ihn in der Kommunion empfangen, möge er ihnen die Kraft bringen, stetig ihr Leben voll darzubringen als Vor-opfer für sein eucharistisches Opfer, und auch ihr Sterben in den Tod Christi hineinzuopfern, um so einmal fähig zu werden zum Mitvollzug seines Himmelsopfers vor dem Vater.

Als dem heiligen Franz bei der Stigmatisation die fünf Wundmale des Herrn eingeprägt wurden, wurde er zum lebendigen Altar mit Christus konsekriert, weil sein Leben in den Altar-Christus, in den Priester-Christus und in das Opfer Christi in Person hineingemündet ist. Es spricht wieder für seine gläubig tiefe Erfassung des Messopfers, wenn Franziskus den Feldstein, auf dem er den Seraph gesehen hatte, durch Bruder Rufi n und durch Bruder Leo mit Öl zum Altar-Gedenkstein salben ließ.

Die Jakobsleiter Genauso hat es Jakob gemacht, als er in der Vision der Himmelsleiter Christus als den „Altar-Weg“ zum Vater vorausschauen durfte: „Auf der Erde stand eine Leiter, deren Spitze bis zum Himmel reichte, darauf stiegen die Engel Gottes auf und ab und oben stand der Herr … Jakob erwachte und sprach: Wahrlich, der Herr ist an dieser Stätte und ich wusste es nicht. Hier ist wirklich das Haus Gottes und Pforte zum Himmel. Frühmorgens nahm Jakob den Stein, den er zum Kopfpolster gemacht hatte, stellte ihn als Malstein auf und goss Öl darüber. Er nannte jenen Ort Bethel (Haus Gottes)“ (Gen 28,12-19). Dieser Platz war für Jakob dann Altar und Opferstätte.

Sofort zu Beginn seiner öffentlichen Tätigkeit bezieht Jesus diese Vision auf sich: „Du wirst Größeres sehen als das: Amen, Amen ich sage euch, von nun an werdet ihr den Himmel offen und die Engel Gottes über dem Menschensohn auf- und niedersteigen sehen“ (Joh 1,50f). Damit erklärt sich Jesus als den Altar-weg zum Vater in Person.

Aus dem Nachlass von P. Dr. Agathon Kandler

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Bildungshaus Kloster Schwarzenberg

Neues Programm 2010/2011P. Josef Fischer, Leiter des BildungshausesKloster Schwarzenberg, überreicht am18. Juli das erste Exemplar des nochdruckfrischen Jahresprogrammes 2010/2011 seinem Diözesanbischof, dem Bamberger Erzbischof Dr. Ludwig Schick.

Unter dem Motto Bildung – Begegnung – Stille werden angeboten: • Pilger- und Studienreisen (z.B. nach Zypern, Armenien, Israel oder Padua) • Fastenseminare • Kommunikations-Schulungen• Veranstaltungen auf den Gebieten Kreativität, Bibel und Glaube, Exerzitien …

Die Franziskaner-Minoriten im BildungshausKloster Schwarzenberg wollen weiterhinviele Menschen ansprechenund Orientierungshilfen fürs Lebenund für den Glauben bieten.

Programm kostenlos bei:Kloster Schwarzenberg, 91443 ScheinfeldTel. 09162/928890 oder [email protected]

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